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46 Neue Medien<br />

»Vorstufe« und Gemeindeblätter<br />

Anzeigensatz und Leitstand<br />

Die »Vorstufe« ist die größte technische Abteilung –Neue Aufgabengebiete<br />

Gautschen<br />

Wenn junge Menschen ihre Ausbildung<br />

abgeschlossen haben, wenn sie ihren Gesellenbrief<br />

oder Kaufmannsgehilfenbrief in der Tasche<br />

haben, dann ist das nach drei Jahren harter<br />

Lehrzeit allemal ein Grund, um zu feiern, sich<br />

zu freuen und frohgemut indie Zukunft zu<br />

schauen. Jenach Berufsstand gibt es allerlei<br />

Zeremonien, die mit der Freisprechung, also<br />

dem feierlichen Abschluss der Ausbildungszeit,<br />

einhergehen. Eine der traditionsreichsten<br />

Veranstaltungen dieser Art ist das Gautschen.<br />

Das ist ein bis ins 16. Jahrhundert rückverfolgbarer<br />

Buchdruckerbrauch, bei dem der Lehrling<br />

nach bestandener Abschlussprüfung in einer<br />

Bütte untergetaucht und/oder auf einen nassen<br />

Schwamm gesetzt wird. Inseiner ursprünglichen<br />

Bedeutung bezeichnet der Begriff<br />

»Gautschen« den ersten Entwässerungsschritt<br />

nach dem Schöpfen des Papiers, das Ablegen<br />

des frisch geschöpften Papierbogens vom Sieb<br />

auf eine Filzunterlage.<br />

Zur Gautschzeremonie eine Beschreibung aus<br />

dem 17. Jahrhundert: »Wolan esmuß das<br />

groben Schwein/Mit sonderm Fleiß behobelt<br />

seyn/Knecht/Hilff mir lustig machen.« Und<br />

nachdem bereits einiger Schabernack getrieben<br />

worden war: »Nun ist er heraus der böse Zahn/<br />

Gib die Pommad her mein Compan/Den Bart<br />

ihn anzustreichen: Auf daß dem schönen<br />

Jungfern-Knecht Ein jeder mög ansehen recht/<br />

Die Hund ihn auch beseichen.«<br />

Zu einem Gautschakt gehören neben dem<br />

Gäutschling (auch »Kornut« genannt) der<br />

Gautschmeister, der erste und zweite Packer<br />

sowie der Schwammhalter. Meist gibt esnoch<br />

eine unterschiedliche Zahl an Zeugen oder<br />

mehrere Packer, die auch auf dem Gautschbrief<br />

ihre Anwesenheit durch Unterschrift bekunden.<br />

Nass geht es auch heute noch zu, wenn gegautscht<br />

wird. Aber nicht nur der Täufling wird<br />

nass, sondern oft auch die Packer, Zuschauer<br />

und Ehrengäutschlinge, welche vorher nichts<br />

von ihrem »Glück« wissen.<br />

Dem Lehrling wird nicht mitgeteilt, wann genau<br />

er gegautscht wird. Gelingt esihm nämlich, den<br />

Packern und somit dem Gautschen zu entfliehen,<br />

muss er das Gautschfest nicht selber<br />

bezahlen. Auf den Ruf des Gautschmeisters<br />

»Packt an!« wird der Jünger gefasst, ineine mit<br />

Wasser gefüllte Bütte oder, wenn die Beteiligten<br />

es weniger drastisch gestalten wollen, auf einen<br />

mit Wasser durchtränkten Schwamm gesetzt.<br />

Bei manchen Druckereien wird zur Taufe ein in<br />

der Nähe des Betriebes liegender Brunnen<br />

herangezogen. Jedenfalls muss zumindest dafür<br />

gesorgt werden, dass das Hinterteil gehörig<br />

angefeuchtet wird. Daaber der Jünger sich oft<br />

tapfer wehrt, um sich schlägt und beißt, gelingt<br />

das Anpacken oft nicht immer auf den ersten<br />

Angriff. Jemehr er sich wehrt, desto mehr wird<br />

er auch noch von oben herab begossen, sodass<br />

der Jünger amganzen Körper pudelnass wird.<br />

Gelegentlich wird das Gautschen als symbolische<br />

Maßnahme betrachtet, um angeblich die<br />

schlechten Gewohnheiten aus der Lehrzeit<br />

abzuwaschen.<br />

Rasanter<br />

Wandel<br />

in der Technik<br />

Im Haus nennt man die Abteilung<br />

»Vorstufe«, dahinter verbergen sich<br />

aber gleich mehrere kleine Produktionsbereiche:<br />

Anzeigenerfassung, der<br />

Anzeigensatz und -umbruch, die<br />

Fremddaten(-Übertragung) und noch<br />

ganz jung als Folge des neuen Anzeigen-<br />

und Vertriebssystems die Abteilung<br />

Leitstand, die für die Blattplanung<br />

– auch Aufriss der Zeitung<br />

genannt – verantwortlich ist. Hier<br />

wird der Umfang der Zeitungen festgelegt,<br />

die Anzeigen werden platziert<br />

und die Produktionsseiten werden<br />

dem Redaktionsystem zugeführt. Am<br />

Leitstand beschäftigt sind drei Mitarbeiter.<br />

Da ist zunächst Jens Conrad,<br />

zugleich Teamleiter der gesamten Abteilung.Erist<br />

alsoauchfür denBereich<br />

Satz zuständig. Seit 1990 ist erMitarbeiter<br />

der MDV. Sein Stellvertreter ist<br />

Michael Schnabel, der seit 1986 bei der<br />

Vom Schriftsetzer<br />

zum modernen<br />

Mediengestalter<br />

MDV beschäftigt ist. Mit zum Team<br />

Leitstand gehört auch Bettina Schneider,<br />

die seit 1988 beim Verlag arbeitet.<br />

In der Abteilung haben fast alle Mitarbeiter<br />

den Beruf des Schriftsetzers erlernt,<br />

der später durch den heutigen<br />

Lehrberuf Mediengestalter abgelöst<br />

wurde. Nicht nur die Berufsbezeichnung<br />

hat sich geändert, auch die Technik,<br />

mit der die Mitarbeiter umgehen<br />

müssen, ist eine ganz andere geworden.<br />

Einige der Mitarbeiter der Abteilung<br />

kennen noch das alte Bleisatzverfahren.<br />

Seit vielen Jahren wird die<br />

Arbeit allerdings am Bildschirm erledigt.<br />

Der rasante Fortschritt in der<br />

Technik erforderte von den Mitarbeitern<br />

die Bereitschaft zur Fort- und<br />

Weiterbildung.<br />

Der Wandel ist auf den beiden Fotos<br />

gut erkennbar, wobei Bettina Schneider<br />

und Carsten Mank, die auf der<br />

oberen Aufnahme zusehen sind, natürlich<br />

nicht mehr mit der alten Bleisetzmaschine<br />

gearbeitet haben.<br />

Zum Team umJens Conrad gehören<br />

die Revisoren (Anzeigenkorrektorat)<br />

Andreas Patsches (seit 1975 im Haus)<br />

undGernotSchmitt (seit1981, o. Abb.).<br />

Carsten Mank (1987) arbeitet im<br />

Bereich Anzeigensatz, er ist außerdem<br />

Schwerbehindertenbeauftragter und<br />

ist Betriebsratsmitglied. Im Bereich<br />

Anzeigensatz arbeiten außerdem:Uwe<br />

Pfeiffer (seit1974bei derMDV,o.Abb.),<br />

Martin Keller (seit 2001, zudem stellvertretender<br />

Schwerbehindertenvertreter,<br />

o.Abb.),Peter Rosenberger (seit<br />

1991), Andreas Wolf (1984) und Sonja<br />

Kirst (seit 1991, o.Abb.), die auch im<br />

Bereich Gemeindeblätter aushilft.<br />

Die früher zahlreichen Berufe in der<br />

Druckvorstufe, vondenen es diemeisten<br />

nicht mehr gibt, sind inDeutschland<br />

seit 2007 wie erwähnt unter der<br />

Bezeichnung Mediengestalter zusammengefasst.<br />

Es gibt drei Fachrichtungen.<br />

Beratung und Planung, Konzeption<br />

und Visualisierung sowie<br />

Gestaltung und Technik. (bb)<br />

Ein Stück Firmengeschichte: Die gute alte Bleisetzmaschine wird von Besuchern als Relikt der Vergangenheit<br />

bestaunt. Carsten Mank und Bettina Schneider haben die Bleisatzzeit nicht mehr kennengelernt.<br />

Die Teamleiter Jens Conrad (l.) und Michael Schnabel (2. v.l.) sowie die Anzeigensatzmitarbeiter Andreas<br />

Wolf, Ulrich Tresnak und Peter Rosenberger.

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