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NERVENKITZEL: HINTER DEN KARTEN<br />
Die Antwort vorweg<br />
Kein Bracelet für Österreich<br />
Im Event #53, dem $1.500 Limit Hold’em<br />
Shootout Turnier, sah es wirklich gut aus<br />
für Full Tilt Profi Stefan Rapp. Der Finaltisch<br />
war zum Greifen nah und als er mit Davood<br />
Mehrmand, Sebastian Bauer, Stefan Rapp,<br />
Markus Stranzinger und Claudio Rinaldi<br />
in die zweite Runde startete, hatte er einen<br />
komfortablen Stack von 250.000k. Die<br />
entscheidende Situation passierte, als nur<br />
noch drei Spieler an seinem Tisch saßen, und<br />
Stefan Rapp mit 265k (1) von 300k klarer<br />
Chipleader war. Die beiden anderen Spieler<br />
waren short (15k (2) – 20k(3)). Stefan Rapp<br />
gelang es mit A-2, seine Mitspieler<br />
All-in zu raisen. Die Karten wurden<br />
offen gelegt: Auf dem Tisch lagen<br />
Ad-2c (1), 8x-2x(2) und Jx-6x(3).<br />
Der Flop brachte drei kleine<br />
unbedeutende Karten. Rapp<br />
lag mit A hoch vorne und hatte<br />
außerdem die Chance auf den Nut-<br />
Flushdraw. Der Turn brachte die<br />
8, der River „anscheinend“ eine 6,<br />
die aber niemand sah.<br />
Jetzt passierte Folgendes: Der Spieler mit<br />
der 8 erhielt den Hauptpot, 45k. Stefan<br />
Rapp bekam den Side-Pot in Höhe von<br />
10k zugestellt. Die Karten wanderten in<br />
den Muck. Der „beinahe ausgeschiedene“<br />
war aufgestanden auf und hatte den Tisch<br />
verlassen. Plötzlich schaltete sich ein<br />
Reporter ein. Er behauptete, am<br />
River, wäre eine 6<br />
gekommen<br />
und<br />
der Side-Pot würde Rapp nicht zustehen.<br />
Fragende Blicke, der Floorman wurde<br />
gerufen. Er rekonstruierte die Situation,<br />
holte den Spieler zurück und entschied<br />
gegen Rapp. Mit 10K nahm Spieler Drei<br />
wieder Platz. Es heißt, es war Matt Graham,<br />
der am Ende das Event #53 siegreich<br />
beendete. Stefan Rapp dazu: „. Im Nachhinein<br />
betrachtet habe ich sicherlich zu wenig gegen<br />
diese, meiner Meinung nach, klare<br />
Fehlentscheidung protestiert.“<br />
„The Players Lounge“<br />
Pokerano.com<br />
Seit einem Monat ist die Poker Plattform<br />
www.pokerano.com online. Auf einen Blick<br />
gibt es alles, was das Pokerherz begehrt:<br />
zahlreiche Features wie News, Profi-<br />
Tipps, Turnierplaner oder Videos löschen<br />
den Wissensdurst der deutschen Poker<br />
Gemeinde.<br />
Der umfassende Community Bereich gibt<br />
jedem User die Möglichkeit, sich sein<br />
eigenes Profil zu erstellen, Pokerfreunde<br />
zu finden, einen Freundeskreis<br />
aufzubauen und im großen Poker Forum<br />
über aktuelle Themen zu diskutieren.<br />
Außerdem ist im umfangreichen<br />
Service-Angebot von pokerano.com eine<br />
Pokerschule mit Tipps und Tricks vom<br />
Weltmeister Dr. Michael „The Doc“ Keiner<br />
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Video der Community zur Verfügung<br />
stellen, seinen persönlichen Report<br />
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zeigen, oder auch einfach nur sich und<br />
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Die Mitgliedschaft ist kostenlos. Jeder<br />
kann sich als Mitglied registrieren und<br />
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Zu der Basis-Mitgliedschaft gibt es<br />
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Mitgliedschaft. Neben den Basis-Leistungen<br />
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Gewinnspielen und regelmäßige Pokerano<br />
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8 SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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Badener Hold’em<br />
Neue Pokervariante<br />
Das Grand Casino Baden bei Zürich<br />
ist um eine Pokervariante reicher. Die<br />
Eidgenössische Spielbankenkommission<br />
(ESBK) hat dem Antrag des Badener Casinos<br />
zugestimmt und das „Go“ für die neue<br />
Pokervariante „Badener Hold’em“ erteilt.<br />
Hierbei handelt es sich um eine Hold’em-<br />
Variante, die sich vom Texas Hold’em in<br />
folgenden Details unterscheidet: Beim<br />
Initialdeal erhält jeder Spieler anstelle<br />
von zwei drei Holecards. Eine dieser drei<br />
Karten muss der Spieler vor dem Flop<br />
mucken. Nach der Preflop- und Flop-<br />
Wettrunde, jedoch vor der Wettrunde auf<br />
dem Turn, erhält jeder Spieler eine dritte<br />
Holecard, die er bis zum Ende des Spiels<br />
behält. Für die beste Pokerkombination<br />
können alle drei Holecards und alle<br />
fünf Boardcards genutzt werden, eine<br />
eingeschränkte Nutzung der Holecards<br />
wie beim Omaha gibt es nicht.<br />
Die innovative Variante feiert im<br />
Rahmen der Sonntagsturniere am<br />
27. Juli <strong>2008</strong> Premiere. Ob sich das<br />
Turnier langfristig durchsetzen wird<br />
… Wir fassen nach!<br />
Mit 50 Euro<br />
zum Europameister<br />
Casinos Austria<br />
Zum ersten Mal kürt Casinos Austria in<br />
diesem Jahr zwei Poker-Europameister.<br />
Von 5. bis 12. Oktober <strong>2008</strong> findet im Grand<br />
Casino Baden die 19. Poker EM statt. Dieses<br />
Jahr wird neben dem klassischen Seven<br />
Card Stud Turnier (Startgeld: € 2.500,–)<br />
erstmals auch der Poker EM Titel im Texas<br />
Hold’em ausgespielt (Startgeld €4.000,–).<br />
Bereits am 29. Juli starten die<br />
Vorrunden für die Texas Hold’em Poker<br />
Europameisterschaft. Mit nur € 50,– Einsatz<br />
und etwas Glück kann man zur Poker EM im<br />
Grand Casino Baden gelangen. Gespielt wird<br />
jeden Dienstag<br />
um 20 Uhr<br />
in allen<br />
12<br />
österreichischen Casinos nach den offiziellen<br />
Regeln von Texas Hold’em No Limit.<br />
Der Tischsieger qualifiziert sich für das<br />
Monatsfinale, der Zweitplatzierte erhält<br />
€ 100,- und der Drittplatzierte €50,-.<br />
Die Monatsfinale finden am 31. August<br />
und am 28. September statt. Wer – zum<br />
Beispiel, weil er Urlaub macht – keine Zeit<br />
findet, die Qualifikation zu durchlaufen,<br />
kann sich zu diesen beiden Finalrunden<br />
mit einem Startgeld von €300,- einkaufen<br />
Pro €4.000,- im Preispool erhält ein<br />
Teilnehmer das Turnierticket für die<br />
Texas Hold’em Poker EM vom 10. bis<br />
12. Oktober im Grand Casino Baden.<br />
Für alle win2day User gibt es eine „zweite<br />
Chance“. Sie können am 1. Oktober, 19 Uhr,<br />
auf win2day.at teilnehmen. Wer die „zweite<br />
Chance“ sucht, sendet einfach eine Mail mit<br />
Namen, Datum und Ort des Kasinobesuchs<br />
zusammen mit seinem persönlichen<br />
Nickname an pokerem@win2day.at. Erfüllen<br />
Sie die Eingangsvoraussetzungen, werden<br />
Sie mit dieser Mail Sie automatisch für<br />
das Freeroll Turnier angemeldet.<br />
Thomas Brdaric<br />
startet Pokerkarriere<br />
WSOP, Las Vegas<br />
Der ehemalige Fußballprofi Thomas<br />
Brdaric (33) wechselte in das Lager der<br />
Pokerspieler. Im Team von free-888.com folgte<br />
Brdaric seiner ersten Turniereinladung nach<br />
Las Vegas. An der Seite von Poker-Altmeister<br />
Dr. Michael „The Doc“ Keiner stellte Brdaric<br />
im Rahmen der WSOP (World Series of Poker)<br />
sein Können als angehender Pokerprofi unter<br />
Beweis.<br />
Brdaric spielte gut, doch letztendlich<br />
entschied das Glück<br />
des Gegenspielers über Sieg<br />
und Niederlage. Pik Ass und Pik T hielt<br />
Brdaric in der entscheidenden Runde auf<br />
der Hand. Die Blinds waren bei 200/400.<br />
Brdaric sitzt im Big Blind. Die anderen<br />
Spieler sind bereits ausgestiegen.<br />
Thomas Brdaric wird von seinem letzten<br />
Gegenspieler Under the Gun gecallt. Der Flop<br />
bringt zwei Buben und eine 2, ein Bube und<br />
die 2 in Pik– was Brdaric ein Flush Draw und<br />
eine optimale Ausgangssituation beschert.<br />
Brdaric checkt, der andere Spieler erhöht<br />
um 400. Brdaric geht mit. Pik 8 kommt auf<br />
dem Turn und bringt Brdaric den Nut Flush.<br />
Brdaric erhöht um 1.000, sein Gegner geht<br />
All-in und Brdaric callt. Die Karten werden<br />
gezeigt, Brdarics Gegner hat einen Buben und<br />
eine 7. Er braucht ein Full House, um Brdaric<br />
zu schlagen. Am River schlägt das Pech zu -<br />
eine weitere 8 kommt, der Gegner macht sein<br />
Full House und Brdaric fällt auf 200 zurück.<br />
Er kämpft sich zwar wieder bis auf 700<br />
hoch, doch scheidet im vierten<br />
Blindlevel aus. Thomas Brdaric<br />
nimmt das frühe Ausscheiden in<br />
diesem unglücklichen Spiel jedoch<br />
sportlich. Aus Fußballerzeiten<br />
weiß er, dass nicht immer derjenige mit der<br />
besseren Taktik und Spielweise gewinnt -<br />
manchmal braucht man einfach Glück.<br />
Auf der VIP Party von 888 im Rahmen der<br />
WSOP am 1. Juli wurde dennoch ausgiebig<br />
gefeiert. Die Party, die als Welcome Event von<br />
888 Pokerprofi Dr. Michael „The Doc“ Keiner<br />
veranstaltet wurde, lockte neben Größen der<br />
Pokerszene auch andere Sportprofis an. Unter<br />
den illustren Gästen, die in die Lamborghini<br />
Lounge im Palazzo Towers des Venetian<br />
Hotels geladen waren, befand sich neben<br />
Cricketlegende Shane Warne aus Australien<br />
und dem Pokerprofi Tony G auch Mike<br />
Tyson. Der Ex-Schwergewichtsweltmeister,<br />
der in Las Vegas wohnt, begleitete<br />
einen Freund, der im Team von 888 im<br />
Rahmen der WSOP am Pokertisch saß.<br />
Nach seinem Auftaktturnier in Las Vegas<br />
wird Thomas Brdaric in nächster Zeit weitere<br />
Pokerturniere in Barcelona, London und<br />
Velden für das Team von 888 bestreiten.<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM • <strong>2008</strong> SEPTEMBER<br />
9<br />
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NERVENKITZEL: HINTER DEN KARTEN<br />
WCOOP<br />
WCOOP VII<br />
PokerStars gibt die Termine für die<br />
Siebte World Championship of Online Poker<br />
(WCOOP) bekannt. Die größte Online Poker<br />
Championship Series startet am 5. September<br />
<strong>2008</strong> und besteht in diesem Jahr aus 33<br />
Events mit einer garantierten Gewinnsumme<br />
von mehr als $30 Millionen Dollar, doppelt<br />
soviel wie im letzten Jahr. Folgende Turniere<br />
werden gespielt: $10.300 High-Roller No<br />
Limit Hold‘em, Eight-Game Mixed Turnier,<br />
Four-Max No Limit Hold‘em, Mixed Hold‘em,<br />
PLO mit 1 Rebuy und 1 Add-on, $25,500<br />
High-Roller Heads-up No Limit Hold‘em,<br />
Six-Max Mixed Hold‘em, No Limit 2-7 Single<br />
Draw, Six-Max No Limit Hold‘em w/ Rebuys.<br />
Die WCOOP VII geht vom 4. bis 22.<br />
September <strong>2008</strong> und endet am 21. September<br />
mit dem finalen Zweitages-Turnier, dem<br />
$5,200 NL Hold’em Main Event. Mit einem<br />
garantierten Preisgeld von $10 Millionen<br />
wird hier das bisher höchste Preisgeld<br />
der jungen Online-Pokergeschichte<br />
ausgeschüttet. Mit Ausnahme des letzten<br />
Sonntags der Serie, wo das Main Event<br />
stattfindet, starten täglich zwei Events in<br />
den ersten 16 Tagen der WCOOP VII.<br />
Jeder kann sich für die WCOOP VII<br />
Events direkt einkaufen oder sich über<br />
die zahlreichen Satellites auf Pokerstars<br />
qualifizieren: Der Startschuss für die<br />
Satellites fällt am 6. Juli <strong>2008</strong>. Wie<br />
schon bei den WCOOP Events in den<br />
Vorjahren bietet PokerStars Turniere mit<br />
unterschiedlichen Buy-Ins ans. Natürlich<br />
auch FPPs (Frequent Player Points)<br />
– Qualifikationen. Den vollständigen<br />
Turnierplan der WCOOP VII finden Sie auf<br />
diversen Websites, etwa bei pokerolymp.de.<br />
Bet Fair Pokerclub<br />
Web Community für<br />
Vereinspoker wächst beständig<br />
Seit Anfang Juni gibt es für die Pokerspieler<br />
im <strong>deutschsprachig</strong>en Raum eine neue<br />
Anlaufstelle in Sachen Vereinspoker:<br />
Der betfair poker club widmet sich<br />
dem Interessenaustausch und der<br />
Zusammenführung von Pokervereinen<br />
und bietet seinen Mitgliedern zahlreiche<br />
Vorteile. So vergibt das <strong>BLUFF</strong> Magazin<br />
ein kostenloses Jahresabo an alle im Club<br />
eingetragenen Vereine. Bei anderen Partnern<br />
wie Gamblerstore/Animazing erhalten<br />
die Clubmitglieder Sonderkonditionen.<br />
Vor allem aber in Sachen Live-Poker hat<br />
der betfair poker club einiges zu bieten:<br />
In den nächsten Wochen werden in 100<br />
Vereinsturnieren sowie in Freerolls bei<br />
Betfair Poker 300 Finalisten ermittelt, die<br />
am 6. und 7. September in Berlin unter<br />
anderem um 9 Packages für die WSOPE<br />
<strong>2008</strong> in London spielen. Das Finale der<br />
Club Challenge verspricht auch in anderer<br />
Hinsicht ein Poker-Event der Extraklasse<br />
zu werden, denn neben Betfair-Pros wie<br />
Annette Obrestad wird eines der WSOPE<br />
Bracelets im Original zu bestaunen sein.<br />
Alle Teilnehmer werden die Chance haben,<br />
sich einmal mit diesem Bracelet ablichten<br />
zu lassen – und sich dabei wie die Kings<br />
oder Queens der WSOPE zu fühlen.<br />
Auch weit über die diesjährige WSOPE<br />
hinaus wird der betfair poker club allen an<br />
Live-Poker interessierten Spielern einen<br />
Überblick über die Vereinslandschaft geben,<br />
so dass man z.B. als Einzelspieler schnell<br />
und einfach Anschluss an einen Verein in der<br />
Nähe finden kann. Mittlerweile sind bereits<br />
über 30 Vereine angemeldet, Tendenz mit<br />
Blick auf das<br />
Club Challenge<br />
Finale deutlich<br />
steigend.<br />
Damit hat der<br />
betfair poker<br />
club, entstanden<br />
durch eine<br />
Initiative des<br />
Five Diamonds<br />
Pokerclub Berlin<br />
e.V., eine Lücke<br />
im Live-Poker-<br />
Bereich endlich<br />
geschlossen.<br />
Nie auf Tilt<br />
Computer gewinnt<br />
Pokermatch gegen Menschen<br />
Computer kennen keine Emotionen. Zehn<br />
Bad Beats hintereinander? Kein Problem,<br />
auch die nächste Hand wird so gespielt, wie<br />
der Spielplan es vorsieht. Doch dies allzu<br />
mechanische Spiel war bislang eins der<br />
Probleme der Pokercomputerprogramme:<br />
Gute Spieler haben sich das eine Weile<br />
angeschaut und dann gewusst, wie das<br />
Programm funktioniert. Mittlerweile scheint<br />
der Computer gelernt zu haben. Denn vor<br />
kurzem gewann das Computerprogramm<br />
Polaris 2.0 ein Heads-up Limit Match<br />
gegen ein hochklassiges Team um Nick<br />
„Stoxxpoker“ Grudzien. Gespielt wurde so<br />
genanntes Duplicate Poker. Das menschliche<br />
Team bestand jeweils aus zwei Spielern und<br />
nachdem einer der Menschen 500 Händen<br />
gegen die Maschine gespielt hatte, kam der<br />
andere Mensch zum Einsatz – und bekam<br />
genau die Hände, die vorher der Computer<br />
erhalten hatte. Und der Computer durfte<br />
zeigen, ob er die Hände des Menschen<br />
besser spielte. Dieser Modus minimiert den<br />
Zufall und reduziert die Varianz. Am Ende<br />
zählt man Gewinne und Verluste zusammen<br />
und gewonnen hat die Seite, die mehr hat.<br />
25 Small Bets sollten es allerdings schon<br />
sein, sonst gibt es ein Remis. Nach vier<br />
Matches lag die Maschine 2,5:1,5 vorne.<br />
Nach Vier Gewinnt, Mühle, Dame, Schach<br />
und unzähligen andere Spielen eine weitere<br />
Niederlage im Kampf der Menschen gegen<br />
die Computer. Immerhin: Vielleicht überlegt<br />
sich die deutsche Justiz<br />
jetzt einmal, wie es<br />
sein kann, dass<br />
ein Computer<br />
bei einem<br />
„Glücksspiel“<br />
so<br />
erfolgreich<br />
ist.<br />
10 AUGUST <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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Viel Geld<br />
und noch mehr Prestige<br />
WSOP-Splitter<br />
Bis <strong>2008</strong> konnte Erick Lindgren mit seinen Cashes<br />
bei der WSOP zufrieden, jedoch nicht wirklich glücklich<br />
sein: Bracelettechnisch ging er immer leer aus. <strong>2008</strong><br />
ist jetzt sein Jahr: Fünf Mal kam der Amerikaner mit<br />
dem schwedischen Namen ins Geld. Und mit seinem<br />
Sieg im $5.000 Mixed Hold’em sicherte er sich sein<br />
erstes Bracelet. Seine diesjährigen Erfolge gipfeln in<br />
dem prestigeträchtigen Titel: WSOP-Player of the Year.<br />
Zweiter bei dieser Wahl wurde Barry Greenstein.<br />
Greenstein gilt als einer der erfolgreichsten Cashgame-<br />
Spieler und ist Autor des Pokerbuchs „Ace on the River“.<br />
Er hat die seltene, aber lobenswerte, Angewohnheit, seine<br />
Turniergewinne für wohltätige Zwecke zu spenden. Das<br />
bringt ihm den Beinamen „Robin Hood of Poker“. Wer <strong>2008</strong><br />
Nutznießer Greensteins werden wird, sickerte bisher nicht<br />
durch. Insider verrieten, wirklich großzügig wird Greenstein<br />
nicht sein: Böse Zungen in Las Vegas behaupten, er stecke<br />
in Geldschwierigkeiten. In Anbetracht von einem Bracelet<br />
und sechs Geldrängen fällt es schwer, das zu glauben.<br />
Geldsorgen werden auch Scotty Nguyen nachgesagt,<br />
dem Spieler, auf den bei der WSOP <strong>2008</strong> der größte<br />
Geldregen niederging. Scotty, der im Main Event 2007<br />
gut im Rennen gelegen hatte, um dann durch unbedachte<br />
Spielzüge auszuscheiden, feierte sein Comeback. Mit<br />
seinem Sieg im $50.000 H.O.R.S.E. Event gewann er die<br />
inoffizielle Pokerweltmeisterschaft, was ihm zusammen<br />
mit zwei weiteren Cashes<br />
und ein Gesamtpreisgeld<br />
von $2.034.628 zu einen<br />
der erfolgreichsten<br />
Spieler <strong>2008</strong> macht.<br />
Familiensinn bewiesen<br />
Blair und Grant Hinkle. Das<br />
Brüderpaar gewann je ein<br />
Bracelet.. Das war bislang<br />
noch keinem Brüderpaar<br />
in einem Jahr geglückt.<br />
John „Razor“ Phan macht<br />
die Dinge lieber allein:<br />
Er kam ohne Hilfe auf<br />
zwei Bracelets und ist<br />
damit nach Bracelets der<br />
erfolgreichste Spieler<br />
dieser WSOP. Eins<br />
davon hätte Phil<br />
Ivey sicher gern<br />
gehabt. Das hätte<br />
ihm eine Stange<br />
Geld gespart.<br />
Ivey, von vielen als bester<br />
Spieler der Welt bezeichnet,<br />
gewann kein Bracelet und<br />
verlor Gerüchten zufolge<br />
in etlichen Seitenwetten<br />
etwa $1 Million.<br />
wir wissen<br />
nichts genaues<br />
Poker Royale – Todgeburt? Wie lange geht das noch gut? Es heißt, das<br />
Casino Poker Royale in Wiener Neustadt sei hoch verschuldet. Wir kennen<br />
das, erst warten Mitarbeiter auf Ihr Geld, dann heißt es: Konkurs. +++<br />
Spiegel, Fokus oder News … in jedem Genre buhlen Magazine um neue<br />
Leser. Pokermagazine stehen dem in nichts nach. Im Kielwasser des<br />
Pokerhypes kämpfen schon jetzt fünf Magazine um Anzeigenkunden.<br />
Es heißt, drei weitere klopfen an! +++ Vegas - keine 21-Jahre alt heißt<br />
hier ausgesperrt. Es heißt, Youngstars wie Mike Mc Donald, Annette_15<br />
und andere würden sich auf Hotelzimmer treffen: eine neue Form des<br />
Datings – High Stake Poker auf dem Bett. +++ Who the fuck is Everest?<br />
Es ist schon bizarr, 90 Prozent der Gäste im Rio waren überfordert. Einer<br />
der Hauptsponsoren der WSOP ist in Amerika nahezu unbekannt. +++<br />
Wachablösung bei Pokerwelle - Der Veranstalter von Pokerturnieren tritt<br />
mit neuem Gesicht auf, heißt es. Die Murolos gehen, „Ketsche“ kommt.<br />
Ob sich damit etwas an dem schlechten Gebaren ändert? +++ Ausgeflogen<br />
- es heißt, die Pokerbundesliga habe zusammen mit GNUF/Betway ein<br />
Ticket für die WSOP vergeben. Doch sieht es danach aus, als suche der<br />
Gewinner noch immer den Flughafen: Beim Start des Main Events war er<br />
jedenfalls noch nicht in Las Vegas gelandet. +++ Pascha Cup – es gibt den<br />
ersten Pascha Cup. Der Gewinner darf 6.000 € im Pascha, dem bekannten<br />
Vergnügungsetablissement „verbraten“. Natürlich denkt unsereins an<br />
die hervorragende, 24Std. Gastronomie. Was sonst und wie oft muss<br />
man etwas anderes machen, wenn der Quickie mit 50 € beworben wird,<br />
inklusive :=)? +++ Ryan Air und Transatlantik-Flüge - Gewohnt forsch und<br />
pikant präsentierte der Chef der Fluglinie Ryan-Air sein Zukunftsmodell<br />
für Intercontinental-Flüge. Neben,wörtlich,“Blowjobs“ wird es über<br />
dem Atlantik auch Pokerrunden geben. Kein Wunder, dass seiner<br />
Pressesprecherin das Glas Wasser fast aus der Hand fiel … +++ Pokern in<br />
Berlin - Sucht man auf der Homepage des Landes Berlin nach „Poker“, stoßt<br />
man schnell auf Links, die Online-Pokerkasinos bewerben. Eine Farce, die<br />
klar im Widerspruch steht. (Im Widerspruch zu<br />
was? Der Verweis auf Horst Koch würde ich<br />
nicht veröffentlichen. Schlafende Hunde soll<br />
man nicht wecken) +++ Pascha die Zweite –<br />
Zockt der Pascha-Chef, dürfen keine Frauen<br />
am Tisch spielen. Kürzlich wurde bei einem<br />
Turnier in Salzburg eine Spielerin gefragt,<br />
ob sie gegen Bezahlung eines Aufpreises<br />
nicht auf das Turnier verzichten wolle, wegen<br />
eines VIP, hieß es! Die Dame verzichtete,<br />
wohl wegen des... Aufpreises... +++ Messen<br />
und die Inflation: Kaum ist die Messe des<br />
Veranstalters „Pokermesse“ in Berlin vorbei,<br />
kommt es zur Inflation: Österreich meldet<br />
zwei fest anberaumte Messen (Ende des<br />
Jahres und Anfang 20<strong>09</strong>). Doch auch in<br />
Deutschland laufen die Pläne für die<br />
nächste Pokermesse: Das Kalkül<br />
scheint aufzugehen: Die Turniere<br />
und Cash-Games im Rahmen<br />
der Messe und danach<br />
ziehen Massen an.<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM • <strong>2008</strong> AUGUST 11<br />
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NERVENKITZEL: PARTYLEBEN<br />
Ein verrücktes Spiel<br />
In Wien waren Sie die Besten, beim Supersatellite.<br />
Ihr Weg führte sie nach Las Vegas. Ihr Ziel war<br />
es, die Spielerstadt kennenzulernen, Erfahrung zu<br />
sammeln und ein Event bei der World Series of<br />
Poker <strong>2008</strong> zu spielen.<br />
Es war ein verpatzter Start, für alle,<br />
für die Organisatoren sowie für die<br />
Gewinner der neun Pokerworld-<br />
Wohlfühlpakete. Neun Pakete hatte man<br />
in der Pokerworld, Franzosengraben,<br />
ausgespielt. Neun Gewinner wollte man<br />
nach Las Vegas entsenden – letztendlich verfielen<br />
zwei Pakete, traten nur sieben Spieler die Reise<br />
an. Warum - einer der Glücklichen erhielt kein<br />
Visum. Ein anderer musste kurzfristig absagen.<br />
Nachrücker gab es keine. Vielleicht eine Anregung<br />
fürs nächste Jahr?<br />
Am Tag des Abflugs folgte der „Umweg“<br />
über Schwechat. Nicht die Piloten, nicht das<br />
Bodenpersonal, sondern die Motoren der Fokker<br />
100 streikten. Unsere Gewinner (<strong>BLUFF</strong> berichtete<br />
in seiner Juni Ausgabe) erlebten, was es heißt,<br />
am Boden stehen zu bleiben. Während Scherze<br />
wie „Lieber Probleme am Boden, als Probleme<br />
in der Luft.“ die Runde machten, ließen andere<br />
Passagiere des Delta Airlines Fluges DL 41, Wien –<br />
Atlanta, ihrem Zorn verbal freien Lauf. Schließlich<br />
bedeutete dies ein Tag weniger Urlaub!<br />
Nicht dass wir uns deswegen in Las Vegas<br />
verpassten. Das hatte andere Gründe. Im Amiland<br />
jemanden ohne Zimmernummer zu finden … Am<br />
siebten Tag gelang es mir schließlich, nicht nur<br />
die Gesuchten ausfindig zu machen, sondern auch<br />
gleich einen Termin mit ihnen zu vereinbaren<br />
– am späten Vormittag zum Frühstück. Wie es<br />
sich für Vegas gehört, verabredeten wir uns in<br />
der Hotel-Lobby des Imperial Palace, Blvd. South,<br />
The Strip. Zusammen machten wir uns auf den<br />
Weg in ein nahe gelegenes In-Frühstückscafe.<br />
(Um das Frühstück des Imperial Palace, $11,99,<br />
Kantinenatmosphäre, zu schlagen, braucht es nicht<br />
viel.) Nicht angemeldet, mussten wir warten fünf,<br />
zehn … Minuten, nicht mit uns. Kurzentschlossen<br />
gingen wir in einen Schnellimbiss und nahmen<br />
mit einem typisch amerikanischen Frühstück<br />
vorlieb: Cola und Pizza, Cola und Sushi oder<br />
auch Cola und Tofu. Den erhofften Kaffee suchte<br />
ich allerdings vergeblich. Koffein gab es nur<br />
in Form von Cola, Pepsi Cola. (Kennen Sie den<br />
Geschmack von 15 Stück Würfelzucker?) Egal,<br />
improvisiert tauschten wir uns zu „Delikatessen“<br />
der italienischen, japanischen und chinesischen<br />
Küche aus. Wir waren in diesem Fall ich plus<br />
drei Gewinner aus Wien. Alle an einen Tisch zu<br />
bekommen, war nahezu unmöglich. Vielleicht zur<br />
Mittagszeit, bei den täglichen Live-Übertragungen<br />
von der Fußball Europameisterschaft?<br />
26. Juni, 11:45 Uhr, Halbfinalspiel Russland –<br />
Spanien. Auch hier waren wir nicht komplett.<br />
Zu fünft begaben wir uns in die Sportsbar des<br />
Caesar Palace Casino. Nie hätte ich im Vorfeld<br />
auch nur geahnt, wie umständlich es sein würde,<br />
in einer Sportsbar während einer Fußball-Live<br />
Übertragung ein Interview zu führen. Nicht<br />
etwa wegen ein paar grölender Fans … Nach<br />
wenigen Minuten wurden wir unterbrochen -<br />
von der Security. Sie nahm wohl an, dass ich<br />
den gesendeten Kommentator-Ton auf meinem<br />
Diktiergerät beim Wetten als Insiderinformationen<br />
missbrauchen würde. Jedenfalls bat mich der<br />
Sicherheitsmensch, die are(n)a zu verlassen, das<br />
Interview außerhalb der Sportsbar fortzusetzen.<br />
Um Ärger zu vermeiden, folgte ich der Anweisung<br />
… suchte die Grenze zum übrigen Raum, stand<br />
im Grunde genommen irgendwo im Nirwana,<br />
um drei Minuten später vom nächsten Security-<br />
Mann zu erfahren, dass ein Interview dort nicht<br />
gestattet sei. Der Sicherheitsbeamte fragte mich<br />
unmissverständlich, ob ich eine license hätte.<br />
Eine Lizenz? Wofür bitte – um mich mit einem<br />
Gesprächspartner zu unterhalten? Solches<br />
Gebaren ist mir gänzlich neu. Zu meinem Glück<br />
hatte ich mir bis dato ein Bild von den Pokerworld-<br />
Wohlfühlpackages und den Gewinnern gemacht,<br />
und finde, dass sich in Wien rein zufällig eine<br />
homogene Gruppe zusammengefügt hatte, sieben<br />
Spieler, die sich verstanden und mehr oder<br />
weniger die Zeit miteinander verbrachten.<br />
Nach Las Vegas waren sie nicht ausschließlich<br />
gekommen, um zu pokern. Sie wollten die Stadt<br />
kennen lernen, wollten Spaß haben, Erkenntnisse<br />
sammeln und beim größten Pokerevent der Welt<br />
ihr Können unter Beweis stellen. Dass das Package<br />
inklusive Taschengeld bei den Ansprüchen aller<br />
eher einer Finanzspritze als einem Sorglos-<br />
12 SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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Package gleich kam, bestätigt Ulf Rieder,<br />
33: „Für zehn Tage Vegas ist das Package<br />
knapp bemessen … schließlich will man ja<br />
leben.“ Nicht nur Essen und Pokern, sondern<br />
auch Partys und Clubs besuchen. „Vegas ist<br />
irgendwie toll. Utopisch. Hier verlierst Du<br />
den Bezug zur Wirklichkeit. Die Stadt macht<br />
irgendwie krank.“ Krank sei auch das Poker.<br />
Kleinere Turniere sowie die kleineren Levels<br />
im Cashgame sollte man tunlichst vermeiden.<br />
Da spielen so viele Touristen, Fische … Die<br />
Masse werte die „Spielstärke“ künstlich auf<br />
und die Varianz im Spiel sei zu groß. „Es wird<br />
gegambelt, was das Zeug hält – das ist auch<br />
der Grund, weshalb ich von Vegas keine Bad<br />
Beat Story erzählen kann. Wo sollte ich da<br />
anfangen?“, fragt Rieder und ergänzt, dass die<br />
Party-Szene in Vegas Spitze ist: das Pure, das<br />
Voodoo, das Palm …<br />
Das ist das Stichwort für Patrik Hirzert, 21.<br />
Er erzählt, dass er schon viel auf der Welt<br />
unterwegs war und die Stadt sein absoluter<br />
favorite place sei. „Eine Frau ist schöner als<br />
die andere. Die Clubs sind absolut toll.“ Las<br />
Vegas heißt für Hirzert die neue Party Stadt.<br />
Sie stelle sogar die Party-Insel Ibiza in den<br />
Schatten. Vegas-Neulingen empfiehlt der 21-<br />
Jährige den Helikopterflug in der Nacht oder<br />
den Stratosphere Tower. „Da fährt man 350<br />
Meter hoch und oben auf der Spitze wartet<br />
auf einen dann der Big Shot.“ Wer es mag:<br />
Viel Spaß.<br />
Dass es den Pokerworld-Erdenbürgern in<br />
Vegas dann doch auch ums Pokern ging,<br />
erfahre ich von Manuel Frank. Der 24-Jährige<br />
sicherte sich als Zehnter der Pokerworld das<br />
Wohlfühl-Paket im Wert von 6.500 Euro. Wie<br />
die anderen hat auch er sich mit $1.500 in ein<br />
Hold’em Side-Event der WSOP eingekauft. An<br />
einem sehr aggressiven Tisch kam er wie die<br />
anderen aber nicht über den ersten Tag<br />
hinaus. „Da wurde geraist, gereraist<br />
… und obwohl ich mit einem Paar<br />
mein Set getroffen habe, hatte ich<br />
keine Chance.“ Der Spieler im Big<br />
Blind hat mit runner, runner auf<br />
dem River sein Flush gekauft.“<br />
Frank bestätigt, die amerikanische<br />
Spielweise sei sehr eigen.<br />
Stefan Benedikt, der Vierte<br />
im Bunde, der sich mit uns das Spiel<br />
Russland – Spanien im Caesars angesehen<br />
hatte, rundet die bisherigen Erzählungen<br />
ab. „Das Geld rinnt einem hier durch die<br />
Finger. Das Angebot an Poker ist riesig und<br />
die vielen kleinen Turniere läppern sich<br />
ganz schön zusammen.“ Ob er ein WSOP-<br />
Side-Event spielen wird, machte er davon<br />
abhängig, ob er in der zweiten Woche noch<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
Geld dafür beisammen habe. Vorher, und<br />
da stimmt er den anderen zu, will er erst<br />
einmal die Szene kennen lernen. Dabei ist<br />
ihm eines schon jetzt bewusst: „Ich habe<br />
wieder einmal festgestellt, dass ich mit<br />
Herz und Seele Europäer bin.“ Mit dem<br />
American Way of Life kann er nicht so viel<br />
anfangen. Diese Mischung aus<br />
allem „wie die rumlaufen,<br />
die ganzen Waitresses hier,<br />
so auf supersexy“ die<br />
Oberflächlichkeit, das sei<br />
nicht sein Ding. Aber so ist<br />
es in Las Vegas, Konsum<br />
pur! Dennoch, für die<br />
vier steht fest:<br />
Sie alle sind<br />
vegaisiert<br />
und sie<br />
kommen wieder. Vielleicht werden Sie sich<br />
im nächsten Jahr zusammen ein Haus mieten,<br />
sich auf die WSOP-Side-Events konzentrieren<br />
und das eine oder andere Cashgame spielen.<br />
Wenn man weiß worauf man sich einlässt, ist<br />
das nicht die schlechteste Idee.<br />
Einen Satz muss ich verbessern. Nicht alle<br />
sind am ersten Tag ausgeschieden. Patrick<br />
Hirzer erreichte im $1.500 NLH, knapp 2400<br />
Teilnehmer, Rang 373. Mit K-K musste er<br />
sich gegen A-A geschlagen geben: Er lag zwar<br />
nach dem Flop mit einem Drilling vorne. Sein<br />
Gegner kaufte auf dem River jedoch ein As.<br />
WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong> .COM • SEPTEMBER <strong>2008</strong><br />
13<br />
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NERVENKITZEL: FEHLENDE HAND!<br />
Wie kommt Ketchup in die Sauna?<br />
Sitzen, sitzen,<br />
sitzen – mancher<br />
Pokerspieler<br />
scheint gar nicht<br />
aufstehen zu wollen.<br />
Andere finden<br />
den notwendigen<br />
Ausgleich, eine kleine<br />
Trainingseinheit und<br />
Entspannung in den<br />
Spas, im Bellagio, im<br />
Rio oder an anderen<br />
Orten. Von Eduard Scharf<br />
Jeder sagt, ich wäre Omaha-Experte -<br />
weil ich dort meine beiden Bracelets<br />
gewonnen habe. Also sollte ich es<br />
wohl spielen. Der erste Tag sah ganz<br />
gut aus und ich konnte schnell und<br />
ohne große Gefahr Chips machen. Obwohl<br />
es sicher mehrere Wege gibt, die zum Ziel<br />
führen, bevorzuge ich den konservativen. Das<br />
heißt, wenig raisen, und wenn überhaupt,<br />
dann nur in Position, und versuchen die<br />
Chips reinzubringen, wenn man gewonnen<br />
hat - auf dem River. Das funktioniert<br />
erstaunlich gut im Amiland. Omaha scheint<br />
nicht wirklich das Spiel der Amerikaner<br />
zu sein. Sie wollen sich immer messen, ihr<br />
wisst schon, wie im Wilden Westen. Doch<br />
dazu eignet sich Omaha nicht so gut. Zu<br />
oft entscheiden Coinflips über Sieg oder<br />
Niederlage. Über zwei oder drei Tage kann<br />
das nicht gut gehen. Ihr seht, ich habe ein<br />
neues Feindbild, den Amerikaner. Zu Zeiten<br />
der Word Series of Poker (WSOP) gibt er<br />
mehr her als die Internetgeneration. Jeder<br />
weiß, meine optimale Performance bringe ich<br />
immer dann, wenn ich meine Gegner nicht<br />
mag, Blödsinn, wenn ich sie hasse. Das war<br />
schon so, als ich noch Tennis gespielt habe.<br />
Wer einmal im Amerika war, weiß: „Follow<br />
the rules“ und „rules“ gibt es überall. „Stand<br />
behind the yellow line“, „Don´t run, don´t<br />
smoke, no food allowed“ usw. Wenn es in Las<br />
Vegas regnet, werden Tausende von Schildern<br />
aufgestellt: „Slippery when wet“ , so dass<br />
man zwar nicht ausrutscht, aber unweigerlich<br />
über eines der Schilder stolpert. Richtige<br />
Swimmingpools gibt es in den teuren Hotels<br />
auch nicht mehr. Es sind Standingpools mit<br />
einer Wassertiefe von 1,3 m. Der Lifeguard<br />
ist trotzdem anwesend. „Slippery when wet“.<br />
Man könnte auch sagen: „Je teurer das Hotel,<br />
desto flacher der Pool.“ Die Gefahr und die<br />
Security lauern überall. Das Größte war die<br />
Disco. Es wurde zur Bracelet Party im Tao<br />
eingeladen. Security am Eingang, an jedem<br />
Durchgang, überall, mehr als an jedem<br />
Flughafen im Nahen Osten. Ich weiß auch<br />
gar nicht, was die da machen, außer allen<br />
auf die Nerven zu gehen. „You can´t stand<br />
here, you can´t stand there.“ Endlich sind<br />
wir drin, wieder überall Security. Ich dachte<br />
schon, Bush wäre zu Besuch. Doch dann<br />
sah ich es, In diversen Ecken gab es Erotik<br />
American Style. Frauen tanzten hinter Gitter<br />
alleine oder zu zweit. Wenn man stehen blieb,<br />
griff die Security ein. Silikonbewachung!?<br />
Sicher bin ich mir da nicht, ich durfte ja nicht<br />
stehen bleiben. Nicht dass jemand denkt,<br />
die Damen wären nackt oder oben ohne<br />
geweseb. Damit haben die Amis sogar in der<br />
Sauna ein Problem und ich meine nicht die<br />
Gemischtsauna. Ich habe gehört, irgendwo<br />
in Alaska gibt es eine, aber sicher sitzt da<br />
auch die Security dazwischen. Also ich sitze<br />
in der Sauna, als ein Ami ohne Badehose<br />
reinkommt, eh schon ungewöhnlich. Dafür<br />
ist er aber mit Handtuch, Cola und<br />
Hotdog bewaffnet. Das Handtuch<br />
rutscht. Klar, er hat nur zwei Hände.<br />
Also muss sein Hotdog dran glauben,<br />
was jetzt die Ketchupspuren in der<br />
Sauna erklärt. Und spätestens jetzt muss<br />
jedem klar sein, manche Situationen im<br />
Poker haben mit Karten nichts zu tun. Wenn<br />
einem ein Nacho mit Käse fressendes Etwas<br />
stundenlang gegenüber sitzt, dann muss<br />
ich reagieren. Das verlangt die Etikette. Das<br />
Timing muss halt stimmen. So kommt es zu<br />
einer Key-Hand am ersten Tag. Ich raise mit<br />
3-4-5-6, und der Ami reraist im Big Blind.<br />
Ganz klar A-A-x-x. Ich war mir sicher, er<br />
setzt mich auf K-K-x-x . Warum? Ich wollte<br />
ihn zurück zu seinem Hotdogstand schicken<br />
und malte mir ein passendes Szenario aus.<br />
Flop K-2-4 und ich habe mich mehr über den<br />
König als über den Draw gefreut, denn mir<br />
war klar, jetzt kann ich ihn aus der Hand<br />
drücken. Er setzte Pot. Hat aber genug Chips,<br />
um gegen einen Raise wegzuwerfen, also<br />
„raise Pot“. Er grübelt und grübelt, dann: „I<br />
know you have Kings“. Die wissen immer<br />
soviel, die Amis.<br />
In Level 4, ich hatte mich verdoppelt, gesellte<br />
sich ein Engländer zu uns an den Tisch.<br />
16 AUGUST <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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Kaum Platz genommen, wurde mal wieder<br />
ein Bad Beat erzählt. Das ist nichts Neues,<br />
dieser hatte es aber in sich. 40k im Pot, er<br />
hielt A-J-9-7. Ram Vaswani A-8-5-2, Flop<br />
A-9-8. Ram setzt auf dem Flop. Auf dem Turn<br />
geht die ganze Marie rein. Showdown. Ein<br />
Mitspieler: „I had an 8“. River, klatsch, 8.<br />
Ram: „There it is. It`s your own fault, you<br />
let me bluff you.“ Gegen einen 1 Outer zu<br />
verlieren ist hart. Für kurze Zeit hatte der<br />
Engländer mein volles Mitgefühl, aber nur<br />
kurz. Bad Beat Stories haben nämlich eines<br />
gemein: Je öfter sie erzählt werden, desto<br />
langweiliger werden sie. Da immer wieder<br />
neue Spieler zu uns an den Tisch kamen,<br />
wurde die Geschichte immer stets neu<br />
aufgelegt. Komisch, Ich lese gerade das Buch:<br />
„Die Macht des Unterbewusstseins“. Mir war<br />
es, als beschwöre der Brite seinen eigenen<br />
Untergang herauf. Auf einem Flop 9-6-2<br />
zeigte der Unglücksrabe 9-9-8-7, während<br />
sein Landsmann T-8-6-5 aufdeckte. 3 Outs,<br />
das reicht ja wohl. Auf dem River dann die 7.<br />
Noch Fragen?<br />
Jetzt wollte ich auch ein Stück vom Kuchen<br />
und callte - immerhin mit 6 Outs auf Flop<br />
8-9-K (T-7-5-4). Kann ahnen dass er K-K-x-x<br />
zum Showdown bringt. Sein Kommentar: „I<br />
hope you play Cashgame“. Ich glaube, er war<br />
angefressen, doch ganz ehrlich: Hätte er mich<br />
nicht mit seinen Storys gequält, meine Karten<br />
wären im Muck gelandet. Außerdem wollte<br />
ich einfach wissen, ob das alles so stimmt,<br />
was ich im Buch gelesen habe. Vielleicht habe<br />
ich ja auch nicht alles verstanden. Egal, ich<br />
hatte die Chips, und der Brite konnte zum<br />
Cashgame. Am Ende des Tages war ich mit<br />
180k an 9ter Stelle in Chips.<br />
Tag zwei, die gute Nachricht, ich war<br />
Chipleader an meinem Tisch. Die schlechte<br />
Nachricht, mit Robert Williamson III, Jeff<br />
Lisandro, Tony G und David Singer hatte<br />
die „Who is who“ der Omaha-Pokerwelt an<br />
meinem Tisch Platz genommen. Der einzige<br />
Spieler, den ich namentlich nicht kannte,<br />
war ein junger Schwede, der Tags zuvor die<br />
Omaha Cashpartie rasiert hatte. Die besten<br />
Voraussetzungen. Zuerst hatte ich die Ehre,<br />
Robert Williamson III vom Tisch zu nehmen:<br />
Ich: Jh-Th-Td-3d, Robert: 8h-7h-6d-4d, Flop<br />
9h-8d-4s, Turn und River Herz… yippeee.<br />
Übrigens Robert war mit 55 Prozent Favorit<br />
als die Chips reingingen. Wen juckt das<br />
schon.<br />
Als ich dann David Singer zweimal bluffen<br />
konnte, tat das meinem Selbstbewusstsein<br />
und meinem Stack sehr gut. Mittlerweile<br />
hatte ich über 300k und war im Turnier<br />
Zweiter in Chips. Ich bin mir sicher, Singer<br />
hat mich auch geblufft - doch so etwas<br />
ignoriere ich einfach. Eine wichtige Partie<br />
für mich: Lisandro im Small Blind, ich im<br />
Big Blind, drei Limper. Der Flop T-5-2 kariert<br />
(rainbow). Alle checken. Turn 7, jetzt liegen<br />
2 Kreuz, ich habe zwei bescheidene Paare<br />
mit 7-2. Lisandro checkt, ich denke, den<br />
Pot nehme ich mir mit einer kleinen Bet,<br />
alle folden, bis auf Lisandro, der Pot raist.<br />
Hmmm. Was soll der jetzt haben? Ich denke,<br />
er hat ein gutes Draw, meine zwei Paar sind<br />
mit Sicherheit noch gut, aber ich kann mich<br />
kaum verbessern. Lisandro hat noch 30k vor<br />
sich stehen. Ich denke, dass er die reinstellt,<br />
egal was kommt. Ich bezahle. Auf dem River<br />
kommt das Pik Ass, er geht All-in, ich calle.<br />
„You got me“, sagt er, deckt auf und sieht<br />
jetzt dann, dass er das Ass zum zweiten Paar<br />
getroffen hat. Na toll. Ich klettere zurück,<br />
wechsele den Tisch und muss mir dann 5<br />
Stunden anschauen, wie um mich herum<br />
geraist und gereraist wird – mit T-J-Q-K und<br />
5-6-7-8 und A-A-J-T während ich mit 2-2-2-3<br />
und Ähnlichem vorlieb nehmen muss. Bis ich<br />
dann als 17.ter unspektakulär ausgeschieden<br />
bin, vielleicht hat mir richtigen Augenblick<br />
der Biss gefehlt. Rino Mathis, ihr wisst schon,<br />
der Schweizer, wurde 18ter. Puh. Das war<br />
knapp.<br />
(Eduard – Eddy - Scharf erreichte bei der WSOP<br />
<strong>2008</strong> zwei Cashes und bloggt regelmäßig auf<br />
Overcards.de)<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong> .COM • AUGUST <strong>2008</strong><br />
17<br />
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NERVENKITZEL: TATORT LAS VEGAS<br />
Fakten, Fakten, Fakten<br />
Poker boomt auf der ganzen Welt – auch in Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz. Dass Spieler aus diesen Ländern immer besser<br />
werden, zeigte die WSOP <strong>2008</strong>: circa $2 Millionen an Preisgeldern<br />
gingen an Deutsche, Österreicher und Schweizer. Hier die wichtigsten<br />
Zahlen und Fakten plus Kurzporträts von zufällig entdeckten wie<br />
herausragenden Spielern.<br />
Das wichtigest aus einen Blick:<br />
Events <strong>2008</strong> 55<br />
niedrigstes Buy-in $ 1.000<br />
höchstes Buy-in $50.000<br />
Preisgelder 2007 $159.796.918<br />
Preisgelder <strong>2008</strong> $180.676.248<br />
Nationen 2007 87<br />
Nationen <strong>2008</strong> 118<br />
Registrierungen 2007 54.288<br />
Registrierungen <strong>2008</strong> 58.720<br />
Bracelets <strong>2008</strong> 3<br />
Finaltische (Spieler) 6<br />
Cashes 66<br />
Summe circa<br />
$1,7 Millionen<br />
$ 10.000 World Championship<br />
Pot-Limit Hold’em (Event #1)<br />
16. Andreas Krause, DE $33.088<br />
$ 1.500 No-Limit Hold’em<br />
(Event 2)<br />
52. Johannes Straßmann, DE $11.262<br />
2<strong>09</strong>. Rolf Kaus, DE $4.022<br />
$1.500 Pot-Limit Hold‘em (Event 3)<br />
41. Sven Schmithysen, DE $3.6<strong>01</strong><br />
42. Matthias Kürschner, DE $3.6<strong>01</strong><br />
$1.500 Omaha Hi-Low<br />
Split-8 or Better (Event 6)<br />
33. Joachim Holle, DE $5.230<br />
$2.000 No-Limit Hold’em (Event 7)<br />
30. Matthias Kürschner, DE $11.590<br />
66 Thang Duc Nguyen, DE $6.374<br />
$1.500 No-Limit Hold‘em /<br />
Six Handed (Event 9)<br />
11. Jan van Halle, DE $19.571<br />
17. Frank Blümlein, DE $13.666<br />
1<strong>01</strong>. Pascal Baumgartner, CH<br />
$2.531<br />
$1.500 Limit Hold’em (Event 12)<br />
6. Markus Golser, AT $53.453<br />
8. Christoph Niesert, DE $32.432<br />
71. Felix Bohle, DE $3.243<br />
$2.500 No-Limit Hold’em<br />
(Event 13)<br />
23. Pascal Baumgartner, CH<br />
$17.351<br />
33. Matthias Kürschner, DE<br />
$14.138<br />
$1.000 Ladies No-Limit Hold’em<br />
World Championship (Event 15)<br />
61. Michelle Lam, DE $3.032<br />
$2.000 Omaha Hi-Low Split-<br />
8 or Better (Event 16)<br />
32. Thang Duc Nguyen, DE $5.535<br />
$1.500 No-Limit Hold’em Shootout<br />
(Event 17)<br />
71. Frank Blümlein, DE $5.596<br />
97. Marco Liesy, DE $5.596<br />
$1.500 Pot-Limit Omaha (Event 19)<br />
53. Gehard Schieber, DE $3.522<br />
$2.000 Limit Hold‘em (Event 20)<br />
10. Daniel Makowsky, CH $12.230<br />
36. Sasa Biorac, DE $5.241<br />
$5.000 No-Limit Hold’em (Event 21)<br />
72. Jan Heitmann, DE $9.619<br />
36. Sam el Sayed, CH $16.147<br />
$3.000 H.O.R.S.E. (Event 22)<br />
1. Jens Vörtmann, DE $298.253<br />
19. Alexander Jung, DE $7.998<br />
23. Markus Golser , AT $7.998<br />
$2.500 Pot-Limit Holdem/<br />
Omaha (Event 24)<br />
10. Daniel Makowsky, CH $12.330<br />
$1.500 No-Limit Hold’em (Event 27)<br />
36. Rainer Meyer, DE $13.667<br />
46. Jan van Halle , DE $9.604<br />
56. Alexadner Schulter, DE $8.495<br />
160. Sven Malek, DE $3.5<strong>09</strong><br />
176. Christian Blech, AT $3.140<br />
189. Michael Cap, AT $3.140<br />
228. Erich Kollmann, AT $2.955<br />
233. Robert Bruck , DE $2.955<br />
$2.500 No-Limit Hold‘em /<br />
Six Handed (Event 31)<br />
68. Sebastian Ruthenberg, DE $4.655<br />
104. Rino Mathis, CH $3.724<br />
$1.500 No-Limit Hold’em (Event 32)<br />
154. Felix Osterland, DE $3.144<br />
197. Marc Ricci, CH $2.830<br />
$5.000 World Championship Seven<br />
Card Stud Hi-Low Split-8 or Better<br />
(Event 33)<br />
1. Sebastian Ruthenberg, DE $328.762<br />
20. Thang Duc Nguyen, DE $11.040<br />
$1.500 Pot-Limit Omaha<br />
W/ReBuys (Event 34)<br />
2. Daniel Makowsky, CH $355.050<br />
22. Johannes Straßmann, DE $19.257<br />
$1.500 Seven Card Stud (Event 35)<br />
21. Stefan Rapp, AT $3.640<br />
25. Daniel Studer, CH $2.860<br />
$1.500 No-Limit Hold’em (Event 36)<br />
85. David Rohrbach, CH $5.344<br />
86. Oliver Buhle, CH $5.344<br />
116 Stephan Sieber, DE $4.008<br />
$2.000 Pot-Limit Hold‘em (Event 38)<br />
4. Jan van Halle, DE $77.077<br />
17. David Mehrmand, DE $8.808<br />
$1.500 No-Limit Hold’em (Event 39)<br />
73 Sasa Biorac , DE $6.311<br />
1<strong>01</strong> Acar Malzumm, CH $4.084<br />
16 AUGUST <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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$1.500 Mixed Hold’em - limit/no-limit<br />
(Event 41)<br />
5 Alex Jalali, DE $56.875<br />
28. Jan van Halle, DE $4.689<br />
63 David Mehrmand, DE $3.<strong>09</strong>3<br />
$1.500 Pot-Limit Omaha Hi-low Split-8<br />
or Better (Event 43)<br />
1 Martin Kläser, DE $216.249<br />
28. Siggi Stockinger, AT $4.619<br />
$1.000 No-Limit Hold’em w/ReBuys<br />
(Event 44)<br />
26. Mathias Neu, DE<br />
$18.144<br />
$5.000 No-Limit Hold’em / Six Handed<br />
(Event 46)<br />
22. Eduard Scharf , DE $26.106<br />
$2.000 No-Limit Hold’em (Event 48)<br />
12. Arne Mews, DE $46.386<br />
15. Deny Drobyna, DE $35.843<br />
71. Jens Grieme, DE $8.855<br />
92. Frederic Rusconi, CH $5.903<br />
105. Florian Langmann, DE $5.060<br />
173. Hanno Offen, DE $3.795<br />
$1.500 No-Limit Hold’em (Event 49)<br />
8. Robert Kalb, DE $85.331<br />
9. Christoph Köhnen, DE $58.248<br />
18. Dominique Degott, DE $21.889<br />
56. Tim Wiegand, DE $8.533<br />
59. Greg Mueller, DE $8.533<br />
115. Jan Tapken, DE $4.081<br />
191. Michael Roth, DE $3153<br />
215. Gunter Wagner, DE $2.968<br />
234. Marco Naschberger, AT $2.968<br />
$10.000 World Championship<br />
Pot Limit Omaha (Event 50)<br />
17. Eduard Scharf , DE $35.814<br />
25. Siggi Stockinger, AT $28.651<br />
104. Rino Mathis, CH $3.724<br />
$1.500 H.O.R.S.E. (Event 51)<br />
Jens Vörtmann, , DE $6.686<br />
$1.500 No-Limit Hold’em (Event 52 )<br />
31. Hans Erlandsson, DE $13.600<br />
106. Felix Osterland, DE $4.043<br />
143. Sven Leu, DE $3.492<br />
154. Michael Preschern, AT $3.124<br />
172 Nicolas Martin, DE $3.124<br />
187. Erich Klapper, DE $3.124<br />
241. Christiane Klecz, DE $2.756<br />
243. L. von Fürstenberg, DE $2.756<br />
244. Alexadre Besse, CH $2.756<br />
$1.500 Limit Hold’em<br />
Shootout (Event 53)<br />
12. Stefan Rapp, AT $5.055<br />
21. Markus Stranzinger, AT $5.055<br />
27. Sebastian Bauer, CH $5.055<br />
42. Davood Mehrmand, DE $5.055<br />
61. Claudio Rinaldi, CH $5.055<br />
Finaltische mit „deutscher“ Beteiligung<br />
Christoph Köhnen, 24<br />
Jahre alt aus Moers, konnte<br />
es kaum glauben. Mit<br />
weniger als 200 € kaufte er<br />
sich in diverse Turnierserien<br />
der Poker-Bundesliga am<br />
Niederrhein ein, belegte dort<br />
den ersten Platz und gewann<br />
eine Reise nach Las Vegas.<br />
Dass der 1984 geborene in<br />
Las Vegas im Event # 49 als erster deutscher<br />
Spieler den Finaltisch eines No Limit Hold’em<br />
Events ($1.500 No Limit Hold‘em) erreicht,<br />
hätte er nie zu träumen gewagt. Auch nach<br />
dem Erfolg bleibt Köhnen auf dem Boden der<br />
Tatsachen. So verlockend Poker auch ist – er<br />
will erst einmal sein Mathematikstudium<br />
abschließen. Was danach kommt, steht in den<br />
Sternen – pokern als mathematisches Genie,<br />
warum nicht.<br />
Mit Robert Kalb war der<br />
zweite deutsche Spieler am<br />
$1.500 No Limit Hold’em<br />
Finaltisch. Der Offenbacher<br />
Kalb hat das Spieler Gen.<br />
Nachdem er sich nach<br />
der Schule durch Wetten<br />
und Roulette ein Zubrot<br />
verdiente, setzt er seit zwei<br />
Jahren auf Poker. Nach Las Vegas war Kalb<br />
eigentlich wegen der Deep Stack Turniere<br />
im Caesars gekommen. Doch seine Freundin<br />
Janina Sebbes überraschte ihn mit einem<br />
Geburtstagsgeschenk: dem Buy-in für<br />
Event #49 ($1.500 No-Limit Hold‘em). Kalb<br />
wiederum überraschte Janina mit einem Platz<br />
am Finaltisch und dem Gewinn von $85.331.<br />
Das nennen wir gut investierte $1.500, denn,<br />
wie Kalb nach dem Sieg versicherte: „Der<br />
Gewinn wird geteilt.“<br />
Er ist Mediziner, Arzt<br />
an einem Bochumer<br />
Krankenhaus. In seiner<br />
Freizeit spielt Alex Jalali,<br />
den alle nur kurz Ali nennen,<br />
Poker. Wann genau das<br />
anfing, erinnert er nicht<br />
mehr. 2005 war er jedenfalls<br />
Deutscher Pokermeister.<br />
Seitdem spielt er regelmäßig<br />
– und gewinnt: etwa bei der Master Classic of<br />
Poker in Amsterdam. Mit einem Sieg räumte<br />
er eben mal 700.000 Euro ab und schob sich<br />
damit in der Hendon Mob All-Time-Money-<br />
List ganz weit nach vorne. Mit seinem fünften<br />
Platz in Event #41 ($1.500 Mixed Hold‘em<br />
- limit/no-limit) gehört Jalali zu den sechs<br />
deutschen Poker-Millionären.<br />
Jens Vörtmann war bisher mehr den<br />
Cashgamespielern als<br />
den Turnierspielern<br />
bekannt. War! Während<br />
der World Series of<br />
Poker machte der der<br />
gebürtige Dortmunder<br />
zweimal auf sich<br />
aufmerksam, zweimal<br />
in der Königsdisziplin<br />
der Poker Pros. Der<br />
Cashgame-Experte erreichte in den Events<br />
#22 ($3.000 H.O.R.S.E.) und #51 ($1.500<br />
H.O.R.S.E.) zweimal die Geldränge und<br />
erfüllte sich damit nicht nur seinen Traum<br />
von guten Cashes. Vielmehr bedeutet ihm<br />
das kleine goldene Armband, das jetzt seine<br />
Hand schmückt: sein erstes Bracelet (siehe<br />
Interview S.22-27).<br />
Sebastian Ruthenberg<br />
ist der Aufsteiger des<br />
Jahres. Als Mitglied des<br />
neu gegründeten Teams<br />
der Young Professionals<br />
von Pokerstars knüpft der<br />
Hamburger in Las Vegas<br />
an seine Erfolge bei der<br />
European Poker Tour<br />
an. Ruthenberg schreibt<br />
Pokergeschichte: Mit seinem Sieg beim<br />
$5.000 World Championship Seven Card<br />
Stud Hi-Low Split-8 or Better ist er nicht nur<br />
der jüngste, sondern auch der erste deutsche<br />
Weltmeister überhaupt<br />
(siehe Interview S.36-39).<br />
Martin Kläser<br />
gewann die Full Tilt Million<br />
Challenge 2007 und<br />
erhielt kurz darauf vom<br />
Pokerroom Full Tilt einen<br />
Profi Vertrag. Auf eigene<br />
Kosten fuhr er im Januar<br />
mit dem <strong>deutschsprachig</strong>en<br />
Team von FullTiltPoker.<br />
net zu den Aussie Millions.<br />
Dort sammelte er wertvolle Erfahrungen<br />
für den Jahreshöhepunkt: die WSOP. Mit<br />
seinem Sieg im Event #42 $1.500 Pot-Limit<br />
Omaha Hi-low Split-8 or Better wurde er<br />
zum bislang jüngsten deutschen Bracelet-<br />
Gewinner und strich dafür $200.000 ein. Bei<br />
Event #54, dem Main Event, der $10.000<br />
World Championship No-Limit Texas Hold‘em<br />
schaffte er es bis zum zweiten Tag (Das<br />
Event war bei Redaktionsschluss noch nicht<br />
beendet.)<br />
(Siehe Interview S.30-33).<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong> .COM • AUGUST <strong>2008</strong><br />
17<br />
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NERVENKITZEL: TATORT LAS VEGAS - CONT.<br />
Kurzportrait<br />
Sebastian Ruthenberg<br />
Fakten<br />
Jahrgang 1986<br />
WSOP-Jahre 2<br />
Events 20<br />
Events <strong>2008</strong> 4<br />
Geldränge 2<br />
Geldränge <strong>2008</strong> 2<br />
Finaltische 1<br />
Finaltische <strong>2008</strong> 1<br />
Bracelet 1<br />
Gewinnsumme $333.417<br />
Rino Mathis<br />
Fakten<br />
Jahrgang 1972<br />
WSOP-Jahre 7<br />
Events 15<br />
Events <strong>2008</strong> 7<br />
Geldränge 3<br />
Geldränge <strong>2008</strong> 2<br />
Finaltische -<br />
Finaltische <strong>2008</strong> -<br />
Bracelet -<br />
Gewinnsumme $44.178<br />
Eddy Scharf<br />
Fakten<br />
Jahrgang<br />
1949<br />
WSOP-Jahre 10<br />
Events 50<br />
Events <strong>2008</strong> 8<br />
Geldränge 12<br />
Geldränge <strong>2008</strong> 2<br />
Finaltische 4<br />
Finaltische <strong>2008</strong> -<br />
Bracelet<br />
2<br />
Gewinnsumme $6<strong>09</strong>.455<br />
Martin Kläser<br />
Fakten<br />
Jahrgang 1986<br />
WSOP-Jahre 1<br />
Events 2<br />
Events <strong>2008</strong> 2<br />
Geldränge 1<br />
Geldränge <strong>2008</strong> 1<br />
Finaltische 1<br />
Finaltische <strong>2008</strong> 1<br />
Bracelet 1<br />
Gewinnsumme $216.249<br />
Johnny d‘ Silva<br />
Fakten<br />
Jahrgang 1968<br />
WSOP-Jahre 3<br />
Events 7<br />
Events <strong>2008</strong> 1<br />
Geldränge -<br />
Geldränge <strong>2008</strong> -<br />
Finaltische -<br />
Finaltische <strong>2008</strong> -<br />
Bracelet -<br />
Gewinnsumme -<br />
Jahrg<br />
WSO<br />
Even<br />
Even<br />
Geld<br />
Geld<br />
Fina<br />
Fin<br />
Bra<br />
Ge<br />
20 AUGUST <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong>MEDIA.COM <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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0<br />
0<br />
2<br />
Erich Kollmann<br />
Fakten<br />
Jahrgang 1968<br />
WSOP-Jahre 2<br />
Events 2<br />
Events <strong>2008</strong> 1<br />
Geldränge 2<br />
Geldränge <strong>2008</strong> 1<br />
Finaltische -<br />
Finaltische <strong>2008</strong> -<br />
Bracelet -<br />
Gewinnsumme $16.<strong>01</strong>3<br />
Stefan Rapp<br />
Fakten<br />
Jahrgang 1972<br />
WSOP-Jahre 3<br />
Events 11<br />
Events <strong>2008</strong> 8<br />
Geldränge 1<br />
Geldränge <strong>2008</strong> 1<br />
Finaltische -<br />
Finaltische <strong>2008</strong> -<br />
Bracelet 1<br />
Gewinnsumme $9695<br />
6<strong>09</strong>.455<br />
Soraya Homam<br />
Fakten<br />
Jahrgang 1968<br />
WSOP-Jahre 2<br />
Events 2<br />
Events <strong>2008</strong> 1<br />
Geldränge -<br />
Geldränge <strong>2008</strong> -<br />
Finaltische -<br />
Finaltische <strong>2008</strong> -<br />
Bracelet -<br />
Gewinnsumme -<br />
Michael Keiner<br />
Fakten<br />
Jahrgang -<br />
WSOP-Jahre 8<br />
Events 40<br />
Events <strong>2008</strong> 10<br />
Geldränge 7<br />
Geldränge <strong>2008</strong> -<br />
Finaltische 2<br />
Finaltische <strong>2008</strong> -<br />
Bracelet 1<br />
Gewinnsumme<br />
$2<strong>01</strong>.358<br />
Katja Thater<br />
Fakten<br />
Jahrgang 1968<br />
WSOP-Jahre 4<br />
Events etwa 15<br />
Events <strong>2008</strong> 6<br />
Geldränge 5<br />
Geldränge <strong>2008</strong> -<br />
Finaltische 2<br />
Finaltische <strong>2008</strong> -<br />
Bracelet 1<br />
Gewinnsumme $191.318<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong> .COM • AUGUST <strong>2008</strong> 21<br />
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NERVENKITZEL: ????????????????????<br />
30 SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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Interview<br />
JENS VOERTMANN<br />
Für Turnierspieler kam er aus dem Nichts.<br />
Cashgamespieler respektieren ihn. In Las Vegas<br />
erklomm er den Olymp: Und das war erst der<br />
Anfang, sagen wir. Zwischen Bracelet und Main<br />
Event sprach Volker Watschounek mit dem Sieger<br />
des $ 3.000 H.O.R.S.E. Events.<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong> .COM • SEPTEMBER <strong>2008</strong><br />
31<br />
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NERVENKITZEL: ????????????????????<br />
Volker Watschounek (VW): Hallo<br />
Jens, schön, dass Du etwas Zeit<br />
gefunden hast und mich in meinem<br />
Office besuchst, der Baccarat Bar<br />
im Bellagio. Ich gratuliere Dir vom<br />
ganzen Herzen zu Deinem ersten<br />
Bracelet, zu diesem verheißungsvollen<br />
Auftakt mit dem keiner so richtig gerechnet<br />
hat außer vielleicht Du selbst.<br />
Vortmann (JV): Jeder, der nach Las Vegas<br />
fährt, möchte sich auf dem Walk of Fame<br />
verewigen, sich in die Liste der Sieger<br />
eintragen. Ich denke, es ist aber vermessen<br />
zu sagen, man fährt nach Las Vegas und<br />
gewinnt gleich in einem der ersten Events ein<br />
Bracelet.<br />
VW: Wie fühlst Du Dich jetzt, ein paar Tage<br />
nach deinem Sieg?<br />
JV: Inzwischen hat sich die Aufregung etwas<br />
gelegt und es ist nur noch die Freude da. Das<br />
ist mit Abstand der größte Erfolg, den ich<br />
im Pokern errungen habe. Es ist ein gutes<br />
Gefühl, und man weiß, es kann eigentlich<br />
nichts mehr passieren. Egal, was kommt: Der<br />
ganze Trip ist ein Erfolg und das fühlt sich<br />
einfach gut an.<br />
VW: Es heißt, nach der letzten Hand war eine<br />
Horde wild gewordener Kinder auf dem Floor <br />
Hat das Rio die Altersgrenze gesenkt?<br />
JV: Ich gebe ehrlich zu, was in den Sekunden<br />
nach der letzten Hand passiert ist, weiß ich<br />
nicht mehr. Da habe ich einen richtigen<br />
Blackout.<br />
VW: Demnach ist es gesünder, ein Bracelet zu<br />
gewinnen, als sich zu betrinken?<br />
JV: Genau! Ich bin froh, dass meine Frau Irina<br />
einen Tag vorher angekommen war – nicht,<br />
weil ich so lange im Turnier war, sondern<br />
weil es geplant war. Irina ist jetzt meine<br />
Gedankenstütze, denn sie erinnert, was<br />
passiert ist. Sie sagt, dass ich nach der letzten<br />
Hand wie ein kleines Kind rumgebrüllt<br />
habe. Irina sagt, sie selbst habe Tränen<br />
in den Augen gehabt. Das war emotional<br />
wahrscheinlich unser schönster Moment: Und<br />
den kann mir keiner mehr nehmen.<br />
VW: Und die Nacht, die erste Nacht nach dem<br />
Sieg – konntest Du Dich gleich ins Bett legen<br />
und schlafen? Ich habe gehört, Du sollst die<br />
ganze Nacht das Bracelet angeschaut haben <br />
JV: Ich bin in der Nacht sicher 20 Mal<br />
aufgestanden und hab nachgeschaut, ob<br />
das Bracelet noch im Nachtschrank liegt, es<br />
immer mal wieder angefasst und geguckt, ob<br />
es noch da ist. Ich habe auch Irina gebeten,<br />
mich zu kneifen … mich aus meinem Traum<br />
aufzuwecken. Schlafen konnte ich nicht<br />
wirklich! Mein Körper war so aufgewühlt,<br />
dass es bis acht oder neun Uhr am nächsten<br />
Morgen gedauert hat, bis ich dann doch mal<br />
ein Auge zumachen konnte.<br />
VW: Taten am Ende die Augen weh?<br />
JV: (Lacht strahlend) Ja, es war so ein toller<br />
Moment und Adrenalin pur. Jeder, der<br />
hierher kommt, träumt davon, ein Bracelet<br />
zu gewinnen. Und so viele gibt es dann auch<br />
nicht zu verteilen. Und wenn man dann in<br />
Sin City ein Bracelet gewinnt, ist es wie ein<br />
Traum, der in Erfüllung geht (Anm. d. Red.<br />
Bei der WSOP <strong>2008</strong> waren es 56).<br />
VW: Du bist dem Boden der Tatsachen<br />
inzwischen ein wenig näher gekommen<br />
und hast Dich wieder für Events registriert,<br />
kämpfst um Bracelet #2. Hat sich durch das<br />
Bracelet für Dich etwas verändert? Gehst Du<br />
vielleicht jetzt anders in die Turniere rein?<br />
JV: Zu meiner Schande muss ich gestehen,<br />
dass ich die letzten Turniere gar nicht so gut<br />
gespielt habe. Irgendwie war da die Luft ein<br />
wenig draußen. Das sollte natürlich nicht so<br />
sein – aber irgendwie bin ich so zufrieden,<br />
einfach glücklich, der zufriedenste Mensch<br />
auf Erden.<br />
Ich bemerke schon, dass mich die Spieler am<br />
Tisch deutlich respektvoller behandeln, wenn<br />
ich das Bracelet trage. Plötzlich kann ich mir<br />
Dinge erlauben, die vorher undenkbar waren<br />
oder sofort bestraft wurden.<br />
VW: Was erlaubst Du Dir jetzt, was Du Dir<br />
vorher nicht getraut hast? Ist das Spiel jetzt<br />
insgesamt leichter geworden?<br />
JV: Manche begegnen einem mit mehr<br />
Respekt und spielen passiver. Manche<br />
versuchen aber auch zu zaubern, was für<br />
mich auch von Vorteil sein kann. Auf die<br />
Frage „Who the fuck are you?“ brauch ich mir<br />
jetzt nichts mehr einfallen zu lassen, sondern<br />
bloß auf mein rechtes Handgelenk schauen …<br />
VW: Da komme ich zurück auf mein<br />
Geschäftsmodell, das ich mit Eddy Scharf<br />
einmal angesprochen habe: Braceletverleih …<br />
JV: Dafür müsste ich es ja hergeben und das<br />
wird mir schwer fallen. (VW: Auch nicht<br />
gegen Kaution und einen Betrag x?) Ein<br />
Bracelet ist ein ideeller Wert. Ich glaube,<br />
selbst wenn ich ganz am Ende wäre und kein<br />
Geld mehr in der Tasche hätte, wäre das<br />
Bracelet das Letzte was ich hergeben würde.<br />
Das hat so einen großen ideellen Wert. Das<br />
bleibt bei mir! (VW: Aber es wäre doch nur<br />
für wenige Stunden oder für einen Tag.) Was<br />
meinst Du, wie lang eine Stunde sein kann.<br />
VW: Vom ideellen Wert zum Glücksbringer<br />
in Pokerrunden. Glaubst Du an so etwas? Bist<br />
Du abergläubisch?<br />
JV: Nein, ich bin überhaupt nicht<br />
abergläubisch aber vielleicht sollte ich das<br />
ändern. Ich habe schließlich an einem Freitag<br />
den 13., an Tisch Nummer 13 mein Bracelet<br />
gewonnen (Amazon Room, Zone Green).<br />
Aber irgendwie glaube ich nicht so richtig an<br />
solchen Hokuspokus. Es ist für mich einfach<br />
ein unheimlich schönes Gefühl, ein Symbol,<br />
eine Belohnung für die Arbeit, die ich in den<br />
letzten Jahren geleistet habe.<br />
VW: Die letzten Jahre … Vor etwas mehr<br />
als einem Jahr habe ich den Namen Jens<br />
Voertmann noch in keinem Turnierbericht<br />
gelesen. Jetzt sitzt Du vor mir, hast ein<br />
Full Tilt Shirt an, trägst ein Bracelet Ein<br />
kometenhafter Aufstieg … Beschreib doch<br />
mal, wie siehst Du selbst die letzten zwölf<br />
Monate.<br />
JV: Für mich hat sich eigentlich gar nicht so<br />
viel verändert. Ich war in der Pokerszene<br />
schon sehr bekannt – aber halt in der<br />
Cashgame-Szene. Ich komme ausschließlich<br />
aus dem Cashgame und habe dort in den<br />
letzten Jahren eigentlich ziemlich erfolgreich<br />
gespielt – in dieser Szene habe ich einen<br />
guten Ruf.<br />
Jetzt, wo im November (2007) Full Tilt<br />
auf mich zugekommen ist, habe ich mich<br />
entschieden, mit dem Logo auf der Brust das<br />
eine oder andere Turnier mehr zu spielen -<br />
obwohl ich vorher das Cashgame vorgezogen<br />
hatte. Diese Entscheidung hat sich ja nun<br />
wirklich ausgezahlt.<br />
VW: Cashgame versus Turnier: Könnte es<br />
Dir passieren, dass Du ein wichtiges Turnier<br />
wegen eines gut laufenden Cashgames<br />
verpasst?<br />
JV: Normalerweise immer, denn ich bin<br />
immer Cashgamespieler gewesen und<br />
werde es auch immer bleiben. Hier in Las<br />
Vegas jetzt nicht unbedingt: Ich habe mir<br />
vorgenommen, einige Turniere zu spielen<br />
und einige gute Ergebnisse zu erzielen.<br />
VW: Dazu gehört eine Menge Selbstdisziplin:<br />
Ist der Cashgame-Spieler Vörtmann<br />
disziplinierter oder der Turnierspieler?<br />
JV: Auch wenn das nur wenige von sich<br />
behaupten. Mir macht Cashgame einfach<br />
doch mehr Spaß als Turnierpoker.<br />
VW: Beim Cashgame und Turnierspiel ist die<br />
Basis dieselbe: Poker. Wo liegt für Dich der<br />
Unterschied?<br />
JV: Ich fühle mich im Cashgame wohler. Die<br />
Frustrationsschwelle wird bei weitem nicht<br />
so oft überschritten. Wenn ich im Cashgame<br />
von zehn Abenden sechsmal gewinne, dann<br />
bin ich sechsmal zufrieden und nur viermal<br />
unzufrieden. Bei einem Turnier, selbst<br />
wenn man Zweiter wird, ist man immer<br />
unzufrieden, weil man die letzte Hand<br />
verloren hat und geschlagen wurde. Deshalb<br />
verlasse ich in Turnieren sehr viel häufiger<br />
verärgert den Tisch als im Cashgame.<br />
Außerdem sind die Swings im Cashgame<br />
geringer, das heißt, man hat im Turnier<br />
manchmal sehr, sehr große Auszahlungen<br />
aber auch unzählige Turniere bei denen gar<br />
nichts geht, weil man nur verliert. Das heißt,<br />
die Schwankungen sind einfach sehr, sehr<br />
groß, während das im Cashgame wesentlich<br />
konstanter läuft.<br />
VW: Wie bist Du eigentlich zum Pokern<br />
gekommen?<br />
JV: Ich habe vorher sehr, sehr viele andere<br />
Kartenspiele gespielt: etwa Bridge oder<br />
Doppelkopf – und war da auch ziemlich<br />
erfolgreich. Das ging so lange gut, bis ich<br />
einmal einen Bekannten aus der Bridge-Szene<br />
ins Casino Hohensyburg begleitet habe. Er<br />
hat ein bisschen gepokert, Cashgame. Ich<br />
habe ihm dabei über die Schulter geschaut<br />
und das hat mein Interesse geweckt. Als<br />
nächstes habe ich mir ein paar Bücher<br />
ausgeliehen, mir das eine oder andere<br />
dazugekauft, diese studiert und meinen<br />
Bekannten noch bei weiteren zwei, drei<br />
31 SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong>MEDIA.COM <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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Sessions beobachtet.<br />
Bei meiner ersten eigenen Session habe<br />
ich dann festgestellt, dass ich recht<br />
erfolgreich bin – und bin dann dabei<br />
geblieben. (Ist Bridge genauso lukrativ?)<br />
Nein! Bridge ist zwar in meinen Augen das<br />
bedeutend schönere Kartenspiel, auch das<br />
Anspruchvollere. Doch Bridge ist brotlose<br />
Kunst.<br />
VW: Eine Kunst, bei der nicht um Geld<br />
gespielt wird, bei der es kein Geld zu<br />
verdienen gibt?<br />
JV: Es wird schon um Geld gespielt. Doch<br />
es ist ähnlich wie beim Schach, wo es nur<br />
auf der absoluten Top-Ebene um richtig viel<br />
Geld geht. Und sich dort zu behaupten, ist<br />
unheimlich schwierig. Der Nachteil bei Bridge<br />
ist, dass man sofort sieht, wer besser und wer<br />
schlechter ist. Beim Pokern gibt es so viele<br />
Schwankungen, dass man seine Niederlagen<br />
einfach auf Pech schieben kann. Darum ist<br />
Pokern auch so viel interessanter.<br />
VW: Vielleicht sollten wir Jeffrey Pollack<br />
einmal darauf aufmerksam machen und ein<br />
$10.000 Bridge Event bei der nächsten WSOP<br />
ins Leben rufen. Was denkst Du, Wie viele<br />
Pokerspieler spielen Bridge?<br />
JV: In Deutschland kenne ich sechs oder<br />
sieben, in anderen Ländern werden es wegen<br />
der ungleich höheren Popularität von Bridge<br />
deutlich mehr sein.<br />
VW: Pech versus Glück für Bridge Was ist<br />
Pokern für Dich?<br />
JV: Einfach ein geiles Spiel.<br />
VW: Jetzt wissen wir, wie Du zum Pokern<br />
gekommen bist … Wie sah eigentlich Dein<br />
Leben vor dem Pokerleben aus?<br />
JV: Ich habe eine ganz normale Lehre zum<br />
Bankkaufmann gemacht und dann in<br />
Frankfurt an einer privaten Hochschule<br />
Betriebswirtschaft mit speziellem Bezug<br />
zu Banken studiert. Dann war ich lange<br />
als Unternehmenskundenbetreuer<br />
bei der Commerzbank tätig.<br />
Irgendwie bin ich dann zu einem<br />
bedeutendem börsennotierten<br />
Unternehmen gekommen und habe<br />
Tochterunternehmen in elf Ländern<br />
bei Finanzfragen beraten und<br />
unterstützt. Es ging vor allem um<br />
Finanzierungsformen, es ging um<br />
diverse Anlagemodelle – aber<br />
auch um ganz profane Mittel<br />
wie etwa: wie entsorgt man<br />
Bargeld möglichst effizient.<br />
VW: Indem man pokert?<br />
JV: Mit dem<br />
Lösungskonzept wäre<br />
ich wahrscheinlich am<br />
Vorstand gescheitert.<br />
Stell Dir vor, Du bist in<br />
Rumänien. Dort hatte<br />
der größte Schein<br />
vor noch nicht<br />
allzu langer Zeit<br />
einen Wert von<br />
umgerechnet<br />
30 Euro und überleg mal, was ein<br />
Unternehmen wie die Metro am Tag für<br />
Umsätze macht … Da sprechen wir von<br />
mehreren Kubikmetern Bargeld, jeden Tag.<br />
Geld, das man am Ende des Tages hat. Geld,<br />
das Kosten sparend zu entsorgen ist.<br />
VW: Ich würde dennoch pokern.<br />
JV: So große Pokertische gibt es nicht.<br />
VM: Dann bauen wir sie halt und fahren<br />
mit dem Kleintransporter zum Cashgame<br />
(lachen). Zurück zum Turnierspiel … Du<br />
bist nicht das erste Mal in Las Vegas.<br />
JV: Stimmt, ich war schon 2005 und 2006<br />
hier. 2005 hatte ich nur das Main Event<br />
gespielt und einige Cashgames … Das war<br />
aber nicht so überragend (Anm. d. Red.<br />
218. Platz und $33.197 USD). 2006 war<br />
ich zwar zur Zeit der WSOP vier Wochen<br />
hier, habe aber nicht ein einziges Turnier<br />
gespielt, sondern nur Cashgame.<br />
VW: Ich habe gehört, das Pokerniveau im<br />
Cashgame sei in Las Vegas nicht besonders<br />
hoch. Viele Touristen, viele Gambler, viele<br />
Fische … Ist Vegas das Eldorado eines jeden<br />
Cashgame-Spielers …<br />
JV: Ja und nein. Nirgendwo gibt es so viele<br />
Partien, aber auch nirgendwo so viele Profis<br />
wie hier. Das Durchschnittsniveau ist im<br />
Allgemeinen höher als in Deutschland.<br />
VW: Du hast vorhin davon gesprochen,<br />
dass Dich Deine Frau in Las Vegas<br />
besucht hat. Du bist verheiratet.<br />
Passt das Leben eines<br />
Pokernomaden zu<br />
dem eines<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong> .COM • SEPTEMBER <strong>2008</strong> 33<br />
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NERVENKITZEL: TATORT LAS VEGAS - CONT.<br />
verheirateten Mannes, zu Haus und Heim in<br />
Dortmund?<br />
JV: Eigentlich überhaupt nicht. Ein<br />
Pokerspieler fordert von seiner Frau ein<br />
Übermaß an Vertrauen und Verständnis.<br />
Das ist sehr schwer zu geben. Ich habe das<br />
Glück, dass ich eine Frau habe, die voll<br />
hinter mir steht und die das voll unterstützt<br />
- die mitfiebert und begeistert ist und mich<br />
aufbaut, wenn es mal nicht so gut läuft.<br />
Zwischen uns funktioniert das sehr gut. Ich<br />
kenne aber auch viele Beziehungen, die unter<br />
Spiel/der Arbeit sehr leiden.<br />
VW: Beziehungen leiden – wo siehst Du die<br />
Knackpunkte?<br />
JV: Probleme gibt es vor allem deshalb, weil<br />
Pokerspieler in Deutschland in den Abendund<br />
Nachtstunden unterwegs sind. In der Zeit<br />
also, in der jeder in der Regel Zeit mit seinem<br />
Partner verbringen sollte. Als Spieler ist man<br />
da eben nicht da – und insofern geht sehr viel<br />
gemeinsame Zeit verloren.<br />
VW: Wenn ich den Pokerzirkus und die<br />
Aktivitäten von Full Tilt, Deinem Sponsor,<br />
sehe, ist das nachzuvollziehen. Fast jeder im<br />
Full Tilt Team hat noch eine andere Rolle:<br />
Arbeit, Seminare, Pokerschule. Wo ist Deine<br />
Rolle in diesem Team?<br />
JV: Obwohl wir jetzt ein Team bilden, wir<br />
uns gegenseitig unterstützen und jeder<br />
sich freut, wenn jemand aus den eigenen<br />
Reihen erfolgreich ist, bleibt ein Pokerspieler<br />
wie der Tennisspieler im Grunde immer<br />
Einzelkämpfer. Das heißt, neben Poker<br />
versucht jeder sein Ding zu machen. Mein<br />
Ding ist es da nach wie vor, Cashgame zu<br />
spielen.<br />
VW: Pokerschule, Poker-Botschafter … Pokern<br />
in die Öffentlichkeit zu tragen Ist das auch<br />
etwas für Dich?<br />
JV: Poker bekannter zu machen, das Spiel<br />
nach außen zu tragen dadurch mehr<br />
respektiert zu werden, ist eine Sache, für<br />
die ich mich mit Sicherheit mehr einsetzen<br />
würde. Ich denke, dass Poker gerade in der<br />
Politik nicht den Stellenwert hat, den es<br />
verdient. Wenn es Ansatzpunkte gibt, bei<br />
denen ich mich einbringen kann, werde ich<br />
das machen.<br />
Pokerschule, anderen beizubringen, wie man<br />
spielt … ich bin eigentlich nie ein richtig<br />
guter Lehrer gewesen. Trotzdem, ich sage<br />
dazu nicht generell nein. Ich müsste mir das<br />
genau ansehen. So wie zuletzt bei der Full<br />
Tilt Pokeracademy. Da habe ich vor kurzen<br />
ein paar Sessions gemacht, um jedem Seven<br />
Card Stud Hi Lo näher zu bringen.<br />
VW: Seven Card Hi Lo, das ist das Event,<br />
das Du gestern gespielt hast. Was ist das<br />
Besondere daran?<br />
JV: Es ist ein Spiel, das sehr interessant ist<br />
und mir viel Spaß macht. Die Winner Hand<br />
unterscheidet sich ähnlich wie beim Omaha<br />
Hi Lo darin, dass es auch eine qualifizierende<br />
Low Hand geben kann. Das heißt, wenn<br />
jemand fünf Karten mit 8 oder kleiner hat,<br />
wobei das Ass als 1 zählt, qualifiziert er sich<br />
für die Hälfte des Pots. Der Pot wird häufig<br />
geteilt.<br />
Das Besondere an Hi Lo ist dann, dass die<br />
High Hand gar nichts mehr gewinnt, weil die<br />
Low Hand irgendwie zufällig noch eine Straße<br />
oder zwei Paar einkauft und Du mit der High<br />
Hand plötzlich leer da stehst.<br />
VW: Klingt super kompliziert Wie häufig<br />
passiert es, dass der Dealer überhaupt nicht<br />
mehr weiß, was er da macht?<br />
JV: Hier im Rio eigentlich ständig. Das liegt<br />
auch daran, dass das Rio für ein Event<br />
wie die WSOP eine Vielzahl neuer Dealer<br />
rekrutieren muss – und es dabei sicherlich<br />
einige gute dabei gibt, aber auch welche, die<br />
ihr Handwerk eben nicht so gut verstehen –<br />
und zum Teil schon mit Holdem überfordert<br />
sind. Man gewöhnt sich im Laufe eines<br />
Abends schnell daran, dass man im Grunde<br />
die Arbeit der Dealer übernimmt, aufpasst,<br />
dass kein Flop gedealt wird, die Pots richtig<br />
geteilt werden … In der Regel übernimmt<br />
der gesamte Tisch die Arbeit, und der Dealer<br />
konzentriert sich darauf, die Karten richtig zu<br />
verteilen.<br />
VW: Das heißt, Hi Lo ist nicht gerade für<br />
Anfänger geeignet. Die Basics sollten schon<br />
sitzen. Welches Spiel würdest Du jemandem,<br />
der mit Pokern beginnen möchte, empfehlen?<br />
JV: Auch wenn es nicht mein liebstes Spiel<br />
ist, würde ich mit Holdem anfangen. Einfach,<br />
weil es derzeit das populärste Spiel ist, das<br />
permanent im Fernsehen gezeigt wird – und<br />
sich meines Erachtens sehr gut dazu eignet,<br />
die Basics des Pokerns zu lernen.<br />
Wer aber einmal die Luft des Pokerns<br />
geschnuppert hat, wird schnell feststellen,<br />
dass es viel interessantere Varianten im<br />
Pokern gibt, etwa Pot Limit Omaha oder<br />
Seven Card Stud.<br />
VW: Da ist es ja dann auch leichter ein<br />
Bracelet zu gewinnen … Ist das auch der<br />
Grund dafür, dass noch kein deutscher<br />
Spitzenspieler bei der WSOP ein Holdem<br />
Turnier für sich entscheiden konnte?<br />
JV: Sicher … das liegt zum einem daran, dass<br />
es im Hold‘em die größten Starterfelder gibt.<br />
Zum anderen aber auch daran, das Holdem<br />
in Amerika viel populärer ist und es hier viel<br />
mehr Hold’em Spezialisten gibt.<br />
VW: Welche Variante des Pokerns spielst Du<br />
am liebsten?<br />
JV: Meine Favorit ist Seven Card Stud Hi und<br />
Seven Card Stud Hi Lo. Ich mag aber auch<br />
Omaha.<br />
VW: Das ideale Rüstzeug für einen würdigen<br />
H.O.R.S.E. Bracelet Gewinner. Kann man sich<br />
auf ein Turnier oder eine Turnierserie wie die<br />
WSOP speziell vorbereiten?<br />
JV: Ich habe mich so vorbereitet, dass ich die<br />
letzten ein bis zwei Wochen vorher nichts<br />
mehr mit Pokern gemacht habe, sondern<br />
mich eigentlich nur erholt habe. Dann habe<br />
ich in den Varianten, in denen ich mir am<br />
meisten ausgerechnet habe – Seven Card<br />
Stud Hi Lo und Omaha Hi Lo - noch einmal<br />
einiges an Literatur gelesen, um mögliche<br />
Schwachstellen zu beseitigen.<br />
VW: Heißt das, wir können mit einem<br />
weiteren Bracelet von Dir rechnen?<br />
JV: So viele Möglichkeiten gibt es da nicht<br />
mehr … zum einem das kleine $ 1.500<br />
H.O.R.S.E. - das ich mit wenig Schlaf angehen<br />
werde, weil wir einen Tag zuvor die Bracelet-<br />
Party geben. Und dann das Main Event …<br />
Aber sich gegen so ein Feld durchzusetzen,<br />
ist natürlich keine leichte Aufgabe <br />
VW: H.O.R.S.E., die Königsdisziplin im Poker<br />
… Was genau macht dieses Event aus?<br />
JV: Um hier zu bestehen, muss man in allen<br />
Varianten auf einem sehr hohen Niveau<br />
spielen können. Der Turniererfolg in diesem<br />
Spiel macht aus, dass die durchschnittliche<br />
Stärke der einzelnen Spieler wesentlich<br />
größer ist, und dass es eigentlich eine<br />
Spezialdisziplin der Pokerprofis ist. In einem<br />
H.O.R.S.E.-Event werden alle acht Hände<br />
fünf verschiedene Disziplinen im Wechsel<br />
gespielt. Die fünf Buchstaben stehen für<br />
Holdem, Texas Hold’em Limit, Omaha Pot<br />
Limit, Razz, Seven Card Stud Hi und Seven<br />
Card Stud Eight or better.<br />
VW: Ist es verzeihbar, wenn man eine dieser<br />
fünf Varianten nicht so toll beherrscht?<br />
JV: Man sollte schon alle Spiele recht gut<br />
spielen. Aber jeder hat seine eigenen Stärken<br />
und Schwächen. Jeder ist hier oder da stärker<br />
und schwächer.<br />
VW: Das H.O.R.S.E.-Event, das Du gewonnen<br />
hast, war kein Weltmeisterturnier. Den<br />
wenigsten ist diese Problematik bekannt<br />
– aber Weltmeister bist Du nicht. Ist das<br />
Turnier dadurch weniger wert?<br />
JV: Meines Wissens gab es dafür auch ein<br />
Bracelet. Insofern sehe es nicht abgewertet.<br />
Im Gegenteil, dadurch dass es ein H.O.R.S.E.-<br />
Event war, ist der Sieg deutlich aufgewertet.<br />
VW: Das Weltmeister H.O.R.S.E. Event wolltest<br />
Du nicht spielen?) $50.000 für ein Event,<br />
dafür bin ich dann doch zu geizig.<br />
VW: Turnierverlauf, Schlüsselsituationen,<br />
Gedanken …<br />
JV: Es gab viele Schlüsselsituationen. Ich<br />
hatte einen sehr schlechten Start. Innerhalb<br />
der ersten zwei bis drei Level habe ich von<br />
meinem Startstack die Hälfte eingebüßt.<br />
Tischwechsel, so unbedeutend er für<br />
Außenstehende auch war, für mich war es<br />
der ein Schlüssel zum Erfolg. Ich konnte<br />
mich hier wieder gut aufbauen. (VW: War<br />
der Dealer nicht gut? Waren Dir Deine<br />
Mitspieler nicht angenehm?) Nein, es war<br />
einfach nur, dass ich mich unwohl fühlte.<br />
Ich spielte unwahrscheinlich schlecht, fühlte<br />
mich ausgekaut und das haben die anderen<br />
gespürt. Deshalb gingen sie extra auf mich<br />
los. Es wurde sehr aggressiv gespielt. Ich<br />
hatte nicht die Dominanz und den Respekt<br />
am Tisch, den ich mir gewünscht hatte, und<br />
ich kam nicht richtig ins Turnier.<br />
Am nächsten Tisch habe ich dann wunderbar<br />
aufgebaut. Ich war zwischenzeitlich auf 35 K.<br />
VW: Saßen in den ersten Levels bekannte<br />
Gesichter an Deinem Tisch?<br />
88 AUGUST <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong>MEDIA.COM<br />
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JV: Jede Menge. Ich hatte Greg Raymer mit<br />
am Tisch, Chris Ferguson, Jennifer Harman,<br />
David Benyamine … ach, es waren so viele,<br />
dass ich schon wieder alle vergessen habe.<br />
(VW: Hast Du mit diesen Spielern schon<br />
vorher zusammen gespielt Spielstärke,<br />
Niveau Respekt?) Mit Greg Raymer hatte<br />
ich vorher noch nicht zu tun, mit Jennifer<br />
Harman habe ich bereits bei den Aussie<br />
Millions zusammen am Tisch gesessen.<br />
Wir hatten auch schon ein Partien online<br />
gegeneinander gespielt.<br />
VW: Zurück zum Spiel …<br />
JV: Ich habe am ersten Tag dann noch einmal<br />
den Tisch gewechselt. Es war ein ganz<br />
unangenehmer Tisch, wo David Benyamine<br />
direkt links von mir saß und anscheinend<br />
in ein anderes Turnier wollte. Er spielte wie<br />
ein Maniac und traf gegen mich gut. Ich bin<br />
an diesem Tisch wieder von 35 K auf 12 K<br />
runter während der Schnitt bei 20 K lag<br />
und da war der erste Tag dann auch zu Ende.<br />
Ich war froh, dass wieder neu ausgelost<br />
wurde. Der zweite Tag lief ganz einfach wie<br />
ein Traum. Ich habe kontinuierlich meine<br />
Chips aufgebaut und war am Ende mit den<br />
Chips vorne dabei. Am dritten Tag bin ich<br />
ganz leicht an den Finaltisch gekommen.<br />
Dort lief alles recht locker, bis wir nur noch<br />
drei waren. Dann fing es an wirklich wild<br />
zu werden. Wir haben bei sehr hohen Blinds<br />
viereinhalb Stunden zu dritt gespielt. Es war<br />
ein ständiges Auf und Ab. Jeder war mal<br />
klarer Chipleader und jeder war auch schon<br />
mal ganz kurz vor dem Aus. Marcel Luske<br />
etwa: Bei Gesamtchips von 2,4 Millionen<br />
war er runter auf 74 K, um dann wieder1,5<br />
Millionen aufzubauen - um dann doch als<br />
Dritter zu gehen. Eine Achterbahnfahrt der<br />
Gefühle. Jeder spielte hier auf Sieg.<br />
Die richtige Schlüsselhand hatte ich im<br />
Heads-up: Ich bin mit 1,6 Millionen gegen<br />
800 K als Chipleader gestartet und spielte<br />
gegen Doug Ganger, einen Amerikaner, der<br />
auch online relativ hoch Mixedgames spielt.<br />
Der also recht erfahren ist. Er hat am Anfang<br />
gegen mich jede Hand getroffen – einen<br />
Vierling im Omaha … hat den Chiplead in<br />
Windeseile gedreht. Ich war runter auf 500 K.<br />
Kurze Zeit später war ich auf 700 K. Im Seven<br />
Card Stud habe ich Ganger dann aus einer<br />
Hand herausgeblufft, mit K hoch, wo er am<br />
Ende ein Paar 7 weggeschmissen hatte. Ich<br />
bin da wieder auf 1,1 Millionen hoch hätte<br />
sonst nur noch 100 K gehabt. Diesen Bluff<br />
habe ich ihm gezeigt. Als er merkte, dass<br />
er mit einem Call der fast sichere Bracelet<br />
Sieger gewesen wäre, ist er on Tilt gegangen.<br />
Zwei Minuten später war alles vorbei.<br />
VW:Einen Bluff zeigen … der Bluff als Waffe?<br />
KV: Normalerweise versuche ich, relativ<br />
wenig preiszugeben. Doch in dieser<br />
Situation war das Zeigen der Karten die<br />
Schlüsselsituation im Heads-up.<br />
VW: Warum hast Du hier gegen Deine Regel<br />
verstoßen und Deinen Bluff aufgedeckt?<br />
JV: Es war eine besondere Situation. Wir<br />
saßen uns gegenüber, das Bracelet stand<br />
schon auf dem Tisch. Jeder, der seinen<br />
Gegner ansah, schaute automatisch erst auf<br />
das Bracelet, dann auf den Gegner. Ich dachte<br />
mir, zu wissen, dieser eine Call hätte ihm das<br />
Bracelet gebracht, würde ihn etwas aus der<br />
Fassung bringen – und hoffte, dass er danach<br />
nicht mehr sein bestes Poker spielen wird …<br />
Das ist ja dann der Fall gewesen.<br />
VW: Das Bracelet hast Du gewonnen, hast es<br />
im Haus in Dein Nachtisch gelegt, die Nacht<br />
mehrfach kontrolliert, ob es noch da ist, ob<br />
nicht doch alles nur ein Traum war, und dann <br />
Hast Du gleich das nächste Turnier gespielt?<br />
Mit Bracelet?<br />
JV: Ja, ich habe bei den Turnieren dann<br />
gleich das Bracelet angezogen nicht zuletzt<br />
wegen der Erzählungen von Eddy Scharf. Er<br />
beobachtet, dass die Leute gegen Dich mit<br />
Bracelet deutlich verhaltener und vorsichtiger<br />
spielen. Manche versuchen, etwas zu<br />
beweisen, was ja auch hin und wieder ein<br />
Vorteil sein kann. Ich kann Eddys Auffassung<br />
nur bestätigen und trotzdem hat es für mich<br />
in den letzten drei Turnieren nicht mehr für<br />
einen weiteren Cash gereicht.<br />
VW: Respekt, Respekt … Ein Bracelet am Tisch<br />
verbessert die Ausgangssituation …<br />
JV: Bei Spielern, die einen nicht kennen auf<br />
jeden Fall. Wenn ich das Bracelet jetzt aber<br />
in einem Cashgame mit Leuten, mit denen<br />
ich jetzt schon jahrelang zusammen spiele,<br />
trage, wird das sicherlich keinen Unterschied<br />
machen.<br />
VW: Wie sehen Deine Pläne für die letzten<br />
zwei, drei Wochen aus?<br />
JV: Ich werde noch zwei Turniere spielen,<br />
nach der Bracelet-Party und dem Endspiel<br />
Deutschland – Spanien, dass ich mir wieder<br />
im Hofbräuhaus geben werde. Dann werde<br />
ich das $1.5000 H.O.R.S.E.-Event spielen und<br />
vor dem Main Event ein paar Tage Pause<br />
machen.<br />
VW: Seitenwetten man hört immer wieder,<br />
dass Pokerspieler beim Pokern durch<br />
Seitenwetten mehr Geld machen, als beim<br />
Pokern auf dem Spiel steht …<br />
JV: Ich habe hier im Cashgame, Stud Hi<br />
Lo, jemanden kennen gelernt, live,<br />
mit dem ich sicher schon einige<br />
hundert Hände zusammen online<br />
gespielt habe. Ich kannte seine<br />
Spielweise, wir haben uns<br />
besser kennen gelernt<br />
und gemerkt, dass wir<br />
uns gut verstehen.<br />
Wir respektieren<br />
und schätzen uns.<br />
Am Cashgame<br />
Tisch haben wir<br />
aus einer Laune<br />
heraus ausgemacht:<br />
Wenn einer von uns<br />
beiden ein Bracelet<br />
gewinnt, zahlt er dem<br />
anderen das Buy-in<br />
für das Main Event. Die<br />
Auszahlung habe ich gerne geleistet und bin<br />
jetzt mit zehn Prozent beteiligt.<br />
VW: Was kommt nach der WSOP?<br />
JV: Gemeinsam mit meiner Frau werde ich<br />
für eine Woche nach Velden fahren das<br />
heißt, ich werde dort nicht intensiv pokern,<br />
vielleicht drei Turniere spielen und ansonsten<br />
einfach meinen Urlaub genießen.<br />
VW: Das Bracelet wird sicher mit im<br />
Gepäck sein. Wird es vielleicht eine<br />
Autogrammstunde in Velden geben?<br />
JV: Ich kenne die Jungs schon so lange, ich<br />
denke, die würden mich höchstens aus Flachs<br />
um ein Autogramm bitten.<br />
VW: Vielleicht Anfang August, in Baden, wenn<br />
die neue <strong>BLUFF</strong>-Ausgabe auf dem Markt ist <br />
Ich bedanke mich für das nette Gespräch und<br />
wünsche Dir für Deine nächsten Turniere<br />
alles Gute <br />
(Jens Vörtman und Juval haben die Plätze xx<br />
und xx im Main Event erreicht)<br />
AUGUST <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong>MEDIA.COM<br />
89<br />
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NERVENKITZEL: GESCHAFFT!<br />
Runner, Runner Kläser<br />
Der deutsche Chris Moneymaker heißt Martin Kläser, ist 21 Jahre alt<br />
und gewann bei der WSOP sein erstes Bracelet. Mit einem Einsatz<br />
von NULL Dollar gewann er die Full Tilt Million Challenge, ein Ticket<br />
nach Amerika und einen Platz im Team der Full Tilt Pros.<br />
<strong>BLUFF</strong> (B): Was für ein kometenhafter Aufstieg …<br />
Martin Kläser (MK): Ich kann es irgendwie immer noch nicht<br />
fassen. Erst gewinne ich die Full Tilt Million Challenge, dann fahre ich<br />
mit nach Australien und jetzt gewinne ich ein Bracelet. Damit gehöre<br />
ich zu den sechs jüngsten Bracelet-Gewinnern aller Zeiten. Es läuft im<br />
Moment richtig gut.<br />
B: Ich vergleiche Menschen nicht gerne, aber das klingt schon ein<br />
wenig wie die Geschichte von Chris Moneymaker.<br />
MK: Ja schon, nur dass ich weniger als Chris Moneymaker eingesetzt<br />
habe. Wie war das? Er hat $ 26 Dollar in ein Satellite investiert – ich<br />
bin mit zero gestartet.<br />
B: Dein Einsatz waren NULL Euro?<br />
MK: Ja genau. Ich habe mich online für die Full Tilt Million Challenge<br />
qualifiziert, habe in Köln das Live-Event gespielt und gewonnen,<br />
mich dann unter den Letzten durchgesetzt und in TV-Matches<br />
Heads-up gegen Chris Ferguson, Howard Lederer und Gus Hansen<br />
bestanden. Meine Siegprämie: Die Teilnahme an der WSOP – inklusive<br />
Reisespesen. (Anm. d. Red. Martin erhielt nach dem zweiten Headsup<br />
der Full Tilt Million Challenge im Oktober außerdem einen Profi<br />
Vertrag angeboten.)<br />
B: Das Finale im Event #43 hat am Fernsehtisch stattgefunden. War<br />
das ein Vorteil für Dich als 21-Jährigen, routinierten TV-<br />
Hasen?<br />
MK: Das war für mich auf jeden Fall ein Vorteil. Ich stelle mich eben<br />
sehr gerne selbst dar und je mehr Leute zuschauen, desto höher ist<br />
meine Motivation. Ich habe auch schon früher immer gern Theater<br />
gespielt.<br />
Je mehr Zuschauer da sind, desto schüchterner sind meine Gegner<br />
und umso mehr drehe ich auf!<br />
B: Die letzte Hand war für Dich richtig befreiend. Niemand hatte mit<br />
Dir gerechnet. Das ist ein Wahnsinnserfolg. Gab es eine spontane<br />
Party?<br />
MK: Wir wollten eigentlich feiern gehen – doch es war schon relativ<br />
spät und ich war einfach nur müde. Wir haben uns auf mein Zimmer<br />
zurückgezogen, haben uns dort eine Kleinigkeit gegönnt und sind<br />
dann etwas später friedlich eingeschlafen. Die Party haben wir dann<br />
ein paar Tage später nachgeholt.<br />
B: Wer war bei dem spontanen Chill-out denn dabei? Deine Freundin?<br />
MK: Meine Freundin war nicht dabei – die habe ich erst später hier<br />
in Las Vegas kennen gelernt. Mein Kumpel von Zuhause, Fabian, war<br />
dabei. Den Namen muss man sich übrigens merken … denn ich denke,<br />
auch ihm steht eine große Pokerkarriere bevor.<br />
B: Eine Bracelet-Party zusammen mit den anderen beiden Bracelet-<br />
Gewinnern …<br />
MK: Ja, die in einem der angesagtesten Clubs in Las Vegas stattfand<br />
– im Tao Club. Wir hatten dort einen Tisch für 30 bis 40 Leute bestellt<br />
30 SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong> .COM • SEPTEMBER <strong>2008</strong><br />
31<br />
KLASER.indd 85 17/7/08 18:43:08
NERVENKITZEL: TATORT LAS VEGAS - CONT.<br />
Kurzportrait<br />
und die ganze Nacht gefeiert. Das hat richtig<br />
eingeschlagen.<br />
B: Du wurdest auch gleich in die Gruppe der<br />
Youngsters aufgenommen.<br />
MK: Die Luckbox-Crew hat mich sehr<br />
supportet. Das sind 15 Deutsche und<br />
Österreicher, die Bewohner der Villa. Die sind<br />
immer zuvorkommend und wir verstehen uns<br />
super. (B: Wer wohnt denn alles im Luckbox-<br />
Haus?) Natürlich die Luckbox himself,<br />
Sebastian Ruthenberg, dann Nasr el Nasr,<br />
ein Pokerspieler aus Berlin, Alexander Jung,<br />
Nico Behling, Achter bei den Aussie Millions,<br />
Florian Langmann, Zweiter bei der EPT in<br />
London … eine große Anzahl guter Spieler,<br />
von denen ich viel lernen kann.<br />
B: Heißt das, die Gruppe hat Dich gleich<br />
eingeladen und Dir das Coaching angeboten?<br />
MK: Nein, ich bin einfach vorbeigekommen<br />
– ich kenne Nasr sehr gut. Das ist ein Kollege<br />
von mir, den ich in Berlin kennen gelernt<br />
habe. Ich habe Nasr auch schon für ein paar<br />
Monate in Berlin besucht und bei ihm in<br />
der Poker-WG gewohnt. In nahezu täglichen<br />
Sessions habe ich sehr viel Erfahrungen<br />
gesammelt – im Omaha oder Hold’em. Das<br />
kam mir in diesem Jahr zugute. (B: Ist da jetzt<br />
eine kleine Beteiligung fällig?) Nein!<br />
Mir wurde angeboten, dass ich immer<br />
vorbeikommen kann, in Berlin wie in Las<br />
Vegas – und in der Villa ist es eben sehr<br />
lustig.<br />
B: Was ist das Besondere an der Villa?<br />
MK: Sie ist groß, man hat einen Pool, ein<br />
Jacuzzi, eine Billiardausstattung, es sind<br />
einfach immer viele Leute da und die<br />
Stimmung ist immer supergut.<br />
B: Du scheinst neue Freunde, ein neues<br />
Zuhause gefunden zu haben. Wirst Du im<br />
nächsten Jahr gleich von Anfang an mit in der<br />
Villa wohnen?<br />
MK: Das weiß ich noch nicht. Das hängt<br />
davon ab, ob ich mich wieder für die World<br />
Series of Poker qualifizieren kann. Ich kann<br />
mir aber schon vorstellen, dass ich mir im<br />
nächsten Jahr mit den Jungs zusammen eine<br />
Villa mieten werde: Schließlich habe ich so<br />
eine gute response von allen bekommen.<br />
Jeden Tag, den man in der Villa ist, ist lustig.<br />
Es sei denn, Full Tilt bezahlt mir wieder ein<br />
Zimmer im Rio. Dann werde ich doch lieber<br />
Fabian mitnehmen und eine schöne Zeit im<br />
Rio haben.<br />
B: Zum Turnier, zu Deinen Gewinnen.<br />
MK: Hier habe ich jetzt $216.000 gewonnen<br />
und bei der Full Tilt Million Challenge<br />
350.000 Euro. (B:Rund eine Million Dollar!)<br />
Noch nicht ganz. Das ist aber mein Ziel.<br />
(B: Und wie viel ist davon noch übrig?) Genug<br />
für ein ganzes Leben.<br />
B: Das heißt, das Geld wird Dich erst einmal<br />
nicht verändern. Du bleibst auf dem Boden<br />
der Tatsachen?<br />
MK Ja, auch nach dem Gewinn der<br />
Million Challenge verhalte ich mich nicht<br />
anders. Ich lebe immer noch so wie vorher,<br />
ich reiße immer noch dieselben blöden Witze<br />
und rede immer noch das gleiche wirre Zeug.<br />
Da hat sich nicht wirklich viel verändert.<br />
B: Event #43, Pot Limit Omaha Hi-Lo. Du bist<br />
hier unwahrscheinlich stark aufgetreten. Wie<br />
war das genau?<br />
MK: Das Turnier lief zu jedem Zeitpunkt<br />
gut. Ich habe das eine oder andere Mal<br />
sicher miracle Hände gehabt – mit denen<br />
ich in einer Heads-up Situation one-outer<br />
getroffen habe. Dann habe ich jemanden<br />
glücklich gescoopt. Ich hatte zwei glückliche<br />
Situationen, doch ich war im ganzen Turnier<br />
nicht einmal All-in.<br />
Vom Start weg hatte ich immer viel Chips<br />
und war vom Chipstand immer vorne dabei.<br />
Nachdem ich schon Tag Eins mit einem guten<br />
Chipcount abgeschlossen hatte, schloss<br />
ich auch Tag Zwei ganz vorne ab. Mit den<br />
drittmeisten Chips bin ich an den Final Table<br />
gekommen. (B: Gab es eine Key-Hand?) Ja,<br />
es gibt eine witzige Hand, an die ich mich<br />
lange erinnern werde: UTG (under the gun)<br />
limpt, middle position limpt, der Small Blind<br />
foldet zu mir. Damit erhalte ich im Big Blind<br />
ein Free play mit 2-T-T-K. Ich floppe ein Full<br />
House mit Zehnen über Zweien und habe<br />
sogar noch die 2 für mögliche Quads. Ich<br />
checke und slow playe mein Full House, es<br />
geht check around und der Turn bringt eine<br />
Qualle, eine Dame. Jetzt setze ich, der UTG<br />
Mensch neben mir callt. Der middle position<br />
guy foldet. Es stellt sich heraus, dass der<br />
UTG-Limper Queens hatte. Also ich habe ihn<br />
auf dem Flop gehabt und er war auf zwei<br />
outs runter. Doch mit der Dame auf dem Turn<br />
hatte ich plötzlich nur noch ein out, weil er<br />
Q-Q-J-T hat. Er hat die Zehn, die ich zu Quad<br />
10 brauche und ich habe nur noch meinen<br />
Ein-Outer für meinen Quad 2. Ich treffe auf<br />
dem River und mache einen Vierling 2er<br />
und er sitzt mit seinem Full House mit den<br />
Damen da.<br />
Wir haben uns gegenseitig ein bisschen todgeslowplayt,<br />
würde ich sagen.<br />
B: Du bist das eine oder andere Mal<br />
fassungslos aufgestanden, hast eine Runde<br />
gedreht, Dir das Bord noch einmal angesehen<br />
und dann kam der Ausbruch – vor Freude.<br />
MK: Ich musste ab und an aufstehen, weil<br />
ich sehr angespannt war. Und wenn ich die<br />
großen Pots gewonnen hatte, musste ich<br />
mir hin und wieder einfach Luft machen<br />
– hin und her laufen, um den Druck<br />
loszuwerden. Beim Hi-Lo muss man auch<br />
zweimal hinschauen – das Spiel ist derart<br />
kompliziert. Da passiert es schnell, dass<br />
man an irgendeiner Stelle was nicht richtig<br />
mitbekommt – und dann doch die Lo- oder die<br />
Hi-Hand gewinnt. Es gibt unwahrscheinlich<br />
viele Kombinationen.<br />
B: Von Eddy Scharf habe ich gehört, dass<br />
Du das Spiel ein Jahr vorher noch gar nicht<br />
gespielt hast. Hast Du Dir für die WSOP ein<br />
Event herausgepickt und Dich speziell darauf<br />
vorbreitet?<br />
MK: Ich habe einfach ein bisschen Poker<br />
gespielt. Wie gesagt, ich war in der WG<br />
in Berlin und habe dort sehr viel über<br />
theoretisches Poker gelernt. Max Bracht,<br />
der 18. bei den Aussie Millions geworden<br />
ist, hatte mich nach Berlin eingeladen. Doch<br />
richtig intensiv vorbereitet habe ich mich<br />
nicht.<br />
B: Jetzt trägst Du Dein erstes Bracelet. Hast<br />
ein stattliches Polster auf Deinem Konto. Hast<br />
Du Dir nach Deinem Erfolg einen besonderen<br />
Wunsch erfüllt?<br />
MK: Ich habe mir nicht wirklich etwas<br />
gegönnt (überlegt). Ich habe mir ein kleines<br />
Auto gekauft, den Ford Fiesta von meiner<br />
Mum. Daraufhin konnte sie sich ein neues<br />
Auto kaufen und das war schon ganz in<br />
Ordnung so.<br />
B: Wie haben Deine Eltern auf Deinen Sieg<br />
reagiert?<br />
MK: Meine Mutter hat sich tierisch gefreut,<br />
obzwar sie immer die Skeptische ist. Zu<br />
meinen Plänen sagt sie bloß, „Du spinnst<br />
doch, Du bist total verrückt.“ Ich sollte erst<br />
einmal was Vernünftiges lernen. Mein Vater<br />
dagegen ist total nuts gegangen, er ist total<br />
ausgerastet und hat das im ersten Moment<br />
gar nicht gecheckt, weil ich ihn sehr früh<br />
morgens angerufen habe – und er ja eine<br />
Kneipe betreibt – und wahrscheinlich noch<br />
ein bisschen verschlafen war. Am Abend hat<br />
er mich dann zurückgerufen und mir gesagt<br />
„Martin, ich glaube wir müssen noch einmal<br />
ausführlicher telefonieren.“ Da hat er sich<br />
dann tierisch für mich gefreut.<br />
B: Was sagen Deine Eltern dazu, dass Du<br />
pokerst?<br />
MK: Wie gesagt, mein Dad ist auch mehr der<br />
Gambler. Er spielt Skat wie ein Besessener.<br />
Auch die ganzen anderen deutschen<br />
Kartenspiele beherrscht er wesentlich besser.<br />
Im Doppelkopf und im Skat macht er mich<br />
eiskalt fertig. Aber im Pokern bin ich ihm<br />
natürlich bei weitem voraus. Er findet es in<br />
Ordnung, dass ich pokere und sagt, das ist<br />
genau mein Ding und meint, ich soll genau da<br />
weitermachen. Meine Mum, wie halt Mütter<br />
sind, sagt: Mach was Vernünftiges, geh<br />
studieren … Man kennt das ja …<br />
Aber sie blockiert mich nicht. Sie ist eben nur<br />
skeptisch.<br />
B: Martin Kläser privat – wo wohnst Du<br />
eigentlich?<br />
MK: Ich wohne noch in einer 9er-WG in<br />
Rheinbach bei Bonn/Köln. Das ist meine alte<br />
31 SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong>MEDIA.COM <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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Studenten-WG. Da werde ich jetzt auf jeden<br />
Fall so langsam mal ausziehen. (B: Ist das<br />
WG-Leben nichts für Dich?) Doch eigentlich<br />
schon. So ganz allein zu leben, da muss man<br />
schauen, wie man zurechtkommt. Das WG-<br />
Leben ist anders: Es ist immer jemand da.<br />
Es ist immer etwas los. Und es ist einfach<br />
cool, wenn Stimmung im Haus ist. Irgendwer<br />
hat immer Geburtstag. Außerdem darf man<br />
neun Mal grillen im Monat, neun Mal Party<br />
machen …<br />
B: Weil neun verschiedene Parteien in der<br />
Wohnung wohnen?<br />
MK: Ja genau, und das wird gnadenlos<br />
ausgekostet.<br />
B: Was studierst Du?<br />
MK: Ich studiere Chemie mit<br />
Materialwissenschaften, beziehungsweise<br />
ich habe das studiert. Ich denke nicht,<br />
dass ich jetzt an die FH Bonn Rhein/Sieg<br />
zurückkehren werde. Ich werde erst einmal<br />
weiter Poker spielen, mich voll darauf<br />
konzentrieren. Und wenn es noch etwas<br />
Interessantes gibt was ich machen will,<br />
dann werde ich das halt einfach machen. Die<br />
Möglichkeit habe ich ja jetzt.<br />
B: Wie sehen Deine nächsten Pläne aus?<br />
MK: Ich mache keine konkreten Pläne. Ich<br />
plane nicht weit in die Zukunft. Ich gucke<br />
einfach, was passiert und mache das Beste<br />
daraus.<br />
B: Wie geht es pokertechnisch weiter? Du<br />
wirst das Main-Event spielen …<br />
MK: Ja, genau. Das Buy-in dafür habe ich<br />
ja gewonnen. Wie es nach der WSOP weiter<br />
geht, da habe ich noch keinen Plan. Wie<br />
gesagt, ich lasse es auf mich zukommen. Ich<br />
höre, hey, da ist ein Turnier, und fliege dann<br />
einfach dorthin. Von Zeit zu Zeit spiele ich<br />
auch im Casino Aachen. Da gibt es ganz nette<br />
200 Euro Buy-in Turniere. Venlo liegt ja auch<br />
bei uns. Da musst Du nur einfach über die<br />
Grenze hüpfen und sitzt in guten Partien.<br />
Ich bin eh mehr der Fan von Live-Cashgame<br />
oder Live-Poker.<br />
B: Hast Du eine Freundin? Pokert sie auch?<br />
MK: Ja, seit Kurzem. Ich habe hier in Las<br />
Vegas eine wunderschöne Frau kennen<br />
gelernt. Eine Hamburgerin, die gerade Bagpackt<br />
durch die Welt, war zufällig hier mit<br />
einem Kollegen von mir. (B: Das soll jetzt<br />
keine Singleanzeige werden …) Hätte man<br />
dahingehend ausweiten können. Vor ein paar<br />
Wochen hätte ich das noch gerne mitgemacht<br />
– doch jetzt ist es zu spät. Mich hat es voll<br />
erwischt.<br />
B: Das heißt, von Las Vegas führt Dich Dein<br />
Weg direkt nach Hamburg?<br />
MK: Leider nicht. Sie kommt erst am 30.<br />
Juli wieder. Also muss ich noch einen Monat<br />
warten, bis ich Sie dann wiedersehen kann.<br />
B: Las Vegas, Du bist zum ersten<br />
Mal in Sin City … wie bist Du<br />
unterwegs, was nimmst Du mit …<br />
planst Du etwas …<br />
MK: Wenn Fabian und ich<br />
rausgehen, dann fahren wir einfach<br />
mit dem Taxi auf den Strip und<br />
schauen, was der Tag so bringt. Wir<br />
steigen dann meistens am Bellagio<br />
aus und laufen über den Strip. Las<br />
Vegas ist eine wunderschöne Stadt,<br />
einfach unglaublich. Das hat man<br />
noch nicht gesehen.<br />
B: Was fasziniert Dich am meisten,<br />
welche favorites hast Du?<br />
MK: Jedes Casino hat irgendetwas<br />
Besonderes. Das MGM hat einen<br />
Löwen, ist riesengroß, hat ein<br />
Urwaldrestaurant. Das Bellagio<br />
– wer Ocean’s Eleven gesehen<br />
hat, der kennt die Szene mit dem<br />
Wasserspiel. Das haben wir uns<br />
natürlich auch schon angesehen,<br />
nachts.<br />
B: Spielst Du auch viel Cashgame?<br />
MK: Hier in Vegas? Ja, die<br />
Touristen lassen Ihr Geld schon<br />
relativ freiwillig bei einem, und<br />
dass möchte man dann nicht<br />
missen. Die Swings sind aber auch<br />
hier deutlich zu spüren. Ab und an<br />
sitzen halt doch nicht nur Fische<br />
am Tisch :-)<br />
B: Pokerspieler und Seitenwetten.<br />
Der eine setzt auf einen Schlag<br />
beim Golf, der andere einfach nur<br />
darauf, ob das nächste Auto von<br />
rechts gelb oder rot ist.<br />
MK: (Lacht) Oh Gott, ich habe<br />
schon soviel gewettet hier in<br />
Las Vegas. Ich habe schon $ 100<br />
verloren, weil ich darauf gesetzt<br />
habe, dass Holland Europameister<br />
wird; jedes Bowling Spiel, das<br />
wir spielen geht um Geld, jedes<br />
Billardspiel, jedes Dartspiel. Wir<br />
spielen um alles, aber auch wirklich<br />
alles – Schere, Stein, Papier – sei<br />
es die Taxifahrt, sei es das Essen.<br />
Jeder kennt die Show mit Phil Laak<br />
und Antonius Esfandiari „I bet you“.<br />
Ich sag ein Alter, der andere sagt<br />
jünger oder älter, und wer dann<br />
richtig liegt, bekommt $20. (VW:<br />
Liegst Du vorne oder hinten?) Die<br />
wichtigen Flops haben die anderen<br />
gewonnen. Beim Wetten liege ich<br />
hinten, im Spiel liege ich vorne.<br />
B: Vielen Dank für das angenehme<br />
Gespräch. Ich wünsche Dir für<br />
Deinen weiteren Weg und Deine<br />
neue Beziehung alles Gute. Shuffle<br />
up and Deal.<br />
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NERVENKITZEL: WELTMEISTER<br />
Bluff (B.): Danke, dass Du Dir etwas Zeit genommen hast …<br />
Sebastian Ruthenberg (S.R.): Immer wieder gerne…<br />
B.: Bis zum Sieg von Martin Kläser warst Du der jüngste<br />
deutsche Bracelet-Gewinner … Jetzt bist Du zumindest der<br />
jüngste deutsche Weltmeister …<br />
S.R.: Der erste und bisher einzige Weltmeister … Ich gebe<br />
aber auf diese Titel nicht viel. Ob Weltmeister oder nicht<br />
macht für mich keinen großen Unterschied, obwohl ich mich<br />
natürlich sehr über den Titel freue. Und ehrlich gesagt habe<br />
ich vor der World Series of Poker nicht damit gerechnet, ein<br />
Bracelet zu gewinnen. Mein Ziel war ein Final Table.<br />
B.: Das heißt, der Titel ist Dir wichtiger als die<br />
Geschichtsbücher?<br />
S.R.: In erster Linie ist das Geld wichtig, der Titel kommt für<br />
mich an zweiter Stelle.<br />
B.: Für jemanden der von Poker lebt, verständlich ... aber in<br />
Mal was Neues<br />
ausprobieren<br />
Sebastian Ruthenberg, so heißt es, ist ein Meister im<br />
Chinese Poker, einer Pokervariante mit viel Action.<br />
Wetten, nicht nur auf Karten, ist seine Leidenschaft.<br />
Und acht Tage war er nach seinem Sieg bei der<br />
$5.000 World Championship Seven Card Stud Hi-<br />
Low Split-8 or Better der jüngste deutsche Bracelet<br />
Gewinner – bis Martin Kläser sich diesen Rekord holte.<br />
Den Titel des ersten deutschen Poker Weltmeisters<br />
kann Ruthenberg dagegen niemand mehr streitig<br />
machen: im. Volker Watschounek sprach mit dem<br />
glücklichen Gewinner in Las Vegas.<br />
zehn Jahren? Sieht das dann noch genauso aus?) Das Ziel<br />
jedes Pokerspielers ist auf lange Sicht finanziell unabhängig<br />
zu sein. Der Gewinn in diesem Turnier trägt einen guten<br />
Teil dazu bei. Da ich damit rechne, dass die Deutschen in<br />
Zukunft noch besser abschneiden werden, wird in zehn<br />
Jahren wahrscheinlich sowieso niemand mehr über meinen<br />
Titel reden.<br />
B.: Kanntest Du Martin Kläser schon vorher?<br />
S.R.: Ja, ich habe Martin kurz in Dortmund getroffen, als ich<br />
ihn zu einer Runde Chinese Poker mit Cort Kibler und Jan<br />
von Halle einladen wollte. Leider war er so schlau, meine<br />
Einladung abzulehnen. Richtig kennen gelernt habe ich ihn<br />
erst in Las Vegas, als er unser Haus besucht hat.<br />
B.: Martin muss Dich in Dortmund dann schon irgendwie<br />
begeistert haben. Du hast am Finaltisch mit ihm mitgezittert<br />
… aus Freundschaft, aus Patriotismus?<br />
S.R.: Zum größten Teil aus Freundschaft. Doch generell<br />
versuche ich jeden deutschen Spieler zu unterstützen.<br />
B.: Wie siehst Du selbst Deinen Weg ins Finale?<br />
S.R.: Ich habe das Turnier durchgängig extrem tight gespielt<br />
und mich aus marginalen Situationen soweit wie möglich<br />
rausgehalten. Da ich Stud Hi-Lo in Turnierform noch nie<br />
gespielt habe, bin ich an das Spiel so herangegangen, wie ich<br />
es auch beim Cashgame die letzten Monate gemacht habe.<br />
B.: Gab es aus Deiner Sicht Schlüsselsituationen?<br />
S.R.: In einer Hand limpt Annie Duke in Middle Position<br />
mit einer offenen Pik Dame und ich sitze nach einem<br />
weiteren Limper mit A-8-3 im Bring-in. Auf der 4. Strasse<br />
pairt sich meine 3, Annie kriegt ein weiteres Pik, und ich<br />
check-raise sie, um einen Drilling zu repräsentieren. Da<br />
Annie hohe Paare vorher immer geraist hat, war mir klar,<br />
dass sie auf einem Flush Draw sitzt. Ich bekomme<br />
einen Blank auf der 5. und 6. Strasse<br />
und spiele jeweils an und bekomme<br />
von Annie, die ebenfalls Blanks<br />
bekommt, schnelle Calls. Während ich<br />
meine Bet auf der 5. Strasse mache,<br />
frage ich sie „You need a Spade?“ und<br />
sie lächelt kurz. Auf der 7. Strasse gehe<br />
ich dann mit meinen letzten Chips<br />
blind All-in (nicht einmal eine ganze<br />
Bet) und sie foldet.<br />
B:. Mit Chris Ferguson hast Du dann<br />
im Heads-up gespielt.<br />
S.R.: Es ist immer eine Ehre,<br />
Pokergrößen wie Chris Ferguson<br />
gegenüberzusitzen. Unter den letzten<br />
20 waren ja auch noch Spieler wie<br />
David Benyamine, Howard Lederer,<br />
Chao Giang, Allen Cunningham, Kirill<br />
Gerasimov oder Barry Greenstein, die<br />
man ja normalerweise nur aus dem<br />
Fernsehen kennt.<br />
B.: Hat Dich hier ein Spieler besonders<br />
beeindruckt ... gab es vielleicht eine<br />
witzige Situation?<br />
S.R.: Besonders beeindruckt war<br />
ich von Chris Ferguson, der sich den<br />
ganzen Final Table wie ein Gentleman verhalten hat und mir<br />
nach dem Heads-up gesagt hat, wie sehr er mich als Spieler<br />
respektiert. In seiner Situation, nach 10:1 Chiplead das<br />
Heads-up noch zu verlieren, wäre ich wahrscheinlich nicht<br />
so locker geblieben.<br />
B.: Konntest Du Dir vielleicht von Martin ein paar Tipps<br />
holen, schließlich hat er bei der Fult Tilt Million Challenge<br />
gegen Ferguson ein Heads-up Duell gewonnen?<br />
S.R.: Da Martin eher Omaha Hi-Lo Spieler ist und die beiden<br />
Varianten sehr unterschiedlich sind, haben wir uns nicht<br />
ausgetauscht. Falls ich irgendwann mal Omaha Hi/Lo lernen<br />
möchte, wird Martin meine erste Kontaktadresse sein.<br />
B.: Nach dem Finale warst Du sehr müde … gab es dennoch<br />
eine spontane Party, ein Telefonat mit Deinen Eltern?<br />
S.R.: Meine Mutter ist wahrscheinlich mein größter Fan<br />
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NERVENKITZEL: WELTMEISTER - CONT.<br />
Kurzportrait<br />
und hat während der Arbeit den kompletten Finaltisch über das<br />
Livereporting mit Pokernews verfolgt. Eine kleine Party mit den<br />
Hausbewohnern wurde dann am nächsten Tag im Club „The Bank“<br />
vom Bellagio nachgeholt. Es ist wirklich schön, mit Spielern in<br />
einem Haus zu wohnen, wo jeder dem Anderen so einen Gewinn<br />
vom Herzen gönnt.<br />
An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal allen Deutschen<br />
(besonders die aus meinem Haus) danken, die mich am Finaltisch<br />
so tatkräftig unterstützt haben.<br />
B.: Du hast nach dem Sieg die Moderatorin von ESPN, Tiffany<br />
Michelle, eingeladen mitzukommen. Ist sie Deiner Einladung<br />
gefolgt, war sie mit im Club?<br />
S.R.: Nein, ist sie nicht. Und da mein Herz im Moment auf jemand<br />
anderes fixiert ist, war dies nicht sonderlich schlimm. (B.: Auf<br />
Deine Freundin?) Ja, Sonja.<br />
B.: Du hast durch diesen Sieg $328.726 gewonnen. Was wirst Du<br />
mit dem Geld machen? Deiner Freundin was Nettes kaufen?<br />
S.R.: Zu allererst werde ich meiner Mutter ein neues Auto<br />
kaufen, da sie mich in den letzten Monaten mit allem Möglichen<br />
unterstützt hat und ich ihr auf diesem Wege danken möchte.<br />
Meine Freundin hat mich auch unterstützt. Sie sagt, sie braucht<br />
nicht mehr, um glücklich zu sein. Vielleicht lasse ich mir da aber<br />
noch was einfallen.<br />
B.: Sportler sammeln Urkunden und Medaillen … bekommt Dein<br />
Bracelet einen besonderen Platz, vielleicht eine eigene Vitrine?<br />
S.R.: Da ich mit dem Bracelet nicht auf der Straße spazieren<br />
gehen werde, kommt das Bracelet an einen ganz besonderen Platz<br />
in meiner Wohnung, den ich mir aber noch sorgsam aussuchen<br />
werde.<br />
B.: Was macht ein Sebastian Ruthenberg, wenn er nicht Poker<br />
spielt?<br />
S.R.: Wenn ich mal nicht Poker spiele, vertreibe ich mir meine<br />
Zeit mit Billard, Tennis, Badminton, Fußball, Tischtennis und<br />
Radfahren. In den wenigen Fällen, in denen ich keinen Sport<br />
treibe, gehe ich mit meinen Freunden Party machen, genieße<br />
gutes Essen mit einem guten Rotwein oder denke an Sonja. (B.: Du<br />
nennst Sonja zum zweiten Mal. Wie lange kennt ihr euch schon?)<br />
Wir haben uns erst in Vegas kennen gelernt, also vor etwa sechs<br />
Wochen. Das ist genug Zeit, um sich Hals über Kopf zu verlieben.<br />
Sonja war mit einem Bekannten nach Las Vegas gekommen.<br />
B.: Wie sehen Deine Ziele für die zweite Jahreshälfte aus, für die<br />
European Poker Tour (EPT)?<br />
S.R.: Ich werde dieses Jahr wohl wieder jede EPT spielen und<br />
setze mir das Ziel, zumindest bei einem der Turniere unter die<br />
ersten drei zu kommen. Die Austragungsorte der EPT sind auch<br />
gleichzeitig immer schöne Urlaubsorte, so dass ein Ausscheiden<br />
zu ertragen ist.<br />
B.: Hier in Las Vegas wohnst Du in der Villa. Was ist das<br />
Besondere an der Villa? Es heißt, schon letztes Jahr habet ihr keine<br />
Kosten gescheut. Darf ich fragen, was so ein Haus hier in Vegas für<br />
sechs Wochen kostet?<br />
S.R.: Für die sechs Wochen haben wir dieses Jahr mit 15 Leuten<br />
29.000$ bezahlt, also deutlich weniger als man in einem guten<br />
Hotel bezahlen würde. Die Vorzüge dieser Poker-WG sind<br />
zum einen der Zusammenhalt untereinander, aber auch die<br />
Tatsache, dass man mal vom Pokern loskommt und andere Dinge<br />
unternehmen kann.<br />
B.: Ein Modell für andere große Turnierwochen?<br />
S.R.: Wir haben überlegt, uns in Barcelona und in Melbourne<br />
wieder ein Haus zu mieten, da das die Reisekosten senkt und es<br />
mehr Spaß macht, in einer großen Gruppe solche Pokerreisen zu<br />
unternehmen.<br />
B.: Im Haus lebt eine eingeschworene Gemeinschaft. Wie hat sie<br />
sich gefunden?<br />
S.R.: Wir haben uns alle nach und nach kennen gelernt, entweder<br />
online oder bei den EPTs. Der Großteil der Leute, die dieses Jahr<br />
mit im Haus wohnen, war auch schon letztes Jahr mit dabei,<br />
und es ist bemerkenswert, wie gut wir uns alle verstehen, und<br />
dass es trotz 6 Wochen Aufeinanderhängens so gut wie keine<br />
Streitigkeiten gibt. Jeder packt mit an (außer beim Einkaufen, wo<br />
sich jeder so schnell wie möglich in sein Zimmer zurückzieht) und<br />
jeder versucht, auf den Anderen Rücksicht zu nehmen.<br />
B.: Kann man sich bewerben, einmal Gast zu sein? Im nächsten<br />
Jahr vielleicht?<br />
S.R.: Wir haben auch in diesem Jahr wieder Spieler mit<br />
aufgenommen, die wir nur aus dem Internet kennen und hätten<br />
wohl keine Probleme dies auch weiterhin so zu handhaben.<br />
Generell kann sich jeder bewerben, aber im Endeffekt wird von<br />
allen Hausbewohnen demokratisch abgestimmt, wer ins Haus<br />
kommt oder nicht. (B.: Ich auch?)Für Nicht-Spieler könnte es<br />
auch durchaus langweilig werden, da sich die ganze Truppe meist<br />
gleichzeitig in den Turnieren befindet. (B.: Da es ja meine Arbeit<br />
ist, darüber zu schreiben, wäre das nicht weiter schlimm ... und<br />
wenn ein wenig Zeit ist, könntest du mir mal Chinese Poker<br />
beibringen …) Leider muss ich dich enttäuschen: Chinese Poker<br />
ist out. Inzwischen möchte keiner mehr mit mir spielen und die,<br />
die mit mir spielen wollen, können das Spiel besser als ich, da ich<br />
etwas aus der Übung bin. Die Zukunft beim Gambling liegt beim<br />
Highcarden und Schnick-Schnack-Schnuck.<br />
B.: OK, dann eben Schnick-Schnack-Schnuck ... oder einfach<br />
darauf wetten, was für ein Tag morgen ist ... Zurück zu meiner<br />
Bewerbung: Bei einem möglichen Erfolg hätte ich es einfacher –<br />
vorausgesetzt ihr habt WLAN im Haus...<br />
S.R.: Zweimal sogar, Internetausfälle können bei unserem Hobby<br />
ziemlich teuer werden ... An dieser Stelle möcht ich auch nochmal<br />
klarstellen, dass ich mich als arbeitslosen Hobbyspieler sehe.<br />
B.: Las Vegas, Du bist nicht das erste Mal hier … kann man bei der<br />
WSOP <strong>2008</strong> trotzdem von einem Durchbruch sprechen?<br />
S.R.: Die letzte WSOP lief für mich, auf gut Deutsch gesagt,<br />
ziemlich beschissen, da ich 16 Turniere mitgespielt habe und in<br />
keinem den 2. Tag erreicht habe. Entweder lag das daran, dass<br />
ich mich selber zu sehr unter Druck gesetzt habe oder an der<br />
Tatsache, dass ich jede Nacht nur 2-3 Stunden Schlaf hatte und<br />
mit Rotweinresten im Körper aufgewacht bin. Dieses Jahr bin ich<br />
das Ganze etwas professioneller angegangen, indem ich mich<br />
gesünder ernährt und mir ausreichend Schlaf gegönnt habe. (B.:<br />
Mehr Obst und Gemüse und weniger Fastfood?) Ja, genau – und<br />
weniger Alkohol.<br />
B.: Eine Frage zu Deinen Anfängen, ein Tipp, den Du vor Jahren<br />
gerne erhalten hättest?<br />
S.R.: Es ist wichtig, sich auch bei Downswings an sein<br />
Bankrollmanagement zu halten und nicht über seinen<br />
Verhältnissen zu spielen. Außerdem sollte man sich stetig<br />
fortbilden und sich nicht auf seinen Erfolgen ausruhen.<br />
B.: Wie bist Du eigentlich zum Pokern gekommen?<br />
S.R.: Meine erste Pokererfahrungen habe ich im Januar 2004<br />
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gemacht, als ich auf einer Sportwettenseite einen Link zum Pokern<br />
angeklickt habe und dort dann direkt mit Real Money Games<br />
angefangen habe, obwohl ich nicht einmal die Hand Rankings oder<br />
Regeln kannte. (Der Gambler pur!)<br />
B.: Was für Pokervarianten spielst Du und welche Stakes? Ist es ein<br />
Vorteil, in Vegas in selteneren Varianten anzutreten?<br />
S.R.: In meinem ersten Jahr habe ich ausschließlich Limit Holdem<br />
gespielt, bin dann auf S’n’Gos umgestiegen und letztendlich bei NL<br />
Hold’em Cashgame hängen geblieben. Beim NL Cashgame spiele<br />
ich Games mit Blinds zwischen 5/10 und 50/100, je nachdem wo<br />
gerade eine gute Partie läuft. Seit einigen Monaten ist NL Hold’em<br />
dann auf der Strecke geblieben, da mir Alexander Jung Stud Hi/<br />
Lo beigebracht hat und ich dieses Spiel lieben gelernt habe. Leider<br />
laufen in dieser Variante nur selten Tische, sodass es darauf<br />
hinausläuft, dass ich nur 1 oder 2 Tische gleichzeitig spiele (online).<br />
Sicher erhöhen sich die Chancen auf ein Bracelet bei der WSOP,<br />
wenn man die „exotischen“ Varianten spielt, die sonst niemand<br />
spielen will.<br />
B.: Seven Card, es ist das zweite Bracelet in dieser Disziplin …<br />
beschreib unseren Lesern doch einmal, was der Unterschied zu<br />
Hold’em ist? Wo liegt der Reiz?<br />
S.R.: Der Reiz liegt für mich größtenteils darin, dass ich einfach<br />
mal eine Abwechslung vom täglichen NL Holdem brauchte, da mich<br />
dieses Spiel mit der Zeit langsam angeödet hat und ich mich nicht<br />
motivieren konnte, mich weiterzubilden. Ein großer Unterschied<br />
zu Hold’em liegt darin, dass man viel mehr Informationen<br />
hat, da vier Karten des Gegners offen liegen. Hold’em wird ab<br />
einem bestimmten Level zu Schnick –Schnack-Schnuck für<br />
Fortgeschrittene. (B.: Durch Motivationsmangel zum ersten Bracelet.<br />
Nicht schlecht … ein Tipp für Jedermann?) Vielleicht? Ich denke,<br />
dass man sich nicht nur auf eine Disziplin beschränken sollte. Die<br />
Spieler werden immer besser und auf lange Sicht werden sich nur<br />
die Spieler durchsetzen, die in mehreren Varianten ihre Stärken<br />
haben.<br />
B.: Spielst du lieber online oder live?<br />
SR.: Eigentlich bevorzuge ich das Online-Pokern, da beim Live-<br />
Poker die meisten Spieler meinen, sich für jede Entscheidung 2<br />
Minuten Zeit lassen zu können und das Spiel aufhalten. Ich habe<br />
schon versucht, mir die Zeit mit DVDs oder Musik zu vertreiben,<br />
aber leider sinkt dabei auch die Konzentration. Der Vorteil beim<br />
Online-Poker liegt darin, dass man sich in einem vertrauten Umfeld<br />
befindet und man seine Zeit viel flexibler einteilen kann.<br />
B.: Irgendwelche Tipps für jemanden, der gerade mit dem Pokern<br />
anfängt?<br />
S.R.: Bevor man sich an die Real Money Tische setzt, sollte man<br />
sich erst einmal mit ausreichend Pokerliteratur ausstatten und<br />
diese auch verstehen. Bevor sich die ersten Erfolge einstellen, muss<br />
viel Disziplin und Geduld an den Tag gelegt werden. An dieser<br />
Stelle möchte ich Nasr El Nasr und Florian Grünheid danken, der<br />
mir die Grundlagen zu diesen Themen eingetrichtert hat. (B.: Tipps<br />
für jemanden, der bei der WSOP groß herauskommen möchte?)<br />
Meiner Meinung nach sollte die WSOP erst gespielt werden, wenn<br />
eine ausreichend große Bankroll vorhanden ist und genügend Live-<br />
Erfahrung gesammelt wurde.<br />
B.: Danke für das Gespräch, gibt es eine Frage die Du hier vermisst<br />
- auf die du aber gerne geantwortet hättest?<br />
S.R.: Nein, fällt mir nichts ein. (B.: Fast hätte ich es vergessen … Wo<br />
darf ich die Bewerbung hinschicken, um das nächste Mal im Haus<br />
mitzuwohnen?) An die Adresse spammail@gmx.net ;-).<br />
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THRILLS: STUD UND OMAHA<br />
Keine<br />
Paare im<br />
Hi-Lo<br />
Von Annie Duke<br />
Die Zeit des Jahres ist wieder gekommen, in der ich meinen 8 or better Artikel schreibe.<br />
Jedes Jahr spiele ich die 8/b Turniere bei der World Series of Poker (WSOP) und<br />
jedes Jahr schreibe ich am Ende einen Artikel, in dem ich mich darüber aufrege, wie<br />
so viele Spieler den zentralen Punkt bei 8/b nicht begreifen. Tatsächlich bin ich in<br />
der glücklichen Lage, sagen zu können, dass dieses Jahr keine Ausnahme darstellt.<br />
Dieses Jahr konzentriere ich mich auf 8/b beim Seven Card Stud. Ich kann aber nicht versprechen,<br />
dass nicht doch ein bisschen Omaha 8/b dabei ist.<br />
Beginnen wir mit zwei Dingen, die man an Tag Eins eines $5k Stud 8/B Championships nie hören<br />
sollte:<br />
„Ich werde immer wieder von all diesen Paaren erwischt“, (wenn man 9 oder 10 als höchstes<br />
Paar hat).<br />
„Ich wollte Könige repräsentieren.î<br />
Beide Statements, und das kommt vielleicht nicht überraschend, stammten von dem gleichen<br />
Spieler. Das erste kam, nachdem zwei Hände hintereinander ein Ass in erster Position in einem Feld<br />
mit kleinen Karten traf und dieser Spieler mit 9 oder T als höchstem Paar reraiste. Nun, es ist so:<br />
Wenn ein Ass im Stud 8/b bereit ist, aus erster Position zu raisen, wenn das Board nicht wirklich,<br />
wirklich hart ist, dann hat das Ass irgendetwas. Vielleicht einfach nur drei kleine Karten zum Ass.<br />
Doch das ist die schlechteste Hand, die das Ass hier haben sollte. Hier können Sie mit 9 oder 10<br />
up nur raisen, wenn Sie A-A als Hole-Cards haben. Vielleicht können Sie mit T (T-T) oder 9 (9-9)<br />
reraisen. Ehrlich gesagt, geben Sie damit aber zu viel von Ihrer Hand preis. Ein Drilling oder Asse<br />
als Hole-Cards sind so ungefähr das Einzige, was geht. Jedes andere Paar würden Sie eigentlich<br />
immer folden. Schließlich wollen Sie nicht spekulieren, ob Sie gegen A-A spielen - und selbst wenn<br />
Sie das nicht tun, kriegen Sie sowieso nur die Hälfte des Pots oder folden am Ende auf der vierten<br />
oder fünften Straße, wenn das Ass das Board trifft. Wie auch immer: Mit nur einem Paar sind Sie<br />
in ganz schlechter Verfassung und müssen weit hinten liegen. Deshalb ist es wahrscheinlich keine<br />
gute Idee, hier zu reraisen. Tatsächlich wäre es das Beste, hier zu folden. Ich meine, schließlich<br />
würden Sie das Ass in früher Position nicht in einem einfachen Stud-Turnier reraisen, also kann das<br />
beim 8/b zu tun, wirklich keine gute Idee sein.<br />
Wenn man sein Geld wie ein Donkey mit einen Reraise in dieser Situation unters Volk bringt,<br />
dann würde ich nicht sagen, die Karten laufen schlecht. Stud 8/b ist kein Paar-Poker.<br />
Zur zweiten Situation kam es, als der fragliche Spieler mit König up gegen ein Feld kleiner Karten<br />
und einem Ass raiste. Als das Ass reraiste, entschied sich dieser Spieler, seinen König (A-5) (keine<br />
suits) nicht zu folden. Stattdessen reraiste er. Am Ende der Hand, als er sein Geld verlor, sagte<br />
er, „Ich wollte Könige repräsentieren.î Ok. Das ist etwas, das ich an einem Pokertisch, wo jeder<br />
Spieler $5k gezahlt hat, um zu spielen, nie wieder hören möchte. Ich meine, ehrlich, fangen wir<br />
beim Raisen mit K (A-5) in früher Position an. Gegen ein Feld kleiner Karten und einem Ass, das<br />
auf der Lauer liegt, wäre K-K fragwürdig, aber eine Hand mit zwei Karten zum Lo und A-K high ist<br />
sogar noch schlimmer. Man spielt Hi-Lo Split. Meistens kriegt man sowieso nur die Hälfte des Pots.<br />
Man erhält nicht den richtigen Preis, um schlechte Highs zu spielen. Leute mit niedrigen Händen<br />
bringen einen entweder dazu, zu folden, wenn sie treffen oder sie schleichen sich in merkwürdige<br />
Straights oder zwei Paare oder einfach Asse davon und Sie werden von einer Hand erwischt, die am<br />
Anfang kein Paar hatte. Weil die Leute sich in merkwürdige Highs flüchten und man meistens nur<br />
um die Hälfte des Pots spielt, darf man nur seine wirklich stärksten Highs spielen. Ich würde kaum<br />
sagen, dass K (A-5) hier dazugehört.<br />
Aber, oh nein, als der König von dem Ass gereraist wurde, hat er nicht gefoldet, wie es jede<br />
gesunde Person machen würde. Stattdessen entschied er sich, zu reraisen, um, was?, die Könige<br />
zu repräsentieren? Bitte? Das Ass hat gerade erklärt, dass die schlechteste Hand, die es haben<br />
könnte, drei kleine Karten zum Ass sind. Ich bin ziemlich sicher, dass das Ass bereits vermutet hat,<br />
der Spieler in erster Position hätte Könige, als der König up in früher Position geraist hatte. Das<br />
ist so ungefähr die einzig vorstellbare Hand, die er haben kann. Weil dieser Spieler sich so darauf<br />
versteift hat, eine tatsächliche Hand zu repräsentieren, schaffte er es irgendwie, ganz bis zum River<br />
zu gehen und den Pot zu verlieren. So viel zum Repräsentieren von Königen. Das einzig Positive<br />
für diesen Spieler war, dass es ihm gelang, das Ass langsamer werden zu lassen, als er tatsächlich<br />
einen weiteren König auf der sechsten Strasse traf. Zumindest hat er so unterwegs ein bisschen<br />
Geld gespart.<br />
Die Moral dieser Geschichte lautet: In 8/b ñ Stud oder Omaha ñ spielt man beim Stud und Omaha<br />
nicht alle hohen Hände und beim Razz und beim Omaha nicht alle niedrigen Hände. So funktioniert<br />
das Spiel nicht. Jede Hand zu spielen, die in der High-Version dieser Pokervariante gerechtfertigt<br />
werden könnte, wird Ihnen nicht gut tun. Vor allem beim Stud 8/b ist Ihr High besser stark und<br />
zum Spielen geeignet, denn schließlich wird der Pot geteilt. Die einzigen anderen hohen Hände, die<br />
Sie spielen könnten, sind die, die auch zu Lows werden können: etwa drei kleine suited Karten oder<br />
drei kleine, miteinander verbundene Karten. Die Regel, dass man nur den halben Pot bekommt,<br />
gibt es nicht umsonst. Sie ändert die Situation, welchen Preis man bezahlen kann, genau wie die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Hand hält, da Ihre Gegner immer noch jede Menge merkwürdige<br />
Hände haben können.<br />
Denken Sie dran: Ich möchte nie wieder hören, wie Sie sich über Ihre schlechten Karten<br />
beschweren, weil Sie 9-9 oder T-T in irgendeinem 8/b bekommen haben und ignorant genug waren,<br />
damit zu reraisen.<br />
28 SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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DER VIRTUELLE SPIELTISCH: JENNIFER TILLY<br />
Pokertürme<br />
Von Jennifer Tilly<br />
Egal, wie reich und berühmt man ist – Wohnungen<br />
zu suchen, kann schwierig sein.<br />
Jennifer Tilly schildert, wie sie zu einer<br />
Wohnung kam und was das für Folgen<br />
Phil und ich ziehen endlich in unser neues Apartment. Wir lieben<br />
es. Lange Zeit haben wir schon davon geträumt, nur mit<br />
Handtasche und Rucksack nach Las Vegas zu kommen. Kein<br />
Gepäck. Wozu brauchen wir Gepäck? Alles, was wir brauchen,<br />
ist in unserem Apartment in Las Vegas!<br />
Es hat lange gedauert. Vor drei Jahren habe ich eine Einheit im Cosmo<br />
gekauft. Es war noch nicht gebaut, aber der Prospekt versprach atemberaubende<br />
Blicke und einen schwungvollen Lebensstil. Auf Bildern<br />
sah man den Fitnessraum voll gesunder Leute, die lachten, während<br />
sie ihre Fitnessübungen absolvierten und eine junge Dame im Bikini<br />
und mit kirschroten Lippen, die den Swimmingpool zierte. Wir wussten<br />
nicht ganz genau, was wir gekauft hatten, aber so ähnlich sollte es<br />
schon sein.<br />
Ein Jahr später hatten die Bauarbeiten noch nicht<br />
einmal begonnen, also leistete Phil eine Anzahlung auf<br />
eine Eigentumswohnung beim W. Sie würde phantastisch<br />
sein! Heiße Bäder im Zimmer! Neon-Playboy-Einrichtung!<br />
Man würde in seinem Junggesellenapartment<br />
in der heißen Wanne sitzen können, mit Blick auf den<br />
Strip und die glänzende Zukunft mit Champagner begrüßen.<br />
Ein weiteres Jahr verging. Das Cosmo bestand aus einem großen Loch<br />
im Boden. Der W-Traum ging nie in Erfüllung. Phil erhielt seine Anzahlung<br />
zurück. „Ich möchte eine Wohnung, in die wir gleich einziehen<br />
können!“, jammerte ich. „Ich bin es leid, Luft zu kaufen!“<br />
Auftritt Pokertürme. Antonio besaß dort bereits eine Eigentumswohnung,<br />
eine Eckwohnung mit einem phantastischen Panoramablick,<br />
bei dem man den Strip im Blick hatte, doch wenn man sich umdrehte<br />
auch die Berge sehen konnte. Am Anfang wollten wir eine Wohnung<br />
wie die von Antonio, aber natürlich auf einem höheren Stockwerk. Aber<br />
dann fanden wir heraus, dass nebenan ein weiterer Komplex errichtet<br />
werden sollte und es bestand durchaus die Möglichkeit, dass wir nicht<br />
auf die Berge, sondern in das Wohnzimmer von fremden Leuten gucken<br />
würden. Der Gedanke daran ließ uns schaudern. „Wir brauchen unsere<br />
Privatsphäre!“ erklärten wir. „Wir müssen nackt herumlaufen können,<br />
ohne dass uns irgendjemand beobachtet.“<br />
Wir entschieden uns für eine kleinere Wohnung den Flur hinunter<br />
mit einem spektakulären Blick auf den Strip, der nie gestört werden<br />
kann. Wir verlegten den Boden mit Kirschbaumholz, installierten Einbauleuchten<br />
und kauften ein Haufen italienische Möbel von Antonios<br />
Quelle, Apartment Ben.<br />
Am Tag vor dem ersten Event der World Series of Poker <strong>2008</strong> zogen<br />
wir ein. Wir lieben es! Es ist genau wie die Prospekte für den Las Vegas<br />
Lifestyle. Die Aufzüge sind voller Pokerspieler und Partygirls. Morgens<br />
von zehn bis elf pulsiert der Fitnessraum mit Leben, denn jeder will<br />
noch rasch sein Fitnessprogramm absolvieren, bevor die Turniere mittags<br />
beginnen. In der Lobby stehen Palmen, ein Bibliotheksimitat und<br />
es gibt Starbucks-Kaffee umsonst.<br />
Phil, normalerweise so schlampig, wie es nur geht, hat sich plötzlich<br />
in Felix Unger verwandelt. Niemand darf Schuhe in der Wohnung tragen,<br />
vor allem ich nicht. Wie sich zeigt, hatten ihn die unendlich vielen<br />
kleinen Abdrücke auf dem Holzboden unseres alten Hauses gestört (durch<br />
Stöckelschuhe verursacht).<br />
In den ersten paar Wochen darf ich den Ofen nicht benutzen. „Ich<br />
möchte nicht, dass unser neues Apartment<br />
Phil, normally the<br />
biggest slob you would<br />
ever meet, has suddenly<br />
turned into Felix Unger.<br />
nach Essen riecht“, erklärt Phil trotzig. „Warten<br />
wir ab, bis wir uns einen Grill kaufen. Wir<br />
können draußen auf der Terrasse kochen.“<br />
Als Antonio und David Wells zu Besuch<br />
kommen und trotz der Einwände von Phil im<br />
Wohnzimmer essen, folgt er ihnen besorgt<br />
mit Handfeger und Schaufel. Hört auf zu<br />
krümeln“, bittet er. „Ihr krümelt…“ Irritiert schauen sie ihn an.<br />
„Phil, was ist mir Dir geschehen?“, fragt David mit vollem Mund. „Das<br />
ist nicht der Phil, den ich kenne.“<br />
„Dies ist meine Wohnung und ich möchte nicht, dass es unordentlich<br />
wird!“, brüllt Phil defensiv. „Ist irgendwas verkehrt daran?“<br />
Nachdem Phil an seinem Finaltisch ausgeschieden ist, gehen wir zu<br />
Sharper Image. Im Kaufrausch brausen wir durch den Laden und stapeln<br />
alles in großen Haufen auf dem Ladentisch. Sharper Image gibt<br />
sein Geschäft auf und alles im Laden wird ausverkauft. Durch seinen<br />
achten Platz ist Phil $75.000 reicher, also kaufen wir alles, was wir<br />
brauchen, und ein paar Sachen, die wir nicht brauchen.<br />
Phil besorgt sich ein Fernrohr, damit wir beobachten können, was<br />
auf der anderen Straßenseite passiert und eine Kamera, die man an der<br />
Stirn befestigen kann, damit er filmen kann, wenn er Motorrad fährt.<br />
Ich kaufe einen kleinen Weinkeller, eine Waage und einen Margaritamixer.<br />
Als wir nach Hause kommen, wirft Phil ein paar Steaks auf den<br />
neuen Outdoor-Grill während ich Mango-Margaritas in der Küche mixe.<br />
Dann setzen wir uns auf die Terrasse, um auf unsere Pokerzukunft anzustoßen,<br />
während die Sonne sich hinter den enormen Baustellen des<br />
Stadtzentrums rosa färbt.<br />
Phil dreht sich zu mir um und strahlt. „Baby!“, sagt er und hebt seine<br />
Margarita, „wir leben den Traum!“<br />
48 ??????????? <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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DER VIRTUELLE SPIELTISCH: ONLINE-BERICHT<br />
IN ZUSAMMENARBEIT MIT POKERVERDICT.COM<br />
Online-Bericht<br />
Spielerporträt: OMGClayAiken<br />
Mit seinem Bracelet-Gewinn in Event #28 der WSOP <strong>2008</strong><br />
hinterließ Phil Galfond auch bei der Offline-Community<br />
Eindruck. Simon Hopper über das Internetphänomen.<br />
OMGClayAiken, alias Phil<br />
Galfond, ist einer der jungen<br />
High Stakes Online-Cashgame-<br />
Spieler, die kometenhaft an<br />
die Spitze gekommen sind. Er<br />
begann mit $10 S’n’Gs,<br />
um sich eine Bankroll<br />
aufzubauen, las dann Sklanskys Hold ’Em<br />
Poker For Advanced Players und versuchte<br />
sein Glück bei den $5/$10 Cashgames.<br />
Nach einer Gewinnsträhne spielte Phil dann<br />
in den $25/$50 und $50/$100 Partien, bis<br />
er seine ganze Bankroll in ein paar Tagen<br />
verlor.<br />
Danach tat er sich mit ‘The Ballas’<br />
zusammen und seitdem spielt er<br />
regelmäßig auf den höchsten Levels.<br />
Phil ist immer noch Mitglied der ‘Ship It,<br />
Holla’-Crew, ein Team junger Amerikaner,<br />
zu denen ‚durrr’ (Tom Dwan) und ‚raptor’<br />
(David Benefield zählen, die regelmäßig<br />
in den höchsten Online-Partien mit dabei<br />
sind. Phil meint, Dwan hätte seinem Spiel<br />
am meisten geholfen. Ihm verdanke er es<br />
auch, zu begreifen, dass „man an jede nur<br />
erdenkliche Möglichkeiten denken sollte,<br />
die man im NLHE hat. Normalerweise<br />
hat man eine Menge”. Galfonds originelle<br />
Interpretationen des Spiels zeigen sich auch<br />
in seinen Artikeln für <strong>BLUFF</strong>.<br />
Außerdem ist er einer der wenigen<br />
Online-Spezialisten, die bei High Stakes<br />
Poker dabei waren. Während seines kurzen<br />
Auftritts bei der Show kritisierte Galfond<br />
nicht nur, wie er als „Onliner“ behandelt<br />
wurde, sondern auch das Spielniveau. Auf<br />
2+2 schrieb er: Ich war gerade dabei, ins<br />
Bett zu gehen, als man mir mitteilte, drei<br />
der TV-Profis von Tag Zwei hätten in letzter<br />
Minute beschlossen, dass sie an Tag Drei<br />
spielen wollen; ich hingegen wurde für<br />
nicht besonders fernsehtauglich erachtet,<br />
weil ich so tight spielte und nicht genug mit<br />
den Spielern redete, die mich nicht<br />
kennen. So verlor ich also meinen<br />
Platz am Tisch. Gelinde gesagt war ich<br />
ziemlich wütend.<br />
Er fährt fort:<br />
Ich würde mir wünschen, dass jemand<br />
eine Show organisiert, in der ich, durrr,<br />
Aba und noch zwei andere jeder Heads-up<br />
gegen Ivey, Doyle, Negreanu, usw. spielen.<br />
Jeder von uns wird gegen ein Profi gelost<br />
und wir spielen Best of Three Heads-up 200<br />
Big Blinds Freeze-Outs. Jedes Team setzt $2<br />
Millionen oder was auch immer, und das<br />
Team, das die meisten der fünf Wettkämpfe<br />
gewinnt, teilt den Preis unter sich auf.<br />
Online-Profis gegen Live-Profis. Dann<br />
würde Amerika vielleicht begreifen, wie es<br />
wirklich ist.<br />
Nun, das wäre wirklich mal eine Partie<br />
Im Juni <strong>2008</strong> stellte sich Phil Galfond<br />
der Offline-Welt vor, indem er sein erstes<br />
WSOP-Bracelet in Event #28 (dem $5.000<br />
PLO Rebuys) und beeindruckende $817.781<br />
gewann. Was er nach dem Turnier sagte,<br />
ist vielleicht typisch für die Art, wie er das<br />
moderne Poker sieht und die enorme Zeit,<br />
die er damit verbringt: „Das Publikum und<br />
die Poker-Community insgesamt betrachten<br />
den Gewinn eines Bracelets als so wichtig<br />
und deshalb habe ich auch eins gewonnen.<br />
Ich hatte das Gefühl, ich habe mich bereits<br />
seit langer Zeit online in den härtesten<br />
Partien bewiesen, aber ich hatte mich nicht<br />
wirklich allen bewiesen. Für mich bedeutet<br />
dieses Bracelet, mich allen anderen zu<br />
beweisen.<br />
„Ich habe so viele Hände PLO mit den<br />
unterschiedlichsten Stackgrößen gespielt,<br />
dass es fast zur zweiten Natur geworden ist.<br />
Ich war konzentriert, obwohl ich nervös und<br />
angespannt war. Ich wusste aber nach wie<br />
vor, was ich tun musste; ich bin so daran<br />
gewöhnt.“<br />
Ich habe einen Lauf<br />
ICallSOWhat ist<br />
nicht zu stoppen<br />
Die <strong>2008</strong> Story muss die des<br />
geheimnisvollen High<br />
Stakes Omaha-<br />
Spielers<br />
“ICallSOWhat”<br />
sein. Dieser<br />
Spieler hat die<br />
High Stakes<br />
Omaha Partien<br />
vernichtet und<br />
in vier oder<br />
fünf Tagen mehr<br />
als $300.000<br />
gewonnen, womit er<br />
seinen Gesamtgewinn<br />
im Juni auf beinahe $1<br />
Million Dollar hochgeschraubt hat.<br />
Er ist der mit Abstand größte Gewinner<br />
in diesem Jahr und hat schon über<br />
$4,7 Millionen Dollar an Gewinnen seit<br />
Anfang <strong>2008</strong> eingefahren. Um einmal die<br />
Verhältnisse klarzumachen, so hat der<br />
andere große Gewinner in diesen Partien,<br />
David Benyamine, (den manche als den<br />
weltbesten Omaha-Spieler bezeichnen)<br />
im gleichen Zeitraum nur etwa die Hälfte<br />
dieser Summe gewinnen können.<br />
Wer dieser Spieler ist und ob er (oder<br />
sie?) diesen kranken Lauf fortsetzen<br />
wird (die Varianz im<br />
Omaha kann<br />
atemberaubend<br />
hoch sein),<br />
kann nur die<br />
Zeit zeigen.<br />
?<br />
Eins steht<br />
jedoch<br />
fest, wenn<br />
dieser<br />
Bursche<br />
(dieses<br />
Mädel?) noch<br />
lange so weiter<br />
macht, dann wird bei<br />
den High Stakes Omaha-Partien nicht<br />
mehr viel Geld übrig sein, das man<br />
gewinnen kann.<br />
Poker Verdict is an online poker<br />
community site offering expert strategy,<br />
poker news updates, player profiles,<br />
blogs, live reporting at the major events<br />
and online tourney search and results.<br />
KAVANAGH HOPPER GROSS HUGO WOOLDRIDGE TUCK GHAZI CHANNING<br />
50 SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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Hugo’s<br />
BLOGSPOTTING<br />
Doyle in der Flaute<br />
Mittlerweile haben Sie wahrscheinlich eine ganze Menge Blogs voller Bad<br />
Beats gelesen. Ja, die WSOP ist vier Wochen alt und das heißt voller Burnout<br />
und Pokerhass. Selbst der gewaltige Doyle Brunson ist nicht gefeit gegen den<br />
Überdruss an der World Series.<br />
Folter… Tag für Tag. Was der englische König William Wallace in<br />
Braveheart antut, verblasst im Vergleich zu dem, was mir im letzten Monat<br />
widerfahren ist. Erneut war ich der Bubble Boy im $10.000 Omaha 8 or better<br />
Turnier. Ich war Chipleader mit 250k, als nur noch 40 Spieler übrig waren<br />
und kam nicht ins Geld, obwohl 27 Spieler ausgezahlt wurden.<br />
Wenn man im Amazon Room herumläuft, dann sieht man viele Spieler, die<br />
das haben, was die GIs in Vietnam den „Tausend Meter Blick“ nannten.<br />
Es sind die unglücklichen Helden ihrer Vaterstadt, deren Träume zerstört<br />
wurden; sie haben jeden Bad Beat erlebt und sie haben jeden Fehler gemacht,<br />
den man machen kann. Sie laufen umher, kratzen sich am Kopf und fragen sich,<br />
wie viel sie noch ertragen können. Mein Gott, wenn Big Poppa nicht gewinnen<br />
kann, welche Chance hat dann Joe Schmo aus Idaho?<br />
Ich kann mir einfach nicht erklären, was ich am Pokertisch falsch mache. Fünf Sessions<br />
hintereinander im Cashgame zu verlieren, ist ein Signal, dass ich nicht so spiele, wie ich sollte.<br />
Fünf Sessions hintereinander? Moment Mal, das ist gar nichts, Mr. Brunson. Manche von uns<br />
sind seit zwei Wochen in Vegas und haben jeden verdammten Tag verloren, Kumpel! Ich vermute,<br />
als Pokerpate fünf Sessions hintereinander zu verlieren ist unvorstellbar.<br />
Sein Gesicht verlieren<br />
Während Doyle ein Veteran der WSOP ist, erleben viele junge Spieler die Wiesen<br />
(das heißt Las Vegas übrigens eigentlich – Spanisch, falls Sie sich das fragen)<br />
zum ersten Mal. Ein solcher Spieler ist John Tabatabai (Sie kennen ihn,<br />
er wurde Zweiter hinter Annette_15 bei der WSOPE), der natürlich dem<br />
Wahnsinn zum Opfer fiel.<br />
Natürlich läuft es so gut für mich, dass wir uns ein Haus mitten in der<br />
Wüste mieten, von dem kein Taxifahrer weiß, wie er dahin kommen soll.<br />
Es wird noch besser, denn den Tag darauf wollten wir um 16:00 Uhr zum<br />
Strip fahren, also haben wir um 15:00 Uhr ein Taxi gerufen. Waren um<br />
16:00 fertig und natürlich war das Taxi nicht zu sehen. 16:30, kein Taxi,<br />
17:00 kein Taxi. Jetzt bin ich allmählich auf Tilt, also beschließe ich, ein wenig<br />
online zu spielen, während wir auf das Taxi warten ... natürlich, $12k und vier<br />
Stunden später kommt das Taxi. GROSSARTIG. IST DAS ERNST GEMEINT?? IST<br />
GANZ VEGAS MANIPULIERT???<br />
Ja, ich fürchte, es ist manipuliert, John. Fast niemand kommt lebend davon. Übrigens ist es nicht<br />
ungewöhnlich, dass Taxifahrer keine Ahnung haben, wohin sie fahren. Da sich Vegas immer<br />
weiter ausdehnt, wird immer gerade ein neues Wohngebiet aus dem Boden gestampft. Ich weiß<br />
noch, wie ich einmal zu irgendeiner Party in irgendeiner kitschigen Villa im Playboy-Stil am<br />
Stadtrand gefahren bin und wir eine halbe Stunde immer um die gleichen Blocks gefahren sind,<br />
weil es nirgendwo Straßenschilder oder Nummern gab.<br />
Allerdings bin ich nicht sicher, ob Tabatabai und Co. mit ihrem Haus eine wirklich gute Wahl<br />
getroffen haben.<br />
Überall in unserem Haus sind Fliegen, Kakerlaken laufen auf dem Sofa umher und wie zu<br />
erwarten ist das Kabelfernsehen Mist, es sei denn, man schaut gern Werbesendungen auf<br />
Spanisch. Alles so gewöhnlich. Oh, fast habe ich es vergessen – wenn man tagsüber vor die Tür<br />
geht, fällt einem das Gesicht ab. 50°C bei 0 Luftfeuchtigkeit. Reizend.<br />
Das Gesicht fällt ab? LOL. Das bringt es so ziemlich auf den Punkt.<br />
Ich habe einen Lauf<br />
Benyamine, die Maschine<br />
Der große Cashgame-Gewinner<br />
des Monats muss David Benyamine<br />
sein. Wir wissen alle, dass David<br />
in den großen Online-Cashgames<br />
allgegenwärtig zu sein scheint<br />
– dieses Jahr belaufen sich seine<br />
Gewinne bislang auf über $3 Millionen<br />
– aber jetzt hat er auch seine Stärke in<br />
Live-Turnieren bewiesen, indem er das<br />
WSOP Event #37 gewann, die $10.000<br />
Buy Omaha hi-lo Weltmeisterschaft. Das<br />
brachte ihm mehr als $535.000 und sein<br />
erstes WSOP-Bracelet.<br />
David war in seinem Element, als<br />
die Partie short-handed wurde (bei der<br />
Zahl der Hände, die er online shorthanded<br />
gespielt hat, ist das keine große<br />
Überraschung), und eliminierte die letzten<br />
drei Spieler mit gnadenloser Leichtigkeit.<br />
Nicht damit zufrieden, sein erstes Bracelet<br />
und mehr als eine halbe Million Dollar<br />
zu gewinnen, hat David auch in den<br />
$200/$400 PLO Online-Games gespielt<br />
und mehr als $250.000 seit seinem<br />
Bracelet-Gewinn erzielt.<br />
Wann genau er noch Zeit für etwas<br />
banalere Aktivitäten wie Essen, Schlafen,<br />
Ausgehen oder einfach dasitzen und sich<br />
zu entspannen hat, ist unklar. Eins steht<br />
allerdings fest: Falls irgendjemand einmal<br />
versuchen sollte, eine Poker spielende<br />
Maschine zu entwickeln, dann wäre<br />
David Benyamine das ideale Design.<br />
Antonius freut sich<br />
über seine neuen<br />
Tische<br />
Die großen Neuigkeiten in den<br />
Cashgames drehen sich alle um Patrick<br />
Antonius und seine neuen $2.000/$4.000<br />
H.O.R.S.E und Omaha Hi-lo Tische bei<br />
Full Tilt. Diese beiden Tische haben<br />
ein wenig Monsteraction gesehen,<br />
wobei es Antonius gelang, einen<br />
$720.000 Stack an seinem privaten Omaha<br />
Hi-lo Tisch aufzubauen – bei einem<br />
Gesamtprofit von über $500.000.<br />
Der andere große Gewinner in diesen<br />
Partien war niemand anderes als der<br />
Große Däne, Gus Hansen. Hansen hat<br />
über $1.000.000 gemacht, darunter einen<br />
$800.000 Gewinn in einer einzigen<br />
H.O.R.S.E Session. In den letzten Monaten<br />
war Hansen einer der großen Verlierer in<br />
den PLO-Partien – hoffentlich bringt ihn<br />
die neue Action an diesen Tischen aus den<br />
roten Zahlen.<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM • <strong>2008</strong> SEPTEMBER 51<br />
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VIRTUAL FELT: SIT-N-GO<br />
Sit-N-Go<br />
mit Phil „USCPhildo“ Collins<br />
Bislang hatte Phil, im Moment Number Fünf auf Bluffs Online Player of the Year Liste, ein ausgezeichnetes<br />
Jahr und beinahe $300.000 am virtuellen Spieltisch gewonnen. Wir haben uns mit Phil ausgetauscht,<br />
um einen kleinen Eindruck zu bekommen, wie das Leben des jungen Poker-Superstars aussieht.<br />
44 SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
SIT_GO.indd 108 16/7/08 12:03:05
<strong>BLUFF</strong>: Phil, bringen wir es gleich hinter uns:<br />
„Can you feel it coming in the air tonight?“<br />
Phil: Haha. Ja, das kann ich! „Oh<br />
Lorrrrrrrrrrrrdddddd!“ Ich glaube, ich<br />
habe auch den gleichen Zweitnamen.<br />
Es ist phantastisch; tatsächlich heißt<br />
er Philip David Michael Collins.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Whoa! Ist ja irre.<br />
Phil: Ich bin Philip David Collins. Meine<br />
Mutter hat gedacht, er ist schon alt und<br />
würde nicht mehr allzu lange berühmt<br />
bleiben. Ich weiß, was Du denkst, aber<br />
er ist nicht mein wirklicher Vater!<br />
<strong>BLUFF</strong>: Wie wir sehen, hast Du in der<br />
letzten Zeit Online einen wirklichen Lauf<br />
gehabt. Du bist Nummer Zwei der Player<br />
of the Year Liste. Wie fühlst Du Dich so?<br />
Phil: Ich glaube, mein Selbstvertrauen war<br />
noch nie so groß. Ich denke, das hat viel<br />
mit den Ergebnissen zu tun, aber ich habe<br />
auch das Gefühl, mein Spiel hat in der<br />
letzten Zeit ein höheres Niveau erreicht und<br />
ich freue mich auf meine Pokerzukunft.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Das ist schön! Hast Du viele Live-<br />
Turniere gespielt oder strikt online?<br />
Phil: Ich habe vor allem online gespielt,<br />
aber bislang habe ich auch sehr viel bei<br />
der WSOP gespielt. Am Ende werden es<br />
wohl zwanzig oder mehr Turniere sein.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Mit wem wohnst Du im<br />
Moment bei der WSOP zusammen?<br />
Phil: Ich wohne bei bhanks11 (a.k.a.<br />
usourcek, FU_15) in seinem Haus,<br />
zusammen mit vier oder fünf oder anderen<br />
Jungs. Ein Haus mit fünf Zimmern,<br />
zehn Minuten vom Strip entfernt.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Gehst Du, während Du hier<br />
in Vegas bist, gerne auf Partys oder<br />
lebst Du weniger aufregend?<br />
Phil: Ich war drei oder vier Mal in Vegas und<br />
habe eigentlich kaum was Anderes gemacht,<br />
als Karten zu spielen. Aber wenn einer von<br />
uns bei einem Turnier gut abschneidet,<br />
dann lassen wir es vielleicht krachen.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Spearmint Rhino?<br />
Phil: Immer eine Möglichkeit!<br />
<strong>BLUFF</strong>: Ha, das scheint der Ort<br />
zum Feiern zu sein. Hast Du<br />
irgendwelche Seitenwetten laufen?<br />
Phil: Bislang noch nicht, aber ich<br />
bin sicher, das kommt noch.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Erzähl uns ein bisschen<br />
was über frühere Seitenwetten.<br />
Phil: Ich hatte eine $5k, Drei-Mann-<br />
Seitenwette bei der letzten FTOPS durch<br />
Pocket Fives. Ich glaube, sechs Mannschaften,<br />
Siegermannschaft kriegt alles. Ich glaube, ich,<br />
bhanks und ghettofabolous wurden Letzter.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Aua! Was tust Du in Deiner<br />
Freizeit, außer Poker spielen?<br />
Phil: Ich gucke viel Sport. In meinem<br />
ersten Jahr auf der High School habe ich<br />
Basketball gespielt und an der South<br />
Carolina habe ich viel in der Halle und ich<br />
weiß nicht was gespielt. Ich fahre auch ein<br />
paar Mal im Monat nach Charleston, um<br />
Zeit mit meiner Freundin zu verbringen.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Dein NBA-Lieblingsteam?<br />
Phil: Mein Vater kommt aus Boston,<br />
also halte ich zu den Celtics.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Da kannst Du Dich mit Mr. Menlo<br />
(Isaac Baron) zusammentun. Er ist auch<br />
Celtics Fan. Es scheint, als könntet Ihr<br />
beiden euch freuen, Meister zu werden.<br />
Phil: Haha! Ganz bestimmt. Ich bin kein<br />
GROSSER Fan vieler Profiteams. Eigentlich<br />
bin ich mehr der Typ für College-Sport.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Ich vermute, University of<br />
South Carolina ist Dein Lieblingsteam<br />
beim College-Sport?<br />
Phil: Ja, genau!<br />
<strong>BLUFF</strong>: Jetzt zu den <strong>BLUFF</strong><br />
Final Five. Was dröhnt in Deinen<br />
Kopfhörern, während Du spielst?<br />
Phil: Lupe, aber ich höre auch eine Menge<br />
anderes Zeug. Im Moment bin ich gerade<br />
auf einer Art Klassiker-aus-den-80ern-<br />
Trip. Rick Astley und Hall und Oates<br />
finde ich im Moment wirklich gut.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Glaubst Du, dass Glück im Poker<br />
eine Rolle spielt und hast Du irgendwelche<br />
Rituale, um Pech abzuwenden?<br />
Phil: Ich glaube, Glück ist eins der am<br />
meisten missverstandenen Konzepte<br />
im Poker, aber tatsächlich liegen die<br />
Dinge hier sehr einfach. Glück ist<br />
kurzfristig 100-prozentig notwendig,<br />
aber langfristig vollkommen irrelevant.<br />
Deshalb versuche ich Entscheidungen<br />
mit positivem Erwartungswert zu treffen,<br />
denn dann weiß ich, dass die Ergebnisse<br />
folgen werden, wenn ich gut spiele. Ich<br />
mache selten etwas, um meinem Glück<br />
„zu helfen“. Trotzdem gute Frage.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Wenn Du irgendjemand platzen<br />
lassen oder dessen gesamte Bankroll<br />
gewinnen könntest, wer wäre das?<br />
Phil: Ich hätte ein zu schlechtes Gefühl,<br />
jemandem die ganze Bankroll zu nehmen.<br />
Mit Sicherheit würde es mir Spaß machen,<br />
Phil Hellmuth aus einem Turnier zu<br />
werfen. Bei einem Online-Spieler wäre das<br />
shaundeeb, damit ich WAFFLECRUSHED<br />
in die Chatbox tippen könnte.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Warum Phil und Shaun?<br />
Phil: Haha. Ok. Ich halte Phil Hellmuth für<br />
den besten NLHE Turnierspieler, zumindest<br />
live (vor allem, weil er weiß, wie er sein<br />
Image als Phil Hellmuth ausnutzen kann, ich<br />
glaube, online würde er schlecht aussehen,<br />
aber egal). Er hat elf Bracelets, also ist<br />
er vom Ergebnis her gesehen der Beste.<br />
Den Besten platzen zu lassen, ist immer<br />
schön. Shaun ist einfach überschätzt.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Ihr beiden mögt euch<br />
nicht besonders, nicht wahr?<br />
Phil: Ich bin nicht sicher. Er weiß<br />
vielleicht nicht, dass ich ihn nicht allzu<br />
sehr mag. Ich bin auch kein großer Fan<br />
von Plattsburgh. Im Grunde aus den<br />
gleichen Gründen wie bei Shaun.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Wow. Lass alles raus.<br />
Phil: Ich bin beinahe sicher, er weiß,<br />
dass ich ihn für einen Idioten halte.<br />
Tatsächlich sind das nur diese beiden. Ich<br />
respektiere ihr Spiel. Ich glaube, beide<br />
sind verdammt gut, aber sie werden SOOO<br />
sehr verhätschelt, dass es mich nervt.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Wunderbar. Welche Berühmtheiten<br />
hättest Du gerne in Deiner Entourage?<br />
Phil: Ich glaube, mein Pokertraum ist es,<br />
das Main Event zu gewinnen. Nicht des<br />
Geldes wegen, sondern um berühmt genug<br />
zu sein, damit mich Justin Timberlake<br />
vielleicht anruft und mich fragt, ob ich<br />
ihm zeigen kann, wie man spielt. Ich<br />
glaube, wir könnten gute Freunde sein.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Er ist Mr. Berüchtigt.<br />
Phil: Außerdem würde ich Jay Leno wählen,<br />
weil jeder ihn mag und ich seine Show fast<br />
jeden Tag angucke. In seine Show eingeladen<br />
zu werden, ist ein Traum. Matt Damon, weil<br />
ich respektiere, was er mit Rounders erreicht<br />
hat. Außerdem scheint er ein netter Kerl zu<br />
sein und er mag Boston. Dazu noch Phil Ivey<br />
und Lebron James. Das wär’s so ungefähr.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Letzte Frage: Jessica Alba,<br />
Jessica Biel, Scarlett Johansson<br />
oder Giselle Bündchen?<br />
<strong>BLUFF</strong>: Ich glaube, ich hätte Jessica Biel<br />
anstelle von Lebron wählen sollen. Auf der<br />
Liste ihrer Freunde zu sein wäre ziemlich<br />
schön oder vielleicht auch nur auf der<br />
Liste der Leute, die ihr Hintern mag.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Ha! Du musst eine Wahl treffen,<br />
Kumpel; ich wünschte, wir könnten<br />
sie alle haben. Das wäre schön.<br />
Phil: Ugh! Okay, ich entscheide mich für<br />
Jessica Biel, wegen ihres Hinterns.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Wirklich witzig. Du magst<br />
diesen Hintern, nicht wahr?<br />
Phil: Haha! Ja, tue ich.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Ich glaube nicht, dass Deine<br />
Freundin das gerne lesen würde.<br />
Phil: Daran habe ich auch gerade gedacht.<br />
Ich ändere meine Antwort bei dieser Frage.<br />
Meine neue Antwort lautet Katie Sauer.<br />
<strong>BLUFF</strong>: Gut Phil, es war ein<br />
Vergnügen, mit Dir zu plaudern.<br />
Phil: Gleichfalls. Danke, dass ich<br />
wieder dabei sein durfte.<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM • <strong>2008</strong> SEPTEMBER 45<br />
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DER VIRTUELLE SPIELTISCH: TIPPS UND TRICKS<br />
Aufwärmen vor<br />
dem Spiel<br />
Von Brett “gank” Jungblut<br />
In praktisch jeder Sportart und auf jedem Niveau sieht man irgendeine<br />
Form von Aufwärmübungen. Das können Korbleger beim Basketball, das<br />
Putten im Golf oder ein leichter Dauerlauf, um den Kreislauf in Schwung<br />
zu bringen, sein. Wer im Wettkampf etwas erreichen will, stürzt sich<br />
nicht einfach ohne Vorbereitung hinein. Aufwärmübungen sorgen dafür,<br />
dass Körper und Geist des Spielers konzentriert sind und die bestmögliche<br />
Leistung bringen können. Sie sollten das Gleiche tun, wenn Sie Poker spielen.<br />
Poker ist ein Wettbewerb wie jeder andere. Sie sollten immer nach<br />
Möglichkeiten Ausschau halten, um Geist, Körper und Seele in Gang und<br />
in Form zu bringen. Nehmen Sie sich nicht die Zeit, um sich aufzuwärmen,<br />
dann stellen Sie vielleicht fest, wie Sie vermeidbare Fehler machen und die<br />
vorhandenen Informationen nicht schnell und gut entschlüsseln. Das kann<br />
Ihrer Gewinnerwartung schaden und das Schlimmste ist: Das muss nicht sein,<br />
denn Sie können dieses Problem aktiv angehen. Hier sind ein paar<br />
Vorschläge, wie Sie Ihren Geist vor dem Spiel effektiv aufwärmen.<br />
Zunächst können Sie sich von Sportlehrbüchern inspirieren lassen.<br />
Machen Sie Stretching, stemmen Sie Gewichte oder joggen Sie, bevor<br />
Sie spielen. Das bringt Ihren Kreislauf in Schwung und versorgt Ihr<br />
Gehirn mit mehr Sauerstoff und Endorphin. Dadurch funktioniert Ihr Geist<br />
besser. Diese unmittelbaren Ergebnisse tun Ihrem Geist gut, wenn<br />
Sie sich an den Pokertisch setzen. Langfristig sorgen sie für bessere<br />
Gesundheit, größere Ausdauer und höhere Lebensqualität.<br />
Sie können auch für zehn Minuten oder eine<br />
Viertelstunde ein anderes Spiel spielen und ich meine nicht<br />
im Kasino. Ein elektronisches Spiel zur Entspannung bringt<br />
Ihren Kampfgeist in Schwung und sorgt für eine bessere<br />
geistige Verfassung. Egal, ob es Tetris, Online-Schach, Halo<br />
3, FIFA ’08 oder irgendein anderes Spiel ist, das Strategie<br />
mit Hand-Augen-Koordination verbindet. Sie werden sehen,<br />
wie gut es Ihrer Aufmerksamkeit tut, wenn Sie sich an den<br />
Pokertisch setzen. Diese Sorte Spiel sorgt dafür, dass Ihr<br />
Gehirn strategisch denkt und bringt Sie in Kampfstimmung.<br />
Die letzte Art von Aufwärmübung, die ich empfehle,<br />
ist zu meditieren oder zu visualisieren, wie Sie fünf oder<br />
fünfzehn Minuten Poker spielen. Schließen Sie Ihre Augen<br />
und gehen Sie im Kopf unterschiedliche Pokersituationen<br />
durch. Überlegen Sie die Möglichkeiten und analysieren Sie<br />
dann die unterschiedlichen Entscheidungen, die zu machen,<br />
Sie beschließen können. Sie können vollkommen spontan sein. Sie können<br />
aber auch Hände durchgehen, die Sie zuvor gesehen haben. Viele<br />
wissenschaftliche Untersuchungen, die im Sport gemacht wurden,<br />
haben eine Verbindung von geistigen Vorstellungen und positiven<br />
Ergebnissen hergestellt. Meiner Ansicht nach sollte das beim Poker<br />
nicht anders sein. Indem Sie Hände visualisieren, lassen Sie Ihren<br />
Geist praktisch so arbeiten, als ob Sie bereits spielen – wenn Sie<br />
sich dann an den Tisch setzen, ist Ihr Geist aufgewärmt und bereit.<br />
Ob Sie einem dieser Vorschläge folgen oder sich einen<br />
eigenen Aufwärmplan zusammenstellen, so sollten Sie in<br />
jedem Fall eine feste Routine vor dem Spiel entwickeln. Das<br />
führt dazu, dass Sie gleich vom Start an besser spielen und<br />
nicht erst während der Partie allmählich zu Höchstform<br />
auflaufen, wie Sie es tun, wenn Sie kalt in die Partie gehen.<br />
Brett ist Videotrainer bei ProPokerSchool.com,<br />
die erste große Pokerunterrichtsseite, die Ihren<br />
gesamten Inhalt kostenlos zur Verfügung stellt!<br />
48 SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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Der Wille zum Erfolg<br />
Von Mike Sowers<br />
Auf dem achten Platz in einem Pokerturnier<br />
auszuscheiden, ist nie befriedigend.<br />
Es ist aufregend, an den Finaltisch<br />
zu kommen, lange zu spielen und<br />
das Auf-und-Ab eines Pokerturniers<br />
auszuhalten. Die Swings durchzustehen<br />
und am Ende dahin zu kommen, wo man<br />
hinwollte, ist ein phantastisches Gefühl. Aber nach<br />
all der Zeit und der Geduld, die nötig war, um dieses<br />
Ziel zu erreichen, wirkt früh an einem Finaltisch<br />
auszuscheiden wie eine verpasste Gelegenheit,<br />
ein bittersüßer Moment. Gemessen an der Zahl<br />
der Turniere, die man spielt, schafft man es nicht<br />
oft an den Finaltisch. Die Gelegenheit war da und<br />
doch ist man, als man dem größten Ziel seines<br />
Lebens so nahe war wie noch nie, gescheitert.<br />
Es an den Finaltisch zu schaffen ist für viele Spieler<br />
heilig. Es ist eine Gelegenheit, einen großen Erfolg<br />
zu erringen und bestätigt ihren Glauben, dass sie<br />
gewinnen können, wie sie es immer erträumt haben.<br />
Jetzt stellen Sie sich vor, Sie stehen bei der WSOP an<br />
dieser Schwelle zum Sieg - das größte, heiligste Turnier,<br />
das es gibt, und Sie haben die Chance, Ihr Können<br />
gegen die besten Spieler der Welt zu demonstrieren.<br />
Sie sind jung, noch unerfahren auf der größten Bühne,<br />
die Sie sich je vorgestellt haben. Ihr Herz hämmert wegen<br />
der Anspannung und des ganzen Adrenalins gegen Ihre<br />
Brust. Kameras und Publikum wollen wissen, ob Sie es<br />
draufhaben. Sie brennen darauf, Ihre Theorien und Ihr<br />
Können gegen einige der bekanntesten Spieler der Welt<br />
zu beweisen. Für mich war es das größte Gefühl meines<br />
Lebens. Es scheint, je höher das Wettkampfniveau<br />
und je besser und bekannter die Gegner, desto<br />
aufgeregter, konzentrierter und entschlossener werde<br />
ich. Zu wissen, dass alles, was ich je wollte, in meiner<br />
Reichweite liegt, ist das ultimative, natürliche High.<br />
Die Hand, mit der ich ausgeschieden bin, ist meiner<br />
Meinung nach eine sehr kritische Hand. Als ich 9-4 offsuit<br />
umgedreht habe, konnte ich hören, wie die Menge<br />
geseufzt und gestöhnt und sich gefragt hat, was in aller<br />
Welt der Junge da macht. Die Welt sah, wie 9-4 gegen<br />
QQ am Finaltisch eines WSOP-Events zum Showdown<br />
ging, wobei mehr als 1,4 Millionen Chips im Pot lagen.<br />
Ich hörte die Seufzer und das Stöhnen und doch glaube<br />
ich immer noch, ich habe damals korrekt gespielt.<br />
Meiner Ansicht nach war mein Resteal-Move den Versuch<br />
wert, weil er so viel wichtiger war als die tatsächliche<br />
Equity der Hand. Wenn ich mit 690.000 resteale und<br />
die Blinds von 60.000 und den 110.000 Raise von Mike<br />
Sexton gewinne, dann habe ich 860.000 bei Blinds<br />
von 20.000/40.000. Wenn er mit einer weiten Range<br />
eröffnet und nur 9-9 und bessere Paare sowie A-J und<br />
besser callt, dann gewinnt dieses All-in in einer guten<br />
Prozentzahl aller Fälle. Diesen Pot vor dem Flop zu<br />
gewinnen hätte meinen Stack um 25 Prozent vergrößert<br />
und mir mehr Optionen gegeben und die Möglichkeit<br />
eröffnet, ein paar Flops in Position zu sehen. Tatsächlich<br />
hatte ich einen der besten Plätze am Tisch, weil ich<br />
Position auf den Chipleader und andere aggressive,<br />
smarte Spieler hatte und vorhatte, das auszunutzen.<br />
Dieser Pot war einer der entscheidenden Pots<br />
im Turnier. Sexton hatte aggressiv gespielt und<br />
gezeigt, er würde am Finaltisch ziemlich aktiv<br />
sein und oft raisen, wenn noch niemand im Pot<br />
war. Den Tag zuvor hatte ich er vom Cut-Off meine<br />
Blinds mehrmals geraist, ohne dass ich mich je<br />
verteidigt hätte. Mein Instinkt und meine Erfahrungen<br />
am Tisch sagten mir, dass dies eine ideale Situation<br />
war, um einen Pot zu gewinnen. Oft suche ich mir<br />
eine großartige Gelegenheit für einen Resteal aus,<br />
sobald ich einmal ein Gefühl für den Tisch habe. Leider<br />
habe ich mir hier den falschen Moment ausgesucht.<br />
In jeder Hinsicht war dies der vernichtendste Schlag,<br />
den ich je erlitten habe. Emotional brach ich zusammen,<br />
da meine Träume gerade ins Klo gespült worden<br />
waren. Öffentlich sah man auf mich<br />
herab und ich wurde einfach nur<br />
als ein weiterer, ungestümer junger<br />
Spieler angesehen. Physisch war ich<br />
angeschlagen und es mangelte mir an<br />
Selbstvertrauen. Ich weiß, dass es in<br />
solchen Momenten wichtig ist, über<br />
sein Leben nachzudenken. Wenn ich<br />
ausscheide, dann muss ich immer<br />
allein sein, mich beruhigen und zu<br />
meiner normalen, positiven Einstellung<br />
zurückfinden. Dieses Mal fiel mir das<br />
ein bisschen schwerer, da ich immer<br />
und immer wieder über meine letzte<br />
Hand nachgedacht habe, und mit den<br />
Tränen kämpfen musste, weil ich in<br />
dem größten und meist beachteten<br />
Turnier, das ich vielleicht je spielen<br />
würde, ausgeschieden war. Aber<br />
schließlich dachte ich an die Erfolge<br />
und Erfahrungen, die mich so weit<br />
gebracht hatten, an mein Scheitern und<br />
an meine Erfolge der Vergangenheit,<br />
die darin kulminierten, dass ich es in<br />
das erste WSOP-Event meines Lebens<br />
geschafft hatte - und dort ins Geld gekommen war.<br />
Junges Selbstvertrauen ist durstig. Es gibt etwas, das<br />
mich nie ruhen lässt, das mich antreibt, bei dem,<br />
was zu tun ich mich entscheide, der Beste<br />
und Angesehenste zu sein. An dem Tag,<br />
der sich wie der enttäuschendste Tag<br />
meines Lebens anfühlte, lernte ich viel<br />
darüber, warum ich nach Las Vegas<br />
gekommen bin und warum ich in der<br />
WSOP gespielt habe. Ich bin dorthin<br />
gekommen, weil ich den Wettbewerb<br />
liebe und die Herausforderung, alle<br />
und jeden am Tisch zu überlisten. Für<br />
den Nervenkitzel, den es mir bringt,<br />
ein Pokerturnier zu dominieren und den<br />
ersten Platz zu belegen. Für die Aufregung, die ich<br />
fühle, wenn ich dem Finaltisch allmählich näher<br />
komme, angetrieben von dem Willen zum Erfolg.<br />
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VIRTUAL DER VIRTUELLE FELT: XXXXXXXXXXXX<br />
SPIELTISCH: FEHLENDE HAND!<br />
Wie kommt<br />
Ketchup in die Sauna?<br />
Sitzen, sitzen, sitzen – mancher Pokerspieler<br />
scheint gar nicht aufstehen zu wollen. Andere<br />
finden den notwendigen Ausgleich, eine kleine<br />
Trainingseinheit und Entspannung in den Spas,<br />
im Bellagio, im Rio oder an anderen Orten.<br />
Von Eduard Scharf<br />
Jeder sagt, ich wäre Omaha-Experte<br />
- weil ich dort meine beiden<br />
Bracelets gewonnen habe. Also<br />
sollte ich es wohl spielen. Der<br />
erste Tag sah ganz gut aus und ich<br />
konnte schnell und ohne große Gefahr Chips<br />
machen. Obwohl es sicher mehrere Wege<br />
gibt, die zum Ziel führen, bevorzuge ich den<br />
konservativen. Das heißt, wenig raisen, und<br />
wenn überhaupt, dann nur in Position, und<br />
versuchen die Chips reinzubringen, wenn<br />
man gewonnen hat - auf dem River. Das<br />
funktioniert erstaunlich gut im Amiland.<br />
Omaha scheint nicht wirklich das Spiel der<br />
Amerikaner zu sein. Sie wollen sich immer<br />
messen, ihr wisst schon, wie im Wilden<br />
Westen. Doch dazu eignet sich Omaha nicht<br />
so gut. Zu oft entscheiden Coinflips über Sieg<br />
oder Niederlage. Über zwei oder drei Tage<br />
kann das nicht gut gehen. Ihr seht, ich habe<br />
ein neues Feindbild, den Amerikaner. Zu<br />
Zeiten der Word Series of Poker (WSOP) gibt<br />
er mehr her als die Internetgeneration. Jeder<br />
weiß, meine optimale Performance bringe ich<br />
immer dann, wenn ich meine Gegner nicht<br />
mag, Blödsinn, wenn ich sie hasse. Das war<br />
schon so, als ich noch Tennis gespielt habe.<br />
Wer einmal im Amerika war, weiß: „Follow<br />
the rules“ und „rules“ gibt es überall. „Stand<br />
behind the yellow line“, „Don´t run, don´t<br />
smoke, no food allowed“ usw. Wenn es in Las<br />
Vegas regnet, werden Tausende von Schildern<br />
aufgestellt: „Slippery when wet“ , so dass<br />
man zwar nicht ausrutscht, aber unweigerlich<br />
über eines der Schilder stolpert. Richtige<br />
Swimmingpools gibt es in den teuren Hotels<br />
auch nicht mehr. Es sind Standingpools mit<br />
einer Wassertiefe von 1,3 m. Der Lifeguard<br />
ist trotzdem anwesend. „Slippery when wet“.<br />
Man könnte auch sagen: „Je teurer das Hotel,<br />
desto flacher der Pool.“ Die Gefahr und die<br />
Security lauern überall. Das Größte war die<br />
Disco. Es wurde zur Bracelet Party im Tao<br />
eingeladen. Security am Eingang, an jedem<br />
Durchgang, überall, mehr als an jedem<br />
Flughafen im Nahen Osten. Ich weiß auch<br />
gar nicht, was die da machen, außer allen<br />
auf die Nerven zu gehen. „You can´t stand<br />
here, you can´t stand there.“ Endlich sind<br />
wir drin, wieder überall Security. Ich dachte<br />
schon, Bush wäre zu Besuch. Doch dann<br />
sah ich es, In diversen Ecken gab es Erotik<br />
American Style. Frauen tanzten hinter Gitter<br />
alleine oder zu zweit. Wenn man stehen blieb,<br />
griff die Security ein. Silikonbewachung!?<br />
Sicher bin ich mir da nicht, ich durfte ja nicht<br />
stehen bleiben. Nicht dass jemand denkt,<br />
die Damen wären nackt oder oben ohne<br />
geweseb. Damit haben die Amis sogar in der<br />
Sauna ein Problem und ich meine nicht die<br />
Gemischtsauna. Ich habe gehört, irgendwo<br />
in Alaska gibt es eine, aber sicher sitzt da<br />
auch die Security dazwischen. Also ich sitze<br />
in der Sauna, als ein Ami ohne Badehose<br />
reinkommt, eh schon ungewöhnlich. Dafür<br />
ist er aber mit Handtuch, Cola und Hotdog<br />
bewaffnet. Das Handtuch rutscht. Klar, er<br />
hat nur zwei Hände. Also muss sein Hotdog<br />
dran glauben, was jetzt die Ketchupspuren<br />
in der Sauna erklärt. Und spätestens jetzt<br />
muss jedem klar sein, manche Situationen im<br />
Poker haben mit Karten nichts zu tun. Wenn<br />
einem ein Nacho mit Käse fressendes Etwas<br />
stundenlang gegenüber sitzt, dann muss<br />
ich reagieren. Das verlangt die Etikette. Das<br />
Timing muss halt stimmen. So kommt es zu<br />
einer Key-Hand am ersten Tag. Ich raise mit<br />
3-4-5-6, und der Ami reraist im Big Blind.<br />
Ganz klar A-A-x-x. Ich war mir sicher, er<br />
setzt mich auf K-K-x-x . Warum? Ich wollte<br />
ihn zurück zu seinem Hotdogstand schicken<br />
und malte mir ein passendes Szenario aus.<br />
Flop K-2-4 und ich habe mich mehr über den<br />
König als über den Draw gefreut, denn mir<br />
war klar, jetzt kann ich ihn aus der Hand<br />
drücken. Er setzte Pot. Hat aber genug Chips,<br />
um gegen einen Raise wegzuwerfen, also<br />
„raise Pot“. Er grübelt und grübelt, dann: „I<br />
know you have Kings“. Die wissen immer<br />
soviel, die Amis.<br />
In Level 4, ich hatte mich verdoppelt, gesellte<br />
sich ein Engländer zu uns an den<br />
Tisch. Kaum Platz genommen, wurde<br />
mal wieder ein Bad Beat erzählt.<br />
Das ist nichts Neues, dieser hatte<br />
es aber in sich. 40k im Pot, er hielt<br />
A-J-9-7. Ram Vaswani A-8-5-2, Flop<br />
A-9-8. Ram setzt auf dem Flop. Auf dem Turn<br />
geht die ganze Marie rein. Showdown. Ein<br />
Mitspieler: „I had an 8“. River, klatsch, 8.<br />
Ram: „There it is. It`s your own fault, you<br />
let me bluff you.“ Gegen einen 1 Outer zu<br />
verlieren ist hart. Für kurze Zeit hatte der<br />
Engländer mein volles Mitgefühl, aber nur<br />
kurz. Bad Beat Stories haben nämlich eines<br />
gemein: Je öfter sie erzählt werden, desto<br />
langweiliger werden sie. Da immer wieder<br />
neue Spieler zu uns an den Tisch kamen,<br />
wurde die Geschichte immer stets neu<br />
aufgelegt. Komisch, Ich lese gerade das Buch:<br />
„Die Macht des Unterbewusstseins“. Mir war<br />
es, als beschwöre der Brite seinen eigenen<br />
Untergang herauf. Auf einem Flop 9-6-2<br />
zeigte der Unglücksrabe 9-9-8-7, während<br />
sein Landsmann T-8-6-5 aufdeckte. 3 Outs,<br />
das reicht ja wohl. Auf dem River dann die 7.<br />
Noch Fragen?<br />
Jetzt wollte ich auch ein Stück vom Kuchen<br />
und callte - immerhin mit 6 Outs auf Flop<br />
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AUGUST <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM<br />
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8-9-K (T-7-5-4). Kann ahnen<br />
dass er K-K-x-x zum Showdown<br />
bringt. Sein Kommentar: „I hope<br />
you play Cashgame“. Ich glaube, er<br />
war angefressen, doch ganz ehrlich:<br />
Hätte er mich nicht mit seinen Storys<br />
gequält, meine Karten wären im Muck<br />
gelandet. Außerdem wollte ich einfach<br />
wissen, ob das alles so stimmt, was ich<br />
im Buch gelesen habe. Vielleicht habe<br />
ich ja auch nicht alles verstanden.<br />
Egal, ich hatte die Chips, und der<br />
Brite konnte zum<br />
Cashgame. Am<br />
Ende des Tages war<br />
ich mit 180k an<br />
9ter Stelle in Chips.<br />
Tag zwei, die<br />
gute Nachricht, ich war<br />
Chipleader an meinem<br />
Tisch. Die schlechte<br />
Nachricht, mit Robert<br />
Williamson III, Jeff Lisandro,<br />
Tony G und David Singer hatte<br />
die „Who is who“ der Omaha-<br />
Pokerwelt an meinem Tisch<br />
Platz genommen. Der einzige<br />
Spieler, den ich namentlich nicht<br />
kannte, war ein junger Schwede,<br />
der Tags zuvor die Omaha<br />
Cashpartie rasiert hatte. Die<br />
besten Voraussetzungen. Zuerst<br />
hatte ich die Ehre, Robert<br />
Williamson III vom Tisch zu<br />
nehmen: Ich: Jh-Th-Td-3d,<br />
Robert: 8h-7h-6d-4d, Flop<br />
9h-8d-4s, Turn und<br />
River Herz… yippeee.<br />
Übrigens Robert war<br />
mit 55<br />
Prozent Favorit als die Chips reingingen. Wen<br />
juckt das schon.<br />
Als ich dann David Singer zweimal bluffen<br />
konnte, tat das meinem Selbstbewusstsein<br />
und meinem Stack sehr gut. Mittlerweile<br />
hatte ich über 300k und war im Turnier<br />
Zweiter in Chips. Ich bin mir sicher, Singer<br />
hat mich auch geblufft - doch so etwas<br />
ignoriere ich einfach. Eine wichtige Partie<br />
für mich: Lisandro im Small Blind, ich im<br />
Big Blind, drei Limper. Der Flop T-5-2 kariert<br />
(rainbow). Alle checken. Turn 7, jetzt liegen<br />
2 Kreuz, ich habe zwei bescheidene Paare<br />
mit 7-2. Lisandro checkt, ich denke, den<br />
Pot nehme ich mir mit einer kleinen Bet,<br />
alle folden, bis auf Lisandro, der Pot raist.<br />
Hmmm. Was soll der jetzt haben? Ich denke,<br />
er hat ein gutes Draw, meine zwei Paar sind<br />
mit Sicherheit noch gut, aber ich kann mich<br />
kaum verbessern. Lisandro hat noch 30k vor<br />
sich stehen. Ich denke, dass er die reinstellt,<br />
egal was kommt. Ich bezahle. Auf dem River<br />
kommt das Pik Ass, er geht All-in, ich calle.<br />
„You got me“, sagt er, deckt auf und sieht<br />
jetzt dann, dass er das Ass zum zweiten Paar<br />
getroffen hat. Na toll. Ich klettere zurück,<br />
wechsele den Tisch und muss mir dann 5<br />
Stunden anschauen, wie um mich herum<br />
geraist und gereraist wird – mit T-J-Q-K und<br />
5-6-7-8 und A-A-J-T während ich mit 2-2-2-3<br />
und Ähnlichem vorlieb nehmen muss. Bis ich<br />
dann als 17.ter unspektakulär ausgeschieden<br />
bin, vielleicht hat mir richtigen Augenblick<br />
der Biss gefehlt. Rino Mathis, ihr wisst schon,<br />
der Schweizer, wurde 18ter. Puh. Das war<br />
knapp.<br />
(Eduard – Eddy - Scharf erreichte bei der WSOP<br />
<strong>2008</strong> zwei Cashes und bloggt regelmäßig auf<br />
Overcards.de)<br />
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AUGUST <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong> .COM<br />
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WEISHEITEN: read ’em and<br />
®<br />
Erschöpfung<br />
und die<br />
Folgen<br />
Wer müde ist, macht<br />
Fehler. FBI-Mann Joe<br />
Navarro erklärt, warum<br />
man besser Poker<br />
spielt, wenn Körper<br />
und Geist in guter<br />
Verfassung sind.<br />
Von Joe Navarro<br />
64 ???????? <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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Es ist das Ende einer langen Sitzung.<br />
Sie sind müde. Ihre Gegner sind<br />
müde. Da fällt Ihnen etwas auf. Einer<br />
der Spieler an Ihrem Tisch hat etwas<br />
gemacht, das er vorher noch nie gemacht<br />
hatte, und dadurch verriet er Ihnen wichtige<br />
Informationen. Erschöpfung macht sich<br />
bemerkbar Jetzt warten Sie nur auf eine<br />
Möglichkeit, ihn in einen Pot zu verwickeln.<br />
Wie wirkt sich Erschöpfung auf Tells aus? Das ist eine wichtige Frage.<br />
Die meisten Leute sind sich ihrer eigenen Tells nicht bewusst. Ich habe<br />
schon oft erklärt, wie die meisten von uns sich nicht klar darüber sind,<br />
welche Wirkung Alkohol, Stress oder Erschöpfung auf uns und unsere<br />
Fähigkeiten hat, unsere nonverbalen Signale zu verbergen und die der<br />
Anderen zu entdecken.<br />
Stress und Erschöpfung, genau wie Alkohol und Drogen, beeinflussen<br />
Tells auf jede erdenkliche Weise. Sie beeinflussen, wie gut wir unsere<br />
Gegner beobachten, ebenso sehr wie unsere Fähigkeit, Tells nicht<br />
zu zeigen. Lassen Sie mich das genauer erläutern.<br />
Als lizenzierter Pilot und als ein Beobachter menschlichen Verhaltens<br />
kann ich bezeugen, wie schlecht unsere Leistung ist, wenn wir<br />
müde oder abgespannt sind oder unter dem Einfluss von Alkohol oder<br />
Drogen stehen. Unsere motorischen Fähigkeiten leiden beträchtlich.<br />
Wir reagieren langsamer und weniger zuverlässig. Nach 80 Jahren, in<br />
denen sie Piloten beobachtet haben, wissen das Militär, die NASA und<br />
die Luftfahrtbehörde, dass Erschöpfung durchgängig mit Leistungsfällen<br />
und Konzentrationsausfällen einhergeht. Außerdem erklären uns<br />
Physiologen viel über Erschöpfung, das wir beachten sollten.<br />
Für den ernsthaften Pokerspieler sollten Körper und Geist etwas sein,<br />
auf das er sorgfältig achtet. Viele Pokerprofis glauben, körperliche und<br />
geistige Fitness ist ein Schlüssel zum Erfolg. Phil Hellmuth spricht oft<br />
darüber, wie wichtig Geist und Körper fürs Gewinnen sind. Er spricht<br />
darüber keineswegs esoterisch, sondern auf sehr praktische und wissenschaftliche<br />
Weise, die ihm offensichtlich geholfen hat. Kontinuierliches<br />
Fitnesstraining, Schlaf und Konzentrationstraining hilft Ihrem<br />
Körper, für jede Aktivität besser gerüstet zu sein, aber für einen Pokerspieler<br />
ist das noch viel wichtiger.<br />
Erschöpfung, genau wie Alkohol oder Drogen, beeinflusst unser<br />
zentrales Nervensystem. Sie schwächt unser Immunsystem, beeinflusst<br />
den Blutzuckerspiegel und kann die Hormone aus dem Gleichgewicht<br />
bringen. Man ist nicht einfach „müde“ im üblichen Sinn. Erschöpfung<br />
kann sich auf die Gefühle auswirken und in extremen Fällen zu Depression<br />
führen. Erschöpfung beeinflusst unser endokrines System, unsern<br />
Kreislauf, sogar unser Sehvermögen. All diese Systeme und wir sind<br />
noch nicht einmal bei dem wirklich großen: Erschöpfung beeinflusst<br />
unser Gehirn. Manche Leute werden stärker beeinflusst als andere und<br />
Erschöpfung wirkt sich jedes Mal anders aus. Was man isst, das Alter,<br />
wo man sich befindet, die Umgebung, all das hat Einfluss darauf, wie<br />
Ihr Körper auf Erschöpfung reagiert.<br />
Wenn das so ist, warum dann ein Risiko eingehen? Wenn Sie Poker<br />
zu Ihrem Beruf machen wollen, dann behandeln Sie Ihren Körper und<br />
Ihren Geist gut. Sie müssen sich fit halten und gut essen. Obwohl manche<br />
Pokerspieler glauben, Fitnesstraining heißt, Chips von links nach<br />
rechts zu bewegen, muss man mehr tun. Um geistig fit zu sein, sollten<br />
Sie trainieren, lange Stunden des Spielens durchzuhalten, in denen<br />
Sie Tausende von Entscheidungen fällen und Beobachtungen machen<br />
müssen. Trainieren Sie Ihren Körper, um mit all den Faktoren fertig<br />
werden zu können, die bei großen Turnieren auftauchen. Der Lärm, das<br />
Gedränge, unangenehme Leute, Gefühle, Ängste und Befürchtungen,<br />
persönliche oder gesundheitliche Probleme und alles, von dem Sie sich<br />
vorstellen können, dass es Ihr Spiel beeinflusst. Wenn Sie daran denken,<br />
wie Sie das letzte Mal am Pokertisch gesessen haben, dann spielt<br />
jede mögliche externe Variable eine Rolle. Sorgen Sie dafür, dass Sie<br />
wissen, worauf Sie sich einlassen. Einfach gesagt, ist es nicht leicht, sich<br />
zu konzentrieren, wenn Ihre Frau kurz vor der Geburt steht oder Ihre<br />
Bankroll auf dem Spiel steht. Konzentration wird von Ihrer Umgebung<br />
beeinflusst und wenn die Konzentration beeinflusst ist, dann sind Sie<br />
anfällig und werden ein schlechterer Beobachter.<br />
Sobald Pokerspieler ihre Emotionen beim Big Event beruhigt haben,<br />
fangen Sie an, ihre Tells zu kontrollieren und setzen ihr bestes Pokerface<br />
auf. Am Anfang ist dieses Pokerface großartig, aber Menschen<br />
haben ihre Grenzen. Dieses Pokerface wird von einem Nicht-Pokergehirn<br />
kontrolliert, das, wenn es müde ist, sagt, „Es ist mir egal, wie Du<br />
aussiehst.“ Ja, Ihr Gehirn lässt sie im Stich und das war’s dann mit<br />
dem Pokerface. Anstatt stoisch zu gucken, wirkt man, als wollte man<br />
gerade nach einem langen Arbeitstag aus dem Büro gehen – sehr leicht<br />
zu lesen. Nicht nur verrät man selber alles, sondern das gleiche Nicht-<br />
Pokergehirn wird sich auch immer weniger auf andere konzentrieren<br />
und wird weniger Tells erkennen. Außerdem führt Ihre Erschöpfung<br />
zu Fehlinterpretationen Ihrer Beobachtungen. Sie passen nicht mehr<br />
auf und Sie treffen nicht mehr die richtigen Entscheidungen. Sie fühlen<br />
sich nicht nur müde, Sie sind anfällig und durchschaubar. Genau das,<br />
was sich ein anderer Pokerspieler am Tisch wünscht… nicht wahr?<br />
Es ist klar, dass Stress und Erschöpfung Sie mental auszehren, aber<br />
vielleicht glauben Sie, dass körperlich alles in Ordnung ist. Denken Sie<br />
noch einmal darüber nach. Bei Erschöpfung ist Ihr Gesicht leichter zu<br />
lesen und anfälliger dafür, Informationen preiszugeben, vor allem um<br />
die Augen und den Mund. Ihre Schultern und Ihr Hals werden auch Zeichen<br />
der Erschöpfung verraten. Alles, was ich in „Read ‘em and Reap“<br />
in Bezug auf diese Bereiche erwähne, wird offensichtlicher, weil das Gehirn<br />
nicht mehr länger die Energie oder das Interesse hat, diese Pokerstatue<br />
aufrecht zu erhalten. Daran zu denken, stoisch und unbewegt zu<br />
bleiben, wenn man ein Monster auf der Hand hat, erfordert Energie, die<br />
nicht mehr länger vorhanden ist. Diese Mikrogesten sind Informationslecks<br />
und laut Dr. Paul Ekman, einem Experten für Gesichtsausdrücke,<br />
geschehen sie, weil unser Gehirn unsere Gefühle nicht vollkommen beherrschen<br />
kann, wenn wir schwach oder müde sind.<br />
Wirkt wie ein aussichtsloser Kampf, stimmt’s? Für die meisten ist<br />
es das, aber Sie können trainieren, über dieser Erschöpfung zu stehen.<br />
Bleiben Sie gesund und kräftig. Was Sie während eines Pokertags essen<br />
sollte Ihrem normalen Essen so nahe wie möglich kommen, damit Ihr<br />
Blutzucker nicht vollkommen durcheinander gerät. Dies ist kein Urlaub.<br />
Sie können sich nicht voll stopfen, um sich zu trösten, weil das sich auf<br />
so viele Ihrer Körpersysteme auswirkt.<br />
Wenn Sie das Gefühl haben, müde zu werden, dann stehen Sie oft vom<br />
Tisch auf und gehen eine Runde. Die Menschen sind nicht fürs Sitzen,<br />
sondern eher fürs Gehen gemacht. Physiologen nennen die Wade ein<br />
„zweites Herz“. Durchs Gehen befreien Sie angestautes Blut aus ihrem<br />
unteren Beinbereich, was dazu beiträgt, die Milchsäure abzubauen, die<br />
dazu führen kann, dass man nach Stress zittrig wird. Andere körperliche<br />
Lösungen umfassen das Kreisen des Nackens und der Schultern,<br />
sich bewegen und viel Wasser trinken. Wasser ist besonders wichtig,<br />
wenn Sie da draußen im Westen spielen, wo empfohlen wird, dass man<br />
seinen üblichen Tagesverbrauch um 40 Prozent steigert.<br />
Nehmen Sie Augentropfen, wenn Sie die brauchen, waschen Sie Ihr<br />
Gesicht und Ihre Hände. Schauen Sie sich etwas Anderes als Pokertische<br />
an! Auf gewisse Weise hilft das, Ihr Gehirn neu zu starten. Ihr<br />
Gehirn funktioniert am Besten, wenn es Abwechslung hat. Erstaunlicherweise<br />
wird sogar Kindern in Freizeitparks nach ein oder zwei Tagen<br />
langweilig. Wenn das, was Sie tun, monoton wird, dann sucht Ihr Gehirn<br />
Abwechslung. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihren Geist und Ihre Gedanken<br />
zu klären. Denken Sie daran, das Spiel wird immer noch da sein, wenn<br />
Sie geistig und körperlich bereit sind, wieder dabei zu sein.<br />
Sie haben all das schon einmal erlebt, also seien Sie bereit, das nächste<br />
Mal aktiv zu werden, um Erschöpfung zu vermeiden. Bewahren Sie<br />
Ihrem Körper sein maximales Potenzial. Wenn Sie merken, wie sich Erschöpfung<br />
ausbreitet, ergreifen Sie Maßnahmen, um die Kontrolle über<br />
Ihren Körper und Ihren Geist zurück zu gewinnen und dann tun Sie<br />
wieder das, was Sie am Besten können: Ihren Chipstapel aufbauen.<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM • <strong>2008</strong> ????????? 65<br />
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THRILLS: POKER SUTRA<br />
Die richtige<br />
Stellung<br />
finden<br />
Positional Stratagies<br />
for Texas Hold’em<br />
Von Michael Rome<br />
und David Sasseman<br />
Das Kama Sutra ist ein Handbuch der Liebeskunst, das im zweiten<br />
Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung in Indien zusammengestellt<br />
wurde. ‚Kama’ bedeutet Vergnügen, das durch die fünf Sinne<br />
erfahren wird und ‚Sutra’ bezeichnet eine Reihe prägnanter Regeln.<br />
Das bekannteste Kapitel des Kama Sutra handelt von sexuellen Positionen. In<br />
der modernen Gesellschaft ist Poker ein beliebtes weltliches Vergnügen, und um<br />
das Spiel zu beherrschen, ist es wichtig, die Strategie des positionellen Spiels zu<br />
verstehen. Hier deshalb ein paar Auszüge aus dem Poker Sutra, um Ihnen auf<br />
Ihrem Weg beizustehen.<br />
Finale Penetration: Aus letzter Position handeln. Der Großteil positioneller<br />
Strategie beruht auf dem Vorteil, nach ihren Gegnern zu handeln; dann nämlich<br />
verfügt man über mehr Informationen als die anderen, bevor man sich für Betten,<br />
Raisen, Checken oder Folden entscheidet. Haben die Spieler vor Ihnen zum<br />
Beispiel Schwäche durch Checken gezeigt, gewinnen Sie mit einer Bet vielleicht<br />
sofort den Pot. Als Alternative könnten Sie einfach checken, um eine freie Karte<br />
zu bekommen oder eine starke Hand slow zu spielen. Wenn Sie als Letzter dran<br />
sind, dann befinden Sie sich in einer vorteilhaften Position, weil Sie über mehr<br />
Wissen verfügen, von dem Sie Ihre Entscheidung abhängig machen können.<br />
Den Lotus pflücken: Die Blinds stehlen. Wenn die Karten gegeben werden,<br />
dann entscheidet sich jeder Spieler, ob er foldet oder setzt. Befinden Sie sich in<br />
später Position und alle vor Ihnen haben gefoldet, dann ist es nicht ungewöhnlich,<br />
mit zwei beliebigen halbwegs anständigen Karten zu raisen. Der Raise sollte<br />
groß genug sein, um Druck auf die Blinds auszuüben, damit sie folden. Wird der<br />
Raise gecallt, haben Sie für den Rest der Hand immer noch Position auf Ihren<br />
Gegner und die Spieler in den Blinds müssen das in Betracht ziehen, wenn sie<br />
überlegen, ob sie Ihren Raise callen sollen oder nicht.<br />
Der Elefant hebt seinen Rüssel: Großer Stack, als Letzter dran. Manchmal<br />
verfügt der Chipleader über zwei Stoßzähne: Position und Munition. Die Ironie<br />
liegt darin, dass Ihre Raises kleiner werden können, je mehr Chips Sie haben.<br />
Dies liegt an der impliziten Bedrohung durch Ihre großen Reserven. Niemand<br />
muss über den Elefant im Pokerraum reden, weil jeder weiß, dass er da ist. Es ist<br />
nicht notwendig, mit einem Raise in Pothöhe loszustürmen; die Hälfte des Pots<br />
oder weniger reicht vielleicht auch.<br />
Schneller Affe: Aus erster Position betten. Die Einstellung zum Spiel ist in<br />
den letzten Jahren aggressiver geworden. Das hat unter anderem dazu geführt,<br />
dass konventionelle Weisheiten positionellen Spiels nicht mehr allgemeingültig<br />
sind. Zum Beispiel kann als Erster handeln zu müssen, Gelegenheit zu einer<br />
guten, nicht unmittelbar zu durchschauenden Taktik bieten. Denken Sie dran,<br />
es besteht nur eine Eins zu Drei Chance, dass Ihr Gegner auf dem Flop trifft.<br />
Manchmal gewinnt der Spieler den Pot, der als Erster feuert.<br />
Tiger & Drache: Check-Raise. Wenn Sie als Erster nach dem Flop an der<br />
Reihe sind und eine starke Hand haben, dann können Sie checken, um Ihren<br />
Gegner zum Betten zu verlocken. Bettet der Gegner tatsächlich, dann erhöhen<br />
Sie um einen ordentlichen Betrag. Aber wenden Sie diese Strategie nicht an,<br />
wenn Sie nicht ziemlich sicher sind, dass Ihr Gegner setzen wird, denn sonst<br />
trifft Gegner mit der freien Karte womöglich sein Draw. Natürlich gilt auch hier:<br />
je mehr Gewinn man machen kann, desto größer das Risiko.<br />
Mungo, doppelte Kobra: Raise, Call & Reraise. Wurde vor Ihnen gebettet,<br />
was mit einem großen Reraise beantwortet wurde, dann ist es üblich zu folden,<br />
es sei denn, man hat ein Monster auf der Hand. Aber es gibt noch eine andere<br />
Alternative. Wenn Sie suited Connectors wie 7-8 in Herz halten, dann ziehen<br />
Sie ein großes Reraise in Betracht. Vielleicht folden Ihre Gegner, weil sie Angst<br />
haben, Sie könnten Asse oder Könige haben. Folden Ihre Gegner nicht und<br />
haben das hohe Paar, dann bieten suited Connectors die besten Chancen, mit<br />
etwas Glück zu treffen.<br />
Für das ultimative Vergnügen im Poker ist es wichtig, mit verschiedenen<br />
Positionen Erfahrungen zu sammeln. Hoffentlich hilft Ihnen das auf Ihrer Reise<br />
zu einer seligen Vereinigung mit den Pokergöttern.<br />
Michael Rome findet man auf seiner Pokerphilosophie-Webseite: www.<br />
romepoker.net. David Sasseman ist freischaffender Pokerautor, der unter<br />
davidsasseman@yahoo.com kontaktiert werden kann.<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM • <strong>2008</strong> SEPTEMBER 29<br />
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WISDOM: FULL TILT LESSONS FROM THE PROS<br />
Die Kunst des Semi-Bluffs<br />
Von Andy Bloch<br />
D<br />
er Semi-Bluff ist eine<br />
der mächtigsten Waffen<br />
im Arsenal eines jeden<br />
Pokerspielers. Stehen<br />
die Chancen gut, dass<br />
Sie einen Pot mit einem<br />
Semi-Bluff stehlen können, sollten<br />
Sie das für gewöhnlich probieren.<br />
Doch wie alles andere ist der Semi-<br />
Bluff am wirkungsvollsten, wenn<br />
man ihn zur richtigen Zeit und in<br />
der richtigen Situation anwendet.<br />
Semi-bluffen Sie zu oft und Ihre<br />
Gegner werden wissen, wann<br />
Sie ein Draw haben; semi-bluffen<br />
Sie zu selten und Ihre Gegner<br />
werden folden, wenn Sie betten.<br />
Der Schlüssel zum erfolgreichen<br />
Semi-Bluff liegt darin, variabel zu<br />
sein und seine Setzmuster nicht<br />
durchschauen zu lassen.<br />
Nehmen wir an, Sie haben ein<br />
Nut Flush Draw gefloppt und sind<br />
ziemlich sicher, dass Ihr Gegner<br />
den Flop irgendwie getroffen hat:<br />
sei es mit Top Pair oder sogar<br />
einem Set. Viele Spieler wenden<br />
in dieser Situation gerne ein<br />
Check-Raise an, aber das bringt<br />
etliche Probleme mit sich: erstens,<br />
wenn Sie in dieser Situation<br />
immer check-raisen, dann kann<br />
Ihr Gegner Sie sehr leicht auf<br />
ein Draw setzen. Zweitens, wenn<br />
Ihr Gegner wirklich eine Hand<br />
hat, dann gibt es keinen Grund<br />
für einen Check-Raise, weil er<br />
sowieso nicht folden wird und<br />
eine gute Chance besteht, dass er<br />
Sie ohnehin auszahlt, wenn Sie<br />
Ihre Hand treffen.<br />
Ein besserer Move könnte es<br />
in dieser Situation sein, auf den<br />
Semi-Bluff zu verzichten und<br />
stattdessen einfach zu callen.<br />
Treffen Sie Ihr Flush auf dem<br />
Turn, haben Sie jede Menge<br />
Möglichkeiten. Checken, Callen<br />
oder Raisen sind mögliche<br />
Spielweisen und Ihr Gegner wird<br />
Sie nicht so leicht auf eine Hand<br />
setzen. Indem Sie nicht semibluffen,<br />
erhöhen Sie Ihre Chancen,<br />
einen größeren Pot zu gewinnen,<br />
wenn Ihr Gegner tatsächlich eine<br />
starke Hand hat. Manche Spieler<br />
glauben, man hätte kein Draw,<br />
wenn man nicht semi-blufft. Das<br />
können Sie ausnutzen.<br />
Aber wenn Sie nicht glauben,<br />
dass Ihr Gegner eine starke Hand<br />
hat oder wenn Ihr Draw nicht<br />
allzu stark ist (zum Beispiel ein<br />
niedriger Flush Draw), ist der<br />
perfekte Zeitpunkt für einen<br />
Semi-Bluff gekommen. Der Semi-<br />
Bluff sollte als Waffe eingesetzt<br />
werden, um Pots zu stehlen,<br />
wenn sich die Gelegenheit ergibt.<br />
Jedoch nicht als Mittel, um Pots<br />
groß zu machen.<br />
Eine andere gute Möglichkeit,<br />
um Ihren Semi-Bluff Spielplan<br />
zu variieren, besteht darin, mit<br />
dem Semi-Bluff bis zum Turn zu<br />
warten, Diese Spielweise kann<br />
aber gefährlich sein, weil nur<br />
noch eine Karte kommt und man<br />
nicht die gleichen Odds bekommt.<br />
Dafür vermutet Ihr Gegner<br />
seltener, dass Sie semi-bluffen.<br />
Es sieht ziemlich stark aus, wenn<br />
man auf dem Flop callt und dann<br />
auf dem Turn raist. Ihr Gegner<br />
könnte glauben, Sie hätten die<br />
Nuts gefloppt und eine ziemlich<br />
starke Hand wegwerfen.<br />
Ein weiterer Vorteil, einen<br />
Semi-Bluff auf dem Turn anstatt<br />
auf dem Flop zu versuchen, liegt<br />
darin, dass man auf dem Turn<br />
zusätzliche Outs bekommen<br />
könnte. Nehmen wir einmal an,<br />
Sie haben ein Gutshot-Straight-<br />
Draw auf dem Flop und erhalten<br />
auf dem Turn noch zusätzlich<br />
ein Flush Draw. Damit erhöht<br />
sich die Zahl Ihrer Outs von vier<br />
auf ungefähr zwölf, was einen<br />
Versuch wert sein könnte, sich<br />
den Pot sofort zu sichern. Viele<br />
Spieler haben auch Probleme, Sie<br />
in dieser Situation auf ein Flush<br />
Draw zu setzen; es ist einfach<br />
schwerer, das Flush Draw auf dem<br />
Turn als auf dem Flop zu sehen.<br />
Noch einmal, das Geheimnis<br />
eines guten Semi-Bluffs liegt<br />
darin, ihn in der richtigen<br />
Situation anzuwenden. Ist der<br />
Semi-Bluff schlecht gewählt,<br />
besteht eine gute Chance, dass<br />
Sie eine ordentliche Portion Ihres<br />
Stacks verlieren. Ist der Semi-<br />
Bluff gut gewählt, bringen Sie Ihre<br />
Gegner aus dem Gleichgewicht.<br />
Und wenn Sie Ihre Hand treffen,<br />
dann können Sie Ihren Gegnern<br />
wirklich wehtun.<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM •SEPTEMBETT <strong>2008</strong><br />
57<br />
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DER VIRTUELLE SPIELTISCH: AUF BRACELETSUCHE<br />
Kurzportrait<br />
Howard Lederer lädt ein<br />
Who is Who? Sie kennen das Gesicht nicht. Sicher ist es<br />
ein Bracelet-Träger – denn davon gab es auf der Party<br />
von Howard Lederer reichlich. <strong>BLUFF</strong> hat sich umgesehen.<br />
Suchen Sie mit! Von Volker Watschounek<br />
Je näher das Main Event rückt, desto höher ist die Partydichte, desto mehr Pokerenthusiasten zieht es nach Las Vegas. Und wer<br />
schwelgt nicht gerne im Strom von Braceletträgern. Dank Robert Williamson III war es mir vergönnt, beim Who is Who der<br />
Pokerszene dabei zu sein. Howard Lederer hatte dafür keinen geringeren Ort als das Golden Nugget gewählt, das unweit der Wurzeln<br />
der World Series of Poker liegt, dem Binion’s Horseshoe in Downtown Las Vegas.<br />
Das Besondere am Golden Nugget ist, dass es das erste Hotel war, in dem die Symbiose von Spiel und Übernachtung aufging. Im<br />
Inneren des Poolbereichs gibt es ein echtes Haifischbecken, durch das mutige Badegäste in einer durchsichtigen Plexiglasröhre in das 1,3 m<br />
tiefe Wasser rutschen können. Obwohl auf der Einladung zur Party „bathing togs“ stand, kamen nur wenige der Einladung in den Pool nach:<br />
vornehmlich Kinder. Das größte Kind darunter war Juval, ein verrückter Amerikaner, den ich Tags zuvor beim Essen kennen gelernt hatte und<br />
der sich einer netten Seitenwette wegen freuen kann, das $10.000 No Limit Hold’em Event auf Einladung von Jesn Vörtmann spielen zu können.<br />
Doch das ist eine andere Geschichte … und eigentlich war ich ja gekommen, um Bracelets zu zählen. Schade nur, dass keiner eins trug. Wäre<br />
Keiner da gewesen. Auf den Spuren von Bracelets entdeckte ich dann den jüngsten Gast der Party: Phil Gordon junior. Ob das Baby wirklich den<br />
Namen des stolzen Papas trägt, habe ich vergessen zu fragen – wichtiger in dieser Situation: Habe ich hier vielleicht meinen ersten Bracelet-<br />
Träger vor der Linse?<br />
Nun, wer hilft mir bei der Suche nach Bracelets? Auf den Bildern sind sie versteckt. Nicht als Schmuckstück, sondern in Persona. An der<br />
Zahl 6, 7, 8 … wie viele sind es doch gleich? Notiert Euch die Namen und die Zahl der Bracelets und schreibt die richtige Lösung mit den<br />
Braceletträgern in einer Mail an HYPERLINK „mailto:volker@lyceumpublishing.com“ volker@lyceumpublishing.com. Den ersten drei Einsendern<br />
winkt ein 3-monatiges, 6-monatiges und 12-monatiges Gratis-Abonnement von <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> – <strong>deutschsprachig</strong>.<br />
Shannon Elizabeth<br />
ist noch zu jung für<br />
ein Bracelet. Da sie<br />
aber im Team von<br />
Doylesroom spielt,<br />
kann man davon<br />
auszugehen, dass<br />
sie viele nützliche<br />
Tips erhält.<br />
Ist das unser erstes Bracelet,<br />
offen zur Schau getragen von<br />
David Benyamine? Beim genauen<br />
Betrachten erkennen wir, dass es<br />
eine Uhr ist. Hm!<br />
50 SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong>MEDIA.COM <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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Clonie Gowen –<br />
erst noch einmal<br />
schnell schauen,<br />
ob alles sitzt, dann<br />
aufrichten und …<br />
…lächeln<br />
Eric Seidel, Coach von Martin<br />
Kläser bei der Full Tilt Million<br />
Challenge, „Wie war es, am<br />
Finaltisch plötzlich gegen<br />
seinen Schüler zu spielen?“,<br />
fragte Eddy Scharf.<br />
Welcher Braceletträger<br />
wird denn hier von<br />
der schönen Michelle<br />
begrüßt? Nachdem<br />
ich das Bild machte<br />
schaute sie mich erst<br />
einmal kritisch an,<br />
erinnerte sich dann<br />
und legalisierte das<br />
Bild. Danke!<br />
“Entschuldigung,<br />
ich habe Sie<br />
verwechselt,“ oder<br />
ist das doch ein<br />
Bracelet-Träger?<br />
Der frisch<br />
gebackene<br />
Papa Phil<br />
Gordon durfte<br />
nicht fehlen ...<br />
… und das der<br />
Kappe nach<br />
jüngste Mitglied<br />
im Full Tilt Poker<br />
Team wurde auf<br />
Händen getragen.<br />
Phil Ivey habe<br />
ich auch unter<br />
den Gästen<br />
entdeckt. Wen<br />
beobachtet er<br />
hier?<br />
Phil Ivey habe<br />
ich auch unter<br />
den Gästen entdeckt. Wen<br />
beobachtet er hier?<br />
Eduard<br />
Scharfs<br />
neues<br />
Feindbild<br />
kennen<br />
wir ja jetzt<br />
(siehe<br />
S.???), Hier<br />
waren sie<br />
Freunde!<br />
Sicher ist sicher<br />
… damit auch<br />
niemand im 1,3<br />
m tiefen Wasser<br />
ertrinkt, stand<br />
der Pool ständig unter<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
Beobachtung.<br />
WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong> .COM • SEPTEMBER <strong>2008</strong> 51<br />
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PRO-SPEKTIVE: ERINNERUNGEN<br />
WSOP Flashback<br />
The Last Final Table at Binion’s Horseshoe (2005)<br />
Von Paul “Dr. Pauly” McGuire<br />
„I<br />
mmer im Mai wusste man, zur World<br />
Series of Poker (WSOP) musste<br />
man ins Horseshoe gehen“, meinte<br />
Flipchip 2005. „Es wird eine Weile<br />
dauern, bis man sich umgestellt hat.“<br />
Beinahe drei Jahrzehnte<br />
lang hat Flipchip bei der WSOP fotografiert.<br />
Jeden Mai, wenn das Kasino zum Poker-Mekka<br />
wurde, begab sich Flipchip zusammen mit<br />
Pokerspielern aus der ganzen Welt auf die<br />
jährliche Pilgerreise ins Binion’s Horseshoe.<br />
Die WSOP und das Horseshoe waren so starke<br />
Marken, dass man einfach nicht daran dachte, sie<br />
könnten unabhängig voneinander existieren. Doch<br />
genau das geschah, als Becky Behnen, Tochter des<br />
Horseshoe-Gründers Benny Binion, mit dem Kasino<br />
einen enormen Schuldenberg aufhäufte. 2004 fror<br />
die amerikanische Steuerbehörde IRS die Mittel<br />
des Kasinos ein, weil die Löhne der Angestellten<br />
nicht gezahlt worden waren. Das Kasino musste die<br />
Pforten schließen. Harrah’s Entertainment kaufte<br />
Binion’s Horseshoe und erwarb die Rechte an der<br />
WSOP. Sie verkauften Binion’s an die MTR Gaming<br />
Group, die das Kasino übernahm. MTR taufte es auf<br />
den neuen Namen Binion‘s Gambling Hall and Hotel<br />
und öffnete im April 2004 wieder die Pforten.<br />
Den Markennamen der WSOP behielt Harrah’s und<br />
setzte die Tradition des weltgrößten Pokerturniers<br />
fort. 2004 war die WSOP so populär, dass Binion’s<br />
große Probleme hatte, den Strom leidenschaftlicher<br />
Pokerspieler und Fans zu bewältigen, weshalb der<br />
Kauf durch Harrah’s und der anschließende Umzug<br />
zum richtigen Zeitpunkt kamen. Die Series wurde<br />
ins Convention Center im Rio verlegt. Hier gibt es<br />
ausreichend Platz, um die immer größer werdenden<br />
Turniere unterzubringen. Die Entscheidungsträger<br />
bei Harrah’s respektierten die historische Bedeutung<br />
und Tradition der WSOP und erklärten sich damit<br />
einverstanden, die letzten beiden Tage des Main<br />
Events 2005 im Stadtzentrum in Benny’s Bullpen<br />
im Binion’s zu spielen. Dieser Finaltisch sollte das<br />
letzte WSOP-Event sein, das je im heiligsten aller<br />
Pokerheiligtümer des Universums gespielt wurde.<br />
Unverblümt gesagt war das Binion’s ein Haufen<br />
Mist, nachdem Becky es auf Grund hatte laufen lassen.<br />
Die Beleuchtung war schlecht. Die Klimaanlage war<br />
schäbig. Die Teppiche waren moderig und schmutzig.<br />
Teile des Kasinos rochen wie eine<br />
Mischung aus Pflegeheim, kaltem<br />
Zigarrenrauch und der Männertoilette<br />
einer Autobahnraststätte für LKW-<br />
Fahrer. Die Innenstadt von Las Vegas<br />
hatte ihren Glanz verloren, als der<br />
Strip zum angesagten Ort wurde, um<br />
zu spielen und sich zu amüsieren.<br />
Die Innenstadt wurde zum Relikt.<br />
Seit einem Jahrzehnt war nichts<br />
mehr renoviert worden und Teile des<br />
Bezirks verwandelten sich schnell in<br />
eine Müllhalde. Das Publikum war<br />
unansehnlicher geworden. Sicher, es<br />
gab den steten Strom von Touristen,<br />
die billige Unterkünfte und billiges<br />
Essen suchten, aber die Mehrheit des<br />
Klientels gehörte zur untersten Stufe des<br />
Zockerabschaums in Las Vegas. Shrimp-<br />
Cocktails für 99 Cent wirken auf Jet-Set<br />
Reisende nicht gerade verführerisch.<br />
Das Anrüchige dieser Gegend bot<br />
einen perfekten Hintergrund für das<br />
prestigeträchtigste Pokerturnier der<br />
Welt. Wenn man über Obdachlose<br />
klettern musste, die in ihrem eigenen<br />
Urin auf der Fremont Street lagen,<br />
um ins Horseshoe zu kommen,<br />
dann war das eine nachdrückliche<br />
Erinnerung daran, dass man vielleicht<br />
nur einen einzigen Bad Beat davon<br />
entfernt war, selbst mit dem Gesicht<br />
nach unten im Dreck zu liegen.<br />
Genau das war es, das die WSOP im<br />
Binion’s so besonders gemacht hat.<br />
Die Umgebung und die Atmosphäre<br />
war genauso, wie es Al Alvarez in The<br />
Biggest Game in Town beschrieben<br />
hatte. Einen Moment konnte man einen<br />
High-Roller mit einem Koffer voller Geld<br />
aus einer Limousine springen sehen, im<br />
nächsten Moment musste man fürchten,<br />
von einem Junkie auf dem Parkplatz<br />
mit dem Messer niedergestochen<br />
zu werden. Man konnte einen Blick<br />
auf Johnny Chan erhaschen, wie er<br />
Autogramme gab, und wenn man sich<br />
umdrehte, sah man eine alte Frau<br />
im Rollstuhl, die den kümmerlichen<br />
Rest ihrer monatlichen Rente am<br />
einarmigen Banditen verspielte.<br />
Benny’s Bullpen sollte in eine<br />
Glasvitrine kommen und als historisches<br />
Monument bewahrt werden. Einige<br />
der bedeutendsten Ereignisse der<br />
Pokergeschichte trugen sich in Benny’s<br />
Bullpen zu und sobald man den Raum<br />
betrat, konnte man diese Energie<br />
fühlen. Bei meinem ersten Besuch<br />
bekam ich Gänsehaut und es rann mir<br />
kalt den Rücken herunter. Ich wurde<br />
von einem warmen, nostalgischen<br />
Gefühl überschwemmt, so als ich ob<br />
das Stadion der Yankees betrat, um auf<br />
das Feld zu blicken, wo die Geister von<br />
Babe Ruth, Lou Gehrig, Mickey Mantle<br />
und Joe DiMaggio sich begegneten.<br />
Benny’s Bullpen war das Yankee-<br />
Stadion des Poker und eine moderne<br />
Version des Kolosseums in Rom, wo die<br />
Gladiatoren bis zum Tod gegeneinander<br />
kämpften. Benny’s Bullpen war der<br />
Ort, an dem Spieler zu Pokerlegenden<br />
wurden. Moss. Brunson. Ungar. Chan.<br />
Sie alle haben die gleiche abgestandene<br />
Luft wie ich geatmet. Es überrascht<br />
nicht, dass Benny’s Bullpen solch<br />
ein Ehrfurcht gebietender Ort war.<br />
Man musste nicht nur gegen die<br />
besten Spieler seiner Zeit antreten,<br />
sondern auch noch mit den Geistern<br />
der Pokerlegenden klarkommen.<br />
Am Tag des Finales im Horseshoe<br />
fuhr mich Flipchip ins Binion’s und wir<br />
parkten in einer herunter gekommenen<br />
und unheimlichen Garage. Flipchip<br />
kannte die Innenstadt von Las Vegas<br />
wie seine Westentasche. Er deutete<br />
auf eine unmarkierte Tür und ich<br />
folgte ihm. Wir gingen eine Treppe<br />
hinauf, über die Strasse, einen langen<br />
Flur entlang und eine Rolltreppe<br />
hinunter. Und dann waren wir wie von<br />
Zauberhand im Binion’s und ich hatte<br />
34 SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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das Gefühl, als wären wir dreißig Jahre<br />
in die Vergangenheit zurück versetzt<br />
worden. Wir bahnten uns über einen<br />
geheimen Durchgang durch die Küche<br />
den Weg zum chinesischen Restaurant,<br />
das als provisorisches Medienzentrum<br />
diente, um das Gedränge in der<br />
Halle zu vermeiden. Es erinnerte<br />
mich an die Copacabana-Szene aus<br />
Martin Scorceses Film Goodfellas.<br />
Es war stockdunkel und viel enger,<br />
als ich es mir vorgestellt hatte. Der<br />
Medienbereich war weit hinten, in<br />
einer Ecke versteckt. Von dem Platz für<br />
die Medienleute aus konnte ich den<br />
Finaltisch nicht sehen, aber ich konnte<br />
auch nirgendwo anders hingehen, da es<br />
in Benny’s Bullpen nur Stehplätze gab.<br />
„Sie können sich nicht vorstellen,<br />
wie es früher war“, meinte Mike Paulle,<br />
ehemaliger Mediendirektor der WSOP.<br />
„Die Internet-Leute erhielten früher nie<br />
Presseabzeichen. Vor fünf Jahren hätte<br />
man Sie nicht einmal hereingelassen.“<br />
Die glücklichen Neun, die es an<br />
den Finaltisch geschafft hatten, waren<br />
Joe Hachem, Andy Black, Tex Barch,<br />
Daniel Bergsdorf, Mike Matusow,<br />
Aaron Kanter, Brad Kondracki, Steve<br />
Dannenmann und Scott Lazar. Die<br />
Zuschauerreihen waren dicht gedrängt<br />
mit Freunden und Familienangehörigen<br />
der Spieler am Finaltisch. Manche<br />
Railbirds hatten sich bereits drei<br />
Stunden vor Beginn des Finaltisches<br />
angestellt, nur um einen Blick auf<br />
den geschichtsträchtigen letzten<br />
WSOP-Finaltisch zu werfen, der je im<br />
Binion‘s gespielt werden würde. Die<br />
Warteschlange ging am Büffet vorbei,<br />
den engen Flur hinunter und dann<br />
weiter bis zum Medienraum. Wer nicht<br />
in Benny’s Bullpen hineinkam, verfolgte<br />
das Geschehen auf großen Monitoren<br />
beim Büffet oder unten im Wettbüro.<br />
Puggy Pearson, WSOP-Champion<br />
von 1973, zeigte sich am Finaltisch und<br />
trug sogar ein Lied vor, das er extra<br />
dafür geschrieben hatte. Etliche Profis<br />
waren unter den Zuschauern, darunter<br />
Phil Hellmuth, Jennifer Harman, Andy<br />
Bloch, Greg Raymer, Tom McEvoy,<br />
Jesus Ferguson und Erik Seidel.<br />
Um 16:47 verkündete Greg Raymer<br />
„Shuffle up and deal” und damit<br />
begann der Finaltisch. Weniger als<br />
acht Minuten später ging Matusow<br />
mit Pocket-Kings gegen Scott Lazars<br />
Asse All-in. Matusow hatte mehr Chips<br />
als Lazar, für den es nicht gut aussah,<br />
als Matusow einen dritten König auf<br />
dem Flop traf, aber Lazar traf auf Turn<br />
und River je ein Herz und machte<br />
seinen Flush. Er gewann den Pot und<br />
die Anti-Matusow-Fans in der Menge<br />
rasteten aus. Matusow machte einen<br />
niedergeschlagenen Eindruck, als er auf<br />
vier Millionen an Chips zurück fiel.<br />
Vor der ersten Pause war<br />
Matusow mit einem Short Stack<br />
in Schwierigkeiten und schwitzte<br />
wie Patrick Ewing beim Freiwurf.<br />
Tatsächlich endete Matusows<br />
wunderbarer Lauf abrupt. Bei einem<br />
5s-3s-2c Flop war Matusow mit<br />
T-T All-in gegen Dannenmann’s<br />
A-J. Matusow stand kurz davor, zu<br />
verdoppeln, aber als eine 4 auf dem<br />
Turn kam, traf Dannenmann ein<br />
Wheel. Matusow schied als Erster am<br />
Finaltisch aus, aber bekam für seinen<br />
neunten Platz eine coole Million.<br />
Nach Matusows Ausscheiden war<br />
Andy Black der beste Spieler am Tisch<br />
und setzte seine Gegner mit Raises<br />
zum richtigen Zeitpunkt stark unter<br />
Druck. Black hatte seinen Stack auf<br />
18,23 Millionen ausgebaut und die<br />
Führung übernommen. Als noch sechs<br />
Spieler übrig waren, verdoppelte Joe<br />
Hachem seinen Short Stack, was seine<br />
mittlerweile berühmten lautstarken<br />
Anhänger, die bislang die meiste Zeit<br />
still gewesen waren, aufweckte. Sobald<br />
Hachem verdoppelt hatte, skandierten<br />
sie „Aussie, Aussie, Aussie! Oy, oy, oy!“,<br />
sangen und schwenkten die australische<br />
Flagge. In der nächsten Hand machte<br />
Lazar einen Tilt-Zug und ging mit Q-T<br />
All-in. Andy Black wachte mit den<br />
Buben auf und callte. Black gewann<br />
den Pot, während ein enttäuschter<br />
Lazar auf Platz acht zum Rail ging. So<br />
hart kann die WSOP sein – man kann<br />
in zwei Händen vernichtet werden<br />
und all die Anstrengungen der ganzen<br />
Woche sind in Sekunden dahin.<br />
Doch Black musste den<br />
Chiplead wieder abgeben, nachdem er<br />
zwei entscheidende Pots verloren hatte.<br />
Bald musste er einen Short Stack hüten<br />
und wurde vom Jäger zum Gejagten.<br />
Black schied auf Platz fünf aus, als er ein Race mit T-T<br />
gegen Dannenmanns A-K verlor. Obwohl Black gerade<br />
$1.750.000 gewonnen hatte, sah er aus, als würde er<br />
gleich in Tränen ausbrechen. Phil Hellmuth eilte zu<br />
Black und sprach ein paar tröstende Worte während<br />
Black von der Menge lauter bejubelt als irgendein<br />
anderer der ausgeschiedenen Spieler am Finaltisch.<br />
„Er hat mehr als den ersten Platz verdient. Er<br />
hat mit Herz und Seele gespielt“, meinte Tom<br />
Murphy, ein irischer Journalist, der über den<br />
sensationellen Lauf seines Landsmanns berichtete.<br />
Als nur noch vier Spieler dabei waren,<br />
wurde das Geschehen langsamer. Um 3:15 Uhr nachts<br />
hatte sich die Menge in Benny’s Bullpen ein wenig<br />
ausgedünnt. Nur die Unverbesserlichen blieben. Kurz<br />
vor 5 Uhr früh schied Aaron Kanter auf dem vierten<br />
Platz aus und Hachem übernahm den Chiplead.<br />
Als nur noch drei Spieler am Tisch saßen,<br />
unterbrach ESPN die Produktion für die<br />
„Geldvorführung“, eine Prozession zweier<br />
Muskelpakete mit Gewehr im Anschlag, gefolgt<br />
von etlichen Männern im Anzug mit Kästen voller<br />
Geld. Das schütteten sie auf den Tisch und legten<br />
das Siegerbracelet obenauf. Die Sicherheitskräfte<br />
mussten einschreiten, um den Schwarm von<br />
Fotographen vom Tisch fernzuhalten.<br />
„Wenn Sie kein Gewehr haben, dann müssen Sie<br />
sich vom Geld fernhalten“, sagte Turnierdirektor<br />
Johnny Grooms über Lautsprecher.<br />
Eine weitere Stunde passierte wenig, bis Barch<br />
auf Platz drei ausschied. Als das Heads-up begann,<br />
hatte Hachem fast 40 Millionen, Dannenmann<br />
dagegen 16,3 Millionen. Um 6:40 Uhr früh, nach<br />
einer halben Stunde Heads-up errang Joe Hachem<br />
den Sieg, nachdem er eine Straight mit 7-3 offsuit<br />
gefloppt hatte. Dannenmann ging am Turn Allin,<br />
als er sein Ass getroffen hatte und wurde von<br />
Hachem schnell gecallt. Der Australier gewann<br />
$7,5 Millionen und hielt länger durch als 5.618<br />
Spieler – zu diesem Zeitpunkt das größte Feld, das<br />
es beim WSOP Main Event je gegeben hatte.<br />
Der Tisch war der längste Main Event<br />
Finaltisch der WSOP und dauerte über 14 Stunden.<br />
Wie bei den meisten großen Pokerturnieren war der<br />
Höhepunkt verhalten, denn alle waren hundemüde<br />
und erschöpft. Flipchip wartete geduldig, um ein<br />
Photo mit dem Sieger machen zu können und<br />
gegen acht Uhr in der Früh sagten wir Benny’s<br />
Bullpen zum letzten Mal auf Wiedersehen.<br />
„Die WSOP gibt es vielleicht ewig“,<br />
philosophierte Flipchip. „Aber wenn der<br />
Finaltisch nicht in Benny’s Bullpen gespielt<br />
wird, wird es nie mehr so wie früher sein.”<br />
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WISDOM: LEARNING LESSONS FROM THE PROS: MIKE CARO<br />
Wie man Caro<br />
Hold’em spielt<br />
Von Mike Caro,<br />
“Das verrückte Pokergenie”<br />
Vor ein paar Minuten habe ich mich<br />
hingesetzt, um diese Kolumne über<br />
ein ganz anderes Thema zu schreiben.<br />
Was ist geschehen? Mein Geist fing<br />
an zu wandern. Und ich stellte mir<br />
vor, wie ich Hold’em spielte, aber das Spiel, das<br />
in meinen Kopf wanderte,<br />
war keins, das Sie je gespielt<br />
haben. Ich habe es ebenfalls<br />
noch nie gespielt, außer<br />
gerade in meiner Vorstellung.<br />
Doch ich bin von dem Konzept<br />
so fasziniert, dass ich es<br />
mit Ihnen teilen möchte.<br />
Wenn Ihnen das Spiel gefällt,<br />
das ich jetzt gleich schildern<br />
werde, lade ich Sie ein, der<br />
Erste zu sein, der es in Ihrer<br />
privaten Pokerrunde ausprobiert.<br />
Vielleicht überreden Sie Ihren Cardroom oder Ihr<br />
Casino, es anzubieten. Dann schreiben Sie mir bitte<br />
(mike@caro.com) und erzählen mir, wie es war.<br />
Da ich heute in bescheidener Stimmung<br />
bin, habe ich beschlossen, mich selbst bei der<br />
Namensgebung dieses neuen Spiels außen<br />
vor zu lassen. Stattdessen nenne ich es Caro<br />
Hold’em als Tribut an meinen Großvater. Die<br />
Regeln sind wirklich sehr einfach. Sie werden<br />
nicht lange brauchen, um sie zu lernen.<br />
Nicht Limit, Nicht No Limit<br />
Caro Hold’em kann nicht No Limit gespielt, wie<br />
Sie schnell verstehen werden. Aber es ist auch<br />
nicht wirklich eine Form von Limit Hold’em. Alles<br />
wird genauso gespielt wie Standard Limit Hold’em,<br />
nur dass jeder Spieler mit fünf Hole-Cards<br />
und nicht mit nur zweien beginnt. Oh, und<br />
noch eine Sache: Der Flop besteht nicht<br />
aus drei Karten, gefolgt von einer Karte<br />
auf Turn und River. Gott bewahre! Der<br />
Flop besteht aus zwei Karten – nennen<br />
wir ihn Flip – gefolgt von einer Board-<br />
Card – die wir Blip nennen, einfach, weil<br />
es sich reimt. Dann gibt es einen Reflip<br />
– zwei weitere Board-Cards. Es gibt die<br />
bekannten vier Setzrunden: Pre-flip, flip,<br />
blip, reflip. Was ist so innovativ an dieser<br />
Reihenfolge, das Board auszuteilen?<br />
Nichts. Aber es gibt einen Grund dafür. Die<br />
Partie wäre mit einem 3-1-1 Board strategisch<br />
nicht im Gleichgewicht. Das liegt an der Art, wie<br />
man setzt. Und hier wird es wirklich seltsam.<br />
Was auch immer das festgelegte Limit für eine<br />
Setzrunde ist, man setzt es einmal für jede Karte,<br />
die man hält. Zu jedem Zeitpunkt des Setzens kann<br />
man jede überflüssige Karte wegwerfen, außer<br />
einer, und dann setzt man den festgelegten Einsatz<br />
multipliziert mit der Zahl der Karten, die man hält.<br />
Sie können mit fünf, vier, drei, zwei oder nur einer<br />
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Karte betten oder raisen. Ja, Sie müssen<br />
mindestens eine Karte behalten. Auch<br />
wenn Sie vorhaben, das Board zu spielen.<br />
Wenn nötig, wird der Sieger im Showdown<br />
ermittelt, genau wie im üblichen Hold’em.<br />
Warum behält man nicht alle fünf<br />
Karten? Man kann, aber dann müsste man<br />
den fünffachen Einsatz für jede Bet, jeden<br />
Call oder jedes Raise zahlen. Vielleicht<br />
lohnt das Risiko, vielleicht nicht.<br />
Sagen wir, gespielt wird mit $10 pro<br />
Einheit. Jede Setzeinheit – das heißt, man<br />
bettet, callt oder raist um diesen Betrag für<br />
jede Karte, die man hält – beträgt dann $10<br />
vor dem Flip mit zwei Karten und nach dem<br />
Flip, $20, nachdem man den Blip mit einer<br />
Karte gesehen hat und $40, nachdem man<br />
den Reflip mit zwei Karten gesehen hat.<br />
Wieso das? Es geht darum, das Spiel im Takt<br />
zu halten. Die höhere letztere Setzrunde<br />
reflektiert den Umstand, dass alle Spieler<br />
zu diesem Zeitpunkt normalerweise nur<br />
zwei Karten halten, da sie das gesamte<br />
Board gesehen haben. Andernfalls wären die<br />
Einsätze oft kleiner als in den vorherigen<br />
Runden, wenn ein paar Spieler sich vielleicht<br />
entschieden haben, mehr Karten zu behalten.<br />
Das Wichtigste<br />
Dies sind die wichtigsten<br />
Regeln und Grundlagen:<br />
♠ Je mehr Karten man behält, desto<br />
wahrscheinlicher trifft man eine Hand, die<br />
gewinnt.<br />
♠ Je mehr Karten man behält, desto teurer ist<br />
es zu spielen und desto höher ist Ihr Risiko.<br />
♠ Sie können womöglich Stärke zeigen,<br />
indem Sie mehr Karten wegwerfen und<br />
Ihre Bluff-Chancen vielleicht psychologisch<br />
erhöhen.<br />
♠ Sie können Ihre Gegner in die Irre führen,<br />
indem Sie mehr Karten behalten, als Sie<br />
brauchen, obwohl das teuer sein kann, wenn<br />
Sie verlieren.<br />
♠Die abgelegten Karten müssen umgedreht<br />
vor den Spieler gelegt werden, damit die<br />
anderen sehen können, wie viele Karten<br />
behalten werden und das korrekte Setzen<br />
leicht überprüfen können. Die Regel,<br />
die Karten aufzudecken, sorgt für ein<br />
zusätzliches strategisches Element. (Man<br />
könnte ein abgelegtes Paar offen legen, wenn<br />
ein kleineres Paar auf dem Board liegt, in der<br />
Hoffnung, einen Drilling zu präsentieren und<br />
sich so zum Sieg zu bluffen.)<br />
♠Spieler, die folden, werfen ihre Karten<br />
verdeckt weg, wie im üblichen Hold’em.<br />
♠Die Spieler können ihre Karten zu jedem<br />
beliebigen Zeitpunkt vor dem Betten, Callen<br />
oder Raisen reduzieren, sogar in der gleichen<br />
Runde, in der sie ursprünglich mehr Karten<br />
hatten und mehr gesetzt haben. (Auch hier<br />
gibt es Möglichkeiten zur Täuschung.)<br />
♠Man muss bei Bets und Raises nicht in<br />
Höhe der Einsätze denken, sondern an die<br />
Zahl der Level. Eine Bet ist Level Eins. Ein<br />
Raise ist Level Zwei. Ein Reraise ist Level<br />
Drei. (Wahrscheinlich sollte es einen Cap bei<br />
Level Vier geben, vor allem, wenn noch mehr<br />
als zwei Spieler übrig sind.)<br />
♠Sie können keine Karten ablegen, bevor<br />
Sie checken, sondern nur, bevor Sie setzen.<br />
♠Einfach, damit Sie es besser nachvollziehen<br />
können: Wenn ein Gegner bei einer $20<br />
Runde fünf Karten hält, dann muss er $80<br />
setzen oder checken. Wenn er bettet und<br />
Sie verringern Ihre Hand um zwei Karten,<br />
dann können Sie raisen und insgesamt<br />
$80 in den Pot legen ($20 für jede Karte,<br />
um zu callen und $20 für jede Karte<br />
zum Raisen). Wenn er callt, ohne seine<br />
Hand weiter zu verkleinern, dann wird<br />
er $160 investieren, Sie dagegen $80.<br />
♠Übrigens, bei einem geteilten Pot können<br />
Sie Geld verlieren, vorausgesetzt, Sie<br />
behalten mehr Karten als ein Gegner.<br />
♠Das ist Caro Hold’em. Nennen Sie es kurz<br />
Caro, wenn Ihnen das lieber ist. Sie werden<br />
auf Elemente der Pokerkunst stoßen, denen<br />
Sie noch nie begegnet sind. Und ich wette,<br />
nach nur ein paar Händen sind Sie mit<br />
den Regeln und Abläufen gut vertraut. Ich<br />
beanspruche keinerlei Urheberrecht. Ab<br />
jetzt ist dieses Spiel öffentliches Eigentum,<br />
also gehört es Ihnen. Viel Spaß. — MC<br />
Mike Caro, “Das verrückte Pokergenie”, ist der zurzeit führende Experte in Sachen Pokerstrategie, -psychologie und -statistik. Der Weltklassespieler ist Gründer der Mike Caro<br />
University of Poker, Gaming and Life Strategy (MCU – mit einem Online-Campus unter Poker1.com). Seine Forschungen und Erfolge werden in über 100 Büchern erwähnt, die<br />
andere über ihn geschrieben haben. E-Mail: mike@caro.com. Spielen Sie Poker mit dem verrückten Genie unter DoylesRoom.com.<br />
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WEISHEITEN: BONOMO’S BLOG<br />
Die Situation<br />
erkennen<br />
Beim Poker gibt es immer eine richtige und<br />
viele falsche Entscheidungen. Oft wissen Sie<br />
jedoch nicht, wann was richtig ist. Justin<br />
Bonomo erklärt, wie Sie mit unvollständigen<br />
Informationen erfolgreich umgehen.<br />
Von Justin Bonomo<br />
60 AUGUST <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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In jeder Situation im Poker gibt es eine optimale<br />
Spielweise. Allerdings ist es schwer, die Situation zu<br />
erkennen. Um deutlich zu machen, was ich meine,<br />
möchte ich eine Geschichte erzählen, aber vorher<br />
möchte ich noch etwas erklären, was ein bisschen<br />
einfacher ist.<br />
Wenn Leute Hände diskutieren, dann sagen sie vielleicht<br />
Dinge wie: „Hier zu raisen ist gut. Genau wie folden. Nur<br />
callen ist schlecht.“ Das stimmt nie. Jede Spielweise hat ihre<br />
eigene Equity. Ein Fold hat immer Null-Equity (das Geld im<br />
Pot gehört nicht mehr Ihnen, also kann man es nicht als<br />
Verlust zählen.). Deshalb ist zu raisen nur dann gut, wenn<br />
die Equity größer als Null ist. Ist sie das nicht, ist ein Raise<br />
hier streng genommen schlechter als ein Call. Das gilt für<br />
alle Situationen. Vielleicht kann man die Equity nicht immer<br />
berechnen, aber theoretisch gibt es diese Zahl immer,<br />
unabhängig davon, ob Sie je herausfinden können, welche<br />
Equity es gab (oder hätte geben können).<br />
Ich weiß, die „gefühlsbetonten“ Spieler werden bei meiner<br />
nächsten Behauptung schaudern, doch jede Situation im<br />
Poker kann mathematisch aufgeschlüsselt werden. Meistens<br />
geht das nur, wenn man extrem vereinfacht, aber wieder existieren<br />
diese Zahlen, unabhängig davon, ob irgendjemand<br />
je in der Lage ist, sie zu bestimmen. Für jede Aktion gibt<br />
es einen Wahrscheinlichkeitsbaum für alle nachfolgenden<br />
Aktionen und Ergebnisse.<br />
Es gibt zahllose Faktoren, die in eine Entscheidung einfließen.<br />
Selbst wenn man die mathematischen Aspekte<br />
außer Acht lässt, gibt es noch jede Menge psychologischer<br />
Faktoren. Theoretisch könnte man einen Supercomputer<br />
kreieren, der nicht nur Poker und die ihm zugrunde liegende<br />
Mathematik perfekt beherrscht, sondern auch das<br />
menschliche Gehirn und jede psychologische Bedeutung<br />
der möglichen Körperbewegungen. Da Poker aber ein Spiel<br />
unvollständiger Informationen ist, lautet die Frage, die Sie<br />
stellen müssen: „Wie viel Information hat dieser Supercomputer?“<br />
Wie ich zu Beginn dieses Artikels gesagt habe, gibt es<br />
in jeder Situation eine optimale Spielweise. Was schwer<br />
fällt, ist die Situation zu erkennen. Jetzt aber zu der versprochenen<br />
Geschichte:<br />
Es ist Tag Drei des Main Events der World Series of Poker<br />
<strong>2008</strong> (WSOP). Die Blinds liegen bei 1.000/2.000, die Ante<br />
bei 300. John raist in früher Position mit Ah-Qs auf 6.000.<br />
Tom callt aus mittlerer Position, alle anderen folden. Der<br />
Flop bringt Qh-9h-3s. John bettet 12.000 und Tom callt. Der<br />
Turn bringt 4h und John beschließt zu checken. Er glaubt,<br />
er hat wahrscheinlich immer noch die beste Hand (genau<br />
wie ein Redraw zu den Nuts), aber hat etwas Angst vor<br />
dem Flush und würde gerne vermeiden, um einen großen<br />
Pot out of Position zu spielen. Tom überlegt etwa fünfzehn<br />
Sekunden und checkt dann nach ihm. Der River führt mit<br />
der zweiten 4 zu einem Paar auf dem Board. John spielt mit<br />
25.000 an und hofft auf einen Call. Stattdessen raist Tom<br />
auf 100.000.<br />
Johns erster Impuls ist es, zu folden. Wahrscheinlich hat<br />
Tom den Nut Flush slow gespielt. Es ist unwahrscheinlich,<br />
dass er ein Full House hat, denn dann hätte er Q-Q vor dem<br />
Flop gereraist. Damit bleiben 9-9 und 3-3 als sinnvolle<br />
Möglichkeiten, aber das Board am Turn bot so viele Möglichkeiten<br />
für ein Draw, dass Tom diese Hände gebettet hätte.<br />
John eine freie Riverkarte mit einem zufälligen Herz auf der<br />
Hand zu geben, wäre schlechtes Spiel gewesen.<br />
Aufgrund dieser Logik beschließt John, dass der Nut Flush<br />
die wahrscheinlichste Hand Toms<br />
ist und wirft noch einen letzten<br />
Blick auf seine Karten, bevor<br />
er foldet. Er sieht das Herz Ass<br />
und erkennt, dass Tom nicht<br />
den Nut Flush haben kann. Was<br />
hat er dann? K-Q in Herz? John<br />
überprüft das Board und sieht,<br />
dass die Qh dort liegt. Vielleicht<br />
hat er K-J oder J-T in Herz, aber<br />
würde er es mit diesen Händen<br />
wirklich riskieren, dem Ah eine<br />
freie Karte zu geben?<br />
Währenddessen wird Daniel<br />
Negreanu an den Tisch gesetzt.<br />
Er legt seine Chips auf den Tisch<br />
und verfolgt dann das Geschehen.<br />
Er sieht, dass Tom ein grauhaariger,<br />
leicht übergewichtiger<br />
Weißer Ende Vierzig ist. Er ist<br />
gepflegt gekleidet und trägt keinen teuren Schmuck. Seine<br />
Chips sind ordentlich gestapelt und Daniel stuft ihn als<br />
einen tighten, konservativen Spieler ein. Dann sieht er, wie<br />
Toms Hände schrecklich zittern und Daniel weiß einfach,<br />
dass Tom eine sehr starke Hand hat. Da Daniel nicht gesehen<br />
hat, was alles vor dem River passiert ist, weiß er nicht, ob<br />
das auf einen Flush oder ein Full House hinweist.<br />
Körpersprache-Spezialist Joe Navarro sitzt ebenfalls mit<br />
am Tisch. Er sieht das gleiche Zittern, das Daniel bemerkt<br />
hat, aber er glaubt, Tom blufft. Warum? Weil Joe gewisse<br />
Informationen hat, die Daniel nicht hat. Als die Turnkarte<br />
fiel, war Tom ruhig: kein Zittern, nicht einmal ein versteckter<br />
Blick auf seine Chips, der andeutet, dass er überlegt, ob<br />
er betten soll. Das Gleiche sah Joe auch, als die Riverkarte<br />
fiel. Joe hat John ebenfalls beobachtet, als der seine Karten<br />
überprüft und seine Hand schon fast weggeworfen hat. Tom<br />
fing erst zu zittern an, als John seine Karten nahe an sich<br />
heranzog und seinen schützenden Chip wieder auf seine<br />
Karten gestellt hat. Mit anderen Worten, Tom fing erst an<br />
zu zittern, als er Grund zu glauben hatte, seine Bet würde<br />
gecallt werden. Joe ist sicher, dass Tom blufft.<br />
Internet-Legende Chris9215 hat die gesamte Hand<br />
beobachtet. Er glaubt, John repräsentiert eine starke Hand<br />
mit einem Paar. Mindestens K-Q, vielleicht sogar A-A.<br />
Außerdem hat Chris gesehen, wie Tom den ganzen Tag tight<br />
gespielt hat und nimmt an, dass Tom eine starke Hand hat.<br />
Er denkt, Tom hat viel zu viel gesetzt, um einen Call zu<br />
bekommen. Er lacht innerlich, wie schlecht und berechenbar<br />
Live-Spieler sind, während er darauf wartet, dass John<br />
foldet und Tom ihm dann höflich die Nuts zeigt (oder die<br />
Beinah-Nuts).<br />
Michael sitzt mit am Tisch und hat noch eine weitere Sichtweise<br />
auf die Hand. Nur eine Woche zuvor saß Michael in<br />
einem Satellite an Toms Tisch. Sie plauderten miteinander<br />
und Tom erzählte, wie er seinen Platz bei der WSOP bei<br />
Bodoglife gewann. Sie diskutierten Strategien bei Online-<br />
Turnieren, und Tom erzählte, dass er immer die gleiche<br />
Strategie anwendet. Er spielt sehr geduldig und wartet auf<br />
starke Hände. Die schwächeren Spieler zahlen ihn immer<br />
aus. Michael sah, wie Tom seine tighte Strategie angewandt<br />
hatte, und er sah, dass sie funktionierte. Michael hatte Tom<br />
so geduldig und tight spielen sehen, dass er sicher war, Tom<br />
hatte eine gewaltige Hand. Er hatte Tom schätzen gelernt<br />
und hoffte, John würde ihn törichterweise auszahlen.<br />
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61<br />
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WEISHEITEN: BONOMO - CONT.<br />
Ben ist ein anderer Spieler am Tisch, der mit Tom viel online gespielt<br />
hat. Ben weiß, dass Tom als einer der tightesten Grinder bei Bodog bekannt<br />
ist und mit seiner super-tighten Strategie in Online-Partien sehr viel<br />
Geld gewonnen hat. Ben ist ebenfalls sicher, dass Tom diese Bet nicht<br />
ohne sehr starke Hand machen würde.<br />
Matt sitzt am Tisch und hat Informationen, die kein anderer hat, weil<br />
er direkt neben Tom sitzt. Er hatte seine Kopfhörer auf und hat nicht<br />
besonders auf die anderen Spieler geachtet. Er sieht, wie wild Toms<br />
Füße zittern und sich aneinander reiben. Alles andere ist Matt egal. Er<br />
sieht, wie nervös Tom ist und ist sich 100-prozentig sicher: Er blufft.<br />
Matt wünscht sich, er hätte sein Paar Zweien gespielt, um hier einen<br />
Hero-Call machen zu können.<br />
Will hat schließlich etwas bemerkt, was kein anderer Spieler am Tisch<br />
bemerkt hat. Der Tisch hinter ihnen wurde gerade eine Minute vorher<br />
aufgelöst und ihr Tisch ist der nächste, der aufgelöst werden wird. Will<br />
ist nicht ganz sicher, wie gerissen Tom ist, aber er denkt sich, „Dies wäre<br />
eine irre Gelegenheit für Tom, sein tightes Image zu nutzen, um einen<br />
Bluff durchzuziehen. Der Tisch wird bald aufgelöst, also ist dies seine<br />
letzte Chance, das zu machen, bevor er dieses Image wieder von vorne<br />
aufbauen muss.“<br />
Jetzt kommen wir wieder zu John, der als Einziger wirklich eine Entscheidung<br />
auf Grundlage der Informationen treffen muss, die er hat.<br />
John beschäftigt sich seit über einem Jahr intensiv mit Poker und versucht,<br />
so gut zu spielen, wie er kann. Er weiß, wie kompliziert Poker<br />
ist und strebt danach, so oft wie möglich, die richtige Entscheidung zu<br />
treffen. Aber was soll er hier tun?<br />
Hätte er den Supercomputer, um ihm zu helfen, dann würde er dem<br />
Computer die Informationen des Tisches geben. Er würde erklären, wie<br />
tight Tom gespielt hat und wie er bislang noch keinen Bluff gezeigt hat.<br />
Er fragt sich, ob der Computer die gleiche Logik anwenden würde, um<br />
zu dem Schluss zu kommen, dass Tom kein Full House hat und auf dem<br />
Turn gebettet hätte, um seinen Flush zu schützen, wenn er denn einen<br />
hat. Was ist wichtiger? Zwei Stunden tightes Spiel oder seine Analyse<br />
der Hand?<br />
Leider fehlen John all die Informationen, die Daniel, Joe, Chris, Michael,<br />
Ben, Matt und Will über Tom gesammelt haben. Aus Johns Perspektive<br />
gibt es einfach nicht genug Informationen, um eine souveräne<br />
Entscheidung zu fällen.<br />
John schaut sich sein Herz-Ass ein letztes Mal an und kommt zu dem<br />
Schluss, dass Tom, sollte er wirklich den unwahrscheinlichen Flush<br />
oder das Full House haben, die Hand gut gespielt hat (abgesehen davon,<br />
die Hand am Turn nicht geschützt zu haben) und den Pot verdient. John<br />
weiß, dass Tom ein tighter Spieler ist, aber zugleich kann er Tom die<br />
starke Hand einfach nicht glauben. Er sieht all die Chips im Pot und<br />
kann sich einfach nicht dazu durchringen, zu folden. Er schiebt seine<br />
Chips nach vorne, macht den Call und bedauert das bereits, bevor die<br />
Chips im Pot liegen.<br />
John hält seine Hand über dem Muck, während er darauf wartet, dass<br />
Tom eine starke Hand umdreht. Stattdessen hört er die zwei schönsten<br />
Worte der Welt: „Du gewinnst.“ John dreht A-Q um und angewidert wirft<br />
Tom J-T in Kreuz mit den Bildern nach unten in den Muck. „Wie kannst<br />
Du hier callen? Das ist ein fürchterlicher Call. Wahrscheinlich hast Du<br />
überhaupt nicht gemerkt, wie tight ich die ganze Zeit gespielt habe!“<br />
Tom blickt sich um und sieht, wie Joe, Matt und Will in sich hinein<br />
lächeln. Sie alle denken, „ich war nicht einmal in der Hand dabei und<br />
wusste, Du bluffst. Gut gespielt, Fisch. Mach es beim nächsten Mal doch<br />
bitte nicht ganz so offensichtlich.“<br />
Obwohl diese drei in sich hineinlachen, sieht Tom bei den restlichen<br />
Spielern unterschiedliche Mienen. Daniel, Chris, Michael und Ben sind<br />
alle schockiert. Chris sagt sogar zu Tom, „Wow, schöne Bet. Ich war sicher,<br />
Du hast eine starke Hand. Großartiger Bluff, auch wenn er nicht<br />
funktioniert hat.“<br />
Tom schüttelt den Kopf und beschimpft sich innerlich. Er weiß, er<br />
hat gerade einen großen Teil seines Stacks im wichtigsten Turnier des<br />
Jahres weggeblufft. Er murmelt, „Deshalb sollte ich die Donkeys nie<br />
bluffen. Sie callen immer.“<br />
Unterdessen hat John bereits vergessen, dass sein erster Impuls der<br />
war, zu folden. Innerlich klopft er sich auf die Schulter, weil er seinem<br />
Bauchgefühl vertraut hat und den richtigen Call gemacht hat. Das Gesamtbild<br />
und all die Informationen, die er nicht bemerkt hat, werden John<br />
nie bewusst. Es ist ihm egal, denn er ist jetzt Chipleader am Tisch.<br />
Offensichtlich ist diese Geschichte erfunden, um etwas zu zeigen. In<br />
jeder Situation im Poker erhält man ein paar Teile des Puzzles. Wenn<br />
man aufpasst, dann hat man vielleicht mehr Puzzleteile als jeder andere<br />
am Tisch. Aber man hat nie alle Teile. Es gibt einfach zu viele.<br />
In diesem Fall kam jeder einzelne Spieler am Tisch zu einer vernünftigen,<br />
logischen Schlussfolgerung über die Hand. Hätte jeder von ihnen<br />
geschildert, was er über die Hand gedacht hat, hätte ein Experte auf der<br />
Grundlage der Informationen, die sie hatten, ihren Schlussfolgerungen<br />
zugestimmt. Das Problem ist, dass manche der Spieler grundlegende<br />
Informationen nicht hatten, die ihre Interpretation der Hand vielleicht<br />
geändert hätten.<br />
Denken Sie einfach an diese Geschichte, wenn Sie das nächste Mal<br />
versuchen, eine Entscheidung zu fällen, bei der es unter anderem darauf<br />
ankommt, herauszufinden, was Ihr Gegner denkt. Es gibt immer<br />
noch mehr Informationen, die man herausfinden kann. Die kleinste<br />
Bewegung oder sogar ein Kleidungsstück kann das fehlende Puzzleteil<br />
sein, das Sie brauchen, um Ihre Entscheidung zu treffen. Die beste Information<br />
wären natürlich Hunderte von Stunden Erfahrung mit diesem<br />
Spieler, aber in einem Turnier kann man normalerweise davon nicht<br />
ausgehen.<br />
Damit kommen wir wieder zu dem zurück, was ich am Anfang gesagt<br />
habe: In jeder Situation im Poker gibt es eine optimale Spielweise. Was<br />
schwer fällt, ist die Situation zu erkennen.<br />
In jeder Situation haben Sie es mit einem Gegner (oder mehreren<br />
Gegnern) zu tun. Im Allgemeinen wissen Sie nicht, welche Karten sie<br />
haben, aber Sie können immer eine Range bestimmen, die auf der<br />
Wahrscheinlich jeder Hand beruht. Mit einem Minimum an Informationen<br />
wird diese Range ziemlich groß sein und die optimale Spielweise<br />
ist dann gewöhnlich das „Standardverfahren“ oder Teil der Strategie, die<br />
am wenigsten leicht auszunutzen ist. Während Sie mehr Informationen<br />
über Ihre(n) Gegner erhalten und nicht nur seine möglichen Hände,<br />
sondern auch seine Denkweise besser bestimmen können, wird Ihre<br />
optimale Spielweise plötzlich sehr viel „spezieller“. Zum Beispiel wäre<br />
es, wenn man einer großen Bet auf dem River gegen einen unbekannten<br />
Spieler gegenüber steht, ein Fehler, ohne wirklich, wirklich starke Hand<br />
immer zu folden. Ihre Gegner könnten anfangen, Sie links und rechts zu<br />
bluffen. Aber wenn Sie es mit einem sehr tighten Spieler zu tun haben,<br />
dann kann dies oft zur optimalen Strategie werden.<br />
Schließlich möchte ich meinen ersten Punkt noch einmal wiederholen.<br />
Vielleicht scheint es manchmal so, als hätte man in einer bestimmten<br />
Situation viele gute Möglichkeiten, aber es gibt immer nur eine korrekte<br />
Spielweise und alle restlichen sind Fehler. Keine vollständigen Informationen<br />
zu besitzen, wird Sie oft eine Spielweise wählen lassen, die an<br />
den Ergebnissen gemessen inkorrekt scheint, aber tatsächlich richtig<br />
ist. Das spielt keine Rolle. Was eine Rolle spielt, ist, dass angesichts der<br />
spezifischen Situation, in der Sie sich befanden, mit den Informationen,<br />
die Sie zu diesem Zeitpunkt hatten, Ihr Spiel richtig war. Wenn Sie also<br />
Ihr Spiel im Nachhinein noch einmal beurteilen, bedenken Sie, dass<br />
die Situation vielleicht nicht die gleiche ist. Die Informationen, die Sie<br />
im Anschluss an die Hand gewonnen haben (zum Beispiel, indem Sie<br />
die Karten gesehen haben), ändert die Lage, in der Sie sich befanden,<br />
vollkommen. Was zählt, ist die Situation, in der Sie zu dem Zeitpunkt<br />
waren, in dem Sie die Entscheidung gefällt haben.<br />
Hoffentlich konnten Sie meinen etwas gewundenen Gedanken folgen.<br />
Wenn ja, dann sollte sich der Kreis schließen und Sie wieder bei meiner<br />
ursprünglichen Behauptung angelangt sein:<br />
In jeder Situation im Poker gibt es immer eine optimale Spielweise.<br />
Was schwer fällt, ist die Situation zu erkennen.<br />
Justin Bonomo spielt ausschließlich bei BodogLife<br />
62 ??????????? <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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WISDOM: 62 PFUND<br />
Heil davon<br />
gekommen<br />
You Can’t Help but be Happy for Mike Matusow<br />
Von Gary Wise<br />
M<br />
ike Matusow zu so guter Verfassung gewesen war. Er versprach,<br />
beobachten ist einem „Dies wird ein gutes Jahr für mich. Ihr werdet<br />
Autounfall zuzusehen sehen.“ Um es gleich danach zu beweisen.<br />
nicht ganz unähnlich. Event #18 – $5.000 No Limit 2-7 Draw<br />
Diese Faszination, etwas Lowball mit Rebuys – war eins der stärksten<br />
Explosives zu beobachten; bei Autos sieht man,<br />
wie Metall zusammen gepresst wird und hört,<br />
wie Objekt auf Objekt trifft; bei Matusow ist es<br />
der scheinbar unausweichliche Ausraster und<br />
die „Wehe mir!“-Klagen, die am Ende folgen.<br />
Es ist die Essenz dessen, was Poker so unterhaltend<br />
macht.<br />
Vor der World Series of Poker <strong>2008</strong> (WSOP)<br />
hatte Matusow seit 2002 kein Bracelet mehr<br />
gewonnen. Angesichts von Matusows Rang im<br />
Poker und dessen, was seitdem geschah, ist das<br />
einigermaßen verblüffend. Ja, er gewann 2005<br />
das WSOP Tournament of Champions, aber<br />
tatsächlich kommt nichts dem Gewinn eines<br />
Bracelets gleich. Als er schließlich wieder eins<br />
Teilnehmerfelder, die man je bei der WSOP<br />
gesehen hatte. Als sich der Rauch am vorletzten<br />
Spieltag verzogen hatte, versprach der<br />
Finaltisch nicht nur enorm unterhaltsam zu<br />
werden, sondern wies auch bemerkenswert<br />
viel Talent auf.<br />
Zu Matusow gesellten sich die Cashgame<br />
Monsterspieler David Benyamine und Jeff<br />
Lisandro, der legendäre Barry Greenstein, der<br />
ungestüme Tony Guoga, alias Tony G, der Mann<br />
mit den guten Karten, Erick Lindgren und der<br />
amtierende WSOP Spieler des Jahres, Tom<br />
Schneider. Schwache Spieler gab es nicht.<br />
Benyamine, Guoga und Schneider schieden<br />
in dieser Reihenfolge aus und dann begann<br />
gewann, waren bei den unzähligen<br />
der wirkliche Grabenkrieg.<br />
Worten, die aus<br />
seinem Mund sprudelten,<br />
Als Matusow loszulegen begann,<br />
kämpften die vier noch<br />
die intensivsten und<br />
verbliebenen Spieler einen<br />
wahrsten einfach: „Ich bin<br />
Zermürbungskrieg, wobei<br />
glücklich.“ Was kann man<br />
mehr verlangen?<br />
Zu Beginn der WSOP<br />
<strong>2008</strong> sah Matusow ziemlich<br />
mitgenommen aus.<br />
Eine $100.000 Wette, ob<br />
es ihm gelingen würde, abzunehmen,<br />
ging am Vorabend<br />
der Series zu Ende<br />
und obwohl „The Mouth“<br />
die Wette gewonnen hatte,<br />
zuerst Lindgren und dann<br />
Greenstein die Action an sich<br />
rissen. Lindgren strauchelte<br />
erst, als Matusow, der sich in<br />
dieser Nacht als vom Schicksal<br />
auserwählt zeigen sollte,<br />
etwas machte, das Lindgren<br />
später „einen der schlimmsten<br />
Spielzüge, den man in der Geschichte<br />
dieses Spiels überhaupt<br />
je machen kann“ nannte.<br />
forderte sie ihren Tribut.<br />
Mike Matusow In einem späterem Interview<br />
„In den letzten 98 Stunden<br />
schilderte Lindgren <strong>BLUFF</strong><br />
habe ich nichts außer<br />
Limonade, Cayennepfeffer<br />
und Ahornsirup zu mir genommen.“ Jeden Tag<br />
war er acht Meilen gelaufen, bis sein Körper<br />
nicht mehr konnte. Alles in allem hatte er 62<br />
Pfund in genau einem Jahr abgenommen.<br />
Der neue, dünnere Mike wirkte geschwächt.<br />
Offensichtlich hatte er weniger Energie, da er<br />
sich von der Anstrengung erholte. Dennoch<br />
war er dankbar für das, was er durchgemacht<br />
hatte, und meinte, er fühle sich wie ein neuer<br />
Mensch, der in den letzten zehn Jahren nie in<br />
seine All-in Hand.<br />
„In der entscheidenden Hand<br />
raiste Jeff Lisandro am Button auf 80.000,<br />
Mike erhöhte im Small Blind auf 280.000<br />
und ich machte daraus sofort 380.000, aber<br />
zog eine Karte. Natürlich freut man sich über<br />
eine Pat-Hand [eine Hand, bei der man keine<br />
Karten zieht]…in diesem Fall eine Pat-Neun<br />
oder irgendwas in der Art. Jeff foldet und Mike<br />
ist wieder dran und ich möchte, dass er Karten<br />
zieht, denn ich habe K-7-6-3-2, eine schöne<br />
Hand für ein Draw, aber ich liege hinten, wenn<br />
er einen Buben hat. Also sage ich zu Mike<br />
„Vielleicht callst Du die Hundert besser nicht,<br />
denn Du könntest bereits hoffnungslos hinten<br />
liegen.“ Irgendwas hat in Mikes Gehirn Klick<br />
gemacht, und er machte einen der schlimmsten<br />
Spielzüge, den man in der Geschichte dieses<br />
Spiels überhaupt machen kann, es war einfach<br />
nur lachhaft. Er warf nicht seine Zehn weg,<br />
sondern er warf auch seine Neun weg. Er zog<br />
zu 8-7-4, was sowieso eine schreckliche Hand<br />
für ein Draw ist. Er bekam eine Sechs und eine<br />
Zwei, um ein Eight-Low zu machen. Meine<br />
Zwei wurde zum Paar und ich war draußen.“<br />
Obwohl er zwei Karten gegen Lindgrens<br />
eine gezogen hatte, obwohl sein Draw mit drei<br />
Karten schlechter war als Lindgrens Draw mit<br />
vier Karten, hatte Matusow am Ende gewonnen.<br />
Lindgren erklärte später, er „hätte Mike<br />
fast den Kopf abgerissen, als Mike ihm die<br />
Hand gab und ihn über den Tisch zog“, bevor<br />
Lindgren sich vom Tisch entfernte. Wie TJ<br />
Cloutier gerne sagt, „Das ist Poker“.<br />
Nachdem Lindgren ausgeschieden war,<br />
konnte Matusow mit ähnlich viel Glück auch<br />
Greenstein vom Tisch schicken, obwohl Barrys<br />
Abschied sich länger hinzog. Beide, Matusow<br />
und Lindgren, sprachen höchst anerkennend<br />
über Greensteins Spiel, nachdem er eliminiert<br />
worden war. Schließlich stand nur noch<br />
Lisandro zwischen Matusow und seinem dritten<br />
Bracelet. Ein paar Draws zur richtigen Zeit<br />
und ein paar großartige Reads waren nötig,<br />
aber schließlich war Matusow am Ziel.<br />
Ob dieser neue, dünnere Matusow mit dem<br />
(zugegeben, nur wenig) ruhigeren Auftreten<br />
und den fehlenden 62 Pfund von Dauer ist,<br />
kann nur die Zeit zeigen. Ob Lindgren oder<br />
Greenstein das Bracelet gewonnen haben<br />
sollten, kann nur nachträglich und durch einen<br />
theoretischen Ansatz beurteilt werden, der<br />
die tatsächlichen Ergebnisse nicht in Betracht<br />
zieht. Was wir wissen ist, dass an diesem einen<br />
Tag, Matusow, anstatt demoliert worden zu<br />
sein, heil davon gekommen ist. Er gewann sein<br />
Bracelet und es hat ihn glücklich gemacht.<br />
Man kann nicht anders, als sich mit ihm über<br />
sein Glück zu freuen.<br />
Gary Wise schreibt regelmäßig für <strong>BLUFF</strong>, espn.<br />
com und seine eigene Webseite, www.wisehandpoker.com.<br />
54 SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
WISEHAND.indd 32 16/7/08 21:54:18
v<br />
No Limit Golf —<br />
Literally!<br />
Von Adam Slutsky<br />
72<br />
on meinem etwa fünf Meter entfernten<br />
Beobachtungsposten konnte ich den Putter<br />
meines kleinen Bruders zittern sehen.<br />
Zugegeben, der Wind war wirklich garstig –<br />
Böen von 80 Stundenkilometern waren gemessen<br />
worden – aber die Angst von Mutter Natur<br />
hatte absolut nichts mit Sandes unerwartetem<br />
Pseudo-Epileptischen Anfall zu tun. Nun, obwohl<br />
er nur etwas über einen Meter bei einem Green mit<br />
wenig oder gar keinen Unebenheiten putten musste,<br />
ging es doch um ernsthafte Summen – ganze $10.000!<br />
– sowie die Aussicht auf stolze $250K ein bisschen weiter<br />
am Green entlang. Und da gab es noch diese Geschichte<br />
– oder zumindest die Fortsetzung dieser Geschichte. Ich<br />
könnte versuchen, klug zu beschreiben, was genau verloren<br />
gehen würde, sollte er nicht einlochen, aber die unvergesslichen,<br />
Bourbon-geschwängerten Worte des wettergegerbten<br />
Captain Quint aus Der Weiße Hai bringen es<br />
perfekt auf den Punkt. Einfach gesagt, würden wir „Kopf,<br />
Schwanz, das ganze verdammte Ding“ verlieren.<br />
Ich behaupte gewiss nicht Hellseher zu sein, aber<br />
ich würde alle Bälle in meiner Golftasche sowie meine<br />
Eier darauf verwetten, dass die 100 cm Gras, die vor<br />
Sande lagen, wie 100 Kilometer aussahen und das<br />
vorschriftsmäßig große Loch im Boden sich irgendwie<br />
in den Hintern einer Amöbe verwandelt hatte. Ich fühlte<br />
SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM<br />
zwar definitiv mit meinem Bruder, war aber auch froh,<br />
dass er den Putt machen musste, nicht ich. Der Umstand,<br />
dass ein Haufen hoch auflösender Videokameras surrte<br />
und das Drama fürs Fernsehen aufnahm, verstärkte nur<br />
das geistige Chaos, das zwischen seinen Ohren zweifellos<br />
herrschte. Und so, nach einer Zeitspanne, die wie eine<br />
Ewigkeit wirkte, aber tatsächlich nur ein paar Sekunden<br />
dauerte, schwang Sande den Schläger so geschmeidig,<br />
wie es unter den Umständen nur menschenmöglich war,<br />
und führte seinen Schlag aus.<br />
Als ich letztes Jahr unmittelbar vor der Auftaktveranstaltung<br />
über die World Series of Golf (WOSG) geschrieben<br />
habe, war ich Außenstehender. Fernseh-, Unterhaltungsund<br />
Sportvermarktungsagent Terry Leiweke, Präsident<br />
und Geschäftsführer der WSOG, war so freundlich<br />
gewesen, mir eine Einladung mitzuspielen, zukommen<br />
zu lassen, aber Terminschwierigkeiten hielten mich vom<br />
Abschlag fern. Dennoch, ich sammelte alle Fakten, interviewte<br />
alle wichtigen Leute und schrieb meinen Artikel.<br />
Und obwohl ich zwar der Meinung bin, ich habe der Geschichte<br />
– und dem Turnier – Gerechtigkeit widerfahren<br />
lassen, so bleibt unterm Strich doch das Gefühl, ich hätte<br />
das ganze verdammte Ding nicht glanzvoll genug dargestellt.<br />
Denn nachdem ich beim zweiten Teil des Turniers<br />
dabei war, unbestreitbar das Coolste, was man in Klamotten<br />
auf einem Golfkurs je machen kann, bin ich für im-<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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mer süchtig, abhängig wie ein Klebstoff-Schnüffler in einer Pattex-Fabrik.<br />
Was als neues Zockerkonzept begann und von zwei Poker spielenden Golfkumpels aus Las Vegas – John<br />
Slitz und Ken Maul – erdacht wurde, ist mittlerweile fast eine eigene Industrie und zu einem unglaublichen<br />
jährlichen Ereignis geworden, bei dem man „dabei sein muss“. Mittlerweile gibt es auch eine lange Liste<br />
hochrangiger Partner und Sponsoren (Full Tilt Poker, Octagon, Greenspun Media Group, PeakVision Sports,<br />
Custom Entertainment, <strong>BLUFF</strong> und viele mehr), einen Vertrag mit einem großen Fernsehsender (CBS) mit<br />
mehreren Jahren Laufzeit über die Übertragungsrechte und sogar ein öffentlich gehandeltes Papier auf der<br />
OTC Anschlagtafel (WSGF). Da die WSOG Geschick im Golf mit der Raffinesse von No Limit Texas Hold’em<br />
Poker vereint, ist sie mehr als einfach nur „Wettkampf mit Chips“.<br />
Viel mehr.<br />
Die Spieler treten in einem ausgeglichenen Feld gegeneinander an, in Gruppen, die nach Handicap gebildet<br />
werden und folgen dann den Regeln von No Limit Texas Hold’em, allerdings auf dem Golfkurs<br />
und nicht am Pokertisch. Doch sobald gespielt wird, sind die Handicaps unwichtig. Nach<br />
einer Auslosung nach Zufallsprinzip um „den Button“ (was hier die Reihenfolge des Spiels<br />
bestimmt), setzen die Teilnehmer die Ante und gehen zum Abschlag. Anders als beim traditionellen<br />
Golf, wo derjenige, der am weitesten vom Loch entfernt ist, normalerweise als Erster<br />
spielt, folgen die Spieler der vorher festgelegten Reihenfolge, die genauso reihum geht, wie<br />
der Dealerbutton um den Pokertisch geht. Wie im Poker kann derjenige, der als Erster dran<br />
ist, checken oder setzen. Je nach Action kann der nächste Spieler checken, raisen oder folden.<br />
Check-raisen ist nicht erlaubt. Wenn alle Einsätze gebracht wurden, dann führen die Spieler,<br />
die noch in der „Hand“ sind, ihre Schläge aus und wiederholen das Ganze, bis ein Sieger für<br />
dieses Loch feststeht. Bei Gleichstand teilen sich diese Spieler den Pot. Wie in jedem Pokerturnier<br />
geht es so lange weiter, bis ein Spieler alle Chips gewonnen hat. Die Anfangsbankroll<br />
an Tag Eins der WSOG beträgt $10.000 (die Höhe des Buy-ins) und die Ante beginnt bei $100<br />
(1 Prozent der Anfangsbankroll des Tages) und verdoppelt sich alle drei Löcher. Wenn ein Teilnehmer<br />
nicht genug Geld hat, um die Ante zu bezahlen, dann scheidet er sofort aus und seine<br />
verbleibenden Chips kommen in den Pot. Vielleicht wirkt das alles auf den ersten Blick ein<br />
wenig verwirrend, aber wenn ein geistiger Zwerg wie ich diese Regeln im Nu versteht, dann<br />
haben Sie sicher keine Probleme damit. Aber um alle Missverständnisse zu vermeiden – von<br />
der Notwendigkeit, Taschenrechner oder Computer mit Rechensoftware mitzunehmen ganz<br />
zu schweigen – sind bei jeder Gruppe Croupiers dabei, um die Einsätze zu verfolgen und dafür<br />
zu sorgen, dass das Spiel glatt läuft.<br />
Vom Standpunkt eines Golfpuristen, eines Traditionalisten, der sein Können nur gegen die<br />
Schöpfungen des Kursdesigners testen möchte, ist die WSOG eine Anomalie, eine schöne Sache,<br />
die verdorben wird, ähnlich wie A1 Soße auf sein Steak zu tun oder Soda in seinen Scotch.<br />
Aber für alle anderen – vom hochklassigen Beinah-Profi bis zum Hobbyspieler mit hoffnungslos<br />
hohem Handicap – ist die WSOG die beste Sache auf dem Golfkurs seit der Einführung<br />
von Oben-Ohne Getränkewagenfahrerinnen. Tatsächlich sorgen das Format und die Struktur<br />
allein für einen so aufregenden Tag auf dem Grün, dass sogar das Geld keine Rolle spielt.<br />
Okay, Moment Mal, wem erzähle ich hier was? Das Geld fügt einem bereits gut gewürzten<br />
Mahl eine superscharfe Paprikaschote hinzu. Man fragt sich, warum man vorher überhaupt in<br />
irgendeiner anderen Form Golf um Geld gespielt hat.<br />
Um die Wahrheit zu sagen, habe ich eine Hass/Liebe Beziehung zum Golf. Ich wuchs auf<br />
dem Gelände eines Ferienhotels auf und mir stand ein phantastischer, von Tom Fazio neu<br />
entwickelter, Golfkurs zur Verfügung. Aber das heißt nicht, dass ich das Spiel beherrsche.<br />
Schließlich ist es beim Golf ähnlich wie beim Sex: Man muss nicht sehr gut sein, um Spaß<br />
daran zu haben. Doch ich weiß, wie reizvoll Golf sein kann und wie gut man mit einer Runde<br />
den Härten des Alltags entfliehen kann. Über die Jahre habe ich halb-ernsthaft gespielt; manchmal<br />
musste ich wochenlang hintereinander täglich spielen, zu anderen Zeiten habe ich das<br />
Grün Monate lang gemieden wie eine Tussi mit Genitalwarzen. Doch Masochist, der ich bin,<br />
habe ich nie genug und komme immer wieder, wie ein menschlicher Bumerang mit Reparaturmaschine für<br />
defekte Rasenstücke. Leider hat sich die Beziehung in der letzten Zeit überwiegend auf der Hass-Seite des<br />
Spektrums abgespielt, Dank eines Debakels bei einer Runde in Scottsdale, Arizona. Um eine lange Geschichte<br />
kurz zu machen: Ich kam auf das Green eines Par-4 Kurses und brauchte danach fünf Schläge, um einzulochen,<br />
was dazu führte, dass ich mich an meinem Putter und an ein paar anderen Schlägern in meiner Golftasche<br />
abregierte. Dieses Erlebnis brachte mich dazu, dem Golf für immer abzuschwören, zumindest solange,<br />
bis Schweine fliegen. Also empfehle ich Ihnen nachdrücklich, eine Weile mit großem Regenschirm unterwegs<br />
zu sein, weil im Moment unglaublich viel Schinken durch die Luft schwirren muss. Denn sehen Sie, Philip<br />
Conneller, <strong>BLUFF</strong> Europes hervorragender Feuilletonredakteur, rief mich an, und meinte, er hätte für mich<br />
bei der diesjährigen WSOP einen $10.000 Platz reserviert. Erster Preis $250.000. Ob ich spielen könnte?<br />
Machst Du Witze? Das ist, als ob man fragt, ob Prinz William auf Frauen anziehend wirkt oder ob George<br />
Michael Knieschützer trägt, wenn er auf öffentliche Toiletten geht.<br />
High-profile<br />
participants<br />
for the event<br />
included:<br />
♠ Ray Romano, actor<br />
(“Everyone Loves Raymond”),<br />
comedian<br />
♠ John Daly, TV personality<br />
(“Real TV”)<br />
♠ Phil Gordon, worldclass<br />
poker pro, author<br />
and television host<br />
♠ Phil Ivey, five-time<br />
World Series of Poker<br />
bracelet winner<br />
♠ Tom Schneider, 2007<br />
World Series of Poker<br />
Player of the Year<br />
♠ Daniel Negreanu, two<br />
World Poker Tour titles<br />
♠ Rhett Butler, 2006<br />
World Series of Poker main<br />
event 5th-place finisher<br />
♠ Chris “Jesus” Ferguson,<br />
2000 World Series<br />
of Poker Champion<br />
♠ Erick Lindgren, 2004<br />
World Series of Poker<br />
Player of the Year<br />
♠ Dusty Allen, former major<br />
league baseball player<br />
♠ Emily Jilette, wife of<br />
magician Penn Jilette<br />
(of Penn & Teller)<br />
www.worldseriesofgolf.com<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM • SEPTEMBER <strong>2008</strong> 73<br />
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Unfortunately, he missed<br />
the putt by a mile — it<br />
broke exactly how he<br />
thought it would — and<br />
immediately expressed<br />
his displeasure with me.<br />
I still have the scar.<br />
Hallo!?<br />
Plötzlich begann ich mich zu fragen, ob die Sache irgendeinen<br />
Haken hatte. Hmmm. Aber bei meinem Gespräch mit Philip hatten<br />
wir nicht darüber geredet, dass ich irgendein eng anliegendes, nietenbesetztes<br />
Lederkostüm tragen sollte, um ihn mit Kette um den<br />
Hals ins Londoner Palladium zu begleiten, also ging ich davon aus,<br />
ich müsste mir hier keine Sorgen machen. Unnötig zu erwähnen,<br />
aber ich schoss ein überzeugendes „Verdammt, ja!“ zurück und<br />
weckte meine Golfschläger aus ihrem Winterschlaf in der Garagenecke<br />
auf.<br />
Dann kam ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: War<br />
ich gut genug? Mein Ego sagte: „Ja“, aber mein sehr viel intelligenterer,<br />
unbewusster Begleiter intervenierte, wies mich an, zum Telefon<br />
zu greifen und meinen kleinen Bruder anzurufen. Mit Handicap<br />
7, hübschem Swing und aggressivem Herangehen an das Spiel<br />
ist Sande ein wirklicher Kämpfer mit lächerlich weitem Abschlag.<br />
Obwohl sein Spiel auf die kurze Distanz manchmal so konstant ist<br />
wie die geistige Verfassung von Britney Spears, ist er bei schwierigen<br />
Schlägen einer der besten Nicht-Profis, die ich kenne. Ich habe<br />
ihn aus Büschen schlagen sehen, unter Bäumen, aus der Wüste<br />
und einmal hat er den Ball sogar absichtlich über einen See geschlagen.<br />
Deshalb waren<br />
die Chancen, dass<br />
er auf dem Golfkurs<br />
Geld gewinnen würde<br />
sehr viel höher als<br />
die Ihres geschätzten<br />
Autors. Und da jeder<br />
WSOG-Spieler die Dienste<br />
eines Caddies/<br />
Finanzberaters in Anspruch<br />
nehmen kann<br />
– angefangen vom<br />
Analysieren der Greens bis zur Hilfe bei den Einsätzen – konnte<br />
ich meine ganze Aufmerksamkeit auf die Story konzentrieren und<br />
es Sande überlassen, sich auf Golf zu konzentrieren, sowie darauf,<br />
unsere Taschen mit Geld zu füllen. Zwei Wochen später waren wir<br />
Richtung Sin City unterwegs, mit Ziel Mirage, offizielles Hotel und<br />
Kasino für die World Series of Golf.<br />
Punkt Eins der Tagesordnung war ein Pflichttermin für alle<br />
Spieler, Caddies/Finanzberater, bei der die Regeln erläutert wurden.<br />
Dieses Jahr waren 80 glückliche Spieler aus einer Liste von<br />
400 Interessierten ausgewählt worden. Das war unser erster Eindruck<br />
des Wettbewerbs und wir sahen zahlreiche Berühmtheiten<br />
aus der Unterhaltungsbranche, dem Profisport und der Pokerwelt,<br />
darunter: Ray Romano, Alan Thicke, Dusty Allen, Phil Ivey, Chris<br />
„Jesus“ Ferguson, Phil Gordon, Erick Lindgren, und Allen Cunningham<br />
und viele andere. Vergessen wir nicht den Sieger des letzten<br />
Jahres, Mark Ewing. Er war zurück, gerüstet und bereit, seine Krone<br />
zu verteidigen.<br />
Nachdem wir Antworten auf jede nur vorstellbare Situation<br />
im Turniergolf erhalten hatten – zum Beispiel, was eine Gefahr<br />
darstellt und wie man vorgeht, wenn ein Ball in der Körperöffnung<br />
eines toten Tiers landen sollte – lud man uns zu einem unglaublichen<br />
Buffet ein, das im Secret Garden & Dolphin Habitat serviert<br />
wurde, und bei dem es genug kulinarische Köstlichkeiten gab, um<br />
jeden Äthiopier in einen Feinschmecker-Kunden von Jenny Craig zu<br />
verwandeln. Als wir ankamen, waren alle in Weiß gekleidet – das<br />
Thema war eine „Party in saloppem Weiß“, was der subtilen Klasse<br />
des Golfsports und Siegfried und Roys weißen Tigern und Löwen<br />
die Ehre erwies. Mein Bruder und ich müssen die Dress-Code-Notiz<br />
übersehen haben; wir sahen wie Verbrecher aus. Dennoch kauten<br />
und tranken wir nach Herzenslust, genau wie unzählige Las Vegas<br />
Berühmtheiten, während wir zusahen, wie eine Gruppe von Atlantiktümmlern<br />
eine erstaunliche Show in dem über 10 Millionen Liter<br />
fassenden Wasserbiotop vollführten.<br />
Als wir am nächsten Tag zur Paiute Golfanlage kamen – drei<br />
Golfkurse zu Füßen der malerischen Spring Mountains, entworfen<br />
von dem weltberühmten Architekten Pete Dye – blies der Wind so<br />
stark, dass sich Schaumkronen auf dem See bildeten. Gerüchten<br />
zufolge hatten sich die Außerirdischen, die die UFOs fliegen, die<br />
in Südnevada regelmäßig gesichtet werden, darauf geeinigt, am<br />
Boden zu bleiben, um einen weiteren Area 51 Zwischenfall zu verhindern.<br />
Mein Bruder und ich erhielten die Paarungstabelle, nahmen ein<br />
schnelles, aber nahrhaftes, Frühstück zu uns und machten uns<br />
auf den Weg zum Übungsgelände, um uns einzuspielen. Eigentlich<br />
musste Sande nicht die morgendliche Steifheit überwinden,<br />
sondern nur seine Nervosität. Meine Rolle war bedeutend weniger<br />
stressig. Abgesehen von meinen Pflichten als <strong>BLUFF</strong>-Autor und<br />
Ratgeber, wie viel man vor jedem Schlag setzen sollte, war ich<br />
damit zufrieden, dem Vorbild Christopher Williams’ zu folgen, Caddie/Finanzberater<br />
für Rhett Butler, Fünftplatzierter bei dem Main<br />
Event der WSOP 2006 und letztes Jahr Zweiter bei der WSOG.<br />
Chris meinte: „Unser Job ist einfach … hinkommen, Maul halten,<br />
dabei bleiben.“<br />
Ein weiser Rat, dachte ich. Denn wenn es um meinen kleinen<br />
Bruder und den Golfteil der Gleichung geht, versuche ich, Streit zu<br />
vermeiden. Vor Jahren war ich einmal bei irgendeinem komischen,<br />
unbedeutenden Wohltätigkeitsturnier sein Caddie. Am 18. Loch<br />
brauchte er einen Birdie, um ein Playoff zu erzwingen. Der Schlag,<br />
der für den Ausgleich sorgen sollte, war ein mittlerer und sehr<br />
machbarer Putt und wir hatten eine schwere Auseinandersetzung<br />
über die Beschaffenheit des Greens. Ich vertrat meine Auffassung<br />
so unerbittlich, dass er schließlich seine Meinung änderte und sich<br />
meiner Sicht der Dinge anschloss. Leider ging der Putt meilenweit<br />
daneben – er verlief genau so, wie mein Bruder geglaubt hatte –<br />
und Sande zeigte mir sein Missfallen sofort. Ich habe die Narbe<br />
immer noch.<br />
Schließlich war die Zeit zum Abschlag gekommen. Runden #1<br />
und #2 wurden auf dem Snow Mountain Kurs gespielt (6534 Meter<br />
von den Tips – unseren Tees), der einmal von Golf Digest als Nummer<br />
Eins der öffentlich zugänglichen Golfkurse in Nevada gelistet<br />
wurde. Die Finalrunde würde auf dem „Wolf“-Kurs stattfinden,<br />
der neueste und schwierigste der drei Paiute-Kurse, mit tierischen<br />
6.953 Metern von den hinteren Tees.<br />
Wir trafen unseren Croupier, den fanatischen Golfer Travis Senninger<br />
aus Las Vegas. Er war begeistert über das Format der WSOG<br />
und meinte, es sei perfekt für Wochenend-Krieger und erfahrene<br />
Profis. „Der Kick, den das Spiel dadurch erhält, ist wirklich beeindruckend”,<br />
meinte er.<br />
Der Vierte in unserer Runde war Butch Holmes, ein High Stakes<br />
Golfer aus Palm Desert, Kalifornien und San Antonio, Texas. Butch<br />
hatte bereits WSOG Luft geschnuppert und das Jahr zuvor beim<br />
Turnier in Primm Valley gespielt. Dann gab es da noch den Miragegesponserten<br />
Greg Keller, der in Las Vegas wohnte. Und Donnie<br />
Nicholson, der, nach dem zu urteilen, was ich auf dem Übungsplatz<br />
gesehen hatte, wohl unser größter Rivale war.<br />
Mein Bruder und ich hatten kurz über eine Strategie für den ersten<br />
Schlag gesprochen. Da man nie eine zweite Chance bekommt,<br />
einen ersten Eindruck zu machen, dachten wir, es wäre klug, wenn<br />
Sande den Ball irgendwo hin schlug. Sollte Sande so schlagen, wie<br />
er es normalerweise tat, dann könnte das seine Gegner verunsichern<br />
und sie wissen lassen, dass er allen bei der erstbesten Gelegenheit<br />
an die Kehle ging. Wenn er dagegen einen schlechten Abschlag<br />
machen würde, zum Beispiel ins Gebüsch oder den Ball sogar gar<br />
nicht richtig treffen würde, dann gewannen sie vielleicht den Eindruck,<br />
dass Sande wild und unbeständig war, und niemand, um<br />
den man sich viel Gedanken machen musste.<br />
Kurz gesagt, falsche Hoffnungen.<br />
Am Ende schmetterte Sande seinen Abschlag Mitte links den<br />
Fairway entlang, was einen Zuschauer dazu brachte, zu rufen: „Gefahr<br />
vorüber!“<br />
Gleich vom ersten Loch an war der Wettkampf ein intensives Aufund<br />
Ab, wobei jeder der Spieler irgendwann einmal Chipleader war,<br />
ein Beweis dafür, dass das Paarungssystem perfekt ausgeklügelt<br />
74<br />
SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM TO SUBSCRIBE, TEXT “Bluff” TO 6<strong>01</strong>55<br />
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worden war.<br />
Sande hatte so etwas noch nie erlebt und war von Struktur und Format<br />
vollkommen begeistert: „Es gibt einem bereits komplizierten, oft<br />
frustrierenden, Spiel noch einen zusätzlichen Dreh. Als ob man beim<br />
Golf nicht schon genug über jeden einzelnen Schlag nachdenken müsste<br />
– vor allem im Wettbewerb – aber jetzt kommt auch noch das Pokerelement<br />
ins Spiel. Es zwingt einen, nicht nur Golffehler, sondern auch<br />
Setzfehler zu vermeiden.“<br />
Und dann kam das 15. Loch. Drei Spieler waren noch übrig; alle waren<br />
mit drei Schlägen auf dem Green und putteten für Par. Keller, der<br />
die wenigstens Chips hatte und als Erster schlagen musste, sah sich<br />
einem Drei-Meter-Schlag abwärts gegenüber. Er checkte. Nicholson, der<br />
mit kleinem Vorsprung Chipleader war, weil er den Short Stack Butch<br />
Holmes eliminiert hatte, musste absolut gerade zwei Meter bewältigen.<br />
Er checkte ebenfalls. Sande, nur etwas mehr als einen Meter vom Loch<br />
entfernt, lächelte mich schief an. Ich konnte seine<br />
Gedanken lesen: Fuß auf die Kehle und<br />
zudrücken.<br />
„Ich bin All-in“, verkündete mein<br />
Bruder.<br />
Verblüffend, doch beide Spieler<br />
callten ohne zu zögern.<br />
Heilige Scheiße! Weder<br />
ich noch Sande hatten damit<br />
gerechnet.<br />
Der Sekt-oder-Selters-<br />
Moment war gekommen<br />
und alle entschieden sich,<br />
nach dem Sekt zu greifen!<br />
Nachdem er und sein<br />
Caddie den Putt aus jedem<br />
nur möglichem<br />
Blickwinkel betrachtet<br />
hatten, brachte sich Keller<br />
in Position und probierte<br />
sein Glück. Er traf den Ball<br />
gut, aber der segelte harmlos<br />
am Loch vorbei, womit Kellers<br />
Schicksal praktisch besiegelt<br />
war, sollten Donnie oder Sande<br />
einlochen. Nur wenige Augenblicke<br />
später brachte sich Nicholson in Stellung.<br />
Ruhig, cool, gesammelt, schlug er den<br />
Ball scheinbar ohne jede Probleme mitten ins<br />
Loch. Dieser Bursche hatte, um Teddy KGB zu zitieren,<br />
„Alligatorblut“ in den Adern.<br />
Alle Augen waren jetzt auf Sande gerichtet. Dies war der Moment. Alles<br />
oder Nichts. Aber sobald er den Ball traf, kannte ich das Ergebnis.<br />
Treffer versenkt, Baby! Juhuh!<br />
Da waren es nur noch zwei. Wir sagten Keller auf Wiedersehen und<br />
machten uns zum Par-3 16. Loch auf. Nachdem Sande seinen Abschlag<br />
ins Wasser gesetzt hatte, das genaue Gegenteil von Nicholsons wunderbarem<br />
Abschlag, foldeten wir schnell – und verloren nur das absolute<br />
Minimum, die $3.200 Ante – und gingen dann weiter zu #17, 483 Meter,<br />
Par-5 mit einem kleinen Knick nach links.<br />
Nachdem sie die Ante gesetzt hatten, machten Sande und Donnie<br />
ihren Abschlag und schauten sich hinterher die Ergebnisse an. Nicholson<br />
war in Top-Form und sein Schlag landete mitten im Fairway. Aber<br />
bei dem monströsen Gegenwind und angesichts der Entfernung zum<br />
Loch brauchte Nicholson mit Sicherheit noch mehr als zwei Schläge.<br />
Sande hatte etwas nach links geschlagen. Der Ball war auf einem Rough,<br />
das sich nach oben schwang, gelandet, kaum zwei Zentimeter von<br />
einem von fünf Holzpfählen entfernt, die oben aus der Sandfalle ragten<br />
wie Finger einer Hand. Einfach ausgedrückt, sah es ziemlich düster aus.<br />
Natürlich checkten wir. Nicholson ging sofort All-in.<br />
Ich drehte mich zu meinem Bruder um und runzelte die Stirn. „Verdammt.<br />
Ich glaube, wir müssen folden.“<br />
Aber davon wollte Sande nichts wissen.<br />
„Warum?“, fragte er. „So groß ist<br />
sein Vorteil nun auch nicht.“<br />
Dies ist die Situation, in der ich zeigen<br />
sollte, warum ich mein Geld wert war.<br />
Die Stimme der Vernunft sein und Sande<br />
dazu bringen, die richtige Entscheidung<br />
zu treffen. Für mich war die Lage so offensichtlich<br />
wie ein dreißig Zentimeter<br />
langer fluoreszierender Dildo in einem<br />
mit Kerzen beleuchteten Konvent. „Bruderherz,<br />
guck Dir an, wo Dein Ball liegt“,<br />
sagte ich. „Ich glaube, mir müssen abgeben<br />
und unser Glück am nächsten Loch versuchen.“<br />
*Das Event 20<strong>09</strong> hat maximal<br />
125 Plätze bei einem Startgeld<br />
von $10.000. Außerdem<br />
wird es ein $200.000 Buy-in<br />
Event mit ultrahohen Einsätze<br />
geben, an dem 30 Spieler<br />
teilnehmen können, und in<br />
dem die sechs Finalteilnehmer<br />
um $3,5 bis $4 Millionen<br />
Dollar spielen werden!<br />
Zusätzlich findet noch ein<br />
durch den Ryder-Cup inspirierter<br />
Mannschaftswettbewerb<br />
namens „Setanta Cup“ statt.<br />
Sande schaute mir direkt in die Augen und schüttelte den Kopf. Ich<br />
konnte sehen, wie das Feuer in ihm brannte. „Denk dran, Adam, wenn<br />
es um Golf geht, dann vertrau mir. Und ich sage Dir, ich habe das im<br />
Griff. Hier zeigen wir es ihnen. Genau hier, genau jetzt!“<br />
Bevor ich noch etwas sagen konnte, wandte Sande<br />
seine Aufmerksamkeit Travis, dem Croupier zu,<br />
und sagte zuversichtlich: „Ich calle.“<br />
Was dann kam war meiner Meinung<br />
nach der beste Schlag mit einem<br />
4er-Iron, den ich Sande je habe<br />
machen sehen. Streichen Sie<br />
das. Der beste Schlag mit<br />
einem 4er-Iron, den ich je<br />
überhaupt irgendjemanden<br />
habe machen sehen. Er<br />
landete rechts vom Fairway,<br />
nur eine Winzigkeit entfernt<br />
vom Green. Gerechterweise<br />
muss man sagen, dass Nicholson<br />
ebenfalls extrem gut geschlagen<br />
hatte, aber ich konnte<br />
sehen, dass ihn der Mut verlassen<br />
hatte. Ich bin ziemlich sicher,<br />
er rechnete damit, dass Sande<br />
folden würde (wie ich geraten hatte)<br />
oder zumindest den Schlag verpatzen<br />
würde. Nichts konnte weiter von der Wahrheit<br />
entfernt sein. So hatten die beiden die<br />
Rollen getauscht; mit einem möglichen Nicholson<br />
3er-Putt würden wir das Loch gewinnen und<br />
einen wohl uneinholbaren Vorsprung bekommen.<br />
Nach den Antes bei #18 war Nicholson pot-committed. Ganz<br />
egal, wo sein Abschlag landete, bei einem Fold hätte er nicht mehr<br />
genügend Chips, um die Ante am ersten Loch des Playoffs zu bezahlen.<br />
Aber zusätzliche Löcher waren das Letzte, woran Sande jetzt dachte.<br />
Voll gepumpt mit Adrenalin, berstend vor Selbstvertrauen und mit dem<br />
Glück, den Wind im Rücken zu haben, hämmerte Sande ein 2er-Iron-<br />
Schlag die Mitte des Fairways entlang. Er sagte, es war der beste Schlag<br />
mit einem 2er-Iron, den er je gemacht hatte. In Anbetracht der Tatsache,<br />
dass er nicht ganz 300 Meter lang war, wonach er nur noch etwas<br />
mehr als 100 Meter zu bewältigen hatte, muss ich ihm zustimmen. Drei<br />
Schläge später war es vorbei. Sandes Par war besser als Donnies Bogey<br />
und brachte uns den Sieg. Damit holten wir das Startgeld von $10.000<br />
zurück und, noch wichtiger, katapultierten uns ins Halbfinale mit der<br />
Chance, ums große Geld zu spielen. Es begann mit einem fünften Preis<br />
von $30K und kulminierte im ersten Preis von $250.000. Ich würde<br />
Ihnen gerne mehr erzählen, aber ich möchte Ihnen nicht das Vergnügen<br />
rauben, sich das anzuschauen, denn im Fernsehen wird dieses Turnier<br />
eine Woche, nachdem diese Zeitschrift am Kiosk liegt, gezeigt. Aber<br />
eine Sache ist sicher: Wenn nicht eine Welt umfassende Katastrophe<br />
oder irgendein anderes apokalyptisches Ereignis eintritt, dann werde<br />
ich die World Series of Golf im nächsten Jahr unter keinen Umständen<br />
verpassen. Aber dann werde ich meine eigenen Schläger dabei haben.<br />
So wie ich es sehe, habe ich 364 Tage, um zu üben!<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM • SEPTEMBER <strong>2008</strong><br />
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Auf einen Blick<br />
SWISS RANKING<br />
Juli <strong>2008</strong><br />
(Stand 13. Juli)<br />
NAME<br />
PUNKTE<br />
1 Giovanni Zurzolo CH 3.648,2<br />
2 Cemil Doganyilmaz CH 3.556,4<br />
3 Christian von Rohr CH 3.262,7<br />
4 Walter Blätter CH 2.330,1<br />
5 Dogan Güngor CH 1.980,4<br />
6 Heinz Brechbühl CH 1.949,9<br />
7 Martin van Gelder CH 1.766,4<br />
8 Roland Bucher CH 1.632.9<br />
9 Mustafa Tuncdogan CH 1.593,3<br />
10 Christian Kunz CH 1.590,1<br />
G. Zurzolo<br />
CASINO AUSTRIA<br />
RANKING Juli <strong>2008</strong><br />
(Stand 13. Juli)<br />
NAME<br />
PUNKTE<br />
1 Peter Hannke AT 527,5<br />
2 Frank Werder DE 341,5<br />
3 Andreas Krause DE 290,5<br />
4 Hansi Suppan SRB 266,0<br />
5 Hans Fest IT 263,5<br />
6 Cyrill Kotter DE 263,0<br />
7 Helmut Strobel DE 260,0<br />
8 Sebastian Behrend DE 256,5<br />
9 Johann Sperrer AT 252,0<br />
10 Dragoslav Timarac SRB 246,0<br />
P. Hanke<br />
G. Dogan<br />
In Deutschland gibt es zurzeit kein repräsentatives Ranking!<br />
SAARLAND<br />
SPIELBANKEN<br />
(Stand 10 Juli,<br />
Jackpot 3.446<br />
S. Benrend<br />
NAME<br />
GEWINN<br />
1 Luc Thong Ta DE 13.044<br />
2 N. N. DE 12.244<br />
3 Daniel Matissek DE 11.358<br />
4 Albert Pissinger LU 10.127<br />
5 Alfred Neu DE 9.928<br />
6 Giuseppe Sardone IT 9.269<br />
7 Pascal Barilaro FR 8.686<br />
8 Joris di Grgorio Zitella FR 8.452<br />
9 Damiano Albanese IT 8.275<br />
10 Said Bichbiche FR 6.744<br />
D. Timarac<br />
S. Schiffelholz<br />
66<br />
SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG
CASINO Linz<br />
Rainerstraße 2-4, A-4020 Linz<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Wochenturnier am 10.07.<strong>2008</strong><br />
100 € – 39/(-, -) – 3.631 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Cyril Kotter, DE 1.380<br />
2 Wilhelm Ihrler,DE 1.<strong>01</strong>7<br />
3 N.N., AT 726<br />
4 Jan Baerbock, DE 508<br />
Texas Hold’em No Limit + Bounty<br />
Wochenturnier am 08.07.<strong>2008</strong><br />
100 + 20 € – 22/(-, -) – 2.508 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Peter Pfaf fenwimmer , AT 786<br />
2 Thomas Mayr, AT 579<br />
3 Andreas Kopt, AT 414<br />
4 Roland Egresits, AT 289<br />
CASINO Kleinwalsertal<br />
6991 Riezlern<br />
Texas Hold’em No Limit + Bounty<br />
Wochenturnier am 06.07.<strong>2008</strong><br />
100 € – 10/(-, -) – 8.193 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Mario Pfanner, DE 3.113<br />
2 Markus Städele, DE 2.295<br />
3 KarinSchäfer, DE 1.640<br />
4 MichaelDunst, AT 1.145<br />
CASINO Salzburg<br />
Schloss Klessheim, A-5071 Wals-Siezenheim<br />
Texas Hold’em No Limit + Bounty<br />
Freitagsturnier am 03.07.<strong>2008</strong><br />
100 € – 24/(-, -) – 2.235 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Josef Bendl, DE 849<br />
2 Peter Dräxl, DE 626<br />
3 Mirooo, HR 447<br />
4 Pero Lazic, BIH 313<br />
Texas Hold’em No Limit + Bounty<br />
Freitagsturnier am 19.06.<strong>2008</strong><br />
100 € – 24/(-, -) – 2.234 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Richard Bendl, DE 849<br />
2 Zisis Lianas, DE 625<br />
3 Werner Lorenzoni, AT 447<br />
4 N.N., AT 313<br />
CASINO Seefeld<br />
Bahnhofstraße 124, A-6100 Seefeld<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Donnerstagsturnier am 10.07.<strong>2008</strong><br />
100 € – 39/(-, -) – 3.631 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Alexander Zaja, DE 1.150<br />
2 Helmut Stobl, DE 850<br />
3 Charalampos Papadopoulos, DE 610<br />
4 Ludwig Trollmann, DE 430<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Sonntagsturnier am 06.07.<strong>2008</strong><br />
100 € – 25/(25, 24) – 4.702 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Alexander Steinhanses, DE 1.782<br />
2 Kristian Dressler, DE 1.320<br />
3 Alexander Zaja, HR 940<br />
4 Wolfgang Stoetges, DE 660<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Freitagsturier am 04.07.<strong>2008</strong><br />
50 € – 34/(-, -) – 1.615 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Stefan Rieser, AT 615<br />
2 Christian Hettenkofer, DE 450<br />
3 Manfred Eberharter, AT 320<br />
4 Daniel Micheler, IT 230<br />
CASINO Bregenz<br />
Am Symphonikerplatz 3, A-6900 Bregenz<br />
Texas Hold’em No Limit + Bounty<br />
Freitagsturnier am 04.07.<strong>2008</strong><br />
150 € – 58/(78, -) – 19.380 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Anton Wechselberger, AT 6.200<br />
2 Matthias Hierl, DE 4.650<br />
3 N. N., AT 3.490<br />
4 Wilhelm Burkert, DE 2.325<br />
5 Michael Hill, DE 1.550<br />
6 Christian Bihl, DE 1.165<br />
Texas Hold’em No Limit + Bounty<br />
Freitagsturnier am 04.07.<strong>2008</strong><br />
300 € – 33/(20, 25) – 22.230 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Gökhan Ekici, AT 8.450<br />
2 N.N., AT 6.220<br />
3 Stephan Gairing, DE 4.445<br />
4 Markus Städele, DE 3.115<br />
S. Müller<br />
C. Candamir<br />
Ch. Papadopulos<br />
Ch. Segala<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM • <strong>2008</strong> SEPTEMBER 67
CCC Wien<br />
Brehmstraße 21, A-1110 Wien<br />
Casino Saarbrücken<br />
Schlosshof 27, D-66706 Nennig<br />
Casino Schloß Berg<br />
Schlosshof 27, D-66706 Nennig<br />
Austrian Mastern<br />
Main Event am 21.06.<strong>2008</strong><br />
500 € – 55/(31, -) – 25.800 €<br />
Name<br />
(EUR)<br />
Gewinn<br />
1 Birgit Lausecker, AT 9.340<br />
2 Andreas Stadler, AT 5.630<br />
3 Eric Larlheveque, FR 3.670<br />
4 Wolfgang Folgar, AT 2.690<br />
5 Dieter Wagenknecht, AT 1.960<br />
6 Gareth Teatum, GB 1.220<br />
Austrian Mastern<br />
Main Event am 20.06.<strong>2008</strong><br />
2.000 € – 81/(-, -) – 162.000 €<br />
Name<br />
(EUR)<br />
Gewinn<br />
1 Michael Cango, AT 46.200<br />
Lu Zhe Zhang, AT 27.700<br />
3 Marco Mattes, DE 18.460<br />
4 Nikolay Karman, RU 15.390<br />
5 Csaba Racz, HU 12.310<br />
6 Khiem Nguyen, DE 10.770<br />
7 David Packer 9.230<br />
8 Balazs Micsinay, HU 7.690<br />
Austrian Masters<br />
Tag 1 am 16.06.<strong>2008</strong><br />
500 € – 77/(-, -) – 38.500 €<br />
Name<br />
(EUR)<br />
Gewinn<br />
1 Alex Leviev 11.020<br />
2 Fred Borre Johannssen, 6.580<br />
3 Roland Szczerba 4.380<br />
4 Petr Havalcek 3.650<br />
5 Hannes Birsak 2.920<br />
6 Hai Huang 2.550<br />
7 Jan Cech 2.190<br />
8 Helmut Tauber 1.820<br />
9 Vadims Milvos 1.460<br />
Austrian Mastern<br />
Main Event am 20.06.<strong>2008</strong><br />
2.000 € – 81/(-, -) – 162.000 €<br />
Name<br />
(EUR)<br />
Gewinn<br />
1 Michael Cango, AT 46.200<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Mittwochsturnier am <strong>09</strong>.07.<strong>2008</strong><br />
100 € – 61/(52, -) – 4.500 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Ralf Karrenbauer, DE 2.698<br />
2 Crinu Stanca, ROM 1.696<br />
3 Andreas Gondrom, DE 1.156<br />
4 Alfred Neu, DE 848<br />
5 Thorsten Bauere, DE 694<br />
6 Nils Svärd, SE 616<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Mittwochsturnier am 02.07.<strong>2008</strong><br />
100 € – 60/(81, 50) – 13.425 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Luc Thong Ta, DE 4.699<br />
2 Pascal Barilaro; FR 2.952<br />
3 Mustapha Mohamed, FR 2<strong>01</strong>4<br />
4 Raphael Tykoczinsky, FR 1.477<br />
5 Thorsten Günkel, DE 1.208<br />
6 Stephane Monaco, FR 1.074<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Mittwochsturnier am 25.06.<strong>2008</strong><br />
100 € – 36/(-, -) – 3.168 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Marco Territo, DE 1.267<br />
2 Christoph Knapp, DE 792<br />
3 Günther Rettel, DE 634<br />
4 Sebastian Meyer, FR 475<br />
CASINO Wiesbaden<br />
Kurhausplatz 1, D-65189 Wiesbaden<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Donnerstagsturnier am 10.07.<strong>2008</strong><br />
75 € – 60/(-, -) – 4.500 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Roland Litzel, DE 1.060<br />
2 Ben Zweiling, DE 1.060<br />
3 Joachim Köhler, DE 1.060<br />
4 M. Marwedel, DE 500<br />
5 Christian Hauck, DE 400<br />
6 Markus Hütter, DE 360<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Dienstagsturnier am 08.07.<strong>2008</strong><br />
75 € – 60/(-, -) – 4.500 €<br />
Name<br />
(EUR) Gewinn<br />
1 Steffen Zinkhan, DE 1.570<br />
2 Stefan Bischof, DE 990<br />
3 Melki Safar, DE 680<br />
4 N.N., DE 500<br />
5 Stephan Jancar, DE 400<br />
6 Alexander von Alten-Bockum, DE 360<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Sonntagsturnier am 06.07.<strong>2008</strong><br />
100 €– 60/(175, -) – 13.153 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Gino Scazzari, IT 4.604<br />
2 Joris Di Gregorio Zitella, FR 2.894<br />
3 Nabil Tiliouine, FR 1.972<br />
4 Nathalie Maria Grodidier, FR 1.447<br />
5 Günther Rettel, DE 1.184<br />
6 Damiano Albanese, LU 1.052<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Sonntagsturnier am 29.06.<strong>2008</strong><br />
100 €– 23/(50, -) – 5.174 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Alfred Neu, DE 1.811<br />
2 Günther Rettel, DE 1.183<br />
3 Voncenzo Fosso, FR 776<br />
4 Denis Kissel, FR 569<br />
5 Stephane Weiler, FR 466<br />
6 Albert Pissinger, LU 414<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Sonntagsturnier am 22.06.<strong>2008</strong><br />
100 €– 31/(-, -) – 2.728 €<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Jean Pierre Fosso, IT 955<br />
2 N. N., LU 600<br />
3 Jose Pereira, LU 4<strong>09</strong><br />
4 Colette Anne Moris, LU 300<br />
5 Fares Djeghima, FR 245<br />
6 Karl Krämer. DE 218<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Montagsturnier am 07.07.<strong>2008</strong><br />
300 € – 63/(-, -) – 18.900 €<br />
Name<br />
(EUR) Gewinn<br />
1 Christoph Bieniok, DE 5.870<br />
2 Jean Kleemann, DE 3.480<br />
3 Roberto Cejas-Lopez, ES 2.380<br />
4 Malki Safar, DE 1.650<br />
5 Matthias Lerch, DE 1.280<br />
6 Alexander Gebhard, DE 1.100<br />
7 Rüdiger Brüsch, DE 920<br />
8 N.N. 730<br />
9 Alfred Neu, DE 550<br />
10 Koushik Biswas, DE 370<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Mittwochsturnier am 02.07.<strong>2008</strong><br />
75 € – 45/(-, -) – 3.375 €<br />
Name<br />
(EUR) Gewinn<br />
1 Melki Safar, DE 1.180<br />
2 Sascha Seibert, DE 740<br />
3 Franz Einzinger, DE 505<br />
4 N.N., DE 370<br />
5 Joseph Johnson, US 310<br />
6 Benjamin Bretz, DE 270<br />
68<br />
SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG
GRAND CASINO Baden<br />
Haselstrasse 2, CH-5400 Baden<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Donnerstagsturnier am 10.07.<strong>2008</strong><br />
SFr. 150 – 75/(-, -) – SFr. 9.000<br />
Name (EUR) Gewinn<br />
1 Marco Keller, CH 2.520<br />
2 Christian Kunz, CH 1.890<br />
3 Hans Pfister, CH 1.440<br />
4 Nikola Varalungovic 1.080<br />
5 Flavia Campanile, CH 810<br />
6 Alexander Veselinovic, CH 540<br />
7 Mike-Oliver Widmer, CH 450<br />
8 Chris Engeler, CH 279<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Mitwochsturnier am <strong>09</strong>.07.<strong>2008</strong><br />
SFr. 300 – 41/(21, -) – SFr. 16.740<br />
Name (SFr) Gewinn<br />
1 Stefan Blöchlinger, CH 5.695<br />
2 Rene Klausner, CH 3.685<br />
3 Piotr Liss, CH 2.845<br />
4 Flavio Campanile, CH 2.175<br />
5 Fabian Frenademez, CH 1.505<br />
6 Vladimir Bobot, CH 835<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Dienstagsturnier am 08.07.<strong>2008</strong><br />
SFr. 125 – 41/(21, -) – SFr. 16.740<br />
Name (SFr) Gewinn<br />
1 Zuhdija Nasic, CH 2.180<br />
2 Martin van Geldern, CH 1.640<br />
3 Ralph Ehlert, CH 1.250<br />
4 Andreas Kathmann, CH 935<br />
5 Adrian Wild, CH 700<br />
6 Mischa Blank, CH 470<br />
7 Emerson Alves, CH 390<br />
8 Stefan Kathmann, CH 235<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Montagsturnier am 07.07.<strong>2008</strong><br />
SFr. 70 – 88/(-, -) – SFr. 4.400<br />
Name (SFr) Gewinn<br />
1 Claudia Meier, CH 1.230<br />
2 Dieter Aebi, CH 925<br />
3 Tobias Schwarzenbach, CH 705<br />
4 Tobias Bassi, CH 530<br />
5 Dieter Meier, CH 395<br />
6 Stefan Kathmann, CH 265<br />
7 Chris Engler, CH 220<br />
8 Thörsten Günther, CH 130<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Sonntagsturnier am 05.07.<strong>2008</strong><br />
SFr. 900 – 21/(12, -) – SFr. 17.<strong>01</strong>0<br />
Name (SFr) Gewinn<br />
1 Markus Heblich, CH 6.805<br />
2. Ernst Stoller, CH 4.255<br />
3. Goran Todorovic, CH 2.890<br />
4. Dogan Güngör, CH 1.870<br />
5. Zeljko Kosic, CH 1.190<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Samstagsturnier am 05.07.<strong>2008</strong><br />
SFr. 500 – 24/(12, -) – SFr. 16.200<br />
Name (SFr) Gewinn<br />
1 Uwe Zimmer, CH 6.840<br />
2 Martin van Gelder, CH 4.050<br />
3 Alphons Jäggi, CH 2.755<br />
4 Udo Heran, CH 1.780<br />
5 Kristijan Dragicevic, CH 1.135<br />
CASINO Kursaal<br />
Interlaken<br />
Strandbadstrasse 44, CH-3800 Interlaken<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Montgasturnier am <strong>01</strong>.07.<strong>2008</strong><br />
SFr. 100 – 28/(-, -) – SFr. 2.520<br />
Name (SFr) Gewinn<br />
1 Heinz Inniger, CH 1.134<br />
2 Luca Badimir, CH 630<br />
3 Barbara Brunner, CH 453<br />
4 Alfred Bürgi, CH 302<br />
GRAND CASINO Bern<br />
Kornhausstrasse 3, CH-3<strong>01</strong>3 Bern<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Montgasturnier am 08.07.<strong>2008</strong><br />
SFr. 200 – 30/(-, -) – SFr. 16.490<br />
Name (SFr) Gewinn<br />
1 Le Tan Nam, CH 6.596<br />
2 Stephan Blöchlinger, CH 3.793<br />
3 Herr Kaiser, CH 2.144<br />
4 Ivan Cudina, CH 1.649<br />
5 Daniel Farine, CH 1.319<br />
6 Herr Hürsch, CH 989<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Montgasturnier am <strong>01</strong>.07.<strong>2008</strong><br />
SFr. 200 – 25/(-, -) – SFr. 12.416<br />
Name (SFr) Gewinn<br />
1 N. Rose, CH 4.966<br />
2 N. Galabow, CH 2.856<br />
3 N. Mohamed, CH 1.614<br />
4 N. Le, CH 1.242<br />
5 N. Ljuta, CH 993<br />
6 N. Bracher, CH 745<br />
Grand Casino Luzern<br />
Haldenstrasse 6, CH-6006 Luzern<br />
Texas Hold’em No Limit<br />
Dienstagsturnier am 11.07.<strong>2008</strong><br />
SFr. 100 – 18/(3,18-) – SFr. 17.100<br />
Mit dabei waren Spieler wie<br />
Doganyilmaz Cemil, von Rohr Christian,<br />
Blättler Walter und Le Nhut Cong.<br />
Ein Resultat wurde uns jedoch nicht<br />
ünermittelt.<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM • <strong>2008</strong> SEPTEMBER 69
DER VIRTUELLE SPIELTISCH: HERZ UND SEELE<br />
Besuch bei<br />
der WSOP<br />
Von Paul Wasicka<br />
Im Mai schmiedeten zahlreiche Leute um mich herum immer<br />
wieder Pläne für die WSOP – doch mir war es einfach egal.<br />
Ich war absolut nicht erpicht auf den sechswöchigen Super-<br />
Marathon, wo Essen, Schlafen oder geistig gesund bleiben<br />
genau wie so ziemlich alles andere hinter die Pokerorgie<br />
WSOP zurücktritt. Seien wir ehrlich. Was Turniere betrifft,<br />
war das letzte Jahr ziemlich dünn für mich. „Ich spiele ganz sicher<br />
das Main Event und vielleicht ein oder zwei andere Turniere“,<br />
dachte ich, aber mir mangelte es an Enthusiasmus.<br />
Ich hätte es besser wissen sollen. Poker zu spielen liegt mir im<br />
Blut. Als ich anfing, an den Sommer zu denken, sah ich mich immer<br />
wieder ins Rio fahren, eine Million Chips klappern hören und<br />
Showdowns erleben. Kurz gesagt, beim größten Pokerwahnsinn<br />
des Jahres mitzumischen. Das Feuer fing an, etwas intensiver zu<br />
brennen. Ich fing an, Blogs von Spielern zu lesen, von denen ich<br />
etwas hielt. Freunde von mir machten kühne Prognosen und bevor<br />
ich wusste, was geschah, war mein Kampfgeist entflammt. Je mehr<br />
ich über den Sommer in Vegas nachdachte, desto sicherer war ich,<br />
dass ich dabei sein musste.<br />
Der ultimative Motivationsschub kam eines späten Abends<br />
im Mai. Seit etwa einem Monat liefen die Dinge mit Napoleon<br />
Ta, einem guten Freund von mir, nicht allzu gut. Aufgrund einer<br />
unglücklichen Situation und sehr schlechter Kommunikation von<br />
mir war eine wichtige und lange Freundschaft gefährdet. Diesen<br />
Abend, als ich den Telefonhörer abnahm, erzählte er mir, er war auf<br />
dem Weg zur Series und wollte mich an seiner Seite haben.<br />
Sein Telefonanruf feuerte mich unglaublich an. Er buchte ein<br />
Ticket für mich und gleich am nächsten Tag flog ich nach Vegas.<br />
Nappy spielte verblüffend gut und holte den 11. Platz im $2.500<br />
NL. Er spielte mit Herz und Seele und es war schön, die ganze Zeit<br />
dabei zu sein, während er immer weiter nach vorne kam. In den<br />
Pausen diskutierten wir Strategien, nachts dachten wir über Hände<br />
nach und erneuerten dabei die Freundschaft.<br />
Als er nach Hause flog, fühlte ich mich phantastisch – was die<br />
Freundschaft betrifft und was Poker betrifft. In den letzten sechs<br />
Monaten hatte ich hart gearbeitet, um jedes Turnier ernst zu<br />
nehmen, aber ich hatte das Wichtigste vergessen – Spaß. Dieses<br />
Jahr kam ich nicht zur Series, weil ich musste, ich kam, weil ich<br />
wollte. Poker spielen war genau das, was ich tun wollte.<br />
Nappys gutes Abschneiden zu Beginn der Series erwies sich<br />
als erster eine Reihe von Turniererfolgen enger Freunde. Thomas<br />
Fuller, Christopher Moore und Jason Dewitt landeten ein paar Mal<br />
im Cash und gestern Nacht kam Chris Vioxx an den Finaltisch im<br />
$1.500 Razz. Glückwunsch an all diese Jungs genau wie an viele<br />
andere, die zu zahlreich sind, um sie hier namentlich zu nennen.<br />
Deshalb macht die WSOP so viel Spaß. Es ist eine irre Zeit, in der<br />
die Leute kratzen, beißen, neue Strategien entdecken und ihr hart<br />
verdientes Geld und ihre harte Arbeit einsetzen, um ihre Träume<br />
Wirklichkeit werden zu lassen.<br />
Wenn Sie diesen Artikel lesen, dann wird die Series sich bereits<br />
dem Ende nähern. Vielleicht ist sie schon vorbei. Ich weiß nicht,<br />
wie ich mich dann fühlen werde und welche – wenn überhaupt<br />
irgendwelche – Erfolge ich gehabt werden werde. Aber während<br />
ich heute aus dem Fenster schaue und über das Short Handed<br />
Turnier nachdenke, das ich in ein paar Stunden spielen werde,<br />
weiß ich, dass ich bereit bin und es keinen anderen Ort gibt, an<br />
dem ich lieber sein würde.<br />
Paul Wasicka ist Pokerprofi und Trainer in Las Vegas. Er kann unter<br />
www.kwickfish.com kontaktiert werden.<br />
46 AUGUST <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong>.COM <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
WASICKA.indd 94 16/7/08 12:40:34
WEISHEITEN: PRO-FILE - SPIELERPORTRÄT<br />
Kurzportrait<br />
Der Ungeduldige<br />
Vito Branciforte hat sich in der deutschen Turnierszene<br />
einen Namen gemacht. Live und im Internet, wo er<br />
angefangen hat, ernsthaft Pokern zu spielen. Mit <strong>BLUFF</strong><br />
<strong>EUROPE</strong> sprach der Familienmensch über Beziehungen,<br />
seinen Weg zum Profi und seine Ziele. Von Johannes Fischer<br />
Las Vegas, wir treffen Vito Branciforte im Rio, im Starbucks<br />
Coffeeshop, und er beginnt zu erzählen: „Ich bin in<br />
Konstanz am Bodensee geboren und dort aufgewachsen.<br />
Meine Eltern kommen aus Italien, sind aber schon etwa 40<br />
Jahre hier. Auch ich bin Italiener.<br />
Mein Vater war Schreiner, ist jetzt in Rente und meine Mutter ist<br />
Hausfrau. Ich habe sehr nette Eltern: Sie haben mich immer machen<br />
lassen und mir nie etwas vorgeschrieben. Auch bei der Berufswahl<br />
nicht: Erst habe ich Bauzeichner gelernt, danach Architektur studiert,<br />
jedoch das Studium nie abgeschlossen. Ich habe ein Angebot von<br />
einer Versicherungsagentur bekommen und in Konstanz ein großes<br />
Versicherungsbüro aufgebaut. 20<strong>01</strong> habe ich neu angefangen. Da bin<br />
ich zur Generali gegangen.<br />
Mit dem Pokern habe ich vor etwa zwölf Jahren begonnen. Ich habe<br />
mich mit Freunden getroffen und wir haben gepokert. Seit August<br />
2005 habe ich regelmäßig online gespielt, zusammen mit einem<br />
Kollegen. Bis die ersten Erfolge kamen, haben wir jedoch viel Lehrgeld<br />
bezahlt. Mein erster großer Erfolg war der Sieg in einem H.O.R.S.E<br />
Event beim PokerStars World Cup of Online Poker (WCOOP) im<br />
Oktober 2005. 1.500 Leute haben da teilgenommen. Das Buy-in betrug<br />
$215 und das Preisgeld war mit $84.000 nicht zu verachten. Zwei<br />
Disziplinen – Omaha Hi-Lo und Seven Card Stud Hi-Lo – des H.O.R.S.E<br />
Events hatte ich vorher eigentlich noch nie gespielt. Ich habe mir kurz<br />
durchgelesen, wie das geht, einen Kollegen in Wien angerufen, mir ein<br />
paar Tipps geholt und dann los gelegt. Das Turnier begann um zehn<br />
Uhr Abends. Nach etwa dreizehn Stunden hatte ich gewonnen. Wir<br />
haben uns totgelacht. Da war viel Glück dabei.“<br />
Für Vito Branciforte war das ein Startschuss und er überlegt,<br />
professionell zu pokern. Klar, dass er danach viele weitere Turniere<br />
spielt – überaus erfolgreich, wie er selbst sagt. Doch im Moment läuft<br />
bei dem Italiener gar nichts.<br />
„Seit dem 24. Dezember 2007 habe ich kein Turnier mehr<br />
gewonnen. Das ist die längste Durststrecke, die ich je hatte. Vorher<br />
habe ich jeden Monat live oder online mindestens ein Turnier<br />
gewonnen. Vielleicht liegt das an der Umstellung meines Stils. Ich<br />
spiele Turniere meistens aggressiv. Ich übe gerne Druck aus. Da ich<br />
in den letzten Monaten damit nicht so erfolgreich war, habe ich mir<br />
überlegt, tighter zu spielen. Ich komme jetzt bei Onlineturnieren<br />
in der Regel sehr weit und scheide erst kurz vor dem großen Geld<br />
aus. Vielleicht fehlt mir in diesen Situationen jetzt die Aggressivität.<br />
Während ich früher seltener ins Geld kam, bin ich als tighter Spieler<br />
jetzt häufiger im Geld. Dafür war ich früher, wenn ich im Geld war,<br />
satt im Geld. Ich muss wohl den goldenen Mittelweg finden. Doch<br />
wenn man im Turnier mehrere Stunden im gleichen Rhythmus spielt,<br />
ist es gar nicht so einfach, sich umzustellen. Aber darauf kommt es an:<br />
Der Rhythmuswechsel in den unterschiedlichen Turnierphasen. Das<br />
Tempo rausnehmen – und dann wieder Gas geben.“<br />
Vito glaubt, er hat alle „Moves drauf“ und einen guten Read auf<br />
seine Gegner. Doch er will immer mal wieder mit dem Kopf durch die<br />
Wand. Auch wenn er weiß, wie sinnlos das ist. „Ich habe schon einige<br />
große Events gespielt – und wieder kleine Fehler gemacht.“ Fehler,<br />
die den Italiener den Weg verbauten. „Live fehlt mir in bestimmten<br />
Phasen einfach die Geduld.“ Er glaubt, das italienische Temperament<br />
schade ihm in manchen Turnierphasen. „Wenn ich mal einen<br />
wichtigen Pot verliere, werde ich gleich aggressiv und gehe kurz auf<br />
Tilt. Das kostet mich dann gleich einen weiteren Teil meines Stacks.“<br />
Vollprofi ist Vito Branciforte jedoch nicht. „Ich habe in Konstanz<br />
noch immer mein Versicherungsbüro. Tatsächlich habe ich in meinem<br />
Beruf viele Dinge gelernt, die mir beim Pokern helfen. Ich habe<br />
zahlreiche Seminare über Verkaufsschulung, Kundenbetreuung usw.<br />
besucht und kann Gegner gut einschätzen.<br />
Wir – Generali – haben uns auch schon einmal überlegt, eine Bad<br />
Beat Versicherung anzubieten. Versicherungstechnisch kann man das<br />
sicher berechnen. Pokern und das Versicherungsgeschäft haben viel<br />
gemein. Wie Pokerspieler schätzen Versicherungen Risiken ein und<br />
berechnen Beiträge bzw. Einsätze entsprechend.<br />
Um das Versicherungsbüro kümmert sich allerdings vor allem<br />
meine Frau, vielmehr meine Ex-Frau. Sie verstand das mit dem Pokern<br />
nicht und ist abgedüst. Als Pokerspieler ist es schwer, eine Beziehung<br />
zu führen. Da braucht man die richtige Frau und da gibt es nur ganz<br />
wenige.“<br />
Seit er sich vor etwa zehn Monaten von seiner Frau getrennt hat,<br />
läuft es bei ihm mit dem Pokern besser. „Ich habe den Kopf jetzt frei.<br />
Poker, so wie ich es betreibe, kostet viel Zeit. Ich bin viel unterwegs,<br />
spiele viele Turniere und der Tagesablauf ist ganz aufs Pokern<br />
ausgerichtet: Je nachdem, wie die Nacht verlief, stehe ich morgens<br />
oder mittags auf, schaue im Büro nach dem Rechten und spiele dann<br />
wieder online.“ Pro Tag etwa acht, neun Stunden, mehrere Tische<br />
parallel.<br />
„Nach der Trennung von meiner Frau bin ich häufiger nach Bregenz<br />
und in die umliegenden Kasinos gefahren. Allmählich kamen auch<br />
die Erfolge – vor allem in Bregenz. Das ist fast so etwas wie mein<br />
Wohnzimmer und in den Turnierwochen gewinne ich eigentlich fast<br />
immer ein Turnier. Ich mag die Atmosphäre beim Pokern. Ich freue<br />
78 SEPTEMBER <strong>2008</strong> • WWW.<strong>BLUFF</strong>MEDIA.COM <strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG<br />
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mich auf jedes Event, ich bin gerne unter Menschen, ich brauche<br />
meine Freunde, meine Familie. Vor allem meine Familie ist mir<br />
wichtig. Mit meinem Schwager Falvio bin ich jetzt in Las Vegas und<br />
meine Schwester unterstützt mich unglaublich. Sie hält mir den<br />
Rücken frei und macht mir den Haushalt. Kochen tut sie aber nicht für<br />
mich – ich bin ja eh nie daheim. Meine Schwester glaubt fest daran,<br />
dass ich es im Pokern schaffe.“<br />
Für Vito ging es beim Pokern langsam bergauf. Online ging es<br />
jedoch auch manchmal bergab. Er habe Fehler gemacht. Er selbst<br />
sagt von sich, sein Bankrollmanagement sei schlecht und manchmal<br />
spiele er zu hohe Limits: „Wer mich kennt, der weiß, dass ich einer<br />
bin, der manchmal zu hoch pokert. Der höchste Pot, den ich bisher<br />
verloren habe, kam vor Jahren in der Schweiz in einer privaten Partie<br />
zustande. Da lagen etwa 80.000 oder 90.000 Schweizer Franken im<br />
Pot. Gespielt wurde Pot Limit Omaha. Ich hatte die Asse double suited<br />
und calle nur. Raisen brachte an dem Tisch gar nichts. Der Tisch<br />
war so heiß, denn die haben alles bezahlt. Dann raist einer, ich calle<br />
wieder nur. Es folgt Reraise. Ich habe die Schnauze voll und raise noch<br />
einmal. Vier Spieler sind im Pot, jeder hat viel Geld vor sich und der<br />
Flop bringt A-7-4. Nuts Drilling, Rainbow Flop. Vor mir checken zwei<br />
Spieler und einer spielt den Pot an. Ich spiele gleich Raise-Pot. Beide<br />
schmeißen weg, der Dritte callt. Nächste Karte 4. Nuts Full fertig. Ich<br />
spiele wieder Pot. Er callt, ich gehe All-in. Auf dem River kommt dann<br />
die dritte 4. Er hält eine 4 und gewinnt den Pot. Runner, Runner –<br />
das war einer der größten Bad Beats, die ich je einstecken musste.“<br />
Dennoch ist Vito an diesem Abend als Gewinner vom Tisch gegangen,<br />
mit leichtem Plus. Generell spielt er allerdings lieber Turniere als<br />
Cashgames. Er meint, im Turnierpoker holt man sich das Prestige und<br />
im Cashgame das Geld, um Turniere spielen zu können. Noch kann<br />
Vito vom Poker nicht leben, noch nicht ganz. Er ist ein Lebemann und<br />
braucht viel Geld zum Leben. Doch er glaubt an sich: „Bald ist es so<br />
weit.“ Natürlich müsse er sein Spiel noch verbessern und viel lernen.<br />
Das kann er. Davon ist er überzeugt. Studium, Job – er hat in seinem<br />
Leben schon viel gelernt und erfolgreich umgesetzt. Doch trotz aller<br />
Erfolge überschätzt sich Vito nicht: „Ich halte mich nicht für einen<br />
sehr, sehr guten Pokerspieler, aber ich will es werden. Dabei geht es<br />
mir beim Pokern nicht nur um das Geld, sondern um den Erfolg. Erfolg<br />
ist mir wichtig.“<br />
(Im Main Event der WSOP <strong>2008</strong> schied Vito Branciforte als einer der<br />
letzten deutschen Spieler auf Rang 1<strong>01</strong> aus. Sein Trostpflaster in Höhe<br />
von $41.816 ist nur ein Grund, warum der Italiener seit Monaten von<br />
Sponsoren umgarnt wird.)<br />
<strong>BLUFF</strong> <strong>EUROPE</strong> - DEUTSCHSPRACHIG WWW.<strong>BLUFF</strong><strong>EUROPE</strong> .COM • SEPTEMBER <strong>2008</strong> 79<br />
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