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Gewaltfreie KommuniKation - Bundesverband Mediation eV

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15 Jahre BM<br />

27<br />

dass sie zeigen, was in ihnen lebendig ist und dies<br />

oft die Ursache von Konflikten ist, sehe ich <strong>Mediation</strong><br />

auch als ein Beitrag zur Genderkompetenz.<br />

Diesen Begriff, geschweige denn die Anerkennung<br />

von Genderkompetenz als ein erstrebenswertes<br />

Ziel, gab es Anfang der 90iger Jahre noch nicht.<br />

Der transformierende Aspekt der <strong>Mediation</strong>, so<br />

wie wir, Christoph und ich, ihn verstanden, wurde<br />

erstmals in „The Promise of <strong>Mediation</strong>” (Bush und<br />

Folger. San Francisco 1994) formuliert. Seitdem<br />

hatte unser Ansatz einen Namen und wurde als<br />

selbständige Richtung der <strong>Mediation</strong> etabliert.<br />

Mir war auch immer wichtig, dass wir das selbst<br />

anwenden, was wir lehren, nämlich die <strong>Mediation</strong>.<br />

Ich erinnere mich an mehrere Vereinssitzungen,<br />

in denen ich mich als die Mutige ansah,<br />

meine Gefühle ernst zu nehmen und eine <strong>Mediation</strong><br />

zu erbitten, um Konflikte aus dem Weg<br />

zu räumen. Der Widerstand dagegen kam aus<br />

dem Druck, nicht genügend Zeit zu haben,<br />

die Liste der Tagesordnungspunkte abzuarbeiten<br />

oder überhaupt dagegen sich zu offenbaren<br />

und den eigenen Schmerz anderen zu zeigen.<br />

Damals war das alles noch ungewöhnlich,<br />

auch für die meisten MediatorInnen. 1994 hatte<br />

ich den ersten Kurs bei Marshall Rosenberg besucht,<br />

dessen Ansatz mir einleuchtete, weil er zu<br />

unserer Philosophie der Konfliktlösung und <strong>Mediation</strong><br />

passte. Seither bildeten wir uns in der <strong>Gewaltfreie</strong>n<br />

Kommunikation weiter. Doch solange<br />

Marshall Rosenberg sein Buch „<strong>Gewaltfreie</strong> Kommunikation”<br />

(Paderborn 2001) nicht veröffentlicht<br />

hatte, wurde dieser Ansatz eher misstrauisch betrachtet.<br />

Eine weitere Anerkennung des transformativen<br />

Ansatzes der <strong>Mediation</strong> sehe ich auch<br />

in den neurobiologischen Forschungen, die Bauer<br />

in seinem Buch „Prinzip Menschlichkeit” (Hamburg<br />

2006) beschreibt und damit eine Verknüpfung<br />

mit dem Mainstream, den weitgehend<br />

anerkannten Forschungsergebnissen, aufzeigt.<br />

„Kritisch sein ist leichter als selber ein Amt bekleiden”<br />

mit dieser Weisheit hat mich Ortrud Hagedorn<br />

mehrere Male getröstet und mich in meinem<br />

Selbstvertrauen unterstützt. Die ersten Jahre waren<br />

geprägt von Enthusiasmus für die <strong>Mediation</strong>sidee,<br />

Meinungsverschiedenheiten, Enttäuschung,<br />

Durchhaltevermögen trotz scheinbar ergebnisloser<br />

Sitzungen, Tränen, Hilflosigkeit, das Fehlen einer<br />

charismatischen Persönlichkeit, Wünsche an mich<br />

ohne gleichzeitige Unterstützung. Die Herausgabe<br />

einiger Ausgaben des Infoblattes <strong>Mediation</strong> habe<br />

ich sogar übernommen, nicht weil ich gern schreibe,<br />

sondern weil es mir wichtig war, dass das Infoblatt<br />

überhaupt weiter regelmäßig erschien.<br />

Was ist eine Pionierin?<br />

Dass ich eine Pionierin auf dem Gebiet der <strong>Mediation</strong><br />

bin, habe ich für mich überraschend bei<br />

meiner ersten Prüfungstätigkeit in einem <strong>Mediation</strong>slehrgang,<br />

der von einer Schülerin von uns<br />

angeboten worden war, erlebt. Die Selbstverständlichkeit<br />

mit der Kursteilnehmende die Mitte<br />

schmückten, sich Gedanken gemacht hatten zur<br />

gegenseitigen Einstimmung, tanzten, sich wertschätzten<br />

und die Selbstverständlichkeit, mit der<br />

sie das weitergaben, was wir in unserem Curriculum<br />

angegeben hatten, hat mich sehr berührt.<br />

Für mich selbst war das alles nicht selbstverständlich,<br />

das hatte ich mir selbst entwickelt, aus vielen<br />

Erfahrungen zusammengetragen, niemand hat<br />

mich dafür zertifiziert. Dadurch war dies auch immer<br />

mit einer gewissen Unsicherheit verbunden<br />

oder mit Herzblut – wie soll ich es anders sagen?<br />

In diesem ersten <strong>Mediation</strong>slehrgang nun zu hören<br />

und zu sehen, wie andere das weitergaben<br />

und annahmen, also genau das taten, was ich<br />

mir gewünscht hatte, hat mich doch erstaunt.<br />

Ich war einerseits mit Freude erfüllt, weil sich<br />

mein Bedürfnis erfüllt hatte, beizutragen zur Verbreitung<br />

der <strong>Mediation</strong> – andererseits tauchte da<br />

auch Schmerz auf, ich spürte die Verbindung zu<br />

den Zeiten der Entbehrungen von Anerkennung<br />

und Wertschätzung. Ich habe sozusagen im Untergrund<br />

gearbeitet, ins Abseits gedrängt von<br />

kirchlichen genauso wie von akademischen Kreisen.<br />

Wir sind dem Volkshochschulverband sehr<br />

dankbar für seine Unterstützung der <strong>Mediation</strong><br />

nach den Vorgaben, die uns wichtig und damals<br />

durchaus ungewöhnlich waren.<br />

Ablösung der Pionierzeit<br />

Die Ablösung der Pionierzeit war für mich auch<br />

manchmal schmerzhaft. Ich gebe zu, dass ich<br />

befürchtete, dass sich der Verein weg von den<br />

Idealen hin zu einer Professionalität entwickelt,<br />

bei der es sich nur noch um formale Standards<br />

und Geldverdienen dreht. Zu meiner großen<br />

Freude ist dies nicht geschehen, sondern ganz<br />

im Gegenteil wurden die wachsenden Aufgaben<br />

von vielen kompetenten Menschen mit großer<br />

Energie durchgeführt. Ich bin zutiefst dankbar im<br />

<strong>Bundesverband</strong> <strong>Mediation</strong> Menschen zu begegnen,<br />

die Professionalität mit Herzlichkeit verbinden,<br />

Meinungsverschiedenheiten mit Kreativität<br />

und Hilfsbereitschaft willkommen heißen und mit<br />

kreativen Methoden lösen, die sich mit großem<br />

Engagement der Verbreitung der <strong>Mediation</strong> und<br />

ihrer gesellschaftlichen Anerkennung widmen.<br />

Ich danke Pamela Hirschmann und Edith Sauerbier<br />

für ihre Unterstützung beim Schreiben dieses<br />

Berichts.<br />

Kontakt<br />

Katharina Sander,<br />

mediation@t-online.de<br />

Spektrum der <strong>Mediation</strong> 28/2007 – Fachzeitschrift des <strong>Bundesverband</strong>es <strong>Mediation</strong> e. V.

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