3.12 MB - Nordrhein-Westfalen direkt
3.12 MB - Nordrhein-Westfalen direkt
3.12 MB - Nordrhein-Westfalen direkt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
74<br />
Über Kessel und Feuerstellen<br />
Gedanken und Skizzen zu einem Bauplan für den<br />
Regionalen Wirtschaftsraum <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
im 21. Jahrhundert<br />
Von Dr. Jens Baganz<br />
Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie<br />
des Landes <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
Düsseldorf, Januar 2009<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> – ein wirtschaftlich starkes<br />
Bundesland. Wenige Zahlen reichen aus,<br />
diese Beschreibung zu untermauern, etwa das<br />
Bruttoinlandsprodukt, das mit rd. 530 Mrd. €<br />
etwa doppelt so groß ist wie das Österreichs,<br />
oder die mit Spanien vergleichbare Exportleistung<br />
(174 Mrd. €). Die strategische Frage, wie<br />
eine solche Position gehalten oder – besser<br />
noch – ausgebaut werden kann, ist dennoch<br />
drängend. In Europa und Südamerika, besonders<br />
aber in Asien, haben sich Wirtschaftsregionen<br />
von außergewöhnlicher Dynamik entwickelt.<br />
Sie ziehen Wissensträger, Finanzkapital<br />
und Sachinvestitionen magnetisch an, was<br />
zu entsprechenden Abflüssen bei etablierten<br />
Wirtschaftsräumen führt, und werden damit<br />
zu ernsthaften Wettbewerbern. Auch in diesem<br />
Spiel mögen die Karten gelegentlich neu<br />
gemischt werden, wie sich in der aktuellen Weltwirtschaftskrise<br />
zeigt. Der langfristige Trend<br />
dürfte allerdings stabil sein. Welche Antwort<br />
kann <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> geben?<br />
1. Die neuen Spielmacher:<br />
Regionale Wirtschaftsräume<br />
Unternehmer wissen es: Ob ein Produkt<br />
marktgängig ist oder nicht, entscheidet sich im<br />
Vertrieb. Erst nach Dutzenden von Verkaufsgesprächen<br />
und Kundenkontakten ist klar, ob ein<br />
Produkt am Markt platzierbar ist, ob und wo<br />
es verbesserbar ist, die Konkurrenz eine Zeit<br />
lang auf Abstand halten kann, vielleicht sogar<br />
Spielraum für Preiserhöhungen bietet; mit<br />
einem Wort: Ob es ein wirtschaftlicher Erfolg<br />
wird. Nicht der Ingenieur entscheidet, und sei<br />
er noch so findig, nicht der versierte Finanzvorstand<br />
und auch nicht der strenge Controller. Es<br />
ist der Kunde, der die Rückmeldung gibt: Dieses<br />
Produkt ist exzellent. Besser noch: Meine Leute<br />
haben da gleich einige Optimierungsvorschläge.<br />
Oder eben umgekehrt: Was soll ich denn damit?<br />
Für Bundesländer – oder sagen wir allgemein:<br />
Regionale Wirtschaftsräume – gilt nichts<br />
anderes. Wer als Verantwortlicher an der Vertriebsfront<br />
steht, wer „seinen“ Wirtschaftsraum<br />
vorstellen, dessen Vorzüge schildern und Investoren<br />
dorthin locken will, entwickelt schnell ein<br />
Gespür: Mein Produkt kommt an, ist vielleicht<br />
sogar ein Selbstläufer, die Marke kennt hier<br />
jeder. Oder: Kaum eine Reaktion, das Publikum<br />
ist desinteressiert, das Produkt stimmt nicht,<br />
oder ist vielleicht das Marketing fantasielos?<br />
Weltweit hat die regionalen Wirtschaftspolitiken<br />
in der letzten Zeit eine Erkenntnis geprägt: Sie<br />
stehen im Wettbewerb. Längst verharren die<br />
Regionen nicht mehr still unter dem Schirm<br />
„harter“ Wirtschaftsfaktoren, den „ihre“ nationalen<br />
oder supranationalen Regierungen und<br />
deren Zentralbanken aufspannen – Steuern,<br />
Arbeitsbedingungen, Leitzinsen – und warten<br />
passiv ab, ob sich unter diesem Schirm jemand<br />
zufällig auf ihrem Territorium ansiedeln mag.<br />
Längst haben sie verstanden, dass sie es sind,<br />
die die lokalen und für den Investor in der Regel<br />
wichtigeren Stellschrauben bedienen: Verfügbarkeit<br />
qualifizierter Arbeitnehmer, Anzahl<br />
überdurchschnittlich wachsender Cluster,<br />
gelebte Partnerschaften zwischen regionalen