Contura – Herbst/Winter 2013/14
Das Magazin der Rhätischen Bahn
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aus denen der Schanfigger Schlitten gebaut wird. Das besondere Merkmal<br />
von Kavis Schlitten: Sie kommen ganz ohne Metallverstrebungen und fast<br />
ohne Schrauben aus. «Alles, wo hebe muess, isch gstämmt», erklärt Kavi<br />
im Schanfigger Dialekt. Das bedeutet, dass die Längsleisten durch die Löcher<br />
in den Querleisten hindurch geführt werden <strong>–</strong> oder eben im Fachjargon:<br />
die Zapfen werden durch die Schlitze gestemmt.<br />
Sogar Eros Ramazotti Dadurch ist der Schlitten besonders stabil: «Da lottert<br />
gar nichts. So ein Schlitten hält 20 bis 25 Jahre»,<br />
hat einen echten<br />
sagt der Schreiner. Spezielles Augenmerk legen Kavi<br />
Schanfigger Schlitten. und seine Mitarbeitenden auch auf die zwei Kufen: Sie<br />
werden in einem Stück in die richtige Form gebogen,<br />
dann erst in zwei Teile geschnitten. So wird sichergestellt, dass die beiden<br />
Kufen sich nicht unterschiedlich verbiegen und absolut identisch sind <strong>–</strong><br />
nur so bleibt der Schlitten perfekt in der Spur. Ist das Holzgefährt fertig zusammengebaut,<br />
wird bei der Endkontrolle nochmals geprüft, ob die Kufen<br />
ganz flach am Boden aufliegen <strong>–</strong> erst dann wird der rostfreie Chromstahl<br />
angebracht, der für eine schnelle Fahrt sorgt. Die Sorgfalt lohnt sich: Bei<br />
den Schlittenrennen im Tal sind die Fahrer mit Kavis Schlitten jedenfalls regelmässig<br />
ganz vorne mit dabei. Doch nicht nur viele Schanfigger besitzen<br />
einen Schlitten aus Kavis Schreinerei, auch viele Unterländer, Berner und<br />
Basler − und sogar Eros Ramazotti hat einen echten Schanfigger Schlitten.<br />
Qualitätsarbeit ist eben tatsächlich die beste Reklame.<br />
Nicht nur Schweizer, sondern Einheimischer<br />
Diesen Erfolg als Schreiner hat sich Kavithas Jeyabalan Stück für Stück aufgebaut.<br />
Im Dorf und im Tal kennen und schätzen ihn alle <strong>–</strong> ein Beispiel<br />
gelungener Integration, das fast wie ein Märchen klingt. Doch dahinter<br />
stecken Fleiss und harte Arbeit: Als Kavi vor bald 30 Jahren in die Schweiz<br />
flüchtete, sprach er kein Wort Deutsch <strong>–</strong> geschweige denn Bündnerdialekt.<br />
«Die fremde Sprache war, abgesehen vom kalten Klima, definitiv das<br />
Schwierigste. Irgendwann stellte sich die Frage: Kehre ich zurück nach<br />
Sri Lanka oder bleibe ich in der Schweiz? Ich hatte einen Job hier <strong>–</strong> und<br />
dann lernte ich Vreni, meine jetzige Frau kennen. Also entschied ich mich<br />
zu bleiben.» Und von da an setzte er alles daran, die hiesige Sprache zu<br />
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