SCHRIFTEN DES VORARLBERGER LANDESMUSEUMS
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Buchkremers zurückgegriffen. 138 Er hat die von<br />
ihm erfassten Ab messungen in der beigefügten<br />
Tabelle zusammengestellt und dabei ihre Häufigkeit<br />
angegeben (Abb. 22). Sodann hat er für diese<br />
Abmessungen die Äquivalente in digiti und unciae<br />
des römischen und in unciae des drusianischen<br />
Fußes sowie in einer vierten Abteilung in unciae<br />
(unki) des 0,3206 m langen, armenischen Fußes<br />
angegeben.<br />
b) Auswertung<br />
Es zeigt sich nun, dass die Häufigkeits-Maxima<br />
einer Abmessung und der dicht daneben liegenden<br />
Werte – mit Ausnahme der beiden oben erwähnten<br />
Kategorien von Strecken – nur mit diesem<br />
armenischen Fuß eindeutige Werte ergeben, nicht<br />
aber mit den anderen Maßarten.<br />
Danach sind im Erdgeschoss die Arkaden des Umgangs 160 Unzen<br />
(i. M. 427,5 cm) breit und 40 Unzen (107 cm) tief. Diese Tiefe<br />
ist gleichzeitig die Stärke der aufgehenden Oktogonwände. Das umlaufende<br />
Tonnengewölbe des Umgangs ist 176 Unzen (470 cm),<br />
die Quertonnen 192 Unzen (i. M. 513 cm), d. h. 16 Fuß weit. Die<br />
Weite des Umgangs mit 176 Unzen, d. h. mit 14 2 /3 Fuß, scheint<br />
zunächst unbefriedigend zu sein. Sie verhält sich aber zu der Weite<br />
der Quertonnen wie 11 zu 12 (11 x 16 Unzen zu 12 x 16 Unzen)<br />
und spiegelt offensichtlich das Bemühen der Gewölbebauer wider,<br />
unter den gegebenen Umständen, auf die noch eingegangen wird,<br />
ein wenn nicht glattes, so doch wenigstens harmonisches Seitenverhältnis<br />
zu finden. Im Obergeschoss sind die aufgehenden Wände<br />
nur 38 Unzen (101,5 cm) stark. Der Umgang des Obergeschosses<br />
weist kein umlaufendes Tonnengewölbe, sondern nur breite<br />
Durchgänge durch die Strebemauern auf. Diese sind 180 Unzen,<br />
d. h. 15 Fuß weit. Die Quertonnen sind unverändert 16 Fuß weit.<br />
Die Innenmaße der Arkaden sind bei dem Wiedereinbau der Säulen<br />
1843-1847 leicht verändert worden. 139 Die seitlichen Abstände<br />
der Plinthen betragen unverändert 30 Unzen (80,2 cm). Unter<br />
Berücksichtigung der Abmessungen der erhaltenen Originalplinthen<br />
(Breite 69,5 cm oder 26 Unzen) kann der Abstand zwischen<br />
ihnen mit 48 Unzen (128,2 cm) rekonstruiert werden. Die Gesamtstrecke<br />
beträgt wie im Untergeschoss 160 Unzen (427,5 cm).<br />
Inzwischen konnte der Verfasser auch das neue<br />
Höhenaufmaß des Oktogons durch das Domkapitel<br />
auswerten, das jedoch noch nicht veröffentlicht<br />
ist. 140 Danach sind auch die einzelnen Höhen der<br />
Bauglieder des Oktogons – mit der folgenden<br />
Aus nahme – mit dem 0,3206 m langen, armenischen<br />
Fuß bemessen, was hier vorläufig nicht nachgewiesen<br />
wird. Die Ausnahme besteht darin, dass<br />
die lichte Gesamthöhe zwischen dem ursprünglichen<br />
Fußboden und dem Scheitel der noch nicht<br />
87<br />
mit dem Mosaik verkleideten Kuppel nicht mit<br />
dieser Maßart, sondern mit dem kürzeren, armenischen,<br />
0,3054 m langen Fuß bemessen ist. Sie<br />
beträgt genau 3054 cm, d. h. 100 armenische Fuß<br />
zu 0,3054 m.<br />
Auch die hauptsächlichen Teilabschnitte der Ge -<br />
samthöhe sind mit diesem Fußmaß bemessen: Die<br />
Höhe des Erdgeschosses ohne die neuzeitliche Er -<br />
höhung des Fußbodens von i. M. 3,5 cm beträgt<br />
bis zur Oberkante des Kranzgesimses 24,99 Fuß<br />
(763,2 cm), d. h. 25 Fuß. Die Höhe des Obergeschosses<br />
bis zum heute sichtbaren Kuppelansatz beträgt<br />
49,91 Fuß (1524,3 cm), im Rohbau (+ 3 cm)<br />
richtiger 1527,3 cm, d. h. 50 Fuß. Die Höhe der<br />
Kuppel beträgt im Rohbau 3046,0 - 2287,5 + 5,0<br />
cm = 763,5 cm, d. h. 25 Fuß. Auf diesen Wechsel<br />
der armenischen Maßart wird noch eingegangen.<br />
c) Wandabstände Oktogon<br />
Von besonderem Interesse sind die Abstände ge -<br />
gen überliegender Wände des Oktogons. Sie betragen<br />
in einer Achse genau 45 armenische Fuß<br />
(14,43 m), in zwei anderen 45 Fuß minus ca. 3 cm<br />
und in der vierten 45 Fuß minus ca. 5 cm. Der intendierte<br />
Abstand einer Wand vom Mittelpunkt<br />
des Oktogons beträgt offensichtlich 22 1 /2 Fuß.<br />
Die Länge der Oktogonseiten ergibt jedoch kein<br />
glattes Maß in Fuß oder Unzen, ebensowenig wie<br />
die Länge der Pfeilerflächen beiderseits der Arkaden.<br />
Dies ist auch nicht zu erwarten. Der Grund<br />
dafür liegt in den bereits beschriebenen Verhält-<br />
138 Das gleiche Verfahren hatte bereits Walter Boeckelmann 1957<br />
angewendet (Boeckelmann, Walter: Von den Ursprüngen der<br />
Aachener Pfalzkapelle, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 19,<br />
1957, S. 9 ff., Abb. 4). Er hat jedoch nur eine Umrechnung in<br />
den Drusianischen Fuß und auch nur in ganzen und in gebrochenen<br />
Fuß vorgenommen und nicht entweder in Fingerbreiten<br />
oder, was richtiger gewesen wäre, in Unzen. Dabei teilt er<br />
den Fuß sowohl in Drittel als auch in Achtel ein, was sich<br />
gegenseitig ausschließt. Im Übrigen pauschaliert er die metrischen<br />
Werte und kommt ohnehin zu ungenauen und für eine<br />
Maßanalyse unbrauchbaren Ergebnissen.<br />
139 BUCHKREMER I, S. 9 f.<br />
140 Für die Überlassung der Daten für die o.a. Auswertung dankt<br />
der Verf. erneut Herrn Dombaumeister Dipl.-Ing. Helmut<br />
Maintz.