13.11.2013 Aufrufe

"der flugleiter" im *.pdf Format - GdF

"der flugleiter" im *.pdf Format - GdF

"der flugleiter" im *.pdf Format - GdF

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

5/2008<br />

Michael Schäfer<br />

Neuer Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>GdF</strong><br />

FSTD – 5. oBFK<br />

Engagierter Einsatz auf allen Ebenen<br />

ATC-Technik<br />

„darts“ in Zürich<br />

Never ending story<br />

Runway Incursions<br />

Accidents<br />

Warum <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> August?<br />

<strong>GdF</strong>-Satzung<br />

Beilage - Die aktuelle


Editorial<br />

Change, yes we can<br />

Liebe Mitglie<strong>der</strong>,<br />

liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

geneigte Leser!<br />

von Michael<br />

Schäfer,<br />

Gewerkschaftsvorsitzen<strong>der</strong><br />

Ist <strong>der</strong> Titel dieses Editorials nicht zu hoch<br />

tragend für die <strong>GdF</strong>, da von einem amerikanischen<br />

Präsidentschaftskandidaten propagiert?<br />

Nein! Die <strong>GdF</strong> hat bewiesen, dass sie<br />

sich den europäischen Verän<strong>der</strong>ungen nicht<br />

nur stellt, son<strong>der</strong>n diese auch pro aktiv und<br />

maßgeblich, <strong>im</strong> Interesse ihrer Mitglie<strong>der</strong>, beeinflussen<br />

und mit gestalten möchte. Umgesetzt wurde dies in <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit mit den DFS Verantwortlichen be<strong>im</strong><br />

FAB EC und be<strong>im</strong> Engagement bei MOSAIC.<br />

Die Tatsache, dass sich MOSAIC und FAB EC nur noch<br />

in wenigen fachlichen Inhalten unterscheiden, verstärkt<br />

meine Überzeugung, fachlich möglichst viel aus MO-<br />

SAIC <strong>im</strong> FAB EC einbringen zu können. Sicherlich wird<br />

aber die Frage, wie sich <strong>der</strong> FAB EC langfristig berufspolitisch<br />

und in seiner Organisationsform entwickeln<br />

könnte, sehr strittig diskutiert werden.<br />

Da die feasibility study zum FAB EC erfolgreich abgeschlossen<br />

wurde, wird sich die <strong>GdF</strong> auf die Mitarbeit <strong>im</strong><br />

FAB EC konzentrieren. Noch <strong>im</strong> November dieses Jahres<br />

soll durch die französische Ratspräsidentschaft in <strong>der</strong> EU<br />

eine Absichtserklärung zur Umsetzung des FAB EC <strong>im</strong><br />

Einvernehmen mit den beteiligten Staaten und ANSPs<br />

unterzeichnet werden. In dieser entscheidenden Phase<br />

zur zukünftigen Gestaltung unseres Arbeitsumfeldes ist<br />

es für die <strong>GdF</strong> nicht ausreichend, ausschließlich informiert<br />

zu werden, son<strong>der</strong>n sie muss in die Arbeiten mit<br />

eingebunden werden. Ich bin überzeugt, dass die DFS<br />

sich diesem Angebot nicht verweigern wird.<br />

Verän<strong>der</strong>ungen auch <strong>im</strong> Bundesvorstand<br />

Auf <strong>der</strong> diesjährigen Bundesdelegiertenkonferenz wurde<br />

ich zum neuen Bundesvorsitzenden <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> und damit<br />

zum Nachfolger von Klaus Berchtold-Nicholls (Berchie)<br />

gewählt.<br />

Nach einer sachlichen und von Respekt geprägten Diskussion<br />

wurde diese Entscheidung getroffen. Sowohl<br />

den Delegierten als auch den beiden Kandidaten fiel es –<br />

aufgrund <strong>der</strong> gemeinsamen Verdienste von Berchie und<br />

mir be<strong>im</strong> Aufbau und <strong>der</strong> Etablierung <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> – außerordentlich<br />

schwer, ihre Gefühle zu verbergen. Die Bundesdelegiertenkonferenz,<br />

als höchstes Organ <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> hat<br />

bewiesen, dass auch intern fair und demokratisch Verän<strong>der</strong>ungen<br />

herbeigeführt werden können.<br />

Ausdrücklichen Dank und Anerkennung, auf <strong>der</strong> Bundesdelegiertenkonferenz<br />

durch standing ovations ausgedrückt,<br />

gebührt Berchie, dem scheidenden Vorsitzenden.<br />

Ohne seinen Willen, seinen Mut und persönlichen<br />

Einsatz wäre die <strong>GdF</strong> als anerkannt starke und einflussreiche<br />

Organisation sowohl national als auch international<br />

nicht etabliert. Dank auch an seine Familie, die dieses<br />

Engagement mit getragen hat.<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2008/05<br />

4


Außerordentlich begrüßt und freudig aufgenommen<br />

wurde, dass Marek Kluzniak <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> <strong>im</strong> Bundesvorstand<br />

weiterhin als Verantwortlicher des Ressorts Kommunikation<br />

und als Pressesprecher zur Verfügung steht.<br />

Sicherlich finden auch zukünftig Verän<strong>der</strong>ungen statt.<br />

Dass die <strong>GdF</strong> auch hierfür gewappnet ist, hat sie bewiesen.<br />

In diesem Sinne<br />

Ich persönlich bedanke mich für das in mich gesetzte<br />

Vertrauen. Ich bin sicher, dass sich die <strong>GdF</strong> erfolgreich<br />

weiterentwickeln wird.<br />

Change, yes we can<br />

Michael Schäfer<br />

5 <strong>der</strong> flugleiter 2008/05


<strong>GdF</strong> Aktuell<br />

„ Es gab ein paar unschöne Briefe von Jungs und Mädels.<br />

Wenn sie so unzufrieden sind, warum treten sie aus<br />

<strong>der</strong> <strong>GdF</strong> aus und nicht aus <strong>der</strong> DFS?“<br />

Norbert Meyer zu Austritten von Mitglie<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> nach BAG 08<br />

5. Bundesdelegiertenkonferenz in Darmstadt<br />

Neuer <strong>GdF</strong>-Vorsitzen<strong>der</strong>: Michael Schäfer<br />

Erneut trafen sich die Bundesdelegierten <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> <strong>im</strong> Darmstädter<br />

Marit<strong>im</strong> zu einer Ein-Tagesveranstaltung um dort, satzungsgemäß,<br />

die alljährliche Bundesdelegiertenkonferenz des Jahres 2008<br />

abzuhalten.<br />

Der Tagung war eine recht umfangreiche aber zunächst<br />

wenig spektakuläre Tagesordnung zu Grunde gelegt.<br />

Die fast alljährlich wie<strong>der</strong>kehrenden Punkte waren:<br />

Jahres- und Tätigkeitsbericht des Vorstandes, einige<br />

Satzungsän<strong>der</strong>ungen, weitere Vorschläge und natürlich<br />

auch, auf einigen Positionen, Vorstandswahlen.<br />

Dieses Jahr stand dabei die Neuwahl des Ressortleiters<br />

„Kommunikation“ und die des Bundesvorsitzenden<br />

an.<br />

Relativ kurzfristig waren die Bundesdelegierten vor<br />

<strong>der</strong> Zusammenkunft <strong>im</strong> Darmstädter Marit<strong>im</strong> davon in<br />

Kenntnis gesetzt geworden, dass es für die Position<br />

„Bundesvorsitzen<strong>der</strong>“ zwei Kandidaten geben werde.<br />

Dazu jedoch <strong>im</strong> Laufe des Berichtes mehr.<br />

Der Bundesvorsitzende, Klaus<br />

Berchtold-Nicholls, informierte über<br />

die nationale und internationale<br />

Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Verbänden<br />

und Gewerkschaften <strong>im</strong> Hinblick<br />

auf die europäischen Vorgaben und anstehenden<br />

gesamteuropäischen Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Luftraumstruktur.<br />

Ganz beson<strong>der</strong>s erwähnt sei hier die Vorbereitung<br />

<strong>der</strong> Functional Air Blocks Europe (FAB-EC). Hier<br />

wurden intensive Gespräche mit den französischen<br />

und nie<strong>der</strong>ländischen Kollegen vereinbart.<br />

von Hans-<br />

Joach<strong>im</strong> Krüger<br />

Photos:<br />

Daniela Franke<br />

Wie stets begann die „BundDelKonf“ – so die schon<br />

traditionelle Abkürzung – recht unspektakulär. Das<br />

Vereinsrecht hat so seine Zwänge und mit <strong>der</strong> Mandatsprüfung<br />

wie auch mit <strong>der</strong> Überprüfung <strong>der</strong><br />

Beschlussfähigkeit werden die Grundlagen für eine<br />

ordnungsgemäße Durchführung gelegt.<br />

Der Einstieg in die Tagesordnung sieht zunächst den<br />

Geschäftsbericht des Vorstandes vor. Die einzelnen<br />

Vorstandsmitglie<strong>der</strong> berichten über ihr Fachgebiet<br />

und über ihre Tätigkeiten.<br />

9 <strong>der</strong> flugleiter 2008/05


<strong>GdF</strong> Aktuell<br />

„ Wenn <strong>im</strong>mer nur einer das gleiche Thema<br />

vorträgt, ist er schnell verbrannt.“<br />

Dirk Wendland zu Arbeitsgruppen<br />

Von <strong>der</strong> SNCTA (franz. Flugsicherungsgewerkschaft)<br />

und <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> wird die Notwendigkeit einer Gründung<br />

einer FAB-EC Dachgewerkschaft diskutiert und<br />

gewünscht, falls politisch die vollständige Integration<br />

<strong>der</strong> Provi<strong>der</strong> <strong>im</strong> gemeinsamen Luftraum beschlossen<br />

wird. Die <strong>GdF</strong> hat dazu ihre Meinung beigetragen und<br />

wird diese mit ihren internationalen Arbeitnehmerpartnern<br />

gemeinsam vortragen.<br />

In den weiteren internationalen Vereinigungen wie z.B.<br />

ATCEUC, ECA, ETF, IFATCA, IFATSEA – allesamt Flugsicherungsorganisationen<br />

– ist die <strong>GdF</strong> mittlerweile zur<br />

festen Größe herangewachsen, ihr Fachverstand sehr<br />

geschätzt. Dass in jedem dieser Fachverbände unterschiedliche<br />

Probleme erörtert werden, zeigt das Beispiel<br />

ATCEUC:<br />

So kämpft ATCEUC <strong>im</strong> Rahmen von SESAR weiterhin<br />

um den Erhalt des Berufsbildes „Fluglotse“ und gegen<br />

den möglichen Ersatz desselben. Als Ersatz soll später<br />

einmal ein Luftraummanagement dienen, das lediglich<br />

Fluginformationen geben soll – bei sich selbst<br />

staffelndem Luftverkehr. Ferner sollen Outsourcing<br />

Begriffe wie „Unbundling of Services“ nachhaltig ins<br />

Abseits gesetzt werden.<br />

Norbert Meyer, Geschäftsführer <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>, erklärte<br />

in seinen Ausführungen, dass die <strong>GdF</strong> nach wie vor<br />

einen regen Zulauf von neuen Mitglie<strong>der</strong>n verzeichnen<br />

kann. So wurde kurz bevor die diesjährige Bundesdelegiertenkonferenz<br />

begann, das 3000. Mitglied<br />

<strong>der</strong> <strong>GdF</strong> begrüßt. Nach dem Umzug <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />

aus Neu-Isenburg an den Frankfurter Bahnhof sei man<br />

jetzt so weit, dass man nun alle Umzugskartons ausgepackt<br />

hat und eine kontinuierliche Arbeit versprechen<br />

kann. Einen wesentlichen Punkt <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />

in den letzten Monaten bildete die Durchführung von<br />

Informationslehrgängen zum Thema Belastungstarif-<br />

vertrag für Fluglotsen und Flugdatenbearbeiter. Hier<br />

organisierte die Geschäftstelle an mehreren Standorten<br />

Fortbildungslehrgänge für Betriebsräte, die allesamt<br />

sehr gut besucht waren und außerordentlichen<br />

Zuspruch hatten. Auch in Zukunft wird die <strong>GdF</strong> Wert<br />

auf solche praxisgebundene Fortbildung legen und<br />

entsprechende Lehrgänge bei Bedarf auflegen und<br />

organisieren.<br />

Die Tarifpolitik wurde von Markus Siebers detailliert<br />

dargeboten. Da sich die Tarifarbeit zwischenzeitlich<br />

nicht nur auf die DFS fokusiert, son<strong>der</strong>n ebenfalls<br />

an den Apron-Controllern in Frankfurt und München,<br />

sowie auf Fluglotsen an Regionalflughäfen festmacht,<br />

ist hier eine sehr hohe Flexibilität gefragt und zeigt<br />

auf, dass die Tarifarbeit in Zukunft <strong>GdF</strong>-intern umorganisiert<br />

werden muss. Entsprechende Vorlagen sind<br />

bereit ausgearbeitet, und schon in Kürze werden<br />

eigenständige Verhandlungskommissionen für die<br />

Teilbereiche gebildet.<br />

Natürlich wird erneut <strong>der</strong> Abschluss des Belastungstarifvertrages<br />

mit <strong>der</strong> DFS diskutiert. Gleichzeitig aber<br />

werden <strong>der</strong> DFS die Ergebnisse <strong>der</strong> Tarifkommission<br />

vorgestellt und dargestellt, mit welchen For<strong>der</strong>ungen<br />

die Gewerkschaft in die anstehenden Vergütungsverhandlungen<br />

eintreten will. Die anwesenden Delegierten<br />

begrüßen das Ergebnis <strong>der</strong> DFS-Tarifkommission<br />

und sehen mit Spannung den ersten Verhandlungen<br />

Mitte Oktober entgegen.<br />

Für die Bereiche Regionallotsen Hahn konnte ebenfalls<br />

ein gültiger Tarifvertrag abgeschlossen werden.<br />

Das dort erzielte Ergebnis wird Maßstab für weitere<br />

Verhandlungen mit an<strong>der</strong>en Regionalflughäfen sein.<br />

Für die Kollegen des Flughafen Braunschweig, wo zwischenzeitlich<br />

die Verhandlungen ins Stocken geraten<br />

waren, hatte die <strong>GdF</strong> zur Urabst<strong>im</strong>mung aufgerufen<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2008/05<br />

10


<strong>GdF</strong> Aktuell<br />

„ An dieser Stelle ist es wichtig<br />

unser Berufsbild zu schärfen,<br />

dass wir unentbehrlich sind“<br />

Dirk Wendland zu <strong>der</strong> FS-Technik<br />

und war bereit den Flughafen ggf. zu bestreiken. Die<br />

Perspektive hat die dortigen Verantwortlichen zurück<br />

an den Verhandlungstisch gebracht. Inzwischen<br />

konnte für die dort tätigen Kollegen ein erfolgreicher<br />

Abschluss erzielt werden.<br />

Nach ebenfalls erfolgreichen Tarifabschlüssen <strong>im</strong><br />

Apron Bereich Frankfurt und München werden jetzt<br />

Tarifvertragsverhandlungen für die Apron-Controller<br />

von Stuttgart und Hamburg vorbereitet.<br />

Marek Kluzniak, gleichzeitig Pressesprecher und Vorstandsmitglied<br />

für das Ressort Kommunikation stellt<br />

fest, dass die <strong>GdF</strong> mittlerweile zu einer festen Größe<br />

in <strong>der</strong> Informationspolitik verschiedener Fernseh- und<br />

Radioanstalten und Printmedien wurde. Zunehmend<br />

ist ebenfalls festzustellen, dass mehr Presseanfragen<br />

aus dem benachbarten Ausland an die <strong>GdF</strong> gerichtet<br />

werden und die fachlichen Auskünfte auch über die<br />

bundesdeutschen Grenzen veröffentlicht werden. Bei<br />

vielen Anfragen wird eine enge Koordination mit <strong>der</strong><br />

Vereinigung Cockpit bevorzugt.<br />

Ein wesentlicher Teil <strong>der</strong> Information wird durch die<br />

gewerkschaftseigene Zeitschrift „<strong>der</strong> flugleiter“ – <strong>im</strong><br />

zwe<strong>im</strong>onatlichen Erscheinungsrythmus – verbreitet.<br />

Hier wächst ebenfalls die Nachfrage und <strong>der</strong> Informationshunger.<br />

Für den „flugleiter“ werden weiterhin<br />

Kolleginnen und Kollegen gesucht, die sich als Redaktionsmitglied<br />

beweisen wollen und das Team um<br />

Bernd Bockstahler und Ach<strong>im</strong> Krüger verstärken.<br />

Die zwischenzeitlich aufgekommene Kritik an <strong>der</strong><br />

internen Kommunikation kann <strong>der</strong> Vorstand allerdings<br />

nicht nachvollziehen, da alle in diesem Bereich arbeitenden<br />

Kollegen ihre Tätigkeiten ehrenamtlich ausführen.<br />

Tarifverhandlungen dauern nun einmal sehr<br />

oft bis in die Nacht, es ist schlicht unmöglich sofort<br />

und direkt <strong>im</strong> Anschluß zu reagieren. Meist jedoch<br />

stehen die wichtigsten Beschlüsse/Ergebnisse <strong>im</strong>mer<br />

auf <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>-Homepage und sind dort nachzulesen.<br />

Die Finanzen, vorgestellt von <strong>der</strong> Schatzmeisterin,<br />

Frau Dr. De<strong>der</strong>ke, wurden kurz und bündig abgehalten.<br />

Grundsätzlich kann man erwähnen, dass auf Grund<br />

des weiteren starken Mitglie<strong>der</strong>zulaufs bei <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>,<br />

die Finanzen entsprechend angestiegen sind. Solide<br />

finanzielle Verhältnisse stellen eine erfolgreiche<br />

Gewerkschaftsarbeit in guten wie auch in schlechten<br />

Zeiten sicher.<br />

Organ- und Vorstandswahlen<br />

Die Organwahlen für den Kontroll- und Beschwerdeausschuss,<br />

Revisionskommission und Vermögensverwaltung<br />

wurden nach entsprechendem Vorschlag einst<strong>im</strong>mig<br />

vorgezogen. Die Gremien wurden wie folgt besetzt:<br />

11 <strong>der</strong> flugleiter 2008/05


<strong>GdF</strong> Aktuell<br />

Kontroll- und Beschwerdeausschuss<br />

Aksel Garlipp, Gerd Gerdes, Matthias Lindner, Andreas<br />

Schmelzer<br />

Revisionskommission<br />

Holger Dalitz, Carsten Henkel, Jochen Knoblauch, Holger<br />

Lohmann, Bernd Wilczynski<br />

Vermögensverwaltung<br />

Jörg Biermann, M. Hnida, Jörg Petersen, Lutz Wagner<br />

Wie<strong>der</strong>wahl für Marek Kluzniak<br />

Marek Kluzniak wurde als Vorstandsmitglied Kommunikation<br />

einst<strong>im</strong>mig in seinem Amt bestätigt, wenngleich<br />

er noch einmal bekräftigte, sich ab sofort um<br />

einen Nachfolger zu bemühen, um anschließend aus<br />

dem Vorstand auszuscheiden.<br />

Wahl des Bundesvorsitzenden<br />

Wie bereits erwähnt, lagen für die Position „Bundesvorsitzen<strong>der</strong>“<br />

für manchen Delegierten überraschend<br />

zwei „Angebote“ vor. Neben dem Amtsinhaber, Klaus<br />

Berchtold-Nicholls, stellte sich <strong>der</strong> ehemalige FSBD-<br />

Vorsitzende Michael Schäfer zur Wahl.<br />

Beide „Konkurrenten“ stellten sich kurz vor, es folgte<br />

eine intensive Befragung <strong>der</strong> beiden Bewerber seitens<br />

<strong>der</strong> Delegierten. Noch vor <strong>der</strong> Abst<strong>im</strong>mung erklär-<br />

„ Wir führen hier eine demokratische Diskussion durch,<br />

die an <strong>der</strong> Sache orientiert ist und nicht an <strong>der</strong> Person“<br />

Michael Schäfer zur Wahl des neuen Bundesvorsitzenden<br />

ten beide, dass sie, egal wie das Ergebnis ausgehen<br />

werde, weiter für die <strong>GdF</strong> aktiv sein wollen.<br />

Michael Schäfer neuer Bundesvorsitzen<strong>der</strong><br />

Nach selbstverständlich gehe<strong>im</strong>er Wahl wurde das<br />

Ergebnis bekanntgegeben. Die Mehrheit <strong>der</strong> Bundesdelegierten<br />

entschied sich für Michael Schäfer, <strong>der</strong><br />

damit zum Bundesvorsitzenden gewählt wurde.<br />

Lang anhalten<strong>der</strong> Applaus und „standing ovations“<br />

für den unterlegenen und bisherigen Vorsitzenden<br />

ließ so manchen das gut bekannte „Gänsehautgefühl“<br />

erleben. Klaus Berchtold-Nicholls ist und war<br />

<strong>der</strong> Vorsitzende, <strong>der</strong> die <strong>GdF</strong> zu einer Gewerkschaft<br />

geformt und ihr das erste Profil gegeben hat. Ohne<br />

seinen unermüdlichen Einsatz in <strong>der</strong> Anerkennungsphase<br />

wäre diese Gewerkschaft sicherlich nicht zu<br />

einer Erfolgsgeschichte geworden.<br />

Ehrenmitgliedschaft für Klaus Reifel<br />

Einst<strong>im</strong>mig beschlossen die Bundesdelegierten den langjährigen<br />

Vorsitzenden des ehemaligen Fachverbandes<br />

FTI und jetzigen Geschäftsführer des Fachbereiches<br />

FSTD, Klaus Reifel, die Ehrenmitgliedschaft anzubieten.<br />

Klaus Reifel kann auf eine über 40-jährige Verbands-,<br />

Gewerkschafts- und Betriebsratstätigkeit zurückblicken.<br />

Sein Einsatz bei <strong>der</strong> Abspaltung von <strong>der</strong> Dachgewerkschaft<br />

DAG/Ver.di hin zur<br />

eigenständigen Gewerkschaft<br />

waren maßgeblich<br />

an <strong>der</strong> Realisierung<br />

<strong>der</strong> <strong>GdF</strong> beteiligt. Auch<br />

den Zusammenschluss<br />

<strong>der</strong> beiden ehemaligen<br />

Berufsfachverbände FTI<br />

und VDF hin zur eigenständigen<br />

Gewerkschaft<br />

hat er intensiv betrieben.<br />

Das Tagesprogramm<br />

wurde schließlich mit<br />

zwei Arbeitsaufgaben<br />

an die Tarifkommission<br />

<strong>der</strong> DFS beendet. Diese<br />

beinhalten, dass sich die<br />

Tarifkommission mit <strong>der</strong><br />

DFS über einen Alterteilzeit-<br />

sowie über ein Loss<br />

of License-Tarifvertrag<br />

für Flugdatenbearteiter<br />

unterhalten sollen.<br />

Wer weitergehende Informationen<br />

zur Tarifpolitik<br />

und zum Ablauf<br />

<strong>der</strong> Konferenz haben<br />

möchte, wird auf das<br />

Protokoll <strong>der</strong> Bundesdelegiertenkonferenz<br />

in<br />

Darmstadt verwiesen.<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2008/05<br />

12


FSTD<br />

FB FSTD – 5. ordentliche<br />

Bundesfachbereichskonferenz<br />

Am 26. September 2008 versammelten sich Kolleginnen und Kollegen<br />

des Fachbereiches Flugsicherungs- Technische Dienste zu<br />

ihrer 5. ordentlichen Bundesfachbereichskonferenz in Darmstadt.<br />

Die Themen waren zahlreich und brisant. Die Gesamtsituation in<br />

DFS und Politik erfor<strong>der</strong>(te)n den engagierten Einsatz <strong>der</strong> Kollegen<br />

und Kolleginnen auf nationaler und internationaler Ebene.<br />

Einleitend berichtete Dirk Wendland als Leiter des<br />

Fachbereichsvorstandes über die zahlreichen Aktivitäten<br />

<strong>im</strong> FB FSTD <strong>im</strong> vergangenen Jahr. Bedeutsame<br />

Themen wie Lobbying, die neue FSPAV, Gestaltung <strong>der</strong><br />

EBG-T’n, POIS (Prozessopt<strong>im</strong>ierung Instandhaltung),<br />

Arbeitsgruppe „Zukunft DFS“ mit <strong>der</strong> DFS und dem<br />

GBR prägten und prägen das laufende Geschehen.<br />

Die neue Flugsicherungs Personal- und<br />

Ausbildungs- Verordnung (FSPAV)<br />

Um die neue FSPAV mitzugestalten, erstellte <strong>der</strong> FB<br />

FSTD gemeinsam mit dem FB FSBD eine Stellungnahme<br />

zum Entwurf <strong>der</strong> neuen FSPAV und übermittelte<br />

diese an die Abteilung LR23 des Bundesministeriums<br />

für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS). Das<br />

Verfahren zur Inkraftsetzung <strong>der</strong> Verordnung ist noch<br />

nicht abgeschlossen und erfor<strong>der</strong>t weiterhin die hohe<br />

Aufmerksamkeit <strong>der</strong> <strong>GdF</strong>.<br />

Richtlinie Tarifarbeit<br />

Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> haben unter<br />

Einbeziehung des Bundesvorstandes den Entwurf für<br />

eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ziff. 3 <strong>der</strong> Richtlinie „Tarifarbeit gem.<br />

§ 33 (4) <strong>GdF</strong>-Satzung“ (Fachbereichsübergreifen<strong>der</strong><br />

Tarifausschuss) erstellt. Dieser Entwurf<br />

wurde von <strong>der</strong> Bundesdelegiertenkonferenz<br />

am 29.09.2008 angenommen.<br />

EBGn-Technik<br />

Im Rahmen einer GBR Arbeitsgruppe<br />

wurde die durchschnittliche Wissensbandbreite<br />

über die Dauer <strong>der</strong> Qualifizierung definiert.<br />

Dieser Weg ermöglicht ein Höchstmaß an Objektivität,<br />

welches auch von Seiten <strong>der</strong> DFS anerkannt wird.<br />

Darüber hinaus wurde in einer Gesamtbetriebsvereinbarung<br />

die Mitbest<strong>im</strong>mung <strong>der</strong> Betriebsräte festgeschrieben.<br />

Ziel ist es nun, in den nächsten Monaten<br />

die Qualifizierungszeiten für die Systeme zu erfassen<br />

und die EBG-Tn anzupassen. Hierfür müssen die Inbetriebhaltungsrichtlinien<br />

(IBH) ergänzt werden.<br />

Gemeinsame Arbeitsgruppe mit DFS,<br />

<strong>GdF</strong> und GBR „ArGe Zukunft“<br />

Ziel dieser Arbeitsgruppe ist es pr<strong>im</strong>är, ob und wie<br />

in <strong>der</strong> Zukunft die DFS, <strong>GdF</strong> und <strong>der</strong> GBR gemeinsam<br />

Positionen entwickeln und den politisch Verantwortlichen<br />

vortragen können. Dabei wurden Standpunkte<br />

zur Nationalen Aufsichtsbehörde, <strong>der</strong> Benennung<br />

<strong>der</strong> DFS für den deutschen Luftraum, Schaffung <strong>der</strong><br />

rechtlichen Voraussetzungen für die zukünftige Entwicklung<br />

<strong>der</strong> DFS und die Befreiung <strong>der</strong> DFS von den<br />

Beschränkungen <strong>der</strong> Bundeshaushaltsordnung (BHO)<br />

sowie das Erlaubnis- und Berechtigungswesen für<br />

den Bereich FDB und Technik und das Thema Arbeitnehmerüberlassung<br />

in <strong>der</strong> Flugsicherung erarbeitet.<br />

von<br />

Daniela Franke/<br />

Thorsten Wehe<br />

Photos:<br />

Daniela Franke<br />

13 <strong>der</strong> flugleiter 2008/05


FSTD<br />

POIS (Prozessopt<strong>im</strong>ierung Instandhaltung)<br />

Ziel des GBR ist es, die Zentralisierungsbestrebungen<br />

in den einzelnen Technik - Bereichen zusammenzufassen<br />

und auf die zukünftige Ablauforganisation in <strong>der</strong><br />

FS Technik entscheidenden Einfluss zu nehmen.<br />

Der Aufsichtsrat, <strong>im</strong> Beson<strong>der</strong>en die Arbeitnehmervertreter,<br />

haben sich mit dem Beschluss zur neuen<br />

Geschäftsverteilung klar für eine Trennung <strong>der</strong> „benannten“<br />

und <strong>der</strong> „nicht benannten“ Bereiche ausgesprochen.<br />

Grundlage hierfür sind die Verordnungen zu Single<br />

European Sky. Aufgrund <strong>der</strong> massiven Intervention<br />

<strong>der</strong> Geschäftsführung hatte <strong>der</strong> Aufsichtsrat ebenfalls<br />

beschlossen, die Zuordnung <strong>der</strong> Service Level 1 und 2<br />

durch die Geschäftsführung überprüfen zu lassen.<br />

Dieser Untersuchungsauftrag wird durch die DFS-Arge<br />

„Prozessopt<strong>im</strong>ierung Instandhaltung“ (POIS) abgearbeitet.<br />

Im Lenkungskreis vertritt <strong>der</strong> Vorsitzende Dirk<br />

Wendland den GBR und die Fachbereichs interessen.<br />

Die Untersuchungsergebnisse stehen bereits in <strong>der</strong><br />

„heißen Phase“ zur Entscheidung an. Die Arbeitsgruppe<br />

untersucht und entwickelt aktuell zwei<br />

Modelle. Diese sind das Inbetriebhaltungsmodell aus<br />

dem Gesamtbetriebsrat und das Modell Gemeinsame<br />

Instandhaltung <strong>der</strong> DFS. Abgabe - Termin ist <strong>der</strong><br />

31.10.2008, um dem Lenkungskreis POIS eine strukturierte<br />

Bewertung <strong>der</strong> beiden konkurrierenden Modelle<br />

(GIS und IBZ) zu ermöglichen. Der Lenkungskreis POIS<br />

wird daraufhin <strong>der</strong> DFS-Geschäftsführung eine Empfehlung<br />

für die zukünftige Aufbauorganisation <strong>der</strong><br />

Instandhaltungsbereiche in <strong>der</strong> DFS aussprechen.<br />

Engineer on Duty (EoD)<br />

Ebenfalls ausführlich wurde das Thema Engineer on Duty<br />

(EoD) diskutiert. Dem Vorstand ist bewusst, dass dieses<br />

Zukunftsprojekt in <strong>der</strong> Mitgliedschaft sehr kritisch gesehen<br />

wird. Der Vorstand wird zu Anfang des Jahres 2009<br />

speziell zu diesem Thema eine außerordentliche Bundesfachbereichskonferenz<br />

durchführen. Hervorzuheben<br />

ist, dass die For<strong>der</strong>ung eines technischen Ansprechpartners<br />

in den Kontrollräumen vom Betriebsdienst gestellt<br />

wurde. Dies macht für die Zukunft deutlich, dass bei<br />

<strong>der</strong> voranschreitenden Automatisierung in <strong>der</strong> Flugsicherung<br />

die technischen und betrieblichen Dienste sich<br />

enger verzahnen müssen. In München wird in wenigen<br />

Wochen ein Probebetrieb beginnen. Hier wird die Auswertung<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse entscheidende Hinweise für die<br />

zukünftige Ausrichtung geben.<br />

Zukunft DFS<br />

In dieser Arbeitsgruppe geht es darum zu untersuchen,<br />

ob und wie in <strong>der</strong> Zukunft die DFS, <strong>der</strong> GBR und die<br />

<strong>GdF</strong> gemeinsam Positionen entwickeln und den politisch<br />

Verantwortlichen vortragen können. Folgende<br />

vier Themen wurden in Untergruppen bearbeitet:<br />

1. Nationale Aufsichtsbehörde<br />

2. Benennung <strong>der</strong> DFS für den deutschen Luftraum<br />

3. Schaffung <strong>der</strong> rechtlichen Voraussetzungen für<br />

die zukünftige Entwicklung <strong>der</strong> DFS sowie die DFS<br />

von den Beschränkungen <strong>der</strong> Bundeshaushaltsordnung<br />

(BHO) befreien<br />

4. Erlaubnis- und Berechtigungswesen für den<br />

Bereich FDB und Technik, Arbeitnehmerüberlassung<br />

in <strong>der</strong> Flugsicherung<br />

Die Ergebnisse aus den Untergruppen liegen vor. In<br />

Kürze wird <strong>der</strong> Lenkungskreis die weitere Vorgehensweise<br />

entscheiden.<br />

Wahlen für den Vorstand FB FSTD und Gremien <strong>der</strong> <strong>GdF</strong><br />

Nachdem die Delegierten dem Vorstand einst<strong>im</strong>mig<br />

die Entlastung ausgesprochen haben, standen <strong>der</strong><br />

Leiter, <strong>der</strong> 1. Leiter und <strong>der</strong> 2. Leiter zur Wahl. Die<br />

Amtsinhaber kandidierten für eine weitere Wahlperiode<br />

und wurden durch die Delegierten bestätigt.<br />

Außerdem wurden Kandidatinnen und Kandidaten für<br />

den Kontroll- und Beschwerdeausschuss, die Revisionskommission,<br />

die Vermögensverwaltung, die Satzungskommission,<br />

die Antragskommission, die <strong>GdF</strong>-<br />

Tarifkommission und dem fachbereichsübergreifen<strong>der</strong><br />

Tarifausschuss gewählt beziehungsweise für die Wahl<br />

bei <strong>der</strong> Bundesdelegiertenkonferenz vorgeschlagen.<br />

ÖMVen und Mitglie<strong>der</strong>entwicklung<br />

Die Delegierten berichteten offen über örtliche Beson<strong>der</strong>heiten<br />

und Probleme, insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

<strong>der</strong> neuen Son<strong>der</strong>regelungen FS-Dienste.<br />

Es ist erfreulich, dass neue Kolleginnen und Kollegen<br />

<strong>der</strong> operativen Technik bereitwillig in die <strong>GdF</strong><br />

eintreten. Einen neuen Schwerpunkt in <strong>der</strong> berufspolitischen<br />

Arbeit des FB FSTD setzt die wachsende<br />

Mitglie<strong>der</strong>zahl <strong>der</strong> administrativen und zentralen<br />

technischen Bereiche (z.B. Systemhaus, Produktmanagement).<br />

Diese Kolleginnen und Kollegen, vorwiegend<br />

aus <strong>der</strong> Unternehmenszentrale, sind inzwischen<br />

überzeugt, dass sie durch die <strong>GdF</strong> voll und ganz in<br />

tarifpolitischen Fragen vertreten werden. Der FB FSTD<br />

trägt diesem Trend Rechnung. So hat er beispielsweise<br />

eine administrative Kollegin in die <strong>GdF</strong>-Tarifkommission<br />

entsandt.<br />

Dirk Wendland appelliert eindringlich an die Anwesenden,<br />

die Einheit <strong>der</strong> <strong>GdF</strong> bei <strong>der</strong> Durchführung<br />

gemeinsamer ÖMVen mit dem FSBD zu för<strong>der</strong>n, den<br />

Vorstand als Informationsplattform zu nutzen und<br />

aktiv auf potenzielle Mitglie<strong>der</strong> zuzugehen, um diese<br />

für die <strong>GdF</strong> zu gewinnen.<br />

Allen engagierten Kolleginnen und Kollegen des FB<br />

FSTD herzlichen Dank und viel Erfolg für Ihre geleistete<br />

und zukünftige Arbeit.<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2008/05<br />

14


Technik International<br />

International Fe<strong>der</strong>ation of Air Traffic<br />

Safety Electronics Associations (IFATSEA)<br />

Regional-Eurogroup-Meeting<br />

Bericht und<br />

Photos von<br />

Thorsten Wehe<br />

Der IFATSEA Eurogroup Director Ray S<strong>im</strong>pson aus Manchester führte<br />

durch das am 14. August organisierte Meeting, das bei <strong>der</strong> Schweizer<br />

Flugsicherungsorganisation Skyguide in Zürich stattfand<br />

SES Package II<br />

Die Eurogroup diskutierte die vier<br />

Kernpunkte des SES Package II:<br />

Technologie:<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Technologien,<br />

neue Konzepte (SESAR)<br />

Sicherheit:<br />

Erweiterung <strong>der</strong> Kompetenzen <strong>der</strong> EASA<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> Legislative:<br />

Novellierung <strong>der</strong> SES-Verordnungen in Bezug auf<br />

FABs und Netzwerkmanagement (System Wide<br />

Integrated Management, SWIM)<br />

Flughafen-Kapazität:<br />

Integration <strong>der</strong> Flughäfen in die Gesamtkapazität<br />

des Systems Luftfahrt (Gate to Gate)<br />

Die Eurogroup wird die Entwürfe weiter analysieren<br />

und Stellungnahmen an die EU adressieren.<br />

SESAR<br />

Carlos Viegas aus Lissabon erläuterte den Sachstand<br />

zu SESAR. Die IFATSEA war in <strong>der</strong> Definitionsphase<br />

mit ihren Vertretern Theodore Kiritsis,<br />

Chrisonthy Sidira (beide Athen) und<br />

Carlos Viegas beteiligt. Das Thema<br />

wurde vom Exekutivkommittee zur<br />

„Chefsache“ erklärt. Die Definitionsphase ist mit dem<br />

abschließenden SESAR Masterplan (D5) und dem<br />

Arbeitsprogramm für die Jahre 2008 bis 2013 (D6)<br />

abgeschlossen. Es folgt nun die Entwicklungsphase,<br />

die durch SESAR Joint Un<strong>der</strong>taking (SJU) wahrgenommen<br />

wird. Hierzu ist es wichtig, dass die IFATSEA die<br />

Aufgaben von ATSEPs definiert. Es muss klargestellt<br />

werden, wo die Aufgaben <strong>der</strong> Industrie enden und die<br />

Aufgaben von ATSEPs beginnen. Dies muss auch <strong>im</strong><br />

Industry Consultation Body (ICB) deutlich formuliert<br />

werden.<br />

Die Arbeitnehmer –Verbände und –Organisationen<br />

IFATCA, IFATSEA und ETF teilen sich einen Sitz. Alle<br />

zwei Jahre rotiert <strong>der</strong> Vorsitz.<br />

Aktuell ist unklar, wie die Beteiligung in <strong>der</strong> Entwicklungsphase<br />

bei SJU sichergestellt ist. Es müssen Verbindungen<br />

und Beteiligungen etabliert werden, <strong>der</strong><br />

Transport von Informationen muss organsiert werden.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> General Assembly in Oostende<br />

soll ein Eurogroup Meeting mit dem ausschließlichen<br />

Thema SESAR stattfinden. Hier sollen die Beteiligten<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2008/05<br />

16


Technik International<br />

<strong>der</strong> IFATSEA eine Zusammenfassung ihrer bisherigen<br />

Aktivitäten präsentieren. Es soll ein Pool von Personen<br />

best<strong>im</strong>mt werden, <strong>der</strong> zukünftig das Thema bearbeitet.<br />

Die IFATSEA muss eine Position zu <strong>der</strong> Thematik<br />

entwickeln.<br />

IFATSEA Position zur Aufgabe System Monitoring<br />

and Control (SMC)<br />

Eurocontrol ist in <strong>der</strong> Endphase, die Aufgabe SMC zu<br />

definieren. Die IFATSEA ist über den Executive Secretary<br />

Dany van <strong>der</strong> Biest an diesem Prozess beteiligt<br />

und bringt ihre Standpunkte ein.<br />

ESARR 1<br />

Bis zum 20. September 2008 konnten Stellungnahmen<br />

zur Novellierung <strong>der</strong> ESARR1 an Eurocontrol<br />

adressiert werden. Die Eurogroup hat hier Kommentierungen<br />

erarbeitet.<br />

Definition ATSEP<br />

Dany van <strong>der</strong> Biest hat zu diesem Punkt bereits ein<br />

Dokument entworfen. Es soll in <strong>der</strong> Eurogroup verteilt<br />

werden und <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> General Assembly weiterentwickelt<br />

werden.Die IFATSEA ist durch ihre Satzung<br />

an die ICAO-Vorgaben gebunden. In Europa verlaufen<br />

viele Dinge nicht entsprechend den ICAO-Vorgaben.<br />

Die SES-Verordnungen z.B. trennen die Aufgaben<br />

ATM/ATS/CNS; dies entspricht nicht den ICAO-Vorgaben.<br />

Dies wird weiterhin <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> in den entsprechenden<br />

Gremien vorgetragen werden.<br />

Functional Airspace Blocks (FABs)<br />

Es wurde ein aktuelles Bild <strong>der</strong> bestehenden FAB-Initiativen<br />

präsentiert. Analog dem FAB NUAC ist auch <strong>der</strong><br />

FAB UK-IR. Dabei sind in Dokumenten Vereinbarungen<br />

über die Zusammenarbeit auf operationeller Ebene<br />

festgeschrieben.Die Kollegen aus Czechien und Kroatien<br />

berichteten über den Sachstand aus dem FAB<br />

Central Europe (Österreich, Tschechien, Slowakei,<br />

Kroatien, Slowenien, Ungarn, Bosnien-Herzegowina).<br />

In einer gemeinsamen Konferenz am 12.06.2008 in<br />

Luxemburg haben sich die Staatenvertreter auf eine<br />

zukünftige Umsetzung geeinigt. Die Vertreter <strong>der</strong><br />

Arbeitnehmerorganisationen werden bisher nicht an<br />

den Diskussionen beteiligt. Die betroffenen Organisationen<br />

haben sich intern getroffen und erste Punkte<br />

abgesprochen. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> Bereich Zentral- und<br />

Südost -Europa wird die Harmonisierung <strong>der</strong> Arbeitsbedingungen<br />

<strong>im</strong> Vor<strong>der</strong>grund stehen.<br />

Die Eurogroup beschloss die Gründung von FAB-Untergruppen,<br />

die <strong>im</strong> FAB EC <strong>im</strong> Schwerpunkt fachlich orientiert<br />

die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> FAB EC TECH Working<br />

Group (Leiter Peter Nats, jetzt in Brüssel) suchen.<br />

IFATSEA General Assembly (GA) vom 06. bis 10.<br />

Oktober 2008 in Oostende, Belgien<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> GA werden 3 Eurogroup Meetings<br />

durchgeführt. Nach diesem Meeting soll ein Positionspapier<br />

erstellt werden und an die Europäische Kommission<br />

(EC) gerichtet werden. Zwei weitere Meetings<br />

<strong>der</strong> Eurogroup sind bereits Bestandteil <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Meetings werden die Themen<br />

FABs und EASA diskutiert. Auch hierzu erwarte ich die<br />

Erstellung von Positionspapieren, die an die EU und<br />

die EC weitergeleitet werden. Auch wenn nur wenige<br />

Staaten aufgrund <strong>der</strong> Ferienzeit beteiligt waren, war<br />

es ein gutes Meeting. Es sind einige Aufgabenpakete<br />

geschnürt und verteilt worden.<br />

17 <strong>der</strong> flugleiter 2008/05


ATC Technik<br />

Unterstützung durch darts<br />

Bekanntlich hilft eine opt<strong>im</strong>ale Abflugfolge, den Verkehr<br />

an einem Flughafen möglichst effizient abzuwickeln.<br />

Das heißt, dass bei <strong>der</strong> Erstellung <strong>der</strong> „taxy<br />

sequence“ - ausgehend von <strong>der</strong> EOBT (Est<strong>im</strong>ated Off<br />

Block T<strong>im</strong>e) / STD - bereits die Standardabflugstrecke<br />

(SID), das Zeitfenster (Slot) sowie die Wirbelschleppenkategorie<br />

berücksichtigt werden müssen, um<br />

die Abflugintervalle so gering wie möglich halten zu<br />

können. Dass dies an einem Flughafen wie Zürich, bei<br />

welchem die Lage <strong>der</strong> Pisten, Rollbahnen, Abstellflächen<br />

und Zuständigkeiten als nicht gerade opt<strong>im</strong>al für<br />

eine flüssige Verkehrsabwicklung bezeichnet werden<br />

kann, nicht ganz einfach ist, braucht sicherlich nicht<br />

betont zu werden. Da ist es durchaus sinnvoll, wenn<br />

sowohl die Controller <strong>im</strong> Tower als auch bei <strong>der</strong> Vorfeldkontrolle<br />

dabei durch ein automatisiertes System<br />

unterstützt werden. In Zürich bedient man sich dabei<br />

des darts-Systems, das, wie in Frankfurt, nicht von<br />

<strong>der</strong> Flugsicherung son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Flughafengeselldarts<br />

in Zürich – Praktikables<br />

System für den Routinebetrieb<br />

Zur Opt<strong>im</strong>ierung von Betriebsabläufen wird zunehmend<br />

auf automatisierte Systeme und Konzepte wie AMAN/<br />

DMAN, A-SMGCS o<strong>der</strong> CDM gesetzt. Dazu gehört auch<br />

das von <strong>der</strong> Firma delair entwickelte darts. Während<br />

sich dieses System in Frankfurt als nicht praktikabel<br />

erwies, ist es in Zürich seit längerem in Betrieb.<br />

Photo: Wikipedia<br />

Zugegeben, <strong>der</strong> Verkehr am Flughafen Zürich-Kloten<br />

ist nicht gerade einfach abzuwickeln. Das liegt nicht<br />

nur an seiner Nähe zur deutschen Grenze und <strong>der</strong><br />

damit verbundenen Lärmbelästigung <strong>der</strong> dort lebenden<br />

Bevölkerung. Bekanntlich hat dieses Problem<br />

zu ernsthaften Auseinan<strong>der</strong>setzungen geführt, die<br />

zumindest auf <strong>der</strong> politischen Ebene zu einer erbitterten<br />

Fehde, die man fast als Grenzkrieg zu bezeichnen<br />

versucht ist, geführt hat (<strong>im</strong> „flugleiter“ wurde<br />

darüber bereits mehrfach berichtet). Vielmehr stellt<br />

die Lage <strong>der</strong> Pisten, Rollbahnen, Vorfel<strong>der</strong> und Terminals<br />

die Controller vor beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Nicht nur, weil sich die Pisten 10/28 und 16/34 kreuzen,<br />

son<strong>der</strong>n auch weil Flugzeuge, die auf <strong>der</strong> Hauptanflugpiste<br />

14 gelandet sind und zu ihren Gates am<br />

Terminal A (Dock A), zu einem Abstellplatz südlich <strong>der</strong><br />

10/28 o<strong>der</strong> zum Werftgelände rollen, eben diese kreuzen<br />

müssen. Und wenn sie dann, zumindest einige<br />

von ihnen, zum Start in Richtung Piste 16 rollen, müssen<br />

sie dies erneut tun. Lediglich die Piste 28 verfügt<br />

über einen nördlichen und südlichen Zurollweg.<br />

Bei diesen Rollvorgängen berühren diese Luftfahrzeuge<br />

sowohl Zuständigkeitsbereiche <strong>der</strong> Platz- als<br />

auch <strong>der</strong> Vorfeldkontrolle, was für die Crews bedeutet,<br />

innerhalb einer kurzen Rollstrecke mehrfach die Frequenz<br />

wechseln zu müssen. Dass die fliegende Kundschaft<br />

darüber nicht beson<strong>der</strong>s glücklich ist, braucht<br />

nicht ausdrücklich betont zu werden. Die Controller<br />

finden´s auch nicht so gut. Am besten wäre es, wenn<br />

„skyguide“ nicht nur die Aufgaben, son<strong>der</strong>n auch die<br />

Aproncontroller übernehmen würde. Doch das ist nicht<br />

so einfach von heute auf morgen zu realisieren; unter<br />

an<strong>der</strong>em dürfte die Flughafengesellschaft „Unique“<br />

nicht gerade begeistert sein, Teile ihrer Zuständigkeit<br />

abgeben zu müssen. Inzwischen wurde eine entsprechende<br />

Arbeitgsgruppe, an welcher auch <strong>der</strong> Züricher<br />

Controllerverband beteiligt ist, ins Leben gerufen. Das<br />

Ziel ist, die Abläufe einfacher und vor allem sicherer<br />

zu gestalten. Dazu gehört auch die Übernahme <strong>der</strong><br />

Apron-Controller durch die Flugsicherung.<br />

✈ DIe Lage<br />

<strong>der</strong> Pisten,<br />

Rollbahnen und<br />

Vorfel<strong>der</strong>/Terminals<br />

machen die Verkehrsabwicklung<br />

in Zürich nicht gerade<br />

einfach<br />

Nach dem „normalen“ Betriebskonzept werden Landungen<br />

auf <strong>der</strong> Piste 14 durchgeführt. Das macht Sinn,<br />

weil diese Piste keine Kreuzungspunkte mit an<strong>der</strong>en<br />

aufweist und die Flieger selbst bei einem „Go Around“<br />

mit an<strong>der</strong>en kaum in Konflikt kommen. Zumindest nicht<br />

auf den ersten Blick. Abfliegende Luftfahrzeuge benutzen<br />

normalerweise die 28. Ausgenommen sind Langstreckenflüge,<br />

die auf <strong>der</strong> 16 starten. Allerdings leiten<br />

diese aus Lärmschutzgründen unmittelbar nach dem<br />

Start eine Linkskurve ein, weshalb die Controller schon<br />

genau aufpassen müssen, dass ein Start auf 16 einem<br />

„Overshoot“ auf <strong>der</strong> 14 nicht in die Quere kommt. Um<br />

damit nur ein weiteres Problem zu nennen, mit welchem<br />

sich die Züricher Kollegen auseinan<strong>der</strong> zu setzen haben.<br />

von Werner<br />

Fischbach<br />

21 <strong>der</strong> flugleiter 2008/05


ATC Technik<br />

✈ darts unterstützt die Controller bei <strong>der</strong><br />

Erstellung einer opt<strong>im</strong>alen „Taxy-Sequence“<br />

schaft beschafft wurde. Das von „skyguide“ eingesetzte<br />

System nennt sich TACO / CALM, wobei TACO<br />

für „Tower-Approach-Coordination“ und CALM für<br />

„Computer Aided Landing Management Tool“ steht.<br />

Beide Systeme kooperieren miteinan<strong>der</strong>, wobei für<br />

die Flugsicherung das TACO-System das maßgebende<br />

ist. Mit an<strong>der</strong>en Worten – darts hat für TACO nur eine<br />

unterstützende Funktion.<br />

Sicherlich würde es den Umfang dieses Beitrags sprengen,<br />

wollte man die Funktionsweise von darts hier<br />

beschreiben. Vielmehr soll hier <strong>der</strong> Frage nachgegangen<br />

werden, wie dieses System sich <strong>im</strong> täglichen Betrieb<br />

bewährt hat. Und wo es den Controllern keine Hilfe ist.<br />

darts beginnt mit seinen Planungen ca. 40 Minuten<br />

vor <strong>der</strong> geplanten EOBT, also jener Zeit, die <strong>im</strong> Flugplan<br />

angegeben ist. Danach erstellt es für die jeweilige<br />

Betriebsvariante eine opt<strong>im</strong>ale Abflugfolge, wobei<br />

die bereits oben angeführten Kriterien sowie die Rollzeit<br />

von <strong>der</strong> Parkposition zum jeweiligen „Holding-<br />

Point“ zugrunde gelegt werden. Das beginnt bei <strong>der</strong><br />

„Start-Up“- und „Push-Back“ - Zeit, zeigt an, wann ein<br />

Flugzeug sinnvollerweise den Rollvorgang einleiten<br />

sollte und schlägt sogar noch eine Startzeit vor. Darüber<br />

hinaus errechnet darts auch das entsprechende<br />

Abflugintervall sowie den zeitlichen Abstand zu dem<br />

vorher gestarteten Luftfahrzeug (z.B. SWR1018 + 3).<br />

Ergänzend muss erwähnt werden, dass diese Abflugintervalle<br />

auch von TACO berechnet werden. Und<br />

damit die von darts ermittelten Zeiten verifiziert.<br />

Wer mit den Betriebsabläufen an einem Flughafen einigermaßen<br />

vertraut ist, wird sich fragen, ob ein solches<br />

System wirklich in <strong>der</strong> Lage ist, eine vernünftige Planungsgrundlage<br />

für die Controller (beson<strong>der</strong>s für jene<br />

bei <strong>der</strong> Vorfeldkontrolle) zu erstellen. Zu groß sind die<br />

Unwägbarkeiten, die sich <strong>im</strong> täglichen Betrieb ergeben.<br />

Dazu kommen in Zürich zahlreiche „Runway-Crossings“,<br />

die sich ja bekanntlich nach <strong>der</strong> Verkehrslage und nicht<br />

Photo: W. Fischbach<br />

nach den Vorstellungen von darts richten. Weshalb<br />

Systeme wie darts auch nur als Unterstützungssysteme<br />

angesehen werden können, weil Controller bei ihren<br />

Entscheidungen noch an<strong>der</strong>e Parameter berücksichtigen<br />

müssen. Dennoch - <strong>im</strong> Normalbetrieb hat sich das<br />

System als einigermaßen praktikabel erwiesen. Aber<br />

eben nur <strong>im</strong> Normalbetrieb.<br />

... und was es nicht kann<br />

Standardisierung ist ein gutes Verfahren, um <strong>im</strong>mer<br />

wie<strong>der</strong>kehrende Abläufe schnell und effektiv abwickeln<br />

zu können. Und standardisierte Abläufe können<br />

auch ganz gut automatisiert werden. Doch lei<strong>der</strong><br />

hält sich die Realität nicht <strong>im</strong>mer an die normalen<br />

Betriebsabläufe. Wenn dann die „Designer“ eines<br />

Rechnerprogramms best<strong>im</strong>mte Abläufe nicht vorgesehen<br />

haben, dann können Ausnahmesituationen selbst<br />

vom besten und schnellsten Rechner nicht bewältigt<br />

werden. Das ist <strong>der</strong> Nachteil automatisierter Systeme<br />

und warum sollte das bei darts an<strong>der</strong>s sein?<br />

Nun kommt es natürlich vor, dass ein Luftfahrzeug - aus<br />

welchen Gründen auch <strong>im</strong>mer - eigentlich früher „offblock“<br />

gehen könnte als dies von darts vorgesehen<br />

ist. Dann wäre es sinnvoll, wenn die so genannte POBT<br />

(Published Off Block T<strong>im</strong>e) manuell geän<strong>der</strong>t werden<br />

könnte. Doch dies lässt darts nicht zu. Den Apron-Controllern<br />

bleibt dann nur die Möglichkeit, den jeweiligen<br />

Flugplan manuell zu bearbeiten und eine neue, auf<br />

einem Blatt Papier erstellte Reihenfolge zu kreieren. Ein<br />

Vorgang, <strong>der</strong> bei darts als „manual freeze“ bezeichnet<br />

wird. Da das System diese manuelle Reihenfolge nicht<br />

kennt, st<strong>im</strong>men die von ihm errechneten Zeiten auch<br />

nicht mehr. Mit an<strong>der</strong>en Worten, das System läuft ins<br />

Leere und errechnet irgendwelche Zeiten, die mit <strong>der</strong><br />

Realität nichts mehr zu tun haben. Das kommt zum Beispiel<br />

vor, wenn das Betriebskonzept, sprich die „runway-in-use“<br />

geän<strong>der</strong>t wird. Da darts nicht die Anflugfolge,<br />

son<strong>der</strong>n nur die voraussichtlichte Ankunftszeit<br />

(ETA – Est<strong>im</strong>ated T<strong>im</strong>e of Arrival) kennt, liegt es bei<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2008/05<br />

22


ATC Technik<br />

seinen Berechnungen bis zu zehn Minuten daneben.<br />

Innerhalb dieser zehn Minuten lässt darts aufgrund seiner<br />

Berechnungen keinen Start zu; die Apron-Controller<br />

müssen dieses „Zehn-Minuten-Loch“ nutzen und während<br />

dieser Zeit sich nicht auf darts, son<strong>der</strong>n auf ihre<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten verlassen.<br />

Für die Towercontroller ergibt sich ähnliches; sie<br />

können die Reihenfolge in ihrem System erst dann<br />

än<strong>der</strong>n, wenn sich die betroffenen Luftfahrzeuge<br />

unter ihrer Kontrolle befinden. Wollen sie es vorher<br />

tun, dann sind sie gezwungen, dies telefonisch mit <strong>der</strong><br />

Vorfeldkontrolle abzusprechen. Und da manche Entscheidungen<br />

schnell getroffen werden müssen, wäre<br />

eine Gegensprechanlage eine sinnvolle Einrichtung.<br />

Zumal dabei ja keine großen Entfernungen überbrückt<br />

werden müssen; Apron-Control befindet sich nur ein<br />

Stockwerk unterhalb <strong>der</strong> Platzkontrolle.<br />

Nun ergeben sich bei <strong>der</strong> Betriebsabwicklung an einem<br />

Flughafen Situationen, die mit einer best<strong>im</strong>mten, festgelegten<br />

Betriebsvariante nichts mehr zu tun haben.<br />

Zum Beispiel, wenn sich ein Gewitter am Flughafen<br />

einnistet o<strong>der</strong> wenn „De-Icing“ angesagt ist. Während<br />

des Besuchs des Berichterstatters waren wegen <strong>der</strong><br />

Gewitterwetterlage häufige Wechsel <strong>der</strong> Betriebspisten<br />

an <strong>der</strong> Tagesordnung. Er erlebte eine Variante, bei<br />

welcher auf <strong>der</strong> 28 gelandet und sowohl auf <strong>der</strong> 32<br />

als auch auf <strong>der</strong> 16 gestartet wurde. So gibt es einige<br />

Situationen, bei welchen darts wohl überfor<strong>der</strong>t ist.<br />

Dann werden für einige Abflüge Verspätungen von 20<br />

bis 40 Minuten errechnet, obwohl sie ohne Verzögerungen<br />

vom Hof gehen könnten. Und da darts offensichtlich<br />

einen Begriff wie Wetter nicht kennt, ist es<br />

bei beson<strong>der</strong>en Wetterlagen auch überfor<strong>der</strong>t.<br />

Doch nicht nur bei außergewöhnlichen Situationen, son<strong>der</strong>n<br />

auch bei <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong>kehrenden Verkehrssituationen<br />

ist darts keine wirkliche Hilfe. Zum Beispiel be<strong>im</strong><br />

„Outbound Rush“, wenn so gut wie keine Anflüge durchgeführt<br />

werden. Dann werden nahezu alle Pisten genutzt,<br />

um den abfliegenden Verkehr möglichst schnell in die<br />

Luft zu bringen. Transatlantikflüge in Richtung Westen<br />

starten entwe<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> 32 o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> 34, Langstreckenflüge<br />

Richtung Fernost auf <strong>der</strong> 16 und alle an<strong>der</strong>en<br />

auf <strong>der</strong> 28. Gerade hier wäre eine opt<strong>im</strong>ale Abflugplanung<br />

von großem Nutzen. Apron-Controller bezeichnen<br />

dies übrigens als „Crazy Concept“. Doch ausgerechnet<br />

da ist darts überfor<strong>der</strong>t. Die daraus resultierende, erfor<strong>der</strong>liche<br />

telefonische Koordination behin<strong>der</strong>t die Arbeit<br />

<strong>der</strong> Towercrew und führt zu komplizierten Betriebsabläufen.<br />

Dabei muss sich insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> „Ground-Controller“<br />

auf seine Erfahrung und seine Geschicklichkeit<br />

verlassen, um eine opt<strong>im</strong>ale Abflugfolge zu erstellen<br />

und diese auch noch mit dem Abfluglotsen in <strong>der</strong> Anflugkontrolle<br />

zu koordinieren.<br />

Und dann gibt es noch eine, dem Lärmschutz geschuldete<br />

Variante, die von Mario Winiger, Züricher Towerund<br />

Approachcontroller und Pressesprecher des Züricher<br />

Controllerverbandes „Aerocontrol“, als „Konzept<br />

Sackbahnhof“ bezeichnet wird. Und dies bedeutet,<br />

Abflüge auf <strong>der</strong> 34 und Anflüge auf <strong>der</strong> 14 abzuwickeln,<br />

weil die Pisten 16 und 28 nach 21:00 Uhr nicht<br />

genutzt werden dürfen. Diese Variante wird äußerst<br />

selten angewandt, hat jedoch ihren ganz beson<strong>der</strong>en<br />

Reiz. Schließlich kreuzen sich <strong>der</strong> „Inbound-Track“<br />

<strong>der</strong> 14 mit dem „Out-bound-Track“ <strong>der</strong> 34 etwas<br />

nördlich des Flughafens. Offensichtlich überschreitet<br />

diese Betriebsvariante das Vorstellungsvermögen von<br />

darts. Bis vor kurzem musste es bei <strong>der</strong> Betriebsvariante<br />

„Sackbahnhof“ abgeklemmt werden. „darts“, so<br />

meint Mario Winiger, „ist für die Slot-Planung und den<br />

Umweltschutz (die Flugzeuge warten am Gate und<br />

nicht an <strong>der</strong> Piste) eine gute Sache.“ Und mehr, so ist<br />

hinzuzufügen, auch nicht.<br />

So stellt sich darts als ein System dar, das bei normalen<br />

Betriebsabläufen die Controller bei ihrer Arbeit<br />

ganz gut unterstützen kann. Wie an<strong>der</strong>e automatisierte<br />

Systeme auch, ist es nicht nur bei Nichtstandardsituationen,<br />

son<strong>der</strong>n auch bei von <strong>der</strong> Routine abweichenden<br />

Betriebskonzepten schlicht und einfach überfor<strong>der</strong>t.<br />

Was dann zu zusätzlichen Belastungen sowohl für<br />

die Tower- als auch für die Aproncontroller führt. Die<br />

müssen sich auf ihre Erfahrung und ihre individuellen<br />

Fähigkeiten, auf beson<strong>der</strong>e Situationen schnell und<br />

zuverlässig reagieren zu können, verlassen. Dass sie<br />

es können, müssen sie oft genug beweisen.<br />

✈ TACO-Darstellung<br />

<strong>im</strong> Tower.<br />

Links sind<br />

Abflüge,<br />

rechts Anflüge<br />

dargestellt.<br />

Photo: W. Fischbach<br />

✈ Nach <strong>der</strong> Landung auf <strong>der</strong> 14 o<strong>der</strong> be<strong>im</strong> Rollen<br />

zur 16 (hinten links) muss in vielen Fällen die<br />

Piste 10/28 (<strong>im</strong> Vor<strong>der</strong>grund) überquert werden.<br />

Photo: W. Fischbach<br />

23 <strong>der</strong> flugleiter 2008/05


ATC Praxis<br />

Häufung von Runway Incursions<br />

Berlin-Tegel: Gefahr erkannt – Gefahr gebannt?!<br />

von<br />

Roman<br />

Glöckner<br />

Ein Thema, welches in Berlin schon reichlich durchgekaut wurde.<br />

Vom Blatt des Berliner „Pilot-Controller-Clubs“ bis zum Tagesspiegel<br />

beschäftigte sich die Journaille mit Flugzeugen, die nach <strong>der</strong><br />

Landung <strong>im</strong> Norden auf die Südpiste des Flughafens Tegel rollten,<br />

obwohl bereits ein an<strong>der</strong>es auf dieser zum Start freigegeben wurde.<br />

Ich denke aber, dass es für den bundesweit verbreiteten<br />

flugleiter schon noch einen Artikel wert ist. So<br />

versuche ich mich mal an einer sachlichen Zusammenfassung<br />

<strong>der</strong> Ereignisse <strong>der</strong> letzen Monate.<br />

Eine Runway Incursion ist einer <strong>der</strong> unfallträchtigsten<br />

Vorfälle <strong>im</strong> Luftverkehr. Man denke da nur an Teneriffa,<br />

Mailand o<strong>der</strong> auch die gl<strong>im</strong>pflich<br />

abgelaufene Annäherung einer ATR 42<br />

und einer B 737 in München vor einiger<br />

Zeit. Die Beson<strong>der</strong>heit dieses Ereignisses<br />

liegt darin, dass es meist nicht wie<br />

sonst eine Verkettung von mehreren<br />

Umständen ist, die zum Vorfall führen,<br />

nein - ein Fehler genügt und die<br />

Reaktionszeit zur Verhin<strong>der</strong>ung ist für<br />

alle Beteiligten gleich Null. Zehn cm<br />

Flugzeugnase hinter <strong>der</strong> Halteline genügen um <strong>der</strong><br />

Definition „Runway Incursion“ gerecht zu werden.<br />

Auch <strong>der</strong> unerlaubte Aufenthalt von Fahrzeugen o<strong>der</strong><br />

Menschen auf <strong>der</strong> Piste gehören dazu, um die es hier<br />

aber genauso wenig geht, wie <strong>der</strong> Runwaybesuch des<br />

Flughafenfuchses, <strong>der</strong>, wenn er nicht gerade durchs<br />

Triebwerk gesaugt wird, be<strong>im</strong> Überrollen wohl eher<br />

als Kollateralschaden gewertet wird.<br />

Ursachenforschung<br />

Es sind nicht die „Exoten“, die sich in Tegel nicht auskennen,<br />

wie gerne mal vermutet wird. Nein, große<br />

deutsche Carrier sind dabei, erfahrene Piloten, die<br />

Photo: Günter Wicker/Photur<br />

skybrary<br />

Bereits auf <strong>der</strong> IFATCA-Konferenz <strong>im</strong> April in Arusha<br />

wurde die neue Online-Dokumentenbibliothek „Skybrary“<br />

von Eurocontrol vorgestellt. Damals noch in<br />

Aufbau, ist die Seite inzwischen über das Internet<br />

offiziell zugänglich. Der Aufbau ist an die Wikipedia<br />

angelehnt, wurde aber von Lotsen für Lotsen geschrieben,<br />

so dass es leicht verständlich ist. Vor allem wird<br />

- <strong>im</strong> Gegensatz zu Wikipedia - vor Veröffentlichung<br />

<strong>der</strong> Artikel geprüft, ob die Informationen darin auch<br />

korrekt sind. Außerdem gibt es eine „Safety Alert“<br />

Section, die regelmäßíg (alle vier bis sechs Wochen)<br />

aktualisiert wird. Ebenfalls auf <strong>der</strong> Seite vorhanden:<br />

Eine Suchmaschine zum Durchsuchen von ICAO-Dokumenten.<br />

Für jeden Flugsicherer mehr als einen Blick<br />

wert. Die Adresse: www.skybrary.aero<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2008/05<br />

30


ATC Praxis<br />

wie ich mal vermute, nach 12 Stunden Dienst und dem<br />

4. Tagesleg einfach mal einen Moment nicht voll bei<br />

<strong>der</strong> Sache waren. Auch eine Vermutung meinerseits<br />

ist (ich kenne die Untersuchungsberichte nicht) dass<br />

die „Übergabe“ des Fliegers vom „fliegenden“ Co-<br />

Piloten zum „rollenden“ Captain eine Rolle spielen<br />

könnte. O<strong>der</strong> die „after landing items/checks. Dabei<br />

wird auch <strong>der</strong> Funkverkehr <strong>im</strong> Cockpit von links nach<br />

rechts übergeben und die viel gepriesene „Situation<br />

awareness“ könnte möglicherweise verloren gehen.<br />

Das alles findet in Tegel oft genau <strong>im</strong> Moment des<br />

Abrollens von <strong>der</strong> Nordpiste in Richtung <strong>der</strong> dicht<br />

daneben liegenden Südpiste statt.<br />

Reaktionen<br />

Heerscharen von Expertengruppen in DFS, <strong>GdF</strong>, ICAO,<br />

IFATCA etc. beschäftigten sich schon mit diesem Phänomen<br />

mit erkennbaren Erfolgen, aber ohne diese<br />

Vorfälle auf ein tolerierbares Min<strong>im</strong>um beschränken<br />

zu können.<br />

dass es bei hoher Annäherungsgeschwindigkeit des<br />

Fliegers an die benutzte Piste einen Warnton ausgibt.<br />

Aber bringt das alles die nahezu 100%ige Sicherheit,<br />

die alle Beteiligte gerne hätten?<br />

In <strong>der</strong> Luft gibt es schon ein System, wo die Maschine<br />

inzwischen absolute Priorität gegenüber dem Menschen<br />

hat: TCAS. Piloten sind strikt verpflichtet, den<br />

Anweisungen <strong>der</strong> Technik zu folgen, Lotsen dürfen<br />

nicht eingreifen. Bricht man dieses System konsequent<br />

auf den Boden runter, müssten sich be<strong>im</strong> unerlaubten<br />

Überrollen eines Haltepunktes Bremsklötze<br />

o<strong>der</strong> Reifentöter aus dem Rollweg erheben und das<br />

Flugzeug zum Stehen bringen. Zugegeben, die Idee<br />

ist gewagt und wird den Versicherern <strong>der</strong> Flieger nicht<br />

schmecken. Aber mir fällt gerade nichts Besseres<br />

mehr ein.<br />

Ich zähle mal auf, welche Maßnahmen in Tegel nicht<br />

den gewünschten Erfolg brachten:<br />

• Deutlicher Hinweis in den Flughafendokumenten<br />

• Zusätzlicher Funkspruch <strong>der</strong> Lotsen: „Hold short of<br />

Runway 26L/08R“<br />

• Riesiger roter Schriftzug: „RWY ahaed“ auf den kritischen<br />

Rollwegen<br />

• Blinkende gelbe Leuchten<br />

• ATIS Aufsprache mit extra-Warnung für die anfliegenden<br />

Piloten<br />

Als sich die Vorfälle in den letzten Monaten häuften<br />

und <strong>der</strong> Flughafen zögerte, weitere technische Maßnahmen<br />

zu ergreifen, zog man bei <strong>der</strong> DFS die Notbremse<br />

und senkte die Anflugkapazität des schon<br />

meist am Max<strong>im</strong>um seiner Kapazität arbeitenden<br />

Bahnsystems. Dies gab Tower-Lotsen und Piloten<br />

etwas mehr Spielraum be<strong>im</strong> notwendigen Kreuzen<br />

<strong>der</strong> Südpiste.<br />

Konsequenz: Bis zu 200 km vorm Airport mussten bei<br />

Air Berlin, Lufthansa und Co die ersten Bremsen gezogen<br />

werden. Die in Berlin bei normalen Verhältnissen<br />

nicht gekannten Holdings füllten sich. Natürlich ging<br />

ein Aufschrei durch die Airlines: „Flughafen tu was!!“<br />

Nun werden in Kürze noch rot beleuchtete, vom Tower<br />

aus schaltbare Stop Bars quer über die neuralgischen<br />

Taxiways gebaut und die Blinkleuchten von gelb auf<br />

rot gewechselt. Bringt sicher nochmal ein Stück mehr<br />

Sicherheit ins System.<br />

Mensch o<strong>der</strong> Maschine?<br />

Wo Menschen arbeiten, werden Fehler gemacht. Auch<br />

die grell leuchtendsten Stop Bars werden es eines<br />

Tages nicht verhin<strong>der</strong>n, dass trotzdem wie<strong>der</strong> jemand<br />

unerlaubt in die Südpiste „sticht“. Es sind noch raffiniertere<br />

Systeme <strong>im</strong> Gespräch, Piloten und Lotsen<br />

zu helfen. Die „Vereinigung Cockpit“ for<strong>der</strong>t ein GPSgesteuertes<br />

akustisches Warnsystem <strong>im</strong> Cockpit. Das<br />

Bodenradar <strong>der</strong> Lotsen könnte man so modifizieren,<br />

31 <strong>der</strong> flugleiter 2008/05


Accidents<br />

Der Monat August<br />

Vor 23 Jahren, am 12. August 1985, prallte eine Boeing 747-SR46<br />

<strong>der</strong> japanischen Fluggesellschaft JAPAN AIRLINES unter <strong>der</strong> Flugnummer<br />

JAL 123 auf dem Flug von Tokio-Haneda nach Osaka-Itami<br />

in einer Höhe von 1460 Meter gegen den Berg Mount Osutaka in <strong>der</strong><br />

Präfektur Gunma, ca. 100 km von Tokio entfernt.<br />

Alle 15 Besatzungsmitglie<strong>der</strong> sowie 505 Passagiere<br />

verloren dabei ihr Leben, nur vier Personen überlebten<br />

schwer verletzt die Katastrophe.<br />

bei Ivanovo in Russland abstützte (84<br />

Tote).<br />

Ein weiterer tragischer Vorfall ereignete<br />

sich am 16.08.1987 bei Romulus,<br />

Michigan. Hier war eine MD-82 <strong>der</strong><br />

Northwest Airlines beteiligt (154 Tote). Wenig später,<br />

am 31.08.87, verunglückte eine B-737 <strong>der</strong> Thai Airways<br />

bei Phuket, Thailand (83 Tote).<br />

von Wilfried<br />

Hermes<br />

Rückwirkend betrachtet scheint insbeson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />

Monat August ein Unglücksmonat in <strong>der</strong> Geschichte<br />

<strong>der</strong> Luftfahrt zu sein. Verfolgt man die lange Reihe<br />

<strong>der</strong> tragischen Flugzeugunfälle in den letzten Jahrzehnten<br />

weltweit, so stellt man fest, dass seltsamerweise<br />

<strong>der</strong> Monat August häufig <strong>im</strong> Blickpunkt <strong>der</strong><br />

Ereignisse stand. Hier verzeichnete man in <strong>der</strong> Tat<br />

mehr Flugzeugunfälle mit hohen Personenverlusten<br />

als in an<strong>der</strong>en Monaten. Noch in frischer Erinnerung<br />

<strong>der</strong> tragische Unfall am 20.08.08 von SPANAIR-Flug<br />

JK 5022/LH 2554 auf dem Madri<strong>der</strong> Flughafen Barajas<br />

(153 Tote, 19 Schwerverletzte). Wenige Tage später,<br />

am 24.08.08, wurde <strong>der</strong> Absturz einer ITEK AIR B-737<br />

nach dem Start in Bishtek, Kirgisistan, gemeldet.<br />

Die nachfolgende Listung von Unfällen in den Augustmonaten<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre erhebt keine Gewähr auf<br />

Vollständigkeit. Sie dient lediglich als eine Art Hinweis<br />

und zur Erinnerung.<br />

Am 22.08.2006 erfolgte eine missglückte Notlandung<br />

einer TU-154 <strong>der</strong> Pulkovo Airlines bei Donetzk (170<br />

Tote). Fünf Tage später, am 27.08.06, geschah das<br />

tragische Unglück in Lexington, Kentucky. Hier starben<br />

49 Personen an Bord einer Canadair CRJ-200 <strong>der</strong><br />

Fluggesellschaft COMAIR.<br />

Am 02.08.1985 erfolgte <strong>der</strong> Absturz einer L-1011 Tri-<br />

Star <strong>der</strong> Delta Air Lines bei Ft Worth, Dallas/Texas<br />

(134 Tote) und am 22.08.1981 nahe Sanyi, Taiwan,<br />

das Unglück einer B-737 <strong>der</strong> Far Eastern Air Transport<br />

(110 Tote).<br />

Doch das folgenschwerste Unglück in einem August<br />

möchte ich nachfolgend noch einmal in Erinnerung<br />

rufen.<br />

Der 12.08.1985 war ein Tag wie je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e. Die<br />

B-747 <strong>der</strong> JAPAN AIRLINES war um 17:17 LCL planmässig<br />

aus Kyushu in Haneda gelandet. Die Maschine<br />

wurde betankt und eine neue Crew stieg ein, nur das<br />

vorherige Kabinenpersonal blieb an Bord. Der nun<br />

folgende Flug diente dem First Officer, unter Aufsicht<br />

eines Check Captain, als Upgrade zum Flugkapitän.<br />

Um 18:04 LCL verliess JAL 123 das Gate zum Flug ins<br />

400 km entfernte Osaka. Kommandant war <strong>der</strong> 49<br />

Jahre alte Check-Captain Masami Takahama, seit 19<br />

Jahren <strong>im</strong> Dienst bei Japan Airlines, mit insgesamt<br />

12.500 Flugstunden. Um 18:12 LCL erfolgte <strong>der</strong> Start<br />

und fünf Minuten später, <strong>im</strong> Steigflug auf FL 240 in<br />

VMC, beantragte die Crew einen Direktkurs nach<br />

Osaka. Tokio Control genehmigte das Direct-Routing<br />

Ein Jahr zuvor, am 14.08.2005 kam es zum Absturz<br />

einer B-737 <strong>der</strong> Fluggesellschaft HELIOS in <strong>der</strong> Nähe<br />

von Grammatikos, Griechenland (114 Tote). Zwei Tage<br />

später, am 16.08.2005, ein neues Unglück einer MD-82<br />

<strong>der</strong> West Caribbean Airways in <strong>der</strong> Nähe von La Concharita,<br />

Venezuela (160 Tote). Es folgte am 22.08.05<br />

<strong>der</strong> Absturz einer kolumbianischen Maschine in Venezuela<br />

auf dem Flug von Panama-Stadt nach Martinique<br />

(160 Tote). Bereits einen Tag später, am 23.08.05, ein<br />

erneuter Zwischenfall in Südamerika, als eine B-737<br />

<strong>der</strong> TANS-Peru nahe Pucallpa, Peru, verunglückte (4o<br />

Tote).<br />

Am 23.08.2000 traf es einen Airbus A-320 <strong>der</strong><br />

GULF AIR bei Manama, Bahrain (143 Tote) und am<br />

06.08.1997 nahe Agana, Guam, eine Boeing B-747<br />

<strong>der</strong> Korean Airlines (229 Tote). Am 29.08.1996 stürzte<br />

nahe Spitzbergen eine TU-154 <strong>der</strong> Vnokowo Airlines<br />

ab (141 Tote) und am 27.08.1992 war es erneut eine<br />

russische Maschine, jetzt eine TU-134 <strong>der</strong> Aeroflot, die<br />

35 <strong>der</strong> flugleiter 2008/05


Accidents<br />

und bemerkte dann bereits sechs Minuten später den<br />

Emergency Sqawk 7700.<br />

JAL 123: „Tokio, Japan Air 123, request <strong>im</strong>mediate…<br />

ah…trouble. Request return back to Haneda…descend<br />

and maintain flight level two two zero,“<br />

ATC: “Roger, approved as you requested.”<br />

JAL 123: “Radar vector to Osh<strong>im</strong>a please.”<br />

ATC: “ 123 turn right heading 090, radar vector to<br />

Osh<strong>im</strong>a.”<br />

Danach beobachteten die Lotsen, dass die Maschine<br />

nur allmählich nach rechts auf Kurs 050° drehte, statt<br />

weiter auf einen Direktkurs von 177° Richtung Osh<strong>im</strong>a<br />

Island einzulenken. Die B-747 überflog danach die<br />

Izu Peninsula in östlicher Richtung, um dann über<br />

<strong>der</strong> Suruga Bay wie<strong>der</strong> in nord-westlicher Richtung<br />

weiterzufliegen.<br />

Was war geschehen? Kurz vor Erreichen von FL<br />

240 erfolgte eine starke Explosion <strong>im</strong> Heckteil <strong>der</strong><br />

Maschine. Der Kabinendruck sank in Folge rapide ab<br />

und die Besatzung erklärte den Notfall. Man hatte<br />

erkannt, dass irgend ein Teil am Heck des Flugzeuges<br />

fehlte. Fast das komplette Seitenleitwerk war inzwischen<br />

ins Meer gestürzt. Es vergrösserten sich nun<br />

die Probleme, das Flugzeug unter Kontrolle zu halten.<br />

Daher for<strong>der</strong>te die Crew den Rückflug nach Haneda<br />

an, dann erwog sie eine Notlandung auf dem US-Luftwaffenstützpunkt<br />

Yokota Air Base und letztlich wie<strong>der</strong><br />

eine Rückführung nach Haneda.<br />

Be<strong>im</strong> Sinkflug auf FL 120 meldete die Besatzung ein<br />

nicht mehr steuerbares Flugverhalten. Dennoch gelang<br />

es, das Fahrwerk über das Notsystem auszufahren.<br />

Die Maschine sank weiter auf 6000 Fuss, als <strong>der</strong> Crew<br />

wie<strong>der</strong> ein kurzer Steigflug auf ca. 12.000 Fuss gelang.<br />

Der Erfolg war jedoch nur von kurzer Dauer. Die B-747<br />

konnte nur über den Triebwerkschub manövriert werden,<br />

da das vierfache hydraulische Kontrollsystem<br />

vollständig ausgefallen war. Trotz einer bemerkenswerten<br />

Leistung <strong>der</strong> Besatzung verlor die Maschine<br />

<strong>im</strong>mer weiter an Höhe und zerschellte schließlich in<br />

einer Höhe von 1460 Metern am Mount Osutaka.<br />

CAUSE: The aircraft had suffered an explosive<br />

decompression of its rear vertical tail plane,<br />

losing a 15 foot section of the leading edge<br />

and having all its flying controls ren<strong>der</strong>ed<br />

useless.<br />

Investigations found an <strong>im</strong>properly repaired<br />

pressure bulkhead, repaired by Boeing some<br />

years before, after the aircraft had been<br />

involved in a tail strike upon landing.<br />

This caused the loss of the flying surfaces in<br />

the tail, and the control surfaces to a certain<br />

extent on the wings.<br />

Es ist bisher das schwerste Flugzeugunglück in<br />

<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Luftfahrt, bei dem eine einzelne<br />

Maschine zerstört wurde – und es geschah <strong>im</strong><br />

August!<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2008/05<br />

36


Technik<br />

✈ Im Steigflug in die Katastrophe?<br />

Photo: R. Geerdts<br />

Kl<strong>im</strong>akiller untersucht Kl<strong>im</strong>a<br />

Seit <strong>der</strong> Kl<strong>im</strong>awandel zu einem <strong>der</strong> wichtigsten Themen geworden<br />

ist, geriet <strong>der</strong> Luftverkehr in die Schusslinie <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Debatte. Das Flugzeug, so wird behauptet, wäre <strong>der</strong> Kl<strong>im</strong>akiller<br />

schlechthin. Doch was <strong>der</strong> Luftverkehr unserem Kl<strong>im</strong>a wirklich<br />

antut, ist noch nicht so richtig erforscht. Zur Lösung dieser Fragen<br />

setzt man am besten das Flugzeug ein.<br />

Nachdem das Intergovernmental Panel of Cl<strong>im</strong>a<br />

Change, kurz IPCC, verkündet hat, dass <strong>der</strong> Kl<strong>im</strong>awandel<br />

von Menschen gemacht ist, begann die Suche nach<br />

dem Sündenbock. Das war nicht an<strong>der</strong>s zu erwarten,<br />

denn bekanntlich neigen Menschen dazu, die Schuld<br />

an negativen Entwicklungen <strong>im</strong>mer den an<strong>der</strong>en zuzuschieben.<br />

Dabei wurde bei den Verkehrsmitteln denn<br />

auch recht schnell das Flugzeug als <strong>der</strong> schl<strong>im</strong>mste<br />

Kl<strong>im</strong>asün<strong>der</strong> ausgemacht. Ob das so st<strong>im</strong>mt, ist eine<br />

an<strong>der</strong>e Frage.<br />

Wie an<strong>der</strong>e Verkehrsmittel, die auf die Verbrennung<br />

fossiler Stoffe angewiesen sind und dabei CO2 emittieren,<br />

trägt natürlich auch <strong>der</strong> Luftverkehr zum Kl<strong>im</strong>awandel<br />

bei. Die Frage ist nur, wie groß dieser Beitrag<br />

ist. Verschiedene wissenschaftliche Institute haben<br />

sich daran gemacht und versucht, <strong>der</strong> Sache auf den<br />

Grund zu gehen. Nun ist das mit wissenschaftlichen<br />

Studien so eine Sache. Natürlich haben sich die Forscher<br />

<strong>der</strong> Wahrheitsfindung verschrieben.<br />

O<strong>der</strong> um es an<strong>der</strong>s auszudrücken:<br />

Sie versuchen die Zusammenhänge,<br />

die einen best<strong>im</strong>mten Effekt bewirken,<br />

genau herauszubekommen. Allerdings<br />

bieten die Ergebnisse in vielen Fällen<br />

keine Wahrheiten, son<strong>der</strong>n nur Wahrscheinlichkeiten.<br />

Zudem ist alles Wissen bis zu dem<br />

Beweis des Gegenteils vorläufig.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Frage betrifft die Adressaten bzw. die<br />

Auftraggeber <strong>der</strong>artiger Studien. Meist werden <strong>der</strong>en<br />

Ergebnisse von interessierten Kreisen nur auszugsweise<br />

gelesen, wobei vor allem das herausgepickt<br />

wird, was <strong>der</strong> Bestätigung des eigenen Standpunkts<br />

dient. Insbeson<strong>der</strong>e Politiker (wozu eigentlich auch<br />

Vertreter best<strong>im</strong>mter Interessengruppen gezählt<br />

werden müssen) scheinen eher einen stärkeren<br />

Bedarf nach wissenschaftlichem Dekor als nach wissenschaftlicher<br />

Expertise zu haben. Als Dr. Karl-Otto<br />

Schallaböck vom „Wuppertalinstitut für Kl<strong>im</strong>a, Umwelt<br />

und Energie“ seine Luftverkehrsstudie 2007 vorlegte<br />

und diese mit dem Titel „Im Steigflug in die Kl<strong>im</strong>akatastrophe?“<br />

betitelte, sahen sich alle diejenigen, die <strong>im</strong><br />

Luftverkehr die Geisel <strong>der</strong> Welt sehen, in ihrem Urteil<br />

bestätigt. Möglicherweise haben sie dabei das Frage-<br />

von Werner<br />

Fischbach<br />

39 <strong>der</strong> flugleiter 2008/05


Technik<br />

✈ Die britische FAAM beteiligt sich mit ihrer BAe146 an EU-CAARI<br />

Photo: D.McIntosh<br />

zeichen, das Schallaböck hinter seinem griffigen Titel<br />

gesetzt hat, übersehen.<br />

Denn ob das Flugzeug wirklich <strong>der</strong> größte Kl<strong>im</strong>akiller<br />

ist, muss sich erst noch herausstellen. Dabei meint<br />

Prof. Dr. Ulrich Schumann vom Institut für Physik <strong>der</strong><br />

Atmosphäre des Deutschen Zentrums für Luft- und<br />

Raumfahrt (DLR), dass sowohl das Auto als auch das<br />

Flugzeug pro Kilometer etwa gleich viel CO2 ausstoßen<br />

und damit schlechtere Werte liefern als an<strong>der</strong>e<br />

Verkehrsträger wie zum Beispiel die Eisenbahn. Schumann<br />

veranschlagt den Anteil des Luftverkehrs an<br />

emittierten Emissionen auf 2,2%. Das ist zugegebenermaßen<br />

nicht beson<strong>der</strong>s viel und selbst wenn <strong>der</strong><br />

Luftverkehr - trotz <strong>der</strong> ernormen Preissteigerungen<br />

be<strong>im</strong> Kerosin - in den nächsten Jahren überdurchschnittlich<br />

wachsen sollte, so kann <strong>der</strong> Beitrag des<br />

Luftverkehrs am Kl<strong>im</strong>awandel als eher gering eingestuft<br />

werden. Mit an<strong>der</strong>en Worten: Mit <strong>der</strong> Reduzierung<br />

des Luftverkehrs kann das Kl<strong>im</strong>a genauso wenig<br />

gerettet werden wie mit einer Verlängerung <strong>der</strong> Laufzeiten<br />

deutscher Kernkraftwerke.<br />

Doch dies darf die Verantwortlichen in <strong>der</strong> Luftfahrtindustrie<br />

nicht dazu verleiten, erst einmal nichts zu tun<br />

und mit dem Finger auf die an<strong>der</strong>en zu zeigen. Natürlich<br />

ist es für die Luftfahrt notwendig, die CO2 – Emissionen<br />

zu reduzieren. Deshalb ist es auch zu begrüßen,<br />

dass sich die Airlineindustrie – wohl auch unter<br />

dem Druck des explodierenden Ölpreises – (endlich)<br />

dazu entschlossen hat, nach alternativen und weniger<br />

kl<strong>im</strong>aschädlichen Treibstoffen zu suchen. Darüber<br />

hinaus stellt sich die Frage, ob die prognostizierten<br />

Zuwachsraten angesichts <strong>der</strong> steigenden Kerosinpreise<br />

und <strong>der</strong> Eintrübung <strong>der</strong> Weltwirtschaft erreicht<br />

werden können. Nach Angaben <strong>der</strong> IATA betrug das<br />

Wachstum <strong>im</strong> Juni dieses Jahres gerade noch 3,8%. Das<br />

ist <strong>der</strong> niedrigste Wert seit 2003. Dennoch – Wachstum<br />

ist Wachstum und „selbst bei steigen<strong>der</strong> Effizienz<br />

des Luftfahrtsystems“, erklärt das DLR, n<strong>im</strong>mt die<br />

„globale Erwärmung und <strong>der</strong> Beitrag des Luftverkehrs<br />

absolut und relativ weiter zu.“ Mit an<strong>der</strong>en Worten: Es<br />

besteht Handlungsbedarf. Doch bevor nun hektisch<br />

nach schnellen Maßnahmen gerufen wird, sollte man<br />

sich Gedanken machen, wie sich die vom Luftverkehr<br />

emittierten Stoffe auf unser Kl<strong>im</strong>a auswirken. Denn<br />

<strong>im</strong> Gegensatz zu umweltbewegten Politikern und<br />

sonstigen Akteuren hat die Wissenschaft darauf noch<br />

keine endgültigen Antworten gefunden.<br />

Der Killer erforscht sein Opfer<br />

Neben dem CO2, das als Hauptverantwortlicher für<br />

die Kl<strong>im</strong>aerwärmung angesehen wird, emittieren<br />

Flugzeuge (und natürlich auch an<strong>der</strong>e Verkehrsmittel)<br />

noch weitere Stoffe, die unserer Atmosphäre schaden.<br />

Bei <strong>der</strong> Verbrennung von Kerosin entstehen zusätzlich<br />

Stickoxyde (NOX), Kohlenmonoxyd (CO) und Kohlenwasserstoffe.<br />

Dabei ist die Rolle <strong>der</strong> Stickoxyde noch<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2008/05<br />

40


Technik<br />

unklar. Auf <strong>der</strong> einen Seite tragen sie zur Bildung von<br />

Ozon bei, was in <strong>der</strong> Troposphäre einen Treibhauseffekt<br />

hat und somit zur Er<strong>der</strong>wärmung beiträgt. Auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite zerstören sie das Treibhausgas Methan,<br />

das auf an<strong>der</strong>e Weise in die Atmosphäre gelangt. So<br />

stellt sich die Frage, wie sich diese gegenteilige Wirkung<br />

<strong>der</strong> Stickoxyde auswirkt. Beson<strong>der</strong>s bemerkenswert<br />

ist dabei, dass die Stickoxydemissionen mit vier<br />

bis fünf Prozent pro Jahr wesentlich schneller stiegen<br />

als <strong>der</strong> Treibstoffverbrauch.<br />

Ein weiterer Effekt, <strong>der</strong> sich auf das Kl<strong>im</strong>a auswirkt,<br />

sind die Kondensstreifen. Zusammen mit den sehr<br />

hohen Zirren wirken sie nachts erwärmend, während<br />

sie tagsüber sowohl wärmen als auch kühlen können.<br />

Sie bedecken rund 0,5 Prozent des H<strong>im</strong>mels, wobei<br />

Zirren von Kondensstreifen oftmals nicht zu unterscheiden<br />

sind. Allerdings ist <strong>der</strong> durch die Kondensstreifen<br />

hervorgerufene Strahlungsantrieb, also die<br />

Erwärmung <strong>der</strong> Atmosphäre, etwa dre<strong>im</strong>al kleiner als<br />

zunächst angenommen.<br />

Die ganze Angelegenheit ist also ziemlich kompliziert,<br />

und so ist es nicht weiter verwun<strong>der</strong>lich, dass<br />

die Wissenschaft versucht, die Zusammenhänge in<br />

<strong>der</strong> Atmosphäre etwas genauer zu untersuchen. Am<br />

besten geht dies natürlich vor Ort und da sich dies<br />

über unseren Köpfen abspielt, bietet sich dabei das<br />

Flugzeug als die ideale Forschungsplattform an. Was<br />

für Umweltschützer paradox anmuten mag. Der Kl<strong>im</strong>akiller<br />

untersucht das Kl<strong>im</strong>a. O<strong>der</strong> um es drastischer<br />

auszudrücken: sein (vermeintliches) Opfer.<br />

So wurden zwei Forschungsprogramme gestartet. Das<br />

eine nennt sich etwas sperrig EUCAARI, das an<strong>der</strong>e<br />

hört dagegen auf den wohlklingenden Namen CARI-<br />

BIC. EUCAARI steht für „European Integrated Project<br />

on Aerosol, Cloud and Cl<strong>im</strong>ate Interactions“ und hat<br />

zum Ziel, die Wirkung von Luftpartikeln, sogenannten<br />

Aerosolen, besser zu verstehen. Aerosole wirken auf<br />

zweifache Weise auf das Kl<strong>im</strong>a. Zum einen streuen<br />

und schwächen sie das Sonnenlicht und zum an<strong>der</strong>en<br />

wirken sie bei <strong>der</strong> Bildung von Wolken mit. In diesem<br />

Zusammenhang sollte nicht unerwähnt bleiben, dass<br />

die Erfolge, die in Europa auf dem Gebiet <strong>der</strong> Luftreinhaltung<br />

erzielt wurden, sich hinsichtlich <strong>der</strong> Er<strong>der</strong>wärmung<br />

kontraproduktiv auswirken. Denn dadurch<br />

befinden sich weniger Aerosole in <strong>der</strong> Luft, so dass das<br />

Sonnenlicht nicht mehr so stark reflektiert und damit in<br />

geringerem Maße abgeschwächt werden kann.<br />

Mit EUCAARI soll nun untersucht werden, wie sich<br />

Aerosole von relativ sauberer Luft wie zum Beispiel<br />

✈ CARIBIC-Messonde am Rumpf des Lufthansa-Airbus<br />

Photo: DLH<br />

41 <strong>der</strong> flugleiter 2008/05


Technik<br />

über dem Atlantik auf ihrer Reise über Kontinentaleuropa<br />

verän<strong>der</strong>n, wo sie durch die Emissionen aus<br />

Verkehr, Industrieanlagen und an<strong>der</strong>en Quellen verschmutzt<br />

werden. Dazu wollen die Wissenschaftler<br />

die Frage klären, wie sich die verschmutzte Luft in<br />

den unteren, bodennahen Schichten mit <strong>der</strong> darüber<br />

liegenden, meist sauberen Luft vermischt. Das geht<br />

natürlich am besten, wenn die jeweiligen Luftschichten<br />

von zwei Flugzeugen gleichzeitig in unterschiedlichen<br />

Höhen untersucht werden. Zweite Voraussetzung –<br />

beide Luftfahrzeuge müssen sich natürlich zur selben<br />

Zeit möglichst über dem selben geografischen Ort<br />

befinden.<br />

Bei diesen Untersuchungen werden zwei Flugzeuge<br />

eingesetzt. Das eine, eine vierstrahlige BAe 146 <strong>der</strong><br />

britischen „Facility for Airborne Atmospheric Measurements<br />

(FAAM)“ operiert in geringen Höhen. Be<strong>im</strong><br />

an<strong>der</strong>en handelt es sich um die seit Jahren für Kl<strong>im</strong>aforschungen<br />

eingesetzte Dassault Falcon 20E des<br />

DLR, die in Höhen von etwa 12 km eingesetzt wird.<br />

Linienflugzeuge <strong>im</strong> Dienste <strong>der</strong> Kl<strong>im</strong>aforschung<br />

Ein weiteres Projekt nennt sich CARIBIC. Dabei sollte<br />

man jedoch weniger an weiße Strände, Palmen und<br />

Cuba Libre denken, denn CARIBIC steht für „Civil Aircraft<br />

for the Regular Investigation of the Atmosphere<br />

Based on an Instrument Container“. Dabei versuchen<br />

zehn wissenschaftliche Institutionen aus Europa<br />

unter <strong>der</strong> Führung des Mainzer Max-Planck-Instituts<br />

für Chemie herauszufinden, wie Kohlenmon- und<br />

-dioxyd, Ozon und Methan sowie Rußpartikel in die<br />

Atmosphäre gelangen und dort chemisch miteinan<strong>der</strong><br />

reagieren und so schließlich herauszubekommen, wie<br />

<strong>der</strong> Luftverkehr das Kl<strong>im</strong>a beeinflusst.<br />

Von beson<strong>der</strong>em Interesse sind dabei die Verhältnisse<br />

in jenen Höhen, in welchen die Airbusse und Boeings<br />

ihre Bahnen ziehen. Also in einer Höhe von zehn bis<br />

zwölf Kilometern. Rund ein Dutzend Langstreckenflugzeuge<br />

sind an diesem Programm beteiligt. Unter<br />

an<strong>der</strong>em n<strong>im</strong>mt auch die Lufthansa mit einem Airbus<br />

A340-600 an CARIBIC teil. Dabei kommt ein rund 1,6<br />

Tonnen schwerer Container <strong>im</strong> Frachtraum des Airbusses<br />

zum Einsatz, <strong>der</strong> mit 20 wissenschaftlichen<br />

Geräten gespickt ist und mit welchen rund ein Dutzend<br />

unterschiedlicher Stoffe gesammelt und gemessen<br />

werden. Dazu wurde <strong>der</strong> A340 am Flugzeugrumpf<br />

mit einem speziellen Einlasssystem versehen, mit<br />

dem Außenluft in den Container geleitet wird.<br />

Die bei CARIBIC eingesetzten Luftfahrzeuge verkehren<br />

nicht nur auf den bekannten „Rennstrecken“<br />

des Weltluftverkehrs, son<strong>der</strong>n auf Strecken, die sich<br />

über den gesamten Globus erstrecken. So können<br />

sich die Wissenschaftler so langsam ein Bild über die<br />

chemischen Vorgänge an <strong>der</strong> Schnittstelle zwischen<br />

<strong>der</strong> Troposphäre und <strong>der</strong> Stratosphäre machen. Ihre<br />

Ergebnisse müssen dann bei den Strategien, wie man<br />

unser Kl<strong>im</strong>a am besten schützt, berücksichtigt werden.<br />

Schnelle Ergebnisse sind dabei nicht zu erwarten.<br />

Denn die Mainzer Wissenschaftler betreiben Grundlagenforschung.<br />

„In ein bis zwei Jahren werden wir eine<br />

gesicherte Kl<strong>im</strong>afolgenabschätzung des Luftverkehrs<br />

haben“, schätzt Hans Schlager vom Institut für Physik<br />

<strong>der</strong> Atmosphäre des DLR, das neben dem Mainzer<br />

Max-Planck-Insitut an CARIBIC teiln<strong>im</strong>mt. Fragt sich,<br />

ob unsere Politiker so lange warten wollen. Vielmehr<br />

ist anzunehmen, dass sie dem staunenden Publikum<br />

erklären, sie könnten bei <strong>der</strong> Rettung <strong>der</strong> Welt nicht<br />

auf Erkenntnisse <strong>der</strong> Wissenschaft warten.<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2008/05<br />

42


Airshow<br />

Blue Angels zum Abschluss<br />

Text und<br />

Photos von<br />

Wilfried Wörz<br />

Die Vorführung einer Kunstflugstaffel nach <strong>der</strong> Abschlussprüfung<br />

von <strong>der</strong> Flugsicherungskademie - wer würde sich das nicht wünschen?<br />

Das gibt es aber tatsächlich, aber - und wen wun<strong>der</strong>t es -<br />

natürlich nicht in Deutschland.<br />

In diesen Genuss kommt man, kaum überraschend,<br />

in den U.S.A. Doch auch dort muss man schon an <strong>der</strong><br />

Akademie <strong>der</strong> U.S. Marine in Annapolis, Maryland,<br />

graduieren. Dieser Abschluss ist übrigens vonnöten,<br />

möchte man die Eliteflugschule <strong>der</strong> Marine, bekannt<br />

unter dem Namen Top Gun, durchlaufen. Über diesen<br />

Weg gelangte auch so mancher Pilot zur Kunstflugstaffel<br />

<strong>der</strong> U.S. Marine, den Blue Angels.<br />

Alljährlich finden Mitte Mai in den Vereinigten Staaten<br />

die Graduierungsfeiern statt, die Abschlussfeiern <strong>der</strong><br />

Hochschulen und Universitäten. Keine<br />

Ausnahme macht da die Marineakademie<br />

in Annapolis. Da hier in vierjährigem<br />

Studium <strong>der</strong> Offiziersnachwuchs<br />

herangezogen wird, wird den Absolventen<br />

ein beson<strong>der</strong>er Abgang zuteil. Als Belohnung<br />

quasi, <strong>im</strong> südostdeutschen Raum auch Schmankerl<br />

genannt, fliegt eine <strong>der</strong> besten Kunstflugstaffeln <strong>der</strong><br />

Welt, die Blue Angels, eine komplette Vorführung nur<br />

für die neuernannten Offizierskollegen.<br />

Nun lässt sich solch ein Programm nicht so einfach<br />

unter Ausschluss <strong>der</strong> Öffentlichkeit durchführen,<br />

weshalb außer den Absolventen und ihren Familien<br />

auch die Einwohner und zigtausende Besucher von<br />

Annapolis in den Genuss <strong>der</strong> Airshow kommen. Diese<br />

<strong>der</strong> flugleiter 2008/05<br />

46


Airshow<br />

findet direkt über <strong>der</strong> Marineakademie statt, bietet<br />

jedoch von vielen verschiedenen Aussichtspunkten<br />

rund um die Bucht einen fantastischen Blick, und das<br />

alles kostenlos, selbst auf dem Akademiegelände.<br />

Was kann sich ein schwäbisches Herz noch mehr<br />

wünschen?<br />

Ach ja, ein perfektes Programm vielleicht noch. Den<br />

Beginn machte eine Hercules <strong>der</strong> „Fat Albert Airlines“.<br />

Es ist nicht vorstellbar, zu welchen Flugmanövern die<br />

altbekannte C 130 in <strong>der</strong> Lage ist. Für einen zivilen<br />

Lotsen (o.k., Upper zwar, aber mit TWR/APP-Hintergrund)<br />

sind Banks von 90 Grad sowie Attack Angles<br />

ähnlicher D<strong>im</strong>ension doch sehr suspekt. Möglicherweise<br />

liegt die Lösung des Rätsels darin, dass die<br />

C 130 auf je<strong>der</strong> Seite mit 4 Raketen ausgerüstet werden<br />

kann, mit denen sie sich nach knapp 500 Metern<br />

in die Luft beför<strong>der</strong>n lässt. Ungewiss ist jedoch, ob<br />

diese hier zum Einsatz kamen.<br />

Es folgte <strong>der</strong> Auftritt <strong>der</strong> sechs F 18 <strong>der</strong> Blue Angels mit<br />

ihrer herrlichen blau-gelben Bemalung. Extrem enge<br />

<strong>Format</strong>ionen mit Abständen von unter einem Meter,<br />

die Diamant-<strong>Format</strong>ion mit 4 Jets, auch alle sechs F 18<br />

in <strong>der</strong> bekannten Delta-<strong>Format</strong>ion, o<strong>der</strong> 2 Solopiloten<br />

mit ihren perfekten, gegenläufigen Flugmanövern -<br />

die Blue Angels wurden wahrlich ihrem Ruf gerecht,<br />

mit zu den Besten ihrer Zunft zu gehören. All das über<br />

<strong>der</strong> Bucht vor <strong>der</strong> Kulisse <strong>der</strong> Hauptstadt Marylands<br />

und <strong>der</strong> Atmosphäre <strong>der</strong> unzähligen Yachten und<br />

Segelboote bot ein wahrhaft einzigartiges Erlebnis.<br />

Noch dazu ohne Flughafen wäre das in Deutschland<br />

schlichtweg undenkbar.<br />

Die <strong>im</strong> Anschluss die Stadt und Restaurants bevölkernden<br />

neuen Marineoffiziere rundeten äußerst st<strong>im</strong>mungsvoll<br />

den Tageseindruck ab. So konnte selbst<br />

die 16-jährige Tochter einem Foto mit 2 Offizieren in<br />

ihren weißen Uniformen nicht wi<strong>der</strong>stehen.<br />

47 <strong>der</strong> flugleiter 2008/05

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!