SCHRIFTEN DES VORARLBERGER LANDESMUSEUMS
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im parthischen und dann ebenfalls im s - as - anidischen<br />
Iran und dort vorwiegend mit einem Teilmaß,<br />
der 9 Fingerbreiten (0,2325 m) langen<br />
»Großen Spanne« (vitasti) verwendet wurde. 24<br />
Schließlich könnte im Einzelfall sogar der 0,2962<br />
m lange, römisch-kapitolinische Fuß und der im<br />
Osten des römischen Reiches übliche, 0,2930 m<br />
lange römische Fuß angewendet worden sein. 25<br />
Die umfang reichen Nachrechnungen können hier<br />
nicht wiedergegeben werden.<br />
Der Vollständigkeit wegen müssen aber noch die<br />
zeitgenössischen, arabischen Maßarten erwähnt<br />
werden, da sie in den isl - amischen Gebieten natürlich<br />
vorherrschend waren. Die wichtigsten waren<br />
im Besprechungszeitraum die 0,5404 m lange<br />
»Schwarze Elle« (a - d- - dir - a‘ a.s-.saud - a) und die<br />
0,5819 m lange ägyptische Bauelle (Handelselle,<br />
a - d- - dir - a‘ al-balad - ıya), die nach dem Regierungsantritt<br />
.Sal - a .h ad-D - ıns 1173 in den aiy - ubidischen<br />
Gebieten die »Schwarze Elle« bei Staatsbauten<br />
abgelöst zu haben scheint. Die Elle war in 6 Handbreiten<br />
(al-.kab.da, Plur. al-.kaba.d - at) und diese in je<br />
4 Fingerbreiten (al-a.sba‘, auch al-i.sba‘, Dual ala.sba’an,<br />
Plur. al-a.s - abi‘), eingeteilt. 26<br />
2.2. Steinmetzzeichen<br />
Steinmetzzeichen können in Armenien zuerst im<br />
6. Jh. nachgewiesen werden, sind aber vermutlich<br />
schon seit Beginn der organisierten Bautätigkeit der<br />
armenischen Kirche verwendet worden (Abb. 1). 27<br />
Eine Gruppe von Zeichen stellt christliche Symbole<br />
wie Kreuze, Katschkare (Kreuzsteine), Stelen<br />
und Lebensbäume dar, dazu häufig auch verschiedene<br />
Formen des Hakenkreuzes. Zwei andere Gruppen<br />
sind aus Buchstaben des griechischen und des<br />
armenischen Alphabets gebildet. Einige Zeichen<br />
sind auch aus der Antike übernommen. Die meisten<br />
sind aber eigenständige Schöpfungen der armenischen<br />
Handwerker. Diese Gruppe, die auch<br />
die größte ist, stellt geometrische Figuren dar.<br />
Neben einigen allgemeinen Zeichen und solchen,<br />
die das pythagoräische Dreieck und die Halbierung<br />
des Quadrats in zwei Quadrate darstellen,<br />
beziehen sich die meisten Zeichen in bildlicher<br />
Form auf das 1. Buch der Elemente von Euklid. Ein<br />
Teil bildet die Definitionen dieses Buches ab, obwohl<br />
diese im Original vermutlich nicht illustriert<br />
waren, der andere besteht in abgekürzter Form aus<br />
den tatsächlichen Figuren, mit denen die Lehrsätze<br />
(Propositionen) illustriert waren (Abb. 3).<br />
11<br />
Griechische Buchstabenzeichen und die älteren<br />
geometrischen Zeichen scheinen nach dem 9. Jh.<br />
nicht mehr nachweisbar zu sein. Dagegen wurden<br />
die euklidischen Zeichen mindestens bis in das 13.<br />
Jh., d. h. über einen Zeitraum von 700 Jahren, un -<br />
verändert weiter verwendet (Abb. 3, 2-15). In späterer<br />
Zeit wurden sie um weitere, geometrische<br />
Zeichen ergänzt, deren Quellen möglicherweise<br />
der Kommentar des Proclus Diadochus zu den<br />
ersten vier Büchern der Elemente 28 oder arabische<br />
Kommentare waren (Abb. 3, 1; 4, 17-19 29 ).<br />
Diese Kontinuität ist ein äußeres Zeichen für die<br />
Kontinuität der Baugruppen, die sie verwendeten.<br />
Dies waren die Steinmetz-Bruderschaften (karpasch<br />
– jeghbajrout’iún). Sie waren vermutlich aus<br />
den Klosterwerkstätten hervorgegangen und<br />
streng religiös ausgerichtet, nahmen Priester und<br />
Laien auf und wurden von Vorstehern (pet), Meistern<br />
(warpet) und Sprechern (chasnak) geleitet.<br />
Nach außen schlossen sie sich jedoch ab, was dazu<br />
führte, dass ihr technisches und künstlerisches<br />
Wissen auch keinen Niederschlag in den allgemei-<br />
24 HUFF, S. 168 ff. HUFF bezeichnet die Große Spanne (vitasti,<br />
lat. dodrans, gr. σπιθαµη / spithamè) irrtümlich als Fuß und<br />
die richtig angegebene Elle irrtümlich als Doppelfuß; ein Fußmaß<br />
genau dieser Länge hat der Verfasser an weit auseinander<br />
liegenden, mittelalterlichen Bauten festgestellt: Einmal als Maßstab<br />
auf einem einzeln stehenden, spätmittelalterlichen Quader<br />
im Zisterzienserkloster Eberbach (Rheingau) in der Form<br />
eines Abtstabes, und einem zweiten, ebenfalls aus Eberbach<br />
stammenden Stein, der als Spolie in der mittelalterlichen Burg<br />
von Hattenheim (Rheingau) vermauert ist, und dann in verschiedenen<br />
Abmessungen in den vom Anfang des 13. Jhs.<br />
stammenden, festungsartigen Burgen von Bressuire und Coudray-Salbart<br />
und dem Doppeldonjon von Niort, alle in den<br />
ehemals englischen Gebieten Frankreiches gelegen.<br />
25 HELLENKEMPER III, S. 181 f.; HANISCH I, S. 499, Anm.<br />
40 und 41.<br />
26 HANISCH V, S. 12 ff.<br />
27 Die Listen armenischer Steinmetzzeichen sind folgenden Werken<br />
entnommen: 1.) THORAMANIAN, S. 269, 28 Zeichen;<br />
2.) MNAZAKANIAN, S. 85, 42 Zeichen; 3.) HASRATHIAN<br />
– HAROUTHIOUMIAN – TUTUNDJAN, Innentitel, 82<br />
Zeichen; 4.) HARUTJUNIAN, S. 50, 30 Zeichen. Vergl.<br />
auch: HANISCH X, S. 197 ff.<br />
28 STECK.<br />
29 Diese Zeichen sind entnommen aus: ROBINSON – HUGHES,<br />
S. 183 ff. und analysiert in: Hanisch X.