3.12 MB - Nordrhein-Westfalen direkt
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Neben diesen Gemeinsamkeiten gibt es auch<br />
deutliche Unterschiede, die die Vielfalt der<br />
Industrie beschreiben:<br />
High-Tech-Unternehmen<br />
Mit einem Anteil von sechs Prozent an allen<br />
Industrieunternehmen von <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
(Deutschland: 8 Prozent) bilden sie zwar<br />
eine kleine, aber hoch erfolgreiche Gruppe. Die<br />
High-Tech-Unternehmen investieren regelmäßig<br />
rund 20 Prozent ihrer Umsätze in Forschung<br />
und Entwicklung. Zu ihren Stärken zählen daher<br />
„Vorsprung durch Wissen“ und „Produktinnovationen“.<br />
Durch diese Fähigkeiten können sie<br />
sich besser als andere Unternehmenstypen<br />
dem harten Preiswettbewerb entziehen und in<br />
lukrative Märkte vorstoßen.<br />
High-Tech-Unternehmen haben zwar hohe<br />
Exportquoten – im Schnitt erzielen sie rund<br />
30 Prozent ihres Umsatzes im Ausland. Etwa<br />
jedes fünfte Unternehmen kommt jedoch ohne<br />
Auslandsgeschäft aus. Hier liegen noch Wachstumspotenziale.<br />
Meistens sind es die kleineren<br />
Unternehmen, die den Sprung ins Ausland noch<br />
nicht geschafft haben oder ihn gar nicht erst<br />
anpeilen, weil er aus Kostensicht keinen Sinn<br />
macht. Diese Unternehmen finden gerade in<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> oder in anderen Regionen<br />
Deutschlands mit der insgesamt guten Wissenschaftsinfrastruktur<br />
für sie überzeugende<br />
Standortbedingungen.<br />
Darüber hinaus sind High-Tech-Unternehmen<br />
überdurchschnittlich oft in komplexe Zulieferernetzwerke<br />
eingebunden. Die wenigen High-<br />
Tech-Unternehmen, die geringen Erfolg haben,<br />
klagen häufig darüber, dass sie einem starken<br />
internationalen Preisdruck ausgesetzt sind. Oft<br />
sind diese Unternehmen auf Märkten aktiv, auf<br />
denen Losgrößenvorteile eine bedeutende Rolle<br />
spielen und die Technologien mobil sind. Das<br />
trifft beispielsweise auf die Chip- und Computerhersteller<br />
zu.<br />
Klassische Industrie<br />
Diese Gruppe ist für den Industriestandort<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> schon aufgrund ihrer<br />
Größe sehr wichtig – schließlich stellt die<br />
klassische Industrie einen dreimal höheren<br />
Anteil an allen Industrieunternehmen als die<br />
High-Tech-Industrie. Sie hat aber auch wegen<br />
ihrer Erfolge eine herausragende Bedeutung.<br />
Für die positiven Geschäftsentwicklungen der<br />
klassischen Industrie spielt Forschung keine<br />
große Rolle. Zwar sorgen neue Produkte für<br />
einen überdurchschnittlich hohen Umsatzanteil,<br />
aber im Vergleich zu den High-Tech-Firmen<br />
erwirtschaften die klassischen Unternehmen<br />
einen deutlich geringeren Teil ihrer Einnahmen<br />
mit Marktneuheiten. Die Stärke dieses Unternehmenstyps<br />
ist vielmehr seine ausgeprägte<br />
Internationalität. Vor allem die Auslandsproduktionsquote<br />
ist mit 20 Prozent sehr hoch.<br />
Gefragt nach den Wettbewerbsvorteilen<br />
gegenüber der Konkurrenz, sagen auffallend<br />
viele klassische Industrieunternehmen, dass<br />
sie die Fähigkeit zum Systemlieferanten hätten,<br />
dass sie extrem kundenorientiert arbeiten,<br />
auf Kundenwünsche zugeschnittene Produkte<br />
konzipieren, Komplettlösungen anbieten, sehr<br />
kompetent beraten und die Fertigungsprozesse<br />
besser als die Konkurrenz beherrschen.<br />
Gleichzeitig nennen vergleichsweise viele Unternehmen<br />
auch Tugenden wie Zuverlässigkeit,<br />
Termintreue und Vertrauen als eigene Stärken.<br />
Deutlich seltener als im High-Tech-Bereich<br />
geben die klassischen Unternehmen an, dass<br />
sie einen „Vorsprung durch Wissen und Technik“<br />
hätten oder mit grundlegenden Produktinnovationen<br />
punkten. Auch das verdeutlicht<br />
die Unterschiede zwischen diesen beiden<br />
erfolgreichen Unternehmenstypen.<br />
Dieser Befund darf nicht zu dem Fehlschluss<br />
verleiten, dass die Unternehmen der klassischen<br />
Industrie keine modernen Technologien<br />
einsetzen oder keine technologisch anspruchsvollen<br />
Produkte hätten. Im Gegenteil: Die hohe<br />
Kundenspezifität ist nur durch den Einsatz<br />
moderner Technologien möglich.<br />
Das Problem der klassischen Industrieunternehmen<br />
ist ein insgesamt schwieriges Marktumfeld<br />
mit einem hohen Preis- und Konkurrenzdruck<br />
aus Niedriglohnländern. Daher sind<br />
viele Unternehmen dieses Typs gezwungen, aus<br />
Kosten- und Marktgründen Produktion ins Ausland<br />
zu verlagern. Allerdings fällt auch auf, dass<br />
sich die sehr erfolgreichen Unternehmen – die<br />
High-Performer – dem ungünstigen Marktumfeld<br />
entziehen können, indem sie ihre Produkte<br />
stärker differenzieren und sich in Netzwerke<br />
einklinken.