Länderprofil Saudi-Arabien - Ghorfa
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<strong>Länderprofil</strong> <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong><br />
Königreich <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong><br />
(Al-Mamlaka al-'Arabia as-Sa'udia)<br />
Politisches System und Gesellschaft<br />
Das Königreich <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> wurde 1932 gegründet und wird seitdem durch die Königsfamilie<br />
der Al Saud regiert. Im Jahr 2005 trat König Abdullah bin Abdulaziz Al Saud die Nachfolge<br />
seines Halbbruders Fahd an und führte das Land auf den Weg politischer Reformen und wirtschaftlicher<br />
Liberalisierungen, wobei er die politische Kontinuität bewahren konnte. Seit 1986<br />
trägt der saudische König den Ehrentitel "Diener der beiden heiligen Stätten", gemeint sind<br />
Mekka und Medina.<br />
Mit einer Einwohnerzahl von knapp 28 Millionen und einem BIP von 577 Mrd. US-Dollar in<br />
2011 ist <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> das größte Land der arabischen Golfstaaten und die bedeutendste<br />
Volkswirtschaft der arabischen Welt. Das Königreich ist Gründungsmitglied der Arabischen<br />
Liga und des Golfkooperationsrats und verfolgt eine auf Ausgleich bedachte prowestliche Außenpolitik.<br />
Nach wie vor weist <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> ein hohes Bevölkerungswachstum von 1,5 Prozent auf, das<br />
langfristig eine Herausforderung für das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt darstellen wird.<br />
Wirtschaftliche Entwicklung<br />
<strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> verfügt mit knapp einem Viertel aller nachgewiesenen Reserven über die größten<br />
Ölressourcen der Welt und ist gleichzeitig der größte Ölproduzent der Welt. Aufgrund seiner<br />
in den letzten Jahren noch steigenden Ölförderung und dem hohen Erdölpreis auf dem<br />
Weltmarkt konnte <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> ein überdurchschnittlich hohes Wirtschaftswachstum verzeichnen.<br />
Durch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise fiel das Wachstum im Jahr 2009<br />
mit 0,6 Prozent zwar sehr gering aus, doch betrug das Wachstum im Jahr 2011 bereits wieder<br />
6,5 Prozent und für das Jahr 2012 werden rund 6 Prozent erwartet.<br />
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<strong>Länderprofil</strong> <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong><br />
Die saudische Regierung betreibt eine expansive Investitionspolitik. Mit eine Entwicklungsprogramm<br />
der <strong>Saudi</strong> Arabian General Investment Authority (SAGIA) von derzeit 500 Mrd. US-<br />
Dollar bis 2020, sind fast die Hälfte aller Infrastruktur-und Bauvorhaben der MENA Region in<br />
<strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> angesiedelt. Infrastrukturprojekte, einschließlich Eisenbahn- und Bildungsprogramme<br />
sollen das Wachstum stimulieren und mehr ausländische Investitionen anzuziehen<br />
und somit die Liberalisierung des Landes vorantreiben. Seit 2005 ist das Königreich auch Mitglied<br />
der Welthandelsorganisation WTO. <strong>Saudi</strong> <strong>Arabien</strong> ist u.a. als einziges arabisches Land<br />
Mitglied der G-20 Gruppe und plant mit der Vernetzung des Schienen- und Stromnetzes die<br />
weitere Integration mit den übrigen Golfstaaten. In diesem Öffnungs- und Wachstumskontext<br />
stehen auch die vier Großstädte, die <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> plant (siehe unten).<br />
Dass diese Reformen Wirkung zeigen und im regionalen wie internationalen Vergleich große<br />
Fortschritte bedeuten, zeigt der Doing-Business-Report 2012 der Weltbank. Das Königreich<br />
schaffte es auf den 12. Rang von insgesamt 183 untersuchten Volkswirtschaften und belegt<br />
damit einen Spitzenplatz, besser als alle anderen arabischen Staaten und besser als die Bundesrepublik<br />
Deutschland. Kennzeichnend für den Öffnungs- und Liberalisierungsprozess der<br />
saudischen Wirtschaft ist zweifellos das Gesetz für Auslandsinvestoren, welches ausländischenInvestoren<br />
zum 100-prozentigen Besitz von Anlagen und dem dazu gehörenden Grundbesitz<br />
berechtigt. Das Gesetz gewährleistet die gleiche Behandlung von in- und ausländischen<br />
Investoren, eine Reduzierung der Gewinnsteuer von 45 Prozent auf 20 Prozent und die freie<br />
Rückführung von Kapital, Gewinnen und Dividenden in das Ursprungsland. Ferner ermöglicht<br />
ein später erlassenes Immobiliengesetz ausländischen Investoren den Erwerb von Wohnimmobilien.<br />
Die ausländischen Investoren fallen unter alle vom saudischen Staat unterzeichneten<br />
bilateralen Investitionsschutz- und Förderungsverträge. Ausländischen Mitarbeitern eines<br />
genehmigten Projektes werden Erleichterungen beim Einholen der Ein- und Ausreisevisa sowie<br />
der Erteilung von Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen gewährt.<br />
Rechtssystem<br />
Im Königreich <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> gilt das islamische Recht, das nicht kodifiziert ist. Dies betrifft vor<br />
allem Familien- und Erbangelegenheiten. Das Land ist in 13 Regionen mit 104 Gouvernoraten<br />
und vielen Verwaltungsbezirken gegliedert. Jede der 13 Regionen wird von einem Emir (Prinz)<br />
regiert. Der Emir ist dem Innenminister unterstellt und ist verantwortlich für die Verwaltung der<br />
Region im Einklang mit den Grundlinien der Staatspolitik und den Bestimmungen der Gesetze.<br />
Die Wahrung der öffentlichen Sicherheit, Ordnung und Stabilität, die Gewährleistung der<br />
Rechte und Freiheiten der Bürger im Rahmen der Scharia (des islamischen Rechts) sowie die<br />
Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung gehören zu den wichtigsten Aufgaben<br />
der Regionsverwaltung.<br />
Im Zuge der Modernisierung des Landes hat auch ein modernes Wirtschaftsrecht Einzug gefunden,<br />
insbesondere durch die Reformen, die zum Beitritt des Landes zur WTO im Jahr 2005<br />
führten. Bereits vorher, im Jahr 1992, trat das saudische Grundgesetz in Kraft. Es ist anzumerken,<br />
dass auch die neuen Gesetze stets im Einklang mit dem islamischen Recht stehen<br />
müssen. So wurden im Wirtschaftsbereich islamische Bestimmungen wie das Zins- oder<br />
Glücksspielverbot umgesetzt. Letzteres bezieht sich auch auf zu riskante Spekulationsgeschäfte.<br />
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Investitionen in <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> wurden im Jahr 2000<br />
durch die Foreign Investment Regulations festgelegt.<br />
Sektoren und Projekte<br />
Nach wie vor investiert <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> in großem Stil in zahlreiche Projekte. Die Wirtschaftsstrategie<br />
der saudischen Regierung bildet die Grundlage für den im Jahr 2010 begonnenen<br />
neunten Fünfjahresplan, der sich in der Tendenz nach den allgemeinen Zielsetzungen richtet,<br />
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<strong>Länderprofil</strong> <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong><br />
und zwar Beschleunigung des Entwicklungsprozesses und Festigung seiner Nachhaltigkeit,<br />
Schaffung einer ausgewogenen Entwicklung in den einzelnen Regionen des Landes, Fortsetzung<br />
der Steigerung des Lebensstandards und Verbesserung der Lebensqualität, Sorge für<br />
die bedürftigen Schichten der Bevölkerung und Senkung der Arbeitslosigkeit.<br />
Insbesondere Bildungsprojekte und Investitionen in die Infrastruktur des Landes stehen hier<br />
im Mittelpunkt. Letzteres betrifft energiebezogene Projekte wie: Öl, Gas, Petrochemie, Kraftwerke<br />
sowie Wasserentsalzungsanlagen. Hohe Investitionen sind jedoch auch für den Gesundheitssektor<br />
und den weiteren Ausbau des Transportnetzes geplant. Für deutsche Unternehmen<br />
zeichnen sich daher hervorragende Geschäftsmöglichkeiten in vielen Sektoren ab.<br />
Deutsche Maschinen, Pumpen, Sicherheits-, Elektrotechnik und Anlagen sind dabei ebenso<br />
gefragt wie chemische Erzeugnisse, Ingenieur- und Beratungsdienstleistungen.<br />
Der Haushaltsentwurf für 2012 legt erneut den Schwerpunkt auf den Ausbau der sozialen Infrastruktur,<br />
insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Wasser und Straßenbau. Im<br />
Mittelpunkt stehen ferner Projekte der Forschung und Entwicklung sowie die Einführung von<br />
Informationstechnologien in der öffentlichen Verwaltung. Darüber hinaus sollen durch eine<br />
Steigerung der Investitionsausgaben das Wirtschaftswachstum gestärkt und damit Arbeitsplätze<br />
geschaffen werden. Auch das konservative Budget für 2012 bei geplanten Einnahmen<br />
von 187 Mrd. US-Dollar und Ausgaben von 184 Mrd. US-Dollar wird trotzdem, wie in den vergangenen<br />
Jahren, einen höheren Überschuss als berechnet aufweisen.<br />
Besonders im Fokus stehen Ausgaben für Bildung und Ausbildung, die alleine einen Anteil<br />
von 24 Prozent der Ausgaben (45 Mrd. US-Dollar) ausmachen.<br />
Der neunte saudische Fünfjahresplan, der für die Jahre 2010 bis 2014 gilt, sieht insgesamt<br />
Investitionen in Höhe von 385 Mrd. US-Dollar vor. Das Königreich hat 2011 bereits den VAE<br />
den Rang als größter Projektmarkt der Golfregion abgelaufen: derzeit sind Projekte im Wert<br />
von 790 Mrd. US-$ in Planung oder im Bau gegenüber 614 Mrd. US-Dollar in den VAE. Die<br />
ausländischen Direktinvestitionen sind sprunghaft gestiegen, von 73 Mrd. US-Dollar anno<br />
2007 auf 187 Mrd. US-Dollar im Jahr 2011.<br />
Öl und Gas<br />
Die Größe des saudischen Bruttoinlandsprodukts schwankt erheblich, da es zu großen Teilen<br />
aus dem Export von Öl oder Ölprodukten besteht. Bei niedrigen Weltmarktpreisen und sinkender<br />
Nachfrage, wie zur Zeiten der Krise geschehen, wirkt sich dies sofort auf das saudische<br />
BIP aus.<br />
Die Öleinnahme <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong>s dient somit auch als wichtigste Grundlage für die Finanzierung<br />
vorgesehener Projekte in fast allen Branchen des Landes. Durch ein investitionsfreundliches<br />
Klima und ein kontinuierliches Wachstum aller Sektoren sind die wirtschaftlichen Bedingungen<br />
für Investoren günstig. Der Gassektor spielt zudem zunehmend eine wichtige Rolle für<br />
die saudische Volkswirtschaft. <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong>s Erdgasvorräte entsprechen ca. 5 Prozent der<br />
weltweiten Reserven. Neben Öl und Gas verfügt <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> über erhebliche Reserven an<br />
metallischen Mineralien wie Gold, Silber, Eisenerz, Kupfer, Zink, Bauxit, Uran, Blei, Magnesit,<br />
Kohle, Wolfram und Blei.<br />
Nach dem Ölsektor konnte die petrochemische Industrie in den letzten Jahren die zweithöchsten<br />
Zuwachsraten des Königreiches verzeichnen. Der Sektor Petrochemie ist ein Eckpfeiler in<br />
den Bestrebungen <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong>s nach wirtschaftlicher Diversifizierung. Er soll im Jahr 2015<br />
zu einem weltweiten Branchenführer werden. Der Sektor Petrochemie ist der größte Nicht-Öl-<br />
Sektor in <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong>. Das Land ist weltweit der 11. größte Petrochemie-Lieferant mit einem<br />
Anteil von 7 bis 8 Prozent des gesamten Weltangebots. Während die aktuellen Stärken des<br />
Landes in der Produktion von petrochemischen Grundstoffen wie Äthylen und Methanol liegen,<br />
gibt es Pläne, diese Stoffe zu komplexeren, unverwechselbaren Produkten wie Spezialchemie<br />
und technischen Thermoplasten zu veredeln. Neben der Petrochemie sind Düngemit-<br />
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<strong>Länderprofil</strong> <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong><br />
telvorhaben in Planung, genauso wie Projekte für die Aluminiumproduktion und -<br />
weiterverarbeitung.<br />
Allein SABIC (<strong>Saudi</strong> Arabian Basic Industries Corporation) erwirtschaftet 95 Prozent der gesamten<br />
petrochemischen Jahresproduktion des Königreichs. Durch neue Großprojekte wie die<br />
SABIC-Industrieanlagen in Yanbu und Jubail wird <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> über 10 Prozent der globalen<br />
petrochemischen Kapazitäten bis 2014 aufweisen.<br />
Ebenso zielen die Raffinerie-Projekte von <strong>Saudi</strong> ARAMCO, die mit petrochemischen Komplexen<br />
kombiniert sind, wie Petro Rabigh, Ras Tannura und andere Projekte in Jubail, Yanbu und<br />
Jazan, darauf ab, die Basis der petrochemischen Produkte zu diversifizieren. Durch mehrere<br />
Mega-Projekte wurden Investitionen von internationalen Unternehmen von mehr als 53,3 Mrd.<br />
US-Dollar angezogen. Dazu zählt das Rabigh Raffinerie-Projekt in Zusammenarbeit mit Sumitomo<br />
Chemical Company of Japan und zwei Raffinerien für den Export mit TOTAL in Jubail<br />
und mit ConocoPhillips in Yanbu. <strong>Saudi</strong> ARAMCO wird bald ein Memorandum of Understanding<br />
mit Sumitomo Chemical für die Errichtung von Rabigh-Phase-II unterzeichnen. Zudem<br />
hat das Unternehmen ein Joint Venture mit Dow Chemical geformt, um eine weltweit führende<br />
Produktionsstätte für Petrochemie in Ras Tannura zu errichten mit Investitionen in Höhe<br />
von umgerechnet 26,7 Mrd. US-Dollar.<br />
Bauwirtschaft und Infrastruktur<br />
Die Bauwirtschaft in <strong>Saudi</strong> <strong>Arabien</strong> entwickelt sich weiterhin sehr dynamisch und befindet sich<br />
nach wie vor in einer Boomphase. Das hohe Bevölkerungswachstum, mit einer erwarteten<br />
Bevölkerung von bis zu 48 Mio. Menschen bis 2020 und der hohe Anteil von jungen Menschen<br />
(50 Prozent der Bevölkerung sind unter 25 Jahre alt) macht den Ausbau der Infrastruktur<br />
des Landes unumgänglich.<br />
Zentrales Vorhaben ist die Realisierung von vier Wirtschaftszentren („Economic Cities“), die<br />
über das gesamte Land errichtet werden. Nach deren Fertigstellung sollen die Wirtschaftsstädte<br />
150 Mrd. US-Dollar zum BIP von <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> beitragen, Wohnraum für 4.5 Mio.<br />
Menschen anbieten und Arbeitsplätze für etwa 1,3 Mio. Menschen zur Verfügung stellen. Das<br />
BIP pro Kopf soll auf 33.500 US-Dollar im Jahr 2020 steigen. Das Prestigeprojekt ist hierbei<br />
die King Abdullah Economic City in Rabigh am Roten Meer, von der Teile bereits Ende 2009<br />
fertig gestellt wurden. Die Stadt soll mit einem Investitionsaufwand von 27 Mrd. US-Dollar errichtet<br />
werden, wobei die Finanzmittel vorrangig durch private Investoren gestellt werden sollen.<br />
Als Hauptinvestor ist ein vom Bauträger Emaar-Properties (VAE) geführtes Konsortium<br />
saudischer und emiratischer Firmen tätig. Der Projektabschluss ist für das Jahr 2025 vorgesehen.<br />
Auch im Transport- und Logistiksektor sind umfangreiche Vorhaben in der Planung und Umsetzung.<br />
So sieht der neunte Fünfjahresplan Investitionen von 29,63 Mrd. US-Dollar in diesem<br />
Bereich vor. Das Ministerium für Verkehr befasst sich derzeit mit der Herstellung der „Neuen<br />
Nationalen Transport-Strategie“, welche die Agenda für die Regierung festlegen wird, um den<br />
Transportsektor in den nächsten 10 bis 15 Jahren zu entwickeln. Mit dem Bau großer Containerhäfen<br />
wurde begonnen, zahlreiche Flughäfen werden erweitert. So sollen ca. 8 Mrd. US-<br />
Dollar in den Ausbau der Flughäfen von Jeddah, Medina und Tabuk investiert werden. Bis<br />
2025 sollen bis zu 48 Prozent der Transporte über das Schienennetz abgewickelt werden.<br />
Insgesamt haben die anstehenden Eisenbahnprojekte ein Volumen von 20 Mrd. US-Dollar<br />
und umfassen neben der Ost – West Verbindung auch eine Nord – Süd Verbindung, über die<br />
vor allem die Bodenschätze aus den Phosphat- und Bauxit-Minen zu den östlichen Industriekomplexen<br />
in Al-Zour, Jubail und Dammam transportiert werden sollen. Das Haraman-Projekt<br />
mit einem Volumen von 16,5 Mrd. US-Dollar, das die heiligen Städte Mekka und Medina auf<br />
einer Strecke von 450 Kilometer verbindet, soll bis 2014 fertiggestellt sein. Zudem ist <strong>Saudi</strong>-<br />
<strong>Arabien</strong> von zentraler Bedeutung für das ambitionierte GCC Schienenprojekt, dass die Länder<br />
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<strong>Länderprofil</strong> <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong><br />
der Golfstaaten über ein insgesamt 6000 Kilometer langes und voraussichtlich 100 Mrd. US-<br />
Dollar teures Gemeinschaftsprojekt verbinden soll. Die demographische Entwicklung und der<br />
hohe industrielle Bedarf stellen <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> auch im Wasser-und Abwassersektor vor neue<br />
Herausforderungen. Um das gesamte Abwassersystem des Königreichs auszubauen und zu<br />
modernisieren, müssten schätzungsweise 20 Mrd. US-Dollar investiert werden. Insgesamt<br />
schätzt die <strong>Saudi</strong> Arabian General Investment Authority (SAGIA) das benötigte Kapital für alle<br />
geplanten Projekte im Wassersektor bis zum Jahr 2015 auf 200 Mrd. US-Dollar. Die National<br />
Water Company hat im November zusätzliche Investitionen in Höhe von 38,4 Mrd. US-Dollar<br />
über die nächsten 16 Jahre angekündigt.<br />
Gesundheitssektor<br />
Seit 2002 arbeitet die Regierung an einer umfassenden Reform des Gesundheitssystems.<br />
Beabsichtigt sind eine Erhöhung der Effektivität und Qualität der medizinischen Dienstleistungen,<br />
eine dezentralere Struktur der Administration, stärkere Eigenverantwortung der einzelnen<br />
Krankenhäuser, eine stärkere Einbeziehung der Privatwirtschaft sowie eine verbesserte Ausbildung<br />
des medizinischen Personals.<br />
Für das Jahr 2012 sind im Budget des Gesundheitsministeriums rund 1,9 Mrd. US-Dollar für<br />
Investitionen vorgesehen; zusammen mit den Investitionen anderer staatlicher Institutionen<br />
und privater Träger werden dieses Jahr rund 3 Mrd. US-Dollar in Gesundheitsprojekte investiert.Derzeit<br />
werden im Königreich Krankenhäuser im Wert von 4,5 Mrd. US-Dollar gebaut,<br />
weitere Krankenhäuser für 11,4 Mrd. US-Dollar sind in Planung. . Hinzu kommen insgesamt<br />
550 Projektpläne mit einem Gesamtvolumen von 3,2 Mrd. US-Dollar, die im Oktober offiziell<br />
von König Abdullah bin Abdulaziz Al Saud bestätigt wurden. Im Gesundheitssektor soll sich<br />
die Bettenkapazität über die nächsten sieben Jahre verdoppeln. Zu den größten Vorhaben<br />
zählt derzeit die King Khalid Medical City, die für 1,1 Mrd. US-Dollar in Dammam mit 1.350<br />
Betten entstehen soll.<br />
Der neunte Entwicklungsplan beinhaltet Ausgaben in Höhe von 385 Mrd. US-Dollar. Rund<br />
19%davon (73 Mrd. US-Dollar) sind für die Bereiche Gesundheit und Soziales reserviert. Mit<br />
den Mitteln sollen unter anderem 117 neue Krankenhäuser, 400 Notfallzentren und 750 Primary<br />
Health Care Centers geschaffen werden. Letzteren kommt eine Schlüsselrolle in der<br />
medizinischen Versorgung der Bevölkerung zu. Derzeit gibt es etwa 700 davon. Ziel ist es,<br />
insgesamt 3.000 Gesundheitszentren zu errichten.<br />
Obwohl der Anteil des privaten Sektors in der gesundheitlichen Infrastruktur nahezu unverändert<br />
blieb, ist sein Anteil an den effektiven Dienstleistungen in den letzten Jahren gestiegen.<br />
Die Nachfrager kommen vor allem aus dem öffentlichen Bereich, wie beispielsweise das Gesundheitsministerium,<br />
das Militär, die Nationalgarde sowie Universitätskliniken. So sorgt das<br />
Gesundheitsministerium für 60 Prozent der Gesundheitsleistungen, 20 Prozent werden von<br />
anderen staatlichen Versorgern abgedeckt und die restlichen 20 Prozent von privaten Gesundheitseinrichtungen.<br />
Deutschland lieferte 2011 Medizintechnik im Wert von 161 Mio. Euro, was eine Steigerung<br />
von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. So haben die deutschen Exporte in dem Sektor<br />
einen Anteil von 17 Prozent; die USA liegen bei 22 Prozent. Hauptkäufer für Medizintechnik<br />
ist die 2007 gegründete National Unified Procurement Medical Supplies Company, die<br />
sämtliche Vorgänge von der Beschaffung über die Lagerung bis zur Vertreibung der Produkte<br />
der staatlichen Gesundheitseinrichtungen übernimmt.<br />
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<strong>Länderprofil</strong> <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong><br />
Tourismus<br />
Auch im touristischen Bereich bemüht sich <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> um die Entwicklung seines Potenzials.<br />
Die <strong>Saudi</strong> Arabian Monetary Agency (SAMA) erwartet, dass die Tourismuseinnahmen bis<br />
2020 auf 27 Mrd. US-Dollar steigen und sich die heutigen Einnahmen damit fast verdoppeln.<br />
Der saudische Tourismus setzt sich derzeit hauptsächlich aus Pilgern zusammen, die im Pilgermonat<br />
Dhu l-hijja nach Mekka und Medina reisen. Darüber hinaus plant <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> die<br />
Öffnung des Landes für ausländische Besucher. Hier wird die Flexibilisierung der Visavergabe<br />
ein zentraler Punkt sein.<br />
Die Beziehungen zwischen Deutschland und <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong><br />
Deutschland genießt in <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> große Sympathie. Die wirtschaftlichen Aktivitäten deutscher<br />
Unternehmen werden durch den auf höchster Ebene geführten intensiven politischen<br />
Dialog wirkungsvoll unterstützt. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel besuchte zuletzt im Mai<br />
2010 das Königreich. Auch Bundesaußenminister Dr. Westerwelle reiste bereits im Januar<br />
2010 nach <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong>, und ermutigte deutsche Unternehmen sich stärker an den geplanten<br />
saudischen Investitionen zu beteiligen.<br />
Der saudi-arabische König Abdullah besuchte im Gegenzug im November 2007 erstmals in<br />
seiner Funktion als König Deutschland. Der damalige Bundeswirtschaftsminister Glos unternahm<br />
im November 2006 ebenfalls eine Reise in das Königreich zur Sitzung der deutschsaudischen<br />
Wirtschaftskommission. Im Gegenzug empfing er den saudischen Finanzminister<br />
Dr. Al-Assaf im Oktober 2008 zu wirtschaftspolitischen Gesprächen in Berlin. Außenminister<br />
Prinz Saud Al-Faisal besuchte 2011 die Bundesrepublik. Die Beziehungen zwischen dem<br />
Deutschen Bundestag und der Beratenden Versammlung (Schura-Rat) wurden durch einen<br />
Besuch des Rates im Mai 2011 in Berlin vertieft.<br />
Bundeswirtschaftsminister Dr. Rösler leitete im Juni 2012 eine Delegationsreise zur 18. Sitzung<br />
der deutsch-saudischen Wirtschaftskommission.<br />
Deutschland ist für <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> eines der wichtigsten Importländer und liegt hinter den USA,<br />
und China mit einem Anteil von 8 Prozent an dritter Stelle. Die deutschen Ausfuhren nach<br />
<strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> betrugen 2011 6,87 Mrd. Euro. Die deutschen Importe aus <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> betrugen<br />
904 Mio. Euro. In den ersten neun Monaten 2012 beliefen sich die deutschen Exporte<br />
auf 6,24 Mrd. EUR, ein Zuwachs von 30,8% gegenüber dem Vorjahreszeitraum 2011. Die<br />
deutschen Importe konnten sich um 107,2% auf 1,27 Mrd. EUR erhöhen. Zu den wichtigsten<br />
deutschen Ausfuhrgütern nach <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> zählen bisher Maschinen, Fahrzeuge, chemische<br />
und elektrotechnische Erzeugnisse, feinmechanische und optische Erzeugnisse, NE-<br />
Metalle und daraus weiterverarbeitete Erzeugnisse, Eisen und Eisenwaren sowie Nahrungsmittel.<br />
Zu den deutschen Einfuhren aus <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong> gehören vor allem: Rohöl, Kunststoffe,<br />
chemische Vorerzeugnisse, Kraftstoffe und Schmieröle.<br />
Die Aussichten für einen weiteren Ausbau der Handelsbeziehungen sind gut. Deutsche Unternehmen<br />
sind auf dem saudi-arabischen Markt hoch angesehen und deren Engagement wird<br />
sowohl von offizieller als auch von unternehmerischer Seite ausdrücklich gewünscht. Vor allem<br />
klein- und mittelständische Unternehmen können über Kooperationen mit lokalen Partnern<br />
in Geschäftskontakte treten.<br />
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<strong>Länderprofil</strong> <strong>Saudi</strong>-<strong>Arabien</strong><br />
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Copyright 2012: <strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of Commerce and Industry e.V.<br />
Trotz gründlicher Recherche und Sorgfalt kann die <strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of Commerce and Industry e.V. keine Gewähr<br />
für die im Text gemachten Informationen geben.<br />
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