Taf. 11: Strebenischen an Querhausarmen (Thalin, Kathedrale, 7.-9. Jh.). – aus: BRENTJES, Taf. 64. Taf. 12: Gerade Außenfronten mit Dreiecknischen außen (Edschmiadsin, Hripsimekirche, 618). – aus: BRENTJES, Taf. 40. 24
anker (aus Holz) eingelegt waren, konnte ihre Mauerstärke vermindert werden. d) Ausgeschiedene Vierung. Wenn der Raum unter einem Vierungsturm nach den Seiten fortgesetzt werden sollte, wurden die seitlichen Umfassungswände in Bogenöffnungen über Pfeiler- oder Säulenvorlagen umgewandelt. Die ursprünglichen, lastabtragenden Wände wurden auf eine schmale Zone über dem Bogen und auf die seitlichen Wandvorlagen reduziert (Taf. 9). Manchmal bestand dieser Bogen aus zwei oder drei übereinander liegenden Bögen. Da die seitlichen Wandvorlagen dabei als Bestandteile des Vierungspfeilers empfunden werden, entsteht der Eindruck, als ob zwischen der Vierung und den Vierungsarmen in der oberen Zone Bogenwände eingezogen worden wären, wodurch die Vierung aus dem Gesamtbauwerk »ausgeschieden« wirkt. Eine ausgeschiedene Vierung deutet immer auf die Absicht hin, diese mit einem Turm oder einer Kuppel zu überdecken. Die in Europa häufige Form der Überdeckung einer Vierung mit einem Kreuzgewölbe scheint in Armenien nicht nachweisbar zu sein. e) Strebenischen. Das zweite charakteristische Merkmal vieler armenischer und georgischer Kirchen waren die Strebenischen. Die Strebenische ist wie eine Apsis ausgebildet, die an die Seite eines tonnengewölbten Bauteils angefügt ist (Taf. 10). Sie war statisch erforderlich, um dieses Bauteil horizontal auszusteifen und die horizontalen Kräfte abzuleiten. Strebenischen wurden daher in der Regel bei Zentralbauten mit Vierungsturm verwendet, aber auch in vielfältiger Weise an Bauten mit anderen Grundrissformen. Dabei entstanden im Grundriss Vierpässe, Sechspässe und Achtpässe. Eine besondere Form stellten Strebenischen an den Kopfseiten von Querschiffen dar (Taf. 11). Außen treten Strebenischen entweder als eigene Baukörper in Erscheinung, die im Grundriss halbrund oder polygonal sind, oder sind in den umschließenden Kubus einbezogen. In diesem Fall wurden in die Wandflächen der Außenwände zwischen ihnen und den angrenzenden Bauteilen (Nebenapsiden oder anderen Räumen) gewölbte Wandnischen über einem dreieckigen Grundriss eingefügt (Taf. 12). 25 f) Stufenförmig eingezogene Gewölbeschalen in Bögen und Seitengewölben. Häufig wurden beim Anschluss eines Seitenraums oder eines Jochs an einen Zentralraum, dessen Vierung nicht ausgeschieden war, seine Seitenwände und sein Gewölbe gegenüber der Flucht der Pfeiler und das Bogens geringfügig zurückgesetzt und nach innen gezogen (Taf. 7 und 8). Statisch wurde damit die aussteifende Wirkung des als horizontales Stützelement wirkenden Seitenraums erhöht. Auch wenn sich auf beiden Seiten einer Bogenöffnung gleich breite und gleich hohe Räume oder Joche befanden, wurde der mittlere Teil eines Bogens entsprechend eingezogen, wodurch an den Pfeilervorlagen und unter dem Bogen ein engerer Bogen zustande kam. Bei beiden Konstruktionen waren demnach nicht ästhetische, sondern konstruktive Gründe ausschlaggebend. Durch die Anordnung eines zweiten Bogens unter dem eigentlichen Bogen wurde dessen Spannweite verkürzt. Vor allem erhielt der Bogen eine für die Ausbildung der »Stützlinie« günstigere Form. 37 g) Eingeschnittene Nischengewölbe innen. Da bei niedrigen Tonnengewölben rundbogig gewölbte Nischen für Türen, Fenster und Schießscharten häufig in die Gewölbe einschnitten, bildete die Schnittlinie zwischen diesen beiden ge - krümmten Flächen eine gekrümmte Ellipse. Wenn Seitenwände und Wölbung der Nischen in Werksteinmauerwerk, die Gewölbeschale aber aus Haustein ausgeführt waren, reichte der aus Werksteinen gebildete Gewölbebogen der Nische in die aus Haustein gebildete Fläche der Gewölbeschale hinein (Taf. 13). Obwohl diese Konstruktion ebenso aufwendig ist wie bei einem reinen Werksteingewölbe, wurde sie regelmäßig angewendet, wahr- 37 In der modernen Festigkeitslehre ist die »Stützlinie« in einem bogenförmig gekrümmten Tragelement eine parabelförmige Linie, die den tatsächlichen Spannungsverlauf ausdrückt. Sie muss immer innerhalb des Bauteils liegen. Falls sie an einer Stelle außerhalb von diesem zu liegen käme, würde dies bedeuteten, dass dort die Spannungen nicht mehr aufgenommen werden können. In diesem Fall käme es an dieser Stelle zu einer Ausbeulung, einer Absprengung der Kanten oder zum Bruch (Riss).
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