Nº 75 - Geothermie
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GtV-Bundesverband <strong>Geothermie</strong> e.V. // 22. Jahrgang // Heft <strong>75</strong><br />
// Ismaning: Schrittweise<br />
zur Vollversorgung<br />
// Tiefe <strong>Geothermie</strong>:<br />
Finanzierung von<br />
Großprojekten<br />
// F&E: Emissionen<br />
bei der Stromerzeugung<br />
// Erdsonden: Prüfverfahren<br />
zum Frost-Tau-Wechsel<br />
<strong>Nº</strong> <strong>75</strong><br />
März 2013<br />
GtV<br />
Bundesverband<br />
<strong>Geothermie</strong>
1 Seite ganz<br />
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1<br />
Editorial<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Mitglieder des GtV-Bundesverband <strong>Geothermie</strong>,<br />
tiefengeothermische Projekte sind Großprojekte. Planungstechnisch und<br />
finanziell stellen sie eine Herausforderung dar. Aufgrund des hohen Investitionsvolumens<br />
sind tiefen geothermische Projekte auf private Investoren<br />
angewiesen. Warum diese aber bei ihrer Investitionsentscheidung oft zögern<br />
und wie man diesem begegnen kann, zeigt Wirtschaftlichkeitsexperte<br />
Benjamin Richter ab Seite 10.<br />
In Ismaning wird aus der Theorie Praxis. Vor gut zwei Jahren fasste die Kommune den<br />
Entschluss, eine <strong>Geothermie</strong>anlage zur Versorgung der Gemeinde mit Erdwärme zu<br />
bauen. Inzwischen sind die Bohrarbeiten abgeschlossen und bereits zehn Kilometer<br />
Fernwärmeleitung gebaut. Im November 2012 wurde erstmals Thermalwasser gefördert.<br />
Im laufenden Jahr folgt der Bau einer Energiezentrale. Zudem soll das Fernwärmenetz<br />
schrittweise ausgebaut werden. Am Ziel steht die Vollversorgung der Gemeinde<br />
mit erneuerbarer Wärme. Projektleiter und WVI-Geschäftsführer Andreas Hobmeier<br />
erläutert den aktuellen Stand des Ausbaus (Seite 14). Im Bereich der oberflächennahen<br />
<strong>Geothermie</strong> können Grundwasser-Wärmepumpen eine spannende Alternative zu klassischen<br />
Sondenanlagen darstellen. Michael Viernickel erläutert an einem Beispiel die<br />
Vorzüge und Spezifika von Grundwasser-Wärmepumpen (Seite 20).<br />
Zur Effizienzsteigerung bei der Stromgewinnung aus Erdwärme im Niedertemperaturbereich<br />
kommen mitunter organische Fluide zum Einsatz. Gänzlich verhindern lässt sich<br />
ein Austreten von Treibhausgasen nicht. Florian Heberle und Professor Dieter Brügemann<br />
stellen sich dieser Thematik. In ihrem Artikel prognostizieren sie die Emissionen<br />
für verschiedene Ausbauszenarien und bringen sie in Einklang mit den vermiedenen<br />
Emissionen der geothermischen Energiebereitstellung (Seite 22). Einen weiteren wissenschaftlichen<br />
Beitrag liefert Hauke Anbergen. Er erläutert das von ihm entwickelte<br />
innovative Prüfverfahren von Verfüllmaterial auf Frost-Tau-Wechsel-Beständigkeit<br />
(Seite 18).<br />
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre der Zeitschrift!<br />
Mit vielen Grüßen aus Berlin,<br />
Ihre Geschäftsstelle des GtV-Bundesverbandes <strong>Geothermie</strong>
2<br />
Service<br />
Inhalt // Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1<br />
Tiefe <strong>Geothermie</strong><br />
Forschung und Entwicklung<br />
Service<br />
08 Stimulation geothermischer Reservoire<br />
in Deutschland<br />
TEXT: Dr. Guido Blöcher, Prof. Dr. Günter Zimmermann, Dr. Simona Regenspurg<br />
10 Finanzierung von Tiefengeothermieprojekten<br />
TEXT: Benjamin Richter<br />
14 <strong>Geothermie</strong>projekt Ismaning – im Laufschritt zur Wärmeversorgung<br />
TEXT: Andreas Hobmeier<br />
Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong><br />
18 Prüfverfahren zur Frost-Tau-Wechselwiderstandsfähigkeit von Hinterfüllbaustoffen<br />
für Erdwärmesonden<br />
TEXT: Dipl.-Ing. Hauke Anbergen, Dr. Jens Frank, Prof. Dr. Lutz Müller, Prof. Dr. Ingo Sass<br />
20 Leistungsfähige oberflächennahe <strong>Geothermie</strong> mit vertikaler Grundwasserzirkulation<br />
TEXT: Michael Viernickel<br />
22 Mögliche Emissionen bei der Stromerzeugung aus <strong>Geothermie</strong><br />
TEXT: Dipl.-Ing. Florian Heberle und Prof. Dr.-Ing. Dieter Brüggemann<br />
01 Editorial<br />
03 Panorama<br />
04 DVGW-Zertifizierungsverfahren W 120-2 »<strong>Geothermie</strong>« TEXT: Verena Schrader<br />
06 Der <strong>Geothermie</strong>kongress DGK 2012 erneut wissenschaftlicher Vorreiter<br />
07 Geothermische Potenziale weltweit erschließen!<br />
26 Die neue Fachzeitschrift des GtV-Bundesverbandes <strong>Geothermie</strong>:<br />
Geothermal Energy Science (GtES)<br />
TEXT: Xenia van Edig und Prof. Dr. Horst Rüter<br />
28 Nachruf Werner Bußmann<br />
TEXT: Prof. Dr. Horst Rüter<br />
30 Nachruf Dr. Helmut Tenzer<br />
TEXT: Rüdiger Schulz & Dr. Burkhard Sanner<br />
32 Aus dem Verband<br />
33 Junge <strong>Geothermie</strong> // <strong>Geothermie</strong> erforschen in Aachen<br />
TEXT: Dipl.-Phys. Christian Vogt<br />
34 36. Jahreskonferenz des amerikanischen <strong>Geothermie</strong>verbandes GRC<br />
TEXT: Dr. Eckehard Büscher<br />
35 Termine & Veranstaltungen<br />
36 Interview // Die Fünfer-Staffel des GtV-Bundesverbandes <strong>Geothermie</strong><br />
37 Aus dem Verband // Impressum<br />
Titelbild<br />
Visualisierung des Strömungsfelds einer geplanten geothermischen Dublette in Den Haag<br />
(Modell: Geophysica Beratungsgesellschaft mbH) in der 3D Virtual Reality Umgebung »Cave« der RWTH Aachen.<br />
Quelle: Peter Winandy
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1<br />
3<br />
<strong>Geothermie</strong>-Anlage in<br />
Poing geht in Betrieb<br />
Panorama<br />
Seit Dezember 2012 ist nun das<br />
<strong>Geothermie</strong>-Projekt in Poing am<br />
Laufen. Nach vier Jahren und mehreren<br />
Rückschlägen in der Bauund<br />
Probephase ist die Anlage fertiggestellt<br />
und pumpt mit 80 Litern<br />
pro Sekunde Wasser mit einer<br />
Temperatur von 76 Grad Celsius<br />
hoch, gibt Peter Wendler bekannt,<br />
Sprecher der E.ON Bayern Wärme<br />
GmbH. »Durch die <strong>Geothermie</strong><br />
decken wir jetzt 70 Prozent des<br />
Wärmebedarfs ab.« Die restlichen<br />
30 Prozent werden durch drei neue<br />
mit erdgasbetriebenen Heizkessel<br />
produziert. Sie werden hauptsächlich<br />
für die kalten Wintermonate<br />
benötigt, in denen das Thermalwasser<br />
für die Gemeinde nicht ausreicht.<br />
Poing-Nord ist bei normalen Bedingungen<br />
durch die <strong>Geothermie</strong> unabhängig<br />
von fossilen Brennstoffen<br />
und konventioneller Energie.<br />
Die Preise der Fernwärme liegen<br />
laut E.ON derzeit unter denen von<br />
Brennstoffen, wie Gas oder Heizöl,<br />
und könnten durch die <strong>Geothermie</strong><br />
stabil gehalten werden.<br />
Das Fernwärmenetz von Poing<br />
hat eine Gesamtlänge von 13 Kilometern.<br />
Es steht laut Mitteilung<br />
von E.ON und Bürgermeister Albert<br />
Hingerl noch nicht fest, ob in<br />
Poing-Süd ein komplettes Fernwärmenetz<br />
installiert wird, jedoch soll<br />
beispielsweise das Wohngebäude,<br />
welches derzeit an der Hauptstraße<br />
errichtet wird, angeschlossen<br />
werden.<br />
Altmaier besucht<br />
<strong>Geothermie</strong>projekt<br />
Insheim<br />
Bundesumweltminister Peter Altmaier<br />
hat am 8. Februar 2013<br />
das <strong>Geothermie</strong>kraftwerk im pfälzischen<br />
Insheim besichtigt. Die<br />
Kraftwerksanlage war nach rund<br />
fünfjähriger Bauzeit im November<br />
letzten Jahres in Betrieb genommen<br />
worden. Die Anlage fördert<br />
aus ca. 4000 Metern Tiefe 160<br />
Grad heißes Grundwasser. Bei voller<br />
Leistung von 4,8 Megawatt wird<br />
das Kraftwerk langfristig etwa<br />
8.000 Haushalte zuverlässig mit<br />
umweltfreundlicher elektrischer<br />
Energie versorgen.<br />
Altmaier lobte die Anlage als eine<br />
der modernsten und effizientesten<br />
Deutschlands und sagte, dass<br />
die Erfahrungen aus dem Kraftwerksbetrieb<br />
wertvoll seien für<br />
die Abschätzung des Potentials<br />
der Tiefen <strong>Geothermie</strong> in Deutschland.<br />
Der Bundesumweltminister<br />
bekannte sich zur <strong>Geothermie</strong> und<br />
sprach ihr einen wichtigen Beitrag<br />
zu einer »sicheren und stabilen<br />
Stromversorgung« zu. Er wolle weitere<br />
Standorte in der Region prüfen.<br />
Im Rahmen der Besichtigung des<br />
Vorzeigeprojekts traf sich Minister<br />
Altmaier auch mit <strong>Geothermie</strong>gegnern<br />
der Region.<br />
Absatz von Erdwärmepumpen<br />
geht zurück<br />
Kürzlich veröffentlichte der Bundesverband<br />
Wärmepumpe (BWP)<br />
die Marktzahlen für das Jahr 2012.<br />
Während der Absatz von Wärmepumpen<br />
insgesamt gewachsen ist,<br />
sanken die Verkaufszahlen von erdgekoppelten<br />
Wärmepumpen um<br />
9 %. Insgesamt wurden 22.200<br />
Wasser- und Sole-Wärmepumpen<br />
verkauft. Bei 59.500 verkauften<br />
Heizungswärmepumpen entspricht<br />
dies einem Anteil von 37,3 %.<br />
Nach einem deutlichen Zuwachs<br />
zu Beginn des letzten Jahrzehnts<br />
sind die Absatzzahlen seit 2009<br />
rückläufig. Die Gründe für den Rückgang<br />
der Absatzzahlen werden in<br />
verschärften Genehmigungsverfahren<br />
und überhöhten Auflagen gesehen.<br />
Außerdem unterscheiden Sie<br />
sich je nach Bundesland teilweise<br />
beträchtlich. Insgesamt verlängern<br />
und verteuern sich <strong>Geothermie</strong>vorhaben<br />
dadurch. Der Bundesverband<br />
<strong>Geothermie</strong> setzt sich daher<br />
für eine Vereinheitlichung der Qualitätsstandards<br />
ein.<br />
9 %
4<br />
Service<br />
Qualität und Sicherheit im Bereich <strong>Geothermie</strong> basieren nicht zuletzt auf dem Einsatz<br />
qualifizierter Fachunternehmen. Daher setzen Auftraggeber in der Regel nur<br />
solche Unternehmen ein, die nachweislich über die erforderliche Kompetenz und<br />
fachliche Eignung verfügen. Bei der Auswahl qualifizierter Dienstleister werden Auftraggeber<br />
seit vielen Jahren durch das »DVGW-Zertifikat für Fachunternehmen nach<br />
DVGW-Arbeitsblatt W 120« (zukünftig: W 120-2) unterstützt. Ein europaweit anerkanntes<br />
und für beide Seiten gleichermaßen vorteilhaftes Verfahren.<br />
DVGW-Zertifizierungsverfahren W 120-2<br />
»<strong>Geothermie</strong>« – einmal zertifiziert,<br />
europaweit anerkannt.<br />
TEXT: Verena Schrader<br />
Die DVGW-Zertifizierung: Eine Win-Win-Situation<br />
für Auftraggeber und Auftragnehmer<br />
Auftraggeber können sich bei der Entscheidung<br />
für ein DVGW-zertifiziertes Fachunternehmen<br />
auf dessen Qualifikation und Erfahrung gemäß<br />
DVGW-Regelwerk verlassen. Sie tragen so ihrer<br />
Sorgfaltspflicht Rechnung und sorgen für<br />
ein Höchstmaß an Rechtssicherheit. Die Fachunternehmen<br />
werden durch das Zertifizierungsverfahren<br />
ebenfalls in ihrer Arbeit unterstützt<br />
und entlastet. Denn sie kommen durch die Erfüllung<br />
der Zertifizierungsanforderungen ihrer<br />
Verkehrssicherungspflicht nach, die sie dazu<br />
verpflichtet zu verhindern, dass jemand durch<br />
Handeln oder Nichthandeln zu Schaden kommt.<br />
Außerdem müssen die Fachunternehmen den<br />
Nachweis ihrer Qualifikation lediglich gezielt gegenüber<br />
der DVGW CERT GmbH erbringen. Und<br />
dies nach festgelegten objektiven Kriterien, statt<br />
bei jedem Auftraggeber aufs Neue und im Rahmen<br />
unterschiedlichster Auswahlverfahren. Das<br />
sorgt für Objektivität bei der Auftragsvergabe<br />
und spart zudem Zeit und Kosten sowohl für die<br />
Auftraggeber- als auch die Auftragnehmerseite.<br />
Welche Anforderungen werden an das Fachunternehmen<br />
gestellt?<br />
Ein Fachunternehmen für <strong>Geothermie</strong>, das eine<br />
DVGW-Zertifizierung anstrebt, muss vor allem<br />
vier Voraussetzungen erfüllen: qualifiziertes<br />
Personal, eine geeignete Organisation, klare<br />
Verantwortlichkeit sowie eine geeignete Qualitätsdokumentation.<br />
Qualität darf kein Zufallsprodukt<br />
sein. Jedes Unternehmen muss Maßnahmen<br />
für einen gesicherten und reproduzierbaren<br />
Standard ergreifen. Die formalen, personellen<br />
und sachlichen Anforderungen für die DVGW-<br />
Zertifizierung von Fachunternehmen im Bereich<br />
<strong>Geothermie</strong> sind im Detail in der entsprechenden<br />
DVGW-Geschäftsordnung sowie in DVGW-<br />
Arbeitsblatt W 120 festgelegt. Sie betreffen folgende<br />
Punkte:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Zertifizierungsbereiche/-gruppen<br />
Qualifikationsanforderungen für verantwortliche<br />
Fachpersonen (verantwortliche Fachaufsicht<br />
vFA)<br />
Qualifikationsanforderungen für weiteres<br />
Fachpersonal<br />
Erfahrungsnachweise der Fachunternehmen/der<br />
verantwortlichen Fachpersonen<br />
gerätetechnische Ausstattung<br />
Anforderungen an Qualitäts management/-<br />
sicherung<br />
Beachtung der einschlägigen (Rechts-)Vorschriften,<br />
u.a. des DVGW-Regelwerks<br />
Fachnachweise, z.B. Brunnenbauerzeugnis<br />
Qualifikationsanforderungen für Experten<br />
Festlegung von Auditinhalten.<br />
Was ist neu?<br />
Im Laufe des Jahres erscheint voraussichtlich<br />
das neue DVGW-Arbeitsblatt W 120-2, das gegenüber<br />
der Ausgabe W 120 12/2005 einige<br />
Änderungen enthält, die bei der Zertifizierung<br />
von Fachunternehmen zur Anwendung kommen.<br />
Hier die wichtigsten Punkte im Überblick:<br />
<br />
Beschränkung des Arbeitsblattes auf den<br />
Bereich Bohrtechnik zum Erschließen oberflächennaher<br />
<strong>Geothermie</strong> – Geschlossenes<br />
System. Der Bereich Brunnenbau wird inzwi-
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1<br />
5<br />
schen durch das neu erschienene Arbeitsblatt<br />
W 120-1 08/2012 abgedeckt.<br />
<br />
Anwesenheitspflicht eines Mitarbeiters<br />
mit gültiger Ersthelferausbildung auf der<br />
Baustelle (Erstschulung und regelmäßige<br />
Aktualisierung)<br />
<br />
Änderung der Bezeichnung »verantwortlicher<br />
Fachmann« in »verantwortliche Fachaufsicht«<br />
(vFA)<br />
<br />
Nachweis zum festen Anstellungsverhältnis<br />
für vFAs (beruflicher Schwerpunkt muss im<br />
zu zertifizierenden Unternehmen liegen)<br />
<br />
Definition inklusive Qualifikationsfestlegung<br />
(nachweispflichtig) der »bauleitenden<br />
Fachkraft» (bFk)<br />
<br />
Nachweis eines aktuellen betrieblichen<br />
Managementsystems (BMS) und schriftliche<br />
Benennung von Verantwortlichen<br />
<br />
Nachweispflicht der vFAs bezüglich der<br />
Erfüllung ihrer Aufsichtspflicht auf<br />
sämtlichen Baustellen<br />
<br />
Festlegung von Auditzeiten in Anhang B,<br />
Prüfzeitenreduktion möglich, wenn W 120-1<br />
parallel zur Zertifizierung beantragt wird.<br />
Wie ist der Ablauf des Zertifizierungsverfahrens?<br />
Das Verfahren ist in vier Phasen gegliedert. Es<br />
beginnt mit der Antragsprüfung in der Zertifizierungsstelle.<br />
Dann folgt ein Audit der Experten<br />
vor Ort zur Überprüfung der Zertifizierungsvoraussetzungen.<br />
Anschließend trifft die Zertifizierungsstelle<br />
die Zertifizierungsentscheidung.<br />
Nach etwa 24 bis 36 Monaten wird schließlich<br />
die Überwachung inklusive Überwachungsaudit<br />
vor Ort durchgeführt.<br />
Das DVGW-Zertifizierungszeichen W 120<br />
Ausschließlich die von der DVGW CERT GmbH<br />
nach W 120 bzw. W 120-2 zertifizierten Fachunternehmen<br />
sind berechtigt, das folgende Zeichen<br />
zu führen:<br />
Die DVGW Cert GmbH<br />
zertifiziert mit dem Siegel<br />
W-120 qualifizierte<br />
Bohrunternehmen.<br />
Die DVGW CERT GmbH – Der Branchenzertifizierer<br />
im Energie- und Wasserfach und in angrenzenden<br />
Fachgebieten<br />
Die DVGW CERT GmbH ist der unabhängige<br />
und neutrale Branchenzertifizierer des Gas- und<br />
Wasserfaches. Als kompetenter Dienstleister<br />
und Partner mit über 60-jähriger Erfahrung genießt<br />
sie gemeinsam mit ihren Prüflaboratorien<br />
im In- und Ausland hohes Ansehen. Die Anbindung<br />
an das DVGW-Regelwerk sorgt dabei für<br />
branchenorientiertes Fachwissen und sichert<br />
die Bedeutung der DVGW-Zertifikate im Fach.<br />
Neben der Fachunternehmenszertifizierung<br />
gehören die Produktzertifizierung, die Präqualifizierung<br />
(PQ) VOB von Bauunternehmen, die<br />
Zertifizierung von Managementsystemen sowie<br />
die Zertifizierung von DVGW-Sachverständigen<br />
zum Portfolio der DVGW CERT GmbH. Sie besitzt<br />
für alle wichtigen Zertifizierungen die Akkreditierung<br />
durch die DAkkS als nach dem Akkreditierungsstellengesetz<br />
beliehene nationale<br />
Akkreditierungsstelle.<br />
Darauf können sich die Kunden verlassen:<br />
Im Prüfverfahren kommen nur von der DVGW<br />
CERT GmbH anerkannte Experten und Auditoren<br />
zum Einsatz, die über fundierte Kenntnisse<br />
und Erfahrungen in den eingesetzten Fachgebieten<br />
verfügen. Sie garantieren eine qualifizierte,<br />
verlässliche Prüfungsdokumentation und sorgen<br />
für eine transparente sowie diskriminierungsfreie<br />
Begutachtung. Unsere Kunden können<br />
darauf vertrauen, dass die akkreditierten<br />
DVGW-Zertifikate von den entsprechenden<br />
Stellen anerkannt werden.<br />
Welche weiteren Vorteile bietet die DVGW CERT<br />
GmbH?<br />
<br />
Kompetente Ansprechpartner<br />
<br />
Direkte, kurze Wege<br />
<br />
Objektivität und Neutralität<br />
<br />
Maßgeschneiderte Lösungen für<br />
Ihre Aufgaben<br />
<br />
Beste Kontakte zu Versorgern und<br />
Netzbetreibern<br />
Wo gibt es weitere Informationen zum Regelwerk<br />
und zur Zertifizierung?<br />
Das DVGW-Arbeitsblatt W 120 sowie alle weiteren<br />
aktuellen DVGW-Regelwerke sind bei der<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas<br />
und Wasser mbH (www.wvgw.de) erhältlich.<br />
Die Geschäftsordnung für die Zertifizierung von<br />
Fachunternehmen erhalten Interessierte auf Anfrage<br />
direkt von der DVGW CERT GmbH. Weitere<br />
Informationen zu den Serviceleistungen<br />
gibt es darüber hinaus im Internet unter<br />
www.dvgw-cert.com. Die Mitarbeiter/innen der<br />
DVGW CERT GmbH stehen nach Vereinbarung<br />
auch gerne für persönliche Gespräche vor Ort im<br />
Unternehmen oder in den Büros in Bonn oder<br />
Berlin zur Verfügung.
6<br />
Service<br />
Mit mehr als 130 Vorträgen in 24 Foren und Workshops konnte der diesjährige<br />
<strong>Geothermie</strong>kongress DGK des GtV-Bundesverbandes <strong>Geothermie</strong><br />
seine Vorreiterrolle als die wichtigste Fachveranstaltung der Branche<br />
wieder einmal bestätigen. Vom 13. bis zum 16.11. traf sich die <strong>Geothermie</strong>-Fachwelt<br />
in Karlsruhe. In 15 Foren und 9 Workshops wurden neueste<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse sowie interessante Informationen zu<br />
allen Aspekten der <strong>Geothermie</strong> vorgestellt und intensiv diskutiert.<br />
Der <strong>Geothermie</strong>kongress DGK 2012<br />
erneut wissenschaftlicher Vorreiter<br />
Neben der seismischen Überwachung der <strong>Geothermie</strong>projekte<br />
in Brühl und Groß-Gerau wurde<br />
im Bereich der oberflächennahen <strong>Geothermie</strong><br />
insbesondere das Qualitätsmanagement von<br />
<strong>Geothermie</strong>projekten besprochen. Zunehmend<br />
rücken auch die internationalen <strong>Geothermie</strong>märkte<br />
in den Fokus. In drei Workshops wurden die<br />
Geschäftsmöglichkeiten deutscher Unternehmen<br />
in Europa und weltweit vorgestellt. Am Beispiel<br />
des diesjährigen Partnerlandes Ungarn wurde in<br />
7 Vorträgen die Potentiale, konkrete Projekte und<br />
auch die landestypischen Besonderheiten diskutiert.<br />
Am Freitag nutzten mehr als 50 <strong>Geothermie</strong>experten<br />
die Möglichkeit als erste Besucher<br />
das <strong>Geothermie</strong>kraftwerk Insheim zu besichtigen.<br />
In diesem Jahr wurde der wissenschaftliche<br />
Schwerpunkt der Fachausstellung geoENERGIA<br />
intensiviert. Die deutschen Forschungszentren<br />
und Projektträger nutzten die Möglichkeit, sich<br />
und ihre Projekte der Fachwelt zu präsentieren.<br />
Neben vielen Firmenständen stellten sich auch<br />
die Forschungseinrichtungen von GZB, LIAG,<br />
GFZ und KIT vor. Unterstützt wurde die Ausrichtung<br />
zum Technologieschaufenster durch<br />
die erweiterte und integrierte Posterausstellung<br />
sowie durch die bewährte »Science Bar«, wo sich<br />
die junge <strong>Geothermie</strong> präsentieren konnte. Hier<br />
wird jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern<br />
die Gelegenheit gegeben, Methoden<br />
und Ergebnisse ihrer Bachelor-, Master-, Diplomoder<br />
Doktorarbeiten vorzustellen. Die besten<br />
Arbeiten wurden auf dem Gesellschaftsabend<br />
durch den Verband prämiert. Als weiterer Preis<br />
wurde der Preis für Jungwissenschaftler vergeben,<br />
den Sebastian Held für seine Masterarbeit<br />
zum Thema »Numerische Berechnungen auf Basis<br />
eines geologischen 3D-Modells zur optimalen<br />
Bewirtschaftung eines geothermischen Reservoirs«<br />
erhielt.<br />
Der Kongress wurde durch die Erste Bürgermeisterin<br />
der Stadt Karlsruhe Margret Mergen, den<br />
Generalkonsul von Ungarn Tamás Mydlo und<br />
den Vizepräsidenten des Karlsruher Institutes<br />
für Technologie Dr. Peter Fritz eröffnet. Im Rahmen<br />
der Veranstaltung wurde Prof. Dr. Ernst Huenges<br />
für seine bedeutenden Leistungen in der<br />
Gesteinsphysik und den Aufbau des Forschungslabors<br />
Groß Schönebeck geehrt und erhielt die<br />
Patricius-Plakette des GtV-Bundesverbandes<br />
<strong>Geothermie</strong>. <br />
Der <strong>Geothermie</strong>kongress DGK 2013 wird<br />
vom 12.11.-14.11.2013 zusammen mit<br />
der internationalen <strong>Geothermie</strong>messe GeoT<br />
und der Fachaus stellung geoENERGIA in<br />
Essen stattfinden.
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1<br />
7<br />
Anzeige<br />
Geothermische Potenziale<br />
weltweit erschließen!<br />
Die Exportinitiative Erneuerbare Energien unterstützt deutsche Unternehmen der<br />
<strong>Geothermie</strong>branche beim Markteintritt in relevante Wachstumsmärkte.<br />
Für die deutsche <strong>Geothermie</strong>branche lohnt sich<br />
der Blick ins Ausland – sowohl für die Stromerzeugung<br />
als auch die Wärmegewinnung.<br />
Weltweit waren Mitte 2012 ca. 11,22 GW el<br />
in<br />
24 Ländern installiert. Bei der Betrachtung der<br />
internationalen Potenziale für die Stromerzeugung<br />
stechen vor allem jene Regionen hervor, die<br />
geografisch am »pazifischen Feuerring«, im Bereich<br />
des mittelatlantischen Rückens, im Nahen<br />
Osten sowie in Teilen Ostafrikas liegen. Noch<br />
höher liegt das Potenzial bei der geothermischen<br />
Wärmeerzeugung: Ende<br />
2010 waren hierzu weltweit ca.<br />
54 GW th<br />
in über 70 Staaten<br />
installiert. Insbesondere<br />
europäische Länder<br />
nutzen diese Form der<br />
Wärmegewinnung<br />
und verfügten mit<br />
über 26 GW th<br />
Ende<br />
2010 über mehr<br />
als 48 Prozent der<br />
weltweit installierten<br />
Kapazitäten.<br />
Von besonderer<br />
Bedeutung ist aufgrund<br />
der geringeren<br />
Erschließungskosten<br />
hierbei das Prinzip der<br />
oberflächennahen <strong>Geothermie</strong>.<br />
Gerade für Anbieter<br />
von Wärmepumpen-Systemen<br />
bieten viele Auslandsmärkte große<br />
Absatzpotenziale.<br />
Um die deutsche <strong>Geothermie</strong>-Branche bei der<br />
Erschließung dieser Märkte gezielt zu unterstützen,<br />
gestaltet das Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Technologie (BMWi) im Rahmen<br />
der Exportinitiative Erneuerbare Energien<br />
auch in diesem Jahr wieder umfangreiche Unterstützungsangebote.<br />
Diese umfassen zwei<br />
spezifische Informationsveranstaltungen, sechs<br />
AHK-Geschäftsreisen sowie verschiedene Publikationen.<br />
Auf den beiden diesjährigen Informationsveranstaltungen<br />
zum Thema <strong>Geothermie</strong> referieren<br />
Experten zu den Märkten Chile (07. Mai in Berlin)<br />
bzw. Österreich (19. September in München).<br />
Im Zuge des AHK-Geschäftsreiseprogramms<br />
organisieren die Auslandshandelskammern<br />
(AHKs) für die Teilnehmer individuelle Gespräche<br />
mit potenziellen Kooperationspartnern im<br />
jeweiligen Zielmarkt. Bestandteil der Reise ist<br />
darüber hinaus eine eintägige Fachkonferenz auf<br />
der die deutschen teilnehmenden Unternehmen<br />
die Möglichkeit haben, ihr Unternehmen und<br />
ihre Produkte oder Dienstleistungen dem Fachpublikum<br />
zu präsentieren. In diesem Jahr<br />
führen die AHK-Geschäftsreisen in<br />
die Märkte Niederlande (24. bis<br />
26. März), USA (24. bis 27.<br />
September), Ungarn (14.<br />
bis 19. Oktober), Chile<br />
(18. bis 22. November),<br />
Peru (25. bis<br />
29. November) und<br />
Kuba (02. bis 06.<br />
Dezember).<br />
Neben den Veranstaltungen<br />
bietet<br />
die Exportinitiative<br />
ein vielfältiges Publikationsangebot.<br />
Die Länderprofile der<br />
Deutschen Energie-<br />
Agentur GmbH widmen<br />
sich in einem Technologiekapitel<br />
explizit dem<br />
Themenfeld <strong>Geothermie</strong>. Die zu<br />
mittlerweile 92 Zielmärkten erschienene<br />
Publikation vermittelt der deutschen Branche<br />
umfangreiche Informationen zu Potenzialen,<br />
den wesentlichen rechtlichen und politischen<br />
Rahmenbedingungen vor Ort und relevanten<br />
Kontaktadressen im Markt. Unter anderem sind<br />
Länderprofile zu besonders attraktiven <strong>Geothermie</strong>märkten<br />
wie Indonesien, Japan, Mexiko, den<br />
Philippinen oder Neuseeland verfügbar.<br />
Weitere Informationen zu den Angeboten der<br />
Exportinitiative Erneuerbare Energien für deutsche<br />
Anbieter im Bereich <strong>Geothermie</strong> stehen<br />
unter www.exportinitiative.bmwi.de sowie<br />
www.exportinitiative.de zur Verfügung.
8 Tiefe <strong>Geothermie</strong><br />
Seit Längerem werden in Deutschland Wärme und/<br />
oder Strom aus derzeit 21 tiefengeothermischen<br />
Anlagen erzeugt. In sechs dieser <strong>Geothermie</strong>projekte<br />
wurden bislang Stimulationsmaßnahmen zur<br />
Steigerung der Produktion durchgeführt. Dabei können<br />
hydraulisch Maßnahmen und chemische Stimulationsmaßnahmen<br />
unterschieden werden.<br />
Stimulation geothermischer Reservoire<br />
in Deutschland<br />
TEXT: Dr. Guido Blöcher, Prof. Dr. Günter Zimmermann, Dr. Simona Regenspurg<br />
Hydraulische Stimulation<br />
Bei der hydraulischen Stimulation wird durch<br />
Verpressen des Stimulationsmittels mit hoher<br />
Fließrate in einer Bohrung Druck aufgebaut, bis<br />
sich natürlich vorhandene Klüfte öffnen. Beim<br />
Stimulationsmittel kann es sich um Frischwasser<br />
oder um zuvor gefördertes Formationsfluid<br />
handeln. Im Grenzfall kann es auch Ziel sein, den<br />
Druck so lange zu erhöhen bis künstliche, neue<br />
Risse erzeugt werden. In Abhängigkeit von der<br />
natürlichen Durchlässigkeit des Gesteins und<br />
dem verpressten Volumen wird mit solch einer<br />
Stimulationsmaßnahme die Permeabilität<br />
(= Durchlässigkeit) des Gesteins über eine horizontale<br />
Ausdehnung von mehreren hundert<br />
Metern Länge erhöht. Die Öffnungsweite der<br />
einzelnen Risse/Klüfte liegt hingegen nur im Bereich<br />
von einigen Millimetern bis wenigen Zentimetern.<br />
Bei der Öffnung bestehender Klüfte bzw. bei der<br />
Entstehung neuer Risse durch hydraulische Stimulation<br />
führt die auf den Rissflächen wirkende<br />
Scherspannung zu einer Versatzbewegung der<br />
Rissflächen gegeneinander. Die raue Beschaffenheit<br />
dieser Rissflächen wiederum bewirkt,<br />
dass diese nach Ablassen des Injektionsdrucks<br />
nicht mehr exakt aufeinander passen (»selfpropping<br />
Effekt«). Dadurch wird neuer Hohlraum<br />
geschaffen und der Fließwiderstand ohne Verwendung<br />
von Stützmitteln nachhaltig verringert.<br />
Nach Beendigung der Stimulationsmaßnahme<br />
und nach der Druckentlastung verbleiben hochpermeable<br />
Rissflächen, die zu einer signifikanten<br />
Erhöhung der erzielbaren Förderrate führen.<br />
Im hydraulisch dichten Gestein dienen die geschaffenen<br />
Rissflächen gleichzeitig als unterirdische<br />
Wärmeübertrager, über die dem Gestein<br />
Wärme entzogen wird.<br />
Bei den bundesweit durchgeführten hydraulischen<br />
Stimulationsmaßnahmen wurden Volumina<br />
von mehreren tausend Kubikmetern Wasser<br />
mit Fließraten zwischen ca. 30 bis über 150 l/s<br />
kontinuierlich verpresst. Der Druck erreichte, in<br />
Abhängigkeit von den geologischen und tektonischen<br />
Gegebenheiten sowie den Fließraten,<br />
Werte von unter 100 bis ca. 400 bar.<br />
Als eine Weiterentwicklung des Konzepts der<br />
Scherung natürlich vorhandener Risse kann die<br />
Erzeugung mehrerer (vergleichsweise kleiner)<br />
Risse bei zeitlich aufeinander folgenden Stimulationsvorgängen<br />
gesehen werden (sogenanntes<br />
Multi-Frac-Konzept).<br />
Stützmittel stabiliseren die Risse<br />
Weist das Gestein nur geringe Scherspannungen<br />
auf oder wurden künstliche Zugrisse parallel<br />
zur Hauptspannung erzeugt, ist kein Versatz<br />
der Rissflächen und das erneute Schließen der<br />
Risse zu erwarten. Der Einsatz von sogenannten<br />
Stützmitteln (Proppants) kann in diesem Fall<br />
zielführend sein. Die Stützmittel werden in den<br />
Riss (oder das Risssystem) verpresst, verteilen<br />
sich und verhindern ein Schließen des Risses<br />
bei Druckverringerung nach der Injektion. Bei<br />
diesen Stützmitteln handelt es sich um natürlich<br />
vorkommende Sande, beschichtete Sande oder<br />
hochfeste Keramiken wie gesintertem Bauxit.<br />
Stützmittel müssen in Größe und Form (kugelförmig)<br />
gut sortiert sein, um einen möglichst<br />
geringen Strömungswiderstand im Spalt zu ge-
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1<br />
9<br />
währleisten. Zur gezielten Platzierung der Stützmittel<br />
im Riss müssen diese in ein hochviskoses<br />
Gel (organische Polymere) eingebettet werden.<br />
Nur so kann das frühzeitige Absedimentieren<br />
der »schweren« Partikel verhindert werden. Um<br />
die Stabilität des Gels zu erzeugen, werden so<br />
genannte »Crosslinker«, eingesetzt. Um seine<br />
Viskosität wieder zu verringern und die Rückförderung<br />
zu ermöglichen, werden »Breaker« beigemischt.<br />
Basierend auf den mechanischen und hydraulischen<br />
Eigenschaften des Gesteins wird der<br />
Stimulationsprozess im Vorfeld mit Modellrechnungen<br />
simuliert. Damit kann die Durchführung<br />
der Stimulationsmaßnahme vorausschauend<br />
geplant werden. Die Fluidausbreitung wird<br />
während der Stimulation kontinuierlich (durch<br />
Druckanalyse und mikroseismisches Monitoring)<br />
überwacht. Dabei ist die Richtung der Rissausbreitung<br />
durch die natürlich vorhandenen<br />
Gebirgsspannungen und deren Orientierung gegeben.<br />
Die Größe des induzierten Risses kann<br />
über die Viskosität, Fließrate und das Volumen<br />
des Stimulationsfluides gesteuert werden. Die<br />
variierenden Eigenschaften des Untergrundes<br />
sorgen dafür, dass die Ausdehnung der Stimulationsbehandlung<br />
jedoch nicht vollständig im<br />
Voraus berechnet werden kann. Ein Monitoring<br />
während des Vorgangs mit beispielsweise<br />
seismo-akustischen Verfahren ist deshalb sehr<br />
hilfreich. So wird z.B. auch die optimale Position<br />
für ein weiteres Bohrloch bestimmt, falls dies für<br />
das gewählte Nutzungsverfahren nötig ist.<br />
Bis heute ist die hydraulische Stimulation die<br />
einzige Methode, mit der im weiten Umfeld der<br />
Bohrung Wasserwegsamkeiten verbessert oder<br />
geschaffen werden können. Durch dieses Verfahren<br />
wird <strong>Geothermie</strong> unabhängig von den<br />
geologischen Verhältnissen in ganz Deutschland<br />
nutzbar.<br />
Chemische Stimulation<br />
Im Gegensatz zur hydraulischen Stimulation ermöglicht<br />
die chemische Stimulation eine Reaktion<br />
im bohrlochnahen Umfeld (wenige Meter).<br />
Grund ist, dass die Säure in Folge der Reaktion<br />
und der hohen Temperatur im Untergrund rasch<br />
abgebaut wird. Ausnahmen bilden klüftige Karbonatgesteine,<br />
in denen vorhandene Fließwege<br />
auch in größerer Entfernung vom Bohrloch erweitert<br />
werden können.<br />
Säuerungsmaßnahmen werden auch durchgeführt,<br />
um Fließwiderstände in Bohrlochnähe zu<br />
beseitigen, die während des Bohrens, der Komplettierung<br />
oder beim Betrieb der Anlage (Ablagerungen)<br />
entstanden sind (allerdings spricht<br />
man in diesem Fall nicht von Stimulation).<br />
Säurestimulationen wurden bislang fast ausschließlich<br />
in Karbonatgesteinen (in Deutschland:<br />
Malm des Molassebeckens) (siehe Tabelle<br />
1), durchgeführt.<br />
Umfassende Informationen zum Thema hat der<br />
Bundesverband <strong>Geothermie</strong> in einem Hintergrundpapier<br />
auf www.geothermie.de zur Verfügung<br />
gestellt. <br />
Tabelle: Übersicht über im Bau oder Betrieb befindliche Tiefengeothermieprojekte in Deutschland, bei denen hydraulische oder<br />
chemische Stimulationsmaßnahmen zur Steigerung der Produktion durchgeführt wurden.<br />
Status Ort/ Projekt Geologisches<br />
Gebiet<br />
Art der<br />
Stimulation<br />
max.<br />
Temp.<br />
[°C]<br />
Teufe [m]<br />
Förderrate<br />
[l/s]<br />
unterbrochen Bad Urach Oberrheingraben hydraulisch (Wasser) 170 4445 k.A.<br />
Forschungs -<br />
bohrung<br />
Groß<br />
Schönebeck<br />
Norddeutsches<br />
Becken<br />
hydraulisch (Wasser/Sand,<br />
Gel/Stützmittel)<br />
150 4309 21*<br />
im Bau<br />
Hannover/<br />
GeneSys<br />
Norddeutsches<br />
Becken<br />
hydraulisch (Wasser) 169 3834 8*<br />
Forschungs -<br />
bohrung<br />
Horstberg/<br />
GeneSys<br />
Norddeutsches<br />
Becken<br />
hydraulisch (Wasser) 158 4120 8<br />
in Betrieb Landau Oberrheingraben hydraulisch-chemisch<br />
(Wasser, HCl)<br />
160 3340 70<br />
in Betrieb Unterhaching Molassebecken chemisch (verdünnte HCl) 122,8 3446 120<br />
*geplante Werte
10 Tiefe <strong>Geothermie</strong><br />
Die hydrothermale Tiefengeothermie ist eine grundlastfähige Energiequelle mit<br />
enormen Potenzialen. Aufgrund des hohen Investitionsvolumens ist der Einsatz<br />
von Fremdkapital als Ergänzung zum Eigenkapital von großer Bedeutung. Leider<br />
gilt aktuell die Bohr- und Testphase der Projekte als nicht fremdfinanzierbar. Aktuell<br />
wird die Mehrheit der Projekte durch die öffentliche Hand finanziert. Für eine erfolgreiche<br />
Entwicklung der Branche sind allerdings private Investoren unabdingbar. Diese<br />
zeigen sich jedoch zurückhaltend. Nachfolgend sollen die Gründe für diese Zurückhaltung<br />
und eine mögliche Lösung skizziert werden.<br />
Finanzierung<br />
von Tiefengeothermieprojekten<br />
TEXT: Benjamin Richter<br />
Entwicklung<br />
der Tiefengeothermie in Deutschland<br />
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist nichts<br />
spannender als ein wachsender Markt. Die<br />
Tiefengeothermie bietet in dieser Hinsicht ein<br />
enormes Potenzial, denn rechnerisch ist in den<br />
nächsten 10 bis 15 Jahren allein im süddeutschen<br />
Molassebecken ein Investitionsvolumen<br />
von rund 7,5 Milliarden Euro denkbar. Dieses<br />
verteilt sich auf über 80 Erlaubnisfelder und ermöglicht<br />
perspektivisch neben einer flächendeckenden<br />
Fernwärmeversorgung eine Stromproduktion<br />
von rund 1.600 GWh pro Jahr.<br />
Besonderheiten der Tiefengeothermie und Einfluss<br />
auf die Projektfinanzierung<br />
Ein Projekt der Tiefengeothermie lässt sich, wie<br />
auch Wind- und Solarprojekte, grob in drei Phasen<br />
untergliedern:<br />
1. die Projektvorbereitungsphase<br />
2. die Projektumsetzungsphase und<br />
3. die Betriebsphase.<br />
Dabei unterscheiden sich die einzelnen Projektphasen<br />
z. B. hinsichtlich der tatsächlich vorherrschenden<br />
Risikostrukturen und der subjektiven<br />
Risikowahrnehmung. In Anlehnung an diese<br />
Unterschiede sollten auch die in der jeweiligen<br />
Phase eingesetzten Finanzierungsinstrumente<br />
differenziert werden:<br />
Während die Projektplanungsphase, in welcher<br />
auch mit seismischen Untersuchungen<br />
zunächst Grundlagenerarbeitung stattfindet,<br />
zumeist ausschließlich eigenkapitalfinanziert<br />
ist, kann der Anteil an Fremdkapital in den darauffolgenden<br />
Phasen steigen, sofern externe<br />
Besicherungsquellen (Bürgschaften, Grundpfandrechte,<br />
Forderungsabtretungen, Sicherungsübereignungen<br />
etc.) zur Verfügung stehen.<br />
Da nach Inbetriebnahme der Anlage auch<br />
das Risiko sinkt, wird ein Projekt ab diesem Zeitpunkt<br />
meist für ein breiteres Investorenspektrum<br />
interessant. Abbildung 1 zeigt beispielhaft,<br />
wie die verschiedenen Projektphasen in der Praxis<br />
kapitalisiert werden können. Im Rahmen der<br />
Projektumsetzungsphase wird hier ein KfW-<br />
Darlehen aus dem Programm »Fündigkeitsversicherung«<br />
genutzt.<br />
Aktuelle Finanzierungsstruktur<br />
der Tiefengeothermie<br />
Eine Untersuchung von Rödl & Partner hat<br />
jüngst gezeigt, dass im Jahr 2012 ein Großteil<br />
(49%) des für die Gesamt-Projektfinanzierung<br />
im Bereich Tiefengeothermie benötigten Eigenkapitals<br />
aus der öffentlichen Hand kam. Zweitgrößte<br />
Eigenkapitalgeber (23%) waren die etablierten<br />
Energieversorger in Deutschland. Der<br />
verbleibende Teil wurde durch Projektentwickler<br />
(6%) und die übrigen Investorengruppen (22%)<br />
bereitgestellt (siehe Abbildung 2).
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1<br />
11<br />
Die Fremdkapitalbeschaffung für Tiefengeothermieprojekte<br />
hängt maßgeblich von der (finanz-)<br />
wirtschaftlichen Situation ab. Die Lage im Finanzsektor<br />
ist derzeit angespannt, zudem verändert<br />
sich die Kapitalvergabepraxis durch die<br />
Einführung von Basel III. Erfolgversprechende<br />
Projekte mit einer ausreichenden Eigenkapitalausstattung<br />
sowie einem ausweislich unabhängigen,<br />
neutralen und professionellen Risikomanagement,<br />
werden aus diesen Gründen bei der<br />
Kapitalvergabe bevorzugt.<br />
Besonderheiten der Projektfinanzierung<br />
Eine Projektfinanzierung unterscheidet sich maßgeblich<br />
von einer klassischen Unternehmensfinanzierung.<br />
Bei der Unternehmensfinanzierung<br />
haftet das Unternehmen mit seiner gesamten<br />
Haftungsmasse für das aufgenommene Kapital.<br />
Bei der Projektfinanzierung haftet jedoch nur der<br />
aus dem Projekt erwirtschaftete Cash-Flow (sog.<br />
Non-Recourse-Finanzierung). Damit ergibt sich<br />
eine theoretische Projektfinanzierung immer<br />
dann, wenn Projekte auf Grund der geringen Kapitalausstattung<br />
nicht über die Bilanz finanziert<br />
werden können, aber belastbare Zahlungsströme<br />
abzusehen und sicher berechenbar sind.<br />
Um den Prozess der Projektfinanzierung zu<br />
optimieren und den Zeitpunkt der jeweiligen<br />
Kapitaleinlage zu bestimmen, bedarf es einer<br />
detaillierten Cash-Flow-Berechnung, welche Bestandteil<br />
der dynamischen Investitionsrechnung<br />
(Discounted Cash-Flow) ist, sowie einer detaillierten<br />
Überprüfung der Risikostruktur.<br />
Kennzahlen der Projektfinanzierung<br />
Im Wesentlichen werden Projekte im Bereich<br />
Erneuerbare Energien über die Kennzahlen der<br />
»dynamischen Investitionsrechnung« bewertet.<br />
Neben der Debt Service Coverage Ratio (DSCR;<br />
deutsch: »Kapitaldienstdeckungsrate«) ist der interne<br />
Zinsfuß oder auch Internal Rate of Return<br />
(IRR) ein wichtiger Indikator für den betriebswirtschaftlichen<br />
Projekterfolg.<br />
Der IRR, bezogen auf das Eigenkapital, beschreibt<br />
den Abzinsungsfaktor, mit welchem sich<br />
die zukünftigen Erträge auf den heutigen Wert<br />
(Barwert) diskontieren lassen. Über diesen projektspezifischen<br />
Abzinsungsfaktor ermöglicht es<br />
der IRR, die betriebswirtschaftliche Rentabilität<br />
zu ermitteln, verschiedene Projekte vergleichbar<br />
zu machen und Veränderungen in den Einflussparametern<br />
zu analysieren.<br />
Die Vor- und Nachteile dieser allgemein üblichen<br />
Form der Investitionsrechnung sind in Abbildung<br />
3 dargestellt.<br />
Für kurzfristig realisierbare, gute Projekte im Bereich<br />
Erneuerbare Energien sind die genannten<br />
Kennzahlen unter den aktuellen Rahmenbedingungen,<br />
insbesondere auf Grund des EEG, keine<br />
besondere Herausforderung. Selbst bei sehr gut<br />
geplanten Tiefengeothermieprojekten bedingt<br />
jedoch die verhältnismäßig lange Projektentwicklungsdauer<br />
und die hohe Eigenkapitalquote<br />
in den frühen Phasen einen negativen Einfluss<br />
insbesondere auf die IRR.
12 Tiefe <strong>Geothermie</strong><br />
Kommunalhaushalt abgeflossene Geld wieder<br />
zurückgeführt wird.<br />
Die dargestellten Zusammenhänge sind also<br />
eine Erklärung dafür, dass der Anteil der privaten<br />
Investoren bei Tiefengeothermieprojekten<br />
bislang bei lediglich 28 % liegt.<br />
Abbildung 2:<br />
Kapitalisierung von<br />
deutschen Tiefengeothermieprojekten<br />
nach Investorengruppen<br />
Private und institutionelle Investoren treffen<br />
Ihre Entscheidungen allerdings größtenteils<br />
auf Basis dieser standardisierten Kennzahlen.<br />
Dabei sind ein hoher DSCR und IRR Voraussetzung<br />
für eine positive Investitionsentscheidung<br />
bzw. einen Einstieg in die Projektprüfung.<br />
Bei Investitionsentscheidungen von Kommunen<br />
spielen hingegen auch andere Aspekte, beispielsweise<br />
politische Zielsetzungen, eine große<br />
Rolle. Vor diesem Hintergrund und bedingt<br />
durch das aktuell niedrige Zinsniveau finden im<br />
kommunalen Bereich häufig auch statische Formen<br />
der Investitionsrechnung Anwendung, z.B.<br />
die statische Amortisationsrechnung. Bei dieser<br />
Vorgehensweise ist der durchschnittliche, jährliche<br />
Auszahlungsüberschuss zu Gunsten der<br />
Kommune ausschlaggebend, unabhängig von<br />
der Periode. Damit können die Kommunen einschätzen,<br />
wie lange es dauert, bis das aus dem<br />
Investitionsrahmen<br />
Die Voraussetzungen für einen Einstieg privater<br />
und institutioneller Investoren, welche<br />
sich an den o.g. Kennzahlen orientieren, sind<br />
bei Solar- und Windprojekten über das EEG bereits<br />
großflächig geschaffen worden. Um jedoch<br />
den dringend notwendigen Durchbruch für die<br />
Entwicklung der Tiefengeothermie zu schaffen,<br />
muss das EEG unseres Erachtens durch<br />
einen zusätzlichen Baustein ergänzt werden.<br />
Auf Grund des hohen Eigenkapitalanteils und<br />
der langen Projektentwicklungszeit würde sogar<br />
eine weitere Erhöhung der ohnehin schon<br />
vergleichsweise hohen EEG-Vergütung keine<br />
notwendig spürbare Auswirkung auf den IRR<br />
haben. Zum Zwecke der Verbesserung der wirtschaftlichen<br />
Kennzahlen muss stattdessen ein<br />
Instrument gefunden werden, welches den Eigenkapitalbedarf<br />
in der Bohrphase reduziert und<br />
den Zeitpunkt, zu dem dieses bereitgestellt werden<br />
muss, nach hinten verschiebt. Mit einem<br />
solchen Hilfsmittel kann der IRR ohne Anhebung<br />
der EEG-Vergütung in den meisten Projekten<br />
mehr als verdoppelt werden. Hier wird in der<br />
Branche bereits über Lösungen nachgedacht,<br />
wie z. B. staatliche Bohrungserstellungsunternehmen,<br />
welche erfolgreiche Bohrungen zu den<br />
Gestehungskosten an die meistbietenden Investoren<br />
verkaufen.<br />
Abhilfe würde unseres Erachtens, ergänzend<br />
zum aktuellen Programm zur Absicherung des<br />
Fündigkeitsrisikos, ein staatliches Bürgschaftsprogramm<br />
im Rahmen des EU-rechtlich zulässigen<br />
Rahmens leisten. Dies könnte ergänzend<br />
oder in Kombination mit den vorhandenen För-
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1 13<br />
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derprogrammen, welche die Fremdkapitalaufnahme<br />
erleichtern, positioniert<br />
werden. Der Vorteil wäre, dass<br />
die Projektumsetzung weiterhin bei<br />
den Projektentwicklern verbleiben<br />
könnte und der Eingriff des Staates<br />
damit auf die Schaffung der Rahmenbedingungen<br />
reduziert bliebe.<br />
Fazit<br />
Die Tiefengeothermie hat seit erfolgreicher<br />
Inbetriebnahme der ersten<br />
Pilotanlagen bewiesen, dass sie<br />
technisch in der Lage ist, CO 2<br />
-frei<br />
und grundlastfähig sowohl Strom<br />
als auch gleichzeitig Wärme und<br />
Kälte bereitzustellen. Sie bietet<br />
heutzutage ein enormes Investitionspotenzial.<br />
Um dieses Potenzial<br />
auszuschöpfen, ist eine professionelle<br />
Projektvorbereitung als<br />
Grundlage der Kapitalbeschaffung<br />
notwendig. Hierzu zählt insbesondere<br />
die risikoorientierte Aufbereitung<br />
der Zahlenbasis als Grundlage<br />
der kennzahlengetriebenen<br />
Investitionsentscheidung privater<br />
Investoren. Dabei wurden die relativ<br />
hohe Anfangsinvestition und der<br />
Zeitpunkt der Eigenkapitaleinlagen<br />
sowie des Kapitalrückflusses als<br />
entscheidende Faktoren für die Einschätzung<br />
der Rendite von privaten<br />
und institutionellen Investoren<br />
identifiziert. Damit die Tiefengeothermie<br />
den notwendigen Schwung<br />
erhält und das benötigte Kapital in<br />
die Errichtung der Anlagen fließt,<br />
müssen die Rahmenbedingungen<br />
im Bereich Finanzierung signifikant<br />
verbessert werden.<br />
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14 Tiefe <strong>Geothermie</strong><br />
Die Bohrpfade der Förderbohrung (rot)<br />
und der Reinjektionsbohrung (blau)<br />
<strong>Geothermie</strong>projekt Ismaning –<br />
im Laufschritt zur Wärmeversorgung<br />
TEXT: Andreas Hobmeier<br />
Die Gemeinde Ismaning liegt zwischen Landeshauptstadt und Flughafen München<br />
im Landkreis München und hat fast 16.500 Einwohner. Im März 2011 startete das<br />
kommunale Wärmeprojekt in Ismaning mit dem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats.<br />
Anfang 2013 lässt sich - nach Abschluss der Bohrarbeiten und dem ersten<br />
Leitungsbau von zehn Kilometer Länge - ein positives Resümee ziehen.<br />
Das Thema <strong>Geothermie</strong> war bereits einige Jahre<br />
im Rathaus und im Gemeinderat diskutiert<br />
worden, denn in und um München hatten sich<br />
bereits einige Kommunen dieser Thematik angenommen.<br />
Nachdem das Für und Wider abgewogen<br />
war, beschloss der Gemeinderat am 17.<br />
März 2011, für die Gemeinde Ismaning eine<br />
Wärmeversorgung aus Tiefengeothermie einzurichten<br />
und aufzubauen.<br />
Das <strong>Geothermie</strong>projekt Ismaning ist als reines<br />
Wärmeprojekt konzipiert. Die voraussichtlich erzielbare<br />
Temperatur von ca. <strong>75</strong>° C kann »nur« zur<br />
Versorgung mit Wärme genutzt werden.<br />
Ziel der Gemeinde Ismaning war stets, den gesamten<br />
Hauptort sukzessive mit Wärme zu versorgen.<br />
In der Vergangenheit wurden zunächst<br />
das Stromnetz und später auch das Gasnetz<br />
übernommen. Die Versorgung der Ismaninger<br />
Bevölkerung mit Strom und Gas erfolgte - gemeinsam<br />
mit technischen Partnern - durch die<br />
kommunalen Gesellschaften Stromversorgung<br />
Ismaning GmbH und Gasversorgung Ismaning<br />
GmbH. In der Folge sollte nachhaltig geprüft werden,<br />
ob auch eine Versorgung mit Wärme wirtschaftlich<br />
darstellbar und angesichts eines Gesamtinvestitionsbedarfs<br />
von 72 Millionen Euro<br />
auch finanziell machbar sei.<br />
Die Gemeindewerke Ismaning, bei denen die<br />
Strom- und Gas-Versorgungsbetriebe organisatorisch<br />
angesiedelt sind, betreiben bereits seit<br />
2003 ein Nahwärmenetz, das aus Blockheizkraftwerken<br />
gespeist wurde.
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1<br />
15<br />
Der energiepolitisch richtungsweisende Beschluss<br />
des Gemeinderats zum Einstieg in die<br />
Tiefengeothermie wurde zeitnah in die Tat umgesetzt,<br />
denn als Ziel hatte man sich die Aufnahme<br />
der Wärmelieferung ab der Heizperiode<br />
2012/2013 vorgegeben.<br />
Zügige Fertigstellung<br />
der Dublette im Sommer 2012<br />
Das Jahr 2011 war geprägt von den notwendigen<br />
vorbereitenden Planungen. Die wichtigste<br />
Leistung stellte dabei die Planung der Bohrung<br />
dar. Für Ismaning wurde eine geothermische<br />
Dublette von einem Sammelbohrplatz vorgesehen.<br />
Außerdem mussten weiterführende Planungen<br />
beauftragt werden, so zum Beispiel<br />
<br />
Bau des <strong>Geothermie</strong>-Bohrplatzes mit allen<br />
nötigen Vor- und Zuarbeiten<br />
<br />
Durchführung einer Fragebogen-Aktion zur<br />
Ermittlung des Anschlusswillens<br />
<br />
Wärmebedarfsermittlung<br />
<br />
Netzkonzeption, Bauabschnittsplanung und<br />
Variantenbetrachtung<br />
<br />
Durchführung der Seismik-Kampagne<br />
Zum Jahreswechsel 2011/2012 wurde die<br />
Wärmeversorgung Ismaning GmbH & Co. KG<br />
(WVI) als Tochter der Gemeindewerke Ismaning<br />
und damit als hundertprozentig kommunales<br />
Unternehmen gegründet.<br />
Ab Ende April 2012 wurde die Bohranlage auf<br />
dem Bohrplatz aufgebaut und im Juni begannen<br />
die Bohrungen. Diese wurden unfallfrei und im<br />
Kosten- und Zeitrahmen bis September 2012 niedergebracht.<br />
Die erste Bohrung - ursprünglich als<br />
Förderbohrung vorgesehen - wurde nach Osten<br />
geführt, ist insgesamt 2.738 Meter lang und erreicht<br />
dabei eine vertikale Tiefe von 2.195 Metern.<br />
Da die prognostizierte Temperatur mit der ersten<br />
Bohrung nicht erreicht wurde, waren die WVI<br />
und die beauftragten Planungsbüros gezwungen,<br />
die Funktionalität der Bohrungen zu ändern und<br />
für die zweite Bohrung einen neuen Bohrpfad zu<br />
planen. Entgegen der ursprünglichen Planung<br />
wurde die nunmehr als Förderbohrung vorgesehene<br />
zweite Bohrung nicht mehr nach Norden<br />
sondern nach Westen abgelenkt, sie weist deshalb<br />
eine Gesamtlänge von 4.032,5 Metern mit<br />
einer vertikalen Tiefe von 1.906 Metern auf.<br />
Es wurde eine sehr zufriedenstellende Schüttung<br />
vorgefunden, die WVI rechnet mit mehr als<br />
85 Litern pro Sekunde. Bei der zweiten Bohrung<br />
stimmt nun auch die Temperatur, denn es konnte<br />
Thermalwasser mit mehr als <strong>75</strong>° C gefördert<br />
werden.
16 Tiefe <strong>Geothermie</strong><br />
wenn einerseits die Kommune dahintersteht<br />
und andererseits die betroffenen Bürgerinnen<br />
und Bürger ein gewisses Verständnis für die<br />
Notwendigkeit der Maßnahme und den daraus<br />
resultierenden Mehrwert für die Gemeinde erkennen.<br />
Durch kontinuierliche Informationen in<br />
den Printmedien oder auf der Internetseite der<br />
WVI, aber auch aufgrund der positiven Resonanz<br />
in den gemeindlichen Gremien konnte die<br />
Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde<br />
Ismaning stets auf hohem Niveau gehalten<br />
werden.<br />
Auch hinsichtlich des Wärmeabsatzes kann das<br />
Jahr 2012 als positiv und über den Erwartungen<br />
liegend bezeichnet werden. Erst im März 2012<br />
konnte die Vertriebstätigkeit aufgenommen<br />
werden, doch trotz der Kürze der Zeit wurden<br />
viele Beratungs- und Aufnahmegespräche geführt<br />
und mehr als 100 Neukunden gewonnen.<br />
Parallel zu den Bohrarbeiten:<br />
Start des Netzausbaus<br />
Anfang Mai 2012 begannen die Arbeiten zum<br />
Bau des Fernwärmenetzes. Die WVI hat über<br />
acht Kilometer Transportnetz und fast zwei Kilometer<br />
Hausanschlüsse errichtet. Aufgeteilt in<br />
vier Bereiche wurde das Bestandsnetz vom östlich<br />
der Gemeinde gelegenen Bohrplatz aus in den<br />
gesamten Gemeindebereich hinein erweitert.<br />
Neben den Wärmeleitungen verbaut die WVI<br />
auch ein Leerrohrsystem für Glasfaser. Das<br />
Glasfasernetz soll einerseits für die Steuerung<br />
der Wärmeübergabestationen genutzt werden,<br />
andererseits sollen die Bürgerinnen und Bürger<br />
in Form eines schnellen Datennetzes von dieser<br />
gemeindlichen Infrastrukturmaßnahme profitieren<br />
können.<br />
Allen beteiligten Planungsbüros und den ausführenden<br />
Firmen war klar, dass man mit diesem<br />
sehr großen ersten Bauabschnitt an die<br />
Akzeptanzgrenze der Ismaninger Bürgerinnen<br />
und Bürger gehen würde. Doch ebenso war und<br />
ist klar, dass man eine solche Infrastrukturmaßnahme<br />
mit einem derart massiven Eingriff in<br />
die Straßenstruktur nur dann umsetzen kann,<br />
Zwischenzeitlich eingehaust: Der Plattenwärmetauscher für<br />
den Langzeit- Pumpversuch.<br />
Bau der Energiezentrale und weiterer Ausbau<br />
des Fernwärmenetzes<br />
Mit dem Abschluss der Bohrarbeiten und dem<br />
Abbau der Bohranlage bekam der Bohrplatz<br />
eine neue Funktion. Auf dem Gelände wurde die<br />
Verrohrung für den Langzeitpump- und Injektionsversuch<br />
(LZPIV) hergestellt, der zur Datenerfassung<br />
dient. Bereits seit November 2012<br />
wird Thermalwasser gefördert und in einem<br />
möglichst realitätsnahen Versuchsaufbau die<br />
Wärmegewinnung simuliert.<br />
Der WVI stehen auch in den kommenden Jah-
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1 17<br />
ren spannende Aufgaben bevor.<br />
Der Bauantrag für die Errichtung<br />
der modular aufgebauten Energiezentrale<br />
ist beim Landratsamt<br />
München eingereicht. Die neue<br />
Energiezentrale soll in zwei Bauabschnitten<br />
gebaut werden. Der erste<br />
Bauabschnitt soll im Frühjahr 2013<br />
errichtet werden und im Herbst<br />
2013 in Betrieb gehen. Der nächste<br />
Bauabschnitt für das Leitungsnetz<br />
ist bereits konkret geplant. In<br />
den nächsten Wochen werden die<br />
Leistungen ausgeschrieben und<br />
vergeben. Außerdem soll zu Jahresbeginn<br />
das Glasfasernetz mit Leben<br />
gefüllt, also die Glasfaserleitungen<br />
eingeblasen werden.<br />
In insgesamt 12 bis 14 Bauabschnitten<br />
soll das Fernwärmenetz<br />
sukzessive bis zu fast 50 Kilometern<br />
Trassenlänge erweitert werden,<br />
wodurch eine Vollversorgung<br />
der ganzen Gemeinde möglich<br />
wird. <br />
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18 Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong><br />
Prüfverfahren zur<br />
Frost-Tau-Wechselwiderstandsfähigkeit von<br />
Hinterfüllbaustoffen für Erdwärmesonden<br />
TEXT: Dipl.-Ing. Hauke Anbergen, Dr. Jens Frank, Prof. Dr. Lutz Müller, Prof. Dr. Ingo Sass<br />
Die Frost-Tau-Wechselwiderstandsfähigkeit von Hinterfüllbaustoffen wird seit<br />
Jahren kritisch diskutiert. Im Rahmen eines Untersuchungsauftrages der Freien und<br />
Hansestadt Hamburg wurde ein Prüfverfahren entwickelt, welches zuverlässig das<br />
Verhalten solcher Hinterfüllmaterialien unter simulierten In-situ-Bedingungen misst<br />
(Anbergen et al., 2011). Dieses Verfahren wurde im Dezember 2012 als Produktspezifikation<br />
verpflichtend in Hamburg eingeführt. Die entwickelte Messmethode ist<br />
so praxisnah konstruiert, dass sie auch Probennahmen auf der Baustelle ermöglicht<br />
und damit als einheitlicher Qualitätsstandard bezüglich der Prüfung der Frost-Tau-<br />
Wechselwiderstandsfähigkeit geeignet ist.<br />
Wasserdurchlässigkeitszelle für die Frost-Tau-Versuche<br />
Für die Nutzung oberflächennaher <strong>Geothermie</strong><br />
stellt die Kombination einer Wärmepumpe mit<br />
Erdwärmesonden (EWS) die häufigste Ausführungsvariante<br />
dar. Dabei müssen die hergestellten<br />
Bohrlöcher mit den eingebauten Sondenrohren<br />
nach den geltenden Richtlinien sachgemäß<br />
verfüllt werden. Diese Verfüllung des Bohrlochs<br />
wird in der Regel durch eine lückenlose Hinterfüllung<br />
mit einer Suspension ausgeführt. Das<br />
Hinterfüllmaterial hat dabei im Wesentlichen<br />
zwei Hauptaufgaben zu erfüllen. Zum einen soll<br />
die thermische Anbindung des Sondenrohres an<br />
das umgebende Gestein sichergestellt werden,<br />
sodass die Erdwärme an das Wärmeträgermedium<br />
transportiert wird. Zum anderen muss<br />
das Bohrloch abgedichtet werden, um einen<br />
unzulässigen hydraulischen Kontakt natürlich<br />
getrennter Grundwasserleiter zu verhindern.<br />
Diese Abdichtfunktion muss aus hydrogeologischer<br />
Sicht unbedingt und dauerhaft erfüllt<br />
werden. Beim Betrieb erdgekoppelter Wärmepumpen<br />
mit frostschutzhaltigen Wärmeträgerfluiden<br />
kann es aus unterschiedlichen Gründen<br />
(Abdeckung von Spitzenlasten, Unterdimensionierung,<br />
höherer Wärmebedarf z. B. durch zusätzlichen<br />
Wohnraum, Fehlfunktionen etc.) zu<br />
einem zeitweisen oder periodischen Betrieb mit<br />
Fluidtemperaturen im negativen Celsius-Bereich<br />
kommen. Dabei kann ein Einfrieren und Wiederauftauen<br />
der Ringraumverfüllung nicht ausgeschlossen<br />
werden. Dieser Vorgang wird im<br />
Allgemeinen Frost-Tau-Wechsel genannt.<br />
Seit mehreren Jahren werden die möglichen Auswirkungen<br />
solcher zyklischen Frost-Tau-Wechsel<br />
auf die Abdichtfunktion von EWS diskutiert. Die
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1<br />
19<br />
Konsequenzen daraus sind, neben einem stark<br />
beunruhigten Markt, das Verbot von negativen<br />
Soletemperaturen in einigen Bundesländern<br />
oder die Forderung nach widerstandsfähigen<br />
Hinterfüllbaustoffen gegen Frost-Tau-Wechsel.<br />
Doch was bedeutet »Widerstandsfähig gegenüber<br />
Frost-Tau-Wechsel«? Eine klare Definition<br />
oder ein normiertes Prüfverfahren gibt es bis<br />
heute nicht. Im Zuge dieser Diskussionen wurde<br />
an unterschiedlichen Prüfverfahren dieses<br />
Sachverhaltes geforscht und Erkenntnisse<br />
gewonnen, unter welchen Randbedingungen<br />
ein geeignetes Verfahren aufgestellt werden<br />
muss (Müller, 2009, Albrecht & Frank, 2010,<br />
Anbergen et al., 2011).<br />
Es wurde ein Frost-Tau-Wechsel-Prüfverfahren<br />
entwickelt, das die maßgeblichen Randbedingungen<br />
einer eingebauten EWS im Labor simuliert.<br />
Dies ist das Einfrieren des Probenkörpers von<br />
innen nach außen, die Möglichkeit, die Probe über<br />
den gesamten Versuchsablauf eingespannt zu belassen<br />
und sie dabei mehreren Frost-Tau-Wechseln<br />
zu unterziehen. Auf diese Weise können Einflüsse<br />
auf den Kf-Wert (Durchlässigkeitsbeiwert)<br />
als entscheidendes Qualitätskriterium bestimmt<br />
werden. Zum Untersuchungsauftrag gehörte<br />
weiterhin die Aufgabe, ein Messverfahren zu<br />
entwickeln, das sich durch praxisnahe Anwendbarkeit<br />
auszeichnet und ohne größeren Aufwand<br />
methodisch von bestehenden Erdbaulaboren<br />
umgesetzt werden kann.<br />
Bei der Untersuchung werden Prüfkörper verwendet,<br />
die einen modellhaften Abschnitt einer<br />
hinterfüllten Erdwärmesonde darstellen. Die<br />
Prüfkörper bestehen aus einem axialen Sondenrohr<br />
und dem umgebenden Hinterfüllmaterial.<br />
Die hydraulische Durchlässigkeit wird in Anlehnung<br />
an die DIN 18130-1 bestimmt. Diese wird<br />
in einer modifizierten Wasserdurchlässigkeitsmesszelle<br />
ermittelt. Die Wasserdurchlässigkeit<br />
wird von Stirnfläche zu Stirnfläche des Prüfkörpers<br />
gemessen. Zur Simulation der zyklischen<br />
Frost-Tau-Wechsel wird das Sondenrohr des<br />
Prüfkörpers mit einer Wärmeträgerflüssigkeit<br />
durchströmt und es kann mit dieser jede beliebige<br />
Temperatur simuliert werden. So findet der<br />
Durchfrostungsprozess von innen nach außen<br />
statt und folgt der in situ stattfindenden Richtung<br />
der Durchfrostung. Aufgrund der Messungen<br />
der hydraulischen Durchlässigkeit vor und nach<br />
jedem Frost-Tau-Wechsel, kann so eine klare<br />
Aussage zur Veränderung der Abdichtfunktion<br />
aufgrund zyklischer Frost-Tau-Belastungen getroffen<br />
werden. Über einen frei einstellbaren<br />
Seitendruck (σ 2<br />
= σ 3<br />
) können tiefenabhängige<br />
Versuche simuliert werden, sodass während des<br />
gesamten Prüfablaufs definierte,<br />
seitliche Spannungsrandbedingungen<br />
herrschen. Die Prüfkörper<br />
verbleiben während der gesamten<br />
Prüfung in der Messzelle.<br />
Mit diesem Prüfverfahren wurden<br />
zwischenzeitlich mehr als 10<br />
handelsübliche Hinterfüllbaustoffe<br />
mehrerer Hersteller geprüft. Dabei<br />
konnte festgestellt werden, dass<br />
sich diese z.T. signifikant in ihrem<br />
Frost-Tau-Verhalten voneinander<br />
unterscheiden. So gibt es Materialien,<br />
bei denen die Prüfkörper einen<br />
Anstieg der Wasserdurchlässigkeit<br />
in einer Größenordnung von drei<br />
Zehnerpotenzen nach wenigen Tau-<br />
Gefrier-Wechselbeanspruchungen<br />
aufweisen. Bei anderen Materialien<br />
steigt die Durchlässigkeit bis zu einer Zehnerpotenz.<br />
Dabei erfolgt der Anstieg der Durchlässigkeit<br />
bereits bei den ersten drei bis fünf<br />
Frost-Tau-Wechseln. Dies konnte durch über<br />
500 Versuche und Langzeituntersuchungen<br />
mit mehr als 50 Frost-Tau-Wechseln bestätigt<br />
werden. Das Prüfverfahren liefert zuverlässig<br />
reproduzierbare Ergebnisse und kann ohne<br />
größeren Aufwand in jedes Erdbaulabor, das<br />
Wasserdurchlässigkeitsversuche durchführt,<br />
implementiert werden. Die Abmessungen sind<br />
mit handelsüblichen Triaxialzellen vergleichbar.<br />
Damit sind die neu entwickelten Messzellen<br />
gut handhabbar.<br />
Derzeit werden Ringversuche im Erdbaulabor<br />
der Knabe Enders Dührkop Ingenieure GmbH in<br />
Hamburg, der Hochschule Ostwestfalen-Lippe,<br />
Fachgebiet Geotechnik und <strong>Geothermie</strong> sowie der<br />
Technischen Universität Darmstadt am Institut<br />
für Angewandte Geowissenschaften, Fachgebiet<br />
für Angewandte <strong>Geothermie</strong> durchgeführt. <br />
Literatur:<br />
Albrecht, I. und Frank, J. (2010), Vorversuche<br />
an Verpressmaterialien für Erdwärmesonden<br />
zum mechanisch-hydraulischen Verhalten bei<br />
Frost/Tau-Wechseln, bbr-Fachmagazin für<br />
Brunnen- und Leitungsbau, 05/2010, 28-33<br />
Anbergen, H., Frank, J., Albrecht, I. und<br />
Dittrich, H. (2011), Prüfzelle zur Bestimmung<br />
des Frost-Tau-Wechselwiderstandes von Verpressmaterialien<br />
für EWS, bbr-Fachmagazin für<br />
Brunnen- und Leitungsbau, 10/2011, 38-43<br />
Müller, L. (2009), Frost-Tau-Wechselbeständigkeit<br />
von Hinterfüllbaustoffen, bbr-Fachmagazin<br />
für Brunnen- und Leitungsbau, 07-<br />
08/2009, 30-36<br />
Prüfkörper eines<br />
handelsüblichen Hinterfüllmaterials<br />
nach sechs Frost-<br />
Tau-Wechseln
20 Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong><br />
Grundwasser-Wärmepumpe<br />
zur Beheizung und<br />
Kühlung einer Denkmalgeschützten<br />
Villa<br />
(29 kW Heizleistung).<br />
Grundwasserfließrichtung<br />
Der Umbau der Energieversorgung<br />
auf erneuerbare Energien wird Strom<br />
basiert sein und eine effiziente Bereitstellung<br />
von Wärme und Kälte kann durch elektrische Wärmepumpen<br />
erfolgen. Innerstädtisch sind die Freiflächen für<br />
<strong>Geothermie</strong>anlagen allerdings knapp, so dass Grundwasser<br />
basierte Anlagen eine leistungsfähige Option darstellen<br />
können. Die Erschließung eines großen Wärme-Reservoirs<br />
über nur eine Bohrung ist mit vertikalen Grundwasserzirkulationsanlagen<br />
möglich und wird hier beschrieben.<br />
Leistungsfähige oberflächennahe <strong>Geothermie</strong> mit<br />
vertikaler Grundwasserzirkulation<br />
TEXT: Michael Viernickel<br />
In der oberflächennahen <strong>Geothermie</strong> kommen<br />
überwiegend geschlossene Systemen zur Anwendung,<br />
untertägige Rohrsysteme, in denen<br />
Wasser mit Frostschutzmittel zirkuliert. Die bei<br />
Erdwärmesonden übliche Durchbohrung mehrerer<br />
Grundwasserstauer erfordert die sorgfältige<br />
Verpressung der Bohrlöcher, um eine hydraulische<br />
Verbindung der Grundwasserleiter - und<br />
damit eine Vermischung verschiedener Grundwässer<br />
- zu verhindern. Aus Besorgnis über die<br />
fachgerechte Ausführung dieser Abdichtung,<br />
eingeschränkte Überprüfbarkeit und begrenzter<br />
Möglichkeiten der Nachbesserung mehren sich<br />
die Vorbehalte der Genehmigungsbehörden und<br />
führen in einigen Gebieten inzwischen sogar zu<br />
Bohrtiefenbeschränkungen.<br />
Bei den sogenannten offenen Systemen wird<br />
Grundwasser über Brunnen gefördert, thermisch<br />
genutzt und reinfiltriert. Aufgrund der<br />
größeren Ausbaukaliber ist die Abdichtung der<br />
Brunnenringräume leicht geophysikalisch überprüfbar<br />
und kann ggf. nachgearbeitet werden. Da<br />
meistens bereits der oberste Grundwasserleiter<br />
dem Zielhorizont entspricht, erübrigt sich die<br />
Perforation weiterer Deckschichten. Außerdem<br />
erfordert die Leistungsfähigkeit dieser Anlagen<br />
weniger Bohrungen als geschlossene Systeme,<br />
so dass der Eingriff in das geologische Gefüge<br />
geringer ist als bei geschlossenen Sonden.<br />
Die offenen Systeme bestehen meistens aus 2<br />
Brunnen, sogenannten Förder- und Schluckbrunnen-Dubletten.<br />
Der Abstand der Brunnen zueinander<br />
muss so ausgelegt werden, dass eine<br />
hydraulische und damit auch thermische Wechselwirkung<br />
vermieden wird. Da der Abstand<br />
zwischen den Brunnen bis zu mehreren hundert<br />
Metern betragen kann, ist deren Anwendung bei<br />
engen Platzverhältnissen limitiert.<br />
Eine in der DIN 4640 Blatt 3 beschriebene<br />
Sonderform der Grundwassernutzung in Form<br />
vertikaler Grundwasserzirkulation kann eine<br />
Platz sparende Alternative sein, wenn ein<br />
ausreichend mächtiger Grundwasserleiter
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1<br />
21<br />
(>15 Meter) vorliegt. Bei dieser Technik werden<br />
in einem Bohrloch 2 Rohre mit Filtern in unterschiedlicher<br />
Tiefe installiert. Aus einer Ebene<br />
wird Grundwasser gefördert und nach thermischer<br />
Nutzung in einer anderen Teufe wieder<br />
in denselben Grundwasserleiter entlassen.<br />
Die Zirkulation des Grundwassers darf nur innerhalb<br />
eines Grundwasserleiters stattfinden um<br />
eine unerwünschte Vermischung unterschiedlicher<br />
Wässer zu vermeiden. Je nach Mächtigkeit<br />
und Durchlässigkeit des Grundwasserleiters<br />
werden in Deutschland typischerweise<br />
30-50 kW thermischer Leistung pro System<br />
erreicht. Bei allen Brunnensystemen ist eine<br />
thermohydraulische numerische 3D-Simulation<br />
erforderlich um die Leistungsfähigkeit und Kosten<br />
sparende Installation zu gewährleisten. Die<br />
Erstellung der Simulationsmodelle für vertikale<br />
Grundwasserzirkulation erfordert Erfahrung<br />
und sollte mit langfristigen Temperaturmessungen<br />
aus untertägigen Sensoren abgeglichen<br />
werden, für die im Folgenden ein Beispiel beschrieben<br />
wird.<br />
Zur Abdeckung der Heizgrundlast (29 kW von<br />
100 kW) und passiver Kühlung einer denkmalgeschützten<br />
Wohn- und Gewerbevilla wurde<br />
2007 eine grundwasserbasierte Wärmepumpe<br />
installiert. 7 m³ Grundwasser pro Stunde werden<br />
mit einem Zirkulationsbrunnensystem zwischen<br />
26 und 53 Metern (uGOK) vertikal durch den<br />
Aquifer zirkuliert. Es besteht ein natürliches<br />
Grundwassergefälle von 0,5 Promille.<br />
10 Meter in Grundwasseranstromrichtung sowie<br />
10 bzw. 20 Meter in Abstromrichtung der<br />
geothermischen Anlage wurden <strong>75</strong> m lange<br />
Temperaturmessketten mit jeweils 40 Sensoren<br />
in Messpegel eingebaut, die mit einer absoluten<br />
Genauigkeit von 0,1 Kelvin regelmäßig die<br />
Temperatur im Erdreich erfassen und in einem<br />
Datenlogger aufzeichnen. Die Messkette im Anstrom<br />
hat zusätzliche Sensoren bis nahe der<br />
Oberfläche, so dass die atmosphärisch bedingten<br />
Temperaturschwankungen und ihre zeitlich verzögerte<br />
Fortleitung in den Untergrund ebenfalls<br />
erfasst werden.<br />
In der farbkodierten monatsweisen Darstellung<br />
der unterirdischen Temperaturen lassen sich<br />
die zyklischen Veränderungen über den mehrjährigen<br />
Betriebszeitraum der Anlage veranschaulichen.<br />
(Abb. unten) Dabei werden die<br />
sich weitgehend wiederholenden Temperaturschwankungen<br />
deutlich, aus denen abgeleitet<br />
werden kann, dass ein nachhaltiger Betrieb auch<br />
in Zukunft möglich sein wird.<br />
Vertikale Grundwasserzirkulation kann, insbesondere<br />
bei engen Platzverhältnissen, eine<br />
leistungsfähige Option zur geothermischen<br />
Kälte- und Wärmebereitstellung sein. Einschränkungen<br />
können sich bei Altlastenkontaminationen<br />
ergeben. Diese erfordern einen sensiblen<br />
Umgang mit dem thermisch zu nutzenden<br />
Grundwasser, bieten jedoch das Potenzial in<br />
Kombination mit Reinigungsmaßnahmen kostengünstig<br />
und langfristig die Grundwasserqualität<br />
zu verbessern. Von entscheidender Bedeutung<br />
für Grundwasserzirkulationsanlagen sind<br />
die fachgerechte Planung unter Anwendung numerischer<br />
Simulationsverfahren, ein optimaler<br />
Brunnenausbau und eine effiziente Brunnenentwicklung<br />
bei Errichtung der Anlage. Die direkte<br />
Nutzung des Grundwassers hat die Vorteile, bei<br />
Wärmeentzug dauerhaft hohe Vorlauftemperaturen<br />
für die Wärmepumpe zur Verfügung zu<br />
stellen und bei Wärmeabfuhr Direktkühlung mit<br />
hohen Leistungen bei Temperaturen unterhalb<br />
15°C über lange Zeiträume zu ermöglichen. <br />
Monatswerte der<br />
untertägigen Temperaturen<br />
innerhalb 5 Jahren
22 Forschung und Entwicklung<br />
Mögliche Emissionen bei der Stromerzeugung aus<br />
<strong>Geothermie</strong><br />
TEXT: Dipl.-Ing. Florian Heberle und Prof. Dr.-Ing. Dieter Brüggemann<br />
Strom aus Erdwärme im Niedertemperaturbereich kann effizient gewonnen werden,<br />
wenn Kraftwerksprozesse mit organischen Arbeitsmedien einsetzt werden. Dabei<br />
ist es nicht zu vermeiden, dass ein kleiner Teil der mitunter klimaschädlichen Fluide,<br />
aus den Anlagen entweicht – ein Zielkonflikt beim Ausbau der eigentlich klimaschonenden<br />
erneuerbaren Energie. Ein Kurzgutachten des Zentrums für Energietechnik<br />
der Universität Bayreuth im Auftrag des UBA quantifiziert die Emissionen fluorierter<br />
Kohlenwasserstoffe für verschiedene Ausbauszenarien und Emissionsraten.<br />
1 Einleitung<br />
Die geothermische Stromerzeugung gewinnt<br />
im Hinblick auf die Bestrebungen um eine verstärkte<br />
Nutzung von regenerativen Energien<br />
zunehmend an Bedeutung. In Deutschland sind<br />
Thermalwassertemperaturen zwischen 80 °C<br />
und 180 °C nutzbar. In diesem Bereich ist eine<br />
Direktentspannung von Thermalwasserdampf<br />
oder der Einsatz von Flash-Prozessen nicht sinnvoll.<br />
An dessen Stelle werden Sekundärprozesse<br />
wie der Organic Rankine Cycle (ORC) oder der<br />
Kalina Cycle (KC) eingesetzt, um die Niedertemperaturwärme<br />
zur Stromerzeugung zu nutzen.<br />
Dabei wird die thermische Energie des Thermalwassers<br />
auf einen Dampfkreisprozess mit<br />
organischen Arbeitsmedien, wie zum Beispiel<br />
natürliche oder fluorierte Kohlenwasserstoffe,<br />
übertragen. Im Zusammenhang mit der Wahl<br />
des Arbeitsmediums ergeben sich Fragestellungen<br />
zur ganzheitlichen Bewertung der möglichen<br />
Fluide und Kraftwerkskonzepte. Hier ist<br />
es von Bedeutung, neben thermodynamischen<br />
und ökonomischen Kriterien auch Aspekte der<br />
Umwelt- und Klimarelevanz, Sicherheitstechnik<br />
sowie Toxizität zu berücksichtigen. Im Fokus des<br />
Kurzgutachtens steht der Zielkonflikt einer Prozessoptimierung<br />
durch fluorierte Arbeitsmedien<br />
gegenüber erhöhten Treibhausgasemissionen<br />
durch die ungewollte Freisetzung dieser Stoffe,<br />
z.B. durch Leckagen [1].<br />
2 Vorgehen<br />
Durch Optimierungsansätze, welche auf einer<br />
guten Anpassung der Temperaturprofile von<br />
Wärmequelle bzw. -senke mit dem ORC abzielen,<br />
können Effizienzsteigerungen von 15 % bis<br />
25 % erreicht werden. In diesem Zusammenhang<br />
ist eine geeignete Auswahl von Arbeitsmedien,<br />
die zweistufige Entspannung, die überkritische<br />
Fahrweise oder der Einsatz zeotroper<br />
Gemische als Arbeitsmedien zu nennen [2].<br />
Durch den Einsatz fluorierter Kohlenwasserstoffe<br />
erhöht sich die Anzahl potentieller Medien und<br />
das Ausmaß der damit verbundenen Leistungssteigerungen<br />
signifikant (Abb. 1).<br />
Jedoch stehen der Effizienzsteigerung auch zusätzliche<br />
Emissionen aufgrund von Leckagen im<br />
Betrieb sowie bei der Befüllung und Entsorgung<br />
gegenüber. Solche Emissionen können nicht<br />
vollständig vermieden werden und liegen nach<br />
Hersteller- und Betreiberinformationen jährlich<br />
im Bereich von 1 % bis 3 % der Füllmenge. Im<br />
Rahmen gesetzlicher Regelungen ist der ORC<br />
durch eine Berichtspflicht gemäß UStatG und
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1<br />
23<br />
in der Verordnung (EG) Nr. 842/2006 hinsichtlich<br />
der Verwendungsmengen und der für diese<br />
Anwendung in den Verkehr gebrachten Mengen<br />
erfasst. Die Berichtspflicht besteht im Hinblick<br />
auf das nationale Emissionsinventar basierend<br />
auf der Klimarahmenkonvention. Um mögliche<br />
Treibhausgasemissionen durch geothermische<br />
Kraftwerke einschätzen zu können, werden verschiedene<br />
Szenarien in Abhängigkeit der Emissionsrate<br />
und Ausbaustufe der geothermischen<br />
Stromerzeugung erstellt.<br />
3 Ergebnisse<br />
Kommt es zu einem Ausbau der geothermischen<br />
Stromerzeugung im vorausgesetzten<br />
Rahmen, so sind die Emissionen bis zum Jahr<br />
2030 als gering einzustufen. Bei maximaler<br />
Ausbaustufe, entsprechend dem technisch-ökologisch<br />
nutzbarem Potential von 2120 Kraftwerken<br />
und einer Emissionsrate von 3 %, liegen<br />
die Emissionen in Abhängigkeit der betrachteten<br />
Szenarien in einem Bereich von 0,24 Mio t/a<br />
bis 3,02 Mio t/a CO 2<br />
-Äquivalente (Abb. 2).<br />
Abb. 1: Exergetischer<br />
Wirkungsgrad des ORC in<br />
Abhängigkeit der Thermalwassertemperatur<br />
für verschiedene<br />
Arbeitsmedien<br />
Abb. 2: Emissionen der<br />
geothermischen Stromerzeugung<br />
für verschiedene<br />
Ausbauszenarien
24 Forschung und Entwicklung<br />
Ein Vergleich mit den 2009 freigesetzten<br />
Treibhausgasemissionen durch F-Gase von<br />
15,6 Mio t/a CO 2<br />
-Äquivalente zeigt, dass die<br />
Emissionen in dieser Ausbaustufe durchaus<br />
relevant wären. Die Bedeutung der zusätzlichen<br />
Emissionen durch Leckage wird zudem in<br />
Relation zur gesamten Vorkette des geothermischen<br />
Kraftwerks (Bohrung, Kraftwerksbau,<br />
etc.) erkennbar. Dabei nehmen die Emissionen<br />
durch Leckage einen Anteil von bis zu 46 %<br />
der Gesamtemissionen ein. Eine Erfassung des<br />
ORC beim Einsatz von fluorierten Kohlenwasser<br />
stoffen über die Aufzeichnungspflicht nach Chem-<br />
KlimaschutzV und Verordnung (EG) Nr. 842/2006<br />
erscheint nach den derzeitigen Diskussionen und<br />
Positionen der EU-Kommission möglich.<br />
4 Ausblick<br />
Für einen umweltverträglichen Ausbau der<br />
geothermischen Stromerzeugung muss der<br />
im Rahmen dieser Untersuchung identifizierte<br />
Zielkonflikt zwischen Effizienzsteigerung und<br />
zusätzlichen Emissionen weiter thematisiert<br />
werden. In diesem Zusammenhang ist eine<br />
verlässliche Datenlage zu den Emissionsraten<br />
von ORC-Anlagen zu schaffen. Darüber hinaus<br />
werden die bisherigen Emissionsberechnungen<br />
durch das Zentrum für Energietechnik (ZET)<br />
weiter vertieft. Zudem müssen generelle Ansätze<br />
zur Senkung der Emissionen und zur Effizienzsteigerung<br />
weiterentwickelt werden. Hier<br />
sind beispielsweise alternative Kreisprozesse,<br />
eine stetige Weiterentwicklung des ORC oder<br />
der Einsatz innovativer Kältemittel mit geringem<br />
GWP (kurz für global warming potential) zu<br />
nennen.<br />
Das gesamte Kurzgutachten steht als kostenfreier<br />
Download unter www.umweltbundesamt.<br />
de/uba-info-medien/4323.html zur Verfügung. <br />
[1] F. Heberle, A. Obermeier, D. Brüggemann:<br />
Mögliche Emissionen bei der Strom- und Wärmeerzeugung<br />
aus <strong>Geothermie</strong> durch den Einsatz<br />
von F-Gasen im Energiewandlungsprozess<br />
mittels ORC, Umweltbundesamt (Hrsg.): Climate<br />
Change, Nr. 16/2012, FKZ / Projektnr: 363 01<br />
391, ISSN 1842-4359<br />
[2] F. Heberle, M. Preißinger, D. Brüggemann:<br />
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auch in Deutschland inzwischen zahlreich<br />
vorhanden sind. Die Verbandszeitschrift<br />
des Bundesverbandes ›Geothermische<br />
Energie‹ (GtE), die sich durch ihren<br />
Aufbau auch an Laien wendet, bietet<br />
nicht die nötigen Voraussetzungen, wie<br />
sie an eine zitierfähige wissenschaftliche<br />
Zeitschrift gestellt werden.<br />
www.geothermal-energy-science.net<br />
Geothermal Energy<br />
Science<br />
Volume 1 | Issue 1 | 2013<br />
Die neue Fachzeitschrift<br />
des GtV-Bundesverbandes <strong>Geothermie</strong>:<br />
Geothermal Energy Science (GtES)<br />
TEXT: Xenia van Edig und Horst Rüter<br />
1. Hintergrund<br />
Bei einer Fachzeitschrift geht es darum, Wissenschaftlern<br />
eine Möglichkeit zu geben, zitierfähig<br />
zu veröffentlichen. Der fachkundige Leser bezieht<br />
so Primärinformationen direkt aus der Wissenschaft.<br />
Ein Grund für eine in Deutschland verlegte<br />
Zeitschrift ist der häufig gegebene Regionalbezug<br />
geowissenschaftlicher und somit auch geothermischer<br />
Projekte. Derartige Artikel finden oft,<br />
trotz eines hohen wissenschaftlichen Wertes,<br />
kein ausreichendes internationales Interesse für<br />
eine Veröffentlichung in einer rein englischsprachigen<br />
Zeitschrift.<br />
Das Präsidium des GtV-Bundesverbandes <strong>Geothermie</strong><br />
e.V. hat daher beschlossen, eine neue<br />
wissenschaftliche Zeitschrift einzuführen. Diese<br />
neue Fachpublikation soll sowohl für deutschsprachige<br />
Beiträge mit Regionalbezug als auch<br />
für internationale, englischsprachige Einreichungen<br />
offen sein. Gewählt wurde hier die Form einer<br />
modernen internetbasierten Open Access Zeitschrift.<br />
2. Was bedeutet nun Open Access?<br />
Die neue Zeitschrift Geothermal Energy Science<br />
(GtES) wird im Open Access erscheinen. Open<br />
Access bedeutet dabei freier, also auch kostenloser<br />
Zugang zu den veröffentlichten Artikeln<br />
für den Leser/die Leserin, aber auch die Möglichkeit<br />
die Inhalte weiter zu verwenden. Ein Abonnement<br />
oder Ähnliches ist nicht nötig!<br />
Bei allen in GtES veröffentlichten Artikeln verbleibt<br />
das Copyright nach der Veröffentlichung<br />
beim Autor bzw. den Autoren. Die Artikel werden<br />
unter der Creative Commons Namensnennung<br />
3.0 Lizenz (CC BY) veröffentlicht. Damit<br />
unterliegen die veröffentlichten Artikel keinerlei<br />
Einschränkung bei ihrer Verbreitung und Archivierung.<br />
Laut der CC BY darf jeder das Werk bzw.<br />
den Inhalt vervielfältigen, verbreiten und öffentlich<br />
zugänglich machen. Des Weiteren darf auch<br />
jeder Abwandlungen und Bearbeitungen des<br />
Werkes bzw. Inhalts anfertigen. Dabei ist allerdings<br />
die Namensnennung (korrekte Zitierung)<br />
Bedingung.<br />
3. Kooperation mit dem Verlag<br />
Um die neue Zeitschrift professionell zu publizieren,<br />
kooperiert der GtV-Bundesverband<br />
<strong>Geothermie</strong> mit Copernicus Publications. Copernicus<br />
Publications ist seit 1994 Wissenschaftsverlag<br />
und seit 2001 Open-Access-Verlag.<br />
Derzeit publiziert Copernicus Publications<br />
29 referierte Fachzeitschriften, die vorwiegend<br />
aus den Geowissenschaften stammen. Die Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Verlag und dem
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1<br />
27<br />
Bundesverband wurde in einem Kooperationsvertrag<br />
geregelt, wobei die GtV Service GmbH<br />
Besitzer der Zeitschrift ist.<br />
4. Manuskriptbearbeitung<br />
Autoren können über die journaleigene Internetseite<br />
www.geothermal-energy-science.net<br />
Manuskripte über ein Online-System einreichen.<br />
Der im Folgenden stattfindende Begutachtungsprozess<br />
wird durch das online Review-System<br />
Copernicus Office Editor verwaltet. Bei Fragen<br />
rund um den Review-Prozess werden Editoren<br />
und Autoren von einer der Mitarbeiterinnen<br />
des Editorial Support des Verlages unterstützt.<br />
Wenn ein Manuskript nach der Begutachtung<br />
durch zwei unabhängige wissenschaftliche Gutachter<br />
vom Facheditor akzeptiert wurde, erfolgt<br />
die Satzbearbeitung sowie die Autorenkorrektur.<br />
Auch hier hat jeder Autor eine individuelle Ansprechpartnerin<br />
aus dem Production Office des<br />
Verlages. Eine direkte online Veröffentlichung<br />
erfolgt nachdem dieser Prozess abgeschlossen<br />
ist. Zusammen mit der Online-Publikation wird<br />
der Artikel in den elektronischen Langzeitarchiven<br />
Portico und CLOCKSS archiviert und an verschiedene<br />
Datenbanken weiterverbreitet. Des<br />
Weiteren werden vier Copyright Bibliotheken<br />
(Deutsche Nationalbibliothek, Niedersächsische<br />
Landesbibliothek, Library of Congress und Bodleian<br />
Library) mit Druckausgaben beliefert.<br />
Auch Sonderhefte (Special Issues) können einfach<br />
erstellt werden. Dabei werden die regulär<br />
veröffentlichten Artikel zu virtuellen Sonderheften<br />
verknüpft. So bleibt die sofortige Veröffentlichung<br />
für den Autor gewährleistet und dennoch können<br />
Artikel zu einem Thema oder von einer Konferenz<br />
zusammen angezeigt werden.<br />
5. Finanzierung<br />
Um die genannten Dienstleistungen bereitstellen<br />
zu können, werden für Artikel, die in GtES veröffentlicht<br />
werden, Autorengebühren erhoben.<br />
Die so genannten Article Processing Charges<br />
(APCs) fallen pro veröffentlichte Seite an. Der Seitenpreis<br />
für ›Geothermal Energy Science‹ beträgt<br />
zurzeit 63,25 Euro netto bei Einreichungen in<br />
Word und 57,50 Euro netto bei Einreichungen in<br />
LaTex. Diese Preise gelten für alle Autoren, die die<br />
Copernicus Formatvorlage verwenden.<br />
Da Open Access zunehmend an Bedeutung als<br />
Publikationsform in der Wissenschaft gewinnt,<br />
gibt es immer mehr Möglichkeiten für Autoren<br />
sich finanziell von ihren Hochschulen oder Forschungsinstitutionen<br />
bei der Bestreitung der<br />
APCs unterstützen zu lassen. Darüber hinaus bestehen<br />
zwischen einigen Forschungseinrichtungen<br />
und Copernicus Publications institutionelle<br />
Vereinbarungen hinsichtlich der Übernahme von<br />
Publikationsgebühren. Ein solches Abkommen<br />
besteht beispielsweise mit dem Geoforschungszentrum<br />
(GFZ) in Potsdam sowie mit dem Karlsruher<br />
Institut für Technologie (KIT). Diese und<br />
andere Institutionen der Helmholtz Gemeinschaft<br />
übernehmen die Seitengebühren für Artikel der<br />
dort tätigen Erstautoren.<br />
6. Aller Anfang ist schwer<br />
Der Start einer neuen Zeitschrift ist niemals<br />
leicht. Im Falle einer Open Access Zeitschrift<br />
geht es nun, nachdem alle technischen Voraussetzungen<br />
geschaffen sind, in erster Linie darum<br />
Wissenschaftler davon zu überzeugen, dass<br />
es für sie lohnend ist, ihre Manuskripte dieser<br />
Zeitschrift anzubieten. Obwohl eine derartige<br />
moderne Zeitschrift keine feste Manuskriptzahl<br />
pro Jahr oder Band benötigt, da jeder Beitrag<br />
nach Abschluss des Reviewprozesses einzeln<br />
veröffentlicht wird, wird ein nachhaltiger Erfolg<br />
der Zeitschrift und ihre Bedeutung im internationalen<br />
Vergleich nur gewährleistet, wenn immer<br />
ausreichend Beiträge vorliegen. <br />
www.geothermal-energy-science.net
28<br />
Service<br />
Nachruf<br />
Werner Bußmann (1946 – 2012)<br />
TEXT: Horst Rüter<br />
Wir alle waren tief betroffen, als wir im<br />
November vorigen Jahres von dem plötzlichen<br />
und unerwarteten Tod unseres langjährigen Geschäftsführers<br />
und Freundes Werner Bußmann<br />
erfuhren. Die <strong>Geothermie</strong> verliert mit ihm einen<br />
der profiliertesten und aktivsten Befürworter.<br />
Werner Bußmann wurde am 08.12.1946 in<br />
Georgsmarienhütte geboren. Er studierte in<br />
Osnabrück Lehramt und übte den Lehrerberuf<br />
von 1972 bis 1993 aus. Schon in dieser Periode<br />
engagierte er sich vielseitig ehrenamtlich.<br />
1978 wurde er zum Mitbegründer der ›Grünen<br />
Liste Umweltschutz im Emsland‹, die später in<br />
der Partei ›Die Grünen‹ aufging. 1981 – 1991<br />
war Werner Bußmann Kreistagsabgeordneter<br />
und 1991 – 1998 Mitglied des Gemeinderats<br />
Geeste. Während dieser Jahre entdeckte und<br />
entwickelte Werner Bußmann sein Talent, komplexe<br />
technisch-wissenschaftliche Zusammenhänge<br />
allgemein verständlich darzustellen und<br />
betätigte sich zunehmend als Journalist; ab<br />
1993 hauptberuflich.<br />
In diesen Jahren begann Werner Bußmann,<br />
sich innerhalb seines Engagements für die Umwelt<br />
und die erneuerbaren Energien auf die <strong>Geothermie</strong><br />
zu konzentrieren. Er war von 1991 bis<br />
2007 durchgehend im Vorstand der Geothermischen<br />
Vereinigung (GtV) bzw. im Präsidium<br />
des Bundesverbandes <strong>Geothermie</strong>. Er leitete<br />
von 1993 bis 2007 die Bundesgeschäftsstelle<br />
des Verbandes und war von 2001 bis 2009<br />
Geschäftsführer der GtV Service GmbH. Bis zu<br />
seinem Tode war er Geschäftsführer der uutGP<br />
GmbH für geothermische Projektentwicklung<br />
und Vorsitzender des Vereins Energie-Netzwerk<br />
Erdwärme e.V. (ENEW). 1993 bis 2011<br />
betrieb er das eigene Medienbüro Bußmann als<br />
Personengesellschaft.
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1<br />
29<br />
Werner Bußmann nutzte intensiv seine politische<br />
Vernetzung, um die <strong>Geothermie</strong> auch<br />
politisch voranzubringen. Dabei kam ihm auch<br />
sein journalistisches Talent, Sachverhalte prägnant<br />
und gelegentlich auch plakativ darzustellen,<br />
sehr zu Gute. Er war zweifelsohne ein Mann<br />
des geschriebenen Wortes. Weit mehr als 100<br />
Veröffentlichungen verfasste er eigenverantwortlich.<br />
Hinzu kommen zahlreiche gemeinschaftliche<br />
Publikationen mit Fachkollegen,<br />
bei denen er insbesondere für Verständlichkeit<br />
und Lesbarkeit sorgte. Ein Teil dieser Veröffentlichungen<br />
ist verbunden mit seiner langjährigen<br />
Verantwortung für die Verbandszeitschrift<br />
›Geothermische Energie‹, die er von einem Vereinsblatt<br />
zu einer anerkannten Fachzeitschrift<br />
entwickelte. Nicht zu vergessen ist auch sein<br />
Einsatz beim Aufbau des Internetauftrittes des<br />
Bundesverbandes und den dazugehörigen weitreichenden<br />
Informationen aller Facetten der<br />
<strong>Geothermie</strong>. Bei nationalen und europäischen<br />
Projekten übernahm Werner Bußmann in der<br />
Regel das Arbeitspaket Dissemination. So sorgte<br />
er nachhaltig für die Verbreitung der Projektergebnisse<br />
auch im internationalen Raum.<br />
Es fällt schwer, aus dem Schaffen<br />
von Werner Bußmann Einzelnes<br />
herauszugreifen. Für den Sektor<br />
Veröffentlichungen soll dies dennoch<br />
versucht werden: Ein Leuchtturmprojekt<br />
war die so genannte Schülerbroschüre ›<strong>Geothermie</strong><br />
- Energie aus dem heißen Planeten‹.<br />
Sie bringt das Gesamtgebiet der <strong>Geothermie</strong><br />
Schülern in spielerischer Weise nahe. Diese Broschüre,<br />
die im Auftrag des Umwelt Bundesamtes<br />
erstellt wurde, war nach ihrem Erscheinen<br />
schnell vergriffen und musste schon mehrfach<br />
neu aufgelegt werden. Ein zweites Beispiel ist<br />
das BINE - Buch ›<strong>Geothermie</strong> - Energie aus dem<br />
Inneren der Erde‹. Dieses soll besonders hervorgehoben<br />
werden, weil es das letzte große Werk<br />
zur <strong>Geothermie</strong> ist, das von Werner Bußmann<br />
veröffentlicht werden konnte.<br />
Insgesamt gehört Werner Bußmann zu den besonders<br />
herauszuhebenden Persönlichkeiten,<br />
die die Erneuerbaren und insbesondere die <strong>Geothermie</strong><br />
in anfänglich schwierigen Zeiten unermüdlich<br />
vorangebracht haben. Besonders als<br />
Verfasser verständlicher und fachlich fundierter<br />
Texte wird er uns allen fehlen und in Erinnerung<br />
bleiben. Unsere Anerkennung gilt seiner<br />
Lebensleistung, die wir in ehrendem Andenken<br />
halten werden. Wir haben nicht nur einen kompetenten<br />
und unermüdlichen Kollegen, sondern<br />
auch einen sehr guten Freund verloren. <br />
Die Mitglieder der Bonner<br />
Gründungsversammlung<br />
des GtV-Bundesverband<br />
<strong>Geothermie</strong> e.V.<br />
(rechts Werner Bußmann)
30<br />
Service<br />
Nachruf<br />
Dr. Helmut Tenzer (1955 – 2012)<br />
TEXT: Rüdiger Schulz & Burkhard Sanner<br />
Völlig überraschend verstarb am 04. Dezember<br />
2012 unser Gründungsmitglied und langjähriger<br />
Vorsitzender Dr. Helmut Tenzer. Nur einen<br />
Monat nach dem Tod seines Freundes und langjährigen<br />
Weggefährten Werner Bußmann hat<br />
die deutsche <strong>Geothermie</strong> eine weitere herausragende<br />
Persönlichkeit verloren.<br />
Helmut Tenzer wurde am 31. Mai 1955 in Offenburg<br />
geboren. Nach Besuch von Grund- und<br />
Realschule legte er 19<strong>75</strong> am Technischen Gymnasium<br />
Offenburg sein Abitur ab. 1976 begann<br />
er an der Eberhard Karls Universität Tübingen<br />
Geographie und Chemie für das Lehramt zu<br />
studieren, wechselte aber schon bald zur Angewandten<br />
Geologie. Dieses Studium schloss er<br />
1986 erfolgreich mit dem Diplom ab.<br />
Helmut Tenzer stand der Geothermischen Vereinigung<br />
von Anbeginn mit ganzer Kraft zur Verfügung.<br />
Bereits bei der Gründung am 4. Dezember<br />
1991 übernahm er das undankbarste Amt,<br />
das jeder Verein zu bieten hat, nämlich das des<br />
Schatzmeisters. Im Herbst 1994 wurde Helmut<br />
Tenzer dann auf der Jahreshauptversammlung<br />
in Schwerin zum 1. Vorsitzenden der GtV gewählt.<br />
Dieses Amt füllte er über drei Wahlperioden<br />
bis Ende 2000 aus und führte die stetig<br />
wachsende GtV zu immer stärkerer Wahrnehmung<br />
in Wissenschaft und Politik. Aus eigener<br />
Erfahrung wusste er, dass sowohl angewandte<br />
Forschung wie auch die wirtschaftliche Umsetzung<br />
der geothermischen Energie nur in einem<br />
entsprechenden politischen Umfeld erfolgreich<br />
sein kann. Für Helmut Tenzer waren wissenschaftliche<br />
Kongresse und politischer Einsatz<br />
keine Gegensätze, sondern zwei Facetten der<br />
notwendigen Arbeit. In seine Amtszeit fielen<br />
die sehr erfolgreichen Geothermischen Fachtagungen<br />
1996 in Konstanz, 1998 in Straubing<br />
und 2000 in Herne, die deutsche Teilnahme am<br />
World Geothermal Congress 1995 in Florenz<br />
und als Mitorganisator die European Geothermal<br />
Conference 1999 in Basel.<br />
Schon in seiner letzten Amtsperiode 1999/2000<br />
zeigte sich, dass er den steigenden Belastungen<br />
an seinem Arbeitsplatz in Bad Urach und den
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1<br />
31<br />
Aufgaben für die GtV ihren Tribut zollen musste,<br />
und so trat er zur Mitgliederversammlung 2000<br />
nicht mehr als Kandidat für den Vorsitz an. Die<br />
Mitglieder verabschiedeten damals ihren Vorsitzenden<br />
mit großer Dankbarkeit und viel Applaus.<br />
Helmut Tenzer stand der GtV und seinen Nachfolgern<br />
im Vorstand dann noch bis 2005 als Beiratsmitglied<br />
mit Rat und Tat zur Verfügung.<br />
Beruflich setzte Helmut Tenzer von 1986 bis<br />
2004 seine ganze Kraft für das <strong>Geothermie</strong>projekt<br />
Bad Urach ein. Hier erlebte er viele Erfolge,<br />
aber auch manchen Rückschlag. Der Fortgang<br />
des Projekts hing immer von den befristeten<br />
Förderzeiträumen und begrenzten Fördermitteln<br />
ab. Immer wieder gelang es Helmut Tenzer,<br />
die Verantwortlichen in Kommune und Ministerien<br />
von der Sinnhaftigkeit und den Erfolgsaussichten<br />
des Projekts zu überzeugen. Manche<br />
technische Hürde und vor allem Probleme<br />
bei den Bohrarbeiten, die bei einer Kohlenwasserstoffbohrung<br />
mit entsprechendem Budget<br />
schnell gelöst worden wären, brachten das<br />
Vorhaben mehrmals zum Kippen und bedeuteten<br />
im Frühjahr 2004 dann auch das<br />
vorläufige Aus für ein <strong>Geothermie</strong>kraftwerk<br />
in Bad Urach. Dies war umso enttäuschender,<br />
als nach langen Vorarbeiten und<br />
erfolgreicher hydraulischer Stimulation in<br />
der ersten, 4445 m tiefen Bohrung endlich<br />
die Arbeiten zur zweiten Bohrung<br />
und zum endgültigen Ausbau des Untertage-Wärmetauschers<br />
im Gange waren.<br />
Helmut Tenzer unternahm jeden Versuch<br />
mit Hilfe potenzieller industrieller<br />
Geldgeber das Projekt wieder in Gang<br />
zu setzen, doch diesmal war alle Mühe<br />
letztlich vergeblich. Für Helmut Tenzer,<br />
der mit Leib und Seele und viel Herzblut<br />
hinter dem Projekt Bad Urach stand,<br />
muss dies eine niederschmetternde Erfahrung<br />
gewesen sein.<br />
Im Rahmen des deutschen Projekts<br />
Bad Urach hat Helmut Tenzer auch intensiv<br />
an den Arbeiten im europäischen<br />
HDR-Projekt Soultz-sous-Forêts teilgenommen<br />
und die deutsche HDR-Technik in vielen internationalen<br />
Arbeitsgruppen vertreten. Seine<br />
ganzen umfassenden Kenntnisse aus beiden<br />
Projekten konnte er in der Arbeit ›Comparison<br />
of the exploration and evaluation techniques of<br />
Hot Dry Rock Enhanced Geothermal Sites at<br />
Soultz-sous-Forêts and Urach Spa in the framework<br />
of the geomechanical facies concept‹ zusammenfassen,<br />
mit der er im Oktober 2006 an<br />
der Geowissenschaftlichen Fakultät der Universität<br />
Tübingen promoviert wurde.<br />
Seinen großen Erfahrungsschatz stellte er anschließend<br />
mehreren nationalen und internationalen<br />
<strong>Geothermie</strong>projekten als Berater zur<br />
Verfügung. Zahlreiche Publikationen und Fachbeiträge<br />
zur Erkundung der geothermischen<br />
Stromerzeugung aus heißen Tiefengesteinen<br />
wurden von ihm veröffentlicht. Sein Name wird<br />
durch diese vielen Veröffentlichungen in der<br />
Wissenschaft weiterleben, aber besonders mit<br />
dem <strong>Geothermie</strong>projekt Bad Urach wird er für<br />
immer verbunden bleiben.<br />
Dr. Helmut Tenzer war einer der Wegbereiter<br />
der <strong>Geothermie</strong> in Deutschland. Viel zu früh<br />
mussten wir von ihm Abschied nehmen. Wir<br />
werden ihm stets ein ehrendes Andenken in<br />
Hochachtung vor seiner Lebensleistung bewahren.<br />
Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau<br />
Marina und seinen zwei Söhnen Fabian und<br />
Sven-Lars. <br />
Helmut Tenzer auf der GtV-<br />
Jahrestagung 1992 in Erding
32<br />
Service<br />
Aus dem Verband<br />
Dr. André Deinhardt ist neuer<br />
Geschäftsführer des GtV-<br />
Bundesverband <strong>Geothermie</strong><br />
Dr. André Deinhardt hat zum 01.01.2013 die<br />
Geschäftsführung des GtV-Bundesverband<br />
<strong>Geothermie</strong> e.V. von Dr. Rolf Schiffer übernommen.<br />
Herr Deinhardt ist gebürtiger Dresdner<br />
und promovierter Staatswissenschaftler. Nach<br />
dreizehn Jahren bei der Bundeswehr und einem<br />
Aufbaustudium der Betriebswirtschaftslehre<br />
wurde er Leiter der Unternehmensbetreuung<br />
bei der Berlin Partner GmbH, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />
des Landes Berlin. Herr<br />
Deinhardt wird zusammen mit den Mitarbeitern<br />
der Geschäftsstelle die Dienstleistungen für die<br />
Mitglieder des Verbandes weiter optimieren<br />
und der <strong>Geothermie</strong> den gebührenden Platz in<br />
der öffentlichen Wahrnehmung verschaffen. <br />
Prof. Dr. Ernst Huenges erhält die Patricius-Plakette<br />
Für seine bedeutenden Leistungen in der Gesteinsphysik<br />
und den Aufbau des Forschungslabors<br />
Groß Schönebeck wurde die Patricius-<br />
Plakette 2012 am 14.11.2012 im Rahmen des<br />
DGK an Prof. Dr. Ernst Huenges verliehen.<br />
Insbesondere wird er für die Schaffung eines<br />
grundlegenden Verständnisses für gesteinsphysikalische<br />
Parameter als Beitrag zum Nutzungskonzept<br />
geothermischer Energie gewürdigt<br />
sowie für den Aufbau des geothermischen<br />
Forschungslabors Groß Schönebeck mit den<br />
Möglichkeiten der Entwicklung von Stimulationstechniken<br />
in der Tiefen <strong>Geothermie</strong> sowie neuer<br />
Technologien, die dem Langzeitbetrieb geothermischer<br />
Anlagen dienen.<br />
Mit der Patricius-Plakette ehrt der GtV-BV <strong>Geothermie</strong><br />
seit 1994 Persönlichkeiten, die sich um<br />
die Entwicklung der Erdwärmenutzung in hervorragender<br />
Weise verdient gemacht haben. <br />
Abraham-Gottlob-Werner-Medaille für<br />
Dr. Rüdiger Schulz<br />
TEXT: Franz Binot, Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik<br />
Am 2. Oktober 2012 hat die Deutsche Gesellschaft<br />
für Geowissenschaften (DGG) in Hannover<br />
die Abraham-Gottlob-Werner-Medaille an Herrn<br />
Dr. Rüdiger Schulz vom Leibniz-Institut für Angewandte<br />
Geophysik (LIAG) in Hannover für<br />
seinen herausragenden Beitrag zur Förderung<br />
der Tiefengeothermie verliehen. Besonders hervorgehoben<br />
wurden seine Beiträge zum Geothermischen<br />
Informationssystem Deutschland<br />
(GeotIS) sowie seine Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />
zur Minimierung des Fündigkeitsrisikos<br />
bei tiefen <strong>Geothermie</strong>-Bohrungen. Schulz,<br />
langjähriges Mitglied und Vorstand der Geothermischen<br />
Vereinigung, ist im Leibniz-Institut<br />
Leiter der Sektion Geothermik und Informationssysteme.<br />
Die Ehrung wurde im Rahmen der Jahrestagung<br />
der DGG GeoHannover 2012 überreicht.<br />
Die Abraham-Gottlob-Werner-Medaille<br />
der DGG wird für herausragende Leistungen in<br />
geowissenschaftlichen Teildisziplinen verliehen.
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1<br />
33<br />
Im Westen viel Neues –<br />
<strong>Geothermie</strong> erforschen in Aachen<br />
Junge <strong>Geothermie</strong><br />
TEXT: Dipl.-Phys. Christian Vogt<br />
Das Institut für Applied Geophysics and<br />
Geothermal Energy trägt die Forschung<br />
zur geothermischen Energiegewinnung<br />
bereits im Namen. Als Mitglied des E.ON<br />
Energy Research Centers an der RWTH<br />
Aachen University bietet das Institut<br />
Studien- und Arbeitsmöglichkeiten in<br />
einem interdisziplinären Umfeld unter<br />
dem Dach der Energietechnik.<br />
Das Institut für Applied Geophysics and Geo<br />
thermal Energy (GGE) ist im Rahmen der Gründung<br />
des E.ON Energy Research Centers (E.ON<br />
ERC) aus dem ehemaligen Institut für Angewandte<br />
Geophysik hervorgegangen. Als Mitglied<br />
des E.ON ERC bietet sich eine einmalige<br />
Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit verschiedenen<br />
weiteren Aspekten der regenerativen<br />
Energieforschung wie etwa der Verteilung der<br />
Energie in smart grids, dem optimalen Beheizen<br />
und Kühlen von Gebäuden und der künftigen<br />
Entwicklung von Energieversorgung unter betriebswirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten.<br />
In der Lehre beteiligt sich GGE unter anderem<br />
mit der Vorlesung ›Angewandte Geothermik‹<br />
am B.Sc.-Studiengang Georessourcenmanagement<br />
und mit der englischen Vorlesung Geothermics<br />
am M.Sc.-Studiengang Angewandte<br />
Geowissenschaften und dem internationalen<br />
IDEA-League Masterprogramm Applied Geophysics<br />
(gemeinsam mit den Universitäten TU<br />
Delft und ETH Zürich). Zudem führt eine jährlich<br />
stattfindende Exkursion zu unterschiedlichen<br />
geothermischen Lokationen (wie Landau, Unterhaching,<br />
Soultz-sous-Forêts, Larderello).<br />
Weiter ist GGE Mitglied des Graduiertenkollegs<br />
AICES (Aachen Institute for Advanced Study in<br />
Computational Engineering Science), die Abteilungen<br />
Energie und Hochleistungsrechen in der<br />
Jülich-Aachen Research Alliance (JARA), und<br />
mit dem Center for Computational Engineering<br />
Science (CCES) assoziiert. Das Institut ist Mitglied<br />
des German Scientific Earth Probing Consortium<br />
(GESEP), des European Petrophysics<br />
Consortium (EPC) und des Integrated Ocean<br />
Drilling Program (IODP).<br />
Der Schwerpunkt der geothermischen Forschung<br />
liegt auf der numerischen Simulationstechnik,<br />
Petrophysik und Bohrlochgeophysik.<br />
Insgesamt wird das Forschungsprofil bestimmt<br />
durch anwendungsorientierte Arbeiten. Zudem<br />
befasst sich GGE mit Forschung zur geologischen<br />
CO 2<br />
-Speicherung.<br />
Bei der numerischen Simulationstechnik liegt<br />
ein Arbeitsschwerpunkt auf der Entwicklung<br />
von Programmen zur 3D-Simulation von reaktiver<br />
Strömung, Stoff- und Wärmetransport,<br />
Ein- und Mehrphasentransport und zur 3D inversen<br />
Parameterschätzung sowie zur Risikobewertung.<br />
Die Programme werden auf Porenspeicher<br />
und rissdominierte Hot-Dry-Rock<br />
Reservoire angewandt und mit Hilfe von interaktiver<br />
Virtuell-Reality Verfahren visualisiert.<br />
Bohrlochmessungen und deren Interpretation<br />
erfolgen vornehmlich zur Ermittlung der Abfolge<br />
und Eigenschaften der erbohrten Gesteine.<br />
Die numerische Inversion von Bohrlochdaten<br />
ermöglicht beispielsweise die Bestimmung von<br />
Paläotemperaturen an der Erdoberfläche oder<br />
das Quantifizieren kleinster Strömungen im tiefen<br />
Untergrund. Im Bereich der Gesteinsphysik<br />
sind hauptsächlich thermische und Transporteigenschaften<br />
Gegenstand der Forschung. Die<br />
Forschungsarbeiten erfolgen sowohl in Kooperation<br />
mit anderen Instituten und Forschungseinrichtungen<br />
als auch in Zusammenarbeit mit<br />
Industriepartnern.<br />
Für Studierende besteht die Möglichkeit, an der<br />
Forschung im Bereich <strong>Geothermie</strong> im Rahmen<br />
von Abschlussarbeiten oder als Hilfswissenschaftler<br />
mitzuwirken. Ausbildungsplätze bietet<br />
GGE zum Mathematisch-Technischen Softwareentwickler.<br />
Im Rahmen dieser Forschungsprojekte besteht<br />
schließlich die Möglichkeit zur wissenschaftlichen<br />
Mitarbeit sowie zur Promotion. <br />
Interaktive Virtuell-Reality-<br />
Visualisierung eines geothermischen<br />
Dublettenmodells
34<br />
Service<br />
36. Jahreskonferenz des amerikanischen<br />
<strong>Geothermie</strong>verbandes GRC<br />
TEXT: Dr. Eckehard Büscher<br />
Reliable – Renewable – Global // Zuverlässig – Erneuerbar – Weltweit<br />
Unter diesem Motto trafen sich über 900<br />
<strong>Geothermie</strong>experten vom 30.09. bis zum<br />
03.10.2012 in der geothermischen Hochburg<br />
Reno in Nevada zum Fachkongress samt Poster-<br />
und Begleitausstellung. Der Schwerpunkt<br />
der ca. 55 Veranstaltungsblöcke mit jeweils<br />
4-5 Beiträgen lag bei EGS und Exploration. Aber<br />
auch die Bereiche Bohrtechnik, Direct Use,<br />
Geochemie, Business Development und Reservoir<br />
Management u.a. wurden ausführlich behandelt.<br />
Nach Angaben der Veranstalter gab<br />
es Beiträge von Teilnehmern aus 31 Ländern.<br />
Etwa 10 Teilnehmer kamen aus Deutschland,<br />
es gab Beiträge von Erdwerk, dem Karlsruher<br />
Institut für Technologie (KIT), vom geothermischen<br />
Weltverband IGA und vom Internationalen<br />
Koordinationsbüros IGO des GtV-Bundesverbandes<br />
<strong>Geothermie</strong> (GtV-BV).<br />
Der Schwerpunkt der Beiträge und Aussteller<br />
war sicherlich us-amerikanisch geprägt, aber<br />
einige Länder wie z.B. Australien, Neuseeland,<br />
Indonesien und Frankreich waren mit Gemeinschaftsständen<br />
vertreten. Aufgrund der sehr<br />
starken lokalen Konzentration von <strong>Geothermie</strong>firmen<br />
wie u.a. Ormat, Calpine, GGE und vielen<br />
international tätigen Ingenieurbüros bietet die<br />
Region Nevada und Kalifornien ideale Rahmenbedingungen<br />
für deutsche Unternehmen,<br />
sich im internationalen <strong>Geothermie</strong>markt aufzustellen.<br />
Das Internationale Koordinationsbüro des GtV-<br />
BV regt deshalb an, für das nächste Jahr einen<br />
Gemeinschaftsstand für deutsche Unternehmen<br />
und Institutionen zu organisieren. Bei<br />
Interesse würde sich IGO um eine Unterstützung<br />
durch das Bundeswirtschaftsministerium<br />
kümmern. Erste Gespräche mit der AHK San<br />
Francisco haben bereits stattgefunden. Das 37.<br />
Treffen findet nächstes Jahr in Las Vegas vom<br />
29. September bis zum 2. Oktober 2013 statt<br />
(www.geothermal.org). Im Zusammenhang mit<br />
dem Kongress wird z.Z. eine Unternehmerreise<br />
für deutsche <strong>Geothermie</strong>unternehmen in die<br />
geothermischen Vorzeigeländer Kalifornien und<br />
Nevada vorbereitet. Dies bietet nicht nur die<br />
Möglichkeit, die amerikanischen <strong>Geothermie</strong>markt<br />
einzuschätzen, sondern auch von dort aus<br />
die Tore nach Süd- und Mittelamerika, Asien,<br />
Australien und Afrika zu erweitern.<br />
Alle interessierten Unternehmen werden gebeten,<br />
sich beim Leiter des internationalen Koordinationsbüros<br />
des GtV-BV, Dr. Eckehard Büscher,<br />
eckehard.buescher@geothermie.de, zu melden.<br />
Wie üblich finden Sie Kopien und Unterlagen<br />
über die Auslandsreisen des IGO im Mitgliederbereich<br />
unter www.geothermie.de
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1<br />
35<br />
Termine &<br />
Veranstaltungen<br />
Kalender<br />
08. – 12. April 2013<br />
// Hannover<br />
Hannover Messe - Energy<br />
Deutsche Messe AG<br />
+49 (0)511. 89-0<br />
www.energy-hannover.de<br />
18. April 2013<br />
// Augsburg<br />
4. Erfahrungsaustausch Kommunale<br />
<strong>Geothermie</strong>projekte<br />
[Gaßner, Groth, Siederer & Coll.]<br />
+49(0)30. 72 61 02 60<br />
www.ggsc-seminare.de<br />
18. – 19. April 2013<br />
// Brüssel (Belgien)<br />
3rd EERA Annual Congress 2013<br />
European Energy Research Alliance (EERA)<br />
+32-(0)2. 500 09 74<br />
www.eera-set.eu<br />
23. – 26. April 2013<br />
// Berlin<br />
Wasser Berlin International<br />
DVGW e.V., IWA, FIGAWA e.V.<br />
+49 (0)30. 30 38-0<br />
www.wasser-berlin.de<br />
15. – 17. Mai 2013<br />
// Freiburg<br />
International Geothermal Conference 2013<br />
Enerchange<br />
+49 (0)761. 38 42 10 01<br />
www.geothermiekonferenz.de/<br />
igc-2013-startseite<br />
22. – 23. Mai 2013<br />
// St. Gallen (Schweiz)<br />
2. Internationaler <strong>Geothermie</strong>-Kongress<br />
St.Gallen<br />
Olma Messen St. Gallen<br />
+41 (0)71. 242 01 <strong>75</strong><br />
www.energie-kongresse.ch<br />
23. – 25. Mai 2013<br />
// Kopenhagen (Dänemark)<br />
Energy Europe Copenhagen<br />
CCC Copenhagen Cleantech Cluster<br />
+45 (0)32. 47 26 11<br />
www.energyeurope.dk<br />
27. Mai 2013<br />
// Potsdam<br />
2. International Conference on Enhanced<br />
Geothermal Systems (ICEGS)<br />
Enerchange<br />
+49 (0)761. 38 42 10 01<br />
www.icegs.eu<br />
03. – 07. Juni 2013<br />
// Pisa (Italien)<br />
European Geothermal Congress EGC 2013<br />
EGEC - European Geothermal Energy Council<br />
+32 (0)2. 400 10 24<br />
www.geothermalcongress2013.eu<br />
12. – 14. November 2013<br />
// Essen<br />
DGK 2013<br />
GtV – Bundesverband <strong>Geothermie</strong> e.V.<br />
+49.(0)30. 847 12 12 80<br />
www.der-geothermiekongress.com<br />
Der<br />
<strong>Geothermie</strong><br />
Kongress<br />
Kongress<br />
2012<br />
2013<br />
& Fachausstellung<br />
geoENERGIA<br />
Essen<br />
12.−14. November
36<br />
Service<br />
Interview<br />
Die Fünfer-Staffel<br />
des GtV-Bundesverbandes <strong>Geothermie</strong><br />
Wer ist im GtV-Bundesverband <strong>Geothermie</strong> eigentlich so dabei? Und was<br />
treibt diese Leute um? Damit sich die Branche besser kennenlernt, gibt es<br />
die »Fünfer-Staffel«. Das sind fünf Fragen an eine Person zu ihrer Arbeit<br />
für die <strong>Geothermie</strong>. An wen die befragte Person den Staffelstab weitergibt,<br />
bestimmt sie selbst. Dieses Mal antwortet:<br />
Dr. Thomas Reif<br />
Gaßner, Groth, Siederer & Coll.<br />
GtV-BV: Worüber zerbrechen Sie sich in Ihrer<br />
Arbeit gerade den Kopf?<br />
Dr. Thomas Reif: Wir befinden uns auf der Zielgerade,<br />
um für das Projekt Holzkirchen das<br />
innovative Finanzierungs- und Versicherungskonzept<br />
zur Unterschriftsreife zu bringen und<br />
verhandeln etwa 20 Verträge rund um die<br />
Bohrungen. Durch das Projekt, in dem sich zum<br />
Ende des Jahres der Bohrer drehen soll, wird die<br />
Marktgemeinde ihren Strom- und Wärmebedarf<br />
zu über 2/3 selbst decken. Wird nach einer erfolgreichen<br />
ersten Dublette in der Zukunft eine<br />
weitere Dublette gebohrt, dann ist der Markt<br />
Holzkirchen autark.<br />
Wie bringt Ihre Arbeit die <strong>Geothermie</strong> voran?<br />
Wir sprechen zahlreichen Städten und Gemeinden<br />
Mut zu – Mut zum <strong>Geothermie</strong>projekt. Wir<br />
erläutern, wie so ein großes Infrastrukturprojekt<br />
»geht«, damit die Vision von der Energiewende<br />
Realität wird – mit <strong>Geothermie</strong>. Dabei prüfen wir,<br />
ob es eine tragfähige wirtschaftliche Grundlage<br />
gibt, schaffen eine maßgeschneiderte Projektstruktur,<br />
helfen bei einer etwaigen Partnersuche,<br />
entwickeln in enger Abstimmung mit den<br />
Banken neue Wege zur Finanzierung. Im Betrieb<br />
suchen wir mit der Projektleitung stetig nach<br />
Verbesserungsmöglichkeiten, aktuell bei der Eigenstromversorgung.<br />
Und damit die positiven<br />
Erfahrungen verbreitet werden, haben wir eine<br />
Plattform zum kommunalen Erfahrungsaustausch<br />
ins Leben gerufen.<br />
Was hat sich in Ihrem Arbeitsgebiet in den letzten<br />
fünf Jahren am meisten verändert?<br />
Die einfachen Projekte sind umgesetzt. Das<br />
waren Projekte an besonders begünstigten<br />
Standorten und von Kommunen, die über hohe<br />
Eigenmittel verfügen. Nun gilt es die nächste<br />
Projektgeneration zu entwickeln, etwa an Niedrigtemperaturstandorten<br />
mit technisch ausgeklügelten<br />
Konzepten und mit knappem Budget.<br />
Dabei haben sich die Rahmenbedingungen für<br />
Dr. Thomas Reif,<br />
Dipl.-Volkswirt, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht,<br />
Partner, Gaßner, Groth, Siederer & Coll., Augsburg<br />
Kontakt: reif@ggsc.de, www.ggsc.de<br />
die Projektfinanzierung im Zuge der Finanzkrise<br />
sicher nicht verbessert und das strenge EU-Beihilfenrecht<br />
will auch gemeistert werden. Zudem<br />
ist die Unbeschwertheit der frühen Jahre verflogen.<br />
Die Planungsphasen werden zu Recht<br />
insgesamt deutlich länger, um die Erfahrungen<br />
vergangener Projekte seriös zu integrieren.<br />
Welchen Themen wollen Sie in den nächsten fünf<br />
Jahren nachgehen?<br />
Wir möchten beweisen, dass die Petrothermale<br />
Tiefengeothermie ebenfalls einen erfolgreichen<br />
und vor allem wirtschaftlichen Beitrag zur (kommunalen)<br />
Energieversorgung leisten kann. Geeignete<br />
Projekte stehen schon in den Start<br />
löchern. Bei der Wärmeversorgung sind wir davon<br />
überzeugt, dass speziell in Ballungsräumen<br />
die Zukunft verbunden (Erd-)Wärmenetzen gehört.<br />
Die wollen wir etablieren helfen.<br />
An wen geben Sie den Staffelstab weiter?<br />
An Dr. Jens Kuckelkorn – ZAE Bayern e.V.
Geothermische Energie Heft <strong>75</strong> // 2013 / 1<br />
Aus dem Verband<br />
Wir begrüßen als neue Mitglieder:<br />
Präsidium:<br />
Elisabeth Brzoska<br />
Karlsruhe<br />
Dr. André Deinhardt<br />
Werder (Havel)<br />
Erdwärme-Messtechnik GmbH<br />
Bremen<br />
Sven Fuchs<br />
Potsdam<br />
Maximilian Haase<br />
Karlsruhe<br />
Benedict Holbein<br />
Karlsruhe<br />
Anna Jentsch<br />
Berlin<br />
Nele Maarschalkerweerd<br />
Karlsruhe<br />
MD Drilling GmbH<br />
Grünwald<br />
Mathias Nehler<br />
Nauheim<br />
Markus Röscheisen<br />
Rheda-Wiedenbrück<br />
Jens Schmalzbauer<br />
Karlsruhe<br />
Anne Schwartz<br />
Jena<br />
Christian Semmler<br />
Nehren<br />
Sirius - ES Handels GmbH<br />
Steinerkirchen a.d. Traun<br />
(Österreich)<br />
Dr. Peter Paul Smolka<br />
Münster<br />
TOP-THERMAL GmbH<br />
Ried im Innkreis (Österreich)<br />
Tobias Vaitl<br />
Moers<br />
Dr. Kai Zosseder<br />
München<br />
Präsident:<br />
Waldemar Müller-Ruhe // waldemar.mueller-ruhe@geothermie.de<br />
Sektion Geothermische Vereinigung:<br />
Prof. Dr. Horst Rüter // horst.rueter@geothermie.de<br />
Sektion ONG:<br />
Stefan Schiessl // stefan.schiessl@geothermie.de<br />
Sektion TG:<br />
Dr. Susanne Schmitt // susanne.schmitt@geothermie.de<br />
Schatzmeister:<br />
Michael Würtele // michael.wuertele@geothermie.de<br />
Schriftführer:<br />
Leonhard Thien // leonhard.thien@geothermie.de<br />
Neue Satzung und Beitragsordnung des<br />
GtV-Bundesverband <strong>Geothermie</strong> e.V.:<br />
Auf der Mitgliederversammlung am 14. November 2012<br />
in Karlsruhe wurden die neue Satzung sowie eine neue Beitragsordnung<br />
verabschiedet. Die Dokumente können auf der<br />
Homepage des GtV-BV unter www.geothermie.de abgerufen<br />
werden.<br />
Impressum<br />
Geothermische Energie<br />
Mitteilungsblatt des GtV–Bundesverband<br />
<strong>Geothermie</strong> e.V. (GtV–BV)<br />
22. Jahrgang | Heft Nr. <strong>75</strong><br />
Herausgeber © 2013<br />
GtV-Bundesverband <strong>Geothermie</strong> e.V.<br />
Albrechtstraße 22 | 10117 Berlin<br />
Tel.: (030) 200 95 495 – 0 | Fax: – 9<br />
E-Mail: info@geothermie.de<br />
www.geothermie.de<br />
V. i. S. d. P.: Dr. André Deinhardt, Geschäftsführer<br />
Redaktion: Gregor Dilger & Cigdem Tolali<br />
presse@geothermie.de<br />
Anzeigen: Cigdem Tolali | GtV Service GmbH<br />
service@geothermie.de<br />
Verlag: GtV Service GmbH,<br />
Albrechtstraße 22 | 10117 Berlin<br />
E-Mail: info@gtvservice.de<br />
Auflage dieser Ausgabe: 1.500 Exemplare<br />
Gestaltung, Satz: Susann Piesnack,<br />
piesnack@hotmail.com & Vera Eizenhöfer<br />
veraeizenhoefer@gmx.de<br />
Druck:<br />
dieUmweltDruckerei GmbH<br />
klimaneutral<br />
Lohweg 1<br />
natureOffice.com | DE-2<strong>75</strong>-8<strong>75</strong>173<br />
30559 Hannover<br />
gedruckt<br />
www.dieumweltdruckerei.de<br />
Gedruckt auf 100% Recyclingpapier,<br />
ausgezeichnet mit der Euroblume<br />
Fotonachweis: Titelbild: Peter Winandy, S 3 E.ON<br />
Bayern Wärme GmbH, Pfalzwerke, m.schuckart/fotolia.de<br />
(v.l.n.r), S. 6 alle GtV-BV, S. 14<br />
Grafik: ERDWERK GmbH, S. 15–16 Dr. Norbert<br />
Baumgärtner / BMKB,<br />
S. 18–19 KED Ingenieure GmbH, S. 22 Heberle,<br />
Brüggemann/Uni Bayreuth, S. 26 Copernicus<br />
Publications, S. 28–29 Oliver Ull; GtV-Bundesverband<br />
<strong>Geothermie</strong>, S. 30–31 Maria Tenzer; GtV-<br />
Bundesverband <strong>Geothermie</strong>, S. 32 Dr. André<br />
Deinhardt; GtV-BV <strong>Geothermie</strong>, LIAG, (v.o.n.u),<br />
S. 33 Peter Winandy, S. 34 Eckehard Büscher,<br />
S. 35 DavidQ/photocase.de, U3 cocaline/photocase.de<br />
Erscheinungstermin dieser Ausgabe:<br />
März 2013<br />
Bezugsbedingungen: Der Bezug der<br />
»Geothermischen Energie« ist kostenlos für<br />
• Mitglieder des GtV-Bundesverbandes <strong>Geothermie</strong><br />
• Fachbehörden, Bibliotheken, Fachhochschulund<br />
Hochschulinstitute (Nachweis erbeten)<br />
Abo-Preis für vier Ausgaben: EUR 32.50<br />
Das Abonnement kann jederzeit schriftlich<br />
gekündigt werden und läuft nach erfolgter<br />
Kündigung mit Auslieferung des 4. Heftes aus.<br />
Ansonsten verlängert sich das Abo automatisch<br />
um weitere vier Ausgaben.<br />
ISSN 0948-6615
Der Stahlrohr-Spezialist für<br />
Tiefen-<strong>Geothermie</strong>, Wasser, Öl und Gas<br />
Steig- und Futterrohre, Leitungsrohre und Bohrgestänge.<br />
Schnelle Lieferung aus weltweiten eigenen Lagerstätten.<br />
Abwicklung aller Zollformatitäten<br />
Für weitere Informationen<br />
Iteco Oilfield Supply Group<br />
Tel: +49 2102 99 697 - 0<br />
Fax: +49 2102 99 697 10<br />
Email: Germany@iteco-supply.com<br />
Website: www.iteco-supply.com<br />
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