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Gesundheitsladen München e.V. Sachbericht 2012 alle Bereiche

Gesundheitsladen München e.V. Sachbericht 2012 alle Bereiche

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<strong>Gesundheitsladen</strong> <strong>München</strong> e.V.<br />

<strong>Sachbericht</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>alle</strong> <strong>Bereiche</strong><br />

Waltherstraße 16a, 80337 <strong>München</strong><br />

Tel.: 089 - 77 25 65, Fax: 089 - 725 04 74<br />

mail@gesundheitsladen-muenchen.de<br />

www.gesundheitsladen-muenchen.de


G oethestraße<br />

Vorangestellt<br />

Ergänzend zur Jahresberichterstattung <strong>2012</strong> und dem Finanzbericht, legen wir einen <strong>Sachbericht</strong><br />

„in Prosa“ vor. Damit reflektieren wir unsere Arbeit und geben über Erreichtes, bzw.<br />

noch zu Erreichendes Auskunft. Zu den einzelnen Arbeitsfeldern formulieren wir Schwerpunktthemen,<br />

die sich im Jahresverlauf gezeigt haben.<br />

Auf lokalpolitischer Ebene konnten wir uns intensiv an den Diskussionen zur Etablierung eines<br />

(von uns lang erkämpften) Patientenrechtegesetzes einbringen.<br />

Insgesamt bildeten, wie im Vorjahr, Anfragen von Ratsuchenden und der Presse zu gesundheitspolitischen<br />

Auswirkungen auf die Versicherten einen großen Anteil unserer Arbeit.<br />

Darüber hinaus hatten wir in unseren Patientenberatungsstellen unverändert hohe Anfragezahlen.<br />

Außerordentlich stark wahrnehmbar zeigte sich uns das Thema „Alter, Armut und<br />

Gesundheit“. Der hierzu neu entwickelte Vortrag wurde herausragend häufig angefragt und<br />

gehalten.<br />

Wir verwenden im Text abwechselnd die weibliche und die männliche Schreibweise nach<br />

einem Zufallsprinzip. Beide Geschlechter sind gleichermaßen angesprochen.<br />

Redaktion <strong>Sachbericht</strong>:<br />

Michael Bialek, Isabelle Erhardt, Peter Friemelt, Anja Geisendorff, Jürgen Kretschmer,<br />

Christina Krieger, Waltraud Kröner, Sarah Kurzak, Gunhild Preuß-Bayer,<br />

Adelheid Schulte-Bocholt<br />

<strong>München</strong>, den 23.04.2013<br />

Hauptbahnhof (1,4 km)<br />

Sendlinger Tor (800 m)<br />

U1/2/3/6<br />

U<br />

Goetheplatz<br />

(200 m)<br />

U3/6<br />

Bus 58<br />

H<br />

U<br />

Waltherstraße<br />

16a<br />

Lindwurmstraße<br />

Bus 152<br />

Maistraße<br />

H<br />

Reisingerstraße<br />

Kapuzinerstraße<br />

Maistraße<br />

Thalkirchnerstraße<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 2


1. Beratung im Team <strong>München</strong><br />

Auffälligkeiten in der Beratung<br />

<strong>2012</strong> kontaktierten wieder mehr als 4000 Ratsuchende aus <strong>München</strong> den <strong>Gesundheitsladen</strong>.<br />

Überwiegend wenden sich die Ratsuchenden telefonisch an uns (60%). Persönliche Beratungen machen etwa 35% und schriftliche<br />

Anfragen 5% der Gesamtheit aus.<br />

Anfragen zu Auswirkungen der Gesundheitsreform sind unverändert hoch, sowohl von Betroffenen als auch von Professionellen<br />

(Presse, Berater). Deutlich zugenommen haben die Anfragen im Bereich Lärmbelastung und zum Thema Gesundheitsförderung.<br />

Der Anteil von Ratsuchenden mit Migrationshintergrund liegt mittlerweile bei 25%. Unser Imageflyer liegt in zehn Sprachen vor<br />

und wird entsprechenden Kooperationspartnern zur Verfügung gestellt.<br />

Themenbereiche in %<br />

n = 4901, Mehrfachnennungen möglich<br />

Außerdem nehmen sozial schwachgestellte Personen unsere Beratungen zunehmend in Anspruch. Deren Fragestellungen im<br />

Zusammenhang von Gesundheit und Armut liegen uns sehr am Herzen. So haben wir an unsere Vortragsveranstaltungen aus<br />

2011 angeknüpft und die Fragestellungen des Klientels noch passgenauer berücksichtigt. Das überarbeitete Vortragsangebot<br />

war ein Schwerpunkt unserer Arbeit in <strong>2012</strong> (siehe dazu auch Punkt 6 und 7).<br />

Um die potentiell Betroffenen aktiv zu informieren, treten wir verstärkt an Arbeitsloseneinrichtungen, Gewerkschaft, die Bundesagentur<br />

für Arbeit und an Ärzte heran. So haben wir auch wieder zahlreiche Vorträge in Altenservicezentren durchgeführt.<br />

Auftritte in Presse, Funk und Fernsehen<br />

Der <strong>Gesundheitsladen</strong> (GL) ist ein wichtiges Sprachrohr der PatientInnen und Versicherten und wird in dieser Rolle sehr häufig<br />

als ExpertIn für Presse, Funk und Fernsehen angefragt. Für das Bayerische Fernsehen waren wir vier Mal auf Sendung. Darüber<br />

hinaus wurden 13 Rundfunkinterviews mit uns durchgeführt. Thematisch ging es hier v. a. um Patientenrechte(-gesetz), IGeL,<br />

Versicherungsrecht in GKV und PKV, Armut und Gesundheit und Zahnersatz (-kosten), Verdacht auf Behandlungsfehler, Tag<br />

gegen den Lärm.<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 3


Um diesen Anfragen nachkommen zu können, ist mehr oder weniger Vorbereitungszeit notwendig, Tages- bzw. Wochenpläne<br />

müssen kurzfristig umorganisiert und zusätzliche Abstimmungs- und Koordinationsaufgaben bewältigt werden.<br />

Obwohl gerade dieser stark von außen gesteuerte Tätigkeitsbereich immer wieder zu Verdichtungen des Arbeitspensums<br />

führt, räumen wir ihm einen besonderen Stellenwert ein. Patientenbelange müssen – von unabhängiger Stelle vorgetragen – im<br />

Licht der Öffentlichkeit stehen. Dafür investieren wir zusätzliches zeitliches Engagement.<br />

PatientInnenseite im Rundbrief<br />

Unser Rundbrief, der mindestens drei Mal im Jahr erscheint, bietet auf der PatientInnen-Seite eine zensurfreie Plattform für<br />

Beiträge Betroffener bzw. persönlicher Erfahrungsberichte. Dort können sich diejenigen Gehör verschaffen, die im Durchlauf<br />

des Gesundheitssystems auf taube Ohren stoßen.<br />

Fortbildungen<br />

Alle Teammitglieder nahmen an sieben Fortbildungen mit externen ReferentInnen teil. Sie fördern und unterstützen den<br />

Professionalisierungsprozess. Themen in <strong>2012</strong> waren: Medizinische Gutachten, Intranet, Krankengeld, Schnittstelle Krankenkasse<br />

und ArbeitsAgentur, Rechtssprechung SGB II und bei der Deutschen Gesellschaft für Akustik.<br />

2. PatientenfürsprecherInnen (PFS)<br />

Die PFS treffen sich einmal monatlich in den Räumen des GL. Diese Treffen dienen dem fachlichen Austausch, der Supervision<br />

und der Fortbildung.<br />

Themen <strong>2012</strong>:<br />

• MigrantInnen im Krankenhaus<br />

• Konflikte innerhalb des Krankenhauses<br />

• Entlassungsmanagement<br />

• Öffentlichkeitsarbeit<br />

• Patientenfürsprache bundesweit<br />

• Patientenrechtegesetz<br />

• Rollenspiele<br />

• Fallsupervision<br />

• Beratungserfolge<br />

Über die Monatstreffen hinaus fanden weitere Veranstaltungen rund um das Thema Patientenfürsprache statt.<br />

Seit 1996 begleitet und koordiniert derselbe GL-Mitarbeiter die Arbeit der PFS. In dieser Kontinuität konnte sich unter den<br />

Ehrenamtlichen ein tragendes Beziehungsgeflecht entfalten.<br />

Nach stolzen 16 Jahren einer „super“ Zusammenarbeit, verabschiedeten sich die PFS und ihr Ansprechpartner im GL, Peter Friemelt,<br />

schweren Herzens von Elke Hanel. Als ihre Nachfolgerin begrüßte die Gruppe, Gabriele Hörmann, ebenfalls Mitarbeiterin<br />

des Referats für Gesundheit und Umwelt. Die Kooperation geht nahtlos weiter.<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 4


In Bayern gibt es an etwa jeder fünften Klinik PFS, die den Patienten und ihren Angehörigen als direkter Ansprechpartner persönlich<br />

zur Verfügung stehen. Ob nach 16 Jahren unabhängiger Patientenfürsprache im Stadtklinikum das Beispiel auch in <strong>alle</strong>n<br />

anderen Kliniken Schule macht, ist Zukunftsmusik. Eine Initiative mit der Bayerischen Krankenhausgesellschaft und hoffentlich<br />

tatkräftig unterstützt von Frau Dr. Hartl bereitet den Weg vor.<br />

Arbeitsgruppe „Patientenrechte stärken“ (AG PRS)<br />

Seit 2007 gibt es diese ständige Arbeitsgruppe aus den Reihen der PFS, des GL, des Gesundheitsreferats und des Stadtklinikums.<br />

Die Gruppe begleitet die Arbeit des Stadtklinikums, gibt Anregungen an Stadtrat und Aufsichtsrat und versucht, auf<br />

Planungen Einfluss zu nehmen. Wir haben die Sitzungen vorbereitet und daran teilgenommen.<br />

3. PatientInnennetzwerk Bayern (PNB)<br />

Das PNB ist die Institution, die in Bayern die Patientenbeteiligung in der Selbstverwaltung Ärzte und Krankenkassen organisiert.<br />

Die regelmäßigen Fortbildungen des Netzwerks befaßten sich thematisch <strong>2012</strong> mit der Bedarfsplanung im Rahmen des<br />

Versorgungsstrukturgesetzes, § 116 b SGB V (Öffnung der Krankenhäuser für die spezialisierte ambulante Versorgung), und<br />

der Sektoren übergreifenden Qualitätssicherung nach § 137 a SGB V. Das PNB wird von einem Mitarbeiter des GL koordiniert.<br />

PatientInnen beteiligen sich!<br />

Patienten Netzwerk Bayern<br />

4. Ombudsstelle<br />

Der Stadtrat hat 2005 die Erweiterung der PatientInnenstelle um eine Ombudsfunktion für städtische Gesundheitsstellen beschlossen.<br />

Eine exemplarische Darstellung sollte mit der Abteilung Ärztliche Gutachten versucht werden. Schon im Jahr 2007<br />

zeichneten sich Schwierigkeiten bei der Umsetzung ab, die bis dato noch nicht abschließend geklärt sind.<br />

Im Berichtsjahr trafen sich VertreterInnen des RGU, der RGU-AG und des GL zu einem Klärungs- und Orientierungsgespräch.<br />

Die ursprüngliche Vorstellung einer Ombudsfunktion konnte noch nicht eingelöst werden. Die referatsinterne Bewerbung wurde<br />

aufgefrischt und die eng gesteckten Möglichkeiten im Zusammenwirken mit der RGU-AG beleuchtet.<br />

5. Infothek<br />

Alle Ratsuchenden finden in unserer Infothek einen niederschwelligen Zugang zu Wegweisung und Wissen. Ratsuchende, die<br />

sich zu den Themen gesunde Lebensführung, Gesundheitsförderung, Umwelt und Gesundheit, Rechte und Pflichten u. v. a. m.<br />

informieren wollen, finden hier ein großes Angebot. Es gibt immer mehr Anfragen zu gesundheitspolitischen Themen. Im persönlichen<br />

oder telefonischen Gespräch bekommen die Ratsuchenden Orientierung im immer komplexer und intransparenter<br />

werdenden Gesundheitssystem. Sie können dabei auf vielerlei Nachschlagewerke (Bücher, CDs u. v. a.) zugreifen.<br />

Im Ladenraum liegen Informationsschriften, Broschüren und Flyer des GL sowie anderer Einrichtungen aus. Um unseren Bildungsauftrag<br />

ausdrücklich auch gegenüber Menschen mit niedrigem Einkommen zu erfüllen, stehen die Materialien nahezu<br />

ausschließlich kostenfrei zur Verfügung. Vereinzelt wird eine geringe Schutzgebühr zur Deckung der Druckkosten erhoben.<br />

Mittlerweile sind themenbezogene Anfragen gut eingeführt, denn donnerstags wird spezifisch zum Thema Lärm informiert.<br />

Präsenzbibliothek<br />

Der Bestand unserer Präsenzbibliothek wurde auch <strong>2012</strong> wieder erweitert. In jedem unserer Rundbriefe werden etwa vier<br />

Buchbesprechungen veröffentlicht. Die rezensierten Bücher werden in der Bibliothek für unser Klientel, für die MultiplikatorInnen,<br />

die Mitglieder des GL und nicht zuletzt für die MitarbeiterInnen vorgehalten.<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 5


Veranstaltung: Die zwei Seiten der e-Card<br />

Die 2 Seiten der elektronischen Gesundheitskarte (eGK)<br />

Vorträge und Diskussionsion<br />

Die zwei<br />

Anton Stoppermann<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong>-Rundbrief 3/<strong>2012</strong><br />

<br />

STOP<br />

Big (Gesundheitsminister) Bahr is watching<br />

you oder ein Allheilmittel, um<br />

Adelheid Schulte-Bocholt voll in Action<br />

die Vernetzung und Speicherung der<br />

Krankendaten für Ärztin und Patient<br />

lösbar zu machen – oder beides?<br />

Ca. 70 interessierte Zuhörerinnen und<br />

Zuhörer kamen zur Podiumsdiskussion,<br />

um dem Rededuell von Allgemeinmediziner<br />

und Hausarzt Siegfried Jedamzik<br />

und Jan Kuhlmann, Rechtsanwalt und<br />

Informatiker zu lauschen.<br />

Michael Bialek, <strong>Gesundheitsladen</strong><br />

Freitag, 30. November, 17 Uhr<br />

Anton-Fingerle-Bildungszentrum<br />

<br />

4<br />

Bundesgesundheitsminister<br />

Dr. Siegfried Jedamzik, Arzt, Baymatik<br />

Durch den Rahmen der Veranstaltung<br />

führte Adelheid Schulte-Bocholt, Patientenberaterin<br />

im <strong>Gesundheitsladen</strong><br />

<strong>München</strong>, ebenso wie Michael Bialek,<br />

der vor den beiden Diskutanten viele<br />

Informationen zum Thema lieferte und<br />

Carola Sraier, welche, die sich den Vorträgen<br />

anschließende Diskussion mit<br />

dem Publikum, leitete.<br />

Dr. Jedamzik warb für die e-card. Mehr<br />

als das, er sieht sie nur als einen kleinen<br />

Teil einer noch zu schaffenden neuen<br />

Telematik-Infrastruktur im Gesundheitswesen.<br />

Anschließend an seine,<br />

mehr als 30-jährige Erfahrung u.a. im<br />

Rettungsnotdienst, sei die Karte ein erster<br />

Schritt zu einer sicheren und dringend<br />

gebotenen Aufbewahrung und<br />

Vernetzung von Gesundheitsdaten, um<br />

das Leben von Patientinnen verbessern<br />

oder sogar retten zu können.<br />

Worin er sich den Ausführungen von<br />

Michael Bialek anschloss, war die Kritik<br />

am mangelhaften Diskussions- und Aufklärungsprozess<br />

bei der Entwicklung<br />

durch die Verantwortlichen in der Politik<br />

und Öffentlichkeit. Er selbst sei bei<br />

der Installierung entsprechender Projekte<br />

in seiner Heimatregion Ingolstadt<br />

aktiv. Herr Jedamzik sieht das Problem<br />

des Datenschutzes als nicht so erheblich<br />

an (Missbrauch sei immer möglich) und<br />

vertraue den Sicherheitsvorkehrungen<br />

und den Datenschützern.<br />

Ganz anders Jan Kuhlmann, der früher<br />

als Programmierer im Krankenkassenbereich<br />

tätig war, dieser<br />

sprach von einem „größenwahnsinnigen<br />

IT-Projekt“. Er vertrete als Jurist<br />

Rechtsprozesse gegen die e-card.<br />

Die Krankenkassen hätten im System<br />

des Datenschutzes ihrer Patienten<br />

nichts zu suchen, überhaupt ginge es<br />

in keiner Weise um die Interessen der<br />

Betroffenen. Seiner Ansicht nach versuchen<br />

die Krankenkassen den Prozess<br />

der Behandlung der Patientinnen in ihrem<br />

Sinne, nach rein finanziellen Erwägungen<br />

zu steuern. Überhaupt sei die<br />

Jan Kuhlmann, Jurist und Informatiker, e-Card-Gegner<br />

Telematik ein großes Geschäft für die<br />

Beteiligten wie Krankenkassen und Industrie,<br />

während die Kosten von der<br />

Allgemeinheit getragen werden müssten.<br />

Da das ganze System nur mit der<br />

Einführung der elektronischen Patientenakte<br />

für die Befürworter und Entwickler<br />

rentabel sei, werde man versuchen,<br />

diese im weiteren Verlauf zu<br />

installieren.<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 6


Veranstaltung: Die zwei Seiten der e-Card<br />

Seiten der elektronischen Gesundheitskarte<br />

gut gefüllter Raum im Anton-Fingerle-Biildungszentrum<br />

Die Verwendung der e-card sei für<br />

die Versicherten nicht freiwillig und<br />

daher vollkommen undemokratisch<br />

und widerspreche den Prinzipien des<br />

Rechtsstaates. Die Krankendaten der<br />

gesamten Bevölkerung in einem IT-<br />

System gespeichert. Wer schütze diese<br />

vor Korruption und Kriminalität? Daten,<br />

die verschlüsselt werden, müssten auch<br />

wieder entschlüsselt werden und dazu<br />

bedürfe es einer Menge von Fachleuten,<br />

in deren Händen das Wissen über<br />

Gesundheit bzw. Krankheit eines ganzen<br />

Landes sei.<br />

In der anschließenden Diskussion anhand<br />

von Fragen aus dem Publikum<br />

wiederholten Kuhlmann und Jedamzik<br />

ihre gefestigten Positionen. Die Zuhörer<br />

beteiligten sich in sehr engagierter<br />

und auch emotionaler Weise. Ebenso<br />

wie der Befürworter und der Kritiker<br />

der elektronischen Gesundheitskarte<br />

waren auch die Statements aus dem<br />

Publikum eindeutig pro oder contra<br />

die Einführung.<br />

Zu fortgeschrittener Zeit fassten die Beteiligten<br />

auf dem Podium nochmals ihre<br />

Positionen zusammen und beendeten<br />

einen sehr interessanten und spannenden<br />

Abend. Bei der Verfasserin des Artikels<br />

verbleiben die Zweifel an der Sicherheit<br />

sehr vertraulicher Daten. Und<br />

wie steht es bei Ihnen werte Leserin<br />

und werter Leser?<br />

Martina Gandlgruber<br />

Anton Stoppermann<br />

Die 2 Seiten der elektronischen Gesundheitskarte (eGK)<br />

STOP<br />

Grundlegende Informationen<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> <strong>München</strong>, Waltherstr. 16a, 80337 <strong>München</strong><br />

Tel. 089 - 77 25 65, mail@gl-m.de<br />

Mo - Fr 10 bis 13 Uhr, Mo und Do 17 bis 19 Uhr<br />

Neue Info<br />

mit dem Thema: Die zwei Seiten der<br />

elektronischen Gesundheitskarte.<br />

Inhalt: Hintergrundinformationen,<br />

Vor- und Nachteile, praktische Tipps<br />

und Verweise.<br />

Zu bestellen im <strong>Gesundheitsladen</strong> gegen<br />

Spende oder herunterladbar von<br />

der website: www.gl-m.de.<br />

Bundesgesundheitsminister<br />

Carola Sraier leitete die Podiumsdiskussion<br />

5 <strong>Gesundheitsladen</strong>-Rundbrief 3/<strong>2012</strong><br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 7


AZ vom 26.11.<strong>2012</strong><br />

Downloaden: „Sie geben mir<br />

ihre eGK. Ich sage Ihnen dann,<br />

ob Sie Diabetes, Brustkrebs,<br />

Herzschwäche oder Asthma<br />

haben“, so Kuhlmann: „Die<br />

Krankenkassen wollen so<br />

schnell wie möglich den<br />

Stammdatenabgleich über das<br />

Internet. Wir sollen gar nicht<br />

mehr informiert werden,<br />

wenn das freigeschaltet wird.<br />

Dann werden diese Namen<br />

der Krankheiten über das Internet<br />

übertragen. Und an Systeme<br />

weitergegeben, über die<br />

wir heute noch nichts wissen<br />

können.“<br />

Für Kuhlmann ist die E-Card<br />

überteuert, gefährlich und zugleich<br />

eine technologische<br />

Sackgasse, die ins Deutsche<br />

Museum neben den Transrapid<br />

und den Wankelmotor gehöre:<br />

„Die Chipkarte wird das<br />

Jahr 2020 nicht erleben. Darauf<br />

nehme ich Wetten an.“<br />

Die Verunsicherung<br />

unter den Patienten ist<br />

weiterhin sehr groß<br />

Kritiker warnen seit Jahren vor der Gefahr eines „gläsernen Patienten“: Sie befürchten eine unkontrollierbare Weitergabe von Patientendaten.<br />

Streit um die E-Card<br />

Einladung des <strong>Gesundheitsladen</strong>s <strong>München</strong>:<br />

Am kommenden Freitag diskutieren Kritiker und<br />

Befürworter über mögliche Vorteile und Gefahren<br />

der neuen elektronischen Gesundheitskarte<br />

B<br />

is Ende <strong>2012</strong> sollen bereits<br />

70 Prozent <strong>alle</strong>r Mitglieder<br />

der gesetzlichen<br />

Krankenversicherungen mit<br />

der neuen elektronischen Gesundheitskarte<br />

(eGK) ausgestattet<br />

sein. „Doch noch immer<br />

gibt es viele offene Fragen<br />

und Ängste“, sagt Michael<br />

Bialek vom <strong>Gesundheitsladen</strong><br />

<strong>München</strong>. „Viele Versicherte<br />

haben zu wenig Informationen,<br />

sind misstrauisch und<br />

verunsichert“: Was kann die<br />

neue E-Card? Worin bestehen<br />

ihre Vorteile? Oder überwiegen<br />

doch die Gefahren?<br />

Deshalb lädt der <strong>Gesundheitsladen</strong><br />

<strong>München</strong>, der täglich<br />

Patienten berät, am kommenden<br />

Freitag zu einer Großveranstaltung<br />

über „Die zwei<br />

Seiten der elektronischen Gesundheitskarte<br />

(E-Card) ein<br />

(siehe unten). Dort werden<br />

Kritiker und Befürworter mit<br />

Vorträgen informieren und anschließend<br />

mit dem Publikum<br />

diskutieren. Die AZ hat die Experten<br />

vorab nach ihren Thesen<br />

und Argumenten gefragt.<br />

Nach den zahlreichen Daten-Skandalen<br />

der letzten<br />

Jahre wird von Kritikern wie<br />

Jan Kuhlmann besonders eine<br />

mögliche unkontrollierte Weitergabe<br />

von vertraulichen Patientenunterlagen<br />

befürchtet.<br />

Mangelnder Datenschutz und<br />

eine Verletzung der Privatsphäre<br />

sieht der Informatiker<br />

und Rechtsanwalt, der einen<br />

VERANSTALTUNG<br />

Die neue E-Card der Kassen zeigt das Foto des Versicherten.Fotos: dpa<br />

Versicherten bei seiner Klage<br />

gegen die neue E-Card vor Gericht<br />

vertritt, als große Gefahr:<br />

„Das Risiko ist: meine<br />

Auf Einladung des <strong>Gesundheitsladen</strong>s<br />

<strong>München</strong> kommen<br />

am Freitag Skeptiker<br />

und Befürworter der E-Card<br />

zuWort:„DiezweiSeiten<br />

der elektronischen Gesundheitskarte“<br />

heißt die Veranstaltung<br />

mit Vorträgen und<br />

anschließender Diskussion,<br />

zu der <strong>alle</strong> Interressierten<br />

eingeladen sind: Am Freitag,<br />

30. November, um 17 Uhr im<br />

Krankheit im Internet. Ob ich<br />

es will oder nicht.“ Längst<br />

gebe es im Netz Programme<br />

zum Lesen der Chipkarte zum<br />

Anton-Fingerle-Bildungszentrum,<br />

Schlierseestr. 47 (Sund<br />

U-Bahn Giesing, Tram<br />

16/17 oder Bus 54 bis Werinherstr.).<br />

Mit dabei: Der<br />

Anwalt und Informatiker Jan<br />

Befürworter der E-Card sehen<br />

dagegen große Chancen<br />

für eine verbesserte Information<br />

und Kommunikation von<br />

Arzt und Patient: „Ich bin für<br />

eine deutschlandweite Telematikinfrastruktur,<br />

die es den<br />

Systembeteiligten ermöglicht,<br />

institutionenübergreifend Daten<br />

auszutauschen“, sagt der<br />

niedergelassene Arzt Dr. Siegfried<br />

Jedamzik, der sich seit<br />

Jahren aktiv für die E-Card einsetzt.<br />

Das ermögliche zum Beispiel<br />

Ärzten einen „schnelleren<br />

Überblick über den Gesundheitsstatus<br />

des Patienten,<br />

eine Vereinfachung von<br />

Diagnose und Therapie“ und<br />

eine „Optimierung der Arbeitsprozesse<br />

in Praxen“.<br />

Im <strong>Gesundheitsladen</strong> hört<br />

man oft diese Hauptsorge vieler<br />

Versicherter: Wenn die Daten<br />

erstmal zentral gespeichert<br />

sind, wer könnte sie zukünftig<br />

noch in die Hände kriegen:<br />

Arbeitgeber, Versicherungen,<br />

Vermieter? Es verspricht<br />

eine spannende Diskussion zu<br />

werden. Michael Backmund<br />

Freitag: Vorträge von Experten im Anton-Fingerle-Bildungszentrum<br />

Kuhlmann, der Arzt Dr.<br />

Siegfried Jedamzik und<br />

Michael Bialek vom <strong>Gesundheitsladen</strong>.<br />

Infos und Anmeldung<br />

unter: & 089/77 25 65<br />

oder mail@gl-m.de. mb<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 8


Recherche-PC<br />

Während der Öffnungszeiten der Infothek steht unseren KlientInnen<br />

ein PC mit Internet-Zugang zur kostenfreien Nutzung und für Recherchen<br />

rund um das Thema Gesundheit zur Verfügung. Diese Dienstleistung<br />

wird angefragt.<br />

Pressespiegel<br />

Täglich wird ein Pressespiegel (SZ, taz und der Ärztezeitung) zu relevanten<br />

Gesundheits- bzw. gesundheitspolitischen Themen erstellt. Er<br />

wird in virtueller Form als gezielte Recherchemöglichkeit gespeichert.<br />

Virtuelle Newsletter<br />

Seit 2005 verschicken wir einen elektronischen Veranstaltungs-Newsletter<br />

mit Hinweisen aus dem Bereich Gesundheit und Umwelt – regional<br />

gegliedert nach eigenen Veranstaltungen, solchen in <strong>München</strong><br />

und Umgebung sowie überregionalen. Zielgruppen sind dabei die<br />

Patientenfürsprecher des Stadtklinikums <strong>München</strong>, Münchner Stadtpolitiker,<br />

Kooperationspartner, sowie ganz allgemein Interessierte.<br />

Es ist möglich, sich über die Webseite des <strong>Gesundheitsladen</strong>s in den<br />

Verteiler aufnehmen zu lassen. <strong>2012</strong> wurden zwölf Veranstaltungs-<br />

Newsletter verschickt.<br />

Unsere Vorstands-Mitglieder informierten wir über das Alltagsgeschehen<br />

und die besonderen Ereignisse im GL mit vier Newslettern.<br />

Spitzenreiter der elektronischen Informationsvermittlung war unser<br />

Newsletter „Lärm“ - ganze 125 Mal wurde er an einen umfangreichen<br />

Verteiler verschickt.<br />

Webauftritt<br />

Unsere Webseite bietet ausführliche Informationen über die Arbeit des GL in <strong>alle</strong>n Arbeitsbereichen. Außerdem wird Wert<br />

auf gesundheitspolitische Informationen, Pressematerial und die Vernetzung mit unseren Kooperationspartnern gelegt. Die<br />

Rückmeldungen bei den Patientenanfragen zeigen uns, dass sehr viele über die Webseite Kontakt zum GL finden.<br />

6. Bildungsarbeit<br />

Mit der Erarbeitung und Wahrnehmung unserer Vortragsthemen setzen wir bewußt einen Rahmen, in dem sich unser Leitbild<br />

spiegelt: Emanzipatorisches Menschenbild, souverän handelnder Mensch, gleichberechtigtes Verhältnis zwischen Leistungserbringern<br />

und Patienten, zwischen Sozialversicherungsträgern und Versicherten, Teilhabe benachteiligter Personengruppen,<br />

etc.<br />

Mit der „Donnerstags-Reihe“ blicken wir auf eine langjährige Tradition zurück. Mit 42 Informations-Veranstaltungen für PatientInnen,<br />

davon neun Donnerstags-Vorträge im GL haben wir gut 600 Leute erreicht. Themen waren u. a.: Gesundheit und Hartz<br />

IV, Patientenverfügung, Zahngesundheit, Patientenrechte und Individuelle Gesundheitsleistungen sowie Alter, Armut und Gesundheit.<br />

Insbesondere der letztgenannte Vortrag wurde ausnehmend häufig angefragt. Adelheid Schulte-Bocholt stemmte<br />

die Herkulesaufgabe und hielt den Vortrag elf Mal!<br />

Neuigkeiten<br />

Zum häufig angefragten Thema „Hilfsmittel in der gesetzlichen Krankenversicherung“ wurde ein Informations-Blatt erstellt. Eine<br />

weitere Information erarbeiteten wir zur Gesundheitsreform <strong>2012</strong>.<br />

7. Schwerpunktthemen<br />

Unsere Schwerpunktthemen kristallisieren sich aus denjenigen Fragestellungen heraus, die überwiegend in der Beratung der<br />

Patientenstelle und anderen Tätigkeitsbereichen des GL vorgetragen werden. Sie ergeben sich auch aus dem gesundheitspolitischen<br />

(Tages-) Geschehen auf lokaler, regionaler und bundesweiter Ebene. Die relevanten Themen werden in Form von Vor-<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 9


trägen und Informationsveranstaltungen aufbereitet. Dabei liegt der Fokus im lebendigen und partnerschaftlichen Austausch<br />

<strong>alle</strong>r Teilnehmenden.<br />

Die ReferentInnen des GL gestalten ihr methodisches Vorgehen unter Einbeziehung folgender Gesichtspunkte:<br />

• Ausreichender Raum für Verständnisfragen<br />

• Ausreichende Zeit zur Diskussion der besprochenen Inhalte<br />

• Ausreichender Erfahrungsraum der „Kompetenz in eigener Sache“<br />

• Achtsamkeit gegenüber gruppendynamischen Prozessen<br />

• Gestaltung des situativen Kontextes als Kontrapunkt zu negativen Erfahrungen im Gesundheitswesen:<br />

Zuhören, Zeit bereitstellen, Empathie, demokratischer Umgangsstil<br />

• Entlastung der Einzelfallhilfe in der Patientenstelle.<br />

Ein großer Bereich unserer Beratungsanfragen ist die zahnmedizinische Versorgung. Diese ist auch für Kassenpatienten in der<br />

Regel mit hohen Privatkosten verbunden, da die meisten Patienten eine Regelversorgung für nicht ausreichend betrachten. In<br />

der Beratung werden wir mit Fragen zu Kosten, Beschwerden und Behandlungsfehlern konfrontiert.<br />

Wie bereits unter 6. Bildungsarbeit ausgeführt, begleitete uns im Laufe des vergangenen Jahres ein besonders brisantes<br />

Thema „Alter, Armut und Gesundheit“. Dazu wurde ein eigener Vortrag entwickelt, oft nachgefragt, der elf Mal extern in<br />

ASZen stattgefunden hat und und stark frequentiert wurde. Mit diesem Angebot haben wir ein sehr aktuelles Thema in ASZen<br />

getroffen.<br />

Als weiteres Schwerpunkttehma begleitete uns das 2013 in Kraft getretene Patientenrechte-Gesetz auch durch das Jahr <strong>2012</strong>.<br />

Die Kämpferinnen und Kämpfer der BAGP engagieren sich seit gut 20 Jahren mit langem Atem für ein Patientenrechte-Gesetz.<br />

Ob sie und <strong>alle</strong> MitstreiterInnen siegreich durch die „Zielgerade“ gehen, wird sich noch erweisen müssen. In zahlreichen<br />

Diskussionen setzten wir uns mit dem Für und Wider auseinander. Wir beteiligten uns an der Entwicklung einer Stellungnahme<br />

zum Referenten-Entwurf „Patientenrechte-Gesetz“. Vorstand und Team hatten Anfang Februar zu einer internen Diskussion<br />

des Referenten-Entwurfs zum Patientenrechte-Gesetz eingeladen. Wolfgang Putz, altgedientes GL-Mitglied und Fachanwalt<br />

für Medizinrecht stellte sich unseren Fragen. Zusammen mit der BAGP (Bundesarbeitsgemeinschaft PatientInnen-Stellen)<br />

erarbeiteten wir unsere Kritikpunkte zum Referenten-Entwurf; (siehe RB3/<strong>2012</strong>).<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong><br />

<strong>München</strong><br />

Broschüre Nr.1<br />

Komplett überarbeitete Neuauflage 2013<br />

Auflage 2013<br />

mit <strong>alle</strong>n Änderungen durch das<br />

Patientenrechtegesetz Ein Ausblick auf 2013<br />

2013 wurde unsere gefragte Broschüre: Patientenrechte/<br />

Ärztepflichten im Hinblick auf das Patientenrechtegesetz<br />

komplett überarbeitet.<br />

Patientenrechte<br />

Ärztepflichten<br />

Informiert und gestärkt<br />

zum Arzt<br />

ins Krankenhaus<br />

zur Krankenkasse<br />

bei Verdacht<br />

auf Behandlungsfehler<br />

3€<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 10


8. Gesundheitspolitik kommunal, regional, global<br />

<strong>2012</strong> gab es sowohl auf der Bundesebene als auch auf der Landesebene viel Bewegung. Uns haben v. a. die Diskussionen um<br />

das Patientenrechtegesetz beschäftigt.<br />

l<br />

Auf regionaler Ebene lud die bayerische Patientenbeauftragte Dr. Hartl Vertreter aus dem Gesundheitswesen nach <strong>München</strong><br />

zur Erarbeitung eines Wegweisers: „Patientenberatung in Bayern“ als Standardwerk ein; (siehe Seite 12).<br />

BUKO-Pharmakampagne<br />

Seit vielen Jahren hat der GL regelmäßigen Kontakt zur BUKO-Pharma-Kampagne. Es finden ein regelmäßiger Austausch von<br />

Informationen und immer wieder auch Kooperationen statt. Auch im Jahr <strong>2012</strong> war die Theatergruppe „Schluck & weg“ wieder<br />

unser Gast. Mit gutem Erfolg absolvierte die Truppe zwei launige Auftritte mit dem Thema „Schmerz lass nach!“ - eine Kritik<br />

am Schmerzmittel-Mangel in armen Ländern.<br />

Informations-Veranstaltungen<br />

Unser Kollege, Peter Friemelt, vertrat auf der Gesundheitskonferenz<br />

in <strong>München</strong> mit dem Titel „Krankenhaus - und dann? - Entlassungsmanagement<br />

in der Praxis“ den <strong>Gesundheitsladen</strong>. Es wurde<br />

tatkräftig über die Lücken der Versorgung und Verbesserungsmöglichkeiten<br />

für die PatientInnen diskutiert.<br />

Zu neun Veranstaltungen luden wir selbst als Gastgeber; siehe<br />

ausführlich Seite 6, 7 und 8.<br />

Fachgespräche, Podien<br />

Wir stellen eine Zunahme an überregionalen Anfragen an Vertreter<br />

des GL als Experten zu gesundheitspolitischen Themen fest.<br />

VertreterInnen des GL nahmen an 22 Veranstaltungen teil mit Themen<br />

wie: „Armut macht krank, Krankheit macht arm!?“ „Inklusion -<br />

Altenhilfe“ „Demographischer Wandel“ „Patientenrechte-Gesetz“<br />

„Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“ u.v.a.m. Gunhild Preuß-<br />

Bayer nahm als Verantwortliche für den Tag gegen Lärm an 41<br />

Veranstaltungen teil.<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 11


9. Kooperationen und Vernetzung<br />

Kooperationen bereichern unser Themenspektrum und erweitern den Kreis derjenigen Personen, die wir mit unseren Angeboten<br />

erreichen können. Im Juni gab es ein zweites Treffen der Gesundheitsberatungsstellen. Es wurden u.a. die Möglichkeiten<br />

eines Internetauftrittes besprochen.<br />

Netzwerk Psychiatrie<br />

Das Netzwerk Psychiatrie nutzt die Räume des GL seit 2006 für seine regelmäßigen Vereinstreffen. Die Beratungs- und Beschwerdestelle<br />

KOMPASS des Netzwerks ist jeden ersten und dritten Montag im Monat mit einer zweistündigen Telefonsprechstunde<br />

erreichbar. Außerhalb der Sprechstunde eingehende Anfragen werden aufgezeichnet und es erfolgt ein Rückruf.<br />

Wir halten es für sehr wichtig, der speziellen Problemstellung dieser Betroffenengruppe damit einen „Raum“ geben zu können.<br />

VertreterInnen des Netzwerks nutzen unsere Räumlichkeiten und führen ihre Beratungen in einem der GL-Beratungsräume aus.<br />

In <strong>2012</strong> fand die vom Netzwerk im GL ausgerichtete Veranstaltung „Psychotherapie von Psychosen - Die psychoanalytische<br />

Behandlung von Menschen, die an einer Psychose leiden“ großen Anklang.<br />

Gesundheitsbeirat<br />

MitarbeiterInnen des GL und eine ehrenamtliche Mitarbeiterin beteiligten sich am Plenum und an drei Arbeitskreisen: Migration,<br />

Kommunale Gesundheitsförderung und Versorgung.<br />

Patientenbeauftragte<br />

Mit der Patientenbeauftragten des bayerischen Gesundheitsministeriums Frau Dr. Hartl gibt es regelmäßige Absprachen. Wir<br />

sind beteiligt am Runden Tisch Patientenrechte. Weiter fanden u.a. Diskussionen zur Erweiterung der Unabhängigen Patientenberatung<br />

für die Region Augsburg und den Ausbau der PatientenfürsprecherInnen in Bayern statt, an welchen wir federführend<br />

beteiligt sind. Im Sommer <strong>2012</strong> war es so weit - Frau Dr. Hartl eröffnete mit uns das bis 31.12.2013 begrenzte Projekt „Unabhänige<br />

Patientenberatung Schwaben“; siehe Seite 17.<br />

Arbeitskreis bei der Patientenbeauftragten Dr. Hartl - Wegweiser Patientenberatung in<br />

Bayern<br />

Bayerisches Staatsministerium für<br />

Umwelt und Gesundheit<br />

PATIENTENBERATUNG IN BAYERN<br />

EINE ÜBERSICHT<br />

<strong>2012</strong> wurde weiter an diesem Wegweiser gearbeitet, der im April 2013<br />

erschienen ist.<br />

Hier kann die Broschüre heruntergeladen werden:<br />

http://www.bestellen.bayern.de dann auf Gesundheit.<br />

www.patientenportal.bayern.de<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 12


ExpertInnen-Pool<br />

Ein kleiner Kreis von Fachleuten, z.B. MedizinerInnen, Zahnärzte, Krankenschwestern, ergänzt schon lange unsere tägliche Beratungsarbeit.<br />

Auf dieses Fachwissen können wir zugreifen. Diese wertvolle Möglichkeit der fachlichen Ergänzung wollten wir<br />

vergrößern und initiierten einen ExpertInnen-Pool. Mehr als 20 Fachleute erklärten sich bereit, dem GL-Team seine Expertise als<br />

Hintergrundinformation zur Verfügung zu stellen. Über die hohe Resonanz sind wir sehr erfreut.<br />

Organe, Körperschaften des Öffentlichen Rechts<br />

Wie in den letzten Jahren pflegt der <strong>Gesundheitsladen</strong> einen regelmäßigen Informationsaustausch mit Kassen, Kammern und<br />

anderen über Patientenprobleme, insbesondere mit sozialversicherungsrechtlichen Anliegen. Außerdem fanden Halbjahresgespräche<br />

mit der Verbraucherzentrale Bayern statt. Inhalte dabei waren u. a. Auswirkungen der aktuellen Gesundheitspolitik.<br />

Foto KVB. Manchmal bleibt auch Zeit zum Ratschn:<br />

Pedro Schmelz (KVB), Peter Friemelt (GL), Melanie Huml (Staatssekretärin) beim „Networking“<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 13


10. Gesundheitsförderung / Gesundheit & Umwelt<br />

Der »Tag gegen den Lärm« in <strong>München</strong> wurde zum vierzehnten Mal durchgeführt<br />

Der »Tag gegen Lärm« <strong>2012</strong> stand unter dem Motto „Emission impossible“. Obwohl wir uns mit diesem Motto nicht identifizieren<br />

konnten, waren wir auch dieses Jahr der lokale Partner der Deutschen Gesellschaft für Akustik (DEGA). Wir haben wieder<br />

den weltweit stattfindenden Noise-Awareness-Day, den „Tag gegen Lärm“, für <strong>München</strong> organisiert und eigene Veranstaltungen<br />

und Angebote von vielen Kooperationspartnern zusammengeführt. Das Münchner Motto: „Unsere Ohren sind immer offen –<br />

bei Tag und Nacht. Darum lohnt es sich, eine Welt zu schaffen, die sich gut anhört.“ spannt den Bogen. Das Programm wurde<br />

wieder als 16-seitiges Heft herausgegeben. Damit konnte den zahlreicher gewordenen Angeboten Rechnung getragen werden.<br />

Der Tag stand wieder wie in den Jahren vorher unter der Schirmherrschaft des Referenten für Gesundheit und Umwelt Joachim<br />

Lorenz.<br />

Umgebungslärm und Hörspaziergänge<br />

Schwerpunkt war die Umgebungslärm-Richtlinie und die Erstellung des Lärmaktions-Plans für <strong>München</strong>. Eine Kurzinformation<br />

zur Lärmminderungsplanung war im Programmheft abgedruckt, mehrere Veranstaltungen befassten sich mit Umgebungslärm.<br />

Dazu gehörten die Hörspaziergänge. Partner waren der Bund Naturschutz und das ASZ Obergiesing. Beim Infomarkt auf dem<br />

Rotkreuzplatz war Verkehrslärm ein Schwerpunkt.<br />

Lärmbestimmt oder selbstbestimmt?<br />

Qualifiziert mitreden!<br />

Hauptveranstaltung war ein Vortrag und Podium, gemeinsam mit dem<br />

Münchner Forum im alten Sitzungssaal des Rathauses. Die Stadtratsfraktionen<br />

wurden zu ihren Präferenzen beim Lärmschutz befragt.<br />

Bürger und Bürgerinitiativen aus der ganzen Stadt hörten genau hin, wer<br />

sich für die Wohnqualität und wer für die Interessen des motorisierten<br />

Verkehrs aussprach. Die Diskussion war sehr kenntnisreich. Die Veranstaltung<br />

ist in den „ Standpunkten“ dokumentiert.<br />

Arbeitskreis Lärm<br />

Mit dem Münchner Forum zusammen bereitete der Arbeitskreis Lärm nicht nur die Podiumsdiskussion vor, sondern bemüht<br />

sich, die akustische Qualität der Stadt <strong>München</strong> gleichberechtigt neben vielen anderen Eigenschaften ins Bewußtsein zu bringen.<br />

<strong>München</strong> legt viel Wert darauf, attraktiv zu sein, dazu gehört auch, wie es sich hier anhört.<br />

Kinder und Jugendliche<br />

Erfreulich viele Schulklassen konnten vom »Tag gegen Lärm« profitieren:<br />

Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bot für acht Schulklassen<br />

die Unterrichtseinheit „Lärmgruppe“ in einem speziell für Lärmschulungen eingerichteten<br />

Raum. Die BG Metall und die kommunale Unfallversicherung Bayern besuchten<br />

eine Berufsschule mit 12 Klassen. Acht Klassen mit ca. 200 Kindern der Grundschulen<br />

in Gräfelfing nahmen am Workshop „Intensives Hören“ teil. Am Aktionstag der BG<br />

Bau waren ca. 100 Azubis. Das Rumfordschlössl bot eine „Suche nach den Klängen“<br />

an, der Landesbund für Vogelschutz (LBV) Exkursionen zu Naturgeräuschen, Vogelstimmen<br />

und Fledermäusen.<br />

Leise lernt sich's besser<br />

Schalldämmung von Klassenzimmern lohnt sich<br />

Hören und Akustik in Bildungsstätten<br />

Erfreulich gut besucht war die Veranstaltung gemeinsam mit dem Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverband zu „Besser<br />

leise lernen“ über akustische Anforderungen an Klassenzimmer. Ein überwältigender Eindruck war die Akustik der UNI-Klasse<br />

in der Grundschule an der Haimhauser Straße. Die Kooperation mit Grundschule, Uni <strong>München</strong> und dem Bayerischen Lehrerund<br />

Lehrerinnenverband (BLLV) soll fortgesetzt werden.<br />

Zum Thema Hören, Ruhe und Lärm im Unterricht konnten Lehrkräfte in unserer kleinen<br />

Büchersammlung Anregung finden, nach Absprache Materialien auch entleihen, einige<br />

Schriften sind auch zum Weitergeben vorhanden. Die Bücher wurden teils an Infoständen<br />

präsentiert und sind sonst jederzeit über die <strong>Gesundheitsladen</strong>-Infothek zugänglich.<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 14


Für Hörgeschädigte<br />

„Nicht-Verstehen trennt“. Der <strong>Gesundheitsladen</strong> hat deshalb in seinen Räumen eine Induktionsschleife<br />

für Hörgeräteträger, auf die in Veröffentlichungen hingewiesen wird.<br />

Im Tag-gegen-Lärm-Programm sind Veranstaltungen für Hörgeschädigte sehr stark vertreten. Insbesondere<br />

ältere Menschen, deren Hörverlust schleichend eingetreten ist, sollen sich über die Vorund<br />

Nachteile einer Hörgeräteversorgung informieren können. Deshalb beziehen wir Schwerhörigenverein,<br />

HNO-Ärzte, eine HNO-Klinik, Hörgeräteakustiker stark in den Tag gegen Lärm mit ein.<br />

Zu Hyperakusis und zu den Folgen von Tinnitus auf die soziale Interaktion informierte dieses Jahr<br />

der Vorsitzende der Tinnitus-Liga, Volker Albert.<br />

Infothek - Lärmsprechstunde<br />

Schwerpunktmäßig am Donnerstag Abend werden Menschen, die unter Lärm leiden, während der<br />

Infothekzeit beraten. Dennoch kommen die Anfragen zu Lärm nicht zu dieser Zeit sondern überwiegend über das Projekttelefon.<br />

Leider sind die Handlungsmöglichkeiten Lärm-Betroffener sehr eingeschränkt, so dass oft nur Tipps gegeben werden können,<br />

wie man vorgehen kann. Dazu wurde auch einige Male bei Nachbarschaftskonflikten auf die Stelle für Gemeinwesenarbeit<br />

verwiesen.<br />

Fortbildung Lärm<br />

Frau Preuß-Bayer war zur Tagung „Tempo 30 - Chancen, Risiken, Hindernisse“ im November <strong>2012</strong> in<br />

Berlin. Als spezielle Lärmschutz-Maßnahme wurde eine Beteiligung des <strong>Gesundheitsladen</strong>s an der Europäischen<br />

Bürgerinitiative „Tempo 30 macht die Städte lebenswert“ diskutiert.<br />

Fachbasis und Stadtteilorientierte Gesundheitsförderung<br />

Der GL beteiligt sich weiterhin am Fachtag der regionalen Fachbasis sozialer Einrichtungen im 2. Stadtbezirk.<br />

Gemeinsam mit dem Selbsthilfezentrum wurde wieder zu einem Vernetzungstreffen der Gesundheitsberatungsstellen durchgeführt.<br />

Die hier angeknüpften Kontakte wurden immer wieder auch von der Patientenberatung genutzt.<br />

Unterstützung von „Wohnen ohne Auto“ (WOA)<br />

Der <strong>Gesundheitsladen</strong> ist einer der sechs Trägervereine.<br />

Autofreie Haushalte planten auf dem <strong>2012</strong> erworbenen<br />

Grundstück (Ackermannbogen) ein autofreies Haus für 13<br />

Haushalte. Eine andere Gruppe bereitete sich auf die Bewerbung<br />

um ein Grundstück in der Messestadt Riem vor, welches aber<br />

bisher von der Stadt noch nicht angeboten worden ist. Im Wechsel<br />

mit der Grünwerkstatt und dem autofreien Projekt der Wogeno<br />

beherbergt der <strong>Gesundheitsladen</strong> die Gruppe zu ihren Treffen.<br />

Die Initiative beteiligte sich gemeinsam mit einem weiteren Trägerverein,<br />

dem Verkehrsclub Deutschland VCD, am „Parking Day“<br />

in Haidhausen.<br />

In Kooperation mit dem Münchner Forum und Green City führte WOA die Fachveranstaltung „Ein Radl-Palast für<br />

<strong>München</strong>“ durch. Es geht um Wohnungsangebote, zugeschnitten auf Radfahrer. Aus Wien berichtete der Gemeinderat<br />

Christoph Chorherr. Anschließend gab es ein Podium. Ganz langsam nähert sich die Stadtplanung der Idee, nicht mehr<br />

für jede neue Wohnung auch einen Stellplatz zu fordern.<br />

Längerfristige Kooperationen<br />

• Münchner Forum<br />

• Deutsche Gesellschaft für Akustik und ehrenamtliche Aktive des Arbeitsringes für Lärmbekämpfung der DEGA<br />

• Berufsgenossenschaft Holz und Metall, Prävention und Bayerischer Lehrerinnen- und Lehrerverband<br />

• Landesamt für Gesundheit- und Lebensmittelsicherheit / Arbeitsschutz<br />

• SHZ - Selbsthilfezentrum <strong>München</strong><br />

• Ehrenamtliche Experten<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 15


11. Auffälligkeiten, Besonderheiten und Veränderungen<br />

Gesundheitspolitik<br />

Auch im vergangenen Berichtszeitraum mussten wir beobachten, dass bislang gelungene und errungene Demokratisierungsinhalte<br />

im Gesundheitswesen weiterhin von Rückschritten bedroht sind. Einzelne Schritte der Gesundheitsreform und die z.T.<br />

daraus resultierende „negative Dynamik“ im Gesundheitswesen führen zu:<br />

• stärkerer Verunsicherung<br />

• Zunahme an Orientierungsbedarf<br />

• Erschwernis der Entscheidungsfindung für die Betroffenen<br />

• Verlagerung politischer und ökonomischer Fragestellungen in die Arztpraxis<br />

• Politisierung des Arzt-Patienten-Verhältnisses.<br />

Psychosoziale Beratung<br />

In der Patientenstelle tragen die Ratsuchenden zunehmend mehr oder weniger komplexe Fragestellungen vor.<br />

Bei den Beratungsinhalten fällt auf:<br />

• die Zunahme der problemhaften Verknüpfung der Lebenslage Armut mit Alter und Gesundheit<br />

• eine Zunahme von Anfragenden mit geringen Einkommen (Schlechterstellung)<br />

• eine Zunahme von Problemlagen bei Langzeitarbeitslosen<br />

• eine Zunahme von krankmachenden Faktoren in Arbeitsverhältnissen<br />

• Starke Fixierung der Ratsuchenden auf Krankheit als Lebensinhalt<br />

• Psychische Komponenten (z.B. zwanghaftes Verhalten, traumatische Belastungen)<br />

• Vereinzelung und Vereinsamung<br />

• Akteure des Gesundheitswesens als „Soziales Netz“<br />

• „Dienstleistungsanspruch“ der Ratsuchenden<br />

• Ältere Menschen und Angehörige von Randgruppen „kommen mit dem rasanten Veränderungstempo im<br />

Gesundheitswesen nicht mehr mit“.<br />

Gender<br />

Gendersensibilität in Wort und Schrift gehört in den Reihen des GL längst zum Standard.<br />

Auch bei den Versicherungsgesellschaften ist „Gender“ inzwischen angekommen: Ab 21.12.<strong>2012</strong> dürfen neue Verträge nur<br />

noch Unisex-Tarife angeboten werden.<br />

Interkulturelle Öffnung<br />

Auch ein sensibler Umgang mit Ratsuchenden mit Migrationshintergrund ist in <strong>alle</strong>n Arbeitsbereichen des GL Standard.<br />

Personalia<br />

Gleich zwei (weitere) GL-Kinder wurden in <strong>2012</strong> geboren: Ida, die Tochter von Lena Tillich und Lilly Theresa, die Tochter von<br />

Carola Sraier aus der RBS und Sprecherin der BAGP.<br />

Als Nachfolgerin von Lena Tillich stellte sich Karin Wieland als neue Empfangskraft im Rundbrief 1/<strong>2012</strong> vor. Die Lücke, die<br />

Carola Sraier bis zum Sommer 2013 im Team hinterließ, füllten Anja Geisendorff und Michael Bialek.<br />

Im September unterstützten uns zwei PraktikantInnen der Sozialen Arbeit tatkräftig; Isabelle Erhardt studiert an der<br />

Katholischen Stiftungsfachhoschule, Patricia Pieper an der FH Regensburg.<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 16


12. Ganz neu <strong>2012</strong>:<br />

Neue Beratungsstelle in Augsburg<br />

UNABHÄNGIGE PATIENTENBERATUNG –<br />

ANGEKOMMEN in AUGSBURG<br />

und der REGION SCHWABEN !<br />

v.l.n.r.<br />

Waltraud Kröner<br />

Herbert Lochbrunner<br />

Peter Friemelt<br />

Gabriele Hartl<br />

„Lange genug dranbleiben muss<br />

man halt!“ – so das Erfolgsrezept<br />

der Akteure, die jetzt auch ein Angebot<br />

unabhängiger Patientenberatung<br />

nach Schwaben geholt haben. In den<br />

Räumen des Sozialverband VdK, Afrawald<br />

7, können Ratsuchende aus Augsburg<br />

und der Region Schwaben immer<br />

montags von 14 bis 17 Uhr persönliche<br />

und telefonische Beratung in Anspruch<br />

nehmen. Eine Kooperation zwischen<br />

dem Sozialverband VdK – Bezirksverband<br />

Schwaben und dem <strong>Gesundheitsladen</strong><br />

<strong>München</strong> e.V. macht es möglich.<br />

Die Finanzmittel steuert das Bayerische<br />

Staatsministerium für Gesundheit und<br />

Umwelt bei.<br />

Ein flächendeckendes Angebot unabhängiger<br />

Patientenberatung in Bayern<br />

ist eine „alte Forderung“ des <strong>Gesundheitsladen</strong><br />

<strong>München</strong> e.V. Peter Friemelt<br />

vom <strong>Gesundheitsladen</strong> ist zufrieden:<br />

„Mit der neuen Beratungsstelle haben<br />

wir zumindest ein Teil-Ziel erreicht. Das<br />

mittelfristige Ziel ist aber die Übernahme<br />

der neuen Beratungsstelle in Schwaben<br />

in die Regelförderung der Unabhängigen<br />

Patientenberatung nach dem<br />

Sozialgesetzbuch V.“<br />

Die Patientenbeauftragte des Bayerischen<br />

Staatsministeriums für Gesundheit<br />

und Umwelt Dr. Gabriele Hartl<br />

sieht das ähnlich: „Notwendig wäre<br />

eine unabhängige Beratungsstelle<br />

pro Regierungsbezirk. Deshalb setzt<br />

sich Bayern dafür ein, dass die Mittel<br />

für die Regelförderung durch das Sozialgesetzbuch<br />

V §65b im Rahmen der<br />

Beratungen zum Patientenrechtegesetz<br />

verdoppelt werden.“<br />

Herbert Lochbrunner, Geschäftsführer<br />

VdK Bezirk Schwaben weist auf hilfreiche<br />

Angebote der Unabhängigen Patientenberatung<br />

hin: „Gerade die Aufklärung<br />

über Patientenrechte und die<br />

Transparenz im Gesundheitswesen sind<br />

den Trägern sehr wichtige Anliegen.“<br />

Die neue Beratungsstelle hilft den Ratsuchenden<br />

aus der Region bei folgenden<br />

Themen:<br />

• Orientierungshilfe und Wegweisung<br />

im Gesundheitswesen<br />

• Aufklärung über Patientenrechte<br />

• Beratung und Hilfe bei Konflikten mit<br />

Ärzten, Krankenhäusern oder Krankenversicherungen<br />

• Unterstützung bei Verdacht auf Behandlungsfehler<br />

• Probleme mit Zahnersatz<br />

• IGeL und Privatrechnungen<br />

• Vermittlung von Betroffenenkontakten<br />

• Informationen zu Vorsorgeformen<br />

(Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht<br />

und Betreuungsverfügung).<br />

Die Beratung ist kostenfrei.<br />

Unabhängige Patientenberatung<br />

Schwaben<br />

Afrawald 7, 86150 Augsburg<br />

(mit barrierefreiem Zugang)<br />

Tel.: 0821 – 209 203 71<br />

Fax: 089 – 725 04 74<br />

Mail: schwaben@gl-m.de<br />

Sprechzeit: montags Uhr<br />

Träger:<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> <strong>München</strong> e.V.,<br />

Waltherstr. 16a, 80337 <strong>München</strong><br />

Sozialverband VdK Bayern,<br />

Bezirksgeschäftsstelle Schwaben,<br />

Afrawald 7, 86150 Augsburg<br />

Tel. 0821 / 34385-0<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong>-Rundbrief 2/<strong>2012</strong><br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 17


13. Beratung im Team Oberbayern:<br />

UPD Beratungsstelle <strong>München</strong> für Oberbayern<br />

Die „Regionale Beratungsstelle <strong>München</strong> für Oberbayern“ (RBS OBB) ist Teil der „Unabhängigen<br />

Patientenberatung Deutschland (UPD)“. Diese ist nach § 65b SGB V ein bundesweites Angebot<br />

zur Verbraucher- und Patientenberatung für gesundheitliche und gesundheitsrechtliche Fragen.<br />

<br />

<br />

<br />

Beratungsstelle<br />

<strong>München</strong> für<br />

Oberbayern<br />

Es wird finanziert durch den Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen; ein besonderes muttersprachliches Angebot für<br />

MigrantInnen (s. u.) durch den Verband der Privaten Krankenversicherungen.<br />

Die UPD hat neben der Beratung auch den (gesetzlichen) Auftrag, Problemlagen im Gesundheitswesen zu eruieren. Dies soll<br />

die Erstellung eines sog. Seismografenberichts ermöglichen. Dadurch sollen Fehlentwicklungen im deutschen Gesundheitswesen<br />

möglichst zeitnah erkannt werden und ggf. in einem politischen Prozess gegengesteuert werden.<br />

Die Beratungsstelle <strong>München</strong> für Oberbayern ist eine der 21 regionalen Beratungsstellen der UPD und befindet sich in Trägerschaft<br />

des <strong>Gesundheitsladen</strong> <strong>München</strong> e. V.<br />

Die Finanzierung des Angebots der UPD und damit auch der RBS <strong>München</strong> für Oberbayern ist bis 2015 gesichert.<br />

Angebote, Öffnungszeiten<br />

Die RBS ist an zwei Vor- und zwei Nachmittagen jeweils für 4 Stunden telefonisch und persönlich für Ratsuchende erreichbar<br />

sowie nach Vereinbarung. Ergänzt werden diese 16 Stunden regionale Öffnungszeit um eine Beteiligung der RBS-BeraterInnen<br />

mit 9 Stunden Beratung am „Bundesweiten Beratungstelefon“ (BBT) zzgl. roulierend mit <strong>alle</strong>n RBS’sen freitags 14-16 Uhr oder<br />

16-18 Uhr bzw. donnerstags 18-20 Uhr. Mit Hilfe des BBT haben die Ratsuchenden einen niederschwelligen und kostenfreien<br />

Zugang zur telefonischen Patientenberatung, unabhängig von den regionalen Öffnungszeiten.<br />

Neu seit 2011- und seit kurzem auch bis Ende 2015 gesichert - ist außerdem das Angebot für russisch und türkisch sprechende<br />

MigrantInnen. In vier Städten (Berlin, Dortmund, Nürnberg und Stuttgart) sind „MuttersprachlerInnen“ beschäftigt, welche sowohl<br />

das BBT bedienen als auch persönliche Beratung durchführen.<br />

Unsere zusätzliche, freiwillige Außenberatungszeit in der Region Oberbayern, die wir seit September 2007 in der Stadt Rosenheim<br />

anbieten, führen wir unverändert weiter. Diese Beratung findet jeden zweiten Montag im Monat von 14 -17 Uhr in den<br />

Räumen der Diakonie Rosenheim, Allgemeine kirchliche Arbeit (KASA), statt. Die Kooperation ist für die Akzeptanz und das<br />

Netzwerken in der Region von besonderer Bedeutung.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Vorträge<br />

Vor <strong>alle</strong>m im ersten Halbjahr erreichten uns sehr viele Vortragsanfragen, die wir aus Gründen der Arbeitsverdichtung nicht <strong>alle</strong><br />

bedienen konnten. Themen der realisierten Vorträge waren: „Probleme bei der zahnärztlichen Versorgung“, „Patientenrechte<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 18


und Ärztepflichten“, „Patientenverfügung“, „Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung“ sowie „Gesundheitliche Versorgung<br />

von Nichtversicherten“. Dazu kamen zahlreiche Einladungen zur Vorstellung des Angebots der „Unabhängigen Patientenberatung<br />

Deutschland“ bzw. der „Regionalen Beratungsstelle <strong>München</strong> für Oberbayern“.<br />

Presseerklärungen<br />

Der verbundweite „UPD-Beratungsfall des Monats“ wurde an die Bedürfnisse der lokalen Presse angepasst und neben Terminankündigungen<br />

regelmäßig versandt.<br />

Interviews für diverse Medien<br />

Auch <strong>2012</strong> erhielten wir reichlich Anfragen, zu denen wir uns „multimedial“ äußerten. Dabei ging es um ein buntes Themenportfolio:<br />

„elektronische Gesundheitskarte“ (AZ), „Individuelle Gesundheitsleistungen“ (BR), „Wie kommen MigrantInnen im<br />

deutschen Gesundheitswesen zurecht“ (BR), „Behandlungsfehler“ (ZDF), „stufenweise Wiedereingliederung“ (Hausärzteblatt),<br />

„Patientenverfügung und Organspende“ (Online-Magazin).<br />

Infostände, Fachtage<br />

Wir haben uns an den „Gesundheitstagen“ in Fürstenfeldbruck gemeinsam mit der Selbsthilfegruppe Zöliakie mit einem Infostand<br />

beteiligt. Die Resonanz auf unser Angebot war sehr gut.<br />

Qualitätsmanagement<br />

Während in der Modellprojektphase die Struktur- und Prozessqualität der Beratung im Fokus der Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

stand, ist es nun die Messung und Verbesserung der Ergebnisqualität in der Beratung. In einem internen Prozess sollte dies<br />

beispielsweise über die teilnehmende Beobachtung der BeraterInnen untereinander und einer Reflexion darüber auf dem<br />

Treffen der „Regionalen Arbeitsgemeinschaft Süd“ gelingen.<br />

Bundesweit gesehen gehörten dazu auch die „vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage“ der Beratungsdokumentation<br />

und eine entsprechende Schulung der BeraterInnen im März <strong>2012</strong>.<br />

Außerdem nahmen wir an Fortbildungen der UPD teil: kompetenzfeldübergreifend zu „Auftragsklärung im Beratungsprozess“,<br />

kompetenzfeldspezifisch zu den Themen „Medizinische Diagnostik“, „Einfluss der Strukturen des Gesundheitswesens auf die<br />

Beratung der UPD“ sowie „Trauer durch Verlust“.<br />

Intern im <strong>Gesundheitsladen</strong> gab es eine Fortbildung zur Schnittstelle „Arbeitsunfähigkeit und Arbeitslosigkeit“.<br />

Netzwerkarbeit / Kooperation<br />

Die RBS-OBB pflegt seit Jahren gute regionale Kooperationsbeziehungen zu anderen Beratungseinrichtungen, Kostenträgern<br />

und Leistungserbringern. Inhaltlich geht es dabei vor <strong>alle</strong>m um gegenseitigen Informationsaustausch, Beschwerdebearbeitung<br />

bzw. Weitergabe von Patientenanliegen.<br />

Ein Schwerpunkt lag <strong>2012</strong> im Austausch mit der zahnärztlichen Selbstverwaltung und dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen.<br />

Ein besonderer Austausch erfolgte mit der Wiener Patientenanwaltschaft: eine Vertreterin hospitierte 2 Tage bei uns, um sich<br />

Anregungen für den geplanten Aufbau einer Patientenberatungsstelle in Wien zu holen.<br />

Arbeitskreise / Gremien<br />

Die MitarbeiterInnen der RBS-OBB brachten sich auf Landesebene in den „Runden Tisch Patientenrechte“ von Dr. Hartl, der<br />

Patientenbeauftragten des Bayerischen Gesundheitsministeriums ein. Daneben wurden ehrenamtlich Tätigkeiten als Patientenvertreter<br />

nach § 140f SGB V (Zulassungsausschüsse <strong>München</strong> und Oberbayern) durchgeführt.<br />

Auf Bundesebene der UPD ist die RBS an der Fachredaktion des „Psychosozialen Kompetenzfeldes“ intensiv beteiligt.<br />

Personalia<br />

Im letzten Jahr drehte sich das Personalkarussell geschwind: gut die Hälfte des Teams veränderte sich. Carola Sraier (Beraterin)<br />

und Lena Tillich (Empfangskraft) gingen in Mutterschutz bzw. Elternzeit; Petrit Beqiri (Berater) nahm ein „Sabbatjahr“ zur Fertigstellung<br />

seiner Promotion. Glücklicherweise konnte zeitnah kompetenter Ersatz gefunden werden: Michael Bialek (Berater),<br />

Anja Geisendorff (Beraterin) und Karin Wieland (Empfangskraft). Der Beratungsstellenbetrieb konnte dadurch von außen gesehen<br />

nahezu reibungslos weitergeführt werden.<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 19


Resümee <strong>2012</strong> und Ausblick auf 2013<br />

Die besonderen Herausforderungen für die RBS im Berichtszeitraum lagen im Kompensieren der Personalveränderungen und<br />

den Besonderheiten der neuen Beratungsdokumentation.<br />

Zum Glück konnten wir die freiwerdenden Personalkapazitäten zügig und zufriedenstellend besetzen. Dennoch bedeutete der<br />

Wechsel viel Zeit und Energie zur Reorganisation der Teamstruktur und Arbeitsverteilung. Da wir jenseits der Beratungsanforderungen<br />

über wenig zeitliche Ressourcen verfügen, ist dies ein zusätzlicher Stressfaktor. Ähnliches gilt für die Einarbeitung und<br />

Durchführen der neuen Beratungsdokumentation: es gelingt in der Regel selten, diese Tätigkeit geschmeidig in den Beratungsbzw.<br />

Tagesablauf zu integrieren. Das Ausfüllen der Dokumentation erfordert nämlich stets eine gedankliche Abstraktion des<br />

Beratungsprozesses, welcher im Beratungsalltag oft ein Hindernis darstellt.<br />

In diesem Zusammenhang war es sehr positiv, dass Mitte des Jahres die bezahlten Arbeitsstunden <strong>alle</strong>r RBS‘en durch die Bundesgeschäftsstelle<br />

der UPD auf 87 angehoben wurden. Dadurch konnten die Anforderungen jenseits der beratungsassoziierten<br />

Aufgaben wie Netzwerkarbeit und Öffentlichkeitsarbeit besser gestaltet werden.<br />

Auf sehr gute Ergebnisse können wir bei der Mitarbeit an der Broschüre „Patientenberatung in Bayern“ im Rahmen des „Runden<br />

Tisches Patientenrechte“ von Dr. Hartel und einem wohlwollenden Austausch mit der zahnärztlichen Selbstverwaltung zurückblicken.<br />

Sehr gefreut hat uns auch der Besuch der Bundesgeschäftsstelle der UPD in unserer RBS: mit Geschäftsführer Herrn Schmidt-<br />

Kaehler und der Finanzverantwortlichen Juliane Günzel fand ein freundlicher und gewinnbringender Austausch statt.<br />

Ab Mitte 2013 werden die verdienten Beratungskräfte Carola Sraier und Petrit Beqiri in den RBS-Alltag zurückkehren. Damit<br />

wird auch eine erneute Reorganisation der Arbeitsaufgaben und -abläufe verbunden sein. Wir hoffen und freuen uns dabei auf<br />

noch mehr Stabilität und Kontinuität.<br />

Kooperationstermin mit der Kassenzahnärztlichen Vereinigung und der Bayerischen Zahnärztekammer<br />

im <strong>Gesundheitsladen</strong>.<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 20


14. Bundesarbeitsgemeinschaft der PatientInnenstellen - Ehrenamt im GL<br />

Die Patientenstelle des <strong>Gesundheitsladen</strong>s ist ein Gründungsmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft der Patientenstellen<br />

(BAGP). Der Zusammenschluss dient dem gemeinsamen Austausch, der Weiterbildung, dem Auf- und Ausbau von bundesweiten<br />

Bündnissen und Kooperationen, sowie der Weiterentwicklung von qualitätsgesicherten Beratungsstandards.<br />

Wichtiger Bestandteil ist die Rückmeldung von dokumentierten Patientenerfahrungen an die Verantwortlichen im Gesundheitssystem<br />

zur Qualitätsverbesserung der gesundheitlichen Versorgung im Sinne der Patienten. Hierzu dient auch die Teilnahme<br />

an bundesweiten gesundheitspolitischen Aktivitäten und Tätigkeiten in Gesundheitsgremien wie z. B. dem Gemeinsamen Bundesausschuss<br />

(G-BA).<br />

Die Geschäftsstelle der BAGP ist seit Jahren im <strong>Gesundheitsladen</strong> <strong>München</strong> beheimatet. Hier laufen die bundesweiten Anfragen<br />

und Informationen zusammen und werden an die beteiligten Stellen weitergeleitet und teilweise bearbeitet. Darüber hinaus<br />

bedient das GL Team dreimal wöchentlich für eine Stunde das BAGP-Infotelefon. Ratsuchende und Professionelle erhalten hier<br />

die Möglichkeit einer ersten Kontaktaufnahme, jedoch keine Beratung.<br />

Die Geschäftsstelle kümmert sich auch um die Organisation der monatlichen Telefonkonferenz <strong>alle</strong>r BAGP Stellen und ist maßgeblich<br />

für die Erstellung und Veröffentlichung von Informations-Broschüren zuständig. Im Berichtszeitraum wurde eine zur<br />

Gesundheitsreform <strong>2012</strong> erstellt und das Leitbild aktualisiert. Zum Patientenrechtegesetz wurden Stellungnahmen abgegeben.<br />

Pressemitteilungen wurden zu verschiedenen Themen erstellt.<br />

Seit April 2011 ist die GL-Kollegin Carola Sraier Sprecherin der BAGP. Zusammen mit ihrem Sprecherkollegen, Gregor Bornes<br />

(GL Köln), nimmt sie seither die Innen- und Außenvertretung der BAGP wahr.<br />

BundesArbeitsGemeinschaft BAGP<br />

der<br />

Patient/inn/enstellen<br />

Waltherstr. 16a, 80337 <strong>München</strong>, T. 089 / 76 75 51 31, Fax 089 / 725 04 74, www.bagp.de<br />

BundesArbeitsGemeinschaft BAGP<br />

der<br />

Patient/inn/enstellen<br />

Waltherstr. 16a, 80337 <strong>München</strong>, T. 089 / 76 75 51 31, Fax 089 / 725 04 74, www.bagp.de<br />

<strong>München</strong> 2.7.<strong>2012</strong><br />

BAGP-Stellungnahme<br />

zum Kabinettsbeschluss Patientenrechtegesetz<br />

In einer gemeinsamen Stellungnahme vom 06.02.<strong>2012</strong> kritisierten die maßgeblichen PatientInnenorganisationen<br />

auf Bundesebene (Deutscher Behindertenrat, BAG PatientInnenstellen, DAG Selbsthilfegruppen, VZ<br />

Bundesverband) bereits den Referentenentwurf für ein PatientInnenrechtegesetz des Bundesministeriums<br />

der Justiz und des Bundesministeriums für Gesundheit, weil er nicht über den Status quo hinausgeht.<br />

Mehrere Themen, die im Grundsatzpapier genannt wurden und zur Verbesserung der Position von PatientInnen<br />

beitragen sollten, wurden gar nicht oder unzureichend aufgegriffen.<br />

Vollständig fehlen die angekündigten Regelungen zur Vereinheitlichung der Schlichtungsverfahren und zur<br />

Stärkung der Verfahrensrechte von PatientInnen in (außer-) gerichtlichen Auseinandersetzungen.<br />

Auch mit den Krankenkassen befinden sich die PatientInnen noch lange nicht auf Augenhöhe und müssen<br />

sich oft zermürbenden Widerspruchs- und Verhandlungsverfahren aussetzen, um ihre legitimen Kostenansprüche<br />

durchzusetzen.<br />

Die angekündigten Maßnahmen zur Stärkung der Rechte gegenüber den Leistungserbringern und Kostenträgern<br />

sind somit unzureichend ausgestaltet und bleiben erheblich hinter den Erwartungen und dem<br />

Bedarf der PatientInnen zurück.<br />

Die BAGP verweist hier noch einmal auf ihre ausführlichen Stellungnahmen vom 13.05.2011 und<br />

09.03.<strong>2012</strong> (s. Anlagen) zum „Grundlagenpapier Patientenrechte in Deutschland“ des Patientenbeauftragten<br />

der Bundesregierung und der Bundesministerien für Gesundheit und für Justiz sowie zum Referentenentwurf.<br />

Der nun am 24.05.<strong>2012</strong> vom Bundeskabinett verabschiedete Gesetzesentwurf bringt im<br />

Gegensatz zur Ankündigung und ungeachtet unserer damaligen Kritiken nur geringfügige Änderungen<br />

des Referentenentwurfs vom Januar mit sich. Es gibt weiterhin keinerlei Verbesserungen für die Rechte von<br />

PatientInnen und Versicherten.<br />

Die BAGP erhält ihre Kritikpunkte somit auch am neuen Gesetzesentwurf des Bundeskabinetts<br />

aufrecht, die sie wie folgt zusammenfasst:<br />

• Die angekündigte „Transparenz und Rechtssicherheit“ hat keine Umsetzung gefunden. Die Strukturierung<br />

des Entwurfs wird dem Anspruch, dass PatientInnen ihre wichtigsten Rechte im Gesetz nachlesen<br />

können, nicht gerecht.<br />

• Die Situation für PatientInnen im F<strong>alle</strong> eines Behandlungsfehlers oder als Opfer von schädlichen Medizinprodukten<br />

ist durch den neuen Entwurf nicht verbessert worden.<br />

• Eine sanktionsbewehrte, verkürzte Leistungsentscheidung der GKV verhindert weiterhin keine willkürlichen<br />

und intransparenten Entscheidungen der Kostenträger. Das Recht auf Selbstbeschaffung nach<br />

Fristverstreichung ist für kranke, bedürftige PatientInnen oft eine Überforderung und Zumutung.<br />

Seit 1989 bü ndeln PatientInnenstellen und -initiativen ihre Kompetenzen in der BAGP, um ü ber gemeinsame Lobbyarbeit, Veröffentlichung von<br />

Informationen und Stellungnahmen, gesundheitspolitische Beteiligung, Erfahrungsaustausch und Fortbildung die Stellung der PatientInnen im<br />

Gesundheitssystem zu verbessern. Als unabhängige und neutrale Einrichtung der Patienten- und Verbraucherberatung ist die BAGP eine der<br />

nach § 140f SGB V anerkannte Patientenvertretungsorganisation im Gemeinsamen Bundesausschuss.<br />

Stellungnahme der BAGP zum Kabinettsbeschluss Patientenrechtegesetz Seite 1 von 2<br />

Leitbild der BAGP<br />

(Stand Dezember <strong>2012</strong>)<br />

Wer wir sind<br />

Die BAGP versteht sich als eine Dachorganisation von PatientInnenstellen 1 und für PatientenberaterInnen, die sich<br />

diesem Leitbild verpflichtet fühlen. Sie steht in der Tradition der Gesundheitsbewegung der 1980er Jahre, der es<br />

um individuelle Selbstbestimmung, medizinische Methodenvielfalt, kollektive und selbstorganisierte Interessenvertretung<br />

und um gesundheitsfördernde Lebensbedingungen ging. 1989 haben PatientInnenstellen 2 und -Initiativen<br />

die Bundesarbeitsgemeinschaft der PatientInnenstellen (BAGP) gegründet, um gemeinsame Beratungsstandards zu<br />

entwickeln und zu gewährleisten, um ihre Kompetenzen zu bündeln und um effektiver politisch handeln zu können.<br />

Im Kern geht es um:<br />

- die individuelle Beratung und Unterstützung von Ratsuchenden,<br />

- die Auswertung der Beratungsarbeit und<br />

- die Umsetzung dieser Erkenntnisse in politische Forderungen und Aktivitäten.<br />

Seit 2006 beraten die meisten PatientInnenstellen der BAGP im Rahmen der „Unabhängigen Patientenberatung<br />

Deutschland UPD“.<br />

Die BAGP vertritt als eine der anerkannten Patientenvertretungsorganisationen (nach § 140f SGB V) Patienteninteressen<br />

im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA).<br />

Zur Situation der PatientInnen im Gesundheitswesen<br />

Immer noch haben es PatientInnen schwer, eigenverantwortliches Handeln durchzusetzen und auf die Weiterentwicklung<br />

der Gesundheitsversorgung Einfluss zu nehmen, obwohl sie doch das Gesundheitssystem finanzieren und es<br />

ihnen dienen soll.<br />

Viele PatientInnen erleben das Gesundheitssystem wie einen „medizinisch-industriellen Komplex”, dessen ökonomische<br />

Interessen das PatientInnenwohl überlagern. Dadurch wird zunehmend das Vertrauen in das bestehende Versorgungssystem<br />

untergraben.<br />

1 Der Name PatientInnenstelle wird seit Gründung der ersten Patientenstelle 1979 in Zürich verwendet. Hier gibt es einerseits individuelle<br />

Patientenberatung, die professionell ausgewertet wird mit dem Ziel, Verbesserungen für PatientInnen in der Gesundheitsversorgung zu erreichen.<br />

Andererseits ist eine Patientenstelle ein Versammlungsort für PatientInnen, die sich gegenseitig stärken, politisch bilden und ihre Interessen gemeinsam<br />

artikulieren. Nicht <strong>alle</strong> Mitgliedsvereine der BAGP führen den Namen PatientInnenstelle, aber sie richten ihre Arbeit an diesem Ziel aus, Beratung mit<br />

politischem Engagement zu verbinden.<br />

2 Die BAGP benutzt keine einheitliche Schreibweise für die geschlechtliche Form. Wenn nicht ausdrücklich anders erwähnt, sind immer<br />

beide Geschlechter gemeint. Ziel ist eine gute Lesbarkeit und die Berücksichtigung beider Geschlechter im Text.<br />

Seit 1989 bü ndeln Patient/inn/enstellen und -initiativen ihre Kompetenzen in der BAGP, um ü ber gemeinsame Lobbyarbeit, Veröffentlichung<br />

von Informationen und Stellungnahmen, gesundheitspolitische Beteiligung, Erfahrungsaustausch und Fortbildung die Stellung der PatientInnen im<br />

Gesundheitssystem zu verbessern. Als unabhängige und neutrale Einrichtung der Patienten- und Verbraucherberatung ist die BAGP eine der<br />

nach § 140f SGB V anerkannte Patientenvertretungsorganisation im Gemeinsamen Bundesausschuss.<br />

Leitbild der BAGP Seite 1 von 4<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 21


15. Finanzen <strong>2012</strong><br />

9 .895,45 €<br />

Gesamtausgaben: 438.475,28 €<br />

30.460,90 €<br />

29.046,50 €<br />

Personal<br />

Miete<br />

Sachkosten<br />

Forderungen nach 2013<br />

369.072,43 €<br />

1.830,41 €<br />

4.950 €<br />

9.427,54 €<br />

12.865,62 €<br />

190.193,53 €<br />

225.328 €<br />

Mitgliedsbeiträge<br />

Spenden, sonstige<br />

Städtischer Zuschuss<br />

Zuschuss §65b SGB V<br />

Zuschuss Staatsministerium<br />

Zinsen<br />

Gesamteinnahmen: 444.595,10 €<br />

Jahresplus: 6.119,82<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 22


<strong>Gesundheitsladen</strong> Team<br />

Peter Friemelt<br />

Dipl. Sozial-Päd. (FH)<br />

Patientenberatung <strong>München</strong><br />

Geschäftsführung<br />

Gunhild Preuß-Bayer<br />

Dipl. Mathematikerin,<br />

Umweltschutztechnikerin<br />

Gesundheitsförderung<br />

Adelheid Schulte-Bocholt<br />

Dipl. Sozial-Päd. (FH)<br />

Patientenberatung <strong>München</strong><br />

Christina Krieger<br />

Dipl. Sozial-Päd. (FH)<br />

Patientenberatung <strong>München</strong><br />

Martina Gandlgruber<br />

Dipl. Sozial-Päd. (FH)<br />

Empfang<br />

Infothek<br />

Waltraud Kröner<br />

Dipl. Sozial-Päd. (FH)<br />

Patientenberatung <strong>München</strong><br />

Patientenberatung Augsburg<br />

Maria Ernst<br />

Dipl. Geographin<br />

Gesundheitsförderung<br />

Tag gegen Lärm<br />

Karin Wieland<br />

Betriebswirtin (FH)<br />

Empfang<br />

Patientenberatung Oberbayern<br />

Michael Bialek<br />

Diplom Ökonom<br />

Magister Public Health<br />

Patientenberatung Oberbayern<br />

Anja Geisendorff<br />

Ärztin<br />

Patientenberatung Oberbayern<br />

Sarah Kurzak<br />

Dipl. Sozial-Päd. (FH)<br />

Patientenberatung Oberbayern<br />

Jürgen Kretschmer<br />

Dipl. Ökotrophologe<br />

Patientenberatung Oberbayern<br />

<strong>Gesundheitsladen</strong> Kurzbericht <strong>2012</strong> 23


Aktionsfelder:<br />

Patientenberatung<br />

Patientenfürsprecher<br />

Unabhängige<br />

Patientenberatung UPD<br />

Patientenbeteiligung<br />

Politikberatung<br />

Tag gegen Lärm<br />

Infothek<br />

Gesundheitsförderung<br />

Gesundheitspolitik<br />

Vernetzung/<br />

Außenkontakte/<br />

Partner KZVB<br />

Kontakte Lärmprojekt KVB<br />

Stadtrat<br />

RGU<br />

VDÄÄ<br />

UPD-Bundesgeschäftsstelle<br />

Krankenkassen<br />

BAGP<br />

PNB<br />

Gesundheitsbeirat<br />

u.a.<br />

Zahnärztekammer<br />

Ärztekammer<br />

SHZ<br />

Bayr. Patientenberatungsstellen<br />

Infoblätter<br />

Öffentlichkeitsarbeit/Bildung<br />

Patientenaufklärung<br />

Veranstaltungen<br />

Gesundheitspolitik<br />

Rundbrief<br />

Vorstand<br />

MitarbeiterInnen<br />

Arbeitskreise<br />

Unterstützer<br />

Ehrenamtliche<br />

Fachberater<br />

Fachbasis<br />

Stadtteilarbeit<br />

Regsam:<br />

Facharbeitskreis<br />

Gesundheit<br />

und regionale<br />

AG Soziales<br />

Weltkindertag<br />

Bewegung und<br />

Sicherheit im Verkehr<br />

Riem:<br />

Wohnen<br />

ohne Auto<br />

Solidarische Gesundheitspolitik

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