SCHRIFTEN DES VORARLBERGER LANDESMUSEUMS
SCHRIFTEN DES VORARLBERGER LANDESMUSEUMS
SCHRIFTEN DES VORARLBERGER LANDESMUSEUMS
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
der Gewölbefläche bündig liegen und seitlich mit<br />
der Gewölbeschale verzahnt sind, sondern vor<br />
allem die Jochbildung und die Zweiteiligkeit der<br />
Gewölbe haben, wie gezeigt wurde, ihre unmittelbaren<br />
Vorbilder im armenischen Gewölbebau.<br />
Inwieweit der Baudekor des Südportals auch auf<br />
armenischer Handwerker hinweist, kann hier<br />
nicht untersucht werden. 83<br />
Schließlich findet sich an der Nordwand und der<br />
Ostwand auf mindestens 30 Quadern ein Steinmetzzeichen,<br />
das aus einem etwa 10 cm großen<br />
Kreis mit einem Punkt in der Mitte besteht. Dieses<br />
Zeichen dürfte einem kryptographen Alphabet<br />
entnommen sein, das in einer Fassung des 17. Jhs.<br />
mit allen 36 Zeichen überliefert ist. Dies ist nicht<br />
nur ein Beleg für die Tätigkeit armenischer Handwerker,<br />
sondern außerdem auch dafür, dass hier<br />
eine geschlossene Gruppe, möglicherweise eine<br />
Bruderschaft, gearbeitet hat, die das Zeichen als<br />
Gruppenzeichen hatte.<br />
b) Säulensaal<br />
An den erdgeschossigen Seitenflügel des Torturms<br />
schließt sich ein eingeschossiger, etwas höherer,<br />
etwa quadratischer Saal an, der in 9 quadratische<br />
Joche aufgeteilt ist (Abb. 13). Das mittlere Joch<br />
war von einer Kuppel über einem zwölfseitigen<br />
Tambour überdeckt. Die inneren Auflager werden<br />
von vier gekürzten, antiken Säulen mit teilweise<br />
stark be schädigten, antiken Kapitellen gebildet<br />
(Taf. 42). 84 In der früheren Publikation hatte der<br />
Verfasser auch hier die Verwendung der aiy - ubidischen<br />
Elle angenommen, zumal sich die Abmessungen<br />
im Mittelbereich gut mit dieser Maßart<br />
ausdrücken ließen. 85 Die Nachrechnung ergab aber<br />
genauere Werte bei Zugrundelegung des 0,3206<br />
m langen, armenischen Fußes.<br />
Danach sind die Lichtmaße der Bögen unter der Vierung (4,81 m)<br />
genau 15 Fuß lang. Die Wandvorlagen an der Süd-und Nordseite<br />
sind 5 Fuß (ca. 1,58/9 m) breit und 3 Fuß (0,96 m) tief. Die<br />
Abstände des mittleren Joches zu den Außenwänden sind unterschiedlich<br />
lang, da die Außenwände leicht schiefwinklig zu einander<br />
stehen. 86<br />
c) Lange Halle (Lagerstraße)<br />
An das Nordwestjoch des Säulensaals schließt sich<br />
eine lange, schmale Halle an, die die Bauten des<br />
östlichen Tores mit denen des nördlichen verbindet.<br />
Sie ist mit einem durchgehenden Tonnenge-<br />
56<br />
wölbe eingewölbt, das neunmal durch gleichhohe<br />
Quertonnen gekreuzt wird (Abb. 14). Das Mitteljoch<br />
87 enthält je einen Durchgang nach Norden<br />
und nach Süden, einzelne Joche an der Nordseite<br />
noch weitere Türen, die sich nach außen öffnen<br />
und ehemals die Eingänge der dahinterliegenden<br />
Gebäude bildeten. Die Halle war demnach eine<br />
überwölbte Lagerstraße. Die Gewölbe sind in der<br />
mehrfach beschriebenen, zweiteiligen Bauweise<br />
ausgeführt (s. o., I, 2.3 a, Abs. 2).<br />
Die Quertonnen setzen sich seitlich noch ca. 0,70-0,80 m in die<br />
Außenwände fort. Dadurch entstehen zwischen den 2,02-2,03 m<br />
breiten Wandpfeilern zuerst sieben, je 200 Unzen (5,02-5,03 m)<br />
breite, kreuzgewölbte Joche. Im achten Joch ist die Breite auf 15<br />
Fuß (4,80 m) verringert. Im neunten Joch, das den Anschlussraum<br />
zu dem nördlichen Torkomplex bildet und deswegen einen unregelmäßigen<br />
Grundriss aufweist, beträgt die Grundfläche des<br />
Kreuzgewölbes 15 auf 16 Fuß (4,80 m auf 5,11 m). Die Länge<br />
eines Joches und eines Wandpfeilers zusammen beträgt in den sieben<br />
östlichen Jochen je 22 Fuß (7,04/5 m). 88<br />
Baufugen zwischen dem östlichen Torturm, dem<br />
Säulensaal und der Lagerstraße sind nicht zu<br />
83 SAUVAGET, S. 83 f.<br />
84 Zwischen 2000 und 2003 wurden im Säulensaal und einem<br />
anderen Gebäude der Zitadelle durch die syrische Generaldirektion<br />
der Museen und Altertümer und durch das Institut<br />
Française des Études Arabes Damas Grabungen vorgenommen,<br />
deren Ergebnisse aber noch nicht publiziert sind; nach dem<br />
mündlichen Vortrag scheinen sie die hier beschriebenen<br />
Ergebnisse aber nicht zu berühren.<br />
85 Irrtümlich angenommene Teilungsmaße im Raster 50 und 10<br />
Handbreiten und der Lichtmaße der Bögen unter der Vierung<br />
(4,81 m) 50 Handbreiten. Der Irrtum ist erklärlich, weil 50<br />
aiy - ubidische Handbreiten (4,85 m) nur 4 cm länger sind als<br />
15 armenische Fuß (4,81 m) und 10 aiy - ubidische Handbreiten<br />
(0,97 m) fast gleich lang sind wie 3 armenische Fuß (0,96 m).<br />
86 Dies ist die Folge davon, dass beim Bau der Halle die jetzt<br />
nicht mehr vorhandenen Gebäude an der Nordseite und der<br />
Zugang zu der im Westen anschließenden Lagerstraße (s.u.,<br />
folgender Abschnitt) berücksichtigt werden mussten.<br />
87 Die Trennungslinien des Mitteljoches sind durch ein Bündel<br />
aus drei gleich dicken Rundwulsten über Mukarnas-Konsolen<br />
betont, von denen der mittlere Wulst auf den beiden anderen<br />
aufliegt (s. dazu Anm. 56).<br />
88 Vgl. die Hauptabmessungen im Inneren des Torturms T 07.