AUSGABE 34 04/2013 - Österreichische Gemmologische Gesellschaft
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MINERALOGISCHE UNTERSUCHUNGEN AN NEUEM SCHMUCKSTEINMATERIAL<br />
Der untersuchte tropfenförmigen Anhänger (30×50 mm, 19,7 g, Abb.<br />
1) besteht aus zwei unterschiedlichen Bereichen: die Vorderseite zeigt<br />
ein heterogenes, grobkörniges Gefüge aus grün gefärbten Bruchstücken<br />
in einer hellbraunen Matrix, der intensivste Farbeindruck entsteht<br />
an den Korngrenzen.<br />
Die Rückseite bzw. der Rand des Anhängers ist dunkel gefärbt, mit<br />
vereinzelt eingelagerten goldglänzenden Körnern. Das auffälligste<br />
Merkmal der dunklen Matrix ist seine ferromagnetische Eigenschaft.<br />
Mittels der RAMAN-Spektroskopie konnte die dunkle Matrix als ein<br />
Gemenge von Hämatit, Magnetit und Pyrit identifiziert werden. Die<br />
hohe Lumineszenz der Vorderseite verhinderte eine weitergehende<br />
Analyse, sie könnte jedoch ein Indiz für eine Stabilisierung oder künstliche<br />
Färbung sein.<br />
Infrarot (IR) spektroskopische Untersuchungen mittels abgeschwächter<br />
Totalreflexion (ATR), zeigen ein Spektrum (Abb. 2), das dem eines<br />
Muskovits (siehe „Rruff Datenbank“ R050198) sehr ähnlich ist. Zusätzlich<br />
zu den Banden des Muskovits sind noch weitere bei 2920 und<br />
2850 cm -1 zu beobachten. Diese sind typisch für organische Verbindungen<br />
und werden durch die C-H Streckschwingung von verursacht.<br />
Eine qualitative chemische Untersuchung mittels mit energiedispersiver<br />
RFA (Bruker Tracer IV-SD, Rh-Mikroröhre), belegt die Elemente<br />
Al, Si, K, Rb sowie mit unterschiedlichen geringen Konzentrationen Ti,<br />
Fe, Ni, Cu, Sr, Y und Zr. Die chemische Analyse des fasrigen Bereichs<br />
(Abb. 3) entspricht sehr gut Muskovit, einem Hellglimmer mit der chemischen<br />
Zusammensetzung (K, Rb)Al 2(OH, F) 2 |AlSi 3O 10]. Ti und auch<br />
Zr sind in der hellbraunen Matrix (Abb. 4) angereichert. Die knolligen<br />
Partien (Abb. 5) zeigen eine ähnliche Elementverteilung wie beim<br />
Muskovit, es handelt sich hierbei jedoch um einen Kalifeldspat (K,<br />
Rb)[AlSi 3O 8]. Auffällig sind niedrige Konzentrationen an Fe, Ni und Cu<br />
in allen Bereichen, diese Elemente treten häufig auch bei künstlich<br />
blau oder grün gefärbten Magnesiten auf.<br />
Conclusio: Bei dem zu untersuchenden Objekt handelt es sich um ein<br />
polymineralisches Kunstprodukt. Die Minerale sind mit organischem<br />
Bindemittel stabilisiert und mit anorganischen/organischen Farbstoffen<br />
behandelt.<br />
Abb. 1<br />
Polymineralisches Kunstprodukt<br />
Abb. 2:<br />
IR Spektrum, Vorderseite mit Vergleichsspektrum (Muskovit) von der<br />
Rruff-Datenbank<br />
Abb. 3<br />
RFA, „fasriger“ Bereich<br />
Abb. 4: RFA, Matrix<br />
Abb. 5: RFA, knolliger Bereich<br />
Autor: Helmut Pristacz, MSc<br />
Institut für Mineralogie und Kristallographie<br />
Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie Universität Wien<br />
Althanstraße 14 (UZA 2), A-1090 Wien<br />
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