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Gewaltfreie KommuniKation - Bundesverband Mediation eV

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15 Jahre BM<br />

29<br />

Ich kam aus der Wirtschaft, ziemlich flott drauf,<br />

zweite Führungsebene, Industrie. Im September<br />

1995 traf ich Hannes Steffen beim Mega-Event<br />

zur Gründung der Friedensuniversität Berlin. Er erzählte<br />

mir, wie <strong>Mediation</strong> funktioniert. Sofort war<br />

mir klar, dass es „da lang” geht. Am gleichen Tag<br />

erzählte mir ein ganz anderer Mensch von einer<br />

<strong>Mediation</strong>sausbildung, auch die bei Gründern<br />

des BM – das war mir damals natürlich nicht klar.<br />

War es Zufall oder nicht, meine Reaktion schien<br />

mir notwendig. 1998 hatte ich meinen Job aufgegeben,<br />

interkulturelle Beziehungen studiert, eine<br />

<strong>Mediation</strong>sausbildung gemacht und war selbständig<br />

beratend tätig. Mit dem gleichen Tempo<br />

besuchte ich meine erste Mitgliederversammlung<br />

beim BM. Auch da war mir gleich klar: hier<br />

will ich bleiben. Der damalige Vorstand fand das<br />

auch und bat mich, mitzumachen. Das tat ich<br />

dann auch. Das war noch im Jahr vor der Mitgliederversammlung<br />

in Kröchlendorff.<br />

In den letzten Sitzungen dieses Vorstands wurden<br />

einige Grundlagen des Vorgehens, Pläne für den<br />

Umgang mit den aufgetretenen Engpässen von<br />

zwei erst kürzlich gewählten Vorstandsmitgliedern<br />

(von mir und von Hendrik Middelhof) vorgelegt<br />

und unterstützt, besonders auch von Tilman Metzger,<br />

dem damaligen 1. Vorsitzenden. Es ging darum,<br />

Strukturen und Abläufe zu schaffen, die den<br />

veränderten Anforderungen besser gerecht würden.<br />

Es ging auch darum, die Überlastung der<br />

Aktiven als Warnzeichen zu nehmen und entsprechend<br />

zu agieren. Es gab da eine Vorstands-Sitzung,<br />

zu der die einen knapp kamen wegen<br />

Motorschadens, jemand anderes war krank geworden<br />

oder hatte einen Unfall – irgendwie war<br />

es bei allen knapp, gefährlich, die Kräfte auf Reserve<br />

(so mein Eindruck). Als dann Tilman Metzger<br />

mitteilte, dass er nicht weiter 1. Vorsitzender sein<br />

würde und mich ziemlich direkt als Nachfolgerin<br />

ansprach, war ich zuerst sehr erstaunt, es kam<br />

mir dann aber logisch vor bei dem Tempo und<br />

den Vorschlägen, die ich vorgelegt hatte. Und<br />

dass jemand diese Aufgabe übernehmen musste,<br />

schien mir notwendig zu sein.<br />

Den nach Kröchlendorff folgenden Veränderungen<br />

lagen also klare Pläne zugrunde. Sie waren<br />

vom alten und neuen Vorstand getragen,<br />

auch Katharina Sander war mit dabei, sie wurden<br />

kontrovers diskutiert und dann in der Mitgliederversammlung<br />

genehmigt.<br />

Der neue Vorstand war in Kröchlendorff dazu angetreten,<br />

bewusst Strukturen zu schaffen, die den<br />

gewachsenen Aufgaben gerecht werden und<br />

das vorausgeahnte und gewünschte weitere<br />

Wachstum vorzubereiten. Dabei ging es noch<br />

im Wesentlichen nicht um die Strukturen, sondern<br />

um etwas anderes: Würden wenigstens Teile<br />

eines so idealistischen „Sponti”-Vereins” (Ausdruck<br />

in Kröchlendorff von Ortrud Hagedorn) überleben<br />

können? Oder würde der Verband durch einen<br />

von zwei möglichen Schrecken untergehen: entweder<br />

– ohne Veränderung der Abläufe – in der<br />

Arbeit ertrinken? oder alle Spontaneität und die<br />

eigenen Wurzeln verlieren?<br />

Als Kandidatin zur Vorstandswahl und dann als<br />

1. Vorsitzende hatte ich mich bewusst gegen das<br />

Engagement in anderen Verbänden und für den<br />

BM entschieden. Die Menschen und die Atmosphäre<br />

im BM, ihre spezifischen Werte und Ideale,<br />

der bisherige kreative, lebendige und warmherzige<br />

Weg: Das war es, was die <strong>Mediation</strong> in<br />

Deutschland brauchte – so dachte ich und so<br />

denke ich. Die geschäftstüchtigeren anderen Verbände<br />

würden schon von Haus aus überleben –<br />

sie haben das ja auch getan.<br />

Ich war angetreten, Veränderungen der Strukturen<br />

und Abläufe nicht als Selbstzweck zu schaffen,<br />

sondern als solche, die es erlauben würden,<br />

die Wurzeln der <strong>Mediation</strong> und des BM zu pflegen<br />

und die Ideale dieses Verbands zu hegen<br />

und weiter zu entwickeln, so wie die Struktur eines<br />

Baumes die eigenen Wurzeln schützt. Ich war<br />

und bin überzeugt, dass es für die <strong>Mediation</strong> essentiell<br />

wichtig war und ist, das ganz Spezifische<br />

was den BM ausmacht, zu erhalten und wachsen<br />

zu lassen.<br />

Ob die Strukturen und wir als Mitglieder und als<br />

Funktionäre alles Schützenswerte tatsächlich geschützt<br />

haben, ob wir also dieses Ziel dauerhaft<br />

erreichten und weiter erreichen – das kann man<br />

immer mal wieder fragen.<br />

Jedoch auch ohne Veränderung der Abläufe<br />

und Strukturen war die Frage, die sich stellte, ob<br />

der BM bereits dem Untergang geweiht war? Wir<br />

waren so gut wie „pleite”: Finanziell gab es kein<br />

Polster – wie sollten wir weitermachen? Fast alles<br />

wurde ehrenamtlich getan, die Kräfte vor allem<br />

der Gründer-Vorstände waren sehr strapaziert,<br />

die nunmehr fast 200 Mitglieder waren bunt gemischt<br />

und es musste zusätzlicher Raum entstehen,<br />

die nötigen Grundsatzdiskussionen zu führen.<br />

Ein Begriff hing über vielen Sitzungen wie ein<br />

Schwert: „Professionalisierung” – würde diese uns<br />

spalten oder würde sie gänzlich an uns vorüber<br />

gehen – und nur die anderen Verbände und ihre<br />

Mitglieder erfolgreich machen?<br />

Spektrum der <strong>Mediation</strong> 28/2007 – Fachzeitschrift des <strong>Bundesverband</strong>es <strong>Mediation</strong> e. V.

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