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Montag, 13. August 2012 Olympia 2012<br />

Nummer 187 -Seite 26<br />

SABINE SPITZ auf dem WegzuSilber,verfolgt von der drittplatzierten Georgia Gould.<br />

Mountainbike Frauen<br />

Spitz hat ihren Medaillensatzkomplett<br />

Silber nach Bronze in Athen und Gold in Peking –»Alter spielt keine Rolle« für die 40-Jährige –Französin Bresset siegt<br />

Olympia und Spitz, das passt. Mit ziemlicher<br />

Sicherheit wird esdennoch kein nächstes<br />

Mal geben. 2016 in Rio will Spitz bestenfalls<br />

noch amRande dabei sein, sie ist dann<br />

44. »Rio? Oh Gott. Unsere Planung ging nur<br />

bis zum 11. August. Vielleicht noch als Trainerin<br />

oder Funktionärin, wer weiß. Ich glaube,<br />

es lässt sich ganz gut baden an der Copacabana«,<br />

sagte Spitz und ging erst mal »entsprechend<br />

feiern«. Im Deutschen Haus an<br />

den London Docklands wurde es für die älteste<br />

Teilnehmerin des Cross-Country-Rennens<br />

eine lange Nacht.<br />

Mit einem Strahlen im Gesicht war sie auf<br />

der Hadleigh Farm in Essex ins Ziel gefahren.<br />

Nachdem die Weltmeisterin von 2003 die<br />

technisch anspruchsvolle Strecke mit Hindernissen<br />

wie Schlangengrube und Hasenloch<br />

überwunden hatte, war sie zur einzigen<br />

Mountainbikerin mit drei olympischen Medaillen<br />

aufgestiegen. 1:02 Minuten fehlten<br />

Spitz auf Bresset, die in 1:30:52 Stunden gewann.<br />

Ein Sturz verhinderte den Kampf um<br />

Gold. Dennoch kannte die Freude keine<br />

Grenzen.<br />

Lange hatte es so ausgesehen, als könne<br />

Spitz über sechs Runden und 29,26 km sogar<br />

um den Sieg mitkämpfen, nachdem sie sich<br />

mit einem geschickten Start gleich<br />

im Vorderfeld positioniert hatte. In<br />

einer der steinigen Sektionen des<br />

technisch kniffligen Kurses stieg sie<br />

jedoch über den Vorderlenker ab, der<br />

Kontakt zur 23-jährigen Französin<br />

ging eingangs der vierten Runde verloren.<br />

»Gott sei Dank ist nichts passiert,<br />

es hätte schlimmer ausgehen können«,<br />

sagte Spitz. Vonihrem Sturz, bei dem<br />

sie sich nur das Knie ein wenig aufgeschlagen<br />

hatte, ließ sie sich jedenfalls nicht entmutigen.<br />

Bresset war weg, aber nahe der<br />

(Foto: Reuters)<br />

(sid) Sabine Spitz stieß ein lautes »Jaaaaa!« in den Himmel, als sie<br />

ihre Silbermedaille um den Hals hängen hatte. Nach Bronze in<br />

Athen und Gold in Peking hat die Mountainbikerin aus dem<br />

Schwarzwald mit 40 Jahren und 228 Tagen ihren olympischen Medaillensatz<br />

komplettiert. »Es ist ein geniales Gefühl. Ich habe gezeigt,<br />

dass man mit 40 noch etwas taugen kann. Wenn der Wille da<br />

ist, spielt das Alter keine Rolle«, sagte Spitz, die lediglich der Französin<br />

Julie Bresset denVortritt lassen musste.<br />

Themse-Mündung hielt Spitz Georgia Gould<br />

auf Distanz –die Amerikanerin wurde Dritte.<br />

»Du bist so voll mit Adrenalin, da machst<br />

du einfach weiter«, sagte sie. Die zweite<br />

deutsche Starterin, Adelheid Morath aus Titisee-Neustadt,<br />

kam im Rahmen ihrer Leistungsstärke<br />

auf Rang 16.<br />

Spitz war auf den Punkt fit gewesen.<br />

Zuletzt hatte sie noch zwei Trainingslager<br />

absolviert, um sich zum<br />

Saisonhöhepunkt in bester Verfassung<br />

zu präsentieren. Rechtzeitig<br />

stieg auch die Formkurve nach oben.<br />

»Ich bin sicher jemand, der sich extrem<br />

fokussiert auf Großevents vorbereitet«,<br />

sagte sie. Wie bei ihren vorherigen<br />

Teilnahmen hatte Spitz auch<br />

vor London auf die richtige Strategie gesetzt<br />

– und auf »Quack«, ihre gelbe Plastikente,<br />

die bei keinem wichtigen MTB-Rennen fehlen<br />

darf.<br />

Kanu<br />

Rauhe stinksauer<br />

beiSprint-Premiere<br />

(dpa) Ronald Rauhe warf wutentbrannt<br />

sein Paddel an Land. Minutenlang tigerte<br />

er stinksauer auf dem Anlegesteg hin und<br />

her, ehe er seinen Partner Jonas Ems<br />

umarmte. Das mit berechtigten Medaillenambitionen<br />

gestartete Duo belegte am<br />

Samstag zum Abschluss der olympischen<br />

Kanu-Wettbewerbe von London nur den<br />

enttäuschenden achten Rang im Sprint.<br />

Auf der vom harten Gegenwind beeinträchtigten<br />

Bahn sechs auf dem Dorney<br />

Lake in Eton paddelte das Kajak-Gespann<br />

der Konkurrenz über 200 Meter<br />

hinterher.<br />

»Der Einer war für mich nicht so enttäuschend.<br />

Aber im Zweier hatte ich das<br />

Gefühl, dass sogar Gold oder zumindest<br />

Silber möglich ist. Wir haben die Chance<br />

einfach verschenkt. Das tut weh, wenn<br />

man weiß, dass es wohl die letzten Olympischen<br />

Spiele waren«, schimpfte Rauhe<br />

und schickte ein nicht druckreifes<br />

Schimpfwort hinterher.<br />

Bei der Olympia-Premiere der Sprintrennen<br />

war Rauhe bereits im Einer lediglich<br />

Achter geworden. Silke Hörmann<br />

aus Karlsruhe belegte den 15. Rang. Gar<br />

nur 16. und damit Letzter wurde im Feld<br />

der Sprint-Spezialisten 1000-Meter-<br />

Olympiasieger Sebastian Brendel im Canadier.<br />

»Das war heute im Rahmen der<br />

Erwartungen. Aber man muss ehrlicherweise<br />

sagen, das entspricht nicht unserem<br />

Anspruch als Deutscher Kanu-Verband«,<br />

sagte DKV-Präsident Thomas Konietzko.<br />

Nach dem medaillenlosen Abschlusstag<br />

standen für den Deutschen Kanu-Verband<br />

(DKV) in London damit dreimal<br />

Gold, einmal Silber und zweimal Bronze<br />

zu Buche. »Großes Kompliment an die<br />

Mannschaft. Wir sind unserer Zielvorgabe<br />

sehr nah gekommen«, sagte Sportdirektor<br />

Jens Kahl. Der DKV hatte als Anspruch<br />

sieben Medaillen, drei davon in<br />

Gold. Zudem gewannen die Slalomkanuten<br />

Sideris Tasiadis Silber im Canadier<br />

und Hannes Aigner Bronze im Kajak.<br />

»Wir sind der erfolgreichste olympische<br />

Sportverband in Deutschland«, bilanzierte<br />

Konietzko nicht ohne Stolz.<br />

Erste Sprint-Olympiasieger wurden Ed<br />

McKeever (Großbritannien) und Lisa<br />

Carrington (Neuseeland) im Kajak, Juri<br />

Tscheban (Ukraine) im Canadier und Juri<br />

Postrigaj/Alexander Djatschenko (Russland)<br />

im Zweier-Kajak. Wenngleich die<br />

olympische Sprint-Premiere für die deutschen<br />

Kanuten ohne Medaille endete,<br />

waren die Abschlussrennen ein Erlebnis<br />

für Rauhe. »Das ist ein extremes Spektakel.<br />

Die Zuschauer toben. Das ist Spaß,<br />

in so einem Kessel zu fahren«, sagte der<br />

Potsdamer.<br />

Mountainbike Männer<br />

Fumic Siebter beiKulhavy-Erfolg<br />

(dpa) Mit traurigem Blick<br />

schielte Manuel Fumic zum Siegerpodest,<br />

auf dem sich der<br />

Tscheche Jaroslav Kulhavy gerade<br />

die Goldmedaille umhängen<br />

ließ. Einen Tag nach dem Silber-<br />

Coup von Sabine Spitz verpasste<br />

der 30 Jahre alte Mountainbiker<br />

aus Kirchheim/Teck das erhoffte<br />

Edelmetall bei den Sommerspielen<br />

in London als Siebter deutlich.<br />

»Ich bin enttäuscht. Ich hatte<br />

mir fest vorgenommen, hier eine<br />

Medaille zu holen«, sagte Fumic.<br />

Neben Kulhavy, dem Weltmeister<br />

von 2011, freuten sich auf<br />

dem Podest der Schweizer Nino<br />

Schurter über Silber und Marco<br />

Fontana aus Italien über Bronze.<br />

Der mit der Startnummer sieben<br />

ins Rennen gegangene Fumic<br />

konnte zwar sein bestes Olympia-Ergebnis<br />

verbuchen, zufrieden<br />

war er damit jedoch nicht.<br />

»Auf den ersten beiden Runden<br />

war ich gut dabei, dann hatte ich<br />

eine Schwächephase. Da haben<br />

mir die Körner gefehlt«, berichtete<br />

der Schwabe.<br />

Völlig chancenlos war Moritz<br />

Milatz aus Freiburg auf Rang 34.<br />

Riesenpech hatte der französische<br />

Topfavorit Julien Absalon.<br />

Nach einem Sturz in der ersten<br />

von sieben Runden musste der<br />

Olympiasieger von 2004 und<br />

2008 das Rennen auf der zweiten<br />

Schleife aufgeben. Noch ärger<br />

erwischte es den Briten Liam<br />

Killeen, der nach einem Sturz<br />

mit Verdacht auf Knöchelbruch<br />

ausschied.<br />

Immerhin genoss Fumic den<br />

Wettbewerb über gut 34 Kilometer.<br />

»Ich war in Athen, ich war in<br />

Peking –das hier waren die mit<br />

Abstand besten Spiele.«<br />

Ein Schlag ins Wasser waren die Sprint-<br />

Rennen, hier mit Ronald Rauhe. (dpa)<br />

Moderner Fünfkampf<br />

»Nichts lief so«<br />

Schöneborn 15. nach Peking-Gold –Gebhardt Fünfter<br />

Wasserspringen<br />

Am Ende steht dieNull<br />

Wolfram Achter –Boudia überrascht Topfavorit Qiu Bo<br />

(dpa) Ziemlich aufgelöst und<br />

total frustriert rannte Lena<br />

Schöneborn durch das Ziel im<br />

Greenwich Park. Der Absturz<br />

von Gold in Peking auf Platz<br />

15 in London traf Deutschlands<br />

beste Moderne Fünfkämpferin<br />

mit voller Wucht.<br />

»Nichts lief so, wie es laufen<br />

sollte«, haderte Deutschlands<br />

Medaillenhoffnung nach dem<br />

letzten Wettbewerb der Olympischen<br />

Spiele tief enttäuscht über<br />

einen Sonntag voller Pleiten,<br />

Pech und Pannen.<br />

Die Tränen flossen bei der<br />

Olympiasiegerin von 2008 bereits<br />

vor dem abschließenden Geländelauf<br />

mit drei Schießeinlagen,<br />

in dem sich Laura Asadauskaite<br />

aus Litauen die Goldmedaille<br />

vor der Britin Samantha Murray<br />

und Yane Marques aus Brasilien<br />

sicherte. Ein völlig missglückter<br />

Ritt auf dem jungen Wallach Zidane<br />

mit einer Verweigerung,<br />

zwei Abwürfen und insgesamt<br />

148 Strafpunkten hatten Schöneborn<br />

zuvor die letzten vagen<br />

Hoffnungen auf einen Podestplatz<br />

geraubt.<br />

»Das sah so ein bisschen wie<br />

Kamikaze aus«, sagte Bundestrainerin<br />

Kim Raisner. Auch sie<br />

schob großen Frust. »Ich habe einen<br />

Kloß im Hals, wenn man<br />

zwei schluchzende Athleten trösten<br />

muss«, sagte Raisner. »Beide<br />

haben so viel investiert.« Damit<br />

meinte sie auch die zweite Berlinerin<br />

Annika Schleu, die sich als<br />

Olympia-Debütantin mehr als<br />

Platz 26 im Gesamtklassement<br />

ausgerechnet hatte.<br />

Am Vortag hatte der Bensheimer<br />

Steffen Gebhardt beim Sieg<br />

des 2010-Europameisters David<br />

Svoboda aus Tschechien mit einem<br />

guten fünften Platz im Männer-Rennen<br />

überrascht.<br />

UNZUFRIEDEN: Die deutschen Fünfkämpferinnen<br />

Lena Schöneborn (l.) und Annika<br />

Schleu.<br />

(Foto: dpa)<br />

(sid) Auch bei den Wasserspringern<br />

steht die Null: Erstmals seit<br />

24 Jahren fliegen die Kunst- und<br />

Turmspringer ohne eine Medaille<br />

von den Olympischen Spielen<br />

nach Hause. Der WM-Dritte Sascha<br />

Klein konnte in der achten<br />

und letzten Entscheidung in<br />

London die schwarze Serie nicht<br />

beenden und verfehlte ebenfalls<br />

das Podest.<br />

Der 26-Jährige aus Riesa, der<br />

vor vier Jahren in Peking im<br />

Synchronspringen mit Patrick<br />

Hausding Silber gewonnen hatte,<br />

landete nach einer enttäuschenden<br />

Leistung mit 496,30 Punkten<br />

für seine sechs Sprünge im Finale<br />

vom Turm weit abgeschlagen<br />

auf dem zehnten Platz. Der<br />

Olympia-Neuling Martin Wolfram<br />

(Dresden) wurde mit<br />

506,65 Zählern Achter. Damit<br />

nimmt der Deutsche Schwimm-<br />

Verband (DSV) aus insgesamt<br />

46 Olympia-Entscheidungen nur<br />

einmal Edelmetall mit: Freiwasser-Rekordweltmeister<br />

Thomas<br />

Lurz verhinderte mit Silber im<br />

Hyde Park das totale Fiasko.<br />

Gold ging in einem hoch spannenden<br />

Finale im Aquatics Centre<br />

an den WM-Zweiten David<br />

Boudia aus den USA, Bronzemedaillengewinner<br />

im Synchronspringen<br />

(568,65). Mit Silber<br />

musste sich der Topfavorit und<br />

Weltmeister Qiu Bo aus China<br />

(566,85) zufrieden geben. Bronze<br />

holte unter dem Jubel der Fans<br />

Lokalmatador und Teenie-Star<br />

TomDaley (556,95).<br />

Wolfram hat mit ausgekugelter<br />

Schulter den achten Platz belegt.<br />

»Es wurde eine Luxation festgestellt«,<br />

sagte Generalsekretär<br />

Jürgen Fornoff vom Deutschen<br />

Schwimm-Verband (DSV) nach<br />

der Kernspintomografie am<br />

Sonntag.

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