Abb. 18: Dwin, Kathedrale (oben), Thalin, Kathedrale (Mitte), Köln, St. Georg (unten), Grundrisse, ohne Maßstab. 76
Die Kirche wurde kürzlich von Rolf Rottländer im Rahmen einer Untersuchung romanischer Kirchen in Köln untersucht. 118 Er wollte mit Hilfe der verwendeten Maßart klären, ob und gegebenenfalls inwieweit die Kirche aus einem römischen Bauwerk hervorgegangen sei, und ob von diesem und vor allem von der angenommenen römischen Maßart wesentliche Dispositionen für den Grundriss ausgegangen wären. Er stellte zunächst fest, dass dies nicht der Fall war, entwickelte dann aber weitergehende Vorstellungen, die in der Anmerkung 119 kurz erörtert werden. Zur Überprüfung seiner Angaben hat der Verfasser ein neues, nahezu vollständiges Aufmaß erstellt. Dies hat zunächst die von R. Rottländer festgestellten, auffälligen Abweichungen von vermutlich gleichlang intendierten Sollmaßen bestätigt, dann aber gezeigt, dass Rottländers postulierte Maßarten und schließlich seine umfangreichen Schlüsse daraus nicht zutreffen. 119 Da einige Meßergebnisse des Verfassers aber Grenzwerte bestimmter Mittelwerte zu sein schienen und im Einzelnen auch als konk re te Maße vorkommen, ergab die Analyse, dass der Gründungsbau des 11. Jhs. mit dem 0,3054 m langen, armenischen Fuß und die Einwölbung des 12. Jhs. mit dem 0,3206 m langen, armenischen Fuß ausgeführt worden sind. Im Westbau wurde als weitere Maßart der 0,3332 m lange, drusianische Fuß festgestellt, der häufig auch als der »karolingische« Fuß bezeichnet wird. Der Westchor wird hier nicht weiter behandelt. Das Mittelschiff des annonischen Baus ist demnach zwischen den Sockelplatten der Säulen 25 Fuß breit (i. M. 7,635 m), die Sockelplatten sind im Quadrat 2 1 /2 Fuß groß (i. M. und mehrfach genau 0,765 m), die Seitenschiffe sind ohne die zu der späteren Einwölbung gehörenden Wandsockel 12 Fuß breit (i. M. und mehrfach genau 3,665 m). Der Soll- und Mittelwert der inneren Breite beträgt demnach 54 Fuß (16,493 m). 120 Die Interkolumnien zwischen den Sockelplatten sind etwas mehr als 8 Fuß weit (i. M. 8,10 Fuß, 2,473 m). Die Länge des Mittelschiffs beträgt zwischen Triumphbogen und Westwand 53 Fuß (16,16 m). Die Vierung ist geringfügig weniger als 25 Fuß (gemessen 24,38 Fuß) breit und etwas mehr als 25 Fuß (gemessen 25,28 Fuß) lang. Das Chorquadrat ist zwischen den Rundbogenfriesen im oberen Teil der Seitenwände 23 Fuß (7,03 m) breit und 25 Fuß (7,63 m) lang. Die Querschnitts arme wurden nicht gemessen, da sie 1877 rekonstruiert worden sind. Auch die Mauerstärke der Außenwände des Langhauses wurde nicht gemessen, da diese nach der Kriegszerstörung weitgehend neu erstellt worden sind. Sie soll nach Rottländer i. M. 0,991 m = 40 Unzen (1,018 m) betragen. Intendiert war möglicherweise 0,915 m = 3 Fuß. 77 Die Abfolge der intendierten Quermaße des Langhauses dürfte demnach: 3 Fuß bzw. 40 Unzen > 12 Fuß > 2 1 /2 Fuß = 30 Unzen > 25 Fuß = 300 Unzen > 2 1 /2 Fuß = 30 Unzen > 12 Fuß > 3 Fuß bzw. 40 Unzen = 60 Fuß (18,32 m) bzw. 60 Fuß plus 8 Unzen (18,52 m) betragen haben, gegenüber Rottländers Ermittlung von 18,41 m. Die frühstaufischen Zwischenpfeiler fügen sich in die beschriebene Maßstruktur ein. Ihre Seiten sind der älteren Maßart angepasst und sind 2 1 /2 Fuß (0,75 m) und 3 Fuß (0,92 m) lang. Alle anderen Abmessungen sind aber eindeutig mit dem 0,3206 m langen Fuß zu messen. Die Seiten der Sockelplatten der neuen Zwischenpfeiler sind 5 Fuß (1,61 m), ca. 52 Unzen (4 3 /4 Fuß, i. M. 1,43 m), 45 Unzen (3 3 /4 Fuß, 1,20 m) und 40 Unzen (1,08 m) lang. Die Innenseiten der verstärkten, östlichen Vierungspfeiler sind 50 Unzen (1,35 m) lang. Die halbrunde Apsis ist 250 Unzen (6,68 m) breit, ihre zum Chorquadrat hin verlängerten Seiten sind 70 Unzen (1,86 m) lang. Die letzten Beobachtungen belegen demnach, dass die Einwölbung des Chorquadrats und die Anfügung der halbrunden Apsis Bestandteile des frühstaufischen Umbaus sein müssen. Bereits die offenkundige Verwendung der beiden Fußmaße lässt auf die Tätigkeit armenischer Bauhandwerker beim Bau der Kirche schließen. Überraschend ist, dass dies für einen Zeitraum von mindestens 90 Jahren zutrifft, was auf eine inzwischen in Köln etablierte Bautradition oder sogar auf eine inzwischen ansässig gewordene Steinmetz-Bruderschaft schließen lässt. Ein Schlaglicht auf diese Präsenz armenischer Gruppen in Köln wirft ein Ereignis von 1143 oder 1146, auf das im Schlusskapitel noch eingegangen wird. 118 s. Anm. 116. 119 Da ROTTLÄNDER II nicht zuvor den baulichen Befund analysiert, unterscheidet er nicht zwischen der 1. und der 2. Bauphase, sondern fasst die gemessenen oder aus der Literatur übernommenen oder aus Plänen abgegriffenen (!) Einzelmaße zusammen und errechnet mit Hilfe seines bekannten Rechnerprogramms aus diesem Mischwert 2 verschiedene Fußmaße: Für die Nordsüd-Strecken einen 0,288 m langen Fuß (»Baumaß«, Code A3) und für die Ostwest-Strecken und das Chorquadrat eine von ihm postulierte, 0,4147 m lange kleine Elle der »Nippur-Elle« (Code A1). Diese Annahme ist bereits aus der Praxis der Ausführung unrealistisch, dann aber vor allem auf Grund der Analyse der Bauphasen. Auf seine Folgerungen braucht nicht eingegangen werden. 120 In KUNSTDENKMÄLER, S. 339, mit 16,47 m angegeben.
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deutet außerdem darauf hin, dass d
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Eine weitere Entwicklung stellte di
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