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26 Die Redaktion<br />

Verantwortlich für Leitlinien und Inhalte: Verleger und Chefredaktion<br />

»Den Menschen Orientierung ermöglichen«<br />

Das Gefühl fürs Produkt, technische Innovationen zur rechten Zeit und eine Kiste Bier: Verleger Dr. Christian Rempel erzählt<br />

Durchsetzung am <strong>Gießener</strong><br />

und Wetterauer Markt größte<br />

sachliche Befriedigung<br />

Wenn es auf dem Flur nach einer guten<br />

Zigarre riecht, dann ist der Chef<br />

gerade gekommenodergegangen. Der<br />

Chef –das ist Dr. Christian Rempel,<br />

leidenschaftlicher Raucher und Zeitungsmann.<br />

Erblickt auf eine lange<br />

Laufbahn als Verleger, Herausgeber<br />

und Chefredakteur der <strong>Gießener</strong>/Alsfelder<br />

<strong>Allgemeine</strong>n und Wetterauer<br />

Zeitungzurück:Am1.Januar1975trat<br />

er als Geschäftsführer ins Unternehmen<br />

ein, übernahm nach und nach<br />

die Geschicke der Mittelhessischen<br />

Druck- undVerlagsgesellschaft (MDV)<br />

von seinem Vater Dr. Hans Rempel.<br />

Seit nunmehr über 37Jahren kommt<br />

und geht Dr. Christian Rempel werktäglich<br />

inder Marburger Straße 18bis<br />

20 ein und aus.<br />

Was muss einer mitbringen, um dem<br />

Job als Weichensteller ineinem inhabergeführten<br />

mittelständischen Verlagshaus<br />

über Jahrzehnte gewachsen<br />

zu sein?Die EingangsfragebeimInterviewterminimChefzimmerist<br />

schnell<br />

beantwortet: »Er sollte über einen gewissen<br />

ökonomischen Sachverstand<br />

verfügen, braucht aber vor allen Dingenauchein<br />

Gefühl fürs Blattmachen.<br />

Denn die wichtigste Frage ist schließlich,<br />

wie eine Zeitung aussehen muss,<br />

damit der Kunde, also der Leser, sie<br />

braucht.«<br />

Als Meilensteine seines beruflichen<br />

Lebens und wichtigste Weichenstellungenfür<br />

dieEntwicklung desUnternehmens<br />

führt Dr. Rempel an, alle<br />

notwendigen technischen Veränderungen<br />

zum richtigen Zeitpunkt vorgenommen<br />

zu haben –»etwa die Einführung<br />

des Fotosatzes, die neue<br />

Druckmaschine, später die Umstellung<br />

auf Offsetdruck«. Genauso wichtig<br />

aber sei es gewesen, das Blatt im<br />

Laufe der Zeit immer weiterzuentwickeln<br />

–so, wie esdie Leser zu lesen<br />

wünschen: »Ein Gefühl für das<br />

Produkt zu entwickeln, das ist der<br />

springende Punkt.« Nicht zu vergessenbei<br />

alledem: Dierichtigen Leutean<br />

den richten Stellen zu platzieren:<br />

»Meine Methode war immer, den Mitarbeitern<br />

Freiräume zu geben. Die<br />

Rückkopplung in die verschiedenen<br />

Abteilungen ist wichtig, ebenso wie<br />

Gespräche mit dem Lesepublikum,<br />

auch durch die Mitarbeiter draußen<br />

und im Vertrieb. Entscheidend ist,<br />

dass diese Erkenntnisse ins Haus mitgebrachtwerdenund<br />

manlernt,sie zu<br />

filtern und die passenden Schlüsse<br />

daraus zu ziehen.«<br />

In der Rückschau zufrieden<br />

mit den Weichenstellungen<br />

für das Unternehmen<br />

Als maßgebliches Erlebnis seines Berufslebens<br />

bezeichnet Dr. Rempel die<br />

Tatsache, »dass wir uns am <strong>Gießener</strong><br />

und Wetterauer Markt durchgesetzt<br />

haben mit einer heute deutlich höheren<br />

Auflage als die Konkurrenz«. Es<br />

sei die größte sachliche Befriedigung<br />

für ihn, »dass wir hier letztlich richtig<br />

gelegen haben mit unserem Kurs«.<br />

Zudem kann der Verleger für sich verbuchen,<br />

den Seitenumfang der von<br />

ihm herausgegebenen Tageszeitungen<br />

im Laufe seiner Geschäftsführung um<br />

mindestens 50 Prozent gesteigert zu<br />

haben.<br />

Als schwierige Zeiten benennt der<br />

Verleger die Veränderung, als die Anzeigenblätter<br />

unddie Direktverteilung<br />

von Werbeprospekten aufkamen. Und<br />

verschiedene Bedingungen, die den<br />

eigenen Geschäftsbetrieb nachteilig<br />

beeinflusst haben. Trotzdem würde<br />

der Herausgeber in der Rückschau auf<br />

die großen Weichenstellungen nichts<br />

anders entscheiden.<br />

»Das prägendste Erlebnis für<br />

mich? Selbstverständlich<br />

die Wiedervereinigung!«<br />

So richtig gekracht habe esinseinem<br />

Büro nie. »Ich bin immer sehr gut mit<br />

meinen Mitarbeitern ausgekommen,<br />

selbst inschwierigen Situationen wie<br />

den Streikzeiten und auch jetzt inder<br />

Phase der notwendigen Umstrukturierung<br />

des Betriebes.« Spaß und Beruf<br />

– geht das für ihn zusammen?<br />

»Naja, Spaß vielleicht nicht, aber Freude<br />

am Beruf–das aufjeden Fall!« Über<br />

so manche Anekdote kann sich Dr.<br />

Rempel senior, der sich die Geschäftsführung<br />

mittlerweile mit seinen beiden<br />

Söhnen Dr. Jan Eric und Dr. Max<br />

Rempel teilt, noch heute amüsieren.<br />

Ein Beispiel gefällig?<br />

In den 70er Jahren wurde häufig gestreikt,<br />

auch bei der Mittelhessischen<br />

Druck- und Verlagsgesellschaft. Die<br />

außerparlamentarische Opposition<br />

(APO) unter den Studenten sei inder<br />

Universität Marburg recht aktiv gewesen<br />

und habe sich in den Kopf gesetzt,<br />

die Streikenden mit Bier zuversorgen.<br />

»Ich stand gerade vor dem Verlagsgebäude,<br />

als sie mit dem Auto bei uns<br />

vorfuhren.Daich zu jenerZeitoptisch<br />

durchaus der Studentenbewegung<br />

hättezugerechnet werden können,mit<br />

meinen langen Haaren und dem Bart,<br />

haben sie mir den Kasten Bier ausgehändigt,<br />

mit der Bitte, ihn den streikenden<br />

Kollegen zukommen zu las-<br />

Die Chefredaktion führt, organisiert, kontrolliert<br />

Dr. Christian Rempel und seine drei Stellvertreter setzen auf Qualitätsjournalismus –Behutsame Eingriffe –Respekt, aber keine Angst vor den<br />

Dr. Rempel: Nur ein starkes<br />

Europa kann sich im globalen<br />

Wettbewerb behaupten<br />

Rund 60 Redakteure, Volontäre und<br />

festangstellte Fotografen arbeiten bei<br />

den drei Tageszeitungen unseres Verlages.<br />

Sie sind jeweils einer bestimmten<br />

Redaktion zugeordnet, betreuen<br />

Gemeinden aus dem Verbreitungsgebiet<br />

oder haben andere fest umrissene<br />

Aufgaben. Die Lokalredaktionen in<br />

Alsfeld, Bad Vilbel und Bad Nauheim<br />

sowiedie RedaktionenimStammhaus<br />

des Verlags in Gießen werden jeweils<br />

von einem Ressortleiter geleitet. Über<br />

dieserGruppeder leitendenRedakteure<br />

steht die Chefredaktion, die unter<br />

anderem fürden redaktionellen Inhalt<br />

unserer Zeitungen verantwortlich ist.<br />

Seit mehr als 30 Jahren leitet Dr.Christian<br />

Rempel die Redaktion. Ihm zur<br />

SeitestehenseinSohnDr. MaxRempel<br />

und Burkhard Bräuning als Stellvertreter<br />

für alle drei Zeitungstitel der<br />

MDV. Im Bereich der »Wetterauer Zeitung«<br />

istzudemSiegfried Klingelhöfer<br />

Mitglied der Chefredaktion.<br />

Die Aufgaben der Chefredakteure<br />

sind vielfältig. Neben der redaktionellen<br />

Verantwortung legen sie die publizistischen<br />

Leitlinien fest und geben<br />

dieRichtungfür dasErscheinungsbild<br />

vor. Sie organisieren den redaktionellen<br />

Alltag, kontrollieren die journalistischen<br />

Inhalte aller Publikationen,<br />

sind verantwortlich für Volontärsausbildung<br />

und Weiterbildung der<br />

Redakteure. Und schließlich repräsentieren<br />

sie die Redaktion nach innen<br />

und außen. Die Chefredakteure sind<br />

sich einig: Wersich amMarkt behauptenwill,mussseinenLesern<br />

Qualitätsjournalismus<br />

bieten. Man hat zwar<br />

Respekt vor den Herausforderungen<br />

der Zukunft, aber keine Angst.<br />

Dafür hat Dr. Christian Rempel (KürzelC.R.)<br />

auch schonzuvielerlebt. Der<br />

Chefredakteur, von Hause Ökonom,<br />

ist überzeugter Marktwirtschaftler.<br />

Der 70-Jährige hat sich stets für ein<br />

wiedervereinigtes Deutschland ineinem<br />

geeinten Europa eingesetzt. Sein<br />

erster großer Wunsch ist 1990 erfüllt<br />

worden, amzweiten arbeitet er noch.<br />

Da immer mehr Schwellenländer wie<br />

China und Brasilien in die Riege der<br />

führenden Wirtschaftsnationen aufsteigen<br />

und die europäischen Staaten<br />

zurückfallen, ist Dr. Rempel davon<br />

überzeugt, dass nur eine starke EUim<br />

globalen Wettbewerb mithalten kann.<br />

»Veränderungen am<br />

Erscheinungsbild der<br />

Zeitungen geplant«<br />

Auch sein Sohn Dr. Max Rempel (33)<br />

ist Wirtschaftswissenschaftler. Zeitungserfahrung<br />

hat er bei der »Frankfurter<br />

<strong>Allgemeine</strong>n Zeitung« und der<br />

»OffenbachPost« gesammelt. Seit über<br />

einem Jahr ist er einer von drei<br />

Geschäftsführern der MDV, seit dem<br />

1. Oktober 2012 gehört er der Chefredaktion<br />

an. In dieser Funktion will<br />

er unter anderem das Erscheinungsbild<br />

der Zeitung behutsam erneuern.<br />

Burkhard Bräuning (55, bb) hat seine<br />

ersten journalistischen Erfahrungenin<br />

Lokalredaktionen gesammelt, ist aber<br />

seit mehr als 20 Jahren mit Leib und<br />

Seele Nachrichtenmann. Seit 2002 leiteterdie<br />

Mantelredaktion, seit 2006 ist<br />

er Mitglied der Chefredaktion. Als<br />

Projektleiter hat erzwei neue Redaktionssysteme<br />

mit eingeführt. Der<br />

»ganze Organisationskram« hält ihn<br />

zu oftvon demab, waserals Journalist<br />

am liebsten macht: schreiben.<br />

Siegfried Klingelhöfer (48, sk)hat seine<br />

journalistischen Wurzeln imSport. In<br />

der <strong>Gießener</strong> Redaktion war er ein<br />

Mann fürs lokale Sportgeschehen. Seit<br />

2007 leitet er die Redaktion der »Wetterauer<br />

Zeitung« (WZ). In Bad Nauheim<br />

führterein gutgemischtesTeam<br />

aus jungen und älteren Redakteuren,<br />

das den Lokalteil der WZ mit Lesegeschichtenund<br />

Kolumnen in denletztenJahrenstark<br />

aufgewertet hat. (bb)<br />

Ohne Johannes Gutenberg keine Zeitung: Um<br />

(zweiter von rechts) und seine Stellvertreter

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