Dorfblatt 03 2008
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Chronik<br />
<strong>Dorfblatt</strong> GEMEINDE KIENS<br />
Aus der Chronik<br />
Das Getzenberger Stöckl<br />
Getzenberg ist ein alter Hof und wird erstmals 1282 genannt.<br />
Graf Albert von Görz bestätigt, dass Jakob von St.<br />
Michelsburg dem Kloster Neustift die curia, que vulgo<br />
dicitur an dem Hof sita in monte Gozzenperc geschenkt<br />
habe. In der Folgezeit wechselt der Hof oft seinen Besitzer.<br />
Das Wort Einsiedler ist mit dem Begriff eines Menschen<br />
verbunden, der fern von bewohnten Siedlungen in einer<br />
armseligen Hütte lebend, seine Tage mit Gebet und Fasten<br />
verbringt.<br />
Auch das Wort Eremit nach dem griechischen „eremos“,<br />
einsam, lässt an Einzelpersonen denken.<br />
In den niedlichsten Naturidyllen sitzen inmitten der Tiroler<br />
Berge solche Waldapostel, deren Beruf mit der Besorgung<br />
ihres Kirchleins und mit der Krankenpflege in den<br />
benachbarten Ortschaften noch lange nicht abgeschlossen<br />
ist. Auf Bergeshöhen und in den Wäldern erheben sich<br />
die bescheidenen Klausen der Einsiedler. Den Altar des<br />
kleinen Kirchleins ziert gewöhnlich ein wundertätiges<br />
Gnadenbild,vor dem der „Oansiedl“ den Rosenkranz<br />
betet. Der Oansiedl ist in der Tiroler Volkspoesie reichlich<br />
vertreten. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er ausschließlich<br />
von den freiwilligen Spenden der Bewohner<br />
in den benachbarten Ortschaften und Tälern. Die Spenden<br />
bestehen hauptsächlich in Lebensmitteln, Schmalz,<br />
Butter, Eier und Roggen, Weizen und Türken. Eine solche<br />
Sammlung nimmt gewöhnlich ein paar Wochen in Anspruch,<br />
bis alle entfernten Bauernhöfe abgewandert sind.<br />
Fürstbischof Caspar Ignaz Graf Künigl war ein großer<br />
Freund der Eremiten. Alljährlich am 29. August kamen<br />
die Eremiten in Brixen zusammen. Alle drei Jahre wählten<br />
die Erschienenen aus ihrer Mitte den Vorstand, der<br />
den Titel „Altvater“ hatte. Die Wahl wurde vom Fürstbischof<br />
in einer feierlichen Urkunde bestätigt.<br />
Im übrigen oblagen die Einsiedler in der Brixner Diözese<br />
dem Gebet und der Handarbeit, wie Buchbinden,<br />
Schnitzen, usw. Der eine hatte eine Werkstatt in seiner<br />
Klause, ein anderer bebaute ein Ackerle oder betreute einen<br />
Garten. Die meisten Einsiedler, ausgenommen jene,<br />
die aus eigenen Mitteln den Unterhalt bestritten, hatten<br />
eine Sammlung in der Umgebung. Die meisten Einsiedler<br />
jedoch waren von der Freigebigkeit der Wohltäter abhängig.<br />
Über Kleidung und Wohnung bestimmt das Regelbüchlein.<br />
Kleidung: Wollener Habit mit Gürtel, Rosenkranz<br />
und Kreuz, ein Mantel. Wohnung: Betstuhl, schlechte<br />
Sitzbank, Tisch, Heiligenbilder an den Wänden, aber<br />
keine weltlichen Gemälde. Strohsack, Wolldecken ohne<br />
Leintücher, Bücher: Regelbüchl, Evangelienbuch, ein<br />
oder mehrere Betrachtungsbücher mit der Lebensbeschreibung<br />
der Altväter in der Wüste.<br />
1775 gab es in Südtirol 15 Eremiten. Einem kaiserlichen<br />
Erlass zufolge teilte das Konsistorium in Brixen am 24.<br />
Jänner 1782 den Dekanen der Diözese die Aufhebung der<br />
Eremiten-Kongregation mit.<br />
Erster Piffrader auf dem Getzenberger Hofe ist Bartlmee<br />
Piffrader, der 1718 stirbt. Sein Sohn Jakob übernimmt<br />
den Hof und dessen Sohn Hans Piffrader ist Besitzer des<br />
Getzenberger Hofes und „Mitgenüßer“ des Stegergutes<br />
zu Ilstern, als sein Vater Jakob 1767 stirbt.<br />
1776 Hans Pifrader besitzt Getzenberger, Haus mit<br />
Backofen, „Padstuben“, Heimmühle, leistet Grundzins<br />
an Pfarrwidum Bruneck, an das Domkapitel Brixen, an<br />
die Pfarrkirche Kiens Lichtkorn, an die Nikolauskirche<br />
Ehrenburg und an „Pitterle und Prunner“ zu St. Sigmund.<br />
Hans stirbt 1781. Kurz vor seinem Tod hatte er 50 Gulden<br />
gestiftet, damit in der Kirche zu Ilstern zu Ehren der<br />
hl. Mutter Anna für ihn und die Verwandtschaft alljährlich<br />
und auf ewige Weltzeit am Jakobitag eine Frühmesse<br />
gelesen werde. Für ihn wurde 1782 in St. Sigmund<br />
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