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Alle Roten Pfeile kamen aus Osten – zu Recht? - ETH Zürich

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52 <strong>Alle</strong> <strong>Roten</strong> <strong>Pfeile</strong> <strong>kamen</strong> <strong>aus</strong> <strong>Osten</strong> <strong>–</strong> <strong>zu</strong> <strong>Recht</strong>?<br />

[3a]<br />

[3b]<br />

rungsbefehl: «Teile der Kräfte decken die Grenze <strong>zu</strong>m neutralen<br />

Staat und sind bereit, im Falle der Verlet<strong>zu</strong>ng der Neutralität<br />

durch die NATO <strong>zu</strong> aktiven Handlungen auf dessen<br />

Territorium über<strong>zu</strong>gehen.»<br />

Auffällig ist jedoch, dass getan wurde,<br />

als ob man Herr dieser Mittel sei.<br />

Auch eine Übung des 2. (slowakischen) Militärkreises vom<br />

November 1961 unter General Major Josef Valeš thematisierte<br />

praktisch identische Operationsannahmen. Die <strong>zu</strong> lösende<br />

Aufgabe lässt sich in vier Themen gliedern:<br />

− Nach einem atomaren Angriff der NATO schneller Vorstoss<br />

der Armee <strong>aus</strong> den Friedensstandorten in eine Angriffsgliederung<br />

− Planung und Realisierung des Aufmarsches bis <strong>zu</strong>m Begegnungsgefecht<br />

mit dem Feind<br />

− Eingliederung von weiteren Truppen im Marsch<br />

− Angriffs<strong>aus</strong>lösung und Fortführung des Kampfes.<br />

Dieses Kriegsspiel rechnete mit den angenommenen zeitlichen<br />

Abläufen des Gegenangriffs bereits mit einer Vormarschgeschwindigkeit<br />

von rund 100 km / Tag. Die linke<br />

Flanke der Front hatte bereits am vierten Tag des Angriffs<br />

die neutrale Grenze Österreich/Schweiz erreicht. Mit dieser<br />

Endlage erfolgte der Abbruch der Übung.<br />

Wertung<br />

Diese beiden Übungen, basierend auf dem neuen nationalen<br />

Grundbefehl vom Dezember 1960, sind für unsere Fragestellung<br />

von <strong>aus</strong>serordentlicher Wichtigkeit. Sie spielen<br />

beide den strategischen Überfall. Die Slowaken planten aber<br />

mit einer Vormarschgeschwindigkeit, wie sie nur im Fall Prävention<br />

angenommen werden durfte. Davon wurde selbstverständlich<br />

nicht aktenkundig gesprochen. Die Offensive<br />

der Südfront des WV auf dem Westlichen Kriegsschauplatz<br />

führte einerseits ins Rhonetal oder andererseits wie die stärkere<br />

Nordfront Richtung Nancy <strong>–</strong> Paris. Die Kommandostabsübung<br />

des WV «Burja/Gewitter» vom Dezember 1961<br />

zeigt eine analoge Grundkonzeption, so dass wir von einem<br />

uns vorerst noch unbekannten sowjetischen Masterplan <strong>aus</strong>gehen<br />

können. Auch wenn Kriegsspiele immer nur angenäherte<br />

Wirklichkeit sind, so darf doch angenommen werden,<br />

dass man einen Verbündeten in seinem Abschnitt nicht Falsches<br />

planen lässt.<br />

Die Schweiz wurde gar nicht erwähnt.<br />

Für Österreich und die Schweiz ist die Berücksichtigung der<br />

Neutralität belegt <strong>–</strong> mindestens solange diese auch von der<br />

NATO respektiert würde.<br />

Der Operationsplan von 1964<br />

Vorbereitung<br />

Im Sommer 1964 befahl der sowjetische Generalstab den<br />

Bündnisstaaten, einen neuen Operationsplan <strong>aus</strong><strong>zu</strong>arbeiten.<br />

Aus welchem Grund die Planung von 1960 <strong>aus</strong>ser Kraft gesetzt<br />

worden ist, ist <strong>aus</strong> den verfügbaren Dokumenten nicht<br />

ersichtlich. Der sowjetische Generalstab und das Oberkommando<br />

der Vereinigten Streitkräfte stuften die Wichtigkeit der<br />

ersten Kriegsphase weiterhin sehr hoch ein. Die Vorgaben zeigen,<br />

dass die strategische Gegenoffensive noch konsequenter<br />

als früher umgesetzt wurde. Das Vormarschtempo und die<br />

Tiefe der Operation wurden kontinuierlich erhöht, was entweder<br />

auf eine unrealistische Geringschät<strong>zu</strong>ng des westlichen<br />

Gegners oder viel eher auf ein <strong>zu</strong>nehmendes Vertrauen in die<br />

vernichtende Wirkung der eigenen Nuklear schläge hindeutet.<br />

Die Vorgaben zeigen, dass die strategische<br />

Gegenoffensive noch konsequenter<br />

als früher umgesetzt wurde.<br />

Die CVA erhielt den unveränderten Auftrag, bis <strong>zu</strong>m 8. Tag<br />

mit Hilfe massiver Atomwaffeneinsätze <strong>–</strong> über die sie zwar<br />

weiterhin keine Verfügungsgewalt besass <strong>–</strong> in den Südwesten<br />

Frankreichs vor<strong>zu</strong>stossen. Die vorgegebenen Tagesleistungen<br />

entsprachen weitgehend den Annahmen der früheren<br />

tschechischen Variante «Prävention». Die dringende Bitte von<br />

1961, die Erlaubnis für den Transport von sowjetischen Kernwaffen<br />

auf tschechisches Gebiet und die Stationierung von<br />

Abschussrampen <strong>zu</strong> erteilen, wurde nun <strong>zu</strong>m Befehl. Zudem<br />

hatten die Transportwege und Vormarschachsen nach Westen<br />

offen gehalten und verbessert <strong>zu</strong> werden.<br />

Die Kriegsspiele und Übungen wurden vorerst in nationaler<br />

Verantwortung weitergeführt. Die Beratungen zeigen, dass<br />

MILITARY POWER REVUE der Schweizer Armee <strong>–</strong> Nr. 2/2012

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