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Über Kessel und Feuerstellen<br />

Gedanken und Skizzen zu einem Bauplan für den<br />

Regionalen Wirtschaftsraum <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

im 21. Jahrhundert<br />

Von Dr. Jens Baganz<br />

Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie<br />

des Landes <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

Düsseldorf, Januar 2009<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> – ein wirtschaftlich starkes<br />

Bundesland. Wenige Zahlen reichen aus,<br />

diese Beschreibung zu untermauern, etwa das<br />

Bruttoinlandsprodukt, das mit rd. 530 Mrd. €<br />

etwa doppelt so groß ist wie das Österreichs,<br />

oder die mit Spanien vergleichbare Exportleistung<br />

(174 Mrd. €). Die strategische Frage, wie<br />

eine solche Position gehalten oder – besser<br />

noch – ausgebaut werden kann, ist dennoch<br />

drängend. In Europa und Südamerika, besonders<br />

aber in Asien, haben sich Wirtschaftsregionen<br />

von außergewöhnlicher Dynamik entwickelt.<br />

Sie ziehen Wissensträger, Finanzkapital<br />

und Sachinvestitionen magnetisch an, was<br />

zu entsprechenden Abflüssen bei etablierten<br />

Wirtschaftsräumen führt, und werden damit<br />

zu ernsthaften Wettbewerbern. Auch in diesem<br />

Spiel mögen die Karten gelegentlich neu<br />

gemischt werden, wie sich in der aktuellen Weltwirtschaftskrise<br />

zeigt. Der langfristige Trend<br />

dürfte allerdings stabil sein. Welche Antwort<br />

kann <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> geben?<br />

1. Die neuen Spielmacher:<br />

Regionale Wirtschaftsräume<br />

Unternehmer wissen es: Ob ein Produkt<br />

marktgängig ist oder nicht, entscheidet sich im<br />

Vertrieb. Erst nach Dutzenden von Verkaufsgesprächen<br />

und Kundenkontakten ist klar, ob ein<br />

Produkt am Markt platzierbar ist, ob und wo<br />

es verbesserbar ist, die Konkurrenz eine Zeit<br />

lang auf Abstand halten kann, vielleicht sogar<br />

Spielraum für Preiserhöhungen bietet; mit<br />

einem Wort: Ob es ein wirtschaftlicher Erfolg<br />

wird. Nicht der Ingenieur entscheidet, und sei<br />

er noch so findig, nicht der versierte Finanzvorstand<br />

und auch nicht der strenge Controller. Es<br />

ist der Kunde, der die Rückmeldung gibt: Dieses<br />

Produkt ist exzellent. Besser noch: Meine Leute<br />

haben da gleich einige Optimierungsvorschläge.<br />

Oder eben umgekehrt: Was soll ich denn damit?<br />

Für Bundesländer – oder sagen wir allgemein:<br />

Regionale Wirtschaftsräume – gilt nichts<br />

anderes. Wer als Verantwortlicher an der Vertriebsfront<br />

steht, wer „seinen“ Wirtschaftsraum<br />

vorstellen, dessen Vorzüge schildern und Investoren<br />

dorthin locken will, entwickelt schnell ein<br />

Gespür: Mein Produkt kommt an, ist vielleicht<br />

sogar ein Selbstläufer, die Marke kennt hier<br />

jeder. Oder: Kaum eine Reaktion, das Publikum<br />

ist desinteressiert, das Produkt stimmt nicht,<br />

oder ist vielleicht das Marketing fantasielos?<br />

Weltweit hat die regionalen Wirtschaftspolitiken<br />

in der letzten Zeit eine Erkenntnis geprägt: Sie<br />

stehen im Wettbewerb. Längst verharren die<br />

Regionen nicht mehr still unter dem Schirm<br />

„harter“ Wirtschaftsfaktoren, den „ihre“ nationalen<br />

oder supranationalen Regierungen und<br />

deren Zentralbanken aufspannen – Steuern,<br />

Arbeitsbedingungen, Leitzinsen – und warten<br />

passiv ab, ob sich unter diesem Schirm jemand<br />

zufällig auf ihrem Territorium ansiedeln mag.<br />

Längst haben sie verstanden, dass sie es sind,<br />

die die lokalen und für den Investor in der Regel<br />

wichtigeren Stellschrauben bedienen: Verfügbarkeit<br />

qualifizierter Arbeitnehmer, Anzahl<br />

überdurchschnittlich wachsender Cluster,<br />

gelebte Partnerschaften zwischen regionalen

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