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Dorfblatt 03 2008

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Chronik<br />

<strong>Dorfblatt</strong> GEMEINDE KIENS<br />

Obhut des Getzenberger Bauern, der auch für die Instandhaltung<br />

dieses eigenartigen Baues sorgt. Im Volksmunde<br />

heißt man diese Einsiedelei das „Getzenberger Stöckl“.<br />

Sie wird von den Bewohnern der Umgebung häufig besucht,<br />

schreibt Josef Röd im Jahre 1934.<br />

Auf dem Dache der Kapelle war ein Holztürmlein angebracht,<br />

worin sich zwei Glocken befanden. Diese wurden<br />

vor dem Weltkriege vergraben und konnten nicht mehr<br />

aufgefunden werden.<br />

Nach dem Ersten Weltkriege wurde der Wohntrakt abgerissen<br />

und die Kapelle von Wolfsgruber Anton und<br />

Falkensteiner Josef Mitte der 50iger Jahre restauriert und<br />

saniert.<br />

Hans Piffrader bestimmte in seinem Testamente 1781,<br />

dass die Getzenberger Kapelle auf ewige Weltzeit in<br />

„gutem Stand und baulichen Würden“ erhalten werden<br />

möge. Dafür gab er dem Übernehmer 500 Gulden, dass<br />

„solches Legat“ allzeit auf dem Getzenberger Hofe verbleiben<br />

und in gut baulichen Stand erhalten werde. In seinem<br />

Testament bestimmte er weiter, dass in der Kapelle<br />

von Ostern bis Michaeli alle Sonntage im übrigen aber<br />

das ganze Jahr hindurch alle Fest- und unser Frauentage,<br />

dann Mutter Anna- und Johann Evangelistentag<br />

allezeit nach dem Mittagessen der hl. Rosenkranz laut<br />

gebetet und überdies das ganze Jahr alle Samstage und<br />

unser Frauenabende ein Licht angezündet werden solle.<br />

Bei den hl. Rosenkränzen sollen an den Sonntagen zwei<br />

gelbe, am Fest der Mutter Anna und am Johann Evangelistentag<br />

hingegen zwei weiße Kerzen angezündet werden.<br />

Auch soll ein jeweiliger Inhaber des Getzenbergerhofes<br />

verbunden sein, alle Sonn- und Feiertage das ganze<br />

Jahr hindurch in der Früh, zu Mittag und am Abend den<br />

hl. englischen Gruß durch drei Zeichen mit der Glogge<br />

zu läuten.<br />

Im Sterbebuch der Kiener Pfarre ist im II. Band unter<br />

dem 25. Jänner 1781 eingetragen: „Johann Piffrader,<br />

olim Getzenberger, 59 Jahre, Wassersucht, Phtysi laborans,<br />

versehen.“<br />

Dr. Hermann Vigl schreibt im Schlern Nr. 40, Jahr 1966,<br />

folgendes über die Einsiedelei Getzenberg bei Ehrenburg:<br />

„An der Kirchentür innen sind verschiedene Zettel angebracht<br />

worden, von denen ich nur einen zitieren möchte:<br />

„Ein bewährtes Mittel, der Hölle zu entgehen<br />

1.) Nimm 5 Lot Traurigkeit,<br />

andertens 10 Lot Geduld,<br />

3.) 15 Lot Mäßigkeit,<br />

4.) 20 Lot Keuschheit,<br />

5.) 25 Lot Demut,<br />

6.) 30 Lot Freigebigkeit;<br />

dieses alles stoße wohl durcheinander in dem Mörsel des<br />

katholischen Glaubens mit dem Stämpfel der Stärke, gieße<br />

alsdann dazu ein rechtes Maß der Hoffnung, siede es in<br />

der Pfanne der Gerechtigkeit beim Feuer der christlichen<br />

Liebe, rühre es oft um mit einem andächtigen Gebet und<br />

behalte es auf in dem Geschirr der Beständigkeit, damit<br />

der Schimmel der Eitelkeit nicht dazu komme.<br />

Mit dieser Salbe schmiere dich täglich morgens und<br />

abends; es hilft für die Hölle“.<br />

Priller Maria, bekannt als die „Hinterbichl Moidl“, war<br />

im Mai 1914 zu Hinterbichl geboren und aufgewachsen.<br />

Sie war eine sehr aufgeweckte und intelligente Person,<br />

die dem Zonenlehrer Kohlhaupt aufgefallen sein muss<br />

und der sie zu einer Katakombenlehrerin ausbildete. Als<br />

solche unterrichtete sie im Getzenberger Stöckl, aber<br />

auch zu Hinterbichl, Mairambach, im Mesnerhause, in<br />

Hofern und Terenten die Kinder.<br />

Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war das Getzenberger<br />

Stöckl von einer Familie bewohnt. Wie lange<br />

die Einsiedelei am Getzenberg Bestand gehabt hat, weiß<br />

niemand.<br />

Einer der letzten Bewohner im Getzenberger Stöckl war<br />

das „Klompra Hansele“. Er schrieb sich Gasteiger und<br />

war ein Verwandter der heutigen Gasteiger vom Issinger<br />

Weiher. In der Wohnung des Getzenberger Stöckls – heute<br />

fehlt dieser Teil der Miniwohnung – lebte er in sehr bescheidenen<br />

Verhältnissen. Er trank manchmal etwas über<br />

den Durst, wenn es der Geldbeutel ihm erlaubte. Einmal<br />

machte er Feuer im Herd, stellte Kartoffeln über und ging<br />

zum Burger nach Ehrenburg. Als er abends heimkehrte,<br />

waren die Kartoffeln gefroren. Das Hansele nahm diesen<br />

Tatbestand aber nicht wahr und sagte: „Den ganzen Tag<br />

g´schürt, und noch hart!“ Somit machte er neuerdings<br />

Feuer und sott die Kartoffeln zum zweiten Male, aber<br />

diesmal gar.<br />

Nach und nach verfiel das Stöckl, das auch heute noch<br />

im Besitz des Getzenberger Bauern ist. Der Wald schnürte<br />

sich enger und enger um das alte Bauwerk. Dank des<br />

Einsatzes der Schützenkompanie Ehrenburg wurde die<br />

ehemalige Einsiedelei nun aber umfassend restauriert.<br />

Die Schützen haben sich dafür die tatkräftige Unterstützung<br />

der Berufsschule Bruneck gesichert, deren Direktor<br />

Leonhard Niedermair von der Aktion begeistert war.<br />

Während sich die Schützenkompanie um die Organisation<br />

und Finanzierung der Restaurierung kümmerte, die<br />

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