15.11.2013 Aufrufe

ATC USA - GdF Gewerkschaft der Flugsicherung eV

ATC USA - GdF Gewerkschaft der Flugsicherung eV

ATC USA - GdF Gewerkschaft der Flugsicherung eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

6/2007<br />

Technik<br />

SES und SESAR – eine Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

<strong>ATC</strong> überflüssig?<br />

Der „automatische Abstandshalter“<br />

Incidents / Accidents<br />

Die öffentliche Wahrnehmung<br />

IF<strong>ATC</strong>A<br />

• European Regional Meeting<br />

• Technical and Operations Meeting<br />

<strong>ATC</strong> <strong>USA</strong><br />

So funktioniert<br />

Oshkosh


Brennpunkt<br />

Editorial<br />

von<br />

Klaus<br />

Berchtold-<br />

Nicholls,<br />

<strong>Gewerkschaft</strong>svorsitzen<strong>der</strong><br />

Liebe Mitglie<strong>der</strong>,<br />

liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Das letzte Editorial des Jahres ist wie immer<br />

Anlass für Rückblick und Ausblick. Und wenn<br />

Sie mir erlauben, mich auf die Themen Tarif<br />

und Verkehrspolitik zu beschränken, so<br />

könnten sie einan<strong>der</strong> im Hinblick auf meinen<br />

einleitenden Satz ähnlicher gar nicht sein.<br />

Im Bereich Tarifarbeit hat sich seit Jahresbeginn<br />

Grundlegendes getan, innerhalb wie außerhalb <strong>der</strong><br />

DFS. Innerhalb <strong>der</strong> DFS hat sich eine Stimmung, die<br />

von Konflikt und Kampf geprägt war und fast<br />

unausweichlich auf Streik hinaus lief, gewandelt in<br />

eine konstruktive Bewältigung von so unterschiedlichen<br />

tariflichen Problemfel<strong>der</strong>n wie Rationalisierungsschutz,<br />

Belastungsausgleich, Flexibilisierung<br />

und betrieblicher Altersversorgung. Und, soweit ich es<br />

zum jetzigen Zeitpunkt beurteilen kann, können<br />

beide Tarifpartner nicht nur entspannter in die<br />

Zukunft sehen, son<strong>der</strong>n mit den meisten unserer<br />

gemeinsamen Abschlüsse auch wirklich gut leben.<br />

Auch außerhalb <strong>der</strong> DFS hat sich viel verän<strong>der</strong>t, mit<br />

fast allen Arbeitgebern (o<strong>der</strong> zumindest AG-Kategorien)<br />

in <strong>der</strong> <strong>Flugsicherung</strong> und an <strong>der</strong>en Randbereichen<br />

konnte die <strong>GdF</strong> mittlerweile Abschlüsse<br />

erzielen, die unseren Mitglie<strong>der</strong>n bei den Vorfeldkontrollen<br />

und an den so genannten Regionalflughäfen<br />

klare Perspektiven und spürbare wirtschaftliche<br />

Verbesserungen bieten. Die „Tariflandschaft“ in <strong>der</strong><br />

Luftfahrt hat sich durch die Aktivitäten <strong>der</strong> <strong>GdF</strong><br />

deutlich verän<strong>der</strong>t. Und sie wird sich weiter verän<strong>der</strong>n<br />

– durch zielstrebige Arbeit und viel Augenmaß.<br />

Gerade in diesen Tagen zeigt sich am Beispiel <strong>der</strong><br />

Lokführer, wie unschätzbar das von <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> Erreichte<br />

doch ist.<br />

Ein kleiner Blick nach Europa sei hier noch genehmigt:<br />

<strong>der</strong> europäische Social Dialogue dürfte in<br />

unserem Bereich vor einem Umbruch stehen. Alle<br />

Zeichen deuten auf die absehbare Anerkennung <strong>der</strong><br />

<strong>ATC</strong>EUC, also des Dachverbandes <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>, als Sozialpartner;<br />

nicht nur, weil diese deutlich mehr Mitarbeiter<br />

in <strong>der</strong> <strong>Flugsicherung</strong> Europas vertritt als ETF, son<strong>der</strong>n<br />

weil sie, unter sehr intensiver Beteiligung <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>, ein<br />

ums an<strong>der</strong>e Mal bewiesen hat, dass sie pragmatisch<br />

und innovativ an nachhaltigen Lösungen arbeitet.<br />

Auf <strong>der</strong> Bühne <strong>der</strong> Verkehrspolitik in Deutschland<br />

und Europa kann man vorab Ähnliches konstatieren:<br />

die <strong>GdF</strong> wirkt meist im Hintergrund und hat durch<br />

unspektakuläre „Fleißarbeit“ das Ihre dazu beigetragen,<br />

dass sich die Entwicklungen mehr und mehr an<br />

sachlichen Notwendigkeiten als an individuellen<br />

Wünschen orientieren.<br />

So könnte es gut möglich sein, dass die <strong>GdF</strong> durch das<br />

Beharren auf teils „unerotischen“ Positionen mehr zu<br />

einer Trendwende <strong>der</strong> Vernunft beitragen konnte, als<br />

dies durch hektischen Aktionismus und spektakuläre<br />

Meldungen möglich gewesen wäre. Es ist, zugegebener<br />

Maßen, manchmal schwerer, sich zu so nüch-<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2007/06


Brennpunkt<br />

ternen Grundsatzbeschlüssen durchzuringen, wie die<br />

<strong>GdF</strong> dies zum Thema Kapitalprivatisierung getan hat.<br />

Dennoch ist es vielleicht gerade diesem knochentrockenen<br />

Realismus zu verdanken, dass die Zweifel am<br />

Sinn <strong>der</strong> Privatisierung einer hoheitlichen Aufgabe<br />

mittlerweile gegenüber unfundiertem Enthusiasmus<br />

zu obsiegen scheinen. Bisher wurden keine wirksamen<br />

Mechanismen gefunden, die Prinzipien und Prioritäten<br />

<strong>der</strong> <strong>Flugsicherung</strong> vor kommerziellen Begehrlichkeiten<br />

zu schützen, so dass es längst nicht mehr<br />

gelingt, die Vorteile geschweige denn die Notwendigkeit<br />

einer Privatisierung überzeugend zu begründen.<br />

Auch das Festhalten an einem Projekt, das viele lange<br />

Zeit für einen unrealistischen Traum hielten, hat sich<br />

bisher ausgezahlt: MOSAIC wurde in die Prüfung <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong>zeitigen FAB-Projekte mit aufgenommen und hat<br />

im November die ersten detaillierten Unterlagen an<br />

die Performance Review Unit übergeben. Wir sind<br />

zuversichtlich, dass es sich als eines <strong>der</strong> realistischsten<br />

und langfristig den größten Erfolg versprechenden<br />

Projekte im Rahmen von Single European Sky<br />

beweisen wird.<br />

So ist es in Luftfahrtkreisen bestens bekannt und wird<br />

von manchem Manager als Bedrohung <strong>der</strong> eigenen<br />

Pläne identifiziert. Aber die Anzahl <strong>der</strong>er, die sich von<br />

MOSAIC mehr Lösungen als Fragen und Probleme<br />

versprechen, wächst, auch das ein Verdienst <strong>der</strong><br />

Kollegen in unseren Nachbarlän<strong>der</strong>n und unserer<br />

eigenen Repräsentanten, die trotz anfänglicher<br />

Zweifel viel Arbeit und Hoffnung in dieses Projekt<br />

gesteckt haben.<br />

Das sie dies weiter tun werden, ist so unbestritten wie<br />

die Tatsache, dass es auch weiterhin genügend<br />

Wi<strong>der</strong>stände und Komplikationen geben wird, so dass<br />

<strong>der</strong> <strong>GdF</strong> auch im nächsten Jahr die Arbeit nicht<br />

ausgehen wird.<br />

Für die Herausfor<strong>der</strong>ungen in ihrem ganz persönlichen<br />

Engagement wie auch im beruflichen und<br />

familiären Alltag wünsche ich unseren Mitglie<strong>der</strong>n<br />

und allen Lesern des flugleiter viel Glück und Erfolg,<br />

und daneben ausreichend Zeit zu entspannen und das<br />

Leben abseits aller Probleme und Schwierigkeiten zu<br />

genießen.<br />

Eine schöne Weihnachtszeit<br />

und einen sicheren Rutsch ins nächste Jahr von Ihrem<br />

Klaus Berchtold-Nicholls<br />

<strong>GdF</strong> Bundesvorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> flugleiter 2007/06


Presse & PR<br />

Aus <strong>der</strong> Redaktion<br />

2007 – ein Blick zurück<br />

Leute wie die Zeit vergeht!<br />

von<br />

Hans-Joachim<br />

Krüger,<br />

Leiter des<br />

Redaktionsteams<br />

und KBB<br />

Mit <strong>der</strong> Veröffentlichung dieser Ausgabe ist die Redaktionsarbeit<br />

für das Jahr 2007 abgeschlossen. Aber wie einst Sepp<br />

Herberger zutreffend feststellte: „Nach dem Spiel ist vor dem<br />

Spiel“ - mit dem Jahresabschluss 2007 ist nur ein Etappenziel<br />

erreicht. Auch 2008 wird das Redaktionsteam über neue<br />

Aufgaben und neue Ziele informieren und das Luftfahrt-Geschehen<br />

informativ, kritisch und interessiert begleiten.<br />

Aber wer weiß schon noch, was alles im Jahr 2007<br />

passiert ist? Daher ein kleiner Rückblick.<br />

Turbulent begann das Jahr 2007. Die Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

um eine neue Gehaltstarifstruktur<br />

zwischen <strong>der</strong> DFS und <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> sind wohl noch in<br />

guter Erinnerung. Weitreichende<br />

Verhandlungen, <strong>der</strong>en Komplexität<br />

und Auswirkungen alles bisher<br />

gewohnte in den Schatten stellten,<br />

waren das Thema intern wie auch<br />

extern. Presse, Funk und Fernsehen<br />

sprangen auf alles, was mit <strong>Flugsicherung</strong><br />

zu tun hatte. Eine Pressemitteilung<br />

jagte die an<strong>der</strong>e, und<br />

eine Mitglie<strong>der</strong>info löste die an<strong>der</strong>e<br />

ab. Für das Presse- und Redaktionsteam<br />

um Marek Kluzniak, Hans-Joachim<br />

Krüger und Bernd Bockstahler<br />

waren diese Wochen die bisher<br />

ereignisreichsten in <strong>der</strong> Geschichte<br />

<strong>der</strong> <strong>GdF</strong>. Zahlreiche Interviews<br />

und Hintergrundberichte über<br />

den Stand <strong>der</strong> Tarifverhandlungen<br />

sowie Erläuterungen zu den ständig<br />

wechselnden Tarifsituationen<br />

wurden in schriftlicher und mündlicher<br />

Form abgegeben. Die erste<br />

„flugleiter“-Ausgabe des Jahres war<br />

innerhalb kürzester Zeit vergriffen.<br />

In Erinnerung ist vielleicht noch<br />

die ehrwürdige Dame „Justitia“ vor<br />

<strong>der</strong> Skyline von Frankfurt, die die<br />

Titelseite zierte.<br />

Weitere Themen dieser Ausgabe<br />

waren die aufschlussreichen Artikel<br />

wie: „Wer vertritt eigentlich die<br />

Interessen von Apron-Control “,<br />

„Mobbing – Was nun?“, „Feuerstuhl,<br />

o<strong>der</strong> die rheinische Inthronisation“.<br />

Auch <strong>der</strong> Brennpunkt<br />

- die Kapitalprivatisierung - wurde<br />

aufgegriffen und genauso hinreichend<br />

beschrieben wie ein mögliches Chaos bei<br />

skyguide in Zürich.<br />

Die Kulisse des Flughafens Berlin -Tempelhof<br />

zierte dann das Titelbild <strong>der</strong> April-<br />

Ausgabe, passend zur FSBD-Fachbereichstagung,<br />

die ebenfalls in Berlin stattfand<br />

und über die natürlich berichtet wurde. Im übrigen<br />

sind die Auseinan<strong>der</strong>setzungen um den Flughafen<br />

Berlin -Tempelhof immer noch aktuell, und man darf<br />

gespannt sein, ob <strong>der</strong> Beschluss, den ehrwürdigen<br />

Flughafen zu schließen, auch tatsächlich umgesetzt<br />

wird. Der „flugleiter“ hat sich und wird sich weiter<br />

dafür stark machen, diesen einmaligen City-Airport<br />

zu erhalten und die von allen vorstellbaren Motiven,<br />

ausgenommen Sachverstand und Vernunft, getragenen<br />

Beschlüsse <strong>der</strong> verantwortlichen Politiker so<br />

zu kritisieren, wie diese es verdienen.<br />

Ein weiteres Highlight dieser Ausgabe war jedoch<br />

<strong>der</strong> Beihefter zur nationalen Gesetzgebung des SES<br />

- Single European Sky. Der „flugleiter“ duftet, so<br />

lautete eine Überschrift (und meinte damit den für<br />

den Umschlag verwendeten Klarlack), eine an<strong>der</strong>e<br />

stellte die Nachfrage nach den Berechtigungen für<br />

die Technik „Quo vadis Berechtigung?“, <strong>der</strong> Luftraum<br />

<strong>der</strong> alten Düsseldorf FIR wurde kritisch unter die<br />

Lupe genommen. Allerdings waren auch Artikel dabei<br />

wie z.B. die „Geschichte <strong>der</strong> Luftpost“ o<strong>der</strong> <strong>der</strong> „Luftkampf<br />

um London Heathrow“ die von <strong>der</strong> Historie bis<br />

hin zur Neuzeit reichen.<br />

Mitte Juni dann die Sommerausgabe und gleichzeitig<br />

Halbzeit für das Jahr. Diesmal auf dem Titelbild<br />

das Heck einer AWACS-Boeing 707 in Son<strong>der</strong>bemalung.<br />

Die NATO-Flugzeuge haben seit genau 25<br />

Jahren ihre Heimat am Nie<strong>der</strong>rhein, an <strong>der</strong> Grenze zu<br />

Holland in Geilenkirchen. Der „flugleiter“ berichtet<br />

über die Geschichte des Flughafens im Grenzgebiet<br />

und über die 25-Jahr Feier.<br />

„Hausmeister Friedel“ entdeckt Abgründe in einem<br />

Glaspalast und München freut sich auf das größte<br />

Flugzeug <strong>der</strong> Welt. „Denken - Drücken - Sprechen“<br />

das Arbeits- und Ausbildungsumfeld eines angehenden<br />

Fluglotsen werden eindruckvoll vorgestellt.<br />

Der „zweite Anlauf“ (zur Privatisierung) und die<br />

„Stunde <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungstäter“ beschreibt Werner<br />

Fischbach und hat in diesem Zusammenhang sicherlich<br />

nichts mit <strong>der</strong> anstehenden skandalträchtigen<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2007/06<br />

16


Presse & PR<br />

„Tour de France“ zu tun. Eher das Gegenteil ist <strong>der</strong><br />

Fall: Sachlich und fachlich wird in einem erneuten<br />

Beihefter zum Thema DKP (Kapitalprivatisierung)<br />

Stellung bezogen, sehr lesenswert dazu die Ansichten<br />

von Prof. Dr. jur. Michael Ronellenfitsch.<br />

Die anstehenden Verän<strong>der</strong>ungen an den Regionalflugplätzen<br />

zählt Wolfgang Burckhardt auf, Serge<br />

Lellbach schil<strong>der</strong>t anschließend die „universelle<br />

Arbeitskraft“ eines Regionallotsen. Unter <strong>der</strong> Rubrik<br />

„Airlines“ wird die Fluggesellschaft European Air Express<br />

vorgestellt, die recht bald nach dieser Vorstellung<br />

den Flugbetrieb schrittweise einstellen muss.<br />

Ausgabe 4 - es ist Urlaubszeit, und <strong>der</strong> Tower<br />

Sylt findet sich auf <strong>der</strong> Titelseite des „flugleiter“.<br />

Wenige Tage nach <strong>der</strong> Auslieferung unserer Ausgabe<br />

ist <strong>der</strong> Flughafen Sylt auf Grund eines „personellen“<br />

Vorfalls in aller Munde - <strong>der</strong> „flugleiter“ plötzlich,<br />

aber unbewusst äußerst aktuell!<br />

„Technik im Wandel“ und „Ein bisschen qualifiziert,<br />

reicht das?“ sind Themen mit ernstem Hintergrund<br />

und zeigen die massiven Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Technik<br />

auf. „Der wachleiterlose Tower“ und „Zielvereinbarungen“<br />

sind weitere Berichte aus <strong>der</strong> weiten<br />

Landschaft <strong>der</strong> <strong>Flugsicherung</strong> die mit Interesse gelesen<br />

wurden. Wie geht es weiter mit den FAB’s - und<br />

wo stehen wir heute? - diese Fragen werden von Jens<br />

Lehman beleuchtet.<br />

Herbstlicher Himmel - so das Titelblatt <strong>der</strong> 5.<br />

Ausgabe - diese Assoziation zeigt eine Dash8 im<br />

abendlichen Himmel. Gerade dieser Flugzeugtyp<br />

kommt nach drei Unfällen bei SAS ins Gerede und<br />

wird dort an die „Kette“ gelegt. (Inzwischen hat sich<br />

- fast - alles geklärt, siehe Bericht in diesem Heft.)<br />

Wie<strong>der</strong> kann festgestellt werden, dass die Auswahl<br />

des Titelbildes etwas mit einem feinen Näschen für<br />

aktuelle Themen zu tun hatte.<br />

Im DFS-Intranet wird das Gespräch zwischen Marek<br />

Kluzniak und Axel Raab zum Thema „Fair miteinan<strong>der</strong><br />

umgehen“ veröffentlicht. Das Geschehen rund um die<br />

4. <strong>GdF</strong>-Bundesdelegiertenkonferenz in Darmstadt<br />

informiert die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> über viele wichtige<br />

Punkte und Vorhaben. Nicht mehr wegzudenken - das<br />

Neueste aus <strong>der</strong> Tarifkommission - Thorsten Wehe berichtet<br />

über die aktuellen Verhandlungen. Stichworte<br />

wie „Rationalisierungstarifvertrag“ o<strong>der</strong> „Än<strong>der</strong>ungstarifvertrag“<br />

werden den Lesern näher gebracht und<br />

durch die aktuellen Eckpunkte <strong>der</strong> Tarifpolitik ergänzt.<br />

Schließlich dokumentiert die Redaktion in Bil<strong>der</strong>n und<br />

Text den Umzug <strong>der</strong> Geschäftsstelle aus Neu-Isenburg<br />

ins (Liebes-) Herz nach Frankfurt. Eine so genannte<br />

„Aufbruchstimmung“ ist an Umzugskartons unweigerlich<br />

zu erkennen.<br />

Mit dieser Ausgabe beschließen wir das Jahr. Das<br />

Coverfoto dokumentiert die winterliche Jahreszeit,<br />

die an alle „Luftfahrtleute“ vermehrte<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen stellt. Auch<br />

die letzte Ausgabe in 2007 bietet<br />

einmal mehr eine Fülle interessanter<br />

Artikel, die die Aufmerksamkeit<br />

unserer Leser verdienen,<br />

so meint die Redaktion. Und zum<br />

zweiten mal in diesem Jahr erreichen<br />

wir die für eine so genannte<br />

„Rückenheftung“, das ist die mit<br />

den zwei Klammern, maximal<br />

mögliche Seitenzahl. Mit großem<br />

Bedauern sah sich die Redaktion<br />

daher gezwungen, nicht wenige<br />

Beiträge, die ebenfalls zur Veröffentlichung<br />

vorgesehen waren, auf<br />

die Ausgabe 1/2008 zu verschieben.<br />

Wir bitten alle betroffenen Autoren,<br />

die sich mit den von ihnen geschriebenen<br />

und gelieferten Artikeln an<br />

<strong>der</strong> bunten Gestaltung des „flugleiter“<br />

beteiligt haben, um Verständnis<br />

für diese lei<strong>der</strong> unumgängliche<br />

Maßnahme. Es tut uns leid, es geht<br />

nichts an<strong>der</strong>s.<br />

Das Redaktionsteam bedankt sich<br />

bei allen Kolleginnen und Kollegen,<br />

die dazu beigetragen haben, dass<br />

wir sechs sehr interessante und<br />

kurzweilige Hefte zusammenstellen<br />

konnten. Mit Stolz können wir<br />

behaupten, dass noch nie so viele<br />

Informationen im „flugleiter“ gestanden<br />

haben wie in diesem Jahr.<br />

Flugzeugunfälle wurde aufgezeichnet,<br />

Rechtshilfen gegeben, aktuelle<br />

Themen wurden aufgegriffen,<br />

Airports und Airlines vorgestellt.<br />

„Joe“, <strong>der</strong> alternde Lotse, war in<br />

allen Ausgaben zu finden. Er hat<br />

ein Gespür für „das Interne“ und<br />

spricht oft auch unangenehme Themen<br />

mit spitzer Zunge offen an.<br />

Dennoch hat sich das Redaktionsteam<br />

viele weitere Ziele gesteckt,<br />

und noch lange nicht findet sich<br />

jede Arbeitseinheit <strong>der</strong> <strong>Flugsicherung</strong><br />

gebührend im „flugleiter“<br />

wie<strong>der</strong>. Daher werden wir versuchen,<br />

verstärkt auf die möglichen<br />

„Rand“- Gruppen einzugehen, um<br />

so eine größere Informationsvielfalt<br />

zu erlangen.<br />

In diesem Sinne erwarten wir<br />

gerne Ihre und Eure Beiträge,<br />

Euer Redaktionsteam.<br />

17 <strong>der</strong> flugleiter 2007/06


<strong>GdF</strong> Apron<br />

Es ist vollbracht!<br />

Danke <strong>GdF</strong><br />

von<br />

Tobias Bartl<br />

Es ist vollbracht! Alle Gremien haben zugestimmt, die<br />

Unterschriften sind geleistet, kurzum: Die Apron Controller<br />

<strong>der</strong> Fraport AG haben ihre eigenen tarifvertraglichen<br />

Regelungen.<br />

Die <strong>GdF</strong> wurde als die gewerkschaftliche Vertretung<br />

<strong>der</strong> Apron Controller anerkannt. Der Weg bis zu dieser<br />

Vereinbarung war jedoch ein steiniger…<br />

Mehr als zwei Jahre ist es inzwischen her, dass die<br />

Mehrzahl <strong>der</strong> Frankfurter Apron Controller sich <strong>der</strong><br />

<strong>GdF</strong> anschloss, um für die Verbesserung ihrer Situation<br />

zu kämpfen.<br />

Alles begann mit einem nächtlichen Besuch eines<br />

Apron Controllers FRA im Tower FRA und <strong>der</strong> Feststellung,<br />

dass die Apron Controller nach jahrelanger<br />

Nichtbeachtung durch ver.di und an<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> <strong>GdF</strong><br />

einen verlässlichen und kämpferischen Partner für<br />

die Zukunft gefunden hatten.<br />

In zwei Infoveranstaltungen stellte <strong>der</strong> Vorstand sowie<br />

Verhandlungsführer RA Dirk Vogelsang die <strong>GdF</strong> und<br />

das geplante Vorgehen vor. Auch das dabei „orakelte“<br />

Verhalten des Arbeitgebers schreckte die Mehrheit<br />

nicht ab, so dass man schon nach kurzer Zeit einen Organisationsgrad<br />

von mehr als 80% vorweisen konnte.<br />

Mit diesem, doch sehr überwältigenden Vertrauensund<br />

Legitimationsbeweis folgte die erste Kontaktaufnahme<br />

<strong>der</strong> <strong>GdF</strong> mit <strong>der</strong> Fraport AG.<br />

Dennoch kam es Ende August zu zwei weiteren<br />

Gesprächen zwischen Fraport Arbeitgebervertretern<br />

und einer <strong>GdF</strong> Delegation.<br />

Die Hoffnung <strong>der</strong> <strong>Gewerkschaft</strong>sseite, sich<br />

erstmal über die Inhalte näher zu kommen<br />

und anschließend über die Umsetzung zu streiten,<br />

wurde jedoch beim zweiten Treffen jäh enttäuscht.<br />

Die Arbeitgeberseite verlangte von den <strong>GdF</strong>-Vertretern<br />

eine definitive Abkehr von ihrer Tarifvertrags-<br />

For<strong>der</strong>ung und bot eine Lösung in Form von neuen<br />

Arbeitsverträgen an. Auf dieses Angebot konnte und<br />

wollte die <strong>GdF</strong> nicht eingehen, was schlussendlich<br />

zum Abbruch <strong>der</strong> Gespräche führte. Von diesem Zeitpunkt<br />

an suchte die Fraport AG ihr Heil vor Gericht<br />

und versuchte, vor dem Arbeitsgericht eine einstweilige<br />

Verfügung gegen die <strong>GdF</strong> zu erwirken.<br />

Parallel wurden die Apron Controller in Frankfurt von<br />

den verschiedensten Führungskräfte-Mannschaften<br />

- nennen wir es - „dauer-heimgesucht“. Was mit<br />

Briefen zum Thema „Ihr Arbeitsverhältnis“, begann<br />

und sich über verschiedene Pflicht-„Informationsveranstaltungen“<br />

erstreckte, endete in nächtlichen<br />

„Einzeltherapie-Stunden“ und dem Besuch des<br />

Vorstandsvorsitzenden höchstpersönlich in einer<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiterbesprechungen <strong>der</strong> Apron Controller<br />

Frankfurt! Grundtenor war jedoch immer <strong>der</strong> Gleiche:<br />

Man bestehe auf <strong>der</strong> Tarifeinheit und eine eigenständige<br />

Lösung käme daher für die Vorfeldkontrolle<br />

nicht in Betracht!<br />

Dort verwies man die <strong>GdF</strong> zunächst an den Kommunalen<br />

Arbeitgeberverband als zuständige Stelle.<br />

Nach einem ersten informellen Treffen im Mai 2006<br />

folgte Mitte Juli ein zweites mit den Vertretern des<br />

Flughafens und einem Apron Controller als Vertreter<br />

<strong>der</strong> Kollegen in Frankfurt. Der -gelinde ausgedrücktdoch<br />

sehr unerfreuliche Auftakt dieses Treffens wird<br />

den Beteiligten wohl noch einige Zeit in Erinnerung<br />

bleiben und ließ eine friedliche Einigung in weite<br />

Ferne rücken.<br />

Im November scheiterte die Fraport AG mit einer<br />

Einstweiligen Verfügung vor dem Arbeitsgericht<br />

Frankfurt.<br />

In Erwartung <strong>der</strong> zweiten Instanz flatterten den<br />

Frankfurter Controllern dann die - im August schon<br />

vorgeschlagenen - neuen Arbeitsverträge ins Haus.<br />

Allerdings war für die Mehrheit <strong>der</strong> Apron Controller<br />

eines klar: Man wollte keinen neuen Arbeitsvertrag,<br />

son<strong>der</strong>n einen eigenen Tarifvertrag. Und auch, als<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2007/06<br />

20


<strong>GdF</strong> Apron<br />

dieses Ziel durch das negative Urteil vor dem Landesarbeitsgericht<br />

in weite Ferne rückte, blieb die große<br />

Mehrheit standhaft und ging nicht auf das scheinbar<br />

verlockende Angebot ein.<br />

Trotz noch nicht vorhandener Urteilsbegründung<br />

- die erst knappe vier(!) Monate später vorgelegt<br />

wurde - deutete alles auf Unstimmigkeiten in <strong>der</strong><br />

<strong>GdF</strong>-Satzung hin. Es galt also schnell zu reagieren.<br />

Sehr schnell gelang es <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>, in diesem Punkt für<br />

Klarheit zu sorgen! Schon Ende März 2007 wurde in<br />

Berlin auf einer außerordentlichen Bundesdelegiertenkonferenz<br />

die Satzung geän<strong>der</strong>t, damit von nun<br />

an kein Zweifel mehr an dem Vertretungsanspruch<br />

<strong>der</strong> <strong>GdF</strong> aufkommen konnte.<br />

Nach Erhalt <strong>der</strong> Urteilsbegründung folgte ein für den<br />

Laien kaum zu durchschauendes Gewirr von Anträgen,<br />

Berufungsverhandlungen und Zuständigkeitsfragen,<br />

so dass dieses Thema hier nicht im Detail<br />

beschrieben werden soll.<br />

Es bleibt Spekulationen überlassen warum, aber<br />

Anfang Juli war man bei <strong>der</strong> Fraport AG nun doch<br />

U n d n o c h m a l : D a n k e G d F<br />

gewillt, den Konflikt auf dem Verhandlungswege zu<br />

lösen. Schon in <strong>der</strong> ersten Runde kristallisierte sich<br />

ein für beide Seiten tragbarer Kompromiss heraus.<br />

Die Lösung hieß Zusatztarifvertrag zum TvÖD. Kaum<br />

war man sich über diesen Punkt einig, folgte das,<br />

was man als beinharte Verhandlungen bezeichnen<br />

kann. Es wurde um Prozentpunkte gefeilscht, das<br />

letzte und das allerletzte Angebot gemacht, doch<br />

schließlich gelang es, ein für beide Seiten akzeptables<br />

Ergebnis zu finden.<br />

Die Frankfurter Apron Controller möchten daher die<br />

Gelegenheit nutzen, <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>, ihren Mitglie<strong>der</strong>n und<br />

insbeson<strong>der</strong>e Markus Siebers und Dirk Vogelsang<br />

für die geleistete Arbeit und die grandiose Unterstützung<br />

zu danken und hoffen auch in Zukunft auf eine<br />

produktive Zusammenarbeit.<br />

Aber auch nach offensichtlich getaner Arbeit ist an<br />

Ausruhen vorerst nicht zu denken. In Frankfurt gilt es,<br />

das bisher vernachlässigte Gebiet <strong>der</strong> Sachthemen<br />

anzugehen. Dennoch schaut man mit einem solchen<br />

Partner sehr viel optimistischer in die Zukunft!<br />

Auch die Münchner Apron-Controller möchten sich für die gute Aufnahme, die Unterstützung und vor allem für<br />

die „grandios unkomplizierte Satzungsän<strong>der</strong>ung“ bei <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>, sowie bei Markus Siebers und den Anwälten aus<br />

Bremen bedanken. Ein ausführlicher Bericht über die aktuelle Situation und die Zukunftsperspektiven in München<br />

folgt in einer <strong>der</strong> nächsten Flugleiterausgaben. Darüber hinaus wünschen wir allen Mitglie<strong>der</strong>n, Freunden und<br />

Familien ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.<br />

Über unsere Kollegen<br />

von FRA-Apron und<br />

die <strong>GdF</strong> berichtete <strong>der</strong><br />

„Stern“ in seiner Ausgabe<br />

49/07, Seite 187.<br />

Photos: Fraport AG<br />

21 <strong>der</strong> flugleiter 2007/06


Personalwesen<br />

§ 3 ETV – Fluch o<strong>der</strong> Segen?<br />

von<br />

Claudia<br />

Campina<br />

Wie lange hat ein nicht-operativer Mitarbeiter <strong>der</strong> DFS<br />

eigentlich Zeit, bis er seinen Job beherrschen muss? Wünschenswert<br />

wäre sicher, er könnte es gleich o<strong>der</strong> spätestens<br />

nach einem Jahr. Sonst müssten ihm eigentlich arbeitsrechtliche<br />

Konsequenzen drohen.<br />

Doch nach den Angaben des Arbeitgebers unter Anwendung<br />

des § 3 ETV braucht so mancher drei Jahre,<br />

um endlich seine Arbeit wenigstens überwiegend zu<br />

beherrschen. Der Mitarbeiter fängt eine, zwei o<strong>der</strong><br />

sogar drei Tarifgruppen unter <strong>der</strong> Stellenbewertung<br />

an, und es obliegt <strong>der</strong> Willkür bzw. dem guten Willen<br />

<strong>der</strong> Führungskraft und <strong>der</strong> Personalabteilung, wann<br />

er höhergruppiert wird.<br />

Nachvollziehbar ist dies bei Berufseinsteigern o<strong>der</strong><br />

Mitarbeitern, die einen neuen, an<strong>der</strong>sartigen Karriereweg<br />

einschlagen. Durch Vorlage eines sogenannten<br />

Entwicklungsplanes wird <strong>der</strong> Weg dokumentiert, auf<br />

dem <strong>der</strong> Mitarbeiter den Anfor<strong>der</strong>ungen an die Zielbewertung<br />

Schritt für Schritt näher kommt. Diese Vereinbarung<br />

ist, sofern <strong>der</strong> Entwicklungsbedarf wirklich<br />

besteht, ein faires Comittment zwischen Führungskraft<br />

und Mitarbeiter. Es belegt dem Mitarbeiter entsprechende<br />

Fortbildungsmaßnahmen und persönliche<br />

Verbesserung. Für diese beiden genannten Fälle war<br />

die Öffnungsklausel gedacht, nämlich zur För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> beruflichen Entwicklung von Mitarbeitern.<br />

Lei<strong>der</strong> ist die Anwendung von § 3 ETV auch eine<br />

gängige Methode geworden, für eine gewisse Zeit<br />

Personalkosten zu sparen. Inzwischen gibt es eine<br />

Flut von Entwicklungsplänen, die zum Teil unerklärlich<br />

sind. Obwohl ein Mitarbeiter aus einer Menge von<br />

Mitbewerbern auf Grund seiner beson<strong>der</strong>en fachlichen<br />

und persönlichen Eigenschaften ausgewählt wurde,<br />

werden ihm, wenn es jetzt um die neue Vergütung<br />

geht, plötzlich zahlreiche Defizite aufgezeigt, die eine<br />

Eingruppierung in die Bewertung <strong>der</strong> neuen Stelle nicht<br />

rechtfertigen würden. Seine Wertigkeit sinkt plötzlich.<br />

Ein weiterer kritischer Aspekt in <strong>der</strong> Personalpolitik<br />

<strong>der</strong> Unternehmenszentrale ist <strong>der</strong>zeit die Flut neu<br />

eingestellter Hochschulabsolventen, die<br />

größtenteils niedrig eingruppiert und mit<br />

§3 ETV versehen werden. Der Arbeitgeber<br />

verzichtet in zahlreichen Fällen aus (kurzfristig<br />

gedachten) Kostengründen auf die<br />

Investition in wertvolle externe Berufserfahrung.<br />

Dies führt rasch zum Qualitätsabbau in den<br />

Bereichen. Die höherwertigen Tätigkeiten werden<br />

auf die bestehende Belegschaft umgelegt. Dies führt<br />

zu einer erhöhten Arbeitsverdichtung, <strong>der</strong>en Folge<br />

Stress, Konflikte, Erkrankungen und Leistungsabfall<br />

sein können.<br />

Den Betriebsräten sind oft die Hände gebunden,<br />

weil die generierten, allgemeinen Standardstellenbeschreibungen<br />

einen wirklichen Abgleich <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

des Arbeitsplatzes mit den Fähigkeiten des<br />

Bewerbers nicht zulassen. Ist die vom Arbeitgeber<br />

vorgenommene Eingruppierung in <strong>der</strong> Vorlage nach<br />

§ 99 BetrVG nicht tarifkonform, kann <strong>der</strong> Betriebsrat<br />

die Zustimmung verweigern. Dies ist konsequent,<br />

kann allerdings dazu führen, dass <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />

ein Zustimmungsersetzungsverfahren verhin<strong>der</strong>n will<br />

und die Vorlage zurückzieht. Der betroffene Mitarbeiter<br />

kommt so möglicherweise um seine Karrierechance.<br />

Es muss nochmals betont werden, dass bereits<br />

dann tariflicher Anspruch auf die Vergütung besteht,<br />

wenn <strong>der</strong> Stelleninhaber nach dem Überwiegensprinzip,<br />

also mindestens zu 51%, die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Stellenbeschreibung erfüllt. Welche Wege gibt<br />

es aus <strong>der</strong> Sackgasse? Zum Einen ist zu überlegen,<br />

ob <strong>der</strong> §3 ETV nochmals überarbeitet werden sollte<br />

und - je nach Wertigkeit <strong>der</strong> Stelle - Maximalfristen<br />

zur Zieleingruppierung festgelegt werden müssen.<br />

Beispielsweise kann eine Entwicklung einfacherer<br />

Fähigkeiten von VG 04A in VG 05A unmöglich 3 Jahre<br />

dauern, hier sollten 6-12 Monate reichen. Zum An<strong>der</strong>en<br />

ist die Einsicht des Arbeitsgebers notwendig, den<br />

Tarifvertrag korrekt anzuwenden und die Mitarbeiter<br />

nicht unter Gesichtspunkten <strong>der</strong> Kostenminimierung<br />

zu versetzen bzw. einzustellen. Dies führt im Übrigen<br />

mittelfristig zu einer Abqualifizierung <strong>der</strong> Belegschaft<br />

und senkt das Image <strong>der</strong> DFS am Arbeitsmarkt, da<br />

sich dort knappe Leistungsträger mangels monetärer<br />

Anreize für an<strong>der</strong>e Unternehmen entscheiden.<br />

Wer genügend Selbstvertrauen hat und seinen<br />

Anspruch auf eine höhere Vergütung nach ETV belegen<br />

kann, stellt einen schriftlichen (nicht per E-Mail)<br />

Antrag auf Höhergruppierung (zusätzlich mit Bezug<br />

auf § 45 Abs. 1 MTV). Eine Kopie an den örtlichen<br />

Betriebsrat ist empfehlenswert. Eigenverantwortung<br />

lohnt sich. Dieses Vorgehen ist ein Angebot an den<br />

Arbeitgeber, die begründete Eingruppierungsfor<strong>der</strong>ung<br />

außergerichtlich anzunehmen und umzusetzen.<br />

Fruchtet das auch nicht, bleibt <strong>der</strong> Weg zum Arbeitsgericht;<br />

ein legales Mittel, das allerdings etwas<br />

Geduld und eine Portion Mut erfor<strong>der</strong>t.<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2007/06<br />

22


TEchnik<br />

AG „Tower FDPS“<br />

Warum „DIFLIS“ besser ist!<br />

von<br />

Roman<br />

Glöckner<br />

Österreicher können nicht nur Sachertorten und Mozartkugeln<br />

fabrizieren, son<strong>der</strong>n auch exzellente Towersysteme. dass es in <strong>der</strong> Hauptstadt einer kleinen<br />

Nun trommelten die <strong>ATC</strong>-Buschtrommeln,<br />

aber feinen Alpenrepublik schon ein vernünftiges<br />

System dieser Art gebe. Die AG beschloss,<br />

sich selbiges doch mal anzusehen.<br />

Gesagt getan, am 19.09.2007 besuchten unser Vorstand<br />

für Internationales Jens Lehmann und Roman<br />

Glöckner vom Tower Berlin-Schönefeld den Tower<br />

Wien. Die österreichischen Kollegen empfingen uns<br />

sehr freundlich und gaben uns alle Unterstützung,<br />

das System in <strong>der</strong> Kürze <strong>der</strong> Zeit so gut wie möglich<br />

zu verstehen. Ein beson<strong>der</strong>es Dankeschön gilt<br />

unserem Mitglied Natalie Bränstrup, zur Zeit „Gastarbeiterin“<br />

in Wien, die ihre Pause für uns opferte.<br />

Auf <strong>der</strong> letzten Fachbereichskonferenz des FSBD<br />

in Berlin wurde intensiv über das <strong>der</strong>zeit auf vielen<br />

DFS-Towern installierte Flugdatenanzeige und<br />

– verarbeitungssystem – kurz „TFDPS“ geschimpft.<br />

Umständliche, teils unpraktische Bedienung und Anzeige,<br />

sowie viele Unzulänglichkeiten in <strong>der</strong> Software<br />

wurden bemängelt.<br />

Um es vorwegzunehmen – aus unserer Sicht schlägt<br />

„DIFLIS“ das System <strong>der</strong> DFS um Längen.<br />

1. Allgemeines<br />

Das System heißt „DIFLIS“ und wurde von <strong>der</strong> Grazer<br />

Firma „avibit“ (www.avibit.at) in enger Zusammenarbeit<br />

mit AUSTROCONTROL und einigen engagierten<br />

Towerlotsen entwickelt und gebaut. Von den am Tag<br />

<strong>der</strong> Besichtigung arbeitenden Lotsinnen und Lotsen<br />

wurde es fast ausschließlich äußerst positiv bewertet.<br />

Sie empfinden es als ergonomisch gut gestaltet,<br />

sehr praktikabel, und technisch nicht überfrachtet.<br />

Seitdem kümmert sich <strong>GdF</strong>-seitig eine Arbeitsgruppe<br />

aus einigen engagierten Tower-Lotsinnen und<br />

-Lotsen sowie unser Fachbereichsvorstand um das<br />

Problem und stellt Anfor<strong>der</strong>ungen an ein praktikables<br />

Papierstreifenloses System zusammen. Ziel ist<br />

es, mit dem Geschäftsbereich Tower ins Gespräch<br />

zu kommen und konstruktiv bei <strong>der</strong> Optimierung<br />

des Systems o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Auswahl neuer Systeme<br />

mitzuarbeiten.<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2007/06<br />

26


Technik<br />

Der Platzlotse hat eine bay mit zum Start fertigen<br />

Fliegern und eine „Runway-bay“ mit allem so genannten<br />

„Runway-traffic“. Dort kann er aber auch<br />

z.B. VFR-Überflüge einsortieren, hat so allen RWY<br />

und CTR-Traffic übersichtlich in einer bay.<br />

Bei Zweibahnbetrieb packt er sich einen Infostreifen<br />

zwischen die Bahnen. Das ist vielleicht noch<br />

optimierbar.<br />

2. Hardware<br />

Kernstück ist ein großer TID-Schirm, <strong>der</strong> leicht schräg<br />

an zentraler Position in den jeweiligen Lotsentisch<br />

eingelassen ist. Er wird mit einem freien Magnetstift<br />

bedient. Fehlbedienungen durch Finger, Arm o<strong>der</strong><br />

Kaffeetasse sind damit ausgeschlossen.<br />

3. Software<br />

Hauptelemente sind elektronische Kontrollstreifen,<br />

die in virtuelle Streifenbays je nach Anfor<strong>der</strong>ung des<br />

jeweiligen Arbeitsplatzes einsortiert werden. Diese<br />

bays sind logisch gut aufgeteilt. Der „Groundlotse“<br />

bekommt die vom „Delivery“ bereits bearbeiteten<br />

Streifen in eine inactive bay, kann sie dann je nach<br />

Status in eine „stand by“, „started up“ o<strong>der</strong> „taxying“<br />

-bay verschieben. Dabei hat er nur die wirklich<br />

mit ihm sprechenden Flieger auf seinem Schirm und<br />

nur er kann sie auch bearbeiten. „incoming“ und<br />

„outgoing“ werden dabei in unterschiedlichen Hintergrundfarben<br />

dargestellt.<br />

Kernelement eines Streifens ist <strong>der</strong> sogenannte<br />

„action-button“, <strong>der</strong> die jeweils logisch nächste Freigabe<br />

darstellt und somit mit einem „Klick“ bedient<br />

wird, aber auch abweichende Freigaben sind einfach<br />

zu erstellen. Slots werden farblich und numerisch<br />

perfekt mit <strong>der</strong> Ablaufzeit (herunterzählend) dargestellt.<br />

Einige nützliche Funktionen unterstützen den<br />

Lotsen gut bei <strong>der</strong> Vorplanung, so kann man z.B. sehr<br />

schnell einen „count-down“ erstellen <strong>der</strong> einem nach<br />

<strong>der</strong> Meldung „Call you back in 8 min“ die 8 Minuten<br />

herunterzählt.<br />

VFR-Streifen (ohne Flugplan) sind sehr schnell zu<br />

erstellen. Beim Anklicken jedes Feldes des Streifens<br />

öffnet sich ein „Angebotsmenü“ o<strong>der</strong> eine virtuelle<br />

Tastatur, womit schnell alle nötigen Details aufgenommen<br />

werden können.<br />

4. Bewertung<br />

Der große Vorteil dieses Systems im Vergleich zum<br />

DFS-TFDPS liegt meiner Meinung nach in <strong>der</strong> äußerst<br />

praktischen Bedienbarkeit, unverwechselbaren und<br />

sehr übersichtlichen Anzeige.<br />

Die Arbeitsgruppe wird<br />

<strong>der</strong> Fachbereichskonferenz<br />

im Februar ein Arbeitspapier<br />

zum weiteren<br />

Vorgehen in <strong>der</strong><br />

Sache vorlegen. Es<br />

wäre sicher schon ein<br />

großer Schritt, wenn<br />

die DFS ihre Systeme<br />

zu vergleichbarer<br />

Funktionalität<br />

weiterentwickelte.<br />

Und warum sollte<br />

man bei Neubauten<br />

(Frankfurt, Berlin)<br />

nicht gleich ein so<br />

gutes System einbauen<br />

können.<br />

Ich persönlich denke,<br />

man muss das Rad<br />

nicht ein zweites Mal<br />

erfinden.<br />

27 <strong>der</strong> flugleiter 2007/06


Technik<br />

Q „O.k. Jungs, und jetzt noch 90 Sekunden<br />

Abstand zum Vor<strong>der</strong>mann einhalten“<br />

Photo: Hamburg<br />

International<br />

Der automatische Abstandshalter<br />

von<br />

Werner<br />

Fischbach<br />

Unter dem Titel „Piloten halten Abstand“ wurde im letzten<br />

„flugleiter“ (Nr. 5/2007, S. 80) ein Beitrag abgedruckt, <strong>der</strong><br />

nicht nur eine Entlastung <strong>der</strong> Approach- und Towercontroller,<br />

son<strong>der</strong>n auch ein Beitrag zum Klimaschutz verspricht. Wie<br />

üblich ergeben sich da ein paar Fragen.<br />

„In dem neuen Verfahren“, so ist in dem Beitrag zu<br />

lesen, „sagt <strong>der</strong> Lotse dem Piloten beim Einfädeln,<br />

er solle einen bestimmten Abstand zum Beispiel 90<br />

Sekunden einhalten ... Da die laufenden Funksprüche<br />

zum Beschleunigen o<strong>der</strong> Abbremsen entfallen, hat <strong>der</strong><br />

Pilot mehr Zeit, sich um den Flug und den richtigen<br />

Sicherheitsabstand zu kümmern.“ Und so wird versprochen:<br />

„Die Vorteile sind enorm. Nicht nur, dass in<br />

einer dreiviertel Stunde ein o<strong>der</strong> zwei Flugzeuge mehr<br />

landen könnten, was dem Flughafen mehr Einnahmen<br />

brächte, auch ein bis zwei Prozent Kerosin könnten<br />

eingespart werden. Dementsprechend weniger Treibhausgas<br />

Kohlendioxid würde in die Luft geblasen.“ Und<br />

das Tolle daran: Die Verantwortung hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Staffelung und einem möglichst verzögerungsfreien<br />

Verkehrsfluss verbleibt beim Lotsen.“<br />

Kerosin sparen o<strong>der</strong> Controller entlasten?<br />

Auf den ersten Blick scheinen die Erfin<strong>der</strong> dieses Verfahrens<br />

genau das gefunden zu haben, auf das die<br />

Approach- und Towercontroller seit langem gewartet<br />

haben. Man überträgt die Aufgabe, den einmal vom<br />

Controller vorgesehenen Abstand zum Vorherfliegenden<br />

einzuhalten einfach an die Piloten und schon<br />

sind alle Dinge gelöst. Allerdings erinnert<br />

dies eher an die Modelleisenbahn, die so<br />

mancher Controller in seinem Hobbykeller<br />

aufgebaut hat und liebevoll pflegt. O<strong>der</strong>,<br />

um <strong>der</strong> Realität gerecht zu werden, auf<br />

die Linienzugbeeinflussung des realen<br />

Bahnbetriebs, mit welchem die Geschwindigkeit <strong>der</strong><br />

superschnellen ICEs geregelt und damit <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>liche<br />

Abstand zum vorausfahrenden Zug eingehalten<br />

werden kann. Die Frage ist nur, ob das, was<br />

am Boden bei <strong>der</strong> Eisenbahn funktioniert, auch beim<br />

Flugverkehr realisiert werden kann.<br />

Nun entspricht das, was hinter dem <strong>Flugsicherung</strong>shorizont<br />

lauert und in dem erwähnten Beitrag dargelegt<br />

wurde, keineswegs irgendwelchen futuristischen<br />

Vorstellungen des in diesem Zusammenhang<br />

angeführten Instituts für Luft- und Raumfahrt <strong>der</strong> TU<br />

Berlin. Es handelt sich vielmehr um ein Projekt, das<br />

als ASAS (Airborne Separation Assistance System)<br />

bezeichnet und das unter an<strong>der</strong>em bei <strong>der</strong> Erprobungsstelle<br />

Eurocontrols (EEC) in Brétigny untersucht<br />

wurde. Die TU Berlin hat zusammen mit dem EEC<br />

ein ASAS für ihren A330-Simulator entwickelt, um<br />

die operationellen Probleme und ihre Auswirkungen<br />

auf die Cockpitcrews zu untersuchen. Beim EEC wird<br />

das Projekt als „CoSpace“ bezeichnet; Informationen<br />

sind auf <strong>der</strong> Website: http://www.eurocontrol.<br />

int/eec/public/standard_page/SSP_cospace_home.<br />

html“ zu finden.<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2007/06<br />

28


Technik<br />

Allerdings geht es bei diesem Projekt weniger um die<br />

Einsparung von Kerosin und damit um die Reduzierung<br />

von Treibhausgasen, wie dies in dem im letzten<br />

„flugleiter“ abgedruckten Beitrag herausgestellt<br />

wurde. Denn dieser Beitrag entstand aufgrund eines<br />

Telefoninterviews zwischen einem Journalisten und<br />

Thomas Pütz, Mitarbeiter des Instituts für Luft und<br />

Raumfahrt. So sind, erklärt Pütz, „natürlich manche<br />

technischen Aspekte in den Hintergrund geraten, die<br />

man nur schwer in einem solchen Artikel unterbringen<br />

kann.“ Da kann man ihm kaum wi<strong>der</strong>sprechen.<br />

Die Grundmotivation bestand nach Aussage von<br />

Thomas Pütz jedoch weniger in <strong>der</strong> Absicht, Kerosin<br />

einzusparen als vielmehr, eine Entlastung <strong>der</strong><br />

Controller und eine Reduzierung des Sprechfunkverkehrs<br />

zu erreichen. Dennoch wurde bei entsprechenden<br />

Verkehrssimulationen festgestellt, dass mit<br />

ASAS und einer entsprechenden Luftraumstruktur<br />

Flugrouten verkürzt und durch eine Optimierung <strong>der</strong><br />

Staffelungsabstände <strong>der</strong> Luftraum effizienter genutzt<br />

werden kann. Die dabei in dem Beitrag erwähnten<br />

ein bis zwei Prozent beziehen sich demnach auf die<br />

letzten 45 Minuten jeden Fluges und dürfen deshalb<br />

nicht auf den Langstreckenverkehr übertragen<br />

werden. Allerdings scheint bei diesen Überlegungen<br />

vergessen worden zu sein, dass die Engpässe im<br />

Luftverkehr heute nicht bei <strong>der</strong> <strong>Flugsicherung</strong> und<br />

schon gar nicht bei den Controllern liegen, son<strong>der</strong>n<br />

in <strong>der</strong> mangelnden Pistenkapazität <strong>der</strong> Flughäfen<br />

begründet sind. Bereits heute sind die Controller gezwungen,<br />

bis ans Minimum zu gehen und so ist nicht<br />

nachzuvollziehen, weshalb sich durch den Einsatz<br />

von ASAS hier etwas än<strong>der</strong>n soll.<br />

Trotzdem – das Ziel, eine weitere Entlastung beim<br />

Sprechfunkverkehr ist ein hehres und erstrebenswertes<br />

Ziel. Fragt sich nur, ob es mit einem automatischen<br />

Abstandshalter erreicht werden kann.<br />

Die „neuen“ Verfahren<br />

Während früher anfliegende Luftfahrzeuge mit Hilfe<br />

von Radarführung zum ILS bzw. zum Endanflug geführt<br />

wurden, kommt heute oftmals eine Kombination<br />

von „Radar Vectors“ und dem Abfliegen von „Waypoints“<br />

zur Anwendung. Wobei je nach Verkehrslage<br />

und den örtlichen Verhältnissen mal dem einen o<strong>der</strong><br />

dem an<strong>der</strong>en Verfahren <strong>der</strong> Vorzug gegeben wird.<br />

Nach den Vorstellungen <strong>der</strong> TU Berlin soll daran auch<br />

gar nichts geän<strong>der</strong>t werden. Mit einem Unterschied:<br />

Beim Einfädeln weist <strong>der</strong> Controller den Piloten an, er<br />

solle einen bestimmten Abstand – zum Beispiel von<br />

90 Sekunden – zum Vorausfliegenden einhalten. Das<br />

sind, so wird von <strong>der</strong> TU Berlin ausgeführt, je nach<br />

Geschwindigkeit zwischen vier und acht Seemeilen.<br />

Der Pilot hätte dann die Aufgabe, diese vorgegebenen<br />

90 Sekunden während des gesamten Anflugs einzuhalten.<br />

Wobei unter den beispielhaft angeführten 90<br />

Sekunden immer <strong>der</strong> zeitliche Abstand zum voraus<br />

fliegenden Luftfahrzeug zu verstehen sind. Dies hätte<br />

den Vorteil, so das Argument, dass – und hier sei <strong>der</strong><br />

erwähnte Bericht aus dem letzten „flugleiter“ nochmal<br />

wörtlich zitiert – „die laufenden Funksprüche zum<br />

Beschleunigen o<strong>der</strong> Abbremsen entfallen, ... <strong>der</strong> Pilot<br />

mehr Zeit, sich um den Flug und um den richtigen<br />

Sicherheitsabstand zu kümmern (hat).“ So bietet das<br />

neue Verfahren neben <strong>der</strong> Entlastung des Lotsen nach<br />

Meinung <strong>der</strong> TU weitere Vorteile: „Statt des Lotsen<br />

allein kontrolliert nun auch <strong>der</strong> Pilot den Abstand. Das<br />

erhöht die Sicherheit.“<br />

Abgesehen von <strong>der</strong> Tatsache, dass bei <strong>der</strong> <strong>Flugsicherung</strong><br />

die Staffelungsminima nicht in Zeit-, son<strong>der</strong>n<br />

in Entfernungswerten angegeben sind (Ausnahmen<br />

bestätigen die Regel), so stellt sich die Frage, was<br />

unter dem Begriff des „Einfädelns“ zu verstehen ist<br />

und wie die Piloten es schaffen, immer 90 Sekunden<br />

hinter dem an<strong>der</strong>en her<br />

zu fliegen?<br />

Q Für die Staffelung sind die Controller weiterhin verantwortlich.<br />

Photo: DFS<br />

29 <strong>der</strong> flugleiter 2007/06


Technik<br />

Kann man unter „Einfädeln“ den Zeitpunkt verstehen,<br />

an welchem die Flugzeuge auf das ILS eindrehen<br />

bzw. den Endanflug erfliegen? O<strong>der</strong> wird unter<br />

„Einfädeln“ ein (Zeit)Punkt verstanden, <strong>der</strong> irgendwo<br />

zwischen dem Initial- und dem Final Approach Fix<br />

liegt? Also irgendwo zwischen IAF und FAF? O<strong>der</strong><br />

liegt <strong>der</strong> Punkt irgendwo im Gegenanflug? Und wie<br />

schafft es eine vom Norden anfliegende Cockpitcrew<br />

dann, einen bestimmten Zeitabstand zu einem<br />

vom Süden anfliegenden Luftfahrzeug einzuhalten?<br />

Eigentlich kann es dann doch nur <strong>der</strong> Zeitpunkt sein,<br />

zu welchem <strong>der</strong> Endanflugkurs erflogen wird und sich<br />

das voraus fliegende Luftfahrzeug bereits im „Final“<br />

befindet. Thomas Pütz ist da in seiner Antwort etwas<br />

unpräszise. „Der Flieger“, so führt er aus, „fädelt sich<br />

am IAF o<strong>der</strong> an einem speziellen Merging-Wegpunkt<br />

ein. Spätestens jedoch am FAF. Letztlich macht das<br />

Verfahren das gleiche wie <strong>der</strong> Lotse. Er führt die<br />

Flugzeuge für eine Landebahn zusammen unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Mindest-Separation.“ Mit an<strong>der</strong>en<br />

Worten: so genau weiß man das nicht, aber man<br />

überlässt es dem Controller.<br />

Dazu kommt noch ein weiteres Problem. Bekanntlicherweise<br />

operieren an den deutschen Flughäfen Luftfahrzeuge<br />

mit unterschiedlichen Leistungsdaten. Die<br />

dummerweise auch noch von verschiedenen Luftfahrtgesellschaften<br />

bzw. Betreibern eingesetzt werden.<br />

Und die unglücklicherweise ihren Piloten auch noch<br />

unterschiedliche Anweisungen mit ins Cockpit gegeben<br />

haben. Das heißt, <strong>der</strong> Zeitpunkt, an welchem ein<br />

voraus fliegendes Luftfahrzeug seine Geschwindigkeit<br />

unter einen bestimmten Wert reduziert, variiert nicht<br />

nur von Luftfahrzeugmuster zu Luftfahrzeugmuster,<br />

son<strong>der</strong>n auch von Fluggesellschaft zu Fluggesellschaft.<br />

Deshalb gestalten Approachcontroller ihre<br />

Anflugfolge so, dass die Mindeststaffelung nicht beim<br />

Eindrehen auf den Endteil hergestellt ist, son<strong>der</strong>n zu<br />

dem Zeitpunkt, an welchem das vorausfliegende Luftfahrzeug<br />

die Schwelle überflogen hat. So stellt sich<br />

die Frage, wie sich dies mit dem Einfädeln bei vorgegebenen<br />

Zeitparametern verhält, wenn <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>mann<br />

etwas früher als geplant seine Geschwindigkeit reduziert.<br />

Bei einem weniger leistungsstarken Luftfahrzeug<br />

möglicherweise auf eine Geschwindigkeit, auf welche<br />

das nachfolgende Luftfahrzeug gar nicht reduzieren<br />

kann, ohne vom Himmel bzw. aus dem Final zu fallen?<br />

Gleichgültig, wie das dann ausgeht. Die Gefahr, dass<br />

sich <strong>der</strong> Controller dann eine Staffelungsunterschreitung<br />

einhandelt, ist nicht von <strong>der</strong> Hand zu weisen.<br />

Und ob <strong>der</strong> übernehmende Towercontroller dann auch<br />

immer in <strong>der</strong> Lage ist, die Vorschriften <strong>der</strong> in Ziff. 327<br />

<strong>der</strong> BA-FVK („Herabsetzung <strong>der</strong> Staffelung“) anzuwenden,<br />

ist die zweite Frage.<br />

Nun wäre es natürlich sinnvoll, wenn das vorausfliegende<br />

Luftfahrzeug dem nachfolgenden mitteilen<br />

würde, dass es nun seine Geschwindigkeit unter<br />

einen bestimmten Wert reduziert. Da jedoch ein<br />

Ziel des neuen Verfahrens in <strong>der</strong> Reduzierung des<br />

Funksprechverkehrs liegt, muss diese Kommunikation<br />

über ein an<strong>der</strong>es Medium erfolgen als die<br />

Approach- bzw. Towerfrequenz. Die Lösung des<br />

Problems ist ADS-B. Dabei bezieht sich das nachfolgende<br />

Flugzeug auf die Position des Zielflugzeugs<br />

in <strong>der</strong> Vergangenheit, also auf die Position, die 90<br />

Sekunden zurückliegt. So liegen also immer Informationen<br />

des Ziels über 90 Sekunden vor und können<br />

entsprechend berücksichtigt werden, so dass das<br />

nachfolgende Luftfahrzeug rechtzeitig auf das Verhalten<br />

des vorausfliegenden reagieren kann. „Das<br />

hört sich erstmal so an, als ob man sich in die eigene<br />

Tasche lügt, aber es funktioniert äußerst solide und<br />

ist physikalisch schlüssig“, meint Thomas Pütz. Und<br />

er kommt zu dem Schluss, dass die auf Zeit basierte<br />

Staffelung sowohl für Piloten als auch für die<br />

Controller ein großer Vorteil ist, da nur ein Parameter<br />

kommuniziert wird. Bleibt noch die Frage, weshalb<br />

es für einen Controller ein Vorteil sein soll, einen<br />

- bis daher noch nicht angewendeten - Zeitparameter<br />

zu verwenden, wenn seine Staffelungskünste nach<br />

einem Entfernungsparameter gemessen werden.<br />

Funktional im Simulator, aber in <strong>der</strong> Realität?<br />

Das hier beschriebene Verfahren wurde inzwischen<br />

von Piloten von Lufthansa, LTU, Air France und Airbus<br />

getestet und für gut befunden. Dass diese Tests nicht<br />

an irgendeinem Flughafen und „live traffic“, son<strong>der</strong>n<br />

im Simulator durchgeführt wurden, versteht sich von<br />

selbst. Doch irgendwann müssen sich diese Verfahren<br />

in <strong>der</strong> Realität bewähren. Und diese unterscheidet<br />

sich oftmals sehr stark von <strong>der</strong> Wun<strong>der</strong>welt eines<br />

Simulators. Was bei schönem Wetter und optimalen<br />

Bedingungen funktioniert, das muss sich unter weniger<br />

optimalen Umständen erst noch als gut erweisen.<br />

Das beginnt bei den Cockpitcrews. Bekanntlich ereignen<br />

sich die meisten Unfälle im An- bzw. Abflugbereich.<br />

Das liegt ganz einfach daran, dass die Piloten<br />

dort am meisten gefor<strong>der</strong>t sind. Schließlich herrscht<br />

nicht immer eitel Sonnenschein mit Sichtwerten von<br />

mehr als zehn Kilometern, oftmals zerren und rütteln<br />

heftige „Crosswinds“ am Flieger und manchmal ist<br />

<strong>der</strong> Zustand <strong>der</strong> Piste auch nicht gerade optimal. Die<br />

Bremswerte sind schlecht und Schneereste o<strong>der</strong> stehendes<br />

Wasser lassen eine anspruchsvolle Landung<br />

erwarten. Auch bei einem CAT II/III - Anflug ist die<br />

Stimmung im Cockpit nicht gerade als entspannt zu<br />

bezeichnen. Und dann sollen die Piloten auch noch<br />

jene Aufgaben übernehmen, die eigentlich dem Controller<br />

obliegen? Man stelle sich vor, die Besatzung<br />

des in Leeds mit angezogener Parkbremse gelandeten<br />

A319 hätte auch noch selbst die Staffelung<br />

zu einem vorausfliegenden Luftfahrzeug einhalten<br />

müssen. Sie wäre, das darf man unterstellen, schlicht<br />

und einfach überfor<strong>der</strong>t gewesen. Eigentlich sollten<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2007/06<br />

30


Technik<br />

sich die Piloten darauf konzentrieren, ihr Flugzeug<br />

sicher auf den Boden zu bringen und nicht auch noch<br />

die Aufgaben <strong>der</strong> Controller zu übernehmen.<br />

Für die ergeben sich die bereits geschil<strong>der</strong>ten Probleme,<br />

wenn ein vorausfliegendes Luftfahrzeug zu<br />

sehr reduziert und das nachfolgende, leistungsstärkere<br />

nicht mithalten kann. „Laß bloß mal eine ATR<br />

im Anflug die Handbremse setzen, da hat <strong>der</strong> Airbus<br />

dahinter schon Schwierigkeiten“, meinte ein erfahrener<br />

Münchner Towercontroller. Der Mindeststaffelungswert<br />

ist dann schnell unterschritten und <strong>der</strong><br />

Controller kommt zu einer Staffelungsunterschreitung<br />

wie die Jungfrau zum Kind. Ganz abgesehen davon,<br />

dass hin und wie<strong>der</strong> die Besatzung dann mit <strong>der</strong><br />

„Stalling Speed“ zu kämpfen hat und den Anflug<br />

abbrechen muss, besteht die Gefahr, dass <strong>der</strong> Verkehr<br />

im Endteil und die Planung des Controllers ganz schön<br />

ins Schwimmen gerät. Nämlich dann, wenn irgendeine<br />

Besatzung früher als geplant ihre Geschwindigkeit<br />

reduziert, die Nachfolgenden dies dann auch tun müssen<br />

und die Anflugreihenfolge die Form einer Ziehharmonika<br />

annimmt. Und dass an den meisten deutschen<br />

Flughäfen die Controller hin und wie<strong>der</strong> gezwungen<br />

sind, zwischen zwei IFR-Anflügen einen VFR-Flieger<br />

„reinzupressen“ scheint sich beim EEC und bei <strong>der</strong> TU<br />

Berlin noch nicht herumgesprochen zu haben. Und<br />

dass eine Piste auch für Abflüge benutzt wird und die<br />

Towercontroller hin und wie<strong>der</strong> eine Geschwindigkeitsanweisung<br />

erteilen müssen, auch nicht.<br />

Dabei ist es eigentlich nichts Neues, die Staffelungsverpflichtung<br />

auf die Piloten zu übertragen. Die<br />

entsprechenden Vorschriften sind in <strong>der</strong> BA-FVK unter<br />

<strong>der</strong> Ziffer 440 nachzulesen. Aber dabei handelt es<br />

sich explizit um eine Delegierung <strong>der</strong> Staffelungsverpflichtung,<br />

bei welcher die Verantwortung dafür auf<br />

die Piloten übertragen wird. Bei dem von <strong>der</strong> TU Berlin<br />

vorgestellten Verfahren verhält es sich jedoch ein<br />

wenig an<strong>der</strong>s. Da behält <strong>der</strong> Lotse die Verantwortung.<br />

Was im Ernstfall darauf hinaus laufen könnte, dass<br />

er etwas zu verantworten hat, was ihm eigentlich gar<br />

nicht angelastet werden kann. Hier scheint sich ein<br />

weites Feld für diverse Rechtsanwaltsbüros aufzutun.<br />

Bekanntlich ist gut oftmals das Gegenteil von gut<br />

gemeint. Damit soll das Projekt ASAS ebenso wenig<br />

in Bausch und Bogen verdammt werden wie das<br />

Bemühen, Controller und Piloten bei ihrer Aufgabe<br />

zu entlasten und Frequenzbelastung zu reduzieren.<br />

Ob es jedoch mit einer Vermischung von Zuständigund<br />

Verantwortlichkeiten erreicht werden kann, ist<br />

fraglich. Deshalb müssen bei Controllern und Piloten<br />

jene Aufgaben verbleiben, für die sie verantwortlich<br />

sind. Für eine sichere und effiziente Verkehrsabwicklung<br />

und für eine ebenso sichere Flugdurchführung.<br />

Q Die Staffelung zum Vorausfliegenden muss<br />

nicht nur beim „Einfädeln“ stimmen, son<strong>der</strong>n<br />

auch wenn dieser die Schwelle überfliegt.<br />

Photo: Peter Ludl<br />

31 <strong>der</strong> flugleiter 2007/06


Incidents/Accidents<br />

und versucht zu erklären, weshalb die Besatzung die<br />

Anzeige PARK BRK auf dem ECAM (Electronic Aircraft<br />

Central Monitoring) nicht bemerkte. Darauf soll hier<br />

im Detail nicht eingegangen werden. Wesentlich interessanter<br />

ist die Frage, weshalb dem Kapitän dieser<br />

Arbeitsfehler unterlief und er anstatt die Klappen zu<br />

bedienen, die Parkbremse aktivierte.<br />

Da kamen nach Meinung des AAIB zwei Dinge zusammen.<br />

Da waren zunächst einmal die schlechten<br />

Erfahrungen, die <strong>der</strong> Kapitän bei <strong>der</strong> letzten Landung<br />

(mit einer Rückenwindkomponente) in Leeds gemacht<br />

hatte. So hatte er sich auf die Wettersituation,<br />

insbeson<strong>der</strong>e die laufend wechselnden Windverhältnisse,<br />

während des Anflugs so sehr konzentriert,<br />

dass er an<strong>der</strong>en Aufgaben zu wenig Aufmerksamkeit<br />

widmete. Dummerweise fiel die „Wind Reading“ des<br />

Controllers mit <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung des Ersten Offiziers<br />

nach FULL FLAP zusammen, so dass <strong>der</strong> Kapitän,<br />

während er die Meldung des Controllers bestätigte,<br />

den falschen Hebel erwischte. Und dabei offensichtlich<br />

auch nicht wahrnahm, dass <strong>der</strong> Griff <strong>der</strong><br />

Parkbremse ganz an<strong>der</strong>s gestaltet ist als jener für die<br />

Landeklappen. „In the later stages of the approach“,<br />

so die Schlussfolgerung des AAIB, „the comman<strong>der</strong><br />

inadvertently set the parking brake, instead of the<br />

flaps to FULL. He was probably focused on changing<br />

weather conditions, because of a previous difficult<br />

landing at LBA (IATA-Abkürzung für Leeds Bradford)<br />

as well as the numerous wind advisory calls from<br />

<strong>ATC</strong>, the last of which was coincident with the copilots´s<br />

initial request for full flaps.“<br />

Bleibt zum Schluss noch die interessante Frage, ob<br />

Towercontroller bei schwierigen Windverhältnissen<br />

besser darauf verzichten sollen, „Wind Readings“ an<br />

anfliegende Besatzungen zu übermitteln. Um diese<br />

ganz einfach nicht von wichtigen Dingen abzulenken.<br />

Das wäre ganz sicherlich die falsche Schlussfolgerung.<br />

Und vom AAIB wird dies auch gar nicht<br />

vorgeschlagen.<br />

WeFis<br />

Schon vergessen…? o<strong>der</strong> Aus dem Auge, aus dem Sinn!<br />

JJ 3054 und OG 269<br />

von<br />

Wilfried<br />

Hermes<br />

Die Unglücksserie in <strong>der</strong> brasilianischen Luftfahrt findet wohl<br />

kein Ende. Nach <strong>der</strong> Mid-Air Kollision zwischen einer Embraer<br />

Legacy 600 und einer B-737 (GOL 1907) am 29.09.2006<br />

über dem Bundesstaat Mato Grosso (schon vergessen?),<br />

folgt am 17.Juli dieses Jahres ein weiterer tragischer Unfall<br />

auf dem Congonhas City-Airport von Sao Paulo.<br />

TAM-Linhas-Aereas-Flug 3054 (JJ 3054), ein Airbus<br />

A320 (PR-MBK), verunglückt um 18:50 Ortszeit bei<br />

<strong>der</strong> Landung auf dem Flughafen Sao Paulo-Congonhas.<br />

Alle 181 Passagiere sowie 6 Besatzungsmitglie<strong>der</strong><br />

kommen dabei ums Leben, weitere 13<br />

Personen sterben an <strong>der</strong> Unglücksstelle (plus 14<br />

Verletzte). Der Airbus bricht während <strong>der</strong><br />

Landung unkontrolliert im letzten Drittel<br />

<strong>der</strong> Piste nach links aus, rutscht über die<br />

an den Flughafen grenzende, etwa 15<br />

Meter tiefer liegende Avenida Washington<br />

Luis, kracht anschliessend in eine Tankstelle<br />

und ein Luftfrachtgebäude <strong>der</strong> TAM und<br />

explodiert. Es ist bis dahin <strong>der</strong> folgenschwerste Flugunfall<br />

in Brasilien. Der Airbus wurde im März 1998<br />

von TACA in Dienst gestellt und gehört seit Dezember<br />

2006 zur TAM-Flotte. Die 1961 gegründete TAM ist<br />

auf grossem Expansionskurs und mit einem Marktanteil<br />

von über 50% und ca. 10.500 Beschäftigten die<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2007/06<br />

40


Accidents<br />

grösste Fluggesellschaft Brasiliens. Alle Nachbarlän<strong>der</strong><br />

Brasiliens, die <strong>USA</strong>, Grossbritannien, Frankreich<br />

und Italien werden von <strong>der</strong> Airline angeflogen.<br />

Photos: Wikipedia<br />

JJ 3054 startet um 17:16 LCL in Porto Alegre und<br />

weist, laut bestätigten Angaben, bereits Tage vor<br />

dem Unfall, Probleme mit <strong>der</strong> Schubumkehr auf, weshalb<br />

diese auch für das rechte Triebwerk deaktiviert<br />

wird. Flugkapitän Henrique Stephanini di Sacco kann<br />

auf 14.400 Flugstunden zurückgreifen und steht seit<br />

November 2006 im Dienste <strong>der</strong> TAM. Sein CO-Pilot<br />

Kleyber Lima notiert 14.700 Flugstunden und ist seit<br />

November 1987 bei TAM beschäftigt. Schon am Tag<br />

nach dem Absturz bergen die Rettungsmannschaften<br />

den Flugdatenschreiber <strong>der</strong> Maschine. Gemäss<br />

ersten Auswertungen hat <strong>der</strong> Pilot 11 Sekunden nach<br />

dem Aufsetzen versucht, die Maschine manuell abzubremsen,<br />

um den Airbus auf <strong>der</strong> Piste zu halten. Auf<br />

Grund des asymetrischen Schubes <strong>der</strong> Triebwerke<br />

zieht das Flugzeug jedoch stark nach links und bricht<br />

letztendlich mit ca. 180 km/h schräg von <strong>der</strong> Piste<br />

aus. Ob nun die funktionsuntüchtige Schubumkehr<br />

eines Triebwerkes, eventuell nicht ausgefahrene<br />

Störklappen o<strong>der</strong> defekte Elektronik, verbunden<br />

mit mangelhaftem Crew-Management während des<br />

Anfluges letztendlich den Unfall herbeiführten, wird<br />

wohl frühestens nach Ende <strong>der</strong> laufenden Untersuchung<br />

bekannt gegeben werden. Auf ähnliche Unfallursachen<br />

wird auch <strong>der</strong> Crash eines Airbus A 310 <strong>der</strong><br />

S7-Airlines am 6. Juli 2006 in Irkutsk zurückgeführt,<br />

dabei starben 124 Personen.<br />

Der Congonhas-City Airport von Sao Paulo gilt unter<br />

Experten seit Jahren als ein grosses Sicherheitsproblem,<br />

auf das bereits vor dem TAM-Unglück mehrfach<br />

hingewiesen wurde. Der hochfrequentierte Flughafen<br />

liegt in einem dicht besiedelten Wohngebiet, man kann<br />

den Anflug über die Hochhäuser fast mit dem berühmt<br />

berüchtigten Anflug auf den alten Flughafen von Hongkong<br />

vergleichen. Die beiden Pisten sind relativ kurz<br />

– 1.920 Meter die Hauptpiste und 1.435 Meter die Parallelpiste.<br />

Am nordwestlichen Ende bei<strong>der</strong> Bahnen gibt<br />

es so gut wie keine Sicherheitszonen. Hier enden die<br />

Pisten direkt vor einem etwa 15 Meter tiefen Abhang<br />

mit ca. 30° Gefälle. Danach folgt eine acht- bzw. sechsspurige<br />

Hauptverkehrsstrasse, die Avenida Washington<br />

Luis, die mit Gebäuden aller Art gesäumt ist.<br />

Schon des öfteren hatten sich Piloten darüber<br />

beklagt, dass stehendes Wasser auf den Pisten die<br />

Bremsfähigkeiten stark einschränke und dementsprechend<br />

für die Flugzeuge eine hohe Aquaplaning-<br />

Gefahr bestehe. Bereits im letzten Jahr rutschte eine<br />

B 737 <strong>der</strong> brasilianischen Fluggesellschaft BRA über<br />

das Pistenende hinaus, kam jedoch noch knapp vor<br />

dem Abhang zum stehen.<br />

Im Februar 2007 entschied ein Richter des brasilianischen<br />

Bundesgerichtes, dass die Flugzeugtypen<br />

Fokker 100 und Boeing B 737-700/800 den Flughafen<br />

nicht mehr anfliegen dürften. Der Airbus A 320 war<br />

nicht unter den verbannten Fluggeräten, obwohl er<br />

schwerer ist als die Fokker 100 und die B 737-700.<br />

Weiterhin hatte <strong>der</strong> Richter entschieden, dass die<br />

Hauptpiste um 388 Meter verlängert werden müsse,<br />

um von den genannten Flugzeugtypen sicher benutzt<br />

werden können. Damals hatte sich die Gesellschaft<br />

TAM gegen diese Gerichtsentscheidung gewandt,<br />

worauf die Flughafengesellschaft Infraero Einspruch<br />

einlegte und am folgenden Tag bereits einen Aufhebung<br />

des Entscheids erwirkte. Das Berufungsgericht<br />

begründete die Einstellung damit, dass die wirtschaftlichen<br />

Folgen zu schwerwiegend seien und die<br />

Sicherheitsbefürchtungen eine solche Massnahme<br />

nicht rechtfertigten. In einem Fernsehinterview warf<br />

41 <strong>der</strong> flugleiter 2007/06


Accidents<br />

* Zum Thema „Landen“<br />

siehe auch unseren<br />

Beitrag auf Seite 37.<br />

<strong>der</strong> brasilianische Luftfahrtconsultant Gianfranco<br />

Beting dem Flughafenbetreiber daraufhin vor, dass<br />

hier dem öffentlichen Druck zu schnell nachgegeben<br />

wurde – „Das war eine Katastrophe auf Abruf“ – und<br />

er hatte Recht!<br />

Aber wie ich es vermutet hatte - auch dieses tragische<br />

Ereignis war sehr schnell wie<strong>der</strong> aus dem Medienalltag<br />

verschwunden, <strong>der</strong> Unglücksort lag ja im fernen<br />

Südamerika und unter den Toten wurden ja zum Glück<br />

auch keine deutschen Landsleute vermeldet.<br />

Dieses sollte jedoch knapp zwei Monate später, bei<br />

einem weiteren Flugzeugunglück unter ähnlichen<br />

Wetterbedingungen, ganz an<strong>der</strong>s aussehen……..<br />

One-Two-Go Flug OG 269<br />

Bei einem Flugzeugabsturz auf <strong>der</strong> thailändischen<br />

Ferieninsel Phuket kamen 91 Menschen ums Leben,<br />

darunter ein Deutscher. Vier weitere Landsleute wurden<br />

bei dem Unglück am Sonntag, den 16. September<br />

2007, verletzt. (Welt-Online).<br />

Der Medienrummel war natürlich sofort entsprechend<br />

gross. In fast je<strong>der</strong> europäischen Zeitung und im Internet<br />

erschienen ausführliche Berichte aus dem Ferienparadies<br />

Phuket, kamen von den 123 Passagieren doch 78<br />

aus dem Ausland, unter ihnen Touristen aus Deutschland,<br />

Frankreich, Israel, Grossbritannien und Australien.<br />

Die Maschine, eine McDonnell Douglas MD-82, Erstflug<br />

am 17.11.1983, wurde zunächst am 20 Dezember<br />

1983 an Trans World Airlines ausgeliefert und später<br />

am 02. Dezember 2001, nach <strong>der</strong> Übernahme, von<br />

American Airlines eingesetzt (Kennung N912TW). Ab<br />

April 2006 war die Maschine abgestellt und ging am<br />

21. März 2007 in die Flotte <strong>der</strong> Billigfluglinie One-<br />

Two-Go Airlines (Registration HS-OMG) über.<br />

One-Two-Go Flug OG 269 war in Bangkok-Don<br />

Muang-International Airport (DMK/VTBD) mit 123<br />

Passagieren plus 7 Crew gegen 14:30 Uhr Ortszeit<br />

gestartet, auf dem Weg zu ihrem Ferienziel Phuket<br />

International Airport (HKT/VTSP). Nach einem knapp<br />

90-minütigen Flug setzte die MD-82 gegen 16:00<br />

Ortszeit in Phuket auf, geriet dann ausser Kontrolle<br />

und rutschte seitlich von <strong>der</strong> Piste. Dann raste sie in<br />

eine Baumgruppe, zerbrach in zwei Teile und bohrte<br />

sich mit <strong>der</strong> Flugzeugnase in einen Erdwall. Danach<br />

ging sie in Flammen auf.<br />

Ein Grossteil <strong>der</strong> Passagiere im hinteren Teil <strong>der</strong><br />

Maschine stemmten eigenständig die Türen auf und<br />

versuchten ins Freie zu gelangen. Fast alle <strong>der</strong> 41<br />

Überlebenden entkamen so dem Desaster.<br />

Das Flugzeug brach nach dem Crash total auseinan<strong>der</strong>.<br />

Die Wrackteile lagen im Umkreis von mehreren<br />

hun<strong>der</strong>t Metern verteilt, <strong>der</strong> Flughafen wurde sofort<br />

geschlossen. Die beiden Flugschreiber konnte man<br />

relativ schnell am nächsten Tag bergen und zur<br />

Auswertung in die <strong>USA</strong> senden. Es war <strong>der</strong> folgenschwerste<br />

Flugunfall in Thailand seit 1998, als <strong>der</strong><br />

Thai-Airways Flug 261 in ein Reisfeld stürzte. Die<br />

deutsche Botschaft richtete sofort einen Krisenstab<br />

in Bangkok ein, <strong>der</strong> in ständigem Kontakt mit den<br />

zuständigen Stellen und Behörden stand.<br />

Die offiziellen Wetterdaten zum Zeitpunkt <strong>der</strong><br />

Landung: Wind 270/12 KT, Sicht 1000 Meter, Regen,<br />

Wolken BKN 110, Temperatur 24/23, QNH 1006.<br />

Der Generaldirektor <strong>der</strong> thailändischen Luftverkehrsbehörde<br />

berichtete von einem schweren Unwetter<br />

mit starken Regenfällen und heftigen Windböen zum<br />

Zeitpunkt des Unfalles. Seinen Aussagen zu Folge<br />

versuchte <strong>der</strong> Pilot noch durchzustarten. Das Flugzeug<br />

geriet jedoch ausser Kontrolle und stürzte ab. Der<br />

56-jährige Pilot Areef Mulyadi hatte 1980 als Offizier<br />

seinen Dienst in <strong>der</strong> indonesischen Armee quittiert<br />

und danach für zwei inzwischen in Konkurs gegangene<br />

indonesische Fluggesellschaften gearbeitet, bevor er<br />

von One-Two-Go eingestellt wurde. Vor <strong>der</strong> Landung in<br />

Phuket war er vom Tower-Lotsen mehrfach vor schwierigen<br />

Windverhältnissen gewarnt worden, entschloss<br />

sich aber trotzdem zur Landung.<br />

187 Tote in Brasilien, 91 Tote in Thailand – zwei Flugzeugunfälle<br />

in relativ kurzer Zeit unter annormalen<br />

Wetterbedingungen. Scheinbar lautet bei bestimmten<br />

Fluggesellschaften grundsätzlich das Motto:<br />

Landen um jeden Preis!*<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2007/06<br />

42


IF<strong>ATC</strong>A<br />

24. IF<strong>ATC</strong>A European Regional Meeting<br />

Quo vadis <strong>ATC</strong> – Europa in Bewegung<br />

Das 24. IF<strong>ATC</strong>A ERM fand in diesem Jahr vom 26.-28.Oktober<br />

in Prag statt, und mit 203 registrierten Teilnehmern aus 37<br />

Staaten, incl. drei Stimmübertragungen, war es eines <strong>der</strong><br />

größten Treffen in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> IF<strong>ATC</strong>A.<br />

Es ist ganz sicher <strong>der</strong> straffen Organisation und<br />

rücksichtsvollen Diskussionsführung des Executive<br />

Vice President Europe, Herrn Patrik Peters, MUAC, zu<br />

verdanken, dass sämtliche Themen wie geplant besprochen<br />

werden konnten. Die Fülle machte es zwar<br />

schwer, den sehr engen Zeitrahmen einzuhalten,<br />

doch dank disziplinierter Gesprächsleitung gelang<br />

dies Patrik Peters insgesamt sehr gut.<br />

Die Konferenz begann am Freitag, den 26.10. mit<br />

einem Workshop, <strong>der</strong> unter dem Motto „Quo Vadis<br />

<strong>ATC</strong>?“ stand. Hochrangige Vertreter <strong>der</strong> gesamten<br />

Luftfahrtbranche waren zu Gast und berichteten den<br />

ca.100 Anwesenden von ihrer Sicht <strong>der</strong><br />

zukünftigen Entwicklungen in <strong>der</strong> <strong>Flugsicherung</strong>swelt.<br />

Große Einigkeit herrschte<br />

unter allen beteiligten Rednern über die<br />

zunehmende Notwendigkeit weiterer ATM<br />

Automatisierung, um die vorhergesagte Verkehrssteigerung<br />

von bis zu 200% in den nächsten 15 Jahren<br />

beherrschen zu können. Schlagworte wie „4D-trajectory<br />

management, SWIM, ATM Masterplan, D3 Completion,<br />

HMI, business trajectories, multilayered operator<br />

o<strong>der</strong> SESAR“ seien hier nur stellvertretend genannt.<br />

Die prominentesten Redner kamen von <strong>der</strong> EASA, <strong>der</strong><br />

Europäischen Kommission, von Airbus, Thales, vom<br />

SESAR Konsortium sowie von Eurocontrol. Schlüsselbegriff<br />

all dieser Entwicklungen wird „CDM“ sein,<br />

Collaborative Decision Making“ – nur mit sehr enger<br />

Zusammenarbeit und Informationsaustausch wird<br />

man die zukünftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen gemeinsam<br />

meistern können, darüber waren sich alle einig.<br />

Sehr kritisch wurde diskutiert und hinterfragt, wie<br />

wohl „responsibility sharing“ umgesetzt werden<br />

kann, was z.B. bei „self-separation“ bzw. „delegation<br />

of separation to the cockpit“ von Airbus ins Spiel gebracht<br />

wurde. Dies ist nach Ansicht <strong>der</strong> Delegierten<br />

nicht möglich, da die Verantwortung letztlich nur ein<br />

Partner tragen kann – es geht also eher um eine neue<br />

„role definition“ aller beteiligter Parteien. Interessant<br />

ist auch noch anzumerken, dass die EC beschlossen<br />

hat, keine weiteren R&D-Projekte jenseits des Jahres<br />

2025 außerhalb von SESAR zu finanzieren. Die Gesamtkosten<br />

von SESAR belaufen sich <strong>der</strong>zeit auf 20<br />

Milliarden Euro. Wie ein finanzielles Debakel, wie es<br />

bei Galileo eingetreten ist, vermieden werden kann,<br />

blieb lei<strong>der</strong> unbeantwortet, da <strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong> EC<br />

bereits vorzeitig die Konferenz verlassen musste.<br />

Weitere Informationen zu den o. g. Themen können<br />

u. a. unter www.easa.europa.eu sowie unter<br />

www.sesar-consortium.aero bezogen werden.<br />

von<br />

Jens Lehmann<br />

51 <strong>der</strong> flugleiter 2007/06


IF<strong>ATC</strong>A<br />

Im Anschluss an diesen sehr interessanten Workshop,<br />

fand noch ein weitere Arbeitsgruppe zum Thema<br />

„SES“, Single European Sky, statt. Festzustellen ist,<br />

dass sich SES inzwischen auf 37 Staaten Europas mit<br />

mehr als 500 Millionen Bürgern erstreckt. Allerdings<br />

muss nach wie vor kritisiert werden, dass es sich bei<br />

den momentanen FAB-Initiativen immer noch weniger<br />

um „functional“ airspace blocks als vielmehr um<br />

„economical“ airspace blocks zu handeln scheint. Ein<br />

weiteres Thema war auch, dass bis zum Jahre 2011 die<br />

gesamte Regulativgewalt <strong>der</strong> EU auf die EASA (European<br />

Aviation Safety Agency) übergehen wird. Für die<br />

IF<strong>ATC</strong>A wird dies bedeuten, sämtliche Lobbying-Anstrengungen<br />

auf die EASA zu konzentrieren.<br />

In diesem Zusammenhang wurde auch die hervorragende<br />

Arbeit von Wilfried „Willi“ Wörz aus Karlsruhe<br />

hervorgehoben, <strong>der</strong> schon seit einigen Jahren die <strong>GdF</strong><br />

bei <strong>der</strong> JATMWG bzw. beim Social Dialogue glänzend<br />

vertritt. Ihm gilt auch mein ganz beson<strong>der</strong>er Dank für<br />

die große Unterstützung, die wir als FSBD-Vorstand<br />

immer wie<strong>der</strong> verlässlich erfahren haben. Wichtig<br />

bleibt noch zu erwähnen, dass sich die IF<strong>ATC</strong>A nach<br />

zahlreichen, nicht überwindbaren Problemen mit <strong>der</strong><br />

ETF, <strong>der</strong> European Transporters Fe<strong>der</strong>ation, aus dem<br />

gegenseitigen Memorandum of Un<strong>der</strong>standing zurückgezogen<br />

und die Zusammenarbeit somit beendet<br />

hat. IF<strong>ATC</strong>A versucht nun, über <strong>ATC</strong>EUC, in <strong>der</strong> auch<br />

die <strong>GdF</strong> sehr aktiv ist, einen erneuten Sitz im Social<br />

Dialogue zu bekommen.<br />

Als dann am Samstag das ERM erst so richtig begann,<br />

ging es nach den obligatorischen Eröffnungsreden<br />

diverser VIPs, sofort ins „Eingemachte“: mehrere<br />

Vorträge Eurocontrols u.a. zu FASTI (First <strong>ATC</strong> Support<br />

Tools Implementation), MONA (Monitoring Aids),<br />

SYSCO (System Supported Coordination) bildeten<br />

den Auftakt zu einer ganzen Reihe hochgradiger und<br />

sehr interessanter Vorträge. Darüber hinaus wurde die<br />

neue Datenbank Eurocontrols „Skybrary“ vorgestellt,<br />

die eine Art Luftverkehrsenzyklopädie, ein Wissensportal<br />

bzw. ein ATM-Netzwerk zu allen möglichen<br />

Themen sein wird. Diese Skybrary wird als Prototyp in<br />

Kürze auf <strong>der</strong> Eurocon trol Website zur Verfügung<br />

stehen. Eine Vor- stellung des aktuellen<br />

Sachstands des MO- SAIC-Projekts sowie ein<br />

Update zur „8,33kHz Implementation below<br />

FL195“ und zu ELPAC (ein Beispieltest kann nun unter<br />

www.elpacsample.info durchgeführt werden) bildeten<br />

weitere highlights dieses langen Tages.<br />

Wie immer war <strong>der</strong> Sonntag <strong>der</strong> „Closed Session“<br />

vorbehalten, d.h. nur die Mitgliedsverbände sind im<br />

Plenum zugelassen, es sei denn, Beobachter, wie z.B.<br />

Eurocontrol, werden speziell durch das Plenum nach<br />

Abstimmung explizit zugelassen. Im Rahmen dieser<br />

Closed Session werden die Reports <strong>der</strong> 44 Member<br />

Associates (=Jahresberichte) vorgestellt und im Detail<br />

besprochen. Dabei geht es vor allem um die technische<br />

Ausstattung, berufliche und soziale Angelegenheiten<br />

sowie Positives und Negatives im Allgemeinen.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es in Europa<br />

ein nach wie vor immer ernster werdendes Problem<br />

<strong>der</strong> chronischen Personalknappheit bei <strong>ATC</strong>Os gibt,<br />

was wie<strong>der</strong>um eine Vielzahl weiterer Probleme<br />

mit sich bringt – Überstunden, Krankheitsquoten,<br />

Steuerungsmaßnahmen, mangelhaftes Training etc.<br />

Auch wurde ein weit verbreitetes Missverhältnis von<br />

<strong>ATC</strong>Os zu Admin-Personal festgestellt, das sich bis zu<br />

1:7(!!) in Litauen darstellt. Sehr interessant war auch<br />

eine Nachbetrachtung des „Überlingen-Urteils“, im<br />

Rahmen dessen <strong>der</strong> Richter folgende Sätze erläuterte:<br />

„SSO does not coincide with safe operation“, „<strong>ATC</strong>Os<br />

can’t be expected to choose always the right decision“<br />

und „Safety must not be measured to standard<br />

operation but to emergency“. Weiterhin bildete eine<br />

intensive Diskussion über sehr unterschiedliche Pensionsschemata<br />

sowie „Loss of Licence“ den Abschluss<br />

des Tages, <strong>der</strong> mit mehr als 1 Stunde Verspätung auf<br />

Grund intensiver Diskussionen zu Ende ging.<br />

Mit diesen Diskussionen endete ein sehr arbeitsintensives<br />

und interessantes European Regional Meeting.<br />

Patrik Peters hatte mit sehr viel persönlichem Einsatz<br />

die Konferenz hervorragend geleitet und je<strong>der</strong> Zeit<br />

alles im Griff. Viel Dank gebührt auch dem tschechischen<br />

Organisationskommittee,<br />

das mit nur fünf<br />

Kollegen ständig aktiv,<br />

fast allgegenwärtig und<br />

bei allen Nachfragen<br />

sehr schnell mit Hilfe<br />

präsent war. Der Ort<br />

und Zeitpunkt des<br />

nächsten IF<strong>ATC</strong>A<br />

ERM ist durch die<br />

Absage Wiens auf<br />

Grund fehlen<strong>der</strong><br />

Sponsoren noch<br />

nicht bekannt.<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2007/06<br />

52


<strong>ATC</strong> Inernational<br />

Schimmelpilze im Center<br />

Q Außen hui und Innen Pfui – Atlanta ARTCC<br />

Ein undichtes Dach, Stockflecken an Wänden und Decken und<br />

Controller, die bei Regenwetter Wassereimer neben ihren<br />

Arbeitsplätzen aufstellen und hin und wie<strong>der</strong> auch mit einem<br />

aufgespannten Regenschirm arbeiten:<br />

Das kann man sich bestenfalls bei Kontrollzentralen in<br />

Nigeria, Somalia o<strong>der</strong> sonstigen wenig entwickelten<br />

Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Welt vorstellen. In Län<strong>der</strong>n, in denen sich<br />

die Mächtigen aus Politik und Wirtschaft die Steuergel<strong>der</strong><br />

in die eigene Tasche stecken, wo die Infrastruktur<br />

sich in einem desolaten Zustand befindet und die<br />

Korruption endemisch ist. Nicht vorstellen kann man<br />

sich, dass <strong>der</strong>artige Zustände in den entwickelten<br />

Län<strong>der</strong>n Europas o<strong>der</strong> Nordamerikas zu finden sind.<br />

Doch die Rede ist nicht von einem Center in einem<br />

exotischen und unterentwickelten Land, son<strong>der</strong>n von<br />

einem in den <strong>USA</strong>. Jenes Land, das sich von Gott erwählt<br />

sieht und <strong>der</strong> Meinung ist, es betreibe die beste<br />

<strong>Flugsicherung</strong>sorganisation <strong>der</strong> Welt. Die Sprache ist<br />

vom Atlanta Air Route Traffic Control Center (ARTCC).<br />

Dass das Dach des Gebäudes etwas undicht ist, war<br />

den Controllern und <strong>der</strong> FAA schon seit längerem bekannt.<br />

Doch anstatt dieses zu reparieren, beschränkte<br />

sich die US Luftfahrtbehörde damit, Abflussrinnen<br />

auf dem Dach anzubringen. Viel geholfen hat dies<br />

nicht. Das Wasser fand (und findet noch heute) seinen<br />

Weg in den Kontrollraum. Die Controller stellten dann<br />

einige Wassereimer auf und wenn <strong>der</strong> Regen zu stark<br />

war, spannten sie auch schon mal ihre Regenschirme<br />

an ihren Arbeitsplätzen auf. Allerdings litt auch ihre<br />

Gesundheit unter den wenig optimalen Zuständen.<br />

Mehr als die Hälfte <strong>der</strong> 300 Controller leidet seit längerem<br />

unter Kopfschmerzen und unter Entzündungen<br />

<strong>der</strong> Nasennebenhöhle. Der Grund für diese Erkrankungen<br />

wurde mittlerweile gefunden - Schimmel<br />

und ein Pilz, <strong>der</strong> auf den Namen Scopulariopsis hört,<br />

hatten sich unter dem Boden, an <strong>der</strong> Decke und in den<br />

Luftschächten eingenistet. Scopulariopsis wächst und<br />

gedeiht in einem feuchten Klima ganz beson<strong>der</strong>s und<br />

die Verhältnisse im Atlanta ARTCC waren für ihn wohl<br />

optimal. Wobei er für die Weiterverbreitung seiner<br />

Sporen offensichtlich die Unterstützung durch die<br />

Klimaanlage gerne in Anspruch nahm.<br />

Die FAA nahm das Problem und die Beschwerden <strong>der</strong><br />

Controller nicht beson<strong>der</strong>s ernst. Anstatt die unhaltbaren<br />

Zustände zu beseitigen, verschickte sie lieber<br />

Abmahnungen an die Controller, wenn diese mal<br />

wie<strong>der</strong> wegen ihres Gesundheitszustandes zuhause<br />

blieben. „The FAA ignored the warnings and pleas<br />

of the workforce and issued sick leave abuse letters<br />

instead“, meinte Victor Santone, Southern Regional<br />

Vice President <strong>der</strong> N<strong>ATC</strong>A.<br />

Irgendwann waren diese Umstände<br />

den Controllern leid und sie wandten<br />

sich an den Abgeordneten Lynn<br />

Westmoreland. Dieser lud im Januar<br />

die Controller und den bei <strong>der</strong><br />

FAA/ATO zuständigen Direktor „En<br />

Route and Oceanic Services“, Rick<br />

Day, zu einem Gespräch. Allerdings<br />

hatte dieses Gespräch nicht viel bewirkt,<br />

so dass das Problem am 24.<br />

Juli vor dem „Transportation and<br />

Infrastructure Committee“ zur Sprache<br />

kam. Geschehen ist seitdem<br />

nicht viel. Aus Kostengründen, wie<br />

die Controller vermuten. Allerdings<br />

hat die FAA erklärt, dass sie die<br />

Gesundheit ihrer Angestellten ernst<br />

nehme und an einem langfristigen<br />

Sanierungsplan arbeite.<br />

Nun haben die Kongressmitglie<strong>der</strong><br />

des Bundesstaates Georgia (zwei<br />

Senatoren und 13 Mitglie<strong>der</strong> des<br />

Repräsentantenhauses) in einem<br />

Brief an die Verkehrsministerin<br />

Mary E. Peters die unhaltbaren<br />

Zustände im Atlanta ARTCC geschil<strong>der</strong>t<br />

und gefor<strong>der</strong>t, Abhilfe zu<br />

schaffen. Ob´s was hilft?<br />

Bleibt noch folgendes nachzutragen:<br />

Eine Vertragsfirma (Peach Tree Mechanical),<br />

<strong>der</strong>en Aufgabe darin bestand,<br />

die Kanäle und Leitungen<br />

<strong>der</strong> Klimaanlage zu reinigen, hat<br />

ihre Arbeiten wegen <strong>der</strong> durch die<br />

Schimmelpilze hervorgerufenen<br />

Gesundheitsgefährdungen erst<br />

einmal eingestellt. „We take<br />

this a very serious issue and<br />

concern, and must act to<br />

protect the well being and<br />

safety of our work force,<br />

subcontractors, and vendors<br />

until further directed<br />

by the FAA that we are<br />

clear of that issue“,<br />

teilte Peach Tree Mechanical<br />

<strong>der</strong> FAA mit.<br />

WeFis<br />

Photo: Internet<br />

Photos: N<strong>ATC</strong>A<br />

63 <strong>der</strong> flugleiter 2007/06


<strong>ATC</strong> International<br />

Oshkosh reloaded<br />

von<br />

Lutz Pritschow<br />

und Uwe Perrey<br />

Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, wir waren gerade<br />

im Center in Leesburg. Also am nächsten Tag rein ins Auto<br />

und ab Richtung Washington National. Haben wir auch auf<br />

Anhieb gefunden. Das war nicht immer <strong>der</strong> Fall während<br />

unserer Zeit in Washington.<br />

Wir durften vorher noch kurz im Cockpit guten Tag<br />

sagen, haben auch unsere eigne Wettervorhersage<br />

bekommen und durften es uns dann in <strong>der</strong> Business-<br />

Class bequem machen . Da war doch United wie<strong>der</strong><br />

großzügig. Der Flug, bei strahlend blauem Himmel<br />

dauerte gerade ein kurzes Frühstück lang und schon<br />

befanden wir uns im Anflug auf O´Hare. Bei United<br />

kann man auch auf Kanal 9 den Flugfunk mithören,<br />

was für uns natürlich sehr interessant war.<br />

Das Auto abgeholt und Abfahrt nach Oshkosh. Ca.<br />

dreieinhalb Stunden (mit kleinem Umweg) und schon<br />

waren wir da. Das „ Check-In“ genau wie beim letzten<br />

mal und auch die Zimmer hatten sich nicht verän<strong>der</strong>t.<br />

Erst auspacken und dann ab zum wichtigen Teil -<br />

essen und ein Besuch in „ Kelly´s Bar“. Am<br />

nächsten Morgen wie<strong>der</strong> das kleine Frühstück<br />

für Genießer und dann raus zum Bus<br />

und ab nach Wittmann Field, wie <strong>der</strong> Name<br />

des Flugplatzes von Oshkosh eigentlich<br />

lautet. Auch nennt sich das Ganze heute<br />

nicht mehr „Oshkosh“ son<strong>der</strong>n „AirVenture“. Der erste<br />

Eindruck war, dass sich nicht allzu viel verän<strong>der</strong>t<br />

hatte. Immer noch die gleiche Menge an Fliegern und<br />

die gleiche Atmosphäre.<br />

Ich hatte mir vorgenommen mich - so weit möglich<br />

- ein bisschen mit den <strong>Flugsicherung</strong>sverfahren auseinan<strong>der</strong><br />

zu setzten, wenn ich einen entsprechenden<br />

Ansprechpartner finden würde. Somit machten wir<br />

uns dann, nachdem wir uns erstmal die Flugzeuge<br />

ein wenig angeschaut hatten, auf den Weg zum<br />

Tower. Dort stießen wir auf Art Hilmer, <strong>der</strong> zufälligerweise<br />

auch für „Quality Assurance / Procedures“<br />

verantwortlich war. Dadurch, dass wir schon unsere<br />

Sicherheitsüberprüfung hinter uns hatten, erlaubte<br />

man uns auch ohne Probleme den Zutritt zum Tower.<br />

Nachdem ich Art erklärt hatte, dass ich mich beson<strong>der</strong>s<br />

für die örtlichen Verfahren interessiere, war<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2007/06<br />

64


er so nett mir ein „ Procedures manual“ sowie ein<br />

NOTAM für Oshkosh mitzugeben. Dann hatten wir<br />

die Möglichkeit uns im Tower umzusesehen , was<br />

aber lei<strong>der</strong> nur von kurzer Dauer war, da die dortigen<br />

Kollegen doch sehr viel zu tun hatten. An <strong>der</strong> Tür des<br />

Towers befand sich ein Schild, das die Flugbewegungen<br />

für den diesjährigen „Air Venture“ auflistete.<br />

Danach waren es bis dato 14.250 (in Worten vierzehntausenzweihun<strong>der</strong>fünfzig)<br />

- Wahnsinn.<br />

Die in Oshkosh während des „Air Venture“ eingesetzten<br />

Lotsen kommen alle aus <strong>der</strong> Region Mitte (neue<br />

FAA Einteilungen in Regionen - kommt das jemandem<br />

bekannt vor?). Das ist ein Streifen, <strong>der</strong> sich mitten<br />

durch die <strong>USA</strong> zieht von Green Bay bis El Paso. Ich<br />

habe also Lotsen aus Texas, Kentucky, Wisconsin,<br />

Michigan und North Dakota kennengelernt. Es gibt<br />

vier Stufen in denen sich die Lotsen bewegen:<br />

• TL - Team Lea<strong>der</strong><br />

• V – Veteran<br />

• L – Limited<br />

• R – Rookie<br />

Die Arbeit in Oshkosh ist eine freiwillige Leistung,<br />

für die die Lotsen, die dort arbeiten wollen, einen<br />

entsprechenden Antrag stellen müssen. Nur Lotsen<br />

mit Tower/Approach Berechtigung werden akzeptiert.<br />

Wird <strong>der</strong> Antrag angenommen, beginnt <strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />

die Lotse/in als „ Rookie“ (Trainee). Altersgrenzen<br />

scheint es dabei nicht zu geben, einer <strong>der</strong> Rookies<br />

(aus Houston) war immerhin schon 48 Jahre alt.<br />

Im nächsten Jahr, so weit wie<strong>der</strong> eine Einladung<br />

erfolgt, wird „Rookie“ dann zum „Limited“ beför<strong>der</strong>t.<br />

Im dritten Jahr dann zum „Veteran“. Danach darf<br />

man noch weitere vier Jahre dort arbeiten und in<br />

dieser Zeit noch zum „Team Lea<strong>der</strong>“ aufsteigen.<br />

Nach sieben Jahren ist Schluss und die Nächsten sind<br />

dran. Wenn sich denn Leute finden lassen. Dadurch,<br />

dass die Lotsen im Moment mit <strong>der</strong> FAA richtig Stress<br />

haben, finden sich immer weniger für solche Son<strong>der</strong>aufgaben.<br />

Einer von ihnen war schon zum 21sten<br />

mal in Oshkosh! Irgendwie bekannt, o<strong>der</strong>? Trotzdem<br />

scheint es genug zu geben, die hier her wollen.<br />

Weil´s Spaß macht.<br />

Nachdem nun feststeht, wer nach Oshkosh geht,<br />

werden Teams gebildet. Es sind immer vier Controller<br />

in einem Team, ein Team Lea<strong>der</strong> und drei Lotsen,<br />

manchmal ist noch ein Rookie dabei. Alle Teams treffen<br />

sich vor Beginn <strong>der</strong> Show zu einem Briefing, das<br />

einen ganzen Tag dauert. Alle Controller erhalten bereits<br />

im Voraus eine Kopie des „ Operations Manual“,<br />

und es wird verlangt, dass sich je<strong>der</strong> bis zum Beginn<br />

<strong>der</strong> Veranstaltung damit vertraut macht.<br />

Im Tower gibt es zwei Positionen - NLC ( North local<br />

control ) und SLC ( South local control ). Jede Position<br />

wird mit einem Team, sprich vier Lotsen, besetzt,<br />

von denen aber nur einer funkt (Communicator), die<br />

Restlichen sind so genannte „Spotter“.<br />

65 <strong>der</strong> flugleiter 2007/06


<strong>ATC</strong> International<br />

Es befinden sich also acht Lotsen, ein<br />

Ground Controller, ein Supervisor<br />

und noch <strong>der</strong> ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Zuschauer<br />

im Tower. Es geht also<br />

ganz schön eng zu, und so ist es<br />

auch nicht ganz einfach, noch<br />

zusätzliche „Schaulustige“<br />

wie uns unterzubringen - vom<br />

Störfaktor ganz zu schweigen.<br />

Somit war unserer erster Besuch<br />

nur von kurzer Dauer.<br />

„The communicator cannot possibly<br />

see all the aircraft arriving at the<br />

airport. The communicator must completely<br />

trust the spotters to watch the aircraft to ensure<br />

they are doing what they were told to do. Whatever<br />

the spotter says the communicator must say. If there<br />

are conflicting instructions, the Team Lea<strong>der</strong> has<br />

the final authority.“<br />

„FISK“ ist <strong>der</strong> Punkt, an dem die meisten Piloten ihre<br />

erste Begegnung mit Oshkosh <strong>ATC</strong> haben. FISK liegt<br />

etwa 4 NM südwestlich vom Platz. Hier wird ein mobiler<br />

Arbeitsplatz eingerichtet mit einem „Strobelight“-<br />

Balken. Hier arbeitet ein weiteres Team daran, alle<br />

Anflüge vorzustaffeln, um sie dann in die Platzrunden<br />

einfliegen zu lassen. Wie im Tower gibt es einen<br />

Lotsen <strong>der</strong> funkt, die an<strong>der</strong>en spotten.<br />

Das Anflugverfahren beginnt über <strong>der</strong> kleinen Stadt<br />

Rippon, von wo man dann Richtung FISK fliegt. Alle<br />

Piloten sind angehalten, sich hintereinan<strong>der</strong> einzureihen<br />

und dann mit einer halben Meile „spacing“<br />

<strong>der</strong> Bahnstrecke nach FISK zu folgen. Hier werden sie<br />

nach Flugzeugtyp/Farbe mit den berühmten Worten<br />

„ Rock your wings“ identifiziert und in den jeweiligen<br />

Gegenanflug eingedreht.<br />

Danach wird die Tower-Frequenz gewählt und <strong>der</strong><br />

Pilot hört mit und wartet darauf, dass sein Flieger<br />

vom Tower Controller gesehen wird. Es funkt nur <strong>der</strong><br />

Lotse, Piloten hören nur zu und führen aus.<br />

„Clear aircraft to land! Don´t forget to issue a landing<br />

clearance!“ (This may sound ridiculous to remind<br />

controllers to do this, but in the „controlled chaos“ of<br />

a 100+ hour this does occasionally get forgotten).“<br />

In Oshkosh sind während <strong>der</strong> Show zwei Pisten in<br />

Betrieb, 09/27 und 18/36. Gelegentlich kann die eine<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Piste, wegen <strong>der</strong> Windverhältnisse o<strong>der</strong><br />

des Wetters jedoch nicht genutzt werden.<br />

NLC arbeitet 09/27 und SLC 18/36. Die Platzrunden<br />

sind so ausgelegt, dass beide unabhängig voneinan<strong>der</strong><br />

arbeiten können. An den Bahnen stehen zusätzlich<br />

noch „Mobile Operations & Communications<br />

Workstations“ - genannt MOOCOWS! Hier stehen die<br />

Teams, die für die VFR-Abflüge verantwortlich sind.<br />

Die Lotsen haben Funkgeräte<br />

dabei und hören auf <strong>der</strong> Tower<br />

Frequenz mit.<br />

Darüber hinaus gibt es noch<br />

ein Team, das am Flugplatz von<br />

Fond du Lac, südlich von Oshkosh,<br />

den Verkehr regelt sowie<br />

ein Team bei „FISK“.<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2007/06<br />

66


„RETURNING CON-<br />

TROLLERS NOTE:<br />

The green dot is<br />

no longer 3000´<br />

from the Runway<br />

27 Threshold-<br />

SO YOU CAN NO<br />

LONGER LAND 3<br />

AIRCRAFT SIMUL-<br />

TANEOUSLY ON 27!“<br />

Schade eigentlich.<br />

Die Pisten sind mit großen farbigen<br />

Punkten versehen, um es den Lotsen einfacher<br />

zu machen, die Staffelungswerte bei gleichzeitigen<br />

Anflügen einzuhalten. Es landen meistens zwei<br />

Flugzeuge pro Bahn gleichzeitig, wobei es sein kann,<br />

dass <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e zwischendurch noch startet.<br />

Trotz allem ist man nicht nur angehalten sich an die<br />

vorgegebene Staffelungskriterien zu halten, son<strong>der</strong>n<br />

auch bemüht alles so sicher wie möglich zu gestalten.<br />

„DO NOT ISSUE „S“ TURNS OR 360° TURNS ON<br />

FINAL! THIS IS A DANGEROUS PRACTICE WITH A/C AL-<br />

READY AT THEIR MINIMUM CONTROLLABLE SPEED.“<br />

„SCAN! SCAN! SCAN!“<br />

„W<strong>ATC</strong>H FOR OPPOSITE ARRIVALS -THIS WILL<br />

HAPPEN.“<br />

„Visually acquire and identify arrival aircraft – by<br />

colour and type and sequence all arrival aircraft (<br />

General aviation VFR, IFR which will be approaching<br />

straight-in, turbine/warbird and other special activity<br />

aircraft)!“<br />

Nach <strong>der</strong> Landung heißt es dann so schnell wie möglich<br />

von <strong>der</strong> Bahn runter und...<br />

WELCOME TO OSHKOSH!<br />

Für die anwesenden Lotsen ist es eine Freude hier<br />

arbeiten zu dürfen, und man sieht es ihnen auch an.<br />

Alle Controller wohnen im gleichen Hotel und so werden<br />

während <strong>der</strong> Woche alte Freundschaften erneuert<br />

und neue geschlossen. Es gibt jeden Abend Party, von<br />

Karaoke bis essen gehen. Wir hatten sehr viel Glück,<br />

von den dortigen Kollegen herzlich aufgenommen zu<br />

werden und „uns Uwe“ hat mit seiner großartigen Karaoke-Version<br />

von „Lola“ mächtig dazu beigetragen.<br />

Für abendliche Unterhaltung war also gesorgt.<br />

Je<strong>der</strong> von uns erhielt außerdem noch eines <strong>der</strong> berühmten<br />

„pink controller shirts“ als Geschenk. Diese<br />

Hemden sind Teil <strong>der</strong> Klei<strong>der</strong>ordnung in Oshkosh und<br />

müssen getragen werden. Einer <strong>der</strong> Lotsen hat auf<br />

meine Nachfrage erzählt, dass die Hemden anfangs<br />

nicht so gut ankamen. Man hat aber vor einigen Jahren,<br />

nachdem ein paar <strong>der</strong> Vorfeld-Controller beinahe<br />

zu Schaden kamen, gemerkt, dass hier was her muss,<br />

das auch aus größerer Entfernung noch zu sehen ist.<br />

So wurden die alten, grünen Hemden durch neue in<br />

rosarot ersetzt.<br />

„ Due to the warm and humid Wisconsin summers<br />

and the requirement to work out on the field, for<br />

safety reasons, we are allowing employers<br />

to wear shorts, athletic<br />

shoes and caps/hats while on<br />

duty. Shorts are allowed<br />

to reduce the possibility<br />

of overheating,<br />

athletic shoes because<br />

crossers occasionally<br />

have to „run“! from<br />

one intersection to<br />

another, and caps/<br />

hats to reduce glare<br />

and increase visibility.<br />

However no denim<br />

shorts or long jeans will<br />

be allowed. Khaki shorts<br />

or other coloured dress<br />

shorts are acceptable.“<br />

Genau!<br />

67 <strong>der</strong> flugleiter 2007/06

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!