Phys. Dirk Burghardt
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64 Kapitel 5. Praktische Anwendungen<br />
Um die Verdrängung der Objekte entsprechend ihrer Bedeutung steuern zu können, erhält jedes<br />
Objekt ein Attribut ”<br />
Priorität“ P ɛ [0, 9]. Damit wird die Beweglichkeit der Objekte in der<br />
Karte festgelegt. Objekte hoher Bedeutung sollten nur bedingt in ihrer Lage verändert werden<br />
und besitzen daher geringe Verdrängungspriorität. Im Extremfall P = 0 kann eine Verdrängung<br />
auch unterbunden werden.<br />
Bei der praktischen Umsetzung wird die iterative Bearbeitung der Kartenobjekte ausgenutzt.<br />
Wie im Abschnitt 3.3.1 und 3.3.4 erläutert, werden Objekte jeweils nur um kleine Beträge verdrängt.<br />
Vor jedem Iterationsschritt wird jetzt anhand der Priorität P entschieden, ob das Objekt<br />
verdrängt werden muß. Die Priorität interpretiert man dazu als Häufigkeit einer möglichen Verdrängung.<br />
Nach dem Ziehen einer Zufallszahl z aus dem Prioritätsintervall [P min , P max ] = [0, 9]<br />
wird verglichen, ob diese kleiner ist als die Verdrängungspriorität P des aktuellen Objektes.<br />
Besitzt ein Objekt die Priorität P = 0, so kann die Zufallszahl nie kleiner sein und das Objekt<br />
ändert weder seine Position noch seine Form. Die Bewichtung der Kartenobjekte kann den<br />
Anwendungen beliebig angepaßt werden.<br />
Formparameter: Die innere Energie besteht aus zwei Termen mit den Gewichten α und β<br />
(siehe Abschnitt 3.2.2). Diese bewichten veränderte Stützstellenabstände bzw. Abweichungen<br />
der Linienkrümmung im Laufe der Verdrängung. In einfachen Fällen erfolgt die Steuerung für<br />
alle Linienobjekte mit den gleichen Parametern. Größere Gewichte sorgen dabei für Linien mit<br />
starker innerer Bindung.<br />
Außerdem kann man die Parameter für Linien verschiedener Bedeutung individuell festlegen. Dadurch<br />
würden die Gewichte des inneren Potentials ebenfalls zu semantischen Steuerparametern.<br />
Des weiteren können die Parameter während der Iteration geändert werden, um z.B. die Bewegungsfreiheit<br />
schrittweise zu verringern. Schließlich ist es möglich, das Krümmungsverhalten<br />
von Objektteilen einer Linie zu beeinflussen, indem die Parameter nicht als Konstante, sondern<br />
als Funktionen der Bogenlänge α = α(s) bzw. β = β(s) verwendet werden. In den praktischen<br />
Anwendungen wurde bisher mit konstanten, objektunabhängigen Formparametern gearbeitet.<br />
5.2.3 Ergebnisse und Beispiele<br />
Linienverdrängung: In Abbildung 5.2-3 ist die Linienverdrängung für einen Kartenausschnitt<br />
im Maßstab 1:25 000 dargestellt. Die Rechenzeit beträgt auf einer IBM Workstation, RISC-6000,<br />
Modell 43P/140, 200 MHz, etwa 30 sec. - Die Bearbeitung erfolgt im Batch-Betrieb.<br />
Problematisch ist die Abhängigkeit des Algorithmus vom Strukturierungsgrad der Daten. So<br />
wird erwartet, daß Anfangs- bzw. Endpunkte von Linienobjekten an Kreuzungen oder Einmündungen<br />
liegen, da bei Verwendung des Variationsverfahrens die Verschiebung der Randwerte Null<br />
ist (siehe Abschnitt 3.2.3). Erfolgte die Linienbildung nicht ausschließlich unter geometrisch -<br />
topologischen Gesichtspunkten, sondern auch unter Berücksichtigung inhaltlicher Aspekte (z.B.<br />
Änderung des Strassennamens), sollte zunächst eine Vorverarbeitung mit geeigneter Objektbildung<br />
durchgeführt werden. Im Beispiel 5.2-3 ist die Verdrängung ohne Vorverarbeitung dargestellt.<br />
Die Verdrängung von sich kreuzenden Linien durch dritte Objekte wäre möglich, solange die<br />
Kreuzung nicht gleichzeitig einen Randpunkt der Linien darstellt. Eine gegenseitige Verdrängung<br />
von Linien im Kreuzungsbereich ist ausgeschlossen (siehe Abschnitt 5.1.4). Für Einmündungen<br />
ist eine Verdrängung durch dritte Objekte nicht umsetzbar, da zumindest ein fester Anfangspunkt<br />
vorliegt. Um auch hier eine Verdrängung zu ermöglichen, müßte eine Erweiterung des<br />
Algorithmus für verkettete Snakes erfolgen (Fua, 1996).