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<strong>Baustein</strong><br />

<strong>Kominek</strong><br />

(Text)


<strong>Baustein</strong>: Das <strong>Kominek</strong>-Denkmal in Wroclaw (Breslau)<br />

Von Jasmin Lehmann<br />

A: INFOTEXT<br />

"Flucht und Vertreibung bilden (...) eine gesamteuropäische Erfahrung mit unterschiedlichen<br />

Ursachen (...), dennoch werden diese Bevölkerungsbewegungen fast ausschließlich als<br />

nationale Tragödie erinnert. Dies vernachlässigt die Tatsache, dass sie de facto<br />

transnationale Ereignisse waren“ 1<br />

Das <strong>Kominek</strong>-Denkmal wurde am 3. Dezember 2005 in Breslau enthüllt. Anlass dazu<br />

war der 40. Jahrestag des Briefes der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder.<br />

Die Errichtung des Denkmals wurde vom Oberbürgermeister Wroclaws (Breslaus) Dr. Rafał<br />

Dutkiewicz initiiert und vom Stadtrat am 21. Oktober 2004 einstimmig beschlossen.<br />

(Beschluss: Nr. XXVIII/2203/04). Dr. Rafal Dutkiewicz bezeichnete den Brief der polnischen<br />

Bischöfe aus dem Jahr 1965 als Meilenstein in der deutsch-polnischen<br />

Nachkriegsgeschichte. Kardinal Boreslaw <strong>Kominek</strong>, der Verfasser des Briefes der polnischen<br />

Bischöfe, gilt als eine zentrale Person im Anstoß des deutsch-polnischen<br />

Versöhnungsprozesses<br />

Die politische Situation nach 1945 war für Polen prekär, denn die Grenzen im<br />

Westen des Landes waren nicht klar geregelt. Im Görlitzer Abkommen (vgl. hier auch<br />

Infokästen zur Oder-Neiße-Linie, Konferenz von Jalta und Potsdamer<br />

Konferenz) erkannte die DDR zwar schon im Jahr 1950, vermutlich auf Druck von Seiten<br />

der Sowjetunion, die Oder-Neiße-Linie an, die Reaktionen hierauf seitens der BRD waren<br />

negativ. Im Bundestag sprach man in diesem Zusammenhang sogar von dem Vertrag als<br />

einem „Verbrechen gegen die Menschheit“. Für Polen jedoch war die Anerkennung der<br />

Oder-Neiße-Linie eine Frage von existenzieller Bedeutung.<br />

Am 18.02.1955, kurz nach der Sowjetunion, gab auch Polen die Aufnahme diplomatischer<br />

Beziehungen zu West-Deutschland bekannt, um intensiv an einer Verständigung und<br />

Anerkennung bezüglich der Westgrenzen Polens arbeiten zu können.<br />

Im Deutschlandvertrag von 1955 zwischen den drei Westmächten und Deutschland<br />

herrschte Übereinkunft, dass die endgültige Festlegung der Grenzen Deutschlands eine<br />

friedensvertragliche Regelung für ganz Deutschland sein müsse. Somit war eine<br />

Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als Westgrenze Polens seitens der BRD nicht möglich.<br />

Erst unter der sozial-liberalen Regierung von Willy Brandt fand eine Neue<br />

Ostpolitik statt. Der Moskauer und Warschauer Vertrag von 1970 sowie der Prager<br />

Vertrag von 1973 hatten Normalisierung und Entspannung in <strong>Europa</strong> zum Ziel.<br />

Die Ko-Existenz von Kirche und Staat in Polen ist gekennzeichnet durch<br />

Phasen des Kampfes, in der die Regierung die Rechte der Kirche beschnitt und Phasen der<br />

(vermeintlichen) Annäherung. Zu Beginn war das kommunistische Regime in erster Linie<br />

bestrebt, seine Macht zu stärken. 1949 erließ der Vatikan ein Dekret, welches die<br />

Exkommunizierung für Kommunisten vorsah. In Reaktion darauf wurden kirchlich geführte<br />

Einrichtungen verstaatlicht. Einen weiteren Höhepunkt erreichten die Konflikte als 1953 das<br />

"Büro für Kirchenangelegenheiten", dem Innenminsterium unterstehend, eingerichtet wurde.<br />

Dieses sollte Ausbildung und Anstellung aller Geistlichen regeln, die dem Staat zudem einen<br />

Treueid schwören sollten. Die Situation gipfelte schließlich in der Verhaftung und drei Jahre<br />

währenden Haft von Primas Wyszynski. Für die Sejm-Wahlen 1957 erhofften sich die<br />

Machthaber die Unterstützung der Kirche, die erstmals mit der ZNAK-Gruppe, eine Gruppe<br />

1 Paul, Gerhard (Hrsg.) Das Jahrhundert der Bilder. Band I: 1900 bis 1949. 2009). Bonn


nicht regierungstreuer Katholiken, in das Parlament einzog. Auseinandersetzungen gab es<br />

weiterhin. So wurde beispielsweise über den Religionsunterricht an Schulen, die<br />

Besteuerung kirchlicher Einrichtungen oder 1962, zu Beginn des Zweiten Vatikanischen<br />

Konzils, über Größe und Zusammensetzung der polnischen Bischofsdelegation debattiert.<br />

Im Jahr 1961 kam es aus Deutschland zu einem ersten Signal, was die Versöhnung und<br />

Klärung der Grenzfrage zwischen Polen und West-Deutschland angeht. Eine Gruppe<br />

evangelischer Wissenschaftler beschrieb im Tübinger Memorandum die bundesdeutsche<br />

Außenpolitik als einseitig und forderte die Politik auf, den Deutschen die Wahrheit zu sagen,<br />

dass es nämlich bezüglich der Grenzfestsetzung keine Verschiebungen nach Osten geben<br />

werde. Das Echo in der deutschen Bevölkerung war überwiegend negativ. Die Evangelische<br />

Kirche Deutschland (EKD) distanzierte sich von den Aussagen und stellte diese als<br />

Privatmeinungen dar. Allerdings sah sich die EKD jetzt in der Situation, eine Stellungnahme<br />

abgeben zu müssen. Während der nächsten Jahre arbeitete man intensiv an einer<br />

Denkschrift, die am 14. Oktober 1965 veröffentlicht wurde. Inhaltlich verlief die<br />

Argumentation auf einer theologisch-ethischen Ebene und nicht wie im Tübinger<br />

Memorandum auf politischer. Allerdings löste auch der Inhalt der Denkschrift eine Welle des<br />

Protestes aus, da die Autoren beispielsweise davon sprachen, dass aus theologischer Sicht<br />

kein Recht auf Heimat bestünde, da der Mensch in dieser Welt "durch Fremdlingschaft (...)<br />

gekennzeichnet" 2 sei.<br />

Knapp vier Wochen danach wurde der Brief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen<br />

Brüder, bei dem sich Kardinal Boleslaw <strong>Kominek</strong> federführend zeichnete, publik.<br />

Der Inhalt des polnischen Briefes beginnt mit einer weitläufigen Erläuterung der<br />

Historie Polens, schließlich sind die Milleniums-Feierlichkeiten Polens für das kommende<br />

Jahr (1966) der Schreibanlass. Gegen Ende des Briefes kommt <strong>Kominek</strong> auf die Leiden<br />

Polens, die Besetzung und anschließende Teilung zu sprechen und erwähnt im Anschluss,<br />

dass auch das „deutsche Volk“ habe leiden müssen. Die Frage nach Schuld, sowie die<br />

Frage, welches Leid mehr wiege, stellt er nicht. Er endet mit dem Aufruf zu einem Dialog<br />

jenseits von Polemik. Der Brief löst in Polen, wie zuvor das Tübinger Memorandum und die<br />

Denkschrift der EKD in Deutschland, heftige Reaktionen aus.<br />

Heute erinnert sich Wladyslaw Bartoszewski, ehemaliger polnischer Außenminister,<br />

Unterstützer des Denkmals und Zeitzeuge des Briefwechsels: "Zuerst waren wir geschockt.<br />

Wut, Groll, Zorn und Enttäuschung waren die Reaktion der polnischen katholischen<br />

Intellektuellen, die von dem Brief ihrer Bischöfe überrascht wurden. Aber im zweiten Moment<br />

wurde mir klar: Das ist ein Strich durch die Rechnung des kommunistischen Hassdenkens,<br />

eine Alternative! Damit ist die Hürde der Abhängigkeit von Moskau genommen. Der Brief<br />

hatte befreiende Wirkung. Er hat ein Fenster aufgestoßen." 3<br />

Der Antwortbrief der deutschen Bischöfe erscheint vier Wochen später am 5.<br />

Dezember 1965. Sein Umfang beträgt nur etwa ein Drittel des polnischen Briefes, was<br />

möglicherweise dem Zeitdruck, unter dem die Antwort entstand, geschuldet ist. Zudem zeigt<br />

der deutsche Brief, ebenso wie zuvor der polnische, ein Höchstmaß an Diplomatie, was die<br />

enthaltenen Formulierungen deutlich machen (siehe Material; in Originallänge zu lesen unter<br />

http://www.berlin.polemb.net/index.php?document=312).<br />

So beginnt der Brief der deutschen Bischöfe mit der Aussage, dass der entstandene<br />

Briefwechsel als so genannte „Frucht“ der gemeinsamen Konzilsarbeit zu verstehen sei. Hier<br />

zeigt sich zum einen die Haltung, das Zustandekommen des Briefwechsels als<br />

Gemeinschaftsprodukt zu sehen, zum anderen spricht diese Form der Zusammenarbeit<br />

2 Heller, Edith. Macht Kirche Politik. Der Briefwechsel zwischen den polnischen und deutschen<br />

Bischöfen im Jahre 1965. 1992. Köln<br />

3 http://www.die-tagespost.de/archiv/titel_anzeige.asp?ID=19049, gelesen am 1.11.2009


möglicherweise für die Stärke der Kirche und des Glaubens, der hier die Möglichkeiten der<br />

Politik (noch) bei weitem übertrifft. Im Verlauf des Briefes gehen die deutschen Bischöfe auf<br />

die gemeinsame Verehrung der Hl. Hedwig ein und beziehen sich hierbei direkt auf die<br />

polnischen Bischöfe, die ihrerseits von der Hl. Hedwig sprechen. Auch die Feststellung, dass<br />

der christliche Glaube die Versöhnung beider Völker herbeiführen könne, lässt sich als<br />

Zustimmung zu folgender Passage des polnischen Briefes lesen: "Brücken bauen zwischen<br />

Völkern können eben am besten nur heilige Menschen, nur solche, die eine lautere Meinung<br />

und reine Hände besitzen."<br />

Der heikelste Punkt des Briefes ist die Stellungnahme zur Oder-Neiße-Linie (siehe hierzu<br />

Material: Die Antwort der deutschen Bischöfe an die polnischen Bischöfe vom 5. Dezember<br />

1965). Die deutschen Bischöfe erkennen die Bedeutung der Gebiete für die Polen an und<br />

sprechen gleichzeitig dem „Recht auf Heimat“, propagiert von den Vertriebenenverbänden,<br />

ein gewisses Recht zu und dem Ausdruck "Recht auf Heimat" eine aggressive Absicht ab.<br />

Der Schlusssatz des deutschen Briefes (siehe Material), nimmt auf die Formulierung "Wir<br />

gewähren Vergebung und bitten um Vergebung", nur auf Umwegen Bezug.<br />

Sie sprechen hier zwar vom „Ergreifen der Hände“, bitten aber zusätzlich Gott, dass er ihnen<br />

Frieden gewähren möge. Hieran zeigt sich noch einmal deutlich, dass angestrebte<br />

Versöhnung auf christlicher/ kirchlicher Ebene verläuft und zumindest zum Teil einen eher<br />

symbolischen als einen direkt politischen Charakter trägt.<br />

Wie sensibel das Thema in beiden Öffentlichkeiten, sowohl der deutschen als auch der<br />

polnischen, aufgenommen wurde, zeigt der Entschluss, den Dialog nicht über einen weiteren<br />

offiziellen Briefwechsel, sondern innerkirchlich fortzuführen.<br />

B: DAS DENKMAL<br />

Die über vier Meter hohe (4,35 m) und zwei Tonnen schwere Bronzeskulptur befindet sich<br />

vor der gotischen Kirche "Maria auf dem Sande" und hat hier von den Größenverhältnissen<br />

her gesehen einen exponierten Platz (vgl. Foto Denkmal). Von der Größe bzw. Höhe<br />

abgesehen, ist die Darstellung nahezu naturalistisch. Für den Betrachter ist <strong>Kominek</strong> leicht<br />

zu erkennen: Die Figur trägt nicht nur Pontifikalkleidung, sondern auch ein Brillengestell (vgl.<br />

hierzu Foto Denkmal mit Foto <strong>Kominek</strong>). In der Hand hält die Skulptur eine Taube.<br />

Bereits in der Bibel symbolisiert die Taube den Gedanken von Frieden und Versöhnung,<br />

wenn sie, von Noah nach der Sintflut ausgesandt, mit einem Ölzweig zurückkehrt und so<br />

sowohl das Ende der Sintflut als auch Gottes Besänftigung anzeigt.<br />

1948 entwirft Picasso für das Plakat der Pariser Weltfriedenskonferenz eine Taube, die so<br />

genannte Friedenstaube, die in ihrem Schnabel einen Ölzweig trägt. In unserem<br />

kollektiven (Bilder-) Gedächtnis ist die Taube als Friedenssymbol somit fest verankert.<br />

Die Inschrift des Denkmals neben <strong>Kominek</strong>s Lebensdaten (1903 –1974) ist ein sinngemäßes<br />

(kein wortgetreues, vgl. hierzu: polnischer Brief) Zitat, entnommen dem polnischen<br />

Bischofsbrief vom 18. November 1965 "... wir vergeben und bitten um Vergebung". Die<br />

Inschrift ist zweisprachig: Die obere, größere Zeile auf polnisch, die untere, kleinere Zeile auf<br />

deutsch. Jedes Jahr am 10. März, dem Todestag <strong>Kominek</strong>s, werden am Denkmal Blumen<br />

niedergelegt.


C: Didaktisch-methodische Möglichkeiten zum Material<br />

Leitendes Prinzip zur Arbeit mit den Materialien dieses <strong>Baustein</strong>s ist die Bi-Perspektivität des<br />

Themas. Durch den direkten Vergleich der deutschen mit der polnischen Perspektive kann<br />

diese gut herausgearbeitet werden.<br />

1. Methode: Quellenarbeit<br />

Durch inhaltliche Bezüge auf und die zeitliche Nähe zueinander, ist der deutsche Brief als<br />

unmittelbare Reaktion auf den polnischen zu lesen. Somit ist ein direkter inhaltlicher<br />

Vergleich möglich und sinnvoll.<br />

Mögliche Vergleichsfragen sind:<br />

Was ist Inhalt des polnischen Briefes?<br />

Was thematisiert der polnische Brief?/ Was thematisiert der deutsche Brief?<br />

Wie reagiert der deutsche Briefe auf den polnischen?<br />

Finde Stellen im Text.<br />

2. Kontextualisierung<br />

Zum besseren Verständnis des Inhalts der Briefe dienen die Infokästen.<br />

Diese sollen Aufschluss geben über:<br />

Die politische Situation und deren Brisanz.<br />

Die politische und geografische Situation der beiden Länder nach dem 2.Weltkrieg<br />

Die Entwicklung der Situation und Interessen bis hin zu den Ostverträgen.<br />

3. Methode: Analyse des Denkmals:<br />

Besonders interessant, ist die Behandlung des Themas unter erinnerungsgeschichtlichen<br />

Gesichtspunkten. Hierbei ist die Analyse des Denkmals eine Möglichkeit.<br />

1. Beschreibung des Denkmals und erste Eindrücke:<br />

Was siehst du? (noch keine Interpretation)<br />

2. Ikonographische Ebene:<br />

Nähere Beschreibung der einzelnen Elemente: Größe des Denkmals, Position des<br />

Denkmals (exponiert), Kleidung der Figur, Brille, Inschrift des Denkmals.<br />

Hierbei können erste interpretatorische Vermutungen geäußert werden.<br />

3. Ikonologische Ebene:<br />

Verknüpfung der Informationen zu einer Sinngebung<br />

Fragestellung: WIE wurde WAS dargestellt?<br />

1.Durch die Zweisprachigkeit der Inschrift wird an die deutsche und die polnische<br />

Geschichte erinnert.<br />

2. Es wird vgegenwärtig und immer neu daran erinnert. Das Denkmal wurde 2005 enthüllt<br />

und jedes Jahr werden an <strong>Kominek</strong>s Todestag Blumen niedergelegt (siehe Info-Text).<br />

4. Perspektivenwandel durch die Zeit/Erinnerungsgeschichte<br />

Die Sicht auf historische Ereignisse ändert sich durch die Zeit. Dieses Bewusstsein kann<br />

durch eine Thematisierung der sich verändernden Haltung zu <strong>Kominek</strong> und seiner Rolle im<br />

deutsch-polnischen Annäherungsprozess geschaffen werden.<br />

Warum wurde das Denkmal erst 2005 enthüllt?<br />

Wie war die Haltung zu <strong>Kominek</strong> damals? (siehe Zitat Wladyslaw Bartoszewski)<br />

Wie ist die Haltung zu <strong>Kominek</strong> heute? (Denkmal wird einstimmig beschlossen)<br />

auch möglich: Untersuchung der Internetseite http://www.kardynalkominek.pl (Kontakt per<br />

Mail möglich) und http://www.de.pamieciprzyszlosc.pl/


Info-Kästen<br />

Oder-Neiße-Linie<br />

Die Linie, die von der Ostsee unmittelbar westlich von Swinemünde und von dort die<br />

Oder entlang bis zur Einmündung der westlichen Neiße und die westliche Neiße<br />

entlang bis zur tschechoslowakischen Grenze verläuft.<br />

Im Warschauer Vertrag vom 7. 12. 1970 stellte die Bundesregierung fest, dass „die<br />

bestehende Grenzlinie ... die westliche Grenze der Volksrepublik Polen“ bilde. In den<br />

Verhandlungen hatte sie erklärt, dass sie nur für die (damalige) Bundesrepublik<br />

handeln, ein wieder vereinigtes Deutschland also nicht binden könne. Bei der<br />

Ratifizierung des Vertrags am 17. 5. 1972 erklärte der Deutsche Bundestag in einer<br />

Entschließung, dass der Vertrag „keine Rechtsgrundlage für heute bestehende<br />

Grenzen“ schaffe. Erst das wieder vereinigte Deutschland bestätigte in einem am 14.<br />

11. 1990 geschlossenen Vertrag die Oder-Neiße-Linie völkerrechtlich als deutschpolnische<br />

Grenze.<br />

Quelle:<br />

http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=54369148&suchbegriff=Oder-<br />

Nei%C3%9Fe-Linie&top=Lexikon<br />

Das Potsdamer Abkommen<br />

Um über die Neuordnung <strong>Europa</strong>s und das künftige Schicksal Deutschlands zu<br />

beraten, treffen sich vom 17. Juli bis 2. August 1945 die vier Siegermächte im<br />

Potsdamer Schloss Cecilienhof. Am Verhandlungstisch sitzen Josef Stalin<br />

(UdSSR), Harry S. Truman, der Nachfolger Roosevelts (USA) und Winston S.<br />

Churchill (Großbritannien), der Ende Juli von Clement R. Attlee abgelöst wird. Im<br />

sogenannten Potsdamer Abkommen wird die Demokratisierung, Entmilitarisierung,<br />

Entnazifizierung, Dekartellisierung und Dezentralisierung Deutschlands festgelegt.<br />

Einig sind sich die Alliierten auch darüber, dass die Deutschen wegen ihrer<br />

autoritären Traditionen zuerst einer Umerziehung unterworfen werden müssen.<br />

Frankreich tritt dem Potsdamer Abkommen am 7. August 1945 unter Vorbehalten<br />

bei.<br />

Ein umstrittenes Thema ist die Behandlung der deutschen Ostgebiete.<br />

Eigenmächtig hatte Stalin bereits in den Territorien jenseits von Oder und Lausitzer<br />

Neiße eine polnische beziehungsweise sowjetische Verwaltung eingerichtet. In<br />

Potsdam wird die Oder-Neiße-Linie von den Westmächten de facto zwar anerkannt,<br />

jedoch soll die endgültige Festlegung der deutschen Grenzen erst in einem<br />

Friedensvertrag erfolgen.<br />

Auf der Potsdamer Konferenz wird vereinbart, dass die "Überführung" der<br />

deutschen Bevölkerung aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn in<br />

"ordnungsgemäßer und humaner Weise" erfolgen solle. Die Realität der<br />

Vertreibung sieht jedoch anders aus.<br />

Mit sowjetischer Zustimmung dehnt die polnische Regierung den Begriff "Polen"<br />

auch auf die ihrer Verwaltung unterstehenden deutschen Ostgebiete aus. Über die<br />

Auslegung des Potsdamer Abkommens kommt es in der Folgezeit immer wieder zu<br />

Auseinandersetzungen, da es Begriffe enthält, die in Ost und West unterschiedlich<br />

ausgelegt werden.<br />

Quelle:<br />

http://www.hdg.de/lemo/html/Nachkriegsjahre/DieAlliierteBesatzung/potsdamerKonferenz.ht<br />

ml


Konferenz von Jalta<br />

Treffen vom 4. bis zum 11. Februar 1945 zwischen Josef W. Stalin, Franklin D. Roosevelt und<br />

Winston Churchill im Seebad Jalta auf der Halbinsel Krim, um sich über das militärisch-politische<br />

Vorgehen in der Schlußphase des Zweiten Weltkriegs zu verständigen. Im Mittelpunkt der<br />

Beratungen standen die Behandlung des Deutschen Reichs und der von ihm besetzten Gebiete<br />

nach dessen Niederlage sowie die vor allem von den USA angestrebte Gründung der United<br />

Nations Organisation (UNO).<br />

Einigkeit herrschte über grundsätzliche Ziele. Alle Beteiligten sehen die schnelle Beendigung des<br />

Krieges und eine Entnazifizierung Deutschlands als unbedingt notwendig an. Unterschiedliche<br />

Eigeninteressen und gegenseitiges Misstrauen gestalteten aber die Ausarbeitung endgültiger<br />

Entscheidungen schwierig. Die Erfolge der Roten Armee, die nach ihrer Winteroffensive 1945<br />

bereits an die Oder vorgedrungen war und damit Polen und die deutschen Ostgebiete in<br />

sowjetische Hand gebracht hatte, bewegten Churchill und den gesundheitlich stark geschwächten<br />

Roosevelt vermutlich dazu, den Wünschen Stalins mit größerer Kompromissbereitschaft zu<br />

begegnen.<br />

Stalin war vor allem daran interessiert, die ost- und südosteuropäischen Länder als sowjetische<br />

Interessensphäre anerkennen zu lassen und die Ostgrenze Polens zugunsten der Sowjetunion auf<br />

die sogenannte "Curzon-Linie" (von Dünaburg über Brest nach Przemysi) festzusetzen. Unter der<br />

Voraussetzung, dass an einer provisorischen polnischen Regierung auch Nichtkommunisten und<br />

die Londoner Exilregierung beteiligt und freie demokratische Neuwahlen durchgeführt werden<br />

würden, stimmten Roosevelt und Churchill dieser Ostgrenze zu. Die Festlegung der polnischen<br />

Westgrenze wurde vertagt, allerdings wurde Polen ein "beträchtlicher Gebietszuwachs" als<br />

Kompensation für den Verlust seiner Ostgebiete zugesagt.<br />

Für Deutschland einigten sich Stalin, Churchill und Roosevelt auf die Unterteilung in vier<br />

Besatzungszonen mit einem alliierten Kontrollrat sowie auf eine umfassende Entmilitarisierung und<br />

Entnazifizierung. Stalin hatte einer Beteiligung Frankreichs, dessen Vertreter weder nach Teheran<br />

noch nach Jalta eingeladen worden waren, nur widerstrebend zugestimmt. Seine Bedingung für<br />

eine französische Besatzungszone war, dass sie aus dem Bereich der geplanten amerikanischen<br />

und englischen Zonen gebildet würde und die sowjetischen Ansprüche somit unangetastet blieben.<br />

Auch die Frage nach einer bleibenden staatlichen Aufteilung des besiegten Deutschland stand zur<br />

Debatte. Während Stalin noch zu einer dauerhaften Aufgliederung Deutschlands tendierte, wollte<br />

Churchill diese Frage noch nicht eindeutig klären. Ihm erschien eine Unterteilung in kleine<br />

Einzelstaaten nicht erstrebenswert, da er befürchtete, der wirtschaftliche Wiederaufbau könne<br />

dadurch erschwert werden. Dies wiederum hätte geplante Reparationszahlungen beeinträchtigen<br />

und so die gesamte europäische Erholung von den Kriegsschäden verlangsamen können.<br />

Außerdem stellten seiner Ansicht nach mehrere deutsche Kleinstaaten einen zu großen<br />

Unruheherd innerhalb <strong>Europa</strong>s dar. Die endgültige Entscheidung wurde bis auf weiteres<br />

verschoben. Der im September 1944 erwogene sogenannte "Morgenthau-Plan" des<br />

amerikanischen Finanzministers Henry Morgenthau (1891-1967), der die Umwandlung<br />

Deutschlands zu einem Agrarstaat ohne Industrie vorsah, war bereits Ende 1944 verworfen worden<br />

und wurde in Jalta nicht mehr diskutiert.<br />

http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/jalta/index.html<br />

Das Görlitzer Abkommen<br />

Das „Görlitzer Abkommen“ wurde am 6. Juli 1950 zwischen der<br />

DDR und Polen geschlossen. Hierin erkannte die DDR die<br />

deutsch-polnische Staatsgrenze an Oder und Lausitzer Neiße an.<br />

Dies geschah vermutlich auf Druck der Sowjetunion. Im Bundestag<br />

reagierte man mit Empörung und sprach von einem "Verbrechen<br />

gegen die Menschheit".


Neue Ostpolitik (Ostverträge)<br />

meint eine schrittweise Überwindung des Status quo in <strong>Europa</strong>, ohne<br />

jedoch eine Aufhebung des selbigen anzustreben. Nach der erfolgreichen<br />

Westintegration trieb insbesondere die sozialliberale Koalition eine<br />

Annäherung an die Staaten des Ostblocks voran. Damit verbunden war das<br />

Abrücken von der bisher von der Bundesregierung befolgten Hallstein-<br />

Doktrin (Alleinvertretungsanspruch der BRD für Gesamtdeutschland).<br />

Durch das Viermächteabkommen über Berlin wurde der Rahmen für weitere<br />

deutsch-deutsche Verhandlungen geschaffen. Der Grundlagenvertrag<br />

bedeutete aber dennoch keine Anerkennung des SED-Staates durch die<br />

Bundesrepublik.<br />

Den Abschluss der Ostverträge bildete der Prager Vertrag.<br />

Die Neue Ostpolitik führte zwar zu keiner vollkommenen Normalisierung des<br />

deutsch-deutschen Verhältnisses, aber zu einer Entspannung, die<br />

schließlich einer weiteren Annäherung den Weg ebnete.<br />

Friedenstaube<br />

Schon in der Bibel ist die Taube ein Symbol für den Frieden zwischen Gott<br />

und den Menschen. Nach der Sintflut schickt Noah eine Taube aus, die mit<br />

einem Ölzweig im Schnabel zurückkehrt. Das bedeutet: Das Wasser ist<br />

zurückgegangen, es ist wieder Land in Sicht und somit ein Zeichen dafür,<br />

dass sich Gottes Zorn auf die Menschen gelegt hat und ein Leben wieder<br />

möglich ist.<br />

Picasso entwarf 1949 eine Taube als Logo für die Pariser<br />

Weltfriedenskonferenz. Man kann vermuten, dass ihn die biblische<br />

Geschichte dazu inspiriert hat. Picasso hat das Motiv der Taube noch öfters<br />

verwendet und abgeändert, z.B. eine Taube mit bunten Blumen im Schnabel<br />

oder eine Taube umringt von einem Kreis aus sich festhaltenden Händen.


Hirtenbrief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder vom 18.<br />

November 1965 und die Antwort der deutschen Bischöfe vom 5. Dezember<br />

1965<br />

Hochwürdige Konzilsbrüder!<br />

Die folgenden Ausführungen mögen als historischer und zugleich auch sehr aktueller<br />

Kommentar unseres Milleniums dienen und vielleicht auch mit Hilfe Gottes unsere<br />

beiden Völker im gegenseiti-gen Dialog einander noch näherbringen. (...)<br />

Nach kurzer Unabhängigkeit von etwa 20 Jahren (1918 bis 1939) brach über das<br />

polnische Volk ohne seine Schuld das herein, was man euphemistisch einfach als<br />

Zweiten Weltkrieg bezeichnet, was aber für uns Polen als totale Vernichtung und<br />

Ausrottung gedacht war. (...)<br />

Das Land war übersät mit Konzentrations-lagern, in denen die Schlote der<br />

Krematorien Tag und Nacht rauch-ten. Über sechs Millionen polnischer Staatsbürger,<br />

darunter der Großteil jüdischer Herkunft, haben diese Okkupationszeit mit ih-rem<br />

Leben bezahlen müssen. (...)<br />

Die Vernichtungswel-len des letzten Krieges sind nicht nur einmal, wie in<br />

Deutschland, sondern seit 1914 mehrere Male über die polnischen Lande<br />

hinweg-gebraust, und zwar hin und zurück wie apokalyptische Reiter, und haben<br />

jedesmal Schutt und Trümmer, Armut, Krankheit, Seuchen und Tränen und Tod und<br />

wachsende Vergeltungs‐ und Haßkomplexe hinterlassen. (...)<br />

Seid uns wegen dieser Aufzählung dessen, was im letzten Abschnitt unserer tausend<br />

Jahre geschehen ist, liebe deutsche Brüder, nicht gram! Es soll weniger eine Anklage<br />

als vielmehr eine eigene Recht-fertigung sein! Wir wissen sehr wohl, wie ganz große<br />

Teile der deutschen Bevölkerung jahrelang unter übermenschlichem<br />

nationalso-zialistischem Gewissensdruck standen. (...)<br />

Und trotz alledem, trotz dieser fast hoffnungslos mit Vergangenheit belasteten Lage,<br />

gerade aus dieser Lage heraus, hochwürdige Brü-der, rufen wir Ihnen zu: Versuchen<br />

wir zu vergessen! Keine Polemik, kein weiterer kalter Krieg, aber der Anfang eines<br />

Dialogs (...)<br />

In diesem allerchristlichsten und zugleich sehr menschlichen Geist strecken wir<br />

unsere Hände zu Ihnen hin in den Bänken des zu Ende gehenden Konzils, gewähren<br />

Vergebung und bitten um Vergebung. (...)<br />

Rom, 18. November 1965<br />

Quelle: http://www.berlin.polemb.net/index.php?document=312


Die Antwort der deutschen Bischöfe an die polnischen Bischöfe vom 5.<br />

Dezember 1965<br />

Mit Bewegung und Freude haben wir Ihre Botschaft (...) empfangen. Wir betrachten<br />

es als eine kostbare Frucht unserer gemeinsamen Konzilsarbeit, daß Sie dieses Wort<br />

an uns richten konnten. (...)<br />

Furchtbares ist von Deutschen und im Namen des deutschen Volkes dem polnischen<br />

Volke angetan worden. Wir wissen, daß wir Folgen des Krieges tragen müssen, die<br />

auch für unser Land schwer sind.<br />

Wir verstehen, daß die Zeit der deutschen Besatzung eine brennende Wunde<br />

hinterlassen hat, die auch bei gutem Willen nur schwer heilt. Um so mehr sind wir<br />

dankbar, daß Sie angesichts dieser Tatsache mit wahrhaft christlicher Großmut<br />

anerkennen, wie in der Zeit des Na-tionalsozialismus auch ein großer Teil der<br />

deutschen Bevölkerung unter schwerem Gewissensdruck gestanden hat. Wir sind<br />

dankbar, daß Sie auch angesichts der Millionen polnischer Opfer jener Zeit sich an<br />

die Deutschen erinnern, die dem Ungeist widerstanden und zum Teil ihr Leben<br />

hingegeben haben. (...)<br />

Wir sind dankbar, daß Sie neben dem unermeßlichen Leid des polnischen Volkes<br />

auch des harten Loses der Millionen vertrie-bener Deutscher und Flüchtlinge<br />

gedenken.<br />

Eine Aufrechnung von Schuld und Unrecht ‐ darin sind wir einer Meinung ‐ kann uns<br />

freilich nicht weiterhelfen. (...)<br />

Millionen von Polen mußten aus dem Osten in die ihnen zugewiesenen Ge-biete<br />

übersiedeln. Wir wissen wohl, was darum für das heutige Polen diese Gebiete<br />

bedeuten. Aber auch Millionen Deutsche mußten ihre Heimat verlassen, in der ihre<br />

Väter und Vorfahren lebten. (...)<br />

Wenn diese Deutschen von "Recht auf Heimat" sprechen, so liegt darin ‐ von<br />

einigen Ausnahmen abgesehen ‐ keine aggressive Ab-sicht. Unsere Schlesier,<br />

Pommern und Ostpreußen wollen damit sa-gen, daß sie Rechtens in ihrer alten<br />

Heimat gewohnt haben und daß sie dieser Heimat verbunden bleiben. Dabei ist<br />

ihnen bewußt, daß dort jetzt eine junge Generation heranwächst, die das Land, das<br />

ih-ren Vätern zugewiesen wurde, ebenfalls als ihre Heimat betrachtet. (...)<br />

Am Schluß Ihres Schreibens stehen die kostba-ren Worte, die für unsere beiden<br />

Völker eine neue Zukunft eröffnen können: "Wir strecken unsere Hände zu Ihnen hin<br />

in den Bänken des zu Ende gehenden Konzils, gewähren Vergebung und bitten um<br />

Vergebung." Mit brüderlicher Ehrfurcht ergreifen wir die dargebotenen Hände. Der<br />

Gott des Friedens gewähre uns auf die Fürbitte der "regina pacis", daß niemals<br />

wieder der Ungeist des Hasses unsere Hände trenne!<br />

Rom, 5. Dezember 1965<br />

Quelle: http://www.berlin.polemb.net/index.php?document=312


Kardinal Boleslaw <strong>Kominek</strong> (1903-1974)<br />

Gilt als der Initiator des Briefes der polnischen Bischöfe an ihre deutschen<br />

Amtsbrüder. Als Ältester von zehn Geschwistern wurde er am 23. Dezember 1903 in<br />

Radlin (Oberschlesien) geboren.<br />

Sein Vater war Kleinbauer und arbeitete nebenher im Bergbau, um die Familie<br />

ernähren zu können. Boleslaw <strong>Kominek</strong> ging in die deutsche Grundschule vor Ort, wo<br />

der Unterricht in deutscher Sprache stattfand. Anschließend besuchte er von 1915<br />

bis 1920 ein deutsches Gymnasium. Sein Geburtsort und seine Schulzeit haben<br />

großen Einfluss auf ihn, denn er wächst im Kreise zweier Kulturen auf: der deutschen<br />

und der polnischen. Ab 1923 studierte er Theologie und wird 1927 zum Priester<br />

geweiht.<br />

Während des Zweiten Weltkrieges betreute er in Lublin und in Oberschlesien<br />

Kriegsflüchtlinge und Gefangene der Konzentrationslager. Nach dem Krieg arbeitet er<br />

intensiv mit am Aufbau der Kirche und deren Verwaltungsstrukturen. Dass er in zwei<br />

Kulturen aufgewachsen war, kam ihm hier zugute. So hielt er für die deutschen<br />

Gläubigen Andachten und Gottesdienste in deutscher Sprache, obwohl er hierfür von<br />

der kommunistischen Regierung kritisiert wurde. Schon 1951 war er zum Erzbischof<br />

von Breslau ernannt worden, konnte aber aufgrund staatlichen Widerstandes gegen<br />

seine Person erst fünf Jahre später eingesetzt werden.<br />

Als sein größter Verdienst gilt sein Bemühen um eine Normalisierung des deutschpolnischen<br />

Verhältnisses. Eine schier unüberwindbare Hürde waren die Vertreibungen<br />

auf deutscher und polnischer Seite und das damit verbundene Unrecht. Im Rahmen<br />

der 1000-Jahr Feier zur Gründung des polnischen Staates beteiligte sich auch die<br />

polnische Kirche an Feierlichkeiten. <strong>Kominek</strong> wurde mit der Aufgabe betreut, die<br />

Einladungen die deutschen Bischöfe zu verfassen. Mehrere Wochen arbeitete er<br />

intensiv an dem Brief, dessen Entstehung wie ein Staatsgeheimnis gehütet wurde.<br />

<strong>Kominek</strong> hatte mehrere Probleme zu lösen. Wie sollte er Deutschen und Polen<br />

gerecht werden, ohne Gefühle zu verletzen? Wie konnte er den Deutschen klar<br />

machen, wie existenziell wichtig eine festgeschriebene Westgrenze für die Polen war,<br />

die ja im Osten einen großen Teil ihres Landes an die Sowjetunion verloren hatten?<br />

Als der Brief veröffentlicht wurde, gab es in Polen heftige Kritik an ihm. Man warf den<br />

Bischöfen vor, sie hätten sich in Belange der Politik eingemischt.<br />

Im Jahr 1974 verstarb Boreslaw <strong>Kominek</strong>. Seit 2005 steht sein Denkmal in Breslau.<br />

Jedes Jahr werden an seinem Todestag Blumen niedergelegt, um an sein Wirken zu<br />

erinnern.


Bilder vom <strong>Kominek</strong>-Denkmal finden Sie im Ordner<br />

„Bildmaterial zum <strong>Kominek</strong>-Denkmal“.<br />

Bibliografie zum <strong>Kominek</strong>-Denkmal<br />

Literatur<br />

Heller, Edith. Macht Kirche Politik. Der Briefwechsel zwischen den polnischen und<br />

deutschen Bischöfen im Jahre 1965. 1992. Köln.<br />

Paul, Gerhard (Hrsg.). Das Jahrhundert der Bilder. Band I: 1900 bis 1949. 2009.<br />

Bonn.<br />

Juros, Helmut. Die katholische Kirche im Polen der fünfziger Jahre.<br />

In: Kirchliche Zeitgeschichte (KZ); internationale Zeitschrift für Theologie und<br />

Geschichtswissenschaft.<br />

Jg. 1990. Nr. 3. S. 59-70.<br />

Solski, Tadeusz. Boleslaw Kardinal <strong>Kominek</strong> (1903-1974) Ein Schlesier im Dienste<br />

der deutsch-polnischen Versöhnung. In: Archiv für schlesische Kirchengeschichte.<br />

Jg. 2002. Nr. 60. S.139-159.<br />

Internet<br />

http://www1.bpb.de/wissen/06068265326393155383761414728519,1,0,Staatsgebiet<br />

Grenzen.html?buchstabe=C<br />

http://www1.bpb.de/wissen/06068265326393155383761414728519,1,0,Staatsgebiet<br />

Grenzen.html?buchstabe=L<br />

http://www.berlin.polemb.net/index.php?document=312<br />

http://www.die-tagespost.de/archiv/titel_anzeige.asp?ID=19049<br />

http://www.deutsche-undpolen.de/personen/person_jsp/key=wladyslaw_bartoszewski.html<br />

www.kardynalkominek.pl

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