3.12 MB - Nordrhein-Westfalen direkt

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20 1. Weshalb die Industrie wichtig ist Vier Gründe erklären, weshalb die Industrie einen hohen Stellenwert hat und auch in Zukunft haben muss: ❚❚ Industrie hat Drehscheibenfunktion für die Gesamtwirtschaft, ❚❚ ist treibende Kraft bei Exporten, Forschung und Innovationen, ❚❚ ❚❚ ist Herzstück von Clustern und ist Jobmotor für ländliche Regionen. Drehscheibenfunktion für die Gesamtwirtschaft Die Bedeutung der Industrie geht weit über die industriellen Wirtschaftszweige hinaus. Der Grund: Für viele Unternehmen aus anderen Branchen ist die Industrie ein wichtiger Absatzmarkt. Seien es Softwarefirmen, Logistiker oder Finanzdienstleister: Sie alle verkaufen ihre Serviceleistungen an die Industriebetriebe. Dabei werden jedes Jahr Milliarden Euro umgesetzt. Allein im Jahr 2007 haben die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes in Nordrhein- Westfalen für 42,5 Milliarden Euro mehr Vorleistun gen bei Unternehmen aus anderen Branchen eingekauft als sie dorthin verkauft haben. Dieser sogenannte Vorleistungssaldo ist die Wertschöpfung, die das Verarbeitende Gewerbe durch den Vorleistungsverbund gemeinsam mit anderen Branchen erwirtschaftet hat. Der Saldo entspricht rund 9 Prozent der Bruttowertschöpfung von Nordrhein-Westfalen. Ohne die Industrie gäbe es diese Wertschöpfung nicht. Die Industrie erwirtschaftet direkt oder indirekt fast jeden dritten Euro der Wertschöpfung in NRW. Die wahre Bedeutung der Industrie zeigt sich daher erst, wenn diese Verbund-Wertschöpfung ebenfalls berücksichtigt wird. Aktuelle Statistiken fehlen hier leider. Die neueste Aufstellung weist Zahlen für das Jahr 2005 aus (siehe auch Kasten). 1995 erwirtschaftete das Verarbeitende Gewerbe 22,6 Prozent der Bruttowertschöpfung in Nordrhein-Westfalen. Zählt man den Beitrag hinzu, den der Wirtschaftszweig im Vorleistungsverbund mit anderen Branchen gemeinsam erwirtschaftet hat – knapp 9 Prozent – ergibt sich ein Wertschöpfungsanteil von 31,5 Prozent (siehe Grafik Seite 21). Mit anderen Worten: Die Industrie in Nordrhein- Westfalen erwirtschaftet direkt oder indirekt im Vorleistungsverbund fast jeden dritten Euro der Wertschöpfung. Für das Jahr 2007 lassen sich zumindest Schätzungen herleiten: Demnach lag der Wert bei 32,3 Prozent – und damit deutlich höher als noch Mitte der neunziger Jahre. Damals trug die Industrie gemeinsam mit den Vorleistern knapp 27 Prozent zur Bruttowertschöpfung des Bundeslandes bei. Die viel beschworene De indus tri alisie rung in Nordrhein-Westfalen hat also nicht stattgefunden – im Gegenteil: Die Bedeutung des Industrie-Dienstleistungsverbundes ist in den vergangenen zwölf Jahren sogar deutlich gewachsen. Allerdings stecken in den Industrieprodukten heutzutage viel mehr Dienstleistungen als früher. Diese Entwicklung lässt sich daran ablesen, dass die Wertschöpfung des Vorleistungsverbundes derzeit einen größeren Anteil an der Wertschöpfung hat als Mitte der neunziger Jahre. Die höchsten Beiträge zu diesem Verbund leisten die unternehmensnahen Dienstleister. Hinter dem Begriff verbirgt sich ein breites Spektrum von Unternehmen – angefangen bei Beratern über Ingenieurbüros, Soft ware firmen, Forschungsdienstleistern, Werbe agen turen, Bewachungs- und Reinigungsdiensten bis hin zu Zeitarbeitsfirmen. Diese Unternehmen haben zusammen mit dem Verarbeitenden Gewerbe in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2007 eine Bruttowertschöpfung von schätzungsweise 23,2 Milliarden Euro erwirtschaftet (siehe Grafik Seite 22). Das sind fast 5 Prozent der gesamten Wertschöpfung des Landes. Danach kommen die Unternehmen aus dem Bereich Logis tik (Großhandel, Verkehr und

Weshalb die Industrie wichtig ist 21 Wertschöpfung des Vorleistungs verbundes: Wie die IW Consult rechnet Die Wertschöpfung, die Industrie und Vorleister im Verbund erwirtschaftet haben, wurde auf Grundlage der Input-Output-Rechnungen für Deutschland ermittelt. Die neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes liegen für das Jahr 2005 vor. In den Input-Output- Rechnungen ist die Volkswirtschaft in 71 Branchen unterteilt. Ausgewiesen werden die Vorleistungskäufe und -verkäufe von Unternehmen in ihrer eigenen Branche und in anderen Branchen. Unter Vorleistungen versteht das Bundesamt Güter und Dienstleistungen, die ein Unternehmen bei anderen kauft und sofort einsetzt, um seine eigenen Produkte herzustellen. Investitionen gehören daher nicht zu den Vorleistungen, weil sich ihr Einsatz über mehrere Jahre verteilt. Die Statistik gliedert die Vorleistungskäufe und -verkäufe nochmals danach, ob sie im In- oder Ausland getätigt werden. Der Saldo aus inländischen Vorleistungskäufen und -verkäufen einer Branche mit einer anderen ist die Bruttowertschöpfung, die beide Branchen im Verbund erwirtschaften. Dieser Vorleistungssaldo der Industrie mit anderen Branchen hat in Deutschland seit Mitte der neunziger Jahre stetig an Bedeutung gewonnen. Betrachtet man den eigenen Wertschöpfungsanteil der Industrie und den Beitrag, den sie mit anderen im Vorleistungsverbund erwirtschaftet hat, kam es in Deutschland nicht zu einer Deindustrialisierung. Der gesamte Wertschöpfungsanteil stieg in den vergangenen Jahren sogar an. Für die einzelnen Bundesländer liegen keine Input-Output-Rechnungen vor. Der Vorleistungsverbund für Nordrhein-Westfalen kann deshalb nur unter der Annahme berechnet werden, dass die Vorleistungsverflechtungen zwischen den Branchen in Nordrhein-Westfalen der deutschlandweiten Struktur entsprechen. Industrie NRW Industrie in Nordrhein-Westfalen: Von Niedergang keine Spur So viel Prozent der nominalen Bruttowertschöpfung in Nordrhein-Westfalen erwirtschaften das Verarbeitende Gewerbe und der Vorleistungsverbund 30 26,9 31,4 31,5 7,9 8,9 32,3 9,0 Gesamt Vorleistungsverbund Verarbeitendes Gewerbe 6,8 20 10 20,1 23,5 22,6 23,3 0 1995 2000 2005 2007 Wertschöpfung des Vorleistungsverbundes: Wertschöpfung, die das Verarbeitende Gewerbe gemeinsam mit den Vorleistern wie etwa Softwarefirmen, Ingenieurbüros und Logistikern erwirtschaftet; Ableitung auf Basis der deutschen Input-Output-Rechnung; 2007: Schätzwerte Quelle: Statistisches Bundesamt (2008)

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1. Weshalb die Industrie wichtig ist<br />

Vier Gründe erklären, weshalb die Industrie<br />

einen hohen Stellenwert hat und auch in Zukunft<br />

haben muss:<br />

❚❚ Industrie hat Drehscheibenfunktion für die<br />

Gesamtwirtschaft,<br />

❚❚ ist treibende Kraft bei Exporten, Forschung<br />

und Innovationen,<br />

❚❚<br />

❚❚<br />

ist Herzstück von Clustern und<br />

ist Jobmotor für ländliche Regionen.<br />

Drehscheibenfunktion für die<br />

Gesamtwirtschaft<br />

Die Bedeutung der Industrie geht weit über die<br />

industriellen Wirtschaftszweige hinaus. Der<br />

Grund: Für viele Unternehmen aus anderen<br />

Branchen ist die Industrie ein wichtiger Absatzmarkt.<br />

Seien es Softwarefirmen, Logistiker oder<br />

Finanzdienstleister: Sie alle verkaufen ihre Serviceleistungen<br />

an die Industriebetriebe. Dabei<br />

werden jedes Jahr Milliarden Euro umgesetzt.<br />

Allein im Jahr 2007 haben die Unternehmen<br />

des Verarbeitenden Gewerbes in <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> für 42,5 Milliarden Euro mehr Vorleistun<br />

gen bei Unternehmen aus anderen Branchen<br />

eingekauft als sie dorthin verkauft haben.<br />

Dieser sogenannte Vorleistungssaldo ist die<br />

Wertschöpfung, die das Verarbeitende Gewerbe<br />

durch den Vorleistungsverbund gemeinsam mit<br />

anderen Branchen erwirtschaftet hat. Der Saldo<br />

entspricht rund 9 Prozent der Bruttowertschöpfung<br />

von <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>. Ohne die Industrie<br />

gäbe es diese Wertschöpfung nicht.<br />

Die Industrie erwirtschaftet<br />

<strong>direkt</strong> oder in<strong>direkt</strong><br />

fast jeden dritten Euro<br />

der Wertschöpfung in NRW.<br />

Die wahre Bedeutung der Industrie zeigt sich<br />

daher erst, wenn diese Verbund-Wertschöpfung<br />

ebenfalls berücksichtigt wird. Aktuelle Statistiken<br />

fehlen hier leider. Die neueste Aufstellung<br />

weist Zahlen für das Jahr 2005 aus (siehe auch<br />

Kasten). 1995 erwirtschaftete das Verarbeitende<br />

Gewerbe 22,6 Prozent der Bruttowertschöpfung<br />

in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>. Zählt man<br />

den Beitrag hinzu, den der Wirtschaftszweig<br />

im Vorleistungsverbund mit anderen Branchen<br />

gemeinsam erwirtschaftet hat – knapp 9 Prozent<br />

– ergibt sich ein Wertschöpfungsanteil<br />

von 31,5 Prozent (siehe Grafik Seite 21). Mit<br />

anderen Worten: Die Industrie in <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> erwirtschaftet <strong>direkt</strong> oder in<strong>direkt</strong> im<br />

Vorleistungsverbund fast jeden dritten Euro der<br />

Wertschöpfung.<br />

Für das Jahr 2007 lassen sich zumindest<br />

Schätzungen herleiten: Demnach lag der Wert<br />

bei 32,3 Prozent – und damit deutlich höher als<br />

noch Mitte der neunziger Jahre. Damals trug<br />

die Industrie gemeinsam mit den Vorleistern<br />

knapp 27 Prozent zur Bruttowertschöpfung<br />

des Bundeslandes bei. Die viel beschworene<br />

De indus tri alisie rung in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

hat also nicht stattgefunden – im Gegenteil:<br />

Die Bedeutung des Industrie-Dienstleistungsverbundes<br />

ist in den vergangenen zwölf Jahren<br />

sogar deutlich gewachsen. Allerdings stecken in<br />

den Industrieprodukten heutzutage viel mehr<br />

Dienstleistungen als früher. Diese Entwicklung<br />

lässt sich daran ablesen, dass die Wertschöpfung<br />

des Vorleistungsverbundes derzeit einen<br />

größeren Anteil an der Wertschöpfung hat als<br />

Mitte der neunziger Jahre.<br />

Die höchsten Beiträge zu diesem Verbund<br />

leisten die unternehmensnahen Dienstleister.<br />

Hinter dem Begriff verbirgt sich ein breites<br />

Spektrum von Unternehmen – angefangen bei<br />

Beratern über Ingenieurbüros, Soft ware firmen,<br />

Forschungsdienstleistern, Werbe agen turen,<br />

Bewachungs- und Reinigungsdiensten bis<br />

hin zu Zeitarbeitsfirmen. Diese Unternehmen<br />

haben zusammen mit dem Verarbeitenden<br />

Gewerbe in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> im Jahr 2007<br />

eine Bruttowertschöpfung von schätzungsweise<br />

23,2 Milliarden Euro erwirtschaftet<br />

(siehe Grafik Seite 22). Das sind fast 5 Prozent<br />

der gesamten Wertschöpfung des Landes.<br />

Danach kommen die Unternehmen aus dem<br />

Bereich Logis tik (Großhandel, Verkehr und

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