Die komplette Ausgabe 10/2008 der Fachzeitschrift KOMMUNAL
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38<br />
Kommunal: Europareise<br />
Fach- und Bildungsreise des Gemeindebundes nach Paris<br />
Europa muss in die Herzen <strong>der</strong><br />
Menschen<br />
Ein überaus intensives kommunales Programm absolvierten die Teilnehmer<br />
<strong>der</strong> Fach- und Bildungsreise des Gemeindebundes in Paris.<br />
Rund 60 Teilnehmer führten Gespräche mit den Schwesterverbänden,<br />
EU-Vertretern und dem österreichischen Botschafter. Fazit: Vielfach<br />
ähneln sich die Probleme in <strong>der</strong> Kommunalpolitik in den beiden Län<strong>der</strong>n,<br />
die heimischen Gemeinden sind in ihren Möglichkeiten aber weit<br />
vor den französischen.<br />
Dr. Robert Hink<br />
„Von einer Vergnügungsreise<br />
kann hier wirklich keine Rede<br />
sein“, stöhnte ein sichtlich gezeichneter<br />
Teilnehmer <strong>der</strong> Fachund<br />
Bildungsreise des Gemeindebundes<br />
nach Paris. Manche Kommunalvertreter<br />
waren am Anreisetag<br />
seit drei Uhr morgens auf<br />
den Beinen, weil die gesamte Delegation<br />
Frühflüge gebucht hatte.<br />
Nachdem die rund 40 Gemeindebündler<br />
(ein Teil in Begleitung<br />
<strong>der</strong> Ehegattinnen) am frühen<br />
Vormittag des 16. Oktober in Paris<br />
eingetroffen waren ging es<br />
nach einer Stadtrundfahrt und<br />
einem gemeinsamen Mittagessen<br />
schon zum ersten <strong>der</strong> vielen<br />
kommunalen Terminen in <strong>der</strong><br />
französischen Hauptstadt.<br />
Österreichs Gemeinden<br />
geht’s besser<br />
Bei einem Treffen mit <strong>der</strong> Association<br />
des Petites Villes des France<br />
(APVF), <strong>der</strong> Interessensvertretung<br />
<strong>der</strong> kleinen französischen Gemeinden<br />
(zwischen 3.000 und<br />
20.000 EW) wurden gemeinsame<br />
Probleme und Interessen erörtert.<br />
<strong>Die</strong> insgesamt 36.000 französischen<br />
Gemeinden verfügen beispielsweise<br />
über keinen Finanzausgleich<br />
mit dem Zentralstaat<br />
und müssen jährlich ihre Mittel<br />
neu verhandeln.<br />
„Das macht es für uns sehr, sehr<br />
schwierig, unsere Budgets zu planen“,<br />
so <strong>der</strong> Vizepräsident <strong>der</strong><br />
APVF (Association des Petite Villes<br />
de France), Phillippe Bodard. „Zusätzlich<br />
leiden wir auch darunter,<br />
dass <strong>der</strong> Zentralstaat immer mehr<br />
Aufgaben an die Gemeinden delegiert,<br />
ohne uns dafür finanziell<br />
ausreichend auszustatten.“ <strong>Die</strong> Gesamtanzahl<br />
<strong>der</strong> Gemeinden in<br />
Europaweit haben fast alle Gemeinden mit<br />
Fragen <strong>der</strong> Daseinsvorsorge, <strong>der</strong> Erbringung<br />
von <strong>Die</strong>nstleistungen durch die Öffentliche<br />
Hand, <strong>der</strong> Infrastruktur und <strong>der</strong> Gesundheit<br />
zu kämpfen.<br />
vortr. Hofrat Dr.<br />
Robert Hink ist<br />
Generalsekretär des<br />
Österreichischen<br />
Gemeindebundes<br />
Frankreich ist deshalb so hoch,<br />
weil im Grunde alles, was in Österreich<br />
eine Ortschaft ist, dort als eigene<br />
Gemeinde gewertet wird, <strong>der</strong><br />
jeweils ein Ortsvorsteher (Bürgermeister)<br />
vorsteht. <strong>Die</strong> eigentliche<br />
Macht liegt freilich bei einer Organisationseinheit,<br />
die am ehesten<br />
mit einem Bezirk in Österreich vergleichbar<br />
ist.<br />
Im Zentrum <strong>der</strong> weiteren Gespräche<br />
standen Probleme, die<br />
auch in Österreich latent sind.<br />
„Europaweit haben fast alle Gemeinden<br />
mit Fragen <strong>der</strong> Daseinsvorsorge,<br />
<strong>der</strong> Erbringung von<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen durch die Öffentliche<br />
Hand, <strong>der</strong> Infrastruktur<br />
und <strong>der</strong> Gesundheit zu kämpfen“,<br />
stellte Gemeindebund-Chef Mödlhammer<br />
nach dem Treffen fest.<br />
36.000 Gemeinden in<br />
Frankreich<br />
<strong>Die</strong> Gemeinden sind in Frankreich<br />
in mehreren verschiedenen Verbänden<br />
organisiert. <strong>Die</strong> Gemeindebund-Delegation<br />
traf daher, unmittelbar<br />
nach dem ersten Gespräch,<br />
auf den Präsidenten <strong>der</strong><br />
36.000 Bürgermeister/innen, Jacques<br />
Pelissard, <strong>der</strong> von all diesen<br />
Bürgermeistern in direkter Wahl<br />
gewählt wird. „Alles, was in Brüssel<br />
beschlossen wird, trifft am Ende<br />
auch die Gemeinden in <strong>der</strong><br />
Umsetzung“, sprach Pelissard die<br />
europäische Dimension von Kommunalpolitik<br />
an. Daher sei es beson<strong>der</strong>s<br />
wichtig, dass die Gemeinden<br />
auch in Europa bei den Institutionen<br />
vertreten seien, um dort<br />
ihre Anliegen zu artikulieren und<br />
einzubringen. Sowohl Bodard, als<br />
auch Pelissard unterstützen daher<br />
eine Initiative zu einem „Kleingemeindenetzwerk“,<br />
das schon Ende<br />
Oktober in Budapest gegründet<br />
werden soll. „Der Gemeindebund<br />
unterstützt diese Idee natürlich<br />
und wird diesem Netzwerk –<br />
im Namen <strong>der</strong> österreichischen<br />
Gemeinden – auch beitreten“,<br />
kündigte Mödlhammer an.<br />
Der erste, überaus anstrengende<br />
Tag <strong>der</strong> Reise, endete mit einem<br />
Empfang in <strong>der</strong> österreichischen<br />
<strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> Gemeinden in<br />
Frankreich ist deshalb so<br />
hoch, weil im Grunde alles,<br />
was in Österreich eine Ortschaft<br />
ist, dort als eigene<br />
Gemeinde gewertet wird.<br />
<strong>Die</strong> eigentliche Macht liegt<br />
freilich bei einer Organisationseinheit,<br />
die am ehesten<br />
mit einem Bezirk vergleichbar<br />
ist.