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52 Industrie Nordrhein-Westfalen: Auch in Zukunft Kern der Wirtschaft 5. Industrie in Nordrhein- Westfalen: Auch in Zukunft Kern der Wirtschaft Die Analyse hat gezeigt, dass die Industrie in Nordrhein-Westfalen erfolgreich ist und auch in Zukunft der Kern der Wirtschaft bleiben wird. Die Stärke der Industrie in Nordrhein-Westfalen wird besonders deutlich, wenn man die Industrie nicht nach dem üblichen Branchen-, sondern nach einem Produktkonzept abgrenzt, also darauf schaut, was die Unternehmen wirklich verkaufen. Diese neue Sichtweise auf die Industrie erlauben individuelle Befragungsdaten des IW-Zukunftspanels. Die Ergebnisse dieser Analyse: ❚❚ Die Industrie ist im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich erfolgreich. ❚❚ Industrieunternehmen sind stärker internationalisiert und halten auch bei der für die Wettbewerbsfähigkeit wichtigen Differenzierungsfähigkeit mit anderen Unternehmen aus Deutschland mit. Nur bei der Forschung und Entwicklung – also beim Know-how – bleiben Defizite. ❚❚ Insgesamt wurden fünf Erfolgsfaktoren identifiziert. Neben der Internationalität, der Differenzierungsfähigkeit sowie dem Knowhow gehören noch die Zusammenarbeit in Netzwerken und ein günstiges Marktumfeld hinzu. Um Erfolg zu haben, muss ein Unternehmen nicht auf allen diesen Feldern Spitzenwerte erreichen. Die Faustformel lautet: „Mindestens zwei von fünf“. Schwächen bei einem Faktor können durch Stärken in anderen Bereichen ausgeglichen werden. Es gibt also unterschiedliche Wege zum Erfolg. Von einer erfolgreichen Industrie werden weiterhin die entscheidenden Impulse für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes ausgehen. Dieser Befund wird die gegenwärtige Finanzkrise überstehen, auch wenn jetzt der Exportmotor stottert und die Wachstumsimpulse des Außenbeitrages im Jahr 2009 zumindest deutlich niedriger ausfallen werden als in den vergangenen Jahren. Nordrhein-Westfalen ist ein Industrieland und gerade jetzt müssen die Weichen gestellt werden, damit das Land vom nächsten Aufschwung profitiert.
Wirtschaftspolitik für die Industrie 53 6. Wirtschaftspolitik für die Industrie „Die Industrie in Nordrhein-Westfalen ist erfolgreich“ – das ist das Kernergebnis der bisherigen Analyse. Müssen die Befunde aber vor dem Hintergrund der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise grundsätzlich überdacht werden? Zumindest 2009 wird für die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen ein schwieriges Jahr: ❚❚ Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung erwartet für 2009 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von zwei Prozent. Für die Industrie wird sogar ein Produktionsrückgang von über fünf Prozent prognostiziert (siehe Beitrag V, Seite 83 ff.). ❚❚ Auch die im IW-Zukunftspanel befragten Industrieunternehmen erwarten einen deutlichen Rückgang ihres Geschäftes. Knapp die Hälfte rechnet bei einer aktuellen Befragung aus dem Dezember 2008 mit weniger Umsatz als im Vorjahr. Bei fast einem Drittel der Befragten sollen auch die Beschäftigung und Investitionen zurückgehen. Im Vorjahr lag der Anteil der Unternehmen mit rückläufigen Erwartungen hinsichtlich Umsatz, Beschäftigung und Investitionen noch weit unter zehn Prozent. Die Industrieunternehmen sind von der Krise deutlich stärker betroffen als die Dienstleister. So rechnet nur gut ein Drittel der Serviceunternehmen mit fallenden Umsätzen. ❚❚ Knapp die Hälfte der Industrieunternehmen erwarten durch die Finanzkrise im Jahr 2009 ungünstigere wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Die Gründe sind eine starke Kaufzurückhaltung, schlechtere Kunden- Lieferanten-Beziehungen und Investitionszurückhaltung. Knapp 40 Prozent der Unternehmen rechnen mit Problemen bei der Kreditvergabe und ein Drittel mit höheren Kreditkosten. ❚❚ Offenbar bewerten die Unternehmen die derzeitige Konjunkturkrise noch überwiegend als eine vorübergehende Schwächephase. Knapp die Hälfte der Industrieunternehmen glaubt mittelfristig wachsen zu können – vor einem Jahr waren es noch deutlich mehr. Fazit: Insgesamt wird die Industrie von der derzeitigen Finanz- und Konjunkturkrise besonders hart getroffen. Trotzdem bleibt sie auch in Zukunft ein wichtiger Pfeiler einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen. Die Wirtschaftspolitik muss deshalb heute die Weichen so stellen, dass das Land vom nächsten Aufschwung profitieren kann. Eine moderne Wirtschaftspolitik sollte alle Unternehmen dabei unterstützen, die in dieser Studie identifizierten Erfolgskriterien besser zu erfüllen. Daher muss eine moderne Industriepolitik sehr breit angelegt sein: Die Wirtschaftspolitik muss für gute Rahmenbedingungen sorgen, die dem Wettbewerb Freiräume lassen und die Unternehmen nicht mit Steuern und Abgaben überfordern. Kritisch sind aus dieser Sicht etwa die geplanten Emissionszertifikate zu beurteilen, die nach dem heutigen Stand die Wettbewerbsfähigkeit insbesondere der energieintensiven Industrie gefährden. Ohne Innovationen kein Erfolg – aber Innovationen werden nicht nur in den Forschungslabors entwickelt, sondern sie entstehen auch durch eine umfassend verstandene Kreativität. Eine Wirtschaftspolitik für die Industrie und das neue wirtschaftspolitische Leitbild der „Kreativen Ökonomie“ sind deshalb keine Gegensätze – sie ergänzen sich. Ohne Forschung und Entwicklung sowie hervorragende Bildungseinrichtungen kommt keine moderne Industrie aus. Dass ein Industrieland wie Nordrhein-Westfalen verstärkt und dauerhaft in „seine Köpfe“ investieren muss, ist deshalb selbstverständlich. Die Innovations- und Bildungspolitik ist der Schlüssel für den Erfolg von morgen. Die Analyse hat zudem verdeutlicht, dass Grund werte wie Verlässlichkeit, Vertrauen, Gründlichkeit, Flexibilität oder Schnelligkeit auch heute noch sehr wichtig sind. Neben der Bildungspolitik spielt daher die Erziehung eine herausragende Rolle. Sie muss diese Grundwerte gerade jungen Menschen vermitteln. Industriepolitik geht weit über die Förderung einzelner Branchen, Unternehmenstypen oder Technologien hinaus – sie ist letztendlich Gesellschaftspolitik. Das bedeutet auch, für eine breitere Akzeptanz der Industrie zu werben.
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