Die komplette Ausgabe 10/2008 der Fachzeitschrift KOMMUNAL
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Kommunal: Ländlicher Raum<br />
17<br />
Politische Raumordnungskonferenz für mehr Lebens- und Standortqualität<br />
Anpacken für den ländlichen Raum<br />
Zwei Ereignisse for<strong>der</strong>n in diesem Herbst ein kräftiges Anpacken für<br />
den ländlichen Raum. Beim Gemeindetag wurde das For<strong>der</strong>ungspapier<br />
des Gemeindebundes verabschiedet. Am 23. Oktober tagt nach fast <strong>10</strong><br />
Jahren die politische Raumordnungskonferenz (ÖROK).<br />
dürfen daher nicht zu „Ortsverwesern“<br />
degradiert werden.<br />
<strong>Die</strong>s ist nur die konsequente Folge<br />
<strong>der</strong> Initiative des Gemeindebundes<br />
für einen „Masterplan<br />
für den ländlichen Raum“ für<br />
mehr Vernetzung aller für die<br />
Standortqualität dieser Gebiete<br />
handelnden Akteure. Manche<br />
Politiker stießen sich zwar an<br />
<strong>der</strong> Namensgebung, jedoch<br />
steht für alle Akteure außer<br />
Streit: Mindeststandards in <strong>der</strong><br />
Infrastruktur, laufendes Monitoring<br />
und verstärkte Netzwerkbildung.<br />
Aufgrund dieser Initiativen<br />
wurden in den letzten Jahren<br />
im Rahmen <strong>der</strong> ÖROK zwei<br />
Projekte zur Evaluierung <strong>der</strong> Situation<br />
in ländlichen und peripheren<br />
Räumen durchgeführt.<br />
Sie haben nicht nur eine themenbezogene<br />
Auswertung<br />
raumwirksamer Politiken ermöglicht<br />
(zB zur Daseinsvorsoge),<br />
son<strong>der</strong>n auch bestehende<br />
Lösungsansätze vorgestellt.<br />
Mobilität kein Allheilmittel<br />
Oft wird für die Stärkung des<br />
ländlichen Raumes die Mobilität<br />
angeführt. <strong>Die</strong>se hat aber nicht<br />
primär die Gestaltung von Lebensraum<br />
zum Ziel, Experten<br />
sprechen auch von einem Ende<br />
einer Ära <strong>der</strong> Erreichbarkeit.<br />
Trotz (statistischer!) Vollmotorisierung<br />
ist Abgeschiedenheit ein<br />
Faktum, das Pendlerdasein und<br />
das Wohnen in entlegenen Regionen<br />
mit einem höheren Lebensrisiko<br />
behaftet. Auch wenn<br />
<strong>der</strong> Ausbau des Verkehrs eine<br />
beson<strong>der</strong>e Raumwirksamkeit<br />
besitzt, wird die Mobilität in benachteiligten<br />
Gebieten weiterhin<br />
nur eine Krücke bleiben. Planerische<br />
Erfolge haben die Gemeinden,<br />
in denen die Lebensund<br />
Arbeitswelten möglichst<br />
harmonisch und ortsnah verbunden<br />
werden.<br />
Mindeststandards<br />
Mobilität ist daher nicht für alle<br />
Regionen ein Optimum, sie<br />
berücksichtigt zu wenig die Einbuße<br />
von Lebensqualität, die sie<br />
im Pendeln<br />
voraussetzt.<br />
Mindeststandards<br />
für die<br />
Lebensqualität<br />
für den<br />
ländlichen<br />
Raum sind daher<br />
auch im<br />
For<strong>der</strong>ungspapier<br />
des Gemeindebundes<br />
an die neu zu bildende<br />
Bundesregierung verankert:<br />
Schulkin<strong>der</strong> dürfen nicht<br />
zu Pendlern werden, ein Altern<br />
muss auch in <strong>der</strong> angestammten<br />
Heimat möglich sein. <strong>Die</strong> digitale<br />
Welt des Internet und <strong>der</strong> Telematik<br />
muss auch im ländlichen<br />
Raum für die dort lebenden<br />
Menschen nutzbar und<br />
selbstverständlich sein. Eine<br />
Breitbandinitiative, die <strong>der</strong> Gemeindebund<br />
in seinem For<strong>der</strong>ungspapier<br />
als Fortsetzung <strong>der</strong><br />
bisherigen Politiken for<strong>der</strong>t, darf<br />
nicht bei den infrastrukturellen<br />
Möglichkeiten aufhören, son<strong>der</strong>n<br />
muss die Menschen zur<br />
Nutzung animieren.<br />
Gebot <strong>der</strong> Vernetzung<br />
<strong>Die</strong> ÖROK war seit ihrer Gründung<br />
im Jahr 1971 ein fö<strong>der</strong>ales<br />
Koordinierungsinstrument aller<br />
Ebenen <strong>der</strong> Gebietskörperschaften<br />
und ist damit ein Vorläufer<br />
Trotz statistischer (!) Vollmotorisierung<br />
ist Abgeschiedenheit<br />
Faktum, das Pendlerdasein und<br />
das Wohnen in entlegenen<br />
Regionen mit einem höheren<br />
Lebensrisiko behaftet.<br />
OReg.Rat Mag.<br />
Nicolaus Drimmel<br />
ist Jurist im<br />
Österreichischen<br />
Gemeindebund<br />
mo<strong>der</strong>ner Netzwerke. Gerade<br />
um das Ungleichgewicht zwischen<br />
Gunstlagen und benachteiligten<br />
Gebieten zu dämpfen,<br />
hat sie daher seit dem EU-Beitritt<br />
Österreichs die Aufgabe,<br />
den Rahmen für die nationale<br />
Verteilung <strong>der</strong> EU-Strukturfondsmittel<br />
vorzunehmen. <strong>Die</strong>se<br />
haben in den letzten Jahren die<br />
Gemeinden in die Lage versetzt,<br />
auch solche Projekte zu finanzieren,<br />
die ohne Strukturmittel<br />
nur schwer umsetzbar gewesen<br />
wären. Für die Entwicklung des<br />
ländlichen Raumes stellt die EU<br />
für die Jahre 2007 bis 2013 immerhin<br />
ca. 4 Mrd. Euro zur Verfügung,<br />
die allerdings auf nationaler<br />
Ebene noch mit einer<br />
ebenso hohen Summe kofinanziert<br />
werden müssen. Dazu müssen<br />
jedenfalls Anreizsysteme für<br />
ländliche Gemeinden geschaffen<br />
werden, etwa um den Erhalt<br />
und die Ansiedelung von Kleinund<br />
Mittelbetrieben im ländlichen<br />
Raum zu begünstigen.<br />
Der nationale strategische Arbeitsplan<br />
für die Strukturfondsperiode<br />
bis 2013 wurde von <strong>der</strong><br />
Raumordnungskonferenz auf Expertenebene<br />
entwickelt. Koordination<br />
ist nicht nur auf dieser<br />
Ebene nötig, son<strong>der</strong>n muss auch<br />
in und unter den Gemeinden erfolgen,<br />
um Standort- und Lebensqualität<br />
zu bessern. Im Hinbllick<br />
auf Bodenknappheit und<br />
intensiver werdenden Standortwettbewerb<br />
sind gerade die Gemeinden<br />
in den Ungunstlagen<br />
gefor<strong>der</strong>t, sich stärker zu vernetzen<br />
und Vorbild für an<strong>der</strong>e Akteure<br />
mit ebenso wertvollen Initiativen<br />
im ländlichen Raum zu<br />
sein.