Ausgabe 2/2013 - Ghorfa
Ausgabe 2/2013 - Ghorfa
Ausgabe 2/2013 - Ghorfa
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2/<strong>2013</strong> Das Ghor fa – Wir tschaftsmagazin<br />
SOUQ<br />
www.ghorfa.de<br />
16th Arab-German Business Forum<br />
arabisch-deutsches Handelsvolumen<br />
wächst 2012 über 18 Prozent<br />
Gesundheit<br />
6th Arab-German Health Forum<br />
Branchen<br />
hohe Investition in die Informationsund<br />
Kommunikationstechnik am<br />
Arabischen Golf<br />
Länderreport<br />
Investitionschancen im Irak
editorial<br />
SOUQ<br />
Vielfalt nutzen<br />
Liebe Mitglieder,<br />
liebe Leser,<br />
gemeinsam mit unseren Mitgliedern und Partnern möchten<br />
wir weiterhin aktiv die deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen<br />
ausbauen. Dabei sind die Kooperationsmöglichkeiten<br />
in verschiedener Hinsicht vielfältig. Zum einen repräsentieren<br />
unsere deutschen Mitglieder eine breite Palette wichtiger<br />
Wirtschaftszweige. Zum anderen ergeben sich in den 22<br />
arabischen Ländern durch ihre Wirtschaftsakzente diverse<br />
Geschäftschancen für deutsche Unternehmen.<br />
Um die Zukunftsthemen nachhaltig zu fördern, unterbreiten<br />
wir eine Fülle von Vernetzungsangeboten. Wir bieten<br />
unterschiedliche Plattformen: exklusive Roundtables, hochkarätige<br />
Wirtschaftskonferenzen mit mehreren hundert<br />
Teilnehmern, Delegationsreisen in die arabische Welt oder<br />
fachspezifische Events zu den Themen Energie, Bildung und<br />
Gesundheit. Beim 6th Arab-German Health Forum am 2.<br />
und 3. Mai <strong>2013</strong> in Erlangen tauschten sich beispielsweise<br />
rund 200 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft<br />
aus. In der Gesundheitsbranche gebe es zwar schon<br />
vielfältige deutsch-arabische Kooperation, das Potenzial sei<br />
jedoch längst nicht ausgeschöpft, lautete der Tenor (S. 18).<br />
Die vielfältigen geschäftlichen Chancen für deutsche und<br />
arabische Unternehmen spiegeln sich am stärksten auf dem<br />
Arab-German Business Forum wider. Bereits zum 16. Mal<br />
bietet dieses Event eine exzellente Plattform für diverse<br />
Branchen und hochrangige Teilnehmer aus Deutschland und<br />
der arabischen Welt. Es hat sich in den vergangenen Jahren<br />
zur wichtigsten Veranstaltung ihrer Art im deutschsprachigen<br />
Raum entwickelt. Die Teilnehmer schätzen vor allem die<br />
Mischung aus Vorträgen, Präsentationsmöglichkeiten und<br />
persönlichen Begegnungen. Ein allgemeines Kennzeichen<br />
der Foren ist es, dass sowohl die „großen” wirtschaftlichen<br />
Zusammenhänge wie auch ganz spezielle Fragen diskutiert<br />
werden. Vor allem wird jedoch das Networking auf dem<br />
Arab-German Business Forum großgeschrieben (S. 7).<br />
In dieser <strong>Ausgabe</strong> greift der SOUQ wiederum eine Reihe aktueller<br />
Themen auf. Wir berichten über Bahrain als Business<br />
Standort (S. 30) und bieten einen Expertenbeitrag zum Steuerrecht<br />
in Saudi-Arabien (S. 43). Außerdem behandelt die<br />
<strong>Ausgabe</strong> den IT-Sektor in der arabischen Welt (S. 36) und die<br />
Entwicklung der Seehäfen am Arabischen Golf (S. 38). Ferner<br />
veröffentlichen wir einen Länderreport zum Irak (S. 45).<br />
Lassen Sie sich von den Berichten inspirieren und bauen Sie<br />
mit uns die deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen weiter<br />
aus. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.<br />
Ihr<br />
Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />
Generalsekretär<br />
3<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
Editorial<br />
Abdulaziz Al-Mikhlafi 3<br />
Nachrichten<br />
6<br />
Zusammenarbeit<br />
16th Arab-German Business Forum 7<br />
Delegationsreise zum Jeddah Economic Forum 8<br />
www.ghorfa.de<br />
Saudi Arabia Economic Forum in Hannover 10<br />
2nd UAE Investment & Business Forum in Hannover 12<br />
Business and Investment in Qatar Forum in Berlin 14<br />
Delegationsreise in das Sultanat Oman und den Staat Kuwait 16<br />
6th Arab-German Health Forum 18<br />
الصوق جملة غرفة التجارة والصناعة العربية الأملانية<br />
جملة غرفة التجارة والصناعة العربية الأملانية<br />
الصوق<br />
روؤية قطر 2030<br />
منتدى الأعمال والصتثمار القطري يف برلني<br />
2/<strong>2013</strong><br />
2/<strong>2013</strong> Das Ghor fa – Wir tschaftsmagazin<br />
SOUQ<br />
www.ghorfa.de<br />
16th Arab-German Business Forum<br />
arabisch-deutsches Handelsvolumen<br />
wächst 2012 über 18 Prozent<br />
Gesundheit<br />
6th Arab-German Health Forum<br />
Gesundheit<br />
الصعودية والإمارات يف معرض هانوفر<br />
امللتقى الصحي العربي الأملاين الصادض<br />
اإزدهار قطاع العقارات يف اأملانيا<br />
SOUQ Das <strong>Ghorfa</strong>-Wirtschaftsmagazin 2/<strong>2013</strong><br />
Branchen<br />
hohe Investition in die Informationsund<br />
Kommunikationstechnik am<br />
Arabischen Golf<br />
Länderreport<br />
Investitionschancen im Irak<br />
Gesundheitssektor in der Republik Sudan 22<br />
Patentrecht in den VAE 24<br />
Tourismus<br />
Arabische Länder präsentieren sich auf der ITB Berlin 26<br />
Interview mit Akbar Al Baker, CEO von Qatar Airways 28<br />
Branchen<br />
Wirtschaftsstandort Bahrain 30<br />
Hohe Investitionen in die Informations- und Kommunikationstechnik 36<br />
Ausbau der Seehäfen am Arabischen Golf 38<br />
Bauwirtschaft auf Wachstumskurs 41<br />
Steuerrecht in Saudi-Arabien 43<br />
Länderreport<br />
Investitionschancen im Zweistromland<br />
Der Irak auf Wachstumskurs 44<br />
Warenaustausch<br />
51<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of<br />
Commerce and Industry e.V.<br />
Garnisonkirchplatz 1, 10178 Berlin<br />
Telefon: + 49 (0)30 278907-0<br />
Telefax: + 49 (0)30 278907-49<br />
ghorfa@ghorfa.de<br />
www.ghorfa.de<br />
Präsident: Thomas Bach<br />
Generalsekretär: Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />
Redaktion:<br />
Dr. Ralf Neubauer<br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Leoni Abel<br />
Titelbild: Economic Development Board<br />
Layout: Fadhl Al-Romaima<br />
Druck: Druck Center Meckenheim GmbH<br />
Erscheinungsweise:<br />
Der SOUQ erscheint viermal jährlich. Für<br />
<strong>Ghorfa</strong>-Mitglieder ist der Zeitschriftenpreis im<br />
Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Die <strong>Ghorfa</strong> übernimmt keine Gewähr für die<br />
Richtigkeit der Angaben.<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit<br />
Quellenangabe gestattet.<br />
Erscheinungsdatum: Juni <strong>2013</strong>
Grenzenlose Erfolge<br />
Rödl & Partner ist an 91 eigenen Standorten in 40 Ländern vertreten.<br />
Die integrierte Beratungs- und Prüfungsgesellschaft für Recht, Steuern,<br />
Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfung verdankt ihren dynamischen<br />
Erfolg 3.500 unternehmerisch denkenden Mitarbeitern. Im<br />
engen Schulterschluss mit ihren Mandanten erarbeiten sie Informationen<br />
für fundierte – häufig grenzüberschreitende – Entscheidungen<br />
aus den Bereichen Wirtschaft, Steuern, Recht und IT und setzen sie<br />
gemeinsam mit ihnen um.<br />
Von Dubai aus steuern wir die Geschäfte unserer Mandanten in der<br />
arabischen Welt. Diese betreuen wir umfassend aus einer Hand – ganz<br />
gleich, ob ein Markteintritt in der Region vorbereitet oder ein bestehendes<br />
Geschäftsmodell weiter ausgebaut werden soll.<br />
Weltkugel final Naher Osten<br />
Ihre Ansprechpartner für den Nahen Osten<br />
Sabine Reindel<br />
Tel.: + 971 (56) 115 65 44<br />
sabine.reindel@roedl.pro<br />
Dr. Marcus Felsner<br />
Tel.: +49 (30) 810 795-51<br />
marcus.felsner@roedl.pro<br />
www.roedl.de
SOUQ nachrichten<br />
Nachrichten<br />
Libyen<br />
Erneuerbaren Energien sollen<br />
massiv ausgebaut werden<br />
Wie in allen Ländern Nordafrikas ist das Potenzial<br />
der erneuerbaren Energien auch in<br />
Libyen groß. Die Regierung will daher die<br />
„Renewables“ in den kommenden Jahren<br />
massiv ausbauen. Im Jahr 2020 soll ihr Anteil<br />
an der Stromerzeugung rund 20 Prozent erreichen.<br />
Das kündigte der libysche Elektrizitätsminister<br />
Ali Mohammed Muhairiq jetzt<br />
auf einer Konferenz in Brüssel an. Dabei soll<br />
vor allem die Solarenergie genutzt werden.<br />
Dem Minister zufolge bereitet die libysche<br />
Regierung derzeit die Ausschreibung von<br />
zwei großen Solaranlagen vor. Auch Algerien<br />
verfolgt bei den erneuerbaren Energien<br />
ambitionierte Pläne. Wie Noureddine Boutarfa,<br />
CEO des staatlichen algerischen Versorgungsunternehmen<br />
Sonelgaz, in Brüssel<br />
mitteilte, sollen regenerative Energien im<br />
Jahr 2030 etwa 40 Prozent zur Elektrizitätserzeugung<br />
beitragen.<br />
Saudi-Arabien<br />
Massive Investitionen in die<br />
Wasser-Infrastruktur<br />
Die staatliche National Water Company<br />
(NWC) in Saudi-Arabien will im Zeitraum<br />
<strong>2013</strong> bis 2017 umgerechnet 13,3 Mrd. US-<br />
Dollar investieren, um die Wasser- und Abwasserinfrastruktur<br />
im Lande zu modernisieren<br />
und auszubauen. Das teilte Yahya<br />
Al-Yousef, Direktor bei der NWC, jetzt auf<br />
einer Konferenz in Al-Khobar mit. Gegenwärtig<br />
ist das Unternehmen in Riad, Jeddah,<br />
Mekka und Taif präsent und versorgt dort<br />
insgesamt 10,6 Mio. Menschen mit etwa 2,7<br />
Mio. Kubikmeter Trinkwasser am Tag. Bis<br />
Ende 2014 will die NWC auch in Medina,<br />
Dammam und Al-Khobar Wasser- und Abwasserdienstleistungen<br />
anbieten. Dort werden<br />
dann zusammen 2,2 Mio. Menschen mit<br />
täglich rund 800.000 Kubikmeter Trinkwasser<br />
versorgt. Die meisten Investitionen in den<br />
Jahren <strong>2013</strong> bis 2017 sind in Riad (4,8 Mrd.<br />
US-Dollar) geplant. Es folgen Jeddah (4,2<br />
Mrd. US-Dollar) sowie Mekka und Taif (2,9<br />
Mrd. US-Dollar). In Medina sowie in Dam-<br />
mam/ Al-Khobar sollen jeweils 747 Mio. US-<br />
Dollar investiert werden. Im vergangenen<br />
Jahr war Saudi-Arabien der größte Markt<br />
für Wasserprojekte in den GCC-Staaten. Insgesamt<br />
wurden Aufträge im Wert von rund<br />
drei Mrd. US-Dollar vergeben. Der Anteil am<br />
gesamten GCC-Markt (6,4 Mrd. US-Dollar)<br />
belief sich damit auf nahezu 47 Prozent.<br />
Sudan<br />
Zuckerkapazitäten werden<br />
deutlich erweitert<br />
Die sudanesische Kenana Sugar Company<br />
will ihre Kapazität zur Erzeugung von Zucker<br />
auf jährlich eine Mio. Tonnen verdoppeln.<br />
Die Produktion von Biokraftstoffen<br />
soll bis 2015 verdreifacht werden. Das berichtet<br />
das Magazin MEED. Die Expansion<br />
wird größtenteils (500 Mio. US-Dollar)<br />
durch die Gesellschafter (die Staaten Kuwait,<br />
Saudi-Arabien und Sudan) finanziert. Kenana<br />
ist der größte Zuckerproduzent in der Republik<br />
Sudan und wurde gegründet, um die<br />
Nahrungsmittelsicherheit in den beteiligten<br />
Staaten zu erhöhen.<br />
VAE<br />
Globales Immobilien-Ranking:<br />
Dubai belegt zweiten Platz<br />
Dubai belegt in dem kürzlich von dem Magazin<br />
Forbes veröffentlichten Ranking „The<br />
Hottest Real Estate Markets on Earth“ den<br />
zweiten Rang. Nur Hongkong landet in der<br />
Rangliste, die für das Jahr 2012 gilt, vor dem<br />
Emirat. Dem Ranking liegt die Entwicklung<br />
der durchschnittlichen Preise für Häuser zugrunde.<br />
Danach verzeichnete Hongkong im<br />
vergangenen Jahr einen Preisanstieg von 23,6<br />
Prozent, gefolgt von Dubai mit 19 Prozent.<br />
Auf dem dritten Platz liegt Brasilien (plus 13,7<br />
Prozent). In diesem Jahr hält der Aufschwung<br />
an, wie ein Report der Deutschen Bank belegt.<br />
Danach sind die Immobilienpreise und Mieten<br />
in Dubai im vergangenen März im sechszehnten<br />
Monat nacheinander gestiegen. Die Erholung<br />
der Preise bei erstklassigen Immobilien,<br />
die Ende 2011 begann, weite sich nunmehr<br />
auf zweitrangige Lagen aus, erklärte Athmane<br />
Benzerroug, Analyst bei der Deutschen Bank.<br />
Trotz steigenden Angebots bleibe die Zuversicht<br />
der Investoren groß und Immobilienentwickler<br />
beschleunigten ihre Projekte.<br />
GCC<br />
Golfstaaten investieren 300 Mrd.<br />
US-Dollar in Stromprojekte<br />
Die Staaten des Golfkooperationsrates (GCC)<br />
werden bis zum Jahr 2020 etwa 300 Mrd. US-<br />
Dollar in Stromprojekte investieren und eine<br />
zusätzliche Leistung zur Erzeugung von Elektrizität<br />
in Höhe von acht Gigawatt schaffen.<br />
Das sagt einem Bericht der Tageszeitung „The<br />
Peninsula“ zufolge eine Studie der in Doha<br />
ansässigen „Gulf Organisation for Industrial<br />
Consulting“ (GOIC) voraus. Wie es weiter<br />
heißt, entspricht die gegenwärtige Stromnachfrage<br />
in den GCC-Staaten einer installierten<br />
Kapazität von rund 60.000 Megawatt.<br />
In den kommenden 25 Jahren werde sich die<br />
Nachfrage verdreifachen. Nach Einschätzung<br />
der Studie haben die Golfstaaten noch ein<br />
großes und nicht erschlossenes Potenzial bei<br />
der Energieeffizienz. Fortschritte in diesem<br />
Bereich seien nicht zuletzt aus Umweltgründen<br />
unabdingbar.<br />
Region wird zu einem<br />
globalen Kunststoff-Hub<br />
Die Kunststoffindustrie in den GCC-Staaten<br />
hat ihre Produktion im vergangenen Jahr um<br />
elf Prozent gesteigert und damit ihren globalen<br />
Marktanteil weiter erhöht. Das teilte jetzt die<br />
Gulf Petrochemicals & Chemicals Association<br />
(GPCA) vor der Presse in Dubai mit. Den Angaben<br />
zufolge produzierten die Unternehmen<br />
2012 21 Mio. Tonnen Kunststoffharze, nach<br />
19 Mio. Tonnen im Vorjahr. Die Exporte von<br />
Kunststoffharz wuchsen um 13 Prozent auf<br />
rund 17 Mio. Tonnen. „Der Anteil der GCC-<br />
Staaten am globalen Handel mit Kunststoffen<br />
nimmt stetig zu, die Golfregion entwickelt sich<br />
zu einem globalen Hub der Kunststoffproduktion“,<br />
erklärte GPCA-Generalsekretär Abdulwahab<br />
Al-Sadoun. Nach seinen Angaben kamen<br />
die Produzenten am Arabischen Golf bei<br />
thermoplastischen Kunstoffen im Jahr 2011<br />
auf einen Anteil an der weltweiten Erzeugung<br />
von 7,6 Prozent, der Anteil an den globalen Exporten<br />
belief sich auf elf Prozent.<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
6
Zusammenarbeit<br />
SOUQ<br />
16th Arab-German<br />
Business Forum in Berlin<br />
In den letzten zehn Jahren hat sich das Handelsvolumen zwischen der Arabischen Welt und Deutschland mehr als verdoppelt.<br />
Dieser positive Trend der arabisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen setzt sich weiterhin fort. So verzeichnete<br />
der Handel auch 2012 wieder einen deutlichen Zuwachs. Die deutschen Exporte in die Region nahmen um rund 17% zu.<br />
Auch die deutschen Importe stiegen beträchtlich um über 22%. Der Gesamthandel betrug damit 49 Milliarden Euro im<br />
Jahr 2012. Arabische Länder investieren zudem vermehrt in deutsche Unternehmen.<br />
Foto: Economic Development Board<br />
Um die potenziellen deutsch-arabischen Geschäftskooperationen<br />
zu fördern, veranstaltet<br />
die <strong>Ghorfa</strong> vom 12.-14. Juni <strong>2013</strong> in Berlin<br />
das 16th Arab-German Business Forum in<br />
Zusammenarbeit mit dem Deutschen Industrie-<br />
und Handelskammertag (DIHK) und<br />
der Generalunion der Arabischen Kammern.<br />
Zu der branchenübergreifenden Diskussions-<br />
und Kontaktplattform werden bis zu 800<br />
hochrangige Teilnehmer aus Deutschland und<br />
der arabischen Welt erwartet. Partnerland des<br />
diesjährigen Arab-German Business Forums<br />
ist das Königreich Bahrain.<br />
Wie in den Vorjahren bietet das Arab-German<br />
Business Forum eine hervorragende Austauschplattform<br />
für diverse Branchen. Folgende<br />
Themen stehen auf der Agenda: „Security<br />
& ICT: Saving the Future”, „Logistics<br />
& Mobility: Moving Goods and Passengers”,<br />
„Small and Medium-Sized Enterprises: Engine<br />
of Societies”, „Women in Business: Unfolding<br />
Leadership”, „Construction: Housing<br />
and City Development”, „Industrialization in<br />
the Arab World: Boosting Potentials”, „Family<br />
Business: Tradition meets Trends”, „Financial<br />
Services & Insurance: Supporting Arab-German<br />
Business”, „Infrastructure Megaprojects:<br />
Rails, Ports and Roads” sowie die abschließende<br />
Plenarsitzung „Political Outlook of Arab-<br />
German Business Cooperation“.<br />
Die arabische Welt wird ein immer attraktiverer<br />
Markt für deutsche Unternehmen. Das<br />
Bruttoinlandsprodukt der arabischen Welt betrug<br />
im Jahr 2011 2.365 Mrd. US-Dollar. Die<br />
arabischen Länder bleiben nach Schätzungen<br />
des Internationalen Währungsfonds auch in<br />
den kommenden Jahren auf Wachstumskurs.<br />
Hohe Investitionssummen in den Auf- und<br />
Ausbau der Infrastruktur sowie ein expandierender<br />
Markt mit 365 Mio. Einwohnern, von<br />
denen in vielen Ländern mehr als die Hälfte<br />
unter 25 Jahre ist, bieten deutschen Unternehmen<br />
hervorragende geschäftliche Möglichkeiten.<br />
Dieses Potenzial haben viele deutsche<br />
sowie arabische Unternehmen bereits erkannt.<br />
Das Arab-German Business Forum hat sich<br />
in den vergangenen Jahren zur wichtigsten<br />
Kontakt- und Informationsplattform ihrer<br />
Art im deutschsprachigen Raum entwickelt.<br />
Für Unternehmen, die in den arabisch-deutschen<br />
Wirtschaftsbeziehungen aktiv sind oder<br />
Fuß fassen wollen, hat sich das Arab-German<br />
Business Forum immer mehr zu einer Pflichtveranstaltung<br />
etabliert. Die Teilnehmer schätzen<br />
vor allem die Mischung aus Vorträgen,<br />
Präsentationsmöglichkeiten und persönlichen<br />
Begegnungen. Ein allgemeines Kennzeichen<br />
der Foren ist es, dass sowohl die „großen”<br />
wirtschaftlichen Zusammenhänge wie auch<br />
ganz spezielle Fragen diskutiert werden. Vor<br />
allem wird jedoch das Networking auf dem<br />
Arab-German Business Forum großgeschrieben.<br />
7<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ Zusammenarbeit<br />
Delegationsreise<br />
zum Jeddah Economic Forum <strong>2013</strong><br />
Vom 16. bis 18. März <strong>2013</strong> organisierte die <strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of Commerce and Industry eine Delegationsreise<br />
zum Jeddah Economic Forum <strong>2013</strong> in Saudi-Arabien. Das Jeddah Economic Forum (JEF) findet seit dem Jahr<br />
2000 jährlich statt und hat sich in dieser Zeit zu einer strategischen Plattform für Geschäftskontakte, Diskussionen<br />
und Meinungsaustausch von Entscheidungsträgern aus Saudi-Arabien, der arabischen Welt und der internationalen<br />
Politik und Wirtschaft etabliert. Das diesjährige Jeddah Economic Forum mit dem Titel „Housing a growing population“,<br />
hatte die Entwicklung des saudischen Wohnungsmarkt zum Thema und fand im Hilton Jeddah statt.<br />
Jasser, der französische Minister für industrielle<br />
Erneuerung Arnaud Montebourg, Minister<br />
aus der Türkei, Singapur und Irland<br />
sowie Bürgermeister international erfolgreicher<br />
Städte und viele weitere Experten.<br />
Die gewonnenen Eindrücke konnten die Delegationsteilnehmer<br />
beim Büffet-Empfang in<br />
der Residenz des Deutschen Generalkonsuls<br />
bei anregenden Diskussionen vertiefen und<br />
spannende Einblicke in die Geschäftswelt der<br />
saudisch-deutschen Community Djiddas gewinnen.<br />
Minister für Wohnungsbau Dr. Showaish Al-Duwaihi<br />
S.H. Prinz Khalid Al-Faisal, Gouverneur<br />
der Mekka-Region, eröffnete das Forum<br />
am Abend des 16. März in einer feierlichen<br />
Zeremonie. Zum Einstieg in das Forum am<br />
17. März wurden die Delegationsteilnehmer<br />
durch den Deutschen Generalkonsul in<br />
Djidda, Dr. Rolf Schuster über die aktuelle<br />
politische und wirtschaftliche Lage Saudi-<br />
Arabiens gebrieft. Im Anschluss gaben Vertreter<br />
von Ernst & Young einen Einblick<br />
in neueste Entwicklungen der westlichen<br />
Region Saudi-Arabiens. Das Forum begann<br />
nach einer Einführung durch Scheich Saleh<br />
Kamel, den Vorstandsvorsitzenden der<br />
Industrie- und Handelskammer mit einer<br />
fulminanten Rede von Dr. Abdullah Dahlan,<br />
ehemaliger Generalsekretär der Industrie-<br />
und Handelskammer Djiddas, der<br />
nachdrücklich Bewegung in der Wohnungsmarktthematik<br />
forderte. Die einzelnen Sessions<br />
waren mit hochkarätigen Sprechern<br />
besetzt und behandelten Themen wie: die<br />
wirtschaftlichen Grundlagen einer Stadt,<br />
Technologien in einer nachhaltigen Stadt,<br />
die Herausforderung bezahlbaren Wohnraums,<br />
die Rolle der Politik und Privatwirtschaft<br />
bei der Wohnungsbaupolitik und die<br />
finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen.<br />
Eindrucksvolle Einblicke in diese<br />
Themen gaben unter anderem Sprecher wie<br />
der saudische Handels- und Industrieminister<br />
Dr. Tawfiq Fawzan Al-Rabiah, Minister<br />
für Wohnungsbau Dr. Showaish Al-Duwaihi,<br />
Wirtschaftsminister Dr. Muhammad Al<br />
Der zweite Konferenztag bot den Teilnehmern<br />
der <strong>Ghorfa</strong>-Delegation, neben weiteren<br />
spannenden Sessions, die Möglichkeit,<br />
bei B2B-Meetings in Anwesenheit des Generalsekretärs<br />
der Industrie- und Handelskammer<br />
von Djidda, Adnan Mandourah,<br />
und dem Generalsekretär der <strong>Ghorfa</strong>, Abdulaziz<br />
Al-Mikhlafi, interessante Kontakte<br />
mit saudischen Geschäftsleuten zu knüpfen<br />
und Erfahrungen auszutauschen. Das saudische<br />
Interesse an deutschem Know-how und<br />
saudisch-deutschen Kooperationen ist sehr<br />
ausgeprägt. Die Abschlusssitzung mit S.H.<br />
Prinz Khalid Al-Faisal, dem Gouverneur der<br />
Mekka-Region, bildete einen weiteren Höhepunkt<br />
des Jeddah Economic Forums, das für<br />
seine offenen Diskussionen bekannt ist. Die<br />
Teilnehmer der Delegationsreise konnten<br />
viele Informationen vom JEF mitnehmen,<br />
wie etwa, dass bis 2015 circa eine Million<br />
Wohnungen gebaut werden müssen, um<br />
die Nachfrage der stetig wachsenden Bevölkerung<br />
zu stillen. Die während des Forums<br />
geknüpften Kontakte bieten nach Meinung<br />
der Teilnehmer viele Möglichkeiten für eine<br />
erfolgreiche deutsch-saudische Kooperation.<br />
Weitere Informationen zum Jeddah Economic<br />
Forum <strong>2013</strong> sind unter<br />
http://www.jef.org.sa/ zu finden.<br />
Foto: <strong>Ghorfa</strong><br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
8
SOUQ<br />
Mehr Sicherheit auf den Straßen: Unsere<br />
Innovationen helfen, Unfälle zu vermeiden.<br />
Das Fahren mit vorausschauenden Assistenzsystemen findet immer mehr Freunde:<br />
Der „Active Brake Assist“ in unseren Mercedes-Benz Actros warnt den Fahrer, wenn der<br />
Abstand zum Vorausfahrenden zu gering wird und ein Unfall droht. Der elektronische<br />
Assistent bremst das Fahrzeug sogar bis zum Stillstand ab, wenn es notwendig ist.<br />
Mit dieser Innovation bietet Daimler Lösungen für weniger Unfälle im Straßenverkehr.<br />
Damit kommen wir unserer Vision vom unfallfreien Fahren wieder ein Stück näher.<br />
www.daimler.com<br />
www.daimler.mobi<br />
9<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
Zusammenarbeit<br />
Saudi-Arabien lädt deutsche Firmen ein, sich bei<br />
der Industrialisierung des Landes zu engagieren<br />
Saudi-Arabien will auch in den kommenden Jahren massiv in die Industrialisierung investieren. Deutsche Firmen<br />
sind eingeladen, sich zu engagieren. Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte auf der Hannover Messe den Stand<br />
des Königreiches.<br />
Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr in Gespräch mit Dr. Taufiq Al-Rabiah, saudischer Handels- und Industrieminister<br />
Bei der Diversifizierung der Volkswirtschaft<br />
Saudi-Arabiens wird auch in den kommenden<br />
Jahren die Industrie der Schlüsselsektor<br />
bleiben. Das versicherte Dr. Taufiq Al-Rabiah,<br />
der saudische Handels- und Industrieminister,<br />
auf dem Saudi Arabia Economic<br />
Forum am 9. April. Die sehr gut besuchte<br />
Veranstaltung, an der hochrangige Vertreter<br />
und Entscheidungsträger aus dem Königreich<br />
teilnahmen, fand im Rahmen der<br />
Hannover Messe <strong>2013</strong> statt.<br />
Nach Angaben von Minister Al-Rabiah<br />
schreitet die Industrialisierung des Landes<br />
voran. Die industrielle Wertschöpfung habe<br />
im Jahr 2012 um 7,6 Prozent zugenommen,<br />
die industriellen Ausfuhren seien um vier<br />
Prozent gestiegen. Inzwischen gebe es in<br />
dem Königreich rund 6.300 Fabriken mit<br />
760.000 Beschäftigten. Für ausländische<br />
Firmen eröffnen sich dem Minister zufolge<br />
zahlreiche geschäftliche Chancen, die von<br />
seinem Haus und anderen Regierungsinstitutionen<br />
nach Kräften gefördert würden.<br />
Auch verfüge das Land über eine industrielle<br />
Infrastruktur auf Weltklasseniveau. Der<br />
Minister lud die deutsche Wirtschaft ein,<br />
sich in seinem Land zu engagieren.<br />
Dr. Al-Rabiah eröffnete das Saudi Arabia<br />
Economic Forum gemeinsam mit Bundeswirtschaftsminister<br />
Dr. Philipp Rösler. In<br />
seiner Rede würdigte Rösler die lange und<br />
enge strategische Kooperation zwischen<br />
Deutschland und dem Königreich. Die deutschen<br />
Warenexporte nach Saudi-Arabien<br />
hätten sich 2012 auf mehr als acht Mrd. Euro<br />
belaufen und damit in den vergangenen Jahren<br />
nahezu verdoppelt. Aufgrund der vertrauensvollen<br />
Beziehungen glaube er an eine<br />
weitere Expansion. Doch seien auch saudische<br />
Investitionen in Deutschland „höchst<br />
willkommen“, sagte der Minister.<br />
Die deutschen Unternehmen sollten, so Rösler<br />
weiter, die geschäftlichen Möglichkeiten<br />
in Saudi-Arabien entschlossen nutzen.<br />
Überall böten sich Chancen, beispielsweise<br />
beim Ausbau der Flug- und Seehäfen oder<br />
allgemein im Infrastruktur- und Bausektor.<br />
Auch der Ausbau erneuerbarer Energien in<br />
Saudi-Arabien eröffne für deutsche Firmen<br />
viele Möglichkeiten. Als sehr erfolgreich<br />
bezeichnete der Minister die deutsch-saudische<br />
Zusammenarbeit bei der Ausbildung<br />
junger Menschen in Saudi-Arabien.<br />
Auf dem Saudi Arabia Economic Forum referierten<br />
viele hochrangige Persönlichkeiten.<br />
Auch Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul<br />
Majed Shobokshi, saudischer Botschafter in<br />
Berlin und Doyen des arabischen diplomatischen<br />
Korps in Deutschland, nahm an dem<br />
Forum teil. Die Botschaft unterstütze deutsche<br />
Geschäftsleute, die sich in dem Königreich<br />
engagieren wollen, sagte der Botschafter.<br />
Er sei hoch erfreut darüber, welch hohes<br />
Niveau die deutsch-saudischen Wirtschaftsbeziehungen<br />
inzwischen erreicht haben.<br />
Abdullatif Al-Othman, Präsident und<br />
Chairman des Board of Directors der Saudi<br />
Arabian General Investment Authority<br />
(SAGIA), gab einen Überblick über die Investitionsbedingungen<br />
in seinem Land. Er<br />
bezeichnete das Wirtschaftsklima als sehr<br />
geschäftsfreundlich. Dies erkläre, warum<br />
Saudi-Arabien bei ausländischen Direktin-<br />
Foto: AHK Saudi-Arabien<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
10
Zusammenarbeit<br />
SOUQ<br />
vestitionen (FDI) im Mittleren Osten und<br />
Nordafrika (MENA) führend sei.<br />
Ausländischen Unternehmen, die sich in<br />
Saudi-Arabien niederlassen, bietet das Land<br />
laut Al-Othman sehr günstige Konditionen:<br />
hundertprozentiges ausländisches Eigentum<br />
an Firmen und Grundstücken, freier<br />
Verkehr von Kapital und Gewinnen, keine<br />
persönliche Einkommensteuer und lediglich<br />
eine Körperschaftssteuer in Höhe von<br />
20 Prozent, Grundstücke zu sehr günstigen<br />
Preisen in den Industriestädten des Landes,<br />
viele Ausnahmen beim Zoll und anderes<br />
mehr. „Wer sich in Saudi-Arabien ansiedeln<br />
will, bekommt bei uns alle Unterstützung“,<br />
resümierte Al-Othman.<br />
Azzam Shalabi, Präsident des National<br />
Industrial Cluster Development Program<br />
(NICDP), berichtete über die Aktivitäten<br />
seiner Institution. Die neu gegründete<br />
staatliche Agentur hat eine beratende<br />
Rolle bei der Umsetzung der Strategie<br />
im Bereich von fünf exportorientierten<br />
Industriesektoren übernommen: Automobilindustrie,<br />
Verarbeitung von Mineralien<br />
und Metallen, Solarenergieprodukte,<br />
Kunststoffe und Verpackungen sowie<br />
Haushaltsgeräte. Laut Shalabi hat das<br />
NICDP beispielsweise unlängst eine Absichtserklärung<br />
mit dem britischen Autobauer<br />
Jaguar Landrover unterzeichnet.<br />
Der zum indischen Tata-Konzern zählende<br />
Hersteller von Premium- und Geländefahrzeugen<br />
erwägt, in Saudi-Arabien ein<br />
Automobilwerk zu errichten. Für potenzielle<br />
Investoren, so Shalabi, sei die Agentur<br />
jederzeit ansprechbar.<br />
Hochkarätige Teilnehmer auf dem Forum<br />
Das Tätigkeitsspektrum der Saudi Industrial<br />
Property Authority (MODON) erläuterte<br />
deren Generaldirektor Saleh Al<br />
Rasheed. Aufgabe der 2001 gegründeten<br />
staatlichen Organisation ist es, die Industriestädte<br />
(Industrial Cities) im Lande samt<br />
integrierter Infrastruktur und integrierten<br />
Dienstleistungen zu entwickeln. Bis zum<br />
Jahr 2012 wurden 29 solcher Städte in verschiedenen<br />
Regionen geschaffen. Ausländische<br />
Unternehmen können sich dort zu<br />
günstigen Bedingungen ansiedeln. In den<br />
kommenden Jahren soll, wie Al Rasheed<br />
mitteilte, die Zahl der Industriestädte auf<br />
40 zunehmen.<br />
Die National Industrialization Company<br />
(Tasnee) stellte deren CEO Saleh Fahd Al<br />
Nazha vor. Das an der saudi-arabischen<br />
Börse gelistete Unternehmen ist Al Nazha<br />
zufolge nach dem Chemiegiganten Sabic<br />
(Saudi Basic Industries Corporation) der<br />
zweitgrößte Hersteller von Kunstoffen<br />
und petrochemischen Erzeugnissen in dem<br />
Königreich und arbeitet mit ausländischen<br />
Branchenunternehmen zusammen. Unter<br />
anderem kooperiert Tasnee mit dem deutschen<br />
Evonik-Konzern bei der Herstellung<br />
von so genannten Superabsorbern. Tasnee<br />
gilt als der weltweit zweitgrößte Hersteller<br />
von Titandioxid. Der Tasnee-CEO erklärte,<br />
dass Metalle bei der wirtschaftlichen Entwicklung<br />
des Landes eine wichtige Rolle<br />
spielen.<br />
Als Erfolgsgeschichte eines KMU (Kleine<br />
und mittlere Unternehmen) in Saudi-Arabien<br />
wurde die Firma V-Line aus Sehnde bei<br />
Hannover präsentiert. V-Line ist weltweit<br />
als Dienstleister für die Beschaffung von<br />
Materialien und Komponenten für Industrieanlagen<br />
aller Art tätig. Laut Detlev Daues,<br />
CEO von V-Line, ist sein Unternehmen<br />
bereits seit Anfang der achtziger Jahre mit<br />
einer Niederlassung in Saudi-Arabien vertreten<br />
und arbeitet seitdem erfolgreich mit<br />
den größten Firmen des Landes zusammen.<br />
Von der Unternehmensberatung Ernst &<br />
Young wurde V-Line als „Entrepreneur des<br />
Jahres 2012“ in der Kategorie Dienstleistungen<br />
ausgezeichnet.<br />
Einen Überblick über die Entwicklung des<br />
Petrochemie-Konzerns Sabic gab Mutlaq<br />
H. Al-Morished. Er ist als Executive Vice<br />
President für den Bereich Corporate Finance<br />
von Sabic verantwortlich. Laut Al-<br />
Morished ist der mehrheitlich in Staatsbesitz<br />
befindliche Konzern mit einem<br />
Jahresumsatz von umgerechnet rund 50<br />
Mrd. US-Dollar (2011) eines der größten<br />
Chemieunternehmen der Welt. Sabic beschäftigt<br />
etwa 40.000 Mitarbeiter und ist<br />
in mehr als 40 Ländern mit Tochtergesellschaften<br />
präsent.<br />
Saudi-Arabien war in diesem Jahr auf der<br />
Hannover Messe mit einem Pavillon vertreten,<br />
der eine Ausstellungsfläche von 1200<br />
Quadratmetern hatte. Aussteller waren<br />
zahlreiche saudische Unternehmen, darunter<br />
auch Sabic und Tasnee. Handels- und Industrieminister<br />
Dr. Tafiq Al-Rabiah konnte<br />
an dem Stand unter anderem Bundeskanzlerin<br />
Dr. Angela Merkel und den russischen<br />
Präsidenten Wladimir Putin begrüßen. Der<br />
Besuch dieser beiden hochrangigen Gäste<br />
dokumentiere die starken Beziehungen, die<br />
Saudi-Arabien mit beiden Ländern verbinde,<br />
sagte Dr. Al-Rabiah.<br />
Foto: AHK Saudi-Arabien<br />
11<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ Zusammenarbeit<br />
Olaf Hoffmann, <strong>Ghorfa</strong>-Vize-Präsident, Abdullah Al Saleh, Staatssekretär im VAE-Wirtschaftsministerium, Olaf Lies, niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Jumaa<br />
Mubarak Al Junaibi, VAE-Botschafter in Berlin, Mohammed Omar Abdullah, Undersecretary, Abu Dhabi Department of Economic Development, Abdulaziz Al-Mikhlafi,<br />
<strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär (v. l.)<br />
2nd UAE Investment & Business Forum:<br />
Die strategische Partnerschaft zwischen<br />
Deutschland und den VAE wird immer intensiver<br />
Die Kooperation zwischen Deutschland und den VAE entwickelt sich dynamisch. So der Tenor auf dem 2nd UAE Investment<br />
& Business Forum in Hannover, veranstaltet von der <strong>Ghorfa</strong> in Zusammenarbeit mit dem Abu Dhabi Department<br />
of Economic Development, dem Wirtschaftsministerium der VAE sowie der Botschaft der VAE in Berlin.<br />
Offiziell eröffnet wurde das Forum, das im<br />
Rahmen der Hannover Messe am 9. April stattfand,<br />
von Abdullah Al Saleh, Staatssekretär im<br />
VAE-Wirtschaftsministerium. Er würdigte<br />
die deutsch-emiratischen Wirtschaftsbeziehungen<br />
und wünschte sich, dass diese ausgebaut<br />
werden. Dabei seien die VAE vor allem<br />
an deutscher Technologie und an deutschen<br />
Innovationen interessiert. Denn hier nehme<br />
Deutschland eine weltweit führende Position<br />
ein. Ziel der VAE sei es, eine diversifizierte und<br />
nachhaltig wissensbasierte Volkswirtschaft zu<br />
schaffen, erklärte der Staatssekretär in diesem<br />
Zusammenhang. Hierzu haben die Emirate die<br />
Economic Vision 2021 verabschiedet.<br />
Laut Al Saleh bieten die VAE ihren Geschäftspartnern<br />
und internationalen Investoren eine<br />
Reihe von Vorteilen. So verfüge das Land über<br />
eine Logistik-Infrastruktur auf Weltklasseniveau<br />
und eine strategisch günstige Lage zwischen<br />
Europa, Afrika und Asien. Auch kämen<br />
ausländische Unternehmen, die sich in den<br />
VAE engagieren, in den Genuss großzügiger<br />
Investitionsanreize. So seien Unternehmen<br />
und deren Beschäftigte von der Steuer befreit,<br />
und Gewinne könnten frei transferiert werden.<br />
Olaf Lies, niedersächsischer Minister für Wirtschaft,<br />
Arbeit und Verkehr, machte in seiner<br />
Willkommensrede deutlich, dass Deutschland<br />
stärkere Wirtschaftsbeziehungen mit den VAE<br />
eingehen will: „Die VAE sind bekannt für ihre<br />
besondere Kaufkraft und außerordentliche Bereitschaft,<br />
in Zukunftsbranchen zu investieren.<br />
Sie sind ferner ein ganz wichtiger Brückenkopf<br />
für den Handel in die Region, ein bedeutender<br />
Kongressstandort und ein zunehmend gefragtes<br />
Tourismusziel“, sagte Lies.<br />
Auch Jumaa Mubarak Al Junaibi, VAE-Botschafter<br />
in Berlin, wies darauf hin, dass die<br />
Emirate für viele deutsche Unternehmen als<br />
Eingangstor zur gesamten Golfregion fungieren.<br />
Mehr als 1000 deutsche Firmen seien<br />
mittlerweile in dem Land vertreten: „Die strategische<br />
Partnerschaft mit Deutschland wird<br />
immer intensiver“, sagte der Botschafter. Für<br />
deutsche Unternehmen böten sich in allen<br />
wirtschaftlichen Bereichen geschäftliche Chancen.<br />
Zuvor hatte <strong>Ghorfa</strong>-Vizepräsident Olaf Hoffmann<br />
die Teilnehmer des Forums begrüßt.<br />
„Die Vereinigten Arabischen Emirate sind eine<br />
der dynamischsten und diversifizierten Volkswirtschaften<br />
der arabischen Welt. Mit einem<br />
bilateralen Handelsvolumen von inzwischen<br />
über zehn Milliarden Euro sind sie der wichtigste<br />
deutsche Handelspartner in der arabischen<br />
Welt“, erklärte Hoffmann.<br />
Veranstaltet wurde das UAE Forum vom Abu<br />
Dhabi Department of Economic Development<br />
in Zusammenarbeit mit der <strong>Ghorfa</strong>, dem UAE<br />
Federal Ministry of Economy und der Botschaft<br />
der Vereinigten Arabischen Emirate in Berlin.<br />
An dem sehr gut besuchten UAE Forum nahmen<br />
Wirtschaftsführer, Entscheidungsträger,<br />
Investoren und Medienvertreter aus Deutschland<br />
und den Emiraten teil. In Vorträgen, Prä-<br />
Foto: Deutsche Messe<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
12
Zusammenarbeit<br />
SOUQ<br />
sentationen und Podiumsdiskussionen berichteten<br />
hochrangige VAE-Wirtschaftsvertreter<br />
über die Investitions- und Geschäftsmöglichkeiten<br />
in ihrem Land. Doch kamen auch deutsche<br />
Unternehmer und Regierungsvertreter zu<br />
Wort, die über geschäftliche Erfahrungen in<br />
den VAE verfügen.<br />
Suhail Al Ameri, CEO der in Abu Dhabi ansässigen<br />
Senaat General Holding Corporation,<br />
berichtete über die geschäftlichen Aktivitäten<br />
seines Unternehmens. Danach verwaltet<br />
Senaat Industrieanlagen für die Regierung von<br />
Abu Dhabi und beschäftigt in der gesamten<br />
Unternehmensgruppe mehrere tausend Mitarbeiter.<br />
Zum Portfolio der Holding zählen unter<br />
anderem führende Industrieunternehmen in<br />
den Bereichen Metalle, Baustoffe, Lebensmittel<br />
sowie Öl- und Gas-Services. „Senaat schafft<br />
Investitionsmöglichkeiten, die Abu Dhabi und<br />
die VAE bei der nachhaltigen Entwicklung unterstützen“,<br />
sagte Al Ameri.<br />
Abdullah Al Saleh, Staatssekretär im VAE-Wirtschaftsministerium<br />
Wie Frau Souad M. Al Hosani von Nexus Business<br />
Services (Abu Dhabi) erklärte, bieten die<br />
VAE für ausländische Unternehmen ein attraktives<br />
Investitionsumfeld. Die Diversifizierung<br />
der Volkswirtschaft sei fortgeschritten und die<br />
Infrastruktur weit entwickelt. Die Wirtschaftsordnung<br />
zeichne sich durch Transparenz und<br />
Wettbewerbsorientierung aus, und in allen Sektoren<br />
böten sich geschäftliche Chancen. Nexus<br />
ist ein staatliches Dienstleistungsunternehmen,<br />
das ausländische Investoren bei Unternehmensgründung<br />
und der Verlagerung der Geschäftstä-<br />
Jumaa Mubarak Al Junaibi, VAE-Botschafter in Berlin<br />
tigkeit unterstützt. Die Kunden können sich voll<br />
Fotos: Deutsche Messe<br />
auf ihr Geschäft konzentrieren, während Nexus<br />
alle organisatorischen Aufgaben übernimmt,<br />
zum Beispiel die Beschaffung von Visa und Arbeitsgenehmigungen.<br />
Über die Aktivitäten des Abu Dhabi Quality<br />
and Conformity Council (QCC) berichtete<br />
Aisha Al Shaikh Al Zaabi. Das QCC wurde<br />
2009 gegründet und soll in Abu Dhabi Qualitäts-<br />
und Konformitätsstandards schaffen<br />
und diese durchsetzen. Der Vorstand der Institution<br />
besteht aus Vertretern verschiedener<br />
Regulierungsbehörden. Orientierung bei der<br />
praktischen Arbeit liefern internationale Best-<br />
Practice-Beispiele und Standards. Ein wichtiges<br />
Gebiet ist der Verbraucherschutz.<br />
Im Rahmen des UAE Investment & Business<br />
Forum fanden zwei Podiumsdiskussionen statt.<br />
Zum einen diskutieren die Vertreter von drei<br />
Wirtschaftszonen: Khalifa Industrial Zone Abu<br />
Dhabi (Kizad), Ras Al Khaimah Free Trade<br />
Zone und Zonescorp. Deutlich wurde, dass<br />
Wirtschaftszonen – ob nun Freizonen oder<br />
Onshore-Wirtschaftszonen – für ausländische<br />
Unternehmen, die sich in den VAE ansiedeln<br />
wollen, vielfältige Vorteile bieten: eine hochwertige<br />
Infrastruktur, die Unterstützung bei<br />
allen möglichen organisatorischen Aufgaben,<br />
aber auch die Vermittlung von Partnern oder<br />
Hilfen bei der Kapitalbeschaffung. Freizonen<br />
bieten Zollfreiheit und die Möglichkeit einer<br />
hundertprozentigen ausländischen Eigentümerschaft.<br />
In jedem Fall sollten ansiedlungswillige<br />
Firmen genau prüfen, welche Art von<br />
Wirtschaftzone für ihre Zwecke geeignet ist,<br />
hieß es.<br />
In der zweiten Podiumsdiskussion schilderten<br />
Deutsche ihre Erfahrungen in den VAE. Laut<br />
Dr. Gerhard Haase, Repräsentant der BASF-<br />
Tochter Wintershall in den VAE, sind die Emirate<br />
ein „einfaches und transparentes“ Land<br />
mit einem breiten Spektrum an Investitions-<br />
möglichkeiten. Überall treffe man auf offene<br />
Gesprächspartner. Nach Einschätzung von Marita<br />
Mitschein, Geschäftsführerin beim SAP<br />
Training & Development Institute in den VAE,<br />
ist die Lebensqualität in den Emiraten hoch.<br />
Wohnungen ließen sich leicht finden, und es<br />
gebe eine Reihe deutscher, englischer oder internationaler<br />
Schulen. Auch im Geschäftsleben<br />
gebe es kaum Hürden. Laut Nora Habib-Sadek<br />
vom Bundeswirtschaftsministerium gibt es in<br />
den VAE viele Projekte, an denen deutsche Firmen<br />
beteiligt sind. Ein Pluspunkt sei nicht zuletzt<br />
das gute Rechtssystem in dem Land.<br />
Die VAE waren in diesem Jahr wieder mit einem<br />
großen Stand auf der Hannover Messe<br />
vertreten. 24 Unternehmen und Institutionen<br />
teilten sich die Standfläche von 650 Quadratmetern.<br />
Wie Staatsekretär Abdullah Al Saleh<br />
betonte, ist die Messe eine hervorragende<br />
Plattform, um neue geschäftliche Möglichkeiten<br />
auszuloten.<br />
13<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ Zusammenarbeit<br />
Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin und Scheich Hamad Bin Jassim Bin Jabr Al Thani, katarischer Premier- und Außenminister<br />
Deutschland und Katar wollen ihre exzellenten<br />
wirtschaftlichen Beziehungen weiter vertiefen<br />
Hochrangige Gastredner auf dem Business and Investment in Qatar Forum in Berlin: Premierminister Scheich Hamad<br />
Bin Jassim Bin Jabr Al Thani konnte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel ebenso begrüßen wie Bundesaußenminister Dr.<br />
Guido Westerwelle. Die Politiker waren sich einig: Die deutsch-katarischen Wirtschaftsbeziehungen haben noch großes<br />
Potenzial und sollen weiter vertieft werden.<br />
Am Business and Investment in Qatar Forum<br />
nahmen mehr als 1.000 hochrangige Persönlichkeiten<br />
aus dem Golfstaat und Deutschland<br />
teil. Das Event wurde vom katarischen<br />
Außenministerium und der Qatari Business<br />
Association in Kooperation mit der <strong>Ghorfa</strong><br />
und der AHK Katar veranstaltet.<br />
Premierminister Scheich Hamad Al Thani, der<br />
zugleich Außenminister Katars ist, und die<br />
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel sprachen<br />
auf der Eröffnungsveranstaltung des zweitägigen<br />
Forums (15. und 16. April) mit 1.000 Teilnehmern.<br />
In ihrer Rede würdigte Dr. Merkel<br />
zunächst die rasante wirtschaftliche Entwicklung,<br />
die Katar in der jüngeren Vergangenheit<br />
vollzogen hat. Innerhalb weniger Jahre sei das<br />
Emirat zum größten Exporteur von Flüssiggas<br />
und einer der wohlhabendsten Staaten der<br />
Welt aufgestiegen. Zugleich übernehme Katar<br />
mittels vielfältiger Initiativen internationale<br />
Verantwortung, zum Beispiel als Gastgeber<br />
der UN-Klimaschutzkonferenz Ende 2012.<br />
Deutschland sei, so die Kanzlerin weiter, einer<br />
der wichtigsten Handelspartner Katars in<br />
der Europäischen Union. „Wir haben unser<br />
Handelsvolumen auf zwei Milliarden Euro<br />
gesteigert. Aber wir wollen unsere Wirtschaftsbeziehungen<br />
noch weiterentwickeln“,<br />
sagte Dr. Merkel. Die Kanzlerin ging in diesem<br />
Zusammenhang auf die wachsende deutsche<br />
Nachfrage nach Erdgas ein. Das Land sei<br />
nach vollzogener Energiewende noch lange<br />
auf fossile Energien angewiesen: „Deshalb<br />
können wir uns gut vorstellen, auch im Bereich<br />
des verflüssigten Erdgases enger mit<br />
Katar zusammenzuarbeiten“, sagte die Bundeskanzlerin.<br />
Die BASF-Tochter Wintershall<br />
sei schon heute erfolgreich bei der Gasförderung<br />
in Katar aktiv. Auch bei der Nutzung der<br />
erneuerbaren Energien gibt es der Kanzlerin<br />
zufolge anspruchsvolle deutsch-katarische<br />
Gemeinschaftsprojekte.<br />
Die Beziehungen zwischen Deutschland und<br />
Katar dürften, so die Kanzlerin, aber nicht auf<br />
die Energiezusammenarbeit reduziert werden.<br />
Bei vielen katarischen Großprojekten<br />
spielten deutsche Architekturbüros, Bauunternehmen<br />
und Konzerne wie Siemens und<br />
die Deutsche Bahn eine Schlüsselrolle. „Wir<br />
sind stolz darauf und wir freuen uns auf eine<br />
gute Zusammenarbeit“, sagte Dr. Merkel.<br />
Von besonderer Bedeutung für das Engagement<br />
deutscher Unternehmen in Katar seien<br />
– was für alle anderen Länder gelte – faire<br />
und transparente Ausschreibungsverfahren<br />
und verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen.<br />
Katarische Investitionen sind der Kanzlerin<br />
zufolge in Deutschland „sehr willkommen“:<br />
„Ihre Unternehmen treffen hier auf<br />
gute Rahmenbedingungen. Deutschland ist<br />
ein attraktiver Investitionsstandort.“ Die<br />
Partnerschaft mit Katar gehe aber weit über<br />
die wirtschaftliche Zusammenarbeit hinaus.<br />
Es gebe auch einen kulturellen und wissenschaftlichen<br />
Austausch. In vier Jahrzehnten<br />
Foto: Qatari Businessmen Association<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
14
Zusammenarbeit<br />
SOUQ<br />
sei viel gegenseitiges Vertrauen gewachsen.<br />
„Da ist ein Fundament, auf dem wir aufbauen<br />
können“, sagte die Kanzlerin.<br />
Wie Premierminister Scheich Hamad Al<br />
Thani in seiner Eröffnungsrede erklärte, ist<br />
die katarische Volkswirtschaft im Zeitraum<br />
2008 bis 2012 jährlich um durchschnittlich<br />
13 Prozent gewachsen. Auch künftig rechnet<br />
er mit hohen Wachstumsraten. So wolle die<br />
katarische Regierung bis zum Jahr 2019 rund<br />
160 Mrd. US-Dollar allein in die Infrastruktur<br />
investieren. Trotz der globalen Wirtschaftskrise<br />
sei das Land in der Lage, seine<br />
<strong>Ausgabe</strong>n deutlich auszuweiten. Dies eröffne<br />
für ausländische Unternehmen geschäftliche<br />
Chancen. Ausländische Investitionen seien<br />
ein Eckpfeiler bei der Diversifizierungsstrategie<br />
seines Landes.<br />
Eine Reihe von deutschen Unternehmen sei,<br />
so der Premierminister, an der Realisierung<br />
von großen Infrastrukturprojekten beteiligt.<br />
Andererseits habe sich Katar in Deutschland<br />
massiv engagiert und sei unter anderem bei<br />
Volkswagen, Porsche, Siemens und Hochtief<br />
eingestiegen. Er wünsche sich einen Ausbau<br />
der wirtschaftlichen Kooperation zwischen<br />
Katar und Deutschland in allen Bereichen.<br />
Manchmal, so Al Thani, mangelt es der<br />
deutsch-katarischen Zusammenarbeit noch<br />
etwas an Ehrgeiz. Deutschland sei für Katar<br />
ein Vorbild. Dem Land sei es gelungen, einen<br />
modernen Staat zu schaffen, der seinen Bürgern<br />
Wohlstand beschere.<br />
Bundesaußenminister Dr. Guido Westerwelle<br />
eröffnete als Gastredner den zweiten<br />
Tag des Business and Investment in Qatar<br />
Forums. Nach seinen Worten hat Katar in<br />
den zurückliegenden Jahren eine beachtliche<br />
wirtschaftliche Entwicklung vollzogen.<br />
Zugleich sei das Land ein bedeutender Player<br />
auf der internationalen politischen Bühne<br />
geworden. Für Deutschland sei Katar ein<br />
ganz wichtiger politischer und wirtschaftlicher<br />
Partner.<br />
Die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen<br />
den beiden Ländern seien, so Dr. Westerwelle<br />
weiter, vielfältig und ertragreich. Ein Beleg<br />
hierfür seien beispielsweise die Aktivitäten<br />
deutscher Unternehmen beim Städtebauprojekt<br />
Lusail City in Doha, bei der Exploration<br />
von Erdgas und beim Aufbau des Schienennetzes<br />
in dem Golfstaat. Deutschland sei<br />
für Katar ein „natürlicher Partner“ bei der<br />
Transformation einer durch Gas und Öl getriebenen<br />
Volkswirtschaft zu einer nachhaltigen<br />
wissensbasierten Ökonomie.<br />
einer Kinderklinik bzw. Klinik für Geburtshilschulen<br />
in Katar und Ägypten sowie den Bau<br />
fe unterstützen. „Diese Vereinbarungen sind<br />
Beispielsweise ergänzten sich nach Einschätzung<br />
des Bundesaußenministers deutsche ten Kontakte mit unseren Partnern in Katar“,<br />
ein gutes Zeichen der seit einem Jahr gepfleg-<br />
Technologie und deutsches Know-how perfekt<br />
mit den katarischen Prioritäten in den<br />
sagte der Regierende Bürgermeister.<br />
Bereichen Infrastruktur und erneuerbare Zahlreiche Minister, Staatssekretäre und Unternehmenslenker<br />
aus Katar informierten die<br />
Energien. Man könne aber noch mehr tun. So<br />
sollten die beiden Länder noch stärker bei der deutschen Teilnehmer auf dem Business and<br />
Förderung von Wissenschaft und Forschung Investment in Qatar Forum über die Vorhaben<br />
in dem Golfstaat. Es wurde deutlich, dass<br />
zusammenarbeiten.<br />
in allen Bereichen der Wirtschaft zahlreiche<br />
In seiner Ansprache nannte Klaus Wowereit, Projekte geplant oder bereits verwirklicht<br />
der Regierende Bürgermeister von Berlin, werden. Viele Vorhaben stehen im Zusammenhang<br />
mit der Fußball-WM 2022. Überall<br />
Premierminister Scheich Hamad Al Thani<br />
einen wahren Freund Deutschlands, der eröffnen sich auch für deutsche Unternehmen<br />
die deutsch-katarischen Beziehungen voranbringe.<br />
Berlin sei für eine Intensivierung mit dem Vorzeigeprojekt Lusail City, im Stra-<br />
geschäftliche Chancen, ob nun im Städtebau<br />
der Beziehungen mit dem Golfstaat bereit. ßenbau, beim Neu- und Ausbau des Flughafens<br />
und des Seehafen, im Bereich Wasser<br />
Sie berge für die Wirtschaft der Stadt große<br />
Chancen. „In Katar gibt es gerade an Berlin und Abwasser, in der Petrochemie oder in der<br />
ein großes Interesse. Unsere Stadt wird dort Energiewirtschaft.<br />
als wachstumsstarke Wirtschaftsmetropole<br />
und als wichtiges Zentrum der Wissenschaft Immer wieder wurde im Rahmen des Forums<br />
und Forschung in Europa wahrgenommen“, Bezug auf die „Qatar National Vision 2030“<br />
sagte Wowereit.<br />
genommen. Ihr Ziel ist es unter anderem,<br />
die nach wie vor hohe Abhängigkeit von den<br />
In Anwesenheit von Premierminister Scheich Kohlenwasserstoffen (Öl und Gas) zu verringern<br />
und das Land zu einer wissensbasierten<br />
Hamad Al Thani und Wowereit wurde im<br />
Hotel Adlon am 16. April eine weitere Kooperation<br />
zwischen einem katarischen und wird in Katar in jeder Beziehung groß ge-<br />
Ökonomie zu entwickeln. Nachhaltigkeit<br />
einem Berliner Unternehmen besiegelt. Der schrieben. Forschung und Bildung haben daher<br />
in dem Land hohe Priorität. Vertreter von<br />
landeseigene Berliner Krankenhausbetreiber<br />
Vivantes und die private katarische Aamal Shell und ExxonMobil ließen erkennen, dass<br />
Company unterzeichneten drei Kooperationsverträge.<br />
Laut Klaus Wowereit wird Vivantes geblich davon abhängt, wie die Firmen sich<br />
der Geschäftserfolg in dem Golfstaat maß-<br />
im Rahmen der langfristig angelegten Zusammenarbeit<br />
die Errichtung von zwei Pflege-<br />
ExxonMobil – engagieren sich mit Ausbil-<br />
darauf einstellen. Beide Ölmultis – Shell wie<br />
dungs- und Forschungsprojekten in Katar.<br />
Das Forum stieß mit 1.000 Teilnehmern auf großes Interesse<br />
Foto: Qatari Businessmen Association<br />
15<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
Zusammenarbeit<br />
Vom 22. bis 25. März <strong>2013</strong> organisierte die <strong>Ghorfa</strong> eine Delegationsreise in das Sultanat Oman und den Staat Kuwait<br />
Deutsche Qualität und<br />
Know-how gefragt<br />
Deutsche Unternehmerdelegation<br />
besucht das Sultanat Oman<br />
und den Staat Kuwait<br />
Vom 22. bis 25. März <strong>2013</strong> organisierte die <strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber<br />
of Commerce and Industry eine branchenübergreifende Delegationsreise in<br />
das Sultanat Oman und den Staat Kuwait. Die Reise wurde von Dr. Thomas<br />
Bach, Präsident der <strong>Ghorfa</strong> geleitet.<br />
Auf der viertägigen Reise hatten die Unternehmen<br />
die Möglichkeit, Gespräche mit Entscheidungsträgern<br />
aus beiden Ländern, sowie mit<br />
hochrangigen Vertretern der für die Delegationsteilnehmer<br />
relevanten Institutionen und lokalen<br />
Unternehmen zu führen.<br />
Zum Auftakt der Reise in Oman wurden die Delegationsteilnehmer<br />
zu einem Briefing von der<br />
deutschen Botschaft begrüßt. Herr Botschafter,<br />
Hans-Christian Freiherr von Reibnitz gab einen<br />
umfangreichen Überblick über die aktuelle<br />
politische und wirtschaftliche Lage im Oman.<br />
Im Anschluss standen hochrangige Treffen mit<br />
dem Gesundheitsminister, Dr. Ahmed bin Mohammed<br />
Al Saidi, und dem Transportminister,<br />
Dr. Ahmed Mohammed Salem Al-Futaisi, auf<br />
dem Programm. Danach empfing der Präsident<br />
der Oman Chamber of Commerce and Industry,<br />
Khalil Abdullah Al-Khonji, persönlich die<br />
Delegation und bekräftigte die Wichtigkeit der<br />
deutsch-omanischen Wirtschaftsbeziehungen.<br />
Die von der Kammer organisierten B2B-Meetings,<br />
boten den Unternehmensvertretern die<br />
Möglichkeit, direkte Kontakte zu knüpfen und<br />
sich mit interessierten omanischen Unternehmen<br />
über Kooperations- und Geschäftsmöglichkeiten<br />
auszutauschen. Beim letzten Termin<br />
im Oman informierte ein Vertreter der Public<br />
Authority of Electricity and Water über aktuelle<br />
und zukünftige Projekte in den Sektoren Energie<br />
und Wasser.<br />
In Kuwait am späten Abend angekommen,<br />
wurde die Delegation bereits am Flughafen<br />
vom Präsidenten der Kuwait Chamber of Commerce<br />
and Industry, Ali Al-Ghanim, herzlich<br />
in Empfang genommen. Am nächsten Morgen<br />
erhielten die Delegationsmitglieder wichtige<br />
Hintergrundinformationen zu Politik und<br />
Wirtschaft in Kuwait vom deutschen Botschafter,<br />
Frank M. Mann.<br />
Das Highlight am ersten Programmtag in Kuwait<br />
war nach dem Treffen mit dem Präsidenten<br />
des Partnerships Technical Bureau (PTB), Herr<br />
Adel Mohammed Al-Roumi, der Empfang in<br />
der Kuwait Chamber of Commerce and Industry<br />
durch den Präsidenten, Ali Al-Ghanim, der die<br />
wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Kuwait<br />
und Deutschland als traditionell ausgezeichnet<br />
hervorhieb. Deutsche und kuwaitische Unternehmensvertreter<br />
nutzten die B2B-Meetings in<br />
der Kammer, um sich über Geschäftsmöglichkeiten<br />
und gemeinsame Kooperationen auszutauschen.<br />
Der erfolgreiche erste Tag in Kuwait<br />
wurde am Abend durch den Empfang des deutschen<br />
Botschafters in seiner Residenz gebührend<br />
abgeschlossen. Der zweite und letzte Programmtag<br />
in Kuwait startete mit einem Termin<br />
bei der Public Authority for Housing Welfare.<br />
Zudem besuchte die Delegation das Ministry<br />
of Electricity and Water, das Ministry of Public<br />
Works, das Ministry of Health und das Ministry<br />
of Communications & Transport.<br />
Ein besonderes Highlight war der Empfang<br />
bei S.H. Scheich Sabah Al-Ahmad Al-Jaber<br />
Al-Sabah, Emir des Staates Kuwaits zu dem<br />
Dr. Thomas Bach, Präsident der <strong>Ghorfa</strong>,<br />
S.E. Ali Al-Ghanim, Präsidenten der Kuwait<br />
Chamber of Commerce and Industry,<br />
Abdulaziz Al-Mikhlafi, Generalsekretär der<br />
<strong>Ghorfa</strong>, und S.E. Frank M. Mann, deutscher<br />
Botschafter in Kuwait, eingeladen waren.<br />
Das Interesse der besuchten Behörden und<br />
Institutionen an deutschen Technologien<br />
und Know-how war ausgesprochen groß und<br />
alle Delegationsteilnehmer wurden ermutigt,<br />
sich zukünftig noch stärker in beiden Ländern<br />
zu engagieren: eine hervorragende Ausgangsposition,<br />
um die neu geknüpften und<br />
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SOUQ<br />
Zusammenarbeit<br />
6th Arab-German Health Forum:<br />
Deutschland und die arabische Welt<br />
wollen enger zusammenarbeiten<br />
Am 2. und 3. Mai <strong>2013</strong> fand in Erlangen das 6th Arab-German Health Forum statt, das die <strong>Ghorfa</strong> in Kooperation<br />
mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit und Siemens Healthcare organisierte. Rund<br />
200 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft tauschten sich über potenzielle Geschäftskooperationen im<br />
Gesundheitssektor aus. Die Gesundheitsbranche ist ein Schwerpunkt innerhalb der deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen.<br />
Das deutsche Gesundheitssystem genießt einen sehr guten Ruf und die arabische Welt baut ihren Gesundheitssektor<br />
mit hohen finanziellen Investitionen aus. Der Tenor des Forums lautete, dass zwischen deutschen und<br />
arabischen Gesundheitseinrichtungen und Unternehmen zwar schon eine gute Kooperation existiere, das Potenzial<br />
einer noch engeren Zusammenarbeit jedoch noch nicht ausgeschöpft sei.<br />
Auf dem Programm stand am Morgen des<br />
ersten Veranstaltungstages ein Besuch des<br />
Siemens Healthcare Solution Center sowie<br />
der MR-Production Site in Erlangen. Hier<br />
zeigte Siemens Healthcare modernste Medizintechnik<br />
und gab den Besuchern Einblick<br />
in medizinische Arbeitsabläufe.<br />
Daniel Bahr, Bundesminister für Gesundheit,<br />
betonte in seiner Rede die Bedeutung<br />
der arabischen Region für Deutschland in<br />
der Gesundheitsbranche. Der Gesundheitsmarkt<br />
sei einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren<br />
Deutschlands. Beinahe 3.000 Unternehmen<br />
generierten mehr als 11 Prozent<br />
des deutschen Bruttoinlandsproduktes. Die<br />
Gesundheitsbranche erlebe ein dynamisches<br />
Wachstum. Die wachsende Nachfrage<br />
der arabischen Welt nach komplexen Lösungen<br />
für das Gesundheitswesen sei klar<br />
erkennbar. 2011 sei die Exportinitiative<br />
Gesundheitswirtschaft lanciert worden, die<br />
Unternehmen mit vielfältigen Maßnahmen<br />
unterstütze, Auslandsmärkte zu erschließen.<br />
Die zwei grundsätzlichen Ziele seien,<br />
das medizinische Versorgungsangebot zu<br />
verbessern sowie Exportmöglichkeiten zu<br />
erweitern. „Die Kooperation zwischen unseren<br />
Ländern wird uns erlauben, gemeinsam<br />
die Herausforderungen zu meistern, vor<br />
denen Deutschland und die arabische Welt<br />
stehen“, so der Minister.<br />
Thomas Bach, Präsident der <strong>Ghorfa</strong>, betonte<br />
in der Eröffnung des Forums die hohe Bedeutung<br />
der Gesundheitswirtschaft für die<br />
deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen:<br />
„Die arabische Welt zeigt ein starkes<br />
Engagement, ihren Gesundheitssektor weiter<br />
auszubauen. Deutsche Unternehmen sind<br />
kompetente und zuverlässige Partner für die<br />
geplanten Projekte in der arabischen Welt.“<br />
Deutsche und arabische Unternehmen teilten<br />
ein hohes Interesse an langfristigen und<br />
nachhaltigen Partnerschaften, resümierte<br />
der <strong>Ghorfa</strong>-Präsident.<br />
Michael Sen, Chief Financial Officer bei Siemens<br />
Healthcare, sagte, dass die Lebenserwartung<br />
sowohl in Deutschland als auch in<br />
der arabischen Welt in der Zukunft kontinuierlich<br />
steigen werde. Dadurch stehe die Gesundheitsbranche<br />
vor vielen quantitativen<br />
und qualitativen Herausforderungen. Ein<br />
Beispiel sei der verstärkte Behandlungsbedarf<br />
chronischer Krankheiten. Seiner Ansicht<br />
nach könnten insbesondere Innovati-<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
18
Zusammenarbeit<br />
SOUQ<br />
on und nachhaltige Partnerschaften dazu<br />
beitragen, die Effizienz der Behandlung zu<br />
steigern.<br />
Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed<br />
Shobokshi, saudischer Botschafter in<br />
Deutschland und Doyen des arabischen diplomatischen<br />
Korps, gab eine umfassende<br />
Präsentation über Chancen und Herausforderungen<br />
des saudischen Gesundheitssektors.<br />
Für <strong>2013</strong> sehe das Königreich ein Budget<br />
von 26,7 Mrd. US-Dollar für Gesundheit<br />
vor, ein Anstieg von 16 Prozent im Vergleich<br />
zum Vorjahr. Der Bau 1.000 neuer primärer<br />
Gesundheitszentren sowie der Bau 19 neuer<br />
Krankenhäuser sei vorgesehen. Die Anzahl<br />
der 55.932 Betten in den 408 saudischen<br />
Krankenhäusern müsse erhöht werden.<br />
Auch die Zahl der Ärzte müsste verdoppelt<br />
werden, denn auf einen Arzt kämen 500 saudische<br />
Patienten. Es sei ferner zu begrüßen,<br />
wenn noch mehr saudische Medizinstudierende<br />
in Deutschland eine Ausbildung genießen<br />
könnten.<br />
Daniel Bahr<br />
Thomas Bach<br />
Prof. Dr. rer. pol. Karl-Dieter Grüske, Präsident<br />
der Friedrich-Alexander Universität<br />
Erlangen-Nürnberg (FAU), präsentierte<br />
die Hochschule, die eine der zehn größten<br />
Universitäten in Deutschland sei. Die medizinische<br />
Fakultät gehöre zu den Ursprungsfakultäten<br />
der Gründungszeit. Die Region<br />
biete ein höchstes Maß an Kompetenzbündelung,<br />
auch durch das 2010 gegründete<br />
Medical Valley. „Unsere Verbindungen zur<br />
arabischen Welt haben lange Tradition. Wir<br />
möchten diese Verbindung weiter stärken“,<br />
so Prof. Grüske. Deshalb habe die FAU das<br />
Arab-German Medical Alumni Network<br />
(AGMAN) gegründet.<br />
Michael Sen<br />
Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed Shobokshi<br />
Prof. Dr. rer. pol. Karl-Dieter Grüske<br />
Melanie Huml, Staatssekretärin im bayerischen<br />
Staatsministerium für Umwelt<br />
und Gesundheit und zugleich Abgeordnete<br />
im bayerischen Landtag, betonte Bayern<br />
wolle die freundschaftliche Verbundenheit<br />
mit der arabischen Welt weiter pflegen.<br />
Die bayerische Gesundheitsbranche gehöre<br />
mit 4,5 Prozent Umsatzwachstum zu den<br />
wachstumsstärksten Wirtschaftssektoren;<br />
aus Bayern stammten 60 Prozent aller medizintechnischen<br />
Geräte in Deutschland.<br />
Biomed in München und Medical Valley in<br />
Erlangen-Nürnberg seien herausragende<br />
Spitzencluster. Ein Viertel der ausländischen<br />
Patienten in Deutschland ließen sich in Bayern<br />
behandeln. Der Ausbau der internationalen<br />
Ausrichtung gehöre zu den gesundheitspolitischen<br />
Zielen Bayerns. 2011 sei deshalb<br />
als Informations- und Kontaktplattform das<br />
Internetportal „Bavaria - A Better State of<br />
Health“ vorgestellt worden. Seit Herbst<br />
2012 gebe es ferner die Bavaria International<br />
Health Association. Schwerpunkte seien die<br />
medizinische Pflege ausländischer Patienten<br />
sowie die Fort- und Ausbildung ausländischen<br />
Medizinpersonals.<br />
Melanie Huml<br />
An den beiden Tagen des Arab-German<br />
Health Forums fanden drei Sitzungen zu<br />
„Planning, Building & Managing a Hospital:<br />
Workflow and Efficiency”, „Medical Tourism<br />
and Healthcare Insurance” und „Medical<br />
Technologies and Healthcare Developments<br />
in Post Revolution Environments” statt, in<br />
denen Experten Chancen der deutsch-arabischen<br />
Kooperation in der Gesundheitsbranche<br />
diskutierten.<br />
19<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
Zusammenarbeit<br />
Kooperation im<br />
Krankenhausbau und -management<br />
Session 1 („Planning, Building & Managing<br />
a Hospital: Workflow and Efficiency”) moderierte<br />
Markus Braun, 1. Vorsitzender der<br />
German Healthcare Export Group (GHE)<br />
e.V. Dr. Mazen Albashir MD, MRCGP, CEO<br />
und Vorstandsvorsitzender des jordanischen<br />
Istishari Hospitals, stellte das Krankenhaus<br />
als erfolgreiches Beispiel für eine Umstrukturierung<br />
eines Krankenhaus-Managements<br />
vor. Schätzungen Dr. Julia M. Sperlings zufolge,<br />
Partner bei McKinsey & Company Inc.<br />
International, Middle East in den Vereinigten<br />
Arabischen Emiraten, soll der Bettenbedarf<br />
in den Golfländern von 68.250 auf 160.000<br />
im Zeitraum 2001 bis 2025 deutlich steigen.<br />
Sie empfahl, bei der Wertschöpfungskette<br />
von der Konzeptphase bis zum Management<br />
eines neuen Krankenhauses, nicht nur eine<br />
sehr gute Leistung anzustreben, sondern<br />
auch ein gesundes Management. Christian<br />
Ott-Sessay, Head of Business Development<br />
bei Vivantes International, stellte das Netzwerk<br />
der neun Berliner Krankenhäuser mit<br />
einer Kapazität von 200.000 einkommenden<br />
und 300.000 ausgehenden Patienten vor.<br />
Medizintourismus und<br />
Versicherungen<br />
Der Austausch zwischen deutschen und arabischen Teilnehmern stand im Vordergrund<br />
In Session 2 („Medical Tourism and Healthcare<br />
Insurance”) referierte Burkhard Kieker,<br />
CEO von Visit Berlin, über Berlin als<br />
Standort für den internationalen Medizintourismus.<br />
Zwölf Prozent der Medizintouristen<br />
kämen aus der arabischen Welt, mit<br />
Wachstumstendenzen. Die Zahl der arabischen<br />
Medizintouristen sei im Jahr 2012<br />
um 52 Prozent gestiegen. Laila Al Jassmi,<br />
ehemals CEO der Health Sector Strategy<br />
der Dubai Health Authority und Independent<br />
Healthcare Consultant, rief dazu auf,<br />
Wissensaustausch noch stärker zu betreiben<br />
und durch Netzwerke voneinander zu<br />
lernen und gegenseitig zu profitieren. Peter<br />
Kuchenbuch, Senior Expert bei Securvita<br />
Healthcare Insurance, stellte ein Business<br />
Modell namens Health Miles vor, das private<br />
und gesetzliche Versicherung verbinde.<br />
Das Programm basiere auf einem Bonussystem<br />
mit Provisionen, die ausgezahlt werden,<br />
wenn Gesundheitsvorsorge betrieben werde.<br />
Dr. Bettina Horster, Vositzende des International<br />
Health Forums des Diplomatic Council,<br />
präsentierte Marketingmöglichkeiten<br />
für Medizintourismus. Derzeit erstelle der<br />
Diplomatic Council einen Kriterienkatalog,<br />
um die Qualität von Krankenhäusern objektiv<br />
zu evaluieren. Dr. Fawzi Al-Hammouri,<br />
In drei Sessions diskutierten Experten deutsch-arabische Kooperationsmöglichkeiten in der Gesundheitsbranche<br />
Vorsitzender der jordanischen Private Hospitals<br />
Association (PHA), präsentierte, wie<br />
Jordanien Marketing betreibe, um sich als<br />
medizintouristischen Standort weiter zu<br />
etablieren. Jordanien gehöre zum Nummer<br />
Eins Standort der arabischen Länder für<br />
Medizintourismus. Die Verbindungen zwischen<br />
Jordanien und Deutschland seien sehr<br />
gut, so stammten 67 Prozent der medizintechnischen<br />
Geräte aus Deutschland. Prof.<br />
Dr. med. Dirk Arnold, Direktor der Klinik<br />
Internistische Onkologie, Klinik für Tumorbiologie<br />
GmbH & Co. KG, sprach über das<br />
Erfolgsmodell der Public Private Partnership<br />
des Krankenhauses. Als eines der wenigen<br />
Einrichtungen in Deutschland liege die Spezialisierung<br />
nur auf Krebsforschung und<br />
-behandlung. Die Klinik lege großen Wert<br />
darauf, nicht nur international vernetzt zu<br />
sein, sondern auch in die regionale Vernetzung<br />
zu investieren.<br />
Medizintechnik und<br />
Gesundheitsbranche in der<br />
arabischen Welt<br />
In Session 3 („Medical Technologies and<br />
Healthcare Developments in Post Revolution<br />
Environments”) sprach Maurice Faber, Vize-<br />
Präsident Healthcare Sector bei Siemens LLC,<br />
über Herausforderungen im Gesundheitssektor<br />
in den postrevolutionären Ländern.<br />
Sofortige Behandlung sei nötig sowie kontinuierliche<br />
Weiterbildung von medizinischem<br />
Fachpersonal. „Wir sind ein echter Partner<br />
der Region, wir sind dort und wir werden<br />
bleiben“, versicherte Faber. Karl Heinz Burghardt,<br />
Präsident Osteuropa, Naher Osten,<br />
Otto Bock Healthcare GmbH, referierte über<br />
Prothesen und zeigte sich überzeugt davon,<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
20
Zusammenarbeit<br />
SOUQ<br />
dass „wenn die entsprechenden Einrichtungen<br />
gut ausgerichtet und mit gut ausgebildetem<br />
Personal vorhanden sind, dann können<br />
wir Menschen zu neuem Leben verhelfen.“<br />
Dr. Farid Mobayed, Managing Director der<br />
Al Mazroui Healthcare Group in Dubai in<br />
den VAE, sagte, die aktuellen Herausforderung<br />
in den VAE seien das Fachpersonal,<br />
Rahmenbedingungen, Qualität und Kontrolle.<br />
In den kommenden drei Jahren sollten<br />
5.000 neue Betten gebaut werden. Er begrüße<br />
eine engere Kooperation zwischen Krankenhäusern<br />
in den VAE und Deutschland. Mehmet<br />
Bilginsoy, Managing Director Turkey<br />
& Middle East, CompuGroup Medical CEE<br />
GmbH (CGM), referierte zu IT im Gesundheitswesen.<br />
Die von ihm vorgestellte Software<br />
Assisted Medicine (SAM) sei besonders<br />
in Saudi-Arabien gefragt. Zu den wichtigsten<br />
Kunden in Saudi-Arabien gehörten die King<br />
Fahad Medical City und das King Khaled Eye<br />
Specialist Hospital. „Wir spüren einen Hunger<br />
für die Technologie und Know-how in der<br />
arabischen Welt“, so Bilginsoy. Christoph Ehlers,<br />
LLM, Vorstandsmitglied bei Centogene,<br />
dem größten europäischen Labor zur Analyse<br />
seltener genetischer Erkrankungen, referierte<br />
über die Herausforderungen durch genetische<br />
Krankheiten. Rund 30 Mrd. US-Dollar<br />
würden derzeit von der arabischen Welt zur<br />
Behandlung und Forschung bei genetischen<br />
Krankheiten zur Verfügung gestellt. „Wir<br />
sind ein stolzer Partner der arabischen Welt“,<br />
sagte Ehlers. Dr. med. Cornelius Oepen, Senior<br />
Business Developer der Deutschen Gesellschaft<br />
für Internationale Zusammenarbeit<br />
(GIZ), zeigte anhand des Beispiels Libyen,<br />
wie die GIZ beratend im postrevolutionären<br />
Umfeld beim Aufbau des Gesundheitswesens<br />
tätig ist und sprach über das EU-Vorhaben<br />
Libya Health Systems Strengthening und das<br />
Libyan European Hospital in Benghazi.<br />
Prof. Dr. Erich R. Reinhardt<br />
In der Closing Session hob Prof. Dr. Erich R.<br />
Reinhardt, Vorsitzender des Vorstandes des<br />
Medical Valley, Europäische Metropolregion<br />
Nürnberg e.V., positiv hervor, dass die Kooperation<br />
von 500 Unternehmen und 65 Krankenhäusern<br />
im Medical Valley zu mehr Innovation<br />
führe. Die 45 Projekte des Spitzenclusters<br />
beliefen sich auf ein Budget von über 81 Mio.<br />
Euro. Die Nachfrage im Gesundheitswesen sei<br />
sehr groß. Deswegen werde 2015 das Medical<br />
Valley Center Forchheim eröffnet.<br />
Prof. Dr. Detlev Ganten, Präsident des World<br />
Health Summit und Vorsitzender des Stiftungsrats<br />
der Stiftung Charité, stellte den<br />
1.000-köpfigen World Health Summit vor, der<br />
vom 20.-22. Oktober <strong>2013</strong> in Berlin stattfinden<br />
wird. Ziel sei eine verbesserte Teilnahme<br />
arabischer Länder. Die arabischen Gesundheitsminister<br />
und arabischen Botschafter in<br />
Deutschland seien herzlich eingeladen.<br />
Dr. Joe Weingarten, Leiter der Abteilung Innovation<br />
im Ministerium für Wirtschaft,<br />
Klimaschutz, Energie und Landesplanung in<br />
Rheinland-Pfalz, betonte, eine langfristige<br />
Partnerschaft und nachhaltige Kooperation<br />
Prof. Dr. Detlev Ganten<br />
Dr. Joe Weingarten<br />
seien angestrebt. Als positives Beispiel führte<br />
er den Ausbau der Kooperation zwischen<br />
Oman und Rheinland-Pfalz in der Schlaganfallversorgung<br />
an. „Wir wollen, dass die<br />
zukünftigen Generationen eine angemessene<br />
Gesundheitsversorgung haben“, sagte Dr.<br />
Weingarten.<br />
Auch im kommenden Jahr lädt die <strong>Ghorfa</strong> wieder<br />
zum Arab-German Health Forum ein, um<br />
deutsch-arabische Kooperationsmöglichkeiten<br />
im Gesundheitssektor weiter auszubauen.<br />
21<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
Gesundheit<br />
„Die meisten sudanesischen Krankenhäuser<br />
haben überhaupt kein Abfallmanagementsystem“<br />
Dr. Isameldeen Mohamed Abdullah, Undersecretary im Gesundheitsministerium der Republik Sudan spricht im<br />
Interview über Mängel im Gesundheitssektor des Landes und Anreizsysteme für Topmediziner<br />
Ginzel: Was sind derzeit die größten Herausforderungen<br />
im Bereich Gesundheit für die<br />
Republik Sudan?<br />
Dr. Abdullah: Im Prinzip mangelt es an allen<br />
Ecken und Enden. Zu unseren größten Problemen<br />
zählen ansteckende Krankheiten. Wir<br />
müssen dringend die Ausbreitung von HIV<br />
und Tuberkulose eindämmen. Hinzu kommt,<br />
dass das medizinische Fachpersonal nicht<br />
ausreichend geschult ist und uns die richtige<br />
Ausrüstung für Behandlungen und Diagnose<br />
fehlt. Und Medikamente sind natürlich auch<br />
knapp.<br />
Ginzel: Wo sehen Sie die Gründe hierfür?<br />
Dr. Abdullah: Wir müssen alle Medikamente<br />
importieren, das kostet jede Menge Geld. Wir<br />
wünschten, wir hätten das deutsche Knowhow<br />
in diesem Bereich. Dann könnten wir<br />
vor Ort produzieren. So würden wir fast 90<br />
Prozent der Kosten sparen.<br />
„Sudanesische Krankenhäuser müssen<br />
wirtschaftlicher arbeiten und<br />
mehr Geld einnehmen“<br />
Ginzel: Nach Schätzungen der Weltbank<br />
stehen in der Republik Sudan nur 0,7 Krankenhausbetten<br />
pro Tausend Einwohner zur<br />
Verfügung. Planen Sie den Bau neuer Krankenhäuser?<br />
Dr. Abdullah: Derzeit arbeiten wir daran, die<br />
Standards unserer vorhandenen Krankenhäuser<br />
zu verbessern. Wir haben gerade eine<br />
Richtlinie zur Autonomie der Krankenhäuser<br />
verabschiedet. Das heißt, Krankenhäuser tragen<br />
selbst die Verantwortung, wirtschaftlich<br />
zu arbeiten und mehr Geld einzunehmen.<br />
Dazu werden private Flügel in mehr als 400<br />
öffentlichen Krankenhäusern eingerichtet.<br />
Ginzel: Aber besonders in ländlichen Regionen<br />
mangelt es doch grundsätzlich an stationärer<br />
medizinischer Versorgung.<br />
Dr. Isameldeen Mohamed Abdullah, Undersecretary, Gesundheitsministerium der Republik Sudan<br />
Dr. Abdullah: Ja, vor allem im Osten des und kleine Krankheiten behandeln. Wir versuchen,<br />
die Rolle der traditionellen Hebam-<br />
Landes. Dort bauen wir jetzt mit Hilfe von<br />
Geldern aus Kuwait zwanzig neue Krankenhäuser,<br />
auch in Darfur im Westen sind Neu-<br />
von Impfprogrammen für Kinder auszubilmen<br />
auszuweiten und sie zu Fürsprechern<br />
bauten geplant. Im Prinzip fehlt es uns nicht den. Ich schätze, dass wir da in ein bis zwei<br />
an Geld, eher an den richtigen Technologien. Jahren die ersten Erfolge verzeichnen können<br />
Deutschland ist für uns ein echtes Vorbild werden.<br />
was die Nachhaltigkeit von Dienstleistungen<br />
und Technologie angeht.<br />
Ginzel: Das sudanesische Gesundheitssystem<br />
kämpft mit einem massiven „Brain-Drain“.<br />
Ginzel: Und wie kommen Sie dem Problem in Sieht sich die Politik hier nicht in der Pflicht<br />
der Zwischenzeit bei?<br />
einzugreifen, um eine bessere Infrastruktur<br />
für die Bürger und Anreize für Fachkräfte<br />
Dr. Abdullah: Wir haben Initiativen ins Leben<br />
gerufen wie die „Healthy City Initiati-<br />
zum Verbleib zu schaffen?<br />
ve“. Das ist ein Programm zur öffentlichen Dr. Abdullah: Natürlich haben wir das Problem<br />
auch erkannt und eine umfangreiche Stu-<br />
Gesundheitsbildung. In den ländlichen Gegenden<br />
kooperieren wir mit Sozialarbeitern,<br />
die den Ortsansässigen einen gesunden gebnissen versuchen wir nun, Anreizsysteme<br />
die dazu durchgeführt. Basierend auf den Er-<br />
Lebensstil auch am Arbeitsplatz und in der zu schaffen, nicht nur monetärer Art sondern<br />
Schule vermitteln.<br />
zum Beispiel auch durch Bildungsgutscheine<br />
für Kinder und ähnliche Maßnahmen.<br />
Ginzel: Das ist aber doch nicht gleichzusetzen<br />
mit der Verfügbarkeit medizinischer Ginzel: Was geschieht mit den medizinischen<br />
Dienstleistungen...<br />
Abfällen, die sudanesische Gesundheitseinrichtungen<br />
produzieren? Verfügt die Republik<br />
Sudan über ein nachhaltiges Abfallma-<br />
Dr. Abdullah: Nun, das lokale Personal kann<br />
ärztliche Direktversorgung gewährleisten nagementsystem?<br />
Foto: El Sauaf<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
22
gesundheit<br />
SOUQ<br />
„Der Sudan braucht dringend<br />
technische Unterstützung für das<br />
Abfallmanagement – eine exzellente<br />
Investitionsmöglichkeit für den<br />
deutschen Privatsektor“<br />
Dr. Abdullah: Leider nicht. Die meisten sudanesischen<br />
Krankenhäuser haben überhaupt<br />
kein Abfallmanagementsystem, was natürlich<br />
sehr gefährlich für Mensch und Umwelt<br />
ist. Der Sudan braucht in dieser Hinsicht<br />
dringend technische Unterstützung, die bislang<br />
nur in geringer Quantität von der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) zur Verfügung<br />
gestellt wird. In diesem Bereich ergäbe<br />
sich eine exzellente Investitionsmöglichkeit<br />
für den deutschen Privatsektor.<br />
Ginzel: Wie kommt es, dass nur 30% der Sudanesen<br />
krankenversichert sind?<br />
Dr. Abdullah: Die Idee einer Krankenversicherung<br />
scheint den meisten Sudanesen<br />
fremd, vor allem den Arbeitern in den informellen<br />
Wirtschaftssektoren. Die meisten der<br />
Versicherten sind tatsächlich Staatsbeamte.<br />
Wir versuchen, Gesetze für eine Pflichtversicherung<br />
zu entwickeln, was momentan noch<br />
an finanziellen Hürden scheitert. Das Ziel ist<br />
eine Art staatliche Krankenversicherung, bei<br />
der 60% der Beiträge vom Staat übernommen<br />
werden und die restlichen 40% des Beitrags<br />
von den Gehältern abgehen. Medizinische<br />
Leistungen sollen dann kostenlos sein, bzw.<br />
nur bis zu 30% der Kosten vom Patienten getragen<br />
werden.<br />
„Mit dem Südsudan kooperieren<br />
wir in keiner Weise beim Aufbau<br />
des Gesundheitssektors“<br />
Ginzel: Welche strukturellen Defizite behindern<br />
den Gesundheitssektor noch?<br />
Dr. Abdullah: Ich denke, der Sudan nützt<br />
seine Internetkapazitäten nicht optimal. Wir<br />
haben eine sehr gute IT- Infrastruktur, der<br />
Großteil des Landes ist vernetzt und 70%<br />
der Bevölkerung haben Internetzugang über<br />
ihre Mobiltelefone. Aus diesem Grund arbeiten<br />
wir nun daran, den Bereich eHealth und<br />
mHealth aufzubauen...<br />
Ginzel: Konkret bedeutet das,...<br />
Dr. Abdullah: ..dass wir zunächst eine indische<br />
Software ausprobieren. Das Programm<br />
„Health Africa“ soll eine Gruppe von sieben<br />
afrikanischen Krankenhäusern mit indischen<br />
Kliniken verbinden, und medizinische Konsultationen<br />
ermöglichen. Telemedizin kann<br />
die Qualität der Gesundheitsversorgung<br />
durch bessere Ausbildung und Kooperation<br />
bei Behandlungen und Therapien erheblich<br />
verbessern.<br />
Zur Autorin<br />
Das Interview wurde von Laura Ginzel geführt.<br />
Es wurde in Kooperation mit dem Magazin<br />
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23<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
Gesundheit<br />
Die VAE-Regierung und die Pharmaindustrie diskutieren derzeit, ob Patentrechte für die zweite medizinische Verwendung möglich sind<br />
Patentrechte für zweite<br />
medizinische Verwendung in den<br />
Vereinigten Arabischen Emiraten?<br />
Ist es grundsätzlich möglich Patentrechte für die zweite medizinische Verwendung mit bereits inhaltlich bekannten<br />
Wirkstoffen oder Zusammensetzungen zu erhalten? Hierbei handelt es sich um eine außerordentlich wichtige Fragestellung,<br />
welche derzeit zwischen der VAE-Regierung und der Pharmaindustrie diskutiert wird.<br />
Von Derya Bandak und Sabine Reindel<br />
Was bedeutet zweite medizinische Verwendung<br />
im Zusammenhang mit einer Patentanmeldung?<br />
Ein Stoff oder Stoffgemisch, von<br />
dem bereits eine erste medizinische Indikation<br />
bekannt ist, kann noch für eine zweite<br />
oder weitere Verwendung patentierbar sein,<br />
sofern diese Verwendung neu und erfinderisch<br />
ist. Grundsätzlich ist eine Erfindung nur<br />
dann patentierbar, wenn sie neu ist. Wann<br />
ist sie also neu? Der Stoff oder das Stoffgemisch<br />
ist es nicht, denn dieser wurde bereits<br />
patentiert. Neu ist die beabsichtigte Verwendung<br />
des Stoffes oder des Stoffgemisches. Die<br />
Patentierbarkeit leitet sich bei der zweiten<br />
medizinischen Verwendung also nicht vom<br />
Stoff bzw. Stoffgemisch als solchem ab, sondern<br />
ausschließlich von seiner beabsichtigten<br />
therapeutischen Verwendung. Ein Beispiel:<br />
Wäre also der Wirkstoff Sildenafil in seiner<br />
ursprünglich geplanten Verwendung, also als<br />
Arzneimittel für Bluthochdruck und Angina<br />
Pectoris erfolgreich zum Patent angemeldet<br />
worden, dann wäre die heute bekannte Anwendung<br />
des Wirkstoffes unter dem Markennamen<br />
Viagra eine zweite medizinische<br />
Verwendung.<br />
Somit unternimmt die Arzneimittelbranche<br />
derzeit erhebliche Anstrengungen, um ihre<br />
Investitionen im Rahmen der Erforschung<br />
neuer Verwendungen für bekannte Substanzen<br />
zu schützen.<br />
Einige Mitgliedsstaaten des Golf-Kooperationsrates<br />
(GCC), wie beispielsweise die<br />
Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien,<br />
sind der Auffassung, dass eine<br />
Patentanmeldung, aus der man letztlich auch<br />
Ansprüche ableiten kann, in Bezug auf die<br />
zweite oder weitere medizinische Verwendung<br />
nicht möglich sein dürfte. Es fehle hier<br />
die Neuartigkeit. Zudem sind die beiden Mitgliedsstaaten<br />
der Auffassung, dass die Methode<br />
der „therapeutischen Verwendung“ alleine<br />
nicht dem gesetzlichen Schutzbereich unterliegen<br />
könne.<br />
Patente sind im Kapitel 2 des Bundesgesetzes<br />
der VAE aus dem Jahre 2002 bezüglich der<br />
Regulierung und des Schutzes gewerblicher<br />
Patente, Muster und Zeichen (Bundesgesetz<br />
Nr. 17 aus 2002) geregelt und gewähren gemäß<br />
Artikel 4 Schutz für jede neue, gewerblich<br />
verwertbare Erfindung, die auf einer wissenschaftlichen<br />
Grundlage beruht. Die Definitionen<br />
im Gesetz, also auch diese, entsprechen<br />
weitestgehend dem internationalen Standard.<br />
Foto: panthermedia.net/Robert Gerhardt<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
24
Gesundheit<br />
SOUQ<br />
Die Pharmaunternehmen argumentieren, dass<br />
eine Erfindung nicht aus dem Schutzbereich<br />
des Gesetzes ausgenommen werden soll, wenn<br />
diese Erfindung erstmalig zur Behandlung von<br />
Menschen und Tieren mit Hilfe von Diagnostik,<br />
Therapie und operativen Eingriffen geeignet ist.<br />
Foto: panthermedia.net/Vladimir Nenov<br />
Fotos: Rödl & Partner<br />
In den vergangenen Jahren hat die Arzneimittelbranche<br />
insbesondere in Europa massiven<br />
Druck auf die jeweiligen Regierungen ausgeübt,<br />
damit der Schutz solcher Erfindungen<br />
auch in der Zukunft garantiert wird. Nach<br />
den USA und Japan hat Europa die meiste Erfahrung<br />
bei Patentanmeldungen. Viele auch<br />
nichteuropäische Patentämter wenden die<br />
Grundsätze der europäischen Abkommen im<br />
Rahmen eigener Patentanmeldungen an.<br />
Die große Beschwerdekammer des Europäischen<br />
Patentamtes prüfte beispielsweise, ob<br />
die zweite und weitere medizinische Verwendung<br />
tatsächlich dem Schutz des entsprechenden<br />
Patentgesetzes unterfällt und kam zu dem<br />
Ergebnis, dass der Anwendungsbereich der<br />
jeweiligen Artikel des Europäischen Patentübereinkommens<br />
(EPC 1973) nicht gegeben sei.<br />
Die Kammer räumte jedoch ein, dass die<br />
Praktiken des Eidgenössischen Institutes für<br />
Geistiges Eigentum in Bern bezogen auf bestimmte<br />
Ansprüche mit Hilfe der Konstruktion<br />
der „Swiss-type claims“ dennoch geltend<br />
gemacht werden können. Sie bestätigte somit<br />
die Patentierbarkeit bei einer zweiten medizinischen<br />
Verwendung, wenn die jeweilige Substanz<br />
oder chemische Zusammensetzung für<br />
die Herstellung eines Arzneimittels geplant<br />
ist und im Rahmen einer therapeutischen Behandlung<br />
zum Einsatz kommt.<br />
„Swiss-type claims“ werden nach folgender<br />
Struktur geprüft:<br />
1. Verwendung eines Stoffs oder<br />
Stoffgemisches X im Rahmen der<br />
Herstellung eines Arzneimittels für<br />
die Behandlung der Erkrankung Z<br />
Im Rahmen eines „Swiss-type claims“ bezieht<br />
sich der Begriff der Neuartigkeit auf den<br />
Gebrauch der bereits bekannten Substanz im<br />
Rahmen der Herstellung eines solchen neuen<br />
Produktes und nicht auf die Zusammensetzung<br />
der Substanz an sich.<br />
Besonders in Europa übte die Arnzeimittelbranche Druck auf die Regierung aus,<br />
den Schutz der Erfindungen zu garantieren<br />
Das europäische Patentamt hat die „Swiss-type<br />
claims“ anschließend auch akzeptiert und stützte<br />
sich dabei auf die oben erwähnte Entscheidung<br />
der großen Beschwerdekammer. Im Jahr<br />
2000 wurde sogar ein neuer Artikel 54 Abs. 5 in<br />
die EPC aufgenommen, wonach neue Anwendungen<br />
und der neue Gebrauch einer bereits<br />
bekannten Substanz schützenswert sind.<br />
Folglich gestaltet sich die neue Struktur der<br />
Prüfung folgendermaßen:<br />
2. Stoff X zur Verwendung bei der<br />
Behandlung der Krankheit Y<br />
In den Patentämtern sowohl der Vereinigten<br />
Arabischen Emiraten als auch Saudi- Arabiens<br />
und im GCC-Patentamt in Riad finden<br />
die oben genannten Entscheidungen, sowie<br />
die Praxis des europäischen Patentamtes noch<br />
keine ausreichende Berücksichtigung.<br />
Aufgrund diverser Veröffentlichungen im<br />
Patentanzeiger der Vereinigten Arabischen<br />
Sabine Reindel<br />
ist Rechtsanwältin bei Rödl & Partner und betreut<br />
sowohl deutsch,- als auch englischsprachige<br />
Mandanten vor Ort in den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten und<br />
im Nahen Osten.<br />
Sie ist spezialisiert<br />
auf den Gebieten<br />
des Handels,- Wirtschaft,-<br />
und Gesellschaftsrechts.<br />
Internet:<br />
www.roedl.de<br />
Emirate ist davon auszugehen, dass Ansprüche<br />
aus der zweiten und weiteren medizinischen<br />
Verwendung nur mit Mühe anerkannt<br />
werden. Man argumentiert, dass die zweite<br />
medizinische Verwendung nichts „Neues“<br />
impliziert, davon abgesehen ist sie als reine<br />
Methodik für die Behandlung anzusehen und<br />
fällt somit nicht unter den Schutzbereich des<br />
Artikels 6 des Patentgesetzes der Vereinigten<br />
Arabischen Emiraten von 2006 (Bundesgesetz<br />
Nr. 31 aus 2006). Darüber hinaus hat man die<br />
Befürchtung, dass mit der Ausweitung der<br />
Patentrechte für die zweite medizinische Verwendung,<br />
die Patentrechte für die erste medizinische<br />
Verwendung eingeschränkt werden<br />
könnten.<br />
Im Ergebnis kann festgehalten werden, dass<br />
eine Patentanmeldung in den Vereinigten<br />
Arabischen Emiraten in jedem Fall durch eine<br />
sorgfältige rechtliche Beratung vorbereitet<br />
und begleitet werden sollte.<br />
Derya Bandak<br />
Als Rechtsanwältin bei Rödl & Partner für die<br />
rechtliche Beratung von Unternehmen aus dem<br />
deutschsprachigen Raum im Nahen und Mittleren<br />
Osten zuständig.<br />
Dabei hat sie<br />
sich unter anderem<br />
auf die Beratung<br />
beim Markteinstieg<br />
in arabischen Ländern<br />
spezialisiert.<br />
Internet:<br />
www.roedl.de<br />
25<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ tourismus<br />
Immer mehr arabische Aussteller werben<br />
auf der Internationalen Tourismusbörse<br />
in Berlin um Gäste<br />
Auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin waren in diesem Jahr so viele Austeller aus der arabischen<br />
Welt vertreten wie selten zuvor. Der SOUQ hat einige Stimmen zur aktuellen Entwicklung in der Region gesammelt.<br />
Ernst Burgbacher, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie und Beauftragter der Bundesregierung für Mittelstand und Tourismus,<br />
Jumaa Mubarak Al Junaibi, VAE-Botschafter in Berlin, und Klaus Wowereit, der Regierende Bürgermeister von Berlin (v. l. n. r.)<br />
Nach Angaben der Berliner Messegesellschaft<br />
war die Nachfrage von Unternehmen aus der<br />
arabischen Welt in diesem Jahr besonders<br />
groß. Der Jemen und Libyen kehrten nach einer<br />
Unterbrechung ihrer Beteiligung auf die<br />
ITB zurück. Der Irak vergrößerte seine Standfläche<br />
im Vergleich zum Vorjahr deutlich.<br />
Wie Ägyptens Tourismusminister Hisham<br />
Zaazou auf der ITB berichtete, reisten im<br />
vergangenen Jahr rund 1,2 Mio. Deutsche<br />
in das Land am Nil – 20 Prozent mehr als<br />
im Jahr 2011. Die Zahl der Übernachtungen<br />
insgesamt stieg Zaazou zufolge 2012 sogar<br />
um 29 Prozent auf 15 Mio. Der Minister<br />
gab den Start einer neuen Imagekampagne<br />
mit dem Titel „Egypt now“ bekannt. Sie<br />
arbeitet unter anderem mit Live-Streams<br />
von Stränden und touristischen Highlights,<br />
die auf Großbildschirme in Bahnhöfen oder<br />
Einkaufszentren übertragen werden sollen.<br />
Außerdem will Ägypten seinen Tourismus<br />
mit einer neuen Reisefachmesse ankurbeln.<br />
Sie könnte 2015 in Sharm el Sheikh erstmals<br />
stattfinden. Die ITB Berlin soll das Vorhaben<br />
bei Marketing und Organisation unterstützen.<br />
Eine entsprechende Absichtserklärung<br />
wurde in Berlin unterzeichnet.<br />
„Tunesien zählt mehr denn je auf Deutschland“,<br />
sagte Botschafter Elyes Ghariani auf<br />
der Pressekonferenz des Fremdenverkehrsamtes<br />
Tunesiens anlässlich der ITB. Damit<br />
meinte er die politische Unterstützung auf<br />
dem Weg zu mehr Demokratie, vor allem<br />
aber den Tourismus. Tatsächlich kamen 2012<br />
mit knapp 412.000 deutschen Gästen wieder<br />
fast so viele wie 2010 (459.000). Nach<br />
Frankreich stellt Deutschland damit die<br />
zweitwichtigste Besuchergruppe. Insgesamt<br />
besuchten 2012 fast sechs Mio. Touristen das<br />
Land. Damit konnte Tunesien sein touristisches<br />
Comeback festigen.<br />
Habib Ammar, Generaldirektor des Fremdenverkehrsamtes<br />
von Tunesien (ONTT),<br />
gab sich zuversichtlich, bereits Ende <strong>2013</strong><br />
bei Einreisen, Übernachtungen und Umsätzen<br />
wieder die Zahlen von 2010 zu<br />
erreichen. Ein Trend ist der Alternativtourismus<br />
mit „Hotels de Charme“ und<br />
„Maisons d‘Hôtes“. Davon gibt es inzwischen<br />
150 im ganzen Land – von märchenhaften<br />
Palasthotels über ökologische<br />
Designhäuser bis hin zum Luxuscamping<br />
in Berberdörfern ist für jeden Geschmack<br />
etwas dabei.<br />
In Libyen bereitet sich die Tourismusbranche<br />
auf den Neustart vor, wie Sabine<br />
Hagemann-Breitling berichtete. Sie vertrat<br />
das in Tripolis angesiedelte Haroon-Hotel<br />
am Libyen-Stand. „Der Tourismus in Libyen<br />
ist dabei, sich neu aufzustellen. Deshalb<br />
zeigen wir hier auch Präsenz. Mit der neuen<br />
Regierung arbeiten wir gut zusammen. Wir<br />
sehen das Land auf einem guten Weg, aber<br />
es braucht Zeit, sich zu entwickeln“, erklärte<br />
Hagemann-Breitling.<br />
Foto: Messe Berlin GmbH<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
26
tourismus<br />
SOUQ<br />
Das Königreich Bahrain will, wie auf der<br />
ITB berichtet wurde, mit einer Reihe von<br />
Maßnahmen den Tourismus im Land voranbringen.<br />
Dazu investiert der aus 33 Inseln<br />
bestehende Staat in diesem Jahr verstärkt in<br />
kulturelle Veranstaltungen in der Hauptstadt<br />
Manama. Ende Februar wurde die Küstenstadt<br />
zur „Hauptstadt des arabischen Tourismus<br />
<strong>2013</strong>“ erklärt. Bereits im Januar öffnete<br />
im Bahrain National Museum von Manama<br />
die Kunstausstellung „Fine Arts“. Doch will<br />
Bahrain auch seine architektonischen Sehenswürdigkeiten<br />
verstärkt fördern. Hierfür<br />
wurden das 200 Jahre alte Riffa Fort, das Bab<br />
Al Bahrain-Tor, das Postmuseum und das Bu<br />
Maher Fort Visitor Center identifiziert.<br />
Foto: Messe Berlin GmbH<br />
Wie Bahrains Kultur- und Informationsministerin<br />
Shaikha Mai bint Mohammed Al<br />
Khalifa auf der ITB erklärte, hat das Königreich<br />
im vergangenen Jahr rund sieben Mio.<br />
Gäste verzeichnet. Rund 40 Prozent davon<br />
waren jedoch Tagesbesucher, die aus Nachbarländern<br />
wie Saudi-Arabien und Katar<br />
nach Bahrain reisen. Durch gezieltere Werbung<br />
soll erreicht werden, dass diese Touristen<br />
länger in dem Königreich verweilen.<br />
Wieder vertreten auf ITB war der Jemen.<br />
„Die Präsenz des Jemen auf der ITB Berlin<br />
ist für uns sehr wichtig. Wir sind vor allem<br />
hier, um Flagge zu zeigen und Kontakte zu<br />
knüpfen“, sagte Fatima Ali Huraibi, Executive<br />
Director des Yemen Tourism Promotion<br />
Board. Ihr Land sei stolz auf seine alten Traditionen,<br />
historischen Gebäude und vielfältigen<br />
Landschaften, die auch von der Unesco<br />
honoriert werden. Das Land hat vier Weltkulturerbestätten:<br />
Die Altstadt von Schibam<br />
mit der Stadtmauer, die Altstadt von Sanaa,<br />
die Medina von Zabid und das Sokotra-Archipel.<br />
„Wir wissen, die Deutschen reisen<br />
gern und viel, interessieren sich für Kultur,<br />
Geschichte und Abenteuer. Hier sehen wir<br />
in der Zukunft einen guten Quellenmarkt“,<br />
sagte Frau Huraibi. Yemen Airways fliegt –<br />
je nach Saison – zwei bis drei Mal wöchentlich<br />
zwischen Sanaa und Frankfurt.<br />
Der Tourismus in dem Emirat Dubai boomt<br />
weiter. „Wir sind mit großem Schwung in das<br />
Jahr <strong>2013</strong> gestartet und sind rundum positiv<br />
eingestimmt. In 2012 hat der Tourismussektor<br />
in Dubai ein beachtliches Wachstum verzeichnet“,<br />
erklärte Mara Kaselitz, Direktorin<br />
des Dubai Department of Tourism and Commerce<br />
Marketing in Deutschland. Mehr als<br />
Tunesien auf der ITB<br />
neun Mio. Hotel- und Apartmentgäste registrierte<br />
das Emirat 2012. Die Übernachtungszahlen<br />
stiegen um 15 Prozent, und die Zahl<br />
der Hotelanlagen wuchs um drei Prozent. Im<br />
Jahr 2012 hießen die Hotels und Hotelapartments<br />
in Dubai insgesamt 314.951 Gäste aus<br />
Deutschland willkommen, was ein Besucherplus<br />
von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr<br />
war. Die Übernachtungen legten sogar<br />
um 20 Prozent zu.<br />
Der CEO der Dubai Airports, Paul Griffiths,<br />
berichtete über die Eröffnung des Concourse<br />
A, des weltweit ersten, speziell für den Airbus<br />
A380 konstruierten Terminals, auf dem Dubai<br />
International Airport. Er erhöht die Kapazität<br />
des Flughafens auf 90 Mio. Fahrgäste. „Wir<br />
prüfen gerade unseren Masterplan, welche<br />
weiteren Optionen bestehen“, sagte Paul<br />
Griffiths. Parallel dazu läuft die Entwicklung<br />
des neuen Flughafens Dubai World Central,<br />
der bisher überwiegend von Luftfrachtgesellschaften<br />
und der General Aviation benutzt<br />
wird. Ab 2025 soll er eine Ausbaustufe erreicht<br />
haben, die eine Verlegung des gesamten<br />
Verkehrs des Home-Carriers Emirates an den<br />
neuen Standort ermöglicht. Im Jahr 2035 soll<br />
der Airport die vorläufige Endkapazität von<br />
160 Millionen Passagieren als dann größter<br />
Flughafen der Welt erreichen. Derzeit bieten<br />
in Dubai neben den Home-Carriern Emirates<br />
und FlyDubai insgesamt rund 150 Airlines<br />
Flüge zu 340 Zielen an.<br />
Die Fluggesellschaft Emirates betonte auf<br />
der ITB Berlin, dass sie weiter daran interessiert<br />
ist, in Deutschland zusätzlich Berlin<br />
und Stuttgart anzufliegen. Die entsprechenden<br />
Verhandlungen mit dem Bundesverkehrsministerium<br />
seien allerdings „etwas<br />
ruhiger geworden“, sagte Volker Greiner,<br />
Vizepräsident der Airline für Nord- und<br />
Zentraleuropa. Das Thema Berlin sei mit<br />
der Verschiebung der Eröffnung des neuen<br />
Flughafens „etwas in die Ferne gerückt“.<br />
Im Deutschland-Verkehr hat Emirates die<br />
Kapazität im laufenden Geschäftsjahr durch<br />
den Einsatz größerer Maschinen und durch<br />
zusätzliche Flüge nach Frankfurt und Hamburg<br />
um 30 Prozent erhöht und im Februar<br />
eine Spitzenauslastung von 90 Prozent<br />
erreicht. First- und Business-Class machen<br />
einen Umsatzanteil von 37 Prozent aus, den<br />
Greiner auf 40 Prozent steigern möchte. Gut<br />
60 Prozent der Passagiere nutzen Dubai als<br />
Drehkreuz für andere Destinationen, insbesondere<br />
nach Australien, Neuseeland, China<br />
und zu den touristischen Zielen in Thailand<br />
und im Indischen Ozean. Neue Verbindungen<br />
werden in diesem Jahr nach Tokio-Haneda<br />
sowie zum Clark International Airport<br />
auf den Philippinen eröffnet.<br />
27<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
tourismus<br />
„Qatar Airways hat eine<br />
rasante Entwicklung durchlebt“<br />
Im Gespräch mit dem SOUQ spricht Akbar Al Baker, CEO von Qatar Airways, über die rasante Entwicklung des Unternehmens.<br />
Von nur vier Flugzeugen im Jahr 1997 sei die Flotte bis heute auf über 120 Flugzeuge erweitert. Bis zum<br />
Jahr 2015 solle die bestehende Flotte sogar auf 170 Flugzeuge aufgestockt werden. Deutschland sei das zweitbeliebteste<br />
europäische Reiseziel der Menschen aus den Golfstaaten, so Al Baker.<br />
SOUQ: Herr Al Baker, Qatar Airways<br />
wächst rasant. Was sind die Gründe für<br />
diesen Erfolg? Profitiert Qatar Airways vor<br />
allem von der geografischen Lage zwischen<br />
Europa und Asien?<br />
Al Baker: In nur 16 Jahren Flugbetrieb hat<br />
Qatar Airways eine rasante Entwicklung<br />
durchlebt, die sie zu einer der am schnellsten<br />
wachsenden Airlines weltweit macht:<br />
Unsere Fluggesellschaft ist in beispielloser<br />
Geschwindigkeit von einem regionalen Anbieter<br />
zu einem international angesehenen<br />
Carrier gewachsen.<br />
Beflügelt von der Vision, die beste Fluggesellschaft<br />
der Welt zu werden, konnten<br />
wir in den vergangenen Jahren ein enormes<br />
Wachstum verzeichnen und erreichten<br />
im Sommer 2011 unser ehrgeiziges Ziel,<br />
als Qatar Airways bei den renommierten<br />
Skytrax World Airline Awards zur Airline<br />
des Jahres 2011 gewählt wurde. Auch 2012<br />
konnte Qatar Airways den Titel zum zweiten<br />
Mal in Folge für sich beanspruchen.<br />
Über 18 Millionen Passagiere weltweit hatten<br />
bei der Umfrage abgestimmt. Das zeigt<br />
uns, dass Qatar Airways in der Lage ist, ihre<br />
härtesten Kritiker zufrieden zu stellen –<br />
nämlich die Passagiere.<br />
Qatar Airways profitiert tatsächlich von der<br />
geografischen Lage zwischen Europa und<br />
Asien. Das Drehkreuz in Doha ermöglicht<br />
es, unseren Passagieren bequeme Verbindungen<br />
zwischen Ost und West anzubieten.<br />
SOUQ: Was sind die Säulen der geschäftlichen<br />
Strategie von Qatar Airways? Was<br />
zeichnet Qatar Airways aus?<br />
Al Baker: Neben der Verstärkung der Aktivitäten<br />
auf beliebten Strecken im weltweiten<br />
Netzwerk von Qatar Airways sieht<br />
unsere Expansionsstrategie außerdem die<br />
Akbar Al Baker, CEO von Qatar Airways<br />
Erschließung neuer, bisher unterversorgter<br />
Märkte vor, in deren wirtschaftlicher und<br />
touristischer Entwicklung ein klarer Aufwärtstrend<br />
erkennbar ist.<br />
Im Rahmen unseres rasanten Wachstums<br />
stellen wir zudem kontinuierlich sicher,<br />
dass unsere Service-Standards stets den hohen<br />
Ansprüchen unserer Mitarbeiter und<br />
Passagiere genügen.<br />
Die einzigartige Kombination aus höchsten<br />
Service-Standards, bestmöglicher Auswahl<br />
und Flexibilität bei der Reiseplanung und<br />
Innovation gepaart mit einem hervorragenden<br />
Preis-Leistungsverhältnis zeichnet das<br />
Angebot von Qatar Airways aus.<br />
SOUQ: Wie umfangreich ist die Flugzeug-<br />
Flotte von Qatar Airways und wie wird sich<br />
diese in Zukunft entwickeln? Welche Bedeutung<br />
hat Airbus für Qatar Airways?<br />
Al Baker: Die Anzahl der Flugzeuge in der<br />
Qatar Airways-Flotte wächst kontinuierlich<br />
an: Von nur vier Flugzeugen 1997 wuchs<br />
unsere Flotte bis 2006 auf 50 Flugzeuge an<br />
und erreichte im Oktober 2011 den Meilenstein<br />
von 100 Flugzeugen. Derzeit betreibt<br />
Qatar Airways mehr als 120 Flugzeuge. Bis<br />
zum Jahr 2015 soll die bestehende Flotte auf<br />
170 Flugzeuge aufgestockt werden.<br />
Qatar Airways betreibt eine der jüngsten<br />
Flugzeugflotten der Welt. Unsere modernen<br />
Airbus- und Boeing-Flugzeuge haben ein<br />
Durchschnittsalter von unter vier Jahren.<br />
Derzeit stehen bei Qatar Airways Lieferungen<br />
für mehr als 250 Flugzeuge mit einem<br />
Gesamtwert von über 50 Milliarden US-<br />
Dollar aus, darunter Flugzeuge vom Typ<br />
Airbus A350, A380, A320 Neo und Boeing<br />
787.<br />
SOUQ: Wie wichtig ist der deutsche Markt<br />
für Qatar Airways?<br />
Al Baker: Deutschland ist einer unserer<br />
Schlüsselmärkte in Europa, in dem wir mit<br />
Foto: Qatar Airways<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
28
tourismus<br />
SOUQ<br />
im Jahr. Bis zur kompletten Betriebsbereitschaft<br />
des Flughafens soll die Kapazität<br />
dann auf mehr als das Doppelte – zirka 50<br />
Millionen Passagiere im Jahr – vergrößert<br />
werden.<br />
Qatar Airways wird den gesamten Flugbetrieb<br />
bis Ende des Jahres an den Hamad<br />
International Airport verlegen. Wir werden<br />
für das Management des neuen Flughafens<br />
verantwortlich sein. Der Hamad International<br />
Airport ist der erste Flughafen weltweit,<br />
der uneingeschränkten Flugbetrieb für<br />
sämtliche Verkehrsflugzeuge bietet, darunter<br />
auch der neue Airbus A380 – das größte<br />
Passagierflugzeug der Welt.<br />
Hamad International Airport<br />
unseren drei Zielen München, Frankfurt und<br />
Berlin mittlerweile sehr gut aufgestellt sind.<br />
Deutschland ist das zweitliebste europäische<br />
Reiseland der Menschen aus den Golfstaaten,<br />
daher erfreuen sich alle Strecken nach<br />
Deutschland großer Beliebtheit. Aufgrund<br />
der starken wirtschaftlichen Zusammenarbeit<br />
zwischen Qatar und Deutschland boomt<br />
auch der Geschäftsreisemarkt.<br />
SOUQ: Wie haben sich die Verbindungen<br />
zwischen Deutschland und Katar entwickelt?<br />
Werden die Verbindungen weiter<br />
ausgebaut?<br />
Al Baker: Die Strecke Doha – München war<br />
unser erster Schritt in den deutschen Markt,<br />
bevor weitere Verbindungen nach Frankfurt<br />
und in die Hauptstadt Berlin folgten. 1998<br />
haben wir mit München den ersten Schritt<br />
in den deutschen Markt gewagt und in diesem<br />
Jahr feiern wir unsere fünfzehnjährige<br />
Präsenz in Deutschland.<br />
gibt es jedoch keine konkreten Pläne, die<br />
Aktivitäten in Deutschland weiter zu verstärken.<br />
SOUQ: Wie wichtig ist der Hamad International<br />
Airport für Qatar Airways? Welche<br />
Auswirkungen wird der neue Flughafen auf<br />
das Geschäft von Qatar Airways haben?<br />
Al Baker: Das enorme Wachstum von Qatar<br />
Airways erfordert neue Flughafeneinrichtungen,<br />
die das kontinuierlich wachsende<br />
Passagiervolumen am Drehkreuz in Doha<br />
auffangen.<br />
Der Hamad International Airport, der im<br />
Laufe des Jahres in Betrieb genommen wird,<br />
ermöglicht in der Eröffnungsphase eine Kapazität<br />
von bis zu 28 Millionen Passagieren<br />
Qatar Airways Business Class an Bord des Boeing 787 Dreamliners<br />
Hamad International Airport wird ein Flughafen<br />
der Superlative: 41 Kontakt-Gates für<br />
die Abfertigung von Großraumflugzeugen,<br />
eine 40.000 Quadratmeter große Fläche für<br />
den Einzelhandel, komfortable Lounges und<br />
mehrstöckige Parkanlagen für Kurz- und<br />
Langzeitparker. Zu den Neuausstattungen<br />
gehören ein Emiri Terminal-Komplex für<br />
VIP Flüge, ein Cargo-Terminalgebäude sowie<br />
Hangars und Infrastruktur für ergänzende<br />
Fluggesellschaft- und Flughafen-<br />
Services. Zusätzlich zum angrenzenden<br />
Flughafenhotel wird es direkt im Terminal<br />
ein Hotel mit 100 Zimmern geben, um die<br />
Wege der Besucher und Transitpassagiere<br />
zu verkürzen.<br />
Sobald Qatar Airways den hochmodernen<br />
Hamad International Airport in Betrieb<br />
nimmt, genießen Passagiere nicht nur über<br />
den Wolken, sondern auch am Boden ein<br />
exzellentes Reiseerlebnis.<br />
Der Passagierbetrieb auf allen drei deutschen<br />
Strecken entwickelt sich außerordentlich<br />
gut, sodass wir die Aktivitäten in Deutschland<br />
in den vergangenen Jahren von 24 auf<br />
35 Flüge pro Woche steigern konnten. Berlin<br />
wird täglich, Frankfurt und München werden<br />
zweimal täglich bedient. Auf zwei der<br />
drei Routen kommen zudem Großraumflugzeuge<br />
vom Typ Boeing 787 zum Einsatz.<br />
Fotos: Qatar Airways<br />
Natürlich sind wir besonders in unseren<br />
Schlüsselmärkten stets auf der Suche nach<br />
neuen Wachstumsmöglichkeiten. Derzeit<br />
29<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ Branchen<br />
Bahrain bietet ideale Rahmenbedingungen für<br />
ausländische Unternehmen<br />
Mit seinem liberalen Wirtschaftsklima ist Bahrain schon seit langem eine erfolgreiche Handelsnation und Anziehungspunkt<br />
für internationale Unternehmen. Ein Handelszentrum ist der Inselstaat bereits seit mehr als 4.000<br />
Jahren – als Land Dilmun mit einer der ältesten Hochkulturen der Welt und an der Wiege der Handelswege der Welt<br />
gelegen. Der folgende Text wurde dem SOUQ vom Bahrain Economic Development Board zur Verfügung gestellt.<br />
Bab al Bahrain - Tor zum Manama Souq<br />
Bahrain verfügt heute über ein dynamisches<br />
und unternehmerfreundliches Wirtschaftssystem.<br />
Als erster Golfstaat fand<br />
er im vergangenen Jahrhundert Erdöl auf<br />
seinem Hoheitsgebiet – und diversifizierte<br />
anschließend erfolgreich seine Volkswirtschaft,<br />
indem er seinen Erdölhandel<br />
durch andere Einnahmequellen ergänzte.<br />
Schon früh baute der Staat seinen Finanzdienstleistungssektor<br />
auf. Nach vier<br />
Jahrzehnten starken Wachstums und kontinuierlicher<br />
Entwicklung floriert er auch<br />
heute noch. Weitere Sektoren sind hinzugekommen.<br />
Die enge Zusammenarbeit<br />
zwischen der Regierung und dem privaten<br />
Sektor erleichterte diese Entwicklung<br />
ebenso wie das Zusammenspiel weiterer<br />
Faktoren: eine starke Ausrichtung auf die<br />
Aus- und technische Weiterbildung der<br />
Arbeitskräfte vor Ort, die Unterstützung<br />
von Unternehmen bei der Erweiterung<br />
der Fachkompetenzen ihrer Belegschaft,<br />
und nicht zuletzt die Bemühungen der<br />
Regierung um eine effiziente und verlässliche<br />
Verwaltung.<br />
Bahrain verschafft Unternehmen<br />
Zugang zu einem Billionen-Dollar-<br />
Markt.<br />
Bahrain bietet deutschen Unternehmen,<br />
die sich in der arabischen Welt niederlassen<br />
wollen, nahezu ideale Bedingungen.<br />
Unternehmen mit Sitz im Königreich Bahrain<br />
erhalten aufgrund der hervorragenden<br />
strategischen Position des Inselstaates<br />
einen guten Zugang zu den Märkten der<br />
Golfregion. Schon jetzt beläuft sich das<br />
kombinierte BIP der Mitgliedsstaaten des<br />
Golf-Kooperationsrats (GCC) – Saudi-<br />
Arabien, Vereinigte Arabische Emirate,<br />
Kuwait, Katar, Oman und Bahrain – auf<br />
mehr als eine Billion Dollar und wird sich<br />
in Zukunft noch weiter erhöhen, da die<br />
Bevölkerung stetig wächst und diese Nationen<br />
auf dem wirtschaftlichen Vormarsch<br />
sind. Unternehmen, die sich in Bahrain<br />
niederlassen, profitieren auch vom zollfreien<br />
Zugang zu den Märkten der USA,<br />
des GCC und zur arabischen Freihandelszone<br />
GAFTA.<br />
Warum gerade Bahrain?<br />
Es gibt viele Gründe dafür, warum Bahrain<br />
ein idealer Ausgangspunkt für den<br />
Zugang zum rasant wachsenden Markt<br />
der Golfregion ist. Zum ersten ist der arabische<br />
Staat dafür bekannt, dass er Unternehmen<br />
eine große Handlungsfreiheit<br />
bietet. Erst kürzlich kam er weltweit auf<br />
Platz 12 im „Index of Economic Freedom“<br />
von <strong>2013</strong>, den die Heritage Foundation in<br />
Kooperation mit dem Wall Street Journal<br />
herausgibt. Damit gelangte Bahrain als<br />
erster Staat der Region unter die Top-20<br />
der Welt. Seit Einführung des Index im<br />
Jahre 1995 war Bahrain stets Spitzenreiter<br />
unter den Golfstaaten. Ausländische Un-<br />
Foto: EDB<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
30
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31<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
Branchen<br />
Durch den 25km langen King Fahd Causeway hat Bahrain seit 1986 eine Landgrenze mit Saudi-Arabien<br />
ternehmer profitieren außerdem davon,<br />
dass sich Unternehmen in den meisten<br />
Wirtschaftsbereichen zu 100% in ausländischer<br />
Hand befinden dürfen, und dass es<br />
hinsichtlich der Rückführung von Kapital,<br />
Gewinnen oder Dividenden keinerlei Beschränkungen<br />
gibt. Darüber hinaus bietet<br />
das Königreich Bahrain aber noch eine<br />
ganze Reihe anderer Anziehungspunkte<br />
für Unternehmen, die sich in der Golfregion<br />
niederlassen und auf die Märkte der<br />
arabischen Welt zugreifen wollen: Steuern<br />
und Betriebskosten gehören zu den<br />
niedrigsten der Golfregion, und die Körperschaftssteuer<br />
beträgt 0 Prozent.<br />
Zum zweiten liegt Bahrain im Herzen der<br />
Golfregion und bietet eine verkehrsgünstige<br />
Anbindung zu allen größeren Märkten.<br />
Zudem hat das Königreich ein bewährtes<br />
Rechts- und Aufsichtssystem, welches Investoren<br />
garantiert, dass ihre Interessen<br />
auf faire, offene und transparente Weise<br />
gewahrt werden.<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
schlossen, auch weiterhin in die Zukunft<br />
des Landes zu investieren. In den nächsmaßgeblich<br />
zum Erfolg des Landes beigetragen,<br />
und die Politiker sind fest ent-<br />
Bahrain wurde bereits von mehreren renommierten internationalen Organisationen für<br />
sein günstiges Wirtschaftsklima und seine Freiheiten für Unternehmen geehrt. Im „Index<br />
of Economic Freedom“ von <strong>2013</strong> errang Bahrain 75,5 von 100 Punkten, und brachte es<br />
damit auf Platz 12 (von 177) der wirtschaftlich freiesten Nationen der Welt und auf Platz<br />
1 unter den 15 Ländern der Region Mittlerer Osten / Nordafrika (Mena). Im Index wird<br />
vor allem darauf hingewiesen, dass „der Wandel [des Königreichs] zu größerer Offenheit,<br />
Diversifizierung und Modernisierung auf starken Fundamenten wirtschaftlicher Freiheit<br />
ruht“, und dass Bahrain als Vorreiter in puncto Wirtschaftsfreiheit den anderen Ländern<br />
der Region als großes Vorbild dient.<br />
• Eine Umfrage unter 1.500 Führungskräften in 22 Ländern Europas und der arabischen<br />
Welt, die KPMG zum Thema „Erfolg in einer sich verändernden Welt“ („Succeeding<br />
in a changing world“) durchführte, ergab, dass Bahrain ein „Vorreiter der Region“ mit<br />
dem „freizügigsten Wirtschaftssystem des GCCs“ ist. Dabei hebt der Bericht hervor,<br />
dass Bahrains verhältnismäßiger Mangel an fossilen Brennstoffen dazu geführt hat,<br />
dass Bahrain „in finanzieller Hinsicht am vorausschauendsten“ ist.<br />
• Im „Financial Development Report 2012“ des „World Economic Forum“ (WEF) kam<br />
Bahrain unter 60 Ländern auf Platz 25 und wurde zweiter unter den GCC-Mitgliedsstaaten<br />
– mit einer starken Corporate Governance (Platz 17) und einem hohen Grad<br />
an Liberalisierung des Finanzsektors (Platz 15). Im Bereich Steuern erlangte Bahrain<br />
den ersten Platz und erzielte einen sehr guten zweiten Platz im Hinblick auf die<br />
Stabilität seines Bankensystems.<br />
Unternehmen in Bahrain profitieren zudem<br />
von sehr gut ausgebildeten Fachkräften<br />
– die meisten von ihnen Einheimische.<br />
Etwa zwei Drittel der Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer im Finanzdienstleistungssektor<br />
sind Bahrainis. Das Bildungssystem<br />
des Inselstaats hat bis heute<br />
• Im „Ease of Doing Business Report 2012“ von der Weltbank erreichte Bahrain im<br />
globalen Vergleich Platz 38.<br />
• Seit 2012 rangiert Bahrain im „Global Competitiveness Report“ des WEF auf Platz<br />
35 und damit im ersten Drittel der wettbewerbsfähigsten Länder der Welt.<br />
Foto: EDB<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
32
Branchen<br />
SOUQ<br />
ten zehn Jahren werden schätzungsweise<br />
100.000 junge Menschen auf den Arbeitsmarkt<br />
drängen und Unternehmen die große<br />
Gelegenheit bieten, das Fachkräftepotential<br />
dieses Staates gewinnbringend zu<br />
nutzen.<br />
Eine hervorragende Infrastruktur<br />
Auch das wirtschaftspolitische Umfeld hat<br />
viel lobende Anerkennung gefunden. Der<br />
„Global Competitiveness Report“ 2012-13<br />
des „World Economic Forums“ (WEF) hob<br />
die stabilen makroökonomischen Rahmenbedingungen<br />
des Königreichs hervor und<br />
verwies neben den erheblichen Verbesserungen<br />
im Gesundheitswesen, im Bildungssystem<br />
und auf dem Arbeitsmarkt<br />
auch auf die starke Infrastruktur des Königreichs<br />
(Vgl. Kasten, S. 32).<br />
Bahrains Verkehrsnetz profitiert von seiner<br />
günstigen strategischen Lage als „Tor<br />
zur Golfregion“. Neue infrastrukturelle<br />
Projekte trugen in der jüngsten Vergangenheit<br />
zu weiteren Verbesserungen bei.<br />
Dazu gehören unter anderem: der Ausbau<br />
der „Bahrain Logistics Zone“, welche damit<br />
zur ersten Logistik-Boutique der Region<br />
wurde, die sich auf Wiederausfuhr<br />
und wertschöpfende Aktivitäten konzentriert<br />
– sowie die angrenzenden Khalifa<br />
Bin Salman Ports (KBSP) (unter Leitung<br />
von APM Terminals). Dadurch wuchs Bahrain<br />
um weitere moderne Anlagen, um den<br />
steigenden Anforderungen an den Güterverkehr<br />
gerecht zu werden. Außerdem<br />
wird der „Bahrain International Airport“<br />
gerade baulich erweitert. Angestrebt wird<br />
eine Verdreifachung der bestehenden Güterverkehrskapazitäten.<br />
Die hier genannten Projekte, mit denen<br />
Bahrain noch näher an die Märkte seiner<br />
direkten Nachbarn rückt – Saudi-Arabien<br />
liegt schließlich nur 13 Kilometer vom<br />
„Bahrain International Airport“ entfernt<br />
– bieten hervorragende Möglichkeiten<br />
für den Ausbau der wirtschaftlichen<br />
Beziehungen zwischen Bahrain und<br />
Deutschland. Eine zweite Dammstraße,<br />
welche Bahrain mit Katar verbinden soll,<br />
ist bereits in Planung.<br />
Konzentration auf den privaten<br />
Sektor<br />
Bahrains Bedingungen für private Investitionen<br />
bspw. in der Energiebranche<br />
unterscheiden sich in mehrfacher Hinsicht<br />
von denen seiner GCC-Nachbarn.<br />
Eine Staatsbeteiligung ist hier nicht obligatorisch.<br />
Die „Electricity and Water<br />
Authority“ hält keine Beteiligungen an<br />
den drei privaten Kraftwerken (Hidd,<br />
Ezzel und Addur 1), während die Energiebehörde<br />
eines angrenzenden Staates<br />
60-prozentige Anteilseignerin an den<br />
heimischen Public-Private-Partnership-<br />
Projekten ist.<br />
Gute Geschäftsgelegenheiten für<br />
deutsche Unternehmen<br />
Die Erzeugung erneuerbarer Energien ist<br />
auch in Bahrain ein aktuelles Thema. Seit<br />
2005 ist ein Komitee für erneuerbare Energien<br />
für die Energie- und Wasserbehörde<br />
tätig. Die Entscheidung für ein Pilotprojekt<br />
wurde bereits 2009 getroffen. Es besteht<br />
aus einer Solar-Windkraft-Anlage<br />
mit einer Leistung von 2x 5 MW. Das<br />
deutsche Bauunternehmen Fichtner wurde<br />
als Berater engagiert. Die Gesamtinvestitionen<br />
belaufen sich auf schätzungsweise<br />
100 Mio. USD.<br />
Auch in Askar befinden sich zurzeit zwei<br />
Anlagen im Bau: eine Müllverbrennungsanlage<br />
mit einer Leistung von 25 MW und<br />
eine Recyclinganlage. Die Müllverbrennungsanlage<br />
soll jährlich schätzungsweise<br />
390.000 Tonnen Hausmüll in Energie umwandeln<br />
und Ende des Jahres fertiggestellt<br />
sein. Bislang gibt es nur eine Mülldeponie<br />
in Askar.<br />
Khalifa Bin Salman Port<br />
Foto: EDB<br />
33<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
Branchen<br />
etwa 550 Deutsche haben sich im Königreich<br />
niedergelassen.<br />
Im Jahr 2012 erhielt Deutschlands führende<br />
Versicherungsgruppe Talanx die Genehmigung<br />
von der Zentralbank von Bahrain,<br />
eine Tochtergesellschaft im Königreich zu<br />
gründen. Auch die globale Rückversicherungsgruppe<br />
Hannover RE hat ihren regionalen<br />
Hauptsitz in Bahrain und profitiert<br />
von den aufsichtsrechtlichen Normen des<br />
Königreichs.<br />
Eine ganze Reihe weiterer deutscher Unternehmen<br />
hat in jüngster Zeit Anlagen<br />
im „Bahrain International Investment<br />
Park“ der „Salman Industrial City“ eröffnet.<br />
Das deutsche Familienunternehmen<br />
RMA beschritt im „Bahrain International<br />
Investment Park“ (BIIP) Ende des vergangenen<br />
Jahres neue Wege. Das Werk der<br />
RMA stellt auf einer Fläche von 6.000 qm-<br />
Rohrleitungen für die Erdöl- und Erdgasindustrie<br />
her. BASF, der weltweit führende<br />
Chemiekonzern, hat eine Produktionsanlage<br />
im BIIP, die maßgeschneiderte Antioxidationsmittel<br />
(CSB) herstellt. Siemens<br />
gab kürzlich bekannt, im BIIP ein metallurgisches<br />
Dienstleistungszentrum als Teil<br />
seiner 5,6-Millionen-Dollar-Investition<br />
gründen zu wollen.<br />
Blick auf Bahrain World Trade Centre von der Küste aus<br />
Deutsch-Bahrainische<br />
Beziehungen<br />
Deutschland ist für Bahrain ein wichtiger<br />
Handelspartner, dessen Unternehmen und<br />
Produkte hohes Ansehen im Königreich<br />
genießen. Die 20 größten Handelspartner<br />
waren zusammen für 89% aller Importe in<br />
Bahrain verantwortlich, und in 2011 war<br />
Deutschland der siebtgrößte Exporteur<br />
von Waren nach Bahrain. Der Wert der<br />
bilateralen Handelstransaktionen belief<br />
sich auf mehr als 643 Mio. USD. Außerdem<br />
ist Deutschland einer der wichtigsten<br />
Exportpartner Bahrains, hauptsächlich<br />
für Petrochemikalien und Aluminiumprodukte.<br />
Die Grundlagen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit<br />
sind in zahlreichen Vereinbarungen<br />
festgehalten, die zwischen<br />
Bahrain und Deutschland bestehen. Dazu<br />
gehört auch ein „Memorandum of Understanding“<br />
(MoU) in Bezug auf Handelsund<br />
Industriekooperationen, das im April<br />
2006 in Kraft trat, sowie eine Vereinbarung<br />
zur Förderung und zum Schutz bilateraler<br />
Investitionen, die im Februar 2007<br />
unterzeichnet wurde. Diplomatische Beziehungen<br />
bestehen nun inzwischen seit<br />
mehr als 40 Jahren. Die offizielle Reise von<br />
Kanzlerin Angela Merkel nach Bahrain im<br />
Jahre 2010 sowie der Besuch des Königs<br />
und Kronprinzen in Deutschland im Jahre<br />
2008 zeigen, wie sehr beiden Ländern die<br />
wachsende und wichtige Partnerschaft am<br />
Herzen liegt.<br />
Derzeit sind mehr als 250 deutsche Unternehmen<br />
und Institutionen in Bahrain tätig,<br />
Diese Unternehmen profitieren von Bahrains<br />
Bemühungen um eine fundierte<br />
Aus- und Weiterbildung seiner Fachkräfte.<br />
Im Jahr 2011 rief das Bahrain Economic<br />
Development Board ein „International<br />
Placement Programme“ ins Leben, das den<br />
interkulturellen Austausch fördern und<br />
Hochschulabsolventen des Landes Gelegenheit<br />
geben soll, bei wichtigen Handelspartnern<br />
im Ausland (darunter auch<br />
Deutschland) berufliche Erfahrungen zu<br />
sammeln und eine neue Sprache zu lernen.<br />
Bis heute haben sich bereits HOCH-<br />
TIEF, RMA und BASF diesem Programm<br />
angeschlossen, und Bahrain ist fest entschlossen,<br />
sein Berufsbildungsprogramm<br />
weiter auszubauen.<br />
Für internationale Unternehmen, die auf<br />
dem Billionen Dollar schweren Markt der<br />
Golfregion Fuß fassen und Zugang zu zahlreichen<br />
Geschäftsmöglichkeiten erhalten<br />
wollen, ist Bahrain der geradezu ideale Ausgangspunkt.<br />
Die Regierung des Königreichs<br />
ist sehr an weiteren Kooperationen mit deutschen<br />
Unternehmen interessiert.<br />
Foto: EDB<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
34
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Prudential Regulation Authority and regulated by the Financial Conduct Authority and the Prudential Regulation Authority. Not all products and services are regulated by the Financial<br />
Conduct Authority and the Prudential Regulation Authority.
SOUQ<br />
Branchen<br />
Die Marktforschungsfirma International Data Corporation (IDC) sagt für dieses Jahr IT-<strong>Ausgabe</strong>n in der gesamten arabischen Welt von 32 Mrd. US-Dollar voraus.<br />
Die arabischen Länder investieren massiv in<br />
die Informations- und Kommunikationstechnik<br />
Die Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) bleibt in den arabischen Ländern ein Wachstumssektor. Die<br />
meisten Länder investieren weiter massiv. Für deutsche Firmen eröffnen sich insbesondere bei Sicherheitstechnologien<br />
gute geschäftliche Chancen.<br />
Von Dr. Ralf Neubauer<br />
„Technological readiness in GCC: future<br />
looks bright“, lautete die Headline eines Artikels<br />
in der Zeitung „Gulf News“ im vergangenen<br />
April. Anlass war die Veröffentlichung<br />
des „Global Information Technology Report<br />
<strong>2013</strong>“, einer gemeinsamen Studie des World<br />
Economic Forum und der Business School Insead,<br />
die von der internationalen Strategieberatung<br />
Booz & Company erstellt wurde.<br />
Bereits zum zwölften Mal wurde der Network<br />
Readiness Index (NRI) errechnet. Er gilt als<br />
einer der wichtigsten Indizes zur Messung<br />
der Ausstattung und Nutzung von Informations-<br />
und Kommunikationstechnologie<br />
(IKT) in einem Land. Booz analysierte die<br />
Verhältnisse in insgesamt 144 Ländern. Die<br />
wesentlichen Faktoren, die in die Berechnung<br />
des NRI einfließen, sind die Bereitschaft zur<br />
regelmäßigen Nutzung von IKT, die tatsächliche<br />
Verwendung von IKT sowie die entsprechenden<br />
politischen Rahmenbedingungen.<br />
In dem Ranking, das Booz auf der Grundlage<br />
der Berechnungen erstellte, belegen die<br />
Staaten des Golfkooperationsrates (GCC)<br />
durchweg vordere Plätze. Am besten bewertet<br />
wurde Katar auf Rang 23, gefolgt von<br />
den Vereinigten Arabischen Emiraten (25),<br />
Bahrain (29), Saudi-Arabien (31), Oman (40)<br />
und Kuwait (62). Auch Jordanien landete mit<br />
Rang 47 relativ weit vorne in dem Ranking.<br />
Das Ergebnis der Untersuchung kann nicht<br />
besonders überraschen. Denn die privaten<br />
Unternehmen und Regierungen in den<br />
GCC-Staaten investieren massiv in die Informations-<br />
und Kommunikationstechnologie.<br />
Die Marktforschungsfirma International<br />
Data Corporation (IDC) sagt für dieses<br />
Jahr IT-<strong>Ausgabe</strong>n in der gesamten arabischen<br />
Welt von 32 Mrd. US-Dollar voraus.<br />
Ein großer Teil davon wird auf Software<br />
und IT-Dienstleistungen entfallen. Das berichtet<br />
die emiratische Zeitung „Khaleej<br />
Times“ unter Berufung auf IDC-Vizepräsident<br />
Jyoti Lalchandani.<br />
Der Prognose zufolge wird allein Saudi-<br />
Arabien in diesem Jahr rund zehn Mrd.<br />
US-Dollar für Informationstechnologie ausgeben.<br />
Das Königreich ist damit der größte<br />
Investor, gefolgt von den VAE mit geschätzten<br />
<strong>Ausgabe</strong>n in Höhe von sieben Mrd. US-<br />
Dollar. An dritter Stelle folgt Ägypten mit<br />
drei Mrd. US-Dollar. Laut Lalchandani wird<br />
der Markt bis 2016 ein Volumen von 41 Mrd.<br />
US-Dollar erreichen. Kunden seien in erster<br />
Linie Banken, Telekommunikationsunternehmen,<br />
die Regierungen sowie der Öl- und<br />
Gassektor.<br />
Eines der wichtigsten Investitionsmotive ist<br />
die Verbesserung der Sicherheit. Cybercrime<br />
sei ein sehr innovatives Feld und erfordere<br />
verstärkte Abwehrmaßnahmen, war etwa<br />
der Tenor auf dem Middle East CIO Summit<br />
im vergangenen Februar in Dubai. Dabei<br />
sind nicht nur Hardware und Software<br />
gefragt, sondern vor allem auch Expertise.<br />
Regionalbanken und örtliche Finanzinstitute<br />
verfügen beispielsweise nicht über ausreichendes<br />
Know-how, um IT-gestützte Sicherheitssysteme<br />
gegen Betrug und Unterschlagungen<br />
zu installieren.<br />
Foto: flickr_Nick Taylor<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
36
Branchen<br />
SOUQ<br />
Laut Germany Trade & Invest (GTAI) ist<br />
insbesondere in den arabischen Golfstaaten<br />
die Nachfrage nach Sicherheitstechnologien<br />
und -dienstleistungen aller Art hoch. Verschiedene<br />
Bedrohungsszenarien führten zu<br />
einem ständig höheren Aufwand an Überwachungssystemen<br />
wie Videokameras sowie<br />
elektronischen Zugangssystemen. Während<br />
in der Vergangenheit vornehmlich militärische<br />
Einrichtungen, Flug- und Seehäfen sowie<br />
wichtige Infrastrukturen durch moderne<br />
Systeme geschützt wurden, seien es mittlerweile<br />
mehr und mehr auch größere Wohnanlagen<br />
und Hochhäuser.<br />
In allen Staaten der Arabischen Halbinsel<br />
gibt es den Angaben zufolge hier noch einen<br />
großen Bedarf. Hinzu kommen umfangreiche<br />
neue Infrastrukturprojekte in allen Ländern<br />
sowie große städtebauliche Projekte vor<br />
allem in Saudi-Arabien und Katar, die ebenfalls<br />
durch moderne Systeme abgesichert<br />
werden sollen.<br />
Für Anbieter im Bereich der Sicherheitstechnologie,<br />
aber auch von Hardware, Software<br />
und anderen IT-Dienstleistungen bleiben die<br />
arabischen Golfstaaten auf unabsehbare Zeit<br />
ein interessanter Absatzmarkt. Deutsche<br />
Firmen haben am Arabischen Golf einen<br />
guten Ruf und sind in allen Länder höchst<br />
willkommen. Allerdings ist der Markt umkämpft.<br />
Unternehmen, die dort Fuß fassen<br />
wollen, müssen sich insbesondere auf einen<br />
harten Wettbewerb mit angelsächsischen<br />
Anbietern einstellen.<br />
Massive Investitionen<br />
in IKT-Infrastruktur<br />
Indes haben die massiven Investitionen dazu<br />
geführt, dass viele Länder mittlerweile über<br />
eine hoch entwickelte IKT-Infrastruktur verfügen.<br />
Nicht von ungefähr belegen in dem<br />
von Booz & Company erstellten Ranking die<br />
GCC-Staaten vordere Plätze.<br />
So sind beispielsweise in Katar nach Angaben<br />
des Supreme Council of Information<br />
& Communication Technology (ICT Qatar)<br />
derzeit 63 Prozent der Haushalte an das<br />
Breitbandnetz mit Geschwindigkeiten von<br />
einem Megabit pro Sekunde angeschlossen.<br />
Das ist aber nur der Anfang. Das große<br />
Thema der Branche ist derzeit der Bau<br />
superschneller mobiler Breitbandnetze mit<br />
Geschwindigkeiten von 100 Megabits pro<br />
Sekunde. Katar will schon 2015 rund 95 Prozent<br />
aller Haushalte mit dieser Technologie<br />
der vierten Generation (4G) erreichen können.<br />
Die Regierung hat zudem Ambitionen,<br />
das Land zu einem digitalen Media-Hub für<br />
arabischsprachige Angebote zu machen.<br />
Auch in Saudi-Arabien erweitern und modernisieren<br />
laut GTAI die Telekommunikationsfirmen<br />
ihre Netze. Schwerpunkt ist<br />
der Mobilfunk, wo alle großen Anbieter an<br />
der Einführung der 4G-Technologie arbeiten.<br />
Neue Datendienste über Breitbandverbindungen<br />
sollen ihnen mehr Umsätze in<br />
dem kaufkräftigen Markt einbringen. Helfen<br />
dürften auch neue Glasfasernetze, die<br />
das Land national und international besser<br />
verbinden. Die Telekom-Liberalisierung hat<br />
den Wettbewerb in der Branche des Königreichs<br />
angeheizt.<br />
In den VAE wird ebenfalls viel Geld in die<br />
Modernisierung und den Ausbau der Telekommunikationsnetze<br />
gesteckt. Das derzeit<br />
wichtigste Thema ist die Einführung der<br />
LTE-Technologie (Long Term Evolution).<br />
Der ehemalige Monopolist, Etisalat, startete<br />
bereits 2011 mit dem LTE-Service. Der<br />
zweite Anbieter, die Emirates Integrated Telecommunication<br />
Company, folgte im Juni<br />
2012.<br />
Als Vorreiter bei der Informations- und<br />
Kommunikationstechnologie am Arabischen<br />
Golf gilt Bahrain. Das Königreich<br />
stellte bereits im Jahr 1992 alle nationalen<br />
und internationalen Telefonleitungen auf<br />
die digitale Technik um – so früh wie kein<br />
anderer GCC-Staat. Im Jahr 2007 stellte<br />
Bahrain das drahtlose Netzwerk WiMax<br />
zur Verfügung. Ein Jahr später führte Bahrain<br />
als erster Staat der Welt landesweit das<br />
Next Generation Network (NGN) ein. Die<br />
Regierung in dem Königreich will auch in<br />
Zukunft massiv in die neuen Kommunikationstechnologien<br />
investieren und den Bürgern<br />
durch eine einzige elektronische Identität<br />
den Zugang zu etwa 200 E-Services<br />
bieten. Ziel der E-Government-Strategie<br />
ist es, mehr als 90 Prozent der elementaren<br />
Verwaltungsdienstleistungen online anzubieten.<br />
Insbesondere in den arabischen Golfstaaten besteht eine hohe Nachfrage nach Sicherheitstechnologien und -dienstleistungen<br />
Foto: flickr_Torkild Retvedt<br />
37<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
Branchen<br />
Indes ist Jebel Ali nicht bloß einer der größten<br />
Häfen der Welt. Dort ist mit der „Jebel Ali<br />
Free Zone“ (Jafza) auch eine der weltgrößten<br />
Freizonen stationiert. Auf einer Fläche von 48<br />
Quadratkilometern haben sich mehr als 6400<br />
Unternehmen angesiedelt, darunter mehr als<br />
120 Konzerne, die in dem Fortune-Ranking<br />
der weltweit 500 umsatzstärksten Unternehmen<br />
gelistet sind.<br />
Und noch einen Superlativ hat Jebel Ali zu<br />
bieten: In unmittelbarer Nachbarschaft des<br />
Hafens und der Freizone entsteht derzeit der<br />
neue Flughafen Dubai World Central (DWC).<br />
Gegenwärtig nutzten allein Luftfrachtgesellschaften<br />
und die General Aviation den<br />
Flughafen. Doch langfristig wird der Airport<br />
jährlich 160 Millionen Passagiere abfertigen<br />
können und damit der größte Flughafen der<br />
Welt sein.<br />
Die arabische Welt investiert langfristig in zusätzliche Kapazitäten ihrer Seehäfen<br />
Die arabischen Golfstaaten<br />
investieren weiter massiv in den<br />
Ausbau ihrer Seehäfen<br />
Von Dr. Ralf Neubauer<br />
Die Weltschifffahrt befindet sich in der Krise. Doch in den Seehäfen am Arabischen<br />
Golf wächst das Frachtaufkommen, und die Regierungen investieren<br />
weiter in zusätzliche Kapazitäten. Der SOUQ gibt einen Überblick über die<br />
Entwicklungen und Projekte in den einzelnen GCC-Staaten.<br />
Der Hafen Jebel Ali ist, so Germany Trade &<br />
Invest (GTAI), „die große Erfolgsgeschichte<br />
der Arabischen Halbinsel“. Mit seinen<br />
Dienstleistungen versorgt er die gesamte<br />
Region: die Küste hinauf bis Kuwait und Irak<br />
sowie auf der anderen Seite des Golfs Pakistan.<br />
Doch gehören zum Einzugsbereich des<br />
Hafens auch Indien und die ostafrikanische<br />
Küste bis Kapstadt. „Gemessen am Warenumschlag<br />
und den angeschlossenen Dienstleistungen<br />
kann auf absehbare Zeit kein anderer<br />
Hafen der Region Jebel Ali das Wasser<br />
reichen – weder quantitativ noch qualitativ“,<br />
urteilt GTAI.<br />
Die Einschätzung trifft zweifellos zu. Doch<br />
hindert die Erkenntnis das Nachbaremirat<br />
Abu Dhabi und die anderen arabische Golfstaaten<br />
nicht daran, ihre Hafenkapazitäten<br />
ebenfalls auszubauen. Dies erstaunt umso<br />
mehr, als die Schifffahrtsbranche weltweit<br />
seit geraumer Zeit über Überkapazitäten und<br />
geringe Frachttarife klagt.<br />
Noch Anfang der siebziger Jahre war Jebel<br />
Ali ein kleines Küstendorf im Südwesten<br />
Dubais. Dann gab Rashid bin Saeed<br />
Al Maktoum, der damalige Herrscher des<br />
Emirates, seinen Plan bekannt, in Jebel Ali<br />
einen künstlich angelegten Tiefseehafen<br />
errichten zu wollen. Im Jahr 1979 war es<br />
soweit: Der größte je von Menschenhand<br />
gebaute Hafen wurde eröffnet – und begründete<br />
den Aufstieg Dubais zu einer der<br />
bedeutendsten Wirtschaftsmetropolen am<br />
Arabischen Golf.<br />
Heute zählt Jebel Ali zu den größten Containerhäfen<br />
der Welt und hat im vergangenen<br />
Jahr 13,3 Mio. Standardcontainer (TEU =<br />
Twenty-foot Equivalent Unit) umgeschlagen.<br />
Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht.<br />
Nach Angaben des Hafenbetreibers DP World<br />
soll die Kapazität bis zum Jahr 2014 auf 19<br />
Mio. TEU ausgeweitet werden. Und auch die<br />
mehrheitlich im Eigentum des Emirates befindliche<br />
DP World zählt mittlerweile zu den<br />
weltweit führenden Terminalbetreibern mit<br />
60 Standorten auf sechs Kontinenten.<br />
Die Folgen der Flaute auf die Seehäfen am<br />
Arabischen Golf sind jedoch begrenzt. In Jebel<br />
Ali nahm der Containerumschlag 2012<br />
immerhin um zwei Prozent zu. Auch die<br />
Häfen in Abu Dhabi, Saudi-Arabien und im<br />
Sultanat Oman melden, wie das Magazin<br />
MEED berichtet, für das vergangene Jahr Zuwächse.<br />
Ganz offensichtlich gleicht die gute<br />
Binnenkonjunktur in den Staaten des Golfkooperationsrates<br />
(GCC) die Auswirkungen<br />
der lahmenden Weltkonjunktur mehr<br />
als aus. Schließlich planen die Regierungen<br />
Foto: DP World<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
38
Branchen<br />
SOUQ<br />
langfristig und lassen sich nicht durch eine<br />
vorübergehende wirtschaftliche Abschwächung<br />
verunsichern. Der Welthandel bleibt<br />
mittel- und langfristig auf Wachstumskurs,<br />
wovon die arabischen Golfstaaten aufgrund<br />
ihrer strategisch günstigen Position zwischen<br />
Europa und Asien profitieren sollten.<br />
Vereinigte Arabische Emirate<br />
Doch wie stellt sich die Situation in der Hafenwirtschaft<br />
der einzelnen Länder dar, und<br />
welche Ausbaupläne werden verfolgt? In<br />
Abu Dhabi ist im September 2012 der neue<br />
Khalifa Port eingeweiht worden. Er ist in Taweelah<br />
(60 Kilometer von Abu Dhabi City)<br />
stationiert und hat eine anfängliche Kapazität<br />
von jährlich 2,5 Mio. TEU und 12 Mio.<br />
sonstiger Fracht. Bei Bedarf könnte die Kapazität<br />
bis zum Jahr 2030 auf 15 Mio. TEU<br />
und 35 Mio. Tonnen sonstige Fracht ausgeweitet<br />
werden. Bislang verfügte das Emirat<br />
nur über den Mina Zayed Port (etwa 800.000<br />
TEU) im Zentrum von Abu Dhabi City.<br />
Der Khalifa Port kann die weltgrößten Container-<br />
und Frachtschiffe abfertigen und<br />
grenzt an die Khalifa Industrial Zone Abu<br />
Dhabi (Kizad), die gegenwärtig entsteht und<br />
einmal eine Fläche von 417 Quadratkilometern<br />
umfassen soll. Dem Hafen und der Industriezone<br />
werden große Bedeutung bei der<br />
wirtschaftlichen Diversifizierung des Emirates<br />
beigemessen. So soll Kizad einmal 15<br />
Prozent zum Nicht-Öl Bruttoinlandsprodukt<br />
Abu Dhabis beitragen.<br />
Oman<br />
Das Sultanat Oman investiert seit Jahren<br />
in neue Hafenkapazitäten und setzt dabei<br />
auf seine strategisch günstige Lage vor der<br />
Straße von Hormus. Experten zufolge sind<br />
die Häfen des Landes zunehmend für Logistikfirmen<br />
und Schiffausstatter interessant,<br />
die näher an der großen Schifffahrtlinie vom<br />
Suez-Kanal nach Singapur sein wollen.<br />
Das Sultanat verfügt über drei Häfen mit großem<br />
Entwicklungspotenzial: Salalah, Sohar<br />
und Duqm. Salalah liegt in der Nähe der Grenze<br />
zum Jemen und gilt laut GTAI als geradezu<br />
idealer Umschlagplatz für große Schiffe, die<br />
auf ihrem Weg nach Singapur dort Container<br />
abladen können, die für den Arabischen Golf<br />
oder Ostafrika bestimmt sind. Im vergangenen<br />
Jahr wurden in Salalah 3,6 (2011: 3,2)<br />
Mio. TEU und sieben Mio. Tonnen Massengut<br />
umgeschlagen. Um der wachsenden Nachfrage<br />
gerecht zu werden, wird die Kapazität beim<br />
Massengut derzeit deutlich ausgebaut.<br />
Der Hafen von Sohar liegt 220 Kilometer<br />
nordwestlich von der Hauptstadt Maskat<br />
und ist seit der Eröffnung im Jahr 2004<br />
mehrfach erweitert worden. Gegenwärtig<br />
wird ein neuer Terminal gebaut, der die Umschlagkapazität<br />
auf jährlich 1,5 Mio. TEU<br />
verdoppeln wird.<br />
Ein ambitioniertes Projekt ist der Hafen,<br />
der derzeit in Duqm auf halber Strecke zwischen<br />
Salalah und Maskat gebaut wird. Aus<br />
einem einstigen Fischerdorf erwachsen ein<br />
hochmoderner Hafen, ein riesiges Trockendock,<br />
ein industrielles Zentrum sowie eine<br />
neue Stadt mit Wohnungen, Geschäften und<br />
Fremdenverkehrseinrichtungen. Jährlich<br />
sollen dort 3,5 Mio. Container und fünf Mio.<br />
Massengut umgeschlagen werden. Mit der<br />
Fertigstellung wird für 2015 gerechnet. Doch<br />
sind schon heute Hafenanlagen in Betrieb.<br />
Mit allen Häfen im Oman wird auch das Ziel<br />
verfolgt, die industrielle Entwicklung im<br />
Land zu beschleunigen. Langfristig könnte<br />
das Sultanat darüber hinaus als logistisches<br />
Drehkreuz für alle Golfstaaten fungieren<br />
– nämlich dann, wenn das Land über die in<br />
der Planung befindliche nationale Eisenbahn<br />
verfügt und an das ebenfalls geplante GCCweite<br />
Schienennetz angeschlossen ist. Güter<br />
aus und in die Region könnten dann mit der<br />
Bahn transportiert und in den omanischen<br />
Häfen umgeschlagen werden.<br />
Saudi-Arabien<br />
Saudi-Arabien ist als größte Volkswirtschaft<br />
auf der arabischen Halbinsel in großem<br />
Maße auf den maritimen Außenhandel angewiesen.<br />
Im Arabischen Golf und im Roten<br />
Meer verfügt das Land über insgesamt neun<br />
große Häfen, die in den vergangenen Jahren<br />
ein stark wachsendes Güteraufkommen bewältigen<br />
mussten (siehe Tabelle). Die Häfen<br />
mit dem größten Frachtaufkommen sind in<br />
dieser Reihenfolge der Jeddah Islamic Port,<br />
der King Fahd Industrial Port of Jubail, der<br />
King Fahd Industrial Port of Yanbu und der<br />
King Abdulaziz Port of Dammam.<br />
Die arabischen Golfstaaten haben für den Welthandel eine strategisch günstige Position zwischen Europa und Asien<br />
Foto: DP World<br />
39<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ<br />
Branchen<br />
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Das Königreich hat die Hafenkapazitäten, die<br />
vor allem auf den Eigenbedarf ausgerichtet<br />
sind, in den vergangenen Jahren sukzessive<br />
ausgebaut. So wurde im April 2012 offiziell<br />
der Red Sea Gateway Terminal (RSGT) in<br />
Betrieb genommen. Das Projekt in Jeddah<br />
am Roten Meer wurde auf BOT-Basis (Build,<br />
Operate, Transfer) verwirklicht. Der Terminal<br />
hat die Containerkapazität dort um zwei<br />
Mio. TEU pro Jahr erweitert.<br />
Größtes aktuelles Einzelprojekt in dem Königreich<br />
ist der im Bau befindliche Großhafen<br />
in der King Abdullah Economic City am<br />
Roten Meer nahe Jeddah. Der Auftrag hierfür<br />
wurde im zweiten Quartal 2010 der Saudi<br />
Binladin Group erteilt. Das ausgewiesene Hafengelände<br />
umfasst eine Fläche von 13 Mio.<br />
Quadratmetern. Die geplante Umschlagskapazität<br />
wird mit 20 Mio. TEU angegeben. Die<br />
Fertigstellung ist für September 2019 vorgesehen.<br />
Wegen der Nähe zu den heiligen Städten<br />
Mekka und Medina soll der Hafen später<br />
auch Schiffe mit Pilgern bedienen.<br />
Im Übrigen punkten die saudischen Häfen<br />
am Roten Meer mit ihrer geografischen Lage.<br />
Sollte nämlich die Straße von Hormus einmal<br />
blockiert sein, wären sie eine wichtige Transportalternative.<br />
Auch könnten die Häfen am<br />
Roten Meer als Drehscheibe für Seetransport<br />
nach Ostafrika und Fernost fungieren.<br />
Katar<br />
Katar benötigt dringend neue Hafenkapazitäten,<br />
um die erwartete Importwelle an Ausrüstungsgütern<br />
im Zusammenhang mit der Fußball-WM<br />
2022 zu bewältigen. Derzeit werden<br />
noch viele Importgüter über den Hafen in Jebel<br />
Ali und die Straße transportiert, was laut<br />
GTAI mühsam und teuer ist. In Mesaieed soll<br />
daher der „New Doha Port“ entstehen.<br />
In einem ersten Projektabschnitt soll eine<br />
Kapazität von jährlich zwei Mio. Containern<br />
und sechs Mio. Tonnen anderer Güter<br />
geschaffen werden. Die Investitionen hierfür<br />
werden auf sieben Mrd. US-Dollar veranschlagt.<br />
Erste Aufträge wurden vergeben,<br />
weitere sollen demnächst folgen. Die Fertigstellung<br />
ist für das Jahr 2016 geplant. Derweil<br />
wird auch der größte Exporthafen für<br />
Flüssiggas in Ras Laffan für fast zwei Mrd.<br />
US-Dollar ausgebaut.<br />
Bahrain und Kuwait<br />
In Bahrain wurde im Jahr 2010 ein neuer<br />
Hafen mit einer Kapazität von jährlich 1,5<br />
Mio. TEU eröffnet. Kuwait verfügte bislang<br />
über drei Häfen in Shuwaikh, Shuaiba und<br />
Doha (nicht zu verwechseln mit der katarischen<br />
Hauptstadt). Jetzt entsteht auf der<br />
Insel Bubiyan ein vierter Hafen namens<br />
Mubarak Al-Kabir. Der Tiefwasserhafen<br />
soll nach der Fertigstellung im Jahr 2015<br />
jährlich 2,5 Mio. Container umschlagen<br />
können. Nach Angaben von MEED wird<br />
der Mubarak Al-Kabir im Jahr 2033 über<br />
60 Ankerplätze verfügen. Die Federführung<br />
bei dem Projekt hat die Kuwait Ports Authority.<br />
Sie betreibt auch die drei anderen<br />
Häfen im Land.<br />
Güterumschlag in den Seehäfen Saudi-Arabiens<br />
2010 bis 2012 (in Mio. DWT)*<br />
2010 2011 2012<br />
Entladen Beladen Entladen Beladen Entladen Beladen<br />
Massengut (fest) 23,62 7,44 21,48 8,14 25,44 7,68<br />
Alexander & Partner<br />
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SOUQ / 2/<strong>2013</strong> 40<br />
Massengut<br />
(flüssig ohne Rohöl)<br />
3,92 55,75 6,80 57,76 7,65 62,75<br />
Stückgut 7,67 0,81 8,02 1,56 12,00 0,90<br />
Container 29,94 22,67 33,71 22,85 39,16 29,24<br />
RoRo und<br />
Fahrzeuge<br />
1,83 0,19 1,78 0,16 2,41 0,25<br />
Vieh 0,18 - 0,21 - 0,25 -<br />
Gesamt 67,16 86,86 72,00 90,48 86,90 100,8<br />
Quelle: Saudi Ports Authority<br />
*DWT: Dead Weight Tons
Branchen<br />
SOUQ<br />
Die Bauwirtschaft befindet sich in vielen<br />
arabischen Ländern wieder auf Wachstumskurs<br />
Nachdem die globale Wirtschafts- und Finanzkrise überwunden ist, nimmt die Bauwirtschaft in vielen arabischen<br />
Ländern wieder Fahrt auf. Am Arabischen Golf sind Saudi-Arabien, Katar und die VAE die Wachstumsmotoren. Doch<br />
werden auch in Ländern wie Ägypten und Algerien interessante Aufträge vergeben.<br />
Von Dr. Ralf Neubauer<br />
Jaber Al Ahmed Al Sabah Hospital: In den Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) boomt die Immobilienbranche<br />
Foto: PERI GmbH<br />
Die globale Wirtschafts- und Finanzkrise hat<br />
den Immobiliensektor und die Bauwirtschaft<br />
in den arabischen Ländern zum Teil hart getroffen.<br />
Am Arabischen Golf musste vor allem<br />
Dubai einen massiven Abschwung verkraften.<br />
Doch inzwischen hat sich das Blatt<br />
gewendet. Die Makler und Immobilienfirmen<br />
melden wieder steigende Preise für Wohnimmobilien<br />
in dem Emirat. Besser noch: Es<br />
werden auch wieder große und spektakuläre<br />
Immobilienprojekte verfolgt, die Dubai einst<br />
als „Übermorgenland“ erscheinen ließen.<br />
Symbol des Comebacks der Branche ist der<br />
geplante Bau der „Mohammed Bin Rashid<br />
City“. Dahinter verbirgt sich die größte Shopping<br />
Mall der Welt. 80 Mio. Menschen sollen<br />
dort jedes Jahr auf Einkaufstour gehen. Außerdem<br />
umfasst das milliardenschwere Vorhaben<br />
das größte Freizeitzentrum der Region<br />
und einen Park, der die Größe des Hydeparks<br />
in London übertrifft. Auch soll der Komplex<br />
über 100 Hotels verfügen.<br />
Die neue City stellt die meisten Bauprojekte,<br />
die bisher in Dubai verwirklicht wurden, in<br />
den Schatten, ausgenommen vielleicht der<br />
Burj Khalifa, der höchste Wolkenkratzer der<br />
Welt, und die Palm Jumeirah, das künstliche<br />
Archipel in Form einer Palme. Doch sind<br />
zahlreiche weitere und zum Teil architektonisch<br />
sehr anspruchsvolle Bauprojekte in<br />
den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE)<br />
in der Planung. Beispielsweise will die emiratische<br />
Link Global Group in Dubai eine<br />
riesige Nachbildung des Taj Mahal errichten<br />
lassen. Das Taj Arabia soll vier Mal größer<br />
sein als das indische Original und ein Fünf-<br />
Sterne-Hotel mit 300 Betten und eine Shopping<br />
Mall umfassen.<br />
Im Nachbaremirat Abu Dhabi soll in Zusammenarbeit<br />
mit der französischen Regierung<br />
für eine Mrd. US-Dollar das „Louvre Abu<br />
Dhabi Museum“ gebaut werden. Der Auftrag<br />
für das schon länger geplante Projekt wurde<br />
im vergangenen Januar an ein Konsortium<br />
vergeben, das aus lokalen Firmen und einem<br />
spanischem Unternehmen besteht. Standort<br />
des Mini-Louvre wird der Cultural District<br />
auf Saadiyat Island sein. Die sechs Kilometer<br />
von Abu Dhabi City gelegene Insel wird von<br />
der Tourism Development and Investment<br />
Company (TDIC) entwickelt. Dort soll auf<br />
einem 2.600 Hektar großen Gelände ein Gebiet<br />
mit Hotels, Gewerbe, Luxusvillen sowie<br />
Freizeit- und Kulturangeboten entstehen.<br />
Laut Germany Trade & Invest (GTAI) lag das<br />
reale Wachstum des VAE-Bausektors in den<br />
Jahren 2010 und 2011 immerhin bei 2,4 bzw.<br />
3,2 Prozent. Für das vergangene Jahr liegen<br />
offenbar noch keine Zahlen vor. In Saudi-<br />
Arabien expandiert die Branche schon länger<br />
mit beachtlichen Raten. Massive staatliche<br />
Investitionen in die Infrastruktur und<br />
künftig auch in den Wohnungsbau treiben<br />
dort das Wachstum. In den Jahren 2011 und<br />
2012 legte der saudische Bausektor real um<br />
jeweils zehn Prozent zu, und die dicken Auftragspolster<br />
der Branchenunternehmen und<br />
die zahlreichen geplanten Projekte garantieren<br />
auch für <strong>2013</strong> und die kommenden Jahren<br />
eine lebhafte Baukonjunktur.<br />
Nicht zuletzt der Wohnungsbau wird die<br />
Branche auf Kurs halten. In dem Königreich<br />
gibt es einen großen Mangel an bezahlbaren<br />
41<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
Geschäftspraxis<br />
Branchen<br />
SOUQ<br />
Unternehmen, die etwas von dem Kuchen<br />
abbekommen wollen, sind daher gut beraten,<br />
das Ausschreibungsgeschehen aufmerksam<br />
zu beobachten.<br />
Außerhalb der Golfregion gelten derzeit vor<br />
allem Ägypten und Algerien als Märkte mit<br />
hohem Potenzial. In Ägypten ist zum Beispiel<br />
das Bevölkerungswachstum von etwa zwei<br />
Prozent der Treiber der Wohnungsnachfrage.<br />
Jedes Jahr nimmt die Zahl der Einwohner um<br />
1,5 bis zwei Mio. Menschen zu.<br />
Jaber Al Ahmed Al Sabah Hospital<br />
Wohnungen. Die Regierung hat sich daher<br />
das Ziel gesteckt, den Wohnungsbestand von<br />
4,6 Mio. Einheiten (2010) binnen zehn Jahren<br />
auf etwa sieben Mio. Wohnungen auszuweiten.<br />
Im Frühjahr 2011 wurde ein Programm<br />
(„Saudi Housing Project“) gestartet, das den<br />
Bau von 500.000 Wohnungen vorsieht und<br />
mit einem Gesamtbudget von umgerechnet<br />
67 Mrd. US-Dollar ausgestattet ist.<br />
In der gegenwärtig laufenden ersten Projektphase<br />
sollen 100.000 Wohnungen entstehen.<br />
Das saudische Wohnungsbauministerium<br />
beauftragte im Oktober 2011 die US-Architektur-<br />
und Ingenieurfirma Parsons damit,<br />
elf Projekte mit insgesamt 25.000 bis 30.000<br />
Wohnungen zu planen und die Bauarbeiten<br />
zu überwachen. Bis März <strong>2013</strong> ist aber<br />
keines der geplanten Teilprojekte vergeben<br />
worden. Das heißt: Der erwartete Boom im<br />
Wohnungsbau steht noch bevor.<br />
Im saudischen Bürosektor werden derzeit<br />
zahlreiche Bauvorhaben realisiert. Allerdings<br />
wächst laut GTAI die Nachfrage nach<br />
Büroraum langsamer als das Angebot, so<br />
dass das Potenzial hier mittelfristig geringer<br />
ist als im Wohnungsbau. Groß ist der<br />
Bedarf an zusätzlichen Kapazitäten dagegen<br />
im saudischen Hotelsektor. Die großen internationalen<br />
Hotelketten wie Hilton, Marriott<br />
und Hyatt International planen daher<br />
in dem Königreich zahlreiche Hotelprojekte.<br />
Besonders groß ist der Nachholbedarf wegen<br />
des wachsenden Pilgerstroms in die heilige<br />
Stadt Mekka. Auch im saudischen Gesundheitswesen<br />
und im Bildungssektor werden in<br />
den kommenden Jahren weitere Bauprojekte<br />
umgesetzt.<br />
In Katar hat der Bausektor ebenfalls jüngst<br />
deutlich an Dynamik gewonnen. Im Jahr<br />
2011 legte die Branche real um 9,9 Prozent<br />
zu. In den ersten drei Quartalen 2012 belief<br />
sich das Wachstum auf real 8,5 Prozent. In<br />
diesem Jahr und darüber hinaus wird der<br />
Bausektor mit einiger Wahrscheinlichkeit<br />
noch deutlicher expandieren. Denn bis zur<br />
Fußball-WM im Jahr 2022 müssen Projekte<br />
mit einem Volumen von rund 200 Mrd. US-<br />
Dollar realisiert werden. Für ein Land mit<br />
nur 1,8 Mio. Einwohnern stellt dies einen<br />
Kraftakt dar. Für ausländische Baufirmen eröffnen<br />
sich lukrative geschäftliche Chancen.<br />
Investiert wird in allen möglichen Bereichen:<br />
in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, in<br />
städtebauliche Großvorhaben, in Hotels und<br />
Sportstätten und anderes mehr. Größtes Einzelprojekt<br />
ist die geplante Lusail City. Diese<br />
45 Mrd. US-Dollar teure Stadt entsteht auf<br />
einer bisher kaum bebauten und rund 38<br />
Quadratkilometer großen Wüstenfläche im<br />
Nordosten der Hauptstadt Doha. In den 19<br />
Stadtbezirken sollen einmal 200.000 Menschen<br />
leben und 170.000 Menschen arbeiten.<br />
Mit der Überwachung von zwölf großen<br />
Teilprojekten der Lusail wurde die Offenbacher<br />
Dorsch Gruppe beauftragt.<br />
Auch in den anderen Staaten des Golfkooperationsrates<br />
(GCC) – also in Bahrain, Kuwait<br />
und im Sultanat Oman – werden immer wieder<br />
interessante Bauprojekte ausgeschrieben.<br />
Laut GTAI geht der Trend in Richtung erschwinglicher<br />
Wohnraum für die Mittelschicht.<br />
Dieses Segment sei groß und weise<br />
Nachholbedarf auf. Beispielsweise plant die<br />
ägyptische Housing und Development Bank<br />
(HDB) Wohnungsprojekte für mittlere Einkommensbezieher<br />
in der südlich von Kairo<br />
gelegenen Stadt Helwan. Dort sollen 2000<br />
Wohnungen entstehen. Die Investitionskosten<br />
werden auf eine Mrd. ägyptische Pfund<br />
(etwa 112 Mio. Euro) veranschlagt.<br />
Ein weiterer Wachstumsbereich im Land am<br />
Nil ist der Ausbau der sozialen Infrastruktur,<br />
vor allem im Gesundheitswesen und im Bildungssektor.<br />
An Investitionen geht hier kein<br />
Weg vorbei, wobei häufig internationale Finanzierungen<br />
Projekte ermöglichen.<br />
Im öl- und gasreichen Algerien sieht der Infrastrukturplan<br />
der Regierung für die Jahre<br />
2010 bis 2014 massive Investitionen in den<br />
Transportsektor (Straßen, Schienennetz,<br />
Flug- und Seehäfen) und in andere Bauprojekte<br />
vor. Unter anderem sollten den ursprünglichen<br />
Planungen zufolge zwei Mio.<br />
Wohnungen gebaut werden. Inzwischen<br />
wurde die Zahl der geplanten Wohnungen<br />
laut GTAI von zwei auf 2,45 Mio. Einheiten<br />
(bis 2015) aufgestockt. Davon wurden<br />
491.000 Wohnungen fertiggestellt, während<br />
sich derzeit 790.000 im Bau befinden.<br />
Die Regierung räumt dem Wohnungsbau<br />
wegen des chronischen und großen Mangels<br />
an Wohnraum höchste Priorität ein<br />
und sucht nach Wegen, die Bautätigkeit zu<br />
beschleunigen. Beispielsweise beschloss das<br />
Parlament einen Aktionsplan zur Partnerschaft<br />
mit ausländischen Baufirmen. Von<br />
internationalen Kooperationen erhofft man<br />
sich nicht nur die Beschleunigung der Bauaktivitäten,<br />
sondern auch den Aufbau einer<br />
modernen Industrie für Fertigbauteile.<br />
Foto: PERI GmbH<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
42
Branchen<br />
SOUQ<br />
Saudi-Arabien: Boomender Markt mit<br />
steuerlichen Besonderheiten<br />
Nachdem der Staatshaushalt Saudi-Arabiens bereits 2012 alle vorherigen Budgets in den Schatten stellte, liegt der<br />
Etat für <strong>2013</strong> noch einmal fast ein Fünftel darüber. Von den knapp 220 Mrd. US-Dollar soll etwas weniger als die<br />
Hälfte in den Ausbau der Infrastruktur fließen. Deutschland, dem drittgrößten Handelspartner des Königreichs, eröffnen<br />
diese immensen Investitionen große Chancen. Wer diese Chancen nutzen will, muss aber einige Besonderheiten<br />
beachten – auch im Steuerrecht.<br />
Von Dr. Oliver Klein<br />
Auf den ersten Blick<br />
Auf den ersten Blick erscheinen die Rahmenbedingungen für unternehmerisches<br />
Handeln in Saudi-Arabien optimal.<br />
Aufgrund derart attraktiver Rahmenbedingungen, einer boomenden<br />
Wirtschaft sowie der Vorliebe vieler Saudis für deutsche Qualitätsprodukte<br />
haben schon zahlreiche Unternehmen des deutschen Mittelstandes<br />
und deren internationale Mitbewerber ihre geschäftlichen<br />
Aktivitäten nach Saudi-Arabien ausgeweitet. Aufgrund der verheißungsvollen<br />
Verlautbarungen öffentlicher Stellen verzichten viele<br />
dieser Unternehmen vor dem Markteintritt auf eine eingehende Untersuchung<br />
der kulturellen, rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen.<br />
Im globalen „Doing Business Report“ der Weltbank erreicht das Land<br />
im Jahr <strong>2013</strong> dementsprechend auch Platz 22 von 185 untersuchten<br />
Volkswirtschaften. Demnach gilt das Umfeld für Unternehmen in<br />
Saudi-Arabien als besser denn in Japan (24.), der Schweiz (28.), Österreich<br />
(29.) und den Niederlanden (31.). Mit Deutschland auf dem 20.<br />
Rang ist Saudi-Arabien laut Weltbank-Ranking fast gleichauf.<br />
Auf den zweiten Blick offenbaren lokale Besonderheiten jedoch unerwartete<br />
Hindernisse beispielsweise bei der Gründung von Tochtergesellschaften<br />
bzw. Niederlassungen. Häufig weicht die tatsächliche<br />
Verfahrensdauer deutlich von den seitens der Behörden angegebenen<br />
Regelzeiten ab. Mit der erfolgreichen Gründung einer saudischen<br />
Präsenz Doing Business enden <strong>2013</strong> die Herausforderungen Saudi Arabia aber keineswegs.<br />
71<br />
Keine Steueroase<br />
PAYING TAXES<br />
Dem Ruf als Steuerparadies zum Trotz können sich ausländische Unternehmen<br />
einer Steuerbelastung von mehr als der Hälfte der Ge-<br />
What are the details?<br />
The indicators reported here for Saudi Arabia are<br />
LOCATION OF STANDARDIZED COMPANY<br />
winne based on a ausgesetzt standard set of taxes sehen. and contributions Die abweichende Beurteilung der Weltbank<br />
that would be paid by the case study company<br />
beruht used by Doing darauf, Business dass in collecting sie the sich data auf (see die City: Besteuerung Riyadh saudischer Staatsangehöriger<br />
cover). Tax practitioners bezieht are und asked die to Abgabenlast review für Ausländer außer Acht<br />
the section in this chapter on what the indicators<br />
lässt.<br />
standard financial statements as well as a standard<br />
list of transactions that the company completed<br />
during the year. Respondents are asked how much<br />
The taxes and contributions paid are listed in the<br />
Summary of tax rates and administrative burden in Saudi Arabia<br />
Indicator<br />
Saudi Arabia<br />
Middle East &<br />
North Africa<br />
average<br />
OECD high income<br />
average<br />
Payments (number per year) 3 19 12<br />
Time (hours per year) 72 184 176<br />
Profit tax (%) 2.1 11.9 15.2<br />
Labor tax and contributions (%) 12.4 16.5 23.8<br />
Other taxes (%) 0.0 3.9 3.7<br />
Total tax rate (% profit) 14.5 32.3 42.7<br />
Note: In cases where an economy’s regional classification is “OECD high income,” regional averages above are only displayed<br />
once.<br />
Grafik links: Weltbank – Doing Business Report <strong>2013</strong><br />
Nach den Erhebungen der Weltbank ist das Steuerrecht des Königreichs<br />
sogar so attraktiv, dass es auf Platz 3 des globalen Rankings<br />
steht. Lediglich die Vereinigten Arabischen Emirate, die Platz 1 belegen<br />
und Katar auf Platz 2 bieten nach Auffassung der Weltbank ein<br />
noch attraktiveres Umfeld.<br />
Auf den zweiten Blick<br />
Tax or mandatory<br />
contribution<br />
Employer paid - Social security<br />
contributions<br />
Payments<br />
(number)<br />
Notes on<br />
payments<br />
Time<br />
(hours)<br />
Statutory<br />
tax rate<br />
1 online filing 40 11%<br />
Zakat 1 32 3%<br />
Tax base<br />
gross<br />
salaries<br />
taxable<br />
income<br />
Total tax<br />
Notes on<br />
rate (% of<br />
total tax rate<br />
profit)<br />
Vehicle fee 1 0 0 small amount<br />
Totals 3 72 14.5<br />
Source: Doing Business database.<br />
summary below, along with the associated number of<br />
Die in taxes Einkünfte and mandatory und contributions das Vermögen the business saudischer Unternehmen unterliegen<br />
lediglich der Zakat, einer religiösen Abgabe, welche für wohltä-<br />
payments, time and tax rate.<br />
must pay and what the process is for doing so.<br />
tige Zwecke zu verwenden ist. Der Abgabesatz beträgt nur 2,5%. Zudem<br />
ist die Bemessungsgrundlage recht eng gefasst, weil der größte<br />
Teil des Anlagevermögens von der Zakat befreit ist.<br />
12.4<br />
2.1<br />
43<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ BRANCHEN<br />
King Fahd Fontäne in Jeddah<br />
Ausländische Unternehmen kommen jedoch nicht in den Genuss der<br />
Zakat sondern unterliegen der Einkommensteuer zu einem Satz von<br />
20%. Außerdem lösen grenzüberschreitende Zins-, Dividenden- und<br />
Lizenzzahlungen sowie die meisten Gebührenzahlungen an ausländische<br />
Dienstleister Quellensteuer aus. Mit einem Steuersatz zwischen<br />
5% und 20% auf die Bruttozahlungen kann die Quellensteuer<br />
einen erheblichen Teil der Gewinnmarge aufzehren. Gerade Unternehmen,<br />
deren Leistungen personalintensiv sind oder die Know-how<br />
aus dem Ausland überlassen, erfahren eine besonders starke Belastung<br />
mit Quellensteuer. In diesen Fällen kann die Gesamtsteuerlast<br />
mitunter den wirtschaftlichen Sinn von Aktivitäten in Saudi-Arabien<br />
in Frage stellen.<br />
Uneinheitliche Auslegung steuerrechtlicher Begriffe<br />
Das saudische Steuerrecht ähnelt stark westlichen Steuersystemen.<br />
Konzepte wie die Zinsschranke, die Mindestbesteuerung und diverse<br />
andere aus westlichen Steuersystemen bekannte Ansätze begegnen<br />
Steuerpflichtigen auch in Saudi-Arabien. Diese Vertrautheit<br />
kann ein riskantes Gefühl von Sicherheit erzeugen. Jedoch empfiehlt<br />
sich auch hier ein zweiter Blick: Denn viele Begriffe erfahren<br />
durch saudische Finanzbeamte eine gänzlich andere Auslegung<br />
als im Westen. So können beispielsweise schon kurze Aufenthalte<br />
in Saudi-Arabien eine Betriebsstätte begründen und die Vorteile<br />
von Doppelbesteuerungsabkommen zunichtemachen. Und Steuererstattungen<br />
sind, wenn überhaupt, nur unter Vorlage umfangreicher<br />
Unterlagen und nach einem zeitaufwändigen Verfahren zu<br />
erlangen.<br />
Der Finanzverwaltung in Saudi-Arabien fehlt es zu alledem an einheitlichen<br />
und eindeutigen Richtlinien für die Anwendung des Gesetzes.<br />
Deshalb hängt die Besteuerung maßgeblich vom jeweils zuständigen<br />
Finanzbeamten ab. Das macht die steuerliche Belastung für Unternehmen<br />
häufig unberechenbar. Hinzu kommen ein generelles Misstrauen<br />
gegenüber ausländischen Unternehmen sowie ein weitreichender Bürokratismus.<br />
Selbst einfache Sachlagen können daher einen zeitaufwändigen<br />
und kostspieligen Veranlagungsprozess zur Folge haben.<br />
Kooperation statt Konfrontation<br />
Vermittelt man den zuständigen Finanzbeamten jedoch erfolgreich,<br />
dass man mit offenen Karten spielt und kooperativ ist, vermindert<br />
sich der Verwaltungsaufwand oft deutlich. Deswegen empfiehlt es<br />
sich auch, eine möglichst einfache Steuerstrategie umzusetzen und<br />
die engen Fristen zur Abgabe von Steuererklärungen unbedingt einzuhalten.<br />
Von einem wohlgesonnen Finanzbeamten lässt sich dann auch wesentlich<br />
schneller die begehrte „tax clearance“ erhalten, ohne die ein<br />
geregeltes Arbeiten im Königreich kaum möglich ist.<br />
Zweifelsfragen sollte man möglichst vorab mit der Finanzverwaltung<br />
klären. Die saudischen Beamten sind durchaus hilfsbereit und<br />
teilen in der Regel ihre Ansichten auf Anfrage mit. Wer allerdings<br />
Fakten setzt und Hilfe begehrt, wenn bereits Meinungsverschiedenheiten<br />
aufgetreten sind, setzt sich und den Behörden unnötig enge<br />
Grenzen für eine einvernehmliche Lösung.<br />
Empfehlung<br />
Vor dem Markteintritt in Saudi-Arabien sollte eine sorgfältige Auswahl<br />
der lokalen Partner und Berater stehen. Zudem gilt es vorab<br />
eine effiziente Steuerstrategie zu entwickeln und Verträge auf - aus<br />
steuerlicher Sicht - missverständliche Formulierungen prüfen zu<br />
lassen. Im Zweifel sollte jedenfalls gelten: „keep it simple“.<br />
Dr. Oliver Klein<br />
Rechtsanwalt/Steuerberater<br />
Tax Director bei PwC in Freiburg<br />
Fotos: Verena Klein<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
44
länderreport<br />
SOUQ<br />
Investitionschancen im Zweistromland<br />
Der Irak geht auf Wachstumskurs. Nachdem die ökonomischen und politischen Verhältnisse sich stabilisiert haben,<br />
ist der Irak durch die Öl- und Gaseinnahmen in der Lage, konstant hohe Summen in die Entwicklung des Landes zu<br />
investieren. Der Bedarf ist riesig: Straßen, Brücken, Flughäfen, Seehäfen, Eisenbahnen, Wohnungen, die Stromversorgung<br />
– alles muss neu errichtet oder modernisiert werden. Das bietet den im Irak traditionell hoch angesehenen<br />
deutschen Unternehmen ausgezeichnete Geschäftschancen.<br />
Von Malte Oberschelp<br />
Die Republik Irak überzeugt seit einigen Jahren<br />
mit konstant hohen Wachstumsraten.<br />
Betrug das Wirtschaftswachstum 2011 noch<br />
8,6 Prozent, wuchs es 2012 auf 8,4 Prozent an<br />
und wird <strong>2013</strong> voraussichtlich etwa 9 Prozent<br />
betragen. Auch für die darauffolgenden Jahre<br />
prognostiziert der Internationale Währungsfonds<br />
ein stabiles Wachstum von jeweils ca. 9<br />
Prozent. Damit gehört der Irak zu den zehn am<br />
schnellsten wachsenden Staaten der Welt.<br />
Foto: Luthardt GmbH<br />
Parallel dazu hat es die irakische Zentralbank<br />
geschafft, die extrem hohen Inflationsraten<br />
der Jahre bis 2007 auf etwa 5 Prozent zu drücken.<br />
Daher ist der amtliche Wechselkurs des<br />
irakischen Dinar zum Dollar seit Anfang 2009<br />
nahezu konstant. Die Preisstabilität ist eine<br />
der notwendigen Voraussetzungen für Wachstum<br />
und Auslandsinvestitionen. Die irakische<br />
Bevölkerung hat wieder Vertrauen in ihre<br />
Währung. Die Zentralbank plant zusätzliche<br />
Anstrengungen, um die Inflationsrate weiter<br />
zu senken. Auch die Zeiten der hohen Haushaltsdefizite,<br />
die mehrere Jahre zweistellig ausfielen,<br />
ist vorbei. Nach einem Defizit von 5,8<br />
Prozent in 2012 erwartet der IWF ab <strong>2013</strong> teils<br />
hohe Haushaltsüberschüsse.<br />
Unter den zehn wachstumsstärksten<br />
Länder der Welt: die Republik Irak<br />
Der Grund für die gute wirtschaftliche Entwicklung<br />
des Landes ist in allererster Linie<br />
sein Öl- und Gasreichtum. Der Irak verfügt<br />
über Ölreserven von 150 Milliarden Barrel<br />
und liegt damit weltweit an vierter Stelle.<br />
Nach einer Förderung von 2,8 Millionen Barrel<br />
täglich im Jahr 2011 ist es dem Land 2012<br />
gelungen, die Produktion auf 3,15 Millionen<br />
Barrel täglich hochzufahren. Dabei wird ein<br />
wachsender Teil der Förderung im eigenen<br />
Land weiterverarbeitet. Für die nächsten Jahre<br />
ist eine Steigerung auf bis zu 8 Millionen<br />
Barrel täglich geplant. Schon heute ist der Irak<br />
einer der drei größten Ölexporteure der Welt.<br />
Die Raffineriekapazitäten sollen schrittweise<br />
Derbandikhan Staudamm und Wasserkraftwerk<br />
weiter erhöht werden, so dass ein größerer Teil<br />
der Wertschöpfungskette im Land verbleibt<br />
und teure Benzin-Importe wegfallen.<br />
Irakische Ölproduktion soll auf 8<br />
Millionen Barrel ansteigen<br />
Die irakischen Gasvorräte belaufen sich auf<br />
3,62 Billionen Kubikmeter; nur elf Staaten besitzen<br />
größere Reserven. Allerdings steht die<br />
Förderung hier noch am Anfang. Nur etwa<br />
150 000 Kubikmeter kommen täglich auf den<br />
Markt, während ein Vielfaches dieser Menge<br />
als Abfallprodukt der Erdölförderung verbrennt.<br />
Der Irak forciert daher die Produktion:<br />
2012 wurden sieben Gas-Förderlizenzen in<br />
sechs Öl- und Gasfeldern für internationale<br />
Energiekonzerne ausgeschrieben. Doch fehlt<br />
es noch an entsprechenden Transportkapazitäten,<br />
etwa einer Gasverflüssigungsanlage, um<br />
das Gas auf dem Seeweg zu exportieren.<br />
Gasförderung wird massiv ausgebaut<br />
Die Dominanz des staatlich kontrollierten<br />
Energiesektors schlägt sich im Staatshaushalt<br />
und im Exportaufkommen nieder. Die<br />
Öleinnahmen machen etwa 95 Prozent des<br />
Staatshaushalts und 99 Prozent der Exporteinnahmen<br />
aus. Da der Staat auch in anderen<br />
Branchen überrepräsentiert ist, egal ob es sich<br />
um den Bergbau oder die metallverarbeitende<br />
Industrie handelt, steht der Irak noch am Beginn<br />
des Wandels von einer zentralistischen<br />
Wirtschaft zur Privatwirtschaft. Auf diesem<br />
Weg setzt die Regierung vor allem auf Public-<br />
Private-Partnerships. Dazu muss der Irak die<br />
Rahmenbedingungen für ein verstärktes Engegement<br />
ausländischer Investoren schaffen:<br />
Abbau von Bürokratie, Ausbau der Infrastruktur,<br />
Bekämpfung der Korruption und Verbesserung<br />
der Sicherheitslage. Ein wichtiger Schritt<br />
ist dabei das Investitionsschutzabkommen, das<br />
der Irak Ende 2012 ratifiziert hat – auch wenn<br />
die Ratifizierung der deutschen Seite wegen<br />
EU-Vorbehalten noch aussteht.<br />
Diversifizierung der Wirtschaft<br />
steht noch am Anfang<br />
Die zweite große Herausforderung ist die Diversifizierung<br />
der von Öl und Gas allzu abhängigen<br />
irakischen Ökonomie. Auch hier steht das<br />
Land, verglichen etwa mit den Golfstaaten, noch<br />
am Anfang. Außer Ölprodukten hat der Irak<br />
keine nennenswerten Exporte aufzuweisen und<br />
muss Konsumgüter, Fahrzeuge, Stahl, Baustoffe,<br />
Kunststoff- und Pharmazieprodukte sowie<br />
Maschinen einführen. Die größten Branchen<br />
des Landes sind die Textilindustrie, die Förderung<br />
von Mineralien und die Landwirtschaft.<br />
45<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
SOUQ länderreport<br />
Um dem hohen Potenzial der deutsch-irakischen Beziehungen gerecht zu werden, veranstaltete die <strong>Ghorfa</strong> im<br />
September 2012 das 2nd Iraqi-German Business Forum<br />
Allerdings ist die im Zweistromland so traditionsreiche<br />
Landwirtschaft in den vergangenen<br />
30 Jahren von einer Export- zu einer Importbranche<br />
geworden. Zwar arbeitet ein Fünftel<br />
der Bevölkerung in der Landwirtschaft, doch<br />
trägt sie nur etwa zehn Prozent zur Wertschöpfung<br />
bei. Zudem bedrohen die Staudämme<br />
an den Oberläufen und Nebenflüssen von<br />
Euphrat und Tigris, die die Türkei, Syrien und<br />
Iran errichtet haben, die Wasserversorgung des<br />
Irak.<br />
Bis 2017 werden 275 Milliarden<br />
US-Dollar investiert<br />
Der irakische Staatshaushalt ist von 100 Milliarden<br />
US-Dollar im Jahr 2012 auf 118 Milliarden<br />
US-Dollar im Jahr <strong>2013</strong> gestiegen. Grund<br />
ist der gestiegene Ölpreis. 40 Prozent des<br />
Haushalts stehen für Investitionen zur Verfügung.<br />
Im Fünf-Jahres-Entwicklungsplan, den<br />
die Regierung für die Jahre <strong>2013</strong> bis 2017 aufgelegt<br />
hat, werden 275 Milliarden US-Dollar<br />
bereitgestellt. Und der Bedarf ist enorm, allein<br />
was notwendige Infrastrukturprojekte angeht.<br />
Der Ausbau des einzigen irakischen Tiefwasserhafens<br />
Umm Qasr ist für die irakische<br />
Wirtschaft von entscheidender Bedeutung<br />
und erfordert Investitionen von einer Milliarde<br />
US-Dollar. Ein weiterer Hafen am Schatt<br />
el-Arab soll in Al-Faw entstehen (8,4 Milliarden<br />
US-Dollar). Ein großer Teil des irakischen<br />
Fernstraßennetzes samt 500 Brücken muss<br />
ebenfalls in Stand gesetzt werden. Auch in das<br />
Schienennetz sollen hohe Investitionen fließen:<br />
Geplant sind nicht nur eine U-Bahnlinie<br />
im chronisch verkehrsüberlasteten Bagdad (3<br />
Milliarden US-Dollar), sondern auch Bahnlinien<br />
von Bagdad nach Erbil (7 Milliarden US-<br />
Dollar) und von Bagdad nach Basra (6 Milliarden<br />
US-Dollar). Die Flughäfen in Bagdad,<br />
Mosul, Kirkuk und Basra müssen modernisiert<br />
werden. In Kerbala, das jedes Jahr von mehreren<br />
Millionen schiitschen Pilgern besucht<br />
wird, ist ein komplett neuer Airport ausgeschrieben<br />
worden.<br />
Erheblicher Investitionsbedarf<br />
in der Stromversorgung<br />
Im Wohnungsbau besteht ebenfalls Investitionsbedarf.<br />
Gerade in den Großstädten Bagdad<br />
und Erbil, der Hauptstadt der quasi autonomen<br />
kurdischen Provinzen Dohuk, Erbil und<br />
Sulaymaniyah, fehlen Wohnungen. Landesweit<br />
wird der Bedarf auf 3,5 Millionen Einheiten<br />
geschätzt. Ein ähnlich großes Problem<br />
ist die Energieversorgung. Regelmäßig mus<br />
in den Städten stundenweise der Strom abgestellt<br />
werden, da die erzeugten 8800 Megawatt<br />
nicht ausreichen. In diesen Bereich, der für die<br />
Industrie sowie ausländische Investoren von<br />
enormer Bedeutung ist, sollen 5 Milliarden<br />
US-Dollar fließen. Erneuerbare Energie, vor<br />
allem Wasser- und Sonnenenergie, werden von<br />
der Regierung mit 1,6 Milliarden US-Dollar<br />
gefördert. 2012 hat der Irak laut World Factbook<br />
12,28 Milliarden kWh Strom importiert.<br />
Deutsche Technik genießt<br />
ausgezeichneten Ruf<br />
Da das Land für zahlreiche dieser Projekte<br />
ausländischer Investitionen und moderner<br />
Technik bedarf, bieten sich für deutsche<br />
Unternehmen sehr gute Chancen. Der Handel<br />
mit dem Irak hat 2011 zwar die wichtige<br />
Schwelle von einer Milliarde Euro überschritten,<br />
doch noch längst nicht das Niveau<br />
aus den 1980er Jahren erreicht. Deutsche<br />
Unternehmen genießen im Irak hohes Ansehen,<br />
deutsche Produkte gelten als qualitativ<br />
hochwertig. Schon jetzt bezieht der Irak<br />
Fahrzeuge, Maschinen, Elektronik, Konsumgüter,<br />
Chemieprodukte und Baustoffe aus<br />
Deutschland; deutsche Unternehmen renovieren<br />
im Irak Abwasserkanäle und Baudenkmäler,<br />
bauen Krankenhäuser, installieren<br />
Kraftwerke und Notstromaggregate, planen<br />
Wohnhäuser und Fabriken, statten Universitäten<br />
mit Laboren aus und liefern Landwirtschaftsmaschinen.<br />
Schulungen des irakischen<br />
Personals in Deutschland sind häufig Teil der<br />
Verträge – seien es Piloten von Iraqi Airways,<br />
Ingenieure oder Ärzte. Auch dieser Sektor<br />
birgt Potenzial.<br />
Schulungen in Deutschland sind<br />
Wachstumsmarkt<br />
Allerdings will der Markteintritt in den Irak<br />
gut vorbereitet sein. Ohne ein eigenes Büro<br />
oder einen zuverlässigen Partner vor Ort geht<br />
wenig, persönliche Kontakte sind wichtig. Die<br />
zentralisierte Bürokratie ist weiterhin ein<br />
Problem. Hier bietet der Drang der Provinzen<br />
nach mehr Autonomie – das betrifft zuallererst<br />
die ölreiche und mittlerweile recht<br />
sicher bereisbare Provinz Basra – zukünftig<br />
Chancen. Auch der irakische Botschafter in<br />
Deutschland, Dr. Hussain Mahmood Alkhateeb,<br />
empfiehlt Unternehmen, sich im Zweifelsfall<br />
direkt an die Provinzregierungen zu<br />
wenden. Die Sicherheitslage in Bagdad, in Mosul<br />
und im sunnitischen Dreieck ist dagegen<br />
weiterhin problematisch, was zu aufwendigen<br />
Sicherheitsvorkehrungen zwingt. Auch die<br />
schiitisch-sunnitischen Auseinandersetzungen<br />
innerhalb der irakischen Regierung sowie die<br />
Konflikte mit der kurdischen Autonomieregion<br />
stellen Hemmnisse dar.<br />
Persönliche Kontakte<br />
unbedingt erforderlich<br />
Die Politik unterstützt die deutsche Wirtschaft<br />
bei ihrem Engagement im Irak. Zuletzt<br />
waren Verkehrsminister Dr. Peter Ramsauer<br />
und Wirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler<br />
mit großen Wirtschaftsdelegationen vor Ort.<br />
Dabei wurde eine Vereinbarung über den Bau<br />
eines Schulungszentrums für Trockenbau in<br />
Bagdad, eine Absichtserklärung über die Verbesserung<br />
des Brandschutzes in Erbil und ein<br />
Letter of Understanding über die Sanierung<br />
des Mosuler Staudamms unterzeichnet. Mit<br />
einem Auftragsvolumen von 1,9 Milliarden<br />
Euro ist letzteres das größte deutsche Projekt<br />
im Irak.<br />
Foto: M. El-Sauaf<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong><br />
46
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After<br />
SOUQ<br />
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47<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>
Advertorial<br />
Große Nachfrage nach deutschen Produkten / Insbesondere Maschinen<br />
und Fahrzeuge gefragt / Besondere Einfuhrbestimmungen zu beachten /<br />
DIN CERTCO, ein Tochterunternehmen von TÜV Rheinland unterstützt<br />
Unternehmen jetzt auch bei Zulassungen für den Irak.<br />
IMPORTE IN DIE ARABISCHE WELT –<br />
MARKTZULASSUNGEN<br />
Die Bazare der arabischen Welt sind<br />
legendär. So manche Mythen ranken<br />
sich um diese verwunschenen Plätze.<br />
Vom Teppich über Gewürze bis<br />
hin zu schillernden Stoffen – es gibt<br />
nichts, was der Käufer dort nicht erwerben<br />
kann. Die Kaufkraft und die<br />
Wirtschaft in Saudi Arabien, Kuwait<br />
und Irak wachsen seit Jahren konstant.<br />
Mittlerweile gehören die arabischen<br />
Staaten zu der Ländergruppe,<br />
deren Wirtschaft weltweit am stärksten<br />
wächst. Deren Zukunftsprognosen<br />
werden von Experten als sehr positiv<br />
bewertet. Ein Ende des Wachstums ist<br />
momentan nicht abzusehen. So stieg<br />
nach Angaben des Internationalen<br />
Währungsfonds das Bruttoinlandsprodukt<br />
Iraks 2011 von 81,1 Milliarden<br />
USD auf 115,4 Milliarden USD.<br />
Dies entspricht einem Wachstum von<br />
9,9 Prozent. Die Schätzungen für 2012<br />
und <strong>2013</strong> prognostizieren eine weitere<br />
Steigerung „In Zeiten, in denen die<br />
westlichen Länder noch stark mit der<br />
Finanzkrise und deren wirtschaftlichen<br />
Folgen zu kämpfen haben, wecken<br />
solch strotzende Wirtschaftszahlen<br />
das Interesse ausländischer<br />
Unternehmen.“, berichtet Norbert<br />
Müller, Experte für Internationale Zulassungen<br />
und Einfuhrbestimmungen<br />
bei DIN CERTCO. „Die arabische Welt<br />
entwickelt sich mehr und mehr zu einem<br />
attraktiven Absatzmarkt.“<br />
Import als Chance für ausländische<br />
Unternehmen<br />
Saudi Arabien, Kuwait und Irak besitzen<br />
neben einem starken Export<br />
von Rohölprodukten auch eine stets<br />
wachsende Nachfrage nach ausländischen<br />
Produkten. So importierte Saudi<br />
Arabien 2012 Waren im Wert von<br />
106 Milliarden USD aus dem Ausland.<br />
Nach USA und China belegte Deutschland<br />
den dritten Platz der weltweiten<br />
Lieferanten. Im gleichen Jahr importierte<br />
Kuwait Produkte mit einem Warenwert<br />
von 86,7 Milliarden USD aus<br />
dem Ausland. Ein besonderes Augenmerk<br />
gilt hier der Lebensmittelversorgung,<br />
da das Land beinahe vollständig<br />
auf Importwaren angewiesen ist. Im<br />
Irak betrug der Import 2011 geschätzte<br />
53,9 Milliarden USD. Die Absatzchancen<br />
für Unternehmen aus dem Ausland<br />
sind in allen Ländern immens.<br />
„Maschinenbau-Erzeugnisse, Fahrzeuge,<br />
Industriegüter sowie Waren des<br />
täglichen Bedarfs und Lebensmittel<br />
werden dort besonders stark nachgefragt.<br />
Speziell für Produkte „Made in<br />
Germany“ gibt es einen stark wachsenden<br />
Absatzmarkt.“ Doch beim Handel<br />
mit arabischen Ländern gibt es einige<br />
Besonderheiten zu beachten. Oftmals
scheitern Importversuche schon an<br />
den Grenzkontrollen. „Importwaren<br />
unterliegen in der arabischen Welt<br />
bestimmten Regulierungen und benötigen<br />
eine entsprechende Zulassung.“,<br />
berichtet der Experte von DIN CERT-<br />
CO. „Halten sich ausländische Unternehmen<br />
nicht an diese Spielregeln, gelangen<br />
ihre Produkte erst gar nicht in<br />
die jeweiligen Länder“.<br />
Einfuhrbestimmungen Saudi Arabien<br />
Eine Vielzahl von Warenlieferungen,<br />
die von Deutschland nach Saudi-Arabien<br />
exportiert werden, benötigen eine<br />
Konformitätsbescheinigung (Certificate<br />
of Conformity). Die Hersteller<br />
müssen nachweisen, dass deren Produkte<br />
mit den Vorschriften Saudi Arabiens<br />
übereinstimmen. Die Konformitätsbescheinigung<br />
(CoC) muss den<br />
Zollbehörden bei der Einfuhr in Saudi-<br />
Arabien vorgelegt werden. Ohne gültiges<br />
Zertifikat darf das Produkt nicht<br />
nach Saudi Arabien eingeführt werden.<br />
„Produkte, die nach Saudi Arabien<br />
exportiert werden, müssen nicht<br />
nur den Anforderungen ihrer physischen<br />
Beschaffenheit entsprechen<br />
sondern werden auch hinsichtlich der<br />
Einhaltung kultureller Gegebenheiten<br />
Saudi Arabiens überprüft. Diese<br />
unterscheiden sich zum Teil stark von<br />
westlichen Standards“, erklärt Norbert<br />
Müller von DIN CERTCO. „Die Prüfung<br />
beschränkt sich nicht nur auf die<br />
Produktsicherheit - auch die ethische<br />
und religiöse Unbedenklichkeit der<br />
Produkte werden überprüft.“<br />
Einfuhrbestimmungen nach Kuwait<br />
Seit Juni 2006 ist das ‘Kuwait Conformity<br />
Assurance Scheme’ (KUCAS) in<br />
Kuwait in Kraft, welches den Import<br />
in das Emirat Kuwait regelt. Um Warenlieferungen,<br />
problemlos in Kuwait<br />
einführen zu können, muss vor deren<br />
Verschiffung von einer autorisierten<br />
Zertifizierungsstelle ein sogenannter‚<br />
Technical Inspection Report‘ (TIR)<br />
ausgestellt werden. Produkte ohne diesen<br />
Nachweis werden vor Ort durch die<br />
Public Authority for Industry getestet.<br />
So wird sichergestellt, dass neben der<br />
Produktsicherheit das Produkt den<br />
landestypischen Anforderungen entspricht<br />
wie beispielsweise die Kennzeichnung<br />
in arabischer Sprache oder<br />
die Einhaltung religiöser Gesichtspunkte.<br />
„Auf den Produkten oder deren<br />
Verpackung dürfen beispielsweise<br />
keine die Religion diskreditierenden<br />
Abbildungen von Frauen zu sehen<br />
sein.“, erklärt der DIN CERTCO-Experte.<br />
„Dieses würde gegen islamische<br />
Vorschriften verstoßen. Produkte, die<br />
nicht in klimatisierten Innenräumen<br />
genutzt werden, müssen für die klimatischen<br />
Bedingungen in Kuwait geeignet<br />
sein. Immerhin sind diese tropisch<br />
und die Temperaturen können über<br />
45°C ansteigen.“<br />
Einfuhrbestimmungen in den Irak<br />
Auch im Irak unterliegen Importe speziellen<br />
Einfuhrbestimmungen und benötigen<br />
eine internationale Zulassung.<br />
„Seit 2011 müssen Importeure ein<br />
Certificate of Conformity – eine sogenannte<br />
Konformitätsbescheinigung<br />
vorlegen.“, berichtet Norbert Müller<br />
von DIN CERTCO. „Damit wird<br />
nachgewiesen, dass das Produkt den<br />
geltenden Kriterien entspricht“. Die<br />
Einfuhrbestimmungen werden vom<br />
Central Organization for Standardization<br />
for Quality and Conformity of<br />
Iraq (COSQC) festgelegt, um die Einfuhr<br />
qualitativ minderwertiger Produkte<br />
zu unterbinden. Das Programm<br />
für Wareneinfuhren in den Irak ICIGI<br />
(Pre-Importation Inspection, Testing<br />
& Certification Program of Goods to<br />
Iraq) legt seinen Schwerpunkt sowohl<br />
auf nationale irakische Standards als<br />
auch auf internationale Vorgaben. Unter<br />
die Bestimmungen fallen insgesamt<br />
12 Produktkategorien wie beispielsweise<br />
Spielwaren oder Haushaltsgeräte<br />
– nachzulesen auf www.dincertco.de.<br />
Unterstützung durch DIN CERTCO<br />
DIN CERTCO ist die Zertifizierungsstelle<br />
des DIN Deutsches Institut für<br />
Normung e. V und des TÜV Rheinland<br />
und bietet Zertifizierungsdienstleistungen<br />
im Rahmen der Vergabe<br />
der DIN-Prüfzeichen für Produkte,<br />
Dienstleistungen, Personen und Fachbetriebe<br />
an. Seit Mitte Oktober 2008<br />
ist DIN CERTCO als Zertifizierungsstelle<br />
in Deutschland benannt, um<br />
Konformitätsbescheinigungen für<br />
Saudi-Arabien auszustellen. Im gleichen<br />
Jahr erlangte DIN CERTCO auch<br />
die Zulassung für Kuwait und unterstützt<br />
seitdem erfolgreich Unternehmen,<br />
die Produkte nach Kuwait exportieren<br />
möchten. Seit Januar <strong>2013</strong> bietet<br />
DIN CERTCO nun auch Unterstützung<br />
bei der Einfuhr von Produkten in<br />
den Irak. „Durch unsere langjährigen<br />
Tätigkeiten im Bereich Internationale<br />
Zulassungen kennen wir die Einfuhrbestimmungen<br />
der einzelnen Länder<br />
genau und können unseren Kunden<br />
präzise und schnell helfen.“, schließt<br />
Norbert Müller von DIN CERTCO.<br />
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warenaustausch<br />
SOUQ<br />
Der deutsch-arabische Warenaustausch weiter auf<br />
Wachstumskurs im ersten Quartal <strong>2013</strong><br />
Der Warenaustausch zwischen<br />
Deutschland und den arabischen Ländern<br />
befand sich im ersten Quartal<br />
<strong>2013</strong> weiter auf Wachstumskurs. Während<br />
die deutschen Exporte in die arabische<br />
Welt im Vergleich zum ersten<br />
Quartal 2012 um 5,23 Prozent zulegten,<br />
wuchsen die Importe aus der Region<br />
um 6,56 Prozent. Im gesamten<br />
Jahr 2012 waren die deutschen Exporte<br />
in die arabische Welt um 16,64 Prozent<br />
und die deutschen Importe um<br />
22,23 Prozent gestiegen. Damit hat<br />
sich der positive Trend von 2012 auch<br />
im ersten Quartal <strong>2013</strong> fortgesetzt.<br />
Für das Plus bei den deutschen Exporten<br />
ist in erster Linie das Geschäft mit<br />
den traditionell wichtigsten arabischen<br />
Handelspartnern verantwortlich. So<br />
wuchsen die Ausfuhren nach Saudi-<br />
Arabien um 13,74 Prozent auf 2.345,5<br />
Mio. Euro. Saudi-Arabien war damit das<br />
bedeutendste arabische Empfängerland<br />
für deutsche Waren. Die Exporte in die<br />
Vereinigten Arabischen Emirate (VAE),<br />
das an zweiter Stelle im Ranking steht,<br />
beliefen sich auf 1.637,1 Mio Euro.<br />
Drittwichtigster Empfänger deutscher<br />
Waren in der arabischen Welt ist Ägypten<br />
(Plus 1,35 Prozent auf 647,8 Mio.<br />
Euro). Es folgen Algerien (Plus 6,6 Prozent<br />
auf 453,8 Mio. Euro) und Marokko<br />
(Plus 15,64 Prozent auf 414 Mio. Euro).<br />
Weiter auf Wachstumskurs sind auch<br />
die Ausfuhren in den Irak (Plus 30,84<br />
Prozent auf 396,6 Mio. Euro).<br />
Bei den deutschen Importen dominieren<br />
traditionell die Öllieferungen. Libyen<br />
bleibt daher das bedeutendste Lieferland<br />
(Plus 51,21 Prozent auf 1631,6<br />
Mio. Euro). Es folgt Algerien mit 462,7<br />
Mio. Euro. Die weitere Reihenfolge im<br />
Ranking der Lieferländer: Ägypten, Tunesien,<br />
Saudi-Arabien und Marokko.<br />
Deutsch-Arabischer Warenaustausch 1. Quartal <strong>2013</strong><br />
Einfuhr in Mio. Euro<br />
Ausfuhr in Mio. Euro<br />
Jan.-März <strong>2013</strong> Jan.-März 2012 +/- (%) Jan.-März <strong>2013</strong> Jan.-März 2012 +/- (%)<br />
Ägypten<br />
424<br />
513,5<br />
-17,43<br />
647,8<br />
639,2<br />
1,35<br />
Algerien<br />
462,7<br />
438,7<br />
5,47<br />
453,8<br />
425,7<br />
6,60<br />
Bahrain<br />
10,5<br />
9,5<br />
10,53<br />
91,9<br />
91,3<br />
0,66<br />
Dschibuti<br />
0,001<br />
0,001<br />
0,00<br />
3,2<br />
1,7<br />
88,24<br />
Irak<br />
41,5<br />
88,3<br />
-53,00<br />
396,6<br />
303,1<br />
30,85<br />
Jemen<br />
1,7<br />
0,9<br />
88,89<br />
33,6<br />
26,6<br />
26,32<br />
Jordanien<br />
4,1<br />
3,7<br />
10,81<br />
172,5<br />
214,6<br />
-19,62<br />
Katar<br />
71,7<br />
145,1<br />
-50,59<br />
301,8<br />
249,3<br />
21,06<br />
Komoren<br />
0,6<br />
0,9<br />
-33,33<br />
0,37<br />
0,6<br />
-38,33<br />
Kuwait<br />
37,9<br />
15,1<br />
150,99<br />
342<br />
311,5<br />
9,79<br />
Libanon<br />
9,6<br />
12,3<br />
-21,95<br />
202,3<br />
215,1<br />
-5,95<br />
Libyen<br />
1631,6<br />
1079<br />
51,21<br />
310,3<br />
149,7<br />
107,28<br />
Marokko<br />
234,7<br />
227,2<br />
3,30<br />
414<br />
358<br />
15,64<br />
Mauretanien<br />
42<br />
44,7<br />
-6,04<br />
16,6<br />
48,3<br />
-65,63<br />
Oman<br />
11,2<br />
11<br />
1,82<br />
220,5<br />
122,5<br />
80,00<br />
Palästina<br />
0,1<br />
0,1<br />
0,00<br />
13<br />
9,4<br />
38,30<br />
Saudi-Arabien<br />
277<br />
397,8<br />
-30,37<br />
2345,5<br />
2062,1<br />
13,74<br />
Somalia<br />
0,089<br />
0,1<br />
-11,00<br />
0,8<br />
0,2<br />
300,00<br />
Sudan<br />
3,6<br />
3<br />
20,00<br />
49,4<br />
47,1<br />
4,88<br />
Syrien<br />
6,5<br />
21,2<br />
-69,34<br />
16,4<br />
76,6<br />
-78,59<br />
Tunesien<br />
363,6<br />
384,1<br />
-5,34<br />
358,5<br />
321,9<br />
11,37<br />
VAE<br />
185<br />
188,9<br />
-2,06<br />
1637,1<br />
1954,2<br />
-16,23<br />
Zusammen<br />
3820,8<br />
3585,7<br />
6,56<br />
8028,9<br />
7630<br />
5,23<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden<br />
51<br />
SOUQ / 2/<strong>2013</strong>