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30. Mai 2012, 20:00 Uhr<br />

UT Connewitz<br />

Ein Menschenschicksal<br />

Sergej Bondarčuk, UdSSR 1959<br />

Einführung: Dr. Lars Karl (Leipzig)<br />

Regisseur und Hauptdarsteller Sergej Bondarčuk schildert<br />

in der Verfilmung der gleichnamigen Novelle von Michail<br />

Šolochov das Schicksal eines sowjetischen Soldaten in<br />

deutscher Kriegsgefangenschaft. In der Situation der Gefangennahme<br />

entscheidet sich der Rotarmist Andrej Sokolov für<br />

das Leben, wo früher der Ehrenkodex den Tod vorschrieb.<br />

Der Zuschauer verfolgt den Weg des Geschundenen durch die<br />

deutschen Gefangenenlager und KZs. Deren Grauen besteht<br />

Sokolov mit fast übermenschlicher Kraft, ehe ihm nach Jahren<br />

die Flucht durch die deutschen Linien gelingt. Er meldet sich<br />

erneut zum Einsatz und erfährt am Tage der deutschen Kapitulation<br />

vom Tod seines Sohnes, des letzten Verwandten.<br />

Die Verfilmung des Schicksals eines Rotarmisten in deutscher<br />

Kriegsgefangenschaft bot einiges an politischer Brisanz –<br />

galten jene doch als Verräter, die nach dem Krieg nicht selten<br />

mit mehrjähriger Lagerhaft bestraft wurden. Erst deren Rehabilitierung<br />

auf dem XX. Parteitag der KPdSU im Jahre 1956 und<br />

das damit eingeleitete »Tauwetter« machten die Verfilmung<br />

des Menschenschicksals möglich.<br />

6. Juni 2012, 20:00 Uhr<br />

UT Connewitz<br />

Liebe 47<br />

Wolfgang Liebeneiner, BRD 1949<br />

Einführung: Andreas Kötzing (Leipzig)<br />

Liebe 47 gilt als letzter Trümmerfilm und erzählt, basierend<br />

auf dem Theaterstück »Draußen vor der Tür« von Wolfgang<br />

Borchert, die Geschichte des Kriegsheimkehrers Beckmann,<br />

der nach Jahren der Gefangenschaft in Sibirien nach Hamburg<br />

zurückkommt, wo er jedoch kein Zuhause mehr vorfindet. Anders<br />

als in der literarischen Vorlage bleibt Beckmann im Film nicht<br />

allein, sondern begegnet der jungen Witwe Anna Gehrke, die ebenfalls<br />

ihren Lebenswillen verloren hat.<br />

In einer Mischung aus expressionistisch-phantastischen Traumsequenzen<br />

und realistischen Bildfolgen erfährt der Zuschauer, von<br />

den Leiden, die beiden Handlungsträger während des Kriegs und<br />

in der sowjetischen Gefangenschaft durchlebten. Anstatt einer<br />

politischen Anklage oder Schuldzuweisung steht das individuelle<br />

Schicksal der beiden Protagonisten im Mittelpunkt der Handlung.<br />

Anders als in Borcherts Bühnenstück ist das Ende allerdings hoffnungsfroh<br />

und optimistisch. Beckmann und Anna Gehrke sind aus<br />

dem Albtraum des Krieges aufgewacht und versprechen sich gegenseitige<br />

Unterstützung für den Aufbau einer besseren Zukunft.<br />

26. Juni 2012, 20:00 Uhr<br />

UT Connewitz<br />

Menschen und Tiere<br />

Sergej Gerasimov, UdSSR / DDR 1962<br />

Einführung: Pablo Fontana (Buenos Aires)<br />

Zu den bekanntesten Werken Sergej Gerasimovs zählt das Kosaken-Epos<br />

Der stille Don, das 1957 in die sowjetischen Kinos kam.<br />

Seine ostdeutsch-sowjetische Koproduktion Menschen und Tiere<br />

von 1962 gehört hingegen zu den eher unbekannten Filmen aus<br />

seinem Oeuvre. Der Protagonist Aleksej Ivanovič gerät im Verlaufe<br />

des Zweiten Weltkriegs in deutsche Gefangenschaft und erlebt eine<br />

Odyssee durch verschiedene Konzentrationslager. Aus Angst vor<br />

erneuter Verfolgung und Haft versucht er nach Kriegsende seiner<br />

Repatriierung in die Sowjetunion zu entgehen. Getrieben durch die<br />

Sehnsucht nach der Heimat und frustriert von seinen Erfahrungen<br />

im kapitalistischen Westen kehrt er nach 17 Jahren schließlich<br />

doch nach Hause zurück und trifft dort sowohl auf Ablehnung als<br />

auch auf Gastfreundschaft, Wärme und Menschlichkeit.<br />

Obwohl bereits nach dem Höhepunkt des »Tauwetters« gedreht,<br />

steht Menschen und Tiere durchaus noch in dessen Tradition und<br />

verweist mit seinem Blick auf die individuellen Leiderfahrungen<br />

des Krieges auf das neue Gesicht der post-stalinistischen Sowjetunion.<br />

Die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist kostenlos, bei<br />

Interesse bitte anmelden:<br />

katharina.seibert@uni-leipzig.de<br />

Im Anschluss an diese Filmreihe ist eine Tagung zum Thema<br />

Kriegsgefangenschaft, Rückkehr und gesellschaftliche (Re-)<br />

Integration im europäischen Spielfilm des Kalten Kriegs<br />

(25.–27.10.2012, GWZO Leipzig) geplant.<br />

Veranstaltungsorte<br />

Geisteswissenschaftliches Zentrum<br />

Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas<br />

an der Universität Leipzig<br />

Specks Hof (Eingang A)<br />

Reichsstr. 4–6<br />

04109 Leipzig<br />

katharina.seibert@uni-leipzig.de<br />

Kinobar Prager Frühling<br />

Bernhard-Göring-Str. 152<br />

04277 Leipzig<br />

UT Connewitz<br />

Wolfgang-Heinze-Str. 12 A<br />

04277 Leipzig<br />

Fotothek_df_roe-neg_0002581_004_Heimkehrer_am_Bahnsteig.jpg, Wikimedia Commons<br />

Kriegsgefangenschaft,<br />

Rückkehr und gesellschaftliche<br />

(Re-)Integration im<br />

europäischen Spielfilm des<br />

Kalten Kriegs<br />

Veranstalter<br />

4. Mai 2012 Mai / Juni 2012<br />

Geisteswissenschaftliches Zentrum Kultur und Geschichte<br />

Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig (GWZO) °<br />

Russische Staatliche Geisteswissenschaftliche Universität<br />

Moskau (RGGU) ° Stiftung Erinnerung, Verantwortung,<br />

Zukunft (EVZ) ° <strong>Geschichtswerkstatt</strong> <strong>Europa</strong><br />

In Kooperation mit<br />

Kinobar Prager Frühling ° UT Connewitz


Weltweit wurden über 80 Millionen Soldaten während<br />

des Zweiten Weltkriegs mobilisiert, wovon<br />

etwa 35 Millionen in Kriegsgefangenschaft gerieten.<br />

Das Moment der Kriegsgefangenschaft und<br />

Heimkehr ist dementsprechend als europäische<br />

oder globale Erfahrung des Zweiten Weltkriegs zu<br />

werten. Obschon sich die Bedingungen der Ge fangenschaft<br />

je nach Land und militärischer Ein heit<br />

unterschieden, nimmt die Erfahrung der Kriegsgefangenschaft,<br />

der Rückkehr in die Heimat sowie<br />

die Integration in sich ändernde gesell schaft liche<br />

Kontexte bei den Betroffenen zu meist einen<br />

vergleichbaren Stellenwert in den individuellen<br />

Biographien ein. Wie die Gesellschaften nach<br />

Kriegsende mit der Rückkehr ihrer aus der Kriegsgefangen<br />

schaft entlassenen Sol daten um gingen<br />

und welche Probleme damit verbunden waren,<br />

spiegelt sich besonders eindrücklich in der Kunst<br />

wider. Der Film als künstlerisches Kollektiv produkt<br />

bietet somit ein exzellentes Medium für einen kulturwissenschaftlichen<br />

Zugriff auf die Thematik.<br />

Workshop 4. Mai 2012 Filmreihe Mai / Juni 2012<br />

WORKSHOP<br />

14:00 Uhr<br />

GWZO Leipzig, Konferenzraum<br />

Moderation: Dr. Lars Karl (Leipzig)<br />

Begrüßung<br />

Dr. Dietmar Müller (Leipzig)<br />

Deutsche in Kriegsgefangenschaft und deren<br />

Heimkehr nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

Dr. habil. Birgit Schwelling (Freiburg)<br />

Kriegsgefangenschaft und Heimkehr<br />

der sowjetischen Soldaten in der Geschichte<br />

und im Film<br />

Dr. Konstantin Tsimbaev (Moskau)<br />

Heimat suchen – Heimat finden?<br />

Filmische Darstellungen von Ankunft im<br />

Nachkriegsdeutschland<br />

Alina Laura Tiews (Münster / Berlin)<br />

FILMVORFÜHRUNG<br />

17:00 Uhr<br />

Prager Frühling<br />

Die Mörder sind unter uns<br />

Wolfgang Staudte, SBZ 1946<br />

Einführung: Dr. Christoph Classen (Potsdam)<br />

Mit den Worten »In den nächsten fünf Jahren wird in diesem<br />

Land überhaupt kein Film gedreht, außer von uns« wies der<br />

US-amerikanische Kontrolloffizier für Filmfragen Peter van<br />

Eyck den Antrag Wolfgang Staudtes auf Lizenzerteilung zur<br />

Ver filmung von Die Mörder sind unter uns ab. Doch schon kurz<br />

danach erhielt Staudte die Bewilligung durch den sowjetischen<br />

Kulturoffizier Alexander Dymschitz. Somit wurde Die Mörder<br />

sind unter uns der erste Spielfilm in Nachkriegsdeutschland<br />

und begründete das Genre des Trümmerfilms.<br />

In einer Mischung aus expressionistischen und naturalistischen<br />

Bildern wird die Geschichte des aus Kriegsgefangenschaft<br />

heimkehrenden Dr. Mertens erzählt. Seine Schuldgefühle,<br />

an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen zu sein, hindern<br />

ihn daran, einen Neuanfang zu wagen. Stattdessen lässt er<br />

sich in den Ruinen Berlins treiben und erwacht erst aus dieser<br />

Lethargie, als ihm sein ehemaliger Vorgesetzter, Hauptmann<br />

Brückner, begegnet. Im Gegensatz zu Mertens wird Brückner<br />

nicht durch sein Gewissen geplagt, was Mertens an der<br />

Menschheit verzweifeln lässt und ihn schließlich fast in die<br />

Selbstjustiz treibt. Nur durch die Unterstützung von Susanne,<br />

der weiblichen Protagonistin, sowie deren lebensbejahenden,<br />

warmen Optimismus und Glaube an eine bessere Zukunft<br />

gelingt es ihm, Ohnmacht und Wut zu überwinden wie neuen<br />

Lebensmut zu fassen.<br />

16. Mai 2012, 20:00 Uhr<br />

UT Connewitz<br />

Deutschland im Jahre Null<br />

Roberto Rossellini, Italien / Westdeutschland 1948<br />

Einführung: Dr. Fernando Ramos Arenas (Leipzig)<br />

Nach Rom offene Stadt und Paisa widmet sich Roberto Rossellini<br />

mit seinem Film Deutschland im Jahre Null der Stadt Berlin<br />

und dem Kampf ihrer Bewohner um das tägliche Überleben<br />

nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. In diesem dritten<br />

Teil seiner sogenannten Kriegstrilogie erzählt Rossellini die<br />

Geschichte des zwölfjährigen Edmund und seiner Familie, die<br />

in den Trümmern Berlins ein neues Leben beginnen will. Dabei<br />

geht jedes der vier Familienmitglieder auf seine eigene Art<br />

und Weise mit den Folgen des Krieges und den Entbehrungen<br />

des Alltags um. Während der invalide Vater mehr Last als<br />

Unterstützung ist, treibt die Angst vor erneuter Kriegsgefangenschaft<br />

den ältesten Sohn Karl-Heinz in die Passivität. Eva,<br />

die Schwester, passt sich schnell der neuen Situation an und<br />

versucht mit ihren Möglichkeiten als Frau das Beste daraus zu<br />

machen. Der kleine Bruder Edmund jedoch gerät mit seinen<br />

Bemühungen zum Familieneinkommen beizutragen an einige<br />

zwielichtige Gestalten mit ideologisch zweifelhaften Vorstellungen,<br />

und die Katastrophe wird unabwendbar.<br />

Ästhetisch wie dramaturgisch antithetisch zu den telefoni<br />

bianchi-Filmen der 1930er und den populären Produktionen<br />

Hollywoods, appelliert Rossellini in Deutschland im Jahre<br />

Null an das Gewissen des einzelnen Zuschauers. Als Autorenregisseur<br />

des italienischen Neorealismus beschreibt er auf<br />

sehr unmittelbare Weise nicht nur das Leben im Nachkriegs-<br />

Berlin, sondern verweist durch das Schicksal Edmunds auch<br />

darauf, dass trotz der totalen Niederlage, »der Stunde Null«,<br />

menschen feindliches Gedankengut fortwährte.<br />

Bundesarchiv Bild 183-R77366, Wikimedia Commons<br />

Fotothek df pk 0000230 003.jpg, Wikimedia Commons

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