Deutsche Handelsherren in der vorkolonialen Südsee - Golf Dornseif

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Wer war dieser Kapitän Alfred Tetens? Alfred Tetens (1835 – 1903) war der siebte Sohn eines in dänischen Diensten stehenden Justizrats und Senators. Er fuhr als Hamburger Kapitän viele Jahre auf Segelschiffen zur See und erforschte im Auftrag des Hamburger Großkaufmanns Johan Cäsar VI. Godeffroy zahlreiche Inselgruppen der Südsee um 1865. Tetens bekleidete später das Amt des Wasserschouts eines Hohen Senats der Freien und Hansestadt Hamburg. Das Amt des Wasserschouts existierte in Hamburg zwischen 1692 und 1873 und regelte Lohnkonflikte zwischen Schiffsmannschaften und Kapitänen durch eine Schlichterfunktion. Der Wasserschout stellte von jedem Schiff, das Hamburg verließ oder anlief, eine Liste der angemusterten und abgemusterten Seeleute mit ihrer Heuer her. Im Jahr 1891 zählte Kapitän Tetens zu den Mitbegründen der Deutschen Seemanns- Mission in Hamburg, die nach wie vor tätig ist und sich eines hohen Ansehens erfreut. Die Brüder Hernsheim und ihr steiler Aufstieg Eduard Hernsheim (1847 – 1917) wurde in Mainz geboren, besuchte das dortige Gymnasium und studiert kurze Zeit Chemie in Darmstadt. Eigentlich wollte er nach dem Vorbild seines Vaters eine Karriere als Rechtsanwalt aufbauen, doch verstarb der Vater 1863 und zerschlug somit alle Pläne. Schließlich arbeitete Eduard auf einem großen Gutshof nahe Aschaffenburg, stürzte sich intensiv auf Fachliteratur über Weltreisen und beherzigte den Rat seine Onkels, an Bord der CERES als auszubildender Segelschiff-Matrose eine Koje zu buchen und exotische Länder kennen zu lernen. 1866 kehre Hernsheim nach Hamburg zurück und besuchte 1867 in Kiel eine Akademie für Schiffsoffiziere. Mit dem Kapitänspatent in der Tasche durfte er sein erstes Schiff zum Handel zwischen China und Australien kommandieren. Diese Erfahrung brachte ihn auf die Idee, sich in der Südsee als selbständiger Großkaufmann zu verankern. 1872 baute Hernsheim eine Station in Malakai auf (Palau Inselgruppe) und erwarb das Segelschiff CORAN. Im März 1875 rückte Bruder Franz nach, der zuvor in Mexiko geschäftlich tätig war. Gemeinsam errichteten Eduard und Franz die zweite Niederlassung in Port Hunter. Yap, New Britain und die York Islands bildeten das Rückgrat ihrer Handelskette mit den Insulanern Danach reiste Franz nach Deutschland heimwärts, um neues Betriebskapital zu beschaffen. Kleinere Rückschläge wie die Zerstörung einer Station durch Erdbeben und einer anderen durch rebellische Eingeborene konnten die Hernsheims nicht aufhalten. Im Februar 1878 kauften die Brüder den Dampfer PACIFIC und konzentrierten sich auf das Geschäft mit Kopra neben Landerwerb in Matupi, Raluana, Kabakaul und Kurakaul. 1883 segelte auch Eduard nach Europa, um gleichfalls zusätzlich Finanzspritzen zu besorgen. Dabei nutzte er die Gelegenheit zur Anbahnung politischer Verbindungen, also zur späteren Kolonialisierung der Südsee. Man bestellte Eduard alsbald zum deutschen Generalkonsul für die nordwestlichen Inselgruppen. Enge Zusammenarbeit mit der Deutschen Handels- und Plantagen-Gesellschaft (dann Jaluit-Gesellschaft) war die Folge. 1892 verabschiedete sich Eduard Hernsheim vom Pazifik und wählte den Ruhestand in der alten Heimat. Seine bedeutenden ethnographischen Sammlungen vermachte er Museen in Berlin und Mainz. Eduard gründete 1900 in Hamburg die Hernsheim & Co AG und blieb Vorsitzender des Aufsichtsrats bis zu seinem Tod. Bruder Franz starb 1909 in Heidelberg.

Von Jap aus segelte die VESTA dann zu den Palau Inseln, wo plötzlich bürgerkriegsähnliche Zustände herrschten: die Bewohner von Korror und Artingale führten Krieg gegeneinander. Kapitän Tetens ergriff die Partei der Korror-Leute, wurde während seiner Befriedungsversuche verwundet und kehrte so rasch wie möglich nach Hong Kong zurück. Die dritte Expedition im Jahr 1867 verfolgte den Plan, eine Baumwolle-Plantage auf den Palau Inseln anzulegen. Technisches Gerät wie Pressen und Reinigungsmaschinen wurden eingeschifft. 25 Chinesen sollten als kundige Fachkräfte verpflichtet werden, und der VESTA-Steuermann übernahm die Leitung des Projekts. Kapitän Tetens erreichte anschließend Jap am 31. Oktober 1867, aber auch dort war Unruhe zwischen den Eingeborenen ausgebrochen und die einzelnen Clans machten einander die Vorherrschaft streitig. Jap sollte – zumindest für die nahe Zukunft – als Handelszentrum der Firma Godeffroy aufgegeben werden. Tetens erlitt eine Schussverletzung und musste mehrere Monate an Land bleiben, um sich auszukurieren. Zu allem Unglück verwandelten sich überdies die Hermit- und Echiquier-Inseln in unberechenbare Kriegsgebiete der früher so friedlichen Insulaner und „Geschäftsfreunde“ des Unternehmens, wie man beim nächsten Besuch der VESTA feststellen musste. Weder Trepang noch Palmöl oder Kopra konnten übernommen werden. Lediglich die Baumwolle-Plantage auf Korror erwies sich als ‚Erfolgserlebnis, obwohl die angeworbenen Chinesen durch Faulheit und Betrügerei Ärger verursachten. Sie mussten durch Besatzungsmitglieder der VESTA ersetzt werden. Tetens Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends, sodass er nicht länger fern der Heimat tätig sein konnte. So endete am 11. März 1868 die dritte Expedition der VESTA, und der mutige Seefahrer zog sich notgedrungen zurück. Wer sollte und konnte ihn jetzt ersetzen in der Südsee? Guter Rat war teuer. Die Handelsherren fanden nach einiger Zeit A. Capelle als Nachfolger für Tetens. Der neue Mann hatte mehrere Jahrzehnte Südsee-Praxis als Referenz aufzuweisen. Capelle operierte als Kaufmann und Inhaber der Firma A. Capelle & Co. in Jaluit auf den Marshall Inseln und suchte das Gespräch mit Godeffroy. Die Handelsschiffe unter seiner Regie stammten aus Sydney, Auckland und San Francisco. Alle Kapitäne arbeiteten wie Agenten und tauschten ihre Waren direkt gegen Kopra ein. Wiegen der abgelieferten Kopra beim Handelsagenten

Von Jap aus segelte die VESTA dann zu den Palau Inseln, wo plötzlich bürgerkriegsähnliche Zustände<br />

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ergriff die Partei <strong>der</strong> Korror-Leute, wurde während se<strong>in</strong>er Befriedungsversuche verwundet und kehrte<br />

so rasch wie möglich nach Hong Kong zurück.<br />

Die dritte Expedition im Jahr 1867 verfolgte den Plan, e<strong>in</strong>e Baumwolle-Plantage auf den Palau Inseln<br />

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die Leitung des Projekts. Kapitän Tetens erreichte anschließend Jap am 31. Oktober 1867, aber auch<br />

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<strong>der</strong> Firma Godeffroy aufgegeben werden.<br />

Tetens erlitt e<strong>in</strong>e Schussverletzung und musste mehrere Monate an Land bleiben, um sich auszukurieren.<br />

Zu allem Unglück verwandelten sich überdies die Hermit- und Echiquier-Inseln <strong>in</strong> unberechenbare<br />

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Unternehmens, wie man beim nächsten Besuch <strong>der</strong> VESTA feststellen musste. We<strong>der</strong> Trepang noch<br />

Palmöl o<strong>der</strong> Kopra konnten übernommen werden.<br />

Lediglich die Baumwolle-Plantage auf Korror erwies sich als ‚Erfolgserlebnis, obwohl die angeworbenen<br />

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zusehends, sodass er nicht länger fern <strong>der</strong> Heimat tätig se<strong>in</strong> konnte. So endete am 11. März 1868 die<br />

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Die <strong>Handelsherren</strong> fanden nach e<strong>in</strong>iger Zeit A. Capelle als Nachfolger für Tetens. Der neue Mann<br />

hatte mehrere Jahrzehnte <strong>Südsee</strong>-Praxis als Referenz aufzuweisen. Capelle operierte als Kaufmann<br />

und Inhaber <strong>der</strong> Firma A. Capelle & Co. <strong>in</strong> Jaluit auf den Marshall Inseln und suchte das Gespräch mit<br />

Godeffroy. Die Handelsschiffe unter se<strong>in</strong>er Regie stammten aus Sydney, Auckland und San<br />

Francisco. Alle Kapitäne arbeiteten wie Agenten und tauschten ihre Waren direkt gegen Kopra e<strong>in</strong>.<br />

Wiegen <strong>der</strong> abgelieferten Kopra beim Handelsagenten

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