Das Grab des Anch – Hor - sandro-schwarz.com
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Seminar: Denkmäler der XXV. Dynastie in Theben<br />
Dozent: C. E. Loeben<br />
Referent: Sandro Schwarz<br />
Im.-Nr.: 157468<br />
<strong>Das</strong> <strong>Grab</strong> <strong>des</strong> <strong>Anch</strong> <strong>–</strong> <strong>Hor</strong><br />
Abb. 1 1<br />
1 Teil II, Tafel 10<br />
1
1. Einleitung: Wer war <strong>Anch</strong> <strong>–</strong> <strong>Hor</strong>?<br />
1.1. Die Titel <strong>des</strong> <strong>Anch</strong> <strong>–</strong> <strong>Hor</strong><br />
2. Lage <strong>des</strong> <strong>Grab</strong>es<br />
3. Oberbau <strong>des</strong> <strong>Grab</strong>es<br />
4. Unterirdische Anlage<br />
4.1. Grobe Einteilung<br />
4.2. Die Räume 1,2,3 und 12<br />
4.3. Der Lichthof<br />
4.3.1. Die Südwand<br />
4.3.2. Westwand<br />
4.3.3. Osirisnische<br />
4.3.4. Pfeiler<br />
4.3.5. Westnische ( Kultnische)<br />
4.4. Durchgang zu R 4<br />
4.5. Der hintere, ungeschmückte Teil der unterirdischen Anlage<br />
4.6. Raum 7 und die <strong>Grab</strong>kammer mit Korridor<br />
5. Der Kanon <strong>des</strong> <strong>Grab</strong>es<br />
6. Bibliographie<br />
2
1. Einleitung: Wer war <strong>Anch</strong> <strong>–</strong> <strong>Hor</strong>?<br />
Der <strong>Grab</strong>besitzer <strong>des</strong> uns hier vorliegenden <strong>Grab</strong>es TT 414, ausgegraben vom<br />
Österreichischen Archäologischen Institutes Abt. Kairo unter der Leitung von Manfred Bietak<br />
und E. Reiser Haslauer, <strong>Anch</strong><strong>–</strong> <strong>Hor</strong> war der 4. Obersthofmeister der Gottesanbeterin <strong>des</strong><br />
Amun Nitokris in der XXVI Dynastie. Er übte dieses Amt seit 594 v.Chr. für 8 <strong>–</strong> 9 Jahre aus<br />
und war damit der höchste Beamte <strong>des</strong> Gottesstaates in Ägypten. Über dies hinaus besaß er<br />
noch weitere Titel, welche ich unter 1.1. aufführe. Hierbei ist besonders hervorzuheben das er<br />
selbst den Titel <strong>des</strong> Vorstehers von ganz Oberägypten als den Wichtigsten ansah. Diesen Titel<br />
besaßen auch schon seine 3 Vorgänger, es ist aber zu bezweifeln, dass er dieses Amt auch<br />
aktiv ausgeübt hat, denn diesen Titel trugen mehrere Beamte der Saitenzeit. 2<br />
1.1. Die Titel <strong>des</strong> <strong>Anch</strong> <strong>–</strong> <strong>Hor</strong> 3<br />
Aus seiner Familie finden im <strong>Grab</strong> selbst seine Eltern und 2 Brüder Erwähnung, seine Frau<br />
hingegen nicht. Weiterhin wissen wir von einer Tochter, da diese in seinem <strong>Grab</strong> eine Stele<br />
von eher minderer Qualität hinterlassen hat.<br />
Die zur Ausgrabung veröffentlichten Bücher von M. Bietak und E. Reiser Haslauer, <strong>Das</strong><br />
<strong>Grab</strong> <strong>des</strong> <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong>, Obersthofmeister der Gottesgemahlin Nitokris. Teil I und II in Wien<br />
1978 erschienen werde ich in den Fußnoten nur als Teil I bzw. Teil II bezeichnen<br />
2 Teil I, S. 42 f.<br />
3 Teil I, S. 41<br />
3
Abb. 2 4<br />
Die Spätzeitnekropole im Asasiv<br />
2. Lage <strong>des</strong> <strong>Grab</strong>es<br />
Die Gräber der hohen Beamten aus dieser Zeit und Region belegten den Teil <strong>des</strong> Asasivs,<br />
der am Fuße der Abbruchhalden für die Tempel von Mentuhotep und Tuthmosis III. liegt, sie<br />
waren also auf dem thebanischen Westufer. Dabei wurde besonders darauf Wert gelegt, dass<br />
die <strong>Grab</strong>anlagen möglichst nahe am heiligen Talkessel von Deir el Bahari lagen, und der<br />
Tempelbezirk sowie der Aufweg zum Totentempel der Hatschepsut, welcher eine Rolle in der<br />
Prozession <strong>des</strong> Amun beim „Schönen Fest im Wüstental“ spielte, sollten nicht gestört bzw.<br />
territorial verletzt werden. Somit ergibt sich eine zeitliche und örtliche Abfolge in den<br />
Positionen der Gräber, wobei die Älteren in der Regel westlicher als die Jüngeren liegen. Bei<br />
den Bauten der Vorgänger <strong>des</strong> <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> ist zu beobachten, dass die unterirdischen<br />
<strong>Grab</strong>achsen auf einen Punkt vor der Barkenstation auf dem Hatschepsut-Aufweg ausgerichtet<br />
waren, so dass der Tote dort mit seinen Verwandten zumin<strong>des</strong>t ideell an der Prozession<br />
teilnehmen konnte. Der Eingang in die oberirdischen Anlagen erfolgte wie auch bei <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong><br />
von Osten aus durch einen Pylon. Die Gräber von Montemhet, Padineith und Pabasa hatten<br />
zusätzlich noch einen Zugang direkt vom Hatschepsut-Aufweg. Und selbst wenn diese<br />
Möglichkeit nicht gegeben war, war zumin<strong>des</strong>t der letztendliche Abgang in die unterirdischen<br />
Anlagen von Norden her. All diese Zugänge waren also auf die Prozessionsstraße<br />
ausgerichtet, was den Angehörigen <strong>des</strong> Verstorbenen ermöglichte von der vorgegebenen<br />
Strecke abzuweichen und im <strong>Grab</strong> Totenopfer darzubringen.<br />
Bei der Lage der Gräber ließ man jedoch wenig Pietät walten, und verbaute oft kurzerhand<br />
den direkten Zugang der Gräber von Westen bzw. Norden. Diese Option kam nur dann nicht<br />
in Betracht, wenn die Familie <strong>des</strong> <strong>Grab</strong>besitzers noch eine einflussreiche Stellung besaß, oder<br />
wenn man selbst zu ihr gehörte und der <strong>Grab</strong>besitzer ein enger Verwandter war. Dies führt<br />
uns direkt zur Lage <strong>des</strong> <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong>-<strong>Grab</strong>es. Er fand in der Nekropole eine Situation vor, die<br />
ihm nur wenig Spielraum ließ. Um möglichst alle der angestrebten Kriterien für einen<br />
angemessenen <strong>Grab</strong>bau zu erfüllen, blieb nur eine Position nördlich der Gräber von Ibi und<br />
Padihorresnet, da die Höhe 104 zu schlechten Baugrund bot. Diese Position war jedoch<br />
denkbar schlecht, wenn man beachtet, dass Padihorresnet der direkte Vorgänger von <strong>Anch</strong>-<br />
<strong>Hor</strong> war. Es blieb ihm also nur noch die Lage übrig, in der wir das <strong>Grab</strong> heute vorfinden.<br />
Wobei auffällt, dass der Zugang <strong>des</strong> <strong>Grab</strong>es XVII der nördlichen Front <strong>des</strong> <strong>Grab</strong>es TT 414<br />
einen kleinen Knick aufzwingt. In bezug auf dieses <strong>Grab</strong> XVII stellte sich heraus, dass es sich<br />
hier wahrscheinlich, um das von <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> ursprünglich geplante <strong>Grab</strong> handelt, da die<br />
4 Teil I, Abb. 1<br />
4
unterirdischen Achsen beider Gräber parallel verlaufen. Dieses kleinere <strong>Grab</strong> wurde von<br />
<strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> begonnen als er noch nicht Obersthofmeister war, jedoch stürzte die Decke ein.<br />
Zum Zeitpunkt als er das <strong>Grab</strong> XVII anfing, war er natürlich noch weniger in der Position das<br />
<strong>Grab</strong> seines zu dieser Zeit noch Vorgesetzten zuzubauen. Und nun blieb er immer noch dicht<br />
bei seinem zuerst geplanten <strong>Grab</strong> und nahm für sein neues, größeres <strong>Grab</strong> so viel Platz in<br />
Anspruch, wie es möglich war, ohne den Mentuhotep- Aufweg vollkommen zu blockieren. 5<br />
Abb. 3 6<br />
26. Dyn.<br />
1 Vorkammer<br />
2 Südl. Pfeilerhalle<br />
4 Westl. Pfeilerhalle<br />
5 Vorhalle<br />
6 Kultkammer mit Nische<br />
7 Oberraum zu 7/1<br />
7/1 <strong>Grab</strong>kammer <strong>des</strong> <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong><br />
7/2 Korridor rund um 7/1<br />
8, 9 Oberräume zu sek. <strong>Grab</strong>kammern<br />
L Lichthof<br />
S Scheintür<br />
30. Dyn. bis Ptol.<br />
10, 11 Oberräume zu sek. <strong>Grab</strong>kammern<br />
5 Teil I, S. 30 ff.<br />
6 M. Bietak und E. Reiner Haslauer, <strong>Das</strong> <strong>Grab</strong> <strong>des</strong> <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> <strong>–</strong> Pläne für Teil I und II, Pläne 10 + 14<br />
5
3. Oberbau <strong>des</strong> <strong>Grab</strong>es<br />
Der Oberbau hat eine O- W- Orientierung, wobei der Eingang über den ersten, östlichen<br />
Pylon erfolgte, heute sind jedoch nur noch Mauerreste übrig. Als der Bau noch intakt war,<br />
bestand er aus Schlammziegeln, welche weiß verputzt waren und eine aufgemalte<br />
Nischengliederung besaßen. 7 Diese Bemalung wies den Bau als „Totenpalast“ aus, da die<br />
Nischen von der Plastfassade <strong>des</strong> Königs ursprünglich stammen und mit der Zeit auch mit<br />
dem <strong>Grab</strong> bzw. Palast eines Toten identifiziert wurden.<br />
Die Nordfassade musste sich, wie bereits unter 2. erwähnt, dem Abgangskorridor vom <strong>Grab</strong><br />
XVII anpassen, und verkürzte damit den 1. Pylon. Einem Besucher der Anlage fiel dies<br />
jedoch nicht auf, da man sich von Osten her näherte. 8<br />
Die grobe Gliederung <strong>des</strong> Oberbaus vollzieht sich in drei Teilen, wobei die ersten beiden<br />
Pylone den ersten Hof einschließen, danach folgt der zweite Hof mit dem Lichthof und dem<br />
Abgang in die unterirdische Anlage, welcher an den Durchgang <strong>des</strong> zweiten Pylons<br />
anschließt, wie aus Abbildung 3 ersichtlich. Der dritte Hof besaß keine Einbauten, er hatte nur<br />
die Aufgabe die unterirdische Anlage territorial oberirdisch abzugrenzen, so dass niemand in<br />
späterer Zeit dieses <strong>Grab</strong> mit seinem eigenem Bau beschädigen konnte. Dies war in der<br />
Spätzeit üblich geworden, da man wie schon gesagt aus Platzmangel nicht sehr pietätvoll mit<br />
älteren Bauten umging. Weitere Zeugnisse für diesen dritten Hof finden sich auch bei den<br />
Bauten von <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong>s Vorgängern, wie z.B. Padihorresnet, Ibi und Petamenophis. Die<br />
Mauer, die den zweiten und dritten Hof voneinander trennte, wurde nachträglich nach Westen<br />
versetzt, wie man deutlich an den Mauerstümpfen auf den Außenseiten der nördlichen und<br />
südlichen Mauer erkennen kann. <strong>Das</strong> war nötig geworden, weil man offenbar erkannte, dass<br />
der anstehende Untergrund nicht gut genug war, jedoch stürzten diese Mauer und die<br />
westliche Schutzmauer <strong>des</strong> Lichthofes, welche hiermit geschützt werden sollte, trotzdem ein. 9<br />
Wie in dieser Zeit üblich war die Anlage auf grund ihrer Ausmaße unüberdacht geblieben,<br />
und wie bei allen Gräbern der Spätzeit lag die Kultkammer nicht hier sondern in der<br />
unterirdischen Anlage.<br />
Zur genaueren Beschreibung der Anlage ist zu sagen, dass sie einen von Mauern<br />
umgebenen Vorhof besaß, welcher ein Tor zum <strong>Grab</strong> XVII offen ließ. Die Pylone waren<br />
jeweils von zwei Bäumen flankiert, was dem Besucher, wie aus Abb. 3 ersichtlich, den freien<br />
Blick auf die Nordwand nahm, und zusammen mit dem nach Süden, also in die Mitte <strong>des</strong><br />
verkürzten ersten Pylons, versetzten Tor beim Besucher für die Illusion der Geradlinigkeit der<br />
Anlage sorgte. Weiterhin sorgte der de facto größere zweite Pylon für einen wohl<br />
beeindruckenden Blick beim durchschreiten <strong>des</strong> ersten. Im Norden <strong>des</strong> ersten Hofes waren<br />
weiterhin zwei Pfeiler für einen nördlichen Hofumgang errichtet worden. Vor dem Tor <strong>des</strong><br />
zweiten Pylons fand man die Überreste eines weißgetünchten Schlammziegelsockels, welcher<br />
wahrscheinlich ein Postament für die Opferplatte war, oder als Sockel für den Sarkophag bei<br />
den letzten Riten diente. Dieses Tor befindet sich nördlich der <strong>Grab</strong>achse, was wie ich<br />
vermute aus dem Grund so angelegt wurde, weil man so einen etwas längeren N-S-<br />
Abgangskorridor hatte, welcher wie bereits erwähnt dem Ideal der Zeit entsprach. Der erste<br />
Teil <strong>des</strong> Abgangs zur unterirdischen Anlage schließt sich dem Tor direkt an und lässt in seiner<br />
südlichen Schutzmauer eine Öffnung in den zweiten Hof. Abschließend lässt sich sagen, dass<br />
hier die Steinarchitektur der Tempel imitiert wurde, und dass man den Besucher mit den<br />
imposanten Ausmaßen wohl beeindrucken wollte. 10<br />
7 Teil I, S. 70<br />
8 Teil I, S. 63<br />
9 Teil I, S. 62 ff.<br />
10 Teil I, S. 69 ff.<br />
6
4. Unterirdische Anlage (siehe Abb. 3)<br />
4.1. Grobe Einteilung<br />
Der Zugang zur unterirdischen Anlage erfolgt, wie schon gesagt durch den in N-S-Richtung<br />
verlaufenden Abgangskorridor, welcher ein Fenster zum Lichthof besitzt. Normalerweise<br />
hatten Anlagen dieser Zeit einen geradlinigen Verlauf, solche Pläne sind jedoch anscheinend<br />
an der geringen Größe <strong>des</strong> zur Verfügung stehenden Baugrun<strong>des</strong> gescheitert. In vielen Details<br />
ist es aber stark an Vorgängerbauten orientiert, wobei besonders das <strong>Grab</strong> <strong>des</strong> Ibi erwähnt sein<br />
sollte, aus dem sogar mehrere Reliefszenen übernommen wurden. Die verschiedenen<br />
<strong>Grab</strong>achsen im unterirdischen und oberirdischen Bau traten auf, da man zuerst mit dem Bau<br />
der unterirdischen Anlage begann und diese sich am <strong>Grab</strong> XVII orientierte. Der Oberbau<br />
wurde dann jedoch auf den Mentuhotep- aufweg ausgerichtet. Was auffällt ist, dass jedem<br />
Eingang, der auf dem direkten Weg zum Kultziel führt, entweder eine Scheintür, eine<br />
Kultkammer oder eine Kultnische gegenüberliegt. Insgesamt besaß die Anlage in der 26. Dyn.<br />
10 Räume plus die <strong>Grab</strong>kammer und deren Korridor, welche sich unter Raum 7 befinden. In<br />
dem Zeitraum von der 30. Dyn. bis zur Ptolemäerzeit kamen die in Abb. 3 verzeichneten<br />
Räume 10, 11 und deren <strong>Grab</strong>kammern, sowie die Erweiterung der Kultnische in Raum 2<br />
hinzu. 11 4.2. Die Räume 1, 2, 3 und 12<br />
Der Raum 1 war dem König in erster Linie und in zweiter Linie der Gottesanbeterin<br />
Nitokris geweiht, parallel zu dem <strong>Grab</strong> <strong>des</strong> Ibi. Die hier befindliche Scheintür ist mit einem<br />
Rundstab versehen. Jedoch sind von den reliefvierten Kalksteinplatten, welche die Wände<br />
schmückten, nur noch die untersten Lagen erhalten. 12 Der Raum 2 galt der Gottesgemahlin<br />
und die hier befindliche Kultnische, welche sekundär zu Raum 3 ausgebaut wurde, der<br />
Hathor, also der Nekropolen-Göttin. Leider sind in diesem Raum 2 nur noch die Plinthen der<br />
Pfeiler erhalten. Die Pfeiler selbst sind aufgrund <strong>des</strong> schlechten Gesteins eingestürzt und<br />
sekundär mit Schlamm-Ziegeln wieder aufgemauert worden. Die Pfeiler führen den Besucher<br />
um die Raummitte herum zum Durchgang in den Lichthof. Eigentlich sah das aus dem<br />
Osiraion in Abydos übernommene Idealbild vor, dass man sich auf einer Geraden Achse<br />
bewegt und die Pfeiler die Umgänge auf der linken und rechten Raumseite flankieren, da man<br />
sich das Osirisgrab auf einen von Bäumen umringten Hügel vorstellte, wobei sich die Bäume<br />
in den Pfeilern widerspiegeln. Da dieses <strong>Grab</strong> jedoch zwei Knicke besaß, entschloss man sich<br />
dazu die Seiten <strong>des</strong> Raumes 2 und <strong>des</strong> Lichthofs mit Pfeilern auszustatten, welche keinen auf<br />
dem Weg zum Kultziel liegenden Durchgang besaßen, um so wieder einen Umgang zu<br />
schaffen. In Raum 2 erfüllten die Pfeiler noch zusätzlich den Zweck <strong>des</strong> Schutzes der Decke,<br />
denn dieser Raum wurde nach Westen und Süden hin erweitert. 13 Zum Raum 12 ist zu sagen,<br />
dass dieser dem <strong>Grab</strong>herrn selbst als Kultkammer gewidmet war, und auch hier sind keine<br />
Reliefs erhalten. Hierauf weisen die Interkolumnien zwischen den Pfeilern 1 und 2 hin, da<br />
dort der <strong>Grab</strong>herr in Richtung Lichthof blickt und somit also aus der Kammer heraustritt. 14<br />
11 Teil I, S. 72 ff.<br />
12 Teil I, S. 75 ff.<br />
13 Teil I, S. 78 ff.<br />
14 Teil I, S. 73<br />
7
4.3. Der Lichthof ( siehe Abb.3)<br />
Der Lichthof diente als Opferhof und „ bildete den symbolischen Begegnungsort zwischen<br />
der Sphäre <strong>des</strong> Lichtes ( Re) und der Finsternis ( Osiris).“ 15 Wie in der Spätzeit üblich waren<br />
in ihm zwei Pflanzbecken in Form der Htp- Hieroglyphe, welche für Osiris’ Sarkophag und<br />
Kanopenkasten standen bzw. für das Wort „opfern“. Ein weiteres Merkmal <strong>des</strong> Lichthofes ist<br />
die ins Innere überleitende Westnische. Aber anders als in allen anderen Gräbern der<br />
Saitenzeit sind hier die Pfeilerumgänge nicht auf zwei gegenüberliegenden Seiten sondern<br />
analog zum Raum 2 nun auf der West- und Nordseite, wobei die Wände mit den<br />
Durchgangstoren wieder frei bleiben. Diese Pfeiler waren zur Zeit von <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> aus<br />
Kalksteinblöcken mit Relief, an ihre Stelle wurden aber später Schlammziegelpfeiler<br />
aufgesetzt. Die Reliefs fand man bei den Ausgrabungen im <strong>Grab</strong> selbst und der näheren<br />
Umgebung. Die Zuordnung zu den entsprechenden Pfeilern geschah auf Grund von Parallelen<br />
zum Bildprogramm im <strong>Grab</strong> <strong>des</strong> Ibi. Es fällt auf, dass jeweils nur drei Seiten reliefviert<br />
waren, bis auf Pfeiler 3, welcher nur auf zwei Seiten ein Relief trug, was sich aus der<br />
Tatsache ergibt, dass immer die der Wand zugewandte Seite ungeschmückt blieb. Die frei<br />
bleibende Seite lässt sich mit dem Zeitmangel der Erbauer erklären.<br />
Weiterhin blieben der westliche Halbpfeiler und die südlich davon liegende Nische bis zu<br />
einer Höhe von 0,8 m erhalten. Den gesamten Lichthof umspannte ein 3-zeiliger<br />
Inschriftenfries, welcher in versenktem Relief ausgeführt ist. 16<br />
Abb. 4 17<br />
Der Türsturz in der Südwand<br />
4.3.1. Die Südwand ( siehe Abb. 4)<br />
<strong>Das</strong> Tor in der Südwand wurde sekundär bunt mit den Reliefblöcken hochgemauert, und<br />
musste <strong>des</strong>halb rekonstruiert werden. Die Hohlkehle blieb unvollendet und weist noch die<br />
Vorzeichnung der Palmblätter auf. Unter ihr verläuft der bereits erwähnte Inschriftenfries.<br />
Hier bildet der in versenktem Relief ausgeführte Türsturz ein sehr interessantes Objekt. Die<br />
hier dargestellte Szene wird überspannt von der geflügelten Sonnenscheibe, welche als <strong>Hor</strong>us<br />
von Edfu tituliert ist, dieser gibt laut der darunter befindlichen Inschrift Leben, Macht und<br />
Gesundheit.<br />
15 D. Arnold, Lexikon der Ägyptischen Baukunst, Düsseldorf 2000, S.141 f.<br />
16 Teil I, S. 88 ff.<br />
17 Teil I, Abb. 23<br />
8
Die rechte Seite der Szene ist der Nitokris gewidmet, wobei der auf ihrem Serech stehende<br />
Falke eine Sonnenscheibe mit zwei Federn auf dem Kopf trägt. Dies soll das Amt der<br />
Gottesgemahlin wiederspiegeln. Im Serech selbst steht wr.t, also die Große, darunter ist der<br />
obere Teil einer Kartusche zu sehen, in welcher der Anfang <strong>des</strong> Namens Nitokris noch<br />
erhalten ist. Im Rücken <strong>des</strong> Falken befindet sich eine Sonnenscheibe mit Uräus und anx-<br />
Zeichen. Dem Falken gegenüber sitzt Re- Harachte mit den Insignien der Königsherrschaft in<br />
seinen Händen, nämlich Krummstab, Was- Zepter und Geißel. Und von ihr 18 aus zeigt ein anx-<br />
Zeichen zum Schnabel <strong>des</strong> Falken. Hinter Re- Harachte kommt zuerst die Titulatur der<br />
Nitokris und dann <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> auf die Mitte zuschreitend mit Titulatur und Text, wobei er eine<br />
lange Perücke, Kollier, Schärpe, Schurz und ein durchsichtiges Übergewandt trägt.<br />
Die linke Seite ist dem König gewidmet und in den Grundzügen analog zur anderen Seite<br />
gestaltet. Hier trägt der Falke die Doppelkrone, welche das Amt <strong>des</strong> Königs repräsentiert. Der<br />
Serech und die beiden Kartuschen sind jedoch unbeschriftet. Dies ist wahrscheinlich darauf<br />
zurückzuführen, dass diese Darstellung aus dem <strong>Grab</strong> <strong>des</strong> Pabasa übernommen wurde. Dort<br />
ist jedoch noch Psammetich I. in den Inschriften genannt. Dieser regierte aber lange vor der<br />
Zeit <strong>des</strong> <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong>, und der neue König Apries, der hier zu erwarten wäre, da er auch im Fries<br />
erwähnt ist, ist zu jung ,um der ,der Szene entsprechenden, väterlichen Autorität gegenüber<br />
Nitokris nachzukommen. Der hier dargestellte Gott könnte in dieser Frage noch weiterhelfen.<br />
Beischrift und Krone kennzeichnen ihn als Osiris, dieser könnte hier dargestellt sein, weil<br />
Psammetich I. bereits tot ist. <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> ist hier genauso gekleidet wie auf der anderen Seite,<br />
jedoch bezieht sich hier der begleitende Text natürlich nicht mehr auf Nitokris sondern auf<br />
den König. 19<br />
Beiderseits <strong>des</strong> Tores sind jeweils zwei Register mit Opferszenen. Wobei <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> in allen<br />
Szenen auf einem Thronsessel sitzend und zum Tor gewendet dargestellt ist, während ihm<br />
gegenüber immer 1 oder mehrere Totenpriester stehen. Auf dem Register rechts oben trägt der<br />
<strong>Grab</strong>herr einen Sechemzepter in seiner linken Hand, während die Rechte zum reichgefüllten<br />
Tisch greift. Diese leicht vom Oberschenkel abgehobene Hand ist charakteristisch für dieses<br />
Relief und taucht auf den anderen Registern in verschiedener Stärke auch auf, es verleiht den<br />
Szenen somit etwas Lebendiges. Die Totenpriester, die ihm hier gegenüberstehen, sind<br />
unterschiedlich groß dargestellt, wobei der im Vergleich zu <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> fast gleichgroße<br />
Priester mit einem Pantherfell bekleidet ein Gefäß weiht, und die vier hinter ihm in zwei<br />
übereinander dargestellten Szenen gezeigten Priester Weihrauchgefäße bzw.<br />
Mundöffnungsgeräte halten. Was in dieser Szene bei näherer Betrachtung auffällt ist das über<br />
dem Kopf <strong>des</strong> ersten Priesters in rot Inschriftenkolumnen zu sehen sind. Die Inschrift, die hier<br />
angebracht werden sollte, enthielt wahrscheinlich den Namen <strong>des</strong> dargestellten Totenpriesters.<br />
Unter diesem Register sitzt der <strong>Grab</strong>herr zusammen mit seinem Vater, seine linke Hand<br />
greift nach einem Blumenbouquet, welches ihm von einem Priester gereicht wird. Die rechte<br />
hält ein Tuch. In<strong>des</strong> legt sein Vater den Arm um ihn, so dass seine Hand auf der Schulter <strong>des</strong><br />
<strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> liegt. Der kahlköpfige Totenpriester in dieser Szene trägt kein Pantherfell aber wie<br />
fast alle Gabenbringer eine Schärpe. Hinter ihm sind Gabenbringer in zwei Registern<br />
angeordnet, diese tragen unter anderem auch wieder Lotusblüten genau wie das Kleinvieh, die<br />
Gazellen und der Ibis, die sie mit sich führen.<br />
Auf der linken oberen Seite sitzt der <strong>Grab</strong>herr gemeinsam mit seiner Mutter vor einem<br />
Gabentisch, wobei seine Mutter in der selben Körperhaltung, wie auch schon sein Vater sie<br />
hatte, natürlich hier seitenverkehrt, zu sehen ist. Dies soll offenbar die enge Verbundenheit<br />
von Eltern und Sohn zum Ausdruck bringen. Ihnen gegenüber steht wieder ein Totenpriester<br />
und reicht über den Tisch hinweg ein Lotusgebinde.<br />
18 bezieht sich auf Re- Harachte, da im Text darüber nb.t steht<br />
19 Teil I, S. 94 ff.<br />
9
Unter diesem Register ist der <strong>Grab</strong>herr in einem weiten Mantel, mit einem Wür<strong>des</strong>tab in der<br />
linken und einem Tuch in der rechten Hand dargestellt. Ihm gegenüber stehen nun zwei<br />
gleichgroße Totenpriester mit Lotusgebinden, welche beide laut ihrer Beischrift Brüder <strong>des</strong><br />
<strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> sind. Der Name <strong>des</strong> ersten Totenpriesters lautet Psammetichmenemwese, ähnlich<br />
wie der Name <strong>des</strong> Zweiten, denn dieser wird auch mit einem Königsnamen, welcher leider<br />
nicht erhalten ist, und dem Zusatz <strong>–</strong>menemwese gebildet. Dies könnte zweierlei bedeuten,<br />
entweder ist es in beiden Fällen der selbe dargestellte Bruder, oder der Name <strong>des</strong> Zweiten<br />
wird mit dem Namen eines anderen Königs gebildet. 20<br />
Insgesamt betrachtet fallen die vielen Lotusblüten auf, dies darf uns aber nicht verwundern<br />
da <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> ja auch den Titel <strong>des</strong> Jmj-rA Sma.t mj od=s also <strong>des</strong> „Vorstehers von ganz<br />
Oberägypten“ trägt. Weiterhin ist es bemerkenswert, dass in diesem wie auch in jedem<br />
anderen Relief im <strong>Grab</strong> Darstellungen bzw. die Erwähnung der Frau <strong>des</strong> <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> fehlen,<br />
denn sie muß es ja auf Grund der Tochter und <strong>des</strong> Sohnes, die wir kennen, gegeben haben.<br />
Jedoch tritt dieses Phänomen auch schon in den Gräbern <strong>des</strong> Ibi, Pabasa und Padihorresnet<br />
auf. Ein weiterer Punkt sind die hastig und unvollendet ausgeführten Darstellungen, was wie<br />
auch der unvollendet gebliebene Bau ab einschließlich Raum 4, auf einen vorzeitigen Tod <strong>des</strong><br />
<strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> hinweist. Dies bietet uns jedoch die Gelegenheit in den Entstehungsprozess eines<br />
Reliefs hineinzublicken.<br />
4.3.2. Die Westwand<br />
In der Westwand befindet sich neben den Reliefregistern und der Osirisnische ( siehe 4.3.3.)<br />
auch die in der Mitte der Wand positionierte Westnische ( siehe 4.3.5.).<br />
Die Westwand war ab einer Höhe von 2,75 m mit Rundstab, Hohlkehle und dem darunter<br />
befindlichen dreizeiligen Inschriftenfries versehen. Nur die Westnische, welche von einer in<br />
Stuck ausgeführten eigenen Hohlkehle gekrönt war, ragte in diesen Bereich hinein. Links und<br />
rechts von ihr zwischen der Nische und Hohlkehle waren dabei pro Register je drei<br />
Gabenbringer in jeweils vier übereinander angeordneten Registern. <strong>Das</strong> Relief zeigt jedoch<br />
wieder eine flüchtige Ausführung, obwohl es doch reich an Details ist. Von den übrigen<br />
Reliefplatten ist außer der Osirisnische nur noch ein kleiner Teil im S-W- Eck der Wand in<br />
situ erhalten. Hier ist eine Einteilung der Wand in drei Register zu erkennen. Im obersten<br />
Register ist der <strong>Grab</strong>herr kniend vor wahrscheinlich mehreren Göttern, von denen nur der<br />
erste aufgrund <strong>des</strong> Knaufes seiner oberägyptischen Krone erkennbare Atum zu sehen ist,<br />
dargestellt. An den Vorzeichnungen im Relief erkennt man, dass auch dieses Relief nicht<br />
fertig geworden ist. Im Mittelteil kann man nur vermuten, was dargestellt war. In diese<br />
Position wird ein Reliefblock 21 hineinrekonstruiert, welcher das Gesicht und die linke<br />
Schulter <strong>des</strong> <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> zeigen. Wobei auf seiner Schulter eine Hand zu sehen ist. Diese<br />
gehörte sicher zu seiner Mutter, welche hier wie auf der Südwand gemeinsam mit ihm vor<br />
einem Gabentisch sitzend dargestellt war. Im untersten Register sitzt der <strong>Grab</strong>herr mit Blick<br />
zum Tor auf einem Sessel vor einem Gabentisch, ihm gegenüber sein stark verkleinert<br />
dargestellter Sohn mit Jugendlocke. Auffallend ist der Affe unter dem Sitz seines Herrn,<br />
welcher eine Frucht verspeist. Dieser Affe ist eine Besonderheit, da man von seiner<br />
Darstellung ein Ostrakon mit der Endwurfskizze fand. Weiterhin ist bemerkenswert, dass wie<br />
auch im Lichthof <strong>des</strong> Ibi- <strong>Grab</strong>es zuerst in erhabenen und dann in versenktem Relief<br />
ausgeführt ist. Einige Teile in der rechten Hälfte der Szene sind sogar nur eingeritzt und die<br />
Meißelspuren der Arbeiter sind im Hintergrund noch zu erkennen. 22<br />
20 Teil I, S. 96 ff.<br />
21 ST 865<br />
22 Teil I, S. 99 ff.<br />
10
4.3.3. Osirisnische<br />
Die Osirisnische war wahrscheinlich nur bis zu einer Höhe von 1,90 m ausgeführt, da der<br />
Raum darüber keinen Platz für Reliefplatten lässt. Dies degradiert jedoch den N-W- Pilaster,<br />
welcher nun kein vollwertiges Gegenstück mehr zu S-O Pilaster wäre. Diese Tatsache wirft<br />
die Frage auf, ob die Nische nicht vielleicht wie einiges Anderes im <strong>Grab</strong> auf grund <strong>des</strong><br />
Zeitmangels unvollendet blieb, und eigentlich noch weitere Szenen enthalten sollte. Dagegen<br />
spricht jedoch die Abgeschlossenheit der Szene in bildgestalterischer und ritueller Hinsicht.<br />
Osiris, hier rechtsblickend dargestellt, hat vor sich einen Imiut- Fetisch und hinter ihm steht<br />
die Göttin <strong>des</strong> Westens, welche die Göttin einer jeden Nekropole ist, da zu dieser Zeit mit<br />
dem Westen schon stark das Jenseits verbunden war. 23 Da die Darstellungen der beiden<br />
Göttinnen links und rechts auf den Seitenwänden der Nische nicht vollständig sind,<br />
rekonstruiert man aufgrund der Inschrift, dass links Nephthys dargestellt ist. Auf der anderen<br />
Seite ist noch eine Frau in einem engen Gewand zu sehen, aber die Inschriften sind nicht<br />
erhalten, da wir aber bereits wissen, dass links Nephthys dargestellt ist, identifiziert man die<br />
Frau mit Isis. Dies ergibt auch überaus Sinn, da diese beiden Göttinnen als Helfergöttinnen<br />
<strong>des</strong> Osiris und somit auch <strong>des</strong> ihm gleichgesetzten Toten gelten und in diesem Kontext oft<br />
gemeinsam auftreten. So sind zum Beispiel Sprüche der beiden Göttinnen häufig auf Särgen<br />
der 26. Dyn. zu finden. Sie haben mit ihren Sprüchen Osiris wiederbelebt, und das erwartet<br />
der Tote nun auch von ihnen. 24 Links und rechts der Nische sind noch die untersten Lagen der<br />
Reliefplatten erhalten. Dabei sind auf der rechten Seite, also auf der Ostseite <strong>des</strong> Pilasters,<br />
drei Männer auf Osiris zuschreitend dargestellt, wobei der erste genau wie auf Block ST 814,<br />
welcher sicher das Gegenstück auf der anderen Seite bildete, einen Tierschwanz trägt. Dieser<br />
könnte auf einen Totenpriester hinweisen 25 , der wahrscheinlich eine Anubismaske trug. Denn<br />
genau so einer ist auch auf dem Gegenstück der anderen Seite zu sehen.<br />
4.3.4. Pfeiler<br />
Zu den Pfeilern ist zuerst einmal zu sagen, dass sie von Bietaks Team durchnummeriert<br />
wurden, und zwar im N-W mit Pfeiler 1 angefangen, und dann im Uhrzeigersinn<br />
durchnummeriert bis Pfeiler 5.<br />
Die Pfeiler im Lichthof sind in versenktem Relief ausgeführt, und ihr Programm ist dem<br />
Pabasa- <strong>Grab</strong> entlehnt. Die Qualität der Ausführung schwankt jedoch, und stilistisch sind sie<br />
klar von den Wandreliefs zu unterscheiden. Wie unter Punkt 4. bereits erwähnt sind die<br />
Pfeiler bis auf den 3. von drei Seiten reliefviert. Dabei sind auf den dem Lichthof<br />
zugewandten Seiten Totenbuchkapitel und jeweils eine Vignette abgebildet. Um auf Pfeiler 3<br />
zu sprechen zu kommen, ist zu sagen, dass <strong>des</strong>sen Südseite die Verlängerung der Achse, in<br />
welcher noch die Pfeiler 1 und 2 liegen, bildet, und seine Westseite die Achse der Pfeiler 4<br />
und 5 verlängert. Somit ist der Pfeiler 3, der Einzige mit zwei Hofseiten. Auf den Seiten<br />
zwischen den Pfeilern sind im Gegensatz zu den Hofseiten Szenen mit Gabenbringern und<br />
Szenen aus der Landwirtschaft abgebildet. 26<br />
Von den Vignetten sind alle bis auf die <strong>des</strong> Pfeilers 4 erhalten, und wie wir sehen werden<br />
waren die Vignetten und TB- Texte der anderen Pfeiler jeweils aufeinander abgestimmt, also<br />
ist auch beim Pfeiler 4 von einer passenden Darstellung auszugehen. Auf Pfeiler 1 zeigt die<br />
23 H. Bonnet, Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Berlin; New York: de Gruyter 2000, Westen,<br />
S. 867<br />
24 H. Bonnet, Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Berlin; New York: de Gruyter 2000, Nephthys,<br />
S. 519 ff.<br />
25 Teil I, S. 103 ff.<br />
26 Teil I, S. 107 ff.<br />
11
Vignette einen Gott, wie er vor einem Gabentisch und dem dahinter befindlichen ihn<br />
anbetenden <strong>Anch</strong>- <strong>Hor</strong> steht, dazu stehen zwei Totenbuchkapitel auf diesem Pfeiler, und zwar<br />
der „Spruch dafür, dass nicht zugelassen wird, dass der Kopf eines Mannes von ihm<br />
abgeschnitten wird in der Unterwelt“ 27 und der „Spruch dafür, nicht wiederholt zu sterben in<br />
der Nekropole“ 28 . 29 Die Vignette <strong>des</strong> Pfeilers 2 zeigt <strong>Anch</strong>- <strong>Hor</strong>, wie er die Baumgöttin<br />
anbetet, dazu sprechen die angebrachten Totenbuchkapitel 30 vom Atmen der Luft. Es ist<br />
jedoch seltsam, dass die Überschrift dieser Vignette zu einem anderen Kapitel gehört. 31 Wie<br />
bereits erwähnt trägt der nächste Pfeiler auf zwei Seiten Vignette und Totenbuchkapitel. Die<br />
Westseite zeigt uns <strong>Anch</strong>- <strong>Hor</strong> Wasser spendend und dazu den „Spruch Wasser trinken und<br />
nicht verbrennen durch die Flamme“ 32 . Auf der Südseite sehen wir Anubis, wie er Die Mumie<br />
<strong>des</strong> <strong>Anch</strong>- <strong>Hor</strong> umarmt und dazu den „Spruch vom nicht Eintreten in die Richtstätte <strong>des</strong><br />
Gottes“ 33 . Zu diesem Spruch wäre noch zu bemerken, dass er im Pabasa- <strong>Grab</strong> die Überschrift<br />
trägt: „Wer diesen Spruch trägt wird nicht verwesen in der Unterwelt“. 34 Wie schon gesagt ist<br />
die Vignette <strong>des</strong> 4. Pfeilers nicht erhalten aber die Sprüche sind, die vom “..nicht Schmutz<br />
essen und nicht schlechtes trinken in der Nekropole“ 35 und „.., dass ein Mann Atem gegeben<br />
wird in der Nekropole“ 36 . 37 Die Vignette <strong>des</strong> letzten Pfeilers zeigt wieder <strong>Anch</strong>- <strong>Hor</strong> beim<br />
anbeten der Baumgöttin und Sprüche vom Atmen 38 . 39<br />
Totenbuchkapitel sind auch auf der nördlichen Fläche <strong>des</strong> S-O- Pilasters gefunden worden,<br />
nämlich der „Spruch dafür, dass die Seele mit dem Körper vereint wird im Gottesboden“ 40 .<br />
Die dazu gehörige Vignette konnte aber nicht gefunden werden. 41<br />
Bei den Darstellungen zwischen den Pfeilern, also die den Interkolumnien zugekehrten,<br />
werde ich nur auf ein Paar besonders hervorstechende Beispiele eingehen. Vorweg wäre noch<br />
zu sagen, dass dem nördlichen Pfeilerumgang die Opferszenen und die Szenen mit den<br />
Gabenbringern zugeordnet werden. Auf den Pfeilern 4 und 5 sind dann die außergewöhnlichen,<br />
handwerklichen Szenen zusätzlich zu den Gabenbringerszenen untergebracht. Bei<br />
beiden Szenentypen gilt, dass sie auf den Pfeilern in jeweils vier bzw. fünf Register aufgeteilt<br />
waren. 42<br />
Exemplarisch möchte ich hier Szenen der Pfeiler 2, 4 und 5 betrachten. Die Reliefs <strong>des</strong><br />
Pfeilers 2 stechen besonders durch ihre der ägyptischen Kunst nicht immer eigen gewesenen<br />
Belebtheit in der Darstellung der Tiere und Gabenbringer heraus. Auf der Westseite im 4.<br />
Register sieht man zum Beispiel, wie ein Gabenbringer ein hornloses Stierkalb führt, welches<br />
gerade zum Sprung ansetzt, und auf der Ostseite <strong>des</strong> selben Pfeilers im 2. Register läuft sogar<br />
ein Gabenbringer und das Kalb neben ihm springt. Eine solche Szene mit einem springenden<br />
Kalb ist ansonsten nur noch einmal aus dem <strong>Grab</strong> <strong>des</strong> Pabasa bekannt. <strong>Das</strong> 3. Register <strong>des</strong><br />
Pfeilers 4 fällt durch die aus dem Pabasa- <strong>Grab</strong> bekannte Imkerszene auf. Es sind zwei Imker<br />
dargestellt, welche eigentlich in der Haltung eines Opfernden verharren, wobei hinter dem<br />
Linken noch Rasterrandmarkierungen in roter Farbe zu erkennen sind. Auf dem Register<br />
27 TB- Kapitel XLIII<br />
28 TB- Kapitel XLIV<br />
29 Teil I, S. 111 ff.<br />
30 TB- Kapitel LIX und LX<br />
31 Teil I, S. 113 f.<br />
32 TB- Kapitel LXIII/A und B<br />
33 TB- Kapitel L/B und XLV<br />
34 Teil I, S. 114 ff.<br />
35 TB- Kapitel LIII<br />
36 TB- Kapitel LIV<br />
37 Teil I, S. 116 f.<br />
38 TB- Kapitel LV, LVI und LVII<br />
39 Teil I, S. 117 f.<br />
40 TB- Kapitel LXXXIX<br />
41 Teil I, S. 119<br />
42 Teil I, S. 120 f.<br />
12
darunter erkennt man zwar auch eine Ritzung, die dem Kanon entspricht, aber das Relief hält<br />
sich nicht daran und sorgt so für eine lebhafte Bildkomposition. Nur Genitalien, Nabel und<br />
Oberkörper <strong>des</strong> nackten Sohnes von <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> sind so dargestellt als ob sie dem Kanon<br />
entsprechen. Man durchbrach also Regeln, versuchte dies jedoch in einem gewissen Rahmen<br />
zu halten. Nun komme ich zur Südseite <strong>des</strong> Pfeilers 5. Hier ist in vier Registern der Vorgang<br />
von der Weinlese bis zum Abfüllen <strong>des</strong> Traubensaftes dargestellt. Register 1 zeigt dabei die<br />
Weinlese, Reg.2 das Austreten der Trauben, Reg.3 das Auspressen der Maische und Reg. 4<br />
die Abfüllung. Somit gewinnen wir einen ziemlich klaren und umfassenden Einblick in die<br />
damaligen Methoden der Weinzubereitung. 43<br />
Abschließend ist zu bemerken, dass die belebten, der saitischen Zeit entsprechenden<br />
Szenen, die ansonsten traditionell gehaltene Kompositionen gut ergänzen.<br />
4.3.5. Westnische ( Kultnische)<br />
Die Westnische hatte die Aufgabe den Besucher in den Rest der Anlage zu überführen, und<br />
tat dies, wie aus den Funden ersichtlich, in einer beeindruckenden Weise. Sie war mit<br />
Rundstab und Hohlkehle versehen, und die Reliefs waren von einer sehr guten Qualität. 44<br />
Über dem Durchgang findet man auf dem Verputz noch Spuren der Vorzeichnung, welche<br />
„ in der Mitte über der Tür den Sn- Kartuschenring, darunter drei Wasserlinien, zu beiden<br />
Seiten je ein Wedjat- Auge und den liegenden Anubis“ 45 zeigen.<br />
An Hand der wenigen Reliefplatten, die von der Nord- und Südwand erhalten sind, lässt<br />
sich rekonstruieren, dass in beiden Fällen der <strong>Grab</strong>herr auf einem Sessel sitzend und in den<br />
Lichthof blickend unter einem doppelten Baldachin in Flachrelief dargestellt ist. Außerdem<br />
sind noch ein Speisentisch, der sich auch unter dem Baldachin befindet, und ein Opfernder,<br />
der auf den <strong>Grab</strong>herrn zutritt, mit einem langstieligen Blumenstrauß in den Darstellungen<br />
vorhanden. In dieser Szene erkennt man wiederum, dass die Arbeiter sich stark an Bauten der<br />
Vorgänger von <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> gehalten haben, denn der <strong>Grab</strong>herr tritt im <strong>Grab</strong> <strong>des</strong> Padihorresnet<br />
an genau der selben Stelle auf. Diese Tatsache lässt uns überhaupt erst annehmen, dass hier<br />
der <strong>Grab</strong>herr selbst dargestellt ist, da eine Beischrift unter dem Baldachin die Titulatur <strong>des</strong><br />
Königs nennt. Es gibt aber noch einen weiteren Grund der gegen die Darstellung <strong>des</strong> Königs<br />
spricht, nämlich der Sessel auf dem die Person sitzt, denn dieser würde nicht bei<br />
Darstellungen <strong>des</strong> Königs benutzt werden. 46 Diese Szene tritt aber auch noch in anderen<br />
Gräbern der Spätzeit auf und wurde aus Privatgräbern der späten 18. Dynastie übernommen. 47<br />
Weiterhin ist an dieser Szene interessant, dass der Hund <strong>des</strong> <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> namens <strong>Anch</strong>-<br />
Psammetich unter <strong>des</strong>sen Sessel auf der Südwand dargestellt ist. Eine solche Darstellung ist<br />
jedoch auch schon aus dem <strong>Grab</strong> <strong>des</strong> Pabasa bekannt. 48<br />
4.4. Durchgang zu Raum 4<br />
Der Durchgang zu Raum 4 ist wie der von Raum 1 zu 2 und der von 2 zum Lichthof dem<br />
Grundriss nach gestaltet wie der Durchgang eines Pylones. 49 Hier war auf der Südwand eine<br />
Brandopferszene angebracht, welche das Opfern <strong>des</strong> <strong>Grab</strong>herrn im Lichthof für den Amun-<br />
Re beim Schönen Fest im Wüsten Tal darstellen sollte. Hinzu kommt, dass auch eine<br />
zeitgenössische Opferplatte im Lichthof gefunden wurde. Dabei ist der <strong>Grab</strong>herr in dreifacher<br />
43 Teil I, S. 121 ff.<br />
44 Teil I, S. 135<br />
45 Teil I, S. 136<br />
46 Teil I, S. 136<br />
47 Teil II, S. 239<br />
48 Teil I, S. 136 f.<br />
49 Teil II, S. 153<br />
13
Größe vor einem Opferständer dargestellt, und vor ihm auf den konischen Opferröhren mit<br />
brennenden Schalen liegen verschieden Fleischstücke, Gemüse und Brote, während hinter der<br />
Gestalt <strong>des</strong> <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> noch rote Reste der Randmarkierung zu erkennen sind. Diese Szene ist<br />
uns mal wieder bereits aus anderen Gräbern der Nekropole bekannt und zwar aus denen <strong>des</strong><br />
Monthemhet und <strong>des</strong> Ibi. Bei ihnen war diese Szene jedoch im Eingang <strong>des</strong> Lichthofes<br />
angebracht, da man aber die Ausrichtung der Szene nach Osten und somit auf den Amun- Re<br />
von Karnak brauchte, musste man den Durchgang, der aus dem Lichthof herausführt nutzen. 50<br />
Abb. 5 51 Raum 4<br />
4.5. Der hintere, ungeschmückte Teil der unterirdischen Anlage<br />
Vergleicht man das <strong>Grab</strong> mit dem Osireion, so kann man verschieden Räume in Funktion<br />
und Lage wiedererkennen. Somit kann man Raum 4 als Hypostyl, Raum 5 als Opfersaal und<br />
Raum 6 als Sanktuar auffassen. Die Reliefs <strong>des</strong> ganzen Bereichs ab Raum 4 sind aber nicht<br />
fertig gestellt worden. Hier zeigt sich am drastischsten die Unvollständigkeit <strong>des</strong> <strong>Grab</strong>es. Die<br />
Wände sind nur roh behauen, kaum ein Winkel ist rechteckig und die Maße schwanken sehr.<br />
Natürlich fehlt auch sämtliche Relieffierung wie in Abb. 5 zu sehen ist. 52<br />
Ursprünglich hatten nur drei Oberräume Schächte zu <strong>Grab</strong>kammern in der 26. Dynastie, und<br />
zwar die Räume 7,9 und 8, wobei jedoch der Schacht in Raum 8 zu einer unvollständigen<br />
Kammer führt. Die <strong>Grab</strong>systeme von den Räumen 10 und 11 sind sekundär, stammen also aus<br />
der Zeit von der 30. Dynastie bis zur Römerzeit.<br />
50 Teil I, S. 138 f.<br />
51 Teil II, Tafel 87<br />
52 Teil II, S. 154<br />
14
Der <strong>Grab</strong>achsenverlauf in dem von mir hier betrachteten Bereich ist endlich auch<br />
geradlinig, so wie das angestrebte Ideal es vorschreibt. Aus diesem Grund können die<br />
Pfeilerumgänge in Raum 4 den Gast, wie es in den anderen Gräbern dieser Zeit üblich ist, nun<br />
auch geradlinig zum Kultziel in Raum 6 führen, was bei den ersten beiden Pfeilerumgängen<br />
nicht möglich war. Wobei die Achse parallel zur eingeknickten Nordwand <strong>des</strong> Oberbaus und<br />
somit auch parallel zur Achse vom <strong>Grab</strong> XVII. liegt. Dies zeigt, dass beim <strong>Grab</strong> zuerst mit der<br />
unterirdischen Anlage begonnen wurde, und dass man sich erst später dazu umentschieden<br />
hat, den Oberbau parallel zur Aufwegstraße zu bauen. 53 <strong>Das</strong> Kultziel selbst bestand in Raum 6<br />
aus einer mit Kalksteinplatten verkleideten Kultnische in der sich wahrscheinlich eine<br />
Kultstatue <strong>des</strong> <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> befand. Von den Kalksteinplatten sind aber nur geringe Reste in situ<br />
gefunden worden. 54<br />
Abb. 6 55<br />
53 Teil II, S. 153<br />
54 Teil II, S. 159<br />
55 Teil II, S. 163<br />
15
4.6. Raum 7 und die <strong>Grab</strong>kammer mit Korridor<br />
Die <strong>Grab</strong>systeme dieser Anlage bestanden aus einem Oberraum, einem Fallschacht und<br />
einer oder mehrerer <strong>Grab</strong>kammern, welche entweder vom Bodenschacht oder von einer<br />
Schachtwand im Fall einer weiteren, tieferliegenden Kammer aus zugänglich waren. 56 Im<br />
Oberraum der <strong>Grab</strong>kammer <strong>des</strong> <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> sind noch heute die rechteckigen Löcher für das<br />
Gerüst, welches die Arbeiter benutzten, um Mumie und <strong>Grab</strong>beigaben hinabzulassen, zu<br />
sehen. 57<br />
Der Schacht zum Korridor und zur <strong>Grab</strong>kammer 7/1 führte 15m tief ins Gestein und führte<br />
von der Westwand <strong>des</strong> Oberraumes zur Südwand der <strong>Grab</strong>kammer. Dadurch versuchte man,<br />
die Kammer unterhalb der Kultnische zu platzieren. Dieses Ziel wurde jedoch verfehlt, so<br />
dass die <strong>Grab</strong>kammer zu weit südlich liegt, wie man auf der Abb. 6 sieht. Der in der<br />
Abbildung dargestellte Sarkophag ist zwar aus einer sekundären Bestattung, sein Unterteil<br />
liegt aber wahrscheinlich in der selben Lage, wie auch der Sarkophag <strong>des</strong> <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> vielleicht<br />
gelegen hat, also mit dem Kopf nach Westen.<br />
Der Korridor 7/2 an der Westwand <strong>des</strong> Schachtes sollte höchst wahrscheinlich einmal rund<br />
um die <strong>Grab</strong>kammer herumführen, um den Gedanken <strong>des</strong> Osirisgrabes bzw. Umgangs wieder<br />
aufzugreifen. Da aber wie wir schon an mehreren Stellen festgestellt haben der Bau weit vor<br />
der Vollendung abgebrochen werden musste, sind hierbei gleich mehrere Fehler aufgetreten.<br />
Zum einen ist das Ende <strong>des</strong> Korridors höher gelegen als sein Anfang, zum anderen ist in<br />
keiner Ecke ein rechter Winkel eingehalten worden, so dass das angestrebte Ziel <strong>des</strong><br />
Korridors, nämlich die Ostwand <strong>des</strong> Schachtes, um einige Meter verfehlt wurde.<br />
Die Beraubung <strong>des</strong> <strong>Grab</strong>es um 1820 führte dazu, dass Stücke aus dem <strong>Grab</strong> in die<br />
Saltcollection, in den Louvre und ins Leidener Museum gelangten.<br />
5. Der Kanon <strong>des</strong> <strong>Grab</strong>es<br />
Der Kanon <strong>des</strong> <strong>Grab</strong>es entspricht dem der Spätzeit, wie er seit der Kuschitenzeit üblich war,<br />
so zeigen der Pfeiler 1/O Reg. 2 und Reliefblöcke aus dem Durchgang vom Lichthof zum<br />
Raum 4 noch Reste eines Rasters, von welchem die 21. Linie über der Standlinie die<br />
Augenbraue durchzieht. Zwar sollte diese Linie die Nasenwurzel durchziehen, aber an dieser<br />
eher unwichtigen Stelle hat man auf so viel Genauigkeit wohl nicht so viel wert gelegt.<br />
Trotzdem ist es Eindeutig, dass hier der verkleinerte Kanon der Spätzeit angewandt wurde,<br />
denn vorher wäre ein 18er- Raster üblich gewesen. Auch an den knienden Imkerfiguren ist der<br />
neue Kanon zu erkennen. Hier beträgt der Abstand vom Gesäßansatz bis zur Nasenwurzel 10<br />
Einheiten, während es im Neuen Reich noch 8 Einheiten waren. 58 Die Beinlänge wurde in der<br />
Spätzeit nach den vielen Veränderungen in den Jahrhunderten davor auf 11 Einheiten<br />
festgesetzt und betrug somit wieder in etwa die Hälfte der Gesamthöhe, da die 22. Linie 2<br />
Finger breit über der Haaransatzlinie <strong>des</strong> Alten Kanonrasters liegt. 59 Selbst die Breite der<br />
Inschriftenkolumnen orientierte sich an diesem Raster, so beträgt der Abstand der Linien für<br />
die Inschriften auf dem Westteil der Südwand genau so viel wie 1/21 <strong>des</strong> Abstan<strong>des</strong> von der<br />
Standlinie bis zur Nasenwurzel <strong>des</strong> großen Priesters in der dazugehörigen Szene. 60 Von dem<br />
alten Kanon blieben aber die Höhe <strong>des</strong> Rocksaumes, der gehobenen Hand und die Haltung<br />
schlechthin erhalten. 61<br />
56 Teil II, S. 159<br />
57 siehe Abb.<br />
58 Teil II, S. 225<br />
59 Teil II, S. 228<br />
60 Teil II, S. 225<br />
61 Teil II, S. 231<br />
16
6. Bibliographie<br />
D. Arnold, Lexikon der Ägyptischen Baukunst, Düsseldorf 2000:<br />
<strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong>, S. 25<br />
Lichthof, S.141 f.<br />
Nischengliederung, S.174 ff.<br />
Osiris- <strong>Grab</strong>, S.183<br />
Palastfassade, S.186 f.<br />
Padihorresnet, S.188<br />
Plinthe, S.195<br />
M. Bietak und E. Reiser Haslauer, <strong>Das</strong> <strong>Grab</strong> <strong>des</strong> <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> , Obersthofmeister der<br />
Gottesgemahlin Nitokris., Wien 1978<br />
(in den Fußnoten als Teil I)<br />
M. Bietak und E. Reiser Haslauer, <strong>Das</strong> <strong>Grab</strong> <strong>des</strong> <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> , Obersthofmeister der<br />
Gottesgemahlin Nitokris. Teil II., Wien 1982<br />
(in den Fußnoten als Teil II)<br />
M. Bietak und E. Reiser Haslauer, <strong>Das</strong> <strong>Grab</strong> <strong>des</strong> <strong>Anch</strong>-<strong>Hor</strong> <strong>–</strong> Pläne für Teil I und II<br />
H. Bonnet, Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Berlin; New York: de Gruyter<br />
2000<br />
D. Eigner, Die Monumentalen <strong>Grab</strong>bauten der Spätzeit in der thebanischen Nekropole, Wien<br />
1984<br />
D. Eigner, Die Monumentalen <strong>Grab</strong>bauten der Spätzeit in der thebanischen Nekropole <strong>–</strong><br />
Pläne 1 <strong>–</strong> 30, Wien 1984<br />
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