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SCHRIFTEN DES VORARLBERGER LANDESMUSEUMS

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Abb. 8: Saone, Liste armenischer Steinmetzzeichen (Auswahl).<br />

rücken durch den berühmten, 20 m breiten und<br />

30 m tiefen Felsgraben mit einem freistehenden<br />

Brückenpfeiler getrennt. 61 Die Ostfront der Burg<br />

ist unmittelbar auf die Kante des neuen Felsgrabens<br />

gesetzt. Ihre Mitte wird von dem großen,<br />

dreigeschossigen Ostturm 62 eingenommen (Taf.<br />

30).<br />

Die Außenwände der Kurtinen und Türme von<br />

Oberburg und Unterburg sind mit Ausnahme des<br />

großen Ostturms einheitlich in einem ausgeprägten<br />

Rustikamauerwerk errichtet, bei dem die roh<br />

belassenen Steinoberflächen von einem glatten<br />

Randstreifen eingefasst sind. Die Außenwände des<br />

großen Ostturms sind dagegen in einer anderen<br />

Art des Rustikamauerwerks errichtet, bei dem die<br />

Steinoberflächen der Mittelfläche der Quader glatt<br />

behauen sind und wie aufgesetzte Platten wirken<br />

(s. o. I, 2.3 a, Abs. 2) (Taf. 31).<br />

Die Gewölbe der kleinen Kirche, der Erdgeschosse<br />

des nördlichen Torturms der Unterburg und des<br />

süd lichen der Oberburg sind Tonnengewölbe aus<br />

Werk steinmauerwerk in der bereits beschriebenen<br />

Art (s. o. I, 2.3 b, Abs. 1), das des Obergeschosses<br />

des südlichen Torturms ist ein Kreuzgewölbe mit<br />

kreuz förmigem Schlußstein (s. o. I, 2.3 b, Abs. 3<br />

und 4). Die verwendete Maßart ist in der Kapelle<br />

und den beiden Tortürmen der 0,3206 m lange,<br />

armenische Fuß.<br />

Der nördliche Torturm ist an der westlichen Schmalseite 35 Fuß<br />

(11,25 m), der südliche an der nördlichen und der südlichen<br />

Schmalseite (der Feindseite) 47 Fuß (15,07 m) breit. Die anderen<br />

41<br />

Seiten konnten nicht gemessen werden. Die Torkammer des nördlichen<br />

Torturms ist 19 Fuß (6,10 m) breit und 21 1 /2 Fuß (6,93 m)<br />

lang. Die Torkammer des südlichen Torturms ist 30 Fuß (9,61 m)<br />

lang und 25 Fuß (8,04 m) tief. Die äußeren und inneren Toröffnungen<br />

beider Türme sind 70 Unzen (1,89 m) breit, aber entsprechend<br />

der unterschiedlichen Stärke der Wände63 verschieden tief.<br />

Die inneren Tornischen sind jeweils 7 Fuß (2,25-2,31 m) breit und<br />

ebenfalls verschieden tief.<br />

Der große Ostturm mit Außenlängen von ca. 25<br />

auf 25 m enthält zwei gewölbte Geschosse mit<br />

einem quadratischen Mittelpfeiler und die Dachplattform<br />

(Abb. 7). Die Gewölbe sind leicht spitzbogige<br />

Tonnengewölbe, die um die vier Seiten des<br />

Mittelpfeilers angeordnet sind und sich in den<br />

Endabschnitten in Kreuzgewölben durchdringen<br />

(Taf. 32). Ihre Schlusssteine haben dort wiederum<br />

die Form des Griechischen Kreuzes (s. o. I, 2.3 b,<br />

Abs. 3 und 4). Die verwendete Maßart ist im Erdgeschoß<br />

der 0,3054 m lange und im Obergeschoß<br />

der 0,3206 m lange, armenische Fuß.<br />

Im Erdgeschoss sind die Pfeilerseiten 100 Unzen des zuerst genannten<br />

Fußes (i. M. 2,57 m) lang; die Joche sind 250 Unzen<br />

(6,34 m) breit. Die Abstände gegenüberliegender Wände betragen<br />

damit 600 Unzen = 50 Fuß (i. M. 15,27 m). Im Obergeschoss sind<br />

die Pfeilerseiten jedoch nur 90 Unzen des zweiten Fußmaßes (i. M.<br />

2,40 m) lang, die Joche der Ostseite wieder 250 Unzen (i. M 6,67<br />

m) breit, die Joche der übrigen Seiten dagegen 10 Unzen breiter<br />

(i. M. 6,95 m). Die Abstände gegenüberliegender Wände betragen<br />

in Westost-Richtung demnach wiederum 600 Unzen (ca. 16,02<br />

m), in der anderen Richtung 610 Unzen (ca. 16,26 m). Diese<br />

Abmessungen zeigen erneut das Prinzip der Verwendung der<br />

Unzen in zehnfachen Vielfachen.<br />

Gewölbeausbildung und Maßarten belegen wiederum<br />

die Tätigkeit armenischer Bauhandwerker.<br />

61 An dieser Stelle muss sich bereits ein Felsgraben der byzantinischen<br />

Burg befunden haben, der aber nur etwa 5 m tief war.<br />

Bei der Anlegung des neuen Grabens musste deshalb der neue<br />

Brückenpfeiler, der in der fränkischen Grabensohle stehen blieb,<br />

durch Mauerwerk wieder um ca. 5 m erhöht werden.<br />

62 Zu der bisher verwendeten, aber unzutreffenden Bezeichnung<br />

»Donjon« s. HANISCH II, S. 291.<br />

63 In beiden Tortürmen befindet sich in der äußeren Tornische<br />

ein über beide Geschosse reichender, torbreiter Maschikulischacht<br />

und ein zweiter Schacht zur Aufnahme eines Falltores.

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