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Gewaltfreie KommuniKation - Bundesverband Mediation eV

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qUALITÄTSSICHERUNG UND wEITERENTWICKLUNG<br />

23<br />

Anja Kenzler<br />

<strong>Gewaltfreie</strong> Kommunikation (GFK)<br />

in der <strong>Mediation</strong><br />

Die <strong>Gewaltfreie</strong> Kommunikation nach<br />

Dr. Marshall Rosenberg als Methode und<br />

Haltung hat auch im <strong>Bundesverband</strong><br />

<strong>Mediation</strong> e. V. Einzug gehalten. Mittlerweile<br />

ist es eine Selbstverständlichkeit in<br />

der <strong>Mediation</strong>sarbeit geworden, dass das<br />

Erkennen von Gefühlen und Bedürfnissen<br />

ein wichtiger Wegweiser in der Konfliktklärung<br />

ist. Die <strong>Gewaltfreie</strong> Kommunikation<br />

trainiert, sorgfältig zu beobachten und die<br />

Verhaltensweisen und Umstände, die jemanden<br />

stören, genau zu bestimmen. Es<br />

wird gelernt, in einer bestimmten Situation<br />

die Gefühle und konkreten Bedürfnisse zu<br />

erkennen und diese klar auszusprechen.<br />

Mit den Mitteln der <strong>Gewaltfreie</strong>n Kommunikation<br />

werden Widerstand, Abwehr und gewalttätige Reaktionen<br />

reduziert, was eine deeskalierende Wirkung<br />

zur Folge hat. Die GFK nach Dr. M. Rosenberg<br />

unterstützt uns als MediatorInnen, eine<br />

Haltung der Wertschätzung einzunehmen. Sie ist<br />

in der Phase der Konflikterhellung und -vertiefung<br />

sehr hilfreich, um herauszuarbeiten, was dem<br />

Konflikt wirklich zugrunde liegt und die Konfliktparteien<br />

allparteilich zu begleiten.Die <strong>Gewaltfreie</strong><br />

Kommunikation hat insbesondere in der Phase<br />

der Erhellung eine wichtige Funktion. Die Übersetzung<br />

von Vorwürfen in der <strong>Mediation</strong> bekommt<br />

Genauigkeit und Tiefe. Dies wird dadurch erreicht,<br />

dass die hinter Vorwürfen liegenden Gefühle und<br />

Bedürfnisse vermutet werden, wodurch die Arbeit<br />

in dieser Phase um ein Vielfaches erleichtert wird.<br />

Das trägt zum gegenseitigen Verständnis der<br />

Konfliktparteien bei und führt weg von der<br />

Suche nach Schuld.<br />

In der Darstellung der Sichtweisen wird das aktive<br />

Zuhören benötigt. In der Phase der Erhellung hat<br />

das tiefer gehende einfühlende Zuhören seinen<br />

Platz. Wenn sich die Konfliktparteien hier sichtbar<br />

verstanden fühlen, wächst ihre Bereitschaft, die<br />

Beweggründe für das Handeln des Gegenübers<br />

und seine darunter liegenden Bedürfnisse zu hören.<br />

Auf diesem Weg kann leichter eine einvernehmliche<br />

Lösung gefunden werden.<br />

In der GFK wird eine hilfreiche Unterscheidung zwischen<br />

Gefühlen und Worten, die unsere Diagnosen,<br />

Urteile, Bewertungen ausdrücken, wie z. B. „ich fühle<br />

mich ausgegrenzt.” D. h., dass jemand etwas tut,<br />

das einen zu der Bewertung führt, dass man ausgegrenzt<br />

wird. Der Satz „Ich fühle mich ausgegrenzt.”<br />

impliziert gleichzeitig einen Vorwurf = „Du grenzt<br />

mich aus.” Der/die Mediatorin kann übersetzen, z. B.<br />

in „Fühlen Sie sich enttäuscht, weil Sie gerne Kontakt<br />

hätten? Oder: ... weil Sie gerne an dem Vorhaben<br />

beteiligt wären?”<br />

Wichtig ist dabei, nicht nur das Gefühl zu nennen,<br />

sondern es immer bei der vermutenden Frage<br />

mit einem vermuteten Bedürfnis zu koppeln.<br />

Die GFK macht es dem/der MediatorIn leichter,<br />

unterstützend tätig zu sein und herauszufinden,<br />

welche unerfüllten Bedürfnisse eine Person zu ihrer<br />

Handlung führen, bzw. welche Bedürfnisse sich<br />

eine Person mit ihrer Handlung erfüllen möchte.<br />

Grundannahme der GFK ist, dass wir in jedem Moment<br />

etwas tun, um uns Bedürfnisse zu erfüllen.<br />

Das wird manchmal auf eine Art und Weise getan,<br />

die andere verletzen oder anderen schaden kann.<br />

Ausschlaggebend bei aller <strong>Mediation</strong>sarbeit ist natürlich<br />

die Haltung des/der Mediators/Mediatorin,<br />

wirklich verstehen zu wollen, was eine Person handeln<br />

lässt und sich nicht in eigenen Analysen und<br />

Bewertungen zu verlieren, bzw. stecken zu bleiben.<br />

In meiner Arbeitsweise hat sich bewährt, methodisch<br />

folgende Unterscheidungen in Phase 2 und<br />

3 der <strong>Mediation</strong> zu machen:<br />

Hier im Überblick:<br />

Phase 2:<br />

Sichtweisen klären (übliche Methoden)<br />

1. Aktives Zuhören<br />

2. Vorwürfe umformulieren (z. B. in „Sie haben<br />

den Eindruck, dass ...”/„Sie erleben es als ...”)<br />

Phase 3:<br />

Erhellung/ Vertiefung (Methoden mit GFK)<br />

1. Einfühlendes Zuhören<br />

2. Vorwürfe übersetzen<br />

Sätze, wie „Wie fühlen Sie sich?” und „Welche Bedürfnisse<br />

haben Sie?” sollten unbedingt vermieden<br />

werden!<br />

Darüber hinaus hilft die Selbsteinfühlung der GFK,<br />

in der <strong>Mediation</strong>sarbeit mit sich selbst in Kontakt zu<br />

bleiben oder eigene Störungen leichter zu klären.<br />

Fazit<br />

Durch das einfühlende Zuhören und Übersetzen<br />

von Vorwürfen oder Bewertungen in Gefühle<br />

und Bedürfnisse unterstützt der/die MediatorIn die<br />

Konfliktbeteiligten ein tieferes Verständnis für sich<br />

selbst und füreinander herzustellen.<br />

Anja Kenzler,<br />

Mediatorin und<br />

Ausbilderin BM,<br />

zert. Trainerin für <strong>Gewaltfreie</strong><br />

Kommunikation nach<br />

Dr. M. Rosenberg,<br />

Personal– und<br />

Managementtrainerin,<br />

Diplom-Sozialpädagogin,<br />

Mehrjährige Erfahrung im<br />

Bereich <strong>Mediation</strong> und<br />

Coaching, Ausbildung<br />

und Training<br />

Kontakt<br />

Anja Kenzler,<br />

anjakenzler@a-k-demie.de<br />

Spektrum der <strong>Mediation</strong> 28/2007 – Fachzeitschrift des <strong>Bundesverband</strong>es <strong>Mediation</strong> e. V.

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