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Boden des Jahres 2010 Die Stadtböden - Geologischer Dienst NRW

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<strong>Boden</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong> <strong>2010</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Stadtböden</strong><br />

International werden <strong>Stadtböden</strong> oft als Technosole (WRB)<br />

bezeichnet<br />

Was sind eigentlich <strong>Stadtböden</strong>?<br />

<strong>Stadtböden</strong> sind ebenso wie die Böden der freien Landschaft<br />

Teil der <strong>Boden</strong>decke, der dünnen und empfindlichen Haut<br />

unserer Erde. Unter dem Begriff <strong>Stadtböden</strong> werden die<br />

vielfältigen Böden städtisch-industrieller Räume verstanden.<br />

<strong>Die</strong> Faktoren der <strong>Boden</strong>bildung wie Ausgangsgestein, Relief,<br />

Klima, Wasserführung, Flora und Fauna sind hier durch den<br />

Menschen so beeinflusst worden, dass sich städtische Böden<br />

in ihren Eigenschaften von Böden <strong>des</strong> Umlan<strong>des</strong> erheblich<br />

unterscheiden.<br />

Baugrube in Essen nach<br />

Zechenstilllegung<br />

(Foto: W. Burghardt)<br />

Natürlicher <strong>Boden</strong> in der Bördedie<br />

Schwarzerde<br />

(Foto: I. Merbach)<br />

Bestimmte Nutzungen wie z.B. Gewerbe und Industrie,<br />

Straßen, Wohnen oder Gärten, Grünanlagen oder Brache<br />

beeinflussen die Stadtbodenentwicklung in sehr spezifischer<br />

Weise.<br />

So finden sich oft eng nebeneinander Böden mit natürlicher<br />

Entwicklung und Böden aus umgelagerten <strong>Boden</strong>substraten<br />

sowie Böden aus sog. technogenen Substraten wie Bau- und<br />

Trümmerschutt, Müll, Schlacken oder Schlämmen<br />

Städte brauchen ihre vielfältigen Böden<br />

<strong>Stadtböden</strong> erfüllen sehr viele Funktionen, die nicht alle<br />

einfach zu erkennen und zu verstehen sind.<br />

Besonders angenehm empfinden die Stadtbewohner<br />

Parks, Gärten und Grünflächen. Sie dienen nicht nur der<br />

Freizeitgestaltung und Erholung, sondern sind auch<br />

Lebensgrundlage für Tiere und Pflanzen der Stadt und<br />

sorgen für ein ausgeglichenes Stadtklima sowohl im<br />

Sommer als auch im Winter - sie sind die grünen Lungen.<br />

Ohne Böden als Standort gäbe es sie nicht!<br />

Stadtpark als grüne Lunge in Essen<br />

(Foto: A. Lehmann)<br />

Grüne Stadtbrache in Berlin<br />

(Foto: G. Wessolek)<br />

Böden in den Städten und in ihren Randbereichen sind mit<br />

ihren teilweise extremen Eigenschaften oft artenreiche<br />

Lebensräume und bieten Rückzugsräume für seltene Tier-<br />

und Pflanzenarten.<br />

<strong>Die</strong> wichtigste Funktion von <strong>Stadtböden</strong> ist ihre Eignung<br />

als Baugrund für Wohnhäuser, Kirchen, Kaufhäuser,<br />

Schulen, Theater u.s.w. Zwischen den Gebäuden tragen<br />

die Böden Straßen, Plätze, Sportstätten genauso wie<br />

Friedhöfe, Bahngleise oder Kleingärten. Unzählige Ver-<br />

und Entsorgungsstränge durchziehen die Böden einer<br />

Stadt und sichern somit unser tägliches Leben.<br />

Wo Böden nicht versiegelt sind, kann Niederschlags-<br />

wasser in ihnen versickern. Sie tragen damit aktiv zur<br />

Entlastung der Kanalnetze und zum<br />

Hochwasserschutz bei. Gleichzeitig liefern sie durch<br />

ihre Filterwirkung auch noch sauberes Grund- und<br />

Trinkwasser.<br />

Zusammen mit den Pflanzen sorgen <strong>Stadtböden</strong> für frische<br />

Luft in den Städten, indem sie gesundheitsschädliche<br />

Feinstäube herausfiltern und dauerhaft binden.<br />

<strong>Stadtböden</strong> sind Zeugen der Geschichte<br />

Ein Stadtboden kann spannende Geschichten erzählen.. Jede<br />

Epoche der Siedlungsgeschichte hat ihre Spuren hinterlassen.<br />

So können <strong>Stadtböden</strong> tausend Jahre alten Bauschutt oder<br />

Reste mittelalterlicher Stadtbrände enthalten. In vielen<br />

städtischen Böden ist auch Trümmerschutt der zwei<br />

Weltkriege zu finden und Bombenfunde sind nicht selten.<br />

Begrabene Siedlungsstrukturen, alter Müll sowie uralte<br />

Grabstätten bilden Anziehungspunkte. Sie sind archäologische<br />

Zeugnisse aus oft weit zurückliegenden Zeiten und erlauben<br />

Rückschlüsse auf das Leben unserer Vorfahren. Auch<br />

Gewerbe, Bergbau und Industrie haben ihre Spuren in den<br />

Böden hinterlassen. In Zeiten ungeregelter Abfallentsorgung in<br />

vergangener Jahrzehnte wurden manche Böden teilweise so<br />

stark belastet, dass ihre Filter- und Ausgleichsfunktionen<br />

versagten und sie heute aufwendig saniert werden müssen.<br />

<strong>Boden</strong>bildung über Trümmerschutt<br />

in Berlin<br />

(Foto: S. Mohsen Makki)<br />

Pararendzina aus<br />

<strong>Boden</strong>aushub mit Müll<br />

(Foto: A. Lehmann)<br />

Probleme von <strong>Stadtböden</strong><br />

Ein zentrales Problem beim Schutz der Böden in Deutschland<br />

ist der Flachenverbrauch. Etwa 12 % der Böden sind überbaut<br />

mit Gebäuden, Plätzen, Straßen oder Gewerbegebieten.


Damit ist ihre Oberfläche versiegelt und sie können ihre<br />

lebenswichtigen Funktionen wie Wasseraufnahme oder<br />

Schadstofffilterung sowie als Lebensraum für Pflanzen und<br />

Tiere nur noch eingeschränkt oder nicht mehr erfüllen. Daher<br />

ist die Umsetzung <strong>des</strong> Nachhaltigkeitsziels der<br />

Bun<strong>des</strong>regierung, die Flächeninanspruchnahme bis zum Jahr<br />

2020 auf nur noch 30 ha pro Tag zu senken,<br />

unabdingbar. Gleichzeitig müssen möglichst viele nicht<br />

mehr benötigte versiegelte Flächen wieder entsiegelt<br />

werden, um wieder Wasserspeicherung zuzulassen und<br />

als Lebensraum zu dienen.<br />

Kinder suchen Regenwürmer<br />

(Foto: B. Mekiffer)<br />

Erlebnis<br />

Schulumweltzentrum<br />

(Foto: K. Böhme)<br />

Großbaustelle in Baden-Württemberg (Foto: O. Ehrmann)<br />

Versiegelter Parkplatz<br />

(Foto: A. Lehmann)<br />

Elbehochwasser 2002<br />

Foto: www. bodenwelten.de<br />

<strong>Stadtböden</strong> können „erlebt“ werden<br />

<strong>Die</strong> Möglichkeiten, Böden in Städten selbst zu erkunden und<br />

zu erleben, sind sehr vielfältig. Schulgärten, Spielplätze, Parks,<br />

Kleingartenanlagen, Botanische Gärten, Zoologische Gärten,<br />

Fahrradwege am Stadtrand oder auf Brachflächen, Baugruben<br />

und Ausgrabungen können neugierig machen und viele<br />

Informationen liefern. Mit geschärftem Blick und Neugier<br />

entdecken Sie eine ganz neue „Unterwelt“!<br />

Stadtkinder brauchen Grünflächen<br />

(Foto A. Lehmann)<br />

Hausgarten in Stuttgart<br />

(Foto A. Lehmann)<br />

Wer kann Auskunft geben?<br />

٭<br />

Institut für Ökologie, Standortkunde-<strong>Boden</strong>schutz TU Berlin, Tel.: 030-314-73533, gerd.wessolek@tu-berlin.de<br />

٭<br />

Institut für <strong>Boden</strong>kunde und Standortslehre Stuttgart Tel.: 0711-4592-3980, kstahr@uni-hohenheim.de<br />

٭<br />

FG <strong>Boden</strong>kunde und Standortslehre, HU Berlin Tel.: 030-2093-9030, jutta.zeitz@agrar.hu-berlin.de<br />

٭<br />

Kuratorium <strong>Boden</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong>, ZALF Müncheberg Tel.: 033432-82316, frielinghaus@zalf.de<br />

٭<br />

Deutsch. <strong>Boden</strong>kundl. Gesellschaft. www.dbges.de Bun<strong>des</strong>verband <strong>Boden</strong>: www.bvboden.de<br />

www.bodenwelten.de<br />

٭<br />

<strong>Boden</strong>kundlich orientierte Institute an Hoch- und Fachschulen sowie einschlägige Ämter in der Ad-hoc-AG <strong>Boden</strong>:<br />

www.bgr.bund.de<br />

Wo gibt es Material?<br />

٭<br />

Museum am Schölerberg Osnabrück Tel.: 0541-56003-0, info@museum-am-schoelerberg.de<br />

Schirmherr für den <strong>Boden</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong> <strong>2010</strong>:<br />

Regierender Bürgermeister der Stadt Berlin Klaus Wowereit<br />

Gemeinschaftsaktion der DBG und <strong>des</strong> BVB, gefördert vom<br />

Umweltbun<strong>des</strong>amt Dessau<br />

Vorschlag: für <strong>2010</strong> und Bearbeitung: Kuratorium <strong>Boden</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Jahres</strong> gemeinsam mit der AG <strong>Stadtböden</strong> der DBG<br />

Titelfoto: S. Mohsen Makki, Berlin<br />

L. Schlenther, Berlin<br />

Gestaltung: J. Schneider, Beuren<br />

<strong>Boden</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong> <strong>2010</strong><br />

<strong>Stadtböden</strong>

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