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Mit Theater gegen rechte Gewalt - GMS-Kellinghusen

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<strong>Mit</strong> <strong>Theater</strong> <strong>gegen</strong> <strong>rechte</strong> <strong>Gewalt</strong><br />

Norddeutsche Rundschau vom 25. Juni 2010 | Von Ludger Hinz<br />

Die <strong>Theater</strong> AG stellt Rassismus unter<br />

Heranwachsenden dar: An der Bushaltestelle<br />

wird einer Ausländerin der Arm verdreht.<br />

Foto: Hinz<br />

Rassismus, Diskriminierung, <strong>rechte</strong> Parolen - auch an<br />

Schulen manchmal ein Problem. Deshalb setzt sich die<br />

<strong>Theater</strong> AG der Gemeinschaftsschule in ihrem neuen<br />

Stück "Hass im Herzen" von Heribert Eiden und Claudia<br />

Hiestermann mit diesem Thema auseinander. "Es zeigt,<br />

wie leicht man in die Neonazi-Szene hinein gerät und wie<br />

schwer es ist, den Weg wieder hinaus zu finden", erläutert<br />

Lehrerin Christine Böteführ, die die <strong>Theater</strong> AG<br />

gemeinsam mit Lehrerin Ingrid Sach leitet.<br />

25 Schüler aus den Klassen 8. und 9. Klasse, verstärkt<br />

durch Nurjin Ediz (11) aus der 5. Klasse, proben seit einem<br />

Jahr. Das Stück um den 16-jährigen Schüler Mario<br />

(gespielt von Jan-Ole Mahrt) thematisiert nicht nur das<br />

Abrutschen in die <strong>rechte</strong> Szene, sondern auch den<br />

schwierigen Weg wieder aus ihr heraus. "Mario gerät in<br />

seiner Identitätssuche in eine Skinheadbande, merkt aber<br />

erst im Laufe der Zeit, welchen Hintergrund dies hat", sagt<br />

Christine Böteführ. Befeuert durch die Thesen von "Sektionsführer" Westermann (Sören<br />

Paulsen), erweisen sich die Skinheads als Rassisten und brutale Schläger. Chris (Daniel<br />

Meinicke ) führt die "Legion Nord 88" an, die Schlägereien mit Türken organisiert, Timo<br />

(Tobias Böteführ) eifert ihm nach und ist auf Randale aus, während Chris' Freundin Terry<br />

(Kea Jarren) brav alles mitmacht, was ihr gesagt wird. Auch die freche Henne (Lea Paulsen)<br />

entpuppt sich als <strong>Mit</strong>läuferin.<br />

Mario und seine Freundin Conny (Malena Harders) lassen sich erst auf die <strong>rechte</strong>n Sprüche<br />

ein, bemerken aber nach und nach, dass diese nicht in Einklang zu bringen sind - mit dem<br />

türkischem Gemüsehändler an der Ecke oder russischen Erntehelfern, <strong>gegen</strong> die sie ja gar<br />

nichts haben. "Langsam wird ihnen klar, dass es die falsche Ideologie ist, und Mario fällt in<br />

der Gruppe auf, indem er die Gehetzten in Schutz nimmt." Das junge Paar will aussteigen und<br />

bringt sich dabei in Lebensgefahr, denn Mario wird als Verräter angesehen. "Es ist ein Stück,<br />

das uns ganz besonders am Herzen liegt, denn <strong>Kellinghusen</strong> ist in dieser Hinsicht ja belastet,<br />

und es kommt immer wieder im schulischen Umfeld zu Nazi-Parolen und<br />

Hakenkreuzschmierereien", schildert Christine Böteführ.<br />

Eigentlich wollten sie ja nach dem Thema Mobbing des vergangenen Jahres wieder etwas<br />

Lustiges spielen, haben sich aber dann für dieses Thema entschieden. Das zwei Stunden<br />

dauernde Stück erzählt die Geschichte in 25 Szenen und enthält dabei einige sehr heftige<br />

Textpassagen. "Mein Text war aber relativ einfach zu lernen", sagt die 14-jährige Kea Jarren<br />

(Klasse 8c), "aber das Spielen ist manchmal etwas schwierig". Nurjin Ediz (11) aus der 5.<br />

Klasse die Jüngste im Team, sagte hin<strong>gegen</strong>: "Meine Rolle finde ich schwer zu spielen. Aber<br />

ich schaffe es", war sie zuversichtlich. Schwer falle es den Nachwuchsschauspielern vor<br />

allem, wenn sie <strong>rechte</strong> Posen ausführen müssen. "Auch die Schlägereien erfordern viel<br />

Choreographie und Körperbeherrschung", erzählt Malena Harders.


Die Requisite wird sehr einfach gehalten, die Kulissen nur angedeutet, weil es der Gruppe auf<br />

die Inhalte ankommt. Kostüme mit Springerstiefeln, Bomberjacken und T-Shirts hat die<br />

<strong>Theater</strong> AG en mit einfachen <strong>Mit</strong>teln selbst hergestelt.Für die Geräuschkulisse sorgt die<br />

Technik AG, die die Musik teilweise von <strong>rechte</strong>n Bands einspielt. Die fünf <strong>Mit</strong>glieder in der<br />

Technik AG haben auch die Kulissen gebaut und setzten Ton, Licht sowie auch<br />

Spezialeffekte wie Nebel ein. "Außerdem müssen wir auf den Vorhang achten", sagt Yannick<br />

Erwin (14, Klasse 8c). Wenn der schließlich fällt, hoffen sie auf eine gelungene Vorstellung,<br />

in der sie das Publikum vor allem zu einem angeregt haben: zum Nachdenken.

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