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SCHRIFTEN DES VORARLBERGER LANDESMUSEUMS

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Abb. 6: Anawarz, Sperrturm, Grundriss, M 1:250.<br />

ist im Erdgeschoss 8 Fuß (2,56 m) und in den Obergeschossen 6<br />

Fuß (1,92 m) stark. Neben unrunden Unzenwerten sind mehrere<br />

runde Unzenwerte festzustellen: Die Westwand der ersten Bauphase<br />

ist 100 Unzen stark (2,68 m), die großen Schießscharten<br />

und die östliche Schießkammer sind innen je 50 Unzen (1,355<br />

und 1,335 m) breit.<br />

Steinmetzzeichen wurden am Sperrturm nicht<br />

beobachtet. Die übrigen Wehrbauten wurden<br />

nicht näher untersucht. 57<br />

*<br />

Von größerem Interesse als diese armenischen<br />

dürften jedoch Bauten sein, die zwar durch armenische<br />

Bauhandwerker, aber von nicht-armenischen<br />

Auftraggebern errichtet worden sind. Zunächst<br />

wird ein Beispiel einer christlichen Festung<br />

in Syrien beschrieben, dann folgen zwei Beispiele<br />

isl - amischer Festungen im »Größeren Syrien« (Bil - ad<br />

asˇ-Sˇ - am).<br />

3. Castel Saone, 58 Oberburg, Ostturm<br />

Die Burg Saone liegt im Norden des syrischen<br />

Küstengebirges auf einem langgestreckten, nach<br />

Westen abfallenden und spitz auslaufenden Bergrücken<br />

zwischen zwei tief eingeschnittenen, steil-<br />

39<br />

wandigen Tälern, die sich an der Westspitze der<br />

Burg vereinigen (Taf. 29). Sie bestand aus einer<br />

ausgedehnten Unterburg im Westen und einer<br />

höher gelegenen Oberburg im Osten. Sie war seit<br />

den Feldzügen der Kaiser Nikephoros Phokas und<br />

Johannes Tsimiskes in der 2. Hälfte des 10. Jhs. in<br />

byzantinischem und später in arabischem Besitz.<br />

Vermutlich seit 1108 gehörte sie zum Fürstentum<br />

Antiochia und war einem sonst wenig bekannten,<br />

französischen Grafen Robert zu Lehen gegeben. 59<br />

Unter ihm oder seinem Sohn wurde die byzantinische<br />

Burg nach 1109 oder nach 1119 in dem heutigen<br />

Umfang ausgebaut. 1188 wurde sie von S.al - a .h<br />

ad-D - ın erobert und wieder instand gesetzt. 60<br />

Ein vorgelagerter Graben trennte die byzantinische<br />

Kernburg in Form eines Tetraburgiums im<br />

Westen von der Unterburg. Hier ist eine kleine,<br />

einschiffige Kirche erhalten. Tortürme führten an<br />

der Nordseite und an der Südseite in die Unterburg<br />

und an der Südseite und an der Ostseite in<br />

die Oberburg. Dort ist das Plateau des Burgplatzes<br />

von dem nach Osten weiterreichenden Berg-<br />

57 Ein weitere Großanlage, die durch eine armenische Inschrift<br />

und durch eine typische Bauweise als Werk armenischer Bauhandwerker<br />

gesichert ist, ist die Johanniter-Festung Cardamesium<br />

(türk. Silifke Kalesι) bei Silifke, Prov. Adana (HELLEN-<br />

KEMPER I, S. 249 ff.; EDWARDS II, S. 221 ff.). Sie wurde<br />

zwar vom Verfasser untersucht, jedoch nicht hinsichtlich der<br />

verwendeten Maßarten.<br />

Die bisher frühesten Großbauten im Nahen Osten, die sowohl<br />

durch ihre besondere Bauweise als auch durch die Verwendung<br />

des 0,3206 m langen, armenischen Fußes als Werke armenischer<br />

Bauhandwerker festgestellt werden konnten, sind die<br />

drei großen f - atimididischen Stadttore B - ab al-Fut - uh B - ab an-<br />

Nasr und B - ab Zuwayla in Kairo. Sie wurden durch den ägyptischen<br />

Wesir Badr al- ˇGam - al - ı errichtet, der von Geburt Armenier<br />

war. Die Baumeister kamen als Flüchtlinge aus dem<br />

damals noch weitgehend armenischen Edessa. Die Beschreibung<br />

der Tore ausführlich bei CRESWELL, Bd. 1, S. 161 ff.;<br />

zur armenischen Kolonie in Kairo s.u., III, Die Träger der Entwicklung.<br />

58 Ar. Kal‘at .Sa .hy - un, seit 1959 Kal‘at .Sal - a .h ad-D - ın, Prov. L - a - diq - ıya;<br />

Beschreibung bei <strong>DES</strong>CHAMPS I, S. 356 f., <strong>DES</strong>CHAMPS<br />

III, S. 239 f.; zum Ostturm HANISCH II, S. 289 – 292, mit<br />

der Einschränkung, dass die dort angenommene Frage der Herkunft<br />

der Bauform hier berichtigt wird.<br />

59 <strong>DES</strong>CHAMPS III, S. 76 ff.<br />

60 <strong>DES</strong>CHAMPS I, S. 358; <strong>DES</strong>CHAMPS III, S. 76 ff.

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