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Eine vorbeugende Ganzkörperwaschung mit Chlorhexidin-Seife ...

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<strong>Eine</strong> <strong>vorbeugende</strong> <strong>Ganzkörperwaschung</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Chlorhexidin</strong>-<strong>Seife</strong> reduziert das Risiko postoperativer<br />

Infektionen<br />

Gesundheitssysteme in der ganzen Welt kämpfen fortwährend gegen Spitalinfektionen. Vorbeugende<br />

Hygieneroutinen bei Personal und Patienten sind hier ein wichtiges Element und die Hygiene gehört<br />

in den meisten Krankenhäusern zu den Themen <strong>mit</strong> der höchsten Priorität. Das “schwedische Modell*”,<br />

nach dem der Patient vor einer Operation eine <strong>Ganzkörperwaschung</strong> <strong>mit</strong> einer antibakteriellen<br />

<strong>Seife</strong> durchführt, hat auch in anderen Ländern viel Aufmerksamkeit erregt.<br />

Massnahmen zur Vermeidung von Spitalinfektionen gehören im schwedischen Gesundheitswesen zu den Schwerpunkten in den Bereichen Qualität<br />

und Patientensicherheit (1). Die Anzahl der gemeldeten MRSA-Fälle ist, verglichen <strong>mit</strong> der anderer Länder, gering. Das ist in der Hauptsache<br />

auf gute Hygieneroutinen und die restriktive Verwendung von Antibiotika zurückzuführen. Aber es gibt immer noch viel Raum für Verbesserungen.<br />

Laut S<strong>mit</strong>tskyddsinstutet (Schwedisches Institut für die Kontrolle von Infektionskrankheiten) werden die Kosten für Spitalinfektionen in Schweden<br />

auf €400 Millionen pro Jahr geschätzt. Dieses Geld könnte viel besser genutzt werden. “Die in die Einführung guter Hygieneroutinen investierte<br />

Zeit ist gut genutzt. <strong>Eine</strong> Reduktion der postoperativen Infektionen und anderer Spitalinfektionen verbessert nicht nur die Patientensicherheit,<br />

sondern auch die Kosteneffektivität im Gesundheitswesen”, kommentiert Margareta Forsell, Hygieneschwester am Sahlgrenska University<br />

Hospital in Göteborg.<br />

Die Verbreitung von Infektionen erfolgt entweder exogen, wenn Bakterien von aussen übertragen werden, oder endogen, wenn sie von der eigenen<br />

Hautflora des Patienten kommen (2). In Krankenhäusern kommt das grösste Infektionsrisiko vom Personal, das die Infektionen auf der Station<br />

hauptsächlich <strong>mit</strong> den Händen von einem Patienten zum nächsten trägt. Diese Infektionswege müssen gestoppt werden. Dies geschieht in erster<br />

Linie durch eine gründliche Handhygiene.Verwendung schnell wirkender Desinfektions<strong>mit</strong>tel auf Alkoholbasis vor und nach jedem Patientenkontakt<br />

bildet dabei die Basis der routinemässigen Hygiene <strong>mit</strong> dem Ziel die transiente oder nicht beabsichtigte Übertragung der Bakterien durch die<br />

Hände des Personals zu verhindern. Ein anderes offensichtliches Risiko besteht in der Infektion von Operationswunden <strong>mit</strong> Bakterien aus der Hautflora<br />

des Patienten, der sogenannten normalen oder hauteigenen Flora. Das Risiko einer solchen Infektion kann durch eine präoperative <strong>Ganzkörperwaschung</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Chlorhexidin</strong>-<strong>Seife</strong> radikal reduziert werden.<br />

“Der wichtigste Faktor zur Reduktion der Anzahl der Spitalinfektionen ist die Einhaltung der festgelegten Hygienemassnahmen durch Patienten<br />

und Mitarbeiter. Hinsichtlich der präoperativen Vorbereitung des Patienten hat sich eine <strong>Ganzkörperwaschung</strong> <strong>mit</strong> einer 4%-igen <strong>Chlorhexidin</strong>-<br />

<strong>Seife</strong>nlösung als momentan beste Vorbeugung erwiesen”, sagt Kerstin Mannerquist, Hygienefachfrau am Schwedischen Institut für die Kontrolle<br />

von Infektionskrankheiten.


Das schwedische National Board of Health and Welfare empfiehlt eine <strong>Ganzkörperwaschung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Chlorhexidin</strong> für alle Patienten, die sich einer<br />

vaskulären, orthopädischen, kardiologischen oder anderen Operation unterziehen müssen, bei der die hauteigene Flora des Patienten schwere<br />

Infektionen verursachen kann (2). In der Regel üben diese Bakterien eine Schutzfunktion aus. Wenn sie aber <strong>mit</strong> einer Operationswunde in Kontakt<br />

kommen, können sie zu schwerwiegenden Problemen führen. Die aktive Substanz, <strong>Chlorhexidin</strong>, ist eine synthetische chemische Verbindung, die<br />

<strong>mit</strong> der Zellmembran der Bakterien eine Interaktion eingeht und so antibakteriell wirkt (3). Der antimikrobielle Effekt von <strong>Chlorhexidin</strong> wurde<br />

1950 entdeckt (2). Zwei Ärzte des Sahlgrenska University Hospital, Åke Brandberg, Consultant im Laboratory of Infection Hygiene und Professor<br />

Alf Nachemson, von der Orthopädischen Klinik testeten die Substanz in den 60-er Jahren bei orthopädischen Patienten am Sahlgrenska University<br />

Hospital. Systematisch wurde sie ab Ende der 70-er Jahre als Hautdesinfektions<strong>mit</strong>tel gebraucht. Bisher gibt es keine europäischen Standards für<br />

präoperative Ganzkörper-Waschprodukte. In schwedischen Krankenhäusern wird jedoch eine <strong>Ganzkörperwaschung</strong> <strong>mit</strong> 4%-iger <strong>Chlorhexidin</strong>-<br />

<strong>Seife</strong>nlösung als die Methode der Wahl bei schweren Operationen <strong>mit</strong> hohem Infektionsrisiko angesehen (4),(5). “Sie müssen alle Schritte des<br />

Hygieneprozesses vollständig durchführen. <strong>Eine</strong> antiseptische <strong>Ganzkörperwaschung</strong> vor einer schweren Operation steht zur Vorbeugung von<br />

postoperativen Infektionen an erster Stelle”, sagt Kerstin Mannerquist. Die Effektivität einer präoperativen <strong>Ganzkörperwaschung</strong> bei Operationen<br />

<strong>mit</strong> hohem Infektionsrisiko wurde zu einem Teil durch eine Studie <strong>mit</strong> 341 Patienten in der Abteilung für Gefässchirurgie am Stahlgrenska<br />

Krankenhaus, 1971 bis 1974 nachgewiesen. Postoperative Infektionen konnten bei der Patientengruppe, die präoperative <strong>Ganzkörperwaschung</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Chlorhexidin</strong> benutzt hat von 17,5% auf 8% reduziert werden (6). “Sicher, die Studie wurde vor einigen Jahren durchgeführt, aber die Ergebnisse<br />

sind noch heute gültig. Zu dieser Zeit gaben wir noch keine präoperativen Antibiotika, was bedeutet, dass die Effizienz der <strong>Ganzkörperwaschung</strong><br />

besonders deutlich wurde”, kommentiert Margareta Forsell.<br />

Am Stahlgrenska University Hospital müssen sich die Patienten vor einer Operation <strong>mit</strong> hohem Infektionsrisiko routinemässig drei Mal <strong>mit</strong><br />

<strong>Chlorhexidin</strong>-<strong>Seife</strong> duschen. Bei jedem Duschgang müssen sich die Patienten doppelt duschen, was bedeutet, dass sie sich zweimal komplett,<br />

inklusive der Haare abwaschen und dazwischen abspülen müssen. Anschliessend ziehen sie sich saubere Kleider an und kommen in ein frisch<br />

bezogenes Bett. Der antibakterielle Effekt dieser drei Doppelduschen hält etwa sieben Tage an - ein Zeitraum, indem eine Operationswunde normalerweise<br />

verheilt ist. “Durch das erste Waschen werden lose Epithelzellen der Haut entfernt; beim nächsten Waschen bindet sich das <strong>Chlorhexidin</strong><br />

an die jüngeren, tiefer in der Haut liegenden Epithelzellen. Das bedeutet, dass die Bakterien bei gründlicher Vorbereitung der Haut für lange<br />

Zeit unschädlich gemacht werden”, erklärt Margareta Forsell. Beim Duschen <strong>mit</strong> gewöhnlicher <strong>Seife</strong> werden während der ersten Stunde danach<br />

erhöhte Mengen bakterientragende Hautschuppen <strong>mit</strong> an die Umgebung abgegeben. Verwendet man statt dessen <strong>Chlorhexidin</strong>-<strong>Seife</strong> verringert<br />

sich die Anzahl der Bakterien auf der Haut und so<strong>mit</strong> die Anzahl der Bakterien tragenden Hautschuppen erheblich. Nach mehrmaligem Waschen<br />

<strong>mit</strong> <strong>Chlorhexidin</strong>-<strong>Seife</strong> vervielfacht sich dieser Effekt noch. Das zeigte sich in einer amerikanischen Studie aus dem Jahr 1993 und einer britischen<br />

Studie aus dem Jahr 1990 (7), (8). In der amerikanischen Studie wurde die Wirkung von täglichen <strong>Ganzkörperwaschung</strong>en über einen Zeitraum<br />

von fünf Tagen untersucht. Die Wirkung wurde nach einem, zwei und fünf Tagen ausgewertet. Die nachgewiesene Wirkung nach fünf Tagen war<br />

besser, als die nach zwei Tagen. In der britischen Studie zeigte sich eine optimale Wirkung nach zwei Waschungen.<br />

In einer schwedischen offenen, konsekutiven Studie in der Gefässchirurgie konnte postoperativ eine erhebliche Reduzierung der Anzahl der<br />

oberflächlichen Wundinfektionen bei Patienten festgestellt werden, die sich vor einer Operation 3 bis 8 Mal <strong>mit</strong> einer <strong>Chlorhexidin</strong>-<strong>Seife</strong> gewaschen<br />

hatten (9). Obwohl es bisher keinen wissenschaftlichen Nachweis über die Wirksamkeit einer präoperativen <strong>Ganzkörperwaschung</strong> bei<br />

Operationen <strong>mit</strong> normalem Infektionsrisiko gibt, ist man am Sahlgrenska University Hospital der Auffassung, dass alle Patienten, die sich einem<br />

chirurgischen Eingriff unterziehen müssen, sich genauso vorbereiten sollten, als ginge es um eine Operation <strong>mit</strong> hohem Infektionsrisiko. “Dieses<br />

Verfahren für alle Operationen durchzuführen, birgt keinerlei Nachteile”, kommentiert Margareta Forsell.<br />

In einer vom schwedischen National Board of Health and Welfare herausgegebenen Broschüre sagt Göran Hedin, Consultant für klinische<br />

Bakteriologie am Falu Hospital, dass die Patienten klare Anweisungen für die <strong>Ganzkörperwaschung</strong> erhalten müssen, da<strong>mit</strong> diese auch wirksam<br />

ist (2). Der ganze Körper muss nass gemacht und dann bei abgedrehtem Wasser vollständig und sorgfältig eingeseift werden. Wenn die Haut nicht<br />

gründlich eingeseift wird, hat die ganze Prozedur keinen Effekt. Ausserdem dauert es auch etwas, bis das <strong>Chlorhexidin</strong> wirkt. Die Wirkung steigt<br />

<strong>mit</strong> jeder Minute und erreicht nach sechs Minuten ihre maximale Wirksamkeit (10). <strong>Eine</strong> Herausforderung für die vorbereitende <strong>Ganzkörperwaschung</strong><br />

ist die zunehmende Anzahl an ambulanten Operationen. Das stellt höhere Anforderungen an den Patienten hinsichtlich seines Verständnisses<br />

was zu tun ist sowie der Wichtigkeit des Befolgens der Anweisungen. “Sie müssen jeden Zentimeter Ihres Rückens erreichen , zum Beispiel.<br />

In vielen Fällen werden die Patienten dabei Hilfe benötigen”, sagt Ann Folin, OP-Pflegefachfrau und klinische Koordinatorin für Mölnlycke<br />

Health Care (links). “Das Problem ist die Unsichtbarkeit der Mikroorganismen. Wären sie sichtbar, wäre es natürlich leichter für die Patienten zu<br />

verstehen, warum es so wichtig ist, sie zu entfernen.” In einer Studie, an der 24 Patienten teilnahmen, die sich einer ambulanten allgemeinen oder<br />

orthopädischen Operation in einem schwedischen Regionalkrankenhaus unterziehen mussten, zeigte sich, dass die Patienten dachten, die Anweisungen<br />

für die präoperative <strong>Ganzkörperwaschung</strong> seien leicht zu verstehen und dass sie glaubten, sie hätten diese Anweisungen korrekt befolgt.<br />

Statt dessen zeigte sich in nachfolgenden Gesprächen, dass nur einer von 24 Patienten diese Anweisungen korrekt befolgt und ausgeführt hatte<br />

(11). Die Schlussfolgerung daraus ist, dass sowohl die schriftlichen, als auch die mündlichen Anweisungen für die Patienten konsistent und leicht<br />

verständlich sein müssen. Wichtige Informationen sollten vor der Operation noch einmal abgefragt werden, um sicherzustellen, dass der Patient<br />

den Inhalt verstanden hat und die Anweisungen auch befolgt wird (11).<br />

Referenzen<br />

1. Sveriges kommuner och Lands ting. Ren vård är säkrare vård II. Erfarenheter från andra omgången av genombrottsprojektet VRISS (Vård relaterade infektioner ska stoppas), 2007. (Sweden’s municipalities and county councils. Clean care is safer care II. Experiences<br />

from the second phase of the breakthrough project VRISS (Healthcare-related infections must be stopped), 2007).<br />

2. Socialstyrelsen. Att förebygga vårdrelaterade infektioner. Ett kunskapsunderlag, 2006. (The Swedish National Board of Heath and Welfare. Preventing healthcare-related infections. A knowledge base, 2006)<br />

3. Denton GW. <strong>Chlorhexidin</strong>e. In: Block SS, editor. Disinfection, sterilization and preservation. Fifth ed. Philadelphia: Lippincott Williams & Wilkins; 2001:321–336.<br />

4. PM preoperativ helkroppsdesinfektion från Sahlgrenska universitets sjukhuset, Västra Götalands regionen, 2008. (PM Preoperative whole body wash disinfection from Sahlgrenska University Hospital, West Götaland region, 2008)<br />

5. PM preoperativa hudförberedelser från Akademiska sjukhuset, Lands tinget i Uppsala län, 2009. (PM preoperative skin preparations from the Academic Hospital, County Council in Uppsala county, 2009)<br />

6. Brandberg Å, Andersson I. Pre operative whole body disinfection by shower bath with chlorhexidine soap: Effect on transmission of bacteria from skin flora. Skin Micro biology: Relevance to Clinical Infection, New York Springer-Verlag 92–96, 1987. Chapter 12,<br />

based on the San Francisco Symp 1979.<br />

7. Paulson DS, Efficacy evaluation of a 4% chlorhexidine gluconate as a full-body shower wash. Am J Infect Control 1993;21(4):205–9.<br />

8. Byrne DJ, Napier A, Cuschieri A. Rationalizing whole body disinfection. J Hosp Infect 1990;15(2):183–7.<br />

9. Brandberg Å, Holm J, Hammarsten J, Scherstén T. Postoperative wound infections in vascular surgery – effect of preoperative whole body disinfection by shower-bath with chlorhexidine soap. In: Academic Press Inc (London) and the Royal Society of Medicine;<br />

1979:71–75.<br />

10. Furuhashi M, Miyamae T. Effect of pre-operative hand scrubbing and influence of pinholes appearing in surgical rubber gloves during operation. Bull Tokyo Med Dent Univ. 1979;26(2):73–80.<br />

11. Lindskog K, Idvall E. Preoperativ huddesinfektion inför dagkirurgi – patienters följsamhet. (Preoperative skin disinfection in day surgery – patient compliance) Vård i Norden 2004; Vol 24: No.2:41–43.<br />

*Preoperative body washing is an approved product claim for Hibiscrub in UK, Belgium, Ireland, Italy, Kenya, Luxemburg, Malta, Norway, Sweden, Switzerland, Spain, Sri Lanka and Zimbabwe.

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