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Der Mensch ist, was er isst - Gesellschaft für kritische Philosophie

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net Feu<strong>er</strong>bach das ‹heilige Brot› d<strong>er</strong> chr<strong>ist</strong>lichen<br />

Euchar<strong>ist</strong>ie als „Konfekt“, weil ihm nicht (mehr)<br />

d<strong>er</strong> kulinarische Nähr- und Geschmacksw<strong>er</strong>t zukommt,<br />

Grundbestandteil eines sättigenden<br />

Gastmahls zu sein, sond<strong>er</strong>n offenbar lediglich<br />

gi<strong>er</strong>igen Symbolhung<strong>er</strong> befriedigen soll: „Wenn<br />

wir das Brot, dessen Heiligkeit bekanntlich in<br />

den heidnischen Myst<strong>er</strong>ien gefei<strong>er</strong>t wurde, als<br />

das charakt<strong>er</strong><strong>ist</strong>ische Symbol d<strong>er</strong> alten, naturgetreuen,<br />

nur an reelle natürliche Bedürfnisse sich<br />

anschließenden Religionen betrachten können,<br />

so haben wir dagegen an dem Konfekt das charakt<strong>er</strong><strong>ist</strong>ische<br />

Symbol d<strong>er</strong> chr<strong>ist</strong>lichen Theologie,<br />

denn das Brot <strong>ist</strong> d<strong>er</strong> Gegenstand eines natürlichen<br />

Bedürfnisses, das Konfekt ab<strong>er</strong> nur d<strong>er</strong><br />

Gegenstand eines üb<strong>er</strong>schwenglichen, supranatural<strong>ist</strong>ischen<br />

Gelüstes, jenes esse ich, um meinen<br />

Hung<strong>er</strong> zu stillen, also aus Int<strong>er</strong>esse, dieses<br />

ab<strong>er</strong> nur aus Luxus, aus rein<strong>er</strong>, int<strong>er</strong>essenlos<strong>er</strong><br />

Konfektliebhab<strong>er</strong>ei.“ Wid<strong>er</strong> den Dualismus von<br />

Leib und Seele, Fleisch und Ge<strong>ist</strong>, a.a.O.: 111<br />

49<br />

Angesichts d<strong>er</strong> gastrotheologischen Bedeutung<br />

des Weines und Brotes im antiken Polytheismus<br />

konstati<strong>er</strong>t Feu<strong>er</strong>bach enttäuscht: „Das<br />

Chr<strong>ist</strong>entum hat kein Weingott, keine Brot- od<strong>er</strong><br />

Getreidegöttin, keine C<strong>er</strong>es“. (ebd., S. 126) –<br />

Und das, obwohl bekanntlich Wein und Brot<br />

auch im chr<strong>ist</strong>lichen Glauben gottesdienstlichen<br />

W<strong>er</strong>t haben.<br />

<strong>D<strong>er</strong></strong> Autor lehrt als Dozent <strong>für</strong> <strong>Philosophie</strong><br />

und Kulturtheorie an d<strong>er</strong> Univ<strong>er</strong>sität<br />

Lüneburg.<br />

Email: www.haraldlemke.de<br />

Aufklärung und Kritik 1/2004 140

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