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Die exklusivste Form der Verwandtenehe - Horst Südkamp ...

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Middleton 35 beklagt mit Recht, daß die rituellen Hinweise auf die Br-Sw-Heiraten<br />

<strong>der</strong> hawaiischen-, <strong>der</strong> Inka- und <strong>der</strong> altägyptischen Könige ebenso wie auf die<br />

Va-To-Heiraten <strong>der</strong> Azandekönige stets als königliche Ausnahmen dargestellt<br />

werden und die Tatsache übergangen wird, daß in <strong>der</strong> römischen Epoche Altägyptens<br />

auch im gemeinen Volk die Geschwisterehe gepflegt worden sei, was<br />

ihn aber nicht dazu veranlaßt hat, sie unter dem Gesichtspunkt regulärer Endogamiegebote<br />

zu reflektieren. Da er speziell das Argument des adligen Ausnahmebrauchs<br />

abzuweisen sucht, stellt er dementsprechend die Praxis <strong>der</strong> Geschwisterehe<br />

unter den Gemeinen o<strong>der</strong> Nichtadligen beson<strong>der</strong>s heraus, mit Hombert und<br />

Preaux speziell 38 Fälle aus <strong>der</strong> Römerzeit und einen zweifelhaften Fall aus <strong>der</strong><br />

Pharaonenzeit. Daß auch <strong>der</strong>en Zahl jene Ehen als Ausnahmeehen ausweisen,<br />

erscheint uns im Hinblick auf ihre Größe evident, so daß <strong>der</strong> Hinweis auf sie auch<br />

nur das Argument <strong>der</strong> Ausnahme, welche die Regel bestätigt, unterstützt.<br />

A a A b<br />

A a a<br />

A a A a<br />

B-Z-Ehe<br />

V-T-Ehe<br />

Darüberhinaus wi<strong>der</strong>spricht nach seiner Ansicht das Argument des königlichen<br />

Blutpurismus <strong>der</strong> Tatsache, daß die Könige Hawais, Perus und Ägyptens auch<br />

nichtadelige Frauen, was hier nur heißen kann: nicht dem Königsadel angehörige<br />

Frauen, geehelicht haben und <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> auch die Thronfolge antreten konnten.<br />

Das Argument des Blutpurismus ist mit <strong>der</strong> Institution <strong>der</strong> ethnischen- o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Kastenendogamie verbunden, nicht aber mit dem System unilinearer Deszendenz.<br />

Der Hinweis auf die Häufigkeit <strong>der</strong> dynastischen Mischehen erscheint allerdings<br />

übertrieben und wenn er wörtlich genommen wird, sogar irreführend, da er das<br />

abgeleitete Phänomen als die Ursache begreift, denn bei dem Ausweichen auf<br />

entferntere Verwandte ist die Kastenordnung o<strong>der</strong> die ethnische Endogamie<br />

grundsätzlich eingehalten worden, nach <strong>der</strong> die Kin<strong>der</strong> des Königsharems zur<br />

Herrenkaste zählen. Wo <strong>der</strong> dynastische Anspruch allein durch unilineare<br />

Zuschreibung reklamiert wird, spielt dagegen die ethnische Mischehe keine Rolle.<br />

Das Argument des Blutpurismus gilt also nur im Kontext <strong>der</strong> ethnischen o<strong>der</strong><br />

Kastenendogamie.<br />

Garcilaso de la Vega nennt drei Kategorien <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> des Inka: "diejenigen, die<br />

von seinem Weib stammten, sie waren zum Erbe des Herrschers berechtigt;<br />

diejenigen, die von Konkubinen stammten, mit denen er verwandt war, sie galten<br />

als reinblütig; und die Bastarde, sie stammten von ausländischen Konkubinen...<br />

35 Middleton, Brother- Sister and Father- Daughter Marriage in Ancient Egypt, American Sociological Review,<br />

27, 1962<br />

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