Die komplette Ausgabe 10/2008 der Fachzeitschrift KOMMUNAL
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Kommunal: Finanzen<br />
Bedroht die Finanzkrise unsere Gemeinden?<br />
Keine akute Gefahr, aber mit<br />
neuen Krediten besser warten<br />
<strong>Die</strong> Finanzkrise ist in aller Munde und hat gute Chancen, das „Unwort<br />
des Jahres“ zu werden. Konzertierte Unterstützungspakete für Banken<br />
von Regierungen in den USA und Europa, hektisches Auf und Ab an den<br />
Börsen und deutlich nach unten revidierte Wachstumsprognosen. Zuletzt<br />
kamen auch Gemeinden im Zusammenhang mit Zinsswaps in die<br />
Schlagzeilen. Was ist davon zu halten? Kommunalkredit-Chef Reinhard<br />
Platzer steht im <strong>KOMMUNAL</strong>-Interview dazu Rede und Anwort<br />
Was ist mit Gemeinden, die jetzt<br />
Fremdmittel benötigen?<br />
<strong>Die</strong> österreichischen Gemeinden<br />
sind unsere wichtigsten Kunden<br />
und haben bei uns erste Priorität.<br />
Selbstverständlich können<br />
daher auch aktuell Kredite aufgenommen<br />
werden. Wir raten<br />
unseren Kunden jedoch, <strong>der</strong>zeit<br />
abzuwarten und erst im neuen<br />
Jahr wie<strong>der</strong> Kredite aufzunehmen.<br />
Bis dahin sollten sich die<br />
Finanzmärkte wie<strong>der</strong> beruhigt<br />
haben. <strong>Die</strong> Liquiditätsaufschläge<br />
dürften sich bis dahin wie<strong>der</strong><br />
deutlich reduziert haben. Nicht<br />
zuletzt auch deshalb, weil das<br />
Maßnahmenpaket <strong>der</strong> Bundesregierung<br />
allmählich zu greifen<br />
beginnen wird.<br />
Herr Generaldirektor Platzer,<br />
was bedeutet die aktuelle Finanzkrise<br />
für die österreichischen<br />
Gemeinden?<br />
Reinhard Platzer: <strong>Die</strong> von <strong>der</strong><br />
US-Immobilienkrise ausgelöste<br />
Vertrauenskrise an den Finanzmärkten<br />
hat zu einer Austrocknung<br />
<strong>der</strong> Geldmärkte geführt.<br />
Banken sind nur mehr unter <strong>der</strong><br />
Bedingung sehr hoher Risikoaufschläge<br />
dazu bereit, einan<strong>der</strong><br />
Geld zu leihen. Das bedeutet<br />
konkret, dass die Liquiditätskosten<br />
steigen und Kredite teurer<br />
beziehungsweise überhaupt<br />
nicht vergeben werden. Das<br />
führt dazu, dass sich Investitionen<br />
für Unternehmen oft nicht<br />
mehr rechnen und somit unterbleiben,<br />
mit entsprechend negativen<br />
Effekten auf Wirtschaftswachstum<br />
und Beschäftigung.<br />
Auch die Gemeinden können<br />
sich trotz ihrer hohen Bonität<br />
dieser Entwicklung nicht entziehen.<br />
<strong>Die</strong> österreichischen Gemeinden<br />
sind unsere wichtigsten Kunden und<br />
haben bei uns erste Priorität.<br />
Reinhard Platzer<br />
Generaldirektor <strong>der</strong> Kommunalkredit<br />
Foto: Petra Spiola<br />
Zuletzt sind einige Gemeinden mit<br />
sogenannten Zinsswaps in die<br />
Schlagzeilen geraten. Was ist<br />
davon zu halten?<br />
Mo<strong>der</strong>ne Finanzinstrumente wie<br />
Zinsswaps machen grundsätzlich<br />
durchaus Sinn, da man damit<br />
die Zinsbelastung deutlich reduzieren<br />
kann. Man muss sie jedoch<br />
im Detail verstehen und<br />
sich im Klaren darüber sein, dass<br />
damit auch Risiken verbunden<br />
sind. Es ist auch kein Zufall, dass<br />
die Kommunalkredit in diesem<br />
Zusammenhang nicht in den Medien<br />
genannt wurde. Wir sind<br />
beim Abschluss von Zinsswaps<br />
sehr restriktiv und achten darauf,<br />
dass keine „aggressiven“<br />
Strukturen verwendet werden,<br />
d. h. dass die damit verbundenen<br />
Risiken überschaubar bleiben.<br />
Zudem schließen wir solche<br />
Finanzinstrumente nur mit Gemeinden<br />
ab, die über ausreichend<br />
Know-how in diesen Bereichen<br />
verfügen. Bei reiner Spekulation,<br />
also bei Geschäften, die