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Montag, 13. August 2012 Olympia 2012<br />
Nummer 187 -Seite 24<br />
Marathon<br />
Kiprotich triumphiert<br />
Erstmals wieder Gold für Uganda seit 1972 durch Akii-Bua<br />
GOLD UND WELTREKORD für die Jamaika-Staffel, für die Usain Bolt vor Ryan Bailey durch das Ziel läuft.<br />
(dpa)<br />
(dpa) Stephen Kiprotich aus<br />
Uganda ist beim olympischen<br />
Marathon in London den kenianischen<br />
Favoriten davongerannt.<br />
»Das bedeutet mir viel«,<br />
sagte der 23-Jährige freudestrahlend.<br />
»Ich liebe mein Volk.<br />
Seit 1972 haben wir keine<br />
Goldmedaille mehr gewonnen,<br />
jetzt sind alle sehr glücklich.«<br />
Zuletzt hatte der inzwischen<br />
verstorbene John Akii-Bua<br />
1972 in München über 400 Meter<br />
Hürden für das ostafrikanische<br />
Land triumphiert.<br />
Wie schon bei den Frauen, wo<br />
sich die Äthiopierin Tiki Gelana<br />
durchsetzte, blieb den favorisierten<br />
Kenianern auch am<br />
Sonntag der angestrebte Olympiasieg<br />
verwehrt. Stephen Kiprotich<br />
hatte sich fünf Kilometer<br />
vor Schluss von Abel Kirui<br />
und Wilson Kipsang Kiprotich<br />
abgesetzt und kam nach<br />
2:08:01 Stunden ins Ziel am<br />
Buckingham Palace. Mit 26 Sekunden<br />
Rückstand holte der<br />
zweimalige Weltmeister Abel<br />
Kirui Silber. Sein kenianischer<br />
Landsmann Wilson Kipsang<br />
Kiprotich (+1:36 Minuten), der<br />
im April den London-Marathon<br />
gewonnen hatte, wurde<br />
Dritter. »Nein, ich bin nicht<br />
enttäuscht. Ich habe eine große<br />
Schlacht um Gold abgeliefert,<br />
aber die Bedingungen waren<br />
hart und schwierig«, sagte Kirui.<br />
Medaillenspiegel<br />
Rang G S B Gesamt<br />
1. USA 46 29 29 104<br />
2. China 38 27 22 87<br />
3. Großbritannien 29 17 19 65<br />
4. Russland 24 25 33 82<br />
5. Südkorea 13 8 7 28<br />
6. Deutschland 11 19 14 44<br />
7. Frankreich 11 11 12 34<br />
8. Italien 8 9 11 28<br />
9. Ungarn 8 4 5 17<br />
10. Australien 7 16 12 35<br />
11. Japan 7 14 17 38<br />
12. Kasachstan 7 1 5 13<br />
13. Niederlande 6 6 8 20<br />
14. Ukraine 6 5 9 20<br />
15. Kuba 5 3 6 14<br />
16. Neuseeland 5 3 5 13<br />
17. Iran 4 5 3 12<br />
18. Jamaika 4 4 4 12<br />
19. Tschechien 4 3 3 10<br />
20. Nordkorea 4 0 2 6<br />
21. Spanien 3 10 4 17<br />
22. Brasilien 3 5 9 17<br />
23. Weißrussland 3 5 5 13<br />
24. Südafrika 3 2 1 6<br />
25. Äthiopien 3 1 3 7<br />
26. Kroatien 3 1 2 6<br />
27. Rumänien 2 5 2 9<br />
28. Kenia 2 4 5 11<br />
29. Dänemark 2 4 3 9<br />
30. Aserbaidschan 2 2 6 10<br />
Polen 2 2 6 10<br />
32. Türkei 2 2 1 5<br />
33. Schweiz 2 2 0 4<br />
34. Litauen 2 1 2 5<br />
35. Norwegen 2 1 1 4<br />
36. Kanada 1 5 12 18<br />
37. Schweden 1 4 3 8<br />
38. Kolumbien 1 3 4 8<br />
39. Georgien 1 3 3 7<br />
Mexiko 1 3 3 7<br />
41. Irland 1 1 3 5<br />
42. Argentinien 1 1 2 4<br />
Serbien 1 1 2 4<br />
Slowenien 1 1 2 4<br />
45. Tunesien 1 1 1 3<br />
46. Dominikanische Republik 1 1 0 2<br />
47. Trinidad und Tobago 1 0 3 4<br />
Usbekistan 1 0 3 4<br />
49. Lettland 1 0 1 2<br />
50. Algerien 1 0 0 1<br />
Bahamas 1 0 0 1<br />
Grenada 1 0 0 1<br />
Uganda 1 0 0 1<br />
Venezuela 1 0 0 1<br />
55. Indien 0 2 4 6<br />
56. Mongolei 0 2 3 5<br />
57. Thailand 0 2 1 3<br />
58. Ägypten 0 2 0 2<br />
59. Slowakei 0 1 3 4<br />
60. Armenien 0 1 2 3<br />
Belgien 0 1 2 3<br />
Finnland 0 1 2 3<br />
63. Bulgarien 0 1 1 2<br />
Estland 0 1 1 2<br />
Indonesien 0 1 1 2<br />
Malaysia 0 1 1 2<br />
Puerto Rico 0 1 1 2<br />
Taiwan 0 1 1 2<br />
69. Botsuana 0 1 0 1<br />
Gabun 0 1 0 1<br />
Guatemala 0 1 0 1<br />
Montenegro 0 1 0 1<br />
Portugal 0 1 0 1<br />
Zypern 0 1 0 1<br />
75. Griechenland 0 0 2 2<br />
Katar 0 0 2 2<br />
Moldau 0 0 2 2<br />
Singapur 0 0 2 2<br />
79. Afghanistan 0 0 1 1<br />
Bahrain 0 0 1 1<br />
Hongkong 0 0 1 1<br />
Kuwait 0 0 1 1<br />
Marokko 0 0 1 1<br />
Saudi-Arabien 0 0 1 1<br />
Tadschikistan 0 0 1 1<br />
Endstand nach 302 von 302 Entscheidungen<br />
Leichtathletik<br />
Jamaika-Staffel stürmt zum Weltrekord<br />
36,84 Minuten über 4x100 m–Farah Doppelsieger –Sawinowa vor Semenya –Geher-Erfolge für Russen<br />
(sid) Usain Bolt hat seine olympische Legenden-Story<br />
mit dem zweiten Dreifach-<br />
Gold und dem achten Weltrekord der Karriere<br />
fortgeschrieben. In phantastischen 36,84<br />
Unter ohrenbetäubendem Jubel<br />
der erneut 80000 Zuschauer<br />
schaffte ansonsten nur Mohamed<br />
Farah mit dem vierten britischen<br />
Gold in 13:41,66 Minuten über<br />
5000 m ein Double auf Einzelstrecken.<br />
Nach dem 10000-m-Erfolg<br />
eine Woche zuvor ging er als<br />
siebter Doppelsieger auf der<br />
Langstrecke in die Olympia-Annalen<br />
ein. Silber gewann Dejen<br />
Gebremeskel für Äthiopien,<br />
Bronze Thomas Longosiwa für<br />
Kenia. Der EM-Zweite Arne Gabius<br />
(Tübingen) war imVorlauf<br />
gescheitert.<br />
Die Leichtathletik-Queen von<br />
London heißt Allyson Felix. Drei<br />
Tage nach ihrem 200-m-Gold<br />
und 24 Stunden nach dem Fabel-<br />
Weltrekord mit der 4x100-m-<br />
Staffel der USA (40,82 Sekunden)<br />
führte sie zusammen mit<br />
400-m-Olympiasiegerin Sanya<br />
Richards-Ross auch das<br />
4x400-m-Quartett in Jahresweltbestzeit<br />
von 3:16,87 Minuten<br />
zum Gold. Gleichzeitig stempelte<br />
sie damit die USA mit neunmal<br />
MO FARAH gewinnt nach den 10 000 mauch<br />
das Rennen über 5000 m. (Foto: Reuters)<br />
Sekunden stürmte der 25-Jährige mit Jamaikas<br />
4x100-m-Staffel zu seinem sechsten<br />
Olympia-Gold. Der größte Sprinter der Geschichte<br />
wiederholte am Final-Wochenende<br />
Gold vor Russland (8), Großbritannien<br />
und Jamaika (je 4) erneut<br />
zur Leichathletik-Nation<br />
Nummer eins.<br />
Weltrekorde hatte es an den<br />
neun Wettkampf-Tagen vor der<br />
Rekordzahl von insgesamt 1,1<br />
Millionen Zuschauern im Olympiastadion<br />
auch durch den Kenianer<br />
David Rudisha in<br />
1:40,91 Minuten über 800 msowie<br />
am Samstag durch Russlands<br />
Geherin Jelena Laschmanowa<br />
in 1:25:02 Stunden<br />
über 20 km gegeben.<br />
Deutschlands Leichtathleten<br />
spielten in den<br />
Samstag-Finals keine<br />
Rolle, nachdem von vier<br />
Staffeln nur das<br />
4x100-m-Quartett der<br />
Frauen (5.) ins Finale<br />
eingezogen war. Am Vorabend<br />
hatten die Stabhochspringer<br />
Björn Otto (Uerdingen/Dormagen)<br />
und Raphael Holzdeppe<br />
(Zweibrücken) mit Silber und<br />
Bronze sowie die Hammerwurf-<br />
Dritte Betty Heidler (LG Frankfurt)<br />
dafür gesorgt, dass ihr Team<br />
nach zwei Olympiapleiten in Folge<br />
mit acht Medaillen insgesamt<br />
die gleiche Ausbeute hatte wie<br />
2000 in Sydney (5), 2004 in Athen<br />
(2) und 2008 in Peking (1) zusammen.<br />
Sportdirektor Thomas<br />
Kurschilgen: »Ein toller Abschluss<br />
des Olympiazyklus.«<br />
Zum Abschluss gab es einen<br />
achten Rang von Tino Häber<br />
(Leipzig) mit 81,21 mbeim Sensationssieg<br />
eines Speerwerfers<br />
aus der Karibik: Keshorn<br />
Walcott (Trinidad) steigerte<br />
seine Bestmarke<br />
von 82,83 auf 84,58 m.<br />
Nach dem Aus in der<br />
Qualifikation für Weltmeister<br />
Matthias de Zordo<br />
(Saarbrücken) blieb<br />
auch Norwegens Peking-<br />
Olympiasieger Andreas Thorkildsen<br />
als Sechster ohne Medaille.<br />
Das siebte russische Gold gewann<br />
Weltmeisterin Marija Sawinowa<br />
in Jahresweltbestzeit<br />
von 1:56,19 Minuten beim<br />
Usain »Gold«<br />
Am Ziel aller Träume<br />
»Was muss ich noch tun, um eine Legende zu werden?« –Gesicht der Leichtathletik<br />
(sid) In den letzten Minuten eines emotionalen<br />
Abends musste der große Selbstdarsteller<br />
Usain Bolt die Bühne teilen. Das<br />
Olympiastadion vibrierte, keiner, der nicht<br />
Gänsehaut gehabt hätte. Bolt rührte die<br />
Menschen, die im Stadion und die Millionen<br />
zu Hause am Fernseher, als er Mo Farah mit<br />
dem »Mobot« Respekt erwies, als er die Tochter<br />
des britischen Olympiasiegers über 10000<br />
und nun auch 5000 mknuddelte.<br />
Bolt sorgte für die Show, Farah für die großen<br />
Emotionen, die Organisatoren sorgten<br />
für die Dramaturgie des letzten Abends: Eiligst<br />
wurde die Reihenfolge der Siegerehrungen<br />
geändert, erst bekam Bolt sein drittes<br />
Gold in London. Mit der 4x100-m-Staffel gelang<br />
ihm die Wiederholung des Gold-Hattricks<br />
von Peking, noch dazu in der Weltrekordzeit<br />
von 36,84. Dann kam Farah dran,<br />
Bolt musste in die Kulisse, das Publikum<br />
sang zum Abschluss »God save the Queen«.<br />
Bolt hatte seinen Spaß, der anschließende<br />
feuchtfröhliche Zug der jamaikanischen Party-Fraktion<br />
durchs Londoner Nachtleben endete<br />
erst um sechs Uhr am Sonntagmorgen.<br />
Weniger lustig fand Bolt, was ervon Jacques<br />
Rogge zu hören bekam. Der IOC-Präsident<br />
hatte den 25 Jahre alten Jamaikaner zur<br />
»Ikone« erklärt, aber betont: »Noch hat er<br />
sein Ziel, eine lebende Legende zu sein, nicht<br />
erreicht.« Bolt fragte: »Was muss ich noch<br />
tun, um eine Legende zu werden?«<br />
Rogge ist nicht der Einzige, der Bolt den<br />
Legendenstatus versagt. Sebastian Coe, Chef<br />
des Olympia-Organisationskomitees<br />
LOCOG, nannte David Rudishas Weltrekord-<br />
Lauf zu 800-m-Gold die »beste Leistung der<br />
Spiele. Bolt war gut, Rudisha überwältigend.«<br />
Dabei zeigt Bolt auch Demut. »Ich<br />
kann nicht sagen, ob ich auf einer Stufe mit<br />
Muhammad Ali oder Michael Jordan stehe«,<br />
hat er erklärt, »ich vermute, ich bin in dieser<br />
Kategorie. Aber ich überlasse es den Leuten,<br />
das zu entscheiden. Ich würde das so nie<br />
selbst sagen.«<br />
der Leichtathletik in London den Dreifach-<br />
Triumph von Peking 2008. Als Zweiter in<br />
37,04 liefen die USA jene Zeit, mit der Jamaika<br />
zuvor den Weltrekord gehalten hatte.<br />
800-m-Triumph über Südafrikas<br />
Ex-Weltmeisterin Caster Semenya<br />
(1:57,23). Das achte Gold<br />
folgte durch Weltmeisterin Anna<br />
Tschitscherowa beim Hochsprungsieg<br />
mit Jahresweltbestleistung<br />
von 2,05 mvor den mit<br />
2,03 m höhengleichen Brigetta<br />
Barrett (USA) und Swetlana<br />
Schkolina (Russland). Ariane<br />
Friedrich (LG Frankfurt) war mit<br />
Saisonbestleistung von 1,93 min<br />
der Qualifikation gescheitert.<br />
Mit russischen Geher-Siegen<br />
hatte der vorletzte Tagbegonnen.<br />
Über 20 km schlug Jelena Laschmanowa<br />
im Finish Peking-Olympiasiegerin<br />
Olga Kaniskina in<br />
Weltrekordzeit von 1:25:02 Stunden.<br />
Melanie Seeger aus Potsdam<br />
kam mit 5:42 Minuten Rückstand<br />
als 19. ins Ziel, Sabine Krantz<br />
aus Wattenscheid stieg aus. Über<br />
50 km siegte Ex-Weltmeister<br />
Sergej Kirdjapkin in 3:35:59<br />
Stunden vor dem Australier Jared<br />
Tallent (3:36:53). André Höhne<br />
aus Berlin wurde Elfter beim<br />
Karriereende in 3:44:26 Stunden.<br />
Für Mo Farah gibt es keine zwei Meinungen.<br />
»Usain ist eine Legende. Dass er den<br />
Mobot macht ist unglaublich«, sagte er nach<br />
seinem 5000-m-Sieg. Der »Mobot« ist ein mit<br />
verschränkten Armen über den Kopf stilisiertes<br />
»M« aus der Choreografie des Songs<br />
»YMCA« der Village People, es ist die Siegesgeste<br />
des Doppel-Olympiasiegers –sie nachzuahmen,<br />
war der Tribut von Bolt an Farah.<br />
Farah bedankte sich mit dem »Bolt-Blitz« –<br />
durch das Stadion schwappte La Ola.<br />
Da war auch Bolts Ärger über die Regelhüter<br />
verflogen. Nach dem Staffelsieg musste er<br />
den Stab einem Kampfrichter geben, »wenn<br />
ich esnicht getan hätte, wären wir disqualifiziert<br />
worden«.<br />
Am Ende bekam er dann doch noch sein<br />
Souvenir für ein außergewöhnliches Rennen,<br />
in dem Nesta Carter, Michael Frater, Yohan<br />
Blake und Bolt den eigenen Weltrekord von<br />
37,04 Sekunden um zwei Zehntel verbesserten.<br />
37,04 liefen die zweitplatzierten Amerikaner.<br />
Superstar, Ikone, lebende Legende: Usain<br />
Bolt war auch in London das Gesicht der<br />
Leichtathletik, das Zugpferd einer Kernsportart,<br />
die immer noch von Zeiten zehrt.<br />
Die Athleten zollen ihrer Galionsfigur deshalb<br />
Respekt, sie wissen, ohne Bolt würden<br />
ihnen Aufmerksamkeit und auch viel Geld<br />
verloren gehen. Bolt seinerseits will jetzt<br />
noch ein bisschen Spaß haben in diesem<br />
Sommer, in Lausanne, Brüssel und Zürich<br />
wird erlaufen, »für meine Fans«.<br />
Was dann kommt, weiß Bolt noch nicht.<br />
Der Flirt mit einem Engagement beim englischen<br />
Fußball-Rekordmeister Manchester<br />
United ist ebenso eine sympathische Spinnerei<br />
wie der Wechsel zum Cricket oder auf die<br />
400-m-Strecke: »No«, sagt Bolt zu den<br />
400 m, »vielleicht« zu Fußball und Cricket,<br />
»möglich« zu Olympia 2016 in Rio de<br />
Janeiro. Aber eins ist auch klar: »Ich werde<br />
jetzt nicht aufhören zu laufen. Ich liebe meinen<br />
Sport.«