Sommer 2011 - Stadtgemeinschaft Tilsit eV - Ostpreußen
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Friehling<br />
Nu heert ich’s gestern auch vom Rundfunksender<br />
(und wenn die so was schabbern, stimmt’s am End’).<br />
Es ist jetzt wieder Friehling im Kalender!<br />
Wenn auch noch in de Stub’ das Ofche brennt.<br />
Bloß unser Haufche Holz wird langsam kleiner.<br />
Na, wenn das Sonnche denn dies iebernimmt<br />
und besser wärmt, denn freit sich unsereiner.<br />
Wenn man mit dem Kalender das auch stimmt?<br />
Doch gestern heert ich zwitschern schon ’ne Lerche.<br />
Und auf dem Kruschkebaum saß schon e Star.<br />
In uns’rer Heimat sind vielleicht jetzt schon de Störche?<br />
(Von wo die hier bloß ihre Kinder kriegen?)<br />
Vielleicht schorr’n die hier aus de Regenrinn’?<br />
Ich sah auch wilde Ganters kirzlich fliegen,<br />
die zogen richtig Richtung Heimat hin.<br />
Nach uns’rer Heimat, Kinderchens!<br />
War’n das noch Zeiten!<br />
Wenn da so hibsch das Friehlingssonnche schien.<br />
Am liebsten mecht’ de Ganters ich begleiten,<br />
mecht seh’n, wie dort de Leberbliemchen bliehn!<br />
Wisst ihr noch, wie da in de Parkanlagen<br />
an Jakobsberg und um den Sauerteich<br />
de Tulpen bliehten? Wenn an scheenen Tagen<br />
de Bänke dicht behuckt von Arm und Reich?<br />
Um Ukelsee war’n se dann am lackieren,<br />
de Bootchens wurden wieder frisch geteert,<br />
den „Belian“ dort am reparieren,<br />
weil nächstens er nach Abstich wieder fährt.<br />
Eiswaffeln sah man auch schon wieder lecken,<br />
am „Deppiwagen“ war de Straß’ versperrt.<br />
Und sonntags war um 5 schon „Großes Wecken“;<br />
dann ging’s nach Stärkental zum Friehkonzert<br />
De Muttche ging dort nach de Kich, den Kaffee briehen,<br />
ich huckt mich denn schon auf de Bank.<br />
Rief ihr noch nach, lass ihn man richtig ziehen,<br />
und trank derzeit schnell erst paar Bärenfang.<br />
Bald war es Zeit, nach Haus zu peesen,<br />
sonst fuhr de ’lektrische uns wech.<br />
Der Ober kam, holt seine Spesen.<br />
Na, und da merkt ich denn mein Pech.<br />
Ich kam nich hoch, war nuscht zu mixen;<br />
ich klebte fest. Denn frisch lackiert<br />
war grad de Bank, und meine Bichsen<br />
war’n friehlingsmäßig scheen garniert.<br />
Ja, Kinderchens, war das ein Leben!<br />
So scheen wird’s niemals nirgends sein.<br />
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