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GERSTEL Aktuell Nr. 40 (pdf; 4,69 MB) - Gerstel GmbH & Co.KG

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Qualitätssicherung<br />

Fette und Öle effi zient<br />

und sicher analysieren<br />

Produktionskontrolle<br />

Schadstoffbelastungen von<br />

Getränkedosen überprüfen<br />

Polymeranalyse<br />

Einfache Pyrolyse-GC mittels<br />

<strong>GERSTEL</strong>-KaltAufgabeSystem (KAS)<br />

Aroma-Profiling<br />

Die Nase vorn<br />

hat die HSSE


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Editorial<br />

In dieser Ausgabe<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser !<br />

Applikation<br />

■ Qualitätssicherung:<br />

Fette und Öle effi zient<br />

und sicher analysieren<br />

• Marker für den<br />

Fettsäureabbau<br />

bestimmen 12<br />

• Fettsäuren effi zient derivatisieren 16<br />

■ Aroma-Profi ling:<br />

Die Nase vorn hat HSSE 20<br />

Innovation<br />

■ Produktionskontrolle:<br />

Schadstoffbelastungen von<br />

Getränkedosen at-line überprüfen 4<br />

■ Polymeranalyse:<br />

Effi ziente Pyrolyse-GC<br />

mit Hochtemperatur-KAS 10<br />

Umwelt<br />

■ Innovativ und umweltfreundlich:<br />

<strong>GERSTEL</strong> von EnergieAgentur NRW<br />

ausgezeichnet 9<br />

News 3<br />

<strong>GERSTEL</strong>-<br />

Weihnachtsgewinnspiel 7<br />

Ausblick 24<br />

Impressum 24<br />

Weihnachtsgewinnspiel<br />

verlost<br />

5 DVD-Sets<br />

Seite 7<br />

Wenn die Tage kürzer werden, die Sonne sich vorwiegend auf der<br />

südlichen Hälfte der Erdkugel blicken lässt, legt sich hierzulande die<br />

Winterdepression auf viele Gemüter. Lange wurde gerätselt, warum sich die<br />

Seele aufhellt, sobald die Tage wieder länger werden, und ob es sich um ein rein<br />

seelisches oder nicht vielmehr physisches Phänomen handelt.<br />

Und tatsächlich: Eine Studie des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI) untermauert<br />

die Hypothese, der „Winterblues“ sei auf einen Mangel an Vitamin D<br />

zurückzuführen, das in der Haut infolge des Lichtmangels in der kalten Jahreszeit<br />

nicht mehr in ausreichender Menge synthetisiert wird.<br />

Im Rahmen ihrer Untersuchung stellten die Wissenschaftler des RKI fest, dass<br />

62 Prozent der Jungen, 64 Prozent der Mädchen, 57 Prozent der Männer und 58<br />

Prozent der Frauen einen Vitamin-D-Mangel aufwiesen (< 50 mmol/L), wobei es<br />

bezeichnenderweise saisonale Unterschiede gibt: Im Winter ist der Mangel größer<br />

als im Sommer (mehr dazu unter<br />

www.rki.de).<br />

Während man im RKI über<br />

daraus abzuleitende Handlungsempfehlungen<br />

nachdenkt,<br />

propagiert Volkes Stimme als<br />

Problemlösung, sich, statt im<br />

Winter in der Stube zu hocken,<br />

täglich an der frischen Luft<br />

respektive unter freiem Himmel<br />

zu bewegen, um Licht zu tanken,<br />

Kälte hin oder her. Als Alternative<br />

gilt der wohl zu dosierende<br />

Besuch eines Solariums.<br />

Holger <strong>Gerstel</strong>, Ralf Bremer und Eberhard G. <strong>Gerstel</strong>,<br />

Geschäftsführer der <strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong>.<br />

Ein afrikanisches Sprichwort rät: „Wende dein Gesicht der<br />

Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.“ Als Vorbild<br />

taugt auch die Sonnenblume: Ihr gelinge es durch eine<br />

kuriose Drehung in der Wachstumsphase, zehn bis 15<br />

Prozent mehr Sonnenenergie zu erhaschen, schrieb<br />

Christoph Drösser in der „Zeit“.<br />

Apropos Sonnenblume: Allein ihr Anblick befl ügelt<br />

schon die Gemüter. Von daher verwundert wenig, dass<br />

es in alten Naturreligionen Sitte war, sich am Tag der<br />

Wintersonnenwende, der sich auf den 21. Dezember<br />

datieren lässt, „Wintermaien“ ins Haus zu holen: grüne<br />

Zweige oder solche von Obstbäumen, die man zum Blühen<br />

brachte. Die Maien sollten die bösen Geister vertreiben, standen<br />

für Schutz, Fruchtbarkeit, Hoffnung und Neuanfang; Symbole, die sich<br />

auch dem christlichen Gedanken zuordnen ließen. Im 16. Jahrhundert<br />

wurde der stehende, geschmückte Wintermai sozusagen zum Gemeinschaftsbrauch<br />

und zum Vorläufer unseres heutigen Weihnachts- beziehungsweise<br />

Christbaums.<br />

Was trägt in der Winterzeit noch zum Wohlergehen bei außer Bewegung an<br />

frischer Luft? Eine intakte Umwelt, gesunde Ernährung, Wohlklänge und -düfte,<br />

ausreichend Schlaf und Erholung und – besonders beliebt in der kalten Jahreszeit<br />

– anspruchsvoller Lesestoff wie die „<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong>“. Mit Beiträgen über<br />

Wohlgerüche und essenzielle Fettsäuren – sofern sie nicht ranzig werden! – passt<br />

diese Ausgabe so recht in die Advents- und Weihnachtszeit.<br />

Viel Vergnügen bei der Lektüre,<br />

zu der wir Sie hiermit herzlich einladen, wünschen Ihnen<br />

Eberhard G. <strong>Gerstel</strong>, Holger <strong>Gerstel</strong> und Ralf Bremer<br />

Geschäftsführung der <strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong>,<br />

Herausgeber der <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong><br />

2<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> News<br />

ie adäquate messtechnische Ausstattung<br />

vorausgesetzt, hängt der Mess erfolg im<br />

Wesentlichen von einer intelligenten computergestützten<br />

Steuerung ab, wie sie sich<br />

mit der <strong>GERSTEL</strong>-MAESTRO-Software<br />

realisieren lässt. Das Zusammenspiel aller<br />

Hardwarekomponenten wie Autosampler,<br />

Injektor, GC beziehungsweise LC und<br />

MS, gestaltet sich mit ihrer Hilfe effizient,<br />

sicher und einfach – und zwar ohne Makros<br />

zu programmieren. Schritte wie Standardaddition,<br />

Zugabe eines internen Standards<br />

oder eines Derivatisierungsreagens sowie<br />

die Anreicherung von Probeninhaltsstoffen<br />

mittels DHS oder SPME lassen sich intuitiv<br />

erfassen, per Mausklick aus einer übersichtlichen<br />

Liste auswählen und zu einer<br />

Sequenz zusammenstellen.<br />

Probenvorbereitung und Analyse laufen<br />

zeitlich verschachtelt und parallel; die<br />

Proben werden auf den Punkt genau präpariert<br />

und laufen nicht Gefahr, sich im Zuge<br />

langer Standzeiten zu zersetzen. Die Analyse<br />

ist auf die Minute genau plan- und überschaubar<br />

und in kürzest möglicher Zeit<br />

durchgeführt. Der Anwender sieht<br />

klar im Probenwald, behält<br />

stets den Überblick<br />

und die Flexibilität, auf<br />

die Erfordernisse im<br />

Labor adäquat zu reagieren.<br />

Automatisierung<br />

Effi zient Proben vorbereiten<br />

Gas- und Flüssigchromatographie zählen zu den wichtigsten Analysemethode<br />

bei der qualitativen und quantitativen Bestimmung von Probeninhaltsstoffen.<br />

Die Effi zienz der Trenntechniken lässt sich in der Regel<br />

durch eine geeignete Probenvorbereitung steigern. Zu Höchstleistung<br />

in Präzision, Wiederholbarkeit und Probendurchsatz gelangt der<br />

Anwender indes nur, wenn es ihm gelingt, möglichst viele Probenvorbereitungsschritte<br />

zu automatisieren.<br />

Die <strong>GERSTEL</strong>-Experten haben die<br />

Soft ware derart entworfen, dass sich eine<br />

laufende Probensequenz im gängigen Analysenbetrieb<br />

um eilige Proben mühelos erweitern<br />

lässt. MAESTRO stellt die Produktivität<br />

des Anwenders sicher: Die Software<br />

verfügt über eine Wächterfunktion, die im<br />

Bedarfsfall per E-Mail über den Istzustand<br />

der Analyse und des Systems informiert.<br />

Auf Wunsch lassen sich zusätzlich Geräte<br />

wie Barcode-Reader, Ultraschallbad, Zentrifuge<br />

oder Waage einbinden und automatisch<br />

ansteuern. Treten Fragen auf, kann der<br />

Anwender den <strong>GERSTEL</strong>-Service kontaktieren<br />

und „zu sich einladen“: Mittels Remote-Support-Software<br />

lässt sich ein Techniker<br />

via Internet in das laufende Programm<br />

zuschalten, um dem Anwender mit Rat und<br />

Tat zur Seite zu stehen und anzuleiten, ohne<br />

selbst aktiv eingreifen zu können.<br />

Die <strong>GERSTEL</strong>- MAESTRO-Steuersoftware<br />

arbeitet in der „Stand-alone“-Variante<br />

mit allen <strong>GERSTEL</strong>-Geräten und<br />

Systemen sowie vollständig integriert in<br />

der ChemStation und MassHunter von<br />

Agilent Technologies. Die Experten von<br />

<strong>GERSTEL</strong> arbeiten derzeit an der Einbindung<br />

der MAESTRO-Steuersoftware in<br />

Software-Plattformen weiterer Anbieter<br />

von GC- und LC-Systemen.<br />

Kurz notiert ...<br />

Farblaser im Test<br />

Welche und wie viele Schadstoffe Farbtoner<br />

emittieren, hat die Zeitschrift COMPUTER-<br />

BILD im Rahmen ihres Farblaser-Tests ermittelt.<br />

Die Untersuchung erfolgte in den Laboratorien<br />

der Landesgewerbeanstalt<br />

in<br />

Nürnberg nach den<br />

Richtlinien des Umweltzeichens<br />

„Der<br />

Blaue Engel“ sowie<br />

des Prüfzeichens<br />

„LGA-geprüft“ mittels<br />

Thermoextraktion<br />

im <strong>GERSTEL</strong>-<br />

Röhrenofen, wie<br />

die Umschreibung der COMPUTERBILD-Redakteure<br />

für den <strong>GERSTEL</strong>-ThermalExtraktor<br />

(TE) lautet.<br />

VOC im Autoinnenraum<br />

General Motors hat weltweit seine Methode<br />

zur Analyse von VOC-Emissionen im Autoinnenraum<br />

sowie zur Bestimmung des VOC-<br />

Emissionspotenzials von im Auto verwendeten<br />

Materialien vereinheitlicht und auf <strong>GERSTEL</strong>-<br />

Geräte und -Systeme zur Thermoextrak tion<br />

umgestellt. Bei General Motors zum Einsatz<br />

kommen das <strong>GERSTEL</strong>-ThermalDesorptionSystem<br />

TDS 2 in Verbindung mit dem Autosampler<br />

TDS A sowie das KaltAufgabeSystem<br />

KAS 4.<br />

Ausstellung<br />

Deutschlands erstes Gründer- und Unternehmermuseum<br />

wurde im September 2008<br />

im ehemaligen Stammsitz von August und Joseph<br />

Thyssen in Mülheim an der Ruhr eröffnet.<br />

Die museale Ausstellung veranschaulicht die<br />

Erfolgsgeschichten Mülheimer Gründerväter<br />

und bildet gleichzeitig<br />

die Grundlage<br />

für eine ansprechende,<br />

informative<br />

und aktuelle Aufbereitung<br />

des Themas<br />

„Der Weg in die<br />

Selbstständigkeit“.<br />

<strong>GERSTEL</strong> gehört<br />

mit Blick auf sein erst <strong>40</strong>-jähriges Bestehen<br />

zu den jüngsten Ausstellern (www.gum.muelheim-business.de).<br />

Stellenausschreibung<br />

<strong>GERSTEL</strong> sucht nächstmöglich einen Applikationschemiker<br />

(m/w), Schwerpunkt GC/MS,<br />

für die F&E-Abteilung. Weitere Informationen<br />

unter www.gerstel.de.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008<br />

3


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Innovation<br />

Schadstoffbelastung von Getränkedosen „at-line“ prüfen<br />

Schepper, klepper, depper, roll, roll ...<br />

In der Verpackung eines Lebens- oder Gebrauchsmittels steckt manchmal mehr, als<br />

dem Hersteller lieb ist – und ihm nicht nur schlechte Laune, sondern auch palettenweise<br />

kontaminierte Ware bescheren kann. Gemeint sind fl üchtige organische Verbindungen<br />

(englisch: „volatile organic compounds“, kurz: VOCs), die bereits in Prozessnähe („atline“)<br />

aufgespürt werden müssen, um eine Kontamination des Produkts frühzeitig<br />

abzuwenden und wirtschaftliche Einbußen zu vermeiden. Klingt simpel, ist es aber nicht.<br />

Ein neuartiger Headspace-Sampler erweist sich als ideale Lösung mit besonderem Plus.<br />

4<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Innovation<br />

as Wissen nimmt zu – zum Nutzen der<br />

Allgemeinheit, zum Leidwesen unserer<br />

Schulkinder. Wer hingegen vor 66<br />

Jahren über das Thema „Verpackungen“<br />

zu referieren hatte, dem genügte folgende<br />

Beschreibung aus dem 1942 erschienenen<br />

„Brockhaus“-Lexikon, um zu glänzen:<br />

„Umhüllung von Waren zum Schutz gegen<br />

Berührung, Staub, Austrocknung. Verpackungsmittel:<br />

Papier und Pappe in Form<br />

von Bogen, Tüten und Beuteln, Tuben, Flaschen,<br />

Stanniol, Zellglas (z. B. Zellophan für<br />

durchsichtige Verpackung).“<br />

Die Schülerinnen und Schüler von heute<br />

müssen schon tiefer in die Wissenskiste<br />

greifen: Das Spektrum gängiger Verpackungsmaterialien<br />

ist deutlich breiter<br />

als damals, und die Vielzahl eingesetzter<br />

Kunststoffe erfordert mindestens zwei<br />

Vorlesungssemester in Polymerchemie,<br />

um sie einigermaßen exakt unterscheiden<br />

und klassifizieren zu lernen. Dann die vielen<br />

Funktionen, die Verpackungen heute<br />

erfüllen sollen: Sie dienen nicht nur dem<br />

Schutz der Ware, sondern ermöglichen<br />

obendrein ihren effizienten Transport und<br />

eine Platz sparende Lagerung. Die Verpackung<br />

muss als Werbeträger herhalten;<br />

sie soll das Image des Herstellers fördern<br />

und den Abverkauf ankurbeln; sie informiert<br />

über Zusammensetzung, Zusatzstoffe<br />

und Dosierung und sie gibt, als „intelligent“<br />

eingestuft, sogar Auskunft über den<br />

Frischegrad des zum Beispiel tiefgekühlten<br />

Inhalts.<br />

Bei allen Vorzügen, die moderne Verpackungen<br />

und Verpackungsmaterialien<br />

im Hinblick auf Hygiene, Schutz, Sicherheit<br />

und Deklaration aufweisen oder<br />

durch Modifikation und Aufdruck erhalten,<br />

ist ihre Verwendung nicht ohne Risiko,<br />

weil die bei ihrer Herstellung eingesetzten<br />

Lösemittel, Additive oder Farbpigmente<br />

entweichen und das Transportgut kontaminieren<br />

können, auch wenn die Hersteller<br />

bemüht sind, dies zu verhindern.<br />

Die Ausreißer ausfindig zu machen, bevor<br />

ganze Produktserien in die Mülltonne<br />

wandern müssen, ist Aufgabe der Qualitätssicherung.<br />

Man sollte meinen, dass es<br />

sich um eine der leichtesten Übungen handelt<br />

angesichts der heute zur Verfügung stehenden<br />

instrumentalanalytischen Mittel<br />

und Methoden. Theoretisch mag das auch<br />

stimmen, die Praxis belehrt aber leider eines<br />

Besseren.<br />

Für umfangreiche Analysen fehlt in<br />

den meisten Fällen die Zeit. Will man Verluste<br />

minimieren, müsste die Produktion<br />

stillstehen, so lange, bis das Messergebnis<br />

vorliegt. Das allerdings würde die Herstellungskosten<br />

anschwellen lassen, den Verkaufspreis<br />

erhöhen, und vielleicht würde<br />

die Produktion infolge Unwirtschaftlichkeit<br />

eingestellt. Apropos Kosten: Je nach<br />

Lage und Größe des Produktionsstandortes,<br />

der in Zeiten der Globalisierung weniger<br />

nach geografischen als nach finanziellen<br />

Gesichtspunkten ausgewählt wird und<br />

daher „fern der Heimat“ angesiedelt sein<br />

kann, fehlt es an Laboratorien, geeigneter<br />

Analysentechnik und/oder ausgebildetem<br />

Laborpersonal. Stattdessen halten oft angelernte<br />

Laien den Messstab in Händen,<br />

allenfalls kompetent, Standard situationen<br />

zu meistern. „Treten allerdings unerwartet<br />

Probleme auf und braucht es methodisches<br />

Geschick, sie zu lösen, sind schnell Grenzen<br />

erreicht“, erklärt Horst Peter Kühl, Chemieingenieur<br />

aus dem Zentrallabor von<br />

„Ball Packaging Europe“ in Bonn.<br />

Das Unternehmen produziert Metalldosen<br />

für die Getränkeindustrie. Ein weiterer<br />

Schwerpunkt liegt auf der anwendungs-<br />

Kenndaten des Quality<strong>Co</strong>ntrolSystems (QCS)<br />

• Single Shot-Headspacesampler auf der Basis von Deans<br />

Schaltprinzip (keine Ventile im Weg des Probenflusses).<br />

• Probennahmetemperatur maximal 200 °C,<br />

Transfertemperatur maximal 200 °C.<br />

• „Stand-alone“-FID zur Detektion.<br />

• Optional: Integrierter MOX-Sensor<br />

auch zur Gesamt-Kohlenwasserstoffbestimmung<br />

(„Stand-alone“-Analysesystem für Produktionsanlagen).<br />

• Probennahme aus 10-mL-Headspace-Vials, auch<br />

0,5-L-Getränkedosen oder andere Verpackungen einsetzbar<br />

durch Austauschen oder Anpassen der Probenkammer.<br />

• Probennahme aus verschlossenen leeren Getränkedosen<br />

möglich.<br />

• Integration einer Trennsäule möglich, sofern erforderlich<br />

(etwa zum Trennen von Wasser und organischen<br />

Komponenten mit einer Sorbitol-Säule).<br />

• Optional: Transferline zu einem GC/MS-System.<br />

Gesamttransfer der Probe möglich, etwa zwecks Anreicherung<br />

in einem KaltAufgabeSystem (KAS) für die GC/MS-Analyse.<br />

<strong>GERSTEL</strong>-Quality<strong>Co</strong>ntrolSystem (QCS)<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008<br />

5


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Innovation<br />

QCS-Probenofen für Getränkedosen<br />

Offener Ofen samt einer Getränkedose, die mit<br />

der Unterseite nach oben eingesetzt ist: In der<br />

Mitte des Ofendeckels befindet sich eine Septumschraube.<br />

Sie drückt das Septum auf den<br />

konvexen Boden der Getränkedose. Aufgrund<br />

der konischen Form des Septums passt es auf<br />

alle Arten von Getränkedosen oder andere feste<br />

Behälter. Die besonders gehärtete Headspace-<br />

Nadel durchdringt das Septum und den Boden<br />

der Dose ohne Schwierigkeit.<br />

Dr. Eike Kleine-Benne, Projektleiter Forschung und<br />

Entwicklung (F&E), <strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong>, führt<br />

eine Probe ins QCS ein.<br />

Säulenabmessungen<br />

des QCS1<br />

Restriktion:<br />

Säule:<br />

48 cm, Edelstahl<br />

di = 0,2 mm<br />

3 m DB 5 MS<br />

di = 0,25 mm<br />

df = 0,25 µm<br />

Probenschleife: 2 mL<br />

Headspace-Parameter<br />

des QCS<br />

Temperaturen: Probe 150 °C<br />

Probenschleife 150 °C<br />

Säule 150 °C<br />

Zeiten: Equilibrierung 2 min<br />

Probendruckaufbau<br />

1 min<br />

Füllung der Probenschleife<br />

0,5 min<br />

Gesamtanalyse<br />

2,1 min<br />

Purge 0,2 min<br />

Dekompression<br />

0,05 min<br />

Pneumatik: He, P1 = 100 kPa,<br />

Probennahme<br />

He, P2 = 50 kPa,<br />

Analyse<br />

orientierten Forschung und Entwicklung<br />

neuer Lösungen im Bereich der Getränkeverpackung.<br />

Bekanntermaßen sind Getränkedosen<br />

innen mit einer Lackschicht<br />

ausgekleidet, sodass die Flüssigkeit zu keinem<br />

Zeitpunkt mit dem bloßen Metall in<br />

Berührung kommt. Auf diese Weise lassen<br />

sich oxidative Prozesse verhindern; das Getränk<br />

behält seinen charakteristischen Geschmack<br />

und bleibt länger haltbar. Indes besteht<br />

das Risiko, dass die erwähnten VOCs<br />

aus dem Kunststoff in das Getränk migrieren.<br />

Das darf natürlich nicht sein. „Um eine<br />

Migration und damit Kontamination zu<br />

verhindern, prüfen wir insbesondere vor<br />

dem Einsatz neuer Lacke, ob VOCs in inakzeptablen<br />

Grenzen auftreten“, sagt Horst<br />

Peter Kühl. Das war bislang ein vergleichsweise<br />

aufwändiges Unterfangen gewesen:<br />

Dosen wurden dem Herstellungsprozess<br />

entnommen und mit einem speziell angefertigten<br />

Verschluss versehen, der mittig<br />

für eine Headspace-Nadel durchlässig war.<br />

Die Dose wurde erst für die Dauer von 30<br />

Minuten auf 150 °C erwärmt, dann wurde<br />

dem Dampfraum eine Probe entnommen<br />

und mittels GC auf VOCs untersucht. „Alles<br />

in allem eine arbeits- und zeitintensive Prozedur,<br />

besonders die Probenvorbereitung“,<br />

erinnert sich der Ingenieur. „Die Zeit war<br />

reif für eine attraktive Alternative.“<br />

Fündig wurde „Ball Packaging Europe“<br />

bei der Firma <strong>GERSTEL</strong>. Die hatte in<br />

jüngerer Vergangenheit im Rahmen des<br />

von der Europäischen Kommission geförderten<br />

ESCAPE-Projekts (Electronic Sensor<br />

System for the Characterization of Packing<br />

Emissions; www.escape-project.org/<br />

index.htm) den Prototypen eines neuartigen<br />

Headspace-Samplers, das so genannte<br />

Quality<strong>Co</strong>ntrolSystem (QCS), entwickelt,<br />

das in der Lage war, auch große Volumina<br />

ausgasender Analyten aufzunehmen<br />

und zu analysieren. Ziel des Projektes war<br />

es, die Qualität von Verpackungsmaterialien<br />

zum frühestmöglichen Zeitpunkt bewerten<br />

zu können.<br />

„Das neuartige Analysegerät stellt eine<br />

einzigartige Kombination aus zweckmäßigem<br />

Probennahmesystem und Detektor<br />

dar“, schildert Dr. Eike Kleine-Benne; der<br />

promovierte Chemiker ist F&E-Projektleiter<br />

von <strong>GERSTEL</strong> und war maßgeblich<br />

an der Entwicklung des QCS beteiligt. Laut<br />

Dr. Kleine-Benne eignet sich das System zur<br />

Dampfraumanalyse aus verschiedenen Behältern<br />

und Verpackungen. Es lässt sich als<br />

Prüfinstrument an der Produktionsstrecke<br />

einsetzen und erlaubt nach der Kalibrierungsphase<br />

eine Einstufung der flüchtigen<br />

Emissionen in Form eines Summenparameters.<br />

„Anders als herkömmliche Verfahren<br />

zur Qualitätseinschätzung wie sensorisch<br />

geschulte Prüfer dient das QCS einer Objektivierung<br />

der Emissionen. Im Vergleich<br />

mit analytischen Untersuchungen wie der<br />

Gaschromatographie mit massenselektiver<br />

Detektion ist die Messung weniger zeitintensiv“,<br />

hebt Dr. Kleine-Benne Besonderheiten<br />

des QCS hervor.<br />

HS-Sampler mit Pfiff<br />

„Ball Packaging Europe“ und <strong>GERSTEL</strong> kamen<br />

überein, das QCS aus dem Forschungsdasein<br />

in die Anwendung zu überführen.<br />

6<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Innovation<br />

5 DVD-Sets zu gewinnen<br />

Das Resultat der Kooperation kann sich sehen<br />

lassen: Das QCS ist heute ein kompaktes<br />

System zur Headspace-Analyse großvolumiger,<br />

fester Verpackungen. Das Design<br />

basiert auf einer ventillosen Single-Shot-<br />

Headspace-Probennahmeeinheit in Verbindung<br />

mit einem einfachen Detektor;<br />

zur Verfügung stehen wahlweise ein Flammenionisationsdetektor<br />

(FID) oder ein<br />

Metalloxiddetektor (MOX). Für die Einführung<br />

der Proben galt selbstverständlich<br />

auch, dass sie leicht zu handhaben sei. Es<br />

sollte also erreicht werden, Headspace-Proben<br />

aus einer Getränkedose zu ziehen, ohne<br />

die Dose in irgendeiner Weise manipulieren<br />

zu müssen, etwa durch Zerschneiden<br />

und anschließender Bestückung von Headspace-Vials.<br />

„Für <strong>GERSTEL</strong> kein Problem“,<br />

ist Dr. Kleine-Benne zufrieden. Die Probendose<br />

wird sozusagen bis zum Ende durchproduziert,<br />

einschließlich Deckel und Verschluss,<br />

jedoch ohne Füllung; zur Kalibrierung<br />

des Systems wird eine unlackierte Dose<br />

mit einer definierten Menge Ethanol dotiert.<br />

Zur Analyse lassen sich die Dosen als<br />

Batch, also in großen Mengen, vortemperieren,<br />

was die Dauer der Analyse erheblich<br />

verkürzt.<br />

Im QCS wird die zu untersuchende Dose<br />

mit dem Boden nach oben zeigend in<br />

den Probenschacht eingeführt; der Schacht<br />

kann derzeit Dosen mit einem Volumen von<br />

bis zu 500 Millilitern fassen und auf Temperatur<br />

bringen. Zur Analyse sticht eine extraharte<br />

Headspace-Nadel durch den Dosenboden<br />

und entnimmt dem Dampfraum<br />

die jeweilige Probenmenge. „Mithilfe von<br />

zwei Magnetventilen wird der Druck geregelt“,<br />

erläutert Eike Kleine-Benne. Im Flussweg<br />

sind anstelle von Ventilen zwei Restriktionen<br />

montiert. Eine Restriktion befindet<br />

sich direkt vor der Probe; sie verhindert,<br />

dass Analyten durch Diffusion verloren<br />

gehen, und stellt sicher, dass der Druck im<br />

System konstant bleibt, auch wenn die Probe<br />

entnommen wird. Die zweite Restriktion<br />

ist zwischen Probenschleife und Detektor<br />

installiert; sie wird benötigt, um die Probenschleife<br />

zu füllen, kann allerdings auch bei<br />

Bedarf Analyten trennen, sofern es sich um<br />

eine Chromato graphiesäule handelt. „Ohne<br />

eine Säule ähnelt das System normalen<br />

Laboraufbauten mit kommerziellen Headspace-Samplern<br />

als Probenaufgabesysteme<br />

für elektronische Sensorsysteme“, sagt der<br />

Chemiker. Für die VOC-Analyse bei „Ball<br />

Packaging Europe“ wurde eine drei Meter<br />

lange DB5-MS-Trennsäule verwendet.<br />

Mithilfe solch kurzer Säulen lassen sich die<br />

Analyten nicht auftrennen, aber man erhält<br />

Signale (Peaks), die sich, wie in der Chromatographie<br />

üblich, über Höhe und Fläche<br />

auswerten, sprich: quantifizieren lassen.<br />

<strong>GERSTEL</strong>-<br />

Weihnachtsgewinnspiel<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> verlost 5 „Augsburger Blechbüchsen“<br />

inklusive der Augsburger-Puppenkiste-Fernsehproduktionen<br />

„Don Blech und der goldene Junker“<br />

und „Gut gebrüllt Löwe“ auf DVD. Beantworten Sie<br />

einfach die folgende Frage: Wer marschiert, 2-3-4,<br />

im schnellen Lauf den Berg hinauf?<br />

A. Jim Knopf und die Wilde 13<br />

B. Die Blechbüchsenarmee<br />

C. Bill Bo und seine sechs Kumpane<br />

Schreiben Sie uns die richtige Antwort in einer E-Mail<br />

an puppenkiste@gerstel.de, Stichwort: Gewinnspiel<br />

2008, und gewinnen Sie eine von 5 „Augsburger<br />

Blechbüchsen“. Bitte vergessen Sie nicht, Ihren Vorund<br />

Nachnamen sowie Ihre vollständige Anschrift mit<br />

Telefonnummer und E-Mail-Adresse anzugeben. Die<br />

Daten werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte<br />

weitergegeben.<br />

Einsendeschluss ist der 22. Dezember 2008. Teilnahmeberechtigt<br />

sind ausschließlich Abonnenten<br />

der <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong>. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

der <strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong> sind von der Teilnahme<br />

ausgeschlossen. Unter den Einsendern der richtigen<br />

Antwort werden die Gewinner im Losverfahren<br />

ermittelt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinner<br />

werden per E-Mail benachrichtigt.<br />

Viel Glück wünscht Ihnen die Redaktion von<br />

Einsatz eines FIDs: Eine erste instrumentelle<br />

Vorgehensweise war die Ausrüstung<br />

des QCS1 mit einem FID, um Vergleiche<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008<br />

7


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Innovation<br />

QCS als Headspace-Probengeber für die GC/MS: Chromatogramm der Headspace-Probe einer Getränkedose,<br />

das mit dieser System konfi guration erstellt wurde. Die Innenfl äche der Dose war mit einem Lack<br />

auf Polyacrylat-Basis beschichtet. Die Gesamt-VOC-Emissionen aus der Innenfl äche der Dose lagen unter<br />

1 ppm. (Massenspektrum RT 7,17 min.: n-Butanol)<br />

QCS als Summenanalysator: Kalibrationskurve des Sensors<br />

für Ethanol.<br />

mit Ergebnissen früherer Bestimmungen<br />

von VOC-Emissionen aus der inneren Beschichtung<br />

von Getränkedosen zu erleichtern,<br />

die mittels Headspace-GC/FID-Systemen<br />

erzielt wurden. Die Responsefaktoren<br />

für alle relevanten Komponenten gegen<br />

Ethanolkalibrierung<br />

sind bekannt. Eine Schwelle<br />

von 1 ppm für die Gesamt-<br />

VOC-Emissionen, die gegen<br />

Ethanol kalibriert sind,<br />

ist ebenfalls dafür bekannt,<br />

dass sie die Produktqualität<br />

gewährleistet.<br />

Horst Peter Kühl,<br />

Chemieingenieur aus<br />

dem Zentrallabor der<br />

Ball Packaging Europe<br />

<strong>GmbH</strong> in Bonn<br />

Detektion mit MOX-Sensor:<br />

In einem weiteren Versuch<br />

wurde der Headspace-<br />

Sampler mit einem Metalloxidsensor<br />

(MOX-Sensor)<br />

ausgestattet. Der Sensor fungiert<br />

als Detektor für reduzierende<br />

Gase und kann zur<br />

Detektion von Kohlenwasserstoffen<br />

eingesetzt werden;<br />

allerdings unterscheiden sich die Responsefaktoren<br />

im Vergleich zum FID. Vorteil:<br />

Statt mit Verbrennungsgasen arbeiten<br />

MOX mit synthetischer Luft, was es wiederum<br />

ermöglicht, das System als Werkzeug<br />

der Qualitätskontrolle in unmittelbarer<br />

räumlicher Nähe zur Produktion einzusetzen.<br />

Bei allen Versuchen mit dem auf<br />

dem Sensor basierenden System wurde synthetische<br />

Luft als Trägergas verwendet.<br />

GC/MS-Kopplung: „In Konfiguration<br />

mit einem FID oder einem MOX-Sensor<br />

erweist sich das QCS als effizientes<br />

Hilfsmittel für die<br />

Messung der Gesamt-VOC-<br />

Emissionen als summierte<br />

Parameter“, berichtet Horst<br />

Peter Kühl und ergänzt: „Damit<br />

können wir sicherstellen,<br />

dass VOC-Emissionen<br />

einen vorgegebenen Schwellenwert<br />

nicht überschreiten.“<br />

Sind detailliertere Informationen<br />

gefragt, lässt sich statt<br />

des FIDs oder MOX-Sensors<br />

über Transferleitung ein GC/<br />

MS-System anschließen. Die<br />

VOCs werden im KaltAufgabeSystem<br />

(KAS), einem der<br />

weltweit am häufigsten in der<br />

GC eingesetzten<br />

PTV-Injektoren,<br />

cryofokussiert<br />

und angereichert, sodass<br />

sich alle relevanten<br />

Verbindungen identifizieren<br />

und einzeln bestimmen<br />

lassen.<br />

Das Fazit des Experten<br />

Seit zwei Jahren läuft das QCS nun schon<br />

bei „Ball Packaging Europe“. „Die Handhabung<br />

ist leicht, das System lässt sich bereits<br />

nach kurzer Einarbeitung mühelos bedienen<br />

und liefert erstklassige reproduzierbare<br />

Daten“, bilanziert der Chemieingenieur.<br />

Die bisher sehr aufwändige Probenvorbereitung<br />

entfällt. Die leeren Probedosen<br />

werden jetzt mit einem Standarddeckel<br />

verschlossen, was früher nicht der Fall war.<br />

Die Messung verläuft ohne jegliche Manipulation<br />

der Dose. Das wiederum beeinflusst<br />

erheblich die Analysendauer. Horst<br />

Peter Kühl: „Wir können die Dosen vor der<br />

Analyse im Trockenschrank auf Temperatur<br />

bringen, sodass sich bereits frühzeitig<br />

ein Gleichgewicht der Analyten im Headspace<br />

einstellen kann. Auf diese Weise reduziert<br />

sich die Analysedauer auf maximal<br />

zwei Minuten. Und das ist nur ein erfreulicher<br />

Aspekt von vielen“, sagt der Ingenieur.<br />

Daneben werde das Unternehmen nämlich<br />

zunehmend in die Forschung und Entwicklung<br />

spezieller Beschichtungen<br />

für Lebensmittelverpackungen<br />

mit eingebunden.<br />

„Dank des QCS können<br />

wir wichtige Impulse geben<br />

und richtungsweisend sein“,<br />

freut sich Horst Peter Kühl.<br />

8<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Umwelt<br />

Ausgezeichnet<br />

Innovativ und<br />

umweltfreundlich<br />

Wo <strong>GERSTEL</strong> draufsteht, ist auch <strong>GERSTEL</strong> drin. Innovativ<br />

und zukunftsträchtig erweisen sich die Produkte<br />

und Systemlösungen des Unternehmens. Sie lassen<br />

Anwender im Labor effi zient und fl exibel agieren, steigern<br />

die Produktivität und helfen, Zeit, Geld und teils umweltbelastende<br />

Lösemittel einzusparen. Nun wurde die Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit<br />

auch der neuen Firmenzentrale von der Energie Agentur-<br />

NRW gelobt: Sie kürte das neue <strong>GERSTEL</strong>-Gebäude sogar zum „Haus<br />

des Monats“.<br />

Als <strong>GERSTEL</strong> im Jahre 2004 den Neubau seiner neuen Firmenzentrale<br />

zu planen begann und die Themen „Strom“, „Heizung“<br />

und „Raumklima“ auf der Tagesordnung standen, kamen<br />

rasch alternative Möglichkeiten der Energieversorgung ins Gespräch.<br />

„Klima- und Umweltschutz ist für uns gelebte Firmenphilosophie“,<br />

sagen Holger <strong>Gerstel</strong> und Eberhard G. <strong>Gerstel</strong>, die geschäftsführenden<br />

Gesellschafter. Diese Sicht auf die Dinge zeige sich unter<br />

anderem an den Produkten und Systemlösungen für die GC (GC/<br />

MS) und LC (LC/MS), die das Unternehmen entwickelt, herstellt<br />

und vertreibt. Ziel sei es, fügt Geschäftsführer Ralf Bremer hinzu,<br />

„den Anwender flexibel, effizient und produktiv zu machen, gleichzeitig<br />

aber auch die Analyse möglichst umwelt- und arbeitsplatzverträglich<br />

zu gestalten“.<br />

Umweltschutz Teil der Firmenphilosophie<br />

Die Haltung des Unternehmens in puncto Umweltschutz spiegelt<br />

sich auf allen Ebenen wider. „Wir produzieren unter ökonomischen<br />

und ökologischen Gesichtspunkten, im Übrigen ausschließlich in<br />

Deutschland, und sind stets bemüht, ein Schwergewicht auf den<br />

nachhaltigen Umgang mit begrenzt vorhandenen natürlichen Ressourcen<br />

zu legen“, erklärt Eberhard G. <strong>Gerstel</strong>. Das betreffe den Verbrauch<br />

von Papier und Kraftstoff genauso wie den Einsatz von Lichtund<br />

Wärmeenergie.<br />

Eine Wärmepumpe, die mit Erdwärme gespeist wird, liefert die<br />

Energie für die Heizung und Warmwasserversorgung der im Herbst<br />

2007 am Eberhard-<strong>Gerstel</strong>-Platz 1 in Mülheim an der Ruhr bezogenen<br />

neuen Firmenzentrale. „Die Wärmepumpe deckt rund die<br />

Hälfte des gesamten Wärmebedarfs auf umweltfreundliche Weise“,<br />

rechnet Holger <strong>Gerstel</strong> vor. Um Spitzenbelastungen auszugleichen,<br />

wird bei Bedarf ein Erdgas-Brennwertkessel zugeschaltet. Im Sommer<br />

dient die Flüssigkeit des Solekreislaufs der 14 in 130 Meter Tiefe<br />

liegenden Erdwärmesonden, um das Gebäude energetisch günstig<br />

zu kühlen. „Um einen Kühleffekt von 20 Kilowatt zu erzeugen“,<br />

beschreibt der Geschäftsführer, „braucht nur ein Kilowatt Strom für<br />

die Umwälzpumpe aufgebracht zu werden.“<br />

Die Beleuchtungstechnik, der größte Energiefresser in einem<br />

Unternehmen, wurde nach modernsten umwelttechnischen Standards<br />

ausgewählt. „Wir haben ein System installiert“, schildert Holger<br />

<strong>Gerstel</strong>, „mit dem sich die Beleuchtungsleistung von ursprünglich<br />

30 W/m 3 auf etwa 15 W/m 3 halbieren lässt – bei gleicher Beleuchtungsstärke.“<br />

Das gelang durch den Einbau energiesparender T5-<br />

Leuchtstofflampen, die dank elektronischer Vorschaltgeräte und Reflektoren<br />

besonders effizient arbeiten. Die Einstellung der Beleuch-<br />

Haus des<br />

Monats<br />

M A I 2 0 0 8<br />

tung erfolgt vollautomatisch:<br />

sensorgestützt<br />

und softwaregesteuert<br />

nach<br />

Maßgabe optimaler<br />

Lux-Werte. Bei ausreichendem<br />

Einfall<br />

von Tageslicht wird<br />

die Beleuchtung automatisch<br />

gedimmt<br />

und die Lichtstärke<br />

den Erfordernissen<br />

angepasst; eine Sonnenschutzverglasung<br />

und innenliegende<br />

Jalousien tuen<br />

ihr Übriges dazu.<br />

„Wenn sich niemand<br />

im Raum aufhält“, ergänzt<br />

Holger <strong>Gerstel</strong>,<br />

„schaltet sich die Beleuchtung<br />

dank installierter<br />

Präsenzmelder<br />

nach kurzer<br />

Zeit automatisch ab.“<br />

Wärmepumpen<br />

Sonden<br />

bis 130 m<br />

Tiefe<br />

Schematische Darstellung der Energieversorgung<br />

des <strong>GERSTEL</strong>-Gebäudes über Erdwärmesonden:<br />

Sie gehören zu den geschlossenen Systemen und<br />

werden über Bohrungen senkrecht in den Untergrund<br />

gebracht. Ein Wasser-Sole-Gemisch zirkuliert in den<br />

Sonden und wird auf Bodentemperatur gebracht. Aus<br />

der resultierenden Temperaturdifferenz lässt sich die<br />

für das Heiz/Klimasystem erforderliche Energie auf<br />

umweltverträgliche Weise gewinnen.<br />

Mehrausgaben sinnvoll und vertretbar<br />

Die Sorge ums Klima, steigende Preise und schwindende Ressourcen<br />

lassen verantwortungsbewusste Unternehmer umdenken. „Im<br />

eigenen Interesse wie im Interesse der Allgemeinheit gilt es, Einsparpotenziale<br />

zu identifizieren und zu erschließen“, rechtfertigt Holger<br />

<strong>Gerstel</strong> die Mehrausgaben des Unternehmens von rund 65.000 Euro<br />

für die Beleuchtungstechnik sowie rund 290.000 Euro für Wärmepumpe<br />

und Fußbodenheizung. Mehrausgaben, die sich allerdings<br />

rechnen, wie der Geschäftsführer betont: Das Unternehmen<br />

spare jährlich 45.000 Euro an Energiekosten ein, was bedeute, dass<br />

die Ausgaben innerhalb von acht Jahren wieder ausgeglichen seien.<br />

Die Umwelt profitiere bereits vom ersten Tag an, wie Eberhard<br />

G. <strong>Gerstel</strong> vorrechnet: „Durch die realisierten Maßnahmen in der<br />

Haus- und Gebäudetechnik und der damit verbundenen Einsparung<br />

an fossilen Brennstoffen konnte <strong>GERSTEL</strong> den Ausstoß an<br />

Kohlendioxid um insgesamt 41.000 kg pro Jahr senken“, bilanziert<br />

der Geschäftsführer.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008<br />

9


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Innovation<br />

Polymeranalyse<br />

Effi ziente Pyrolyse-GC<br />

Experten von Dow, einem führenden Anbieter von Industrie- und Agrochemikalien<br />

sowie Kunststoffprodukten, haben gemeinsam mit Applikateuren<br />

von <strong>GERSTEL</strong> ein revolutionäres Verfahren ent wickelt, um die<br />

Struktur und den Aufbau von Polymeren auf effi ziente Weise zu untersuchen.<br />

Ihr Ansatz: Pyrolyse und Gaschromatographie (GC) erfolgen in<br />

ein und demselben GC/MS (FID)-System mittels eines Hochtemperatur-<br />

<strong>GERSTEL</strong>-KaltAufgabe Systems (KAS 6).<br />

M<br />

onomere sind niedermolekulare<br />

Verbindungen,<br />

die aufgrund<br />

bestimmter funktioneller<br />

Gruppen eine besondere Reaktionsfähigkeit<br />

besitzen: Durch Polymerisation<br />

lassen sich Monomere zu linearen, verzweigten<br />

oder vernetzten Polymeren verknüpfen.<br />

Um die resultierende Polymerstruktur untersuchen<br />

und bestimmen zu können, nutzt<br />

man die Pyrolyse-Gaschromatographie – ein<br />

kraftvolles Werkzeug zur Charakterisierung<br />

komplexer fester, flüssiger oder emulgierter<br />

Polymere.<br />

Gängig und weit verbreitet ist die Pyrolyse<br />

im Curie-Punkt-Pyrolysator sowie in Geräten,<br />

deren Funktionsprinzip auf dem Einsatz<br />

einer Widerstandsheizung oder dem eines<br />

Mikroofens basiert. Die technischen Unterschiede<br />

einmal außer Acht gelassen: Der<br />

Einsatz spezieller Pyrolysatoren ist aufwändig,<br />

erfordert zusätzliche Arbeitsschritte sowie<br />

den Einsatz finanzieller Mittel zur Erweiterung<br />

des technischen Equipments. Dass<br />

es auch anders, effizienter, geht, also technisch<br />

weniger aufwändig und kostengünstig,<br />

haben die Chromatographie-Experten<br />

von Dow und <strong>GERSTEL</strong> bewiesen. In en-<br />

ger Kooperation entwickelten die Applikateure<br />

beider Unternehmen eine in vielerlei<br />

Hinsicht attraktive Alternative zur gängigen<br />

Praxis:<br />

„Statt eines speziellen Pyrolysators nutzen<br />

wir die Hochtemperaturvariante des<br />

<strong>GERSTEL</strong>-KaltAufgabeSystems (KAS 6),<br />

den weltweit am häufigsten eingesetzten<br />

PTV-Injektor für die GC, um flüssige Polymere<br />

und Polymermischungen unmittelbar<br />

im GC-Eingang unter Luftausschluss zu<br />

zersetzten. Die Pyrolyseprodukte werden der<br />

gängigen Praxis folgend auf die GC-Säule geleitet,<br />

aufgetrennt und mithilfe eines Flammenionisationsdetektors<br />

(FID) vermessen“,<br />

schildert Patric Eckerle von der Dow<br />

Deutschland Anlagengesellschaft in Rheinmünster.<br />

Um die Funktionstüchtigkeit des KAS-<br />

GC-Pyrolyse-Verfahrens unter Beweis zu<br />

stellen, untersuchten die Applikateure verschiedene<br />

Polymermischungen: 1. Emulsionen<br />

auf Basis eines Styrol-Butadien-Polymergemisches,<br />

im Verhältnis 1:100 mit Wasser<br />

verdünnt, um die Wiederfindungsrate<br />

zu bestimmen; hierbei untersuchte Eckerle<br />

auch den Einfluss, den ein <strong>GERSTEL</strong>-<br />

CryoTrapSystem (CTS) auf die Qualität der<br />

Messung ausübt. 2. Ein Styrol-Butadien-Polymergemisch,<br />

das unterschiedliche Mengen<br />

emulgierter <strong>Co</strong>polymere (Butylacrylat-<br />

Styrol) enthielt, um die Quantifizierung zu<br />

überprüfen, und 3. Polyethylen (PE), gelöst<br />

in heißem Xylen mittels zweidimensionaler<br />

GC (2D GC bzw. GCxGC).<br />

Die Experten nutzten zur Polymeranalyse<br />

ein Chromatographie-System, bestehend<br />

aus: <strong>GERSTEL</strong>-MultiPurposeSampler<br />

(MPS) zur automatisierten Probenvorbereitung<br />

und Probenaufgabe der Polymere, ausgestattet<br />

mit einem Headspace-Adapter, einer<br />

beheizbaren 10-µL-Spritze und einem<br />

temperierbaren Agitator, dem GC 6890 von<br />

Agilent Technologies (ausgestattet mit dem<br />

KAS von <strong>GERSTEL</strong>) sowie einem FID, ebenfalls<br />

Agilent Technologies.<br />

Und so gingen Patric Eckerle und Kollegen<br />

grundsätzlich vor: Nach der Probenvorbereitung<br />

wurden 0,5 bis 2 µL des gelösten<br />

Polymers in einen kalten KAS-Liner injiziert.<br />

Das Lösemittel wurde über das Splitventil<br />

entfernt, das Polymermaterial blieb als<br />

Anhaftung auf der Liner-Wand zurück. Die<br />

Temperatur im KAS wurde für 3,5 Minuten<br />

auf 90 °C gehalten, anschließend mit 10 °C/<br />

min auf 600 °C aufgeheizt. Nach einer Mi-<br />

Erstklassige Ergebnisse: Wiederholbarkeit von 10 KAS-Pyrolyse-<br />

Läufen eines S/B-Polymers – der KAS-Liner musste nicht gereinigt<br />

oder ausgetauscht werden.<br />

Der Einsatz der <strong>GERSTEL</strong>-Kühlfalle hat entscheidenden Einfl uss auf die Peakbreite und<br />

damit die Qualität der Trennung. Leichtfl üchter werden effi zient fokussiert.<br />

10<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Innovation<br />

Erfolg auf ganzer Linie: Experimente zur Wiederholbarkeit verliefen<br />

positiv, und auch nach zehn KAS-Pyrolyseläufen habe man den Liner<br />

nicht wechseln oder reinigen müssen: „Von Memory-Effekten keine<br />

Spur“, freut sich Dirk Bremer, Leiter der Entwicklungsabteilung von<br />

<strong>GERSTEL</strong>, rechts im Bild, mit Patric Eckerle über den Erfolg.<br />

Polymeranalye leicht gemacht: Verwendet wurde eine GC 6890 mit <strong>GERSTEL</strong>-KAS, ein FID<br />

(Agilent Technologies) sowie ein <strong>GERSTEL</strong>-MultiPurposeSampler (MPS) für die automatisierte<br />

Probenvorbereitung und Probenaufgabe. Ferner kam ein <strong>GERSTEL</strong>-CTS zum Einsatz, zum<br />

Nachweis leichtfl üchtiger Pyrolysefragmenten.<br />

nute wurde die Temperatur, deren Höhe für<br />

eine vollständige Pyrolyse ausreichend ist,<br />

wieder gesenkt. Die Quantifizierung erfolgte<br />

mittels Standardaddition. Die Trennung<br />

der Pyrolyseprodukte erfolgte mittels GC<br />

unter Schaltung folgender Säulen: HP-5 ms,<br />

30 m x 0,25 mm x 0,25 µm, Agilent Technologies;<br />

bei der 2D-GC (GC x GC) kam zudem<br />

folgende Säule zum Einsatz: Zebron ZB-<br />

50 ms, 30 m x 0,25 mm x 0,25 µm, Phenomenex:<br />

Die Temperatur im GC-Ofen wurde<br />

für 6 min auf 50 °C gehalten und schließlich<br />

mit 15 °C/min auf 325 °C (8 min) gesteigert.<br />

Der Splitfluss betrug 20 mL/min, die Temperatur<br />

des FID 330 °C (normale Gasflusskonditionen).<br />

Was zu beweisen war<br />

„Mit dem KAS 6 als Pyrolysemodul ist es uns<br />

gelungen“, erklärt Patric Eckerle, „sowohl ein<br />

Butylacrylat/Styrol-basiertes <strong>Co</strong>polymer in<br />

einem Styrol/Butadien-basierten <strong>Co</strong>polymer<br />

ohne großen technischen und finanziellen<br />

Aufwand quantitativ zu bestimmen,<br />

als auch das Pyrolysemuster eines synthetischen<br />

Standards, der unterschiedliche Mengen<br />

Butylacrylat/Styrol in einem Styrol/Butadien-basierten<br />

<strong>Co</strong>-Polymer enthielt, zu ermitteln.<br />

Schlüsselfragmente wie Butanol und<br />

Butylacrylat haben wir mittels GC/MS identifiziert.“<br />

Der Einsatz des <strong>GERSTEL</strong>-CTS erbrachte<br />

deutlich schärfere Peaks, und es gelang,<br />

auch die leichtflüchtigen Pyrolyseprodukte<br />

zu fokussieren.<br />

Experimente zur Wiederholbarkeit der<br />

Messung verliefen positiv, und auch nach<br />

zehn KAS-Pyrolyseläufen habe man den<br />

Liner nicht wechseln oder reinigen müssen.<br />

„Von Memory-Effekten keine Spur“, freut<br />

sich Dirk Bremer, Leiter der Entwicklungsabteilung<br />

von <strong>GERSTEL</strong>, über den Erfolg.<br />

„Die KAS-Pyrolyse-GCxGC, wie wir sie zur<br />

Polymeranalyse eingesetzt haben, erbrachte<br />

eine hohe Peakausbeute (siehe dazu auch<br />

J. Sep. Sci. 2008, 31, 3416-3422); die Korrelation<br />

der Kontrollproben mit den Signalflächen<br />

war ausgezeichnet “, berichtet Patric<br />

Eckerle.<br />

Wie sich zeige, konstatiert der Ingenieur,<br />

eigne sich das Verfahren insbesondere<br />

zur Analyse von Monomeren in Polymermischungen<br />

sowie zur Bestimmung von Mikrostrukturen<br />

und zur Identifikation von Additiven.<br />

„Unser Pyrolyse-KAS-FID-Verfahren<br />

ist nicht nur effizient, sprich kostengünstig<br />

und weniger arbeitsintensiv als herkömmli-<br />

che Pyrolysetechniken“, fügt der Polymerexperte<br />

an, „es ist obendrein auch für manche<br />

Applikationen schneller als gängige spektroskopische<br />

Methoden.“ Die ausgezeichnete<br />

Präzision erlaube die Qualifizierung der interessanten<br />

Komponenten im Rahmen eines<br />

Screenings sowie deren sichere und sensitive<br />

Quantifizierung. „Die Kopplung mit anderen<br />

Chromatographie-Systemen ist denkbar<br />

und machbar, was den applikativen Spielraum<br />

erweitert“, schließt Patric Eckerle seine<br />

Ausführung.<br />

Pyrolyse-GCxGC für eine hochleistungsfähige Poly meranalyse:<br />

2D-Chromatogramm der Polyethylenfragmente<br />

in räumlicher Darstellung. Die Bestimmung von Mikrostrukturen,<br />

die Aufklärung der monomeren Zusammensetzung<br />

sowie die Identifi kation von Additiven ist gegenüber<br />

Standardchromatogrammen deutlich besser.<br />

Butanol<br />

Butylacrylat<br />

Styren<br />

Quantifi zierung gelungen: Peakmuster der Pyrolyse eines<br />

synthetischen Standards mit unterschiedlichen Gehalten<br />

an Butylacrylat/Styrol in einem Styrol/Butadien-basierten<br />

<strong>Co</strong>polymer. Schneller als gängige spektroskopische Verfahren;<br />

die Schlüsselfragmente, Butanol und Butylacrylat,<br />

wurden mittels GC/MS identifi ziert.<br />

Kraftvolles Screening-Instrument dank 2D-GC: Pyrolyse von Polyethylen mit dem <strong>GERSTEL</strong>-<br />

KaltAufgabeSystem (KAS). Überlagerung von zwei hintereinander verlaufenen GC-Trennungen.<br />

Probe gelöst in heißem Xylol. Temperatur des Agitators: 125 °C, Spritzentemperatur: 125°C.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008<br />

11


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />

Marker für den Fettsäureabbau bestimmen<br />

Kampf dem Ranz<br />

Die Qualität lebensmitteltauglicher Öle, Fette und fettsäurehaltiger<br />

Produkte zu bewerten, ist aufwändig, aber unerlässlich<br />

für den Verbraucherschutz. Darauf bedacht, die Effi zienz<br />

der Analyse zu steigern und das Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />

zu optimieren, haben Applikateure von <strong>GERSTEL</strong> den Nachweis<br />

geeigneter Qualitätsmarker, nämlich Oxidationsprodukten<br />

wie Aldehyden und Ketonen, in ölhaltigen Matrices<br />

mittels automatisierter DHS-GC/MS-Methode verbessert.<br />

Text: Guido Deußing<br />

12<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />

Lachs, Makrele, Hering, Forelle, Walnuss,<br />

Rapsöl, Sesam, Sonnenblumensamen,<br />

Weizenkeime, Sojabohne,<br />

Mais, Margarine ... Nicht, dass wir uns<br />

missverstehen: Das ist kein Einkaufszettel,<br />

auch wenn die aufgelisteten Nahrungsmittel<br />

sehr gesund sind und möglichst oft auf<br />

dem Speiseplan stehen sollten. Grund der<br />

Empfehlung ist ihr hoher Gehalt an langkettigen,<br />

mehrfach ungesättigten Fettsäuren,<br />

„Long Chain Poly Unsaturated Fatty<br />

Acid“ (LC-PUFA) genannt.<br />

Einteilen lassen sich die PUFAs grundsätzlich<br />

in zwei Gruppen: in die n-6-Fettsäuren,<br />

früher Omega-6-Fettsäuren genannt,<br />

zu denen die Linolsäure und ihre<br />

Abkömmlinge gehören, sowie die n-3-<br />

Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren), denen<br />

die α-Linolensäure und ihre Abkömmlinge<br />

zugerechnet werden.<br />

PUFAs sagt man viele für uns Menschen<br />

günstige Eigenschaften nach. Über<br />

die Muttermilch aufgenommen, leisten sie<br />

einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung<br />

von Gehirn, Nervensystem und Sehvermögen<br />

des heranwachsenden Kindes.<br />

Ungeachtet des Lebensalters sollen sie das<br />

Herz-Kreislauf-System positiv beeinflussen<br />

und arteriosklerotisch bedingte Krankheiten<br />

verhindern. Eine Unterversorgung mit<br />

den essentiellen Fettsäuren hingegen kann<br />

sich negativ auswirken und Hautveränderungen,<br />

etwa eine übermäßige Verhornung,<br />

Infektionsanfälligkeit, Wachstumsstörungen,<br />

Haarausfall und einen Mangel<br />

an Blutplättchen zur Folge haben.<br />

Es verwundert kaum, dass PUFAs ob<br />

ihrer gesundheitsfördernden Wirkung aus<br />

natürlichen Quellen extrahiert werden, um<br />

damit Nahrungsmittel der prä- und postnatalen<br />

Versorgung des Kleinkindes anzureichern.<br />

Oder man mischt die Extrakte unter<br />

per se PUFA-arme Lebensmittel, herkömmliches<br />

Brot etwa, um daraus gehaltvolle,<br />

so genannte funktionelle Lebensmittel<br />

zu kreieren.<br />

Von Stärken und Schwächen<br />

LC-PUFAs fördern des Menschen Gesundheit,<br />

sind jedoch selbst von schwacher Konstitution.<br />

Der Aufenthalt an „frischer Luft“<br />

setzt ihnen zu; Sauerstoff greift sie an und<br />

zersetzt sie – was allerdings nicht unbemerkt<br />

geschieht, sondern oft unter Entstehung<br />

olfaktorisch und/oder gustatorisch<br />

wahrnehmbarer Abbauprodukte wie Aldehyde<br />

und Ketone. 4-Heptenal etwa, eine<br />

der potenziell resultierenden Verbindungen<br />

jenes geschilderten, oxidationsbedingten<br />

Fettsäureabbaus, verleiht ölhaltigen Lebensmitteln<br />

bereits in Konzentrationen von<br />

weniger als zehn Nanogramm pro Gramm<br />

Lebensmittel einen wahrnehmbaren ranzigen<br />

Geruch oder Geschmack.<br />

Strukturformeln der untersuchten Fettsäure ab bauprodukte<br />

Da sich der Kontakt mit Luftsauerstoff<br />

nur begrenzt unterbinden, sich folglich eine<br />

Alterung des Produkts im klassischen Sinne<br />

nicht verhindern lässt, bleibt keine andere<br />

Wahl, als die Qualität von Lebensmittelölen<br />

und -fetten kontinuierlich zu überwachen.<br />

Wie aber stellt man das auf effiziente, sichere<br />

und sensitive Art und Weise an?<br />

„Die statische Headspace, gekoppelt<br />

mit der Gaschromatographie und massenselektiver<br />

Detektion, GC/MS, ist per se geeignet,<br />

flüchtige Verbindungen zu analysieren.<br />

Sie ist jedoch nicht empfindlich genug,<br />

um geeignete Qualitätsmarker in Öl bereits<br />

in den relevanten, niedrigen Konzentrationen<br />

zu bestimmen“, erklärt der <strong>GERSTEL</strong>-<br />

Chemiker Dr. Oliver Lerch und fügt hinzu,<br />

dass er sich bei seiner Bewertung auf<br />

fremde und eigene Untersuchungen stützt.<br />

Besser gelinge das Vorhaben mit der Headspace-SPME<br />

aufgrund der größeren Nachweisstärke<br />

dieser Technik. Die größten Erfolge<br />

beim Nachweis von Aldehyden, Ketonen<br />

und anderen Fettsäure-Abbaumarkern<br />

in ölhaltigen Proben ließen sich allerdings<br />

mit der dynamischen Headspace-Technik<br />

(DHS) erzielen, betont der Applikationsexperte<br />

der <strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong>.<br />

Erst Versuch macht „kluch“!<br />

Im Kundenauftrag untersuchten Dr. Oliver<br />

Lerch und Kollegen zehn verschiedene Ölproben<br />

mittels automatisierter DHS-GC/<br />

MS. Die meisten Öle waren pflanzlicher Na-<br />

tur, darunter Oliven- und Rapsöle unterschiedlicher<br />

Hersteller sowie zwei Fischöle.<br />

Das Hauptaugenmerk legten die Experten<br />

auf elf typische Komponenten, die<br />

beim Abbau von LC-PUFA entstehen. Namentlich<br />

waren das: 1-Penten-3-on, 2-(E)-<br />

Pentenal, Hexanal, 2-(E)-Hexenal, 4-(Z)-<br />

Heptenal, 2-Pentylfuran, 1-Octen-3-on,<br />

2,4-(E,E)-Heptadienal, 2,6-(E,Z)-Nonadienal,<br />

2,4-(E,E)-Nonadienal und 2,4-(E,E)-<br />

Decadienal.<br />

Die Ölproben wurden zu je einem<br />

Gramm in Standard-20-mL-Vials mit<br />

Schraubverschluss aufbewahrt. „Die Einwaage<br />

war der einzige manuelle Arbeitsschritt<br />

im Zuge der Probenvorbereitung“,<br />

freut sich Dr. Oliver Lerch, obgleich sich<br />

auch dieser Arbeitsschritt vollständig automatisieren<br />

lässt (siehe <strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong><br />

36). Alle weiteren Schritte, einschließlich<br />

der Addition von Standardlösungen über<br />

dynamische Headspace-Extraktion bis zur<br />

Probenaufgabe, erfolgten voll automatisiert<br />

mit dem MultiPurposeSampler (MPS).<br />

Ein Blick auf die Details: Als Grundlage<br />

für die Standards wurde eine Vorratslösung<br />

von 1 µg/µL in Hexan bereitet, die<br />

jeweils auch mit Hexan auf die für die Kalibration<br />

erforderliche Konzentrationen (5<br />

bis 500 ng/µL) verdünnt wurde. Die Standardlösungen<br />

wurden zu je einem 1 µL aliquotiert<br />

und der jeweiligen Probe (1 g) im<br />

Vial zudosiert. Die Vials wurden sukzessive<br />

zum <strong>GERSTEL</strong>-DHS-Modul transpor-<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008<br />

13


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />

tiert und im Schüttler<br />

4 min lang bei 70<br />

°C geschüttelt. Die<br />

DHS-Extraktion erfolgte<br />

schließlich für<br />

die Dauer von zehn<br />

Dr. Oliver Lerch,<br />

Minuten unter einem<br />

Gasfluss (Stick-<br />

Applikationsspezialist,<br />

<strong>GERSTEL</strong><br />

stoff) von 50 mL/<br />

<strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong><br />

min, wodurch die<br />

Analyten auf einem<br />

mit Tenax gefüllten<br />

Adsorbensröhrchen<br />

angereichert wurden. „Apropos“, bemerkt<br />

Oliver Lerch, „die Adsorbensröhrchen stehen<br />

mit allen Standard-Adsorbentien zur<br />

Verfügung.“ Unmittelbar im Anschluss an<br />

die Extraktion wurde das Röhrchen in der<br />

<strong>GERSTEL</strong>-ThermalDesorptionUnit (TDU)<br />

desorbiert; die Analyten wurden im GERS-<br />

TEL-KaltAufgabeSystem (KAS) cryofokussiert<br />

und durch Aufheizen auf die GC-Säule<br />

überführt.<br />

Fettsäureabbau gibt<br />

Auskunft über Ölqualität<br />

„Die DHS-GC/MS-Analyse der Abbauprodukte<br />

von langkettigen, mehrfach ungesättigten<br />

Fettsäuren (LC-PUFA) gibt eindeutig<br />

und auf sehr effiziente, sichere und sensitive<br />

Weise Auskunft über die Qualität beziehungsweise<br />

den Alterungsgrad von Ölen,<br />

Fetten und fettsäurehaltigen Produkten,<br />

und zwar anhand der Konzentrationen bestimmter<br />

Markerverbindungen, die mit der<br />

Zeit ansteigen.“ Zu diesem Ergebnis kommt<br />

Dr. Oliver Lerch nach eingehender Untersuchung<br />

mehrerer Ölproben; die gemessenen<br />

Konzentrationen der meisten Analyten<br />

lagen in der Regel zwischen 1 und 100<br />

ng/g.<br />

Als Beispiel führt der Chemiker ein<br />

Rapsöl ins Feld, das er auf die beschriebene<br />

Art und Weise untersucht hat: Während<br />

sich in „frischem“ Öl meist deutlich geringere<br />

Konzentrationen feststellen ließen, seien<br />

die Gehalte im gleichen, für die Dauer<br />

von einem halben Jahr unter klassischen<br />

Haushaltsbedingungen, also unter Einfluss<br />

von Licht und Luft bei Raumtemperatur<br />

gelagerten Öl drastisch angestiegen (sie-<br />

Analyt RT [min] m/z Rapsöl (frisch) Rapsöl (alt)<br />

in ng/g in ng/g<br />

1-Penten-3-on 7,530 55 1,1 5<br />

2-(E)-Pentenal 10,432 83 1,5 15,7<br />

Hexanal 11,892 56 26,1 244,7<br />

2-(E)-Hexenal 14,532 83 0,4 19,9<br />

4-(Z)-Heptenal 16,010 94 0,2 4,9<br />

2-Pentylfuran 18,858 81 0,5 0,3<br />

1-Octen-3-on 19,304 70 nn 2,3<br />

2,4-(E,E)-Heptadienal 21,484 81 12 90<br />

2,6-(E,Z)-Nonadienal 26,900 70 nn nn<br />

2,4-(E,E)-Nonadienal 29,364 81 0,9 6,9<br />

2,4-(E,E)-Decadienal 32,964 81 5,9 52,6<br />

nn = nicht nachgewiesen<br />

Tabelle 1: Vergleich von frischem mit unter haushaltsüblichen Bedingungen gealtertem<br />

(6 Monate) Rapsöl.<br />

Analyt RT [min] m/z Rapsöl 1 (frisch) Rapsöl 2 (frisch<br />

in ng/g in ng/g<br />

1-Penten-3-on 7,530 55 1,1 17,5<br />

2-(E)-Pentenal 10,432 83 1,5 13,0<br />

Hexanal 11,892 56 26,1 > 500<br />

2-(E)-Hexenal 14,532 83 0,4 17,9<br />

4-(Z)-Heptenal 16,010 94 0,2 nn<br />

2-Pentylfuran 18,858 81 0,5 35,6<br />

1-Octen-3-on 19,304 70 nn 16,8<br />

2,4-(E,E)-Heptadienal 21,484 81 12 14,7<br />

2,6-(E,Z)-Nonadienal 26,900 70 nn 4,3<br />

2,4-(E,E)-Nonadienal 29,364 81 0,9 63,7<br />

2,4-(E,E)-Decadienal 32,964 81 5,9 9,2<br />

nn = nicht nachgewiesen<br />

Tabelle 2: Vergleich der Qualität zweier Rapsöle von unterschiedlichen Anbietern.<br />

Die Kalibrationskurven der Standardaddition für verschiedene Verbindungen in einer Ölprobe<br />

verlaufen linear bis 500 ng/g. Die Korrelationskoeffi zienten lagen durchweg bei 0,999.<br />

14<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />

Für den Nachweis von Markern für den Fettsäureabbau<br />

verwendeten die <strong>GERSTEL</strong>-Applikateure<br />

ein DHS-GC/MS-System. Die Gerätekombination<br />

hat sich im Praxistest beim Kunden bewährt.<br />

Analysenbedingungen<br />

Adsorbens:<br />

DHS:<br />

TDU:<br />

KAS:<br />

Tenax<br />

30 °C Traptemperatur,<br />

70 °C Inkubationstemperatur,<br />

500 mL<br />

Extraktionsvolumen<br />

splitlos,<br />

<strong>40</strong> °C (0 min) – 720 °C/min –<br />

280 °C (5 min)<br />

TDU-Desorption:<br />

70 mL/min<br />

Probenaufgabe:<br />

Split 2,5:1<br />

Temperatur- -150 °C (0 min) –<br />

programm:<br />

12 °C/s – 270 °C (7 min)<br />

Säule:<br />

30 m DB-624 (Agilent)<br />

di = 0,25 mm; df = 1,4 µm<br />

Pneumatik:<br />

He, konstanter Fluss,<br />

1,5 mL/min<br />

Ofen: <strong>40</strong> °C (1 min) – 4 °C/min –<br />

170 °C – 30 °C/min – 2<strong>40</strong> °C<br />

(5 min)<br />

MSD:<br />

Selected Ion Monitoring (SIM)<br />

he Tabelle 1). Darüber<br />

hinaus konnten<br />

Dr. Lerch und Kollegen<br />

deutliche Qualitätsunterschiede<br />

zwischen<br />

gleichartigen<br />

„frischen“ Ölen unterschiedlicher<br />

Hersteller<br />

und Anbieter nachweisen<br />

(siehe Tabelle 2). Für die Güte der Methode<br />

spreche die Statistik. Dr. Oliver Lerch:<br />

„Die Kalibrationskurven der Standardaddition<br />

für verschiedene Verbindungen in einer<br />

Ölprobe verlaufen linear bis 500 ng/g.<br />

Für die meisten Verbindungen lagen die<br />

Korrelationskoeffizienten bei 0,999.<br />

Die Wiederholbarkeit der Analysen<br />

wurde mit frischem Rapsöl überprüft,<br />

das nur relativ geringe Mengen Analyten<br />

enthielt und mit 5 ng/g der Analyten versetzt<br />

worden war. Die relativen Standardabweichungen<br />

(RSDs), die sich aus fünf<br />

Wiederholungen ergaben, lagen in der Regel<br />

unter fünf Prozent.“ Die Methode habe<br />

sich als robust erwiesen und sei nahezu frei<br />

von Verschleppungen (bei fast allen Komponenten<<br />

0,01 Prozent) gewesen.<br />

„Mit unserer DHS-GC/MS-Methode<br />

lassen sich Aldehyde und Ketone als Marker<br />

für den Fettsäureabbau sicher und sensitiv<br />

nachweisen“, betont der Wissenschaftler.<br />

Die Nachweisgrenze variiere in Abhängigkeit<br />

von der nachzuweisenden Verbindung<br />

und liege zwischen 0,05 und 5 ng/g.<br />

Der Anwender profitiere durch die DHS-<br />

GC/MS-Methode auch und gerade, weil<br />

sich der manuelle Arbeitsaufwand dank<br />

der automatisierten Vorgehensweise ausschließlich<br />

auf das Einwiegen der Probe in<br />

die Vials beschränke. Die gute Korrelation<br />

der Kalibrationskurven sei<br />

zudem bezeichnend. „Der Beweis,<br />

dass sich die Methode als<br />

wertvolles Hilfsmittel für die<br />

Qualitätsbewertung von Ölen<br />

und Fetten bewährt“, freut sich<br />

Dr. Oliver Lerch.<br />

Relative Standardabweichung (RSD) der automatisierten DHS-GC/MS-Methode von<br />

<strong>GERSTEL</strong>: Die Wiederholbarkeit der Analysen wurde mit frischem Rapsöl überprüft,<br />

das nur relativ geringe Mengen Analyten enthielt und mit 5 ng/g der Analyten versetzt<br />

worden war. Die RSDs, die sich aus fünf Wiederholungen ergaben, lagen in der Regel<br />

unter fünf Prozent und waren mit den RSD der HS-SPME mindestens gleichwertig.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008<br />

15


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />

Effiziente Derivatisierung von Fettsäuren<br />

FAMEs just-in-time<br />

bestimmen<br />

Kaum ein Labor, das nicht unter Zeit- und Kostendruck<br />

steht. Lösungen, ihn zu reduzieren, gleichzeitig Effi zienz,<br />

Präzision und Sicherheit zu steigern, sind stets willkommen.<br />

„Ziel erreicht“, melden Applikateure der britischen<br />

Bespak Europe Ltd. und Anatune Ltd. für die GC/MS-Analyse<br />

von Fettsäuren. Ihr Lösungsansatz: Automatisierung<br />

der Probenvorbereitung, einschließlich Standardaddition,<br />

Zugabe eines internen Standards und Derivatisierung, bis<br />

hin zur diskriminierungsfreien Injektion in das Chromatographie-System.<br />

16<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />

Analysenbedingungen<br />

J<br />

e komplexer die Analytik, desto höher<br />

die Anforderungen, die ein Laborroboter<br />

erfüllen muss. Maximale Flexibilität<br />

bietet jenes Gerät, das die Funktion<br />

von zwei Robotern für das Handling flüssiger<br />

Proben in sich vereint. So die MPS-Prep-<br />

Station von <strong>GERSTEL</strong>, die von John <strong>Co</strong>lwell,<br />

Bespak Europe Ltd., sowie Ray Perkins,<br />

Keith Summerhill und Jonathan Angove<br />

von der Anatune Ltd. in England zur<br />

Analyse von Fettsäuren eingesetzt wird –<br />

überaus erfolgreich, wie die vier GC/MS-<br />

Profis im Fachmagazin Chromatography Today<br />

(Vol. 1, Issue 4, Sept./Oct. 2008, p. 17-<br />

19) berichten.<br />

Triglyceride spalten und freie<br />

Fettsäuren derivatisieren<br />

Tierische und pflanzliche Fette spielen als<br />

Bestandteil unserer Ernährung sowie als<br />

Schmier- und Gleitmittel eine wichtige<br />

Rolle. Analytik hat die Aufgabe, nicht nur<br />

den Reinheitsgrad von Fett und Öl zu untersuchen,<br />

sondern auch zu Deklarationszwecken<br />

Fettgehalt und -zusammensetzung<br />

von Lebensmitteln zu bestimmen.<br />

Fette und fette Öle sind Ester des dreiwertigen<br />

Alkohols Glycerin (Propan-1,2,3-<br />

triol) mit drei meist verschiedenen, überwiegend<br />

geradzahligen und unverzweigten<br />

aliphatischen Monocarbonsäuren, den Fettsäuren,<br />

durch die Fette sich charakterisieren<br />

lassen. Verbindungen dieser Art werden<br />

Triglyceride beziehungsweise Triacylglycerine<br />

genannt.<br />

Die Triglyceride der Fettsäuren lassen<br />

sich gaschromatographisch nicht analysieren.<br />

Dafür bedarf es der Spaltung und Derivatisierung:<br />

Die Esterbindungen werden aufgebrochen<br />

und die freien Fettsäuren in<br />

korrespondierende Fettsäuremethylester<br />

(FAMEs; das Akronym leitet sich ab von<br />

Fatty Acid Methyl Esters) überführt. Im Gegensatz<br />

zu den jeweiligen Fettsäuren sind<br />

FAMEs unpolar und moderat flüchtig und<br />

eignen sich für die GC-Analyse.<br />

Der Schritt der Fettsäurenderivatisierung<br />

ist für gewöhnlich arbeitsintensiv; eine<br />

Automatisierung der Probenvorbereitung,<br />

wie sie <strong>Co</strong>lwell, Perkins, Summerhill und<br />

Angove unternommen haben, drängt sich<br />

geradezu auf. Die Wissenschaftler haben die<br />

vielfach beschriebene manuelle Derivatisierung<br />

mit Bortrifluorid und Methanol adaptiert<br />

(Journal of Liquid Research, 1965. 5:<br />

p. 600-608) und auf die MPS-PrepStation<br />

übertragen; die Vergleichbarkeit war gewährleistet,<br />

schreiben die Autoren.<br />

Probeneingang:<br />

Injektionsvolumen:<br />

MPS-PrepStation, wie sie von <strong>Co</strong>lwell, Perkins, Summerhill und Angove zur Darstellung von<br />

Fettsäuremethylestern (Derivatisierung) eingesetzt wurde.<br />

Zunächst wurden die Fettproben in<br />

10-mL-Vials mittels Accelerated Solvent<br />

Extraction (ASE) extrahiert und mit deuterierten<br />

Fettsäuren versetzt. Die resultierenden<br />

Extrakte wurden bis zur Trockene<br />

eingedampft und schließlich alle weiteren<br />

Schritte automatisiert auf der MPS-PrepStation<br />

durchgeführt. Die Quantifizierung erfolgte<br />

mit 1-Bromtetradecan als internem<br />

Standard (IS).<br />

Die technischen Details<br />

Entscheidend für die effiziente Automatisierung<br />

der Fettsäurenderivatisierung ist, dass<br />

Automatisierte Säulenkühlung im Ofeneinzug-<br />

Modus (Ofentemperatur: 3 °C)<br />

1 µL (10-µL-Spritze)<br />

Trennsäule: Phenomenex Zebron ZB1, 30 m x 2<strong>40</strong> µm<br />

(0,1 µm Film)<br />

Vorsäule:<br />

Trägergas:<br />

T-Programm:<br />

Detektionsmodus:<br />

Interface-Temperatur:<br />

MSD-Einstellung:<br />

MSD-Lösemittelverzögerung:<br />

Approx 1 m x 0,53 µm Innendurchmesser,<br />

deaktiviert<br />

Helium (1mL/min), konstanter Fluss,<br />

Vakuum-kompensiert<br />

<strong>40</strong> °C (1 min) – 10 °C/min – 300 °C (5 min)<br />

Selected Ion Monitoring (SIM)<br />

280 °C (Detektorübergang)<br />

Standard Auto Tune (STUNE)<br />

5 min<br />

sich alle erforderlichen Arbeitsschritte auf<br />

dem Autosampler durchführen lassen. Die<br />

MPS-PrepStation verfügt über zwei übereinander<br />

gelagerte Achsen (Schienen), an denen<br />

sich jeweils ein Roboterarm entlangbewegt,<br />

der in alle drei Raumrichtungen agieren<br />

kann. „Während die obere Schiene der<br />

MPS-PrepStation etwa das gesamte Spektrum<br />

der Flüssigaufgabe abdeckt, inklusive<br />

Standardaddition, Zugabe eines internen<br />

Standards und Derivatisierung, kann<br />

die zweite Schiene eine abweichende Möglichkeit<br />

der Probenanreicherung und Probenaufgabe<br />

bieten – etwa Headspace (HS),<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008<br />

17


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />

Aceton<br />

Tabelle 1<br />

Durch GC/MS ermittelte Peakfl ächen ausgewählter Fettsäuremethylester einschließlich der deuterierten Standards<br />

nach manueller Derivatisierung.<br />

Aceton ist in jedem Verhältnis mit Wasser<br />

und den meisten organischen Lösemitteln<br />

mischbar. Daher eignet sich Aceton<br />

zur Konditionierung von Spritzen, um<br />

beim Wechseln von wässrigen zu öligen<br />

Phasen und umgekehrt Benetzungsproblemen<br />

vorzubeugen, so wie es <strong>Co</strong>lwell,<br />

Perkins, Summerhill und Angove im Zuge<br />

ihrer Probenvorbereitung gemacht haben.<br />

Tabelle 2<br />

Durch GC/MS ermittelte Peakfl ächen ausgewählter Fettsäuremethylester einschließlich deuterierter Standards<br />

nach automatisierter Derivatisierung mittels <strong>GERSTEL</strong>-MPS-PrepStation.<br />

Tabelle 3<br />

Vergleich der Durchschnittswerte der mittels GC/MS ermittelten Peakfl ächen nach manueller und automatisierter<br />

Derivatisierung der Probenextrakte.<br />

SolidPhaseMicroExtraction (SPME) oder<br />

automatisiert SPE“, erklärt Ray Perkins.<br />

Die MPS-PrepStation ermöglicht es, selbst<br />

komplexe Analysen effizient, komfortabel,<br />

zeitlich verschachtelt und just in time durchzuführen,<br />

was insbesondere dann interessant<br />

ist, wenn es sich um sensible, leicht zerstörbare<br />

Proben handelt und ein Verlust an<br />

Substanz im derivatisierten Zustand zu befürchten<br />

ist.<br />

Die MPS-PrepStation von <strong>Co</strong>lwell, Perkins,<br />

Summerhill und Angove war mit einer<br />

1-mL- sowie einer 10-µL-Spritze ausgestattet<br />

sowie mit zwei beheizbaren Agitatoren<br />

und einer Lösemittelstation, die Platz für<br />

vier Lösemittelbehälter bietet. Zwei enthielten<br />

Wasser der Qualitätsstufe HPLC-Grade,<br />

einer war mit Aceton gefüllt.<br />

Der in Hexan gelöste interne Standard<br />

sowie das Derivatisierungsreagens (BF 3<br />

in<br />

Methanol) wurden in je einem 100-mL-Vial<br />

bevorratet. Kontrolliert und gesteuert wurde<br />

die Probenvorbereitung mittels GERS-<br />

TEL-MAESTRO-Software. Die anschließende<br />

Analyse erfolgte auf einer Kombination<br />

GC 6890 und MSD 5973 von Agi-<br />

lent Technologies. „Unsere Gerätekonfiguration<br />

erlaubt es“, schreiben die Wissenschaftler,<br />

„Probenvorbereitung, Probenaufgabe<br />

und Analyse nahtlos ineinander übergehen<br />

zu lassen oder wahlweise jeden einzelnen<br />

Schritt unabhängig voneinander, das<br />

heißt die GC/MS-Analyse separat, durchzuführen.“<br />

<strong>Co</strong>lwell, Perkins, Summerhill und Angove<br />

überführten die 10-mL-Vials mit den<br />

eingedampften Extrakten von Hand auf die<br />

MPS-PrepStation. Alle weiteren Schritte<br />

verliefen voll automatisiert: 1 mL der BF 3<br />

/<br />

Methanol-Mischung wurde mit der 1-mL-<br />

Spritze dem Vorratsbehälter entnommen<br />

und zudosiert. Die Vials wurden zum ersten<br />

Agitator überführt und für die Dauer<br />

von 5 min bei 70 °C geschüttelt, dann wieder<br />

im Probentray positioniert. Die 1-mL-<br />

Spritze kam erneut zum Einsatz, um 1 mL<br />

des internen Standards (1-Bromtetradecan<br />

in Hexan) in die Probe zu dosieren.<br />

Gestoppt wurde die Derivatisierungsreaktion<br />

durch Zugabe von 3 mL HPLC-Wasser.<br />

Die Extraktion der Fettsäuremethylester<br />

erfolgte für die Dauer von 35 min. bei<br />

Raumtemperatur durch Schütteln im zweiten<br />

Agitator. Nach einer Standzeit von 1<br />

min im Probentray hatte sich die organische<br />

Phase, in der sich die FAMEs angereichert<br />

haben, von der wässrigen getrennt;<br />

mit der 10-µL-Spritze wurde je 1 µL der organischen<br />

Phase entnommen und direkt in<br />

das GC/MS-System injiziert.<br />

18<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />

Fettsäuremethylester (FAME)<br />

Fettsäuremethylester (FAME) werden durch Umestern von Fetten oder Ölen (Triglyceriden)<br />

mit Methanol hergestellt. Diese Reaktion wird sauer oder basisch katalysiert.<br />

Dabei wird der dreiwertige Alkohol Glycerin gegen Methanol ausgetauscht. Es entstehen<br />

Glycerin und FAME als Reaktionsprodukte, wobei bei Einsatz von natürlichen<br />

Fetten stets ein Gemisch aus verschiedenen<br />

Fettsäuremethylestern erhalten wird, da<br />

natürliche Triglyceride mehrere verschiedene<br />

Fettsäurereste enthalten können. In der<br />

Technik wird das Gleichgewicht der Umesterungsreaktion,<br />

durch das Entfernen des Glycerins<br />

oder durch einen Überschuss des Alkohols<br />

(Methanol), auf die Seite der Produkte,<br />

also auf die Seite der Fettsäuremethylester,<br />

verschoben.<br />

Biodiesel<br />

Schon gewusst? Biodiesel ist ein dem Dieselkraftstoff<br />

vergleichbarer pflanzlicher Kraftstoff.<br />

Im Gegensatz zum konventionellen Dieselkraftstoff<br />

wird er nicht aus Rohöl, sondern<br />

aus Pflanzenölen oder tierischen Fetten gewonnen,<br />

meistens aus Raps (Rapsdiesel). Biodiesel<br />

wird deshalb als erneuerbarer Energieträger<br />

bezeichnet; chemisch handelt es sich um<br />

Fettsäuremethylester (FAME).<br />

Hoher Probendurchsatz,<br />

präzise und sichere Ergebnisse<br />

„Da die Probenvorbereitung deutlich mehr<br />

Zeit in Anspruch nimmt als der GC-Lauf “,<br />

erklärt Ray Perkins, „bedeutet der Einsatz<br />

der MPS-PrepStation puren Zeitgewinn,<br />

verbunden mit einer signifikanten Steigerung<br />

der Produktivität.“<br />

Die Ursache ist in der intelligenten Softwaresteuerung<br />

zu finden, die über den Modus<br />

„PrepAhead“ verfügt und durch die der<br />

Anwender in der Lage ist, beide Schritte –<br />

Probenvorbereitung und Analyse – zeitlich<br />

zu verschachteln; die Vorbereitung der Proben<br />

kann so tief verschachtelt werden, dass<br />

sich unmittelbar ein GC-Lauf an den nächsten<br />

anschließt.<br />

Die Software erlaube es sogar, die Schritte<br />

der Probenvorbereitung exakt zu planen.<br />

Nur so lasse sich die Kapazität des gesamten<br />

Analysesystems voll und ganz ausschöpfen.<br />

Dank des Schedulers, der in der Software integriert<br />

ist, hat der Anwender den Ablaufplan<br />

konkret vor Augen – auf dem Bildschirm<br />

seines Rechners. „Die Proben werden<br />

alle gleich behandelt und in der denkbar<br />

kürzesten Zeit abgearbeitet“, schreiben <strong>Co</strong>lwell,<br />

Perkins, Summerhill und Angove.<br />

Hohe Wiederfi ndung, präzise<br />

Ergebnisse, sichere Analyse<br />

Ihre Arbeit habe gezeigt, schildern die Wissenschaftler,<br />

dass sich die bewährte manuelle<br />

Vorgehensweise bei der Derivatisierung<br />

von freien Fettsäuren in Fettsäuremethylester<br />

erfolgreich automatisieren lasse. Ein<br />

GC/MS-Chromatogramm<br />

(SIM-Mode) einer Probe,<br />

der deuterierte Fettsäuren<br />

zugesetzt wurden.<br />

Die Probenvorbereitung<br />

erfolgte automatisiert mit<br />

der MPS-PrepStation.<br />

Peaks in der Reihenfolge<br />

ihrer Elution von<br />

links: Methylmyristat<br />

(deuteriert), Methylmyristat,<br />

1-Bromtetradecan<br />

(interner Standard),<br />

Methylpalmitat (deuteriert),<br />

Methylpalmitat,<br />

Methylstearat (deuteriert),<br />

Methylstearat.<br />

Vergleich der manuellen, von erfahrener<br />

Hand durchgeführten Derivatisierung mit<br />

den Ergebnissen der auf der MPS-PrepStation<br />

realisierten automatisierten Prozedur<br />

bezeuge die Güte, die Sensitivität und Präzision<br />

der automatisierten Vorgehensweise:<br />

„Die Automatisierung brachte wie erwartet<br />

eine bessere Wiederfindung sowie eine geringere<br />

Standardabweichung in allen Fällen“,<br />

konstatieren die Wissenschaftler und<br />

merken an, dass ein Teil der ohnehin geringen<br />

Schwankungsbreite in den Daten der<br />

avisierten endogenen Methylester sowieso<br />

mit der individuellen ASE jeder einzelnen<br />

Probe, die im Vorfeld der Derivatisierung<br />

erfolgte, zusammenhinge.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008<br />

19


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />

Von Anne-Christin Wolff, Ingo Schellenberg<br />

und David Bansleben, Institute of Bioanalytical<br />

Sciences (IBAS) der Hochschule Anhalt,<br />

Bernburg<br />

Aroma-Profiling optimieren<br />

Die Nase vorn hat HSSE!<br />

Die Art der Aufgabe determiniert die Analysemethode:<br />

Welches Messinstrument zum Einsatz kommt und wie<br />

die Probe präpariert wird, hängt vorrangig vom Untersuchungsziel<br />

ab. Wissenschaftler der Hochschule Anhalt<br />

haben den Königsweg gefunden, das Profi l von Kräuteraromen<br />

optimal zu charakterisieren.<br />

Ohne Aroma- und Duftstoffe geht<br />

heutzutage so gut wie nichts mehr:<br />

Sie verhelfen faden Lebensmitteln zu<br />

mehr Geschmack, lassen aggressive Putzmittel<br />

der Nase schmeicheln oder bittere<br />

Medizin lecker schmecken. So einfach lassen<br />

unsere Sinne sich täuschen – ohne Magie,<br />

allein mit der Macht der Biochemie:<br />

Gerüche können, kaum dass sie in die Nase<br />

gestiegen sind, ein neuronales Feuerwerk<br />

entfachen und Reaktionen von Ekel über<br />

Wohlgefallen bis hin zur Schnüffelsucht<br />

anstoßen. Und wenn die Chemie stimmt,<br />

geht’s selbstverständlich auch der Wirtschaft<br />

gut: Die Geruchs- und Geschmacksstoffen<br />

geltende Nachfrage zieht an und die<br />

Aromastoffindustrie boomt. Doch der Bedarf<br />

lässt sich aufgrund hoher Kosten beziehungsweise<br />

mangelnder Ressourcen nicht<br />

alleine aus natürlichen Quellen decken.<br />

Während sich wohlriechendes Küchengewürz<br />

meist mühelos in ausreichender<br />

Menge und für kleines Geld auf der Fensterbank<br />

ziehen lässt, erweist sich die Gewinnung<br />

kostbaren Aromaöls, etwa aus dem<br />

australischen Teebaum, als wesentlich diffiziler.<br />

Um den Markt dennoch mit ausreichenden<br />

Mengen zu bezahlbaren Preisen<br />

beliefern zu können, bedient man sich der<br />

chemischen Synthese. Mit Erfolg: Die im<br />

Reagenzglas erschaffenen Duftkreationen<br />

reichen oft verblüffend nahe an das Original<br />

heran; sie im Labor zusammenzubauen<br />

ist vergleichsweise kostengünstig, und auch<br />

ein ökologischer Nutzen wird diskutiert.<br />

Zugeschaut und nachgebaut<br />

Voraussetzung für die Synthese eines Duftes<br />

ist die Kenntnis seiner Zusammensetzung,<br />

also der Rezeptur, die Mutter Natur<br />

bei ihrer Geruchsschöpfung ausbaldowert<br />

und verwendet hat. Wer hingegen keine<br />

konkreten Vorstellungen vom jeweiligen<br />

Aromaprofil hat und sich allein auf empirische<br />

Duftstudien verlässt, kann nicht damit<br />

rechnen, wirtschaftlich erfolgreich zu<br />

sein. Detaillierte Einblicke in den aromatischen<br />

Mikrokosmos lassen sich mittels<br />

instrumentalanalytischer Methoden nehmen.<br />

Um flüchtige Verbindungen, zu denen<br />

die Duftstoffe und Aromen naturgemäß<br />

zählen, nachzuweisen und zu identifizieren,<br />

hat sich die Kapillargaschromatographie<br />

(Kapillar-GC) in Verbindung mit<br />

der massenselektiven Detektion (MS) bewährt.<br />

Hinsichtlich der Art der Probenvorbereitung<br />

gehen die Meinungen allerdings<br />

auseinander. Dass man der Headspace-<br />

20<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />

Technik (HS) den Vorzug gegenüber anderen,<br />

klassischen Extraktionstechniken<br />

gibt, verwundert nicht. Doch welche der<br />

verschiedenen HS-Techniken eignet sich<br />

am besten für die intendierte Aufklärung?<br />

Auf der Suche nach einer verbindlichen<br />

Antwort wurden drei gängige HS-Verfahren<br />

anhand der Analyse von Oregano und<br />

Basilikum untersucht. Das Ergebnis der<br />

Untersuchung wurde im Journal of Medicinal<br />

and Spice Plants, 2007, 12(3), pp.147-<br />

153 publiziert.<br />

Die Wettbewerber<br />

Ins Rennen um das beste Aromaprofil<br />

schickten wir die Festphasenmikroextraktion<br />

(Solid Phase Micro Extraction/<br />

SPME) beziehungsweise die wenige Jahre<br />

nach deren Einführung entwickelte Headspace-Variante<br />

(HS-SPME): Die Extraktion<br />

der flüchtigen Komponenten erfolgte<br />

mittels eines geeigneten Polymermaterials,<br />

hier Polydimethylsiloxan (PDMS), das<br />

von außen auf eine Nadel aufgebracht ist.<br />

Diese Nadel befindet sich ausschiebbar in<br />

einer schützenden Metallkanüle. Die Kanüle<br />

stößt durch das Septum des Probengefäßes,<br />

die Nadel wird in definierter Tiefe<br />

in den Dampfraum über der Probe eingetaucht<br />

und bleibt dort, bis die Extraktion<br />

abgeschlossen ist.<br />

Die Nummer zwei am Start war die<br />

Headspace Solid Phase Dynamic Extraction<br />

(HS-SPDE), eine von der Festphasenmikroextration<br />

(HS-SPME) abgeleitete,<br />

ebenfalls lösemittelfreie Extraktionstechnik.<br />

Im Gegensatz zur HS-SPME befindet<br />

sich das extrahierende Polymermaterial<br />

bei der HS-SPDE nicht auf, sondern im<br />

Innern einer Spritzennadel; die Anreicherung<br />

der geruchsaktiven Komponenten erfolgt,<br />

während mit der Spritze ein definiertes<br />

Gasvolumen aus dem Dampfraum des<br />

Probengefäßes abgesaugt wird. Desorbiert<br />

wird nach Einführung der Kapillare<br />

in den heißen GC-Injektor.<br />

Wichtig zu wissen:<br />

Die HS-SPDE wartet mit<br />

einer dickeren sorbierenden<br />

PDMS-Schicht<br />

auf als die SPME-Faser.<br />

Letzte zu erwähnende<br />

Extraktionstechnik<br />

im Trio der<br />

Dipl.oec.troph.<br />

Anne-Christin Wolff<br />

Wettbewerber war die Headspace Stirbar<br />

Sorptive Extraction (HSSE), die auf der Stir<br />

Bar Sorptive Extraction (SBSE) basiert. Ihr<br />

Funktionsprinzip ähnelt dem der SPME<br />

und SPDE, die Extraktion erfolgt allerdings<br />

nicht mit einer von außen beschichteten<br />

Faser oder einer innenbeschichteten Nadel,<br />

sondern mit dem <strong>GERSTEL</strong>-Twister.<br />

Hierbei handelt es sich, vereinfacht ausgedrückt,<br />

um ein Rührstäbchen für Magnetrührer,<br />

das mit einer Sorptionsschicht aus<br />

PDMS ummantelt ist und das im Dampfraum<br />

der Probe befestigt wird. Charakteristisch<br />

für den Twister ist sein konkurrenzlos<br />

großes PDMS-Volumen, wodurch eine in<br />

Abhängigkeit vom Siedepunkt der zu extrahierenden<br />

Verbindung bis zu tausendfach<br />

größere Empfindlichkeit gegenüber der SP-<br />

ME resultiert.<br />

Anhalt University of Applied Sciences<br />

Center of Life Sciences<br />

Institute of Bioanalytical Sciences (IBAS)<br />

Strenzfelder Allee 28<br />

06<strong>40</strong>6 Bernburg<br />

Phone: +49 (0) 3471 / 355-1246<br />

Fax: +49 (0) 3471 / 355-91246<br />

E-Mail: wolff@loel.hs-anhalt.de<br />

Web: www.bioanalytik-anhalt.de<br />

Die Probe aufs Exempel<br />

Als Proben verwendeten wir zwei luftgetrocknete<br />

Gewürze: Oregano (Origanum<br />

vulgare ssp. hirtum) mit einem Gehalt<br />

an ätherischem Öl von 2,95 bis 3,20<br />

Prozent und Basilikum (Ocimum basilicum<br />

var. basilicum)<br />

mit einem Anteil an<br />

ätherischem Öl von<br />

0,55 bis 0,60 Prozent.<br />

50 Milligramm jeder<br />

Probe wurden in ein<br />

20-mL-Vial gegeben,<br />

verschlossen und 30<br />

Minuten bei <strong>40</strong> °C<br />

äquilibriert. Wir haben<br />

die Bedingungen<br />

bei allen drei Extraktionstechniken<br />

konstant<br />

gehalten, um eine<br />

Vergleichbarkeit der<br />

Ergebnisse gewährleisten<br />

zu können. Jede<br />

Analyse wurde zehn Mal ausgeführt.<br />

HS-SPME-Probenahme: Für die HS-<br />

SPME-Extraktion verwendeten wir eine<br />

100 µm PDMS-Faser (PDMS 100, Volumen<br />

des Beschichtungsmaterials Vf = 0,612<br />

mm3), die für 30 Minuten bei einer Temperatur<br />

von <strong>40</strong> °C in das Probenvial eingefahren<br />

wurde. Während der HS-Äquilibrierung<br />

war der Intervallschüttler aktiviert.<br />

Die SPME-Faser wurde anschließend<br />

in den GC-Injektor eingeführt und die angereicherten<br />

Analyten wurden für die Dauer<br />

von einer Minute bei 200 °C desorbiert.<br />

Jede Faser haben wir vor der Extraktion<br />

zehn Minuten lang konditioniert.<br />

HS-SPDE-Probenahme: Die SPDE-Nadel<br />

(74 mm x 0,8 mm, ID = 0,5 mm, konische<br />

Spitze mit Seitenöffnung), innen mit<br />

50 µm PDMS beschichtet, saß auf einer gasdichten<br />

Spritze; ihr Volumen betrug 2,5 mL.<br />

Die Probe wurde für eine Minute inkubiert,<br />

anschließend 30 Minuten bei <strong>40</strong> °C extrahiert.<br />

Das Extraktionsvolumen lag bei 1000<br />

µL, die Extraktionsgeschwindigkeit betrug<br />

50 µL/s. Die angeschlossene Gasstation lieferte<br />

ein festes Volumen von 1000 µL Helium<br />

für die Desorption bei 200 °C<br />

mit 50 µL/s im GC-Eingang. Nach<br />

jeder Analyse wurde die Nadel in<br />

der Nadelkonditionierungsstation<br />

für die Dauer von drei Minuten bei<br />

150 °C konditioniert.<br />

HSSE-Probenahme: Der <strong>GERSTEL</strong>-<br />

Twister wurde im Einsatz des 20-mL-Headspace-Vials<br />

platziert, das zuvor mit 50<br />

mg Pflanzenmaterial befüllt worden<br />

war. Extrahiert wurde für die Dauer<br />

von 30 Minuten unter Schütteln und<br />

bei <strong>40</strong> °C.<br />

Von der Desorption<br />

bis zur Detektion<br />

Der HS-SPME und HS-SPDE folgte die<br />

GC/MS-Analyse auf einem Thermo-Finnigan-TRACE-GC<br />

mit angeschlossenem<br />

Quadrupol-Massenspektrometer TRACE<br />

DSQ. Die Temperatur des Injektors betrug<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008<br />

21


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />

200 °C, das Splitverhältnis 1:15 für die Basilikum-<br />

und 1:10 für die Oreganoproben.<br />

Als Trägergas verwendeten wir Helium, das<br />

bei der Analyse der Basilikumproben mit<br />

1,3 mL/min und bei der Trennung der Oreganoinhaltsstoffe<br />

mit 0,9 mL/min durch die<br />

Kapillare floss.<br />

Die Trennung der Analyten erfolgte auf<br />

einer DB5-MS-Kapillarsäule (15 m x 0,25<br />

mm; ID = 0,25 µm, SGE). Angelegt war ein<br />

Temperaturgradient: Ausgehend von <strong>40</strong> °C<br />

wurde die Temperatur mit 20 °C/min auf<br />

100 °C gesteigert, von dort ging es weiter<br />

mit 1 °C/min auf 120 °C, dann mit 30 °C/<br />

min auf 270 °C. Die Temperatur der Transferleitung<br />

zum MSD betrug 280 °C, die des<br />

Detektors 250 °C. Gescannt wurden im Bereich<br />

von m/z 50 bis 300 mit 5 Scans pro<br />

Sekunde (Ionisation EI. 70 eV).<br />

Zur Analyse mittels <strong>GERSTEL</strong>-Twister<br />

(HSSE) verwendeten wir einen GC 6890,<br />

verbunden mit einem MS 5973 (beide Agilent<br />

Technologies). Nachdem der Twister in<br />

ein passendes Desorptionsröhrchen überführt<br />

worden war, verlief die Analyse mit<br />

dem MultiPurposeSampler MPS voll automatisiert.<br />

Die Desorption erfolgte im Splitlos-Modus<br />

und temperaturprogrammiert<br />

in der ThermalDesorptionUnit (TDU):<br />

Ausgehend von <strong>40</strong> °C wurde die Temperatur<br />

um 180 °C/min auf 2<strong>40</strong> °C gesteigert.<br />

Die desorbierten Analyten wurden im Kalt-<br />

AufgabeSystem (KAS) des GC bei minus<br />

80 °C cryofokussiert. Nach der Desorption<br />

des Twisters wurde das KaltAufgabeSystem<br />

(KAS) mit 12 °C/s auf 280 °C aufgeheizt und<br />

die Temperatur für 5 Minuten gehalten.<br />

Wir injizierten die Probe im Split-Modus<br />

mit einem Verhältnis von 1:15 (Basilikum)<br />

beziehungsweise 1:10 (Oregano). Die<br />

anschließende Trennung der Analyten erfolgte<br />

auf einer Kapillarsäule DB5-MS (30<br />

m x 0,25 mm, ID = 0,25 µm) unter Anwendung<br />

eines Temperaturgradienten: Von<br />

<strong>40</strong> °C ausgehend wurde die Temperatur mit<br />

20 °C/min auf 100 °C gesteigert; weiter ging<br />

es mit 1 °C/min auf 120 °C, dann mit 30 °C/<br />

min auf 270 °C. Die Temperatur der Transferleitung<br />

zum MSD betrug 280 °C, die des<br />

Detektors 250 °C. Gescannt wurde im Bereich<br />

von m/z 50 bis 300 mit 5,27 Scans pro<br />

Sekunde (Ionisation EI 70 eV).<br />

Von Theorie und Praxis<br />

Um die Leistungsfähigkeit der verschiedenen<br />

HS-Extraktionstechniken bewerten<br />

und statistisch vergleichen zu können,<br />

wurden drei flüchtige Standards mit unterschiedlichen<br />

Molekulargewichten und<br />

Octanol-Wasser-Verteilungskoeffizienten<br />

(K O/W<br />

) eingesetzt, namentlich Linalool,<br />

Carvacrol und β-Caryophyllen. Inwieweit<br />

die Experimente präzise verliefen,<br />

wurde mittels einer Serie von sechs Analysen<br />

für jeden Versuch berechnet. In der<br />

Chromatogramm von Oregano.<br />

Analytische Bewertungskriterien.<br />

Technik Statistik Linalool Carvacrol β-Caryophyllen HSSE<br />

HS-SPDE Wiederfindung (%) 94,06 99,37 73,18<br />

HSSE Wiederfindung (%) 83,28 58,85 78,75<br />

HS-SPME Wiederfindung (%) 61,45 89,77 70,97<br />

In Oreganoproben mittels HSSE, HS-SPDE und HS-SPME detektierte Komponenten.<br />

<strong>Nr</strong> Komponente HSSE HS-SPDE HS-SPME<br />

1 Tricyclen x x<br />

2 α-Pinen x x<br />

3 Thuja-2,4(10)dien x<br />

4 Camphen x x<br />

5 1-Octen-3-ol x x x<br />

6 Sabinen x x x<br />

7 β-Pinen x x x<br />

8 β-Mycren x<br />

9 α-Phellandren x x<br />

10 α-3-Caren x x<br />

11 α-Terpinen x x<br />

12 ρ-Cymen x x x<br />

13 χ-Terpinen x x x<br />

14 Terpinolen x x x<br />

15 2,5-Dimethylstyren x<br />

16 Cis-Linalooloxid x<br />

17 trans-Sabinenhydrat x x x<br />

18 Linalool x x x<br />

19 Borneol x x x<br />

20 Terpinen-4-ol x x x<br />

21 α-Terpineol x<br />

22 Estragol x x<br />

23 Thymolmethylether x x x<br />

24 Thymoquinon x x x<br />

25 Thymol x x x<br />

26 Carvacrol x x x<br />

27 Peak1 x<br />

28 α-<strong>Co</strong>paen x<br />

29 α-Bourbonen x<br />

30 β-Caryophyllen x x x<br />

31 α-Humulen x<br />

32 α-Cubeben x<br />

33 trans-β-Bergamoten x x<br />

34 cis-Murola-4(14)-5-dien x<br />

35 δ-Cadinen x<br />

Gesamt 33 24 16<br />

22<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008


<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> Applikation<br />

HSSE-GC, HS-SPDE-GC und HS-SPME-GC der relativen Häufi gkeit (RA) von charakteristischen Komponenten von fünf Oreganoproben (n=10).<br />

β-Cymen Thymol- Thymoquinon Carvacrol β-Caryophyllen Summe<br />

methylether<br />

Peakfläche<br />

(RA) (RA) (RA) (RA) (RA) (RA)<br />

a) Origanum vulgare ssp. hirtum (Probe 1)<br />

HSSE 166571 8049 4709 5219 5963 36707<br />

HS-SPDE 921 97 54 53 111 222<br />

HS-SPME 100 100 100 100 100 100<br />

b) Origanum vulgare ssp. hirtum (Probe 2)<br />

HSSE 49802 4787 3626 4158 653 23776<br />

HS-SPDE 303 74 60 64 72 1<strong>69</strong><br />

HS-SPME 100 100 100 100 100 100<br />

c) Origanum vulgare ssp. hirtum (Probe 3)<br />

HSSE 717<strong>69</strong> 7075 4222 3733 2723 3558<br />

HS-SPDE 387 74 53 56 68 128<br />

HS-SPME 100 100 100 100 100 100<br />

d) Origanum vulgare ssp. hirtum (Probe 4)<br />

HSSE 83883 5865 4168 3664 2790 2330<br />

HS-SPDE 393 72 52 54 65 91<br />

HS-SPME 100 100 100 100 100 100<br />

e) Origanum vulgare ssp. hirtum (Probe 5)<br />

HSSE 41451 5133 4805 3499 2919 3664<br />

HS-SPDE 251 59 48 47 52 130<br />

HS-SPME 100 100 100 100 100 100<br />

Wiederholbarkeit setzte sich die HS-SPDE<br />

an die Spitze der getesteten HS-Extraktionstechniken.<br />

Die relative Standardabweichung<br />

(RSD) erreichte im Verlauf von<br />

sechs Bestimmungen einen Wert von 0,<strong>69</strong><br />

Prozent für Linalool bis 1,29 Prozent<br />

für β-Caryophyllen. Die Wiederfindung<br />

untersuchten wir,<br />

indem wir eine mit einer<br />

definierten Menge flüchtiger<br />

Standards versetzte<br />

Kräuterprobe analysierten:<br />

Sie lag für die HS-SP-<br />

DE bei 94,06 (Linalool), 99,37<br />

(Carvacrol) und 73,18 Prozent<br />

(β-Caryophyllen). Die<br />

HSSE erreichte Werte von<br />

83,28, 58,85 und 78,75 Prozent,<br />

die HS-SPME 61,45,<br />

89,77 und 70,97 Prozent.<br />

Vorbereitet für den Ernstfall wendeten<br />

wir uns nun den „echten“ Oregano- und<br />

Basilikumproben zu. Die linearen Retentionsindices<br />

wurden durch Injektion einer<br />

Lösung, die eine homologe Reihe von Alkanen<br />

(C 11<br />

bis C 30<br />

) enthielt, bestimmt. Die<br />

Verbindungen wurden auf der Basis der<br />

MassFinder 3.0 Massenspektra-Bibliothek<br />

identifiziert. Weiterhin wurden alle durch<br />

Massenspektra, lineare Retentionsindices<br />

(LRI) oder Injektion zuverlässiger Standards<br />

bestätigt. Mittels HS-SPME, HS-SP-<br />

DE und HSSE detektierten wir insgesamt<br />

43 Analyten.<br />

Wir wählten jeweils fünf Headspace-<br />

Komponenten von Origanum vulgare ssp.<br />

hirtum, namentlich β-Cymen, Thymolmethylether,<br />

Thymoquinon,<br />

Carvacrol und<br />

β-Caryophyllen,<br />

und von Ocimum<br />

basilicum<br />

var. basilicum,<br />

namentlich 1,8-Cineol,<br />

Linalool, Estragol,<br />

E-Methylcinnamat,<br />

trans-β-Bergamoten, um<br />

die Ergebnisse der drei Anreicherungstechniken<br />

zu vergleichen.<br />

Die Peakflächen der<br />

ausgewählten Komponenten wurden<br />

auf Prozent normiert, und zwar indem<br />

wir sie auf jene bezogen, die mittels HS-SP-<br />

ME gewonnen und als 100 Prozent gesetzt<br />

wurden. Dies ergibt eine relative mittlere<br />

Häufigkeit (Abundanz/RA) jeder Komponente<br />

mit HS-SPDE und HSSE gegen HS-<br />

SPME. Ergebnis: Für beide Kräuter zeigte<br />

die HSSE einen wesentlich höheren Anreicherungsfaktor<br />

als die HS-SPME und die<br />

HS-SPDE, was auf das höhere Volumen der<br />

Polymerbeschichtung zurückzuführen ist.<br />

Der Vergleich der RAs der Peakfächensumme<br />

für die Oregano- und Basilikumproben<br />

zeigt: Die Wiederfindung liegt bei der HSSE<br />

zwischen 23 und 370 Mal höher als bei der<br />

HS-SPME und der HS-SPDE.<br />

Fazit<br />

Der Vergleich der mit allen drei Techniken<br />

gewonnenen Ergebnisse zeigt: Die HSSE besitzt<br />

eine signifikant größere sorptive Anreicherungsfähigkeit<br />

als die HS-SPDE und<br />

die HS-SPME. Aus der Oreganoprobe ließen<br />

sich mit der HSSE bis zu 33 Peaks detektieren,<br />

während es mit der HS-SPME nur<br />

15 waren; einen ähnlich gravierenden Unterschied<br />

registrierten wir auch beim Basilikum.<br />

Unterm Strich kann man sagen, dass<br />

sich die HSSE für flüchtige Verbindungen als<br />

die ideale Anreicherungstechnik erweist. Allein<br />

die Extraktionseffizienz der HSSE war<br />

aufgrund des höheren Volumens der sorbierenden<br />

Polymerschicht markant größer.<br />

Die vorliegende Untersuchung macht<br />

deutlich, dass aufgrund des hohen Anreicherungsfaktors<br />

der HSSE Komponenten<br />

auch in sehr geringen Konzentrationen bestimmt<br />

werden können, was im Fall von<br />

Aromaanalysen entscheidend sein kann.<br />

Will man das Aromaprofil einer Probe erstellen,<br />

erweist sich die HSSE-Technik somit<br />

als Königsweg.<br />

<strong>GERSTEL</strong> <strong>Aktuell</strong> – Dezember 2008<br />

23


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Deutsche Post AG<br />

Entgelt bezahlt<br />

45473 Mülheim<br />

Das lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe:<br />

Im Internet<br />

Dicke Luft: Feuerwerk und seine Risiken<br />

Während Feuerwerkskörper ein hübsches Lichtspiel an<br />

den nachtblauen Himmel zaubern, wird die Luft am Boden<br />

zunehmend ungesünder. Jeder Abschuss einer Silvesterrakete<br />

geht laut Umweltbundesamt (UBA) mit der Freisetzung<br />

erheblicher Mengen gefährlichen Feinstaubs einher.<br />

Zur Belastung von Mensch und Umwelt tragen laut einigen<br />

koreanischen Wissenschaftlern gesundheitsschädliche<br />

Luftverunreinigungen, so genannte Hazardous Air<br />

Pollutants (HAPs), ihren Teil dazu bei.<br />

PFTs mit LC/MS in Wasser effi zient nachweisen<br />

Wenn es nach Mutter Natur gegangen wäre, gäbe es keine perfluorierten<br />

Carbonsäuren. Allerdings erwiesen sich diese im Labor von<br />

Menschenhand kreierten Verbindungen, die unter der Bezeichnung<br />

perfluorierte Tenside (PFT) für Aufsehen sorgten, als überaus nützlich<br />

unter anderem bei der Herstellung von Kunststoffen. Die Folge:<br />

PFTs finden sich heute überall in der Natur und belasten unter anderem<br />

unser Trinkwasser. Die TeLA <strong>GmbH</strong> aus Bremerhaven hat eine<br />

LC/MS-Methode inklusive automatisierter SPE entwickelt, mit<br />

der sich PFTs effizient und sicher bestimmen lassen.<br />

Urkundenfälschern auf die Schliche kommen<br />

Wer Ausweise, Testamente und Schecks fälscht, macht sich strafbar.<br />

Rund 6000 Betrugsfälle aus ganz Europa landen jährlich auf<br />

dem Tisch der Abteilung für Urkundenfälschung des Bayerischen<br />

Landeskriminalamtes (LKA) in München. Die Experten dort verfügen<br />

über die europaweit größte Sammlung an Schreibmitteln und<br />

Dokumenten. Wichtiges Hilfsmittel bei der Aufklärung von Urkundenfälschung<br />

ist der visuelle wie analytische Vergleich. „<strong>GERSTEL</strong><br />

<strong>Aktuell</strong>“ besuchte die Experten im Kriminallabor.<br />

<strong>GERSTEL</strong> online<br />

Hinweise zu Produkten, Terminen,<br />

Veranstaltungen, Downloads sowie weitere<br />

Informationen über das Unternehmen und<br />

seine kundenorientierten Lösungen fi nden<br />

Sie im Internet unter www.gerstel.de<br />

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<strong>GERSTEL</strong> <strong>GmbH</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong><br />

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