14.11.2013 Aufrufe

Download - Gießener Allgemeine

Download - Gießener Allgemeine

Download - Gießener Allgemeine

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Sonderveröffentlichung<br />

3. November 2012<br />

11<br />

Kings, Könige,Katastrophen<br />

Blick auf Schlagzeilen der WZ-Lokalberichterstattung in den letzten 60 Jahren<br />

Als die»Wetterauer Zeitung« nach der<br />

Fusion mit dem »Oberhessischen Anzeiger«<br />

am3.Mai 1950 erstmals unter<br />

ihrem heutigen Titel erschien, hatten<br />

Verleger und Chefredaktion den Kurs<br />

in einer Erklärung vorgegeben: Die<br />

Zeitung solle »Sprachrohr dieser gesegneten<br />

Landschaft sein, von ihrer<br />

Gegenwart wie ihrer Geschichte Kunde<br />

geben, für sie eintreten und ihren<br />

Bewohnern dienen«. Bei allen Entwicklungen<br />

imJournalismus und allenÄnderungenimLayoutinden<br />

letzten<br />

62Jahren: Das gilt noch heute.<br />

Wie dies geschieht, soll schlaglichtartig<br />

betrachtet werden. Springen wir<br />

ins Jahr 1958. Am 23. September liest<br />

man auf der Titelseite eine sieben Zeilenlange<br />

Meldungmit derÜberschrift<br />

»Presley kommt nach Friedberg«. Was<br />

die halbe Welt in Atem hielt, der Militärdienst<br />

eines Rock’n’Roll-Sängers,<br />

betrachteten die Kollegen in der Redaktion<br />

mit ein wenig Argwohn. Als<br />

Elvis(»dieserheulendeDerwisch«)am<br />

Als der »heulende<br />

Derwisch« Elvis nach<br />

Bad Nauheim kam<br />

Am 13. Juni 1990 steht das Friedberger Schloss in Flammen.<br />

1. Oktober ankommt, ist es WZ-Fotograf<br />

Horst Schüssler, der die besten<br />

Fotos schießt –erhatte den richtigen<br />

Riecher, wo Elvis aus dem Zug steigt.<br />

Er sei »durchaus kein Halbverrückter«,<br />

beschwichtigt der Reporter etwaige<br />

besorgte Leser. Als genau zehn<br />

Monate nach dem »King« der saudiarabische<br />

König Saud Bad Nauheim<br />

besucht, künden die Schlagzeilen von<br />

einem »triumphalen Einzug«, der auf<br />

einer ganzen Seite inWort und Bild<br />

festgehalten wird.Bis zurAbreise acht<br />

Wochen später erscheinen rund 60 Artikel<br />

über den König.<br />

Viele politische Projekte wurden und<br />

werden über Monate oder auch Jahre<br />

vonder Presse begleitet. So gab es zwischen<br />

Ende 1969 und Mitte 1972 kaum<br />

eine Woche, in der nicht ein Bericht<br />

über die Gebietsreform und die damit<br />

einhergehenden Zusammenlegungen<br />

kleiner Orte zu Großgemeinden erschien.<br />

»Wenn wir uns keinem größeren<br />

Verwaltungsverband anschließen,<br />

dann erleiden wir Schiffbruch«, wird<br />

der Wohnbacher Bürgermeister am 5.<br />

September 1970 zitiert. Inanderen Berichten<br />

ist von »viel Skepsis« die Rede.<br />

Kein anderesThema wird in jenerZeit<br />

so kontrovers diskutiert, und die WZ<br />

liefert hierfür die Plattform.<br />

Wollen Bürger ihren Unmut über eine<br />

politische Entscheidung äußern, steht<br />

ihnen die Zeitung zur Verfügung. Die<br />

Leserbriefe zählen zu denmeistgelesenen<br />

Texten, aber die Leser geben auch<br />

Anregungen zuRecherchen. Wie lebt<br />

es sich direkt an einer Ortsdurchfahrt,<br />

wenn man20Jahre aufdie Umgehung<br />

wartet? Stinkt die neue Biogasanlage<br />

zum Himmel? Wer hilft der Familie,<br />

diebei einemBrand allesverlorenhat?<br />

Braucht die Stadt wirklich noch einen<br />

Supermarkt auf der »grünen Wiese«?<br />

Antwortenfinden dieLeserinder WZ,<br />

in Berichten, Kommentaren, Reportagen<br />

oder Glossen.<br />

Großereignisse müssen groß aufgemacht<br />

werden. Das war nach dem<br />

Brand des Bad Nauheimer Kurhauses<br />

am 19. Juni 1980 der Fall. Sechs große<br />

Fotos füllen die Seite, sie zeigen den<br />

Dachstuhl in Flammen, dieFeuerwehr<br />

beim Löschen, Kurdirektor, Landrat<br />

undKurhaus-Geschäftsführer mitfassungslosem<br />

Blick und darunter die<br />

verkohlten Trümmer, die Zerstörung.<br />

Die Schlagzeile: »Kurtheater in Flammenmeer<br />

untergegangen –Geschätzter<br />

Schaden: rund 10 Millionen DM«.<br />

Auch über den Wiederaufbau wird in<br />

der Folgezeit berichtet. Zehn Jahre<br />

später folgt inFriedberg ein »Jahrhundertbrand«:<br />

Das Schloss in der Burg<br />

steht inFlammen, »40000 Akten vernichtet«<br />

liest man. »Waswird aus dem<br />

Burgfest?«, fragt die WZ tags drauf.<br />

Noch tagelang ist das Thema »heiß«,<br />

werden Baufachleute, Politiker und<br />

Polizei befragt. Das Burgfest musste<br />

übrigens dann doch nicht ausfallen.<br />

»Kaltblütig schossen die Mörder ihren<br />

Opfern in den Kopf«, lautet eine<br />

Schlagzeile am 12. März 1991. Zwei<br />

Ehepaare aus Staden werden ermordet.<br />

Fünf Tage später sind dieTäter gefasst.<br />

Die WZhat den Tathergang recherchiert,<br />

in einem Hintergrundbericht<br />

wird geschildert, wie sich Opfer<br />

und Täter kennenlernten und wie<br />

der Fall aufgeklärt wurde. Eine Zeugin<br />

lieferte den letzten Stein inder Beweiskette:<br />

Im Fernsehen erkennt sie<br />

Geld ist da, Straße wird<br />

gebaut, Bürgermeister<br />

atmet auf<br />

denJeep, siehat ihnbei einemSpaziergang<br />

gesehen, mit drei Jugendlichen.<br />

Am Dienstag, 12. März 1991, meldet<br />

die WZ: »B3a: Heute wird der erste<br />

Spatenstich getan«. Die Umgehungsstraße<br />

von Bad Nauheim und Nieder-<br />

Mörlen ist gemeint, Friedberg muss<br />

noch warten.Erst18Jahre später,am7.<br />

Juli 2009,lautetdie Schlagzeile: »Friedberg<br />

und die Region atmen auf«. Nach<br />

über 50 Jahren Planung. Osttrassen,<br />

Westtrassen und eine Untertunnelung<br />

der Kaiserstraße sorgen für Gesprächsstoff,dannsollder<br />

Hubschrauberplatz<br />

untertunnelt werden und<br />

plötzlich gibt’s kein Geld mehr, aber<br />

viele Feldhamster. Die Umgehungsstraße<br />

landet aufder »Streichliste« des<br />

Bundes, bis die Mittel 2005 doch zugesagt<br />

werden. Bei der Eröffnung der<br />

neuenB3im Juli 2009 darf eindreijähriger<br />

Knirps das Band durchschneiden.<br />

Er kommtaus Ober-Wöllstadt, wo<br />

die Bürger den Verkehr auf der B3<br />

lahmlegen. Sie fordern den Weiterbau.<br />

Am 29.Dezember2011kommt einverspätetes<br />

Weihnachtsgeschenk an:Straße<br />

wird gebaut, Geld ist da, Bürgermeister<br />

Götz atmet auf: »Endlich!«<br />

Karben ist als nächstes dran.<br />

Die WZ will auch unterhalten. Die<br />

Glossen am Wochenende liefern die<br />

kleinen, manchmal schrägen Schlagzeilen.<br />

Vom klappernden Kanaldeckel<br />

bis zum Bürgermeister, dessen Tun<br />

und Treiben spöttisch-ironisch unter<br />

dieLupegenommenwird. Immerwieder<br />

Opfer der Glossisten: Der Bad<br />

Nauheimer Rathauschef, der im November<br />

2010 von der Schlagzeile überrascht<br />

wird: »Die geheimen Tagebücher<br />

des Bernd Witzel«. Unter dem<br />

Datum des 32. März liest man: »Heute<br />

gab’s irgendwelche Probleme in der<br />

Stadt. Ich bin da hin und hab gesagt,<br />

die Probleme hören jetzt sofort auf!«<br />

Über die Glossen hat sich Witzel übrigens<br />

nie beschwert.<br />

Wie hat sich die »Wetterauer Zeitung«<br />

optisch verändert? Sie ist – jüngste<br />

Entwicklung – bunter geworden auf<br />

allen Seiten, eine größere Schrift erleichtert<br />

das Lesen, Fotoseiten dokumentierenGroßereignisse<br />

wieHessentag,<br />

Landesgartenschau oder Märkte.<br />

Inhaltlich ist sich die WZ treu geblieben:<br />

Sie ist noch immer das Sprachrohr<br />

einergesegneten Landschaft,gibt<br />

Kunde von deren Gegenwart und Geschichte,<br />

tritt für sie ein und dient ihren<br />

Bewohnern. Jürgen Wagner<br />

1983 –1998<br />

1983<br />

Einweihung der Geschäftsstelle in Bad<br />

Nauheim, Parkstraße 16. Eine neue Einsteckanlage<br />

der Firma Ferag wird inGießen<br />

installiert. Computerumstellung imkaufmännischen<br />

Bereich auf das EDV-System von<br />

Kienzle<br />

1984<br />

Die »Wetterauer Zeitung« besteht seit 150<br />

Jahren<br />

April 1984<br />

Einweihung einer 96-seitigen MAN-Hochdruckrotation<br />

imneuen Druckgebäude,<br />

Marburger Straße 16, in Gießen<br />

1. Januar 1986<br />

Dr. Christian Rempel wird Mitgesellschafter<br />

1. Juli 1986<br />

Anzeigenkooperation mit der »Butzbacher<br />

Zeitung«<br />

1. Juni 1988<br />

Dr. Hans Rempel ist seit 40 Jahren als<br />

Verleger und Journalist inGießen tätig<br />

Dezember 1988<br />

Erste Ausbaustufe einer neuen Zeitungsrollen-Offsetmaschine<br />

MAN-Uniman 4/2S. Die<br />

Druckwerke für 48Seiten einer neuen<br />

MAN-Offset-Zeitungsrotation werden inder<br />

Marburger Straße 16inBetrieb genommen<br />

1988<br />

Umbau der Rotationshalle in der Marburger<br />

Straße 16 in Gießen<br />

1. November 1989<br />

Dr. Christian Rempel wird Herausgeber<br />

Dezember 1989<br />

Ausbau der MAN-Zeitungsrotation auf<br />

96 Seiten Produktionsumfang. Die Maschine<br />

kann über 100000 Zeitungen inder Stunde<br />

bei einem Umfang von 24Seiten produzieren<br />

31. Dezember 1989<br />

Dr. Hans Rempel scheidet als Geschäftsführer<br />

aus der MDV aus<br />

April 1993<br />

Bezug des neuen Druckhauses in Steinbach<br />

Juli 1994<br />

Erwerb der »Heimat Zeitung« Grünberg<br />

September 1995<br />

Installation eines neuen Redaktionssystems<br />

Quark Publishing Systems mit zirka 100<br />

Bildschirmarbeitsplätzen<br />

Oktober 1995<br />

Die »Wetterauer Wochenpost« erscheint<br />

zweimal wöchentlich<br />

Juli 1998<br />

Neue Heidelberger-Fünffarben-Offsetdruckmaschine<br />

SM74-5 Pfür Gießen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!