16.11.2013 Aufrufe

Sommer 2011 - Stadtgemeinschaft Tilsit eV - Ostpreußen

Sommer 2011 - Stadtgemeinschaft Tilsit eV - Ostpreußen

Sommer 2011 - Stadtgemeinschaft Tilsit eV - Ostpreußen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gegenüber, an der anderen Seite der Straße nach Diwitten, befindet sich, etwas<br />

erhöht, der von der deutschen Minderheit betreute deutsche Soldatenfriedhof.<br />

Theodor und Lucia von Jagodinski,<br />

früher Rosenau, Kreis Allenstein und Allenstein-Stadt<br />

Am Maashof 45, 47269 Duisburg<br />

Der lange Weg zur Êgroßen Schwester“<br />

Einige Monate vor seinem 70. Geburtstag kreisten die Gedanken meines<br />

Mannes (Otfried Baustaedt) immer öfter um den Plan, seine Geburtsstadt<br />

Allenstein zu besuchen, um den Spuren nachzugehen, die durch viele Erzählungen<br />

von seiner Mutter und seiner Tante gelegt worden waren. Beide Eltern<br />

waren seit 1938 Lehrer in Allenstein: am Gymnasium (Dr. Baustaedt) und an<br />

der Kopernikusschule (Frau Baustaedt). Frau Baustaedt und Sohn hatten<br />

Allenstein am 21. Januar 1945 mit einem der letzten Züge noch verlassen<br />

können. Eine Woche später fanden sie Zuflucht im Haus der Großeltern in<br />

Göttingen. Sein Vater war im August 1941 im Felde gefallen. Um sich mit<br />

dem Wenigen, was er von den örtlichen Gegebenheiten von Allenstein wusste,<br />

zurechtzufinden, kam er auf die Idee, bei der <strong>Stadtgemeinschaft</strong> Allenstein<br />

in Gelsenkirchen anzufragen, ob ein alter Stadtplan von Allenstein mit deutschen<br />

Straßenbezeichnungen zu bekommen sei. Die Dame am Telefon konnte<br />

ihm weiterhelfen und fragte abschließend, wo er denn in Allenstein gewohnt<br />

habe. Viel wusste er nicht, aber dass er in der Herm.-Göring-Straße<br />

gewohnt hatte und dass eine Bäckerei und eine Schlachterei im selben Haus<br />

waren, hatte man ihm oft erzählt. Anschließend wurde ihm empfohlen, Kontakt<br />

zu Frau Christel Becker, geb. Kolberg, aufzunehmen, die seit Jahren regelmäßig<br />

nach Allenstein fuhr und in der Herm.-Göring-Straße gewohnt hatte.<br />

Sie könnte ihm bestimmt weiterhelfen und gab ihm ihre Telefonnummer. Dort<br />

rief er sofort an und trug ihr sein Anliegen vor. Sie fragte nochmals nach seinem<br />

Namen, und dann stellte sie die erstaunliche Frage: „Sind Sie etwa<br />

Hasilein?“ (Hase war und ist bis heute der liebevolle Kindername in der Familie<br />

Baustaedt.) Man kann sich die Erschütterung an beiden Telefonenden kaum<br />

vorstellen. Frau Becker war die Tochter aus jener Bäckerfamilie, an deren Geschäft<br />

sich mein Mann noch erinnern konnte und die auch im selben Haus<br />

und Stockwerk wohnte. Sie selbst hatte oft ihre kleine Schwester im Sandkasten<br />

auf dem Hof des Hauses beaufsichtigt, in dem auch mein Mann spielte.<br />

So hatte sie oft miterlebt, wie die Mutter meines Mannes das Fenster öffnete<br />

und nach ihrem Hasilein rief. Dass mein Mann sich nicht an das<br />

Mädchen Christel (damals 13 Jahre) erinnern konnte, lag daran, dass er erst 2<br />

bis 3 Jahre alt war, in einem Alter also, in dem das Gedächtnis gerade beginnt,<br />

Erlebnisse zu speichern. Einige Wochen später hat mein Mann Frau<br />

Becker in Nettetal besucht und die für beide Seiten anrührenden bewussten<br />

und unbewussten Kindheitserinnerungen belebt und aufgefrischt. Meinem<br />

Mann gingen die Erzählungen besonders deshalb sehr nahe, weil ihm Frau<br />

66

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!