Ausgabe 2/2013 - Ghorfa

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13.11.2013 Aufrufe

SOUQ Branchen Die Marktforschungsfirma International Data Corporation (IDC) sagt für dieses Jahr IT-Ausgaben in der gesamten arabischen Welt von 32 Mrd. US-Dollar voraus. Die arabischen Länder investieren massiv in die Informations- und Kommunikationstechnik Die Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) bleibt in den arabischen Ländern ein Wachstumssektor. Die meisten Länder investieren weiter massiv. Für deutsche Firmen eröffnen sich insbesondere bei Sicherheitstechnologien gute geschäftliche Chancen. Von Dr. Ralf Neubauer „Technological readiness in GCC: future looks bright“, lautete die Headline eines Artikels in der Zeitung „Gulf News“ im vergangenen April. Anlass war die Veröffentlichung des „Global Information Technology Report 2013“, einer gemeinsamen Studie des World Economic Forum und der Business School Insead, die von der internationalen Strategieberatung Booz & Company erstellt wurde. Bereits zum zwölften Mal wurde der Network Readiness Index (NRI) errechnet. Er gilt als einer der wichtigsten Indizes zur Messung der Ausstattung und Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) in einem Land. Booz analysierte die Verhältnisse in insgesamt 144 Ländern. Die wesentlichen Faktoren, die in die Berechnung des NRI einfließen, sind die Bereitschaft zur regelmäßigen Nutzung von IKT, die tatsächliche Verwendung von IKT sowie die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen. In dem Ranking, das Booz auf der Grundlage der Berechnungen erstellte, belegen die Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) durchweg vordere Plätze. Am besten bewertet wurde Katar auf Rang 23, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten (25), Bahrain (29), Saudi-Arabien (31), Oman (40) und Kuwait (62). Auch Jordanien landete mit Rang 47 relativ weit vorne in dem Ranking. Das Ergebnis der Untersuchung kann nicht besonders überraschen. Denn die privaten Unternehmen und Regierungen in den GCC-Staaten investieren massiv in die Informations- und Kommunikationstechnologie. Die Marktforschungsfirma International Data Corporation (IDC) sagt für dieses Jahr IT-Ausgaben in der gesamten arabischen Welt von 32 Mrd. US-Dollar voraus. Ein großer Teil davon wird auf Software und IT-Dienstleistungen entfallen. Das berichtet die emiratische Zeitung „Khaleej Times“ unter Berufung auf IDC-Vizepräsident Jyoti Lalchandani. Der Prognose zufolge wird allein Saudi- Arabien in diesem Jahr rund zehn Mrd. US-Dollar für Informationstechnologie ausgeben. Das Königreich ist damit der größte Investor, gefolgt von den VAE mit geschätzten Ausgaben in Höhe von sieben Mrd. US- Dollar. An dritter Stelle folgt Ägypten mit drei Mrd. US-Dollar. Laut Lalchandani wird der Markt bis 2016 ein Volumen von 41 Mrd. US-Dollar erreichen. Kunden seien in erster Linie Banken, Telekommunikationsunternehmen, die Regierungen sowie der Öl- und Gassektor. Eines der wichtigsten Investitionsmotive ist die Verbesserung der Sicherheit. Cybercrime sei ein sehr innovatives Feld und erfordere verstärkte Abwehrmaßnahmen, war etwa der Tenor auf dem Middle East CIO Summit im vergangenen Februar in Dubai. Dabei sind nicht nur Hardware und Software gefragt, sondern vor allem auch Expertise. Regionalbanken und örtliche Finanzinstitute verfügen beispielsweise nicht über ausreichendes Know-how, um IT-gestützte Sicherheitssysteme gegen Betrug und Unterschlagungen zu installieren. Foto: flickr_Nick Taylor SOUQ / 2/2013 36

Branchen SOUQ Laut Germany Trade & Invest (GTAI) ist insbesondere in den arabischen Golfstaaten die Nachfrage nach Sicherheitstechnologien und -dienstleistungen aller Art hoch. Verschiedene Bedrohungsszenarien führten zu einem ständig höheren Aufwand an Überwachungssystemen wie Videokameras sowie elektronischen Zugangssystemen. Während in der Vergangenheit vornehmlich militärische Einrichtungen, Flug- und Seehäfen sowie wichtige Infrastrukturen durch moderne Systeme geschützt wurden, seien es mittlerweile mehr und mehr auch größere Wohnanlagen und Hochhäuser. In allen Staaten der Arabischen Halbinsel gibt es den Angaben zufolge hier noch einen großen Bedarf. Hinzu kommen umfangreiche neue Infrastrukturprojekte in allen Ländern sowie große städtebauliche Projekte vor allem in Saudi-Arabien und Katar, die ebenfalls durch moderne Systeme abgesichert werden sollen. Für Anbieter im Bereich der Sicherheitstechnologie, aber auch von Hardware, Software und anderen IT-Dienstleistungen bleiben die arabischen Golfstaaten auf unabsehbare Zeit ein interessanter Absatzmarkt. Deutsche Firmen haben am Arabischen Golf einen guten Ruf und sind in allen Länder höchst willkommen. Allerdings ist der Markt umkämpft. Unternehmen, die dort Fuß fassen wollen, müssen sich insbesondere auf einen harten Wettbewerb mit angelsächsischen Anbietern einstellen. Massive Investitionen in IKT-Infrastruktur Indes haben die massiven Investitionen dazu geführt, dass viele Länder mittlerweile über eine hoch entwickelte IKT-Infrastruktur verfügen. Nicht von ungefähr belegen in dem von Booz & Company erstellten Ranking die GCC-Staaten vordere Plätze. So sind beispielsweise in Katar nach Angaben des Supreme Council of Information & Communication Technology (ICT Qatar) derzeit 63 Prozent der Haushalte an das Breitbandnetz mit Geschwindigkeiten von einem Megabit pro Sekunde angeschlossen. Das ist aber nur der Anfang. Das große Thema der Branche ist derzeit der Bau superschneller mobiler Breitbandnetze mit Geschwindigkeiten von 100 Megabits pro Sekunde. Katar will schon 2015 rund 95 Prozent aller Haushalte mit dieser Technologie der vierten Generation (4G) erreichen können. Die Regierung hat zudem Ambitionen, das Land zu einem digitalen Media-Hub für arabischsprachige Angebote zu machen. Auch in Saudi-Arabien erweitern und modernisieren laut GTAI die Telekommunikationsfirmen ihre Netze. Schwerpunkt ist der Mobilfunk, wo alle großen Anbieter an der Einführung der 4G-Technologie arbeiten. Neue Datendienste über Breitbandverbindungen sollen ihnen mehr Umsätze in dem kaufkräftigen Markt einbringen. Helfen dürften auch neue Glasfasernetze, die das Land national und international besser verbinden. Die Telekom-Liberalisierung hat den Wettbewerb in der Branche des Königreichs angeheizt. In den VAE wird ebenfalls viel Geld in die Modernisierung und den Ausbau der Telekommunikationsnetze gesteckt. Das derzeit wichtigste Thema ist die Einführung der LTE-Technologie (Long Term Evolution). Der ehemalige Monopolist, Etisalat, startete bereits 2011 mit dem LTE-Service. Der zweite Anbieter, die Emirates Integrated Telecommunication Company, folgte im Juni 2012. Als Vorreiter bei der Informations- und Kommunikationstechnologie am Arabischen Golf gilt Bahrain. Das Königreich stellte bereits im Jahr 1992 alle nationalen und internationalen Telefonleitungen auf die digitale Technik um – so früh wie kein anderer GCC-Staat. Im Jahr 2007 stellte Bahrain das drahtlose Netzwerk WiMax zur Verfügung. Ein Jahr später führte Bahrain als erster Staat der Welt landesweit das Next Generation Network (NGN) ein. Die Regierung in dem Königreich will auch in Zukunft massiv in die neuen Kommunikationstechnologien investieren und den Bürgern durch eine einzige elektronische Identität den Zugang zu etwa 200 E-Services bieten. Ziel der E-Government-Strategie ist es, mehr als 90 Prozent der elementaren Verwaltungsdienstleistungen online anzubieten. Insbesondere in den arabischen Golfstaaten besteht eine hohe Nachfrage nach Sicherheitstechnologien und -dienstleistungen Foto: flickr_Torkild Retvedt 37 SOUQ / 2/2013

Branchen<br />

SOUQ<br />

Laut Germany Trade & Invest (GTAI) ist<br />

insbesondere in den arabischen Golfstaaten<br />

die Nachfrage nach Sicherheitstechnologien<br />

und -dienstleistungen aller Art hoch. Verschiedene<br />

Bedrohungsszenarien führten zu<br />

einem ständig höheren Aufwand an Überwachungssystemen<br />

wie Videokameras sowie<br />

elektronischen Zugangssystemen. Während<br />

in der Vergangenheit vornehmlich militärische<br />

Einrichtungen, Flug- und Seehäfen sowie<br />

wichtige Infrastrukturen durch moderne<br />

Systeme geschützt wurden, seien es mittlerweile<br />

mehr und mehr auch größere Wohnanlagen<br />

und Hochhäuser.<br />

In allen Staaten der Arabischen Halbinsel<br />

gibt es den Angaben zufolge hier noch einen<br />

großen Bedarf. Hinzu kommen umfangreiche<br />

neue Infrastrukturprojekte in allen Ländern<br />

sowie große städtebauliche Projekte vor<br />

allem in Saudi-Arabien und Katar, die ebenfalls<br />

durch moderne Systeme abgesichert<br />

werden sollen.<br />

Für Anbieter im Bereich der Sicherheitstechnologie,<br />

aber auch von Hardware, Software<br />

und anderen IT-Dienstleistungen bleiben die<br />

arabischen Golfstaaten auf unabsehbare Zeit<br />

ein interessanter Absatzmarkt. Deutsche<br />

Firmen haben am Arabischen Golf einen<br />

guten Ruf und sind in allen Länder höchst<br />

willkommen. Allerdings ist der Markt umkämpft.<br />

Unternehmen, die dort Fuß fassen<br />

wollen, müssen sich insbesondere auf einen<br />

harten Wettbewerb mit angelsächsischen<br />

Anbietern einstellen.<br />

Massive Investitionen<br />

in IKT-Infrastruktur<br />

Indes haben die massiven Investitionen dazu<br />

geführt, dass viele Länder mittlerweile über<br />

eine hoch entwickelte IKT-Infrastruktur verfügen.<br />

Nicht von ungefähr belegen in dem<br />

von Booz & Company erstellten Ranking die<br />

GCC-Staaten vordere Plätze.<br />

So sind beispielsweise in Katar nach Angaben<br />

des Supreme Council of Information<br />

& Communication Technology (ICT Qatar)<br />

derzeit 63 Prozent der Haushalte an das<br />

Breitbandnetz mit Geschwindigkeiten von<br />

einem Megabit pro Sekunde angeschlossen.<br />

Das ist aber nur der Anfang. Das große<br />

Thema der Branche ist derzeit der Bau<br />

superschneller mobiler Breitbandnetze mit<br />

Geschwindigkeiten von 100 Megabits pro<br />

Sekunde. Katar will schon 2015 rund 95 Prozent<br />

aller Haushalte mit dieser Technologie<br />

der vierten Generation (4G) erreichen können.<br />

Die Regierung hat zudem Ambitionen,<br />

das Land zu einem digitalen Media-Hub für<br />

arabischsprachige Angebote zu machen.<br />

Auch in Saudi-Arabien erweitern und modernisieren<br />

laut GTAI die Telekommunikationsfirmen<br />

ihre Netze. Schwerpunkt ist<br />

der Mobilfunk, wo alle großen Anbieter an<br />

der Einführung der 4G-Technologie arbeiten.<br />

Neue Datendienste über Breitbandverbindungen<br />

sollen ihnen mehr Umsätze in<br />

dem kaufkräftigen Markt einbringen. Helfen<br />

dürften auch neue Glasfasernetze, die<br />

das Land national und international besser<br />

verbinden. Die Telekom-Liberalisierung hat<br />

den Wettbewerb in der Branche des Königreichs<br />

angeheizt.<br />

In den VAE wird ebenfalls viel Geld in die<br />

Modernisierung und den Ausbau der Telekommunikationsnetze<br />

gesteckt. Das derzeit<br />

wichtigste Thema ist die Einführung der<br />

LTE-Technologie (Long Term Evolution).<br />

Der ehemalige Monopolist, Etisalat, startete<br />

bereits 2011 mit dem LTE-Service. Der<br />

zweite Anbieter, die Emirates Integrated Telecommunication<br />

Company, folgte im Juni<br />

2012.<br />

Als Vorreiter bei der Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie am Arabischen<br />

Golf gilt Bahrain. Das Königreich<br />

stellte bereits im Jahr 1992 alle nationalen<br />

und internationalen Telefonleitungen auf<br />

die digitale Technik um – so früh wie kein<br />

anderer GCC-Staat. Im Jahr 2007 stellte<br />

Bahrain das drahtlose Netzwerk WiMax<br />

zur Verfügung. Ein Jahr später führte Bahrain<br />

als erster Staat der Welt landesweit das<br />

Next Generation Network (NGN) ein. Die<br />

Regierung in dem Königreich will auch in<br />

Zukunft massiv in die neuen Kommunikationstechnologien<br />

investieren und den Bürgern<br />

durch eine einzige elektronische Identität<br />

den Zugang zu etwa 200 E-Services<br />

bieten. Ziel der E-Government-Strategie<br />

ist es, mehr als 90 Prozent der elementaren<br />

Verwaltungsdienstleistungen online anzubieten.<br />

Insbesondere in den arabischen Golfstaaten besteht eine hohe Nachfrage nach Sicherheitstechnologien und -dienstleistungen<br />

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