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Zeitschrift des Bundes der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure e. V.<br />
<strong>WORLD</strong>-<strong>WIDE</strong><br />
Münchner<br />
Geo-HighLights<br />
BERUFSNAH<br />
Noch ausbaufähig:<br />
3D-Laserscanning<br />
ÖbVI und GIS<br />
in Kommunen<br />
Leistung, Kosten<br />
und Gebühren<br />
DPAG PVSt G 50591 »Entgelt bezahlt« BDVI Berlin<br />
32. Jahrgang<br />
2006<br />
ISSN 0342-6165<br />
H E F T 3
Airborne Laser-Scanning, digitale Orthophotos und Thermalaufnahmen:<br />
drei Informationen – ein Flug.<br />
Das moderne Korridor-Mapping von Hansa Luftbild ist die ideale Technik zur Planung, Dokumentation,<br />
Vermessung und Überwachung von Korridoren, wie Straßen und Eisenbahnnetze,<br />
Stadtplanung, Freileitungen oder Pipelines. Durch die Kombination von Laserscanner, Digitalund<br />
Thermalkamera sowie Differentiellem GPS (DGPS) kann Hansa Luftbild mit nur einer<br />
Befliegung zahlreiche Aufgabenstellungen der Fernerkundung lösen. Schnell, exakt und kostengünstig.<br />
Hier einige Beispiele aus Projekten, die wir durchgeführt haben.<br />
Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.<br />
Hansa Luftbild AG<br />
Elbestraße 5 . D-48145 Münster<br />
Tel.: 02 51.23 30-0<br />
Fax: 02 51.23 30-112<br />
E-Mail: info@hansaluftbild.de<br />
www.hansaluftbild.de<br />
Ansprechpartner<br />
Andreas Werner, Kai Dübbert<br />
International Consulting Sensors and Photogrammetry Geo Information Systems
_ BDVI-KONGRESS 2006<br />
Vom 8. bis 10. Juni 2006 fand der BDVI-Kongress 2006 in<br />
Bad Homburg statt. Alles in allem war es eine außerordentlich<br />
gelungene Veranstaltung – so die Teilnehmer. Den<br />
Bericht, die kompletten Reden und Vorträge sowie eine Fotogalerie<br />
finden Sie auch auf der BDVI-Homepage unter<br />
http://www.bdvi.de/verband/kongress_2006/kongr06.htm .<br />
9. JULI 2006, KONGRESSVERANSTALTUNG<br />
BDVI-Vizepräsident Dr. Hubertus Brauer begrüßte zu Kongressbeginn<br />
alle Anwesenden herzlich und führte anschließend als<br />
Moderator gekonnt durch den weiteren Verlauf der Veranstaltung.<br />
Nach den einleitenden Worten des Vizepräsidenten hieß<br />
Jürgen Wittig als Vertreter der Landesgruppe Hessen Gäste und<br />
BDVI-Mitglieder in Bad Homburg herzlich willkommen. Als »geographische<br />
Gastgeberin« pries die Bürgermeisterin der Stadt<br />
Bad Homburg, Dr. Ursula Jungherr, die »Champagnerluft« am<br />
Taunushang und die Traditionen Bad Homburgs und begrüßte<br />
den BDVI in ihrer Stadt.<br />
Staatssekretär Hartmut Schauerte MdB kam nicht nur als Politiker<br />
und Vertreter des Wirtschaftsministeriums, sondern auch<br />
als »Freund« des Mittelstandes zum Kongress. Seine Meinung<br />
zum hohen Stellenwert der ÖbVI gipfelte dann auch in einer<br />
konkreten Aufforderung an den BDVI, die Positionen zur HOAI<br />
noch mal deutlich zu präzisieren und ihm für die anstehenden<br />
Gespräche in seinem Ministerium an die Hand zu geben. Wer<br />
schon immer wissen wollte, wie (und ob) die große Koalition<br />
funktioniert, sollte sich ein paar Minuten Zeit für die Lektüre<br />
seiner gesamten Rede nehmen.<br />
BDVI-KONGRESS 2006<br />
Reinhard Klöppel, ehemaliger AdV-Vorsitzender, übermittelte<br />
dem BDVI die Grüße der AdV und ihres Vorsitzenden Prof. Klaus<br />
Kummer. Das von der AdV und dem BDVI gemeinsam erarbeitete<br />
Memorandum bildete das zentrale Thema seiner Rede.<br />
Das Ziel des Memorandums soll sein, das Vertrauen zwischen<br />
den Mitgliedern der AdV und dem BDVI langsam zu stärken<br />
und alte Vorurteile abzubauen, um sich gemeinsam für die Interessen<br />
des Vermessungswesens einzusetzen (das Memorandum<br />
selbst war im FORUM 2/2006 abgedruckt).<br />
»Ich bin stolz, Träger der Goldenen Ehrennadel des BDVI geworden<br />
zu sein!«. Mit diesen Worten schloss Univ.-Prof. Dr. Holger<br />
Magel – FIG-Präsident, Hochschullehrer, »homo politicus« und<br />
hochspezialisierter Generalist, Botschafter und Missionar des<br />
Vermessungsberufes – seine Rede anlässlich seiner Auszeichnung<br />
mit der Goldenen Ehrennadel des BDVI am 9. Juni 2006<br />
in Bad Homburg.<br />
Der spannende und hochaktuelle Vortrag »Europa neu vermessen«<br />
von Uwe Rada (Titelthema des FORUM 2/2006) rundete<br />
die Kongressveranstaltung ab.<br />
31<br />
385
BDVI-KONGRESS 2006<br />
386<br />
Pause: Essen, trinken oder sitzen bleiben und genießen?<br />
Diese Frage war für die meisten Kongressteilnehmer nach den<br />
ersten Tönen der A-cappella-Gruppe PPP schnell beantwortet.<br />
Die Begeisterung für diese erfrischende Truppe wuchs mit jeder<br />
Unterbrechung des offiziellen Programms und machte<br />
neugierig auf die Abendveranstaltung.<br />
ABENDVERANSTALTUNG IM HESSENPARK<br />
Bestimmten tagsüber noch europa- und bundesweite Themen<br />
den Kongress auf dem Kurhaus-Parkett, so begaben sich die<br />
meisten Teilnehmer am frühen Abend in den Hessenpark, um<br />
die Abendveranstaltung zwischen landestypischen Fachwerkhäusern<br />
auf Scheunen-»Parkett« zu beginnen.<br />
Im Vordergrund stand zunächst die weltumspannende Frage<br />
»Wer wird Fußballweltmeister«? an den Biertischen der Scheune<br />
»Trendelburg«. Präsentiert in Bild und Ton wurde das WM-<br />
Auftaktspiel, dessen Ausgang natürlich zur guten Stimmung<br />
ebenso beitrug wie das schmackhafte Buffet mit hessischen<br />
Spezialitäten.<br />
311<br />
War die Begeisterung noch zu toppen? Ja! Das gelang den<br />
Hauptakteuren des Abends, der A-cappella-Gruppe »Pitch Pipe<br />
Project« und dem Autor und Kabarettisten Andreas Bandow,<br />
allen noch bekannt aus seiner Zeit als Assessor in der Geschäftsstelle<br />
und als FORUM-Redakteur.<br />
Mit Gesang und Mimik führten sie uns zurück vom Großen ins<br />
Kleine, zurück auf den Boden menschlichen Seins, beschrieben<br />
sie doch mit äußerst erfrischender Komik die Tücken des Alltags<br />
und veranlassten so manchen, sich mit ihren Texten auch<br />
nach der Veranstaltung zu befassen.<br />
Lust auf eine kleine Kostprobe?<br />
Andreas Bandow »Wackel nicht so!«<br />
»Es soll an dieser Stelle aufgeklärt werden über einen Berufsstand<br />
in Deutschland und auf der ganzen Welt, der missverstandener<br />
und missbeachteter sowieso nicht sein könnte. Und<br />
dem ich angehöre. Ich bin Vermesser. Ach so. Sagen die einen.<br />
Na ja … Sagen die anderen. Und dann kommt’s eigentlich erst:<br />
Ich studierte Vermessung.«<br />
Über Klofrauen, das an Westberlin verkaufte Kleinmachnow,<br />
mit GPS-Antennen angelockte UFOs, Lieblingsvermessertiere<br />
und vieles mehr.<br />
Diese und andere konnten von den Eindrücken des Abends gar<br />
nicht lassen und wurden erst sehr spät auf den Boden der Kongress-Tatsachen<br />
zurückgeholt.<br />
12. Juli 2006, Uwe Rütz, Bonn<br />
MARKT DER MÖGLICHKEITEN<br />
Hersteller, Händler, Dienstleister, Rahmenvertragspartner des<br />
BDVI sowie der Verband selbst präsentierten ihr Dienstleistungsangebot.<br />
Neben dem Markt der Möglichkeiten im Foyer<br />
des KongressCenters liefen parallel interessante und gut besuchte<br />
Kurzvorträge zu den verschiedensten Themen.<br />
In kompakter Form konnte der Informationsbedarf zu technischen,<br />
rechtlichen und organisatorischen Fragen geklärt werden.<br />
GEOsat – Software für die Geo-Welt<br />
Herr Ludwig – GEOsat GmbH<br />
Aktuelle Rechtsentwicklungen<br />
Herr Dr. Holthausen – BDVI-Justiziar<br />
Öffentlichkeitsarbeit des BDVI<br />
Herr Rohardt – ÖbVI aus Niedersachsen<br />
GeoAS 2006 – Erschließung neuer Geschäftsfelder<br />
durch ein Standard-GIS<br />
Herr Jäger – AGIS-GmbH<br />
Steuerrecht aktuell<br />
Frau Blüher – Commerzial Treuhand<br />
Betriebliche Altersvorsorge – so aktuell wie nie zuvor<br />
Herr Kasperbauer – Vohrer GmbH<br />
BKImmo – BDVI-Kompetenzzentrum Immobilienwertermittlung<br />
Herr Esch – ÖbVI aus Rheinland-Pfalz<br />
Leica Geosystems – System 1200<br />
Herr Werner – Leica<br />
Die BDVI-Geschäftsstelle – Aktivitäten und Aufbau<br />
Frau Wolkowa und Herr Langner – BDVI-Geschäftsstelle<br />
GEBIG EVA – Aufgaben und Projekte<br />
Herr Matzkows – GEBIG EVA<br />
Moderne Honorargestaltung<br />
Herr Seidel – UNITA Unternehmensberatung<br />
Bürobewertung – Kenndaten schaffen Werttransparenz<br />
Herr Dr. Guske – ÖbVI aus Berlin<br />
BDVI-KONGRESS 2006<br />
10. JUNI 2006,<br />
MITGLIEDERVERSAMMLUNG UND HAUPTVOR-<br />
STANDSSITZUNG IN BAD HOMBURG<br />
Sowohl die Mitglieder des Hauptvorstandes am 8. Juni 2006<br />
als auch die Teilnehmer an der Mitgliederversammlung am<br />
10. Juni sandten herzliche Grüße vom BDVI-Kongress in Bad<br />
Homburg an den erkrankten Präsidenten Volkmar Teetzmann.<br />
Sie wünschten ihm eine schnelle Genesung und baldige<br />
Wiederaufnahme seiner »präsidialen« Geschäfte.<br />
Beide Veranstaltungen wurden daher von Vizepräsident Dr. Hubertus<br />
Brauer geleitet.<br />
An dieser Stelle soll nur kurz auf die Schwerpunkte beider<br />
Sitzungen hingewiesen werden:<br />
Nachwahl von Präsidiumsmitgliedern<br />
Vizepräsident Gunter Lencer musste aus gesundheitlichen<br />
Gründen zurücktreten. Für sein langjähriges persönliches Engagement<br />
als BDVI-Vizepräsident, im BDVI-Präsidium und in<br />
den BDVI-Gremien, in Würdigung seiner großen Verdienste um<br />
den Verband, war ihm am 11. November 2005 die Goldene Ehrennadel<br />
verliehen worden.<br />
Auf Vorschlag des Präsidiums wurde Udo Stichling einstimmig<br />
zum Vizepräsidenten gewählt.<br />
Für das ehemalige Präsidiumsmitglied Michael Rohardt, der bereits<br />
auf der Mitgliederversammlung 2005 in Bad Ragaz nicht<br />
erneut kandidierte, konnte weiterhin kein Nachfolger gefunden<br />
werden – es ist vorgesehen, einen Kollegen zu kooptieren.<br />
Die auch in einigen Landesgruppen festzustellende Schwierigkeit<br />
(wegen der wirtschaftlichen Lage?), Kollegen für die ehrenamtliche<br />
Tätigkeit zu gewinnen, scheint nun auch das Präsidium<br />
erreicht zu haben.<br />
Für den scheidenden Kassenprüfer Hartwig Tiemann, dem der<br />
Dank der Mitgliederversammlung ausgesprochen wurde, ist<br />
Rudolf Wehmeyer als neuer Kassenprüfer gewählt worden.<br />
31<br />
387
BDVI-KONGRESS 2006<br />
388<br />
Strukturfragen<br />
Wie in der »großen« Politik – siehe Föderalismusreform – sind<br />
bereits früher geführte Diskussionen über Aufgaben und<br />
Struktur des Verbandes neu belebt worden.<br />
Zur Analyse dieser Fragen und Erarbeitung von Vorschlägen<br />
wurde vom Hauptvorstand eine »Strukturkommission« gebildet,<br />
in der sieben Kollegen mitwirken und die bis Ende des<br />
Jahres erste Ergebnisse vorlegen wird.<br />
Die Mitgliederversammlung wurde von der Geschäftsstelle über<br />
den Stand der Einführung des CRM-Systems informiert. Es wird<br />
zur Erhöhung der Effektivität der Arbeit der Geschäftsstelle<br />
und der weiteren Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen<br />
Landesgruppen und Geschäftsstelle beitragen.<br />
Lobbyarbeit<br />
An der Mitgliederversammlung nahm als Gast Jürgen Merschmeier<br />
teil, der in der politischen Lobbyarbeit für den Verband<br />
tätig werden wird. Mit seinem »Büro für Politik und Kommunikation«<br />
sowie seinen Erfahrungen und Verbindungen als ehemaliger<br />
Sprecher der CDU und Leiter der CDU-Pressestelle kann<br />
er wesentlich zur Vertretung der Interessen des BDVI in der<br />
Bundespolitik beitragen.<br />
Zusammenarbeit mit anderen Verbänden/Organisationen<br />
Nach zwei Jahren intensiver Arbeit wurde im November 2005 das<br />
AdV-BDVI-Eckwertepapier »Memorandum über die Zusammenarbeit<br />
im amtlichen Vermessungswesen Deutschland« vom Präsidenten<br />
des BDVI und dem Vorsitzenden der AdV unterzeichnet.<br />
Dieses Papier gilt es jetzt mit Leben zu füllen, insbesondere muss<br />
darauf hingewirkt werden, es auch in den Ländern durchzusetzen.<br />
Der Wille dazu wurde auf dem Kongress sowohl vom BDVI-Vizepräsidenten<br />
Dr. Hubertus Brauer als auch vom Vertreter der<br />
AdV, Reinhard Klöppel, unterstrichen.<br />
Der BDVI ist durch seinen Präsidenten künftig als ständiger Gast<br />
in der Deutschen Geodätischen Kommission (DGK) vertreten.<br />
Diese Berufung kann durchaus als Würdigung der Arbeit und<br />
der Bedeutung des Verbandes für die Entwicklung unseres<br />
Fachgebietes verstanden werden.<br />
311<br />
Ehrungen<br />
Für seine langjährige aktive Mitarbeit im Hauptvorstand und<br />
als Vorsitzender der Landesgruppe Sachsen wurde Wolfgang<br />
Heide mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet.<br />
Sehr positiv wurde von den Teilnehmern der Mitgliederversammlung<br />
gewürdigt, dass von der Geschäftsstelle erstmalig<br />
alle wesentlichen Unterlagen wie Tagesordnung, Berichte,<br />
Jahresabschluss, Beschlussempfehlungen … in gebundener<br />
Form als »Bericht über die Tätigkeit des BDVI zur Mitgliederversammlung<br />
am 10. Juni 2006 in Bad Homburg« bereitgestellt<br />
wurden, zumal durch die Verkleinerung auf das A5-Format<br />
damit gleichzeitig – wie ein Kollege scherzhaft feststellte – ein<br />
kostenloser Sehtest verbunden war.<br />
Gemeinsam mit dem gelungenen Kongress- und dem Rahmenprogramm<br />
hinterließen beide Veranstaltungen einen positiven<br />
Eindruck des BDVI-Kongresses in Bad Homburg.<br />
Dr. Wolfgang Guske, Berlin<br />
VORAUSSCHAU ZUM NÄCHSTEN KONGRESS<br />
NACH LÜBECK<br />
Lübeck, eine der schönsten und romantischsten Städte des Nordens,<br />
wird vom 31. Mai 2007 bis 2. Juni 2007 Veranstaltungsort<br />
für den BDVI-Kongress 2007 sein.<br />
Die Hansestadt Lübeck, weltberühmte Stadt der Backsteingotik,<br />
Königin der Hanse und UNESCO-Weltkulturgut bzw. Weltkulturerbe,<br />
ist ein besonderes Erlebnis. Der Stadtteil und die<br />
»schönste Tochter« Travemünde, als Bade- und Urlaubsort sowie<br />
als größter Fährhafen der Ostsee, ergänzt die Vielseitigkeit.<br />
Obgleich für die Kongresstage ein enges und fachlich interessantes<br />
Programm auf der Tagesordnung steht – Präsidiumssitzung,<br />
Hauptvorstandssitzung, Kongress, Markt der Möglichkeiten,<br />
Mitgliederversammlung – wird selbstverständlich auch<br />
für ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm gesorgt sein:<br />
Sie können in die Geschichte der Stadt eintauchen, gemütlich<br />
durch die Stadt bummeln oder die Traditionssegler im Museumshafen<br />
bestaunen. Probieren Sie den köstlichen Lübecker<br />
Rotspon und das legendäre Marzipan.<br />
Also – im nächsten Jahr geht es nach Lübeck. Seien Sie beim<br />
BDVI-Kongress 2007 vom 31. Mai 2007 bis 2. Juni 2007 herzlich<br />
Willkommen!<br />
_ BDVI-FORUM AUF DER INTERGEO 2006 IN MÜNCHEN<br />
Chancen des freien Berufes in Europa<br />
MOSAIK<br />
»Wissen und Handeln für die Erde« – so lautet das Motto der diesjährigen INTERGEO, welche zeitgleich mit<br />
dem 13. Internationalen FIG-Kongress in München stattfindet.<br />
Der BDVI wird auf seinem Messestand C2.2006 in Halle C2 von den Mitgliedern des<br />
IGVB (Ingenieurverband für Geoinformation und Vermessung Bayern e. V.) unterstützt,<br />
da der BDVI in Bayern … nun ja, das alte Leid.<br />
Die bayerischen Kollegen laden an allen drei Tagen herzlich zu Gesprächsforen unter<br />
dem Motto »Stärke durch Wissen« auf den Messestand ein. Und neben fachlichen Themen<br />
kommt auch das leibliche Wohl nicht zu kurz.<br />
Das BDVI-Forum beschäftigt sich am Mittwoch, dem 11. Oktober, ab 16 Uhr, mit den »Chancen<br />
des freien Berufes in Europa«. Und da soll Gelegenheit sein, über den eigenen Tellerrand<br />
hinauszublicken. In diesem Jahr konnten namhafte internationale Referenten<br />
verpflichtet werden, die unter dem Motto »Chancen des freien Berufes in Europa« über<br />
die Entwicklungen des Vermessungswesens in ihren Heimatländern berichten und uns<br />
so neue Ideen und Möglichkeiten zeigen werden.<br />
Leiv Bjarte Mjøs informiert über das im Juni 2005 in Norwegen verabschiedete Katastergesetz,<br />
wonach das gemeindliche Monopol auf die Katastervermessungen zukünftig<br />
entfällt. Demnach können freiberufliche Vermessungsingenieure bei den zuständigen<br />
Kommunen eine Lizenz für Katastervermessungen beantragen.<br />
Professor Kazimierz Czarnecki wird anschließend über den Wandel des Berufsbildes in Polen hin zum »lizenzierten<br />
Feldmesser« und die wechselvolle Geschichte der freiberuflichen Vermessungsingenieure berichten.<br />
In Österreich hat die Änderung des Grundbuch-Organisationsgesetzes (GOG) sowie eine Reihe weiterer Gesetzesnovellen<br />
zu einer Normierung von Formvorschriften über die Erstellung und Signierung, Verwaltung und Originalität<br />
digitaler (öffentlicher) Urkunden geführt. Hans Polly wird hierzu in seinem Vortrag die näheren rechtlichen<br />
und technischen Rahmenbedingungen erläutern und den<br />
Nutzen für Verwaltung und Bürger aufzeigen.<br />
Abschließend schildert Thomas Fernkorn die aktuelle Situation<br />
und die Chancen des freien Berufes in Bayern.<br />
Die Moderation der Veranstaltung übernimmt wie auch in<br />
den vergangenen Jahren BDVI-Vizepräsident Dr. Hubertus<br />
Brauer.<br />
Die Frage nach den »Chancen des freien Berufes in Europa«<br />
kann man am Ende sicher nur so beantworten: Chancen<br />
sind da! Man muss sie nur erkennen. Und man muss sie<br />
wollen. Der Erfinder des Wankelmotors Felix Wankel hat<br />
einst gesagt: »Geht ein deutscher Techniker mit ein paar<br />
Konservendosen in den Urwald, kommt er mit einer Lokomotive<br />
heraus.« Das zeigt: Ein deutscher Ingenieur versteht<br />
es, auch unter widrigen Umständen und mit vermeintlich<br />
schlechter Ausrüstung Großes zu vollbringen. Und wäre<br />
der deutsche Techniker ein ÖbVI gewesen, er hätte 5 km<br />
Schiene und einen Fahrplanentwurf auch gleich noch mitgebracht.<br />
In diesem Sinne: Auf ein spannendes Treffen und<br />
interessante Vorträge am 11. Oktober beim BDVI-Forum in<br />
München!<br />
_ RUNDER TISCH<br />
Mittelstand im Fokus<br />
Um sich über die technisch-naturwissenschaftlichen Berufe<br />
zu informieren, hat die Bundesregierung ein Runder-Tisch-<br />
Gespräch ins Leben gerufen.<br />
Zu den Themen zählen u. a. der Statistikabbau und die Möglichkeit<br />
der Entlastung freiberuflicher Büros durch Rückführung<br />
der Statistikpflichten, Bundesarchitektengesetz/Bundesingenieurgesetz<br />
sowie die Meinungsbildung zur Überführung<br />
der 16 Ländergesetze für Architekten und Ingenieure in eine<br />
bundeseinheitliche Regelung. Weiterhin sollen im Zuge des Bürokratieabbaus<br />
berufshemmende und -erschwerende Regeln<br />
beseitigt und Strukturen verschlankt werden. Von den Gesprächen<br />
wird im Wesentlichen erwartet, dass Impulse zur Beseitigung<br />
von berufshemmenden und berufserschwerenden<br />
Regeln gegeben werden. Das erste Round-Table-Gespräch fand<br />
im März 2006 unter Beteiligung des BDVI statt.<br />
3<br />
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390<br />
MOSAIK<br />
_ BDVI-PODIUMSDISKUSSION AUF DER EXPO REAL 2006 IN MÜNCHEN<br />
Dynamisierung positiver Entwicklungsprozesse<br />
im Stadtumbau<br />
Anlässlich des Landesverbandstages des<br />
VDV am 13. Mai 2006 in Paderborn wählte<br />
der Landesverband einen neuen Landesvorsitzenden.<br />
Nach 31 Jahren als Landesvorsitzender<br />
gab Herr Klaus Meyer-Dietrich<br />
diese Aufgabe weiter. Als Nachfolger wurde<br />
Karsten Muth aus Recklinghausen gewählt.<br />
Karsten Muth ist gelernter Bergvermessungstechniker.<br />
Nach seinem Studium und verschiedenen<br />
Stationen einer Berufslaufbahn<br />
ist er heute bei einem Energiekonzern für die<br />
Liegenschaftsabteilung verantwortlich.<br />
Klaus Meyer-Dietrich (kurz »M-D« genannt)<br />
wurde zum Ehrenvorsitzenden des Landesverbandes<br />
ernannt und bleibt auf der Bundesebene<br />
als Vizepräsident in der Verantwortung.<br />
2006 organisiert der BDVI erstmals<br />
eine Podiumsdiskussion auf der EX-<br />
PO REAL 2006 in München. Das Thema<br />
»Dynamisierung positiver Entwicklungsprozesse<br />
im Stadtumbau«<br />
verspricht interessante Einblicke in<br />
die Welt des Stadtumbaus und der<br />
Stadtentwicklung.<br />
Die demographische Entwicklung,<br />
Wanderungsbewegungen und der<br />
wirtschaftliche Strukturwandel bilden<br />
entscheidende Handlungsschwerpunkte<br />
der Immobilienwirtschaft in<br />
schrumpfenden Städten.<br />
Den Akteuren des Stadtumbaus stellt<br />
sich in diesem Zusammenhang die<br />
Frage, wie ein positiver Entwicklungsprozess<br />
für die Immobilienmärkte<br />
angestoßen und in die entsprechenden<br />
Bahnen gelenkt werden<br />
kann.<br />
Impulse von außen sind unerlässlich, doch es gilt, die einzelnen<br />
Maßnahmen der Flächenentwicklung und Bestandsentwicklung<br />
sorgsam aufeinander abzustimmen. Dabei sind zum einen stadt-<br />
Alter und neuer Landesvorsitzender betonen,<br />
dass sie bestehende gute Kontakte zu anderen<br />
Berufsverbänden weiter pflegen wollen.<br />
»M-D« wurde auch als »Wissensträger und<br />
Urgestein« auf dem Gebiet der westfälischen<br />
Autobahnen bezeichnet. Er war seit 1972 beim<br />
heutigen Landesbetrieb Straßenbau NRW tätig.<br />
wirtschaftliche Überlegungen, wohnungswirtschaftliche Belange<br />
und städtebauliche Qualitäten zu beachten und zum anderen die<br />
Interessen der Kommune, der verschiedenen Eigentümer, der<br />
Wohnungswirtschaft und der Investoren sowie weiterer Akteure<br />
sorgsam abzuwägen.<br />
Zur Erfüllung dieser Grundbedingungen und zur Herbeiführung<br />
einer Trendwende ist die Einführung eines strategischen Flächenmanagements<br />
deshalb unerlässlich.<br />
Für die Podiumsdiskussion konnten hochkarätige Experten gewonnen<br />
werden. Herr Friedemann von der Frankfurter Allgemeinen<br />
Zeitung (FAZ) wird die Diskussion moderieren. Zu den Gästen<br />
zählen Frau Gruber (Verantwortliche für Produktökologie bei der<br />
Bank Austria Creditanstalt), Herr Dressler (Stadtentwicklungsdezernent<br />
der Stadt Duisburg), Herr Homa (Geschäftsführer des<br />
Instituts für Baulandconsulting und Stadtumbau, ibs), Herr Mörsdorf<br />
(Geschäftsführer von aurelis Real Estate GmbH & Co. KG), Herr<br />
Dr. Müller (Geschäftsführer der Hessischen Landgesellschaft mbH,<br />
HLG) und Herr Dr. Schwenk (Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur).<br />
Die Podiumsdiskussion des BDVI findet am Dienstag, dem<br />
24. Oktober 2006, in der Zeit von 14:00 bis 15:00 Uhr im Konferenzraum<br />
B21, Halle B2, statt. Der BDVI lädt Sie herzlich ein,<br />
die Podiumsdiskussion und auch den BDVI-Messestand (Halle<br />
C2, Stand C2.021) zu besuchen.<br />
_ LANDESVERBANDSTAG DES VDV<br />
Wechsel an der Spitze des VDV-Landesvorstandes<br />
Wissensträger und Urgestein,<br />
das gilt auch für sein berufspolitisches<br />
Engagement im VDV<br />
und in der Ingenieurkammer,<br />
Bau NRW. Der Unterzeichner<br />
hat »M-D« stets als konstruktiven<br />
und fairen Gesprächspartner<br />
kennen gelernt. Die<br />
BDVI-Landesgruppe NRW bedankt<br />
sich für die konstruktive<br />
Zusammenarbeit der letzten Jahre auf vielen<br />
Ebenen des berufspolitischen Parketts in<br />
NRW. Wir wünschen ihm Kraft und Gesundheit<br />
für weiteres Arbeiten im Verband. Dem<br />
neuen Landesvorsitzenden Karsten Muth<br />
wünschen wir Fortune in der Verbandsarbeit.<br />
Dr. Hubertus Brauer, Ratingen<br />
_ JUBILÄUM<br />
Géomètres Experts<br />
Vom 14. bis zum 16. Juni feierte der Ordre des<br />
Géomètres Experts (OGE), Paris, seinen 60. Geburtstag<br />
auf dem 38. Kongress im Kongresszentrum<br />
von St. Malos, mit rund 1.000 Mitgliedern<br />
und Gästen ein ausgewachsener Fachkongress<br />
zum Thema »Grund und Boden zwischen<br />
Kontrolle und Freiheit«.<br />
Auf den in Frankreich beliebten ausladenden Podiumsdiskussionen<br />
sprachen berühmte öffentliche<br />
Persönlichkeiten wie der Präsident des Gemeindeverbandes<br />
J. Pelissard. Der Géomètre Expert<br />
ist weit mehr als in Deutschland der enge<br />
Berater des Bürgermeisters. Man hat in Frankreich<br />
die Gemeinden nicht so konsequent vergrößert wie<br />
in Deutschland. Der OGE brachte dann eine eindrucksvolle<br />
Liste von Forderungen für innovatives<br />
Vorgehen zu Gehör. Besonders die Forderung nach<br />
Einführung eines Referenzgrundstücks als gemeinsames<br />
städtebauliches Projekt zwischen Staat und<br />
Ordre hat gute Aussichten auf Realisierung. Die<br />
_ GEZ<br />
Keine PC-Rundfunkgebühren für<br />
Freiberufler und Selbstständige!<br />
Der Bundesverband der Freien Berufe (BFB) setzt sich vehement<br />
gegen die zusätzliche Erhebung von Gebühren auf Computer und<br />
Handys mit Internetzugang zur Wehr. In einem offenen Brief an<br />
die Ministerpräsidenten der Länder forderten der BFB und seine<br />
Mitglieder die Politiker auf, eine solche Regelung im Rundfunkstaatsvertrag<br />
nicht zuzulassen.<br />
Bislang ist die Gebührenpflichtigkeit internetfähiger Computer durch<br />
ein Moratorium im 7. Änderungsvertrag zum Rundfunkstaatsvertrag<br />
ausgesetzt. Dieses läuft zum 31. Dezemeber 2006 aus. Wenn es nach<br />
der Politik geht, dann darf die GEZ ab dem 1. Januar 2007 eine Gebühr<br />
für so genannte »neuartige Rundfunkempfänger« einführen und<br />
für jeden Computer oder jedes Handy monatlich eine Gebühr von<br />
17,03 Euro erheben. Das bedeutet: Freiberufler und Selbstständige<br />
müssten ihre Bürocomputer als Erstgeräte anmelden und dafür<br />
zusätzlich Gebühren zahlen, nur weil sie damit – theoretisch – auch<br />
Fernsehen gucken oder Radio hören könnten. Der Präsident des Bundesverbandes<br />
der Freien Berufe (BFB), Dr. Ulrich Oesingmann: »Freiberufler<br />
benötigen ihren PC im Büro für Verwaltungsaufgaben und<br />
den Schriftverkehr mit Behörden und Gerichten. Ohne ihn hätten<br />
z. B. Rechtsanwälte und Notare keinen Zugang zum elektronischen<br />
311<br />
3 1<br />
MOSAIK<br />
anwesenden Vertreter des Ministère de l’Équipement<br />
und der Vereinigung der Bürgermeister<br />
waren offensichtlich beeindruckt bezüglich der<br />
Qualität der Vorschläge. Der 60. Geburtstag wurde<br />
dann auf einer eindrucksvollen Abendveranstaltung<br />
an einem nahegelegenen Schloss gefeiert.<br />
Nationale und internationale Gäste wurden begrüßt.<br />
Präsident Alain Gaudet startete dann das<br />
Auffüllen einer zwei Meter hohen Pyramide aus<br />
Champagnergläsern, um auf die »60« anzustoßen.<br />
Zugleich brachte er das europäische Engagement<br />
zum Ausdruck und konnte verkünden, dass die Slowaken<br />
und Litauer sich anschicken, den Accord<br />
Multilatéral zu unterschreiben. Internationale Gäste<br />
gab es vor allem aus der französischsprachigen<br />
Welt von Afrika bis Québec. Die CLGE war durch den<br />
Präsidenten Henning Elmstroem vertreten; BDVI-<br />
Präsident Volkmar Teetzmann war krankheitsbedingt<br />
ausgefallen. Der Kongress fand einen professionellen<br />
Widerhall in der Zeitschrift »GEOMÈTRE«.<br />
Dr. Otmar Schuster, Mülheim/Ruhr<br />
Handelsregister und das Gesundheitsministerium könnte die Einführung<br />
der Gesundheitskarte in Arztpraxen vergessen.«<br />
Mit dem unterbreiteten Kompromissvorschlag der ARD-Intendanten,<br />
für Computer und Handys mit Internetzugang eine Gebühr von<br />
5,52 Euro zu erheben anstatt – wie ursprünglich geplant – 17,03 Euro<br />
bzw. 22,55 Euro für Selbstständige und Freiberufler, die in ihrem<br />
Fahrzeug ein Autoradio haben, soll ein PC mit Internetanschluss<br />
künftig einem Rundfunkgerät gleichgestellt werden, unabhängig<br />
davon, ob es als Radio oder Fernseher genutzt wird.<br />
Für den BFB ist dies noch immer keine Rechtfertigung, denn mit Bürocomputern<br />
würde auch kein Radio gehört. Auch dieser Kompromissvorschlag<br />
geht nicht weit genug: »Damit wird zwar eingeräumt,<br />
dass der Bürocomputer nicht unbedingt als TV-Gerät, aber immerhin<br />
noch als Radio genutzt würde. Doch das ist ebenfalls für uns<br />
nicht hinnehmbar. Eine Gebührenpflicht für das Vorhalten einer Leistung<br />
aufzuerlegen, die auch in Zukunft weder nachweisbar verlangt<br />
noch in Anspruch genommen werden soll, begegnet keinem Leistungsäquivalent<br />
und steht daher nicht im Einklang mit der Verfassung«,<br />
erklärte der BFB-Präsident.<br />
391
392<br />
EDITORIAL<br />
Globalregional<br />
3<br />
Wir sprachen bereits davon. Die FORUM-Redaktion möchte ihren ÖbVI-Lesern im besten lutherischen<br />
Sinne »aufs Maul schauen«. Was sind die Interessen der ÖbVI? Worüber möchten die<br />
Kollegen informiert werden? Aber auch: Wovon müssen die Kollegen Kenntnis erhalten?<br />
Deswegen war die Frage an den FIG-Präsidenten, ob sein »world-wide-management« auch dem regional<br />
orientierten Berufsstand der ÖbVI zugutekomme, gewissermaßen ein Legitimationsfilter für<br />
das Interview mit ihm. Holger Magel schlägt mit seiner Antwort mühelos den Bogen zwischen der<br />
Verantwortlichkeit des Vermessungsingenieurs vor Ort und einem »Wissen und Handeln für die Erde«.<br />
Das macht sein Engagement sympathisch und auch nachvollziehbar. In der Tat werden die Rahmenbedingungen<br />
für unseren Beruf außerhalb der heimatlichen Region festgelegt. Dort mitzuwirken<br />
und die Ergebnisse auf die örtlichen Verhältnisse zu transformieren, muss unsere Aufgabe sein (so<br />
auch das BDVI-Forum auf der INTERGEO in München).<br />
In den Niederungen der Umsetzung ereignen sich dann aber (hin<br />
und wieder) auch Fehler, die mit einem Mal Fragen »lostreten«,<br />
die man hoffte nicht beantworten zu müssen. Etwa: Sollte eine<br />
Fachzeitschrift, die sich globalen Themen widmet, nicht auch vertraut<br />
sein mit den landesspezifischen Gegebenheiten? Oder direkter:<br />
Seid ihr denn so bescheuert, dass ihr die Landeswappen nicht auf die<br />
Reihe kriegt? Oder steckt dahinter eine latente Missachtung der bundesweiten<br />
Berufsstruktur?<br />
Antwort: Die FORUM-Redaktion entschuldigt sich (bei wem auch<br />
immer), bedankt sich für die kritischen Fingerzeige und macht<br />
selbstkritisch (und kopfschüttelnd), aber auch schmunzelnd ob<br />
der eigenen Torheit, weiter.<br />
Auf dem langen Weg zu den Kollegen hat FORUM eine andere,<br />
weniger raumgreifende Form des Interviews wiederentdeckt:<br />
eine Telefonumfrage zu aktuellen Themen. In<br />
diesem Heft informiert FORUM über ÖbVI-Erfahrungen bei<br />
der Mitarbeit von GIS in Kommunen. Die Antworten sind kurz,<br />
konzentriert und vielfältig. Lesen Sie über Schwerpunkte, Partner<br />
und Rentabilität in »FORUM fragt«.<br />
Mit globalregionaler Halbbildung<br />
Ihr<br />
32. Jahrgang, 2006, Heft 3 32. Jahrgang, 2006, Heft 3<br />
INHALT<br />
BDVI-KONGRESS 2006 385<br />
MOSAIK 389<br />
EDITORIAL 392<br />
INTERGEO INTERNATIONAL<br />
■ Magel macht's möglich<br />
Mit dem FIG-Präsidenten im HighLight-Center 394<br />
PRAXIS DER<br />
GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />
■ Wenn die Rendite den Markt(wert) prägt<br />
Dagmar Joeris 401<br />
RECHT<br />
■ Richtigkeitsvermutung des Grundbuches 411<br />
■ Ist der Grundstückserwerber Beteiligter<br />
des Grenzfeststellungsverfahrens? 412<br />
FORUM FEDERALE<br />
■ Moderne Honorargestaltung im Vermessungswesen<br />
Karl-Heinz Seidel 413<br />
AUSBILDUNG<br />
■ Lehrstellenmangel auch bei Freiberuflern<br />
Claudia Zimmermann 418<br />
FORUM FRAGT<br />
■ GIS in Kommunen<br />
Wolfgang Guske 420<br />
FORUM GLOSSAR<br />
■ Der Spaßfaktor<br />
Andreas Bandow 425<br />
TECHNIK<br />
■ Einmal messen – mehrfach auswerten<br />
Jörg Biermann, Sebastian Heldt 426<br />
FORUM IM FORUM<br />
■ Kartographie der Tropen<br />
Andreas Bandow 432<br />
FORUM FUNDUS 434<br />
BÜCHER 435<br />
FORUM FACTUM 438<br />
FORUM FUTURA 440<br />
BDVI-KONGRESS 2006 446<br />
MOSAIK 447<br />
IMPRESSUM 449<br />
Magel macht´s<br />
möglich<br />
394<br />
Unzählige Dialoge auf internationaler Ebene<br />
während seiner FIG-Präsidentschaft, Diskussionen<br />
über private und öffentliche Aufträge<br />
und das Verhältnis der Verwaltung zum freien<br />
Beruf (weswegen ihm auch die Ehrung mit der<br />
BDVI-Ehrennadel zuteil wurde) und jetzt ein<br />
ungewöhnliches Interview in den HighLight<br />
Towers von München.<br />
Ertragswertverfahren<br />
401<br />
Jetzt fehlte nur noch das angelsächsisch so<br />
missverstandene, in der Wertermittlungspraxis<br />
aber dominierende Ertragswertverfahren.<br />
Dr. Dagmar Joeris vervollständigt mit<br />
ihrem Beitrag die FORUM-Einführung in die<br />
Wertermittlungsverfahren der WertV.<br />
3D-Laserscanning 426<br />
Bunt ist die Welt, wenn<br />
man sie als Punktwolke<br />
betrachtet. So<br />
geschieht es regelmäßig,<br />
wenn mit der<br />
relativ neuen Technologie<br />
des 3D-Laserscannings<br />
gearbeitet<br />
wird. Dabei liegt der<br />
Vorteil eindeutig in der neuen Aufteilung:<br />
»Einmal messen – mehrfach auswerten«.<br />
3<br />
393
INTERGEO / INTERNATIONAL<br />
394<br />
MAGEL<br />
MACHT'S<br />
MÖGLICH<br />
Das Interview sollte originell sein – und symbolhaft. Nach vier Jahren FIG-Präsidentschaft schien ein<br />
besonderer und möglicherweise symbolhafter Interviewort angemessen. Etwa mit dem Boot auf dem<br />
Starnberger See (intelligenter Hintersinn: alle in einem Boot) oder mit dem Präsidenten im Euro-Train<br />
(origineller Unterton: dynamisch unterwegs). Der entscheidende Vorschlag kam dann aber vom FIG-Präsi-<br />
denten himself: ein Interview in den HighLight Business Towers München, dem selbst ernannten neuen<br />
Wahrzeichen der Stadt.<br />
Waren die Anfahrt und der Zutritt noch problemlos, gestaltete sich die Eroberung eines geeigneten Inter-<br />
viewortes allerdings mehr als schwierig. Freundlich, aber bestimmt wiesen die Verantwortlichen Door-<br />
Women and -Men das Ansinnen der geodätischen Kompetenzträger zurück, den Aufzug des Hochhauses<br />
besteigen und die Repräsentationsräume des Centers in den Obergeschossen betreten zu wollen. Ent-<br />
täuschung und Rückzug beim Pressevertreter. Nicht so Prof. Magel! Ob man denn dem »Weltvertreter« ein-<br />
er Profession, die durch Bodenordnung und Baubegleitung entscheidend zum städtebaulichen Erfolg des<br />
Areals und der baulichen Anlagen beigetragen habe, die Erlaubnis versagen wolle, das geschaffene Werk<br />
aus angemessenem Blickwinkel betrachten zu können?<br />
3<br />
Mit dem FIG-Präsidenten<br />
im HighLight-Center<br />
Foto: Rainer Viertlböck<br />
Nachfrage im Sekretariat des Managers. Wiederholung und<br />
Verstärkung der Begründung durch den Präsidenten: Die Fachpresse<br />
sei extra aus Berlin angereist! Wachsendes Verständnis<br />
der Gesprächspartnerin am Telefon. Dann der Manager:<br />
Weltkongress in München? Präsidenteninteresse? Presse? In<br />
einer halben Stunde sei er vor Ort.<br />
In der Zwischenzeit beginnen wir mit dem Interview in einem<br />
noch nicht fertig gestellten Atrium. Fortsetzung und Begegnung<br />
mit dem Chefmanager dann bereits im Restaurant.<br />
Der Abschluss im 24. (oder war es das 25.?) Geschoss des Centers.<br />
Dass die Business Towers ihren Namen »HighLight« verdient<br />
haben, musste den Beteiligten zu diesem Zeitpunkt niemand<br />
mehr versichern. Die Story war längst im Kasten.<br />
INTERVIEW<br />
MIT FIG-PRÄSIDENT HOLGER MAGEL<br />
FORUM Unter dem Eindruck unseres Meetings werden wir<br />
den Beitrag wohl »Magel macht’s möglich« nennen.<br />
Apropos: Was glauben Sie in Ihrer Präsidentschaftszeit<br />
möglich gemacht zu haben?<br />
Holger Magel Mein Wunsch war von Anfang an, unseren Beruf<br />
gesellschaftspolitisch wichtiger zu machen oder –<br />
besser – dem Vermessungsberuf die Wichtigkeit zu<br />
geben, die ihm zukommt. Wenn mir das gelungen ist,<br />
dann war es die Mühen wert.<br />
Sicherlich wollte ich auch die FIG als attraktive<br />
Heimat für die Geodäten in der Welt präsentieren.<br />
Das klingt vielleicht etwas pathetisch, aber es zeigt<br />
sich, dass wir in den letzten Jahren einen unglaublichen<br />
Zuwachs hatten.<br />
In München werden wir ungefähr 15 neue Mitgliedsverbände<br />
begrüßen, so dass die FIG heute in über<br />
113 Ländern tätig ist.<br />
Und das Dritte: neue Felder für die beruflichen<br />
Tätigkeiten des Geodäten herausarbeiten. Meine<br />
Überzeugung ist: Wir müssen dem Geodäten in der<br />
Gesellschaft ein neues Image geben.<br />
Foto: Rainer Viertlböck<br />
HIGHLIGHT UND SYMBOL<br />
INTERGEO / INTERNATIONAL<br />
Wer sich München aus Richtung Flughafen nähert, wird schon<br />
von weitem von zwei Türmen aus Stahl und Glas begrüßt,<br />
Münchens neuen Wahrzeichen – den HighLight Towers. Elegant<br />
und erhaben, dabei doch zugleich transparent und leicht bildet<br />
das Ensemble, aus insgesamt vier Gebäuden bestehend, ein<br />
neues Zentrum im Norden der Stadt. Unweit der Fußball-Arena<br />
ist hier ein völlig neuer Stadtteil entstanden: die Parkstadt<br />
Schwabing, ein großzügig geplantes Areal aus Büro- und Wohngebäuden.<br />
In nur 22 Monaten Bauzeit wurden die HighLight Munich Business<br />
Towers, wie ihr voller Name lautet, errichtet: die beiden Hochhäuser,<br />
das Büro- und Business-Center HighLight Forum und<br />
ein Hotel. Die HighLight Towers sind ein Prestigeobjekt für den<br />
Architekten Helmut Jahn und den Tragwerksplaner Werner Sobek.<br />
3<br />
395
INTERGEO / INTERNATIONAL<br />
396<br />
3<br />
FORUM Gilt das auch für das Tätigkeitsfeld der ÖbVI?<br />
Holger Magel Natürlich! Die FIG verschafft auch ihrem Berufsfeld<br />
einen Überblick. Sehen Sie, ich leide darunter,<br />
dass man sich häufig nur auf die lokale, regionale oder<br />
die heimatliche Situation konzentriert. Was »draußen«<br />
passiert, hilft uns nicht? Unsinn! Uns hilft sehr<br />
wohl zu wissen, was im Ausland los ist. Selbst wenn<br />
ein Kollege, der z. B. das örtliche Kataster bearbeitet,<br />
meint, es sei für ihn ohne Belang, was in Europa oder<br />
in der Welt passiert. Wir sind sehr wohl ein Teil der<br />
Welt geworden, ob wir wollen oder nicht. Was<br />
draußen passiert, hat Auswirkungen auf die nationale<br />
Politik, hat Auswirkungen auf die Wirtschaft, hat<br />
Auswirkungen auf die Kundenbedürfnisse. Die Rahmenbedingungen<br />
für unseren Beruf werden außerhalb<br />
der heimatlichen Region festgelegt.<br />
FORUM Vielleicht noch etwas konkreter: Welche neuen Berufsfelder<br />
dienen Sie den Vermessungsfachleuten<br />
an?<br />
Holger Magel Da fällt mir immer vergleichsweise die Landwirtschaft<br />
ein. Die Landwirtschaft wird jaa vielfach als<br />
krank angesehen. In Wirklichkeit ist sie ein unglaublich<br />
erfolgreicher Beruf. Nur die große Produktivität<br />
hat dazu geführt, dass immer weniger Landwirte immer<br />
mehr Menschen ernähren können. Also von daher<br />
ist dieser Beruf fast vergleichbar mit der Geodäsie.<br />
Wir sind auch so erfolgreich, dass unsere Black-Box-<br />
Verfahren inzwischen den Einsatz vieler Beschäftigter<br />
erübrigen und sie arbeitslos machen. Jetzt müssen wir<br />
uns entscheiden: Entweder wir bleiben wirtschaftlich<br />
eine kleine Restgröße, oder wir setzen alles daran,<br />
ein stolzer, ein starker Beruf zu bleiben. Dann müssen<br />
wir uns aber um neue Tätigkeiten bemühen. Das ist<br />
schlicht und ergreifend die Wahrheit.<br />
Nur ist das noch nicht in allen Köpfen angekommen.<br />
Ich nenne mal einen großen, neuen Tätigkeitsbereich:<br />
GIS. Aber GIS ist kein Monopol für Geodäten. Da streiten<br />
und mischen alle mit. Also müssen wir uns um<br />
Leistungsmerkmale darüber hinaus kümmern.<br />
Blicken wir über die Grenzen: Wenn man sieht, wie<br />
die Europäische Union zurzeit ländliche Raumplanungen<br />
fördert, dann frage ich Sie als ÖbVI: Wo<br />
sind Ihre Kollegen? Wer von Ihnen verbindet GIS und<br />
Landmanagement??<br />
FORUM Wie sehen Sie die Möglichkeiten zur besseren<br />
Platzierung deutschen Know-hows in der Welt?<br />
Holger Magel Der von mir zusammen mit Willy Zimmermann,<br />
GTZ, und dem DAAD aufgebaute internationale<br />
englischsprachige Postgraduate-Masterstudiengang<br />
Land Management ist z. B. eine einmalige Chance,<br />
unser hervorragendes Instrumentarium zur Bodenordnung<br />
und Landentwicklung etc. an Führungskräfte<br />
aus aller Welt zu »verkaufen«. Hier stehen wir in<br />
Konkurrenz zur Champions League wie ITC in NL, zum<br />
University College London oder zu Stockholm etc.<br />
Dort ist ein ganz anderes internationales Bewusstsein<br />
vorhanden, das bei uns noch zu wenig ausgebildet<br />
ist. Entsprechend schwierig ist immer noch die<br />
Stabilisierung dieses Studienganges. Hier wäre z. B.<br />
auch eine Hilfe seitens der Regierung notwendig,weil<br />
ja letztlich damit ein Stück Außenpolitik gestaltet<br />
wird.<br />
FORUM Über welche fünf Berufseigenschaften sollte ein<br />
Geodät verfügen, um auf dem Markt der Zukunft<br />
erfolgreich sein zu können?<br />
Holger Magel Ich würde einfach sagen, der Geodät der Zukunft<br />
muss in seinem Gebiet ein Fachmann sein – vielleicht<br />
sogar in einem ganz bestimmten Bereich<br />
Spezialist.<br />
Aber er muss auch das ganze Berufsfeld übersehen<br />
können. Nur so ist er auch veränderungsfähig. Er muss<br />
offen für Erweiterungen und Kooperationen sein, für<br />
neue Tätigkeitsfelder. Er muss dynamisch und kommunikativ<br />
sein. Vor allem muss er sich und seinen<br />
Beruf in einer Gesellschaft und mit immer wieder<br />
neuen Anforderungen einordnen können.<br />
FORUM Sie gestatten einen Themenwechsel. Sind Sie mit<br />
dem föderalen Verwaltungsaufbau im deutschen<br />
Vermessungswesen zufrieden?<br />
Holger Magel Diese Frage ist meines Erachtens zu undifferenziert<br />
gestellt. Sicherlich wünschte ich mir auf internationaler<br />
Ebene öfter mehr »deutsche Power«. Das<br />
habe ich auch in Bad Homburg meinem Gesprächspartner<br />
Staatssekretär Schauerte gesagt.<br />
Warum spürt man hinter den Aktivitäten ausländischer<br />
Gesellschaften viel öfter das Interesse ihrer<br />
Regierungen? Wir aber feiern unseren »fröhlichen«<br />
HOLGER MAGELS BERUFLICHE DATEN<br />
INTERGEO / INTERNATIONAL<br />
Studium der Geodäsie an der Technischen Universität München<br />
und erste Erfahrungen im Bereich der Ingenieurgeodäsie und des<br />
Katasters im Büro eines österreichischen Ingenieurkonsulenten.<br />
Nach Ende des Referendariats Leitung von Flurbereinigungs- und<br />
Dorferneuerungsverfahren sowie städtebaulichen Umlegungen<br />
und Bauleitplanungen.<br />
Konservator am Lehrstuhl für Flurbereinigung und ländliche<br />
Neuordnung der Technischen Universität München und Promotion<br />
über Planungsfragen in der Flurbereinigung.<br />
Ab 1978 Oberste Flurbereinigungsbehörde im Bayerischen<br />
Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.<br />
Ab 1993 Honorarprofessor für ländliche Neuordnung an der<br />
Technischen Universität München.<br />
1995 Abteilungsleiter und Chef der Bayerischen Flurbereinigungsverwaltung<br />
im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Forsten.<br />
Seit 1998 ordentlicher Professor der Technischen Universität<br />
München.<br />
Langjähriges Mitglied im Deutschen Verein für Vermessungswesen<br />
(DVW).<br />
Seit 2003 noch bis Ende dieses Jahres Präsident des Internationalen<br />
Dachverbands für den DVW, der Fédération Internationale<br />
des Géomètres (FIG).<br />
Im Juni 2006 erhielt Holger Magel für sein umfangreiches berufliches<br />
Engagement – auch für den freien Berufsstand – vom<br />
BDVI die Goldene Ehrennadel.<br />
3<br />
397
INTERGEO / INTERNATIONAL<br />
PROF. MAGEL ZUR AUSBILDUNGSSITUATION UND<br />
ZU DEN ZUKUNFTSCHANCEN DER ABSOLVENTEN<br />
Ich bin vor acht Jahren an die Hochschule gewechselt und muss<br />
gestehen, dass ich damals nicht auf den Perspektivwechsel vorbereitet<br />
war, der sich bei mir vollzogen hat. Was meine ich damit?<br />
Mir ist immer klarer geworden, dass die TU München auf Dauer<br />
einen strukturellen Nachteil ausgleichen muss, der darin besteht,<br />
dass sie ihren Geodäsie-Absolventen in Bayern traditionell nur<br />
sehr begrenzte Zukunftsaussichten und Perspektiven bieten<br />
kann. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, dies inhaltlich und – wenn<br />
möglich – auch strukturell zu verbessern. Über die Erweiterung<br />
des traditionellen Berufsfeldes habe ich schon gesprochen. Die<br />
Erweiterung des Berufsrahmens ist aber auch vonnöten. Die<br />
beruflichen Laufbahnen ereignen sich überwiegend in der Verwaltung<br />
und im freien Beruf.<br />
Die Verwaltungen sind mehr oder weniger »zu« und der freie<br />
Beruf in Bayern ist leider recht schwach ausgebildet, da er zu<br />
stark auf den konjunkturabhängigen Ingenieurvermessungsbereich<br />
ausgerichtet ist. ÖbVI mit ihrer größeren Vielfalt im<br />
Kataster-, Bewertungs- und Bodenordnungssektor gibt es ja bekanntlich<br />
nicht. Wir müssen also erreichen, dass der freie Beruf<br />
sich erweitert und neue Tätigkeiten aufnimmt, die vor allem im<br />
Bereich Kommunal- und Regionalentwicklung etc. liegen. Ich<br />
glaube, dass unsere Absolventen gerne die volle fachliche Bandbreite<br />
in eigenständiger Verantwortung nutzen und nicht nur<br />
auf reine Bildschirmarbeitsplätze losmarschieren würden –<br />
wenn man sie ließe und ihnen die Möglichkeiten dazu böte. Dazu<br />
braucht man aber erst einmal erfolgreiche geodätische Vorbilder<br />
und Unternehmer.<br />
398<br />
3<br />
Foto: Rainer Viertlböck<br />
Föderalismus, mehr denn je auch dort, wo es gut wäre,<br />
mit einer nationalen Stimme zu sprechen.<br />
Immerhin tragen aber die AdV und die ArgeLandentwicklung<br />
mit ihren länderübergreifenden Aktivitäten<br />
viel dazu bei, die nötigen fachlichen und organisatorischen<br />
Abstimmungen zwischen den Ländern herbeizuführen.<br />
Eine stark außenwirksame nationale<br />
Struktur, wie sie andere Länder mit imponierenden<br />
internationalen Aktivitäten haben, können sie allerdings<br />
nicht ersetzen.<br />
FORUM Sie haben zunächst in Ihrer Zeit an der Hochschule<br />
in München, dann in der Vorbereitungszeit auf die<br />
FIG-Präsidentschaft und jetzt in der Ausübung der<br />
Präsidentschaft zahlreiche Möglichkeiten von Kooperationen<br />
kennen gelernt.<br />
Kooperationen auf der kollegialen Ebene, im nationalen<br />
Bereich, im internationalen Bereich. Können<br />
Sie mit Ihrer Erfahrung den Berufskollegen Mut<br />
machen, Kooperationen einzugehen?<br />
Holger Magel Das Thema Kooperation – oder heute sagt man<br />
ja auch »Networking« – bestimmte eigentlich mein<br />
ganzes Berufsleben. Kooperationsfähigkeit habe ich<br />
gebraucht als Flurbereinigungsingenieur, als verantwortlicher<br />
Chef im Ministerium, später an der Hochschule<br />
und natürlich und besonders in der FIG.<br />
Ich bin doch auf Synergieeffekte angewiesen, vor<br />
allem, wenn ich mehr erreichen will, als es nur ein<br />
kleines Glied in einer Kette kann. Wenn ich eine Wertschöpfungskette<br />
verantwortlich in die Hand bekommen<br />
will – von der Planung bis zur Realisierung -,<br />
dann brauche ich automatisch Partner, ja, ich brauche<br />
Verstärkung. Und das ist auch eine Botschaft an die<br />
Studenten, wenn sie mir sagen, wir sind keine ausgebildeten<br />
Planer oder Landentwickler.<br />
Dann sage ich: Dann tut euch mit einem Planer oder<br />
einer Entwicklungsgesellschaft zusammen und dann<br />
fangt gemeinsam an! Daraus entstehen ein erfolgreiches<br />
Team und mehr Kompetenz. Wir müssen mehr<br />
Kooperation wagen.<br />
Geodäten können sich mit Architekten zusammentun,<br />
Geodäten können sich mit Ingenieuren zusammentun,<br />
Geodäten können sich mit Raumplanern<br />
zusammentun. Gerade diese interdisziplinäre Brücke<br />
ist phantastisch.<br />
EXKURSION VON MÜNCHNER<br />
MASTERSTUDENTEN IN BERLIN<br />
Seit 2001 existiert durch das Engagement von Prof. Holger Magel<br />
an der Technischen Universität München der internationale Masterstudiengang<br />
»Land Management and Land Tenure«.<br />
Er richtet sich hauptsächlich an Interessenten aus Entwicklungs-,<br />
Schwellen- und Transformationsländern und dient primär der<br />
wissenschaftlichen Weiterbildung für Nachwuchs- und künftige<br />
Führungskräfte, die in Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft<br />
ihres jeweiligen Heimatlandes beschäftigt sind.<br />
Im Rahmen der Abschlussexkursion durch Deutschland führte<br />
der Weg von Masterstudenten des Jahrgangs 2005 unter der<br />
Leitung von Dr. Babette Wehrmann auch nach Berlin.<br />
Die Anfrage für die Gestaltung der Exkursion war umfangreich<br />
gestellt: eine »kurze« Einführung in den Berliner Boden- und<br />
Immobilienmarkt, Berliner Bodenpreisentwicklungen, interessante<br />
Immobilienprojekte, Verknüpfungen von Bodenmarkt und<br />
Städtebau/Stadtplanung mit Schwerpunkt auf Sanierungsgebieten<br />
und »neuer Mitte« wäre wünschenswert!<br />
FORUM »antwortete« mit der Vorstellung der Entwicklung Berlins<br />
an drei verkehrstechnischen Brennpunkten:<br />
Die Studenten aus China, der Mongolei, Sri Lanka, den Philippinen,<br />
Georgien, Chile, Ghana und Äthiopien erhielten einen Eindruck<br />
von der neuen »Ödnis« der ehemaligen Fernbahnsteige am<br />
Zoo, dem quirligen Leben in Berlins sanierten und unsanierten<br />
»Mitte-Höfen« und der »Coolness« eines neuen Bahnhofs, dessen<br />
architektonisch gewollter, unterirdischer Kathedraleneffekt von<br />
der Bahn durch einfache graue Verblendplatten zunichtegemacht<br />
wurde – dies jeweils untermauert mit Zahlen und Fakten zu den<br />
städtebaulichen und investiven Eigenarten.<br />
Die Nachfragen der Studenten waren kenntnisreich und zielorientiert.<br />
Jederzeit war festzustellen: Erneuerung und Entwicklung<br />
ist ihr Thema.<br />
Karin Reimers, FORUM-Redaktion<br />
INTERGEO / INTERNATIONAL<br />
3<br />
399
INTERGEO / INTERNATIONAL<br />
VON DER INDUSTRIEBRACHE ZUR PARKSTADT<br />
Mit einem einvernehmlichen gesetzlichen Umlegungsverfahren<br />
ist es dem Städtischen Vermessungsamt der Landeshauptstadt<br />
München erfolgreich gelungen, die bodenordnerischen und<br />
rechtlichen Grundlagen für die Entwicklung einer Industriebrache<br />
zum neuen Stadtteil »Parkstadt Schwabing« zu schaffen.<br />
Besonders hervorzuheben ist dabei die rasche Abwicklung des Bodenordnungsverfahrens<br />
für dieses höchst umfangreiche, komplexe<br />
und komplizierte städtebauliche Projekt. So konnte bereits<br />
zehn Tage nach dem Inkrafttreten des Bebauungsplanes die Unanfechtbarkeit<br />
des Umlegungsverfahrens bekannt gemacht werden.<br />
Nach den Grundsätzen der in München stringent zur Anwendung<br />
kommenden Baulandstrategie, der Sozialgerechten Bodennutzung<br />
(SoBoN), wurden die Gesamtkosten von 88,5 Millionen<br />
Euro anteilsmäßig von den 16 GrundeigentümerInnen übernommen.<br />
Sie erstrecken sich von Flächenabtretungen über die<br />
Herstellung von Infrastruktureinrichtungen bis hin zur Grundstückssubventionierung<br />
im geförderten Wohnungsbau.<br />
Insgesamt konnte mit den Leistungen der Eigentümer die Grundlage<br />
geschaffen werden beispielsweise für:<br />
den Bau von 1.500 Wohnungen (davon 240 im öffentlich<br />
geförderten Wohnungsbau)<br />
die Schaffung 12.000 neuer Arbeitsplätze<br />
die Herstellung der öffentlichen Straßen (4,7 ha) und<br />
Grünflächen (6,8 ha)<br />
die Errichtung von zwei Kindertagesstätten<br />
Das einvernehmlich gesetzliche Umlegungsverfahren wurde<br />
nach dessen Abschluss auch von den privaten Eigentümern als<br />
beispielhaft für kooperatives Verwaltungshandeln im Sinne von<br />
Public-Private-Partnership bezeichnet.<br />
Dipl.-Ing. Klaus Veit, Stadtdirektor, Leiter des Städtischen Vermessungsamts<br />
München<br />
Anmerkung der FORUM-Redaktion: Klaus Veit hält auf dem Kongress zur<br />
INTERGEO am 11. Oktober 2006 um 15:00 Uhr im Raum 14a seinen Vortrag<br />
»Stadtentwicklung in München – aktuelle Projekte und Herausforderungen«.<br />
400<br />
3<br />
Das ist doch großartig, wie sich beispielsweise in England<br />
Geodäten in Bereiche hineinbewegen, die ihnen<br />
vormals oder zumindest uns fremd waren, wie Gebäudemanagement<br />
oder Immobilienbusiness. Unser<br />
Berufsstand ist doch geradezu prädestiniert für temporäre<br />
und auch längerfristige Kooperationen mit<br />
Vertretern anderer Berufsgruppen.<br />
FORUM Der BDVI begrüßt das Memorandum zwischen der<br />
AdV und dem BDVI, weil er sich davon ein neues<br />
Miteinander erhofft. Wie beurteilen Sie das Memorandum?<br />
Holger Magel Aus meiner Sicht ist dieses Memorandum ein<br />
guter Schritt, um die zumindest gegenwärtig doch<br />
begrenzten sachlichen, finanziellen und personellen<br />
Ressourcen unseres Berufes gemeinsam zu nutzen und<br />
um hier – wir sprachen eben davon – zu kooperieren.<br />
Die Frage ist natürlich, ob das Memorandum Basis<br />
eines kraftvollen Aufschwungs mit neuen, gemeinsamen<br />
Aktivitäten sein kann. Viele Geodäten wünschen<br />
sich das. Ich gehöre auch dazu.<br />
FORUM Herr Magel, wir haben unser Interview zunächst im<br />
unfertigen EG-Raum, dann im 24. OG der HighLight<br />
Business Towers München geführt. Sagt Ihnen das<br />
was?<br />
Holger Magel Natürlich! Der Aufwärtstrend war unübersehbar.<br />
Allerdings auch hier nicht ohne Mühen und Erklärungen.<br />
Dass wir unser Interview jetzt in den Repräsentationsräumen<br />
der HighLight Towers zu Ende führen,<br />
hat doch etwas Beispielhaftes, oder? Wir Geodäten<br />
müssen uns zeigen und selbstbewusst(er) behaupten.<br />
Sagen Sie das Ihren Lesern.<br />
FORUM Herr Magel, ich danke Ihnen sehr für dieses Gespräch.<br />
Das FORUM-Interview führte Walter Schwenk.<br />
Das Ertragswertverfahren nach der<br />
Wertermittlungsverordnung (WertV)<br />
WENN DIE RENDITE<br />
DEN MARKT(WERT) PRÄGT<br />
Der heutige Immobilienmarkt bietet wenig Raum für Grundstücksromantiker. Die Zeiten, als Bausub-<br />
stanz und Grundstücksbeschaffenheit den Wert eines Mehrfamilienhauses bestimmten oder<br />
zumindest wesentlich beeinflussten, scheinen vorüber. Fotos von stolzen Fabrikbesitzern, die vor<br />
architektonisch wertvollen Hallen stehen, werden immer weniger. Der heutige Immobilienmarkt ist kurzlebig<br />
und vor allem renditeorientiert.<br />
Nahezu jeder Teilmarkt wird nach der Ertrags- und Entwicklungsfähigkeit seiner Objekte durchleuchtet.<br />
Der Wert eines Grundstücks wird beinahe nur noch nach seiner (nachhaltigen) Ertragsfähigkeit beurteilt.<br />
Die Wertermittlungsverordnung (WertV) nennt seit Jahrzehnten Grundregeln für die Ermittlung des<br />
Verkehrs(markt)wertes eines Grundstücks aus seinen Erträgen. In diesem Beitrag werden diese Grundregeln<br />
vorgestellt.<br />
Als Ertragswert des Grundstücks wird der Wert ermittelt, der bei angenommenem nachhaltig erzielbarem<br />
Ertrag und unterstellter Nutzungsdauer der baulichen Anlagen die verlangte Verzinsung erbringt. Er ist<br />
die Summe der Barwerte aller bei ordnungsgemäßer Bewirtschaftung aus dem Grundstück nachhaltig<br />
erzielbarer Reinerträge einschließlich des Bodenertrages.<br />
PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />
DAGMAR JOERIS, ST. AUGUSTIN<br />
3<br />
401
PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />
402<br />
3<br />
GESUCHT WIRD:<br />
VOLLSANIERTER STUCKALTBAU ALS RENDITEOBJEKT.<br />
1 VERFAHRENSGANG<br />
(NACH § 15 BIS 20 WERTV)<br />
Der Ertragswert setzt sich aus zwei Komponenten zusammen:<br />
dem Bodenwert und dem (Ertrags-)Wert der baulichen Anlagen.<br />
Diese beiden Werte werden zunächst getrennt ermittelt<br />
und anschließend zum Ertragswert des Grundstücks zusammengefasst.<br />
Als Bodenwert des bebauten Grundstücks wird der<br />
regelmäßig im Vergleichswertverfahren als Wert des unbebaut<br />
gedachten Grundstücks ermittelte Bodenwert angesetzt. Im<br />
Mittelpunkt steht beim Ertragswertverfahren die Ermittlung<br />
des Ertragswertes der baulichen Anlagen.<br />
Ermittlung des Jahresreinertrages des Grundstücks<br />
Ausgangsgröße für die Ermittlung des Ertragswertes der<br />
baulichen Anlagen sind die aus dem Grundstück in seiner<br />
Gesamtheit nachhaltig erzielbaren jährlichen Einnahmen.<br />
Von diesem Jahresrohertrag sind die Bewirtschaftungskosten<br />
abzuziehen.<br />
Der verbleibende Jahresreinertrag des Grundstücks stellt<br />
die Verzinsung der Gesamtinvestition dar – sowohl der Investition<br />
in den Grund und Boden wie auch der in die baulichen<br />
Anlagen. Der Grund und Boden aber ist ein »unvergängliches«<br />
Gut, das »auf ewig« Erträge abwirft, wohingegen<br />
Gebäude infolge von Alterung und Abnutzung nur<br />
über eine begrenzte Zeit Erträge erbringen. Der Reinertrag<br />
des Grundstücks wird – um ihn konsequent auch finanzmathematisch<br />
getrennt behandeln zu können – folglich<br />
aufgespaltet in die Verzinsungsanteile des Bodens und die<br />
baulichen Anlagen.<br />
Ermittlung des Reinertragsanteils der baulichen Anlagen<br />
Der Bodenwertverzinsungsbetrag ergibt sich, da es sich um<br />
eine ewige Bodenrente handelt, aus dem Produkt des Liegenschaftszinssatzes<br />
und dem Bodenwert.<br />
Der Reinertrag des Grundstücks, vermindert um diesen<br />
Bodenverzinsungsbetrag, ergibt den Reinertragsanteil,<br />
der allein auf die baulichen Anlagen bezogen ist.<br />
Ermittlung des Ertragswertes der baulichen Anlagen<br />
Der Reinertragsanteil der baulichen Anlagen wird, da die<br />
baulichen Anlagen nur über ihre wirtschaftliche Nutzungsdauer<br />
eine Rendite abwerfen, nur über diese Zeitspanne<br />
PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />
kapitalisiert. Diese Barwertermittlung erfolgt durch Multiplikation<br />
mit dem so genannten Vervielfältiger, bei dem<br />
es sich finanzmathematisch um den Rentenbarwertfaktor<br />
einer nachschüssigen Zeitrente handelt. Maßgebend ist derjenige<br />
Vervielfältiger, der sich nach dem gewählten Liegenschaftszinssatz<br />
und der zutreffenden Restnutzungsdauer<br />
ergibt.<br />
Am kapitalisierten Jahresreinertrag der baulichen Anlagen<br />
sind zur Berücksichtigung sonstiger wertbeeinflussender<br />
Umstände gegebenenfalls Zu- oder Abschläge anzubringen.<br />
Dies führt im Ergebnis zum Ertragswert der baulichen Anlagen.<br />
Ermittlung des Ertragswertes des Grundstücks<br />
Zum Ertragswert der baulichen Anlagen wird der Boden(ertrags)wert<br />
addiert. Die Summe ist der Ertragswert des<br />
Grundstücks.<br />
Ableitung des Verkehrswertes<br />
2 DIE<br />
Der Ertragswert des Grundstücks entspricht unmittelbar<br />
dem Verkehrswert, wenn die Lage auf dem Grundstücksmarkt<br />
bereits vollständig in die Ertragswertermittlung Eingang<br />
gefunden hat. Dies ist der Fall, wenn alle in das Wertermittlungsverfahren<br />
eingeführten Größen, wie Erträge, Bewirtschaftungskosten,<br />
Liegenschaftszinssatz und Restnutzungsdauer,<br />
vollständig der Lage auf dem Grundstücksmarkt<br />
am Wertermittlungsstichtag entsprechen. In der<br />
Wertermittlungspraxis müssen daher diese Größen vor<br />
ihrer Verwendung auf ihre Marktnähe untersucht werden.<br />
Bestehen hieran Zweifel oder liegen die Ableitungen schon<br />
Jahre zurück, ist der Verkehrswert durch Anpassung an die<br />
Marktlage aus dem Ertragswert (vergleichbar der Vorgehensweise<br />
im Sachwertverfahren) abzuleiten.<br />
EINFLUSSGRÖSSEN DES<br />
ERTRAGSWERTVERFAHRENS<br />
Jahresrohertrag – Nachhaltigkeit und Flächenbezug<br />
Der Jahresrohertrag umfasst nach § 17 WertV alle bei ordnungsgemäßer<br />
Bewirtschaftung und zulässiger Nutzung nachhaltig<br />
erzielbaren Einnahmen aus dem Grundstück. Hierzu<br />
zählen insbesondere Mieten und Pachten einschließlich besonderer<br />
Vergütungen, z. B. für Dienstbarkeiten oder für die Ver-<br />
3<br />
403
PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />
404<br />
Reinertragsanteil der baulichen Anlage 0<br />
-<br />
mietung einer Werbetafel. Auf die tatsächlich erzielten Einnahmen<br />
kommt es folglich zunächst nicht an. Abweichungen<br />
zwischen nachhaltig erzielbaren Erträgen und tatsächlichen<br />
Erträgen sind allerdings, falls sie nachhaltig sind, selbstverständlich<br />
zu berücksichtigen. Dies ist z. B. im gewerblichen<br />
Bereich der Fall, wenn langfristige Mietverträge das Objekt zu<br />
Bodenwert (§ 15 Abs. 2 WertV)<br />
Bodenwertanteil einer selbstständig verwertbaren<br />
Teilfläche (§ 16 Abs. 2 Satz 2 WertV)<br />
Bodenwertanteil ohne zusätzlich<br />
verwertbare Teilfläche<br />
Liegenschaftszinssatz 100 (§ 11 WertV)<br />
Heranziehen anderer Verfahrensergebnisse<br />
(§ 7 Abs. 1 Satz 2 WertV)<br />
3<br />
Verkehrswert<br />
(§ 194 BauGB)<br />
bei Übergröße<br />
Freilegungskosten (§ 20 Abs. 1 WertV)<br />
±<br />
=<br />
x<br />
Ertragswert (§ 15 Abs. 3 WertV)<br />
Abb. 1: Ertragswertverfahren (Quelle: Kleiber-Simon-Weyers 1998, S. 840)<br />
+<br />
=<br />
=<br />
einem »overrented« oder »underrented« Objekt machen. die<br />
Berücksichtigung erfolgt durch einen »Zu- bzw. Abschlag wegen<br />
sonstiger wertbeeinflussender Umstände«.<br />
Grundsätzlich gelten die Erträge als nachhaltig erzielbar, die<br />
über die verbleibende Restnutzungsdauer im Durchschnitt<br />
Jahresrohertrag des Grundstücks (§ 17 WertV)<br />
Bewirtschaftungskosten<br />
(ohne Abschreibung) (§ 18 WertV)<br />
Jahresreinertrag des Grundstücks<br />
(§ 16 Abs. 1 WertV)<br />
Bodenwertverzinsungsbetrag (§ 16 Abs. 2 WertV)<br />
Reinertragsanteil der baulichen Anlage<br />
Vervielfältiger (§ 16 Abs. 3 WertV)<br />
Berücksichtigung sonstiger wertbeeinflussender<br />
Umstände (§ 19 WertV)<br />
Ertragswert der baulichen Anlage<br />
Berücksichtigung der Lage auf dem Grundstücksmarkt<br />
(§ 7 Abs. 1 Satz 3 WertV)<br />
±<br />
=<br />
-<br />
=<br />
-<br />
=<br />
x<br />
±<br />
=<br />
ortsüblich erzielbar sind. Da sich aber die Mietentwicklung<br />
nicht mit der erforderlichen Sicherheit abschätzen lässt, werden<br />
als nachhaltige Erträge die am Wertermittlungsstichtag<br />
unter gewöhnlichen Verhältnissen erzielbaren Erträge angesetzt.<br />
Insofern werden – bewusst – auch inflationäre Entwicklungen<br />
nicht bei den Erträgen berücksichtigt. Dies erfolgt<br />
vielmehr durch Verwendung eines aus dem örtlichen Grundstücksmarkt<br />
abgeleiteten Liegenschaftszinssatzes (vgl. hierzu<br />
unter Liegenschaftszinssatz).<br />
Als Anhaltspunkt für die nachhaltig erzielbare Miete ist der<br />
Mietspiegel geeignet, der von vielen Kommunen aufgestellt<br />
wird. Informationen über gewerbliche Mieten liefern Maklerverbände,<br />
Industrie- und Handelskammern, Marktforschungsunternehmen<br />
etc.<br />
Vergleichsmieten sind meist auf den Quadratmeter bezogen;<br />
die Miete für das zu bewertende Objekt ergibt sich dann durch<br />
Multiplikation mit der Fläche des Bewertungsobjektes. Dies ist<br />
allerdings so »simpel« nur zulässig, wenn die Berechnung der<br />
Fläche des Bewertungsobjektes nach der gleichen Berechnungsvorschrift<br />
erfolgt wie die Berechnung der Fläche, die den<br />
Vergleichsmieten zugrunde gelegt worden ist. Diese muss dazu<br />
aber dem Sachverständigen zumindest bekannt sein. Gerade<br />
hier aber liegt das Problem: Für die Wohnflächenermittlung<br />
bei nicht preisgebundenem Wohnraum und für die Mietflächenermittlung<br />
im gewerblichen Bereich – ob Bürofläche<br />
oder Handelsfläche – gibt es keine einheitlichen, erst recht<br />
keine verbindlichen Vorschriften. Für die Wohnfläche wird in<br />
der Praxis häufig noch auf die schon 1983 ersatzlos gestrichene<br />
DIN 283 oder die für den öffentlich geförderten Wohnungsbau<br />
geltende II. Berechnungsverordnung (II. BV) zurückgegriffen.<br />
Für den gewerblichen Bereich hat die Gesellschaft<br />
für immobilienwirtschaftliche Forschung (gif) diesen auch häufig<br />
zu Mietstreitigkeiten führenden Umstand zum Anlass genommen,<br />
Richtlinien für die Ermittlung der Mietfläche von<br />
Büroraum, Handelsraum sowie Produktions- und Lagerraum<br />
herauszugeben. Allerdings müssen diese noch bei den Marktteilnehmern<br />
breite Akzeptanz finden und sich etablieren.<br />
Bei der Ermittlung des Jahresrohertrages ist im Allgemeinen<br />
von den Nettokaltmieten, die keine umlagefähigen Nebenkosten<br />
enthalten, auszugehen. Außerdem dürfen Erträge nicht<br />
in den Rohertrag eingehen, soweit für sie abweichende Restnutzungsdauern<br />
bzw. Bewirtschaftungskosten gelten; sie werden<br />
daher regelmäßig als »besondere wertbeeinflussende Umstände«<br />
gesondert in Ansatz gebracht. Ebenfalls nicht zum Rohertrag<br />
gehört bei gewerblicher Vermietung die anfallende<br />
Mehrwertsteuer.<br />
Bewirtschaftungskosten –<br />
auf die Kostenverteilung kommt es an!<br />
Wird beim Rohertrag von den nachhaltig erzielbaren Mieten<br />
ohne Umlage (Nettokaltmieten) ausgegangen, so müssen – um<br />
zum maßgeblichen Reinertrag zu gelangen – nur noch die<br />
jährlichen nicht umlagefähigen Bewirtschaftungskosten abgezogen<br />
werden, also die, die vom Eigentümer zu tragen sind.<br />
Bei diesen handelt es sich vornehmlich um die bei gewöhnlicher<br />
Bewirtschaftung nachhaltig entstehenden Verwaltungskosten,<br />
Betriebskosten, Instandhaltungskosten und das Mietausfallwagnis,<br />
außerdem die nicht umlagefähigen Betriebskosten,<br />
wie z. B. Versicherungsprämien. Die Abschreibung ist<br />
durch Einrechnung in den Vervielfältiger berücksichtigt.<br />
Verwaltungskosten sind die zur Verwaltung des Grundstücks<br />
erforderlichen Arbeitskräfte und Einrichtungen,<br />
Kosten der Aufsicht und Kosten der Prüfung des Jahresabschlusses<br />
und der Geschäftsführung. Bei vom Eigentümer<br />
selbst verwalteten Grundstücken sind durchschnittliche<br />
ortsübliche Verwaltungskosten anzusetzen. Die Höhe der<br />
Verwaltungskosten ist insbesondere abhängig von der Nutzungsart,<br />
der Größe der Gemeinde sowie Anzahl und Art<br />
der Mieter. Üblich sind 2 bis 5 % des Jahresrohertrages.<br />
Betriebskosten sind die durch das Eigentum am Grundstück<br />
oder durch den bestimmungsgemäßen Gebrauch des<br />
Grundstücks sowie seiner baulichen und sonstigen Anlagen<br />
fortlaufend entstehenden Kosten. Die wesentlichen Betriebskosten<br />
sind in der Anlage 3 der II. Berechnungsverordnung<br />
(II. BV) zusammengefasst. Für den Abzug vom Rohertrag<br />
sind nur die nicht umgelegten Kosten zu ermitteln.<br />
Im gewerblichen Bereich ist heute häufig die Vollumlage<br />
der Betriebskosten anzutreffen.<br />
Instandhaltungskosten sind die Kosten, die infolge Abnutzung,<br />
Alterung und Witterung zur Erhaltung des bestimmungsgemäßen<br />
Gebrauchs der baulichen Anlagen<br />
während ihrer Nutzungsdauer aufgewendet werden müssen.<br />
Sie umfassen die Kosten für die Wartung (Bewahrung des<br />
Soll-Zustandes), für die Inspektion (Festlegung und Bewahrung<br />
des Ist-Zustandes) und für die Instandsetzung<br />
(Wiederherstellung des Soll-Zustandes). Diese Kosten werden<br />
im wohnwirtschaftlichen Bereich üblicherweise vom<br />
Vermieter getragen. Im gewerblichen Bereich wird häufig<br />
vereinbart, dass der Vermieter lediglich die Instandhaltungskosten<br />
für »Dach und Fach« trägt. Sinnvoll ist die Kalkulation<br />
der Instandhaltungskosten ausgehend von einem Betrag<br />
in EUR/m 2 . Ein Anhalt für die Höhe der üblichen Instandhaltungskosten<br />
für Wohnungen sind die Sätze der<br />
II. BV. Bei neuen gewerblichen Objekten liegen sie, falls der<br />
Vermieter nur die Kosten für »Dach und Fach« trägt, bei<br />
3<br />
405
PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />
406<br />
3<br />
ZUSAMMENSETZUNG DER MIETE IM WOHNUNGSWESEN<br />
Rohertrag<br />
Reinertrag<br />
Nettokaltmiete<br />
REINERTRAG<br />
Abb. 2: Zusammensetzung der Miete im Wohnungswesen (Quelle: Kleiber-Simon-Weyers 1998, S. 929)<br />
etwa 5 EUR/m 2 , generell liegen sie bei Gewerbeobjekten<br />
höchstens bei 15 bis 18 % des Jahresrohertrages. Die Höhe<br />
der Instandhaltungskosten ist insbesondere abhängig von<br />
Art, Alter und Ausstattung des Gebäudes sowie insbesondere<br />
im gewerblichen Bereich von mietvertraglichen Vereinbarungen.<br />
Mietausfallwagnis: Leerstand, ausfallende Mieten oder<br />
Kosten, die zur Beibringung ausstehender Mieten, zur Aufhebung<br />
des Mietvertragsverhältnisses oder zur Räumung<br />
erforderlich sind, verursachen Ertragsausfälle bzw. eine Ertragsminderung.<br />
Das Wagnis dieser Ertragsminderung trägt<br />
der Eigentümer. Für Wohneinheiten kann hierfür in Anlehnung<br />
an die II. BV von 2 bis 4 % des Rohertrages ausgegangen<br />
werden. Bei gewerblicher Nutzung muss das Wagnis<br />
höher veranschlagt werden, weil hier Mietausfälle in<br />
stärkerem Maße zu erwarten sind; üblich sind 3 bis 7 %.<br />
Maßgeblich sind Lage, Nutzungsart und Marktverhältnisse.<br />
+<br />
-<br />
Nicht umlagefähige Bewirtschaftungskosten:<br />
– Verwaltungskosten<br />
– Instandhaltungskosten<br />
– Mietausfallwagnis<br />
– nicht umlagefähige Betriebskosten (Versicherungsprämien)<br />
=<br />
Nicht umlagefähige<br />
Bewirtschaftungskosten<br />
Umlagefähige<br />
Bewirtschaftungskosten<br />
(Betriebskosten)<br />
Liegenschaftszinssatz – am besten zeitnah abgeleitet<br />
sowie orts- und objektspezifisch differenziert<br />
Der Liegenschaftszinssatz ist gemäß § 11 WertV der Zinssatz, mit<br />
dem der Verkehrswert von Liegenschaften marktüblich verzinst<br />
wird. Liegenschaftszinssätze werden empirisch von den Gutachterausschüssen<br />
für Grundstückswerte auf der Grundlage<br />
des Verhältnisses des Jahresreinertrages (i. S. d. Ertragswertverfahrens<br />
nach WertV) zum Kaufpreis – genauer iterativ durch Umkehrung<br />
des Ertragswertverfahrens – aus Verkäufen ermittelt.<br />
In die Ableitung des Liegenschaftszinssatzes gehen somit insbesondere<br />
die Erträge ein, die am Wertermittlungsstichtag<br />
erzielbar sind, und tatsächlich gezahlte Kaufpreise. In diese<br />
Kaufpreise sind die Zukunftserwartungen des Marktes eingeflossen<br />
– insbesondere auch erwartete inflationäre Entwicklungen<br />
und die erwartete allgemeine Entwicklung der Mieten<br />
und Pachten. Folglich sind in Liegenschaftszinssätzen, die auf<br />
diese Weise abgeleitet werden, die Zukunftserwartungen der<br />
Marktteilnehmer quasi »eingefangen«.<br />
Der scheinbare Fehler des Ertragswertverfahrens, von konstanten<br />
Erträgen über die gesamte Restnutzungsdauer (RND)<br />
auszugehen, kann als »geheilt« angesehen werden. Diese Vorgehensweise<br />
entbindet den Gutachter davon, Hypothesen über<br />
künftige allgemeine Entwicklung der Mieten anzustellen – er<br />
kann dies dem Markt überlassen.<br />
Die Höhe des im Einzelfall anzusetzenden Liegenschaftszinssatzes<br />
ist abhängig von:<br />
der Grundstücksart (Wohn-, Gewerbeimmobilie)<br />
den allgemeinen Wertverhältnissen auf dem örtlichen<br />
Grundstücksmarkt und auch der Lage am Kapitalmarkt<br />
der Lage der Liegenschaft<br />
der Beschaffenheit der Liegenschaft (baulicher Zustand,<br />
Gebäudekonzeption, Gebäudetechnik, Drittverwendungsfähigkeit)<br />
einzelnen objektspezifischen Gegebenheiten des Wertermittlungsobjektes,<br />
wie der Mietvertragsgestaltung oder<br />
der Bonität der Mieter<br />
Folglich sollten möglichst Liegenschaftszinssätze verwendet<br />
werden, die vom Gutachterausschuss für Grundstückswerte aus<br />
aktuellen Kaufpreisen des örtlichen Grundstücksmarktes abgeleitet<br />
worden sind. Nur im »Notfall« sollte auf in der Literatur<br />
vorgeschlagene Werte zurückgegriffen werden. Die WertR<br />
nennt als Anhalt folgende Zinssätze:<br />
5 % bei Mitwohngrundstücken<br />
5,5 bis 6 % bei gemischt genutzten Grundstücken<br />
(je nach Höhe des gewerblichen Anteils<br />
am Rohertrag)<br />
6,5 % bei Geschäftsgrundstücken<br />
Für spezielle gewerblich genutzte Grundstücke sind der Literatur<br />
Zinssätze von 6 % für Büro- und Geschäftshäuser und<br />
bis zu 9 % für Fabriken und ähnliche spezielle Produktionsstätten<br />
zu entnehmen.<br />
Beim Liegenschaftszinssatz handelt es sich nach alledem um<br />
einen besonderen, regelmäßig vom Zinssatz am Kapitalmarkt<br />
abweichenden Zinssatz, der sich mit der Zeit ändert – wenn<br />
auch die Schwankungen erfahrungsgemäß recht gering sind.<br />
Die Wahl des Liegenschaftszinssatzes ist für die Ermittlung des<br />
Ertragswertes der baulichen Anlagen von ausschlaggebender<br />
Bedeutung. Je niedriger der Zinssatz angenommen wird, umso<br />
größer ist der Vervielfältiger und damit der Ertragswert der<br />
baulichen Anlagen. Die Auswirkungen der Höhe des Zinssatzes<br />
nehmen allerdings mit abnehmender Restnutzungsdauer (RND)<br />
ab.<br />
Es gilt folgender Grundsatz: Je höher das wirtschaftliche Risiko<br />
der Kapitalanlage in eine Immobilie ist, umso größer muss der<br />
Liegenschaftszinssatz angenommen werden.<br />
Für die Ermittlung des Bodenwertverzinsungsbetrages und für<br />
die Kapitalisierung des Reinertragsanteils der baulichen Anlagen<br />
ist derselbe Liegenschaftszinssatz anzusetzen.<br />
Restnutzungsdauer – die wirtschaftliche Nutzungsfähigkeit<br />
ist entscheidend<br />
Als Restnutzungsdauer (RND) ist gemäß § 16 (4) WertV die Anzahl<br />
der Jahre anzusehen, in denen die baulichen Anlagen bei<br />
ordnungsgemäßer Unterhaltung und Bewirtschaftung voraussichtlich<br />
noch wirtschaftlich genutzt werden können, also noch<br />
Erträge abwerfen.<br />
Maßgebend ist somit die wirtschaftliche RND. Bei ihr handelt<br />
es sich um eine sachverständig zu schätzende Größe. Ein erster<br />
Anhalt für die RND ist die Differenz zwischen der üblichen<br />
wirtschaftlichen Gesamtnutzungsdauer (GND) und dem Alter<br />
der baulichen Anlage am Wertermittlungsstichtag.<br />
Vorgenommene umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen –<br />
nicht zu verwechseln mit den Instandhaltungsmaßnahmen –<br />
können allerdings zu einer nicht unerheblichen Verlängerung<br />
der Restnutzungsdauer führen; andererseits können z. B. nicht<br />
behebbare Baumängel, unterlassene Instandhaltung, ein veralteter<br />
Wohnungszuschnitt oder nicht mehr zeitgemäße sanitäre<br />
Einrichtungen zu einer verkürzten Restnutzungsdauer<br />
führen.<br />
Die GND ist allein an der Dauer der wirtschaftlichen Nutzungsfähigkeit<br />
orientiert; die technische Lebensdauer ist hier nicht<br />
von Bedeutung; sie stellt lediglich ihre Obergrenze dar.<br />
Die höchste GND wird mit ca. 100 Jahren qualitativ hochwertigen<br />
Einfamilienhäusern beigemessen, für Tankstellen hingegen<br />
wird in der Regel nur eine GND von ca. 10 bis 20 Jahren<br />
angenommen, für einfache Einkaufsmärkte ca. 30 Jahre.<br />
Bei der sachverständigen Schätzung der GND ist insbesondere<br />
die Lage des Objektes, seine Eigenschaften (Nutzungsart, Bau-<br />
3<br />
407
PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />
408<br />
art, Ausstattung) und seine wirtschaftliche Verwertungsmöglichkeit<br />
zu berücksichtigen. Anhaltswerte können der Fachliteratur<br />
entnommen werden.<br />
Die »richtige« Schätzung der RND ist von besonderer Bedeutung<br />
bei Grundstücken, deren Bebauung eine kurze RND<br />
aufweist, da unter diesen Umständen schon ein kleiner »Fehler«<br />
in der RND erhebliche Auswirkung auf das Ergebnis hat.<br />
Sonstige wertbeeinflussende Umstände –<br />
keinesfalls zu vernachlässigen<br />
Baumängel und Bauschäden wirken sich wertmindernd aus.<br />
Solche, die behebbar sind, werden in der Regel durch einen<br />
Abschlag am Ertragswert der baulichen Anlagen berücksichtigt.<br />
Dies gilt selbstverständlich nur insoweit, als sie sich<br />
nicht schon in einem geringeren Reinertrag oder einer entsprechend<br />
geänderten RND niedergeschlagen haben. Die Höhe<br />
des Abschlags kann in Anlehnung an die Höhe der für die Behebung<br />
erforderlichen Kosten kalkuliert werden.<br />
Einen Zuschlag zum Ertragswert der baulichen Anlagen begründen<br />
z. B. nur vorübergehend erzielbare Einnahmen für<br />
Reklameflächen. Ein Abschlag kann durch wohnungs- oder<br />
mietrechtliche Bindungen begründet werden, die zur Folge<br />
haben, dass vorübergehend nicht die nachhaltig erzielbare Miete<br />
erzielt wird. Entsprechend sind mietvertraglich begründete<br />
vorübergehende »Mehreinnahmen«, wie sie im gewerblichen<br />
Bereich häufig anzutreffen sind, wiederum durch einen Zuschlag<br />
zu berücksichtigen. Die Höhe des anzubringenden Zubzw.<br />
Abschlags hängt ab von der Höhe der jährlichen Mehrbzw.<br />
Mindererträge, ihrer Dauer und auch der Sicherheit, mit<br />
der diese Erträge erwartet werden können. Kalkuliert wird hierzu<br />
in der Regel der sich bei unterstelltem Zeitraum und Zinssatz<br />
ergebende Barwert der zu erwartenden Mehr- bzw. Mindereinnahmen.<br />
Sonstige Gründe für einen Zu- oder Abschlag bestehen z. B. in<br />
wirtschaftlicher Überalterung, unterlassener Instandhaltung,<br />
Beschränkungen aufgrund des Denkmalschutzes, immer vorausgesetzt,<br />
dass diese Umstände nicht schon in anderen Einflussfaktoren<br />
des Ertragswertverfahrens berücksichtigt worden<br />
sind.<br />
Anpflanzungen, Gartenanlagen etc. sind im Ertragswertverfahren<br />
insoweit nicht gesondert zu berücksichtigen, als sie von<br />
den angesetzten Mieten bereits erfasst werden.<br />
Alle Zu- oder Abschläge müssen zwingend begründet werden.<br />
3<br />
Bodenwert – Gewicht bei kurzer Restnutzungsdauer<br />
Der Bodenwert geht an zwei Stellen in die Ertragswertermittlung<br />
ein. Bei der Ermittlung des Bodenverzinsungsanteils ist<br />
grundsätzlich vom erschließungsbeitragsfreien Bodenwert<br />
auszugehen.<br />
Ist das Bewertungsgrundstück wesentlich größer als für die<br />
baulichen Anlagen auf dem Grundstück erforderlich und<br />
angemessen und ist die »überschüssige« Teilfläche selbstständig<br />
nutzbar und verwertbar, dann ist der Bodenwert dieser überschüssigen<br />
Fläche bei der Ermittlung des Bodenverzinsungsbetrags<br />
nicht zu berücksichtigen.<br />
Auf die Ermittlung des Bodenwertes ist bei solchen Grundstücken<br />
besondere Sorgfalt zu verwenden, deren bauliche Anlagen<br />
nur noch eine geringe RND aufweisen. Bei Objekten mit<br />
langer RND hingegen haben Änderungen beim Bodenwert<br />
einen deutlich geringeren Einfluss auf das Ergebnis; der Bodenwert<br />
kann zu einer vernachlässigbaren Größe werden – dies<br />
verdeutlicht auch der im nachstehenden Kapitel 3 behandelte<br />
»allgemeine Ertragswertansatz«.<br />
3 ALLGEMEINER<br />
ERTRAGSWERTANSATZ –<br />
EINE FORMEL, ZWEI GESICHTER<br />
Das vorgestellte so genannte »zweigleisige« oder »gespaltene«<br />
Ertragswertverfahren der WertV lässt sich formelmäßig folgendermaßen<br />
darstellen:<br />
EW = [RE – (BW x p/100)] x V + BW<br />
(mit: EW = Ertragswert; RE = Reinertrag; BW = Bodenwert;<br />
p = Liegenschaftszinssatz; n = Restnutzungsdauer;<br />
V = Vervielfältiger, abhängig von n und p)<br />
Durch mathematische Umformung kann die oben stehende<br />
Formel in die mathematisch identische nachstehende Formel<br />
überführt werden:<br />
EW = (RE x V) + BW/q n mit q = p/100<br />
Bei dieser Vorgehensweise wird<br />
der Reinertrag direkt, d. h. ohne vorherige Verminderung<br />
um den Bodenwertverzinsungsbetrag, mit Hilfe des Vervielfältigers<br />
kapitalisiert und<br />
der über die RND der baulichen Anlagen auf den Wertermittlungsstichtag<br />
diskontierte Bodenwert addiert.<br />
BEISPIEL ZUM ERTRAGSWERTVERFAHREN<br />
Bewertungsobjekt:<br />
Dieses Verfahren zeigt anschaulicher,<br />
Mehrfamilienhaus, Baujahr 1952, sechs abgeschlossene Wohnungen, Wohnfläche (WF)<br />
500 m 2 , Nettokaltmiete 4,50 EUR/m 2 WF im Monat, Restnutzungsdauer 30 Jahre, Liegenschaftszinssatz<br />
5 %, Bodenwert: 800 m 2 ∑ 200 EUR/m 2 = 160.000 EUR<br />
Wertermittlungsstichtag (WES): 1. Februar 2002<br />
Ermittlung des jährlichen Reinertrages:<br />
4,50 EUR/m 2 WF x 500 m 2 x 12 = 27.000 EUR<br />
abzüglich nicht umlagefähiger Bewirtschaftungskosten:<br />
Verwaltungskosten: 6 x 210 EUR = 4,7 % des Rohertrages<br />
Instandhaltungskosten: 9 EUR/m 2 x 500 m 2 = 16,7 % des Rohertrages<br />
Mietausfallwagnis: 2 % des Rohertrages<br />
Summe: 23,4 % des Rohertrages<br />
jährlicher Reinertrag: = 20.682 EUR<br />
Verzinsungsbetrag des Bodenwertes:<br />
5 % x 160.000 EUR – 8.000 EUR<br />
Reinertragsanteil der baulichen Anlagen: = 12.682 EUR<br />
Ertragswert der baulichen Anlagen:<br />
V (5 %, 30 Jahre) = 15,37<br />
12.682 EUR x 15,37 = 194.922 EUR<br />
Bodenwert + 160.000 EUR<br />
Zu- oder Abschläge: 0<br />
Ertragswert des Grundstücks am WES = 354.922 EUR<br />
Über den allgemeinen Ertragswertansatz ergibt sich entsprechend:<br />
20.682 EUR x 15,37 + 160.000 EUR x 1/1,0530 = 354.903 EUR<br />
PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG<br />
dass es sich beim Ertragswert grundsätzlich um die<br />
Summe der diskontierten künftigen Einnahmen aus dem<br />
Grundstück handelt sowie<br />
die Bedeutung des Bodenwertes für den Ertragswert.<br />
Zu beachten ist, dass nur der Wert<br />
der Grundstücksfläche mit erfasst<br />
wird, die der Bebauung zugeordnet<br />
ist. Der Wert selbstständig<br />
nutzbarer Teilflächen muss gesondert<br />
ermittelt und hinzuaddiert<br />
werden.<br />
Auch Besonderheiten wie noch zu<br />
zahlende Erschließungsbeiträge<br />
müssen – gegebenenfalls diskontiert<br />
– in Ansatz gebracht werden.<br />
Eine besondere Ausprägung dieses<br />
»allgemeinen Ertragswertansatzes«<br />
ist das in § 20 WertV unter<br />
»Ermittlung des Ertragswertes in<br />
besonderen Fällen« geregelte Liquidationsverfahren.<br />
3<br />
409
PRAXIS DER GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG RECHT<br />
410<br />
4 LIQUIDATIONSVERFAHREN<br />
–<br />
WENN DER GEBÄUDEERTRAG »IM KELLER« IST<br />
Liegt der »besondere Umstand« vor, dass der Verzinsungsbetrag<br />
des Bodenwertes höher ist als der Reinertrag des Grundstücks,<br />
so ergibt sich kein positiver »Reinertragsanteil der baulichen<br />
Anlagen«. Dieses Ergebnis zeigt, dass der Ertrag der Bebauung<br />
in einem Missverhältnis zum Wert des Grund und Bodens<br />
steht. Dies ist z. B. häufig der Fall bei überalterten Gebäuden<br />
im Kerngebiet der Stadt. Um das Grundstück wieder einer<br />
angemessenen Nutzung zuzuführen, muss dann – falls Instandsetzungs-<br />
bzw. Modernisierungsmaßnahmen sich als unwirtschaftlich<br />
erweisen – das Gebäude bewertungstechnisch<br />
gesehen abgebrochen werden. Als Ertragswert des bebauten<br />
Grundstücks ergibt sich dann der Boden(ertrags)wert, vermindert<br />
um die erforderlichen Freilegungskosten.<br />
Diese »einfache« Rechnung ist allerdings nur zulässig, wenn<br />
das Grundstück tatsächlich jederzeit freigelegt werden kann.<br />
Stehen dieser Freilegung rechtliche oder sonstige Gründe –<br />
z. B. bestehende Mietverträge – entgegen, muss dies berücksichtigt<br />
werden.<br />
Kann das Grundstück nicht alsbald freigelegt werden, kommt<br />
das so genannte Liquidationsverfahren (§ 20 (2) WertV) zur An-<br />
3<br />
BIETE:<br />
STADTVILLA, BAUJAHR 1952, BAUHAUSSTIL.<br />
wendung: Als Liquidationswert ergibt sich der über die »Dauer<br />
der Nutzungsbeschränkung« – also über die Zeit bis zur Freilegung<br />
– diskontierte und um die Freilegungskosten verminderte<br />
Bodenwert zuzüglich des kapitalisierten aus der (Minder-)Nutzung<br />
nachhaltig erzielbaren Reinertrages des Grundstücks,<br />
als Formel:<br />
Liquidationswert =<br />
(RE x V) + (Bodenwert – Freilegungskosten) x 1/q n<br />
Der Formelausdruck zeigt deutlich, dass das Liquidationsverfahren<br />
genau dem allgemeinen Ertragswertansatz und damit<br />
auch dem in der WertV geregelten zweistufigen Ertragswertverfahren<br />
entspricht.<br />
Dr.-Ing. Dagmar Joeris<br />
Pastoratsweg 25 • 53757 St. Augustin<br />
buero.joeris@nexgo.de<br />
RICHTIGKEITSVERMUTUNG DES GRUNDBUCHES<br />
ERSTRECKT SICH AUF<br />
KATASTERMÄSSIGEN GRENZVERLAUF<br />
Der Bundesgerichtshof hat sich in der hier angezeigten Entscheidung vom 2. Dezember 2005 – V ZR 11/05<br />
(der vollständige Text ist herunterzuladen unter www.bundesgerichtshof.de) grundsätzlich mit dem Ver-<br />
hältnis von Grundbuch und Kataster auseinandergesetzt. In Wiederholung der grundlegenden Rechtsprechung<br />
des Reichsgerichtes bestätigt der BGH, dass die gesetzliche Richtigkeitsvermutung des Grundbuches gemäß<br />
§ 891 Abs. 1 BGB auch für den Grenzverlauf gilt, wie er sich aus dem Liegenschaftskataster ergibt.<br />
Hierbei lag dem BGH-Urteil ein Sachverhalt zugrunde, bei dem<br />
die Grenzziehung aus den Unterlagen der Steuerverwaltung<br />
ohne Überprüfung im Wege einer erneuten eigenständigen<br />
Vermessung in das Kataster übernommen worden war. Das<br />
aber – so der BGH – stehe der Anwendung des § 891 BGB nicht<br />
entgegen, denn für den Eintritt der Vermutung des § 891 BGB<br />
seien die Umstände, die zu der Eintragung geführt hätten, belanglos.<br />
Ebenfalls ständiger Rechtsprechung entspricht es, dass die Vermutungsregel<br />
des § 891 Abs. 1 BGB widerlegt werden kann, es<br />
für eine Widerlegung aber nicht ausreicht, wenn die Vermutung<br />
nur erschüttert werde, vielmehr sei der volle Beweis des<br />
Gegenteils zu erbringen. Hierbei erstrecke sich dieser Gegenbeweis<br />
– auch das ist nichts Neues – auf jede sich aus dem<br />
Grundbuch ergebende oder von dem eingetragenen Eigentümer<br />
behauptete Erwerbsmöglichkeit.<br />
Es half dem Beklagten des Rechtsstreits daher nicht, dass er<br />
für den BGH tatsächlich nachvollziehbar darlegen konnte, dass<br />
die Parteien eines Kaufvertrages aus dem Jahre 1848 von einer<br />
Grundstücksgrenze ausgegangen waren, die sich an der<br />
damaligen Bebauung orientierte. Daraus könne lediglich gefolgert<br />
werden, dass die im Zuge einer Teilung im Jahre 1865 festgelegte<br />
und in die Flurkarte übernommene Grenze den damaligen<br />
Eigentumsverhältnissen widersprochen habe. Offen bleibe<br />
aber, ob dieser mögliche Widerspruch in der Folgezeit durch<br />
einen gutgläubigen Eigentumserwerb des Klägers des Verfahrens<br />
oder seiner Rechtsvorgänger beseitigt worden sei.<br />
Zwar komme ein Eigentumserwerb des Klägers an einer Teilfläche<br />
eines Grundstückes dann nicht in Frage, wenn sich auch<br />
nicht die Auflassung auf sie erstreckt. Hier könne aber nicht<br />
ausgeschlossen werden, dass dem Kläger auch die in Frage stehende<br />
Teilfläche aufgelassen worden sei. Es sei unschädlich,<br />
dass der Kaufvertrag das Grundstück nicht anhand örtlicher<br />
Gegebenheiten festlege, sondern es katastermäßig bezeichnet<br />
worden sei.<br />
Der Notarvertrag gebe daher das von beiden Parteien übereinstimmend<br />
Gewollte richtig wieder.<br />
Unzureichend sei der Vortrag des Beklagten, wonach die<br />
Klägerin selbst noch zuletzt davon ausgegangen sei, nicht<br />
Eigentümerin der Teilfläche gewesen zu sein, denn daraus<br />
ergebe sich nicht ohne Weiteres, dass die Parteien entgegen<br />
der Urkundenlage den Gegenstand der Auflassung nur nach<br />
örtlichen Merkmalen bestimmt hätten. Es sei nämlich stets<br />
damit zu rechnen, dass vor allem Zaun- und Mauergrenzen die<br />
wirkliche Grundstücksgrenze nicht exakt markierten.<br />
Deshalb sei<br />
»bei verständiger Würdigung der Interessenlage bei katastermäßiger<br />
Bezeichnung in der Regel davon auszugehen, dass ein<br />
Eigentumsübergang im Umfang der sich aus dem Kataster ersichtlichen<br />
Grenzen erreicht werden soll«.<br />
Auch wenn das BGH-Urteil im Übrigen Altbekanntes im Wesentlichen<br />
wiederholt, so beinhaltet doch die vorzitierte letzte<br />
Aussage eine Klarstellung, die noch einmal die herausragende<br />
Bedeutung des Liegenschaftskatasters verdeutlicht.<br />
Dr. Rüdiger Holthausen, BDVI-Justiziar<br />
3<br />
411
RECHT<br />
412<br />
IST DER GRUNDSTÜCKSERWERBER BETEILIGTER<br />
3<br />
DES GRENZFESTSTELLUNGSVERFAHRENS?<br />
Das Verwaltungsgericht Potsdam in 1. Instanz (Urteil vom 26. September 2003 – 4 K 1325/99) und das<br />
Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg in 2. Instanz (Urteil vom 20. Dezember 2005 – OVG 10 B 14.05)<br />
hatten zu beurteilen, ob der Erwerber eines Grundstückes, zu dessen Gunsten zum Zeitpunkt des Grenztermins<br />
eine Auflassungsvormerkung in das Grundbuch eingetragen ist, Beteiligter des Grenzfeststellungsverfahrens ist.<br />
Relevant ist diese Frage, wenn das Ergebnis der Grenzermittlung<br />
von den Beteiligten anzuerkennen ist – oder als anerkannt<br />
gilt – und nur unter dieser Voraussetzung die Grenze festgestellt<br />
ist (so § 18 Abs. 1 Vermessungs- und Liegenschaftsgesetz<br />
Brandenburg). Ist die Frage zu bejahen und ist der Erwerber<br />
(für den zum Zeitpunkt des Grenztermins eine Auflassungsvormerkung<br />
besteht) nicht geladen, ist die Grenze nicht ordnungsgemäß<br />
festgestellt. Das jedenfalls ist die Meinung der<br />
4. Kammer des Verwaltungsgerichts Potsdam.<br />
Begründung: Der Begünstigte einer Auflassungsvormerkung,<br />
auf den Besitz, Nutzungen und Lastungen übergegangen sind,<br />
habe bereits eine dem Eigentum so angenäherte Rechtsposition,<br />
dass es gerechtfertigt sei, ihn als Beteiligten anzusehen.<br />
Ergebnis: Nimmt der ÖbVI ohne Beteiligung des (durch eine<br />
Auflassungsvormerkung) begünstigten Erwerbers, auf den<br />
auch bereits Besitz, Nutzung und Lasten übergegangen sind,<br />
die Grenzfeststellung vor, ist sie rechtswidrig; die Erklärung des<br />
Grundstückseigentümers, mit der er das Ergebnis der Grenzermittlung<br />
des ÖbVI anerkennt, ist unwirksam.<br />
Das OVG Berlin-Brandenburg hat die Entscheidung in 2. Instanz<br />
im Ergebnis bestätigt, jedoch mit völlig anderer Begründung.<br />
Das OVG argumentiert ausschließlich mit der Regelung<br />
des Bürgerlichen Gesetzbuches über die Auflassungsvormerkung<br />
(§ 883 BGB). Nach Abs. 2 Satz 1 dieser Bestimmung<br />
ist eine Verfügung insoweit unwirksam, als sie nach der<br />
Eintragung der Auflassungsvormerkung über das Grundstück<br />
getroffen wird und den durch die Vormerkung gesicherten<br />
Anspruch vereiteln oder beeinträchtigen würde. Das OVG meint,<br />
die Erklärung, mit der (allein) der Eigentümer das Ergebnis der<br />
Grenzermittlung anerkannt hat, sei dem Erwerber gegenüber<br />
unwirksam, weil diese Erklärung in entsprechender Anwendung<br />
des § 883 Abs. 2 Satz 1 BGB als eine »Verfügung über das Grundstück«<br />
anzusehen sei, die den Anspruch beeinträchtige.<br />
Begründung: Die Abmarkung einer festgestellten Grundstücksgrenze<br />
habe zwar keine konstitutive Wirkung, schaffe<br />
aber ein kaum zu widerlegendes Beweismittel dafür, wie weit<br />
das Eigentum reiche.<br />
Das OVG ließ die Revision gegen seine Entscheidung nicht zu. Die<br />
hiergegen gerichtete Beschwerde hat das Bundesverwaltungsgericht<br />
unter Hinweis darauf zurückgewiesen, dass Gegenstand<br />
der Entscheidung des OVG eine Bestimmung des nicht revisiblen<br />
Landesrechts gewesen sei. Zwar habe das OVG mit einer<br />
bundesrechtlichen Bestimmung (§ 883 BGB) argumentiert,<br />
diese aber nur zur Ergänzung der landesrechtlichen Regelung<br />
herangezogen. Das sei nicht revisibel. Eine Entscheidung in der<br />
Sache hat also das Bundesverwaltungsgericht nicht getroffen.<br />
Offen ist, welche Auswirkung diese Entscheidungen über das<br />
Land Brandenburg hinaus haben. Das VG Potsdam stellt in seiner<br />
Entscheidung ausdrücklich heraus, dass Beteiligte der Grenzfeststellung<br />
nach § 20 Abs. 1 VermLiegG neben den Eigentümern<br />
der von der Feststellung oder Abmarkung der Grenzen<br />
betroffenen Grundstücke auch die Inhaber gründstücksgleicher<br />
Rechte und im Grundbuch eingetragener Nutzungsrechte<br />
seien, wenn ihre Rechte betroffen seien. Das sei in Vermessungsgesetzen<br />
anderer Länder teilweise anders geregelt. Hierbei<br />
erwähnt das Gericht § 4 des Thüringer Abmarkungsgesetzes.<br />
Dort ist geregelt, dass an der Abmarkung (nur) die Eigentümer<br />
derjenigen Grundstücke beteiligt sind, deren Grenzverlauf<br />
durch die Abmarkung unmittelbar berührt ist.<br />
Meines Erachtens sind die Entscheidungen nicht überzeugend.<br />
Auch das Verwaltungsgericht Potsdam (1. Kammer) hat in einer<br />
Entscheidung bereits aus dem Jahre 1999 die Ansicht<br />
vertreten, eine Auflassungsvormerkung stelle kein grundstücksgleiches<br />
Recht entsprechend § 20 Abs. 1 VermLiegG dar.<br />
Für das Land Brandenburg muss aber vorerst davon ausgegangen<br />
werden, dass die Verwaltungsgerichtsbarkeit der<br />
Entscheidung des OVG Berlin-Brandenburg folgen wird.<br />
Dr. Rüdiger Holthausen, BDVI-Justiziar<br />
PREISBILDUNG UND GEBÜHRENKALKULATION IN RHEINLAND-PFALZ<br />
Die wirtschaftliche Lage der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure (ÖbVI) wird neben den eigenen Kosten<br />
im Wesentlichen durch die Gebührengestaltung geprägt. Die Besonderheit im Vergleich zu anderen Ingenieur-<br />
branchen besteht darin, dass der Markt hoheitlicher Vermessungsleistungen zwischen den freiberuflichen ÖbVI und<br />
den staatlichen Katasterverwaltungen aufgeteilt ist. Bei der Festsetzung der Gebühren für den Empfänger der Ver-<br />
messungsleistung müssen also privatrechtliche Preisbildung und hoheitliche Gebührenkalkulation zusammengeführt<br />
werden.<br />
MODERNE HONORARGESTALTUNG<br />
Wenn man davon ausgeht, dass der private Unternehmer wie<br />
auch die öffentliche Hand ihre Kosten durch entsprechende<br />
Einnahmen decken sollten, so ist damit der kleinste gemeinsame<br />
Nenner gefunden. Bei der Festsetzung der Gebühren im<br />
Detail scheiden sich jedoch meist die Geister. Es ist die Frage<br />
zu beantworten, wie tatsächliche Kosten für die jeweiligen Leistungen<br />
in die dazugehörige Gebührenfestsetzung einfließen<br />
können. Darüber hinaus ist auch die für die Leistung erforderliche<br />
Arbeitszeit zu erfassen und zu bewerten. Diese Fragen<br />
sind nicht neu, werden aber bei jeder Gebührendiskussion<br />
erneut gestellt.<br />
Es soll deshalb am Beispiel der Diskussion in Rheinland-Pfalz<br />
gezeigt werden, wie konsensfähige Lösungen gefunden werden<br />
können, die den ÖbVI auskömmliche Gebühren sichern. In<br />
Laufbahn /<br />
Beschäftigtengruppe<br />
Höherer Dienst /<br />
ÖbVI<br />
Gehobener Dienst /<br />
Ingenieur<br />
Mittlerer Dienst /<br />
Vermessungstechn.<br />
Einfacher Dienst /<br />
Messgehilfe<br />
Jahreskosten<br />
Personal<br />
[E]<br />
94.175<br />
65.005<br />
51.478<br />
41.691<br />
Stundensatz<br />
(netto)<br />
[E/h]<br />
71,18<br />
49,13<br />
38,91<br />
31,51<br />
IM VERMESSUNGSWESEN<br />
der wesentlichen Zielstellung für eine Überarbeitung der bestehenden<br />
Gebührenordnung sind sich Politik, Verwaltung und<br />
ÖbVI einig:<br />
Anpassung der Gebührenordnung an die aktuelle wirtschaftliche<br />
Situation<br />
Schaffung von mehr Transparenz für Kunden und Bürger<br />
Gewährleistung der Ausgewogenheit und Praktikabilität<br />
für Unternehmen und Behörden<br />
Die entscheidende Grundlage für eine Anpassung der Gebühren<br />
an die aktuelle wirtschaftliche Situation ist die Kenntnis der<br />
tatsächlichen Kosten und anderer Wirtschaftsdaten. Dabei sind<br />
die Kosten des Unternehmens, wie Personal-, Sach- und kalkulatorische<br />
Kosten, und die tatsächliche Arbeitszeit zu betrach-<br />
Zuschlag<br />
Sachkosten<br />
[E/h]<br />
7,37<br />
7,37<br />
7,37<br />
7,37<br />
Zuschlag<br />
Raumkosten<br />
[E/h]<br />
1,75<br />
1,75<br />
1,75<br />
1,75<br />
Zuschlag<br />
Gewinn<br />
[E/h]<br />
8,03<br />
5,83<br />
4,80<br />
4,06<br />
FORUM FEDERALE<br />
Gesamtkosten<br />
[E/h]<br />
88,33<br />
64,08<br />
52,83<br />
44,69<br />
3<br />
413
FORUM FEDERALE<br />
414<br />
ten. Weiterhin ist der Zeitaufwand für die einzelnen Leistungen<br />
zu erfassen, um die tatsächlichen Kosten letztendlich in<br />
Gebühren umlegen zu können. Damit stellt sich zwangsläufig<br />
die Frage nach den aktuellen Kosten und der für die Leistungen<br />
zu erbringenden Arbeitszeit der einzelnen Beschäftigtengruppen.<br />
Für Unternehmen mit moderner Zeiterfassung und<br />
einem entsprechenden Projektcontrolling sollte diese Anforderung<br />
nichts Ungewöhnliches sein.<br />
Die Erfahrungen haben jedoch gezeigt, dass sich mancher ÖbVI<br />
mit diesen Fragen etwas schwertut. Die öffentliche Hand ist<br />
aus unterschiedlichen Gründen nur begrenzt in der Lage, diese<br />
unternehmerische Sicht der Kosten und der Arbeitszeitproblematik<br />
anhand der eigenen wirtschaftlichen Daten nachzuvollziehen.<br />
Der BDVI Rheinland-Pfalz hat sich deshalb entschieden, die seit<br />
geraumer Zeit schwelende Diskussion zur Novellierung der Gebührenordnung<br />
durch die Vorlage konkreter Daten für die Gebührenkalkulation<br />
zu forcieren. Dabei wurden die Personalund<br />
Sachkosten sowie Arbeitszeiten auf der Grundlage des<br />
UNITA-Bürokostenvergleichs ermittelt und für die einzelnen<br />
Beschäftigtengruppen fixiert. Die Personalkosten der Beschäftigtengruppen<br />
wurden in Analogie zu den im öffentlichen<br />
Dienst beschäftigten Fachleuten gewählt.<br />
Es wurde von einer durchschnittlichen effektiven Arbeitszeit von<br />
1.323 Projektstunden pro Mitarbeiter und Jahr ausgegangen.<br />
Im Entwurf des Innenministeriums Rheinland-Pfalz zu einer<br />
neuen Gebührenordnung sind neben einer Neuordnung der<br />
einzelnen Vermessungsleistungen auch Vorschläge zur Höhe<br />
der Gebühren vorgesehen. Somit stellt sich die Frage, welcher<br />
Umfang an Arbeitsleistung der einzelnen Beschäftigtengruppen<br />
bei der Festlegung kostendeckender Gebühren zu berücksichtigen<br />
ist, um eine weitestgehende Auskömmlichkeit zu erreichen.<br />
Die Antworten wurden durch eine Umfrage ermittelt, an der<br />
16 Büros teilgenommen und 270 Projekte zur Auswertung<br />
vorgelegt haben. Der Autor hat nahezu unabhängig von den<br />
ÖbVI die Projekte ausgewertet, wobei die Anonymität der<br />
Daten der Teilnehmer in jedem Fall gewährleistet war. Der Gesamtaufwand<br />
aller Projekte betrug ca. 666.000 Euro, was einem<br />
durchschnittlichen Jahresumsatz eines Büros mit zwölf Beschäftigten<br />
entspricht.<br />
Entsprechend der Struktur des Novellierungsvorschlages erfolgte<br />
eine Differenzierung nach Auftragsarten:<br />
GF – Grenzfeststellung<br />
TV – Teilungsvermessung<br />
SO – Sonderung<br />
3<br />
VLA – Vermessung lang gestreckter Anlagen<br />
BU – Baulandumlegung<br />
GE – Gebäudeeinmessung<br />
Bei den jeweiligen Auftragsarten wurde dann in Abhängigkeit<br />
vom tatsächlichen Anfall bei den einzelnen Leistungsarten differenziert<br />
nach:<br />
1. Grundaufwand<br />
2. Flurstücksbildung<br />
3.1. Grenzfeststellung Urkataster<br />
3.2. Grenzwiederherstellung im koordinierten Punktfeld<br />
3.3. Grenzwiederherstellung im Koordinatenkataster<br />
4. Absteckung / Aufnahme neuer Grenzpunkte<br />
5. Abmarkung alter und neuer Punkte<br />
7. Örtliche Erhebung von NA-Grenzen<br />
8. Gebäudeeinmessung<br />
9. Mehrarbeit aus örtlicher Behinderung<br />
10. Mehrarbeit aus örtlichen Zwangsbedingungen<br />
Die Teilnehmer der Umfrage haben den Leistungsarten die jeweils<br />
angefallenen Arbeitszeiten, gegliedert nach Beschäftigtengruppen,<br />
zugeordnet und die Projekte nach tatsächlichem<br />
Aufwand, Berechnung nach alter Gebührenordnung, Vorschlag<br />
nach neuer Gebührenordnung kalkuliert.<br />
Die Auswertung der Befragung wurde für den gesamten Projektumfang<br />
und für jede Auftragsart durchgeführt nach:<br />
Tatsächlicher Aufwand, alte Gebührenordnung, Vorschlag<br />
neue Gebührenordnung<br />
Anzahl Aufträge mit positivem/negativem Ergebnis nach<br />
alter bzw. neuer Gebührenordnung<br />
Maximal-/Minimalwerte der Aufträge<br />
Verteilung des Aufwandes der einzelnen Leistungen je<br />
Auftragsart<br />
Durchschnittliche Auftragsgröße differenziert nach<br />
Mittelwert und Median<br />
Spezifische Kennziffern je Auftragsart, z. B. bezogen auf<br />
Grenzpunkte, Vermessungslängen oder Gebäudewerte<br />
Bei der Auswertung der Differenzen zwischen tatsächlichem<br />
Aufwand, alter Gebührenordnung und dem Vorschlag der neuen<br />
Gebührenordnung wurde deutlich, dass eine Darlegung der<br />
Fakten für die ÖbVI in Rheinland-Pfalz zwingend erforderlich<br />
war, denn die alte Gebührenordnung deckt nur 90 % des<br />
aktuellen Aufwandes. Die Vorschläge für neue Gebühren lagen<br />
bei nur 68,3 % des tatsächlichen Aufwandes.<br />
Die Grafik macht es deutlich …<br />
%<br />
190<br />
170<br />
150<br />
130<br />
110<br />
90<br />
70<br />
50<br />
Aufwand Gebührenordnung alt Gebührenordnung neu<br />
Aus der Betrachtung der einzelnen Auftragsarten wurde deutlich,<br />
wo wirtschaftliche Vor- und Nachteile der alten und neuen<br />
Gebührenordnung liegen.<br />
In der Folge wurden die einzelnen Leistungen der jeweiligen<br />
Auftragsarten verglichen. Unter Berücksichtigung der Häufigkeit<br />
der Auftragsarten in den Büros konnte ein auskömmlicher<br />
Gebührenvorschlag bezogen auf jede Leistungsart für<br />
die weitere Diskussion gefunden werden.<br />
Ergebnis der detaillierten Betrachtung war schließlich ein<br />
eigener Vorschlag des BDVI Rheinland-Pfalz für die Struktur<br />
der neuen Gebührenordnung, der vom Innenministerium für<br />
die weitere politische Diskussion aufgegriffen wurde.<br />
1. Grundaufwand<br />
2. Flurstücksbildung (nur ID)<br />
3. örtliche Arbeit zur Grenzbestimmung<br />
3.1. Grenzfeststellung / Grenzwiederherstellung (außer<br />
im Koordinatenkataster) pro Punkt<br />
3.2. Grenzwiederherstellung im Koordinatenkataster / Absteckung<br />
und Aufnahme neuer Grenzpunkte pro Punkt<br />
4. Abmarkung von Grenzpunkten je Punkt,<br />
Zuschlag pro Grenzstein<br />
5. Bestimmung von Nutzungsartengrenzen je Punkt<br />
6.1. Faktor gemäß Bodenwert<br />
6.2. Faktor gemäß Vermessungsfläche / Teilstücken bzw.<br />
Grenzlänge / Grenzpunkten<br />
7. Gebäudeeinmessung<br />
7.1. Faktor gemäß Gebäudewert<br />
8. Zuschläge<br />
8.1. Faktor schwieriges oder widersprüchliches Kataster<br />
8.2. Faktor für örtliche Behinderung und / oder zusätzliche<br />
topographische Aufnahmen<br />
|6| Eigene Berechnungen auf der Grundlage der Zahlen des<br />
13. Berichts zu den städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen, ebd.<br />
Bei der Festsetzung der Gebühren durch die Landesregierung<br />
sind natürlich noch soziale und politische Aspekte zu berücksichtigen,<br />
die eine Relativierung der errechneten wirtschaftlichen<br />
Daten zur Folge haben können, wie z. B. bei der Gebäudeeinmessung.<br />
Diese Veränderungen kann man durchaus akzeptieren, wenn<br />
sich die daraus resultierenden Mindereinnahmen der ÖbVI in<br />
anderen Bereichen kompensieren lassen. Angesichts dieser politischen<br />
Komponente sollte jedes Unternehmen durch gezieltes<br />
Kosten- und Projektcontrolling den Stand der tatsächlichen<br />
Kosten und Leistungen kennen.<br />
FAZIT<br />
Insgesamt<br />
Grenzfeststellung<br />
Teilungsvermessung<br />
Sonderung<br />
Vermessung lang<br />
gestreckter Anlagen<br />
Gebäudeeinmessung<br />
Baulandumlegung<br />
… insgesamt keine Kostendeckung.<br />
Um die Auskömmlichkeit der Honorare für Vermessungsleistungen<br />
zu sichern, sind die ÖbVI regelmäßig mit ihren jeweiligen<br />
Landesregierungen im konstruktiven Gespräch. Natürlich<br />
bestehen regionale Unterschiede bei der Festlegung der<br />
Höhe der Gebühren, die auch in Zukunft nicht vollständig beseitigt<br />
werden können.<br />
Am Beispiel Rheinland-Pfalz wird aber deutlich, dass sich der<br />
zusätzliche Aufwand der ÖbVI für die Teilnahme an der Befragung<br />
gelohnt hat, denn damit wurden der Politik und Verwaltung<br />
die Daten für die Erbringung des geforderten Niveaus<br />
der Vermessungsleistungen und die Existenz der Vermessungsbüros<br />
aufgezeigt. Die transparente Darlegung der Fakten<br />
durch den BDVI Rheinland-Pfalz sichert die notwendige<br />
Akzeptanz in der politischen Diskussion.<br />
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Breslauer Straße 4 • 53340 Meckenheim<br />
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FORUM FEDERALE<br />
3<br />
415
INTERNATIONAL<br />
416<br />
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417
AUSBILDUNG<br />
418<br />
3<br />
INTER-<br />
NA- AUSBILDUNG<br />
Lehrstellenmangel<br />
auch bei<br />
Freiberuflern<br />
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Branchenübergreifend ist seit Jahren der Trend zu beobachten, dass weniger Ausbildungsverträge<br />
abgeschlossen werden. Das gilt auch für die freien Berufe, die nach Industrie und Handel sowie<br />
Handwerk den drittgrößten Ausbildungssektor in Deutschland stellen, so der Ausbildungsbericht 2006<br />
des Bundesverbandes der freien Berufe (BFB). |1|<br />
Doch warum versäumen die Freiberufler die Chance, ihre Fachkräfte von morgen auszubilden?<br />
AUSBILDUNG UND ÜBERNAHME<br />
Die am häufigsten genannte Ursache der Freiberufler für diese<br />
Unterlassungssünde ist die Befürchtung, dass sie die Auszubildenden<br />
nicht übernehmen können. Hier muss umgedacht<br />
werden: Ausbilden geht vor Übernahme. Selbst wenn der ausgebildete<br />
Vermessungstechniker in seinem Beruf nicht arbeitet,<br />
so hat er doch eine abgeschlossene Berufsausbildung und<br />
auch auf dem globalen Arbeitsmarkt bessere Chancen als ein<br />
ungelernter Arbeiter. Nach wie vor ist Know-how »made in<br />
Germany« gefragt.<br />
Daher muss den Jugendlichen nach ihrem Schulabschluss eine<br />
Perspektive gegeben werden. Auch wenn sich die Lebenssituation<br />
mancher Auszubildender in den drei Ausbildungsjahren<br />
oft komplett verändert, eine Weiterbeschäftigung gar nicht<br />
angestrebt wird, weil beispielsweise ein Studium (Geodäsie oder<br />
eine themenverwandte Fachrichtung) begonnen wird oder aus<br />
persönlichen Gründen der Wohnort gewechselt wird: Eine Ausbildungsstelle<br />
zu finden bedeutet Ansehen, Anerkennung und<br />
Stärkung des Selbstvertrauens. Oft ändert sich aber auch die<br />
wirtschaftliche Situation des Ausbildungsbetriebes innerhalb<br />
der Ausbildungszeit, so dass eine Übernahme nur eingeschränkt<br />
angeboten werden kann.<br />
|1| Dem ersten Ausbildungsbericht des BFB vom Juni 2006 liegen zwei Umfragen zum betrieblichen<br />
Ausbildungsverhalten in den freien Berufen und zu Bildungsdefiziten der Auszubildenden zugrunde.<br />
GEBEN UND NEHMEN<br />
Die zweithäufigste vorgebrachte Begründung der Befragten,<br />
warum immer weniger Verträge für die duale Ausbildung geschlossen<br />
werden, ist der finanzielle Rahmen. Die Ausbildung<br />
ist zu aufwendig und zu teuer bzw. die finanzielle Situation<br />
der meist kleinständischen Büros lässt eine Ausbildung aufgrund<br />
der schwierigen konjunkturellen Lage nicht zu. Alternativ<br />
zur Einstellung eines Auszubildenden wird in vielen Büros<br />
daher eher der Bedarf an Arbeitskräften durch die Einstellung<br />
geringfügig Beschäftigter gedeckt.<br />
Wenn jedoch ein Ausbildungsplatz unter dem Aspekt »Geben<br />
und nehmen« betrachtet wird, so zeigt sich schnell, dass ein<br />
Auszubildender sehr wohl seinen wirtschaftlichen Beitrag für<br />
das Büro leisten kann – und damit auch seinen Ausbildungsplatz<br />
und sein Gehalt sichert. Wenn eine verantwortungsbewusste<br />
Einbindung in die Arbeitsprozesse erfolgt, wird viel<br />
schneller eine flexible und kundenorientierte Arbeitsweise von<br />
den Auszubildenden erlernt.<br />
RECHNEN UND SCHREIBEN<br />
Doch eine Ursache des verminderten Lehrstellenangebotes<br />
wiegt schwer: Viele Büros finden keine geeigneten Bewerber<br />
oder diagnostizieren mangelnde Ausbildungsreife. Vielfach<br />
fehlt die notwendige schulische Vorbildung. Die Kulturtechniken<br />
Rechnen, Schreiben und das Allgemeinwissen werden<br />
vermisst.<br />
Die PISA-Studien I und II zeigen diese Bildungsdefizite, die<br />
zweifelsohne vorhanden sind. Außerdem sind die sozialen Kompetenzen<br />
nicht genügend ausgebildet: Umgangsformen wie<br />
Höflichkeit, ordentliches Erscheinungsbild, gutes Benehmen,<br />
aber auch Zuverlässigkeit, Freundlichkeit, Respekt, Verantwortungsgefühl.<br />
Aber dieser Mangel darf nicht überbewertet werden. Wären<br />
die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen besser, würden die<br />
Bildungsdefizite nicht so stark ins Gewicht fallen. Dass daher<br />
auch einige ÖbVI-Büros lieber auf Abiturienten ausweichen,<br />
hat damit zu tun. Denn eigentlich ist der Beruf des Vermessungstechnikers<br />
ein klassischer Beruf für Realschüler.<br />
Leider ist durch den Lehrstellenmangel aber auch zu beobachten,<br />
dass sich einige Jugendliche zunächst eine beliebige<br />
Lehrstelle sichern und den Ausbildungsvertrag dann kurzfristig<br />
vor Ausbildungsbeginn lösen, wenn sie eine passendere Lehrstelle<br />
gefunden haben. Eine derart frei gewordene Lehrstelle<br />
ist rechtzeitig zum Ausbildungsbeginn nur schwer neu zu besetzen.<br />
Und grundsätzlich sind Großbetriebe bei den Auszubildenden<br />
begehrter als Kleinbetriebe, da bei auftauchenden Problemen<br />
oder verlagerten Interessen eine Versetzung in eine andere<br />
Abteilung möglich erscheint.<br />
STRUKTUREN UND INHALTE<br />
Aber auch die modernere Arbeitsorganisation mit ihren strukturellen<br />
Veränderungen führt zu einem Mangel an Lehrstellen:<br />
In den Büros der Freiberufler wird rationalisiert, neue Technologien<br />
werden eingeführt und durch Zusammenschlüsse mehrerer<br />
Büros kann Personal und Ausstattung eingespart werden.<br />
Demzufolge ändert sich z. B. auch das Berufsbild der »VermessungstechnikerInnen«<br />
– nicht grundsätzlich, aber die Inhalte<br />
verschieben sich. Wo früher manuelles Kartieren und Rechnen<br />
im Vordergrund standen, sind heute der Umgang mit einem<br />
oder mehreren CAD-Systemen, Vermessungen mit GPS und die<br />
Anwendung von Geoinformationssystemen gefragt. Im Moment<br />
lassen sich diese Themen noch mit dem bundesweit geltenden<br />
Rahmenausbildungsplan vereinbaren. Aber schon jetzt<br />
droht eine Überhöhung der Ausbildungsansprüche, da Vermessungstechniker<br />
in ganz unterschiedlichen Vermessungsstellen<br />
bundesweit einsetzbar sein sollen. Eine Spezialisierung<br />
ist zukünftig unvermeidbar.<br />
Trotz – oder gerade wegen – der aufgezeigten Probleme gilt<br />
aber der Aufruf an alle Kollegen: Jeder freiberufliche Ingenieur<br />
sollte seine gesellschaftspolitische Verantwortung<br />
weiterhin wahrnehmen, langfristig an den Berufsnachwuchs<br />
denken und Ausbildungsplätze schaffen.<br />
Claudia Zimmermann, FORUM-Redaktion<br />
3<br />
419
FORUM FRAGT FORUM FRAGT<br />
420<br />
Standpunkte der ÖbVI vor Ort<br />
GIS IN KOMMUNEN<br />
Ein FORUM-Interview<br />
Der Öffentlich bestellte Vermessungsingenieur und seine Haltung zu aktuellen Entwicklungen unseres<br />
Fachgebietes soll Gegenstand der neuen Rubrik »FORUM fragt« werden. In loser Folge werden Kollegen<br />
um ihre Standpunkte gebeten. Um den Aufwand so gering wie möglich zu halten, werden die Interviews per<br />
Telefon geführt. Wie der erste Versuch zeigt, ist die Bereitschaft zur Mitwirkung erfreulich groß – dafür der<br />
Dank der Schriftleitung an die Beteiligten, die sich zum Thema<br />
GIS IN KOMMUNEN<br />
geäußert haben, sowie an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BDVI-Geschäftsstelle, die das Vorhaben<br />
technisch und organisatorisch unterstützt haben.<br />
Auf die FORUM-Fragen haben geantwortet:<br />
3<br />
ÖbVI Wolfgang Glunz aus Ratingen<br />
ÖbVI Christoph König aus Potsdam<br />
ÖbVI Carsten Bruns aus Osterholz-Scharmbeck<br />
ÖbVI Kai Tamms aus Hannover<br />
Ines Wieland aus dem Büro Riemann, Meyer, Koch in Celle<br />
1.<br />
WELCHES SIND DIE INHALTLICHEN SCHWER-<br />
PUNKTE IHRER TÄTIGKEIT IM GIS-BEREICH?<br />
Glunz: Wir arbeiten im GIS-Bereich für große Grundstücksverwaltungen,<br />
nicht für Kommunen. Inhaltliche<br />
Schwerpunkte sind Eigentumsdaten mit Grundbuchinhalten.<br />
Aufgebaut wurde eine Liegenschaftsverwaltung,<br />
ergänzt um Daten aus der Forstverwaltung.<br />
König: Unser GIS ist ein Internetportal (www.geodatenshop.de),<br />
das für jedermann zugänglich ist. Inhalt<br />
sind z. B. die ALK, Luftbilder und Bodenrichtwertkarten<br />
– der Vorteil ist die Verknüpfbarkeit dieser<br />
Daten. Es können kundeneigene Daten, z. B. Leitungsdaten<br />
und andere Sachdaten, eingebunden<br />
werden. Grundlage war das ALK-online, das gemeinsam<br />
mit dem Kataster- und Vermessungsamt Barnim<br />
entwickelt wurde und für Ämter nutzbar ist.<br />
Bruns: Wir haben begonnen, mit einer Kommune ein Grünflächen-GIS<br />
aufzubauen. Das ist noch nicht abgeschlossen,<br />
wir haben die Flächen zwar aufgemessen<br />
und in unser System übernommen, die Kommune hat<br />
die Daten aber noch nicht eingepflegt, sondern bekommt<br />
noch analoge Unterlagen. Darüber hinaus<br />
wurde eine B-Plan-Verwaltung aufgebaut – dort<br />
waren wir unterstützend tätig. Wir haben an der<br />
Ausarbeitung des Konzeptes mitgewirkt und die Kommune<br />
bei der Einarbeitung der Daten unterstützt.<br />
Tamms: Es handelt sich um ein Online-GIS, das wir selbst entwickelt<br />
haben. Die Daten befinden sich auf unserem<br />
Server und die Nutzer können über eine Kennung<br />
zugreifen. Schwerpunkt ist die ALK- und ALB-Auskunft<br />
– es gibt aber auch noch andere Fachschalen,<br />
wie B-Plan-Auskunft, Kanalkataster, Baumkataster<br />
usw. Der Kunde benötigt lediglich einen Browser, wir<br />
stellen die Basistechnologie zur Verfügung.<br />
Wieland: Wir arbeiten für verschiedenen Kunden und deshalb<br />
2.<br />
auch mit verschiedenen Inhalten. Begonnen haben<br />
wir mit ALK und ALB und den Auskünften darüber.<br />
Es kamen dann Fachschalen wie Kanal-, Straßenund<br />
Baumkataster oder Exoten wie Friedhof dazu<br />
und jetzt in jüngster Zeit z. B. FM-Themen. Die Anforderungen<br />
kommen aus den verschiedenen Abteilungen<br />
und sind inzwischen breit gefächert.<br />
SIND WEITERE PARTNER BETEILIGT?<br />
WER WAR DER INITIATOR DES VORHABENS?<br />
Glunz: Partner als Softwarelieferant ist ein ÖbVI, der Kollege<br />
Maraite aus Erkelenz, der uns die Software der<br />
Firma AUTODESK geliefert hat. Der Impuls für diese<br />
Arbeit ging vom Kunden aus.<br />
König: Partner der Entwicklung sind das Katasteramt Barnim<br />
und ein Berliner Softwareunternehmen, also der<br />
klassische Fall eines PPP. Die Entwicklung ging auf<br />
eine gemeinsame Initiative der drei Partner zurück.<br />
Wichtig sind Aktivitäten zur Gewinnung neuer Anwender<br />
oder Partner für dieses Projekt. Dazu stellen<br />
wir die Lösung z. B. anderen Kommunen vor und versuchen<br />
den möglichen Mehrwert zu verdeutlichen.<br />
Bruns: Die Kommune hat nach der Entscheidung über die<br />
einzusetzende Software direkt mit dem Lieferanten<br />
zusammengearbeitet und mit ihm auch Einweisung<br />
und Schulung realisiert. Wir haben die konkrete Arbeit<br />
am Projekt begleitet. Die Vorstellungen der<br />
Kommune zum Inhalt eines GIS über ALK und ALB<br />
hinaus wurden gemeinsam zwischen Kommune, uns<br />
und dem Softwaresystemhaus diskutiert und daraus<br />
hat sich die Aufgabenstellung ergeben.<br />
Tamms: Bisher haben wir das System komplett allein entwickelt.<br />
Seit kurzem haben wir ein Partnerunternehmen,<br />
mit dem wir die Weiterentwicklung auf ei-<br />
3<br />
421
FORUM FRAGT<br />
422<br />
3<br />
ner gemeinsamen Plattform durchführen. Einem<br />
weiteren Unternehmen haben wir einen grafischen<br />
Arbeitsplatz erstellt, der auf diesem sein Liegenschaftsverwaltungssystem<br />
betreibt. Der Kontakt mit<br />
der Kommune besteht schon seit vielen Jahren und<br />
wir haben uns von einem reinen Datenlieferanten<br />
zu einem Bereitsteller von Daten entwickelt.<br />
Wieland: Die Kontakte können ganz unterschiedlich entstehen,<br />
entweder durch persönliche Beziehungen, über<br />
Ausschreibungen oder über Ingenieurbüros, die für<br />
die Kommunen tätig sind, aber auch über GIS-Softwarefirmen,<br />
mit denen wir zusammenarbeiten.<br />
3.<br />
WAR IN DER KOMMUNE BEREITS EIN GIS<br />
VORHANDEN? IN WELCHEN BEREICHEN?<br />
Glunz: Nein.<br />
König: Nein, es handelt sich um eine Neuentwicklung, die<br />
im Jahr 2000 begann.<br />
Bruns: Die meisten Kommunen in unserem Gebiet besitzen<br />
ArcGIS von ESRI, weil dieses System auch im Landkreis<br />
eingesetzt wird, bei den meisten liegt es zwar<br />
auf dem Rechner, wird aber wenig genutzt. Es fehlt<br />
vor allem an der Schulung der Mitarbeiter.<br />
Tamms: Die Kommune hatte bereits vorher ein ALK-ALB-<br />
Auskunftssystem, das wir jetzt abgelöst haben.<br />
Wieland: Das ist unterschiedlich. Es gibt Kommunen, die hatten<br />
sich ein GIS gekauft und suchten jemanden, der<br />
ihnen die Daten aufbereitet und das System komfortabler<br />
gestaltet. Aber es gibt auch Kommunen,<br />
die fangen völlig neu an, und die begleiten wir dann<br />
im täglichen Geschäft.<br />
4.<br />
WAREN FÜR SIE VORLEISTUNGEN<br />
ERFORDERLICH? KONNTEN SIE DIESE<br />
IN RECHNUNG STELLEN?<br />
Glunz: Es waren das System und eine Standardsoftware auszuwählen<br />
und eigene Programmierarbeiten durchzuführen.<br />
Bei der Programmierung ging es nicht um<br />
Systemsoftware, sondern um die Anpassung der verwendeten<br />
Software an die Aufgabe. Hilfreich sind<br />
dabei Erfahrungen, z. B. bei der Programmierung von<br />
Internetseiten. Die Aufwendungen konnten wir in<br />
Rechnung stellen.<br />
König: ALK-online wurde komplett neu aufgebaut und von<br />
uns auch finanziell unterlegt. Die Investitionen<br />
wurden bisher nur zum Teil refinanziert – das liegt<br />
auch daran, dass das Projekt immer noch weiter läuft<br />
und entsprechend den Kundenwünschen auch weiter<br />
entwickelt wird.<br />
Bruns: Die von uns erbrachten Vorleistungen wurden nicht<br />
abgerechnet. Abgerechnet wurde die konkrete Zeit,<br />
die wir unmittelbar vor Ort verbracht haben. Dabei<br />
muss die schmale Haushaltslage in den Kommunen<br />
berücksichtigt werden.<br />
Tamms: Unsere Softwareentwicklungen haben wir selbst finanziert,<br />
das betrifft auch die Teststellung des Systems<br />
in der Kommune. Als Newcomer muss man<br />
zunächst im Markt Fuß fassen.<br />
Wieland: Wir profitieren von den Erfahrungen, die wir in den<br />
vergangenen zehn Jahren gesammelt haben, von<br />
den Investitionen, die in dieser Zeit in die Software<br />
und in die Ausbildung der Mitarbeiter getätigt wurden.<br />
Über den langen Zeitraum hat sich das bezahlt<br />
gemacht, so dass bei neuen Projekten dieser Aufwand<br />
gering ist. Natürlich muss in neue Versionen<br />
und in neue Hardware investiert werden, das sind<br />
aber Investitionen, die auch in anderen Bereichen<br />
notwendig sind.<br />
5.<br />
WAREN DIE GIS-DATEN VORHANDEN ODER<br />
MUSSTEN SIE NEU ERFASST WERDEN?<br />
Glunz: Die Daten mussten auf der Grundlage des Katasters<br />
und der Karte 1 : 5.000 neu erfasst werden. Das war<br />
ein aufwendiger Prozess.<br />
König: Die Basisdaten stehen natürlich zur Verfügung,<br />
waren durch uns aber jeweils aufzuarbeiten. Das betrifft<br />
auch Daten, z. B. aus Kommunen oder von Leitungsbetreibern,<br />
deren Aufbereitung zum Teil sehr<br />
aufwendig ist.<br />
Bruns: Mit dem Grünflächen-GIS waren konkrete Vermessungsaufträge<br />
verbunden, d. h., wir haben die Flächen<br />
in der Örtlichkeit aufgemessen, in das System<br />
eingespielt, Objektbildungen durchgeführt usw.<br />
Tamms: ALK- und ALB-Daten waren vorhanden, mussten<br />
aber durch uns aufwendig zusammengesucht werden.<br />
Andere Daten aus dem Kanal- und Baumkataster<br />
sind teilweise durch uns gewonnen worden. Die<br />
Pflege und Ergänzung der Daten wird als Dienstleistung<br />
von uns vorgenommen.<br />
Wieland: Zur Verfügung stehen meist die Basisdaten, wie ALK<br />
und ALB, die von der Kommune oder den zuständigen<br />
Ämtern bereitgestellt werden. Anders ist das bei<br />
Fachdaten, wo wir auch die Erhebung durchführen.<br />
Da gibt es unterschiedliche Methoden, entweder<br />
Vermessung oder Fotogrammetrie oder auch Übernahme<br />
von Daten aus Ingenieurbüros.<br />
6.<br />
WAREN KNOW-HOW UND GIS-TECHNIK<br />
BEREITS VORHANDEN?<br />
Glunz: Es war nicht vorhanden, Technik musste beschafft<br />
und Mitarbeiter geschult werden. Diese Kosten hat<br />
der Kunde zum Teil übernommen.<br />
König: Bei uns war kein Know-how vorhanden, wir mussten<br />
uns in die Probleme einarbeiten und haben uns dazu<br />
an vielen Diskussionsforen beteiligt, aber es waren<br />
auch Investitionen in das Personal und in die Technik<br />
erforderlich.<br />
Bruns: Ich habe das GIS-Wissen in das Büro gebracht, da<br />
ich mich während meines Studiums intensiv mit<br />
diesem Thema befasst habe und auch meine Diplomarbeit<br />
auf diesem Gebiet geschrieben habe. Aus<br />
diesem Grunde war das notwendige theoretische<br />
Wissen vorhanden.<br />
Tamms: Das Know-how mussten wir uns selber schaffen. Wir<br />
haben dafür Hochschulabsolventen eingesetzt, die<br />
das System gemeinsam mit mir entwickelt haben.<br />
Das war ein sehr steiniger Weg.<br />
Die Partnerschaft, die wir jetzt eingegangen sind,<br />
dient u. a. auch der Erhöhung der Sicherheit für unsere<br />
Kunden, weil die Arbeiten dadurch auf mehrere<br />
Personen verteilt werden.<br />
Wieland: Wie bereits gesagt, können wir auf vielfältige Erfahrungen<br />
und auf vorhandene Technik aufbauen.<br />
7.<br />
WAREN IHRE BISHERIGEN DATEN-<br />
ERFASSUNGSMETHODEN AUSREICHEND<br />
ODER MUSSTEN SIE NEUE VERFAHREN<br />
ANWENDEN?<br />
Glunz: Unsere bisherigen Datenerfassungsmethoden waren<br />
ausreichend, sie wurden um GPS- und GIS-Erfassungen<br />
ergänzt.<br />
König: Da wir auf vorhandene Daten zurückgreifen, sind die<br />
Datenerfassungsmethoden ausreichend. Ständig im<br />
Fluss sind die Verfahren der Datenhaltung und -verwaltung.<br />
Bruns: Die Daten sind durch klassische vermessungstechnische<br />
Methoden gewonnen worden. Andere Aufnahmetechnik<br />
war für diese Aufgabe nicht nötig.<br />
Das Scannen der großformatigen B-Plan-Vorlagen<br />
ist im Katasteramt mit der dortigen Technik erfolgt.<br />
Tamms: Da wir ein Online-GIS betreiben, kann die Datenerfassung<br />
mit UMTS-Karte und Notebook auch online<br />
im Gelände erfolgen.<br />
Das kann der Nutzer dann auch allein machen, wenn<br />
die Genauigkeitsforderungen so sind, dass z. B. ein<br />
Handheld-GPS ausreicht.<br />
FORUM FRAGT<br />
3<br />
423
FORUM FRAGT<br />
424<br />
8.<br />
3<br />
WELCHE FACHLICHEN ANSPRECHPARTNER<br />
NUTZEN SIE?<br />
Glunz: Wir sind inzwischen AUTODESK-Entwickler und<br />
nutzen die dort vorhandenen Foren.<br />
König: Fachliche Ansprechpartner sind in Brandenburg die<br />
LGB, natürlich das Kataster- und Vermessungsamt<br />
in Barnim, andere Katasterämter in Brandenburg, mit<br />
denen wir uns abstimmen, der Verband GEOkomm<br />
und der Runde Tisch GIS in München, bei dem wir<br />
Mitglied sind. Wir nutzen aber auch Messen, z. B.<br />
jetzt die INTERGEO in München, wo wir unser Projekt<br />
vorstellen.<br />
Bruns: Ich nutze natürlich die Messen, aber auch die verschiedenen<br />
Internetforen. Ein guter Kontakt besteht<br />
zu den Softwareentwicklern, so dass ich einen<br />
guten Überblick über den gegenwärtigen Stand<br />
habe.<br />
Tamms: Unsere Technologie beruht auf Open-Source-Produkten.<br />
Unser Entwickler besucht die Foren und Kongresse<br />
auf diesem Gebiet und nutzt die diversen Online-Foren,<br />
die wir selbst auch aktiv mitgestalten.<br />
Wieland: Zunächst nutzen wir die Möglichkeiten der Softwarefirmen,<br />
deren Produkte wir einsetzen, aber auch<br />
die Angebote der Hochschulen zur Fortbildung. Dazu<br />
gehören aber auch Messen, wie INTERGEO oder<br />
KOMCOM, und die Publikationen vom DDGI und anderen<br />
Gremien.<br />
9.<br />
WIE SCHÄTZEN SIE DEN WIRTSCHAFTLICHEN<br />
EFFEKT UND DEN ZUKÜNFTIGEN<br />
STELLENWERT DIESER ARBEITEN FÜR IHR<br />
BÜRO EIN?<br />
Glunz: Ein Effekt ist, dass wir ein Erzeugnis im GIS-Markt<br />
anbieten können. Es muss natürlich damit Geld verdient<br />
werden können. Mit den zwei bisher durchgeführten<br />
Projekten ist das auch gelungen, aber man<br />
darf den Aufwand für die Anfangsinvestitionen und<br />
die Schulung der Mitarbeiter nicht unterschätzen.<br />
Der Stellenwert in der Zukunft hängt natürlich stark<br />
davon ab, wie man sich in diesem Markt behaupten<br />
kann. Ich als ÖbVI betrachte mich als GIS-Dienstleister,<br />
nicht als GIS-Entwickler. Wenn meine Kunden<br />
räumliche Daten zu verwalten haben, dann kann<br />
ich das für sie realisieren. Unser Vorteil ist, dass wir<br />
Erfahrungen gesammelt haben und Referenzen besitzen,<br />
die wir natürlich weiter nutzen wollen.<br />
König: Der wirtschaftliche Effekt ist bisher noch relativ gering,<br />
es gibt zwar überall großes Interesse und Zustimmung<br />
zu der Entwicklung, aber notwendige Investitionen<br />
werden nur zögerlich getätigt. Für die<br />
Zukunft erwarten wir aber, vor allem auch durch den<br />
Internet-Shop, positive Entwicklungen.<br />
Bruns: Ich habe die Hoffnung, dass sich schrittweise positive<br />
Effekte bei den Kommunen einstellen, so dass<br />
zukünftig das GIS an Bedeutung gewinnt. Bisher<br />
waren bei uns die notwendigen Investitionen größer<br />
als der Gewinn. Aber wir haben gute Möglichkeiten,<br />
neue Aufträge zu akquirieren, und die Hoffnung,<br />
zukünftig auch auf diesem Gebiet mit Gewinn zu<br />
arbeiten, da die erforderlichen Investitionen und Erfahrungen<br />
jetzt vorhanden sind.<br />
Tamms: Zurzeit machen wir mit dem GIS noch keinen<br />
Gewinn. Wir sehen es als eine Investition in die Zukunft<br />
und als ein Instrument zur Bindung der Kunden.<br />
Wir versuchen, uns über das reine Vermessungsgeschäft<br />
hinaus breiter aufzustellen, und sehen<br />
GIS als ein zukunftsträchtiges Standbein. Wir<br />
gehen natürlich davon aus, in Zukunft auch Gewinn<br />
zu machen.<br />
Wieland: Wegen der notorisch leeren öffentlichen Kassen ist<br />
das eine schwierige Frage. Es ist in den letzten Jahren<br />
immer schwerer geworden, mit den Aufträgen aus<br />
und für die Kommunen zu kalkulieren. Für uns ist<br />
wichtig, dass wir nicht nur für Kommunen arbeiten,<br />
sondern auch für andere Kunden. Es ist gegenwärtig<br />
so, dass in einigen Kommunen Überkapazitäten vorhanden<br />
sind und deshalb die Datenerhebung nicht<br />
vergeben, sondern mit eigenen Kräften durchgeführt<br />
wird. Trotzdem wird diese Arbeit für uns auch in<br />
Zukunft eine große Bedeutung haben.<br />
Thema:<br />
Unternehmensführung<br />
Der Spaßfaktor<br />
Dem Mittelstand fehlt es an<br />
Strategie! Mittelständler seien zu<br />
konservativ, zu fortschrittlich, zu<br />
unternehmerisch, zu geizig, zu verschwenderisch,<br />
zu dick, zu dünn, zu<br />
dies und zu das. So sehen es zumindest<br />
die Medien.<br />
Und der ÖbVI? Was ist mit dem?<br />
Fehlt es dem geodätischen Mittelständler<br />
auch an Strategie und Taktik?<br />
Oder anders: Ist in ÖbVI-Büros<br />
eine Taktik überhaupt erkennbar?<br />
Oder eine Strategie? Gibt es sie, die<br />
goldene Regel des Erfolges? Überraschender<br />
Grundtenor der Recherche<br />
für diesen höchst wissenschaftlichen<br />
Beitrag war folgender Satz:<br />
»Strategie? So´n Quatsch. Hauptsache,<br />
et macht Spaß!«<br />
Aha! Spaß ist es also, der Otto<br />
Normalvermesser täglich ins Büro<br />
treibt. Gut, man hätte die Recherchegespräche<br />
vielleicht nicht ausschließlich<br />
auf Geodätentreffs und anderen<br />
Abendveranstaltungen führen sollen,<br />
aber ein Körnchen Wahrheit wohnt ja<br />
bekanntlich allem inne. Und daher<br />
könnte man unter Umständen zu dem<br />
Schluss kommen, dass Spaß eine der<br />
Unternehmensstrategien der ÖbVI<br />
ist – natürlich immer unter der Annahme,<br />
die Auswahl der Befragten wäre<br />
tatsächlich repräsentativ gewesen.<br />
Um einer Aussage im Mittelstandsmanagementbereich<br />
einen seriösen<br />
Anstrich zu verpassen, ist es Usus,<br />
entsprechend betitelte Bücher zu Rate<br />
zu ziehen. »Delegieren – aber wie?«, »Erfolgsprinzipien<br />
der Optimisten« oder<br />
»Wege, Karriere zu machen« – so oder<br />
ähnlich heißen die Machwerke, die den<br />
Gemüsehändler zum Konzernchef umschulen<br />
sollen. Die Tipps und Tricks der<br />
federführenden Fachleute lernt man<br />
jedoch auf jedem Kindergeburtstag:<br />
»Sehen Sie Menschen beim Händedruck<br />
in die Augen«, »Putzen Sie sich<br />
die Schuhe«, »Verwenden Sie Notizblöcke«<br />
und so weiter und so weiter.<br />
Eben das ganz große Kino und nichts<br />
für Jammerlappen!<br />
Besonders epochal wird es im<br />
Druckwerk »Vergessen Sie alles über<br />
Rhetorik« von Matthias Pöhm. Im<br />
eigens konstruierten Beispiel bewirbt<br />
sich ein fiktiver Ingenieur um einen<br />
noch fiktiveren Auftrag zur Kanalisationssanierung.<br />
Pöhm legt ihm in den<br />
Mund: »Sie haben in Ihrer Gemeinde<br />
genau 18,4 km Rohrkanalisation mit<br />
einem Durchmesser von 50 cm. Gelegt<br />
wurden die ersten Rohre 1974 und die<br />
erste Sanierung fand 1982 statt.«<br />
Nachsatz des Autors: »Und das alles<br />
wussten die Gemeindevertreter bis<br />
jetzt selbst noch nicht. Detailwissen<br />
überzeugt! Damit erstaunen Sie!« Weit<br />
weniger erstaunlich wäre folgende<br />
Antwort der Gemeindevertreter: »Fürs<br />
nächste Mal bitte unbedingt merken:<br />
Die Rohre haben einen Durchmesser<br />
von 50,07 cm! Guten Tag. Und schicken<br />
Sie bitte den Nächsten rein!« Damit<br />
würde vor allem eines klar: Wenigstens<br />
der Gemeinderat hat Spaß bei der<br />
Arbeit.<br />
Apropos Spaß! Auch dazu füllen<br />
die Genies dieser Bundesrepublik<br />
ganze Bücher. Jacqueline Rieger ist<br />
eine von ihnen und hat ihr Werk mit<br />
»Der Spaßfaktor – Warum Arbeit und<br />
Spaß zusammengehören« überschrie-<br />
ben. Schon nach partieller Lektüre ist<br />
zu vermuten, dass die ÖbVI, die den<br />
Spaß als Unternehmensstrategie angaben,<br />
dieses Buch nicht in der Hand<br />
gehalten haben. Gut so! Denn die<br />
Spaßdame unterteilt in »Branchen mit<br />
hohem, mittlerem und niedrigem<br />
Spaßpotenzial«. So sind z. B, Möbelhäuser<br />
mittelspaßig, ein Sportparadies<br />
dagegen hochgradig lustig.<br />
Schornsteinfeger sind traurige Gesellen<br />
und nur im Niedrigspaßsektor zu<br />
finden. Zusammen mit der Post. Doch<br />
damit nicht genug. Neben diesen Erkenntnissen<br />
hat Frau Dr. Rieger noch<br />
Weiteres auf der Pfanne: »Fröhliche<br />
Menschen werden in verkniffenen Unternehmen<br />
nicht glücklich.« Wie gut,<br />
dass sie das selbst schreibt.<br />
Sir Peter Ustinov, neben Frau Dr.<br />
Rieger einer der Großen im Spaßgeschäft,<br />
sagte zum Thema: »Etwas<br />
Komisches ist nur etwas Ernstes, das<br />
schief gegangen ist. Und etwas Ernstes<br />
ist etwas Komisches, das schief<br />
gegangen ist.« Der zweite Satz trifft<br />
wohl auch auf das erwähnte Buch zu.<br />
Hinfort damit! Denn wem die tägliche<br />
Arbeit nicht zuwider ist, wer im Büro<br />
auch ab und zu mal ohne Grund<br />
lächelt und für wen die Herausforderungen<br />
des Marktes nicht nur eine<br />
Belastung sind, der muss den Spaß<br />
nicht in Büchern nachlesen. Und das<br />
ist doch auch eine Art Strategie, oder?<br />
Andreas Bandow,<br />
FORUM-Redaktion<br />
FORUM GLOSSAR<br />
3<br />
425
TECHNIK<br />
426<br />
3D-Laserscanning<br />
EINMAL MESSEN –<br />
MEHRFACH AUSWERTEN<br />
BEINAHE ZU SPÄT! BUCHSTÄBLICH IN DEN LETZTEN MINUTEN VOR ABRISSBEGINN<br />
IST DIE MESSUNG IM »KASTEN«.<br />
3<br />
JÖRG BIERMANN, BERLIN<br />
SEBASTIAN HELDT, BERLIN<br />
Der »Kasten« ist die Festplatte eines Laptops; die Messung ist eine Datei mit 40 Millionen Punkten, die der Laser-<br />
scanner während der letzten drei Tage ermittelt hat. Messobjekt ist der ehemalige Palast der Republik in Berlin,<br />
der nach 16 Jahren Kampf und politischer Diskussion derzeit abgerissen wird. Gescannt wurden die Außen-<br />
hülle des Palastes und ein Teil des bereits entkernten sowie von Asbest befreiten Innenraumes. Im Anschluss<br />
erfolgte die Vektorisierung der Messdaten zu einem 3D-Modell mit dem technischen Ziel, die Außenhülle des<br />
Palastes am Bildschirm wiederherstellen zu können. Dieses Modell wurde mit Hilfe alter Bauzeichnungen und<br />
Unterlagen um prägnante Gebäudemerkmale erweitert.<br />
Der interessierte Besucher kann nun seit Mitte Juli dieses Jahres einen virtuellen Rundgang durch den Palast<br />
im neueröffneten DDR-Museum am DomAquaree in Berlin-Mitte unternehmen.<br />
oben: 3D-Modell – Blick zum Haupteingang<br />
links: Palast der Republik – Punktwolke in Echtfarben<br />
Erste Gedanken zum 3D-Laserscanning gehen in das Jahr 2000<br />
zurück. Hier war unser Büro in die Bauantragsplanung eines<br />
Neubauvorhabens auf der Fischerinsel in Berlin-Mitte involviert.<br />
Dem Neubauvorhaben sollte das »Berliner Ahornblatt«,<br />
ein bedeutender Schalenbetonbau der architektonischen Moderne,<br />
der unter Denkmalschutz stand, weichen.<br />
Der Zeitraum zwischen Erteilung der Baugenehmigung und<br />
Abriss des Gebäudes war derart kurz, dass eine messtechnische<br />
Dokumentation dieses ehemaligen Baudenkmales nicht mehr<br />
möglich war. Sicher gibt es Fotos und Bauzeichnungen, aber<br />
gerade an diesem Gebäude erschließen sich die Besonderheiten<br />
erst bei zusammenhängender dreidimensionaler Betrachtung.<br />
LASERSCANNING IM BAUWESEN<br />
Zwei Jahre später oblag unserem Büro die Kontrollvermessung<br />
beim Bau der in Ost-West-Richtung verlaufenden Glasüberdachung<br />
des Berliner Hauptbahnhofes – Lehrter Bahnhof. Hiermit<br />
bot sich die Möglichkeit (zumindest hofften wir das!), die<br />
Vorteile dieser neuen Messtechnologie auch unter wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten an einem reellen Projekt zu nutzen. Die<br />
Chance wurde ergriffen und nach einigen durchgrübelten<br />
Nächten entschieden wir uns für die Anschaffung eines Laserscanners.<br />
Aber jetzt fing die Arbeit erst richtig an, und alles war viel<br />
schwieriger, als wir uns dass vorgestellt hatten. Es dauerte<br />
Monate, die Mess- und vor allem die Auswertetechnologie in<br />
oben: Punktwolke in Bearbeitung<br />
unten: 3D-Modell – Blick vom Lustgarten<br />
ihren Einzelheiten und den entscheidenden Details zu verstehen,<br />
sich mit diverser Software vertraut zu machen, sich die<br />
grundsätzlich neue Arbeitsweise anzueignen und dann vor<br />
allem überzeugende Ergebnisse zu produzieren, die alle bisher<br />
gestellten Anforderungen erfüllten und darüber hinaus die<br />
Vorteile und neuen Möglichkeiten dieser Messtechnologie repräsentierten.<br />
Wichtigste Teilaufgabe beim Projekt Lehrter Bahnhof war die<br />
Kontrolle von Form und Lage der Anschlussdachbinder für die<br />
später errichtete Nord-Süd-Überdachung und die so genannten<br />
Bügelbauten. Die Messdaten der Dachbinder wurden dazu<br />
mit einem 3D-Modell, welches die Sollgeometrie enthielt, überlagert.<br />
So konnten Verschiebungen, Stauchung, Torsion, Durchhang<br />
und auch die absolute Lage am Bildschirm überprüft und die<br />
Soll-Ist-Abstände an jeder beliebigen Stelle der Dachbinder<br />
ausgewiesen werden. Die Genauigkeit der Messung lag bei wenigen<br />
Millimetern, die festgestellten Differenzen im Zentimeterbereich.<br />
Weiterhin wurde aus den Ergebnissen des Scans<br />
der Rohbauhallengeometrie die Lichtraumprüfung für die Bahngleise<br />
abgeleitet.<br />
Die wichtigste Erfahrung aus diesem Projekt ist, dass sich die<br />
Scanergebnisse im Baubereich selten in einer standardisierbaren<br />
Form auswerten lassen, da sie zu komplex sind und die<br />
Auswertung auf die konkreten Probleme, die oftmals erst im<br />
praktischen Bauablauf auftreten, zugeschnitten werden muss.<br />
Ziel ist es deshalb, Planer und Bauingenieure von den Möglichkeiten<br />
dieses modernen Messverfahrens zu überzeugen,<br />
TECHNIK<br />
3<br />
427
TECHNIK<br />
428<br />
oben: Lehrter Bahnhof, Berlin, Punktwolke und Foto oben: Umspannwerk Crossen, Sachsen –<br />
Punktwolke Reflexfarben<br />
unten: Pharmazeutische Anlage –<br />
Energieversorgung der Anlage<br />
damit der Einsatz der Technologie von vornherein in den Bauablauf<br />
einbezogen und somit die technischen und wirtschaftlichen<br />
Vorzüge einer komplexen Bestandsdokumentation der<br />
interessierenden Bauzustände berücksichtigt werden können.<br />
ANWENDUNGEN IM ANLAGENBAU<br />
Das zweite Großprojekt für unser Scanteam war die Vermessung<br />
und anschließende 3D-Modellierung einer pharmazeutischen<br />
Anlage, die sich über mehrere Räume und Etagen sowie<br />
einen Außenbereich mit Rohstofftanks erstreckte.<br />
Nachdem innerhalb von zehn Tagen hunderte Punktwolken gescannt<br />
und verknüpft wurden, erfolgte die Ausarbeitung des<br />
Modells in 70 Manntagen. Im Ergebnis entstand ein dreidimensionales<br />
Modell der Anlage mit hohem Detailgrad, das<br />
alle vermessungs- und dokumentationstechnischen Anforderungen,<br />
auch im Hinblick auf die Weiterverwendung der Daten<br />
für ein CAFM-System durch den Betreiber dieser Anlage,<br />
erfüllte.<br />
Im Gegensatz zum Bauwesen lassen sich die zu liefernden Ergebnisse<br />
im Anlagenbau relativ gut standardisieren, da meistens<br />
ein 3D-Modell entsteht, das je nach Kostenrahmen einen<br />
unterschiedlich hohen Detailgrad aufweist.<br />
Aus dem Modell können bei Bedarf 2D-Extraktionen in Form<br />
von Schnitten in beliebiger Lage automatisch und in Echtzeit<br />
abgeleitet werden.<br />
3<br />
Der zweite große Vorteil ist die Möglichkeit zur 3D-Planung<br />
mit den Bestandsdaten. Innerhalb des Modells können nun<br />
bauliche Veränderungen geplant, Kollisionsprüfungen durchgeführt<br />
und Fertigungsskizzen für die neuen Bauteile hergestellt<br />
werden.<br />
Durch eine Firmenpartnerschaft wurde im Jahr 2005 ein weiteres<br />
neues Feld im Anlagenbau erschlossen: die Vermessung<br />
und Modellierung von Umspannwerken.<br />
Hauptgründe für den Einsatz eines Laserscanners sind hier die<br />
Möglichkeit der berührungslosen Messung (die Abschaltung<br />
derartiger Anlagen ist mit sehr hohen Kosten verbunden!) und<br />
die große Bedeutung der 3D-Rauminformationen, da sich die<br />
Logik der technischen Anlagen eines Umspannwerkes in zweidimensionalen<br />
Plänen schlecht bzw. gar nicht abbilden lässt.<br />
Die Erstellung eines 3D-Raummodells ist hierbei weniger aufwendig<br />
als bei komplexen Anlagen in der chemischen oder<br />
pharmazeutischen Industrie, da für die einzelnen technischen<br />
Bauteile ein »Baukasten« angelegt werden kann und somit nach<br />
einmaliger Modellierung der Bauteile nur noch die individuelle<br />
Einpassung in das Gesamtmodell erfolgen muss.<br />
NEUE TECHNOLOGIEN FÜR DIE ARCHITEKTUR<br />
Als Einsatzschwerpunkt hat sich in den vergangenen Jahren<br />
die schnelle Vermessung und Visualisierung stark gegliederter<br />
Fassaden entwickelt.<br />
oben: 3D-Modell – Isolatoren<br />
mitte: Gesamtansicht 3D-Modell<br />
unten: Steuermotor 3D-Modell<br />
TECHNIK<br />
3<br />
429
TECHNIK TECHNIK<br />
430<br />
oben: Schloss Bellevue, Berlin – Punktwolke oben: OpernCarrée, Berlin, Fassadenansicht –<br />
Punktwolke mit Linienzeichnung<br />
unten: Ausgrabung Campemoor, Niedersachsen<br />
Beispielhaft sollen hier die Ansichtspläne für die denkmalgeschützten<br />
Blockfassaden des am Bebelplatz in Berlin-Mitte<br />
gelegenen Gebäudeensembles OpernCarrée gezeigt werden.<br />
In den als Grundlage für die Denkmaldokumentation, Fassadensanierung<br />
und Geschossaufstockung beauftragten Ansichtsplänen<br />
sollte die komplette Ornamentik enthalten sein,<br />
die verwendeten Baumaterialien unterschieden werden und<br />
im Sockelbereich war sogar die exakte Darstellung jedes einzelnen<br />
Natursteinquaders gefordert.<br />
Die Scans für eine Fassade (ca. 100 m lang) dauerten 1,5 Tage.<br />
Dabei waren zur Eliminierung von Verschattungen immer mehrere<br />
Standpunkte, teilweise auf den Dächern der gegenüberliegenden<br />
Gebäude, notwendig. Die Auswertung dieser Daten<br />
erforderte aufgrund des benötigten hohen Detailgrades mehrere<br />
Wochen.<br />
Aus den dreidimensionalen Scandaten (Punktwolken) entstanden<br />
durch Nachzeichnen der Konturen auf virtuellen Zeichenoder<br />
Schnittebenen zweidimensionale Fassadenansichten.<br />
Weiterhin wurden aus den Messdaten die Außenkonturen der<br />
ebenfalls beauftragten Geschossgrundrisse und Vertikalschnitte<br />
abgeleitet.<br />
Eine zusätzliche Möglichkeit zur Visualisierung der Messdaten<br />
ist die Kombination von Scandaten und Linienzeichnung durch<br />
Überlagerung im (maßstäblichen) Plot. Bei Punktwolken mit<br />
Echtfarben hat der so erzeugte Plan die Qualität eines Messbildes<br />
oder Orthofotos mit eingetragener Bemaßung und teilweiser<br />
Vektorisierung.<br />
3<br />
Durch die Doppelbestimmung von Messwerten im Fassadenbereich<br />
einerseits durch Scanning und andererseits durch das<br />
herkömmlich tachymetrisch ausgeführte Grundrissaufmaß<br />
konnte die Einhaltung der geforderten Lage- und Höhengenauigkeit<br />
von ± 1 cm belegt werden.<br />
MÖGLICHKEITEN IN DER DENKMALPFLEGE<br />
Ganz aktuell ergab sich in den vergangenen Wochen die Gelegenheit,<br />
das Laserscansystem im Rahmen eines archäologischen<br />
Forschungsprojektes vorzustellen. In der Nähe von Osnabrück<br />
wurden unter dem Moor Überreste eines urzeitlichen Weges<br />
(ca. 2.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung) gefunden.<br />
Durch die Überdeckung mit Moor waren diese alten Holzreste<br />
konserviert und vor Verwitterung geschützt. Mit der Freilegung<br />
begann jedoch sofort der Zerfall, und zwar derart schnell, dass<br />
eine messtechnische Dokumentation dieser urzeitlichen Funde<br />
durch die Archäologen und Grabungshelfer in der herkömmlichen<br />
Form nicht möglich ist. Hier kommt ein weiterer Vorteil<br />
des Laserscannings zum Tragen: die komplexe Erfassung von<br />
Messobjekten in kürzester Zeit.<br />
Innerhalb eines Tages wurde der komplette Bestand der freigelegten<br />
urzeitlichen Überreste mit höchster Auflösung (2 bis<br />
3 mm Punktabstand) messtechnisch erfasst und kann nun, ohne<br />
jeden Zeitdruck, ausgewertet und kartiert werden. Auch hier<br />
kann durch die Hinterlegung der Punktwolken mit Echtfarben<br />
(Fotos) ein virtueller Spaziergang in die Vergangenheit stattfinden.<br />
oben und unten: Schloss Bellevue, Berlin –<br />
bei der Messung<br />
AUSBLICK<br />
Aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten für die Nutzung der<br />
beim Laserscanning gewonnenen Daten und Informationen<br />
markiert diese Technologie einen Meilenstein in der Entwicklung<br />
des Vermessungswesens. Es gilt der Grundsatz: »Einmal<br />
messen – mehrfach auswerten«. Mit den Scandaten der Außenhülle<br />
eines Gebäudes können beispielsweise Fassadenansichten<br />
gefertigt, die Außenlinien für die Geschossgrundrisse und<br />
Vertikalschnitte abgeleitet, Schadenskartierungen für die Fassaden<br />
angefertigt, denkmalgeschützte Details kartiert … und<br />
schließlich auch noch die vom Maler gestrichene Fassadenfläche<br />
zu Abrechnungszwecken berechnet werden.<br />
Für die optimale Nutzung der dreidimensionalen Daten ist eine<br />
durchgängige Kette von 3D-fähiger Mess-, Auswerte-, Planungs-<br />
und Anwendersoftware erforderlich. Die Erfahrung<br />
zeigt, dass trotz einer Vielzahl existierender 3D-Programme der<br />
Austausch über herkömmliche 3D-Schnittstellen in der Regel<br />
immer zu Informationsverlusten führt. Demzufolge wird auf<br />
Anwenderseite häufig auf die altbekannte zweidimensionale<br />
Aufbereitung von Plänen, Schnittzeichnungen und tabellarischen<br />
Einzelpunktauswertungen ausgewichen, bei denen jedoch<br />
die erweiterten Möglichkeiten des 3D-Datenbestandes<br />
im Wesentlichen ungenutzt bleiben und die wirtschaftlichen<br />
Vorteile nicht zum Tragen kommen.<br />
Deshalb ist es unser Hauptziel, mit den Anwendern<br />
in Architektur, Bauwesen, Anlagenbau und<br />
Denkmalschutz gemeinsam Komplettlösungen<br />
zu entwickeln, die die Möglichkeiten des 3D-<br />
rechts: Siegessäule, Berlin,<br />
Ansicht –<br />
Punktwolke in Echtfarben<br />
Laserscannings berücksichtigen,<br />
und auf dieser Grundlage<br />
neue Produkte zu<br />
kreieren.<br />
Dipl.-Ing. Jörg Biermann<br />
und<br />
Dipl.-Ing. Sebastian Heldt<br />
Am Friedrichshain 1<br />
10407 Berlin<br />
info@laserscanberlin.de<br />
3<br />
431
FORUM BERUFSRECHT IM FORUM<br />
Ausstellung<br />
Kartographie der Tropen<br />
432<br />
Der BDVI, der DVW, die AdV, Fachverbände, Verwaltungen und Organisationen – alle Berufskollegen bemühen<br />
sich seit Jahren, die Öffentlichkeit für den Beruf des Geodäten zu interessieren. Und dann kommt die größte<br />
Werbung doch ganz unverhofft von gänzlich anderer Seite. »Die Vermessung der Welt« kam und mit diesem<br />
Buch eine gewisse Grundneugier für den Vermessungsberuf. Ob diese Neugier der Grund für die Sonderausstellung<br />
»Vermessen – Kartographie der Tropen« im Ethnologischen Museum in Berlin war, bleibt ein Geheimnis. Vom<br />
20. Mai bis zum 27. August standen den interessierten Besuchern täglich die Türen offen.<br />
Die Ausstellung in der unmittelbaren Nähe der Freien Universität<br />
in Berlin-Dahlem thematisiert die Orientierung und<br />
räumliche Darstellung in den Tropen. »Kartographische Konzepte<br />
der Alten Welt werden außereuropäischen, in den Tropen<br />
entstandenen Raummodellen gegenübergestellt«, so wirbt das<br />
Faltblatt zur Ausstellung.<br />
Und tatsächlich sieht der Besucher auf den ersten Blick kaum<br />
eine vertraute Kartendarstellung. Alles gemahnt an Bilder und<br />
Zeichnungen aus vergangenen Tagen. Sozusagen als Titelfigur<br />
wurde der Interessierte von einem kleinen Männchen auf einem<br />
Wagen begrüßt. Selbst auf den zweiten Blick war nicht klar<br />
auszumachen, worum es sich bei diesem Exponat handelte.<br />
3<br />
Die entsprechende Tafel offenbarte Verblüffendes. Der Arm der<br />
Figur auf dem Wagen (Abbildung1) – im Museum wurde eine<br />
verkleinerte Nachbildung ausgestellt – zeigte, gewährleistet<br />
durch ein ausgeklügeltes System von Zahnrädern unterschiedlicher<br />
Größe, egal in welche Richtung der Wagen gezogen<br />
wurde, immer nach Süden. Wahrscheinliches Herstellungsdatum<br />
solcher der weithin sichtbaren Orientierung dienenden,<br />
streitwagengroßen Fuhrwerke war etwa das dritte Jahrhundert<br />
nach Christus.<br />
Die Ausstellung zeigte neben vielen historischen Vermessungsinstrumenten<br />
Karten und Bilder in atemberaubender<br />
Vielfalt. Ein Höhepunkt war die Kartendarstellung Afrikas von<br />
Sebastian Münster aus der Zeit nach 1498. Königreiche wurden<br />
durch Krone und Zepter dargestellt und ortstypische<br />
Gegebenheiten kurzerhand einskizziert. Im Bereich des heutigen<br />
Südafrika schienen Elefanten zu dominieren, weshalb an<br />
dieser Stelle der Karte ein Dickhäuter zu bewundern ist. Weiterhin<br />
sind große Baumvorkommen, Flüsse, Berge und – man<br />
staune – ein Stamm von Einäugigen verzeichnet.<br />
Die Stabkarten der Marshall-Inseln gaben nicht nur den Besuchern<br />
der Ausstellung Rätsel auf (Abbildung 2). Mit den<br />
Stabkarten gaben die Südsee-Indianer in ihrer schriftlosen Kultur<br />
geheimes, sehr individuelles Wissen von Generation zu Generation<br />
weiter. Für Uneingeweihte waren die Karten ohne die<br />
mündlichen Erläuterungen wertlos.<br />
Sehr viele Vorläufer heutiger Karten und verschiedenste Instrumente,<br />
wie etwa historische Geräte zur Erdbebenwarnung,<br />
waren in der Ausstellung zu besichtigen.<br />
Hochinteressant war auch die Zusammensetzung der Besucher.<br />
Für einen Sonnabendmorgen war das Museum außerordentlich<br />
gut besucht. Etwa 40 Gäste innerhalb einer Stunde, und das<br />
am Stadtrand von Berlin – manch andere Ausstellung träumt<br />
von diesen Quoten. Eine kleine FORUM-Umfrage unter den Besuchern<br />
ergab, dass tatsächlich etliche Damen und Herren von<br />
Daniel Kehlmanns Roman animiert worden waren, sich die Vermessung<br />
der Welt auch in musealer Form nahezubringen. Ein<br />
Teil der Menschen interessierte sich allgemein für historische<br />
Karten, und zwei der angesprochenen Besucherinnen studierten<br />
Geodäsie in Dresden.<br />
Fazit: Eine gelungene Ausstellung mit großer Außenwirkung.<br />
Gewiss hätte noch deutlicher eine Brücke in die heutige bzw.<br />
FORUM IM FORUM<br />
in die europäische Vermessungswelt geschlagen werden können<br />
und auch die Räume in ihrer ganzen Höhe, Breite und Fensterlosigkeit<br />
hätten hier und da eine Glühbirne mehr vertragen.<br />
Solange aber Menschen für Vermessung begeistert werden,<br />
sollte man nicht allzu kleinlich sein. Denn alles ist ausbaufähig.<br />
Und das sollte auch für die Zahl der richtigen<br />
Antworten auf die abschließende Frage der Umfrage gelten:<br />
»Wissen Sie, was ein ÖbVI ist?« Um das magere Resultat etwas<br />
zu vernebeln: Es waren auf jeden Fall mehr als null. Allerdings<br />
aber auch weniger als zwei. Wie schon gesagt: Alles ist ausbaufähig.<br />
Andreas Bandow, FORUM-Redaktion<br />
3<br />
433
FORUM FUNDUS<br />
434<br />
3<br />
Der Ingenieur ist der edelste Beruf,<br />
den es gibt.<br />
Abschrift aus dem Vorwort zum Vorlesungsskript<br />
»Werkstoffe der Elektrotechnik«<br />
(Prof. Fischer, Uni Dortmund, 1977)<br />
HAUKE PETERSEN<br />
VERKEHRSWERT-<br />
ERMITTLUNG VON<br />
IMMOBILIEN<br />
Praxisorientierte Bewertung<br />
Richard Boorberg Verlag GmbH & Co. KG<br />
360 Seiten,<br />
1. Auflage, 2005<br />
ISBN 3-415-03469-0,<br />
Preis 48,00 E<br />
Nein, das ist kein Buch für Wertermittler, die in ihren<br />
Gutachten die Wertermittlungsliteratur als Ersatz für<br />
eigenes Nachdenken bemühen. Auch nicht für Gutachter, die<br />
das Denken den gut gemeinten Wertermittlungsprogrammen<br />
überlassen. Petersen wendet sich an die Sachverständigen, die<br />
in jedem ihrer Gutachten mit dem zu ermittelnden Verkehrswert<br />
(Marktwert) ringen und die es wagen, sich einzugestehen,<br />
dass die Zusammenhänge zwischen Immobilienmarkt und<br />
Wertermittlung immer wieder neu gesucht und verstanden<br />
werden müssen.<br />
Das fängt schon bei der Verkehrswertdefinition an. Der Autor<br />
räumt in wenigen Sätzen mit der irrigen Annahme auf, der<br />
Verkehrswert sei gegenüber dem »market value« »der stabilere,<br />
vorsichtigere Wert«. Auch dem Verkehrswert liegen Preise für<br />
vergleichbare Objekte zugrunde, die in der Regel nach dem<br />
Prinzip des »highest bid«, des höchsten Angebots, zustande<br />
gekommen sind. Der Schlüssel liegt in »might reasonably be<br />
expected«. »Erwartet werden kann der Preis aus Vergleichsobjekten<br />
mit der höchsten Wahrscheinlichkeit, und das ist in der<br />
Normalverteilung der Mittelwert. Damit entspricht die angelsächsische<br />
Definition des »market value« der unseres Verkehrswertes.«<br />
Und so geht es weiter. Petersen räumt auf, stellt Fragen und<br />
legt sich an.<br />
Etwa wenn er die Definition des Liegenschaftszinses in § 11<br />
Abs. 1 WertV als »generell falsch« bezeichnet. Sie gelte nämlich<br />
nur im Rahmen des Rechenganges des Ertragswertverfahrens,<br />
dieses unterstelle aber – marktfern – Preiskonstanz<br />
sowie Steuerfreiheit einschließlich des Nichtvorhandenseins<br />
steuerlicher Abschreibung<br />
und volle Eigenkapitalfinanzierung.<br />
Wenn dagegen<br />
im Wirtschaftsleben von<br />
Verzinsung gesprochen<br />
werde, denke man immer an<br />
eine Verzinsung unter Einbeziehung<br />
aller Nebenaspekte.<br />
Ein Kapitel überschreibt der<br />
Autor wie einen Erlebnisbericht<br />
»Vom Reparaturstau«.<br />
Er geht darin der in der Praxis immer wieder neu zu beantwortenden<br />
Frage nach, ob im Zuge der Verkehrswertermittlung<br />
bei baulichen Defiziten die Reparaturkosten in voller oder reduzierter<br />
Höhe abgezogen werden müssen. Petersen beantwortet<br />
die Frage aus der Sicht des Marktes. Es sei unzulässig,<br />
von einem Marktbegriff (Verkehrswert) einen technischen Begriff<br />
(Reparaturstau) abzuziehen. Erst wenn man den kostenmäßigen<br />
Reparaturstau in einen Modernisierungs- und marktmäßigen<br />
Reparaturanteil aufteile, könne man sich dem Problem<br />
»marktgerecht« widmen. Dieser Klarstellung folgen lesenswerte<br />
Hinweise zur marktgerechten Berücksichtigung des<br />
Reparaturstaus.<br />
An anderer Stelle setzt sich der Autor für die Arbeitsfähigkeit<br />
und Unabhängigkeit der Gutachterausschüsse ein. Er kritisiert<br />
eine nachfragehemmende Gebührenpolitik in etlichen Gemeinden<br />
genauso wie politische Einflussnahme. »Das finanzielle<br />
Aushungern der Geschäftsstellen ist eine weitere Möglichkeit,<br />
die Ausschüsse zu schwächen.«<br />
Alle »Einlassungen« des Autors stehen auf einem guten Wissensfundament.<br />
Hauke Petersen ist ein erfahrener und nach<br />
30-jähriger Praxis auch ein renommierter Immobilienwertermittler.<br />
Aber vor allem ist Petersen Makler geblieben, mit dem<br />
Ohr am Immobilienmarkt (eine Fähigkeit, die vielen so genannten<br />
Sachverständigen eindeutig fehlt). Seine Erkenntnis: »Fehleinschätzungen<br />
des Grundstückes wurden bitter bestraft,<br />
richtige Prognosen aber auch belohnt.«<br />
Manche Rezensionen schließen mit dem anerkennend gemeinten<br />
Hinweis, dass das besprochene Buch in keiner Bibliothek<br />
fehlen sollte. Wir meinen schon. Das Buch ist nämlich so gut,<br />
dass der Sachverständige es durchaus ständig mit sich herumtragen<br />
und darin lesend die marktnahe Verkehrswertermittlung<br />
erforschen könnte.<br />
Walter Schwenk, Berlin<br />
BÜCHER<br />
3<br />
435
BÜCHER<br />
436<br />
CLAUS D. KERNIG<br />
UND MEHRET EUCH?<br />
Deutschland und die Weltbevölkerung<br />
im 21. Jahrhundert<br />
Verlag: Dietz, Bonn<br />
256 Seiten<br />
1. Auflage, August 2006<br />
ISBN 3-8012-0361-1<br />
Preis 19,90 E<br />
Ich möchte den Lesern des FORUM ein Taschenbuch der besonderen<br />
Art empfehlen. Es stammt aus der Feder von Prof.<br />
Claus D. Kernig. Der Autor ist in unseren Kreisen kein Unbekannter<br />
mehr. Hier sei an seinen Vortrag »Politik und Technologie<br />
– Kurzfristigkeit in langfristigen Prozessen« erinnert,<br />
den er 2004 auf der INTERGEO in Stuttgart gehalten hat. Auch<br />
auf der Mitgliederversammlung der Landesgruppe NRW in Haltern<br />
hatte Kernig begeisterte Zuhörer zur entsprechenden Thematik.<br />
Eine ausführliche Darstellung seiner Person, seiner Denkweise<br />
und seiner Einstellung zur Technik ist nachzulesen im<br />
FORUM 3/2004, S. 403 ff. Hier nun die Vorstellung seines<br />
neuesten Werkes.<br />
3<br />
KERNIG IST WIEDER DA.<br />
»Und mehret euch?« heißt der Titel des neuen Buches von Claus<br />
D. Kernig, wobei er das Zitat aus der Bibel mit Fragezeichen<br />
versieht und den Untertitel hinzufügt: »Deutschland und die<br />
Weltbevölkerung im 21. Jahrhundert«.<br />
Über die Bundesrepublik erfährt man nicht nur Aufregendes<br />
zur Bevölkerungsentwicklung, die derzeit viel diskutiert wird.<br />
Die Rückschau macht auch klar, dass einige liebgewordene<br />
Denkmuster nicht mehr so ganz stimmen, wenn man sie aus<br />
heutiger Perspektive sieht. So kommt das viel gepriesene<br />
deutsche Wirtschaftswunder nicht mehr so rühmlich davon,<br />
wenn man vergleicht, wie andere Nationen, speziell die USA,<br />
damals bereits mit Computern und Weltraumforschung beschäftigt<br />
waren, während wir noch Hochöfen bauten und Steinkohle<br />
subventionierten, also mehr restaurierten als modernisierten.<br />
Als völlig verfehlt beurteilt Kernig die Einwanderungsabsperrung<br />
der letzten drei Jahrzehnte in Deutschland. Sie hat<br />
Fremde bei uns mehr isoliert statt integriert und einen Nach-<br />
frage- und Wachstumseffekt<br />
verschenkt. Das kehrt<br />
der Vergleich mit den USA<br />
drastisch heraus, die von<br />
der Einwanderung nach wie<br />
vor profitieren. Kernig räumt<br />
auch mit dem Argument<br />
auf, die Altenbelastung würde<br />
bei uns durch Jugendentlastung<br />
aufgefangen.<br />
Sollen nämlich noch weniger<br />
Nachwachsende noch<br />
größere Lasten übernehmen,<br />
müssten sie so unvergleichlich gut ausgebildet und so<br />
riesengroß mit Kapital ausgestattet werden, dass ihre Produktivität<br />
alles übersteigt, was wir bisher kennen. Können wir das<br />
leisten und wer soll das bezahlen?<br />
Der Spaziergang durch den ersten Teil des Buches, mit »Entwicklungen«<br />
bezeichnet, fällt leicht, weil Kernigs hervorragende<br />
Grafiken – der Band ist mit 70 Abbildungen farbig illustriert<br />
– leicht durch den Stoff hindurchtragen. Inhaltlich<br />
hat man es freilich mit Atemberaubendem zu tun. Die EU-Osterweiterung<br />
war ein Altersheimanbau. An Putins Rohstoffexport-Russland<br />
läuft die Weltgeschichte vorbei. Afrikas<br />
Bootsflüchtlinge werden verständlich. Der Lobpreis Chinas als<br />
des Mirakels der Zukunft wird eingeschränkt. Indiens Perspektiven<br />
wirken eher düster als weltmachttauglich. Die USA<br />
bleiben trotz irritierender Politik die ökonomisch-technische<br />
Führungsmacht.<br />
Nicht nur, dass die Kontinente mit ihren wichtigsten Nationen<br />
inspiziert werden und dabei Daten preisgeben, die einem das<br />
Fürchten lehren, wenn man erkennen muss, mit welcher Unerbittlichkeit<br />
sich die Schere zwischen Bevölkerungszahlen und<br />
Ressourcen (Nahrung, Wasser, Wohnung), zwischen Jungen<br />
und Alten, zwischen ländlicher und metropolisierender Bevölkerung<br />
und zwischen Armen und Reichen überall öffnet.<br />
Horrend ist vor allem, dass Kernig aufzeigt, wie vom Westen<br />
aus eine seit Jahrzehnten zwar wohlmeinend gedachte, dennoch<br />
aber mit einem Bumerang-Effekt ausgestattete Entwicklungspolitik<br />
betrieben wurde: Der westliche Export von<br />
Gesundheit und Bildung führte weltweit zu höherer Lebenserwartung<br />
und besseren Qualifikationen, brachte aber für die<br />
Entwicklungsländer keine angemessene Steigerung der Lebenshaltung<br />
in Relation zu diesen Fortschritten mit sich, zeitigte<br />
eher mehr Kosten statt Nutzen. Und die Weltorganisationen<br />
lernen nichts daraus!<br />
Ein besonderes Kapitel ist der Metropolisierung in der Dritten<br />
Welt gewidmet, die durch ungeheure Land-Stadt-Wanderungen<br />
derzeit der uns vertrauten Weltkarte ein völlig anderes<br />
Aussehen verschafft. Die Metropolen finden sich massiert in<br />
den Entwicklungs- und Anschlussländern. Interessant, dass<br />
Kernig bei diesem Thema die Ideen von Hernando de Soto aufgreift,<br />
der die These vertritt, dass eine Würdigung des Kleinbesitzes<br />
der Armen und Unterprivilegierten durch Vermessung<br />
ihrer Grundstücke einen kapitalistischen Aufschwung auslösen<br />
könnte, da man deren Besitz dann beleihen und mit Kleinkrediten<br />
ausstatten könnte, was die Dritte Welt mit einem Schlag<br />
enorm voranbringen müsste und die Armen aus der Schattenwirtschaft<br />
herausbringen könnte.<br />
Das sind notabene bedenkenswerte Ansatzpunkte für alle Vermessungs-<br />
und Liegenschaftsspezialisten. Es lohnt sich, darüber<br />
nachzudenken, ob nicht die Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure<br />
zusammen mit dem europäischen Kleinbanken- und<br />
vor allem dem deutschen Sparkassensystem ein Pilotprojekt<br />
starten sollten, das ein Trendsetter für Modernisierung und<br />
Sanierung werden könnte.<br />
In einem zweiten Teil seines Buches bringt Kernig die »Folgerungen«<br />
aus den aufgezeigten Entwicklungen. Politisch hochbrisant<br />
kehrt er bei seiner Analyse der Lage im Nahen Osten<br />
die unkorrigierbar verfehlte Politik der Weltmacht USA ebenso<br />
heraus wie die inselartige, delikate demographische Situation<br />
Israels in einem Ozean muslimischer Umwelt. Dass er daneben<br />
aber auch mit dem Thema »peak oil« den letzten Stand<br />
der Einsichten von Erdölgeologen referiert und die Erschöpfung<br />
der wichtigsten Energieressource quälend deutlich einsichtig<br />
macht, dürfte deshalb ein besonderes Verdienst seines<br />
Buches darstellen, weil er damit die Alarmglocke läutet, dass<br />
Energiekrise und Vergreisungskrise der westlichen Welt aller<br />
Wahrscheinlichkeit nach auf einen Schlag fällig werden, d. h.<br />
zeitlich zusammenfallen. Man wünschte sich ein Begreifen<br />
dieser Kalamitäten von Seiten der Politik. Ihr gibt der Autor<br />
allerdings keine guten Noten. Längere Lebenserwartung scheint<br />
besonders in diesem Bereich auch mit höherer Langlebigkeit<br />
von Vorurteilen, sprich dem längeren Beharren auf eingefahrenen<br />
Ideologie- und Politikkonzepten, in eins zu gehen.<br />
Lösungspotenziale spricht er nur den Techniken der Globalisierung<br />
zu. Dazu müssten diese freilich auch in rechter Weise<br />
begriffen werden, nämlich nicht als Gigantomanie und Überallpräsenz<br />
von Grossunternehmen, Fastfood- und Warenhausketten,<br />
sondern als die gebotene Möglichkeit der Vernetzung<br />
aller mit allen zu einer Chancenwahrnehmung, die mittels der<br />
Kommunikations- und Informationssysteme die Hürden überspringt,<br />
die ihr durch stupide Politik dauernd in den Weg gestellt<br />
werden.<br />
Insgesamt also eine Lektüre, die sich lohnt und dem Leser aufs<br />
herzlichste empfohlen sei:<br />
Dr. Hubertus Brauer, Ratingen<br />
BÜCHER<br />
2<br />
437
BÜCHER<br />
438<br />
Nachruf<br />
CLARE CLARK<br />
DER VERMESSER<br />
Roman<br />
Verlag: Hoffmann und Campe<br />
ISBN (13) 978-3-455-00864-7<br />
413 Seiten<br />
2. Auflage, 2005<br />
Preis 19,95 E, 9,95 E (Taschenbuch)<br />
Eine Geschichte von Mord und Verderben unter den Straßen<br />
des alten London. Es ist die Zeit des Krimkrieges. Ein Kriegsveteran,<br />
William May, Vermesser und Ingenieur, muss sich in<br />
seiner Heimatstadt London nach den Schrecken des Krieges<br />
neu orientieren. Eine Anstellung bei der Kanalbaubehörde<br />
hilft ihm dabei. »Feste Gewohnheiten, Zuverlässigkeit, Disziplin,<br />
Systematik beim Lösen von Problemen.<br />
Ausgeglichenheit und Gesetzestreue.« So ist seine Selbsteinschätzung<br />
für sich und seinen Beruf (Schöne Beschreibung für<br />
unsere Berufsethik). Das uralte Abwassersystem Londons bedarf<br />
einer Erneuerung. Diese Aufgabe dient dem Vermesser als<br />
Der Bund der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure trauert um<br />
HERRN DIPL.-ING.<br />
PAUL-JOSEF MOSCH<br />
ÖFFENTLICH BESTELLTER VERMESSUNGSINGENIEUR IN KLEVE<br />
* 10. SEPTEMBER 1944 † 14. JULI 2006<br />
Wir betrauern den viel zu frühen Tod unseres Kollegen zutiefst und werden<br />
ihm ein ehrendes Andenken bewahren.<br />
Dr.-Ing. Hubertus Brauer<br />
Vorsitzender der BDVI-Landesgruppe<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
3<br />
Vorwand, in die geheimnisvolle<br />
Unterwelt einzutauchen<br />
und dort ein dunkles Geheimnis<br />
zu pflegen.<br />
Seine Unbestechlichkeit und<br />
sein autoaggressives Verhalten<br />
geben anderen die Gelegenheit,<br />
den rätselhaften Ingenieur<br />
auszuschalten, weil<br />
er den korrupten Machenschaften<br />
im Weg steht. Als im<br />
Kanallabyrinth ein Mord geschieht,<br />
gerät als Erster der Vermesser unter Verdacht (Wer<br />
sonst?). In den Fängen der Justiz durchläuft der Vermesser alle<br />
Stadien der damaligen Untersuchungshaft, angekettet auf<br />
einem Gefängnisschiff, vergessen von der Zivilisation. Nur einer<br />
kann ihm helfen: der Rattenfänger aus dem Labyrinth.<br />
Wie geht die Geschichte aus?<br />
Lesen Sie selbst – ein Roman, nicht um das Vermessungswesen,<br />
sondern um historische und authentische Ereignisse des<br />
damaligen (ca. 1855) London.<br />
Dr. Hubertus Brauer, Ratingen<br />
Nachruf<br />
Der Bund der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure trauert um<br />
HERRN DIPL.-ING.<br />
HANSJÖRG ORB<br />
ÖFFENTLICH BESTELLTER VERMESSUNGSINGENIEUR I. R. IN HAGEN<br />
* 17. OKTOBER 1928 † 7. MAI 2006<br />
Die Landesgruppe NRW verliert mit Herrn Orb einen tüchtigen und<br />
hochgeschätzten Kollegen.<br />
In ehrendem Andenken<br />
Dr.-Ing. Hubertus Brauer<br />
Vorsitzender der BDVI-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen<br />
WOLFGANG KLEIBER<br />
WERTR 06<br />
- Wertermittlungsrichtlinien 2006 -<br />
Sammlung amtlicher Texte zur Ermittlung<br />
des Verkehrswerts von Grundstücken mit<br />
Normalherstellungskosten – NHK 2000<br />
Bundesanzeiger-Verlag<br />
ISBN 978-3-89817-523-9<br />
468 Seiten<br />
9. Auflage, 2006<br />
Preis: 52,00 E (inkl. CD)<br />
Die 9. Auflage des Buches »WertR« enthält schwerpunktmäßig<br />
die Neufassung der Wertermittlungsrichtlinien 2006.<br />
Außerdem sind umfangreiche amtliche Texte zur Ermittlung<br />
des Verkehrswerts von Grundstücken mit Normalherstellungskosten<br />
enthalten sowie weitere Regelwerke.<br />
Eine kurze Einführung verdeutlicht den Begriff des Verkehrswerts<br />
als Marktwert nach BauGB 2004 und stellt die Wertermittlungsverfahren<br />
der WertV und das Residualverfahren dar.<br />
Dem Text der WertR 2006 werden deren Entwicklungsgeschichte<br />
und die Neuerungen der Fassung 2006 vorausgestellt:<br />
• Der 1. Teil der WertR ist nur in wenigen Punkten und im Übrigen<br />
redaktionell geändert worden. Die Ausführungen zu den<br />
Rechten und Belastungen wurden erweitert und auf die<br />
neuen Beispiele bezogen.<br />
• Der 2. Teil der WertR über die Verkehrswertermittlung von<br />
Rechten und Belastungen von Grundstücken wurde neu gefasst.<br />
Insbesondere die Ausführungen<br />
zur Verkehrswertermittlung<br />
von Erbbaurechten<br />
und Erbbaugrundstücken und<br />
die dazu vorgestellten Beispiele<br />
wurden neu bearbeitet. Dabei<br />
wurde auch das Vergleichswertverfahren<br />
eingeführt, wozu es<br />
aber weitgehend noch der Ableitung<br />
entsprechender Marktanpassungsfaktoren<br />
bedarf. Bei<br />
Anwendung finanzmathematischer<br />
Methoden soll zukünftig<br />
der nutzungstypische Liegenschaftszinsherangezogen<br />
werden, sofern nicht<br />
der jeweilige Markt etwas anderes ergibt. Bei der Ermittlung<br />
des Bodenwertanteils des Erbbaurechts ist vom erschließungsbeitragsfreien<br />
Bodenwert auszugehen, unabhängig<br />
davon, wer die Erschließungskosten gezahlt hat; eine Begründung<br />
dazu wurde nicht angegeben. Bei der Ermittlung<br />
des Werts von Wohnrechten und Nießbrauch, soweit sie an<br />
das Leben des Berechtigten gebunden sind, ist der Leibrentenbarwertfaktor<br />
des Statistischen Bundesamtes heranzuziehen.<br />
(Die amtliche Fassung der WertR 06 erfolgte am<br />
10. Juni 2006 (BAnz. Nr. 108a), einschließlich der Berichtigung<br />
vom 1. Juli 2006 (BAnz. Nr. 121, S. 4798). Die Bekanntmachung<br />
lag zur Drucklegung des Buches noch nicht vor.)<br />
Das Buch enthält außerdem die Texte folgender bundesministerieller<br />
Richtlinien:<br />
• Waldwertrichtlinien vom 12. Juli 2000<br />
• Entschädigungsrichtlinien Landwirtschaft<br />
vom 28. Juli 1978<br />
• Hinweise zur Ermittlung der Entschädigungen<br />
für die Beeinträchtigungen von gemeinschaftlichen<br />
Jagdbezirken vom 7. Juni 2001<br />
• Ziergehölzhinweise 2000 vom 20. März 2000<br />
Die Textsammlung wird noch ergänzt durch:<br />
• Auszug des BauGB 2004 (§§ 192 bis 199) vom<br />
23. September 2004, zuletzt geändert am 21. Juni 2005<br />
• Baunutzungsverordnung vom 23. Januar 1990,<br />
zuletzt geändert am 24. April 1993<br />
• Zweite Berechnungsverordnung vom 17. Oktober 1957,<br />
zuletzt geändert am 25. November 2003 (ohne Anlage 2)<br />
• Wohnflächenverordnung vom 25. November 2003<br />
• Betriebskostenverordnung vom 25. November 2003<br />
• Auszug aus der Honorarordnung für Architekten und<br />
Ingenieure (§§ 33 bis 43) vom 4. März 1991, zuletzt<br />
geändert am 16. November 2001<br />
• Justizvergütungs- und -entschädigungsgesetz vom<br />
5. Mai 2004, zuletzt geändert am 22. März 2005<br />
(ohne Anlage 2)<br />
• Auszug aus dem Investmentgesetz (§§ 66 bis 77) vom<br />
15. Dezember 2003, zuletzt geändert am 22. Juni 2005<br />
Außerdem sind im Buch die DIN-Normen 276 (Juni 1993),<br />
277 (1973/87 und 2005), 277 Teil 2, 283 (1962) und MF-G gifC<br />
(2004) sowie einige weitere Regelwerke enthalten.<br />
Die Materialsammlung bringt die einschlägigen Vorschriften<br />
auf den jeweils vermerkten aktuellen Stand und ist somit eine<br />
wichtige Hilfe für alle mit der Wertermittlung von Grundstücken<br />
befassten Berufsgruppen.<br />
Hans-Joachim Sandmann, Bonn<br />
BÜCHER<br />
3<br />
439
FORUM FUTURA<br />
ACHTUNG<br />
TERMIN-<br />
ÄNDERUNG!<br />
ACHTUNG<br />
TERMIN-<br />
ÄNDERUNG!<br />
440<br />
■ BI-BILDUNGSINSTITUT – Seminarkalender 2006<br />
17.10.2006 Köln<br />
Dauer:<br />
5,5 Zeitstunden<br />
(10:00 bis 16:30 Uhr)<br />
23.10.2006 Köln/<br />
25.10.2006 Leipzig/<br />
30.10.2006 Mellendorf<br />
Dauer:<br />
5,5 Zeitstunden<br />
(10:00 bis 16:30 Uhr)<br />
2.11.2006 Köln/<br />
9.11.2006 Mellendorf/<br />
14.11.2006 Leipzig<br />
Dauer:<br />
5,5 Zeitstunden<br />
(10:00 bis 16:30 Uhr)<br />
6.11.2006 Köln<br />
Dauer:<br />
5,5 Zeitstunden<br />
(9:30 bis 16:30 Uhr)<br />
7.11.2006 Köln<br />
Dauer:<br />
3,5 Zeitstunden<br />
(15:00 bis 18:30 Uhr)<br />
3.11.2006 Hannover<br />
Dauer:<br />
5,5 Zeitstunden<br />
(9:00 bis 15:00 Uhr)<br />
24.11.2006 Koblenz<br />
Dauer:<br />
5,5 Zeitstunden<br />
(9:00 bis 16:30 Uhr)<br />
3<br />
DIE SOZIETÄT DER ÖFFENTLICH BESTELLTEN<br />
VERMESSUNGSINGENIEURE<br />
Das Seminar behandelt die berufs- und gesellschaftsrechtlichen<br />
Überlegungen der Vertragsschließenden,<br />
die gesetzlichen Regelungen zur Sozietät sowie davon<br />
abweichende vertragliche Regelungen.<br />
DER LEISTUNGSBESCHEID DES ÖBVI UND SEINE<br />
BEHANDLUNG IM VERWALTUNGSVERFAHREN UND<br />
IM VERWALTUNGSGERICHTLICHEN VERFAHREN<br />
Das Seminar behandelt formelle und materielle Anforderungen<br />
an den Leistungsbescheid, die wesentlichen<br />
Fragen des Widerspruchsverfahrens sowie das Verfahren<br />
vor dem Verwaltungsgericht.<br />
DIE ZWANGSVOLLSTRECKUNG DES ÖBVI<br />
WEGEN VERGÜTUNGSFORDERUNGEN<br />
Das Seminar behandelt die Möglichkeiten der Zwangsvollstreckung<br />
des ÖbVI wegen seiner privatrechtlichen<br />
und öffentlich-rechtlichen Vergütungsforderungen.<br />
ERTRAGSWERTVERFAHREN FÜR FORTGESCHRITTENE<br />
Die korrekte Anwendung des Ertragswertverfahrens setzt<br />
die genaue Kenntnis von Art und Einfluss der unterschiedlichen<br />
Eingangsgrößen voraus. Es wird daher zunächst<br />
das erforderliche Grundlagenwissen vertieft, bevor im<br />
Anschluss auf Besonderheiten eingegangen wird.<br />
AKQUISITION UND KOMMUNIKATION IM<br />
VERMESSUNGSBÜRO – CRASHKURS MARKETING<br />
Sie müssen etwas verkaufen, das es noch nicht gibt, denn<br />
beim Abschluss des Vertrages ist die geschuldete Leistung<br />
(für den Auftraggeber) nur ein Versprechen.<br />
BAUMÄNGEL – URSACHEN, UNTERSUCHUNG,<br />
BESEITIGUNG, BEWERTUNG<br />
Baupraxis und die aktuellen Änderungen im BGB bzw. der<br />
VOB sowie der Rechtsprechung bedingen eine besondere<br />
Bedeutung der Begutachtung von Mängeln am Bau. Das<br />
Aufgabenspektrum für Begutachtungen ist somit umfangreicher,<br />
aber auch risikoreicher geworden.<br />
PRAXISWORKSHOP ZUR<br />
VERKEHRSWERTERMITTLUNG<br />
Der Praxisworkshop bietet die Möglichkeit, unter fachkompetenter<br />
Moderation Gutachten unter die Lupe zu nehmen<br />
und auf ihre Verbesserungsfähigkeit hin zu prüfen.<br />
Referent:<br />
Dr. Holthausen<br />
Referent:<br />
Dr. Holthausen<br />
Referent:<br />
Dr. Holthausen<br />
Referent:<br />
Dipl.-Ing.<br />
W. Glunz<br />
Referent:<br />
Dr. Dietmar<br />
Goldammer<br />
Referenten:<br />
Prof. Dr.-Ing.<br />
Dr. rer. pol.<br />
Thomas<br />
Wedemeier<br />
Referent:<br />
Dipl.-Ing.<br />
W. Glunz/N. N.<br />
Teilnehmergebühren:<br />
150,– E<br />
Teilnehmergebühren:<br />
150,– E<br />
Teilnehmergebühren:<br />
150,– E<br />
Teilnehmergebühren:<br />
150,– E<br />
Teilnehmergebühren:<br />
100,– E<br />
Teilnehmergebühren:<br />
150,– E<br />
Teilnehmerzahl:<br />
max. 20<br />
Teilnehmergebühren:<br />
200,– E<br />
ACHTUNG<br />
TERMIN-<br />
ÄNDERUNG!<br />
■ BI-BILDUNGSINSTITUT<br />
23.11.2006 Mellendorf/<br />
28.11.2006 Leipzig/<br />
30.11.2006 Köln<br />
Dauer:<br />
5,5 Zeitstunden<br />
(10:00 bis 16:30 Uhr)<br />
5.12.2006 Köln/<br />
7.12.2006 Mellendorf/<br />
12.12.2006 Leipzig<br />
Dauer:<br />
5,5 Zeitstunden<br />
(10:00 bis 16:30 Uhr)<br />
FACHBEZOGENE SEMINARE / MESSEN / TAGUNGEN<br />
4. bis 5.<br />
Oktober 2006<br />
Darmstadt<br />
26. Oktober 2006<br />
Darmstadt<br />
9. November 2006<br />
Karlsruhe<br />
15. bis 16.<br />
November 2006<br />
Mainz<br />
DAS GERICHTSGUTACHTEN DES ÖFFENTLICH<br />
BESTELLTEN VERMESSUNGSINGENIEURS<br />
Das Seminar behandelt die wesentlichen Schritte von<br />
der Beauftragung des Gutachters über die Erstellung des<br />
Gutachtens bis zu seiner Abrechnung.<br />
Die Teilnehmer erhalten eine Arbeitsunterlage.<br />
Institut für Kommunale Geoinformationssysteme e. V.<br />
»BASISWISSEN GIS FÜR EINSTEIGER UND FORTGESCHRITTENE«<br />
Technische Universität Darmstadt<br />
Geodätisches Kolloquium<br />
»METROLOGIE IM MODERNEN MASCHINENBAU –<br />
CHANCEN DER INGENIEURVERMESSUNG«<br />
Prof. Dr.-Ing. Maria Hennes<br />
Referent:<br />
Dr. Holthausen<br />
DIE BETRIEBSBEDINGTE KÜNDIGUNG<br />
Referent:<br />
Das Seminar behandelt als Vertiefung der Seminare »Ar- Dr. Holthausen<br />
beitsrecht« und »Die Beendigung des Arbeitsverhältnisses«,<br />
die Einzelheiten der Kündigung aus betriebsbedingten<br />
Gründen unter besonderer Berücksichtigung des gerichtlichen<br />
Kündigungsschutzverfahrens über diese Kündigung.<br />
Die Teilnehmer erhalten eine Arbeitsunterlage.<br />
Universität Karlsruhe (TH)<br />
Geodätisches Kolloquium<br />
»GEODATEN ON DEMAND – DER LANDESBETRIEB VERMESSUNG<br />
ALS MODERNER DIENSTLEISTER«<br />
Dipl.-Ing. Andreas Schleyer, Ltd., Vermessungsdirektor<br />
Kommission für Geoinformationswirtschaft des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und Technologie (GIW-Kommission)<br />
KONGRESS »GEOBUSINESS 2006«<br />
Teilnehmergebühren:<br />
150,– E<br />
Teilnehmergebühren:<br />
150,– E<br />
Unsere Kontaktdaten: BDVI Bildungsinstitut, ddp, Gabriele Grundner<br />
Herderstraße 62 • 40882 Ratingen • Fon 02102/588693 • Fax 02102/588694 • E-Mail gabriele.grundner@arcor.de<br />
Diese Seminare werden bei der Ingenieurkammer-Bau zur Anerkennung von Fortbildungsmaßnahmen<br />
gemäß § 3 Abs. 2 Fort- und Weiterbildungsordnung eingereicht.<br />
GEOINFORMATION<br />
Fon 06151/16 21 47<br />
Fax 06151/16 40 47<br />
E-Mail ikgis@geod.<br />
tu-darmstadt.de<br />
www.ikgis.de<br />
Fon 06151/16 21 47<br />
www.gi.verm.tudarmstadt.de<br />
Fon 0721/608 23 05<br />
www.gik.unikarlsruhe.de/geodaetischeskolloquium.html<br />
Fon 0511/643 30 00<br />
E-Mail kontakt<br />
@geobusiness.org oder<br />
j.reichling@bgr.de<br />
www.geoinformationswirtschaft.de<br />
FORUM FUTURA<br />
3<br />
441
FORUM FUTURA<br />
442<br />
FACHBEZOGENE SEMINARE / MESSEN / TAGUNGEN<br />
GEOINFORMATION<br />
7. Dezember 2006<br />
Karlsruhe<br />
18. Januar 2007<br />
Aachen<br />
BODENORDNUNG / STADTUMBAU / WERTERMITTLUNG<br />
9. bis 10.<br />
Oktober 2006<br />
Dessau<br />
12. bis 13.<br />
Oktober 2006<br />
Leipzig<br />
21. Oktober 2006<br />
Hannover<br />
6. November 2006<br />
Berlin<br />
9. November 2006<br />
Düsseldorf<br />
Wintersemester<br />
2006/2007<br />
Kaiserslautern<br />
3<br />
Universität Karlsruhe (TH)<br />
Geodätisches Kolloquium<br />
»3D-VISUALISIERUNG VON GEODATEN:<br />
PSEUDO UND ECHT, HART UND WEICH«<br />
Prof. Dr.-Ing. Manfred Buchroithner,<br />
Institut für Kartographie (TU Dresden)<br />
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen<br />
Geodätisches Kolloquium<br />
»MEHRSKALIGES MONITORING VON INGENIEURBAUWERKEN«<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Niemeier,<br />
Technische Universität Braunschweig<br />
Deutsches Institut für Urbanistik<br />
STADT DER ZUKUNFT: »KOMMUNAL MOBIL«<br />
Kompetenzzentrum Stadtumbau und<br />
Stadterneuerung (komstadt)<br />
Leipzig-Akademie<br />
»STADTUMBAU UND STADTERNEUERUNG, ERREICHTES UND AUSBLICK«<br />
Bundesverband öffentlich bestellter und<br />
vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger e. V.<br />
BVS-WERTERMITTLUNGSWERKSTATT<br />
Vorstellung von Gutachten aus der Praxis,<br />
Erfahrungsaustausch, Diskussion<br />
Bundesverband für Wohneigentum und Stadtentwicklung e. V.<br />
»NACH DEM STADTUMBAU IST VOR DEM STADTUMBAU?!«<br />
Institut für Städtebau und Wohnungswesen (isw) in<br />
Kooperation mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund und<br />
dem Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen<br />
»AKTUELLE ENTWICKLUNGEN DES STÄDTEBAURECHTS«<br />
Fachhochschule Kaiserslautern<br />
Berufsbegleitendes Studium an der Technischen Akademie Südwest<br />
»GRUNDSTÜCKSBEWERTUNG«<br />
Fon 0721/608 23 05<br />
www.gik.unikarlsruhe.de/geodaetischeskolloquium.html<br />
Fon 0241/80-95300<br />
Fax 0241/80-92142<br />
E-Mail info<br />
@gia.rwth-aachen.de<br />
www.gia.rwthaachen.de<br />
Fon 030/390 01-241<br />
E-Mail winklerheinrich@difu.de<br />
www.difu.de<br />
Fon 0341/477 21 08<br />
Fax 0341/477 21 06<br />
E-Mail info<br />
@komstadt-leipzig.eu<br />
www.komstadtleipzig.eu<br />
Fon 030/25 59 38-0<br />
Fax 030/25 59 38-14<br />
E-Mail info@bvs-ev.de<br />
www.bvs-ev.de/<br />
content/it,94eb9013<br />
b994eba0,0,1.html<br />
Fax 0228/725 99 18<br />
E-Mail<br />
seminare@vdw.de<br />
www.vhw.de<br />
Fon 089/54 27 06-0<br />
Fax 089/54 27 06-23<br />
E-Mail office@isw.de<br />
www.isw.de<br />
Fon 0631/372 47 20<br />
E-Mail tas@fh-kl.de<br />
www.tas-kl.de<br />
ACHTUNG<br />
TERMIN-<br />
ÄNDERUNG!<br />
WEITERE FACHVERANSTALTUNGEN<br />
14. November 2006<br />
Bochum<br />
15. November 2006<br />
Hannover<br />
Fachhochschule Bochum – Fortbildungsveranstaltung<br />
»EINSTIEGS- UND REFRESHKURS AUSGLEICHUNGSRECHNUNG«<br />
Landesvermessung und<br />
Geobasisinformation Niedersachsen<br />
»SAPOS-ANWENDERTREFFEN«<br />
SONSTIGE SEMINARE / MESSEN / TAGUNGEN<br />
10. bis 12.<br />
Oktober 2006<br />
München<br />
Parallel dazu:<br />
8. bis 13. Oktober 2006<br />
München<br />
Außerdem:<br />
11. Oktober 2006<br />
München<br />
Fon 0234/321 05 18<br />
Fax 0234/321 05 42<br />
E-Mail hans.froehlich<br />
@fh-bochum.de<br />
www.fh-bochum.de/<br />
fb5/personal/froehlich/<br />
fortbildung.html<br />
Fon 0511/646 09-222<br />
E-Mail sapos-hotline<br />
@lgn.niedersachsen.de<br />
www.lgn.<br />
niedersachsen.de<br />
INTERGEO 2006 E-Mail<br />
info@hinte-messe.de<br />
www.intergeo.de<br />
XIII. INTERNATIONALER FIG-KONGRESS www.fig2006.de<br />
DAS BDVI-FORUM – »CHANCEN DES FREIEN BERUFS IN EUROPA« www.bdvi.de<br />
Moderator: Dr.-Ing. Hubertus Brauer<br />
16:00 – 16:25 Das neue Kataster in Norwegen<br />
Leiv Bjarte Miøs, President of the Norwegian<br />
Surveyor Association (NJKF)<br />
16:25 – 16:50 Surveying profession in Poland – history and current problems<br />
Prof. Dr. habil. Kazimierz Czarnecki, President of the<br />
Association of Polish Surveyors<br />
16:50 – 17:10 Das Urkundenarchiv der österreichischen Ziviltechniker<br />
Dipl.-Ing. Hans Polly, Obmann der Bundesfachgruppe<br />
Vermessungswesen der Bundeskammer für Architekten<br />
und Ingenieurkonsulenten Zivilgeometer Österreich<br />
17:10 – 17:30 Situation und Chancen des freien Berufes in Bayern<br />
Dipl.-Ing. Thomas Fernkorn, Präsident des Ingenieurverbandes<br />
für Geoinformation und Vermessung in Bayern e. V. (IGVB)<br />
FORUM FUTURA<br />
3<br />
443
FORUM FUTURA<br />
444<br />
SONSTIGE SEMINARE / MESSEN / TAGUNGEN<br />
23. bis 25.<br />
Oktober 2006<br />
24. Oktober 2006<br />
14:00 – 15:00<br />
München<br />
23. bis 25.<br />
Oktober 2006<br />
Leipzig<br />
23. bis 24.<br />
November 2006<br />
Lüneburg<br />
27. bis 28.<br />
November 2006<br />
19. bis 20. März 2007<br />
29. bis 30. Mai 2007<br />
Rostock<br />
Die BDVI-Bundesgeschäftsstelle in Berlin bietet<br />
einem/-er einsatz- und kontaktfreudigen, flexiblen<br />
Vermessungsassessor/-in<br />
TRAINEESTELLE<br />
3<br />
EXPO REAL 2006 – 8. Internationale Fachmesse für Gewerbeimmobilien<br />
BDVI-Podiumsdiskussion:<br />
Dynamisierung positiver Entwicklungsprozesse im Stadtumbau<br />
Moderator: Jens Friedemann (Redakteur FAZ)<br />
Diskussionsteilnehmer:<br />
Jürgen Dressler – Stadtentwicklungsdezernent, Duisburg<br />
Sultana Gruber – Verantwortliche für Produktökologie,<br />
Bank Austria Creditanstalt, Wien<br />
Ulrich Homa – Geschäftsführer,<br />
Institut für Baulandconsulting und Stadtumbau (ibs), Bonn<br />
Franz Lucien Mörsdorf – Geschäftsführer,<br />
aurelis Real Estate GmbH & Co KG, Eschborn<br />
Dr. Harald Müller – Geschäftsführer,<br />
Hessische Landgesellschaft mbH (HLG), Kassel<br />
Dr. Walter Schwenk – ÖbVI, Berlin<br />
EUREGIA 2006<br />
Standort- und Regionalentwicklung in Europa<br />
Internationale Fachmesse und Kongress zur Raumentwicklung<br />
CREPS Forschungszentrum für Unternehmertum,<br />
Freie Berufe und Ökonomie kleiner und mittlerer Unternehmen<br />
NEUE ANSÄTZE DER MITTELSTANDSFORSCHUNG<br />
Konferenz<br />
Zentrum für Graphische Datenverarbeitung e. V.<br />
PROJEKTPRÄSENTATION UND SELBSTDARSTELLUNG<br />
Seminar<br />
Die Stelle ist ab dem 1. Nov. 2006 zu besetzen und auf 1 Jahr befristet.<br />
Das Traineeprogramm dient der Sensibilisierung von Vermessungsassessoren<br />
für das berufspolitische Wirken und die Tätigkeitsbereiche des<br />
Berufsverbandes der ÖbVI und gibt einen ersten Einblick in die alltäglichen<br />
Verbandsabläufe.<br />
Ihr Aufgabengebiet beinhaltet:<br />
E-Mail<br />
info@exporeal.de<br />
www.exporeal.de<br />
Die Unterstützung des Präsidiums und der Geschäftsstellenleitung in<br />
sämtlichen täglich anfallenden Aufgaben, insbesondere:<br />
• Inhaltliche Begleitung der BDVI-Gremien und -Kommissionen<br />
• Mitwirkung bei der inhaltlichen Gestaltung und Umsetzung<br />
diverser Initiativen des BDVI<br />
• Mitwirkung bei der Erstellung von Stellungnahmen und Synopsen<br />
• Internet- und Presserecherchen<br />
• Inhaltliche Zuarbeit für diverse Verbandspublikationen<br />
• Telefonische und postalische Mitgliederbetreuung, allgemeine<br />
Büroarbeiten, Datenpflege<br />
Ihre Bewerbungen richten Sie bitte per Post an den BDVI e. V., Luisenstraße 46, 10117 Berlin oder per Mail an info@BDVI.de.<br />
Fon 030/20 61 32 50<br />
E-Mail u.lange<br />
@leipziger-messe.de<br />
www.euregia-leipzig.de<br />
Fon 04131/78-20 51<br />
E-Mail ffb@unilueneburg.dewww.unilueneburg.de/creps<br />
Fon 0381/40 24-150<br />
E-Mail<br />
info@rostock.zgdv.de<br />
www.dvw.de oder<br />
www.zgdv.de<br />
JOBBÖRSE<br />
ANGEBOTE<br />
PLZ-Bereich 7<br />
• 5738 A ÖbVI-Büro sucht Nachfolger mit Neigung zum freien Berufsstand und<br />
Zulassungsvoraussetzung in Ba-Wü, PLZ 74. Nach 6-monatiger Partnerschaft ist<br />
die Überleitung des Büros angedacht.<br />
PLZ-Bereich 0<br />
• 5739 A Vermessungsassessor (mit Zulassungsvoraussetzungen zum ÖbVI) für<br />
ÖbVI-Büro in Sachsen gesucht. Das Büro liegt unmittelbar am Stadtrand von<br />
Dresden. Nach entsprechender Einarbeitungszeit soll die Übernahme des Büros<br />
erfolgen.<br />
PLZ-Bereich 4/5<br />
• 5741 A ÖbVI (NRW) sucht Assessor für sein gut eingeführtes Büro mittlerer Größe.<br />
Vorgesehen ist eine Sozietät mit baldiger Übernahme des Büros. Die Anerkennungszeit<br />
sollte nach Möglichkeit abgeschlossen sein.<br />
• 5742 A ÖbVI sucht aus Altersgründen eine(n) Vermessungsassessor(in) mit Anerkennungsjahr<br />
als Nachfolger(in) für sein Büro im Raum Köln.<br />
ANZEIGENAUFTRAG<br />
Rückfragen richten Sie bitte an: Frau Wolkowa 030/240 83 83<br />
Absender<br />
Name<br />
Straße<br />
PLZ / Ort<br />
Telefon / Fax<br />
E-Mail<br />
Weitere Jobangebote und -gesuche finden Sie auf der BDVI-Homepage unter www.bdvi.de im Bereich »Service«.<br />
Datum / Unterschrift<br />
Zahlungsform<br />
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GESUCHE<br />
PLZ-Bereich 9<br />
• 5557 Dipl.-Ing. (FH), 30 J., mit Inspektorenlaufbahn, sucht ab sofort Tätigkeit<br />
bei ÖbVI oder Ing.-Büro; 4-jährige Berufserfahrung in der Kataster- und Ingenieurvermessung<br />
bei ÖbVI / Behörde (Innen- und Außendienst) vorhanden;<br />
anwendungsbereite Kenntnisse GEO8, KAVDI, GEOgraf, CADdy, LEICA Tachymeter+GPS.<br />
PLZ-Bereich bw<br />
• 5558 Verm.-Ass. (27 J.), Ref. NRW, gute Examina, sucht Anerkennungsjahr mit<br />
Perspektive. Fundierte Kenntnisse in Bodenordnung, Wertermittlung. Projekterfahrung<br />
GIS. Weiterentwicklung in einem dieser Bereiche wird angestrebt. Kenntnisse<br />
in Auto/GeoCAD, GEOgraf, SupportGIS, ArcInfo, Oracle8i, MS-Office. Verfügbar<br />
bundesweit und ab sofort. Tel.: 0173/448 69 41.<br />
• 5559 Dipl.-Ing (FH), 34, mit Inspektorenlaufbahn, sucht ab 11/06 neue Tätigkeit,<br />
Berufserfahrung im Innen-/Außendienst, Interessenschwerpunkte: Liegenschaftskataster,<br />
Bodenordnung, Wertermittlung, Bau-/Planungsrecht, Kenntnisse<br />
in GEOgraf, CADdy, KIVID, Leica Tachymeter+GPS; Tel.: 0175/109 03 08.<br />
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BDVI, »FORUM-Jobbörse«, Luisenstraße 46, 10117 Berlin<br />
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FORUM FUTURA<br />
3<br />
445
BDVI-KONGRESS 2006<br />
446<br />
_ JÜRGEN MERSCHMEIER –<br />
DER NEUE »POLITISCHE ARM«<br />
DES BDVI<br />
Einen »politischen Arm« haben seit Mai dieses Jahres<br />
Präsidium, Hauptvorstand und Bundesgeschäftsstelle<br />
des BDVI. Dadurch soll die Überzeugungskraft des BDVI<br />
gegenüber dem Bundestag und seinen Fraktionen, der<br />
Bundesregierung, den politischen Parteien und – wo er-<br />
forderlich – auch gegenüber den politischen Entschei-<br />
dungsträgern in den Bundes-<br />
ländern verstärkt werden.<br />
Die zuständigen Gremien des BDVI<br />
haben sich vertraglich der Erfahrung<br />
und der Unterstützung eines<br />
hauptberuflichen Lobbyisten versichert,<br />
der die politischen Positionen<br />
unseres Bundes gemeinsam<br />
mit der Führung des BDVI<br />
diskutieren, formulieren und gegenüber<br />
der Politik vertreten soll.<br />
Seit Mai heißt der »politische<br />
Arm« des BDVI Jürgen Merschmeier.<br />
Den Teilnehmern der Mitgliederversammlung<br />
im Juni in<br />
Bad Homburg konnte er sich bereits<br />
vorstellen. Hier einige Informationen zu seiner Person und<br />
seinen Aufgaben:<br />
Merschmeier ist gelernter Journalist und weiß, wie die Medien<br />
»ticken«. Er hat in der Politik gearbeitet, u. a. als Sprecher der<br />
CDU-Bundespartei von 1985 bis zum »berühmten« Bremer<br />
CDU-Parteitag von 1989. Und er hat einige Jahre lang in der<br />
deutschen Spitze einer internationalen Kommunikations- und<br />
Strategieberatungsagentur gearbeitet.<br />
Seit 1995 ist Jürgen Merschmeier – zunächst in Bonn, dann,<br />
nach dem Umzug von Parlament und Teilen der Regierung, in<br />
Berlin – mit seinem »Büro für Politik und Kommunikation« freier<br />
und selbstständiger Berater. Deswegen kennt er – wichtig auch<br />
für seine Arbeit für den BDVI – die Probleme und Sorgen der<br />
freien Berufe aus eigener Erfahrung.<br />
Vor allem aber weiß er, wie Politik »funktioniert«. Und er hat<br />
in den Jahren seiner journalistischen und politischen Tätigkeit<br />
am Rhein und an der Spree in alle politischen Lager Verbindungen<br />
– über Parteigrenzen hinweg – aufgebaut, die er nun auch<br />
für den BDVI nutzen und einsetzen kann.<br />
Als »politischer Arm« des BDVI ist er Lobbyist für den Verband<br />
und seine Mitglieder.<br />
Und Lobbying ist für ihn nichts Anrüchiges, sondern Lobbying –<br />
so Merschmeiers Definition – ist »darauf gerichtet, politische<br />
Entscheidungsträger von der Richtigkeit bestimmter ideeller,<br />
wirtschaftlicher, administrativer oder gesetzgeberischer Maßnahmen<br />
zu überzeugen. Insoweit handelt es sich um die legitime<br />
Vermittlung von Informationen und die Darstellung von<br />
Zusammenhängen mit dem Ziel, für spezifische Vorhaben und<br />
Interessen Mehrheiten im ( demokratischen) Willensbildungsprozess<br />
zu erzielen.«<br />
Dabei sind für Merschmeier Wahrheit, Klarheit und Ehrlichkeit<br />
oberste Richtschnur seiner Arbeit, und er hält sich auch daran.<br />
Deswegen gilt er auch – wie der renommierte Journalist Hajo<br />
Schumacher in einer Publikation der Bundeszentrale für Politische<br />
Bildung geschrieben hat – als »durchaus seriöser Vertreter<br />
des Lobbygewerbes …, der sich vehement gegen alle Hinterzimmer-Verdächtigungen<br />
wandte und Transparenz zum<br />
obersten Prinzip erklärte«.<br />
(Nähere Informationen über Jürgen Merschmeier und zum Thema<br />
Lobbying unter www.polikomm.de.)<br />
_ UMFRAGE<br />
Bürokratieabbau<br />
Herzenswunsch<br />
Mittels einer Umfrage unter 4.001 deutschen Mittelständlern<br />
suchte die Commerzbank AG im Rahmen ihrer<br />
Initiative »UnternehmerPerspektiven« Antworten auf die<br />
Frage, was den Mittelstand derzeit bewegt. Nachgefragt<br />
wurden u. a. die wichtigsten wirtschaftlichen Herausforderungen<br />
der nächsten Jahre, Strategien und Risiken.<br />
Weit vorne auf der »Wunschliste« rangierten die Ausbildung<br />
und Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter, die Reduzierung<br />
betrieblicher Kosten sowie die kritische Überprüfung<br />
der eigenen Angebotspalette. Die Studie zeigt<br />
auf, dass in den letzten fünf Jahren nur unzureichende<br />
Erfolge bei der Lösung dieser und anderer Aufgaben<br />
verzeichnet werden konnten. Gerade kleinere Unternehmen<br />
sehen große Schwierigkeiten bei der Regelung der<br />
Unternehmensnachfolge oder etwa der Kapitalbeschaffung.<br />
Außerdem stehen Bürokratieabbau, Senkung der<br />
Lohnnebenkosten sowie Erleichterungen bei den Möglichkeiten<br />
der betrieblichen Kündigung auf der Prioritätenliste<br />
ganz oben. Die Hauptaufgabe des Staates sei<br />
es, bürokratische Hemmnisse abzubauen und die Bildungssituation<br />
zügig zu verbessern. Trotz alledem: Die Mehrzahl<br />
der Mittelständler versteht sich nicht als Opfer widriger<br />
Verhältnisse. 80 % der Befragten sehen das Schicksal ihres<br />
Unternehmens fest in ihrer Hand. Weitere Informationen<br />
unter www.unternehmerperspektiven.de.<br />
Quelle: Wirtschaft & Markt, Mai 2006, S. 42, »Weniger Bürokratie<br />
gewünscht«, Matthias Salm<br />
_ COTTBUS<br />
13. Brandenburger Geodätentag<br />
Die 13. gemeinsame Fachtagung der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure<br />
und der Vermessungsverwaltung des Landes<br />
Brandenburg fand in diesem Jahr am 1. und 2. September<br />
2006 anlässlich der 850-Jahr-Feier in Cottbus statt.<br />
Schwerpunkt war die Diskussion des geplanten neuen Geoinformations-<br />
und Vermessungsgesetzes des Landes. Zum Tagungsprogramm<br />
gehörten weitere vielseitige und aktuelle Themen rund<br />
um das amtliche Vermessungswesen wie z. B. Qualitätsverbesserungen<br />
im Liegenschaftskataster, Verflechtung von Geobasisdaten<br />
und Geofachdaten und aktuelle Entwicklungen des Bauordnungsrechtes.<br />
Besondere Programmpunkte waren der einleitende<br />
Vortrag des brandenburgischen Europaabgeordneten Norbert<br />
Gante zur EU-Erweiterung und Vorträge über das polnische<br />
Facility Management – oder<br />
kurz FM – ist als Schlagwort aus<br />
geodätischer Akquise nicht mehr<br />
wegzudenken. Doch es geht um<br />
mehr als nur um Innenaufmaß.<br />
Das FM-Verständnis der Kunden<br />
(FM = Einrichtungssteuerung)<br />
begründet das unterschiedliche<br />
Herangehen an<br />
das strategische Immobilienmanagement.<br />
Ein Teil der Unternehmen sieht<br />
den Immobilienbesitz als Produktionsfaktor<br />
an, ein kleinerer<br />
Part betrachtet Immobilien als<br />
strategische Ressource. Dr. Karin<br />
Albert, Geschäftsführerin der<br />
Bauakademie Gesellschaft für<br />
Entwicklung und Bildung mbH<br />
Berlin, stellt fest, dass FM weit<br />
über die traditionelle Gebäudebewirtschaftung<br />
und -verwaltung<br />
hinausgehe. FM sei ein<br />
Instrument zum Management einer<br />
Immobilie in deren gesamter<br />
Lebens- und Nutzungsphase. FM<br />
sei eine Disziplin, die die Produktivität<br />
der Unternehmen stützt<br />
und dazu beiträgt, Geschäftsziele<br />
zu verwirklichen – Unternehmer<br />
können sich mit Hilfe von FM auf<br />
das eigentliche Kerngeschäft konzentrieren.<br />
So hat der Berliner<br />
Senat das Management landeseigener<br />
Gebäude an einen privaten<br />
Dienstleister übergeben und<br />
somit im letzten Jahr ca. zehn<br />
Millionen Euro an Gebäudekosten<br />
und Mietausgaben eingespart.<br />
Für ein erfolgreiches Arbeiten<br />
im FM sind neben den technischen<br />
und kaufmännischen<br />
Gesichtspunkten Kenntnisse der<br />
infrastrukturellen Anforderungen<br />
eines Immobilienbestandes<br />
sowie Kenntnisse über zentrale<br />
Dienste (Hausmeister, Sicherheitsdienst<br />
usw.) unabdingbar.<br />
Ein neues Betätigungsfeld für<br />
ÖbVI?<br />
Quelle: Immobilien Vermieten<br />
06/2006, S. 24, »Facility Management<br />
im Fokus«, Bettina Kieke<br />
Vermessungswesen, nahmen in diesem Jahr doch erstmalig polnische<br />
Gäste am kleinen Geodätentag teil. Die hochrangige polnische<br />
Delegation wurde vom Präsidenten des polnischen Hauptamtes<br />
für Geodäsie und Kartographie Jerzy Albin geleitet. Zu ihr<br />
gehörten neben weiteren Mitarbeitern des Hauptamtes auch<br />
Vertreter aus der Woiwodschaft Lebus. Die Anwesenheit der polnischen<br />
Kollegen wurde am Rande der Fachtagung für bilaterale<br />
Gespräche über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im<br />
Bereich des Vermessungswesens sowie über den gegenseitigen<br />
Austausch von Geobasisdaten der Grenzregion genutzt.<br />
BDVI-Landesgruppenvorsitzender Wolfgang Schultz und LGB-<br />
Präsident Heinrich Tilly konnten zum Abschluss, wie in den Jahren<br />
zuvor, auf eine gelungene Veranstaltung zurückblicken.<br />
311<br />
3 1<br />
MOSAIK<br />
_ MEHR ALS GEBÄUDEWIRTSCHAFT<br />
Facility Management<br />
447
MOSAIK MOSAIK<br />
448<br />
_ IT-ENTWICKLUNG<br />
Digitale Signatur<br />
Adobe hat als Werkzeug für die PDF-Dokumente<br />
als plattform- und betriebssystemunabhängiges<br />
Datenformat die Signaturen massentauglich<br />
gemacht. In Zusammenarbeit mit dem Adobe-<br />
Partner OPENLIMIT SignCubes werden Signaturprodukte<br />
zur Verfügung gestellt, die nach weltweit<br />
gültigen Kriterien zertifiziert und dem<br />
deutschen Signaturgesetz bestätigt wurden.<br />
Nutzer können somit PDF-Dateien generieren und<br />
mit den entsprechenden Komponenten von OPEN-<br />
LIMIT SignCubes rechtsgültig signieren. Als Hardware<br />
sind nur eine Signaturkarte und ein Kartenlesegerät<br />
erforderlich. Die Software unterstützt<br />
alle gängigen Kartentypen und Lesegeräte, was das<br />
Anfertigen von Zeitstempeln und Attributzertifikaten<br />
ermöglicht. Auf diese Weise lassen sich beliebige<br />
Dokumenttypen mit einem Gültigkeitszeitraum<br />
von fünf Jahren signieren. Weitere Informationen<br />
unter<br />
www.adobe.com/de/security/digsig.html.<br />
Quelle: Kommunal Direkt, September/Oktober 2006,<br />
S. 10, »Signaturen und Sicherheiten«<br />
_ FREIBERUFLICHE DIENSTLEISTUNGEN<br />
Raum für weitere Reformen<br />
Die Zeitschrift des Bundesverbandes<br />
der Freien Berufe »der freie<br />
beruf« interviewte in der Ausgabe<br />
7-8/2006 Herrn Dr. Jan Christian<br />
Ehler MdEP. Ehler ist im Wirtschafts-<br />
und Währungsausschuss<br />
des Europäischen Parlaments zuständiger<br />
Berichterstatter für den<br />
aktuellen Initiativbericht »Freiberufliche<br />
Dienstleistungen – Raum für<br />
weitere Reformen«.<br />
Gleich zu Beginn des Gesprächs<br />
stellte Ehler heraus, dass seiner Meinung<br />
nach die Sonderstellung des<br />
freien Berufs unstrittig ist und dies<br />
auch in Zukunft bleiben wird. Gleichzeitig<br />
mahnte er Bereitschaft und<br />
Veränderungswillen an: »Es darf<br />
keine Verweigerungshaltung gegen<br />
Veränderungen geben. Die Sonderstellung<br />
des freien Berufs darf nicht<br />
zum Reformtabu umgedeutet werden.«<br />
Dass dies jedoch auch seine<br />
Grenzen hat, macht er deutlich: »Die<br />
3<br />
_ CEBIT 2006<br />
Kleiner Helfer<br />
Kommission will die Mitgliedstaaten<br />
zu weit reichenden Reformen verpflichten.<br />
Ganz konkret kritisiert die<br />
Kommission jegliche Preisvorgabe.<br />
Das ist ein tief greifender Einschnitt<br />
in unser bisheriges System.«<br />
Zu den Themen Werbeverbot und<br />
Beschränkungen der Kooperationsmöglichkeiten<br />
führte der Europaparlamentarier<br />
Folgendes aus: »Die<br />
Verbraucher und der Mittelstand<br />
werden davon profitieren, wenn Barrieren<br />
im Bereich der Kooperationsmöglichkeiten<br />
abgeschafft werden<br />
und mehr Möglichkeiten für Wachstum<br />
und stärkere Dienstleistungsorientierung<br />
geschaffen werden.«<br />
Weiterhin sehe er die »berufsethischen<br />
Normen durch eine Kooperation<br />
verschiedener Freiberufler auch<br />
nicht gefährdet«.<br />
Quelle: der freie beruf 7-8/2006,<br />
S. 19 f.<br />
Das Fraunhofer-Institut für Sichere<br />
Informationstechnik (SIT) stellte auf<br />
der diesjährigen CeBIT ein Werkzeug<br />
für das sichere Passwort-Management<br />
vor. Der Bedarf für dieses Tool<br />
ergibt sich aus der Fülle der Passwörter,<br />
die sich ein Computernutzer<br />
heutzutage merken muss.<br />
Viele Anwender notieren sich ihre<br />
Zugangscodes auf Zetteln, nehmen<br />
leicht zu erratende Schlüsselwörter,<br />
wie z. B. den Namen des Hundes o. Ä.<br />
oder verwenden immer ein und dasselbe<br />
Passwort. Diese Sicherheitsrisiken<br />
sollen mit dem »Password-<br />
Sitter« ausgeschaltet werden. Das<br />
Gerät ist webbasiert und lässt sich per<br />
Browser über Inter- und Intranet geräteunabhängig<br />
nutzen. Die Passwörter<br />
werden nirgendwo gespeichert,<br />
sondern nach Bedarf aus verschiedenen<br />
Informationen neu berechnet.<br />
Die Unternehmenssicherheit kann gesteigert<br />
werden, da der »Password-<br />
Sitter« besonders starke Passwörter<br />
nach verschiedenen Sicherheitsstufen<br />
erstellen kann. Mit einem Masterpasswort<br />
kann man somit sämtliche Zugangsdaten<br />
mit sich führen und läuft<br />
nicht Gefahr, wichtige Notizzettel<br />
zu verlieren. Weitere Informationen<br />
unter www.passwordsitter.de.<br />
Quelle: WirtschaftsBild 08/2006, S.14, »Geheimnisträger<br />
für Internet und Büro«<br />
_ FREIER BERUF<br />
Bürokostenvergleich<br />
Der Verband Beratender Ingenieure hat die Ergebnisse<br />
der Bürokostenanalyse 2005 vorgelegt. In die<br />
Auswertung flossen Angaben von rund 400 Unternehmen<br />
ein. Auf den ersten Blick erkennt man<br />
einen Aufwärtstrend bei den Planungsbüros, der<br />
jedoch die logische Konsequenz des Tiefpunktes<br />
in der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der<br />
Branche im Jahre 2004 ist.<br />
Einige Zahlen im Einzelnen: 3,24 Angebote gibt ein<br />
Büro durchschnittlich ab, bevor es zur Auftragserteilung<br />
kommt. Der Auftragsbestand beträgt 5,49<br />
Monate und hat sich gegenüber dem Vorjahr verbessert.<br />
Bei den Büroausgaben dominieren mit 80 %<br />
nach wie vor die Personalkosten. 17 % der Bürokosten<br />
werden für Leistungen Dritter aufgewendet<br />
und das Durchschnittsalter der Mitarbeiter beträgt<br />
41 Jahre.<br />
Quelle: der freie beruf 7-8/2006, S. 23, »Bürokostenvergleich:<br />
Lage der Planungsbüros stabilisiert sich«
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