Fit für den Wettbewerb
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Oktober 2013 | Ausgabe 1.2013<br />
Einzelpreis 4,00€<br />
DAS MAGAZIN IHRER RECHTSANWALTSKANZLEI<br />
MAX MUSTERMANN<br />
MEHR RECHTE<br />
FÜR PAPA<br />
Gesetzesänderung:<br />
Ab sofort darf jeder Vater<br />
Umgangsrecht einfordern<br />
HIER KÖNNTE IHR<br />
NAME STEHEN<br />
AUGEN AUF<br />
BEIM HAUSKAUF<br />
Nebenkosten unter der<br />
Lupe – Das Servicepaket<br />
<strong>Fit</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Wettbewerb</strong><br />
Immer mehr Anwälte wetteifern um immer weniger Mandanten.<br />
Eine Studie belegt: „Der Weg zum wirtschaftlichen Erfolg braucht<br />
neue Strategien, Spezialisierung und Marketing”<br />
→ MAX MUSTERMANN | PETRESBERG STRASSE 204 | 45678 ABCDRFGBHJGMUSTERSTADT | TEL: 0122 - 345 67 89 | INFO@MUSTERMAIL.DE
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IST<br />
WERT-<br />
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DIE DEUTSCHEN RUND 278 MILLIONEN EURO FÜR SUBSTANZ UND<br />
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EDITORIAL<br />
causa – auf je<strong>den</strong> Fall!<br />
causa hat seine Wurzeln im Lateinischen, steht<br />
in der Rechtswissenschaft <strong>für</strong> <strong>den</strong> Rechtsgrund,<br />
im Allgemeinen <strong>für</strong> <strong>den</strong> Fall. Für uns steht causa<br />
mittlerweile <strong>für</strong> die tägliche Herausforderung.<br />
Und <strong>für</strong> Sie, liebe Rechtsanwältinnen und<br />
Rechtsanwälte, hoffentlich bald <strong>für</strong> <strong>den</strong> Glücksfall.<br />
Marketing und Kun<strong>den</strong>bindung geht ab heute<br />
neue Wege. Gehen Sie mit!<br />
Sie halten heute <strong>den</strong> 72 Seiten starken Erstling in Ihren Hän<strong>den</strong>. Wir, das Redaktionsteam mit<br />
mehr als 100 Jahren Berufserfahrung im Bereich Redaktion und Qualitätsmanagement, hoffen,<br />
Sie sehen es wie wir: der Anfang ist gemacht und jetzt liegt es an uns und an Ihnen, darauf<br />
aufzubauen und gemeinsam eine Erfolgsgeschichte zu schreiben.<br />
Das Magazin causa versteht sich als Dienstleister und Brückenbauer zwischen Ihnen und Ihren<br />
Kun<strong>den</strong>. causa will Recht und Urteile verständlich machen. Es will informieren, bunt sein und<br />
Ihren Kun<strong>den</strong> ein lesenswerter Begleiter im Alltag sein. Und das alles gepaart mit einem auf Sie<br />
zugeschnittenen Marketing-Konzept.<br />
Sie, liebe Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, werben auf der personalisierten Titelseite <strong>für</strong><br />
Ihre Kanzlei. Mit causa geben Sie somit Ihren Kun<strong>den</strong> etwas ganz Persönliches in die Hand.<br />
Wie intensiv auch immer Sie causa als Werbeinstrument einsetzen möchten, wir machen es<br />
möglich. Sind Sie daran interessiert, einen Teil Ihrer Abo-Auflage Ihren Kun<strong>den</strong> direkt per<br />
Post zukommen zu lassen, oder möchten Sie an dieser Stelle nur <strong>für</strong> Ihre Kun<strong>den</strong> Ihr eigenes<br />
Editorial schreiben? Kein Problem. Rufen Sie uns an! Wir sind nahezu rund um die Uhr <strong>für</strong> Sie<br />
da, da dürfen Sie uns ab heute beim Wort nehmen. Um es mit causa zu sagen: Auf je<strong>den</strong> Fall!<br />
Volkmar Kah Jürgen Klenk Ralf Münstermann<br />
causa 1.2013 03
INHALT<br />
Mehr Recht <strong>für</strong> Papa<br />
Gesetzt stärkt die Position<br />
leiblicher Väter<br />
RECHT<br />
06 Urlaub 2014<br />
Wenn vor Reisen gewarnt wird<br />
12 Im Zweifel <strong>für</strong> <strong>den</strong> Mandanten<br />
Das anwaltliche Selbstverständnis<br />
auf dem Prüfstand<br />
15 <strong>Fit</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Wettbewerb</strong><br />
Die Studie zur Situation der Branche<br />
16 Darum causa<br />
Das Magazin als Brücke zum Kun<strong>den</strong><br />
18 Von Berlin bis Zweibrücken<br />
So verteilen sich Deutschlands<br />
Kanzleien<br />
34 Schul<strong>den</strong>falle Nebenkosten<br />
Das Servicepaket rund um <strong>den</strong><br />
Hauskauf<br />
38 München bleibt Spitze<br />
Die Mietpreisentwicklung<br />
in Deutschland<br />
39 Hoffen auf das Schnäppchen<br />
Zwangsversteigerungen als Chance<br />
40 Der Nachbar auf der Lauer<br />
Wenn Tiere im Wohngebiet<br />
<strong>für</strong> Ärger sorgen<br />
51 Wohnrecht auf Lebenszeit<br />
Was wird, wenn Oma und Opa<br />
Pflege brauchen<br />
53 Nießbrauch<br />
Die Alternative <strong>für</strong> <strong>den</strong> Fall der Fälle<br />
58 Mehr Recht <strong>für</strong> Papa<br />
Gesetz stärkt die Position<br />
leiblicher Väter<br />
60 Kinder dürfen ihren Vater kennen<br />
Neues Auskunftsrecht gilt auch<br />
bei Samenspen<strong>den</strong><br />
WIRTSCHAFT<br />
26 Wer passt auf <strong>den</strong> Chefsessel?<br />
Nachfolgeregelungen <strong>für</strong><br />
Familienunternehmen<br />
29 Crowdfunding – bei Aufruf Geld<br />
Ein BVB-Film finanziert übers Internet<br />
REISE<br />
19 Trolle und Elfen im Polarlicht<br />
Mit causa eine Reise auf der<br />
Hurtigrute gewinnen<br />
22 Entdecker<br />
Mallorca mal anders<br />
24 Wer früh bucht, kann viel sparen<br />
Mietwagenpreise und die Finanzkrise<br />
LIFESTYLE<br />
30 Trendsport Color Run<br />
Skurriler Spaß <strong>für</strong> bunte Vögel<br />
32 Wohlfühlfaktor Arbeitsplatz<br />
Effizienz durch die richtige<br />
Büroeinrichtung<br />
47 Gepackt von der Kunst<br />
Fünfzehn Museen ein Thema –<br />
Kunsthändler Alfred Flechtheim<br />
50 Kunst in der Kanzlei<br />
Präsentieren Sie ihre Ausstellung<br />
54 Essen aus der Nachbarschaft<br />
Wie verlässlich sind Gütesiegel?<br />
56 Der Döner aus dem Drucker<br />
Food-Printing wird Wirklichkeit<br />
MOBILITÄT<br />
42 Unfall mit dem Oldtimer<br />
Was tun, wenn die Wertanlage<br />
im Graben landet<br />
45 Schwierige Spurensuche<br />
Wie Versicherungen bei<br />
Massenunfällen entschei<strong>den</strong><br />
8 – 11 Urteile<br />
64 /65 Urteile<br />
KOMPAKT<br />
62 App & Netz<br />
63 Literatur & Co.<br />
66 Statistiken<br />
68 Rätsel<br />
70 Vorschau & Impressum<br />
58<br />
04<br />
causa 1.2013
Hurtigruten<br />
Mit causa an <strong>den</strong><br />
Polarkreis<br />
19<br />
Gepackt von<br />
der Kunst<br />
Der Kunsthändler<br />
Alfred Flechtheim<br />
47<br />
<br />
30<br />
Color Run<br />
Trendsport<br />
<strong>für</strong> bunte Vögel<br />
<br />
32<br />
Wohlfühlfaktor<br />
Arbeitsplatz<br />
Mehr Leistung mit der<br />
richtigen Atmosphäre<br />
42<br />
Oldtimer im Graben<br />
Wenn die Wertanlage Totalscha<strong>den</strong> ist<br />
causa 1.2013 05
RECHT<br />
URLAUB 2014<br />
WENN VOR REISEN GEWARNT WIRD<br />
Krisengebiete gibt es<br />
auch in Urlaubsregionen.<br />
Foto: © Fotolia.com : John Gomez, lichtfest<br />
06<br />
causa 1.2013
In <strong>den</strong> nächsten Tagen kommen die neuen Reisekataloge <strong>für</strong> <strong>den</strong> Sommer<br />
2014 auf <strong>den</strong> Markt. Last-Minute-Angebote spielen kaum noch eine Rolle.<br />
Die Reiseunternehmen haben ihre Kontingente begrenzt. Deshalb boomt<br />
der Frühbucher-Tourismus. Was aber müssen Urlauber berücksichtigen,<br />
wenn sie 2014 beispielsweise Richtung Tunesien, Ägypten oder gar <strong>den</strong><br />
Irak reisen möchten? Welche Rechte haben Reisende in Krisengebieten?<br />
Worauf muss man schon bei der Buchung achten?<br />
Vor <strong>den</strong> Genuss hat der liebe Gott<br />
bekanntlich <strong>den</strong> Schweiß gesetzt.<br />
Das gilt mittlerweile auch bei der<br />
Buchung einer Reise in Gebiete,<br />
in <strong>den</strong>en die Sicherheit nicht gewährleistet<br />
erscheint. Und das macht's eben<br />
kompliziert. Beispiel: Will man im Winter<br />
2013 eine Sommer-Reise <strong>für</strong> das nächste Jahr<br />
nach Ägypten oder gar in <strong>den</strong> Irak buchen,<br />
empfiehlt sich zunächst dringlichst ein Besuch<br />
der Internet-Seite des Auswärtigen<br />
Amts (AA). Dort sind alle Länder gelistet,<br />
bei <strong>den</strong>en das Amt vor der Einreise warnt.<br />
zu einem anderen Zeitpunkt oder aber eine<br />
Umbuchung an. Gibt sich der Veranstalter<br />
hartnäckig, kann der Urlauber eine gerichtliche<br />
Entscheidung erzwingen. Letztlich entschei<strong>den</strong>d<br />
ist immer der Einzelfall.<br />
Darauf sollten Sie achten<br />
Das Auswärtige Amt unterscheidet drei<br />
Warnungen. Nachfolgend die Definitionen:<br />
Reisehinweise<br />
Diese Hinweise wirken sich nicht auf mögliche<br />
Stornokosten aus. Reisehinweise sind<br />
allgemeine Informationen zu einem Land<br />
wie Ein- und Ausreisebestimmungen oder<br />
Medizinische Hinweise.<br />
Sicherheitshinweise<br />
i<br />
Bucht man <strong>den</strong>noch eine Reise in ein Zielgebiet,<br />
<strong>für</strong> das es bereits zum Zeitpunkt der<br />
Buchung eine Warnung gibt, verliert man<br />
sofort <strong>den</strong> Anspruch auf kostenlose Stornierung.<br />
Der Reisewillige nimmt dann mit der<br />
Buchung in Kauf, dass er sich freiwillig in<br />
ein Risiko begibt und schließt somit einen<br />
Vertrag auf eigene Gefahr ab – egal wie viele<br />
Monate zwischen Buchung und Reiseantritt<br />
liegen. Die Hoffnung auf eine Befriedung der<br />
Lage im Urlaubsgebiet kann somit eine teure<br />
Angelegenheit wer<strong>den</strong>. Entspannt sich die<br />
Lage bis Reiseantritt nicht, ist nicht nur der<br />
Urlaubsspaß dahin, sondern bei Nichtantritt<br />
auch der komplette Reisepreis.<br />
GESPRÄCH MIT VERANSTALTER<br />
Anders verhält es sich, wenn erst nach der Buchung<br />
eine Reisewarnung <strong>für</strong> das Traumziel<br />
ausgesprochen wird. Dann stehen jedem Reisen<strong>den</strong><br />
unterschiedliche Möglichkeiten zur<br />
Wahl. Warnt das Auswärtige Amt ausdrücklich,<br />
ist die kostenlose Stornierung unstreitig.<br />
Warnt das AA trotz Unruhen im Land nicht,<br />
lohnt zunächst das Gespräch mit dem Reiseveranstalter.<br />
Oft zeigen diese sich sehr kulant<br />
und bieten zumindest eine alternative Reise<br />
Flugreisende in der EU können bei Verspätungen und<br />
Stornierung Ausgleichs- und Unterstützungsleistungen<br />
gegenüber Fluggesellschaften geltend machen.<br />
Zurzeit gibt das Auswärtige Amt Reisewarnungen<br />
<strong>für</strong> folgende Länder: Irak, Haiti,<br />
Afghanistan, Zentralafrikanische Republik,<br />
Jemen, Libyen, Somalia und Syrien.<br />
Reise- und Sicherheitshinweise gibt es <strong>für</strong>:<br />
Palästinensische Gebiete (Reisewarnung <strong>für</strong><br />
<strong>den</strong> Gaza-Streifen), Ägypten, Libanon, Mali,<br />
Kamerun, Georgien, Eritrea, Tschad, Pakistan,<br />
Nigeria, Burkina Faso, Niger, Algerien,<br />
Mauretanien, Demokratische Republik Kongo<br />
(jeweils Teilreisewarnung), Japan (Teilreisewarnung<br />
Fukushima) RALF MÜNSTERMANN<br />
Wer also in <strong>den</strong> nächsten Tagen seine Reise <strong>für</strong> das<br />
kommende Jahr plant, sollte sich hier informieren:<br />
www.auswaertiges-amt.de<br />
•<br />
Die gibt das Amt, um auf Probleme im Land<br />
hinzuweisen. Das AA rät möglicherweise<br />
ab, dieses Land zu bereisen. Sicherheitshinweise<br />
haben nicht die Tragweite von<br />
Reisewarnungen. Wegen solcher Hinweise<br />
anerkennen Reiseunternehmen selten kostenlose<br />
Stornierungen.<br />
Reisewarnung<br />
Wer<strong>den</strong> solche Warnungen ausgesprochen,<br />
stellt eine Reise in das Land eine<br />
akute Gefahr <strong>für</strong> Leib und Leben dar. Ist<br />
eine Reisewarnung ausgesprochen, wer<strong>den</strong><br />
Deutsche, die sich in dem Land befin<strong>den</strong>,<br />
zur Ausreise aufgefordert. Reisende,<br />
die noch vor der Abreise stehen, können<br />
kostenlos stornieren. Das gilt auch <strong>für</strong><br />
Teilreise-Warnungen. Hier warnt das AA<br />
nur vor der Reise in ein Teilgebiet des Landes.<br />
Sollte die Reise genau dahin gehen,<br />
gilt: der Reisepreis wird zurückerstattet.<br />
Wird eine Reisewarnung erst ausgesprochen,<br />
während sich die Urlauber schon<br />
im Reiseland befin<strong>den</strong>, kann der Urlaub<br />
abgebrochen wer<strong>den</strong>, eine frühere Heimreise<br />
eingefordert wer<strong>den</strong>. Urlauber und<br />
Reiseveranstalter teilen sich die Kosten<br />
anteilig.<br />
causa 1.2013<br />
07
BÄCKEREI BENÖTIGT<br />
KEINE BACKSTUBE<br />
Wuppertal. (jur) In einer Bäckerei müssen<br />
keine Brötchen hergestellt wer<strong>den</strong>. Denn<br />
auch eine einfache Verkaufsstelle darf sich<br />
„Bäckerei“ nennen, entschied das Landgericht<br />
Wuppertal (Az.: 13 O 70/12). Eine eigene<br />
Backstube sei nicht erforderlich, damit der<br />
durchschnittliche Verbraucher von einer Bäckerei<br />
ausgehe.<br />
Damit bekam die Inhaberin einer Bäckerei<br />
Recht. Diese wurde von einem Verein verklagt,<br />
weil die angebliche Bäckerei lediglich<br />
eine Verkaufsstelle ohne eigene Backstube<br />
sei. Der Verein rügte, dass die Inhaberin ihr<br />
Unternehmen als „Bäckerei K. Ihr Familienbäckereila<strong>den</strong>“<br />
bewarb. Die Unternehmerin<br />
solle <strong>den</strong> Begriff Bäckerei oder Familienbäckereila<strong>den</strong><br />
nicht mehr verwen<strong>den</strong>.<br />
Die Inhaberin sollte darüber<br />
hinaus Abmahnkosten in<br />
Höhe von 219,35 Euro bezahlen.<br />
Das muss sie nun<br />
nicht, entschied nun das<br />
Landgericht.<br />
VERDACHT AUF DIOXIN<br />
REICHT AUS:<br />
SCHADENERSATZ<br />
Ol<strong>den</strong>burg. (jur) Haben Hühner möglicherweise dioxinbelastetes Futtermittel<br />
gefressen, muss der Futtermittelhersteller auch bei einem begründeten<br />
Verdacht <strong>für</strong> die Umsatzeinbußen des Landwirts Scha<strong>den</strong>ersatz<br />
zahlen. Denn zum gewöhnlichen Gebrauch eines Futtermittels<br />
gehöre es, „dass dieses verwendet wer<strong>den</strong> kann, ohne die Weiterveräußerung<br />
des produzierten Lebensmittels zu behindern“, entschied das<br />
Oberlandesgericht (OLG) Ol<strong>den</strong>burg (Az.: 18 U 26/13).<br />
Ein Futtermittelhersteller muss einem Landwirt aus dem Landkreis<br />
Cloppenburg mehr als 43.000 Euro Scha<strong>den</strong>ersatz <strong>für</strong> erlittene Umsatzeinbußen<br />
zahlen. In einem Mischfutter wur<strong>den</strong> zu hohe Dioxinwerte<br />
festgestellt. Die stammten von Fetten, die der Futtermittelhersteller<br />
von einer weiteren Firma bezogen hatte.<br />
Untersuchungen ergaben, dass auch zwei Hühnerställe eines Landwirts<br />
gesperrt wur<strong>den</strong>, der das Futter verwendet hatte. Ob die Eier<br />
belastet waren, blieb unklar. Sie wur<strong>den</strong> vorsorglich entsorgt. Hier<strong>für</strong><br />
kam der Futtermittelhersteller auf, <strong>für</strong> die Umsatzeinbußen des<br />
Landwirts wollte er nicht zahlen.<br />
Scha<strong>den</strong>ersatzansprüche wegen eines Mangels können grundsätzlich<br />
nur geltend gemacht wer<strong>den</strong>, wenn der Mangel selbst in der<br />
Sache, also im Futter festgestellt wird.<br />
Foto: © Istockphoto.com: scisettialfio, akarelias, DPink68, ZouZou1 / Fotolia.com: pitels<br />
SEXUELLE BELÄSTIGUNG<br />
FÜHRT NICHT IMMER ZUR KÜNDIGUNG<br />
Stuttgart. (jur) Nicht jede sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz<br />
muss zu einer Kündigung führen. Auch hier gelte der Grundsatz<br />
der Verhältnismäßigkeit, wie das Landesarbeitsgericht (LAG) Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
in Stuttgart entschied (Az.: 13 Sa 141/12). Gegebenenfalls<br />
reiche auch eine Abmahnung aus.<br />
Damit hatte ein Vertriebsingenieur eines Maschinenbauunternehmens<br />
weitgehend Erfolg. Bei einem Abendessen anlässlich einer<br />
Vertriebskonferenz hatte er auf dem Weg zur Toilette einen Mitarbeiter<br />
einer Tochtergesellschaft seiner Firma an <strong>den</strong> Bauch gefasst.<br />
Auf dem Rückweg von der Toilette umfasste er <strong>den</strong> Mann ebenfalls<br />
in der Magengegend von hinten und presste sich an ihn.<br />
Der Andere hatte sich belästigt gefühlt und beschwerte sich. Sexuelle<br />
Bezüge stellte er in seiner Protestmail aber nicht her. Dennoch<br />
kündigte das Unternehmen wegen sexueller Belästigung.<br />
Diese sei fraglich, heißt es in dem<br />
Urteil. Doch selbst wenn man<br />
eine sexuelle Belästigung unterstelle,<br />
sei diese „von einem so<br />
geringen Ausmaß und geringer<br />
Schwere“, dass eine or<strong>den</strong>tliche<br />
oder gar außeror<strong>den</strong>tliche Kündigung<br />
unverhältnismäßig sei. Es sei<br />
ein einmaliger Vorfall von der Dauer<br />
nur weniger Sekun<strong>den</strong> gewesen, der<br />
<strong>den</strong> unfreiwillig Umarmten nicht ernstlich<br />
bedrängt habe.<br />
Daher hätte hier eine Abmahnung ausgereicht, urteilte das LAG.<br />
Auf Antrag beider Seiten löste es aber <strong>den</strong> Arbeitsvertrag gegen<br />
Zahlung einer Abfindung auf.<br />
08<br />
causa 1.2013
GELDSTRAFE NACH FINGIERTEM BRANDANSCHLAG<br />
Karlsruhe. (jur) Weil der Bürgermeister einer<br />
Schwarzwald-Gemeinde einen Brandanschlag<br />
auf sich selbst fingiert hat, muss er nun eine<br />
Geldstrafe von 18.000 Euro bezahlen. Der Bundesgerichtshof<br />
(BGH) in Karlsruhe hat in einem<br />
Beschluss ein entsprechendes Urteil des Landgerichts<br />
Waldshut-Tiengen wegen Vortäuschung<br />
einer Straftat bestätigt (Az.: 1 StR 156/13).<br />
Konkret ging es um <strong>den</strong> parteilosen Bürgermeister<br />
der Schwarzwaldgemeinde Rickenbach,<br />
Norbert Moosmann. Er hatte am Abend des 3.<br />
Juli 2011 einen Notruf abgesetzt. Jemand habe<br />
ein Molotowcocktail durch das offene Fenster<br />
seines Arbeitszimmers im Rathaus gegen seinen<br />
Schreibtisch geworfen. Die Eingangstür<br />
des Rathauses war zudem mit einem Holzstück<br />
verriegelt. Die Polizei fand später ein Papier, in<br />
dem der Bürgermeister zur Aufgabe seines Amtes<br />
aufgefordert wurde.<br />
Doch Polizei und Staatsanwaltschaft sahen<br />
es im Zuge der Ermittlungen als erwiesen an,<br />
dass Moosmann <strong>den</strong> Brandanschlag nur vorgetäuscht<br />
hat. Dem folgte auch das Landgericht<br />
Waldshut-Tiengen. Der Mitangeklagte und Lebensgefährte<br />
Moosmanns soll dem parteilosen<br />
Politiker bei seinem Vorhaben geholfen haben.<br />
Das Landgericht ging davon aus, dass<br />
Moosmann mit dem vorgetäuschten Brandanschlag<br />
seine dauerhafte Dienstunfähigkeit<br />
erreichen wollte.<br />
Das Landgericht verurteilte <strong>den</strong> Rathauschef<br />
wegen Vortäuschens einer Straftat zu<br />
einer Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu je<br />
100 Euro, insgesamt 18.000 Euro. Der Lebenspartner<br />
musste wegen Beihilfe zum<br />
Vortäuschen einer Straftat 4.500 Euro (90<br />
Tagessätze zu je 50 Euro) zahlen.<br />
GLEICHSTELLUNG<br />
NUR WEIBLICH<br />
Arnsberg. (jur) Zumindest in Nordrhein-<br />
Westfalen kommen nur Frauen <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
Posten einer kommunalen Gleichstellungsbeauftragten<br />
in Betracht. Das hat das Verwaltungsgericht<br />
Arnsberg jetzt entschie<strong>den</strong><br />
(Az.: 2 K 2669/11). Es wies damit die Diskriminierungsklage<br />
eines Mannes ab.<br />
Der hatte sich als Gleichstellungsbeauftragter<br />
beim Ennepe-Ruhr-Kreis beworben.<br />
Seine Bewerbung wurde aber gleich beiseite<br />
gelegt und blieb unberücksichtigt. Darin<br />
sah der Mann eine unzulässige Diskriminierung<br />
wegen seines Geschlechts und<br />
klagte deswegen auf eine Entschädigung.<br />
Das Verwaltungsgericht Arnsberg wies die<br />
Klage nun ab. Die Posten der Gleichstellungsbeauftragten<br />
sei geschaffen wor<strong>den</strong>, um noch<br />
bestehende berufliche Nachteile <strong>für</strong> Frauen<br />
abzubauen. Zu ihren Aufgaben gehöre zudem<br />
„die Betreuung und Beratung von sexuell<br />
belästigten Arbeitnehmerinnen und die<br />
Zusammenarbeit mit Frauenhäusern“. Diese<br />
„frauenspezifische Ausrichtung“ erfordere<br />
die Besetzung des Postens mit einer Frau.<br />
RELIGIONSUNTERRICHT<br />
IN BEKENNTNISSCHULEN<br />
PFLICHTFACH<br />
Min<strong>den</strong>. (jur) Eine katholische Schule muss keine Schüler aufnehmen, die <strong>den</strong> katholischen<br />
Religionsunterricht nicht besuchen wollen. Das hat das Verwaltungsgericht<br />
Min<strong>den</strong> entschie<strong>den</strong> (Az.: 8 L 538/13). Es wies <strong>den</strong> Eilantrag eines muslimischen<br />
Schülers ab, der die Bonifatiusschule in Paderborn besuchen wollte. Anderes könne<br />
gelten, wenn nur die Bekenntnisschule <strong>für</strong> <strong>den</strong> Schüler zumutbar zu erreichen ist.<br />
Der Schulleiter hatte darauf bestan<strong>den</strong>, dass der Muslim <strong>den</strong> katholischen<br />
Religionsunterricht besucht. Die Eltern argumentierten, bekenntnisfremde<br />
Kinder machten mehr als die Hälfte der Schüler aus. Zwei Drittel aller<br />
Grundschulen in Paderborn seien bekenntnisgebun<strong>den</strong>e Schulen. Häufig<br />
gebe es keine sinnvolle Alternative. So müsse der Sohn mit dem Bus fahren,<br />
statt zu Fuß in die Bonifatiusschule zu gehen.<br />
Das Verwaltungsgericht erklärte, der Junge könne zumutbar eine andere<br />
Schule erreichen.<br />
causa 1.2013<br />
09
NICHT EINE ERBIN FÜR ALLE<br />
Kassel. (jur) Hätte ein Verstorbener noch Sozialhilfeleistungen zurückzahlen<br />
müssen, kann sich die Behörde nicht beliebig einen der<br />
Erben herauspicken, um das Geld einzufordern. Die Sozialbehörde<br />
muss erwägen, wie viel sie von wem verlangen kann, wie das Bundessozialgericht<br />
(BSG) in Kassel in einem jetzt bekanntgegebenen Urteil<br />
vom 23. August 2013 entschied (Az.: B 8 SO 7/12 R).<br />
Wie nun das BSG entschied, muss im Grundsatz zwar jeder Erbe<br />
„gesamtschuldnerisch“ und damit in voller Höhe <strong>für</strong> derartige<br />
Forderungen einstehen. Das Gesetz lege <strong>den</strong> Sozialbehör<strong>den</strong> aber<br />
ein sogenanntes Ermessen auf. Dies bedeute, dass die Behörde sich<br />
überlegen und dies auch begrün<strong>den</strong> muss, von welchem Erben sie<br />
wie viel Geld fordern kann.<br />
SAMMLERMÜNZEN<br />
SIND KEIN GELD<br />
Karlsruhe. (jur) Sammlermünzen sind rechtlich<br />
gesehen selbst dann kein Geld, wenn<br />
sie als offizielles Zahlungsmittel zugelassen<br />
sind. Das hat der Bundesgerichtshof (BGH) in<br />
Karlsruhe mit einem veröffentlichten Urteil<br />
erstmals höchstrichterlich klargestellt (Az.: V<br />
ZR 108/12). Davon profitieren die ehemaligen<br />
Eigentümer, wenn ihnen die Münzen gestohlen<br />
wur<strong>den</strong>.<br />
So erging es einem Sammler in Sachsen-<br />
Anhalt. In der Silvesternacht 2008 verschwan<strong>den</strong><br />
aus seiner Wohnung Gold- und<br />
Silberbarren, südafrikanische Goldmünzen<br />
„Krügerrand“, deutsche Goldmünzen „Weimar“<br />
und österreichische Silbermünzen<br />
„Wiener Philharmoniker“.<br />
Nach <strong>den</strong> Feststellungen der Gerichte haben<br />
die Diebe die gestohlenen Münzen und<br />
Edelmetallbarren an einen Zwischenhändler<br />
verkauft, der sie wiederum weiterveräußert<br />
hat. Um Scha<strong>den</strong>ersatz geltend machen<br />
zu können, verlangt der frühere Eigentümer<br />
von dem Zwischenhändler zunächst<br />
Auskunft über seinen Erlös.<br />
Foto: © Fotolia.com: Edler von Rabenstein / Depositphotos.com: Leonello Calvetti, Luca Bertolli, Dmitriy Shironosov, Eldad Carin<br />
POLIZEIEINSATZ WEGEN<br />
SCHERZPAKET BLIEB OHNE STRAFE<br />
Mannheim. (jur) Der Absender eines als Paketbombe<br />
verdächtigten Scherzpakets muss einen<br />
Polizeieinsatz nur dann bezahlen, wenn er<br />
mit solchen Folgen gerechnet hat. Ohne einen<br />
gewissen Vorsatz scheidet zumindest in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg auch eine Strafgebühr aus, wie<br />
der dortige Verwaltungsgerichtshof (VGH)<br />
entschied (Az.: 1 S 733/13).<br />
Im entschie<strong>den</strong>en Fall ging es um ein Paket<br />
an eine Firma in Ba<strong>den</strong>-Württemberg. Außen<br />
war ein an eine Mitarbeiterin persönlich adressiertes<br />
Begleitschreiben angebracht. Unter<br />
dem Briefkopf einer arabischen Botschaft in<br />
Berlin enthielt es auf Englisch einen Hinweis<br />
auf „wichtige und geheime Dokumente“.<br />
Da die betreffende Botschaft <strong>den</strong> Versand<br />
eines solchen Pakets verneinte, verständigte<br />
das Unternehmen die Polizei. Die Polizisten<br />
wiederum forderten Sprengstoffexperten an.<br />
Diese flogen mit dem Hubschrauber ein und<br />
öffneten das Paket. Darin lagen nur ein Teller<br />
und ein Gruß eines Bekannten der Mitarbeiterin.<br />
Dieser sagte später, er habe lediglich<br />
einen Scherz machen wollen.<br />
Das Land Ba<strong>den</strong>-Württemberg schickte dem<br />
Absender des Pakets einen Gebührenbescheid<br />
über 3.690 Euro <strong>für</strong> die „missbräuchliche Veranlassung<br />
von Polizeieinsätzen“.<br />
Der VGH Mannheim hatte mehr Verständnis<br />
<strong>für</strong> <strong>den</strong> Mann. Die Strafgebühr setze eine<br />
„Täuschung“ und damit eine Absicht oder<br />
zumindest „ein bedingt vorsätzliches Handeln“<br />
voraus. Dies bedeute, dass die betreffende<br />
Person <strong>den</strong> Einsatz zumindest <strong>für</strong> möglich<br />
gehalten und dies billigend<br />
in Kauf genommen habe.<br />
Wenn der Absender eines<br />
Pakets fahrlässig handle<br />
und die möglichen Folgen<br />
schlicht nicht be<strong>den</strong>ke,<br />
könne das Land nach derzeitiger<br />
Rechtslage keine<br />
Strafgebühr verlangen.<br />
10<br />
causa 1.2013
Streitig war, ob der Zwischenhändler diese<br />
Auskunft auch über die Münzen geben<br />
muss, weil diese mit offiziellen Nennwerten<br />
versehen auch als Zahlungsmittel zugelassen<br />
waren. Hintergrund ist, dass Diebesgut<br />
oder auch verlorene Gegenstände laut Gesetz<br />
grundsätzlich an <strong>den</strong> ursprünglichen Eigentümer<br />
herausgegeben wer<strong>den</strong> müssen. Wichtigste<br />
Ausnahme davon ist aber das Geld,<br />
weil es als Zahlungsmittel verwendet wird<br />
und kaum als Diebesgut erkennbar ist. Ob als<br />
Zahlungsmittel zugelassene Sammlermünzen<br />
als Geld gelten, war bislang umstritten.<br />
Wie nun der BGH entschied, gilt eine Münze<br />
nur als Geld, wenn sie „zum Umlauf im<br />
öffentlichen Zahlungsverkehr bestimmt und<br />
geeignet ist“. Auch wenn Sammlermünzen<br />
als Zahlungsmittel zugelassen seien, seien sie<br />
<strong>für</strong> <strong>den</strong> Zahlungsverkehr nicht wirklich gedacht.<br />
Vielmehr dienten sie als Anlage- oder<br />
Sammelobjekte. Daher muss der Zwischenhändler<br />
nun Auskunft über seinen Erlös <strong>für</strong><br />
die Münzen geben, so der BGH. Im zweiten<br />
Schritt muss er diesen Erlös dann an <strong>den</strong> bestohlenen<br />
Eigentümer voll herausgeben.<br />
ELTERN KÖNNEN<br />
LEHRER NICHT<br />
ERSETZEN<br />
Hamm. (jur) Eltern müssen ihre Kinder zur Schule schicken. Akzeptieren<br />
sie die Schulunlust ihrer Sprösslinge, ist das ein Fall <strong>für</strong> das Jugendamt,<br />
wie das Oberlandesgericht Hamm mit einem Beschluss vom 15. Juni 2013<br />
bekannt gab (Az.: 8 UF 75/12).<br />
Im entschie<strong>den</strong>en Fall hatte ein 11-jähriger Junge aus dem Kreis Warendorf<br />
keine Lust mehr auf Schule. Der Junge wird aber durch seine<br />
49 Jahre alte Mutter, eine Informatikerin, unterrichtet und hat einen<br />
durchaus altersgerechten Wissensstand erreicht. Die Eltern lehnen es<br />
ab, das Kind gegen seinen Willen in die Schule zu schicken.<br />
Doch das müssen sie, wie nun das OLG Hamm entschied. Ein Gutachter<br />
habe bestätigt, dass dem Kind zuhause Grenzen, Regeln und<br />
Pflichten fehlen. Schule fördere zudem die soziale Entwicklung. Auf<br />
Dauer werde die Mutter trotz ihrer eigenen Bildung auch nicht mehr<br />
in der Lage sein, sämtliche Lehrinhalte zu vermitteln.<br />
Der Junge darf zwar in der Familie bleiben. Das Gericht übertrug<br />
aber "das Recht zur Regelung seiner schulischen Angelegenheiten"<br />
auf das Jugendamt.<br />
BEWEISLASTUMKEHR FÜR APOTHEKER<br />
Bei einem groben Fehler gilt jetzt auch<br />
<strong>für</strong> die Apotheker und Ärzte die sogenannte<br />
Beweislastumkehr.<br />
Köln. (jur) Das Oberlandesgericht (OLG)<br />
Köln hat die Haftungsansprüche von Patienten<br />
gegenüber Apothekern gestärkt. Nach<br />
einem schweren Fehler muss der Apotheker<br />
beweisen, dass nachfolgende Gesundheitsschä<strong>den</strong><br />
nicht auf diesen Fehler zurückgehen<br />
(Az.: 5 U 92/12).<br />
Wer Scha<strong>den</strong>ersatz verlangt, muss selbst beweisen,<br />
dass er geschädigt wor<strong>den</strong> ist. Das gilt <strong>für</strong><br />
normale Fehler von Ärzten und Apothekern.<br />
Dagegen ist <strong>für</strong> grobe ärztliche Behandlungsfehler<br />
eine Umkehr der Beweislast anerkannt.<br />
Kann der Arzt dies nicht, muss er Scha<strong>den</strong>ersatz<br />
und Schmerzensgeld zahlen. Das OLG Köln hat<br />
diese Grundsätze auf Apotheker übertragen.<br />
Ein Junge war mit Down-Syndrom und<br />
Herzfehler geboren wor<strong>den</strong>. Drei Monate<br />
nach der Geburt sollte das Herz operiert<br />
wer<strong>den</strong>. Der Arzt verordnete Herzglykoside.<br />
Dabei wählte er nicht die von der Klinik<br />
vorgeschlagenen Tropfen. Stattdessen lautete<br />
das Rezept auf Tabletten mit achtfach<br />
überhöhter Wirkstoffdosis. Der Apotheker<br />
übersah <strong>den</strong> Fehler. Der Junge erlitt einen<br />
Herzstillstand, wurde reanimiert.<br />
Fünf Jahre später wur<strong>den</strong> eine Hirnschädigung<br />
festgestellt. Die Eltern verlangten Schmerzensgeld<br />
von mindestens 200.000 Euro.<br />
Das OLG Köln gab dem im Grundsatz statt.<br />
causa 1.2013 11
TITELTHEMA<br />
Die breite Öffentlichkeit<br />
macht sich ihr Bild vom<br />
Rechtswesen vor allem<br />
über Serien und gespielte<br />
Dokumentationen a la<br />
"Richter Alexander Hold".<br />
Foto: SAT.1/Benedikt Mueller<br />
IM ZWEIFEL FÜR<br />
DEN MANDANTEN<br />
– MIT HERZ<br />
UND GROSSER<br />
KLAPPE<br />
Am Ende ist sie immer die charmante Siegerin. Auf dem<br />
Weg dahin findet Danni Lowinski zielsicher manches<br />
Fettnäpfchen. Auch <strong>für</strong> Action-Szenen und Begegnungen<br />
in sozialen Randlagen ist sich die TV-Serienfigur nicht zu<br />
schade. Wie Annette Frier als Danni Lowinski kam schon<br />
Manfred Krug in seiner Meisterrolle Liebling Kreuzberg<br />
in <strong>den</strong> 1980er/90er Jahren daher: zielstrebig, unnachgiebig,<br />
furchtlos und vor allem bo<strong>den</strong>ständig. Der Clou beider<br />
TV-Serien: Die Anwälte lassen sich von Moralvorstellungen<br />
leiten, die hin und wieder mit der offiziellen Rechtsauslegung<br />
kollidieren. Mit dem Selbstverständnis von Rechtsanwälten im<br />
wirklichen Leben hat das nicht viel zu tun.<br />
Klar, Kultanwälte im Fernsehen brauchen Herz und große Klappe.<br />
Herz braucht der echte Anwalt <strong>für</strong> seinen Mandanten, <strong>den</strong>n dem<br />
gegenüber ist er zu Sorgfalt und Höchstleistungen verpflichtet.<br />
Da<strong>für</strong> zu streiten, braucht es Herzblut. Die große Klappe dagegen<br />
taugt lediglich in telegenen Schauprozessen. Der Strafverteidiger<br />
streitet im Prozess erbittert <strong>für</strong> die Interessen seines Mandanten<br />
– und geht anschließend mit dem Staatsanwalt Kaffee trinken. „Das ist<br />
nicht verwerflich“, sagt ein Jurist, der auf mögliche Interessenskonflikte<br />
angesprochen wird: „Auch eine noch so vehement geführte Auseinandersetzung<br />
in der Sache darf nie die persönliche Ebene erreichen. Umgekehrt<br />
sollte aber auch im Privaten der Streit keine Rolle spielen.“<br />
UNABHÄNGIG, FAIR UND KOMPETENT<br />
Unabhängigkeit, Fairness, Transparenz und Kompetenz sind Stichworte,<br />
die immer wieder fallen, wenn Kanzleien oder einzelne Anwälte<br />
über ihr Selbstverständnis sprechen. Zu fin<strong>den</strong> sind diese Punkte<br />
beispielsweise im Ehrenkodex, <strong>den</strong> sich die Deutsche Anwalts-Cooperation<br />
(dac) gegeben hat. Ein ähnlicher Wortlaut findet sich bei<br />
der Europäischen Anwaltskooperation. Der Deutsche Anwaltverein<br />
(DAV) spricht sich gegen die schriftliche Fixierung berufsethischer<br />
Richtlinien aus. Der Interessenverband, dem rund 67.000 Rechts-<br />
»<br />
12<br />
causa 1.2013
anwältinnen und Rechtsanwälte angehören,<br />
hat 2011 einen Ausschuss Anwaltliche<br />
Berufsethik ins Leben gerufen. „Dieser Ausschuss<br />
will eine Diskussion darüber führen<br />
und auslösen, ob die anwaltliche Tätigkeit<br />
auch ethischen Maßstäben unterliegt, und<br />
wenn ja, welchen“, schreibt der Ausschuss-<br />
Vorsitzende, Dr. Michael Streck im Anwaltsblatt:<br />
„Der Vorstand des DAV hat beschlossen,<br />
keinen Ethikkodex zu formulieren.<br />
Einmal fehlt hier<strong>für</strong> die Legitimation. Zum<br />
anderen läuft ein solcher Kodex Gefahr, beschlossen<br />
und vergessen zu wer<strong>den</strong>. Eine<br />
beständige Diskussion um ethische Fragen<br />
vermag das Problembewusstsein mehr<br />
zu prägen und zu schärfen“, so der Kölner<br />
Rechtsanwalt weiter.<br />
Dass ethische Fragen im Berufsalltag durchaus<br />
eine Rolle spielen, ist an unzähligen<br />
Beiträgen in Fachpublikationen und Internetforen<br />
ablesbar.<br />
Die Bundesrechtanwaltskammer (BRAK)<br />
sieht berufliche Kernwerte, die allen Rechtsanwältinnen<br />
und Rechtsanwälten gemeinsam<br />
sind: „Unabhängigkeit, Verschwiegenheit<br />
und das Verbot der Wahrnehmung widerstreitender<br />
Interessen. Jeder Bürger, jedes<br />
Unternehmen, kann sich bei der Beauftragung<br />
eines Rechtsanwaltes darauf verlassen,<br />
dass diese Werte Grundlage des anwaltlichen<br />
Handelns sind.“<br />
VERTRAUEN AUFBAUEN UND ERHALTEN<br />
Die Wahl des richtigen Anwalts hat nicht<br />
nur etwas mit dessen Kompetenz in einem<br />
bestimmten Fachgebiet zu tun, sondern ist<br />
<strong>für</strong> <strong>den</strong> Mandanten in erster Linie Vertrauenssache.<br />
Insofern ist die Orientierung an<br />
berufsethischen Grundsätzen nach Lesart der<br />
BRAK zugleich ein Stück Marketing, <strong>den</strong>n<br />
Vertrauen muss aufgebaut und erhalten wer<strong>den</strong>.<br />
Nur dann kommt ein Mandant mit dem<br />
nächsten Problem wieder.<br />
Dass sich jeder vertrauensvoll an einen<br />
Anwalt wen<strong>den</strong> kann, garantiert schon die<br />
Definition des Berufsstandes. „Der Rechtsanwalt<br />
ist ein unabhängiges Organ der<br />
Rechtspflege“ steht in Paragraph 1 der Bundesrechtsanwaltsordnung.<br />
Übersetzt heißt<br />
das, er darf keine Bindungen eingehen, die<br />
seine berufliche Unabhängigkeit gefähr<strong>den</strong>.<br />
Liebling Kreuzberg und Danni Lowinski<br />
sind hier manches Mal auf Schlitterkurs.<br />
Welche Stolpersteine auf dem Weg, <strong>für</strong> einen<br />
Mandanten das Bestmögliche herauszuholen,<br />
liegen können, ist regelmäßig in diversen TV-Serien<br />
zu sehen. Mit Herz und Verstand kämpfen<br />
die Kultanwälte <strong>für</strong> Gerechtigkeit. Bei Manfred<br />
Krug steckt das entschei<strong>den</strong>de Moment schon<br />
im Titel „Liebling“ Kreuzberg. Er entspricht<br />
nicht gerade dem Bild, das man von einem<br />
seriösen Anwalt hat. Liebling präsentiert sich<br />
als arbeitsscheuer Zyniker, der prinzipiell nur<br />
Fälle annimmt, die ihn interessieren. Schlagfertigkeit<br />
und Frechheit haben Annette Frier<br />
als Danni Lowinski zum preisgekrönten Publikumsliebling<br />
gemacht. Ob sie als Vorbild taugt?<br />
Im Gerichtssaal ausfällig zu wer<strong>den</strong>, gehört<br />
sicher nicht dazu. Und eine Rechtsanwältin<br />
muss auch nicht gleich bei Prozessgegnern im<br />
Mülleimer nach Beweismitteln suchen, um das<br />
Vertrauen ihrer Mandanten zu gewinnen. Am<br />
Ende aber ist in bei<strong>den</strong> Fällen die – filmisch<br />
überzeichnete – Unabhängigkeit die Basis <strong>für</strong><br />
<strong>den</strong> Erfolg – im TV wie davor: Die Mandanten<br />
vertrauen <strong>den</strong> Anwälten und beide wer<strong>den</strong><br />
vom Publikum gefeiert.<br />
VOLKER LÜBKE<br />
•<br />
Manfred Krug alias "Liebling Kreuzberg" prägte mehr als ein<br />
Jahrzehnt die Sicht vieler Fernsehzuschauer auf <strong>den</strong> Anwalt.<br />
Foto: Boris Breuer <strong>für</strong> Roba Press<br />
Foto: DEGETO Film GmbH<br />
An ihr schei<strong>den</strong> sich die Geister: Serien-Rechtsanwältin<br />
Danni Lowinski, dargestellt von Annette Frier.<br />
causa 1.2013<br />
13
TITELTHEMA<br />
FIT<br />
FÜR DEN<br />
MARKT<br />
Noch ist Anwalt ein<br />
attraktiver Beruf. So<br />
attraktiv, dass immer<br />
mehr junge Menschen<br />
Rechtsanwältin oder<br />
Rechtsanwalt wer<strong>den</strong><br />
wollen. Über 160.000<br />
Organe der Rechtspflege,<br />
so deren offizielle<br />
Stellung, gibt es zurzeit<br />
in Deutschland, so viele<br />
wie nie zuvor. Die 28<br />
deutschen Rechtsanwaltskammern<br />
verzeichnen<br />
immer mehr<br />
Mitglieder und an <strong>den</strong><br />
Universitäten liegt die<br />
Zahl der Jura-Stu<strong>den</strong>ten<br />
seit Jahren konstant um<br />
die 100.000. Wo führt<br />
das hin? Das hat sich<br />
auch der Deutsche Anwaltsverein<br />
(DAV)<br />
gefragt und eine Studie<br />
zur <strong>Wettbewerb</strong>sfähigkeit<br />
in Auftrag gegeben<br />
– mit weitreichen<strong>den</strong><br />
Folgen <strong>für</strong> <strong>den</strong> Berufsstand.<br />
14 causa 1.2013
Laut aktueller Studie ist die Ertragslage in der Branche<br />
zwar unverändert gut. Anwälte gehören zu <strong>den</strong> Besserverdienen<strong>den</strong>.<br />
Die bange Frage lautet jedoch: Wie<br />
lange noch?<br />
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) titelte gar in einem<br />
Beitrag: „Vielen Kanzleien droht das Ende“. Die FAZ-Redakteure<br />
schließen aus der Studie: Kanzleien geht es zurzeit zwar<br />
noch richtig gut, viele aber haben keine Strategien, wie sie ihre<br />
hochqualifizierten Dienstleistungen in Zukunft erfolgreich<br />
vermarkten können.<br />
Nun mag mancher Zeitgenosse sagen: „Die Sorgen der<br />
Anwälte, die möchte ich haben.“ Und vielleicht liegt das<br />
geringe öffentliche Interesse am Thema auch am, sagen<br />
wir 'mal, etwas sperrigen Titel der Studie, <strong>den</strong> die Prognos<br />
AG <strong>für</strong> <strong>den</strong> DAV erstellt hat: „Der Rechtsdienstleistungsmarkt<br />
2030“. Das klingt staubtrocken. Dabei sind<br />
Bestandsaufnahme und Analyse überaus informativ und<br />
die Empfehlungen präzise.<br />
BEISPIEL WETTBEWERB<br />
Die Zeiten, in <strong>den</strong>en sich Anwälte untereinander keine Konkurrenz<br />
machten, sind Vergangenheit. Denn rund 54.000<br />
Kanzleien gibt es heute in Deutschland, Ten<strong>den</strong>z steigend.<br />
Ein Ende ist nicht absehbar. Im Gegenteil: 2011 gab es bei<br />
<strong>den</strong> Rechtswissenschaften mit über 99.000 Studieren<strong>den</strong> so<br />
viel Nachwuchs wie seit zehn Jahren nicht mehr – junge<br />
Leute, die in <strong>den</strong> Markt drängen.<br />
Und: In diesem Rechtsdienstleistungsmarkt haben es die<br />
Anwältinnen und Anwälte nicht nur mit ihresgleichen zu<br />
tun. So können zum Beispiel Autohändler, Werkstattbetreiber<br />
und Sachverständige immer dann mitre<strong>den</strong>, solange<br />
der Sachverhalt nicht vor Gericht landet. So beschreibt es<br />
je<strong>den</strong>falls die Studie. Zusätzlich gibt es noch das Internet<br />
mit seinen zahllosen Rechtsforen in höchst unterschiedlicher<br />
und teilweise fragwürdiger Qualität.<br />
Foto: © olly - Fotolia.com<br />
Akteure auf dem Markt der Rechtsdienstleistungen sind<br />
also reichlich vorhan<strong>den</strong>, aber gibt es <strong>für</strong> das große Angebot<br />
auch ausreichend Klienten? Eine Kernthese des demografischen<br />
Wandels lautet: Wir wer<strong>den</strong> immer bunter, älter<br />
und weniger. Nun kann jeder Anbieter am Markt damit<br />
umgehen, dass die Kundschaft bunter und älter wird.<br />
»<br />
causa 1.2013<br />
15
TITELTHEMA<br />
»<br />
Mit „weniger“ gibt es aber über kurz oder<br />
lang ein Problem, sagt die DAV-Studie. „Vielen<br />
Kanzleien droht das Ende“ – selbst wenn<br />
man diese Überschrift der FAZ <strong>für</strong> übertrieben<br />
halten mag: Die Ten<strong>den</strong>z, die sich aus der<br />
Bestandsaufnahme ergibt, ist eindeutig: In<br />
Deutschland gibt es <strong>für</strong> immer weniger Menschen<br />
immer mehr Anwälte.<br />
WEGE AUS DEM DILEMMA<br />
Daher werde sich das Bild des Rechtsanwalts<br />
in <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> Jahren deutlich verändern,<br />
folgert die DAV-Studie. Große Kanzlei-<br />
Ketten werde es danach ebenso geben wie die<br />
individuelle Rechtsberatung im Supermarkt.<br />
Und Änderungen beim Anwaltsmonopol<br />
könnten bewirken, dass auch Banken und<br />
Versicherungen künftig eine Rolle auf dem<br />
Markt der Rechtsdiensleistungen spielen.<br />
Bevor Anwältin oder Anwalt jetzt an eine<br />
Umschulung <strong>den</strong>ken: Es gibt Wege aus dem<br />
Dilemma.<br />
Die DAV-Studie empfiehlt ...<br />
› Eine klare Strategie: Mehr und mehr wer<strong>den</strong><br />
Anwältinnen und Anwälte als Unternehmer<br />
gefragt sein, die ihre Vorgehensweise<br />
analysieren, Potenziale erkennen und<br />
die entsprechen<strong>den</strong> Maßnahmen ergreifen<br />
können.<br />
› Fachliche Spezialisierung: Künftig geht es<br />
noch stärker darum, Nischen zu erkennen<br />
und zu besetzen. Kooperationen mit anderen<br />
Kanzleien können wichtig wer<strong>den</strong>, um<br />
das eigene Portfolio zu vergrößern.<br />
› Marketing: Das strikte Werbeverbot der<br />
Branche ist gefallen. Längst nutzen Anwältinnen<br />
und Anwälte offensiv alle Möglichkeiten<br />
der Öffentlichkeitsarbeit in eigener<br />
Sache. Und so beschreibt die DAV-Studie<br />
dieses wichtige Aktionsfeld:<br />
„Marketing und Akquisition im Bereich der<br />
Rechtsdienstleistung und -vertretung sind an<br />
spezifische berufsrechtliche Voraussetzungen<br />
gebun<strong>den</strong> und erfordern daher auch spezifische<br />
Strategien. Kanzleiinhaber und -inhaberinnen<br />
stehen vor der Herausforderung,<br />
das Angebotsspektrum der eigenen Kanzlei<br />
und auch die Qualität der eigenen Arbeit mit<br />
geeigneten Marketingstrategien unter Einhaltung<br />
der Bestimmungen des anwaltlichen<br />
Werberechts (UWG und § 43 b BRAO) zu vermitteln.<br />
Die überwiegende Mehrheit der<br />
»<br />
DARUM<br />
Nie war causa so wertvoll wie heute. Gestern –<br />
vor causa – gab es nichts vergleichbares. Heute<br />
– mit causa – auch nicht. Sagen wir es deutlich:<br />
causa ist einzigartig. Und es verbindet: causa<br />
baut die Brücke vom Rechtsanwalt zum Kun<strong>den</strong>.<br />
Das Magazin öffnet die Tür zum effektiven<br />
Kanzlei-Marketing. Der Werbe-Klappkalender<br />
mit dem Kanzlei-Schriftzug war gestern.<br />
Ab heute gibt’s causa: kompetent, kompakt,<br />
konkret.<br />
› Personalisiertes Servicemagazin<br />
causa ist das einzige bundesweite, personalisierte Servicemagazin der<br />
Rechtsanwälte und Kanzleien. Kompetente Redakteure sorgen <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
Premiuminhalt, machen Urteile und relevante Rechtsbereiche transparent.<br />
Sie generieren Nutzwerte beim Anwalt und seinen Kun<strong>den</strong>. Ein qualifiziertes<br />
Team von Rechtsanwälten übernimmt das juristische Lektorat<br />
und ist Ansprechpartner in allen rechtsrelevanten Themenbereichen.<br />
› Marketing-Brücke zum Klienten<br />
causa richtet sich mit einer Startauflage von mindestens 100.000 Exemplaren<br />
passgenau an alle Juristen und ihre Klienten und kann von <strong>den</strong><br />
Kanzleien als personalisiertes Werbeinstrument in vielfältiger Weise<br />
eingesetzt wer<strong>den</strong>. Schon bei einer Abnahme von 50 Exemplaren erreicht<br />
jede Kanzlei mehr als 200 anspruchsvolle Klienten. Sei es in der<br />
Kanzlei als Lesestoff zum Mitnehmen, sei es im Postvertrieb und somit<br />
als Kun<strong>den</strong>bindungsinstrument im one-to-one-Marketing. Hier wer<strong>den</strong><br />
Kun<strong>den</strong>profile skizziert, die genau klar machen, welche Zielgruppe<br />
außerhalb der Anwaltschaften das Magazin liest. causa baut somit die<br />
Marketing-Brücke zwischen Kanzlei und Klient abgestimmt auf deren<br />
Bedürfnisse.<br />
› Hohe Lesequote in allen Bundesländern<br />
Im Erstkontakt erreicht causa bundesweit rund 2.000 Kanzleien mit einer<br />
statistischen Durchschnittsgröße von drei Anwälten pro Sozietät. Somit<br />
lesen mindestens 6.000 Anwälte das Magazin. Die Gesamt-Leseqoute<br />
pro Ausgabe liegt bei deutlich mehr als 400.000 Lesern. Und das verteilt<br />
auf alle 16 Bundesländer.<br />
› Urteile verständlich aufbereitet<br />
Mit causa lesen Sie in jedem Fall richtig! In jeder Ausgabe widmet sich<br />
das Magazin aktuellen Urteilen und neuen Rechtsprechungen. Wirken<br />
sich Gesetzesänderungen unmittelbar beim Leser aus, zeigt causa auf,<br />
16<br />
causa 1.2013
160.894<br />
ZUGELASSENE RECHTS-<br />
ANWÄLTINNEN UND -ANWÄLTE GIBT<br />
ES 2013 IN DEUTSCHLAND.<br />
was sie bedeuten, was sie verändern und ist somit rechtzeitig an der Seite<br />
des Kun<strong>den</strong>, damit sich dessen Lebenssituation durch Rechtsprechungen<br />
und Gesetzesänderungen nicht verschlechtert. Das Redaktionsteam<br />
mit dem Gespür <strong>für</strong> die richtigen Themen sorgt <strong>für</strong> die inhaltliche Vielfalt<br />
im Magazin. Die JurAgentur, eine juristische Nachrichtenagentur, ist<br />
bundesweit vernetzt mit allen Gerichten und sorgt <strong>für</strong> die zeitnahe Aufbereitung<br />
sämtlicher Urteile im Bundesgebiet.<br />
› Reportagen, Tipps und Trends<br />
Doch causa ist auch bunt. So bunt und farbenfroh wie das tägliche Leben.<br />
Es nimmt <strong>den</strong> Leser mit auf die Reise, zeigt ihm Neues aus dem<br />
Netz, oder verschafft ihm mit außergewöhnlichen Reportagen eine kleine<br />
Auszeit zum Träumen. Somit sorgt es auch <strong>für</strong> Kurzweil im Wartezimmer<br />
der Kanzleien, oder wo auch immer Sie, liebe Rechtsanwälte, das<br />
Servicemagazin, ihren Kun<strong>den</strong> an die Hand reichen wollen.<br />
› Beratungsbedarf geweckt<br />
Und dabei verliert causa eins selbstverständlich nicht aus dem Auge: die<br />
zielguppenspezifischen Themen. Wie mannigfaltig die Mandantschaft<br />
des Rechtsanwaltes auch sein mag: in causa findet jeder Leser sein Zuhause<br />
und ganz sicher die Themen, die ihn interessieren. Dabei kann<br />
causa nur Hilfestellungen anbieten, rechtsberatend ist es indes nicht.<br />
causa informiert und weckt Beratungsbedarf. Somit ist das Magazin der<br />
schnellste Weg vom Streitfall zum Rechtsanwalt.<br />
› Modernstes Zeitschriften-Design<br />
Das Magazin präsentiert sich seinen Lesern im modernsten Zeitschriften-Design.<br />
Klar strukturiert, erstklassig bebildert und hochmodern layoutet.<br />
So muss es sein: schließlich ist es, liebe Rechtsanwältinnen und<br />
Rechtsanwälte, ihre Visitenkarte <strong>für</strong> ihre potentiellen Kun<strong>den</strong>.<br />
All das ist der Anspruch von causa. Und da<strong>für</strong> stehen wir. Versprochen!<br />
RALF MÜNSTERMANN<br />
i<br />
Besuchen Sie uns<br />
causa ist auf dem Weg, aber natürlich längst nicht am Ziel. Das zu erreichen,<br />
ist eine anspruchsvolle Aufgabe, der sich das Redaktions-,<br />
Anzeigen- und Marketing-Team gern stellt. Doch wir alle wissen, dass<br />
ein Magazin nur dann <strong>für</strong> Kun<strong>den</strong> und Macher erfolgreich sein kann,<br />
wenn sich alle Beteiligten mit ihm i<strong>den</strong>tifizieren können. Deshalb muss<br />
es raus aus der Anonymität und rein in die höchstmögliche Transparenz.<br />
Und genau aus diesem Grund stehen wir Ihnen nicht nur telefonisch<br />
oder per Mail zur Verfügung.<br />
Lernen Sie uns doch einfach mal kennen! Besuchen Sie unsere Redaktion.<br />
Schreiben Sie eine kurze Mail an redaktion@causa-magazin.de.<br />
Unser Sekretariat bespricht mit Ihnen einen Termin und wir heißen Sie<br />
willkommen im alt ehrwürdigen Haus Busch, dem traditionsreichsten<br />
Journalistenzentrum Deutschlands in Hagen.<br />
DAS MAGAZIN IHRER RECHTSANWALTSKANZLEI<br />
MAX MUSTERMANN<br />
MEHR RECHTE<br />
FÜR PAPA<br />
Gesetzesänderung:<br />
Ab sofort darf jeder Vater<br />
Umgangsrecht einfordern<br />
AUGEN AUF<br />
BEIM HAUSKAUF<br />
Nebenkosten unter der<br />
Lupe – Das Servicepaket<br />
<strong>Fit</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Wettbewerb</strong><br />
Immer mehr Anwälte wetteifern um immer weniger Mandanten.<br />
Eine Studie belegt: „Der Weg zum wirtschaftlichen Erfolg braucht<br />
neue Strategien, Spezialisierung und Marketing”<br />
1995 WAREN ES<br />
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Oktober 2013 | Ausgabe 1.2013<br />
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causa 1.2013<br />
17
TITELTHEMA<br />
»<br />
Kanzleien nutzt eine breit gestreute, nicht fokussierte<br />
Mandantenansprache: Instrumente sind die eigene Homepage<br />
und/oder Einträge in Verzeichnissen und Auskunftsdiensten.<br />
Je größer und umsatzstärker eine Kanzlei ist, je größer das<br />
Einzugsgebiet der und je mehr gewerbliche Unternehmen<br />
im Durchschnitt als Mandanten betreut wer<strong>den</strong>, desto häufiger<br />
gehen Kanzleien im Marketing und in der Kun<strong>den</strong>akquisition<br />
strategisch vor. Die Gruppe der Einzelanwälte ist<br />
im Durchschnitt am inaktivsten, was Marketing betrifft.<br />
Auch insgesamt fällt das genutzte Potenzial an Maßnahmen<br />
zum Kanzleimarketing und zur Mandantenakquisition<br />
gering aus. Weniger als zehn Prozent der befragten<br />
Kanzleien geben an, zukünftig stärker in diesen Bereichen<br />
aktiv wer<strong>den</strong> zu wollen."<br />
MATTHIAS ALFRINGHAUS •<br />
MEHR ANWÄLTE IN<br />
BERLIN, WENIGER<br />
IN ZWEIBRÜCKEN<br />
Zum 1. Januar 2013 hatten die Rechtsanwaltskammern<br />
insgesamt 161.821 Mitglieder,<br />
davon 160.880 Rechtsanwälte, 290 Rechtsbeistände,<br />
586 RA-GmbHs und 25 RA-AGs.<br />
Die höchste Mitgliederzahl hat weiterhin<br />
die Rechtsanwaltskammer München mit<br />
20.301, gefolgt von der Rechtsanwaltskammer<br />
Frankfurt mit 17.839 und der Rechtsanwaltskammer<br />
Hamm mit 13.742 Mitgliedern.<br />
Den höchsten Mitgliederzuwachs verzeichnete<br />
die Rechtsanwaltskammer Berlin mit 2,52<br />
%. Rückläufig ist die Zahl der Mitglieder in<br />
der Rechtsanwaltskammer Mecklenburg Vorpommern<br />
(-0,81 %) und in der Rechtsanwaltskammer<br />
Zweibrücken (-0,14 %).<br />
Weiter angestiegen ist der Anteil der Rechtsanwältinnen.<br />
Während 1970 weniger als fünf<br />
Prozent der Anwaltschaft weiblich war, hat<br />
sich dieser Anteil auf über 33 % erhöht.<br />
ORGANISATIONSFORMEN<br />
Überwiegende Organisationsform ist die<br />
Gesellschaft bürgerlichen Rechts (Sozietät).<br />
Bei der Rechtsanwalts-GmbH war zum<br />
1. Januar ein Anstieg um 9,53 % auf nunmehr<br />
586 Rechtsanwalts-GmbHs zu verzeichnen.<br />
Darüber hinaus wur<strong>den</strong> auch 25 Rechtsanwaltsaktiengesellschaften<br />
gemeldet. Die<br />
Anzahl der Partnerschaftsgesellschaften<br />
stieg um 6,44 % auf 3.224.<br />
Die Gesamtzahl der erworbenen Fachanwaltstitel<br />
stieg auf 46.723. Das sind 23%<br />
aller Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte.<br />
Größter Beliebtheit erfreute sich weiter die<br />
Fachanwaltschaft Arbeitsrecht, gefolgt vom<br />
Familienrecht.<br />
VOK<br />
•<br />
DÜSSELDORF<br />
KÖLN<br />
SAARBRÜCKEN<br />
12.038<br />
12.526<br />
ZWEIBRÜCKEN<br />
1.445<br />
1.443<br />
2.667<br />
OLDENBURG<br />
HAMM<br />
KOBLENZ<br />
KARLSRUHE<br />
FREIBURG<br />
BREMEN<br />
13.742<br />
3.349<br />
4.599<br />
3.459<br />
1.916<br />
FRANKFURT<br />
17.839<br />
KASSEL<br />
1.743<br />
SCHLESWIG<br />
STUTTGART<br />
TÜBINGEN<br />
3.822<br />
9.768<br />
HAMBURG<br />
CELLE<br />
BRAUNSCHWEIG<br />
7.215<br />
2.103<br />
5.824<br />
1.654<br />
2.696<br />
BAMBERG<br />
SCHWERIN<br />
MAGDEBURG<br />
ERFURT<br />
2.061<br />
1.591<br />
1.828<br />
4.638<br />
NÜRNBERG<br />
20.301<br />
MÜNCHEN<br />
BERLIN<br />
BRANDENBURG<br />
2.352<br />
4.765<br />
DRESDEN<br />
13.459<br />
Auch der richtige Standort kann <strong>für</strong> <strong>den</strong> Erfolg einer neuen Kanzlei von großer Bedeutung sein. Beim<br />
Blick auf die Verteilung der Rechtsanwaltskanzleien fallen große Unterschiede in der Dichte auf.<br />
Infografik: Causa / KLINKEBIEL GMBH<br />
18<br />
causa 1.2013
REISEN<br />
Mit der MS Finnmarken unterwegs vor Vesterålen.<br />
WO TROLLE UND ELFEN<br />
IM POLARLICHT TANZEN<br />
Sie gilt als die schönste Reise der Welt:<br />
Die Fahrt mit dem Postschiff von Kirkenes<br />
nach Bergen ist einfach traumhaft.<br />
Gewinnen Sie mit causa eine 7-tägige<br />
Seereise entlang der norwegischen Küste<br />
mitten im arktischen Frühling.<br />
Foto: Trym Ivar Bergsmo und an Holthe<br />
Auf der Reise von der russischen<br />
Grenze zur alten Hansestadt kann<br />
der Urlauber einen einzigartigen<br />
Blick auf die weitgehend unberührten<br />
Fjordlandschaften Norwegens<br />
genießen – und das bereits seit 1893. So lange<br />
schon verbin<strong>den</strong> nämlich die Schiffe von<br />
Hurtigruten die Orte entlang der Küste und<br />
versorgen die Bewohner mit Allem, was sie<br />
zum Leben benötigen. Mit <strong>den</strong> Postdampfern<br />
vergangener Tage haben die modernen Fährschiffe,<br />
die heute täglich zwischen <strong>den</strong> 34<br />
Häfen verkehren, allerdings nicht mehr viel<br />
gemein. Obwohl der Transport von Waren<br />
<strong>für</strong> die Küstenbewohner immer noch einen<br />
hohen Stellenwert einnimmt, kann der Reisende<br />
an Bord <strong>den</strong> Komfort eines Kreuzfahrtschiffes<br />
genießen.<br />
»<br />
causa 1.2013<br />
19
REISEN<br />
Kilometerweit ziehen sich<br />
die Fjorde durch die malerische<br />
Berglandschaft.<br />
Sonnenuntergang im<br />
hohen Nor<strong>den</strong> – ein<br />
traumhaftes Fotomotiv.<br />
»<br />
20<br />
Hauptattraktion ist jedoch die grandiose<br />
Natur entlang der Küste. Bedingt durch <strong>den</strong><br />
warmen Golfstrom, ist das Klima hier selbst<br />
im Winter erstaunlich mild. Dies hat zur Folge,<br />
dass es in Norwegen eine so faszinierende<br />
Vegetation und Tierwelt gibt, wie sonst nirgendwo<br />
im Nor<strong>den</strong>. Vom winzigen Lemming<br />
über die eiszeitlichen Moschusochsen bis zu<br />
<strong>den</strong> mächtigen Walen, die manchmal sogar<br />
von der Küste aus zu beobachten sind, gibt<br />
es <strong>für</strong> Tierliebhaber insbesondere im Nor<strong>den</strong><br />
des Landes viel zu entdecken. Und das alles in<br />
einer atemberauben<strong>den</strong> Landschaft mit kilometerhohen<br />
Steilwän<strong>den</strong>, imposanten Wasserfällen<br />
und abgeschie<strong>den</strong>en Fjor<strong>den</strong>, die so still<br />
ruhen, dass sich die Berge in ihnen spiegeln.<br />
Unvergesslich ist der Blick vom Nordkap,<br />
dem nördlichsten Punkt Europas. Vor allem<br />
dann, wenn in <strong>den</strong> Sommermonaten die<br />
Mitternachtssonne das 307 Meter hohe Felsplateau<br />
und die See in märchenhafte Farben<br />
taucht. Im Winter erwartet die Besucher hier<br />
ein weiteres Naturschauspiel: Das Nordlicht.<br />
Wer einmal das bizarre Funkeln und Flirren<br />
am Himmel erlebt hat, der versteht, warum<br />
causa 1.2013<br />
Norwegen das Land der Mythen, Troll- und<br />
Feengeschichten ist.<br />
Interessantes haben auch die Städte zu bieten,<br />
die das Schiff auf seiner Fahrt ansteuert: Zum<br />
Beispiel die Jugendstilstadt Alesund mit ihrer<br />
eleganten Architektur oder Tromso, das Tor<br />
zum Eismeer, das wegen seines pulsieren<strong>den</strong><br />
Nachtlebens auch das Paris des Nor<strong>den</strong>s genannt<br />
wird. Ohne Zweifel weiß Norwegen<br />
seine Gäste auch kulturell immer wieder zu<br />
überraschen.<br />
JÖRG JUNG •<br />
www.hurtigruten.de
Die arktische Vogelwelt ist nur eine<br />
von vielen Attraktionen der Reise.<br />
Unverwechselbar – die bunten Fassa<strong>den</strong> der alten Lagerhäuser in Trondheim.<br />
VERLOSUNG<br />
GEWINNEN SIE EINE REISE<br />
MIT DEM POSTSCHIFF<br />
Fotos: Tormod Amundsen, Trym Ivar Bergsmo, ingo foertsch , MS Midnatsol und Arno Siering<br />
causa und Hurtigruten verlosen eine 7-tägige Seereise inklusive Vollpension <strong>für</strong> zwei Personen<br />
von Kirkenes nach Bergen im Zeitraum zwischen dem 1. März und 30. April 2014. Im Preis<br />
inbegriffen ist der Hin- und Rückflug ab einem deutschen Flughafen freier Wahl. Wenn Sie<br />
gewinnen möchten, beantworten Sie einfach folgende Frage:<br />
» Wo startet die Seereise entlang der norwegischen Küste?<br />
Die richtige Antwort schicken Sie bis zum 31.12.2013 an:<br />
causa – Das Magazin<br />
Stichwort »Gewinnspiel«<br />
Haus Busch 1 – 3, 58099 Hagen<br />
Oder einfach per Mail an gewinnspiel@causa-magazin.de<br />
Teilnahmebedingungen: Gewinner wer<strong>den</strong> unter allen richtigen Einsendungen ausgelost und schriftlich<br />
benachrichtigt. Teilnahmeberechtigt sind Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben. Von der Teilnahme<br />
ausgeschlossen sind Mitarbeiter des KMK-Verlages und deren Angehörige. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Der Gewinn kann nicht in bar ausgezahlt wer<strong>den</strong>.<br />
causa 1.2013<br />
21
REISEN<br />
MALLORCA<br />
anders entdecken<br />
Idyllisches Panorama: Die Fischerboote in der traumhaften Bucht von Cala Figuera<br />
Mit einem Augenzwinkern zieht<br />
Senior Lopez die dicken Vorhänge<br />
beiseite. Gleich wird<br />
die Temperatur im Speisesaal<br />
hochschnellen, trotz geöffneter<br />
Fensterflügel. Aber Paco, wie der Chefkellner<br />
liebevoll genannt wird, weiß, was seine Gäste<br />
wünschen. Gerade schiebt sich die Sonne über<br />
die Pinienwipfel auf der gegenüberliegen<strong>den</strong><br />
Seite der Cala Santanyi und verwandelt das<br />
Wasser der Bucht in ein Farbenspektakel,<br />
vom dunkelsten Tintenblau über Smaragdgrün<br />
bis zum durchscheinen<strong>den</strong> Türkis.<br />
Schöner kann ein Urlaubstag im Südosten<br />
Mallorcas gar nicht anfangen. Die Aussicht<br />
vom Frühstückstisch ist grandios, so mancher<br />
Gast kann sich nicht losreißen und nippt<br />
verschämt an seinem längst kalt gewor<strong>den</strong>en<br />
Kaffee. Für die erste Mahlzeit des Tages nimmt<br />
man sich Zeit und plant <strong>den</strong> Tag.<br />
Hier gönnen sich<br />
auch Lastenträger<br />
eine kurze Pause.<br />
Zwei Strände locken mit feinem Sand und Wasser,<br />
das die Bezeichnung kristallklar verdient.<br />
Heute einmal in die Richtung, aus der die Sonne<br />
gerade aufgetaucht ist? Da führt ein Küstenweg<br />
ins Fischerörtchen Cala Figuera: Links duftender<br />
Pinienwald, rechts schroffer Abgrund<br />
und Wellen. Vor dem Rundgang auf der Mole<br />
eine Pause einlegen, <strong>den</strong> Fischern beim Flicken<br />
der Netze zusehen. Der Rückweg nach Cala<br />
Santanyi kann, weniger beschwerlich, über die<br />
Wege oberhalb der Küste führen: Entlang an<br />
<strong>den</strong> in Handarbeit aufgeschichteten Bruchsteinmauern,<br />
durch Oliven- und Mandelbaumhaine.<br />
Zwischendurch verlockt immer wieder ein Aprikosenbaum<br />
zum Naschen. Dahinter: Hübsch,<br />
aber nicht protzig, viele Privatvillen – die Boris<br />
Beckers und Michael Douglas‘ haben Cala Santanyi<br />
zum Glück rechts liegen lassen.<br />
In Richtung Sü<strong>den</strong> gibt es zwei lohnende<br />
Entdeckungspfade: Keine 30 Minuten sind es<br />
zum „Es Pontas“ dem spektakulären Felsentor,<br />
schon ein Wahrzeichen der Insel. Auch<br />
mit Flip-Flops zu bewältigen ist der Weg zur<br />
Bucht von Es Llombards, die noch ursprünglicher<br />
ist als die Cala Santanyi.<br />
Urlaub in Cala Santanyi, das entschleunigt.<br />
Die Klientel: Ältere Semester, Familien mit<br />
Kindern, Wochenend-Gäste aus Barcelona.<br />
Party-Publikum, Kegelklubs: Fehlanzeige.<br />
S’Arenal und Cala Ratjada liegen in einer<br />
anderen Welt. Böse formuliert, ist in Cala<br />
Santanyi der Hund begraben. Zwei Hotels,<br />
eine Handvoll Appartementanlagen.<br />
Drei gemütliche<br />
Bars, ein kleiner und<br />
ein Miniatur-Supermarkt,<br />
ein Strandkiosk<br />
– das war‘s.<br />
CALA SANTANYÍ<br />
caló des macs<br />
cala llombards<br />
cap de sa paret<br />
caló d' en ferrà Figuera<br />
Hier wird noch ganz<br />
klassisch gewogen<br />
caló de ses agulles<br />
PALMA<br />
CALA FIGUERA<br />
N<br />
Handgeschichtete Mauer<br />
oberhalb der Küste<br />
Foto: Arne Machel Karte: casua<br />
22<br />
causa 1.2013
Da<strong>für</strong> braucht der Strandgänger an der Cala Santanyi keine<br />
Uhr. Um 15 Uhr tönt es markerschütternd zwischen<br />
<strong>den</strong> grasgedeckten Sonnenschirmen hindurch: „Pineapplecocomelon!<br />
Vitamina y potencia por la papa y la mama!“<br />
Der Obstverkäufer schiebt seinen mächtigen Bauch und seine<br />
Schubkarre vor sich her, seine Frau quält sich mit geschwollenen<br />
Beinen hinterher, sorgt aber mit ihrer Stimme, die ohne Verstärker<br />
<strong>den</strong> hintersten Winkel erreicht, <strong>für</strong> Werbung und Umsatz.<br />
Die bei<strong>den</strong> haben hier und an der einige Kilometer entfernt liegen<strong>den</strong><br />
Cala Mondrago schon Ananas verkauft, als das Viertel<br />
„pineapple“ noch 500 Peseten und nicht 5 Euro kostete.<br />
16 Uhr, darauf warten die männlichen Strandgänger noch<br />
mehr als die weiblichen: Dann machen zwei mallorquinische<br />
Schönheiten <strong>den</strong> kleinen Strand zu ihrem Laufsteg. Präsentieren<br />
Pareos und Strandkleider. Wer etwas kaufen will, muss<br />
sie ansprechen – nicht umgekehrt.<br />
Tagsüber shoppen oder abends ausgehen – da brauchen die<br />
Feriengäste schon einen Mietwagen, um „hinauf in die Stadt“,<br />
nach Santanyi nämlich zu kommen. Selbst unter Mallorquinern<br />
gilt Santanyi mit seinen gerade mal 12.000 Einwohnern<br />
als kleines Schmuckstück. Der Markt, jeweils mittwochs und<br />
samstags, ist mit seinem riesigen Obst- und Gemüseangebot<br />
schon allein farblich eine Pracht. Am schönsten ist es hier<br />
ganz früh morgens, wenn die Händler noch ihre Kisten auspacken,<br />
und untereinander diskutieren, wer die prächtigsten<br />
Tomaten im Angebot hat.<br />
In <strong>den</strong> engen Gassen fin<strong>den</strong> sich hübsche Geschäfte, pittoreske<br />
Kneipen und erstklassige Restaurants. Santanyi spürt<br />
Wohltat und Fluch des Tourismus gleichermaßen. Er lässt sich<br />
nicht leugnen, hat dem Städtchen aber auch gut getan. Zahlreiche<br />
Stadthäuser erstrahlen dank ausländischer Käufer oder<br />
zu Wohlstand gekommenen Einheimischen in neuem Glanz.<br />
Deutsch ist quasi zweite Amtssprache. Aber das echte Mallorca<br />
ist hier in Santanyi eben nicht die Ausnahme. ARNE MACHEL •<br />
SCHLAFEN<br />
HOTEL PINOS PLAYA<br />
3 Sterne, solide und gemütlich,<br />
Bäder und Zimmer renoviert,<br />
Zimmer mit Meerblick haben tolle<br />
Aussicht. (Winterpause )<br />
Tel 0034 971 165 000<br />
www.pinosplaya.com<br />
<strong>für</strong> gehobenere ansprüche:<br />
HOTEL & APPARTEMENTS<br />
CALA SANTANYI<br />
das 1961 erbaute Hotel war das<br />
erste im Ort und wurde in <strong>den</strong><br />
vergangenen Jahren grundlegend<br />
modernisiert, auch große<br />
Suiten (Winterpause).<br />
Tel. 0034 971 165 505<br />
www.hotelcalasantanyi.com<br />
<strong>für</strong> individualisten:<br />
HOTEL SANTANYI<br />
wunderschönes Stadthotel mit 7<br />
individuellen Zimmern, in unmittelbarer<br />
Nähe des Marktplatzes,<br />
deutsche Leitung (ganzjährig<br />
geöffnet).<br />
Tel. 0034 971 64 22 14<br />
www.hotel-santanyi.com<br />
TIPP:<br />
Individuell buchen lohnt sich,<br />
da die bei<strong>den</strong> großen Hotels oft<br />
Zimmer <strong>für</strong> Wochenendgäste<br />
vom Festland zurückhalten und<br />
deshalb nicht das komplette<br />
Angebot bei <strong>den</strong> Reiseveranstaltern<br />
gemeldet ist. Ferienhäuser<br />
und –wohnungen günstig im Internet,<br />
z.B. über home-away.<br />
SCHLEMMEN<br />
ES COC<br />
Calle Aljub 37, Santanyi, neue, ideenreiche<br />
mediterrane Küche mit<br />
mallorquinischen Wurzeln, preiswertes<br />
Mittagsmenü. Uriges Ambiente.<br />
13 - 15.30 und 19 – 22.30<br />
Uhr (sonntags geschlossen),<br />
Tel. 0034 971 64 16 31<br />
www.restaurantescoc.com<br />
ES MOLI<br />
Carrer Consolacio 19, Santanyi;<br />
Tanja Ickerodt und Toni Barruesco<br />
machen Tapas zum abendfüllen<strong>den</strong><br />
Geschmacksabenteuer<br />
Wunderschöner Patio in einer<br />
alten Mühle. Täglich ab 13 Uhr<br />
(Winterpause Nov.-Feb.)<br />
Tel. 0034 971 65 36 29.<br />
ES CANTONET<br />
Plaza Bernaggi 2, Erik Eckfelder<br />
überrascht seine Gäste mit immer<br />
neuen Kreationen, etwa der mit<br />
Reis und Gemüse gefüllten Dorade.<br />
Patio und Restaurant zum<br />
Wohlfühlen (sonntags geschlossen,<br />
Winterpause Nov.-Ende Jan.).<br />
Tel. 0034 971 16 34 07;<br />
www.es-cantonet.net<br />
ES CLOS<br />
Calle Convento 17, (am Ortseingang<br />
des Nachbardorfes<br />
s’Alqueria Blanca), uriger Garten,<br />
es wird auf Olivenholz gegrillt,<br />
der frische Thunfisch mit Tomaten-Oliven-Sugo<br />
ist eine Sünde<br />
wert (sonntags geschlossen).<br />
Tel. 0034 971 65 34 04.<br />
i<br />
23
REISEN<br />
WER FRÜH BUCHT,<br />
KANN VIEL SPAREN<br />
Die Finanzkrise lässt in vielen europäischen<br />
Urlaubsregionen die Mietwagenpreise<br />
explodieren: Weil viele Vermieter ihre<br />
Fahrzeugflotten verkleinert haben, ziehen<br />
die Preise europaweit an. Wer sich mit dem<br />
Buchen Zeit lässt, zahlt saftige Aufschläge.<br />
24<br />
Sparen konnte in <strong>den</strong> Sommerferien vor<br />
allem, wer seinen Mietwagen früh genug<br />
buchte. In Italien und Portugal zum Beispiel<br />
waren Mietwagen nicht nur allgemein gegenüber<br />
dem Vorjahr teurer, kurzfristige<br />
Buchungen kosteten besonders viel: Auf Sardinien<br />
stiegen die Preise <strong>für</strong> Mietwagen ab<br />
Olbia in <strong>den</strong> zehn Wochen vor <strong>den</strong> Sommerferien<br />
um 153 Prozent, <strong>für</strong> das portugiesische<br />
Faro binnen drei Wochen um 148 Prozent.<br />
Auf Sardinien lag dies an der unerwartet<br />
starken Mietwagen-Nachfrage auf der Insel,<br />
die <strong>für</strong> die ansässigen Vermieter schwiericausa<br />
1.2013<br />
Der Sommer 2013 bescherte Mietwagen-Benutzern<br />
in Italien und Portugal<br />
Preise, die im Schnitt ungefähr<br />
20 Prozent teurer waren als im vergangenen<br />
Jahr. Wer seinen Mietwagen<br />
<strong>für</strong> Portugal zudem erst kurz vor der<br />
Reise buchte, zahlte mehr als viermal so viel<br />
wie Urlauber, die weiter im Voraus reserviert<br />
hatten. Ähnliche Preiserhöhungen <strong>für</strong> Last<br />
Minute-Buchungen trafen auch Mietwagen-<br />
Reisende an anderen Zielen. Dies ergab eine<br />
Analyse von etwa zehn Millionen Angeboten<br />
durch die Firma billiger-mietwagen.de.<br />
Foto: © E. Klinkebiel / Depositphotos.com: sergoua, dmitrimaruta, lunamarina, hanatipplova, twixx, olly18 / Composing: KLINKEBIEL GmbH
Foto: Lorum Ipsum<br />
URTEIL<br />
ger zu befriedigen war als auf dem Festland.<br />
In Portugal war besonders die kurzfristige<br />
Nachfrage stärker. Aufgrund von Finanzierungsproblemen<br />
hatten viele Vermieter ihre<br />
Mietwagen-Flotten verkleinert, was zu <strong>den</strong><br />
starken Preissteigerungen führte.<br />
VERSICHERUNGEN IM TREND<br />
Bei <strong>den</strong> Ländern mit <strong>den</strong> meisten Mietwagenbuchungen<br />
lag im Sommer erstmals Deutschland<br />
vor Spanien. Dies zeigt, dass mehr Reisende<br />
mit dem Auto in die Ferien fuhren, statt<br />
per Flug anzureisen und <strong>den</strong> Mietwagen vor<br />
Ort abzuholen. Urlauber tendierten in diesem<br />
Sommer außerdem zu kürzeren Reisen, die sie<br />
kurzfristiger buchten. Durchschnittlich dauerte<br />
eine Mietwagen-Reise 8,9 Tage und war damit<br />
2,8 Prozent kürzer als 2012. Urlauber buchten<br />
ihre Wagen im Schnitt 38,8 Tage vor Abfahrt<br />
und damit 3,9 Prozent kurzfristiger als im Jahr<br />
zuvor, Spanien-Reisende entschie<strong>den</strong> sich im<br />
Schnitt sogar zehn Prozent später. Diese Entwicklungen<br />
könnten an <strong>den</strong> Unruhen in Ägypten<br />
liegen, aufgrund derer sich viele Urlauber <strong>für</strong><br />
eine spontane Umbuchung entschie<strong>den</strong>.<br />
Die Analyse ergab weiterhin, dass immer<br />
mehr Kun<strong>den</strong> Wert auf eine gute Mietwagen-<br />
Versicherung legen: 87,3 Prozent der Kun<strong>den</strong><br />
entschie<strong>den</strong> sich <strong>für</strong> eine Diebstahl- und Vollkasko-Versicherung<br />
ohne Selbstbeteiligung,<br />
womit sie im Scha<strong>den</strong>sfall zwischen 500 und<br />
2.000 Euro sparen. In Ländern, in <strong>den</strong>en Kun<strong>den</strong><br />
noch zwischen <strong>den</strong> Optionen "mit" und<br />
"ohne Selbstbeteiligung" wählen können,<br />
entschie<strong>den</strong> sich viele <strong>für</strong> mehr Sicherheit: In<br />
Italien buchten 92,8 Prozent ohne Selbstbeteiligung,<br />
in Portugal 88,2 Prozent. In Spanien<br />
und <strong>den</strong> USA wer<strong>den</strong> kaum noch Mietwagen<br />
mit Selbstbeteiligung angeboten. JÖRG JUNG<br />
•<br />
Karlsruhe. (jur) Setzen betrunkene Autofahrer<br />
einen Mietwagen vor <strong>den</strong> Baum,<br />
müssen sie unter Umstän<strong>den</strong> mehr als <strong>den</strong><br />
vereinbarten Selbstbehalt zahlen. Dies geht<br />
aus einem Urteil des Bundesgerichtshofes<br />
(BGH) hervor (Az.: VI ZR 46/10).<br />
Im konkreten Fall forderte die Sixt Autovermietung<br />
von einem Kun<strong>den</strong> 16.000 Euro.<br />
Der hatte sich nach einem Streit mit seiner<br />
Frau in „erheblich alkoholisiertem Zustand“<br />
ins Auto gesetzt. Prompt fuhr er mit überhöhter<br />
Geschwindigkeit gegen einen Baum.<br />
Am Fahrzeug entstand Totalscha<strong>den</strong>. Sixt<br />
argumentierte, der Autofahrer habe <strong>den</strong><br />
Scha<strong>den</strong> „grob fahrlässig“ herbeigeführt.<br />
In dem Fall sei die Haftung nach <strong>den</strong> Allgemeinen<br />
Vermietungsbedingungen nicht auf<br />
<strong>den</strong> Selbstbehalt beschränkt.<br />
Der BGH entschied, dass die entsprechende<br />
Haftungs-Klausel von Sixt zwar zu unbestimmt<br />
und damit unwirksam sei. Dennoch<br />
sei der Autofahrer damit nicht aus dem<br />
Schneider. Es wür<strong>den</strong> vielmehr nun die<br />
gesetzlichen Haftungsvorschriften gelten.<br />
Diese sehen vor, dass bei einem schweren<br />
und grob fahrlässigen Verschul<strong>den</strong> höherer<br />
Scha<strong>den</strong>ersatz verlangt wer<strong>den</strong> kann. Der<br />
VI. Zivilsenat des BGH verwies <strong>den</strong> Fall an<br />
die Vorinstanz zur weiteren Prüfung zurück.<br />
causa 1.2013<br />
25
WIRTSCHAFT<br />
26<br />
causa 1.2013
Nicht ganz einfach:<br />
Generationenwechsel im<br />
Familienunternehmen<br />
NACHWUCHS<br />
GESUCHT<br />
WER PASST<br />
AUF DEN<br />
CHEFSESSEL?<br />
Der Sohn oder die Tochter auf dem Chefsessel:<br />
Für diese Lösung entschei<strong>den</strong> sich nur noch etwa<br />
die Hälfte aller deutschen Familienunternehmen.<br />
Die andere Hälfte setzt auf Nachfolger aus dem<br />
eigenen Unternehmen oder Führungskräfte von<br />
außen. Über 44.000 Mal gibt es in diesem und<br />
in nächstem Jahr <strong>den</strong> wichtigen Wechsel an der<br />
Spitze. causa, das Magazin Ihres Anwalts, zeigt,<br />
welche Möglichkeiten es bei der Unternehmensnachfolge<br />
gibt, wo Gefahren lauern können und<br />
welche Beratungsangebote sinnvoll sind.<br />
Große Unternehmen haben selten Probleme, geeigneten Führungsnachwuchs<br />
zu fin<strong>den</strong>. Nach solchen Führungskräften<br />
mit hohem Potenzial suchen aber auch immer mehr familiengeführte<br />
Firmen. Wer folgt auf <strong>den</strong> Gründer oder <strong>den</strong> langjährigen<br />
Chef? Diese Frage ist einfacher gestellt als beantwortet.<br />
Foto: © Fotolia.com: auremar<br />
Insgesamt rund 44.000 Familienunternehmen suchen in diesem<br />
und im nächsten Jahr einen Nachfolger, wie das Bonner Institut<br />
<strong>für</strong> Mittelstandsforschung berechnet hat. Das geht nicht immer gut<br />
aus. In einigen Fällen passt der oder die Neue einfach nicht zur<br />
Firma, in anderen Fällen mischt sich der Gründer oder ehemalige<br />
Chef zu oft in das Tagesgeschäft ein. Im ungünstigsten Fall kann<br />
die Geschichte eines Traditionsunternehmens auch en<strong>den</strong>, wenn<br />
elementare Bedingungen nicht beachtet wer<strong>den</strong>. Aber so weit muss<br />
es ja nicht kommen. »<br />
causa 1.2013 27
WIRTSCHAFT<br />
JEDER ZWEITE AUS<br />
DER FAMILIE<br />
17 %<br />
unternehmensintern<br />
familienintern<br />
29 %<br />
unternehmensextern<br />
54 %<br />
Nur 17 Prozent der Chefpositionen<br />
wer<strong>den</strong> unternehmensintern nachbesetzt.<br />
Foto: © Fotolia.com: auremar<br />
»<br />
Zunächst einmal ist wichtig, dass der Gründer der Firma oder der<br />
langjährige Inhaber selbst genaue Vorstellungen davon hat, was der<br />
Nachfolger <strong>für</strong> Fähigkeiten haben sollte. An dieser Stelle lohnt sich<br />
auch die Frage: Muss es <strong>den</strong>n einer von außen sein, der auf dem Chefsessel<br />
Platz nimmt? Vielleicht ergibt es ja auch Sinn, im eigenen Team<br />
nach einem Nachfolger zu suchen. Er oder sie hätte in jedem Fall <strong>den</strong><br />
Vorteil, über die aktuelle Situation der Firma und Abläufe bestens<br />
informiert zu sein. Manche Führungsetagen gehen sogar soweit, mit<br />
ihrem Wissen über die Firma gemeinsam die Führung zu übernehmen,<br />
wenn der Gründer oder schei<strong>den</strong>de Inhaber einverstan<strong>den</strong> ist.<br />
Für diese Form der Firmennachfolge gibt es einen griffigen Namen:<br />
Management Buy-Out. Auch wenn dabei das Ziel klar erkennbar ist:<br />
Eine Begleitung dieses Verfahrens durch externe Fachkräfte ist ratsam.<br />
SUCHE IN ALLEN BRANCHEN<br />
30 %<br />
30 %<br />
30 %<br />
10 %<br />
Produzierendes Gewerbe<br />
Handel<br />
Dienstleistungssektor<br />
Personenbezogener<br />
Dienstleistungssektor/<br />
Landwirtschaft<br />
In diesen Branchen wer<strong>den</strong> Nachfolgerinnen und Nachfolger gesucht<br />
INHABER PLUS GESCHÄFTSFÜHRER<br />
Rechtlicher Rat kann auch dann helfen, wenn es um die Gesellschaftsform<br />
des Unternehmens geht. Der Wechsel auf dem Chefsessel bietet<br />
zudem die Möglichkeit, über die Firma selbst nachzu<strong>den</strong>ken. Hat<br />
zum Beispiel der Gründer seine Firma über viele Jahre als Gesellschaft<br />
bürgerlichen Rechts (GbR) geführt, kann es dann zu Schwierigkeiten<br />
kommen, wenn er einen Geschäftsführer einstellen möchte. Diese<br />
Konstellation ist bei einer GbR gar nicht möglich, wie etwa die IHK<br />
Lüneburg mitteilt. Erst der Wechsel der Gesellschaftsform ermöglicht<br />
es dem Gründer, Inhaber des Unternehmens zu bleiben, das operative<br />
Tagesgeschäft aber an einen Geschäftsführer zu übergeben.<br />
Besondere Aufmerksamkeit muss der schei<strong>den</strong>de Inhaber auch dem Betriebsübergang<br />
widmen. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) sieht vor, dass<br />
alle Arbeitnehmer vollständig über die vereinbarten Pläne zur Firmennachfolge<br />
informiert wer<strong>den</strong>. Unabhängig davon, wie vollständig diese<br />
Information tatsächlich ist, haben die Mitarbeiter ein Widerspruchsrecht.<br />
So kann sich eine Nachfolge auch vor Gericht wiederfin<strong>den</strong> und über lange<br />
Zeit hinziehen, wenn nicht rechtzeitig rechtlicher Rat eingeholt wird.<br />
Welche Bedeutung eine geregelte Firmennachfolge hat, hat auch<br />
das Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie (BMWi)<br />
erkannt. Zusammen mit der Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau<br />
(KfW), Verbän<strong>den</strong> und Organisationen bietet es seit 2011 die Internet-Plattform<br />
www.nexxt.org an. Dort fin<strong>den</strong> sich zum Beispiel<br />
neben vielen Tipps und Grundlagen auch Termine. So gibt hier es<br />
zahlreiche Seminare <strong>für</strong> Existenzgründer. Für Leute, die schon einen<br />
Schritt weiter sind, fin<strong>den</strong> sich auf der Plattform Checklisten,<br />
das Expertenforum des BMWi und ausführliche Hinweise über die<br />
Bedeutung der Rechtsberatung.<br />
MATTHIAS ALFRINGHAUS •<br />
Einen Überblick über die Möglichkeiten gibt es im Netz:<br />
www.foerdermittel-deutschland.de<br />
www.nexxt.org<br />
Infografik: Causa / KLINKEBIEL GMBH<br />
28<br />
causa 1.2013
CROWDFUNDING – BEI AUFRUF GELD<br />
Gregor Schnittker, Jan Hendrik Gruszecki<br />
und Marc Mauricius Quambusch haben<br />
eine Idee. Die drei Fußballfreunde wollen<br />
in einem Film über die frühen Jahre des<br />
Traditionsclubs Borussia Dortmund und<br />
einen seiner Gründungsväter, Franz Jacobi,<br />
berichten. Um die Idee Wirklichkeit<br />
wer<strong>den</strong> zu lassen, gehen die Drei einen<br />
ungewöhnlichen Weg: Crowdfunding.<br />
Beim Crowdfunding – zu Deutsch Gruppenfinanzierung<br />
– findet sich also idealerweise<br />
eine Gruppe von Interessierten, die bereit<br />
ist, Geld <strong>für</strong> eine Idee oder ein Projekt<br />
zu geben. Und weil das Internet auch in<br />
diesem Fall schier unbegrenzte Möglichkeiten<br />
bietet, so viele Menschen wie möglich<br />
<strong>für</strong> ein Projekt zu begeistern, gibt es<br />
bereits die ersten deutschen professionellen<br />
Crowdfunding-Anbieter.<br />
Das Projekt „Am Borsigplatz geboren – Franz<br />
Jacobi und die Wiege des BVB“ wurde zum<br />
Beispiel von Juni bis Oktober dieses Jahres<br />
von Marc Quambusch bei startnext.de im Internet<br />
präsentiert. Schnittker, Gruszecki und<br />
Quambusch schreiben dort: „Unser Ziel ist<br />
es, eine filmische Dokumentation über Franz<br />
Jacobi, <strong>den</strong> Gründer des BVB, und seine Mitstreiter<br />
zu erschaffen – mit der Lei<strong>den</strong>schaft<br />
echter BVB-Fans.“ Dazu gibt es Informationen<br />
rund um das Film- und Video-Projekt, einen<br />
Blog, eine Pinnwand<br />
und, nicht zu vergessen,<br />
die Möglichkeit<br />
zur Unterstützung.<br />
Für solche finanziellen<br />
Unterstützungen<br />
kann es kleine Dankeschöns<br />
geben – gekoppelt<br />
an die versprochene<br />
Summe.<br />
Genau 120.000 Euro hatten die Drei als die<br />
Grenze gesetzt, die es zu erreichen gilt. Besser:<br />
zu erreichen galt, <strong>den</strong>n die so genannte<br />
Fundingschwelle wurde bereits Mitte August<br />
erreicht. „Wir sind deutscher Crowdfunding<br />
Meister!“, schreibt Quambusch am 13. September<br />
im Blog. Etwa die Hälfte der Summe<br />
(am 27. September waren es 210.000 Euro) ist<br />
von Großsponsoren (ab 5000 Euro) zugesagt.<br />
Gut 100.000 Euro haben Kleinanleger zusammengetragen<br />
– mit Summen ab 9,09 Euro.<br />
„Die meisten geben 19,09 Euro“, weiß Quambusch.<br />
Mit diesem Bezug auf das Gründungsjahr<br />
des BVB haben sie quasi einen Vorabkauf<br />
der DVD getätigt. Außerdem – und das ist<br />
<strong>für</strong> BVB-Fans wohl von besonderem Wert:<br />
Ab 19,09 Euro wird der Name des Spenders<br />
im Abspann genannt.<br />
Da die 120.000er Marke geknackt ist, wird also<br />
auf je<strong>den</strong> Fall gedreht. BVB-Fans und sicher<br />
auch andere Fußball-Kenner dürfen sich auf<br />
einen Film oder<br />
WIR SIND<br />
DEUTSCHER<br />
CROWDFUNDING<br />
MEISTER!<br />
MARC QUAMBUSCH<br />
ein Video über die<br />
Anfänge des BVB<br />
und über Franz<br />
Jacobi freuen. Was<br />
bis zum Ende des<br />
Unterstützungszeitraumes<br />
noch<br />
oben drauf kam,<br />
wird nicht verschwendet.<br />
Marc Quambusch: „Wenn wir das<br />
Fundingziel von 250.000 Euro erreichen, dann<br />
wer<strong>den</strong> wir auch einige historische Szenen in<br />
sogenannten Re-Enactments nachstellen sowie<br />
durch Graphik-Animationen nicht mehr<br />
existente Orte zum Leben erwecken können.“<br />
Die Szene boomt, seit sich herumgesprochen<br />
hat, dass Ideen mit Unterstützung der<br />
Netzgemeinde Wirklichkeit wer<strong>den</strong> können,<br />
gibt es immer mehr solcher Crowdfunding-Plattformen.<br />
„startnext.de“ ist<br />
Für ihren Flm über <strong>den</strong> BVB-Gründer suchen drei<br />
Dortmunder Filmemacher Geldgeber im Internet.<br />
nach eigener Aussage die größte Plattform<br />
<strong>für</strong> Gruppenfinanzierungen via Internet im<br />
deutschsprachigen Raum. Das Angebot der<br />
Gründer Tino Kreßner und Denis Bartelt<br />
finanziert sich über Spen<strong>den</strong> und kostenpflichtige<br />
Angebote <strong>für</strong> die Projektanbieter.<br />
Neben dem Crowdfunding gibt es bei<br />
„startnext.de“ übrigens auch das Crowdinvestment.<br />
Wer möchte, kann sich an Projekten<br />
beteiligen und so im Erfolgsfall zum<br />
Beispiel über Genossenschaftsanteile eine<br />
Rendite erzielen.<br />
ALF/HEY •<br />
Überblick<br />
über die Szene und Anbieter<br />
www.crowdfunding.de<br />
Crowdfunding ist eine neue Möglichkeit,<br />
über das Internet eine gute Idee zu finanzieren.<br />
Ideen und Projekte wer<strong>den</strong> auf<br />
Plattformen angekündigt und beschrieben.<br />
Erreichen sie bis zu einem festgelegten<br />
Zeitpunkt die Fundingschwelle, können sie<br />
umgesetzt wer<strong>den</strong>. Die crowd, die Menge<br />
der Unterstützer, ermöglicht also die Durchführung.<br />
Wird die Fundingschwelle nicht<br />
erreicht, fließt auch kein Geld.<br />
Wer Geld gibt, kann ein Dankeschön bekommen.<br />
Beim Crowdinvesting kann sogar in ein<br />
Projekt investiert wer<strong>den</strong>. Der Geldgeber kann<br />
dann zum Beispiel Genossenschaftsanteile erhalten.<br />
i<br />
causa 1.2013 29
LIFESTYLE<br />
COLOR RUN<br />
SKURRILER<br />
SPASS FÜR<br />
BUNTE<br />
VÖGEL<br />
Sie starten ganz in Weiß. Aber wenn sie nach fünf Kilometern<br />
ins Ziel kommen, ist davon nicht mehr viel zu sehen,<br />
Die bunten Vögel machen ihrem Namen dann alle Ehre.<br />
Foto: www.thecolorrun.de<br />
30<br />
causa 1.2013
Er ist absolut trendig und führt die Teilnehmer über die<br />
wohl verrücktesten fünf Kilometer der Welt. Sein Name:<br />
Color Run – ein Lauf im Rausch der Farben.<br />
Für die einen ist es einfach durchgeknallt,<br />
<strong>für</strong> die anderen das bunteste<br />
Erlebnis auf diesem Planeten.<br />
5000 Meter Laufen, sich dabei mit<br />
Farben bewerfen und bewerfen<br />
lassen. Was weiß beginnt, endet <strong>für</strong> je<strong>den</strong><br />
Teilnehmer spürbar in einem wahren Farbenrausch.<br />
Der sogenannte Color Run ist<br />
<strong>für</strong> viele die perfekte Kombination aus<br />
Spaß an der Bewegung, Spaß am Spaß und<br />
offensichtlichem Spaß an der Frustbewältigung.<br />
Und woher kommt der neue, so<br />
irrwitzige Trend? Natürlich aus <strong>den</strong> Vereinigten<br />
Staaten.<br />
FÜR DIE GANZE FAMILIE<br />
Egal wie fit die Teilnehmer sind - diese<br />
Laufserie der äußerst fröhlichen Art ist<br />
eine Veranstaltung <strong>für</strong> die ganze Familie.<br />
Der mit Abstand bunteste Lauf der Welt<br />
kann spazierend, joggend oder sogar mit<br />
dem Kinderwagen bestritten wer<strong>den</strong>.<br />
Hauptziel ist das Zusammentreffen verschie<strong>den</strong>ster<br />
Menschen, die mit ihrer ganz<br />
individuellen <strong>Fit</strong>ness eine Laufveranstaltung<br />
erleben. Wer wann ins Ziel kommt,<br />
spielt keine Rolle. Auch hier ist der Weg<br />
das Ziel. Und zwar ein knallbuntes.<br />
Neben dem garantierten Spaßfaktor und<br />
dem Ziel, einen erinnerungswürdigen<br />
Tag in das Leben der Color-Run-Serie zu<br />
bringen, möchten die Veranstalter auch<br />
etwas Nachhaltiges bewegen. Aus diesem<br />
Grund wer<strong>den</strong> bei jedem offiziellen Lauf<br />
anteilig Startgelder von jedem Teilnehmer<br />
<strong>für</strong> einen guten Zweck gespendet. „Wir<br />
konzentrieren uns dabei auf Wohltätigkeitsorganisationen<br />
zur Förderung von<br />
Kindern und Gesundheit“, so die Veranstalter<br />
Juergen Lange und Thomas Rebsch.<br />
„Außerdem freuen wir uns, erstmalig<br />
die verrücktesten fünf Kilometer und ein<br />
tolles Gemeinschafts-Event nach Deutschland<br />
zu bringen“.<br />
FINISH FESTIVAL<br />
Und so läuft der Fun-Lauf ab: Jeder Farb-<br />
Läufer wird <strong>für</strong> ein Startgeld ab 25 Euro<br />
mit einem Läufer-Paket, bestehend aus<br />
T-Shirt, Farbbeutel, Stirnband und Startnummer,<br />
ausgestattet, bevor es jungfräulich<br />
weiß an die Startlinie geht. Sobald<br />
der Startschuss zündet, durchlaufen die<br />
Teilnehmer nach je einem Kilometer eine<br />
von vier „Color Zones“, bei der sie von<br />
freiwilligen Helfern mit 100% natürlichem<br />
Farbpulver auf Maismehlbasis beworfen<br />
wer<strong>den</strong>. Den absoluten Höhepunkt des<br />
Color Runs ist das „Finish Festival“, wenn<br />
alle Läufer die prachtvollsten Würfe mit<br />
allen Farben bei bester Musik gemeinsam<br />
feiern. Starten können die Teilnehmer als<br />
Einzelläufer oder in Teams (ab vier Läufern).<br />
2012 gab es 60 Läufe innerhalb der USA<br />
und in fünf weiteren Ländern mit insgesamt<br />
über 750.000 Teilnehmern. In diesem<br />
Jahr gab es weltweit knapp 150 Color Runs.<br />
In Deutschland waren unter anderem die<br />
Städte München, Hannover, Dortmund,<br />
Köln, Bremen, Hamburg, Frankfurt, Stuttgart,<br />
Leipzig und jetzt zuletzt beim großen<br />
Finale Berlin Plätze dieses einzigartigen<br />
Spektakels.<br />
RALF MÜNSTERMANN •<br />
Color Run<br />
„The Color Run“, wie es im Original heißt,<br />
wurde von Travis Snyder erfun<strong>den</strong> und erstmals<br />
im Januar 2012 in Phoenix, Arizona mit<br />
6.000 Teilnehmern durchgeführt. 2012 fand<br />
der Color Run in über 50 Städten in <strong>den</strong><br />
USA mit über 600.000 Teilnehmern statt.<br />
Im Februar 2013 wurde bekannt, dass der<br />
Veranstalter eine mehrjährigen Vertrag mit<br />
IMG Worldwide geschlossen hat, mit dem<br />
Ziel <strong>den</strong> Color Run auch in Europa und Asien<br />
auszurichten.<br />
Nach Angaben des Veranstalters waren im<br />
vergangenen Jahr 70 Prozent der Teilnehmer<br />
Frauen zwischen 18 und 40 Jahren. 60<br />
Prozent der Teilnehmer nahmen das erste<br />
Mal an einem 5-km-Lauf teil.<br />
i<br />
causa 1.2013 31
LIFESTYLE<br />
MEHR LEISTUNG<br />
WOHLFÜHLFAKTOR<br />
ARBEITSPLATZ<br />
Wer sich wohl fühlt, arbeitet effektiver. Eine Binse? Tatsächlich lässt sich belegen,<br />
dass in deutschen Unternehmen 36 Prozent des Leistungspotenzials ungenutzt<br />
bleiben, weil Büroarbeitsplätze nicht entsprechend gestaltet sind. Woran liegt<br />
das? Und vor allem – welche Strategien gibt es, dem zu begegnen?<br />
Die größten offenen Baustellen<br />
in vielen Büros sind mangelnde<br />
Eignung der Büroräume <strong>für</strong><br />
Kommunikation, keine tätigkeitsgerechten<br />
Büroformen und<br />
fehlende ergonomische Qualität der Büromöbel,<br />
weiß Barbara Schwaibold vom<br />
Verband Büro-, Sitz- und Objektmöbel.<br />
Sie hat sich intensiv mit dem so genannten<br />
„Office Excellence Check“ des Fraunhofer<br />
Instituts <strong>für</strong> Arbeitswirtschaft und Organisation<br />
beschäftigt und kennt auch die<br />
großen weltweiten Trends.<br />
In größeren Organisationen geht der Trend<br />
eindeutig zu „Bürolandschaften“. Kennzeichnend<br />
da<strong>für</strong> ist ein Mix aus großen<br />
Räumen und kleinen Zellenbüros. Hinzu<br />
kommen Kommunikationszonen, Besprechungseinheiten<br />
und Bereiche, in <strong>den</strong>en sich<br />
Projektteams zusammenfin<strong>den</strong> und zusammenarbeiten<br />
können. Die Idee dahinter ist,<br />
zum einen eine möglichst optimale Passung<br />
von Raumform und Tätigkeit zu fin<strong>den</strong>,<br />
zum anderen aber auch <strong>den</strong> bereits erwähnten<br />
Wechsel der Umgebung zu ermöglichen.<br />
„Bürolandschaft“ bedeutet daher nicht nur<br />
funktionale Vielfalt, sondern auch gestalterische<br />
Abwechslung.<br />
Große Unternehmen wie Google sind bei der<br />
Gestaltung der Arbeitsplätze besonders kreativ:<br />
Die Räumlichkeiten sind als Bürolandschaften<br />
gestaltet wobei bei Google jeder Mitarbeiter<br />
einen relativ klassischen, persönlich<br />
zugeordneten Büroarbeitsplatz hat. Die spielerische<br />
Gestaltung der übrigen Bereiche ist<br />
der jungen Nutzergruppe geschuldet. Google<br />
kann <strong>den</strong>noch auch <strong>für</strong> Unternehmen, die<br />
andere Prioritäten oder eine altersgemischte<br />
Belegschaft haben als Vorbild oder zumindest<br />
als Inspirationsquelle dienen. Das Einrichtungskonzept<br />
nur zu kopieren ist aber natürlich<br />
nicht zielführend.<br />
IDEEN FÜR DIE KANZLEI<br />
Was sich aber durchaus auch auf kleinere<br />
Unternehmen oder mittelständische Anwaltskanzleien<br />
übertragen lässt, ist die Vorgehensweise<br />
von Google bei der Planung. Dort<br />
überlegt man zunächst, welche Art von Arbeit<br />
in <strong>den</strong> Räumen gemacht wer<strong>den</strong> soll und<br />
wie diese ideal unterstützt wer<strong>den</strong> kann. Auf<br />
dieser Basis wer<strong>den</strong> strukturelle Entscheidungen<br />
getroffen. Diese betreffen die Anzahl der<br />
Einzelbüros und Konzentrationsbereiche, die<br />
Größe und Lage von Kommunikationszonen<br />
Foto: © Steelcase Werndl AG, ophelis GmbH<br />
32<br />
causa 1.2013
International geht der Trend<br />
zur Bürolandschaft, die auf die<br />
verschie<strong>den</strong>en Bedürfnisse<br />
ausgerichtet ist.<br />
Einfach mal einen Kaffee<br />
trinken. Räume <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
informellen Austausch<br />
sind wichtig.<br />
und so weiter. Im nächsten Schritt wird überlegt,<br />
was einen Google-Standort ausmacht.<br />
Es wer<strong>den</strong> Leitthemen <strong>für</strong> die Gestaltung gesucht,<br />
die zur I<strong>den</strong>tifikation der Mitarbeiter<br />
mit dem Unternehmen und dessen Standort<br />
beitragen können. In Zürich waren dies alpine<br />
Elemente, die in einem Iglu umgesetzt<br />
wur<strong>den</strong>, in Hamburg wur<strong>den</strong> maritime Anleihen<br />
gemacht.<br />
Ein auch in vielen Anwaltskanzleien zu<br />
fin<strong>den</strong>des Beispiel ist die Bibliothek. Weil<br />
Daten digital vorhan<strong>den</strong> sind, wird sie<br />
meist weniger in ihrer ursprünglichen<br />
Funktion genutzt als da<strong>für</strong>, sich in Sachverhalte<br />
einzuarbeiten – ganz ähnlich dem<br />
Iglu bei Google Zürich. Die Atmosphäre<br />
der Bibliothek hilft ihren Nutzern sich auf<br />
die Arbeit zu fokussieren. VOLKMAR KAH<br />
Räume schaffen <strong>für</strong> das Gespräch zwischendurch<br />
In vielen Bürogebäu<strong>den</strong> stehen zwar Orte <strong>für</strong><br />
die formelle Kommunikation in Form von Besprechungs-<br />
und Konferenzräumen zur Verfügung,<br />
<strong>den</strong>noch fehlen Orte, die <strong>den</strong> informellen<br />
Austausch unterstützen.<br />
Dessen Bedeutung <strong>für</strong> eine funktionierende<br />
Organisation, gegenseitiges Lernen oder die<br />
Entwicklung neuer Ideen wird oft unterschätzt<br />
oder man geht davon aus, dass Mitarbeiter<br />
vor allem in kleineren Einheiten sich auch mal<br />
direkt an ihren Arbeitsplätzen ungezwungen<br />
Foto: Lorum Ipsum<br />
unterhalten können. Das kann funktionieren,<br />
•<br />
Rückzugsräume sind<br />
wichtig – und dürfen auch<br />
gemütlich sein.<br />
was dann aber fehlt ist der Perspektivwechsel.<br />
Der Wechsel in eine andere Umgebung, eine<br />
veränderte Körperhaltung und ein bisschen<br />
Bewegung auf dem Weg in die neue Umgebung<br />
können <strong>den</strong> Kopf frei machen und die<br />
Findung neuer Ideen positiv beeinflussen.<br />
Eine einfach umzusetzende Lösung auch <strong>für</strong><br />
kleine und mittlere Einheiten kann die Aufwertung<br />
von Teeküchen oder Eingangsbereichen<br />
sein, so dass es <strong>den</strong> Mitarbeitern mehr Freude<br />
macht, sich dort aufzuhalten und mit Kollegen<br />
auszutauschen.<br />
i<br />
causa 1.2013 33
RECHT<br />
HAUSKAUF<br />
SCHULDENFALLE<br />
NEBENKOSTEN<br />
Die Nachfrage nach Immobilien als Anlageform und zur<br />
Selbstnutzung nimmt seit der Finanzkrise deutlich zu. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt das Bundesministerium <strong>für</strong> Bau, Verkehr und<br />
Stadtentwicklung. Auch <strong>für</strong> Selbstnutzer ist Wohneigentum in<br />
<strong>den</strong> vergangenen Jahren aufgrund stabiler Immobilienpreise,<br />
steigender Einkommen und historisch niedriger Zinsen<br />
erschwinglicher gewor<strong>den</strong>. Grund genug <strong>für</strong> causa, einmal<br />
darzustellen, mit welchen Kosten Hauskäufer rechnen müssen<br />
und wie sie sich vor der Schul<strong>den</strong>falle schützen können.<br />
Es ist die wahrscheinlich teuerste Anschaffung,<br />
die man sich in seinem Leben<br />
gönnt. In unserem Beispiel sind<br />
es 250.000 Euro – das ist genau der<br />
Kaufpreis, <strong>den</strong> Familie Mustermann<br />
<strong>für</strong> ihr gebrauchtes Eigenheim maximal einkalkuliert<br />
hat. Die Summe passt so gerade ins<br />
familieneigene Budget, das Haus steht wie erhofft<br />
im Grünen und renoviert wer<strong>den</strong> muss<br />
auch nicht viel. Damit sind die Nebenkosten<br />
ja überschaubar, glauben die Mustermänner.<br />
Leider weit gefehlt und blauäugig zugleich.<br />
Üblicherweise müssen rund 15 Prozent des<br />
Kaufpreises hinzugerechnet wer<strong>den</strong>. Makler,<br />
Notar, (möglicherweise Gutachter), Finanzamt<br />
und das Gericht wollen später auch noch<br />
bedient wer<strong>den</strong>. Dann wer<strong>den</strong> ohne jede<br />
Renovierungsmaßnahme am Haus weitere<br />
37.500 Euro fällig. Und schon liegt der Kaufpreis<br />
inklusive Nebenkosten bei nun schon<br />
287.500 Euro.<br />
Diese Kosten sind vorher einzupreisen und<br />
auch kaum zu senken, da sie größtenteils gesetzlich<br />
vorgeschrieben und definiert sind.<br />
Für Familie Mustermann heißt es jetzt: nochmal<br />
rechnen. Nur wer bei der effektiven monatlichen<br />
Belastung deutlich unter 50 Prozent<br />
des Netto-Einkommens bleibt, finanziert<br />
auch solide. Doch wer bekommt eigentlich<br />
was und wo<strong>für</strong>?<br />
MAKLER<br />
Hier ist der Grundstückspreis die relevante<br />
Größe. Zwischen drei und sieben Prozent liegt<br />
die Marge, die der Makler in Rechnung stellen<br />
darf. Hier ist allerdings Handeln angeraten.<br />
Aber aufgepasst: die Courtage muss vor der<br />
Beauftragung mit dem Makler vereinbart wer<strong>den</strong>.<br />
Wer von privat oder direkt vom Bauherrn<br />
kauft, kommt natürlich um diese Kosten herum<br />
und kann so ganz sicher einiges sparen. »<br />
34 causa 1.2013
Neben dem Zollstock sollten<br />
Hauskäufer auch einen Taschenrechner<br />
zur Hand haben.<br />
Foto: © Fotolia.com: Friedberg<br />
causa 1.2013<br />
35
RECHT<br />
Bevor der Kaufvertrag unterzeichnet<br />
wird, sollten<br />
Hausbesitzer in spe genau<br />
kalkulieren.<br />
NOTAR<br />
Verhandeln lässt sich mit dem Notar dagegen nicht. Staatlich anerkannte<br />
Notare berechnen <strong>für</strong> ihre Dienste bei der Kaufabwicklung<br />
einschließlich Gerichtsgebühren bis zu 2,5 Prozent des Kaufpreises. 0,6<br />
Prozent vom Kaufpreis kostet allein die Erstellung des Kaufvertrages.<br />
GUTACHTER<br />
Mitunter teuer, aber sinnvoll ist die Investition in einen Gutachter vor<br />
allem dann, wenn es sich bei dem Kaufobjekt um eine renovierungsbedürftige<br />
Immobilie handelt. Der schützt in jedem Fall vor unverhofften<br />
Kosten, die sich in einem Haus in vielen Bereichen verstecken<br />
können.<br />
FINANZAMT<br />
Einen großer Batzen verschlingt die Grunderwerbssteuer, die in jedem<br />
Bundesland unterschiedlich hoch ist. Zwischen 3,5 und 5 Prozent des<br />
Kaufpreises fallen an. Auch wenn der Name Grunderwerb eigentlich<br />
sagt, dass die Gebühr nur <strong>für</strong> <strong>den</strong> Grund und Bo<strong>den</strong> zu entrichten<br />
ist, so gilt sie sehr wohl auch <strong>für</strong> <strong>den</strong> Preis der Immobilie, wenn das<br />
Objekt in einem einheitlichen Kaufpreis erworben wird. Das Finanzamt<br />
erhebt dann auf die vereinbarten Erstellungskosten eine Grunderwerbssteuer.<br />
Positiv: erwirbt man mit der Immobilie beispielsweise<br />
eine bereits installierte Küche, ein Gartenhaus oder eine Sauna, so<br />
sind die Kosten hier<strong>für</strong> vom Kaufpreis abzuziehen und gehen nicht in<br />
die Berechnung der Grunderwerbssteuer.<br />
GERICHT<br />
Rechtmäßiger Eigentümer einer Immobilie ist man nur dann, wenn<br />
man als solcher auch im Grundbuch eintragen ist. Diesen Service<br />
übernehmen die Grundbuchämter, oft auch Amtsgerichte. Der Preis<br />
ist auch hier festgeschrieben: 0,5 Prozent der Kaufsumme.<br />
Ins Geld gehen natürlich auch sämtliche Modernisierungsmaßnahmen.<br />
Und auch da gilt: nicht allein die Gewerke kosten Geld. Nein:<br />
ohne offizielle Baugenehmigungen darf in Deutschland nichts ge- oder<br />
auch umgebaut wer<strong>den</strong>. Bauanträge und Bauanzeigen belasten ebenso<br />
<strong>den</strong> Geldbeutel der neuen Hausherren. Zu berechnen sind auch die<br />
Kosten <strong>für</strong> ein mögliches Sanierungsgutachten eines Bausachverständigen<br />
sowie die Mietkosten <strong>für</strong> die Zeit eines eventuell notwendigen<br />
Umbaus oder der Sanierung vor dem Einzug.<br />
Was ist also zu tun, um finanziell nicht blindlings in das Abenteuer<br />
Hauskauf zu starten, das nicht selten in der privaten Insolvenz oder<br />
zumindest in der Schul<strong>den</strong>falle endet? Natürlich kann man sich im Internet<br />
auf einschlägigen Seiten erste Ratschläge holen. Gut aufgestellt<br />
ist da unter anderem die Seite des Verbandes Privater Bauherren VPB.<br />
Dort ist unter anderem eine Checkliste zum Download bereitgestellt,<br />
mit der sich Hauskäufer einen ersten Überblick über die eigenen Belastungen<br />
machen können. Fragen, die dort aufgegriffen wer<strong>den</strong>, sind<br />
unter anderem auch: Wie teuer wird der Umzug ins neue Heim (Rat:<br />
Mehrere Angebote einholen)? Welchen Betrag machen Zinsen und »<br />
36 causa 1.2013
URTEILE<br />
Foto: © Istockphoto.com: Ridofranz<br />
Gebührenerhöhung<br />
Seit dem 1. August dieses Jahres müssen sich Hauskäufer auf noch<br />
höhere Aufwendungen im Bereich der Kaufnebenkosten einstellen.<br />
Das Gerichts- und Notarkostengesetz wurde angepasst, die Gebühren<br />
entsprechend angehoben. Auf <strong>den</strong> ersten Blick fallen die Kostenanpassungen<br />
drastisch aus. Je nach Höhe des Sachwertes steigen die<br />
Kosten um zehn bis über 20 Prozent. Berücksichtigt man, dass die letzte<br />
Gebührenerhöhung aus dem Jahre 1987 datiert, wird klar, warum<br />
der Anstieg deutlich sein musste. In der Begründung heißt es, die Anpassung<br />
„soll in besonderem Maße der Situation der Notarinnen und<br />
Notare in strukturschwachen Regionen Rechnung tragen. Aus diesem<br />
Grund wer<strong>den</strong> insbesondere die Gebühren im unteren Wertbereich<br />
angehoben, die derzeit bei weitem nicht kostendeckend sind.“<br />
Preisbeispiele<br />
200.000 Euro-Immobilie<br />
Die Notarkosten steigen um 22 Prozent von 1.270 auf 1.550 Euro;<br />
die Grundbucheintragung verteuert sich um 22 Prozent<br />
von 357 auf 435 Euro.<br />
500.000 Euro-Immobilie<br />
Die Notarkosten steigen um 16 Prozent von 2.879 auf 3.340 Euro;<br />
die Grundbucheintragung verteuert sich um 16 Prozent<br />
von 806 auf 935 Euro.<br />
Informationen zum Gerichts- und Notarkostengesetz gibt es unter<br />
www.gnotkg.de<br />
i<br />
› Wohnen<br />
Hartz-IV-Bezieher in einem Eigenheim,<br />
können sie vom Jobcenter normalerweise<br />
nicht die Übernahme von Tilgungszahlungen<br />
verlangen. Wurde das Haus erst<br />
während des Bezuges von Hartz IV oder<br />
anderer Sozialleistungen gekauft, ist die<br />
Übernahme der Tilgungszahlungen gänzlich<br />
ausgeschlossen, urteilte der 4. Senat<br />
des Bundessozialgerichts (BSG) in Kassel<br />
(Az.: B 4 AS 14/11 R)<br />
› Haben<br />
Hauseigentümer <strong>für</strong> einen Hausverkauf<br />
Maklergebühren bezahlt, können sie diese<br />
eventuell bei anderweitigen Mieteinnahmen<br />
als Werbungskosten geltend machen.<br />
Voraussetzung ist, dass der Erlös <strong>für</strong> das<br />
verkaufte Haus der Finanzierung anderer<br />
vermieteter Objekte dient, und dass dies<br />
auch von Anfang an so beabsichtigt war,<br />
entschied das Finanzgericht Münster (Az.:<br />
10 K 3103/10 E).<br />
› Herausgeben<br />
müssen Kinder nicht immer ein von <strong>den</strong><br />
Eltern überlassenenes Haus, um die Heimkosten<br />
ihrer Eltern zu finanzieren. Eine<br />
solche Rückforderung des Sozialamts sei<br />
zwar generell möglich, urteilte am 28. März<br />
2013, das Landgericht Düsseldorf (Az.: 14c<br />
O 205/11). Sie scheide aber aus, wenn das<br />
Kind gerade auf dieses Haus besonders<br />
angewiesen ist.. Wechselt ein Haus <strong>den</strong> Besitzer,<br />
wird der Verwalter nicht gleich mit<br />
verkauft. Sein Arbeitsverhältnis geht nicht<br />
auf <strong>den</strong> Käufer über, urteilte das Bundesarbeitsgericht<br />
(BAG) in Erfurt (Az.: 8 AZR<br />
683/11).<br />
› Können<br />
Eigentümer ihr vermietetes Grundstück<br />
nicht wie geplant verkaufen, sind die angefallenen<br />
Aufwendungen wie Gerichts- und<br />
Notarkosten grundsätzlich nicht von der<br />
Steuer absetzbar. Dies hat der Bundesfinanzhof<br />
(BFH) in einem am 19. September<br />
2012, veröffentlichten Urteil entschie<strong>den</strong><br />
(Az.: IX R 8/12). Ohne Verkauf sind die angefallenen<br />
Aufwendungen „steuerrechtlich<br />
ohne Bedeutung", so die Münchener<br />
Richter.<br />
› Aufkommen<br />
müssen Hauseigentümer <strong>für</strong> Schä<strong>den</strong> des<br />
Nachbarn auch dann, wenn sie ein auf dem<br />
eigenen Grundstück ausgebrochenes Feuer<br />
nicht direkt verschuldet haben. Das hat<br />
das Oberlandesgericht (OLG) Hamm in einem<br />
Urteil im Fall einer Grillparty, bei der<br />
es zu einem Brand kam, entschie<strong>den</strong> (Az.:<br />
24 U 113/12). Danach muss der Eigentümer<br />
je<strong>den</strong>falls dann haften, wenn er seine Sicherungspflichten<br />
verletzt hat.<br />
causa 1.2013<br />
37
RECHT<br />
»<br />
Tilgung <strong>für</strong> das Bankdarlehen und <strong>den</strong><br />
Bausparvertrag aus? Gab es private Darlehen,<br />
die noch zurückzuzahlen sind? Wie hoch ist<br />
gegebenenfalls die Erbpacht? Wieviel ist <strong>für</strong><br />
Hausratversicherungen etc. aufzubringen?<br />
Empfohlen wer<strong>den</strong> natürlich auch Rücklagen<br />
<strong>für</strong> die bauliche Instandhaltung. Als Richtwert<br />
gilt dort ein Euro pro Quadratmeter<br />
Wohnfläche im Monat.<br />
Hauskäufer, die ob der vielen Fragen und<br />
schwierigen Kostenberechnung unsicher<br />
sind, können ihre Verträge etc. prüfen lassen.<br />
Bei dem Anwalt ihres Vertrauens kostet<br />
diese Beratung 350 Euro. Eine Investition,<br />
die sich lohnen kann. RALF MÜNSTERMANN •<br />
Gut beraten, gut gekauft: Strahlende Gesichter gibt<br />
es nur dann, wenn vorher richtig gerechnet wird.<br />
DIE MIETPREISE ZIEHEN DAVON –<br />
MÜNCHEN IST SPITZE<br />
Der F+B-Wohn-Index belegt es: Die Preise <strong>für</strong> Häuser und Wohnungen<br />
sind in Deutschland im Vergleich zur Jahresmitte 2012 um insgesamt<br />
drei Prozent gestiegen. Auffällig ist bei der Mietentwicklung<br />
ein deutliches West-Ost-Gefälle. Während<br />
sich die Mieten mit einer Steigerung um 2,1<br />
Prozent dabei etwas moderater entwickelten,<br />
haben sich die Kosten <strong>für</strong> Eigentumswohnungen<br />
deutlich um 5,8 Prozent erhöht. Die<br />
Eigenheimpreise verzeichnen im Vergleich<br />
zum Vorjahr eine Steigerung um 2,3 Prozent.<br />
BEGRIFFSDEFINITION<br />
Miet|er|hö|hung<br />
Natürlich gibt es bei der Preisentwicklung<br />
deutliche regionale Unterschiede. Vor allem<br />
die Stadtstaaten Berlin (3,5 Prozent) und<br />
Hamburg (2,5 Prozent) stiegen überdurchschnittlich<br />
an, ebenso Bayern (3,1 Prozent)<br />
und Ba<strong>den</strong>-Württemberg (2,5 Prozent). Knapp<br />
unter dem bundesweiten Durchschnitt von<br />
2,1 Prozent folgen Rheinland-Pfalz (1,9 Prozent),<br />
Hessen und Bremen (jeweils 1,8 Prozent). In <strong>den</strong> ostdeutschen<br />
Ländern und in Nordrhein-Westfalen wer<strong>den</strong> bei Neuvermietung<br />
Mietpreissteigerungen von unter einem Prozent registriert.<br />
Beim Blick auf die Bestandsmieten fällt auf, dass sich hier die Preisentwicklung<br />
durchaus zurückhaltend entwickelt hat. Bundesweit<br />
Bei einer Mieterhöhung müssen <strong>für</strong> die<br />
Berechnung der „ortsüblichen Vergleichsmiete“<br />
immer Wohnungen oder Häuser<br />
verschie<strong>den</strong>er Eigentümer herangezogen<br />
wer<strong>den</strong>. Der Vermieter kann sich nicht auf<br />
ein Gutachten stützen, das ausschließlich<br />
seine eigenen Wohnungen als Vergleich<br />
heranzieht, wie der Bundesgerichtshof<br />
(BGH) in Karlsruhe entschied (Az.: VIII ZR<br />
263/12 und VIII ZR 354/12).<br />
stiegen die Preise im Durchschnitt nur um ein Prozent. Für eine Beispielwohnung<br />
(10 Jahre alt, 70 Quadratmeter) zahlen die Mieter im<br />
Bundesdurchschnitt 6,37 Euro pro Quadratmeter. Hamburg, Berlin<br />
und Bayern liegen aber auch da über dem<br />
Durchschnitt.<br />
Wird die Wohnung neu vermietet, ist der<br />
Mietzins deutlich höher und liegt im bundesdeutschen<br />
Schnitt bei 6,81 Euro pro Quadratmeter<br />
und somit sieben Prozent über der<br />
Bestandsmiete. Doch auch hier ziehen die<br />
Stadtstaaten davon. Vor allem die Vermieter<br />
in Hamburg langen zu: Hier zahlen Neumieter<br />
im Vergleich zu Bestandsmietern happige<br />
1,39 Euro pro Quadratmeter mehr. Das sind<br />
nicht weniger als 17,5 Prozent, die mehr <strong>für</strong><br />
eine Neumiete ausgegeben wer<strong>den</strong> müssen.<br />
Teuerstes Mietpflaster ist allerdings nach wie<br />
vor München. Hier wird das seit Jahren bereits hohe Niveau weiter<br />
angehoben. Im Durchschnitt zahlen Münchener 11,09 Euro Bestandsund<br />
12,78 Euro Neumiete pro Quadratmeter. Wer günstig wohnen<br />
möchte, kann dies dagegen unter anderem in Bremen, Kiel, Hannover<br />
oder Erfurt tun. Neuvertragsmieten schlagen hier mit 5,80 bis<br />
8,60 Euro zu Buche. RALF MÜNSTERMANN •<br />
38 causa 1.2013
HOFFEN AUF DAS SCHNÄPPCHEN<br />
Foto: © Fotolia.com: m.schuckart / Istockphoto.com: monkeybusinessimages<br />
Trotz großer, medialer Aufklärung über Kosten<br />
und Fallstricke beim Erwerb eines Eigenheims<br />
sind die Zahlen der bundesweiten<br />
Zwangsversteigerungen noch immer alarmierend.<br />
Im Jahr 2012 wur<strong>den</strong> 61.500 Zwangsversteigerungen<br />
bundesweit anberaumt.<br />
Die Summe, der sich dadurch ergeben<strong>den</strong><br />
amtlich festgesetzten Verkehrswerte lag bei<br />
der atemrauben<strong>den</strong> Zahl von 9,5 Milliar<strong>den</strong><br />
Euro. Das bedeutet zwar einen Rückgang um<br />
knapp zwei Milliar<strong>den</strong> im Vergleich zu 2011<br />
(11,6 Milliar<strong>den</strong> Euro), doch ganz sicher hätten<br />
sich einige Insolvenzen bei einer sorgfältigen<br />
Beratung und Prüfung der eigenen Solvenz<br />
im Vorfeld des Kaufs vermei<strong>den</strong> lassen.<br />
Ist eine Zwangsversteigerung nicht mehr abzuwen<strong>den</strong>,<br />
kann das <strong>für</strong> mögliche Käufer auf<br />
der anderen Seite allerdings auch eine lukrative<br />
Chance darstellen. Doch nicht immer<br />
bekommt man <strong>den</strong> Zuschlag im Bereich eines<br />
Schnäppchen-Preises. Angestrebt wer<strong>den</strong><br />
70 Prozent des Verkehrswertes. Nicht selten<br />
erzielen attraktive Immobilien <strong>den</strong> marktüblichen<br />
Preis. Ein Haus bei einer Versteigerung<br />
zu erwerben birgt natürlich hohe Risiken. Die<br />
Immobilie lässt sich vor dem Kauf nicht besichtigen,<br />
so dass nur der äußere Schein etwas<br />
über <strong>den</strong> wirklichen Zustand verrät. Hier gilt<br />
es zwischen Risiko und niedrigem Kaufpreis<br />
abzuwägen. Experten raten, nicht gleich bei<br />
der ersten Versteigerung zu bieten, sondern<br />
zunächst einigen Auktionen als Besucher beizuwohnen,<br />
um die Abläufe zu verstehen.<br />
Mitbieten darf, wer einen gültigen Ausweis<br />
vorlegen kann. Zehn Prozent des Verkehrswertes<br />
sind als Sicherheit bei Gericht zu hinterlegen.<br />
Und zwar in Form eines Verrechnungsschecks,<br />
einer selbstschuldnerischen<br />
Bürgschaft oder als Sicherheitsleistung vorab<br />
auf das Konto der Gerichtskasse.<br />
Wer diese Voraussetzung erfüllt hat, darf sich<br />
ins Procedere stürzen. Und das verläuft so: Es<br />
gibt eine Bietzeit von 30 Minuten. Erreicht ein<br />
Gebot in dieser Zeit die 70 Prozent-Marke,<br />
bekommt der Höchstbietende <strong>den</strong> Zuschlag.<br />
Liegt das Höchstgebot zwischen 50 und 70<br />
Prozent entscheidet die Gläubigerbank, ob<br />
es einen Abschluss, also einen Verkauf geben<br />
kann. Liegen die Gebote unter 50 Prozent<br />
des Marktwertes, wird ein zweiter Termin<br />
anberaumt. Dann gibt es keine Mindestgebote<br />
mehr und man kann doch noch wahre<br />
Schnäppchen machen. RALF MÜNSTERMANN •<br />
IM VERGANGENEN JAHR<br />
WURDEN IM BUNDESGEBIET<br />
61.500<br />
ZWANGSVERSTEIGERUNGEN<br />
ANGESETZT.<br />
DIE AMTLICH FESTGESETZTEN<br />
VERKEHRSWERTE LAGEN 2012<br />
BEI 9,5<br />
MILLIARDEN EURO.<br />
IN DER ERSTEN RUNDE EINER<br />
VERSTEIGERUNG MÜSSEN<br />
70 % DES MARKT-<br />
WERTES ERZIELT WERDEN.<br />
Gestern war<br />
sie noch da.<br />
5 Euro gegen Wilderei und die<br />
Zerstörung des Lebensraums.<br />
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RECHT<br />
IST JA TIERISCH<br />
NACHBARN<br />
AUF DER LAUER<br />
Hund, Katze, Maus – Tierfreunde umgeben sich<br />
gern mit ihren vierbeinigen Gefährten. Doch<br />
nicht jeder Nachbar findet die Nähe zu Pelzund<br />
Federvieh angenehm. Besondere Brisanz<br />
bekommen solche Konflikte am Gartenzaun,<br />
wenn es um Großtiere geht. Andrea und Thomas<br />
H. können davon ein Lied singen. Ihr Traum<br />
vom Leben mit Pfer<strong>den</strong> auf dem Land wurde<br />
zum Albtraum. Einige Nachbarn haderten mit<br />
dem Landleben. Statt das Gespräch zu suchen,<br />
torpedierten sie das Idyll von Familie H. mit<br />
Beschwer<strong>den</strong> bei <strong>den</strong> Behör<strong>den</strong>.<br />
Ein Stall, zwei Morgen Weideland und gleich daneben eine<br />
Wohnung im alten Fachwerkhaus. Platz genug <strong>für</strong> zwei Erwachsene,<br />
Kind, Hund und zwei Pferde. Andrea und Thomas<br />
H. glaubten, auf einem alten Bauernhof inmitten eines<br />
1200-Seelen-Dorfes im Kölner Umland<br />
ihren Traum vom Leben auf <strong>den</strong> Lande gefun<strong>den</strong><br />
zu haben. Wie einfach schien plötzlich alles<br />
<strong>für</strong> die junge Familie.<br />
Kaum waren die Umzugskartons geleert und die<br />
Pferde auf dem Hof, stattete das Ordnungsamt<br />
<strong>den</strong> Neuankömmlingen einen Besuch ab – aufgrund<br />
einer anonymen Beschwerde wegen Geruchsbelästigung.<br />
„Vom Ordnungsamt über das<br />
Umweltamt und die Gewerbeaufsicht bis zum<br />
Amtsveterinär und Tierschutzverein – die Kontrolleure<br />
gaben sich bei uns die Klinke in die Hand“, erzählt Thomas<br />
H. Auch Lärmbelästigung durch das Galoppieren der Pferde, mögliche<br />
Krankheiten und Mangelernährung der Tiere führten die unbekannten<br />
Widersacher ins Feld. „Am Ende zogen alle Kontrolleure wieder<br />
ab – ohne eine Rüge oder gar einen Räumungsbefehl <strong>für</strong> Stall oder<br />
Weide zu hinterlassen“, erzählt H. Als sie dann aber verschimmeltes<br />
Brot und mit Glas gespickte Leckerlis auf der Weide fan<strong>den</strong>, kapitu-<br />
WIR WAREN<br />
ES EINFACH SATT,<br />
PERMANENT<br />
SCHIKANIERT ZU<br />
WERDEN.<br />
lierten die bei<strong>den</strong> Tierfreunde. Für Andrea und Thomas H. zerplatzte<br />
der Traum vom Leben auf dem Lande wie eine Seifenblase. Statt sich<br />
zu wehren, suchten sie sich nach eineinhalb Jahren eine neue Bleibe –<br />
mit Pferdekoppel außerhalb des Wohngebietes. „Wir waren es einfach<br />
satt, permanent schikaniert zu wer<strong>den</strong>.“<br />
THOMAS H.<br />
Die gesetzlichen Vorschriften zur Tierhaltung in<br />
Wohngebieten bringt Christiane Ferderer, Sprecherin<br />
der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in<br />
Deutschland e.V. (VFD), auf folgende Faustregel: In<br />
Mischgebieten ist Pferdehaltung möglich, in reinen<br />
Wohngebieten nahezu unmöglich. Ferderer weiß<br />
aber auch: „Oft spielt der gute Wille der Behör<strong>den</strong><br />
eine wichtige Rolle.“ Immerhin: einen Vorteil<br />
hatten Andrea und Thomas H. Die Haltung von<br />
Pfer<strong>den</strong> scheint auf dem Grundstück grundsätzlich<br />
genehmigt zu sein, sonst hätten die Behör<strong>den</strong>vertreter ja gar nicht erst<br />
zu Kontrollen ausrücken müssen, sondern die Großtierhaltung direkt<br />
nach Aktenlage untersagt. Der ehemalige Bauernhof liegt tatsächlich im<br />
Mischgebiet. Die angrenzende Siedlung, aus der die Anwürfe kamen, ist<br />
dagegen als reines Wohngebiet ausgewiesen. Aus dem Streit am Gartenzaun<br />
wurde ein Grenzkonflikt. „Wir lagen quasi an der Demarkationslinie<br />
zwischen dem alten und neuen Teil des Dorfes“, sagt H.<br />
Foto: © photocase.com: froodmat, skaisbon / Istockphoto.com: RTimages<br />
40<br />
causa 1.2013
DAUERSTREIT SENKT LEBENSQUALITÄT<br />
VFD-Sprecherin Christiane Ferderer sieht in dem geschilderten<br />
Grundkonflikt weniger ein rechtliches Problem, als ein menschliches:<br />
„Gegen Nachbarn ist eben kein Kraut gewachsen.“ Durchaus<br />
strafrechtliche Auswirkungen kann allerdings die gezielte Gefährdung<br />
von Tier und Mensch haben. Wer etwa Leberwurst oder Brot<br />
mit Glasscherben spickt und als Köder auslegt, verfolgt eine Absicht.<br />
In einem solchen Fall ist eine Anzeige wegen beabsichtigter Sachbeschädigung<br />
angebracht – im Fall der Familie H. gegen Unbekannt.<br />
Die Konfliktparteien sollten zunächst versuchen, die Sache im Gespräch<br />
zu klären und sich möglichst gemeinsam über die Rechtsfragen<br />
zu informieren, kommentiert der Rechtsexperte des Hausund<br />
Grundbesitzer-Vereins (Haus & Grund Deutschland e.V.), Kai<br />
Warnecke. Ob Pferde, Ziegen oder Hühner: Ein Streit, der mit dem<br />
krähen<strong>den</strong> Hahn beginnt, zieht sich oft über Jahre hin. Allein das<br />
kann <strong>den</strong> Wert der Immobilie mindern – zumindest subjektiv, weil<br />
die Lebensqualität angesichts des Dauerstreits drastisch sinkt.<br />
WER ZULETZT KOMMT, MUSS ALTE RECHTE BEACHTEN<br />
Eine grundsätzliche Antwort auf Fragen zur Rechtslage bei Tierhaltung<br />
in Stadt und Dorf zu geben, ist laut Warnecke kaum möglich.<br />
Natürlich dürfe niemand im reinen Wohngebiet einen Kuhstall betreiben,<br />
aber da<strong>für</strong> gebe es ja von vorne herein auch keine Baugenehmigung.<br />
In nahezu allen anderen Fällen komme man juristisch immer<br />
wieder zu der Frage, ob die spezielle Tierhaltung ortsüblich sei<br />
oder nicht. „Das muss man immer im Einzelfall betrachten“, so der<br />
Rechtsexperte von Haus & Grund: „Eine große Papageien-Voliere<br />
wer<strong>den</strong> Sie kaum in einem Garten aufstellen dürfen, weil Papageien<br />
in Deutschland eben nicht zu Hause – also nicht ortsüblich sind.“<br />
Ein Hund dagegen, wenn er nicht gerade bei Vollmond die ganze<br />
Nacht hindurch heult, ist kein Problem. Selbst häufiges Bellen und<br />
Jaulen ist hinzunehmen, wenn zum Beispiel jeder Bauer im Dorf einen<br />
Hund hat, der auch nachts draußen aufpasst, erklärt Warnecke.<br />
Wenn das Grundstück im dörflichen Mischgebiet liegt und die<br />
Nutzungsgenehmigung <strong>für</strong> <strong>den</strong> Hof nicht geändert wurde, dann<br />
dürfen Andrea und Thomas H. ihre Pferde dort halten, so die erste<br />
Einschätzung des Haus&Grund-Experten. Für die Gegenseite gilt:<br />
Wenn jemand in eine gewachsene Dorfstruktur zieht, muss er ältere<br />
Rechte, wie die Nutzungsrechte <strong>für</strong> <strong>den</strong> benachbarten Bauernhof,<br />
beachten – auch dann, wenn der Betrieb zwischenzeitlich<br />
ruht. Einfach gesagt: Wenn ich ein Haus neben einem alten Bauernhof<br />
baue, weiß ich, dass da auch Tiere sind. „Und am Ende“, so<br />
Warnecke, „guckt der Richter auch nur mit gesundem Menschenverstand<br />
auf die Sache.“<br />
Rückblickend ärgern sich Andrea und Thomas H., dass sie<br />
sich nicht aktiv gewehrt haben. „Wir haben das alles irgendwie<br />
hingenommen und versucht, das Beste aus der Situation<br />
zu machen“, erzählt Thomas H. Sie hätten sich sicher nicht<br />
alles gefallen lassen müssen. Mit anwaltlicher Hilfe wäre die<br />
junge Familie vielleicht in dem Dorf glücklicher gewor<strong>den</strong>. „Immerhin<br />
haben wir eine Menge daraus gelernt“, sind sich beide einig.<br />
„Vorauseilender Gehorsam je<strong>den</strong>falls ist nicht mehr unser Ding –<br />
aber im Nachhinein ist man ja meistens schlauer.“ VOLKER LÜBKE •<br />
Stall ist nicht gleich Stall<br />
Pferdehaltung in Wohngebieten sorgt immer<br />
wieder <strong>für</strong> Konflikte mit Nachbarn. Wo Pferde<br />
gehalten wer<strong>den</strong> dürfen, regeln die Flächennutzungs-<br />
und Bebauungspläne der Kommunen.<br />
Besonders schwierig wird es, wenn ein<br />
Gebäude zum Pferdestall umgenutzt oder gar<br />
neu gebaut wer<strong>den</strong> soll. Ob überhaupt eine<br />
Genehmigung zum Stallbau einzuholen ist,<br />
regeln die Landesbauordnungen. Ob ein Bau<br />
am Ende zulässig ist, wird bundesweit über<br />
die Baunutzungsverordnung und das Baugesetzbuch<br />
geregelt.<br />
Grundsätzlich sollten Pferdefreunde<br />
aber nicht nur die behördlichen Auflagen<br />
berücksichtigen, sondern auch abklären,<br />
ob sich die Nachbarn mit der Vorstellung<br />
anfreun<strong>den</strong> können.<br />
Die Rechtsprechung ist regional nicht ganz einheitlich.<br />
In reinen Wohngebieten wird es überall schwierig. In<br />
Mischgebieten und dörflich geprägten Lagen sieht das<br />
etwas anders aus. Manche Kommunen - z.B. im Münsterland<br />
– weisen sogar eigens Gebiete unter der klaren<br />
Bezeichnung „Wohnen mit Pfer<strong>den</strong>“ aus.<br />
Pferdehaltung kann ortsüblich sein<br />
Das OVG Koblenz wies die Klage eines Nachbarn gegen<br />
einen Pferdehalter ab. Die Dorfsiedlung sei seit je her<br />
landwirtschaftlich geprägt. Deshalb sei hier auch Pferdehaltung<br />
als ortsüblich anzusehen. Der Pferdehalter<br />
baute einen ehemaligen Kuhstall um, um dort sowie auf<br />
einem Reitplatz seine Pferde halten zu können. (OVG<br />
Rheinland-Pfalz, Az.: 30.04.2010 - 1 A 11294/09.OVG)<br />
Gericht: Kein Stall im Wohngebiet<br />
Das Verwaltungsgericht Neustadt (Weinstraße) lehnte<br />
dagegen auch eine frühere Scheune als Stall ab. Die<br />
Haltung von Pfer<strong>den</strong><br />
entspreche „grundsätzlich<br />
nicht der Eigenart<br />
eines allgemeinen<br />
Wohngebiets“. Allenfalls<br />
auf einem weiträumigen<br />
Grundstück am Ortsrand<br />
könnten die Tiere<br />
zulässig sein, wenn<br />
das Gelände schon der<br />
angrenzen<strong>den</strong> „freien<br />
Landschaft“ zugerechnet<br />
werde, so das Gericht in<br />
zwei Urteilen 2013. Das<br />
Vorhaben einer Frau, ihre<br />
fünf Pferde inmitten der<br />
Wohnbebauung zu halten,<br />
werteten die Richter<br />
gegenüber der<br />
Nachbarschaft als<br />
rücksichtslos. (Az.: 4<br />
K 828/12.NW und 4 K<br />
793/12.NW)<br />
i<br />
causa 1.2013<br />
41
MOBILITÄT<br />
EIN VERLUST, DER KAUM<br />
ZU ERSETZEN IST<br />
Hochwertige Oldtimer erfreuen sich als Geldanlage seit einigen<br />
Jahren auch unter Juristen steigender Beliebtheit. Doch auf der<br />
Straße kann sich auch der edelste Klassiker in Sekun<strong>den</strong>bruchteilen in<br />
einen schnö<strong>den</strong> Haufen Altmetall verwandeln. Wer in dieser Situation<br />
nicht zusätzlich einen finanziellen Crash erlei<strong>den</strong> will, der sollte gut<br />
vorbereitet in die Verhandlungen mit der Versicherung gehen.<br />
Der 300 SL – <strong>für</strong> Oldtimerfreunde ein<br />
echter Traum. Im Top-Zustand kostet er<br />
schon mal locker 600.000 Euro.<br />
42<br />
causa 1.2013
1.500<br />
CIRCA<br />
ARBEITSSTUNDEN WERDEN ZUR<br />
RESTAURIERUNG EINES OLDTIMERS<br />
NACH EINEM UNFALL GERECHNET<br />
DER SEITENSPIEGEL<br />
IST DAS AM SCHWIERIGSTEN ZU<br />
ERSETZENDE TEIL EINES OLDTIMERS<br />
Foto: © mauritius images / ib / Jacek Kaminski<br />
Perfektion, Qualität, Lei<strong>den</strong>schaft" lautet<br />
das Motto der renommierten Fachwerkstatt,<br />
die <strong>den</strong> Mercedes von Michael Deuker<br />
im Frühjahr fit <strong>für</strong> <strong>den</strong> Start in die neue<br />
Saison machen sollte. TÜV-Abnahme, ein<br />
paar Feineinstellungen am Motor - reine Formsache<br />
<strong>für</strong> <strong>den</strong> 57 Jahre alten 300 SL, dem ein Gutachter erst<br />
kurz zuvor eine Zustandsnote von Eins minus attestiert<br />
hatte. Zu vergleichen in etwa mit einem top<br />
gepflegten Jahreswagen mit geringer Laufleistung.<br />
Als der Unternehmer seinen Flügeltürer das nächste<br />
Mal sah, war von diesem Traumzustand nicht<br />
mehr viel übrig. Auf einer Testfahrt hatte ein Mechaniker<br />
der Werkstatt in einer Kurve die Kontrolle<br />
über <strong>den</strong> Sportwagen verloren und sich<br />
mehrfach überschlagen. Auf etwa 650.000<br />
Euro taxierte ein Sachverständiger anschließend<br />
<strong>den</strong> Scha<strong>den</strong> am Wagen.<br />
Doch Deuker hatte Glück im Unglück. Zum<br />
einen konnte er ein aktuelles Wertgutachten<br />
vorlegen, das dem Klassiker einen Marktwert<br />
von 700.000 Euro bescheinigte, zum anderen verfügte<br />
die auf Oldtimer spezialisierte Werkstatt über<br />
eine Versicherung, die sofort grünes Licht <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
Das traurige Ende einer Probefahrt.<br />
Wiederaufbau des Klassikers gab. „Weil dem Auto<br />
in Zukunft eine Wertsteigerung attestiert wird“, so<br />
Deuker, „wurde der Fall von <strong>den</strong> Gutachtern nicht<br />
als wirtschaftlicher Totalscha<strong>den</strong> gewertet“.<br />
»<br />
Von der Wertanlage zum Liebhaberobjekt<br />
Die meisten Oldtimer sind nach Ansicht von Experten inzwischen<br />
eher was <strong>für</strong>s Herz als <strong>für</strong> <strong>den</strong> Geldbeutel: Hohe Wertsteigerungen<br />
seien nur noch bei einigen Marken möglich, weiß Götz Knoop vom<br />
Bundesverband <strong>für</strong> Clubs klassischer Fahrzeuge. Die Entwicklung<br />
von der Wertanlage hin zum Liebhaberstück sei festzustellen. Zwar<br />
könne bei einem Porsche 911 S Coupé oder einem Porsche 356 B<br />
Cab ab einem durchschnittlichen Kaufpreis von etwa 15.000 Euro<br />
durchaus eine Steigerung von bis zu 68 Prozent erreicht wer<strong>den</strong>. Das<br />
sei aber die Ausnahme.<br />
Andere Fahrzeuge seien davon kaum betroffen – bei manchen müsse<br />
der Halter sogar mit einem Wertverlust rechnen. „Im Mittel über alle<br />
Oldtimer kann man von einer Wertsteigerung von durchschnittlich<br />
zehn Prozent ausgehen“, so Autoexperte Knoop. Dabei ist allerdings<br />
zu berücksichtigen, dass allein die richtige Unterbringung Geld kostet.<br />
Dazu kommen natürlich Kosten, wenn der Oldie auch gefahren<br />
wer<strong>den</strong> soll.<br />
Das bestätigt auch der Deutsche Oldtimer Index, herausgegeben<br />
vom Verband der Automobilindustrie (VDA). Die Wertentwicklung<br />
historischer Kraftfahrzeuge hat sich 2012 in Deutschland demnach<br />
deutlich verlangsamt. Die durchschnittlichen Werte von Oldtimern<br />
stiegen im vergangenen Jahr um moderate 4,2 Prozent. 2011 hatte<br />
der Oldtimer Index noch um 9,3 Prozent zugelegt.<br />
Die neue Rangliste der Fahrzeuge mit dem stärksten Wertzuwachs<br />
in <strong>den</strong> vergangenen zwölf Monaten wird vom wohl berühmtesten<br />
deutschen Automobil angeführt: Der Volkswagen Käfer 1300 der<br />
Baujahre 1967 bis 1973 war 2012 das Oldtimer-Modell mit dem<br />
höchsten Wertzuwachs. Platz 2 belegte der Chevrolet Camaro, der<br />
von 1978 bis 1981 gebaut wurde. Auch wenn das Fahrzeug Ende der<br />
70er Jahre in kleinen Stückzahlen über das Opel-Händlernetz nach<br />
Deutschland importiert wurde, kommen diese Muscle Cars heute<br />
verstärkt aus <strong>den</strong> USA nach Deutschland. Auf Platz 3 folgt der Sportwagen<br />
Alpine A110, auch als Renault Alpine bekannt. Auf <strong>den</strong> Plätzen<br />
4 und 5 rangieren der Volvo P121, der in Schwe<strong>den</strong> "Volvo Amazon"<br />
hieß, und der Renault R16. Auffallend ist, dass besonders viele<br />
frühere Großserienmodelle deutliche Wertsteigerungen erfahren<br />
haben. So lief der VW Käfer mehr als 20 Millionen Mal vom Band.<br />
Auch der Renault 16 und der Chevrolet Camaro wur<strong>den</strong> in Stückzahlen<br />
von mehreren Millionen produziert.<br />
Der Deutsche Oldtimer Index wird seit 1999 berechnet. Zugrunde<br />
liegen die Daten der Preisentwicklungen von 88 unterschiedlichen<br />
Fahrzeugtypen aus sieben Herstellernationen, die in ihrer Gesamtheit<br />
<strong>den</strong> deutschen Oldtimermarkt repräsentieren. Um eine Verfälschung<br />
durch Exoten zu vermei<strong>den</strong>, wer<strong>den</strong> in der Berechnung des Index keine<br />
seltenen Vorkriegsfahrzeuge berücksichtigt.<br />
i<br />
causa 1.2013 43
MOBILITÄT<br />
Mit seinem Schmuckstück hatte<br />
Michael Deuker (re.) vor dem Unfall<br />
schon diverse Trophäen gewonnen.<br />
»<br />
Doch so glimpflich laufen längst nicht alle Unfälle mit Oldtimern<br />
ab, weiß Michael Eckert, der seit 2009 die Deutschen Oldtimerrechtstage<br />
organisiert, auf <strong>den</strong>en Anwälte, Sachverständige und Händler über<br />
rechtliche Fragen rund ums Thema diskutieren. Zum einen verfüge<br />
längst nicht jede Werkstatt über eine derartige Betriebsversicherung,<br />
zum anderen laufe es wegen der außergewöhnlichen Umstände bei der<br />
Wiederherstellung von Oldtimern fast immer auf einen Rechtsstreit mit<br />
der Versicherung hinaus.<br />
So wirft schon die längere Reparaturdauer diverse Fragen auf: Muss<br />
die Versicherung bis zum Ende der Restaurierung einen Mietwagen<br />
bezahlen, oder hat der Versicherte nur Anspruch auf einen pauschalen<br />
Nutzungsausfall? In einem Fall, so berichtet Eckert, habe die<br />
Versicherung sogar die kompletten Kosten <strong>für</strong> die bereits gebuchte<br />
Teilnahme an einer Oldtimerralley in Südafrika übernehmen müssen,<br />
weil das beschädigte Fahrzeug nicht an <strong>den</strong> Start gehen konnte<br />
und der Besitzer über kein Ersatzfahrzeug verfügte.<br />
Für Streit sorgen dem Experten zufolge oft auch die deutlich höheren<br />
Reparaturkosten. Weil die benötigten Teile in der Regel nicht<br />
einfach aus dem Regal gegriffen wer<strong>den</strong> können, gestaltet sich die<br />
Suche langwierig und zuweilen auch extrem kostspielig. Notfalls<br />
müsse, so Eckert, die Versicherung dann eben auch die Einzelnachfertigung<br />
von beschädigten Fahrzeugteilen bezahlen.<br />
Können Sie <strong>den</strong> Wert<br />
Ihres Oldtimers belegen?<br />
Wer einen Oldtimer besitzt, sollte jederzeit<br />
in der Lage sein, <strong>den</strong> Wert seines Fahrzeuges<br />
dokumentieren zu können. Ein sogenanntes<br />
Kurzgutachten, das in der Regel von Versicherungen<br />
vor Abschluss eines Vertrags verlangt<br />
wird, reicht bei einem Unfall nicht aus.<br />
Nur ein Wertgutachten ermittelt <strong>den</strong> tatsächlichen<br />
Marktwert des Fahrzeugs. Dazu<br />
wird der Zustand des Oldtimers von einem<br />
Sachverständigen nach Noten von 1 bis 5 bewertet.<br />
Maßgeblich <strong>für</strong> die Einstufung sind<br />
die Originaltreue, eine möglichst lückenlose<br />
Fotodokumentation der Restauration, die<br />
Seltenheit des Fahrzeugs und die Frage, wie<br />
sehr der Typ aktuell am Markt gefragt ist. Bei<br />
Fahrzeugen, deren Wert über 100.000 Euro<br />
liegt, wird von <strong>den</strong> Versicherungen normalerweise<br />
alle zwei Jahre ein neues Wertgutachten<br />
verlangt. Die Kosten hier<strong>für</strong> belaufen<br />
sich auf etwa 200 bis 400 Euro.<br />
i<br />
Doch egal, wie sorgfältig die Restaurierung ausgeführt wird, der<br />
Oldtimer bleibt anschließend ein Unfallwagen – und das drückt <strong>den</strong><br />
Wiederverkaufswert. „Nach Auffassung des BGH reicht ein Parkplatzrempler<br />
<strong>für</strong> die Einstufung als Unfallwagen – dadurch entsteht<br />
in vielen Fällen ein merkantiler Minderwert“, erläutert Eckert. Damit<br />
verbun<strong>den</strong> ist oft ein Verlust an historischer Substanz, wie der Originallackierung.<br />
Gerade diese Originalität werde jedoch zunehmend<br />
wichtiger bei der Preisermittlung. Mit einem pauschalen Wertverlust<br />
von zehn Prozent sei es daher bei Oldtimern nicht getan. Die Frage<br />
müsse vielmehr lauten: Wie tief muss der Preisnachlass tatsächlich<br />
sein, damit jemand bereit ist, einen Unfallwagen einem Fahrzeug im<br />
Originalzustand vorzuziehen?<br />
JÖRG JUNG •<br />
44<br />
causa 1.2013
SCHWIERIGE<br />
SPURENSUCHE<br />
Foto: © Depositphotos.com: Kelly Nelson / Istockphoto.com: ugde / privat/Michael Deuker<br />
Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, wie es sein kann,<br />
dass in wenigen Sekun<strong>den</strong> mehr als hundert Fahrzeuge auf<br />
einer Autobahn ineinander rasen? Warum hat nicht wenigstens<br />
einer soviel Abstand zum Vordermann gehalten, dass er rechtzeitig<br />
zum Stehen kam? Vielleicht gab es sogar Unschuldige in<br />
dem Trümmerfeld, doch dies zu beweisen fällt schwer. Die Versicherer<br />
setzen daher im Zweifel auf eine pauschale Abwicklung<br />
der Schä<strong>den</strong> – die Schuldfrage bleibt dabei allerdings im Nebel.<br />
Egal, ob Nebelwand, Blitzeis, Sandsturm<br />
oder Gewitterschauer – wenn<br />
auf einer Autobahn mehr als 49 Fahrzeuge<br />
an einem Unfall beteiligt sind<br />
und der Unfallhergang nicht eindeutig<br />
nachvollziehbar ist, schließen sich die<br />
Versicherungen automatisch zu einer „gemeinsamen<br />
Regulierungsaktion“ zusammen.<br />
Bei kleineren Karambolagen kommt das Verfahren<br />
hingegen nur zur Anwendung, wenn<br />
die Unfallsituation extrem unklar ist und<br />
wenigstens 19 Fahrzeuge beteiligt sind. Insgesamt<br />
kam das vereinfachte Verfahren, das<br />
1976 eingeführt wurde, in <strong>den</strong> vergangenen<br />
zehn Jahren siebenmal zum Einsatz.<br />
Bei einer gemeinsamen Regulierungsaktion<br />
bieten die Versicherungen <strong>den</strong> Geschädigten<br />
an, die Schä<strong>den</strong> nach einem einheitlichen<br />
Schlüssel abzurechnen. Heckschä<strong>den</strong><br />
übernehmen die Versicherer zu 100 Prozent,<br />
Frontschä<strong>den</strong> zu 25 Prozent. Sind Front und<br />
Heck beschädigt, kommt der Versicherer <strong>für</strong><br />
zwei Drittel der Kosten auf. Gleiches gilt <strong>für</strong><br />
eventuelle Schmerzensgeldforderungen der<br />
beteiligten Fahrer oder Halter. Akzeptiert der<br />
Versicherte diese Vorgehensweise, bleibt der<br />
Scha<strong>den</strong>freiheitsrabatt unberührt.<br />
Verzichtet ein Unfallbeteiligter dagegen auf<br />
die Teilnahme an der Regulierungsaktion,<br />
liegt es bei ihm, <strong>den</strong> Hergang zu klären. Dies<br />
kann insbesondere dann ratsam sein, wenn<br />
bei dem Unfall verletzte Mitfahrer mit Klage<br />
drohen und es Beweise da<strong>für</strong> gibt, dass das<br />
eigene Auto vom Hintermann in <strong>den</strong> Unfall<br />
geschoben wurde. Beim letzten großen Massenunfall<br />
in Deutschland, dem durch einen<br />
Sandsturm ausgelösten Inferno auf der A19<br />
bei Rostock im April 2011, verzichtete etwa<br />
ein Drittel der beteiligten Fahrer auf die gemeinsame<br />
Regulierug.<br />
JÖRG JUNG<br />
•<br />
URTEIL<br />
Hamm (jur). Provoziert ein Autofahrer mit einem<br />
abrupten Bremsmanöver einen Auffahrunfall,<br />
kann er <strong>für</strong> sein kaputtes Auto keinen<br />
Scha<strong>den</strong>ersatz verlangen. Denn mit dem extra<br />
herbeigeführten Unfall hat er in die Beschädigung<br />
seines Fahrzeugs eingewilligt, so hat<br />
das Oberlandesgericht (OLG) Hamm rechtskräftig<br />
entschie<strong>den</strong> (Az.: 6 U 167/12).<br />
Damit erhält der aus Gelsenkirchen stammende<br />
Kläger <strong>für</strong> sein bei einem Auffahrunfall<br />
beschädigtes Auto keinen Scha<strong>den</strong>ersatz in<br />
Höhe von rund 10.500 Euro. Am 28. November<br />
2011 wollte der gelernte Karosseriebauer<br />
mit seinem Mercedes in Bottrop auf die Autobahn<br />
auffahren. Vor einer „grün“ anzeigen<strong>den</strong><br />
Fußgängerampel bremste er ohne Grund abrupt<br />
ab. Prompt fuhr eine nachfolgende Autofahrerin<br />
auf <strong>den</strong> Mercedes auf.<br />
Doch Scha<strong>den</strong>ersatz steht dem Kläger nicht<br />
zu, so das OLG. Mehrere Indizien sprächen <strong>für</strong><br />
eine Unfallmanipulation, die der Kläger nicht<br />
entkräften konnte. So werde die konkrete<br />
Auffahrkonstellation häufig <strong>für</strong> provozierte<br />
Unfälle gewählt, da sie weitgehend ungefährlich<br />
sei. Meist führe sie zur eindeutigen Haftung<br />
des Auffahren<strong>den</strong>. Regelmäßig wür<strong>den</strong><br />
hohe Reparaturkosten anfallen, so dass der<br />
Unfall wirtschaftlich interessant sei. Die Kfz-<br />
Versicherung übernehme oft <strong>den</strong> Scha<strong>den</strong>,<br />
das Auto werde dann in Eigenregie repariert.<br />
Autofahrer, die einen Unfall provozieren, müssen<br />
nicht nur damit rechnen, auf <strong>den</strong> Kosten<br />
sitzenzubleiben. Auch strafrechtlich können<br />
sie wegen versuchten Versicherungsbetrugs,<br />
Nötigung oder Straßenverkehrsgefährdung<br />
belangt wer<strong>den</strong>.<br />
causa 1.2013 45
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LIFESTYLE<br />
Foto: Atelier Lily Baruch, Königliche Bibliothek, Kopenhagen © The Royal Library<br />
GEPACKT VON<br />
DER KUNST<br />
Alfred Flechtheim. Der Name lässt Kunstfreunde aufhorchen – bis<br />
heute. Am 9. Oktober 1913 eröffnete der Kunsthändler seine erste<br />
Galerie in Düsseldorf. Es folgten Filialen in Berlin, Frankfurt und<br />
Köln. Heute, 100 Jahre später, widmen 15 renommierte Museen<br />
in ganz Deutschland dem Mann, dessen Wirken die bedeuten<strong>den</strong><br />
Sammlungen der klassischen Moderne entschei<strong>den</strong>d mitgeprägt<br />
hat, ein ungewöhnliches Ausstellungsprojekt - zeitgleich an 14 Orten:<br />
Alfred Flechtheim.com – Kunsthändler der Avantgarde.<br />
causa 1.2013 47
LIFESTYLE<br />
Alfred Flechtheim (1878–1937) war<br />
der Kunsthändler der Avantgarde<br />
im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.<br />
Er gehörte zu <strong>den</strong> bedeuten<strong>den</strong><br />
Figuren der Kunstszene<br />
seiner Zeit, setzte sich <strong>für</strong> <strong>den</strong> rheinischen<br />
Expressionismus und <strong>den</strong> französischen Kubismus<br />
ein und förderte bedeutende Künstlerpersönlichkeiten<br />
wie beispielsweise Max<br />
Beckmann, George Grosz und Paul Klee. Die<br />
massiven antisemitischen Attacken gegen<br />
ihn und seine Künstler deutete er bereits 1933<br />
unfehlbar: Schon früh und vehement öffentlich<br />
diffamiert verließ er Nazi-Deutschland.<br />
Von London aus ging er weiter seiner Tätigkeit<br />
als Kunsthändler nach. Dort starb er<br />
1937 an <strong>den</strong> Folgen eines Unfalls. Seine Witwe<br />
Betty kehrte nach Deutschland zurück,<br />
wo sie 1941 einen Deportationsbescheid erhielt<br />
und sich daraufhin das Leben nahm. Ihr Besitz<br />
fiel an das Deutsche Reich. Die in ihrer Berliner<br />
Wohnung verbliebenen Kunstwerke gelten<br />
als verschollen, heißt es in einer Pressemitteilung<br />
zu dem großangelegten Forschungs- und<br />
Ausstellungsprojekt Alfred Flechtheim.com –<br />
Kunsthändler der Avantgarde.<br />
VOM ATELIER INS MUSEUM<br />
„Sie hat mich gepackt, die Kunst“, zitiert<br />
Flechtheim-Biograf Ottfried Dascher des<br />
Galeristen und Mäzens, der wie kaum ein<br />
anderer die Gol<strong>den</strong>en 20er Jahre verkörperte.<br />
Zeitgleich zeigen die Häuser bis Februar<br />
2014 Werke, die aus Flechtheims Wirken<br />
in die jeweilige Sammlung gelangten. Die<br />
Liste der Künstlernamen liest sich wie das<br />
Who-is-who der Klassischen Moderne: Ernst<br />
Barlach, Oskar Kokoschka, Fernand Léger,<br />
Henri Matisse, Pablo Picasso. Eine Gesamtschau<br />
der gezeigten Gemälde, Grafiken und<br />
Skulpturen offenbart mehr als <strong>den</strong> nachhaltigen<br />
Einfluss der Händlertätigkeit Flechtheims<br />
auf die öffentlichen Sammlungen. Sie<br />
zeigt einen aussagekräftigen Ausschnitt aus<br />
der Kunstgeschichte. Zu sehen ist die Gesamtschau<br />
aller Werke der insgesamt 15 am<br />
Projekt beteiligten Museen im Internet unter<br />
www.alfredflechtheim.com.<br />
Das von der Arbeitsstelle <strong>für</strong> Provenienzrecherche<br />
und -forschung in Berlin koordinierte<br />
Gemeinschaftsprojekt der 15 Museen soll Flechtheims<br />
Spuren verfolgen und gleichzeitig die<br />
Mechanismen des Kunsthandels und Sammlungsstrategien<br />
der Institutionen aufdecken.<br />
Ziel ist es, die Wege der Kunstwerke in die<br />
Museen, ihre Handelsgeschichte vom Künstler<br />
zum Händler und zum Sammler aufzuzeigen.<br />
Paul Signac (1863 – 1935) | Venedig, 1908 | Aquarell | 191x253 cm<br />
Foto: © Hamburger Kunsthalle/bpk<br />
Photo: Elke Walford<br />
Max Liebermann (1847 – 1935) |<br />
Netzflickerinnen, 1894 |<br />
Bleistift, mit Kreide weiß gehöht |<br />
235 x 330 cm<br />
Kurt Edzard (1890 – 1972) |<br />
Boxer Hans Breitensträter,<br />
o. D. | Bronze |<br />
41,5 x 12,5 x 22 cm<br />
Foto: © Hamburger Kunsthalle/bpk<br />
Photo: Christoph Irrgang<br />
48<br />
causa 1.2013
Foto: © Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett/<br />
bpk | Photo: Christoph Irrgang<br />
ES IST WAS<br />
WAHNSINNIGES<br />
MIT DER KUNST.<br />
Wenn im Falle Flechtheim von Provenienzforschung<br />
die Rede ist, lässt das Stichwort<br />
Restitutionsforderungen nicht lange auf sich<br />
warten. Die Flechtheim-Erben fordern seit<br />
Jahren Wiedergutmachung bzw. Rückgabe<br />
jener Kunstwerke, die aus dem Privatbesitz<br />
der Familie beschlagnahmt wur<strong>den</strong>. Der<br />
Streit, zu dem die federführen<strong>den</strong> Kuratorinnen<br />
Barbara Til (Museum Kunstpalast,<br />
Düsseldorf) und Dr. Andrea Christine Bambi<br />
(Bayerische Staatsgemäldesammlungen,<br />
München) nicht Stellung nehmen wollten,<br />
dreht sich um weltweit etwa 100 Werke mit<br />
einem geschätzten Gesamtwert von mehreren<br />
Hundert Millionen Euro. Weitgehend<br />
ungeklärt ist, welche Werke aus Flechtheims<br />
Händlertätigkeit und welche aus dem beschlagnahmten<br />
Privatbesitz in die Sammlungen<br />
gelangten. Das groß angelegte Forschungsprojekt<br />
könnte einen Durchbruch<br />
in der Auseinandersetzung bringen. Die<br />
öffentlich geförderte Provenzienzforschung<br />
soll nachweisen, dass die Werke nicht aus<br />
dem beschlagnahmten Konvolut, sondern<br />
entweder direkt aus Flechtheims Händlertätigkeit<br />
oder über Sammler und Spender in<br />
die öffentlichen Sammlungen gelangt sind.<br />
SPANNENDES STÜCK KUNSTGESCHICHTE<br />
Die Ausstellungen und die Gesamtschau im<br />
Internet sind indes auch abseits der juristischen<br />
Fragen und deren Folgen einen Besuch<br />
wert. Die Zusammenstellung der Werke bietet<br />
nichts weniger als einen beispielhaften<br />
Blick auf die Klassische Moderne – und das<br />
an jedem Ort. Allein die Kunsthalle Bremen<br />
zeigt 43 Werke, die Hamburger Kunsthalle 37.<br />
In einem Nachruf auf <strong>den</strong> Kunsthändler der<br />
Avantgarde schrieb der ebenfalls emigrierte<br />
Kritiker Paul Westheim: „Alfred Flechtheim<br />
war mehr als ein Kunsthändler, er war innerhalb<br />
des Zeittheaters, das mit anzusehen wir<br />
die Ehre haben, ein Mann, der immer im Vordergrund<br />
stand, ein Typ, <strong>den</strong> alle Welt kannte,<br />
von dem alle Welt redete.“ VOLKER LÜBKE •<br />
www.alfredflechtheim.com<br />
ALFRED FLECHTHEIM, TAGEBUCH 1913<br />
15 RENOMMIERTE MUSEEN BETEILIGEN SICH<br />
AN DEM ALFRED FLECHTHEIM FORSCHUNGSPROJEKT<br />
Paul Klee (1879 – 1940) | Felsige Küste, 1931 |<br />
Öl auf Sperrholz, genagelt auf Rahmenleisten |<br />
50,6 x 52,7 cm<br />
Diese 15 Häuser sind an dem Projekt beteiligt. 14 zeigen in ihren Räumen seit Oktober Werke,<br />
die über Alfred Flechtheim in die Sammlungen kamen:<br />
Foto: © Hamburger Kunsthalle/bpk<br />
Photo: Elke Walford<br />
› Kunstmuseum Bonn (bis 12. Januar 2014)<br />
› Kunsthalle Bremen (bis 16. Februar 2014)<br />
› Museum <strong>für</strong> Kunst und Kulturgeschichte, Dortmund (bis Ende März 2014)<br />
› Stiftung Museum Kunstpalast Düsseldorf (bis 2. Februar 2014)<br />
› Siftung Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf (bis 12. Janaur 2014)<br />
› Städel Museum, Frankfurt (bis 26. Januar 2014)<br />
› Hamburger Kunsthalle (bis 19. Januar 2014)<br />
› Sprengel Museum Hannover (bis 16. Februar 2014)<br />
› Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (bis 19. Januar 2014)<br />
› Museen der Stadt Köln (nur Internet)<br />
› Museum der bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Künste, Leipzig (bis Ende Januar 2014)<br />
› Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München (bis 26. Januar 2014)<br />
› Landesmuseum <strong>für</strong> Kunst und Kulturgeschichte Münster (bis 30. November 2015)<br />
› Staatsgalerie Stuttgart (bis 23. Februar 2014)<br />
› Museum Riethberg, Zürich (bis 9. Februar 2014)<br />
Eine digitale Gesamtschau mit mehr als 300 Bildern, Skulpturen und Grafiken, Informationen zu Alfred<br />
Flechtheim sowie zu Herkunft und Verbleib der Werke findet sich unter www.alfredflechtheim.com.<br />
Hier kann der Besucher seinen persönlichen virtuellen Ausstellungsrundgang festlegen.<br />
causa 1.2013 49
LIFESTYLE<br />
KUNST ENDECKEN<br />
IN DER KANZLEI<br />
Termine<br />
› Lightopia<br />
Vitra Design Museum, Weil am Rhein<br />
28.09.2013 – 16.03.2014<br />
Der Weg ins Museum ist hart und steinig.<br />
Nur die wenigsten Künstler schaffen<br />
es zu Lebzeiten mit ihren Werken in die<br />
heiligen Hallen. Die meisten produzieren<br />
hoch begabt ein inspiriertes Werk nach<br />
dem anderen – immer auf der Suche nach<br />
Ausstellungsmöglichkeiten.<br />
Die Palette der Stile und Techniken war wohl<br />
noch nie so bunt wie heute. Von Naiver Malerei<br />
aus der Hobbykünstlerstube über die ganze<br />
Bandbreite gegenständlicher Malerei bis zu Minimal<br />
und Abstraktion in konstruktivistischer<br />
wie expressiver Manier ...<br />
Banken, Arztpraxen und Unternehmenszentralen<br />
bieten regelmäßig Ausstellungsflächen.<br />
Bilder und Objekte aus Künstlerhand sind Türöffner,<br />
ermöglichen neue Kontakte und sind<br />
bequeme Brücken, um mit Kun<strong>den</strong>, Klienten<br />
und Besuchern ins Gespräch zu kommen.<br />
Auch Rechtsanwälte haben erkannt: Kunst fördert<br />
Kommunikation und Renommee. Manche<br />
Kanzlei wird so zum Museum auf Zeit.<br />
Und Künstler packen die Gelegenheit zur Ausstellung<br />
gern beim Schopf.<br />
Verleihen auch Sie Ihrer Kanzlei die besondere<br />
Note. Bieten Sie doch auch einmal einem jungen<br />
Künstler ein Forum. Ein wenig Platz an<br />
<strong>den</strong> Wän<strong>den</strong> sollten Sie in der Kanzlei da<strong>für</strong><br />
allerdings haben. Daran wird sich die Wahl der<br />
Bildformate bzw. die Größe von Skulpturen<br />
und Objekten, die Sie präsentieren können, orientieren.<br />
Die stilistische Grenze bestimmt allenfalls<br />
Ihr ästhetisches Empfin<strong>den</strong>. Selbst auf<br />
<strong>den</strong> Einrichtungsstil Ihres Hauses können Sie<br />
die Ausstellung ausrichten. Aquarelle in Naturtönen<br />
zum Landhausstil, Konstruktivistisches<br />
zu hochmoderner Möblierung, selbst englische<br />
Stilmöbel können mit kühlen, abstrakten Arbeiten<br />
wunderbar kontrastieren. Grafik, Handzeichnungen,<br />
Fotografie – alles ist möglich.<br />
Erste Kontakte in die Szene bieten sich bei<br />
Vernissagen in Galerien. Haben Sie erst einen<br />
Künstler aus Ihrer Stadt präsentiert, ergeben<br />
sich weitere Kontakte wie von selbst. Und<br />
damit auch Sie etwas von der Aktion haben,<br />
vergessen Sie zur Eröffnung nicht, die örtliche<br />
Presse einzula<strong>den</strong>.<br />
VOLKER LÜBKE<br />
Apropos Presse: Lassen Sie uns wissen, wenn Sie<br />
eine Ausstellung mit besonderer Note in Ihrer<br />
Kanzlei haben. Wir stellen in causa Kunst in der<br />
Kanzlei vor. Sie erreichen uns per E-Mail an<br />
redaktion@causa-magazin.de oder per Telefon<br />
unter 0 23 31/36 56 67.<br />
•<br />
Wie kaum ein anderes Medium hat das elektrische<br />
Licht im vergangenen Jahrhundert<br />
unseren Lebensraum revolutioniert. Es veränderte<br />
unsere Städte, schuf neue Lebensund<br />
Arbeitsformen und wurde zum Motor<br />
des Fortschritts <strong>für</strong> Industrie, Medizin und<br />
Kommunikation. Dieser Entwicklung widmet<br />
das Vitra Design Museum die Ausstellung<br />
„Lightopia“. Es ist die erste Ausstellung,<br />
die das Thema Lichtdesign umfassend präsentiert<br />
– mit Beispielen aus Kunst, Design,<br />
Architektur und vielen anderen Disziplinen.<br />
„Lightopia“ umfasst etwa 300 Werke, von <strong>den</strong><br />
Ikonen des Leuchtendesigns bis zu Entwürfen<br />
heutiger Designer, die neue Möglichkeiten<br />
der Gestaltung mit Licht veranschaulichen.<br />
In zahlreichen interaktiven und begehbaren<br />
Installationen kann der Besucher die archaische<br />
Kraft des Lichts selbst erleben. Aus dem<br />
Dialog der ausgestellten Werke entsteht in<br />
der Ausstellung »Lightopia« ein Panorama<br />
des Lichtdesigns – von <strong>den</strong> Anfängen der<br />
Industriegesellschaft bis hin zu Visionen, die<br />
unsere Zukunft bestimmen wer<strong>den</strong>. Im Anschluss<br />
an die Präsentation in Weil am Rhein,<br />
die am 16. März 2014 endet, wird die Ausstellung<br />
in weiteren Museen weltweit gezeigt.<br />
› Tecumseh, Keokuk, Black Hawk<br />
Indianerbildnisse in Zeiten<br />
von Verträgen und Vertreibung<br />
Staatliche Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong><br />
Albertinum – Skulpturensammlung<br />
01.10.2013 – 02.03.2014<br />
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Skulpturen<br />
des Dresdner Künstlers Ferdinand<br />
Pettrich (1798–1872), die er selbst als „indianisches<br />
Museum“ bezeichnete. Er fertigte<br />
als einer der ersten europäischen Bildhauer,<br />
Porträts von Oberhäuptern nordamerikanischer<br />
Stämme an. Pettrich ging 1835 <strong>für</strong> acht<br />
Jahre in die USA – zu einer Zeit als die junge<br />
amerikanische Nation eine weitere ländliche<br />
Ausdehnung anstrebte und die Ureinwohner<br />
um ihr Überleben kämpften. Die Sammlung<br />
befindet sich heute im Besitz des Missionarisch-Ethnologischen<br />
Museums des Vatikans.<br />
Eigens <strong>für</strong> die Ausstellung gehen die Staatlichen<br />
Kunstsammlungen Dres<strong>den</strong> und die Vatikanischen<br />
Museen eine Kooperation ein, um<br />
die Werke Pettrichs erstmals außerhalb Roms<br />
zu zeigen. Das „indianische Museum“ ist bis 2.<br />
März im Dres<strong>den</strong>er Albertinum zu Gast.<br />
Foto: © Istockphoto.com: bow<strong>den</strong>images / Depositphotos.com: nobeastsofierce / Kalle Sanner und Daniel Rybakken<br />
50<br />
causa 1.2013
RECHT<br />
Foto: © Fotolia.com: Sarunyu_foto / Depositphotos.com: Maxim Kazmin, Wavebreakmedia, Alexandre Zveiger<br />
Lebenswerk und Altersvorsorge: Die Eltern haben<br />
ein Haus gebaut und viele Jahre da<strong>für</strong> bezahlt.<br />
Vertrauensbeweis und Anerkennung der Lebensleistung:<br />
Die Eltern überschreiben das Haus. Der Sohn gewährt ihnen<br />
gerne Wohnrecht auf Lebenszeit.<br />
Aber vorsicht: Ein einfacher Vertrag<br />
kann in bestimmten Fällen nicht<br />
ausreichen. Kommt die Mutter ins<br />
Pflegeheim, bleibt die Wohnung leer.<br />
BEIM WOHNRECHT AUCH<br />
AN DRITTE DENKEN<br />
Das Wohnrecht auf Lebenszeit ist oft ein familiärer<br />
Vertrauensbeweis oder die Anerkennung<br />
einer Lebensleistung. Aber welche Folgen hat<br />
es <strong>für</strong> <strong>den</strong> Betroffenen und <strong>den</strong> Immobilienbesitzer,<br />
wenn dieses Wohnrecht eines Tages<br />
nicht mehr wahrgenommen wer<strong>den</strong> kann?<br />
Was manchmal traurig endet, beginnt in der Regel mit<br />
viel gutem Willen. Da gibt es zum Beispiel <strong>den</strong> Sohn,<br />
dem die Eltern das eigene Haus noch zu Lebzeiten<br />
übertragen wollen. Die Eltern haben das Haus gebaut<br />
und viele Jahre ihres Lebens da<strong>für</strong> bezahlt. Gerne<br />
räumt ihnen der Sohn dann ein Wohnrecht auf Lebenszeit ein. Mutter<br />
und Vater überschreiben ihm das Haus, dürfen aber einen vorher<br />
festgelegten Teil des Gebäudes bis an das Ende ihrer Tage bewohnen.<br />
Eine persönlich beschränkte Dienstbarkeit nennt dies das Bürgerliche<br />
Gesetzbuch (BGB), und die kann ins Grundbuch eingetragen<br />
wer<strong>den</strong>. Damit steht sozusagen in Stein gemeißelt, was beide Seiten,<br />
Sohn und Eltern, zum Zeitpunkt der Vereinbarung von ganzem Herzen<br />
gewollt haben. »<br />
causa 1.2013 51
RECHT<br />
Sondervereinbarungen schützen vor unliebsamen Folgen. Wie der gesamte<br />
Vertrag können sie nur einvernehmlich aufgekündigt wer<strong>den</strong>.<br />
VERTRAG<br />
zwischen<br />
MAX MUSTERMANN<br />
und<br />
MARIA UND MANFRED MUSTERMANN<br />
Lorem ipsum Um sapit eos eost dere intibus cilictust, adis<br />
dolorit faccus nim acearupid quunt ati dolest, que porem<br />
derorat ectati a eatur acipicium quo quatur, eumque pernam<br />
quiae velenih ilisinum etur, si quaeped molor maximaiorem<br />
siminctota audit ommoluptam que et moditatem<br />
consecto inctis abor modis etur, qui optae nis<br />
Der Notar kann Wohnrecht oder auch Nießbrauch beurkun<strong>den</strong>.<br />
Wohnrecht und Nießbrausch:<br />
Beide Modelle mindern <strong>den</strong> Verkaufspreis<br />
des Hauses, helfen<br />
aber auch, Steuern zu sparen.<br />
Foto: © Depositphotos.com: Andrey Burmakin, Kirill Cherezov, Wavebreakmedia<br />
52<br />
causa 1.2013
»<br />
Doch das Leben geht weiter. Der Vater stirbt irgendwann und ein<br />
paar Jahre später muss die Mutter in eine Pflegeeinrichtung. Was jetzt<br />
mit dem bis dahin von ihr genutzten Teil der Immobilie passiert, ist abhängig<br />
von der weiteren gesundheitlichen Entwicklung der Mutter und<br />
von zuvor getroffenen Vereinbarungen. Gibt es außer dem Wohnrecht<br />
auf Lebenszeit keine weiteren Vereinbarungen und kann die Mutter aus<br />
gesundheitlichen Grün<strong>den</strong> nicht wieder in die Wohnung zurückkehren,<br />
bleibt die Wohnung unbewohnt, wie der Bundesgerichtshof in einem<br />
vergleichbaren Fall im vergangenen Jahr festgestellt hat. Der Sohn kann<br />
die Wohnung nicht vermieten, weil ja das Wohnrecht auf Lebenszeit <strong>für</strong><br />
seine Mutter selbst dann weiter besteht, wenn dieses nicht genutzt wird.<br />
IM SCHLIMMSTEN FALL STEHT DIE WOHNUNG LEER<br />
Zu <strong>den</strong> zusätzlichen Vereinbarungen könnte gehören, dass die<br />
Wohnung von Dritten genutzt wer<strong>den</strong> kann. Hier müssen jedoch<br />
beide Seiten, also der Sohn als Besitzer der Immobilie und die Mutter<br />
zustimmen. Stimmt eine Seite nicht zu, kommt es nicht zu einer<br />
solchen Vereinbarung. Eine Vermietung der Wohnung durch <strong>den</strong><br />
Sohn ist ohne Zustimmung der Mutter ebenfalls nicht möglich,<br />
wie der Bundesgerichtshof in dem vergleichbaren Fall festgestellt<br />
hat (Az V ZR 206/11).<br />
Für die Mutter kann der Fall noch problematischer wer<strong>den</strong>. Hat<br />
sie vor dem Wechsel in eine Pflegeeinrichtung <strong>den</strong> Teil der Nebenkosten<br />
getragen, die <strong>für</strong> die Wohnung anfallen, muss sie diese<br />
auch weiter entrichten. Gerade dann, wenn Pflegekosten anfallen,<br />
stellen diese Kosten eine zusätzliche Belastung dar. Erst mit einem<br />
endgültigen Verzicht auf ihr eigentlich lebenslanges Wohnrecht<br />
kann sie sich dieser Kosten entledigen.<br />
Auch <strong>für</strong> andere Eventualitäten können die Eltern bereits bei der<br />
Eintragung ins Grundbuch Vorsorge treffen. So können sie zum<br />
Beispiel durch ein Rücktrittsrecht erreichen, dass das Haus im Falle<br />
einer Scheidung von jedem Zugewinn-Ausgleichsanspruch ausgeschlossen<br />
ist. Vertraglich festzuhalten ist auch, wenn ein Verkauf des<br />
Hauses nur mit Zustimmung der Eltern erfolgen kann.<br />
MATTHIAS ALFRINGHAUS UND JÖRG JUNG •<br />
Einzelheiten im Vertrag regeln<br />
IHR ANWALT RÄT !<br />
Das Wohnrecht auf Lebenszeit ist im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB)<br />
als beschränkte persönliche Dienstbarkeit definiert. Grundsätzlich<br />
kann der Berechtigte seine Familie sowie Personen zur Bedienung<br />
und zur Pflege in die Wohnung aufnehmen. Für weitere Einzelheiten<br />
müssen zwischen Besitzer und Nutzer des Wohnrechts Vereinbarungen<br />
getroffen wer<strong>den</strong>.<br />
Gibt es keine separaten Vereinbarungen, kann das weit reichende Folgen<br />
haben, wenn der oder die Berechtigte das Wohnrecht nicht mehr<br />
ausüben kann, zum Beispiel aus gesundheitlichen Grün<strong>den</strong>.<br />
Im schlimmsten Fall kann die Wohnung lange Zeit leerstehen. Helfen<br />
können Tipps von Experten bei der Vereinbarung des Wohnrechts auf<br />
Lebenszeit.<br />
NIESSBRAUCH – DIE ALTERNATIVE ZUM<br />
WOHNRECHT AUF LEBENSZEIT<br />
Der Nießbrauch räumt dem bisherigen Hausbesitzer<br />
mehr Rechte ein. Wer zum Beispiel<br />
das Nießbrauchsrecht an einer Wohnung<br />
hat, der kann diese nicht nur selbst nutzen,<br />
sondern auch vermieten. Ihm stehen dann<br />
die Mieteinnahmen zu. Die Dauer eines solchen<br />
Rechts kann gegebenenfalls vertraglich<br />
begrenzt wer<strong>den</strong>.<br />
Ein weiterer, in der Praxis bedeutender Unterschied<br />
besteht darin, dass ein Nießbrauch<br />
auch an anderen Dingen als an Häusern und<br />
Grundstücken bestellt wer<strong>den</strong> kann. So ist<br />
auch ein Nießbrauch an Gesellschaftsanteilen,<br />
also an Anteilen an einer GmbH oder<br />
einer Kommanditgesellschaft möglich.<br />
Nießbrauch und Wohnrecht haben auch Gemeinsamkeiten:<br />
sie wer<strong>den</strong> im Grundbuch<br />
eingetragen und können nicht einseitig aufgekündigt<br />
wer<strong>den</strong>. Verkauft der<br />
neue Eigentümer das Haus, so<br />
bleibt das Wohnrecht trotzdem<br />
bestehen, es sei <strong>den</strong>n,<br />
der Berechtigte verzichtet<br />
darauf.<br />
STEUERSPAR-MODELL<br />
Hieraus resultiert aber auch<br />
ein erhebliches Risiko: Die<br />
Belastung einer Immobilie mit einem Nießbrauch<br />
oder Wohnrecht kann sich nachteilig<br />
auf <strong>den</strong> Kaufpreis auswirken oder <strong>den</strong> Verkauf<br />
gar unmöglich machen.<br />
Dank reformierter Erbschaftsteuer ist das<br />
Nießbrauch-Modell zu einem echten Steuerspar-Modell<br />
gewor<strong>den</strong>. Denn seit der Reform<br />
stiegen nicht nur die Freibeträge <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
Nachwuchs, auch die Schul<strong>den</strong> lassen sich<br />
Achtung: Wird das Haus verkauft, drücken<br />
Wohnrecht und Nießbrauch <strong>den</strong> Kaufpreis.<br />
jetzt deutlich besser absetzen. Früher konnte<br />
nur die auf <strong>den</strong> Nießbrauch entfallende Schenkungsteuer<br />
gestundet wer<strong>den</strong>, ein direkter<br />
Abzug war nicht möglich. Berechnungsgrundlage<br />
ist jeweils der Wert der übergebenen Immobilie<br />
abzüglich der hochgerechneten erzielbaren<br />
Mieterträge.<br />
JÖRG JUNG •<br />
causa 1.2013 53
LIFESTYLE<br />
ESSEN AUS DER<br />
NACHBARSCHAFT<br />
Der Wunsch der Kun<strong>den</strong> ist klar: Mehr als 75 Prozent der<br />
Deutschen, so das Ergebnis einer Studie, bevorzugen<br />
regionale Lebensmittel. Doch die Suche nach solchen<br />
Produkten im Supermarkt gestaltete sich bisher schwierig:<br />
Eine Vielzahl von Siegeln verwirrte mehr, als sie half. Das<br />
soll sich ändern: Im Januar wird mit dem „Regionalfenster“<br />
eine bundesweit einheitliche Kennzeichnung eingeführt.<br />
Bei Äpfeln aus Nachbars Garten<br />
ist die Herkunft klar. Bei vielen Lebensmitteln<br />
im Supermarkt lässt<br />
sich das nicht so einfach klären.<br />
Foto: © Fotolia.com: stockcreations<br />
54<br />
causa 1.2013
Mit der Einführung dieses Siegels<br />
erfüllt die schei<strong>den</strong>de<br />
Bundesministerin Ilse Aigner<br />
zumindest teilweise eine lang<br />
gehegte Forderung der Verbraucherschützer.<br />
Diese hatten bereits im<br />
Jahr 2010 in einem mehrseitigen Positionspapier<br />
klare Regeln <strong>für</strong> die Werbung mit dem<br />
Begriff „Regional“ gefordert. „Das neue Siegel<br />
hat das Potenzial, einen neuen Standard<br />
zu bil<strong>den</strong>“, lobt <strong>den</strong>n auch Sophie Herr vom<br />
Bundesverband der Verbraucherzentrale.<br />
HAUPTZUTAT ENTSCHEIDET<br />
Anders als bei einer Vielzahl von Werbebezeichnungen,<br />
die derzeit die Lebensmittelverpackungen<br />
in <strong>den</strong> Supermärkten zieren,<br />
soll der Verbraucher beim Regionalfenster<br />
künftig auf einen Blick erkennen, aus welcher<br />
Region die verwendeten Rohstoffe stammen<br />
und wo sie verarbeitet wur<strong>den</strong>. Demnach<br />
muss die Hauptzutat nachweislich aus der<br />
angegebenen Region stammen. Durch ein<br />
neutrales und mehrstufiges Kontroll- und<br />
Sicherungssystem soll gewährleistet wer<strong>den</strong>,<br />
dass es sich bei Produkten mit dem Regionalfenster<br />
nicht um Mogelpackungen handelt<br />
und die Angaben zur Region, zu <strong>den</strong> Zutaten<br />
und dem Ort der Verarbeitung verlässlich<br />
sind. „Wer als Kunde bereit ist, mehr zu zahlen,<br />
muss sich darauf verlassen können, auch<br />
mehr zu bekommen", so Aigner bei der Präsentation<br />
des Siegels.<br />
Allerdings bleibe die Frage, wieviele Unternehmen<br />
sich an der neuen Initiative<br />
beteiligen wer<strong>den</strong>, so Sophie Herr. Denn<br />
„rechtlich verbindlich“, wie von <strong>den</strong> Verbraucherschützern<br />
in ihrem Positionspapier gefordert,<br />
ist auch das neue Siegel nicht. Weil<br />
eine verpflichtende Kennzeichnung nur <strong>für</strong><br />
deutsche Produkte und Unternehmen nach<br />
Darstellung von Aigner EU-rechtlich nicht<br />
BEGRIFFSDEFINITION<br />
Gü|te|sie|gel<br />
Als Gütesiegel wer<strong>den</strong> grafische oder schriftliche<br />
Produktkennzeichnungen bezeichnet,<br />
die eine Aussage über die Qualität eines Produktes<br />
machen sollen, eventuell auch über<br />
eingehaltene Sicherheitsanforderungen oder<br />
Umwelteigenschaften. Grundsätzlich kann<br />
jeder ein Prüf- oder Gütesiegel kreieren, es<br />
gibt dazu keine gesetzlichen Regelungen.<br />
zulässig wäre, bleibt die Teilnahme <strong>für</strong> die<br />
Lebensmittelhersteller und -verkäufer – zumindest<br />
vorerst – freiwillig. Allerdings gab<br />
sich Aigner zuversichtlich, dass das Regionalfenster<br />
„wichtige Impulse <strong>für</strong> eine europaweit<br />
verpflichtende Kennzeichnung“ geben wird.<br />
Ziel der Bundesregierung sei ausdrücklich<br />
eine europaweit verpflichtende Herkunftskennzeichnung.<br />
In Deutschland wollen nach<br />
Auskunft des Ministeriums unter anderem<br />
die Handelsunternehmen Edeka, Rewe und<br />
tegut das Siegel verwen<strong>den</strong>.<br />
VERBRAUCHERSCHÜTZER KRITISIEREN<br />
Heftige Kritik äußert derweil die Organisation<br />
foodwatch an dem neuen Siegel. Auf ihrer<br />
Internetseite schreiben die Verbraucherschützer:<br />
„An der flächendecken<strong>den</strong> Täuschung<br />
mit falschen Regionalversprechen wird das<br />
Regionalfenster nichts ändern. Denn das Siegel<br />
ist freiwillig. Wer irreführenderweise mit<br />
Herkunft wirbt, kann also weitermachen wie<br />
bisher. „Sachsen Milch“-Produkte dürfen weiterhin<br />
aus Bayern, „Büsumer Feinkost Louisiana<br />
Flusskrebse“ aus China und das Fleisch<br />
<strong>für</strong> <strong>den</strong> „Schwarzwälder Schinken“ aus Neuseeland<br />
stammen – ganz legal.“<br />
Und auch die Verbraucherzentralen sehen<br />
noch Nachbesserungsbedarf. Bei zusammengesetzten<br />
Produkten seien Mängel in <strong>den</strong><br />
Kennzeichnungsregeln offensichtlich. Die<br />
Kriterien des Regionalfensters lassen es nämlich<br />
zu, dass der Regionalanteil der Zutaten<br />
lediglich gut die Hälfte des Produktgewichtes<br />
betragen muss. Ist der Anteil geringer, müssen<br />
so viele weitere Zutaten regionaler Herkunft<br />
sein, bis mindestens 51 Prozent erreicht sind.<br />
Hier müsse in doppelter Hinsicht nachgebessert<br />
wer<strong>den</strong>, kritisiert Andrea Schauff von der<br />
Verbraucherzentrale Hessen. „Der Anteil der<br />
regionalen Zutaten am Gesamtgewicht muss<br />
im Regionalfenster nachvollziehbar deklariert<br />
sein und generell der Mindestanteil an Regionalzutaten<br />
erhöht wer<strong>den</strong>.“ JÖRG JUNG •<br />
Erfolgreiche Testphase<br />
Zur Internationalen Grünen<br />
Woche, die im Januar 2014 in Berlin stattfindet,<br />
soll das Regionalfenster (Bild oben)<br />
bundesweit eingeführt wer<strong>den</strong>. Vorausgegangen<br />
sind eine wissenschaftliche Untersuchung<br />
und eine mehrmonatige Testphase<br />
im Jahr 2013. „Ich bin zuversichtlich, dass die<br />
Verbraucher dieses Label schnell annehmen<br />
und dass in Kürze weitere Hersteller und<br />
Händler nachziehen“, so Verbraucherschutzministerin<br />
Aigner bei der Präsentation des<br />
Siegels in Berlin.<br />
Träger des Projektes ist der Verein „Regionalfenster“,<br />
der im August 2012 auf Initiative<br />
von Aigner gegründet wurde. Die Mitglieder<br />
kommen aus <strong>den</strong> Bereichen Lebensmittelerzeugung<br />
und -verarbeitung, dem ökologischen<br />
Landbau, dem Handwerk, dem<br />
Lebensmittelhandel, dem Lebensmittelmarketing,<br />
der Qualitätssicherung und natürlich<br />
auch aus dem Bereich der Regionalinitiativen<br />
und deckt somit einen großen Bereich<br />
der Wertschöpfungskette ab. Der Verein<br />
organisiert auch das Prüf- und Sicherungssystem<br />
und vergibt die Lizenzen <strong>für</strong> das Regionalfenster.<br />
Von Januar bis April 2013 waren in Deutschland<br />
bereits rund 150 Lebensmittel mit dem<br />
Regionalfenster in bundesweit fünf Testregionen<br />
erhältlich. Wissenschaftlich begleitet<br />
wurde diese Testphase durch die Universität<br />
Kassel. Wesentliche Erkenntnisse lieferte<br />
eine Befragung der Verbraucher und der<br />
teilnehmen<strong>den</strong> Handelspartner durch das<br />
Marktforschungsinstitut „konkret“: Demnach<br />
bewerteten 80 Prozent der befragten<br />
Verbraucher das Regionalfenster positiv und<br />
wür<strong>den</strong> eine Einführung dieser Kennzeichnung<br />
begrüßen. Ebenfalls 80 Prozent der Befragten<br />
bezeichneten es als verständlich, gut<br />
lesbar, übersichtlich und informativ. Auch<br />
die Händler betonten die Klarheit, Einfachheit<br />
und Übersichtlichkeit der Kennzeichnung.<br />
Bemerkenswert sei, so die Initiatoren,<br />
dass in knapp der Hälfte der Testmärkte eine<br />
Umsatzsteigerung bei regionalen Produkten<br />
zu verzeichnen war. Laut Befragung sind<br />
rund 70 Prozent der Verbraucher bereit, <strong>für</strong><br />
Produkte aus der Region mehr zu bezahlen.<br />
© Regionalsiegel: bmelv<br />
causa 1.2013 55
LIFESTYLE<br />
DER DÖNER AUS<br />
DEM DRUCKER<br />
Mittagspause. Hunger. Es regnet in Strömen.<br />
Der Gang zum Chinesen oder zur Pizzeria hätte<br />
früher jede Menge Zeit gekostet und das<br />
Outfit ruiniert. So war es damals, aber heute<br />
ist ja Zukunft. „Gottseidank“ hört man die<br />
Kollegen auf dem kurzen und trockenen Weg<br />
zum Drucker sagen. Und da liegt er schon: der<br />
Döner aus dem Drucker. Na <strong>den</strong>n, Mahlzeit!<br />
Was klingt wie Science fiction, hat <strong>den</strong> gemeinen Verbraucher<br />
allerdings schon erreicht. Es nennt sich Food-<br />
Printing, kommt aus einem 3D-Drucker und lässt<br />
uns (noch) ein wenig schaudern. Aber: weiche Nahrungsmittel<br />
wie Schokolade oder Süßigkeiten wer<strong>den</strong><br />
schon heute aus dem Printer gezaubert. Natürlich, das kennen wir ja<br />
auch vom normalen Drucker: Alles, was dünnflüssig zugegeben wird,<br />
kommt irgendwie aufs Papier. Oder eben beim Essen-Drucker auf <strong>den</strong><br />
Teller. Triebfeder dieser Entwicklung ist die Cornell-Universität aus<br />
<strong>den</strong> USA, die bereits seit Jahren forscht und letztlich davon überzeugt<br />
ist, dass diese Drucker Einzug halten wer<strong>den</strong> – allerdings nicht im<br />
Büro, sondern platziert neben Mikrowelle und Mixer. Alles, was in<br />
großer Menge vorhan<strong>den</strong> ist, soll nutz- und essbar gemacht wer<strong>den</strong>:<br />
Algen, Gras oder auch Insekten. Unsere Nachbarn aus <strong>den</strong> Niederlan<strong>den</strong><br />
versuchen es da noch mit vertrauteren Inhaltsstoffen. Sie haben<br />
bereits mit Weingummi und Keksen experimentiert.<br />
Nach Informationen der ARD sollen bereits in knapp zwei Jahren erste<br />
Drucker in Pflegeheimen stehen und pro Minute ein Gericht <strong>für</strong> die Patienten<br />
herstellen können, die nicht mehr so gut kauen oder schlucken<br />
können. Und auch die NASA hat Interesse bekundet. In diesem Fall sogar<br />
nachvollziehbar: Astronauten müssen bisher vakuumierte Speisen<br />
mit heißem Wasser genießbar machen. Sicher auch alles andere als ein<br />
kulinarisches Erlebnis. Bedarf scheint es also zu geben<br />
LEBENDE ZELLEN<br />
Es geht um Bioprinting: Tinte aus Bio, also lebende Zellen, die aufgrund<br />
ihrer Struktur druckbar sind und die sich in entsprechen<strong>den</strong> Kulturen<br />
entwickeln und schließlich in Formen herstellen lassen. Heißt: Fleisch<br />
Hochtechnisiert: Mit<br />
diesem Drucker lässt sich<br />
Essen herstellen.<br />
3D-Printing ist mittlerweile<br />
in aller Munde.<br />
aus Bio-Tinte, die Ente aus dem Epson, steht<br />
schon fast vor der Tür. Und so hat der britische<br />
Guardian schnell errechnet: die Herstellung<br />
von Laborfleisch produziert 96 Prozent weniger<br />
Treibhausgase und verbraucht 55 Prozent<br />
weniger Energie. Zudem: zur Fleischherstellung<br />
mittels Drucker wür<strong>den</strong> nur 4 Prozent<br />
der sonst üblichen Menge Wasser benötigt.<br />
Schon 2007 gründeten Gabor und Andras<br />
Forgacs das Bioprinting-Unternehmen „Organovo“.<br />
Vater Gabor Farcas ist Biophysiker an<br />
der University of Missouri. Sohn Andras ist<br />
ehemaliger McKinsey-Berater. Bei Organovo<br />
wer<strong>den</strong> seit Jahren Gewebe <strong>für</strong> medizinische<br />
Zwecke wie etwa Transplantationen hergestellt,<br />
Medikamente getestet und entwickelt.<br />
Und jetzt soll dort mit der vorhan<strong>den</strong>en Technik<br />
und dem über Jahre aufgebautem Knowhow<br />
essbares Fleisch aus leben<strong>den</strong> Zellen<br />
hergestellt wer<strong>den</strong>. 2011 gründeten beide die<br />
Firma Modern Meadow, die sich jetzt die Herstellung<br />
von Nahrung aus dem Drucker auf<br />
die Fahnen geschrieben hat. Und erste Erfolge<br />
ließen nicht lange auf sich warten. Vor kurzem<br />
vermeldete Modern Meadow die schichtweise<br />
Erzeugung eines Fleischwürfels aus<br />
leben<strong>den</strong> tierischen Muskelzellen mit einem<br />
3D-Drucker unter Verwendung einer Biotinte,<br />
die verschie<strong>den</strong>e Zelltypen beinhaltete.<br />
56<br />
causa 1.2013
Bei uns<br />
geht Ihre Spende<br />
garantiert nicht unter.<br />
Kekse in jeder Form<br />
wer<strong>den</strong> schon heute<br />
sozusagen ausgedruckt.<br />
Foto:Photo TNO<br />
Das Auge isst mit: auch bei <strong>den</strong><br />
Törtchen aus dem Drucker<br />
Wie es bei gedruckten Lebensmitteln allerdings um die Nährwerte bestellt<br />
sein wird, ist indes noch heiß diskutiert. Kohlenhydrate und Proteine<br />
müssten hinzugefügt wer<strong>den</strong>. Eine Herausforderung, der sich die<br />
Wissenschaftler nun stellen müssen. Auf der anderen Seite allerdings,<br />
<strong>den</strong>kt man etwa an personenspezifischen Nährstoffgehalt, könnte der<br />
Drucker, der mit Zellstrukturen arbeitet, auch punkten: eine extra Portion<br />
Kalzium oder auch<br />
Omega-3-Fettsäuren ließen<br />
sich auf Knopfdruck<br />
einfach dazuströmen.<br />
Das könnte durchaus<br />
patientengerecht sein,<br />
wird Kjeld van Bommel<br />
von der niederländischen<br />
TNO, der Organisation<br />
<strong>für</strong> angewandte<br />
naturwissenschaftliche<br />
Forschung (vergleichbar<br />
mit dem Fraunhofer Institut)<br />
zitiert. So könnten<br />
gedruckte Lebensmittel<br />
Zum Verwechseln ähnlich: Möhrchen<br />
aus leben<strong>den</strong> Zellen vom 3D-Printer<br />
auch nachhaltigere kalorische Quellen erschließen und beispielsweise<br />
Algenproteine anstelle von ressourcenintensiven tierischen Proteinen<br />
enthalten. Und am TNO in Delft wird nun fleißig getüftelt. Schließlich<br />
sollen diese Kunstprodukte dem Verbraucher ja auch schmecken.<br />
Und damit da nichts schief geht, machen TNO und eine Kochschule<br />
gemeinsame Sache. Sie unterziehen alle Kreationen einem Geschmackstest.<br />
Und dass die Holländer Geschmack haben, wird ja zumindest seit<br />
Frikandel spezial nicht mehr angezweifelt.<br />
RALF MÜNSTERMANN •<br />
causa 1.2013<br />
www.seenotretter.de<br />
Danke.
RECHT<br />
MEHR RECHT<br />
FÜR PAPA<br />
Leiblichen Vätern kann der Kontakt zu<br />
ihren Kindern nicht mehr verwehrt wer<strong>den</strong><br />
– auch, wenn sie getrennt von ihnen leben.<br />
Auf Drängen des Europäischen Gerichtshofes<br />
<strong>für</strong> Menschenrechte (EGMR) hat der<br />
deutsche Gesetzgeber nicht-ehelichen<br />
Vätern zum 13. Juli 2013 das Umgangsund<br />
Auskunftsrecht zugesprochen.<br />
Michael Schneider aus Fulda hat mit seiner Beschwerde,<br />
die er 2007 beim EGMR einlegte, <strong>den</strong> Weg frei gemacht.<br />
Der heute 55-Jährige mochte die Entscheidung deutscher<br />
Gerichte nicht hinnehmen und wandte sich an <strong>den</strong><br />
EGMR. Die deutschen Instanzen hatten ihm <strong>den</strong> Umgang<br />
mit seinem mutmaßlichen Sohn F. verweigert. Mutmaßlich deshalb,<br />
weil die Vaterschaft nicht geklärt wurde. Schneider sah <strong>den</strong>noch<br />
sein Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens nicht ausreichend<br />
berücksichtigt. Das Ehepaar H., die Mutter und ihr Ehemann,<br />
gehen davon aus, dass beide, sowohl Michael Schneider als auch der<br />
Ehemann, F.s leiblicher Vater sein können. Sie ziehen es vor, die Vaterschaft<br />
nicht feststellen zu lassen, um das bis dahin funktionierende<br />
familiäre Zusammenleben nicht zu stören.<br />
Selbst wenn Michael Schneider tatsächlich der leibliche Vater wäre,<br />
bliebe Herr H. Vater im rechtlichen Sinne. Vater ist nämlich nicht<br />
gleich Vater. Das kann der Mann sein, der zum Zeitpunkt der<br />
Geburt mit der Mutter verheiratet war; der Mann, dessen Vaterschaft<br />
gerichtlich festgestellt wurde; der Mann, der ein Kind adoptiert hat;<br />
und derjenige, der die Vaterschaft anerkannt hat. Hinzu kommen<br />
Stiefväter und Pflegeväter.<br />
„GEWONNEN HABEN IN JEDEM FALL DIE KINDER“<br />
Die Unterscheidung der Vaterrollen geriet bisher zum Nachteil der<br />
leiblichen, nicht-rechtlichen Väter. Das sieht zumindest der Europäische<br />
Gerichtshof so. Die Richter sahen das Recht der Eltern –<br />
in diesem Fall der Väter – an ihren Kindern verletzt und mahnte<br />
eine Neuregelung an. Der deutsche Gesetzgeber hat entsprechend<br />
reagiert. Die Änderung ist zum 31. Juli 2013 in Kraft getreten.<br />
Foto: © Fotolia.com: yvart / Istockphoto.com: shalamov<br />
58<br />
causa 1.2013
30<br />
MINDESTENS<br />
JAHRE LANG MÜSSEN DIE DATEN VON<br />
SAMENSPENDERN AUFBEWAHRT UND<br />
RÜCKVERFOLGBAR SEIN.<br />
DAS KIND<br />
DIE ABSTAMMUNG<br />
SPIELT EINE GROSSE ROLLE, UM DIE PERSÖNLICHKEIT<br />
VERSTEHEN UND ENTFALTEN ZU KÖNNEN.<br />
HAT DAS RECHT ZUM UMGANG<br />
MIT JEDEM ELTERNTEIL.<br />
„Das Kind hat das Recht zum Umgang mit jedem Elternteil; jeder<br />
Elternteil ist zum Umgang mit dem Kind verpflichtet und berechtigt“,<br />
heißt es im Bürgerlichen Gesetzbuch (§ 1684 Abs. 1 BGB).<br />
Dabei macht das Gesetz keinen Unterschied zwischen getrennt<br />
lebend Verheirateten, Geschie<strong>den</strong>en und Eltern, die nie miteinander<br />
verheiratet waren. Im Mittelpunkt steht das Wohl des Kindes.<br />
Deshalb kann übrigens auch Geschwistern, Großeltern, Stiefelternteilen<br />
oder Pflegeeltern ein Recht auf Umgang zugesprochen wer<strong>den</strong>.<br />
Nur in begründeten Fällen, um Scha<strong>den</strong> vom Kind abzuwehren, versagen<br />
die Gerichte Menschen, mit <strong>den</strong>en das Kind einmal zusammengewohnt<br />
hat bzw. in engem Kontakt stand, <strong>den</strong> Umgang. Wer wie<br />
viel Zeit mit dem Kind verbringen darf, wird im Einzelfall geklärt.<br />
APPELL FÜR OFFENHEIT<br />
„Gewonnen haben in jedem Fall die Kinder“, kommentiert der<br />
Bundesvorsitzende des Interessenverbands Unterhalt und Familienrecht<br />
(ISUV), Josef Linsler, die Gesetzesänderung: „Ihnen wird<br />
durch die Hintertür das Recht zugestan<strong>den</strong>, ihre biologische I<strong>den</strong>tität<br />
zu kennen.“ Skeptiker rechnen – wie Familie H. – damit, dass<br />
die Umsetzung bestehende Familien gefähr<strong>den</strong> könnte, weil zwei<br />
Väter miteinander konkurrieren.<br />
Ein großer Wurf sei dem Gesetzgeber nicht gelungen, meint auch der<br />
Rechtsanwalt, der das Verfahren vor dem EGMR vertrat. Er vermisst<br />
eine generelle Erweiterung des Anfechtungsrechts des leiblichen<br />
Vaters (§ 1600 BGB). Des Weiteren bedürfe es eines Umgangs- und<br />
Auskunftsrechts aller leiblicher Eltern und ihrer Kinder, auch nach<br />
Adoption. ISUV-Vorsitzender Linsler: „In einer Familie sollte in derart<br />
zentralen Fragen Offenheit herrschen. Es ist <strong>für</strong> alle belastend,<br />
wenn quasi das letzte Geheimnis zwecks korrekter Familienfassade<br />
dem Kind krampfhaft verheimlicht wird.“<br />
Die Gesetzesänderung bedeutet auch nicht, dass leiblichen, nichtrechtlichen<br />
Vätern automatisch der Umgang mit ihren Kindern zugestan<strong>den</strong><br />
wird. Verweigert die Mutter auch nur die Auskunft über<br />
Lebensumstände und Entwicklung des Kindes, müssen weiterhin<br />
Familiengerichte prüfen, ob der Wunsch des Vaters dem Wohl des<br />
Kindes möglicherweise entgegensteht. Denn das hat auch nach der<br />
Gesetzesänderung oberste Priorität.<br />
VOLKER LÜBKE •<br />
Eine Rolle – drei Funktionen<br />
Grundsätzlich wird unterschie<strong>den</strong> zwischen dem biologischen, dem<br />
sozialen und dem rechtlichen Vater. Der biologische (leibliche) Vater<br />
hat die Samenzellen zur Entstehung des<br />
Kindes bereitgestellt.<br />
Der soziale Vater ist <strong>für</strong> das Kind da und<br />
übernimmt die Verantwortung <strong>für</strong> seine<br />
Entwicklung und sein Wohlergehen.<br />
Allein der rechtliche Vater ist dazu verpflichtet,<br />
diese Verantwortung zu übernehmen.<br />
Nachdem traditionellen<br />
Familienbild füllt ein und derselbe<br />
Mann alle drei Rollen aus.<br />
i<br />
causa 1.2013 59
RECHT<br />
KINDER DÜRFEN<br />
IHREN VATER<br />
KENNEN<br />
Jeder Mensch hat das Recht, zu erfahren, wer sein<br />
leiblicher Vater ist. Samenspender haben deshalb keinen<br />
Anspruch auf Anonymität. Das gilt auch in Altfällen,<br />
in <strong>den</strong>en Ärzte und Samenbanken die Anonymität<br />
noch zugesichert haben, wie das Oberlandesgericht<br />
(OLG) Hamm entschied (Az.: I-14 U 7/12). Das Recht des<br />
Kindes an der Kenntnis seiner Herkunft stehe höher. Ein<br />
Arzt, der die Informationen herausgibt, verstoße daher<br />
nicht gegen seine Schweigepflicht.<br />
Damit gab das OLG der im März 1991 in einem Institut eines Arztes<br />
in Essen gezeugten Sarah P. Recht. Von dem Arzt wollte die junge<br />
Frau nun wissen, von welchem Mann sie abstammt. Der Arzt lehnte<br />
dies ab. Er habe <strong>den</strong> Samenspendern Anonymität zugesichert und dies<br />
auch mit der Mutter vereinbart. Dieses Geheimhaltungsinteresse sei<br />
höher zu bewerten als das Auskunftsinteresse des Kindes. Das OLG<br />
Hamm gewichtete die Interessen nun aber anders herum.<br />
DATEN 30 JAHRE ABRUFBAR<br />
Zur Begründung verwies das Gericht auf die allgemeine Menschenwürde<br />
und das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. Die Abstammung<br />
spiele eine große Rolle, um die „Persönlichkeit verstehen<br />
und entfalten zu können“. Hinter diese fundamentale Rechtsposition<br />
müssten die Berufsfreiheit des Arztes und auch das Persönlichkeitsrecht<br />
des auf seine Anonymität vertrauen<strong>den</strong> Spenders zurücktreten,<br />
urteilte das OLG. Beide seien „nicht in ihren zentralen Bereichen betroffen“.<br />
Sie seien schon deswegen weniger schutzbedürftig, weil sie<br />
von vornherein mit der Möglichkeit hätten rechnen müssen, dass das<br />
gezeugte Kind seinen Vater kennen will.<br />
Seit 2007 schreibt deutsches und EU-Recht vor, dass die Daten von<br />
Samenspendern 30 Jahre lang aufgehoben und rückverfolgbar sein<br />
müssen. Betroffen von dem Urteil sind vor allem Kinder, die gegebenenfalls<br />
lange vorher gezeugt wur<strong>den</strong>, sowie deren biologische<br />
Väter. Nach Auskunft des Bundesverbandes Reproduktionsmedizinischer<br />
Zentren Deutschland (BRZ) war auch vor 2007 die Aufbewahrungspflicht<br />
der Daten in <strong>den</strong> Berufsordnungen der meisten<br />
Landesärztekammern festgeschrieben. Schon 1989 hatte das Bundesverfassungsgericht<br />
das Recht auf Kenntnis der eignen genetischen<br />
Herkunft hervorgehoben. Fragen wie Erbschaft und Unterhalt sind<br />
nach BRZ-Angaben bislang nicht gesetzlich geregelt.<br />
Das OLG Hamm hat nun klar dem Kind <strong>den</strong> Vorrang gegeben.<br />
Die Revision ließ das OLG nicht zu, dagegen kann der Arzt aber<br />
Beschwerde beim Bundesgerichtshof einlegen.<br />
JUR •<br />
Foto: © Fotolia.com: solovyova<br />
60<br />
causa 1.2013
JEDER ACHTE MENSCH AUF<br />
DER WELT HAT KEINEN ZUGANG<br />
ZU AUSREICHENDER NAHRUNG.<br />
Jetzt informieren und spen<strong>den</strong><br />
auf www.welthungerhilfe.de<br />
Woche der Welthungerhilfe vom 13. bis 20. Oktober 2013
KOMPAKT<br />
APP & WEB<br />
FINGERABDRUCK<br />
VERSUS PASSWORT<br />
Nur ein paar Tage hat es gedauert, dann hatte der<br />
Chaos Computer Club <strong>den</strong> Fingerabdruck-Sensor<br />
des neuen iPhones geknackt. Und das mit offenbar<br />
einfachsten Mitteln. Man braucht lediglich einen<br />
angefeuchteten Abguss des Fingerabdrucks des Besitzers<br />
des iPhones. Auch wenn der Aufschrei groß<br />
war: Dass Fingerabdrucksensoren nicht sicher sind,<br />
sollte keine Überraschung sein. Der CCC warnt seit Jahren<br />
immer wieder beispielsweise im Zusammenhang mit<br />
Laptops oder dem neuen Personalausweis. Gibt es überhaupt<br />
sichere Alternativen zum Passwort?<br />
Neben Apple setzt auch Microsoft mit seinem Betriebssystem<br />
Windows 8.1 auf biometrische Authentifizierung. Lenovo und Paypal<br />
entwickeln gemeinsam mit weiteren Firmen in der FIDO (Fast I<strong>den</strong>tity Online) Alliance Industriestandards<br />
<strong>für</strong> Biometrie und andere Arten der „starken Authentifizierung“. Google<br />
experimentiert mit einem neuen Token. Ganz traditionell erzeugt das Gerät vorübergehende<br />
Passwörter. Doch statt das in einen Computer zu tippen, steckt man <strong>den</strong> Token in <strong>den</strong> USB-<br />
Port eines Rechners oder hält ihn in die Nähe eines Geräts, das mit Nahfeldkommunikation<br />
Daten übertragen kann. Google will die neue Technik 2014 Verbrauchern anbieten, um sich<br />
sicher in GMail-Konten einzuloggen.<br />
Deutlich weiter enfernt von der Marktreife sind die „Passgedanken“, an <strong>den</strong>en Forscher der<br />
University of California arbeiten. Sie untersuchen <strong>den</strong> Einsatz von Hirnwellen als Form der<br />
Authentifizierung. Versuchspersonen trugen bei Tests ein Headset, das ihre Gehirnströme<br />
maß, während sie über bestimmte Tätigkeiten nachdachten. Die Forscher konnten daran mit<br />
einer Erfolgsquote von 99 Prozent zwischen <strong>den</strong> Personen unterschei<strong>den</strong>.<br />
DIE GEHEIMNISSE<br />
DES EIGENEN<br />
SMARTPHONES<br />
Wissen Sie, was Ihr Smartphone alles<br />
über Sie speichert? Nein? Dann sehen<br />
Sie doch mal bei Clueful nach. Mit wenigen<br />
Klicks zeigt die Anwendung der<br />
Firma Bitdefender, ob eine App geheime<br />
Einwahldaten speichert, App-Anbietern<br />
und deren Werbepartnern Aufenthaltsort<br />
und andere Daten übermittelt, Kontakte<br />
aus dem Adressbuch auf frem<strong>den</strong><br />
Servern speichert oder <strong>den</strong> Akku des<br />
Smartphones leer saugt. Ursprünglich<br />
<strong>für</strong> iPhone und iPad entwickelt gibt es<br />
mittlerweile auch eine App „Clueful“ <strong>für</strong><br />
Android-Smartphones.<br />
www.cluefulapp.com<br />
FILE-HOSTER MUSS DATEN PRÜFEN<br />
Der Online-Speicherdienst RapidShare muss konsequenter gegen Urheberrechtsverletzungen<br />
vorgehen. Wie der Bundesgerichtshof (BGH) in drei im September<br />
veröffentlichten Urteilen entschied, muss das Schweizer Unternehmen seine Server<br />
fortlaufend nach Urheberrechtsverletzungen durchforsten (Az.: I ZR 80/12, I ZR<br />
79/12 und I ZR 85/12). Dies sei dem File-Hosting-Dienst zumutbar, da der mit seinem<br />
Geschäftsmodell Urheberrechtsverletzungen Vorschub leiste, so die Richter.<br />
Viele RapidShare-Nutzer bieten urheberrechtsgeschützte Werke über <strong>den</strong> Speicherdienst<br />
der Öffentlichkeit an. Über Suchmaschinen wie Google können dritte<br />
Personen anonym ganze Linksammlungen durchforsten und erhalten so Zugang<br />
zu Dateien auf <strong>den</strong> RapidShare-Servern. Laut RapidShare wer<strong>den</strong> täglich 500.000<br />
Dateien auf ihre Server hochgela<strong>den</strong>. Fünf bis sechs Prozent davon gingen auf<br />
Urheberrechtsverletzungen zurück. In <strong>den</strong> drei verhandelten Fällen hatten die<br />
Kläger genau dies gerügt. Für Betreiber von Cloud-Diensten dürfte sich aufgrund<br />
des Urteils nichts ändern. Deren Geschäftsmodell unterscheidet sich von<br />
dem RapidShare-Modell grundsätzlich. (jur)<br />
Foto: © Depositphotos.com: digitalstorm, andreyuu<br />
62<br />
causa 1.2013
MUSIK/FILM<br />
MITREISSEND – INFORMATIV<br />
»DAS LEBEN DES KING OF BLUES«<br />
LABEL ARSENAL<br />
BB King – The Life of Riley<br />
Er ist der unangefochtene<br />
König des Blues,<br />
lebende Legende, Erneuerer<br />
des traditionellen<br />
Blues. Sein Einfluss<br />
auf die Rockmusik ist<br />
kaum zu überschätzen.<br />
BB King, 1925 in Mississippi<br />
als Riley B. King<br />
geboren, kämpfte gegen alle Widerstände und<br />
<strong>den</strong> unerbittlichen Rassismus, überzeugte die<br />
härtesten Kritiker im Musikgeschäft und wurde<br />
zum King of the Blues, der bis heute mehr<br />
als 15.000 Konzerte gab und 40 Millionen Platten<br />
weltweit verkaufte. Pünktlich zum 88. Geburtstag<br />
des Meisters liegt der Dokumentarfilm<br />
über sein Leben als DVD vor, garniert mit<br />
Statements der berühmtesten Rockmusiker zu<br />
Kings Einfluss auf ihre eigene Musik.<br />
BB King – The Life of Riley, Regie Jon Brewer<br />
Dokumentarfilm 123 Min. plus 35 Min.<br />
Bonusmaterial, Englisch mit Untertiteln<br />
Label Arsenal | ab 15,90 €<br />
LITERATUR<br />
EIN PRAXISNAHES MUTMACHBUCH<br />
LEBENSMODELLE FÜR SCHEIDUNGSKINDER<br />
INA KIESEWETTER & PETRA WAGNER<br />
»Eine Woche Mama, eine Woche Papa«<br />
Jede zweite Ehe wird geschie<strong>den</strong>. Die Leidtragen<strong>den</strong><br />
sind allzu oft die Kinder. Wenn die klassische Kleinfamilie<br />
zerbricht, wird Mama zur Alleinerziehen<strong>den</strong>,<br />
Papi mutiert zur Randfigur, die allenfalls Spaß und<br />
Action am Wochenende bietet. Kinder brauchen beide.<br />
Ina Kiesewetter und Petra Wagner zeigen in ihrem<br />
Buch „Eine Woche Mama, eine Woche Papa“, dass<br />
auch Kinder getrennter Eltern gut leben können. Anhand<br />
von lebensnahen Beispielen stellen sie Möglichkeiten<br />
und Grenzen des so genannten Wechselmodells<br />
vor. Die Autorinnen, die beide selbst Erfahrungen mit<br />
dem Doppelresi<strong>den</strong>zmodell haben, lassen Kinder und<br />
Eltern Alltagssituationen schildern. Ein Kinderpsychologe,<br />
ein Familientherapeut und ein Anwalt run<strong>den</strong><br />
das Bild aus ihrer Perspektive ab. Ein Mutmachbuch<br />
<strong>für</strong> Lebenssituationen, in <strong>den</strong>en <strong>für</strong> Zuversicht<br />
traditionell kaum Platz ist. Einzig rechtliche Fragen<br />
kommen etwas kurz, was wohl an der noch seltenen<br />
Umsetzung des Wechselmodells liegt.<br />
Ina Kiesewetter & Petra Wagner<br />
„Eine Woche Mama, eine Woche Papa.<br />
Kreuz Verlag, Freiburg i.Br. | 14,99 €<br />
ISBN: 978-3-451-61088-2<br />
LITERATUR<br />
ANALYTISCH, DIFFERENZIERT, LEHRREICH<br />
WIRTSCHAFT GUT ERKLÄRT<br />
ULRIKE HERRMANN<br />
»Der Sieg des Kapitals«<br />
Es mangelt nicht an Büchern, die die Wirtschaft<br />
erklären wollen. Viele verfehlen das Ziel, wirklich<br />
aufzuklären, <strong>den</strong>n die Ratlosigkeit wird ja nicht<br />
kleiner. Ulrike Herrmann liefert nicht nur eine<br />
ökonomische Analyse, sondern beschreibt, wie sich<br />
unser Wirtschaftssystem historisch entwickelt hat.<br />
Beispiele aus der Geschichte helfen nicht nur, aktuelle<br />
Probleme zu verstehen. Sie zeigen auch, dass<br />
viele Debatten, die heute als ganz neu gelten, uralt<br />
sind. Und Herrmann zeigt: Wir leben nicht in einer<br />
Marktwirtschaft, sondern im Kapitalismus – was<br />
nicht das Gleiche ist. Dieser Kapitalismus ist zwar<br />
sehr dynamisch, aber ohne <strong>den</strong> Staat nicht lebensfähig.<br />
Solche Zusammenhänge wer<strong>den</strong> jedoch von<br />
Wählern, Unternehmern und Politikern permanent<br />
missverstan<strong>den</strong>, was nach Ulrike Herrmanns<br />
Lesart zu dramatischen Fehlentscheidungen führt,<br />
die uns alle betreffen. Eine differenzierte Analyse,<br />
die aktuelle Krisen in neues Licht stellt und manche<br />
motivierte Interpretation durchschaubar macht.<br />
Ulrike Herrmann: „Der Sieg des Kapitals.<br />
Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von<br />
Wachstum, Geld und Krisen“<br />
Westend Verlag, Frankfurt/M. 2013 | 19,99 €<br />
ISBN: 978-3-86489-044-4<br />
causa 1.2013 63
DANKESFEIER IST<br />
PRIVATSACHE – HELFER<br />
NICHT VERSICHERT<br />
Stuttgart. (jur) Ehrenamtliche Helfer stehen nur bei einem Helfereinsatz<br />
unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Eine<br />
<strong>für</strong> die Ehrenamtlichen veranstaltete Dankesfeier ist dagegen Privatsache<br />
und daher nicht versichert, heißt es in einem am 10. September<br />
2013 veröffentlichten Urteil des Landessozialgerichts (LSG) Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg in Stuttgart (Az.: L 6 U 1199/11).<br />
BRUSTKREBS SPÄT ERKANNT:<br />
FRAUENARZT KANN HAFTEN<br />
Hamm. (jur) Ist eine Frau ersichtlich auf die frühe Erkennung<br />
eines auch nur geringen Brustkrebsrisikos aus,<br />
muss der behandelnde Arzt das Thema Mammografie<br />
ansprechen. Andernfalls ist der Arzt scha<strong>den</strong>ersatzpflichtig,<br />
wenn später ein Brusttumor entdeckt wird, wie das<br />
Oberlandesgericht (OLG) entschied (Az.: 3 U 57/13). Es sei<br />
durchaus wahrscheinlich, dass der Tumor zwei Jahre früher<br />
noch keine Metastasen gebildet hätte. Der Patientin<br />
wären dann die belastende Entfernung der Lymphknoten<br />
und auch die Chemotherapie erspart geblieben. Daher stehe<br />
ihr ein Schmerzensgeld zu.<br />
HUND IM BÜRO<br />
DARF ARBEITSABLÄUFE<br />
NICHT STÖREN<br />
Düsseldorf. (jur) Arbeitnehmer<br />
dürfen ihren Hund je<strong>den</strong>falls<br />
dann nicht mehr mit<br />
zur Arbeit nehmen, wenn Kollegen<br />
sich bedroht fühlen und<br />
das Tier die Arbeitsabläufe<br />
stört. Ob die Ängste<br />
der Kollegen durch<br />
Charakter und Verhalten<br />
des Hundes<br />
gerechtfertigt sind,<br />
spielt dabei keine<br />
Rolle, wie das Arbeitsgericht<br />
Düsseldorf<br />
entschied (Az.:<br />
8 Ca 7883/12).<br />
Es wies damit ein Mitglied des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ab. Während<br />
der Fußballweltmeisterschaft 2006 war der damals 47-Jährige als ehrenamtlicher<br />
Helfer bei einer Public-Viewing-Veranstaltung in Stuttgart<br />
eingesetzt. Als Dankeschön <strong>für</strong> über 5.000 Ehrenamtliche lu<strong>den</strong> das Landesinnenministerium<br />
und der Stuttgarter Oberbürgermeister im September<br />
2006 auf <strong>den</strong> "Cannstatter Wasen" zu einem Helferfest ein.<br />
Auf der Heimfahrt wurde der DRK-Helfer bei einem Autounfall<br />
als Beifahrer verletzt und brach sich einen Len<strong>den</strong>wirbel. Für diesen<br />
Unfall forderte der Mann nun eine Entschädigung aus der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung.<br />
Das LSG wies die Klage jedoch ab. Zwar seien ehrenamtliche Zivilschutz-Helfer<br />
automatisch unfallversichert. Bei seinem Unfall<br />
sei der Kläger aber nicht auf dem Nachhauseweg von einem DRK-<br />
Einsatz gewesen. Das DRK sei auch nicht Veranstalter des Helferfests<br />
gewesen und die Feier habe auch nicht <strong>den</strong> „betrieblichen“<br />
Zwecken der Hilfsorganisation gedient.<br />
Insgesamt sei das Helferfest der Privatsphäre der Ehrenamtlichen zuzurechnen,<br />
entschied das LSG in seinem jetzt schriftlich veröffentlichten<br />
Urteil vom 18. Juli 2013. Gesetzlicher Unfallschutz bestand daher nicht.<br />
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64<br />
causa 1.2013
GEFÄLLIGKEIT:<br />
STURZ VOM<br />
PONY NICHT<br />
UNFALLVERSICHERT<br />
Stuttgart. (jur) Wer aus reiner Gefälligkeit<br />
das Pferd von Freun<strong>den</strong> oder Bekannten<br />
ausreitet, steht dabei nicht unter dem<br />
Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung.<br />
Das hat das Landessozialgericht (LSG) Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
in Stuttgart entschie<strong>den</strong><br />
(Az.: L 6 U 2895/11).<br />
Die gesetzliche Unfallversicherung sichert<br />
vorrangig Arbeitnehmer bei ihrer Arbeit<br />
und auf <strong>den</strong> Wegen dorthin und zurück ab.<br />
Versichert sind aber auch Personen, die „wie<br />
Beschäftigte tätig wer<strong>den</strong>“. Das sind beispiels-<br />
weise Eltern, die als zusätzliche Aufsicht einen<br />
Schul- oder Kita-Ausflug begleiten oder<br />
Autofahrer, die einem frem<strong>den</strong> Pannenfahrzeug<br />
beistehen. Unter bestimmten Voraussetzungen<br />
kann auch eine kurzzeitige Hilfe auf<br />
der Baustelle beispielsweise eines Nachbarn<br />
als „Wie-Beschäftigung“ gelten.<br />
Im Streitfall musste ein zwölfjähriges Mädchen<br />
<strong>für</strong> mehrere Wochen ins Krankenhaus<br />
und konnte daher ihr Haflinger Pony nicht<br />
reiten. Eine Dressurreiterin desselben Vereins<br />
erklärte sich bereit, das Tier regelmäßig<br />
zu bewegen. Im Gegenzug wollte das Mädchen<br />
später die Stallbox der Dressurreiterin<br />
ausmisten und deren Pferd putzen.<br />
Ein Arbeitsunfall liege unter diesen Umstän<strong>den</strong><br />
nicht vor, so das LSG. Als Konsequenz kann die<br />
Dressurreiterin auch keine Rentenzahlungen<br />
der Unfallversicherung beanspruchen, sollten<br />
dauerhafte Folgen des Unfalls verbleiben.<br />
BEI VORZEITIGER<br />
GENESUNG MUSS MAN<br />
WIEDER ZUR ARBEIT<br />
Mainz. (jur) Bessert sich während einer Krankschreibung<br />
der Gesundheitszustand eines Arbeitnehmers<br />
deutlich, muss der Beschäftigte<br />
dem Arbeitgeber unter Umstän<strong>den</strong> wieder<br />
seine Arbeit anbieten. Das einfache Abwarten,<br />
bis der Zeitraum der Krankschreibung abgelaufen<br />
ist, ist nicht zulässig, entschied das Landesarbeitsgericht<br />
(LAG) Rheinland-Pfalz (Az.: 10 Sa<br />
100/13). Andernfalls bestehe der Verdacht, dass sich<br />
der genesene Arbeitnehmer die Entgeltfortzahlung im<br />
Krankheitsfall vom Arbeitgeber erschleicht, so die Mainzer Richter.<br />
RUND 400 EURO FÜR MÜNCHENER<br />
HARTZ-IV-BEZIEHER AUSREICHEND<br />
Kassel. (jur) Alleinstehende Hartz-<br />
IV-Bezieher in München müssen mit<br />
einer knapp 400 Euro hohen Bruttokaltmiete<br />
im Monat auskommen. Das<br />
Jobcenter hat anhand des Münchener<br />
Mietspiegels zumindest <strong>für</strong> 2007 die<br />
angemessene Mietobergrenze richtig<br />
berechnet, urteilte am 10. September<br />
2013 das Bundessozialgericht (BSG)<br />
in Kassel (Az.: B 4 AS 77/12 R). Seitdem<br />
wurde die Mietobergrenze nicht<br />
angepasst, da sich die Mietpreise im<br />
Mietspiegel nicht wesentlich geändert<br />
haben.<br />
E-ZIGARETTEN<br />
SIND KEINE MEDIZIN<br />
Münster. (jur) E-Zigaretten sind kein zulassungspflichtiges<br />
Arzneimittel. Sie weisen keine<br />
therapeutische Eignung oder therapeutische<br />
Zwecke auf, urteilte am 17. September 2013 das<br />
Oberverwaltungsgericht (OVG) Nordrhein-<br />
Westfalen in drei Verfahren (Az.: 13 A 2448/12,<br />
13 A 2541/12 und 13 A 1100/12). Insbesondere<br />
seien die mit nikotinhaltigen Flüssigkeiten gefüllten<br />
E-Zigaretten nicht geeignet, einen dauerhaften<br />
Rauchstopp zu erzielen. Damit dürfen<br />
die Produkte frei verkauft wer<strong>den</strong>, so die<br />
Münsteraner Richter. Nikotinhaltige Liquids<br />
seien keine Arzneimittel, da sie „nicht als Mittel<br />
zur Heilung, Linderung oder Verhütung<br />
von Krankheiten bezeichnet oder empfohlen“<br />
wer<strong>den</strong>. Es fehle an einer „therapeutischen<br />
Eignung“ und einer „therapeutischen Zweckbestimmung“.<br />
Sowohl die Bundeszentrale<br />
<strong>für</strong> gesundheitliche Aufklärung als auch das<br />
Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg<br />
gingen davon aus, dass mit <strong>den</strong> nikotinhaltigen<br />
Liquids in <strong>den</strong> E-Zigaretten<br />
kein dauerhafter<br />
Rauchstopp<br />
zu erzielen<br />
sei.<br />
causa 1.2013<br />
65
STATISTIKEN<br />
Hier<strong>für</strong> gibt es<br />
künftig Punkte<br />
› Winterreifenpflicht (40 € » 60 €)<br />
› Geschwindigkeitsüberschreit-ungen mit<br />
Gefahrgutfahrzeugen oder Kraftomnibussen<br />
mit Fahrgästen (40 € » 60 €)<br />
› Parken an unübersichtlichen Stellen und<br />
Rettungsfahrzeug behindert (40 € » 60 €)<br />
› Behinderung von Rettungsfahrzeugen<br />
durch verbotswidriges Parken an Feuerwehrzufahrt<br />
(50 € » 65 €)<br />
› Liegen gebliebenes Fahrzeug nicht<br />
richtig kenntlich gemacht (40 € » 60 €)<br />
› falsche Beleuchtung bei Regen, Nebel<br />
oder Schneefall (40 € » 60 €)<br />
› rechtswidriges Verhalten an Schulbussen<br />
(40 € » 60 €, bei Gefährdung 50 € » 70 €)<br />
› Missachtung der Kindersicherungspflicht<br />
(40 € » 60 € bzw. 50 € » 70 €)<br />
› Verstoß gegen Ladungssicherungspflichten<br />
und Personenbeförderungspflichten<br />
(50 € » 60 €)<br />
› Unzulässige Fahrzeughöhe (40 € » 60 €)<br />
› Übermäßige Straßenbenutzung<br />
(40 € » 60 €)<br />
› Schaffung von Verkehrshindernissen<br />
(40 € » 60 €)<br />
› Zeichen oder Haltgebot eines Polizeibeamten<br />
nicht befolgt (50 € » 70 €)<br />
› Vorfahrt- oder Rotlichtverstoß (50 € » 70 €)<br />
› Fußgängergefährdung im Fußgängerbereich<br />
(40 € » 60 € bzw. 50 € » 70 €)<br />
› verbotswidrig im Tunnel<br />
gewendet (40 € » 60 €)<br />
› Zuwiderhandlungen gegen öffentlich<br />
angeordnete Verkehrsverbote (40 € » 60 €)<br />
› Vollziehbaren Auflagen nicht nachgekommen<br />
(40 € » 60 € bzw. von 50 € » 70 €)<br />
› Fahren ohne Zulassung (50 € » 70 €)<br />
› Versäumnis der Frist <strong>für</strong> die<br />
Hauptuntersuchungspflicht um<br />
mehr als 4 Monate (40 € » 60 €)<br />
› Missachtung Betriebsverbot<br />
bei Kfz (40 € » 60 € bzw. 50 € » 70 €)<br />
› Verstoß gegen Abmessung von Kfz<br />
und Kfz-Kombinationen (50 € » 60 €)<br />
› gegen Kurvenlaufeigenschaften<br />
verstoßen (50 € » 60 €)<br />
› Verstoß gegen Vorschriften<br />
über die Stützlast (40 € » 60 €)<br />
› Verstoß gegen die erforderliche<br />
Bereifung (50 € » 60 €)<br />
› Handyverbot (40 € » 60 €)<br />
› Fahren ohne Begleitung<br />
als 17-Jährige(r) (50 € » 70 €)<br />
i<br />
IN FLENSBURG<br />
BALD ALLES NEU<br />
Alles neu macht der Mai: Ab dem 1. 5. 2014 gilt bundesweit das<br />
neue Fahreignungsregister Was sich ändert? Zum einen die Punkteregeln<br />
(rechts) aber auch die Höhe vieler Bußgelder.<br />
Ob eine Ordnungswidrigkeit eingetragen wird<br />
oder nicht, entscheidet sich künftig an folgen<strong>den</strong><br />
Kriterien: Zum einen muss die Geldbuße<br />
die neue Eintragungsgrenze von 60 Euro erreichen,<br />
zum anderen muss es sich um eine Ordnungswidrigkeit<br />
handeln, die in der Anlage 13<br />
zur Fahrerlaubnis-Verordnung aufgelistet ist.<br />
Auch <strong>für</strong> Straftaten genügt es nicht mehr, dass<br />
sie im Zusammenhang mit dem Führen eines<br />
Kraftfahrzeugs stehen, sondern es kommt<br />
darauf an, dass die Straftat in der Anlage zur<br />
Fahrerlaubnis-Verordnung aufgelistet ist. Außerdem<br />
wird die Verwarnungsgeldobergrenze<br />
<strong>für</strong> Ordnungswidrigkeiten auf 55 Euro festgesetzt<br />
und die Eintragungsgrenze auf 60 Euro.<br />
Gleichzeitig wer<strong>den</strong> die Verwarngelder <strong>für</strong> einige<br />
Ordnungswidrigkeiten, die derzeit unterhalb<br />
von 60 Euro liegen, angehoben.<br />
TILGUNGSFRISTEN IM VERGLEICH<br />
Ordnungswidrigkeit (schwere Verstöße)<br />
Ordnungswidrigkeit (besonders schwere Verstöße)<br />
Straftaten (ohne Entziehug der Fahrererlaubnis)<br />
Straftaten (mit Entziehung der Fahrerlaubnis)<br />
Fristbeginn<br />
Tilgungshemmung<br />
Überliegefrist<br />
Punkteabbau<br />
PUNKTEWERTUNG IM VERGELICH<br />
PUNKTESTAND<br />
AM 30.04.13<br />
Vormerkung<br />
Ermahnung<br />
Verwarnung<br />
Entziehung<br />
Die maximale Punktzahl sinkt von 18 auf 8 Punkte, die<br />
Umrechnung bestehender Punkte erfolgt nach einem<br />
extra entwickelten Schlüssel.<br />
Neu geregelt wird ab 2014 auch, wie Autofahrer die leidigen Strafpunkte wieder los wer<strong>den</strong>. In der Regel wer<strong>den</strong> die<br />
Fristen zur Verjährung länger, der Abbau schwieriger.<br />
1-3<br />
4-5<br />
6-7<br />
8-10<br />
11-13<br />
14-15<br />
16-17<br />
≥18<br />
»<br />
»<br />
»<br />
»<br />
»<br />
»<br />
»<br />
»<br />
Aktuelles Punktesystem<br />
2 Jahre<br />
2 Jahre<br />
5/10 Jahre<br />
10 Jahre<br />
Unterschiedlich<br />
Verlängerung der<br />
Tilgungsfrist bei<br />
wiederholten Verstößen<br />
+ 1 Jahr<br />
bis zu 6 Punkte können<br />
abgebaut wer<strong>den</strong> innerhalb<br />
von 5 Jahren<br />
IM NEUEN FAHREIGNUNGS-<br />
BEWERTUNGSSYSTEM<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Neues Fahreignungs-<br />
Bewertungssystem<br />
2,5 Jahre<br />
5 Jahre<br />
5 Jahre<br />
10 Jahre<br />
Einheitlich/Rechtskraft<br />
Jeder verstoß<br />
verjährt einzeln<br />
+1 Jahr<br />
1 Punkt kann abgebaut<br />
wer<strong>den</strong> innerhalb<br />
von 5 Jahren<br />
Quelle: Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
66<br />
causa 1.2013
DÜSSELDORFER TABELLE 2013<br />
ZUR BERECHNUNG<br />
DES KINDESUNTERHALTS<br />
€<br />
€<br />
Die Düsseldorfer Tabelle ist eine Unterhaltsleitlinie des Oberlandesgerichtes<br />
Düsseldorf, die seit 1962 in Abstimmung mit <strong>den</strong> anderen<br />
Oberlandesgerichten und dem Deutschen Familiengerichtstag fortgeschrieben<br />
wird. Ziel ist es, die Unterhaltsrechtsprechung der Familiengerichte<br />
in Bezug auf <strong>den</strong> Kindesunterhalt zu standardisieren und<br />
damit gerechter zu gestalten. Die in der Tabelle gemachten Angaben<br />
stellen lediglich eine Richtlinie dar und sind nicht bin<strong>den</strong>d, so dass<br />
es in der Praxis durchaus zu Abweichungen kommen kann. Sie wird<br />
durch ergänzende Unterhaltsleitlinien der einzelnen Oberlandesgerichte,<br />
die zusätzliche Erläuterungen enthalten, ergänzt.<br />
In der aktuell gültigen Version hat sich im Vergleich zum Vorjahr der<br />
notwendige Selbstbehalt <strong>für</strong> Erwerbstätige, die <strong>für</strong> Kinder bis zum 21.<br />
Jahr unterhaltspflichtig sind, verändert: von 950 Euro auf 1.000 Euro.<br />
Für nicht Erwerbstätige stieg der Selbstbehalt auf 800. Gegenüber volljährigen<br />
Kindern ist der notwendige<br />
Selbstbehalt<br />
auf 1.200 Euro angestiegen.<br />
Das Kindergeld ist hälftig<br />
auf <strong>den</strong> Tabellenunterhalt<br />
anzurechnen. Bekommt die<br />
Mutter das Kindergeld – zahlt<br />
der Vater <strong>den</strong> Tabellenbetrag abzüglich<br />
des hälftigen Kindergeldes.<br />
Das Kindergeld beträgt derzeit: 184<br />
Euro <strong>für</strong> ein erstes und zweites Kind,<br />
190 Euro <strong>für</strong> das dritte Kind und 215 Euro<br />
pro jedem weiteren Kind.<br />
NETTOEINKOMMEN<br />
DES BARUNTERHALTS-<br />
PFLICHTIGEN (IN EURO)<br />
ALTERSSTUFE IN JAHREN<br />
0 – 5 6 – 11 12 – 17 AB 18<br />
PROZENTSATZ<br />
bis 1.500 317 364 426 488 100<br />
1.501 – 1.900 333 383 448 513 105<br />
1.901 – 2.300 349 401 469 537 110<br />
2.301 – 2.700 365 419 490 562 115<br />
2.701 – 3.100 381 437 512 586 120<br />
3.101 – 3.500 406 466 546 625 128<br />
3.501 – 3.900 432 496 580 664 136<br />
Foto: © Istockphoto.com: KrivoTIFF<br />
3.901 – 4.300 457 525 614 703 144<br />
4.301 – 4.700 482 554 648 742 152<br />
4.701 – 5.100 508 583 682 781 160<br />
Die Düsseldorfer Tabelle 2013 weist eine bestehende Unterhaltsverpflichtung gegenüber zwei Unterhaltsberechtigten<br />
aus (bis 2009 bezog sich die Düsseldorfer Tabelle auf drei Unterhaltsberechtigte).<br />
Liegt das Nettoeinkommen der zur Leistung von Barunterhalt verpflichteten Person über 5.100 Euro im Monat, berechnet sich<br />
der zu zahlende Unterhalt nicht nach der Düsseldorfer Tabelle, sondern wird nach <strong>den</strong> Umstän<strong>den</strong> des Einzelfalls bestimmt.<br />
Quelle: OLG Düsseldorf<br />
causa 1.2013 67
UNTERHALTUNG<br />
DENKSPORT AUFGABE<br />
Füllen Sie die Zahlen 1 bis 6 so in<br />
das Rätsel ein, dass eine sinnvolle<br />
Aufgabe entsteht. Tipp: Es können eventuell<br />
mehrere Lösungen möglich sein.<br />
DENKSPORT AUFGABE<br />
Setzen Sie die Zahlen 2 bis 9 so in<br />
das Rätsel ein, dass eine sinnvolle<br />
Rechenaufgabe entsteht. Keine Zahl<br />
darf doppelt verwendet wer<strong>den</strong>.<br />
25<br />
-<br />
-<br />
13<br />
?<br />
? ? ? ?<br />
-<br />
x<br />
-<br />
Setzen Sie die Zahlen 2 bis 9 so<br />
indas Rätsel ein, dass eine sinnvolle<br />
Rechenaufgabe entsteht. Keine Zahl<br />
darf doppelt verwendet wer<strong>den</strong>.<br />
25<br />
-<br />
4<br />
-<br />
8<br />
13<br />
+<br />
x<br />
63<br />
-<br />
x<br />
-<br />
6<br />
+<br />
3<br />
x<br />
7<br />
63<br />
x<br />
+<br />
+<br />
x<br />
+<br />
+<br />
5<br />
+<br />
9<br />
+<br />
2<br />
16<br />
DENKSPORTAUFGABEN<br />
95<br />
21<br />
3<br />
+<br />
+<br />
16<br />
RÄTSEL<br />
95<br />
21<br />
3<br />
STADT – LAND – FLUSS<br />
www.raetselschmiede.de<br />
DENKSPORT AUFGABE<br />
Fin<strong>den</strong> Sie <strong>den</strong> 3-buchstabigen<br />
Wortabschnitt,<br />
Fin<strong>den</strong> der Sie aus <strong>den</strong> jeder 3-buchstabigen<br />
Zeile<br />
Wortabschnitt,<br />
einen sinnvollen<br />
der aus jeder<br />
Zeile einen sinnvollen Begriff macht?<br />
Begriff macht?<br />
K<br />
K<br />
K<br />
K<br />
K<br />
K<br />
O<br />
O<br />
O<br />
O<br />
O<br />
O<br />
R<br />
R<br />
R<br />
R<br />
R<br />
R<br />
& CO<br />
B<br />
D<br />
A<br />
E<br />
D<br />
K<br />
B<br />
D<br />
A<br />
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D<br />
K<br />
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A<br />
E<br />
E<br />
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A<br />
E<br />
E<br />
L<br />
N<br />
www.raetselschmiede.de<br />
3<br />
2<br />
5<br />
Füllen Sie die Zahlen 1 bis 6 so in<br />
das Rätsel ein, dass eine sinnvolle<br />
Aufgabe entsteht. Tipp: Es können<br />
eventuell mehrere Lösungen<br />
möglich Setzen Sie sein. 4 die 5 Buchstabenpaare 6 4 in die<br />
Kreise ein. Über <strong>den</strong> Mittelkreis gelesen<br />
müssen sie 3 ein 4Wort 5 ergeben, 4 wobei das<br />
Buchstabenpaar auf dem Mittelkreis stets<br />
<strong>für</strong> 2alle 3Begriffe 4 4gleich ist.<br />
1 2 3 6<br />
AR<br />
DE<br />
ZI<br />
DE<br />
DE<br />
DE<br />
DO<br />
DU<br />
KA<br />
KA<br />
MI<br />
NT<br />
PI<br />
ZI<br />
DENKSPORT AUFGABE<br />
ZIKADE, KAKADU, PIKANT, MIKADO, DEKADE, ARKAD<br />
L<br />
Wenn es bei uns Winter wird, dann geht in dieser Stadt erst richtig die Hitze Nlos. Die Stadt liegt am Atlantischen Ozean, obwohl Touristenwerbung<br />
und Stadtväter immer wieder fälschlich behaupten, sie liege auch am Indischen Ozean. Aber der liegt eine ganze Ecke weiter östlich<br />
und beginnt eigentlich erst bei der Hafenstadt Port Elizabeth. Immerhin, sie liegt von uns aus gesehen sehr, sehr weit im Sü<strong>den</strong> und ist nach<br />
Johannisburg und Durban die drittgrößte Stadt des Landes. Die nicht nur farbigen – etwa drei Millionen - Bewohner sprechen außer Afrikaans<br />
auch Englisch, Xhosa, Zulu und Bantusprachen. Bis vor einigen Jahren gab es auch in dieser Stadt noch Rassentrennung; Nelson Mandela ist<br />
bei deren Überwindung an erster Stelle zu nennen. Ein anderer Politiker, Abba Eban, der allerdings nach Israel auswanderte und dort Minister<br />
wurde, kam am 2. Februar 1915 in dieser Stadt zur Welt. Die seit 2002 <strong>für</strong> Deutschland startende Schwimmerin Sarah Poewe wurde in der<br />
Stadt am 3. März 1983 geboren. Zu <strong>den</strong> Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört der Tafelberg als Teil einer 52 Km langen und 16 Km breiten<br />
Bergkette, bestehend aus meist weißem Sandstein mit Granit-Unterbau. Wirtschaftlich lebt die Stadt vom Tourismus, der Textilherstellung, von<br />
Obst-, Wein- und Blumenexport, sowie vom Eisenerz. Die Stadt verfügt über einen internationalen Flughafen und Seehafen und ist mit einem<br />
verzweigten Eisenbahnnetz mit dem – teilweise gebirgigen - Landesinneren verbun<strong>den</strong>. Um das Lesen und die Schulbücher zu fördern, wurde<br />
im Juni 2006 zusammen mit der Frankfurter Buchmesse eine Cape Town Book Fair in der Stadt veranstaltet.<br />
3<br />
4<br />
www.raetselschmiede.de<br />
www.raetselschmiede.de<br />
Setzen Sie die Buchstabenpaare in<br />
dieKreise ein. Über <strong>den</strong> Mittelkreis gelesenmüssen<br />
sie ein Wort ergeben, wobei<br />
dasBuchstabenpaar auf dem Mittelkreis<br />
stets<strong>für</strong> alle Begriffe gleich ist.<br />
Welche Stadt und welches Land suchen wir?<br />
68<br />
causa 1.2013
Foto: © depositphotos.com: amorphis<br />
WORTSUCHE<br />
Fin<strong>den</strong> Sie in diesem Buchstabensalat<br />
alle Wörter rund um Ihr Recht?<br />
Anwalt, Notar, Scha<strong>den</strong>sfall, Notiz, Beschwerde, Mediator, Anwaltskammer,<br />
Richter, Versicherung, Anwalt, Notar, Scha<strong>den</strong>sfall, Notiz,<br />
Beschwerde, Mediator, Anwaltskammer, Richter, Versicherung,<br />
© www.raetselschmiede.de<br />
L<br />
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L<br />
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T<br />
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S<br />
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Q<br />
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G<br />
U<br />
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C<br />
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T<br />
E<br />
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L<br />
E<br />
J<br />
K<br />
D<br />
B<br />
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5 3 1 2 8 7 6 9 4<br />
6 4 7 9 5 3 8 2 1<br />
8 2 9 1 4 6 5 7 3<br />
9 8 5 3 2 1 4 6 7<br />
7 6 4 5 9 8 3 1 2<br />
2 1 3 7 6 4 9 5 8<br />
4 7 2 6 3 9 1 8 5<br />
1 9 8 4 7 5 2 3 6<br />
3 5 6 8 1 2 7 4 9<br />
Auflösung:<br />
5) Lösung: c Kupferstich<br />
01 / Kategorie: mittel<br />
1) Lösung: 6 b Anna 9 Leonowens 1<br />
2) Lösung: a 7Lippenblütler<br />
4 9<br />
3) Lösung: 7 2 c Eidam 5<br />
9 7 5 6<br />
4) Lösung: d Lynn und<br />
1 2 4<br />
Brian Tanner<br />
3 2 8<br />
6 9 5 2<br />
8 5 7<br />
5 3 1<br />
Das Raster ist mit <strong>den</strong> Zahlen 1 bis 9<br />
aufzufüllen. In jeder Zeile, jeder Spalte und<br />
in jedem 3x3 Quadrat dürfen die Zahlen 1<br />
bis 9 nur einmal vorkommen. Viel Spaß!<br />
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<strong>für</strong> alle Begriffe gleich ist.<br />
13 63 D 16<br />
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R ZIKADE, KAKADU, K K ZIKADE, PK<br />
R D<br />
ZIKADE, KAKADU, PIKANT, E L L MIKADO, A F N UDEKADE, N Q S CARKADE<br />
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Z C E T P A R<br />
KAKADU, PIKANT, MIKADO, DEKADE, ARKADE<br />
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PIKANT, K K R R MIKADO, D K L<br />
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Lösung: Kapstadt in Südafrika<br />
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Testen Sie Ihr Wissen<br />
1 Wer war im 19. Jh Lehrerin am Hof<br />
des Königs von Siam (Thailand)?<br />
a<br />
b<br />
Anna Karenina<br />
Anna Leonowens<br />
1Sudoku<br />
SUDOKU 2 3<br />
c Anna Freud<br />
d Anna Kournikowa<br />
2 Basilikum gehört zur Pflanzenfamilie der<br />
a<br />
b<br />
Lippenblütler<br />
Nasenblütler<br />
c Rachenblütler<br />
d Kinnblütler<br />
3 Eine alte Bezeichnung <strong>für</strong> einen<br />
nahen Verwandten lautete<br />
a<br />
b<br />
Edam<br />
Adam<br />
c Eidam<br />
d Kudam<br />
4 Wie heißen die Kinder von<br />
ALFs Gastfamilie Tanner?<br />
a<br />
b<br />
Monica und Ross<br />
Will und Grace<br />
5 Wie nennt man eine spezielle<br />
künstlerische Technik?<br />
a<br />
b<br />
M<br />
B<br />
T<br />
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Eisenhieb<br />
Zinnschlag<br />
P<br />
N<br />
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c Carrie und Doug<br />
d Lynn und Brian<br />
causa 1.2013 69<br />
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A<br />
c<br />
d<br />
Kupferstich<br />
Messingtreffer<br />
Das Raster ist mit <strong>den</strong> Zahlen 1 bis 9<br />
Ziel beim Sudoku ist es, die leeren Zellen des Spielfeldes<br />
aufzufüllen. In jeder Zeile, jeder Spalte und<br />
mit <strong>den</strong> Ziffern 1 bis 9 so auszufüllen, daß in jeder Zeile<br />
und<br />
in jedem<br />
in jeder Spalte<br />
3x3<br />
und<br />
Quadrat<br />
in jedem<br />
dürfen<br />
3x3-Teilquadranten<br />
die Zahlen<br />
jede<br />
1<br />
bis 9 nur einmal vorkommen. Viel Spaß!<br />
L<br />
Z<br />
F<br />
C<br />
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J<br />
A<br />
H<br />
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R<br />
N<br />
T<br />
dieser Ziffern genau einmal steht.<br />
I<br />
I<br />
E<br />
S<br />
B<br />
E<br />
3 2 8<br />
6 9 5 2<br />
8 5 7<br />
5 3 1<br />
6 9 1<br />
7 4 9<br />
7 2 5<br />
9 7 5 6<br />
1 2 4<br />
E<br />
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01 / Kategorie: mittel<br />
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L<br />
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UNTERHALTUNG<br />
VORSCHAU<br />
› Was der Chef (nicht) darf...<br />
Videoüberwachung, Taschenkontrolle, Spurensicherung<br />
im Internet – immer wieder kommt es<br />
zum Streit darüber, was im Interesse von Unternehmen<br />
erlaubt ist und wo Chefs ohne Recht<br />
die Privatsphäre ihrer Angestellten verletzen.<br />
Wir zeigen auf, was geht und was nicht.<br />
› Wie funktioniert<br />
eigentlich Strafrecht?<br />
Gleicher Tatbestand, unterschiedliches<br />
Strafmaß – wie kommt das eigentlich? Gibt<br />
es tatsächlich regionale Unterschiede in der<br />
Beurteilung von Vergehen? Woran orientieren<br />
sich Richter bei ihrer Entscheidung <strong>für</strong><br />
Geld- oder Haftstrafen?<br />
›› Alternative Heilmetho<strong>den</strong><br />
– wer was zahlen muss<br />
Wenn die Schulmedizin versagt, greifen viele<br />
zu alternativen Heilmetho<strong>den</strong>. Und bleiben<br />
oft auf <strong>den</strong> Kosten hängen. Warum zahlt Versicherung<br />
A, was bei Versicherung B nicht<br />
übernommen wird? Wie Patienten an ihr Recht<br />
kommen, ist Thema bei causa.<br />
›› Verspätungen – wenn die<br />
weiße Pracht zur Plage wird<br />
Während Tante Hilde <strong>den</strong> Anschlusszug<br />
verpasst, wartet der kleine Paul vergeblich an<br />
der Bushaltestelle... Gerade im Winter macht<br />
das Wetter Bus und Bahn immer wieder einen<br />
Strich durch <strong>den</strong> Fahrplan. Wer haftet <strong>für</strong><br />
Schä<strong>den</strong> und zu welchen Ersatzleistungen<br />
sind ÖPNV-Unternehmen wann verpflichtet?<br />
›› Bezahlen per Klick<br />
Das Fahrad bei ebay, <strong>den</strong> Rechner bei<br />
amazon – wer im Internet einkauft, muss dort<br />
auch bezahlen. Wie sicher sind die gängigen<br />
Bezahlsysteme, wer schützt welches Recht bei<br />
Käufern und Verkäufern?<br />
Impressum<br />
Verlag und Redaktion<br />
KMK Verlagsgesellschaft mbH<br />
Haus Busch 1–3<br />
58099 Hagen<br />
verlag@causa-magazin.de<br />
www.causa-magazin.de<br />
Geschäftsführer: Jürgen Klenk,<br />
Ralf Münstermann, Volkmar Kah<br />
Chefredaktion<br />
Ralf Münstermann (ramue),<br />
Volkmar Kah (vok)<br />
Redaktion<br />
Matthias Alfringhaus (alf)<br />
Jörg Jung (jj)<br />
Volker Lübke (hey)<br />
Kontakt:<br />
Tel: 02331/365-667<br />
redaktion@causa-magazin.de<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Mitarbeit<br />
Arne Machel (mel), Verena Bilz, Paula Klenk,<br />
Christine Reguigne ("Die Rätselschmiede")<br />
Design & Layout<br />
KLINKEBIEL GmbH<br />
Kommunikationsdesign, Köln<br />
Melanie Grob, Markus Fockenberg<br />
Art Direktion<br />
Enrico Klinkebiel<br />
Juristischer Beirat<br />
Rechtsanwalt Frank Becker<br />
Rechtsanwalt Ralf Giebeler<br />
Rechtsanwalt Jürgen Klenk<br />
Anzeigen<br />
Medienberatung causa<br />
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58099 Hagen<br />
Tel: 02331/365-667<br />
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Aboservice<br />
Leserservice causa<br />
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98693 Ilmenau<br />
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38,40 €. Die Abonnementdauer beträgt<br />
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automatisch um ein weiteres Jahr, wenn es<br />
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des Bezugsjahres schriftlich gekündigt<br />
wird. Mengenabonnements wer<strong>den</strong> gemäß<br />
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Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Mit Annahme des<br />
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sowie die Rechte zur Übersetzung,<br />
zur Vergabe von Nachdruckrechten, zur<br />
elektronischen Speicherung in Datenbanken,<br />
zur Herstellung von Sonderdrucken,<br />
Fotokopien und Mikrokopien an <strong>den</strong> Verlag<br />
über. Jede Verwertung außerhalb der durch<br />
das Urheberrechtsgesetz festgelegten<br />
Grenzen ist ohne Zustimmung des Verlags<br />
unzulässig. In der unaufgeforderten Zusendung<br />
von Beiträgen und Informationen an<br />
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kooperieren<strong>den</strong> Dritten geführt wer<strong>den</strong>. Die<br />
Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen,<br />
Warenbezeichnungen und dgl.<br />
in dieser Zeitschrift berechtigt nicht zu der<br />
Annahme, dass solche Namen ohne weiteres<br />
von jedermann benutzt wer<strong>den</strong> dürfen.<br />
70<br />
causa 1.2013
PRINT<br />
DARF<br />
DAS.<br />
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SIE SYMPATHISCH UND GLAUBWÜRDIG SIND UND DESHALB VON<br />
94% DER LESER NICHT ALS STÖREND EMPFUNDEN WERDEN.<br />
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